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Der Mobilfunkmarkt in Deutschland

Entwicklungsdynamik und Auswirkungen auf das deutsche Wirtschaftswachstum

©2007 Diplomarbeit 117 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„Seit der Entwicklung von Computer- und Netzwerktechnologien prägen zunehmend technologische Innovationen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Aktuell beherrscht das Thema mobile Kommunikation und seine Visionen des mobilen Internets und der mobilen Informations- und Geschäftsprozesse die Diskussionen über zukünftige Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft.“ Die Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien hat zu einem Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen. Einen Bereich dieser Technologien stellt die mobile Telekommunikation dar. Im Laufe der letzten Jahre wurden kontinuierlich neue und breitbandige Techniken entwickelt, welche die mobile Datenübertragung erheblich schneller machten und somit eine weitaus vielfältigere Nutzung ermöglichen. Insbesondere die zukunftsweisende Technologie des mobilen Internet, verbunden mit expansiven Penetrationsraten, stellt ein enormes Wachstumspotenzial für die Mobilfunkmärkte dar.
Die zunehmende Konvergenz der Märkte, die Flexibilisierung von Informationsbeschaffung und Kommunikationsprozessen sowie die uneingeschränkte Nutzbarkeit digitaler Informationen verändern die Wirtschaft dabei nachhaltig. Die Gesellschaft entwickelt sich hin zu einer Wissensgesellschaft, wobei der Informations- und Kommunikationssektor und insbesondere der Bereich Mobilkommunikation großen Einfluss auf die zukünftige Entwicklungsdynamik der Informationsgesellschaft haben. Je mehr Informationen ausgetauscht und bereitgestellt werden müssen, desto stärker rückt das gesamte Segment der Kommunikation in den Vordergrund. Informationen müssen zeitnah, am besten „real-time” bereitgestellt werden und von jedem Ort aus abrufbar sein. Diese zunehmende Mobilität und Flexibilität führt zu einer steigenden Bedeutung der Mobilfunkmärkte und damit verbunden zu einem starken Einfluss auf Wertschöpfungsprozesse der auf dem Markt agierenden Unternehmen sowie auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Durch den Einsatz mobiler Kommunikationssysteme lassen sich über hohe Innovationsdynamik und Diffusionsprozesse des Wissens produktivitäts- und wachstumssteigernde Effekte realisieren. Diese können nicht nur innerhalb der Mobilfunkmärkte wirken, sondern auch andere Sektoren über Externalitäten positiv beeinflussen.
Das Ziel dieser Diplomarbeit besteht darin, Mobilfunkmärkte detailliert in ihrem Aufbau und ihren Eigenschaften zu charakterisieren und ihre Entwicklungsdynamik […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Gabi Sammut
Expansion der Mobilfunkmärkte und Wirtschaftswachstum in Deutschland
ISBN: 978-3-8366-0416-1
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ... 1
2. Bestandsaufnahme des Mobilfunkmarktes... 3
2.1. Definition von mobiler Telekommunikation... 3
2.2. Einordnung des Mobilfunkmarktes in die IKT-Branche... 3
2.3. Nutzungsmöglichkeiten mobiler Geräte ­ M-Business ... 6
2.4. Verbreitung von Handsets und Mobilfunkpenetration in Deutschland... 9
2.5. Betrachtung der Entgelte des Telekommunikationsmarktes... 10
2.5.1. Preisentwicklung ... 10
2.5.2. Tarife ohne Vertragsbindung ­ Prepaid und Discountanbieter... 11
2.5.3. Tarife mit Vertragsbindung und Flatrate Angebote ... 12
2.5.4 Terminierungsentgelte... 13
2.5.5 Roamingentgelte... 14
2.6. Telekommunikationsunternehmen und deren Umsätze und Marktanteile... 15
3. Ordnungspolitische und technologische Rahmenbedingungen ... 17
3.1. Regulierung der Telekommunikation... 17
3.1.1. Grundlagen der Regulierung ... 17
3.1.2. Konsequenzen für deutsche Mobilfunkbetreiber ... 19
3.1.3. Internationaler Vergleich der Regulierung der Mobilfunknetze ... 20
3.1.4. Roamingentgelte auf EU-Ebene... 20
3.2. Technologische Aspekte und Infrastruktur des Mobilfunks ... 22
3.2.1. GSM/GPRS ... 23
3.2.2. UMTS... 24
3.2.3. HSDPA... 25
3.2.4. WLAN... 26
3.2.5. WIMAX ... 27
4. Entwicklungsdynamik des mobilen Telekommunikationssektors... 28
4.1. Wertschöpfungsprozesse deutscher Mobilfunkanbieter... 28
4.2. Wettbewerbsbetrachtung auf dem deutschen Markt ... 30
4.3. Penetration und Verkehrsvolumen im deutschen Mobilfunkmarkt ... 32
4.4. Das Handset als wichtiger Treiber für innovative mobile Dienste ... 35
4.5. Entwicklungsdynamik mobiler Dienste und Anwendungen... 36
4.6. Konvergenzbetrachtung des mobilen Telekommunikationsmarktes ... 39
4.6.1. Konvergenz der Branchen... 40
4.6.2. Konvergenz der Wertschöpfungsketten ... 41
4.6.3. Konvergenz der mobilen Dienste und Anwendungen... 42
4.6.4. Wirtschaftliche Bedeutung der Konvergenz ... 42
4.6.5. Grenzen der Konvergenz... 43
4.7. Mobilfunk Deutschlands im internationalen Kontext ... 44
5. Wachstumstheoretische Aspekte der Expansion von Mobilfunkunternehmen ... 50
5.1. Basiskonzepte der Wachstumstheorie... 51

II
5.1.1. Neoklassische Theorie ­ Das Solow-Modell ... 51
5.1.2. Neue Wachstumstheorie... 53
5.1.3. Evolutionstheorien ... 56
5.2. Die Theorie der langen Wellen ... 57
5.3. Netzwerkeffekte in der Telekommunikationsbranche ... 59
5.4. Innovationsdynamik und technischer Fortschritt ... 62
5.5. Growth Accounting Ansatz... 67
5.6. Verbindung von Wirtschaftswachstum und Mobilkommunikation ... 70
5.7. Einfluss des Wachstums auf die Expansion der Mobilfunkbranche ... 76
6. Ausblick... 80
6.1. Entwicklung der IKT - Märkte und wirtschaftspolitische Implikationen ... 80
6.2. Zukunftsaussichten der deutschen Mobilfunkbranche... 82
6.2.1. Entwicklungen auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ... 82
6.2.2. Wachstumsprognosen und Expansionschancen für Mobilfunkunternehmen ... 84
6.2.3. Mobile Datendienste und Mobile Content ... 87
6.2.4. Mobile Equipment... 88
6.2.5. Herausforderungen für die Mobilfunkmärkte ... 89
7. Fazit ... 92
Literaturverzeichnis... 95
Anhang ... 105

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung weltweiter Informationsinfrastrukturen... 4
Abbildung 2: Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland 2006 ... 5
Abbildung 3: Anwendungen im B2C M-Business... 7
Abbildung 4: Anwendungen im B2B M-Business... 8
Abbildung 5: Preisentwicklung der Mobilfunkminuten in Deutschland (in %) ... 10
Abbildung 6: Prepaid-Anteil der Mobilfunkkunden 1998 - 2004... 11
Abbildung 7: Terminierungsentgelte für Gespräche ins Mobilfunknetz 2004 ... 14
Abbildung 8: Maximale Übertragungsgeschwindigkeiten mobiler Technologien ... 23
Abbildung 9: WLAN-Hotspots in Europa ... 26
Abbildung 10: Mobilfunkumsätze in Deutschland (in Mrd. Euro)... 28
Abbildung 11: Teilnehmerzahl und Penetration des Mobilfunks in Deutschland ... 33
Abbildung 12: Verbindungsminuten des Mobilfunks pro Tag (in Mio. Min.) ... 34
Abbildung 13: Non-Voice-Anteil an den Mobilfunkumsätzen in Deutschland... 34
Abbildung 14: Durchsetzungsfähige Anwendungen im M-Business ... 37
Abbildung 15: Konvergenz der Dienste, Netze und Endgeräte ... 40
Abbildung 16: Wachstum von IKT-Markt und BIP in Deutschland ... 43
Abbildung 17: Mobilfunkanschlüsse 2005 (in % der Bevölkerung)... 45
Abbildung 18: Preis pro Minute und Minutenaufkommen in Westeuropa (in /min)... 46
Abbildung 19: Struktur ausgewählter Mobilfunkmärkte Westeuropas 2005... 47
Abbildung 20: Die Kondratieff-Zyklen... 57
Abbildung 21: Netzwerkeffekte in der Telekommunikation ... 59
Abbildung 22: S-Kurve einer Innovation... 65
Abbildung 23: Nutzer der 3G - Technologie weltweit (in Mio.) ... 83
Abbildung 24: Anteil Mobilfunk am Telekommunikationsumsatz weltweit (in Mrd.)... 85

