Stellenwert der Ethik für unternehmerisches Handeln - in Theorie und Praxis
©2007
Diplomarbeit
73 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Problemstellung:
Nachdem der Sanierungsplan des Renault Konzerns Anfang 2007 verkündet wird, nehmen sich drei Mitarbeiter des Renault Entwicklungszentrums das Leben, da sie mit dem Arbeitsdruck psychisch nicht mehr klarkommen. Seit Juli 2006 wird gegen Mitarbeiter des französischen Autozulieferers Faurecia und des Volkswagen Konzerns ermittelt. Um den Wettbewerb zu umgehen und einfacher Aufträge zu erhalten, sollen dabei 20 Angestellte von VW und Audi mit Zahlungen von bis zu 800.000 Euro pro Jahr bestochen worden sein.
Nach der amtlichen Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für Januar 2005 von über fünf Millionen Arbeitslose, präsentiert die Deutsche Bank kurz darauf auf einer Pressekonferenz ihre Gewinnverdopplung auf 4,1 Mrd. Euro und gleichzeitig den Abbau von weltweit 6.200 Arbeitsplätzen, um die Eigenkapitalrendite von 17% auf 25% zu erhöhen. Durch undichte, veraltete und schlecht gewartete Ölpipelines der Shell AG wurde jahrelang die Umwelt des Niger-Delta verschmutzt. Daneben engagierte sich der Konzern für nigerianische Entwicklungsprojekte, die jedoch so mangelhaft umgesetzt wurden, dass das Unternehmen jetzt zugeben musste, dadurch gewalttätige Konflikte, Korruption und Armut verschärft zu haben.
Welchen Stellenwert spielen heute ethische Aspekte bei unternehmerischen Handlungen?
Gibt es Unternehmen, die ihr Handeln auch an ethisch-moralischen Maßstäben ausrichten?
Die Handlungen von Wirtschaftsakteuren haben nicht nur eine ökonomische, rationale, sondern immer auch eine ethische Dimension. Da wirtschaftliche Entscheidungen die legitimen Interessen anderer betreffen, darf und muss immer auch gefragt werden, ob sie umfassend, vernünftig und moralisch vertretbar sind. Die Wirtschaftsakteure, besonders die Entscheidungsträger in den Unternehmen, werden derzeit immer häufiger mit solchen Fragen der moralischen Verantwortbarkeit ihres Handelns konfrontiert - sei es durch eine kritischer werdende Öffentlichkeit oder durch andere Akteure.
Gang der Untersuchung:
Jemand, der nicht direkt im Unternehmensprozess mitwirkt, kann sich über ihn nur indirekt aufgrund der Maßnahmen, welche an die Öffentlichkeit dringen, ein Bild machen. Aus solch einer abstrahierten Momentaufnahme Aussagen über den Stellenwert der Ethik im Unternehmensprozess abzuleiten, ist meine Aufgabe.
Im ersten Teil der Arbeit steht der Betrachtungsgegenstand der Untersuchung, nämlich die Ethik und das ethisch unternehmerische Handeln, im Mittelpunkt. Im zweiten […]
Nachdem der Sanierungsplan des Renault Konzerns Anfang 2007 verkündet wird, nehmen sich drei Mitarbeiter des Renault Entwicklungszentrums das Leben, da sie mit dem Arbeitsdruck psychisch nicht mehr klarkommen. Seit Juli 2006 wird gegen Mitarbeiter des französischen Autozulieferers Faurecia und des Volkswagen Konzerns ermittelt. Um den Wettbewerb zu umgehen und einfacher Aufträge zu erhalten, sollen dabei 20 Angestellte von VW und Audi mit Zahlungen von bis zu 800.000 Euro pro Jahr bestochen worden sein.
Nach der amtlichen Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für Januar 2005 von über fünf Millionen Arbeitslose, präsentiert die Deutsche Bank kurz darauf auf einer Pressekonferenz ihre Gewinnverdopplung auf 4,1 Mrd. Euro und gleichzeitig den Abbau von weltweit 6.200 Arbeitsplätzen, um die Eigenkapitalrendite von 17% auf 25% zu erhöhen. Durch undichte, veraltete und schlecht gewartete Ölpipelines der Shell AG wurde jahrelang die Umwelt des Niger-Delta verschmutzt. Daneben engagierte sich der Konzern für nigerianische Entwicklungsprojekte, die jedoch so mangelhaft umgesetzt wurden, dass das Unternehmen jetzt zugeben musste, dadurch gewalttätige Konflikte, Korruption und Armut verschärft zu haben.
Welchen Stellenwert spielen heute ethische Aspekte bei unternehmerischen Handlungen?
Gibt es Unternehmen, die ihr Handeln auch an ethisch-moralischen Maßstäben ausrichten?
