Lade Inhalt...

Die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands

Unter der Berücksichtigung des Nahen und Mittleren Ostens

©2006 Diplomarbeit 244 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Hauptmotivation zur Erstellung dieser Arbeit war die besondere sowohl politische als auch wirtschaftliche Brisanz und Aktualität des Themenkomplexes Energie und der damit verbundenen Stabilität der deutschen Energieversorgung.
Der letzte Irak-Krieg machte deutlich, welche weitreichenden Auswirkungen eine militärische Operation im Nahen und Mittleren Osten auf den globalen Energiemarkt (speziell hierbei Erdöl) und nicht zuletzt auf den deutschen Energiemarkt haben kann. Experten sprachen hierbei nicht von einem Befreiungskrieg des irakischen Volks durch die USA (United States of America), sondern oftmals von einem Krieg um Öl.
Gleichzeitig spitzt sich die Lage in dieser Region durch den derzeitigen Atomstreit mit dem Iran weiter zu. Dabei droht die iranische Führung mit dem erneuten Ölwaffeneinsatz, so dass allein die Drohungen wiederum große Rückwirkungen auf die Ölpreise hatten. Als logische Folge der bis dato ungelösten Atomdebatte steigt die Angst einer erneuten Energiekrise immer weiter an. Allein diese Situation beeinflusst weltweit wiederum Konjunktur, Wirtschaftswachstum und nicht zuletzt auch die Wohlfahrt der Bevölkerung, so dass aufgrund der Interdependenz der internationalen Märkte auch die Auswirkungen der iranischen Drohungen in Deutschland spürbar werden. Mit Beginn der Themenbearbeitung fand gleichzeitig am 3. April 2006 der deutsche Energiegipfel in Berlin statt, welcher zusätzlich die enorme Relevanz des Energiethemas für Deutschland unterstrichen hat.
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, eine Aussage über evtl. auftretende deutsche Versorgungsdefizite in Verbindung mit Chancen und Risiken im Bereich der Nahen und Mittleren Ostens zu treffen, um anschließend Handlungsempfehlungen für ein Entgegenwirken oder ein Verstärken bestimmter Entwicklung formulieren zu können.
Diese Entscheidung wird auch durch die Tatsache gestützt, dass schon in der Vergangenheit in besonders schwierigen Versorgungslagen die Energie, insbesondere hier Erdöl, politisch instrumentalisiert wurde. Dabei wurden die grundlegenden Entscheidungen auf der politischen Ebene getroffen, die dann Marktmechanismen versagen ließen.
Gang der Untersuchung:
Die Diplomarbeit wird im Rahmen des ersten Kapitels mit einer historischen Deskription der ersten Energiekrise 1973 eingeleitet. Hier wird ausführlich der Ursprung der Krise betrachtet, um im Anschluss sowohl die globalen Krisenauswirkungen als auch die Auswirkungen für Deutschland […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Henning-Christian Durnio und Adrian Urzenitzok
Die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands
Unter der Berücksichtigung des Nahen und Mittleren Ostens
ISBN: 978-3-8366-0306-5
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität der Bundeswehr München, München-Neubiberg, Deutschland,
Diplomarbeit, 2006
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis... V
Tabellenverzeichnis ... IX
Abkürzungsverzeichnis... XI
1 Einleitung ... 1
1.1 Motivation ... 2
1.2 Ziel der Arbeit ... 3
1.3 Vorgehensweise... 3
2 Ölkrise 1973 ... 7
2.1 Entwicklung des Rohölgeschäfts seit Ende der 20er Jahre... 7
2.2 Entwicklung des Ölgeschäfts nach dem Zweiten Weltkrieg... 9
2.3 Die Ölkrise... 18
2.4 Folgen für die OPEC bis Mitte der 80er Jahre... 21
2.5 Weltwirtschaftliche Folgen... 23
2.6 Folgen für die BRD... 24
2.7 Zusammenfassung... 28
3. Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu den Ländern
des Nahen und Mittleren Ostens ... 31
3.1 Grundlagen der deutschen Nah- und Mittelostpolitik... 31
2.2 Die Anfänge der Beziehungen... 32
3.3 Der Zusammenbruch der deutschen Nahostpolitik Mitte der sechziger
Jahre und dessen Konsequenzen ... 35
3.4 Die Entwicklung der Beziehungen unter der sozial-liberalen Regierung
1969-1982 ... 38
3.4.1 Deutsche Nahostpolitik im Rahmen des europäischen Kontexts .. 40
3.5 Entwicklung der Beziehungen ab 1982 ... 43
3.6 Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen... 48