V
Abkürzungsverzeichnis
2G
Second Generation of Mobile Communications Technology
2SM
Two Sided Markets
3G
Third Generation of Mobile Communications Technology
ADSL
Asymmetric Digital Subscriber Line
ARPU
Average Revenue Per User
B2B
Business to Business
B2C
Business to Consumer
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BITKOM
Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation und
Neue Medien
BNetzA
Bundesnetzagentur
CRM
Customer Relationship Management
DSL
Digital Subscriber Line
DVB-H
Digital Video Broadcasting ­ Handheld
E-Business
Electronic
Business
E-Commerce
Electronic Commerce
EDGE
Enhanced Data Rates for GSM Evolution
EIIW
Europäisches Institut für internationale Wirtschaftsbeziehungen
EU
Europäische
Union
FuE
Forschung und Entwicklung
GByte
Gigabyte
GPRS
General Packet Radio Service
GPS
Global Positioning System
GPT
General Purpose Technology
GSM
Global System for Mobile Communication
HSDPA
High Speed Downlink Packet Access
HSUPA
High Speed Uplink Packet Access
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologie
ISDN
Integrated Services Digital Network
IT Informationstechnologie
LBS
Location Based Services
Mbit
Megabit

VI
M-Business
Mobile
Business
M-Commerce
Mobile Commerce
MMS
Multimedia Messaging Services
MP3
Moving Pictures Experts Group -1 Audio Layer 3 (Dateiformat)
MSP
Mobile Service Provider
MVNO
Mobile Virtual Network Operator
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
PC
Personal Computer
PDA
Personal Digital Assistant
SCM
Supply Chain Management
SIM
Subscriber Identity Module
SMS
Short Messaging Service
TKG
Telekommunikationsgesetz
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
WIK
Wissenschaftliches Institut für Kommunikationsdienste
WIMAX
Worldwide Interoperability for Microwave Access
WLAN
Wireless Local Area Network
WWW
World Wide Web

1
1. Einleitung
,,Seit der Entwicklung von Computer- und Netzwerktechnologien prägen zunehmend techno-
logische Innovationen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Aktuell beherrscht das
Thema mobile Kommunikation und seine Visionen des mobilen Internets und der mobilen
Informations- und Geschäftsprozesse die Diskussionen über zukünftige Veränderungen in
Wirtschaft und Gesellschaft."
1
Die Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien hat zu einem
Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen. Einen Bereich dieser Technolo-
gien stellt die mobile Telekommunikation dar. Im Laufe der letzten Jahre wurden kontinuier-
lich neue und breitbandige Techniken entwickelt, welche die mobile Datenübertragung erheb-
lich schneller machten und somit eine weitaus vielfältigere Nutzung ermöglichen. Insbeson-
dere die zukunftsweisende Technologie des mobilen Internet, verbunden mit expansiven Pe-
netrationsraten, stellt ein enormes Wachstumspotenzial für die Mobilfunkmärkte dar. Die zu-
nehmende Konvergenz der Märkte, die Flexibilisierung von Informationsbeschaffung und
Kommunikationsprozessen sowie die uneingeschränkte Nutzbarkeit digitaler Informationen
verändern die Wirtschaft dabei nachhaltig.
Die Gesellschaft entwickelt sich hin zu einer Wissensgesellschaft, wobei der Informations-
und Kommunikationssektor und insbesondere der Bereich Mobilkommunikation großen Ein-
fluss auf die zukünftige Entwicklungsdynamik der Informationsgesellschaft haben. Je mehr
Informationen ausgetauscht und bereitgestellt werden müssen, desto stärker rückt das gesamte
Segment der Kommunikation in den Vordergrund. Informationen müssen zeitnah, am besten
,,real-time" bereitgestellt werden und von jedem Ort aus abrufbar sein. Diese zunehmende
Mobilität und Flexibilität führt zu einer steigenden Bedeutung der Mobilfunkmärkte und da-
mit verbunden zu einem starken Einfluss auf Wertschöpfungsprozesse der auf dem Markt
agierenden Unternehmen sowie auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Durch den Ein-
satz mobiler Kommunikationssysteme lassen sich über hohe Innovationsdynamik und Diffu-
sionsprozesse des Wissens produktivitäts- und wachstumssteigernde Effekte realisieren. Diese
können nicht nur innerhalb der Mobilfunkmärkte wirken, sondern auch andere Sektoren über
Externalitäten positiv beeinflussen.
Das Ziel dieser Diplomarbeit besteht darin, Mobilfunkmärkte detailliert in ihrem Aufbau und
ihren Eigenschaften zu charakterisieren und ihre Entwicklungsdynamik zu analysieren. Dar-
auf aufbauend wird ein Zusammenhang zwischen der Dynamik dieser Märkte und dem Wirt-
schaftswachstum in Deutschland hergestellt werden. Dabei werden Korrelationen aufgezeigt,
1
Vgl. Reichwald (2002), S. 5

2
welche strategische Maßnahmen seitens der Mobilfunkunternehmen und der Wirtschaftspoli-
tik Deutschlands implizieren können.
Zur Durchführung dieser Analyse wird zunächst eine Charakterisierung des Mobilfunk-
marktes durchgeführt und dessen aktuelle Situation in Deutschland geschildert. Dabei werden
wichtige quantitative Kennzahlen sowie Nutzungsmöglichkeiten mobiler Geräte beleuchtet.
Folgend werden die ordnungspolitischen und technologischen Rahmenbedingungen der Bran-
che genau definiert und erläutert. Dabei werden gesetzliche wie auch technologische Grund-
lagen dargestellt. Im Anschluss daran wird die Entwicklungsdynamik des mobilen Telekom-
munikationssektors analysiert. Dazu werden die Expansion des Gesamtmarktes im nationalen
und internationalen Kontext sowie die Bedeutung einer zunehmenden Konvergenz der Me-
dien untersucht. Schließlich werden diese Erkenntnisse zusammengeführt, um im folgenden
Kapitel auf die Wachstumseffekte in dem betrachteten Markt zu schließen. Nach einer kurzen
Einführung in die Wachstumstheorie werden mögliche wachstumsstimulierende direkte und
indirekte Effekte sowie die Innovationsdynamik in Verbindung mit der hohen Rate des tech-
nischen Fortschritts im Mobilfunk betrachtet. Die theoretische Berechnung der Wachstums-
raten des Mobilfunks sowie dessen Anteil am gesamtwirtschaftlichen Wachstum werden
analysiert, um darauf aufbauend verschiedene Ansatzpunkte über die Zusammenhänge zwi-
schen Wachstum und der Expansion der Mobilfunkmärkte in Deutschland zu diskutieren. Im
letzten Kapitel wird schließlich ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen der
Mobilfunkmärkte erstellt. Dabei werden potenzielle Entwicklungen auf Unternehmensebene
wie auf Produktebene betrachtet. Abschließend werden mögliche Wachstumsfelder und Ex-
pansionschancen der Mobilfunkbranche diskutiert, wobei mögliche Implikationen und zu-
künftige Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik aufgezeigt werden.