Die Handlungen von Wirtschaftsakteuren haben nicht nur eine ökonomische, rationale, sondern immer auch eine ethische Dimension. Da wirtschaftliche Entscheidungen die legitimen Interessen anderer betreffen, darf und muss immer auch gefragt werden, ob sie umfassend, vernünftig und moralisch vertretbar sind. Die Wirtschaftsakteure, besonders die Entscheidungsträger in den Unternehmen, werden derzeit immer häufiger mit solchen Fragen der moralischen Verantwortbarkeit ihres Handelns konfrontiert - sei es durch eine kritischer werdende Öffentlichkeit oder durch andere Akteure.
Gang der Untersuchung:
Jemand, der nicht direkt im Unternehmensprozess mitwirkt, kann sich über ihn nur indirekt aufgrund der Maßnahmen, welche an die Öffentlichkeit dringen, ein Bild machen. Aus solch einer abstrahierten Momentaufnahme Aussagen über den Stellenwert der Ethik im Unternehmensprozess abzuleiten, ist meine Aufgabe.
Im ersten Teil der Arbeit steht der Betrachtungsgegenstand der Untersuchung, nämlich die Ethik und das ethisch unternehmerische Handeln, im Mittelpunkt. Im zweiten […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Antonius Keller
Stellenwert der Ethik für unternehmerisches Handeln - in Theorie und Praxis
ISBN: 978-3-8366-0394-2
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Berufsakademie Stuttgart, Staatliche Studienakademie, Stuttgart, Deutschland,
Diplomarbeit, 2007
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http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany
I
Vorwort
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Unternehmen, die sich für das Thema
meiner Diplomarbeit, welche mir von der BA Stuttgart gestellt wurde, engagiert haben, indem
sie den Fragebogen beantwortet haben. Es war für mich sehr ermutigend, täglich, zum Teil
sehr detailliert in Handschrift beantwortete Fragebögen zu bekommen. Ausdruck dessen,
dass es vielen angesprochenen Unternehmern Ernst mit diesem Thema ist !
III
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
...I
Abkürzungsverzeichnis
... V
Abbildungsverzeichnis
... VII
1. Einführung
...1
1.1 Problemstellung ...1
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ...2
2. Ethik Gegenstand der Betrachtung
...3
2.1 Moral, Ethos und Ethik...3
2.2 Normen, Maxime, Güter und Werte...6
2.3 Verantwortung ...7
3. Merkmale zur Bestimmung des Stellenwerts der Ethik für unternehmerisches
Handeln
...8
3.1 Ethik-Management...9
3.2 Unternehmensvorbild - Formale Werte und Normen...11
3.2.1 Unternehmensleitbild
...11
3.2.2 Wertekanon / Corporate Values
...11
3.2.3 Ethik-Kodex
...12
3.2.4 Führungsgrundsätze / Leadership Values
...14
3.3 Unternehmenskultur ...15
3.3.1 Ethik Training / -Seminar / -Workshop
...15
3.3.2 Leitfaden mit unternehmenstypischen Ethikfallstudien
...17
3.3.3 Ethische Beurteilungsmaßstäbe im Personalmanagement
...17
3.3.4 Maßnahmen zum Umgang mit Fehlern
...19
3.3.5 Ethische Komponenten im Anreizsystem
...19
3.4 Unternehmensstruktur ...20
3.4.1 Kommunikationsmöglichkeiten / Dialogorgane
...20
3.4.2 Ethik-Vorstand / Ethik-Direktor
...22
3.4.3 Ethik-Beauftragter / Ethics Officer
...22
3.4.4 Ethik-Kommission
...23
3.4.5 Ethik-Controlling / Ethik-Audits
...24
IV
4. Empirische Untersuchung zur Bestimmung des Stellenwerts der Ethik für
unternehmerisches Handeln
...26
4.1 Methodisches Vorgehen und Datenbasis ...26
4.1.1 Auswahl und Beschreibung der Stichprobe
...26
4.1.2 Datenerhebung
...28
4.2 Befragung und Ergebnisse ...30
4.2.1 Detaillierte Auswertung des Antwortverhaltens
...30
4.2.2 Welchen Stellenwert nehmen Ethikmaßnahmen generell in der
Unternehmenspraxis ein ?
...31
4.2.3 Legen Unternehmen viel Wert auf Maßnahmen, welche formal vorschreiben,
wie die Unternehmensmitglieder ethisch zu handeln haben ?
...32
4.2.4 Legen die Unternehmen viel Wert auf die Maßnahmen, welche das Wissen
und Wollen der Mitarbeiter fördern, wie man ethisch handelt ?
(Kultur des Unternehmens)
...34
4.2.5 Welche strukturellen Maßnahmen spielen eine besondere Rolle ?
...37
4.2.6 Wie intensiv sind die Bemühungen der Unternehmen, mit der ,,nicht
geschäftlichen" Außenwelt eine gelungene Beziehung einzugehen ?
