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Internationalisierung von Dienstleistungen aus Sicht der Außenhandelstheorie

©2007 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Deutschland ist zum vierten Mal in Folge Exportweltmeister - was für Produkte gelten mag, stimmt für Dienstleistungen nur eingeschränkt. Die Exportspitzenposition bei Dienstleistungen geht traditionell an die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Deutschland ist zwar nach aktuellen Zahlen der Welthandelsorganisation (WTO) zum weltweit drittgrößten Exporteur von Dienstleistungen aufgestiegen, weist im internationalen Vergleich jedoch eine negative Bilanz bezüglich des Handels mit Dienstleistungen auf.
Insgesamt haben die Dienstleistungssektoren führender Volkswirtschaften im Zeitalter zunehmender Globalisierung einen Aufstieg in eine weltwirtschaftlich dominante Stellung erfahren und ihre Gesellschaften sind zu Beginn des 21. Jahrhundert im Dienstleistungszeitalter angekommen Der steigende internationale Handel mit Dienstleitungen ist ein Zeichen dieser zunehmenden Tertiarisierung der Weltwirtschaft und insbesondere die Exportfähigkeit von Dienstleistungen gewinnt auf internationaler Ebene immer mehr an Bedeutung. Der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen in Verbindung mit einem positiven Saldo in der Dienstleistungsbilanz gilt als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einer Nation im tertiären Sektor.
Dienstleistungen generieren heutzutage in weniger entwickelten Volkswirtschaften bis zu 35 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP), in Ländern, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angeschlossen sind, sogar über 70 Prozent. Der globale grenzüberschreitende Handel von Dienstleistungen mit einem Gesamtwert von über 2,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2005 hat inzwischen einen Anteil von nahezu 20 Prozent am gesamten Welthandel.
Die Gründe für das dargestellte Wachstum sind vielfältiger Natur. Häufig genannt werden die zunehmende Liberalisierung und Deregulierung internationaler Dienstleistungsmärkte, fortschreitende Entwicklungen bezüglich international einsetzbarer Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), eine zunehmende Marktsättigung, strategische Überkapazitäten, das Eintreten neuer, oft branchenfremder Wettbewerber sowie die Multiplikation erfolgreicher Dienstleistungskonzepte.
Dieser wachsenden realwirtschaftlichen Bedeutung von Dienstleistungen im globalen Wirtschaftssystem steht eine mindere Berücksichtigung in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Literatur gegenüber. Insbesondere der internationale Dienstleistungshandel findet erst seit kurzer […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Thomas Burger
Internationalisierung von Dienstleistungen aus Sicht der Außenhandelstheorie
ISBN: 978-3-8366-0356-0
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität Hohenheim, Stuttgart, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

- I -
I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis...III
Tabellenverzeichnis... IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1.
Einführung ...1
1.1.
Relevanz des Themas...3
1.2.
Ziele und Aufbau der Arbeit...5
2.
Dienstleistungen...8
2.1.
Analyseebenen von Dienstleistungen ...9
2.1.1.
Die institutionelle Perspektive...10
2.1.2.
Die funktionale Perspektive ...11
2.1.3.
Die produktorientierte Perspektive...12
2.2.
Begriff und Definitionsansätze...13
2.2.1.
Positive Definitionen ...13
2.2.2.
Enumerative Definitionen...14
2.2.3.
Negativdefinitionen ...16
2.2.4.
Definitionen anhand konstitutiver Merkmale...17
2.2.4.1.
Potentialorientierte Ansätze ...18
2.2.4.2.
Prozessorientierte Ansätze ...19
2.2.4.3.
Ergebnisorientierte Ansätze...19
2.2.4.4.
Konstitutive und weitere Merkmale von Dienstleistungen...20
2.3.
Fazit...22
3.
Die Internationalisierung von Dienstleistungen ...23
3.1.
Internationalisierungsformen ...23
3.2.
Die Internationale Handelbarkeit von Dienstleistungen...25
3.2.1.
Kontinuumslösungen ...25
3.2.2.
Trägermedien und Informations- und Kommunikationstechnologien...27

- II -
II
3.3.
Konzeptionelle Ansätze zur Systematisierung der Internationalisierung von
Dienstleistungen ... 29
3.3.1.
,Splintering' und ,Disembodiment' von Dienstleistungen nach Bhagwati ... 29
3.3.2.
Die Sampson - Snape - Box... 30
3.3.3.
Der Ansatz von Stern und Hoekman... 32
3.3.4.
Die Typologie von Dienstleistungen nach Vandermerwe und Chadwick ... 34
3.3.5.
Der St. Gallener Ansatz ... 37
3.3.6.
Dienstleistungen im General Agreement on Trade and Services ... 39
3.4.
Fazit ... 41
4.
Dienstleistungen in der Außenhandelstheorie ... 43
4.1.
Untersuchungsrahmen... 44
4.2.
Arbeitsproduktivität und Komparativer Vorteil: das Ricardo-Modell ... 45
4.2.1.
Erweiterter Ansatz mit Faktormobilität ... 46
4.2.2.
Erklärungsgehalt für Dienstleistungen ... 47
4.3.
Ressourcen und Außenhandel: das Heckscher-Ohlin-Modell ... 49
4.3.1.
Der Ansatz mit Faktormobilität von Mundell... 50
4.3.2.
Der erweiterte Ansatz von Deardorff... 51
4.3.3.
Der erweiterte Ansatz von Melvin ... 53
4.3.4.
Das Kernmodell für den Außenhandel von Dienstleistungen... 54
4.3.5.
Erklärungsgehalt für Dienstleistungen ... 55
4.4.
Das Gravitationsmodell... 58
4.4.1.
Empirische Evidenz... 59
4.4.2.
Erklärungsgehalt für Dienstleistungen ... 63
4.5.
Fazit ... 65
5.
Komparative Vorteile beim internationalen Handel von Dienstleistungen ... 68
5.1.
Einflussfaktoren auf komparative Vorteile bei Dienstleistungen ... 68
5.2.
Das Konzept des Revealed Comparative Advantage... 70
5.3.
Ländervergleich anhand des Revealed Comparative Advantage... 71
5.4.
Die Position Deutschlands ... 86
6.
Zusammenfassung der Ergebnisse, Fazit und Ausblick ... 89
Literaturverzeichnis... VII