3
2. Bestandsaufnahme des Mobilfunkmarktes
2.1. Definition von mobiler Telekommunikation
Die mobile Telekommunikation wird in dieser Arbeit verstanden als sämtliche Art von Kom-
munikation über Mobilfunknetze, die über nicht-stationäre Endgeräte erfolgt, beispielsweise
über Handsets
2
, PDAs
3
, Smartphones
4
oder Notebook-Netzwerkkarten
5
. Dabei werden alle
zum heutigen Zeitpunkt verwendeten Datenübertragungstechnologien wie GPRS, UMTS und
HSDPA (vgl. Kapitel 3.2.) berücksichtigt. Im engeren Sinne bezeichnet der Mobilfunk ledig-
lich die übertragungstechnische Seite der Mobilkommunikation. Um den Analyseprozess in
dieser Arbeit zu vereinfachen, werden im Folgenden Mobile Telekommunikation und Mobil-
funk synonym verwendet.
Unter den Begriff der mobilen Telekommunikation fallen neben Sprachdiensten, wie das her-
kömmliche Telefonieren über Mobiltelefone, auch Datenübertragungstechnologien. Diese
ermöglichen Anwendungen wie Videotelefonie, Mobile TV sowie mobilen Zugriff auf das
Internet. Bei der mobilen Internetverbindung ist zu beachten, dass sich insbesondere UMTS-
Tarife (vgl. Kapitel 2.5.) hauptsächlich an Nutzer richten, welche mit ihrem Notebook eine
Internetverbindung über eine Datenkarte aufbauen. Über Handsets können nur spezielle mo-
bile Portale abgerufen werden bzw. Internetseiten des World Wide Web (www), welche spe-
ziell aufbereitet sind.
2.2. Einordnung des Mobilfunkmarktes in die IKT-Branche
Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) entwickelt sich durch eine hohe
Innovationsdynamik und hohe Investitionsraten äußerst schnell. Da der Mobilfunksektor ei-
nen Teil der IKT-Branche darstellt, ist es erforderlich diese zunächst in den Zusammenhang
der IKT einzuordnen. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Informationsinfrastrukturen
weltweit. Die Verbreitung der Mobiltelefone sticht eindeutig aus dieser Übersicht heraus. Im
Jahr 2006 wurde erstmals die 2-Milliarden Grenze überschritten, das heißt, dass mithin jeder
dritte Mensch weltweit mobil erreichbar ist.
6
Demnach sind mobile Technologien ein wesent-
licher Teil der Informationstechnologie. Es ist jedoch zu beachten ist, dass in vielen Nationen
wie auch in Deutschland der Trend zu einem Zweithandy vorliegt, weshalb Verzerrungen bei
diesen statistischen Daten auftreten können.
2
Der Begriff wird im Folgenden synonym für ,,Handy" verwendet. Dabei kann ,,Handset" als internationale
Bezeichnung angesehen werden, da der Begriff ,,Handy" nur in einigen Ländern gebräuchlich ist.
3
Personal Digital Assistant. Dieses ist ein Gerät zur Datenerfassung und -verwaltung.
4
Smartphones stellen eine Mischung aus einem Handy und einem Organizer dar.
5
Z. B. UMTS- oder WLAN-Karte.
6
Vgl. TNS Infratest (2006), S. 28

4
Abbildung 1: Entwicklung weltweiter Informationsinfrastrukturen
Quelle: BITKOM (2006a)
Der Mobilfunksektor grenzt sich vor allem durch eine sehr große Anzahl innovativer Tech-
nologien und Anwendungen von nicht-mobilen Technologien ab. Dabei hängt die stete Wei-
terentwicklung mobiler Technologien stark von den entwickelten Innovationen der IKT-In-
dustrie ab. Als wichtige Wachstumstreiber gelten breitbandige Anwendungen, welche große
Datenmengen in hoher Geschwindigkeit übertragen können sowie zunehmende Konvergenz
(vgl. Kapitel 4.6.).
7
Es werden immer leistungsfähigere Endgeräte benötigt, die auf kleinstem Raum zahlreiche
Anwendungsmöglichkeiten beinhalten sowie entsprechende Software zur Steuerung der An-
wendungen. Aus diesem Grund wird die Mobilfunkindustrie in dieser Analyse aufgesplittet in
den Sektor der mobilen Kommunikation und in den des Mobile Equipment. Darunter fallen
alle Zubehörteile, die für den Mobilfunk benötigt werden. Das sind zum einen Endgeräte so-
wie Zubehör für diese, zum anderen Zubehör für die Herstellung der technischen Einrichtun-
gen wie beispielsweise UMTS-Sendestationen. Der Bereich Mobile Equipment wird geson-
dert betrachtetet, da die verfügbaren Geräte (insbesondere die Technologieausstattung und die
technische Leistungsfähigkeit) ein wichtiger Einflussfaktor für den Mobilfunkmarkt sind. Je
mehr breitbandige Geräte auf dem Markt sind, desto mehr können die Netzbetreiber mit ihren
Serviceangeboten davon profitieren. Umgekehrt profitieren die Gerätehersteller davon, wenn
die Netzbetreiber durch spezielle Tarife Aufmerksamkeit für neue Standards generieren. Wei-
terhin stellt der Ausbau der mobilen Kommunikationsinfrastruktur, für den sehr viel Zubehör
benötigt wird, einen hohen Anteil an den Umsätzen des Mobile Equipment dar.
7
Vgl. Focus Medialine (2005), S. 4

5
Europa stellt mit einem Drittel Weltmarktanteil den größten Absatzmarkt in den Bereichen
IT
8
und Telekommunikation dar. Deutschland war dabei 2005 der größte Ländermarkt mit
einem Anteil von 21,2 % und einem Marktvolumen von ca. 135,2 Mrd. Euro, wobei etwa die
Hälfte des Volumens auf die Telekommunikation entfällt.
9
Im Jahr 2006 hat die IKT-Industrie
mit ihren etwa 800.000 Beschäftigten in Deutschland rund 148 Mrd. Euro umgesetzt. Zusätz-
lich entfallen weitere 650.000 Arbeitsplätze auf IKT-Spezialisten der Anwenderbranchen.
Damit stellt sie eine der größten Branchen des deutschen Marktes dar. Am gesamten BIP der
Bundesrepublik Deutschland hat die IT-Branche einen Anteil von rund 6,2 %. Somit bewegt
sie sich laut Bundeskanzlerin Merkel auf dem Niveau der Auto- und Chemieindustrie, welche
die ,,klassischen Stärken" der deutschen Wirtschaft seien. Eine zunehmende Vernetzung
durch IKT sei eine dringende Voraussetzung, um diese Stärken beizubehalten. Anderenfalls
bestehe die Gefahr eines Rückgangs der bisherigen Stärken.
10
Laut einer Studie der Dialog Consult beträgt der Umsatz des Gesamtmarktes für Telekommu-
nikationsdienste in 2006 69,1 Mrd. Euro. Abbildung 2 stellt die Umsatzverteilung auf die Be-
reiche Festnetz und Mobilfunk dar. Dabei wurden rund 42 % der Umsätze über Mobilfunk
generiert.
11
Im Festnetzbereich besitzt die Deutsche Telekom eine marktbeherrschende Stel-
lung, die mit den Auswirkungen ihrer ehemaligen Monopolstellung erklärbar ist. Im Mobil-
funkbereich existieren 4 Netzbetreiber
12
in Deutschland. Vodafone D2 und T-Mobile stellen
die zwei größten Unternehmen dar, welche zudem die größten Marktanteile besitzen. E-Plus
und O2 Germany sind zwei kleinere Netznetreiber, welche allerdings durch neuartige Tarif-
strukturen und Zusammenarbeit mit Diensteanbietern in den letzten Jahren größere Marktan-
teile erzielen konnten.
Abbildung 2: Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland 2006
DT Mobilfunk;
8,2 Mrd.
(11,8% )
DT Festnetz;
25,7 Mrd.
(37,2% )
Wettbe-
werber
Mobilfunk; 21
Mrd. (30,4% )
Wettbe-
werber
Festnetz; 14,2
Mrd. (20,5% )
Quelle: Dialog Consult (2006), S. 4 , eigene Darstellung
8
Informationstechnologie
9
Vgl. Focus Medialine (2005), S. 4 ff.
10
Vgl. Krüger (2006)
11
Vgl. Dialog Consult (2006)
12
Vgl. Anhang 1