...40
5. Ergebnisse aus verwandten empirischen Untersuchungen
...43
5.1 Vorstellung der Untersuchungen
...43
5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse
...44
6. Fazit und Ausblick
...47
Anhang
...51
Literaturverzeichnis
...59
V
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
Abs. Absatz
AG Aktiengesellschaft
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BRD Bundesrepublik
Deutschland
bzw. beziehungsweise
CEO
Chief Executive Officer, Vorstandsvorsitzender
CLI
Command Line Interface, Tool für Benchmarks
CSI
Customer Satisfaction Index
d. h.
das heißt
et al.
et alteri, und weitere
etc. et
cetera
FrgBg
Verweis auf Fragebogen (hinterlegt in Anlage Nr. 3)
FTD
Financial Times Deutschland
ggf. gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Hrsg. Herausgeber
Kap. Kapitel
MbO
Weitergabe von Zielen mittels Führen durch Zielvereinbarung
mind. mindestens
Mrd. Milliarden
Mio. Millionen
NGO
Non-governmental organisation, Nichtregierungsorganisation
NYSE
New York Stock Exchange
o. J.
ohne Jahresangabe
o. S.
ohne Seitenangabe
o. V.
ohne Verfasser
SZ Süddeutsche
Zeitung
vgl. vergleiche
z.B. zum
Beispiel
VII
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Zusammensetzung der Stichproben für diese Befragung...26
Abb. 2: Antwortverhalten der Unternehmen nach Branchen...29
Abb. 3: Zusammensetzung der Mitarbeiterzahlen (adressierte Unternehmen)...30
Abb. 4: Stellenwert von Ethikmaßnahmen/-programmen in der Unternehmenspraxis ...32
Abb. 5: Irrelevante Ethikmaßnahmen (formale) ...33
Abb. 6: Irrelevante Ethikmaßnahmen (mit Lerncharakter) ...34
Abb. 7: Maßnahmen/Aktivitäten zur Fehlerkultur im Unternehmen...35
Abb. 8: Reflexion über das Verhältnis zu den Stakeholdern des Unternehmens...36
Abb. 9: Finden regelmäßig anonyme Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit statt ? ...37
Abb. 10: Andere, nicht finanzielle Anreize/Anreizsysteme ...38
Abb. 11: Maßnahmen zu einer positiven Fehlerkultur im Unternehmen ...39
Abb. 12: Finanzielles Engagement der Unternehmen für Gesellschaft und Umwelt- oder
Klimaschutz ...40
Abb. 13: Institutionen mit denen Unternehmen zusammenarbeiten ...41
Abb. 14: Skala ,,Verantwortungsübernahme" mit Selbst- und Fremddarstellung (in%)...45
1
1. Einführung
1.1 Problemstellung
Nachdem der Sanierungsplan des Renault Konzerns Anfang 2007 verkündet wird, nehmen
sich drei Mitarbeiter des Renault Entwicklungszentrums das Leben, da sie mit dem Arbeits-
druck psychisch nicht mehr klarkommen.
1
Seit Juli 2006 wird gegen Mitarbeiter des französischen Autozulieferers Faurecia und des
Volkswagen Konzerns ermittelt. Um den Wettbewerb zu umgehen und einfacher Aufträge zu
erhalten, sollen dabei 20 Angestellte von VW und Audi mit Zahlungen von bis zu 800.000
Euro pro Jahr bestochen worden sein.
2
Nach der amtlichen Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für Januar 2005 von über fünf Milli-
onen Arbeitslose, präsentiert die Deutsche Bank kurz darauf auf einer Pressekonferenz ihre
Gewinnverdopplung auf 4,1 Mrd. Euro und gleichzeitig den Abbau von weltweit 6.200 Ar-
beitsplätzen, um die Eigenkapitalrendite von 17% auf 25% zu erhöhen.
3
Durch undichte, veraltete und schlecht gewartete Ölpipelines der Shell AG wurde jahrelang
die Umwelt des Niger-Delta verschmutzt. Daneben engagierte sich der Konzern für nigeria-
nische Entwicklungsprojekte, die jedoch so mangelhaft umgesetzt wurden, dass das Unter-
nehmen jetzt zugeben musste, dadurch gewalttätige Konflikte, Korruption und Armut ver-
schärft zu haben.
4
Welchen Stellenwert spielen heute ethische Aspekte bei unternehmerischen Handlungen?
Gibt es Unternehmen, die ihr Handeln auch an ethisch-moralischen Maßstäben ausrichten?
Die Handlungen von Wirtschaftsakteuren haben nicht nur eine ökonomische, rationale, son-
dern immer auch eine ethische Dimension. Da wirtschaftliche Entscheidungen die legitimen
Interessen anderer betreffen, darf und muss immer auch gefragt werden, ob sie umfassend,
vernünftig und moralisch vertretbar sind. Die Wirtschaftsakteure, besonders die Entschei-
dungsträger in den Unternehmen, werden derzeit immer häufiger mit solchen Fragen der
moralischen Verantwortbarkeit ihres Handelns konfrontiert - sei es durch eine kritischer wer-
dende Öffentlichkeit oder durch andere Akteure.
5
1
Vgl. Rogge, J. (2007), S. 16
2
Vgl. o.V. (2006), S. 14
3
Vgl. Posé, Ulf-D. (2005), S. 1
4
Vgl. Bräuer, S. (2006), S. 1 ff.