- III -
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
In Außenhandelsbilanzen ausgewiesene Exporte, Importe und Salden für
den internationalen Güter- und Dienstleistungshandel ausgewählter
Staaten im Jahr 2004 ...1
Abbildung 2: Wertmäßiges Wachstum des Welthandels mit Dienstleistungen von 1995 -
2003 ...2
Abbildung 3: Wertmäßiges Wachstum des Welthandels mit Dienstleistungen von 2000 -
2005 ...2
Abbildung 4: Struktur und Zielsetzungen der Arbeit...7
Abbildung 5:
Gegenüberstellung unterschiedlicher Kriterien zur Einteilung der
Volkswirtschaft in drei Sektoren ...11
Abbildung 6:
Konstitutive Merkmale einer Dienstleistung im phasenbezogenen
Zusammenhang ...17
Abbildung 7:
Kontinuum von Merkmalen für Sach- und Dienstleistungsgüter und
Internationalisierungsformen...26
Abbildung 8: Typen internationaler Dienstleistungen: die Sampson-Snape-Box...32
Abbildung 9:
Typologie von Dienstleistungen nach Vandermerwe und Chadwick ...34
Abbildung 10:
Klassischer Zusammenhang zwischen Typen von Dienstleistungen und
Formen der Internationalisierung ...35
Abbildung 11:
Der neue "all-in-one"-Modus der Internationalisierung von Dienstleistungen
nach Vandermerwe und Chadwick ...37
Abbildung 12:
Internationale Dienstleistungsbeziehungen bei nicht-handelbaren
Dienstleistungsgütern...38
Abbildung 13: Internationalisierungsstrategien bei handelbaren Dienstleistungen...38
Abbildung 14: Erbringungsarten internationaler Dienstleistungstransaktionen im GATS ...39
Abbildung 15: Das Ricardo-Modell und Dienstleistungen ...48
Abbildung 16: Das Heckscher-Ohlin-Modell und Dienstleistungen...57
Abbildung 17: Das Gravitationsmodell und Dienstleistungen ...65
Abbildung 18:
International handelbare Dienstleistungen und ihre mögliche Erklärung
durch die diskutierten Ansätze der Außenhandelstheorie...66
Abbildung 19:
Revealed Comparative Advantage (RCA)
a
for Trade in Selected Service
Sectors of the USA, EU
b
, and Japan
c
, 1989-2000 ...73
Abbildung 20: Spezialisierungsindex 2002 nach Kronberger und Wörz ...74
Abbildung 21:
Revealed Comparative Advantage (RCA)
1
für ausgewählte Dienstleistungs-
sektoren in den USA, Deutschland, Großbritannien und Japan, 1991-2002 ..85
Abbildung 22: Deutschlands Position im internationalen Dienstleistungswettbewerb
anhand RCA...88

- IV -
IV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Konstitutive Merkmale von Dienstleistungen und deren Ausprägung... 21
Tabelle 2: weitere, nicht-konstitutive Merkmale von Dienstleistungen und deren
Ausprägung... 21
Tabelle 3:
Materielle Trägermedien und elektronische Informations- und
Kommunikationstechnologien und ihre Auswirkungen auf die Merkmale von
Dienstleistungen... 28
Tabelle 4: Internationale Dienstleistungstransaktionen nach GATS... 40
Tabelle 5: RCA-Werte technologischer Dienstleistungen im internationalen Vergleich im
Jahr 2002 ... 72
Tabelle 6: RCA-Werte von Dienstleistungen im internationalen Vergleich ... 76
Tabelle 7: RCA-Werte von Technologischen Dienstleistungen im Vergleich ... 77
Tabelle 8: Revealed comparative advantages, aggregates (average 2000-2002) ... 79
Tabelle 9: Revealed Comparative advantages, detail (average 2000-2002)... 81
Tabelle 10: Revealed Comparative Advantage, commercial services only (average 2000-
2002) ... 83

- V -
V
Abkürzungsverzeichnis
BIP Bruttoinlandsprodukt
ESVG
Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechung
EU Europäische
Union
GATS
General Agreement on Trade in Services
HO-Modell Heckscher-Ohlin-Modell
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologien
OECD
Organization for Economic Cooperation and Developement,
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
RCA
Revealed Comparative Advantage
SNA
System of National Accounts
USA
Vereinigte Staaten von Amerika
WTO
World Trade Organization, Welthandelsorganisation

- 1 -
1
1. Einführung
Deutschland ist zum vierten Mal in Folge Exportweltmeister (Lange 2006) - was für
Produkte gelten mag, stimmt für Dienstleistungen nur eingeschränkt
(Zähringer/Müller/Uhlmann 2006, S. 7). Die Exportspitzenposition bei Dienstleistungen
geht traditionell an die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) (o. V. 2006). Deutschland
ist zwar nach aktuellen Zahlen der Welthandelsorganisation (WTO) zum weltweit
drittgrößten Exporteur von Dienstleistungen aufgestiegen (Ganz/Schmied 2006, S. 5),
weist im internationalen Vergleich jedoch eine negative Bilanz bezüglich des Handels mit
Dienstleistungen auf (Ganz 2007, S. 248). Abbildung 1 stellt die in den
Außenhandelsbilanzen ausgewiesenen Exporte, Importe und Salden für den
internationalen Güter- und Dienstleistungshandel ausgewählter Staaten im Jahr 2004 dar.
Abbildung 1: In Außenhandelsbilanzen ausgewiesene Exporte, Importe und Salden für den
internationalen Güter- und Dienstleistungshandel ausgewählter Staaten im Jahr
2004
Import
Export
in Mrd. US-Dollar
Deutschland
Japan
Frankreich
Spanien
Vereinigtes
Königreich
Vereinigte
Staaten
811
183
420
538
335
84
97
617
39
0
400
800
1200
1600
1472
249
428
410
291
97
131
94
5
0
400
800
1200
1600
57
456
144
349
183
68
718
193
138
908
141
Legende:
Güter
Dienstleistungen
Saldo
2000
2000
110
Quelle: eigene Darstellung nach OECD 2006, S. 79 ff.
Insgesamt haben die Dienstleistungssektoren führender Volkswirtschaften im Zeitalter
zunehmender Globalisierung einen Aufstieg in eine weltwirtschaftlich dominante Stellung
erfahren (Ganz/Schmied 2006, S. 5; Henneberger/Graf/Vocke 2000, S. 10) und ihre
Gesellschaften sind zu Beginn des 21. Jahrhundert im Dienstleistungszeitalter
angekommen (Ganz 2007, S. 224 f.). Der steigende internationale Handel mit
Dienstleitungen ist ein Zeichen dieser zunehmenden Tertiarisierung der Weltwirtschaft
(Müller/Zähringer 2006, S. 8) und insbesondere die Exportfähigkeit von Dienstleistungen
gewinnt auf internationaler Ebene immer mehr an Bedeutung (Ganz 2007, S. 248 f.). Der
grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen in Verbindung mit einem positiven