6
Insbesondere die starken Verbreitungspotenziale für das Internet bedeuten große Entwick-
lungschancen für den Mobilfunk. Je ,,normaler" die Internetnutzung für die breite Masse der
Bevölkerung wird, desto eher wird die Grenze zur mobilen Nutzung überschritten. Es besteht
somit ein enger Zusammenhang zwischen der Verbreitung des breitbandigen Internet und
dem Mobilfunk, da viele mobile Dienste zugleich Internetdienste sind. Die beiden Sektoren
sind somit untrennbar miteinander verwoben.
13
Der deutsche Mobilfunkmarkt setzt sich aus Mobilfunkanbietern, Netzbetreibern, MVNOs
(Mobile Virtual Network Operator)
14
und MSPs (Mobile Service Provider)
15
zusammen. Mo-
bilfunkanbieter bieten Mobilfunkdienstleistungen für Endkunden an, die Netzbetreiber stellen
die benötigte technische Infrastruktur. Dabei fungieren sie sowohl als Mobilfunkanbieter wie
auch als Netzbetreiber, welche MVNO für ihre Tätigkeit nutzen. MVNO sind Mobilfunkan-
bieter, welche nicht über eine eigene Lizenz für ein Frequenzspektrum bzw. über ein eigenes
Zugangsnetz verfügen.
16
Diese benutzen somit die Infrastruktur der Netzbetreiber, kaufen
freie Kapazitäten (Minutes of Use) und verkaufen diese an ihre Kunden weiter. Dabei gibt es
MVNOs, die nur ein Netz bedienen, wie auch welche, die netzübergreifend fungieren. Alle
MVNOs in Deutschland sind betreiberabhängig, das heißt, sie sind Tochter- oder Partnerun-
ternehmen der Netzbetreiber.
2.3. Nutzungsmöglichkeiten mobiler Geräte ­ M-Business
Die Nutzung mobiler Geräte wird in der folgenden Analyse in zwei separate Bereiche unter-
teilt. Der erste Bereich umfasst die Mobiltelefonie. Hierunter fallen alle Telefongespräche, die
über Mobilfunknetze abgewickelt werden. Der zweite, wesentlich weitreichendere Bereich
beschreibt das M-Business. Dieser Begriff ist eine Abkürzung für Mobile Business und um-
fasst alle auf mobilen Geräten ausgetauschten Dienstleistungen, Transaktionen und Waren.
Diese können sowohl im B2B (Business to Business) als auch im B2C (Business to Con-
sumer) Bereich stattfinden.
17
Häufig findet man auch die Bezeichnung M-Commerce, die in
dieser Arbeit synonym für M-Business verwendet wird.
18
M-Business ist weiterhin ein Teil
des E-Business (Electronic Business), basiert aber im Gegensatz dazu auf der kabellosen Da-
tenübertragung. Einerseits werden Teile des E-Business substituiert, wie beispielsweise das
Abrufen von E-Mails, was nun mobil durchgeführt werden kann. Andererseits entstehen
13
Vgl. Welfens (2002), (2005)
14
Z. B. Simyo
15
Z. B. Debitel
16
Vgl. Rummert (2005)
17
Vgl. Zobel (2001), S. 3
18
Häufig wird unter M-Commerce lediglich der Handel über mobile Geräte verstanden, allerdings fallen im
Allgemeinen auch alle anderen Transaktionen und Dienstleistungen unter diesen Begriff.

7
durch mobile Technologien neue Möglichkeiten, die mit dem via Kabel übertragenem Internet
nicht möglich sind. Diese stehen im Grunde alle im Zusammenhang mit Ortsungebundenheit
und erhöhter Flexibilität, zum Beispiel Navigationssysteme oder mobile Auftragsabstimmung
zwischen Angestellten und Unternehmen.
In der folgenden Analyse wird beim M-Business schwerpunktmäßig die mobile Nutzung des
Internet betrachtet, da sie eine äußerst vielseitige und zukunftsorientierte Anwendung mobiler
Geräte darstellt. Abbildung 3 und 4 zeigen, zu welchen Zwecken mobile Geräte im privaten
Sektor wie auch auf der Geschäftsebene genutzt werden können. Bei der vorliegenden Studie
der TNS Infratest wurden die Anwendungen von Branchenexperten in einem Schulnotensys-
tem nach eingeschätzter Relevanz und Zukunftsträchtigkeit bewertet.
Abbildung 3: Anwendungen im B2C M-Business
Quelle: TNS Infratest (2005), S. 48
Im Konsumentenbereich werden den Anwendungen, welche zurzeit auf dem Mobilfunkmarkt
stark verbreitet sind, relativ geringe Bewertungen gegeben. Das mobile Banking erreichte den
schlechtesten Wert, da hier große Sicherheitsbedenken seitens der Konsumenten bestehen.
Anwendungen wie die mobile Buchung von Hotels, Informationsdienste und E-Mails, die auf
einer mobilen Internetverbindung basieren, werden die größten Chancen vorhergesagt. Dabei
ist zu beachten, dass sich die Anwendungen des mobilen Internet erst in der Anfangsphase
ihrer Entwicklung befinden. Je stärker sich entsprechende Endgeräte auf dem Markt verbrei-
ten und je weiter die mobilen Internetzugriffe steigen, desto schneller gewinnen diese An-
wendungen an Bedeutung.
Im Business-to-Business Bereich schneidet die Warenverfolgung am Besten ab. Gefolgt von
Flottenmanagement und Customer Relationship Management. Hier liegen große Potenziale
für Unternehmen, da sie ihre Geschäftsabläufe über die Integration mobiler Systeme wesent-
lich effizienter gestalten können. So kann beispielsweise bei LKW-Transporten jederzeit be-

8
stimmt werden, wo der jeweilige Fahrer sich befindet. Staus können gezielt umfahren und
Änderungen von Zielen oder Routen zeitnah übermittelt werden. Im Bereich des CRM
19
kön-
nen Kunden gezielt über Location based Services (LBS) angesprochen werden. Mit dieser
Technologie können an den jeweiligen Aufenthaltsort angepasste Informationen wie Veran-
staltungen des Unternehmens in der Nähe an den Kunden gesendet werden. Somit stellt das
Mobile Business für Unternehmen ein großes Potenzial dar und macht es für diese auf einem
Markt mit höchsten Kundenansprüchen, Kostendruck und zunehmendem Wettbewerb unum-
gänglich sich dieser Entwicklung anzuschließen.
Abbildung 4: Anwendungen im B2B M-Business
Quelle: TNS Infratest (2005), S. 48
Insgesamt ist zu erkennen, dass wesentlich weitreichendere Anwendungsmöglichkeiten über
Handsets möglich sind als nur reine Sprachdienste. Hierbei wird die Bedeutung des M-
Business aufgegriffen. Insbesondere die Möglichkeit mobil auf das Internet zuzugreifen, ist
eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Nutzung und stellt eine Schnittstelle zwischen
Internet und Mobilfunk her. Für die mobile Bearbeitung von Geschäften oder Dienstleistun-
gen müssen gewisse technische Voraussetzungen erfüllt sein. Unternehmen müssen mobile
Geräte in ihre Wertschöpfungskette einbeziehen und mit ihren bestehenden IT-Systemen ver-
binden. Privatpersonen hingegen benötigen lediglich entsprechende Endgeräte, um mobile
Dienste in Anspruch zu nehmen. Geeignete Endgeräte für das M-Business sind Notebooks,
Mobiltelefone, PDAs und Smartphones.
Insbesondere neue breitbandige Technologien tragen dazu bei, M-Commerce für Anwender
attraktiver zu machen. Einige Anwendungen wie beispielsweise Mobile-Shopping oder Mo-
bile TV werden erst durch diese Technologien möglich. Andere werden wesentlich komfor-
tabler in der Nutzung, da sich durch die neuen Technologien auch die Handsets anpassen. Sie
werden mit größeren Displays und vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten ausgestattet, so
19
Customer Relationship Management