5
Vgl. Ulrich, P. (1998), S. 16 f.
2
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Jemand, der nicht direkt im Unternehmensprozess mitwirkt, kann sich über ihn nur indirekt
aufgrund der Maßnahmen, welche an die Öffentlichkeit dringen, ein Bild machen. Aus solch
einer abstrahierten Momentaufnahme Aussagen über den Stellenwert der Ethik im Unter-
nehmensprozess abzuleiten, ist meine Aufgabe.
Im ersten Teil der Arbeit steht der Betrachtungsgegenstand der Untersuchung, nämlich die
Ethik und das ethisch unternehmerische Handeln, im Mittelpunkt.
Im zweiten Teil werden die Merkmale festgelegt, aufgrund derer die ,,Vermessung" des Be-
trachtungsgegenstands durchgeführt wird. Anbei werden Hinweise zu den zugehörigen Fra-
gestellungen im Fragebogen gegeben (z.B. ,,FrgBg: 5.1.c"), welche den Stand der Realisie-
rung in den Unternehmen erfassen.
Darauf aufbauend wird im dritten Teil die Durchführung der selbst konzipierten Unterneh-
mensbefragung beschrieben und eine fragenbezogene Auswertung gemacht.
Die Arbeit schließt mit der Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse aus der eige-
nen Untersuchung und verwandter Untersuchungen, welche in jüngster Zeit veröffentlicht
wurden. Darauf aufbauend wird der Stellenwert der Ethik für unternehmerisches Handeln
abgeleitet.
3
2. Ethik
Gegenstand der Betrachtung
Mit dem Begriff der Ethik stehen weitere Begriffe im Zusammenhang, welche fundamental für
diese Arbeit sind und aus deren Definitionen sich die ersten Fragen und Erkenntnisse für die
folgende Untersuchung des Stellenwerts ableiten lassen.
2.1 Moral, Ethos und Ethik
Was ist
Moral
? Der Begriff Moral stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ,,die Sitte".
6
,,Moral ist die Summe der tatsächlich geltenden Normen und Regeln in einer Gesellschaft,
wie sie geschichtlich entstanden ist und in Übereinstimmung als akzeptiert gelten kann
(Sittlichkeit)."
7
Die Moral beinhaltet somit den normativen oder wertebezogenen Grundrah-
men für das Verhalten des Einzelnen zu sich selbst (Individualaspekt), zum Mitmenschen
(Personalaspekt) und zur ökologischen Umwelt.
8
Im Gegensatz zum Recht ist die Moral geschichtlich gewachsen. Sie wird nicht verbindlich
vorgegeben (z.B. durch den Staat) und ist nicht mit Strafen verbunden.
Aber wie kann man begründen, ob etwas moralisch ist ? Es reicht der Hinweis auf den tat-
sächlich gelebten Konsens oder die allgemeine Übereinstimmung innerhalb der Gesellschaft
über bestimmte Vorstellungen des gelungenen Lebens. Moral umschreibt also das, was an
Verhaltensnormen da ist und für diese Gruppe bis auf Weiteres gilt. Moral ist aus diesem
Grund noch nicht reflektiert, sondern argumentiert lediglich mit dem, was war oder was ist.
Ein moralisches Leben entspricht einem anständigen Leben, das sich nach den allgemeinen
Regeln der Gesellschaft ausrichtet.
9
In diesem Sinne wäre unternehmerisches Handeln ,,anständig", wenn es lediglich die
Gepflogenheiten der Geschäftswelt einhält.
Moral entwickelt sich und ist sehr stark von den Wertevorstellungen der Gesellschaft abhän-
gig. Betrachtet man die Moral der heutigen Gesellschaft, kann man z.B. ein verändertes Ver-
halten bei der Zahlung von offenen Rechnungen feststellen: Sie werden häufig erst nach
einem langen Zeitraum bezahlt oder gar nicht. Ebenso ist ein derartiges Verhalten auf der
Unternehmensseite zu betrachten: So bezahlten im 3. Quartal 2004 durchschnittlich lediglich
6
Vgl. Küpper, H.-U. (2006), S. 12 ff.
7
Dietzfelbinger, D. (2000), S. 63
8
Vgl. Höffe, O. (1997), S. 204
9
Vgl. Ulrich, P. (1998), S. 23 ff.
4
66% der Unternehmen ihre Rechnungen wie vereinbart. Der Unterschied zu vergangenen
Zeiten, als mehr Wert auf eine korrekte und zügige Bezahlung gelegt wurde, ist, dass Men-
schen den Zahlungsverzug zunehmend als Kavaliersdelikt ansehen.
10
Alle Untersuchungen in diesem Bereich sind immer von einem aktuellen Zeitpunkt
abhängig.
Die Lebens- und Arbeitsform, die man zunächst subjektiv als wohlgelungen bezeichnet
,
nennt man
Ethos. ,,Ein Mensch, der eine bestimmte Form von moralisch anerkannten Re-
geln und Maßgaben für sich beansprucht und nach ihnen lebt, hat ein Ethos."