- 2 -
2
Saldo in der Dienstleistungsbilanz gilt als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einer
Nation im tertiären Sektor (Ahlert/Evanschitzky 2003, S. 6).
Dienstleistungen generieren heutzutage in weniger entwickelten Volkswirtschaften bis zu
35 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP), in Ländern, die der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angeschlossen sind, sogar über
70 Prozent (Ganz 2007, S. 224 f.; Hoekman 2006, S. 2; Wölfl 2005, S. 6 f.). Der globale
grenzüberschreitende Handel von Dienstleistungen mit einem Gesamtwert von über 2,4
Billionen US-Dollar im Jahr 2005 (WTO 2006a, S. 8) hat inzwischen einen Anteil von
nahezu 20 Prozent am gesamten Welthandel (Ganz/Schmied 2006, S. 5; Hoekman 2006,
S. 5). Abbildung 2 und Abbildung 3 verdeutlichen das wertmäßige Wachstum des
Welthandels mit Dienstleistungen von 1995 bis 2005.
Abbildung 2: Wertmäßiges Wachstum des Welthandels mit Dienstleistungen von 1995 - 2003
Wert
(in Mrd. US Dollar)
Anteil
( in Prozent)
Jährliche Veränderung
( in Prozent)
2003
1995 2003
1995 - 00
2001
2003
2003
Gewerbliche
Dienstleistungen
1795 100,0 100,0
4
0
7
13
Transport
405
25,5
22,6 3 -1 5 13
Tourismus
525
33,7
29,4 3 -2 4 10
sonstige gewerbliche
Dienstleistungen
865 40,7
48,0
6
3
10
15
Quelle: WTO 2004, S. 53 ff.
Abbildung 3: Wertmäßiges Wachstum des Welthandels mit Dienstleistungen von 2000 - 2005
Wert
(in Mrd. US Dollar)
Anteil
( in Prozent)
Jährliche Veränderung
( in Prozent)
2005
2000 2005
2000 - 05
2003
2004
2005
Gewerbliche
Dienstleistungen
2415 100,0 100,0
10
14
20
10
Transport
570 23,3
23,6
10
13
24
12
Tourismus
685 32,1
28,4
7
10
18
8
sonstige gewerbliche
Dienstleistungen
1160 44,6
48,1
12
18
18
11
Quelle: WTO 2006b, S. 109

- 3 -
3
Die Gründe für das dargestellte Wachstum sind vielfältiger Natur (Banga 2005a, S. 7 ff.;
Bruhn 2005, S. 6 ff.; Hoekman 2006, S. 2; Wölfl 2005, S. 14 ff.). Häufig genannt werden
die zunehmende Liberalisierung und Deregulierung internationaler Dienstleistungsmärkte,
fortschreitende Entwicklungen bezüglich international einsetzbarer Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT), eine zunehmende Marktsättigung, strategische
Überkapazitäten, das Eintreten neuer, oft branchenfremder Wettbewerber sowie die
Multiplikation erfolgreicher Dienstleistungskonzepte.
Dieser wachsenden realwirtschaftlichen Bedeutung von Dienstleistungen im globalen
Wirtschaftssystem steht eine mindere Berücksichtigung in der wirtschafts- und
sozialwissenschaftlichen Literatur gegenüber. Insbesondere der internationale
Dienstleistungshandel findet erst seit kurzer Zeit Berücksichtigung in der
wissenschaftlichen Diskussion (Hoekman 2006, S. 2). Traditionelle Lehrbücher behandeln
Dienstleistungen als nicht handelbar. Die bisher entwickelten Handelstheorien
berücksichtigen Dienstleistungen und deren charakteristische Merkmale demnach nicht
(Banga 2005b, S. 4).
1.1. Relevanz des Themas
Vor diesem Hintergrund wird der Ruf nach der Notwendigkeit einer eigenständigen
Theorie für die Internationalisierung von Dienstleistungen laut, welche die Handelsmuster
und Spezialisierung von Dienstleistungen erklärt (Banga 2005b, S. 16). Eine allgemeine
Theorie der Internationalisierung im Dienstleistungsbereich hat sich aus den bestehenden
Erklärungsansätzen noch nicht entwickelt und steht bislang (noch) nicht zur Verfügung
(Behofsics 1998, S. 74; Mösslang 1995, S. 168) und kann beim derzeitigen
Forschungsstand auch nicht entwickelt werden (Graf 2005, S. 20 f.). Die theoretische
Forschung hält mit den in der Realität stattfindenden Entwicklungen der
Dienstleistungsinternationalisierung nicht Schritt (Graf 2005, S. 21). Erschwerend kommt
hinzu, dass bis heute kein einheitliches Begriffsverständnis für Dienstleistungen existiert
(Graf 2005, S. 25). Dienstleistungen blieben sowohl in der Nationalökonomie als auch in
der Betriebswirtschaftslehre lange Zeit unbeachtet und wurden selbst in jüngster Zeit eher
kursorisch als systematisch behandelt (Corsten 1986, S. 16).
Diesem aktuell bestehenden Forschungsbedarf entsprechen Ergebnisse dreier
Befragungen durch das Kompetenzzentrum für Dienstleistungsmanagement des
Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart-Vaihingen.

- 4 -
4
Die ,,Trendstudie Dienstleistungen" analysiert Standards und aktuelle Trends von 116
Dienstleistungsanbietern bezüglich der Bereiche Dienstleistungsproduktivität und
Dienstleistungsinternationalisierung. Die Ergebnisse zeigen eine stark wachsende
Bedeutung der Themen Export und Produktivität von Dienstleistungen für die befragten
Dienstleistungsanbieter (Bienzeisler/Meiren 2005).
Der Fokus der Studie ,,Service Research today and tomorrow" liegt hingegen auf der
Analyse des Standes in der Dienstleistungsforschung und der Identifizierung von
Langzeittrends sowie Defiziten in der aktuellen Forschung. Diesbezüglich wurden 25
international renommierte Experten aus verschiedenen Bereichen der
Dienstleistungsforschung befragt (Ganz/Meiren 2002, S. 8 f.). Die Ergebnisse stellen
unter anderem sowohl bei dem Megatrend der Internationalisierung von Dienstleistungen
(Ganz/Hermann/Tombeil 2002, S. 21) aber auch bei Basisforschungsthemen wie der
Definition und Typologisierung von Dienstleistungen aktuellen und zukünftigen
Forschungsbedarf fest (Ganz/Hermann/Tombeil 2002, S. 19). Dies begründet sich unter
anderem in der Tatsache, dass der bisherige Forschungsfokus ausschließlich auf Themen
wie Dienstleistungsmarketing und -qualität lag (Ganz/Meiren 2002, S. 8). Eine Analyse
der führenden Fachzeitschriften mit Bezug zu Dienstleistungen zeigt, dass die
angesprochenen aktuell und zukünftig relevanten Forschungsschwerpunkte in
Fachpublikationen bisher deutlich unterrepräsentiert sind (Ganz/Nägele 2002, S. 30 ff.).
Diese Ergebnisse werden von der Studie ,,Snapshot on Research into
Internationalisation of Services" mehr als bestätigt (Ganz/Zähringer 2007). Den 30
befragten Dienstleistungsexperten zu Folge ist die Intensivierung der
Forschungsaktivitäten zur Internationalisierung von Dienstleistungen von entscheidender
Bedeutung. Stand bislang die Beschreibung und die Systematisierung der mit der
Internationalisierung von Dienstleistungen verbundenen Effekte im Vordergrund der
Forschung, so sehen die befragten Forscher zukünftig eher Modelle und Systeme zur
Analyse und Beschreibung von Wirkungszusammenhängen bei der Internationalisierung
von Dienstleistungen als bedeutend an (Ganz/Zähringer 2007).
Insgesamt zeigt sich die Relevanz des Themas der Internationalisierung von
Dienstleistungen, sowohl in der Wissenschaft als auch zunehmend in der Wahrnehmung
von Dienstleistungsanbietern.