9
dass multimediale Geräte für die zukünftige Nutzung entstehen. Durch steigende Sicher-
heitsstandards der Übertragung werden Angebote wie Mobile-Shopping oder die Übermitt-
lung wichtiger Firmendaten zunehmend akzeptiert und genutzt.
Die mobile Internetnutzung stellt eines der größten Wachstumsfelder für die mobile Kommu-
nikationsbranche dar. Hier liegen äußerst große Potenziale, wenn breitbandige Internetverbin-
dungen komplementär zum Festnetz und somit ortsungebunden genutzt werden. Jedoch müs-
sen zur Durchdringung des Massenmarktes zum einen die Geräte eine einfache und komfor-
table Bedienung für Jedermann bieten, zum anderen müssen die Applikationen für den mobi-
len Zugriff weiter angepasst werden.
2.4. Verbreitung von Handsets und Mobilfunkpenetration in Deutschland
Die Anzahl der Mobilfunkteilnehmer hat sich von 1,8 Mio. im Jahr 1993 bis zum Jahr 2005
auf 79,2 Mio. um mehr als das Fünfzigfache erhöht. Somit telefonieren rund 95 % der deut-
schen Bürger über mobile Netze.
20
Dieses rasante Wachstum ist insbesondere auf Verände-
rungen von Gesellschaftsstrukturen zurückzuführen. Die ständige Erreichbarkeit ist zu einem
wichtigen Teil des Alltags geworden und hat im privaten Sektor wie auch insbesondere im
Berufsleben erheblich an Relevanz gewonnen. Im Zeitablauf ist jedoch ein langsameres
Wachstum der Anzahl der Mobilfunkteilnehmer festzustellen, was hauptsächlich an einer zu-
nehmenden Marktsättigung liegt, wodurch nur relativ wenige neue Anschlüsse hinzukommen.
Der Markt für Handys polarisiert sich laut Meinung von Experten in zwei Bereiche: Zum ei-
nen in hochwertige Smartphones mit vielen Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere mit
mobilem Internetzugang. Auf der anderen Seite werden einfache Geräte vertrieben, die eine
Grundausstattung besitzen, mit der lediglich Telefonieren und das Verschicken von SMS
möglich sind. Besonders die problemlose und einfache Bedienbarkeit steht neben dem Preis
bei den Nutzern im Vordergrund.
21
Die Penetration der Mobilfunkanschlüsse liegt 2006 in Deutschland bei etwa 95 von 100, was
in etwa dem europäischen Mittelwert entspricht. Seit 2005 erhöhte sich die Penetration um ca.
8 %, wobei in anderen europäischen Ländern bereits wesentlich höhere Raten vorliegen. So
besitzen Italien mit 118, Norwegen mit 107 und Finnland mit einer Dichte von 102 Anschlüs-
sen je 100 Personen die höchsten Penetrationsraten, wobei die Mobilfunkdichte die Einwoh-
nerzahl übersteigt.
22
Bei der Betrachtung dieser Werte ist zu beachten, dass der tatsächliche
Anteil unter dem rechnerischen liegt, da der Trend in der Bevölkerung hin zu einem Zweit-
20
Vgl. Bundesnetzagentur (2006a)
21
Vgl. TNS Infratest (2006)
22
Vgl. TNS Infratest (2006), S. 29

10
Handy geht bzw. Teilnehmer mehrere Verträge besitzen. Nach Einschätzungen der Vodafone
D2 GmbH besitzen ca. 30 % der Deutschen kein Handy.
23
Die Zahl der verkauften Mobiltelefone ist von außerordentlichem Wachstum gekennzeichnet.
Im Jahr 2005 stieg die weltweite Anzahl der verkauften Handsets um 20 % auf 810 Mio. Dies
liegt daran, dass durch Einbindung neuer Funktionen und aufgrund der technischen Möglich-
keiten für die Kunden ein Anreiz besteht, stets aktuelle Modelle zu besitzen. So wurden bei-
spielsweise Farbdisplays, Digitalkameras und MP3-Speicher
24
implementiert, welche hohen
zusätzlichen Nutzen für die Kunden bedeuten. Aktuelle Geräte sind UMTS bzw. HSDPA-
fähig (vgl. Kapitel 3.2.) und ermöglichen weitaus schnellere Datenübertragung, durch welche
schließlich Funktionen wie Mobile TV oder Videotelefonie ermöglicht werden.
2.5. Betrachtung der Entgelte des Telekommunikationsmarktes
2.5.1. Preisentwicklung
Seit dem Jahr 2005 sind die Mobilfunktarife um rund 12 % gesunken. In den Jahren zuvor
waren die Tarife weitestgehend mit nur geringen Änderungsraten stabil. Im Vergleich zum
Jahr 1996 haben sich die Gesprächspreise sogar mit einer Senkung um 54 % mehr als halbiert.
,,Mobil zu telefonieren kann sich heute so gut wie jeder leisten", so Bernhard Rohleder,
Hauptgeschäftsführer der BITKOM.
25
Abbildung 5 zeigt abschließend die Preisentwicklung
seit dem Jahr 2004. Dabei werden die Wachstumsraten im Vergleich zum jeweiligen Vormo-
nat angegeben. Es ist zu beobachten, dass ab Mitte 2005 die Gesprächspreise deutlich zurück-
gingen.
Abbildung 5: Preisentwicklung der Mobilfunkminuten in Deutschland (in %)
Quelle: Gröger (2006), S. 2
23
Vgl. TNS Infratest (2006), S. 237
24
MP3 bezeichnet ein Datenformat für Musiktitel, welches die Größe der Lieder um ein vielfaches komprimiert.
Somit können auch in relativ kleinen Speichern viele Titel gespeichert werden.
25
Vgl. BITKOM (2006b)

11
Dieser Rückgang liegt insbesondere an neuen Discount- und Pauschaltarif-Angeboten. In die-
sem Bereich hat sich die Innovationsfrequenz seit Ende 2004 deutlich erhöht. Diese beein-
flussen über zusätzlich geschaffenen Wettbewerb die Mobilfunktarife in Deutschland, was
sich im Endeffekt senkend auf Preise auswirkt. Weiterhin haben Regelungen der Bundesnetz-
agentur und der Europäischen Kommission starken Einfluss auf die Preisentwicklung ge-
nommen (vgl. Kapitel 3.1.).
2.5.2. Tarife ohne Vertragsbindung ­ Prepaid und Discountanbieter
Prepaid-Kunden haben ein bestimmtes Guthaben auf ihrer SIM-Karte
26
, welches Sie mit einer
beliebigen Summe aufladen können. Somit unterliegen diese Kunden keiner Vertragsbindung
und können nur ihr entsprechendes Guthaben aufbrauchen. Ist dieses erschöpft, sind sie zwar
noch für eingehende Anrufe erreichbar, können selbst aber nicht mehr telefonieren. In der
Regel sind Prepaid-Angebote mit weitaus höheren Minutenpreisen verbunden, da keine
Grundgebühr, sondern lediglich die reinen Gesprächskosten anfallen. In Ländern mit hohen
Prepaid-Anteilen (wie beispielsweise Italien) sind die Kosten der Produkte dabei deutlich ge-
ringer. So zahlt ein italienischer Kunde ca. 40 % weniger als ein Kunde in Deutschland.
27
Die Anzahl der Prepaid-Kunden (vgl. Abbildung 6) an der Gesamtzahl der Mobilfunkkunden
nahm seit 1998 zunächst stark ab, stieg aber ab seit 2002 wieder langsam an.
Abbildung 6: Prepaid-Anteil der Mobilfunkkunden 1998 - 2004
Quelle: Focus Medialine (2005), S. 25
Dieser aktuell steigende Anteil von Nicht-Vertragskunden auf dem Mobilfunkmarkt kann
zum Großteil über neue Tarifstrukturen mit äußerst günstigen Minutenpreisen erklärt werden.
Neuartige Discount- bzw. ,,No Frills"-Anbieter bieten Tarife ohne Vertragsbindung an, wobei
keine Extradienste wie ein Internetportal oder sonstige UMTS-Dienstleistungen angeboten
26
Subscriber Identity Module. Auf dieser Karte, die in das Handy eingelegt wird, sind die Daten des Nutzers,
seine Telefonnummer sowie auch sein verfügbares Guthaben gespeichert.
27
Vgl. ZEW (2005)