11
Das Wort Ethos stammt aus dem Griechischen (" ") und wird mit ,,gewohnter Ort des
Lebens", ,,Charakter" oder ,,sittlicher Gesinnung" übersetzt. Aristoteles war davon überzeugt,
dass man Ethos erlernt, indem man sich an
Vorbildern orientiert
und
einübt
, wie man die
als richtig geltenden Handlungen praktisch anwendet.
12
Ein Vorbild für alle Wirtschaftswissenschaftler kann z.B. Prof. Muhammad Yunus sein. Er ist
Gründer der ,,Grameen-Bank", die erfolgreich Kleinkredite an arme Menschen in Bangla-
desch vergibt und so bereits mehreren Millionen von Menschen den Weg aus der Armut er-
möglichte. Für
die Förderung wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung von unten wurde der
Erfinder des Mikro-Kredits 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
13
Es stellt sich also in der folgenden Analyse die Frage, ob es für die Unternehmen
Vorbildhaftes gibt, an dem sich alle Mitarbeiter orientieren können.
Das Ethos ist also weit mehr als nur die simple Übernahme der geltenden Moral. Der
Mensch ist geradezu aufgefordert, die äußerlich geltenden Werte- und Normengefüge durch
seine Vernunft kritisch zu
beurteilen
,
zu
ergänzen
und
weiterzuentwickeln
.
14
Damit kann das Ethos eine geltende Moral auch ablehnen. Manche Ärzte verstoßen z.B.
gegen das Verbot zur Sterbehilfe aus Gründen der Menschenwürde. Sie werden unterstützt
durch Proteste der Bürger. Nur wenn eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema
stattfindet, besteht die Chance zur Weiterentwicklung der Gesetze.
15
Deshalb ist es von Bedeutung, festzustellen, wie Unternehmen mit Kritik umgehen.
Neben dem Ethos von Einzelpersonen spricht man auch vom Ethos einer bestimmten Be-
rufs- oder Standesgruppe. Moralisch anerkannte Regeln und Verhaltensstandards werden in
10
Vgl. Hagemann, S. (2004), S. 1 f.
11
Dietzfelbinger, D. (2000), S. 64
12
Vgl. Dirlmeier, F. (1960), S. 1103
13
Vgl. Gude, J. (2007), S. 26 f.
14
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 10 f.
15
Vgl. Pieper, A. (2000), S. 35
5
einem Kodex (von lat. caudex: Verzeichnis, Tafel) dokumentiert und sind nur für gewisse
Berufsgruppen verbindlich:
16
· Bis heute gilt beispielsweise das ,,Davoser Manifest" von 1973 immer noch als der Stan-
dardkodex für das Ethos von Managern.
· Das ,,Bekenntnis des Ingenieurs des Vereins Deutscher Ingenieure" von 1950 ist eben-
falls ein Kodex, der das ethische Verhalten für Ingenieure beschreibt.
Für die folgende Untersuchung muss es also von Bedeutung sein, festzustellen,
inwieweit sich Unternehmen mit Gleichgesinnten zusammenschließen.
Ethik
(griech. ethika: das, was die Sittlichkeit betrifft, Sittlichkeit) ist die wissenschaftliche
Reflexion von
Moral und Ethos
. Ethik als wissenschaftliche Disziplin verlangt neben der kriti-
schen Reflexion aber auch argumentative Begründung.
17
,,Ethik bemüht sich, unter der Voraussetzung der Differenz zwischen Faktizität und Ideal,
geleitet von der Idee eines sinnvollen Lebens des Menschen, Aussagen über das gute und
gerechte Handeln des Menschen zu machen. Ethik reflektiert theoretisch über die Erfahrun-
gen der Praxis, um diese theoretischen Gedanken und Überlegungen dann wieder in die
Praxis einzuspeisen."
18
Erkenntnisgegenstand der Ethik ist die menschliche Praxis, also das menschliche Handeln
und Unterlassen.
Ziel
der ethischen Praxis ist also, die Differenz zwischen dem, was ist,
(,,Sein" Zustand) und dem, was sein soll (,,Sollen" Zustand) so gering wie möglich zu halten.
19
Es muss in der Untersuchung geklärt werden, inwieweit die Unternehmen Maßnah-
men in ihrer Organisation verankern, die dazu beitragen, dass:
die Mitarbeiter, über ihr eigenes Leben und die Art und Weise, wie sie ihr Le-
ben gestalten, nachdenken.
sie die Mitarbeiter im Handeln entscheidungsbefugt machen.
alle Mitarbeiter dazu bewegt werden, verantwortlich zu handeln.
Würden alle Menschen nach der Maßgabe handeln, wie es einem wohlgelingenden Leben
für alle entspricht (wenn also der ,,Sein", dem ,,Sollen" Zustand entspricht), wäre die Ethik
überflüssig, da die ideale Normen im Handeln und Unterlassen allgegenwärtig sind. Betrach-
tet man den Alltag bzw. die Wirtschaftspraxis, lässt sich jedoch erkennen, dass der optimale
Zustand nie erreicht wird.