II
4 Energienachfrage ... 53
4.1. Definitionen... 53
4.2 Globaler Primärenergieverbrauch nach Energieträgern 2004... 58
4.3 Die Entwicklung der deutschen Energienachfrage von 1973 bis 2005 .. 61
4.3.1 Der deutsche PEV nach Energieträgern von 1973 bis 2005... 64
4.3.2 Der deutsche Primärenergieverbrauch nach Sektoren von
1973 bis 2004 ... 67
4.4 Prognosen und Szenarien ... 70
4.4.1 Globale Prognosen und Szenarien für den
Primärenergieverbrauch ... 71
4.4.2 Deutsche Prognosen und Szenarien für den PEV ... 78
4.5 Zusammenfassung der globalen und deutschen Prognosen ... 90
5. Energieversorgung Deutschlands ... 93
5.1 Energieaufkommen und Importe... 94
5.2 Unterschiedliche Energiequellen ... 99
5.2.1 Definitionen und Begriffsbestimmungen ... 99
5.2 Erdöl ... 101
5.2.1 Reserven ... 102
5.2.2 Ressourcen... 103
5.2.3 Gesamtpotential... 104
5.2.4 Verfügbarkeit ... 105
5.2.5 Fazit und Ausblick... 107
5.3 Erdgas ... 108
5.3.1 Reserven ... 108
5.3.2 Ressourcen... 110
5.3.3 Gesamtpotential... 111
5.3.4 Verfügbarkeit ... 112
5.3.5 Fazit und Ausblick... 113
5.4 Kohle... 115
5.4.1 Gesamtressourcen ... 116
5.4.2 Fazit und Ausblick... 117
5.5 Uran ... 118
5.5.1 Gesamtressourcen ... 119
5.5.2 Verfügbarkeit ... 119

III
5.5.3 Fazit und Ausblick ... 120
5.6 Fazit und Ausblick ... 121
6. Zusammenfassung ... 123
6.1 Annahmen ... 124
6.2 Berechnung ... 125
6.2.1 Erdöl... 125
6.2.2 Erdgas ... 126
7 Saudi-Arabien ... 131
7.1 Geschichtlicher Überblick ... 131
7.1.1 Die Lehre des Scheichs Muhammad ibn Abdul Wahhab ... 131
7.1.2 Der erste saudische Staat (1744/ 45 - 1818) und dessen
Grundlage... 132
7.1.3 Der zweite saudische Staat (1824 - 1891) und die
innerfamiliären Konflikte ... 134
7.1.4 Der dritte saudische Staat (1902 - 1953)... 136
7.2 Politisches System ... 137
7.2.1 Legitimität ... 138
7.2.2 Legitimitätsherausforderungen und Opposition ... 140
7.2.3 Stabilitätsgefährdende Kraft ... 143
7.3 Gesellschaft... 145
7.3.1 Gastarbeiter... 146
7.3.2 Arbeitsmarkt und Bildungswesen ... 147
7.4 Wirtschaft ... 151
7.4.1 Struktur der Wirtschaft und deren Folgen... 152
7.4.2 Auswirkungen der Reformschritte ... 154
7.4.3 Deutsch-saudische Wirtschaftbeziehungen... 156
7.5 Herausforderungen und Ausblick ... 158
7.5.1 Gründe für die Stabilität... 158
7.5.2 Risiken und Herausforderungen... 159
8. Islamische Republik Iran ... 163
8.1 Die Schia ... 163
8.2 Die islamische Revolution 1979 ... 165
8.3 Das politische System im Iran ... 169