- 5 -
5
1.2. Ziele und Aufbau der Arbeit
Ziel der Arbeit ist es, die Internationalisierung von Dienstleistungen mit Fokus auf die
Außenhandelstheorie darzustellen, um einen Beitrag zum oben herausgearbeiteten
Forschungsbedarf zu leisten. Insbesondere wird die Handelbarkeit bzw. die
Exportfähigkeit von Dienstleistungen überprüft sowie den Fragen nachgegangen, ob die
klassischen Außenhandelstheorien und das Gravitationsmodell die Internationalisierung
von Dienstleistungen adäquat abbilden und die Modelle und ihre zugrundeliegende
Theorie des komparativen Vorteils zur Formulierung einer eigenständigen
Internationalisierungstheorie für Dienstleistungen beitragen können.
Damit dies gelingt, bedarf es der Klärung folgender Fragen, welche als Zwischenziele in
die Bearbeitung eingehen:
· Was sind Dienstleistungen? Welche Analyseebenen gibt es? Welche
charakteristischen Merkmale zeichnen Dienstleistungen aus?
· Sind Dienstleistungen handelbar? Welche Internationalisierungsformen stehen
Dienstleistungen zu Verfügung? Welche Systematisierungsansätze der
Internationalisierung von Dienstleistungen finden sich in der Literatur?
Diese Zielsetzungen bedingen eine logische Dreiteilung der Arbeit. Der erste Teil
behandelt die theoretische Darstellung des Begriffs der Dienstleistung sowie deren
Handelbarkeit und Internationalisierung. Abschnitt Zwei analysiert die
Außenhandelstheorien inklusive deren Erweiterungsansätze und Abschnitt Drei befasst
sich mit der empirischen Fundierung der Theorie komparativer Vorteile beim
internationalen Handel von Dienstleistungen.
Die theoretische Darstellung erstreckt sich dabei über zwei Kapitel. Kapitel Zwei stellt
zunächst die in der Literatur anzufindenden Definitionsansätze von Dienstleistungen vor.
Nachfolgend wird in Kapitel Drei auf die Frage der Handelbarkeit und die
Internationalisierungsformen von Dienstleistungen eingegangen. Besonderes Augenmerk
liegt auf den Konzepten der Klassifizierung der Internationalisierung von Dienstleistungen.
Sie bilden die Grundlage für die theoretische Analyse der Außenhandelstheorie.
Abschnitt Zwei der Arbeit geht in Kapitel Vier der Frage nach, ob die
Außenhandelstheorien, insbesondere das Ricardo-Modell, das Heckscher-Ohlin-Modell

- 6 -
6
(HO-Modell) und das Gravitationsmodell die erarbeiteten und dargestellten
Dienstleistungsbesonderheiten adäquat darstellen können und für die Formulierung einer
eigenständigen Internationalisierungstheorie von Dienstleistungen geeignet sind. Die
Analyse des Gravitationsmodells erfolgt dabei ausschließlich auf Basis aktueller
empirischer Untersuchungen.
Abschnitt Drei schließlich beschäftigt sich in Kapitel Fünf mit folgenden Fragen:
· Welche Faktoren bedingen komparative Vorteile beim internationalen Handel von
Dienstleistungen?
· Welche Länder weisen komparative Vorteile beim Handel von Dienstleistungen auf?
· Welche Spezialisierungsvorteile zeigt Deutschland auf?
Diesbezüglich werden basierend auf dem Konzept des ,Revealed Comparative
Advantage' (RCA) komparative Vorteile ausgewählter Länder beim Handel in
verschiedenen Dienstleistungssektoren anhand aktueller Studien dargestellt. Darauf
aufbauend wird die Position Deutschlands im internationalen Dienstleistungswettbewerb
ermittelt bevor die Arbeit mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Fazit
schließt.
Abbildung 4 skizziert den Aufbau und die Zielsetzungen der Arbeit:

- 7 -
7
Abbildung 4: Struktur und Zielsetzungen der Arbeit
Kapitel 2:
Dienstleistungen
Kapitel 2.1: Analyseebenen
Kapitel 2.2: Definitionsansätze
Kapitel 3:
Internationalisierung von Dienstleistungen
Kapitel 3.1: Internationalisierungsformen
Kapitel 3.2: Handelbarkeit von Dienstleistungen
Kapitel 4:
Dienstleistungen in der Außenhandelstheorie
Kapitel 4.1: Untersuchungsrahmen
Kapitel 4.2: Das Ricardo-Modell
Aufbau und Struktur
Ziele / Zielfragen
Kapitel 3.3: Konzeptionelle Ansätze zur
Systematisierung der Internationalisierung von
Dienstleistungen
Kapitel 4.3: Das Heckscher-Ohlin-Modell
Kapitel 4.4: Das Gravitationsmodell
Kapitel 5:
Komparative Vorteile beim internationalen
Handel von Dienstleistungen
Kapitel 5.1: Einflussfaktoren
Kapitel 5.2: Das Konzept des RCA
Kapitel 5.3: Ländervergleich anhand RCA
·
Was sind Dienstleistungen? Wie sind sie
definiert ?
·
Welche Analyseebenen von Dienstleistungen
gibt es ?
·
Welche besonderen Merkmale und
Charakteristika zeichnen Dienstleistungen
aus ?
·
Welche Internationalisierungsformen stehen
für Dienstleistungen zur Verfügung ?
·
Sind Dienstleistungen handelbar ?
·
Welche Konzepte zur Internationalisierung
von Dienstleistungen sind in der Literatur
bekannt ?
·
Können / Müssen die dargestellten Theorien
bzw. theoretischen Konzepte angepasst oder
verändert werden , so dass die
dienstleistungsspezifischen Besonderheiten
Berücksichtigung finden ?
·
Ist das Prinzip des komparativen Vorteils auf
Dienstleistungen übertragbar ?
·
Können die dargestellten Theorien dadurch
einen Beitrag zur Formulierung einer
eigenständigen Theorie der Internationalisierung
von Dienstleistungen leisten ?
·
Welche Faktoren bedingen komparative
Vorteile beim internationalen Handel von
Dienstleistungen ?
·
Welche Länder weisen komparative Vorteile
beim Handel von Dienstleistungen auf ?
·
Welche Spezialisierungsvorteile zeigt
Deutschland vor ?
Kapitel 5.4: Die Position Deutschlands
Quelle: eigene Darstellung