20
16
Vgl. Noll, B. (2002), S. 11 f.
17
Vgl. Lorenzen, P. (1991), S. 27
18
Dietzfelbinger, D. (2000), S. 64
19
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 12 f.
20
Vgl. Steinmann, H./Löhr, A. (1994), S. 19 ff.
6
Es ist die Anzahl der Unternehmen zu bestimmen, welche die Ethik für
überflüssig halten.
An dieser Stelle muss kritisch gefragt werden, ob der Mensch überhaupt fähig ist, ethisch zu
handeln. Vertreter des Nonkognitivismus, wie David Hume (1711-1776) sind der Überzeu-
gung, dass die Vernunft den Affekten (Gefühl, Intuition) unterworfen ist. Daher leben und
handeln Individuen primär aus Emotionen und Empfindungen (z.B. Sympathie).
21
Die moderne Hirnforschung stellt ebenfalls fest, dass beim Nachdenken über Ethik dieselben
Hirnareale aktiviert werden, die auch aktiviert sind, wenn ein Mensch Emotionen hat. Dar-
über hinaus wurde nachgewiesen, dass der Mensch Handlungen durchführt,
bevor
er eine
bewusste Entscheidung trifft. Damit wären also die Handlungen des Menschen vollkommen
determiniert und es gäbe keine Freiheit des Willens.
22
2.2 Normen, Maxime, Güter und Werte
Wenn der Mensch bewusst Wertmaßstäbe setzt, nach denen er das Handeln ausrichtet, e-
xistieren gewisse
Normen
. Eine Norm (lat. norma: Regel, Richtschnur) kann Maßstab, Regel
oder eine Vorschrift sein. Jede Handlungsregel ist eine Norm und beschreibt den Rahmen,
was in der Ordnung, was ,,normal" ist.
23
Man unterscheidet zwischen dem, was bereits Normalität ist und einem Normbegriff, der ei-
nen
Idealtypus
beschreibt. Unter moralisch-juristischen Gesichtspunkten kann eine Norm als
Vorschrift,
die
unbedingt zu erfüllen
ist, angesehen werden.
24
Normen können eine entlastende Funktion haben, indem sie für Handlungssituationen, Kon-
flikt- oder Problemfälle bereits vorbedachte und vorüberlegte Handlungsalternativen ermögli-
chen. Moralische Normen dienen in diesem Sinne als Richtschnur für das alltägliche Han-
deln und können in
fest verbriefter Form nachgelesen
werden (z.B. in den ,,Zehn Geboten"
der Bibel: ,,Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren"). Ein Unternehmen oder eine Be-
rufsgruppe kann einen Kodex vorgeben, in dem Mitarbeiter nachlesen können, wie sie sich in
einer bestimmten Situation richtig verhalten müssen.
25
In der folgenden Analyse gilt es zu klären, wie viele Unternehmen für ihre Mit-
arbeiter ethisches Handeln formal festschreiben, indem sie entsprechende
Normen in Form eines Kodex vorgeben.
21
Vgl. Hume, D. (1978), S. 153
22
Vgl. Libet, B. (1978), S. 69 ff.
23
Vgl. Molitor, B. (1989), S. 10 ff.
24
Vgl. Dietzfelbinger, D. (2000), S. 77 f.
25
Vgl. Dietzfelbinger, D. (2000), S. 78
7
Spezielle Normen lassen sich von allgemeinen Normen ableiten. Eine Norm, die sich nicht
mehr von anderen Normen ableiten lässt, nennt man
Maxime
(z.B. Kategorischer Imperativ:
Prüfe stets, ob die eigenen
Handlungsmaximen
zu einer
allgemeingültigen Regel
oder zu
einem
allgemeinen Gesetz
erhoben werden können).
26
Unterschiedliche Maximen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Güter
sind Gegenstände oder Sachverhalte, nach denen wir streben, da sie den gelungenen
Vollzug menschlichen Lebens ermöglichen, wie z.B. Leben, Gesundheit, Würde, Freiheit,
Frieden, Wohlstand, Eigentum, Sicherheit, Bildung, Umwelt, Kultur, menschliche Gemein-
schaft und Gesellschaft, etc.
27
Es gilt festzustellen, inwieweit sich ein Unternehmen um seine Mitarbeiter
sorgt, indem es ihnen die notwendigen Güter bietet.
Als
Werte
werden die Leitvorstellungen bezeichnet, von denen sich Individuen oder Gruppen
bei ihren Handlungen leiten lassen. Sie stehen sozusagen als fundamentale Auffassungen
vom Wünschenswerten hinter den Gütern. Aus den Werten ergibt sich, welche Dinge oder
Zustände man
für Güter hält
und welchen
Rang
man ihnen einräumt. So sind etwa Eigentum
und Wohlstand Güter, weil man menschliches Leben für wertvoll erachtet und dieses Leben
auch der materiellen Güter bedarf. Werte sind daher keine statistischen Größen und unter-
liegen einem ständigen Wandel.