12
werden. Die SIM-Karten sind lediglich für das Telefonieren und das Versenden von Kurz-
nachrichten geeignet.
28
Daraus resultieren die günstigen Tarife, bei denen Gespräche aus dem
Mobilfunknetz in das Festnetz oder in andere Netze ab 14 Cent pro Minute getätigt werden
können. Dabei liegt stets ein Postpaid-Verhältnis vor, das heißt, der Nutzer kann unbegrenzt
Telefonieren und die angefallenen Gesprächskosten werden im Nachhinein per Lastschriftver-
fahren berechnet.
29
Auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ist eine stark steigende Anzahl dieser
Anbieter festzustellen, wobei auch branchenfremde Unternehmen wie Tchibo oder Aldi mit
Mobilfunkunternehmen kooperieren, um eigene Discounttarife anbieten zu können.
2.5.3. Tarife mit Vertragsbindung und Flatrate Angebote
Die Mobilfunkkosten variieren erheblich durch die vorhandene Tarifvielfalt. Bei Laufzeitver-
trägen (zumeist über 24 Monate) existieren diverse Tarifstrukturen, wobei sich der passende
Vertrag für einen Nutzer nach dem individuellen Nutzungsverhalten richtet. So gibt es Ver-
träge mit einem monatlichen Mindestumsatz, Tarife mit einer Grundgebühr sowie Pauschalta-
rife, bei denen der Kunde einen bestimmten Betrag monatlich bezahlt und dafür eine festge-
legte Anzahl von Freiminuten bekommt, welche er für Telefonate in alle Netze verwenden
kann.
30
Ende 2004 betrug der durchschnittliche Minutenpreis für ein Mobiltelefonat in
Deutschland 26,7 Euro-Cent. Dabei ist ein signifikanter Unterschied zum europäischen Markt
festzustellen, da die Kosten hier durchschnittlich nur 18,6 Euro-Cent pro Minute betrugen.
Laut Statistischem Bundesamt kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Abstand im
Zeitablauf verringert. So lagen die Preise beeinflusst durch zahlreiche neue Discountanbieter
auf dem deutschen Markt im Januar 2006 um rund 10,6 % niedriger gegenüber dem Ver-
gleichszeitraum im Januar 2005.
31
Seit der vermehrten Nutzung von Datentransfers über Mobilfunknetze führen die Netzbetrei-
ber Flatrates als neue Tarifoptionen ein. Jedoch unterscheiden sich diese Flatrates im Bereich
Datentransfers von denen des Festnetzes (z.B. DSL-Flatrate), da nur ein gewisses Download-
Volumen zur Verfügung steht und jede darüber hinaus gehende Einheit separat bezahlt wer-
den muss. E-Plus führte als erster Mobilfunkanbieter einen UMTS-Tarif für ca. 50 Euro pro
Monat ein. Hier ist das Preis-Leistungsverhältnis im Gegensatz zum Festnetz deutlich
schlechter, da per UMTS nur eine geringere Download-Geschwindigkeit erreicht werden
kann. Auch Vodafone bietet Daten-Flatrates für ca. 60 Euro pro Monat an. Dabei kann seit
November 2006 für einen Aufschlag von ca. 10 Euro auch HSDPA genutzt werden. Die meis-
28
Vgl. Prepaid Deutschland (2006)
29
Vgl. z. B. www.klarmobil.de
30
Vgl. z. B. E-Plus Time & More Tarife
31
Vgl. TNS Infratest (2006), S. 242

13
ten Flatrate Tarife richten sich zum heutigen Zeitpunkt an Nutzer, die mit ihrem Notebook
mobil auf das Internet zugreifen, weniger jedoch an Handykunden.
O2 bietet Datentarife an, bei denen Handy- und Festnetzanschluss gekoppelt sind
32
. Dabei
dient das UMTS-Handy als Modem für die Internetverbindung. Die Funktionalität beschränkt
sich dann auf die so genannte ,,Homezone"
33
, das ist der Bereich, in dem die abgehenden Ge-
spräche des Kunden als Festnetzgespräche abgerechnet werden.
34
Die Flatrates für die
Sprachtelefonie erscheinen insbesondere interessant für diejenigen Nutzer, die gänzlich auf
einen Festnetzanschluss verzichten wollen. Auch Bündelangebote, welche zusätzlich Internet-
Flatrates beinhalten, gewinnen an Attraktivität, da sie meist relativ kostengünstig im Ver-
gleich zum Einzelkauf sind und es für die Kunden komfortabel ist, wenn alle oder zumindest
viele multimediale Dienstleistungen aus einer Hand kommen.
Flatrates für reine Gesprächsverbindungen haben mittlerweile alle Netzbetreiber im Angebot.
So kann beispielsweise über das E-Plus Netz für 25 Euro pro Monat unbegrenzt ins Festnetz
und zu anderen E-Plus-Kunden telefoniert werden. Für die Kunden, die eine Flatrate für das
Festnetz haben, lassen sich weitere Kosten sparen. Ein Internetanbieter leitet dabei über eine
Vorwahl ein Mobilfunkgespräch, welches in ein fremdes Netz geht, über das Festnetz um.
Somit kann der Kunde seine Flatrate im Festnetz nutzen und bezahlt lediglich 15 Cent Gebüh-
ren an das Unternehmen.
35
2.5.4 Terminierungsentgelte
Durch das Vorhandensein verschiedener Netze (z. B. D1 und D2) gibt es eine Tarifspreizung
zwischen Gesprächen innerhalb des eigenen Netzes und Verbindungen in andere Netze (On-
Net/Off-Net Differenz). Die Terminierungsentgelte bezeichnen dabei diejenigen Entgelte, die
entstehen, wenn Gespräche in andere Netze geführt werden. Ruft ein Gesprächspartner eine
Person in einem anderen Netz an, so werden Gebühren für die Nutzung des fremden Netzes
(Terminierungsentgelte) fällig. Diese trägt der initiierende Gesprächspartner innerhalb seiner
Gebühren.
36
Die Entgelte werden den Mobilfunkkunden dabei nicht separat ausgewiesen, son-
dern sind in den regulären Minutenpreisen beinhaltet.
Die Mobilfunk-Netzbetreiber schließen untereinander Verträge ab, in welchen die Höhe der
Entgelte zur Benutzung des fremden Netzes festgelegt wird. Da diese Entgelte in beide Rich-
tungen bezahlt werden müssen, saldieren sich die Gebühren. So muss eine Absenkung oder
Anhebung der Terminierungsentgelte nicht unbedingt Auswirkungen auf die Endkunden-
32
z. B. ,,O2 Genion mit UMTS"
33
Umkreis von ca. 300m des angegebenen Wohnorts
34
Vgl. Suhl (2006)
35
Vgl. www.sparruf.de
36
Vgl. Kruse (2003)