- 8 -
8
2. Dienstleistungen
Eine sinnvolle Analyse der Internationalisierung von Dienstleistungen setzt zunächst
voraus, das Wesen der Dienstleistung zu erfassen und den Begriff der Dienstleistung
sowie dessen Reichweite zu definieren und operational zu gestalten (Köhler 1991, S. 8;
Krancke 1999, S. 4). Ziel dieses Kapitels ist es, folgende Fragestellungen darzustellen
und zu beantworten:
· Was sind Dienstleistungen?
· Welche Analyseebenen von Dienstleistungen gibt es?
· Welche besonderen Merkmale und Charakteristika zeichnen Dienstleistungen aus?
Dieses Vorhaben besitzt eine gewisse Problematik (Köhler 1991, S. 8). Zwar wurden
Dienstleistungen in den letzten Jahren zunehmend zum Gegenstand theoretischer und
wirtschaftswissenschaftlicher Analysen (Krancke 1999, S. 5; Banga 2005b, S. 1;
Hoekman 2006 S. 3), jedoch existiert bis heute kein einheitliches Begriffsverständnis von
Dienstleistungen (Banga 2005a, S. 25; Graf 2005, S. 25). Diese Uneinheitlichkeit bei den
vorliegenden Definitionen zum Begriff der Dienstleistung setzt sich sowohl in der
wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion als auch in den amtlichen Statistiken fort,
insbesondere bezüglich der Abgrenzungskriterien von Dienstleistungen und Sachgütern
sowie der Zuordnung von Dienstleistungsanbietern zu bestimmten Wirtschaftssektoren
(Maleri 1997, S. 2). Vereinzelt wird von der Unmöglichkeit einer genauen Definition der
Dienstleistung gesprochen (Skolka 1986, S. 584), da sowohl die Perspektive als auch die
sich daraus ergebenden Definitionen von der jeweils vorliegenden Fragestellung
abhängen (Corsten 1988, S. 82).
Erste Ansätze einer begrifflichen wie inhaltlichen Auseinandersetzung mit
Dienstleistungen finden sich bereits bei den klassischen Nationalökonomen (Giger 1994,
S. 7)
1
. Adam Smith beschäftigte sich zwar nicht per se mit Dienstleistungen, für ihn
stellten diese jedoch keine produktiven Tätigkeiten dar und sind somit in
wirtschaftstheoretische Überlegungen nicht einzubeziehen (Hill 1999, S. 429;
Delaunay/Gadrey 1992, S. 11 ff.). Jean-Baptiste Say vertrat bezüglich der Produktivität
von Dienstleistungen die gegenteilige Auffassung zu Smith (Corsten 1990, S. 16;
Delaunay/Gadrey 1992, S. 16 ff.). Allerdings beschäftigt er sich ebenfalls überwiegend mit
1
Eine ausführliche Darstellung der historischen Entwicklung der Dienstleistungsdiskussion geben
insbesondere: Delaunay/Gadrey 1992; Corsten 1990, S. 15 ff.; Hill 1999, S. 426 ff. und Melvin
1995, S. 481 ff.

- 9 -
9
Sachgütern (Köhler 1991, S. 8 f.). Dienstleistungen stellten für ihn immaterielle Güter dar
(Hill 1999, S. 431; Maleri 1997, S. 49). Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden vertiefende
Überlegungen zur Unterscheidung von Sachgütern und Dienstleistungen von Nassau
Senior angestrengt (Hill 1999, S. 431). Senior beschreibt Güter als das fassbare finale
Endprodukt, während bei Dienstleistungen der Fokus auf dem Prozess der Erstellung
dieses Gutes liegt (Hill 1999, S. 431). Im weiteren historischen Verlauf erfuhren, bedingt
durch die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der Dienstleistungen im 20.
Jahrhundert, die Werke von Colin Clark (1960), Allan G. B. Fisher (1939), Jean Fourastié
(1969) und Martin Wolfe (1955) in der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion um die
Drei-Sektoren-Hypothese besondere Aufmerksamkeit (Melvin 1995, S. 484;
Delaunay/Gadrey 1992, S. 75 ff.).
Vor diesem Hintergrund stellen die folgenden Ausführungen die in der Literatur
anzutreffenden und vorgeschlagenen Definitions- bzw. Klassifizierungsansätze sowie
Charakteristika und Besonderheiten von Dienstleistungen dar
2
. Hierbei liegt der Fokus
insbesondere auf den Analyseebenen von Dienstleistungen sowie dem
Dienstleistungsbegriff und dessen Definitionsansätzen.
2.1. Analyseebenen von Dienstleistungen
In aktuellen theoretischen und empirischen Auseinandersetzungen mit Bezug auf
Dienstleistungen erfolgt deren Darstellung grundsätzlich auf drei unterschiedlichen
Ebenen, abhängig vom jeweiligen Aggregationsniveau (Graf 2005, S. 27; Behofsics 1998,
S. 14):
· Institutionelle oder organisationstheoretische Abgrenzung
· Funktionale und zweckgerichtete Abgrenzung
· Produktspezifische Abgrenzung
2
Auf die Menge der Systematisierungsansätze, insbesondere der Marketingliteratur (vgl.
Ahlert/Evanschitzky 2003, S. 20 f.) sowie die zahlreichen Abgrenzungen zwischen Sachgütern und
Dienstleistungen, wird hier nicht näher eingegangen

- 10 -
10
2.1.1. Die institutionelle Perspektive
Auf dieser Ebene wird eine Volkswirtschaft in verschiedene Wirtschaftssektoren aufgeteilt,
wobei einzelne Institutionen, dargestellt durch Unternehmen und Betriebe, entsprechend
ihrer wirtschaftlichen Hauptleistung den jeweiligen Branchen zugeordnet werden (Graf
2005, S. 28). Den wohl bekanntesten Ansatz unter den sektoralen Abgrenzungen
einzelner Wirtschaftsbereiche stellt die Drei-Sektoren-Hypothese dar. Dabei werden die
wirtschaftlichen Aktivitäten entweder dem Primärsektor, dem Sekundärsektor oder dem
Tertiärsektor zugeordnet (Görgens 1975, S. 287).
Der Primärsektor umfasst alle Betriebe der Bereiche Land- und Forstwirtschaft
einschließlich der Jagd und der Fischerei und erfasst die Gewinnung und Nutzung
natürlicher Ressourcen. Der sekundäre Sektor, auch als industrieller Sektor bezeichnet,
umfasst die Bereiche Bergbau, verarbeitendes Industrie und Versorgungsunternehmen
(Elektrizität, Gas, Wasser) und beinhaltet die Weiterverarbeitung von Rohstoffen und die
Produktion handelbarer Güter. Der tertiäre Sektor wird demgegenüber als Restgröße
negativ vom primären und sekundären Sektor abgegrenzt (Graf 2005, S. 28 f.).
Daraus resultiert, dass alle wirtschaftlichen Aktivitäten, welche weder dem Primärsektor
noch dem Sekundärsektor angehören, vom Tertiärsektor erfasst werden. Vertreter dieser
Drei-Sektoren-Theorie sind Allan G.B. Fisher, Colin Clark, Jean Fourastié und Martin
Wolfe (Behofsics 1998, S. 11; Graf 2005, S. 28 f.; Delaunay/Gadrey 1992, S. 75 ff.). Sie
ziehen teilweise unterschiedliche Kriterien für die Aufgliederung der Volkswirtschaft heran,
weisen aber eine weitgehende Übereinstimmung bei der Zuordnung der jeweiligen
Institutionen in die Sektoren auf (Graf 2005, S. 30).
Abbildung 5 gibt einen detaillierten Überblick über die jeweiligen Abgrenzungskriterien der
genannten Autoren.