28
Bei Gütern und Werten besteht das Problem, dass sie nicht messbar und be-
rechenbar sind. Damit kann der Stellenwert nicht durch eine Zahl ausgedrückt
werden.
2.3 Verantwortung
Die Zuständigkeit von Personen für übernommene Aufgaben, Rechte oder Pflichten be-
zeichnet man als
Verantwortung
. Diese Zuständigkeit im Handeln und Unterlassen ist be-
zogen auf eine Instanz, die Rechenschaft fordert (Gewissen, Gericht, Gott, etc.). Aufgrund
seiner Fähigkeit zur Verantwortung wird der Mensch erst zum moralischen und ethischen
Subjekt, das für sein Handeln und Unterlassen einzustehen hat. Das
Individuum
ist im Un-
ternehmen somit Träger und Subjekt der Ethik. Der Ort der Moral ist das Individuum.
29
26
Vgl. Molitor, B. (1989), S. 20 ff.
27
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 5 f.
28
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 12 f.
29
Vgl. Kreikebaum, H. (2005), S. 500 f.
8
Es gilt zu klären, in wie vielen Unternehmen die Mitarbeiter mit Sanktionen zu
rechnen haben, wenn sie bei den ihnen übertragenen Aufgaben gegen den
Ethik-Kodex verstoßen haben.
Aber nicht nur Unternehmensmitglieder sind moralfähig und zur Verantwortung verpflichtet.
Das
Unternehmen
als Ganzes ist es auch, weil es eine innere Struktur und Kultur aufweist,
welche die Entscheidungen und Handlungen der Unternehmensmitglieder maßgeblich beein-
flusst. Diese innere Struktur ist in Verbindung mit der Kultur im übertragenen Sinne das ,,Ge-
wissen" des Unternehmens, also der Ort, den es als ,,inneren Gerichtshof" verspürt
(Kant)
.
Grundlegend ist die Vorstellung, dass das Handeln der Menschen durch die Gestaltung der
internen Rahmenbedingungen
gezielt
beeinflusst werden kann.
30
Im Folgenden muss auf jeden Fall geklärt werden, wie viele Unternehmen Ein-
richtungen besitzen, die einen Rechenschaftsbericht über die Ethik des
Unternehmens erstellen.
Die Unternehmensführung hat die Möglichkeit durch spezifische Maßnahmen das Unter-
nehmen und seine Individuen ethisch-moralisch zu sensibilisieren und die moralische Kom-
petenz in der Unternehmenspraxis zu erhöhen. Damit die Unternehmensmitglieder tatsäch-
lich in der gewünschten Art und Weise handeln, muss die Führung drei Funktionen erfüllen:
Sie muss vorgeben, was getan werden
soll
und dafür sorgen, dass die Mitarbeiter in der
gewünschten Art und Weise handeln
wollen
(z.B. Anreiz-/Belohnungssysteme) und
können
(z.B. Organisationsstruktur). Dazu kann ein Ethik-Management im Unternehmen eingerichtet
werden.
31
Es muss untersucht werden, in wie vielen Unternehmen keinerlei Maßnahmen
zur ethisch-moralischen Sensibilisierung ergriffen worden sind.
3. Merkmale zur Bestimmung des Stellenwerts der Ethik für
unternehmerisches Handeln
Der Stellenwert der Ethik für unternehmerisches Handeln leitet sich im Folgenden aus der
Summe von Maßnahmen ab, welche die Unternehmen ergreifen, um Geschäftsvorgänge im
30
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 187
31
Vgl. Göbel, E. (2006), S. 1
9
ethischen Sinne zu fördern und aus dem Grad der finanziellen Verantwortungsübernahme
gegenüber Gesellschaft und Umwelt.
Um ethisches Handeln im Unternehmen zu fördern, stehen der Unternehmensleitung unter-
schiedliche Instrumentarien zur Verfügung, welche sie einführen können (kurz: ,,Ethikmaß-
nahmen"). Hierbei ist generell zu unterscheiden, ob sie:
32
Am
Selbstverständnis
des Unternehmens
Am
Bewusstsein
der Mitarbeiter als lernende/kommunizierende ethische Individuen
Oder an der
Unternehmensstruktur
ansetzen
Diese Maßnahmen werden kurz: "formale" (vgl. Kap 3.2), "kulturelle" (vgl. Kap 3.3) oder
"strukturelle" (vgl. Kap 3.4) Ethikmaßnahmen genannt.
3.1 Ethik-Management
Die generelle Aufgabe des Ethik-Managements ist es, verbindliche ethische Handlungsmaß-
stäbe in alle unternehmerischen Entscheidungsprozesse einzubauen. Als Ethik-Management
kann man daher die Gesamtheit der Bemühungen bezeichnen, mit denen moralische Anlie-
gen intern
zwischen Mitarbeitern und Abteilungen und in der externen Kommunikation ge-
genüber Markt und Öffentlichkeit zur Geltung gebracht werden sollen.