14
preise haben. Nach kürzlich vorgenommener Regulierung durch die Bundesnetzagentur be-
laufen sich die Entgelte bei T-Mobile Deutschland GmbH und Vodafone D2 GmbH auf 8,78
Cent, die von E-Plus Mobilfunk GmbH & Co KG sowie O2 (Germany) GmbH & Co OHG
auf 9,94 Cent je Minute. In Abbildung 7 sind die Terminierungsentgelte für einige europäi-
sche Länder im Vergleich dargestellt. Dabei variieren die Entgelte in anderen europäischen
Ländern je nach Tageszeit.
Abbildung 7: Terminierungsentgelte für Gespräche ins Mobilfunknetz 2004
12,31
17,36
16,03
17,56
10,60
6,78
13,34
13,74
11,74
12,07
15,35
15,72
15,05
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
S
GB
D
F
I
Durchschnitt
Nebenzeit
Hauptzeit
Quelle: Vgl. ZEW (2005), S. 54
2.5.5 Roamingentgelte
Unter Roaming versteht man die Nutzung der SIM-Karte des eigenen Mobilfunknetzbetrei-
bers in einem anderen Mobilfunknetz. Man unterscheidet dabei das nationale und das interna-
tionale Roaming. Im ersten Fall nutzt der jeweilige Netzbetreiber die Kapazitäten eines ande-
ren Betreibers, da er beispielsweise keine flächendeckende Netzabdeckung für Deutschland
gewährleisten kann. Dafür fallen in der Regel keine zusätzlichen Entgelte für die Nutzer an.
Im Falle des internationalen Roaming werden Telekommunikationsdienstleistungen von ei-
nem ausländischen Netzbetreiber erbracht. Dafür liegen Verträge zwischen den jeweiligen
Netzbetreibern der Länder vor. Diese versichern, dass sich beispielsweise ein deutscher Kun-
de in Italien in das Netz des italienischen Vertragspartners einwählen kann, sowie die Ab-
rechnung der Netzeinwahl über den inländischen Anbieter. Der ausländische Netzbetreiber
bekommt somit Roaming-Entgelte für die Nutzung seines Netzes.
37
Die Entgelte, die schließ-
lich für den Nutzer anfallen sind in der Regel relativ hoch, aber je nach genutztem Netz unter-
37
Vgl. Europäische Kommission (2006a)

15
schiedlich. Sie fallen sowohl bei einem Anruf in ein ausländisches Netz an als auch bei Emp-
fang eines Anrufes aus dem Heimatnetz im Ausland. Aufgrund der drohenden Regulierung
der Roaming Entgelte durch die Europäische Kommission (vgl. Kapitel 3.1.), führten einige
Mobilfunkanbieter spezielle Pakettarife für Auslandsgespräche ein. Beispielsweise kann ein
Vodafone Kunde ein Paket buchen, in welchem für jedes Gespräch ins Ausland pauschal 0,75
Euro berechnet werden, folgend aber zu normalen Inlandstarifen telefoniert werden kann.
Ohne dieses Paket werden 0,99 Euro pro Minute in der Hauptzeit fällig.
38
Ein E-Plus Kunde,
der aus Deutschland in andere EU-Länder anruft, zahlt beispielsweise 0,79 Euro, wenn er in
ein Partnernetz anruft, in ein anderes Netz kostet das Gespräch 0,99 Euro je Minute.
39
Im Durchschnitt liegt das Endkundenentgelt für Roaming-Anrufe in Europa bei 1,15 Euro pro
Minute. Damit sind die Auslandsroaming-Entgelte rund viermal höher als die entsprechenden
Inlandstarife. Je nach Heim- und Gastland liegen beträchtliche Unterschiede in den Gebühren
vor. Ein deutscher Kunde, der mit seinem Handy innerhalb Polens telefoniert, bezahlt das
Drei- bis Neunfache des Inlandsdurchschnittspreises. Telefoniert ein französischer Kunde in
Italien, so bezahlt er für ein Ortsgespräch 0,50 bis 1,18 Euro, wohingegen der durchschnittli-
che Preis für einen italienischen Kunden bei 0,10 Euro liegt.
Der gesamte Markt für Auslandsroaming innerhalb der EU wird nach einer Schätzung der
Europäischen Kommission im Juli 2006 auf etwa 8,5 Mrd. Euro geschätzt. Dies entspricht
einem Anteil von 5,7 % an den Gesamtumsätzen der Mobilfunkbranche in Europa.
40
2.6. Telekommunikationsunternehmen und deren Umsätze und Marktanteile
Der in Kapitel 2.5. beschriebene Preisverfall wirkt sich stark auf die Mobilfunkunternehmen
aus. Durch den Markteintritt zahlreicher Discountanbieter (vgl. Kapitel 2.5.2.) entsteht ver-
stärkter Preisdruck und vermehrter Wettbewerb um Marktanteile. Im Jahr 2006 lag der
Marktanteil der ,,No Frills"-Anbieter in Deutschland bei rund 5 %, was ein Umsatzvolumen
von rund 1 Mrd. Euro bedeutet.
41
Der Mobilfunkmarkt teilte sich in 2005/2006 zwischen den vier Netzbetreibern wie folgt auf:
T-Mobile besitzt den größten Marktanteil mit 37,1 %.
42
Mitte 2006 hatte das Unternehmen
30,4 Mio. Kunden in Deutschland, von insgesamt 90,2 Mio. Kunden weltweit. 2005 konnte
auf dem deutschen Markt ein Gesamtumsatz von 8,6 Mrd. Euro verzeichnet werden. Im ersten
Halbjahr 2006 erreichte T-Mobile einen Umsatz von rund 15,4 Mrd. Euro, wovon ca. 4 Mrd.
Euro auf Deutschland entfielen. In Relation zum Vergleichzeitraum 2005 bedeutet dies einen
38
Vgl. www.vodafone.de ­ ,,Reiseversprechen"
39
Vgl. www.e-plus.de ­ ,,Auslandstarife"
40
Vgl. Europäische Kommission (2006b)
41
Vgl. Handelsblatt (2006)
42
Vgl. Bundesnetzagentur (2006a)

16
Verlust von 3,3 %. Laut eigenen Angaben ist dieser in der Absenkung der Terminie-
rungsentgelte sowie in dem erhöhten Preisdruck auf dem Mobilfunkmarkt begründet.
Auf dem Weltmarkt gelang T-Mobile jedoch eine Umsatzsteigerung um 10,7 %, was in etwa
1,5 Mrd. Euro entspricht. Das Unternehmen beschäftigt 52.057 Mitarbeiter weltweit, davon
rund 7.100 in Deutschland. Der Wachstumsmotor für T-Mobile liegt zurzeit in der Expansion
innerhalb des US-amerikanischen Marktes. Hier konnte ein Umsatzplus von 22,7 % im ersten
Halbjahr 2006 erreicht werden.
43
Vodafone D2 besitzt mit 35,8 % einen fast ebenso großen Marktanteil wie T-Mobile. Im Jahr
2006 hat Vodafone rund 30 Mio. Kunden in Deutschland, wovon 3 Mio. UMTS-Kunden sind
(weltweit hat Vodafone 191 Mio. Kunden). Im Geschäftsjahr 2005/2006 wurde ein Umsatz
von 8,4 Mrd. Euro mit rund 9.000 Beschäftigten in Deutschland erzeugt, weltweit wurden bei
der Vodafone Group rund 44 Mrd. Euro umgesetzt. Die Vodafone Group ist somit der welt-
weit führende Mobilfunkbetreiber, wobei die Vodafone D2 GmbH als deutsche Tochterge-
sellschaft betrieben wird.
44
Mit relativ großem Abstand folgen E-Plus mit 14,5 % sowie O2 mit 12,6 % Marktanteil. Da-
bei hatte E-Plus 2006 12,2 Mio. Kunden, rund 12 % mehr als 2005 und beschäftigte 2005
rund 3.000 Mitarbeiter. Der Wachstumstreiber liegt hier in der Etablierung neuer Eigen- und
Kooperationsmarken (z.B. Simyo), welche mittlerweile bereits 3,6 Mio. Kunden verzeichnen.
Der Umsatz von 2,8 Mrd. Euro in 2005 konnte 2006 gesteigert werden. So lag er im 3. Quar-
tal 2006 im Gegensatz zum Vergleichzeitraum 2005 um 11 % höher.
45
O2 Germany hatte 2006 insgesamt 10,6 Mio. Kunden, was eine Steigerung um 19 % im Ge-
gensatz zu 2005 bedeutet. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2006 konnte ein Umsatz
von rund 2 Mrd. Euro erzielt werden. Auch hier liegt eine Steigerung um 8 % gegenüber dem
Vorjahr vor. O2 beschäftigt rund 4.900 Mitarbeiter.
46
Insgesamt kann von einer steigenden
Tendenz der Umsatzanteile der zwei kleineren Netzbetreiber ausgegangen werden, da sie
durch innovative Tarife und die Etablierung neuer Marken rasch Marktanteile gewinnen.
43
Vgl. Deutsche Telekom (2006)
44
Vgl. Vodafone D2 (2006)
45
Vgl. E-Plus (2006)
46
Vgl. O2 Germany (2006)