- 11 -
11
Abbildung 5: Gegenüberstellung unterschiedlicher Kriterien zur Einteilung der Volkswirtschaft in
drei Sektoren
Vertreter Fisher
Clark
Fourastié
Wolfe
Kriterium Einkommenselastizität
der Nachfrage
- Veränderung in der
Arbeitskräfteverteilung
- Güterart
technischer
Fortschritt
Produktionsbegrenzende
Bedingungen eines
dominanten Faktors
Primärer
Sektor
Unelastische Nachfrage
- Abnahme der Arbeits-
kräfte;
- Materielle Güter der
natürlichen Produktion
mittlerer
technischer
Fortschritt
Produktionsbegrenzungen
durch natürliches Wachstum;
Dominanz: Produktionsfaktor
Boden
Sekundärer
Sektor
Weniger starre Nach-
frage
- Zunächst Zunahme,
dann Abnahme der
Arbeitskräfte;
- Materielle Güter der
industriellen Produktion
hoher
technischer
Fortschritt
Produktivitätsbegrenzungen
durch mechanische Faktoren;
Dominanz: Produktionsfaktor
Kapital
Tertiärer
Sektor
Elastische Nachfrage
- Stetige Zunahme der
Arbeitskräfte;
- Immaterielle Güter
geringer
technischer
Fortschritt
Produktivitätsbegrenzungen
durch geistige Kapazität;
Dominanz: Produktionsfaktor
menschliche Arbeitsleistung
Quelle: Corsten 1997, S. 6
Obgleich eine positive Bestimmung einzelner Dienstleistungsmerkmale in dieser
Perspektive nicht erfolgt, dominiert die institutionelle, sektorale Betrachtung des
Dienstleistungsbereichs bei ökonomischen Fragestellungen bis heute (Graf 2005, S. 31;
Unvala/Donaldson 1988, S. 460). Dies überrascht, da die Kritikpunkte an den
Sektortheorien vielfältiger Natur sind. So erlauben diese nur eine äußerst unscharfe
analytische Abgrenzung des Dienstleistungssektors vom primären und sekundären
Wirtschaftssektor, die Einteilung erfolgt ausschließlich nach dem jeweiligen Anbieter der
Leistung, der Nachfrager der wirtschaftlichen Aktivität wird nicht berücksichtigt und die
Tatsache, das sowohl im primären als auch im sekundären Sektor Dienstleistungen
erstellt und konsumiert werden können, wird vernachlässigt (Graf 2005, S. 33 ff.).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die institutionelle Perspektive trotz ihrer
Dominanz bei ökonomischen Fragestellungen nur bedingt für eine theoretische
Darstellung von Dienstleistungen und deren Internationalisierung geeignet ist (Graf 2005,
S. 36).
2.1.2. Die funktionale Perspektive
Ausgehend von der umfassenden Kritik am institutionellen Ansatz orientiert sich die
funktionale und zweckgerichtete Betrachtung an der betrieblichen Funktion, die ein

- 12 -
12
Beschäftigter innerhalb seines Unternehmens ausübt (Graf 2005, S. 37) sowie an der
Klassifizierung der Berufe oder Beschäftigung innerhalb von Unternehmen und in der
Verwaltung (Behofsics 1998, S. 18). Damit wird berücksichtigt, dass bestimmte Personen
und Personengruppen nicht ausschließlich mit der Produktion von Sachgütern befasst
sind und dass Dienstleistungen sowohl im primären, sekundären als auch tertiären Sektor
produziert werden. Die funktionale Perspektive ist aufgrund dieser differenzierten
Betrachtung geeigneter, den Dienstleistungsbereich und seine tatsächliche Bedeutung zu
erfassen (Graf 2005, S. 37). Kritisch an der tätigkeitsorientierten Vorgehensweise ist
jedoch anzumerken, das die statistische Betrachtung von lückenhaft erfassten und
traditionellen Berufsbezeichnungen ausgeht, deren Inhalte und konkret zu vollziehende
Tätigkeiten nicht unbedingt übereinstimmen, sowie die Tatsache, das nur noch wenige
Berufe durch homogene Tätigkeiten gekennzeichnet sind. Das Aggregationsniveau der
funktionalen Perspektive ist eindeutig tiefer als das der institutionellen Perspektive, zumal
in Abgrenzung zu dieser nicht der Betrieb, sondern der einzelne Mitarbeiter die kleinste
relevante Erhebungseinheit darstellt. Gleichwohl eignet sich auch der funktionale Ansatz
nicht dazu, Dienstleistungen definitorisch eindeutig einzugrenzen und deren
Internationalisierungsbedingungen darzustellen (Graf 2005, S. 37 ff.).
2.1.3. Die produktorientierte Perspektive
Ausgehend vom ökonomischen Gutsbegriff
3
steht in der produktorientierten Perspektive
der Wirtschaftsgutcharakter von Dienstleistungen im Fokus der Analyse (Graf 2005, S.
39). Dienstleistungen werden auf der Produktebene gegenüber Sachgütern abgegrenzt
und können ebenso wie Sachgüter zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nutzbar
gemacht werden (Graf 2005, S. 39; Behofsics 1998, S. 14). Der Gutscharakter von
Dienstleistungen ist heute allgemein anerkannt (Graf 2005, S. 39) und deren
Charakterisierung als unproduktive Wirtschaftsgüter ausgehend von den Arbeiten von
Jean-Baptiste Say widerlegt (Graf 2005, S. 40; Wölfl 2003, S. 6 ff.). Dienstleistungen
stellen in der Terminologie von Say immaterielle Güter dar (Hill 1999, S. 431; Maleri 1997,
S. 49), jedoch sind nicht alle immateriellen Realgüter auch gleich Dienstleistungen (Maleri
1997, S. 49). Dienstleistungen sind lediglich eine Teilmenge der immateriellen Güter und
müssen gegenüber Eigenleistungen, Arbeitsleistungen, Informationen und sonstigen
immateriellen Realgütern wie Rechte, Patente und Lizenzen abgegrenzt werden (Corsten
3
,,Als Güter werden allgemein alle die Mittel verstanden, die der menschlichen Bedürfnis-
befriedigung nutzbar gemacht werden können." (Maleri 1997, S. 83)