33
Es leistet ein Moral-Controlling
(FrgBg: 5.1.k
34
)
. So wie die Controlling-Funktion im Unter-
nehmen zur Unterstützung und Koordination der erfolgsorientierten Unternehmensführung
dient, sorgt das Ethik-Management für die
Koordination einer werteorientierten Unter-
nehmensführung
.
35
Das Ethik-Management verpflichtet sich, moralischer Werte, Normen
(FrgBg: 5.1.b)
und
moralische Standards
(z.B. durch Unternehmens- oder Branchenkodizes) zu formulieren,
durchzusetzen und intern, wie extern zu kommunizieren. Damit hat das Management wie
auch alle Mitarbeiter eine weitere
handlungsbeschränkende Variable
zu beachten: Die Leis-
tungserstellung muss nicht nur technisch machbar, organisatorisch erreichbar und ökono-
misch vertretbar, rechtlich zulässig, sondern auch
moralisch angemessen
sein.
36
32
Vgl. Dietzfelbinger, D. (2000), S. 186 ff.
33
Vgl. Noll, B. (2002), S. 106 f.
34
In
Anlage Nr. 3 ist der gesamte Fragebogen zur empirischen Untersuchung (vgl. Kap. 4) abgelegt.
35
Vgl. Kaptein, M. (1998), S. 42
36
Vgl. Wieland, J. (1999), S. 33 ff.
10
Es ist eine zentrale Aufgabe des Managements, unternehmensethische Fragestellungen auf
der Ebene der
strategischen
Entscheidungen und
Zielsetzungen
des Unternehmens mit ein-
zubinden (z.B. Welches Produktionsprogramm/-verfahren soll angewendet werden, welche
Märkte sollen mit den Produkten bedient werden). Unternehmerische Entscheidungen müs-
sen darauf aufbauend bei der Wahl über den Einsatz geeigneter
Instrumente
und
Mittel
ge-
troffen werden. Auch hier eröffnen sich dem Unternehmen Handlungsspielräume, die ethi-
sche Reflexion möglich machen. Unternehmen stehen in der Regel mehrere Mittel und Wege
zur Zielerreichung zur Verfügung. Schließlich sind bei allen Entscheidungen der Unterneh-
mensführung, die
organisatorische
Strukturen oder Personalfragen betreffen, ethische As-
pekte stets mit zu bedenken.
37
Die systematische Einrichtung eines Ethik-Management-Systems kann in sechs Schritten
erfolgen:
38
Zu Beginn müssen
unternehmensethische Grundsätze
(Leitbild, vgl. Kap 3.2) als Orien-
tierungs-
und Handlungsleitlinien formuliert werden. Sie gestalten die Identität (Corporate
Identity) des Unternehmens mit und geben Entscheidungshilfen.
Darauf werden grundlegende
strategische Weichenstellungen
aufgebaut.
Die formulierten Grundsätze werden jedoch erst wirksam, wenn Prozesse eingeleitet und
Unternehmensstrukturen
(vgl. Kap. 3.4) geschaffen werden (Implementierung).
Damit die ethischen Inhalte im Geschäftsalltag mit Leben erfüllt werden, müssen diese
erst durch Kommunikation vermittelt werden. Kommunikative Prozesse müssen die Unter-
nehmenswerte in das Unternehmen hinein wie nach außen verbreiten, um Einfluss auf die
Unternehmenskultur
(vgl. Kap 3.3) zu nehmen. Trainings und Diskussionen können Hil-
festellung leisten, abstrakte Leitlinien für den einzelnen Mitarbeiter in konkrete Alltagssi-
tuationen umzusetzen und Wertkonflikte zu erkennen und zu bearbeiten sie helfen so-
mit, den Umgang mit den Leitlinien selbstverständlich zu machen.
Die Bemühungen des Ethik-Managements müssen laufend über Audits
kontrolliert
wer-
den. Kontrollen
(FrgBg: 9, 7)
und
Sanktionen
(FrgBg: 5.1.g)
sind unverzichtbar, um die
Ernsthaftigkeit des Ethik-Managements zu dokumentieren.
Schließlich lassen sich im Unternehmen Werteorientierung und Vertrauenskultur
(FrgBg: 6)
nur durchsetzen, wenn partizipative und offene Strukturen
(FrgBg: 5.1.l, 5.1.j)
geschaffen werden. Die Einrichtung eigenständiger Stellen und/oder Abteilungen ist un-
abdingbar, damit unternehmensethische Grundsätze nicht nur formuliert, sondern auch
gelebt werden können.
37
Vgl. Steinmann, H./Wuche, S. (1993), S. 1125 ff.
38
Vgl. Schüz, M. (1999), S. 193 ff.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2007
- ISBN (eBook)
- 9783836603942
- DOI
- 10.3239/9783836603942
- Dateigröße
- 652 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart – Wirtschaft
- Erscheinungsdatum
- 2007 (Juni)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- unternehmensethik corporate social responsibility ethik-kodex unternehmenskultur nachhaltigkeit sustainability
- Produktsicherheit
- Diplom.de