17
3. Ordnungspolitische und technologische Rahmenbedingungen
3.1. Regulierung der Telekommunikation
,,Eine Marktwirtschaft zeichnet sich durch Entscheidungsfreiheiten und Handlungsmöglich-
keiten der Marktteilnehmer aus. Dem Staat kommt dabei die Aufgabe zu, die Rahmenbedin-
gungen für das wirtschaftliche Handeln festzulegen, um Wettbewerb zu ermöglichen."
47
Die
Regulierung stellt somit wirtschaftspolitisch-motivierte Eingriffe in vorhandene Marktmecha-
nismen oder die Übernahme der Marktfunktion bei fehlendem Markt dar.
48
Die zunehmende Konvergenz der Medien stellt dabei eine große Herausforderung für den
Staat dar. Er muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Konvergenz stattfinden kann
und nicht durch die vorgenommene Regulierung behindert wird. Die zunehmende Penetration
von Mobilfunknetzen und die damit steigende Zahl von Mobiltelefonaten veranlasst die Bun-
desnetzagentur, die Bedingungen auf dem Mobilfunkmarkt genauer zu analysieren und regu-
latorische Schritte zu bedenken. Der Mobilfunkmarkt war bis vor kurzen nur im Hinblick auf
die Lizenzierung und Frequenzvergabe innerhalb der jeweiligen Mobilfunknetze (zum Bei-
spiel UMTS-Netz) reguliert. Durch die EU-Kommission wurde in jüngster Vergangenheit
jedoch die Regulierung der Terminierungsentgelte im Mobilfunk angestoßen.
Inwieweit Preissenkungsabsprachen im Allgemeinen geeignet sind, um Unzulänglichkeiten
infrastrukturbasierter Märkte wie dem Mobilfunkmarkt auszugleichen, ist fraglich. Unvoll-
kommenheiten des Marktes können zwar möglicherweise bei Vorliegen weiterer Unvoll-
kommenheitsfaktoren den Wettbewerb funktionsfähiger machen, jedoch kann nicht davon
ausgegangen werden, dass konzentrierte Wettbewerbsbeschränkungen ihre negative Wirkung
auf dem Markt verlieren, so dass der Staat vertikale Preisabsprachen von Konkurrenten mit
Höchstpreischarakter inspiriert und dadurch legitimiert.
49
3.1.1. Grundlagen der Regulierung
Die gesetzliche Grundlage für die Regulierung der Telekommunikation bildet das Telekom-
munikationsgesetz (TKG). Dieses Gesetz wurde im Juli 2004 novelliert, um den neuen Märk-
ten und den sich verändernden Markstrukturen gerecht zu werden. Dabei spielten insbe-
sondere neue breitbandige Technologien eine Rolle, da diese zu erheblichen Änderungen des
Marktes führen. Die Monopolkommission hat nach §121 Abs. 2 TKG den gesetzlichen Auf-
trag ,,alle zwei Jahre ein Gutachten zu erstellen, in dem sie den Stand und die absehbare Ent-
47
Vgl. Graack (1997), S. 74
48
Vgl. Aschinger (1985), S. 545
49
Vgl. Säcker (2006), S. 19 f.

18
wicklung des Wettbewerbs sowie die Frage beurteilt, ob nachhaltig wettbewerbsorientierte
Telekommunikationsmärkte [§3 Nr. 12 TKG] in der Bundesrepublik Deutschland beste-
hen."
50
Im Unterschied zum alten TKG sind die zu regulierenden Märkte nicht mehr gesetz-
lich festgeschrieben, sondern werden von der Regulierungsbehörde (Bundesnetzagentur) nach
§10 TKG unter weitestgehender Beachtung der Empfehlungen der Europäischen Kommission
festgelegt.
51
Der zu regulierende Markt muss dabei als eigener relevanter Markt abgegrenzt
werden können. Das heißt, er muss separat und losgelöst von anderen Märkten betrachtet
werden können. Dabei wird der Mobilfunk als eigenständiges Marktsegment behandelt und
nicht als Teil eines einheitlichen Marktes für Sprachtelefondienste.
Für die Entgeltregulierung im Mobilfunksektor muss somit der Terminierungsmarkt ein eige-
ner relevanter Markt sein. Dies ist laut Bundesnetzagentur der Fall. Weiterhin stellt der Netz-
betreiber des abgehenden Gespräches den Nachfrager für die Terminierungsleistung dar und
der Netzbetreiber, in dessen Netz verbunden werden soll, ist der einzige Anbieter. So liegt
eine Monopolstellung dieses Betreibers vor, da zur Erreichung eines spezifischen Teilneh-
mers nur dieser Netzbetreiber die Terminierungsleistung erbringen kann.
52
Die Kriterien des
§10 Abs. 2 TKG sind ebenfalls erfüllt, da derzeit keine technischen Möglichkeiten bestehen,
dass jemand anderes außer dem Netzbetreiber selbst die Terminierungsleistung erbringt. Da-
her liegen erhebliche und anhaltende Marktzutrittsschranken vor und es besteht kein wirksa-
mer Wettbewerb, da jeder Netzbetreiber über einen Marktanteil von 100 % innerhalb seines
Netzes verfügt.
53
In einer Pressemitteilung vom 30. August 2006 teilt die Bundesnetzagentur mit, dass die Ex-
ante Regulierung im Mobilfunk nun greift. Die BNetzA stellte jedem der vier deutschen
Netzbetreiber eine Regulierungsverfügung zu, welche Bedingungen für die Anrufzustellung
beinhalten. ,,Mit diesen Verfügungen werden die vier Mobilfunknetzbetreiber verpflichtet, auf
entsprechende Nachfrage ihre Mobilfunknetze zum Zwecke der Anrufzustellung mit anderen
Netzen zusammenzuschalten. Die dafür verlangten Entgelte müssen sie sich von der Bundes-
netzagentur nach dem Maßstab der Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung genehmi-
gen lassen. Eine Zusammenschaltung muss diskriminierungsfrei geschehen"
54
, so Matthias
Kurth, Präsident der BNetzA. Durch die Genehmigungspflicht der Terminierungsentgelte
sollen insbesondere die Verbraucherinteressen geschützt werden. Denn wenn die Entgelte
kostenorientiert bestimmt werden, ist eine Reduktion der Endkundentarife absehbar. Dabei ist
50
Vgl. Monopolkommission (2005), S. 9
51
Vgl. Monopolkommission (2005) S. 9 f.
52
Vgl. Kruse (2003)
53
Vgl. Monopolkommission (2005), S. 61
54
Vgl. Bundesnetzagentur (2006b)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836604161
DOI
10.3239/9783836604161
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal – Fachbereich B - Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Erscheinungsdatum
2007 (Juli)
Note
1,3
Schlagworte
telekommunikation mobilfunk regulierung wirtschaftswachstum konvergenz
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