- 13 -
13
1997, S. 20 f.; Maleri 1997, S. 49 ff.)
4
. Eine hinreichende Definition von Dienstleistungen
ist damit allerdings noch nicht möglich. Vielmehr ist es erforderlich, diese zusätzlich von
den materiellen Sachgütern eindeutig abzugrenzen (Graf 2005, S. 42).
Im folgenden Kapitel werden diesbezüglich die in der wirtschaftswissenschaftlichen
Diskussion geführten Ansätze analysiert.
2.2. Begriff und Definitionsansätze
In der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Literatur finden sich zahlreiche Ansätze
zur Definition der Dienstleistung (Graf 2005, S. 42). Sie lassen sich in vier Gruppen
einteilen (Corsten 1990, S. 17; Krancke 1999, S. 5; Klose 1999, S. 5):
· Umfassende, positive Definitionen
· Enumerative Aufzählungen
· Negativdefinitionen
· Herausarbeitung charakteristischer Merkmale: Konstitutive Definitionen
2.2.1. Positive Definitionen
Die positive Definition versucht eine allgemeingültige, alle Sektoren umfassende, präzise
Bestimmung von Dienstleistungen (Krancke 1999, S. 5). Hierbei hat insbesondere der
Ansatz von Hill (1977) große Aufmerksamkeit in der Dienstleistungsdiskussion gefunden.
Hill definiert Dienstleistungen ,,[...] as a change in the condition of a person, or a good
belonging to some economic unit, which is brought about as the result of the activity of
some other economic unit, with the prior agreement of the former person or economic
unit. " (Hill 1977, S. 318).
Hill zufolge sind alle Leistungen des Faktors Arbeit, auch diese in der Güterproduktion, als
Dienstleistungen anzusehen (Krancke 1999, S. 5). Er unterscheidet zwei Gruppen von
Dienstleistungen: solche die Waren verändern, und solche, die Personen betreffen (Stille
2004, S. 111). Die Arbeiten von Hill finden insbesondere deshalb große Akzeptanz, da er
4
Für eine ausführliche Abgrenzung der Dienstleistungen von anderen immateriellen Gütern siehe
insbesondere Corsten 1997, S. 20 f.; Maleri 1997, S. 49 ff. sowie Graf 2005, S. 40 f.

- 14 -
14
konstitutive Merkmale von Dienstleistungen
5
herausarbeitet und berücksichtigt (Ochel
2002, S. 2). Dies ist für eine genaue Definition der Dienstleistung unumgänglich (Corsten
1990, S. 1 f.). Hills Ansatz sieht sich trotz seiner Anerkennung einiger Kritikpunkte
gegenübergestellt. So werden mit dieser Definition weder die großen Sektoren der
Beratungsdienstleistungen und der Kommunikationsdienstleistungen (Krancke 1999, S. 5;
Barth 1999, S. 21) noch solche Dienstleistungen genügend erfasst, die einem stetigen
Wandel unterzogen sind, wie beispielsweise soziale Sicherungsdienstleistungen oder
vorbeugende Medizin (o. V. 1998).
In diesem Zusammenhang weist Stille (2004) auf die momentan gültige internationale
Definition von Dienstleistungen hin, welche auf der Definition von Hill aufbaut. Gemäß
dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung (ESVG) 1995 und dem
System of National Accounts (SNA) 1993 sind ,,Dienstleistungen [...] auf Bestellung
hergestellte heterogene Outputs und bestehen typischerweise aus Änderungen bei den
verbrauchten Einheiten, herbeigeführt durch die Aktivitäten der Produzenten auf
Verlangen der Verbraucher" und müssen ,,zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung durch den
Produzenten [...] an den Verbraucher geliefert sein." (Stille 2004, S. 109).
In der wissenschaftlichen Diskussion finden sich weitere Definitionen nach dem Vorbild
Hills. Diese Definitionsansätze versuchen dessen Ungenauigkeiten zu korrigieren, können
aber insgesamt keine eindeutigere Begriffsabgrenzung liefern (Krancke 1999, S. 5 f.). Für
eine ökonomische Analyse ist der Ansatz der positiven Definition zwar erstrebenswert
aber wenig hilfreich, da die Definition stets sehr allgemein gehalten ist und aus diesem
Grund viel Interpretationsspielraum zulässt (Krancke 1999, S. 5 f.).
2.2.2. Enumerative Definitionen
Die Enumeration erfasst und präzisiert den Dienstleistungsbegriff über die Aufzählung von
Beispielen (Graf 2005, S. 42; Köhler 1991, S. 10). Einzelne Dienstleistungen werden
deskriptiv erfasst und in einer möglichst sinnvollen Kategorisierung zusammengefasst und
aufgelistet (Krancke 1999 S. 7 f.), wie beispielsweise im Rahmen des General
Agreements on Trade in Services (GATS), welches zwölf Dienstleistungssektoren mit
etwa 160 Untersektoren identifiziert
6
(Hasse/Mora 2004, S. 26). Dabei kann die
Klassifizierung der Dienstleistungen und Dienstleistungsgruppen je nach
5
Für eine Darstellung dieser konstitutiven Merkmale siehe Kapitel 2.2.4.
6
Diese zwölf Sektoren sind: 1. kommerzielle Dienstleistungen, 2. Kommunikationsdienst-
leistungen, 3. Bau- und Ingenieurswesen, 4. Vertriebsdienstleistungen, 5. Bildungs- und
Erziehungswesen, 6. Umweltdienstleistungen, 7. Finanzwesen (Versicherungs- und Bankwesen),
8. Gesundheitswesen, 9. Tourismus und Reisedienstleistungen, 10. Erholungs-, Kultur- und
Sportdienstleistungen, 11. Verkehrsdienstleistungen und 12. andere Dienstleistungen (Hasse/Mora
2004, S. 26)

- 15 -
15
Untersuchungsziel unterschiedlich ausfallen (Krancke 1999, S. 8). Grundlage der
Enumeration ist die Annahme, dass jeder eine intuitive Vorstellung davon hat, welche
Unternehmen dem Dienstleistungsbereich zuzurechnen sind und welche Wirtschaftsgüter
mit dem Begriff der Dienstleistung belegt werden können (Giger 1994, S. 8; Graf 2005, S.
43). Diese Methode wird insbesondere im Rahmen der statistischen Erfassung
volkswirtschaftlicher Kennzahlen angewandt, und ist Grundlage der Mehrzahl der
empirischen Studien über den Dienstleistungsbereich. Auch die bereits dargestellte
institutionelle Abgrenzung des Dienstleistungsbereichs basiert auf dem enumerativen
Ansatz (Graf 2005, S. 42 f.).
Die enumerative Bestimmung des Dienstleistungsbegriffs ist als Grundlage für empirische
Analysen und amtliche Statistiken geeignet (Graf 2005, S. 43), wenn nicht unverzichtbar
(Köhler 1991, S. 11). Für eine analytische, theoretische Auseinandersetzung mit
spezifischen Dienstleistungsgütern ist dieser Ansatz jedoch ebenfalls abzulehnen (Giger
1994, S. 8). Die Enumeration liefert keine eindeutigen Kriterien für eine klare Abgrenzung
der Dienstleistungen von anderen Wirtschaftsgütern (Corsten 1990, S. 17 f.; Giger 1994,
S. 8; Graf 2005, S. 43). Das Fehlen objektiver Kriterien untergräbt die realitätsferne
Annahme der Möglichkeit, Dienstleistungen intuitiv und zweifelsfrei als solche zu
erkennen (Giger 1994, S. 8). Die konkrete Zuordnung eines Dienstleistungsgutes oder
eines Unternehmens zu einer spezifischen Dienstleistungsbranche ist deshalb erschwert
und vielfach nicht möglich (Giger 1994, S. 8; Graf 2005, S. 43). Ein weiterer Kritikpunkt ist
die statische Betrachtung zum Zeitpunkt der Darstellung, was unter einer Dienstleistung
und was unter einem Sachgut zu verstehen ist (Graf 2005, S. 43). So werden im
marktwirtschaftlichen Innovationsprozess immer wieder neuartige Leistungen geschaffen,
welche nicht automatisch vom enumerativen Klassifikationsschema erfasst werden
(Krancke 1999 S. 8). Die Frage der Zuordnung gestaltet sich auch bei diesen Gütern
ebenfalls schwierig (Köhler 1991, S. 11) und macht eine regelmäßige Überarbeitung und
Aktualisierung der Klassifizierung auf Basis einer Enumeration notwendig (Graf 2005, S.
43).
Zusammenfassend betrachtet zeigt sich, dass auch der enumerative Ansatz nicht
geeignet ist, Dienstleistungen definitorisch adäquat einzugrenzen.

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16
2.2.3. Negativdefinitionen
Bei diesem Definitionsansatz werden sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten, welche sich
nicht eindeutig als materielles Sachgut identifizieren lassen, mit dem Begriff der
Dienstleistung belegt (Giger 1994, S. 8; Graf 2005, S. 44). Dienstleistungen sind hier als
,,immaterielles Residuum" von Sachgütern anzusehen (Giger 1994, S. 8; Graf 2005, S.
44). Colin Clark führte die Bestimmung des Dienstleistungsbegriffs anhand einer
negativen Abgrenzung in die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion ein (Giger 1994, S.
9). Die Verbreitung der Drei-Sektoren-Theorie hat dazu beigetragen, dass dieser Ansatz
auch heute noch von hoher praktischer Relevanz ist, vor allem für die amtliche Statistik
(Graf 2005, S. 44; Köhler 1991, S. 11). Alle Wirtschaftstätigkeiten, die nicht den
Sachgüterkategorien des primären und sekundären Sektors zuzuordnen sind, werden
dem Dienstleistungsbereich zugeordnet (Graf 2005, S. 44).
Charakteristisch für Negativdefinitionen ist, dass sie keinen Aufschluss darüber geben,
wodurch das Betrachtungsobjekt Dienstleistungen charakterisiert ist, sondern lediglich
darüber, was keine Dienstleistungen sind. Dies erfolgt, indem sie spezifische Merkmale
oder Beispiele als wesensfremd von der Definition ausnehmen (Corsten 1990, S. 18;
Köhler 1991, S. 11; Mösslang 1995, S. 12; Stauss 1995, S. 452). Die undifferenzierte
Gegenüberstellung von immateriellen Dienstleistungen und materiellen Sachgütern
vernachlässigt zudem, dass es ebenfalls immaterielle Güter gibt, welche keine
Dienstleistungen sind, wie beispielsweise Rechte oder Informationen (Giger 1994, S. 9;
Graf 2005, S. 44). Damit wird bei Negativabgrenzungen die Erscheinungsvielfalt der
immateriellen Güter unzulässig reduziert (Graf 2005, S. 44). Außerdem besteht bei dieser
Sichtweise die Möglichkeit, dass ein Vorgang als Sachgut und als Dienstleistung
interpretiert werden kann (Giger 1994, S. 9).
Zusammenfassend wird auch bei diesem Definitionsansatz keine hinreichende Erklärung
gegeben, was unter einer Dienstleistung zu verstehen ist. Er wird bestenfalls als
Verlegenheitslösung in der Wissenschaft akzeptiert (Corsten 1990, S. 18; Giger 1994, S.
9) und erfährt marginale qualitative Verbesserungen, indem er mit dem Ansatz der
Enumeration kombiniert wird. Dieses Vorgehen wird üblicherweise in der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung angewendet (Giger 1994, S. 9; Graf 2005, S. 44).

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17
2.2.4. Definitionen anhand konstitutiver Merkmale
Der konstitutive Ansatz versucht Dienstleistungen anhand spezifischer Eigenschaften zu
beschreiben (Graf 2005, S. 45). Prinzipiell kann diese Vorgehensweise als die am besten
geeignete Methode bezeichnet werden, den Begriff der Dienstleistung zu definieren, da
nur mittels Herausarbeitung konstitutiver Merkmale von Dienstleistungen eine
verallgemeinerbare positive Begriffsbestimmung möglich ist (Corsten 1990, S. 17; Köhler
1991, S. 11 f.; Giger 1994, S. 9; Stauss 1995, S. 452). Entsprechend den Phasen der
Dienstleistungsproduktion existieren potentialorientierte, prozessorientierte und
ergebnisorientierte Definitionen (Corsten 1986, S. 16; Hilke 1989, S. 5 f.; Perlitz 2004, S.
321 f.). Abbildung 6 gibt einen Überblick:
Abbildung 6: Konstitutive Merkmale einer Dienstleistung im phasenbezogenen Zusammenhang
Dienstleistungsanbieter
hält Leistungsbereitschaft
vor, indem er interne
Produktionsfaktoren
kombiniert
Leistungsbereitschaft
kombiniert mit dem
externen Faktor
Dienstleistung als
immaterielles Gut (die
Wirkung konkretisiert sich
am Nachfrager oder am
Objekt)
Dienstleistungsnach-
frager bringt sich selbst
in den Prozeß ein
(externer Faktor)
Potentialorientierte
Dienstleistungsdefinition
Prozeßorientierte
Dienstleistungsdefinition
Ergebnisorientierte
Dienstleistungsdefinition
Quelle: Corsten 1997, S. 26
Das Ziel dieser Definitionsansätze ist es, den Wesenskern von Dienstleistungen mit Hilfe
einzelner Merkmale herauszuarbeiten (Corsten 1988, S. 81). Diese Definitionsansätze
und die daraus resultierenden konstitutiven Merkmale werden im Folgenden diskutiert.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836603560
DOI
10.3239/9783836603560
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hohenheim – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Studiengang Internationale Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2007 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
dienstleistung reale außenwirtschaftstheorie außenwirtschaft außenhandelstheorie gravitationsmodell revealed comparative advantage
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Titel: Internationalisierung von Dienstleistungen aus Sicht der Außenhandelstheorie
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