IV
8.3.1 Legitimation in Form der Herrschaft der Rechtsgelehrten
(velayat-e faqih) ... 170
8.3.2 Machtzentren ... 171
8.3.3 Bewertung der Entwicklung des politischen Systems ... 177
8.4 Gesellschaft ... 180
8.5 Wirtschaft... 189
8.6 Äußere Stabilitätsrisiken ... 195
9. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen ... 197
9.1 Funktionsfähiger Wettbewerb ... 198
9.2 Strategische Reserven... 198
9.3 Verbesserung der Energieintensität... 199
9.4 Diversifikation ... 200
9.5 Pflege eines politischen Dialoges ... 202
9.5.1 Nahostkonflikt ... 203
9.5.2 Einzelstaatenebene ... 204
9.6 Gegenseitige Auswirkungen ... 210
9.7 Ausblick ... 210
Anhang ... 205
Literaturverzeichnis ... 207

V
Abbildungsverzeichnis
1
Abbildung 4.1: Vergleich des globalen PEV nach Energieträgern
1973 und 2004 ... 58
Abbildung 4.2: Entwicklung des weltweiten PEV nach Energieträgern
1979-2004 ... 60
Abbildung 4.3 Schematische Verbrauchsdarstellung 2004 nach
Regionen ... 61
Abbildung 4.4: Entwicklung des deutschen PEV 1980-2005 nach
Energieträgern... 61
Abbildung 4.5: Entkopplung BIP vom PEV... 63
Abbildung 4.6: Vergleich der PEV-Struktur 1973 und 2005... 64
Abbildung 4.7: Aufteilung des deutschen PEV nach Energieträgern 2005... 67
Abbildung 4.8: Veränderung des deutschen EEVs nach Sektoren 1973
und 2004 ... 68
Abbildung 4.9: Deutscher EEV nach Anwendungsbereichen 2003... 69
Abbildung 4.10: Deutscher EEV nach Anwendungsbereichen und
Sektoren 2003 ... 69
Abbildung 4:11: PEV in Deutschland 1970 bis 2004 und Prognose 2030... 71
Abbildung 4.12: Globaler PEV in allen Szenarien nach Energieträgern 2030 . 72
Abbildung 4.13: Entwicklung des globalen PEVs 1900-2060 ... 73
Abbildung 4.14: Zuwachs des globalen PEV bis 2030 gegenüber 2002 ... 74
Abbildung 4.15: Mena Nettoölexporte 2004-2030 ... 76
1
Bei der Nummerierung der Abbildungen und Tabellen richtet sich die erste Zahl nach dem
Kapitel und die zweite nach der Anzahl der Abbildungen innerhalb des jeweiligen Kapitels.
Beispiel: Abbildung 4.1 bedeutet, dass diese Abbildung im vierten Kapitel als erste zu finden
ist.

VI
Abbildung 4.16: Vergleich 2004 und 2030 Ölexporte und
Nettoimportierende Regionen ... 77
Abbildung 4.17: Absolute Veränderungen des PEVs im Enquete-
Referenzszenario bis 2030 ... 80
Abbildung 4.18 Absolute Veränderungen des PEVs im Prognos-
Referenzszenario bis 2030 ... 84
Abbildung 4.19: Absolute Veränderungen der Energieträger des EEV
zwischen 2004 und 2030 ... 84
Abbildung 4.20: Absolute Veränderungen des EEV nach Sektoren
1973, 2004, 2030... 86
Abbildung 4.21: Gegenüberstellung PEV 1973, 2005, 2020 sowie
Prognosen EWI/ Prognos, ExxonMobil,
Enquete-Kommission bis 2020 ... 89
Abbildung 5.1: Rohölaufkommen in Deutschland 2004. ... 95
Abbildung 5.2: Erdgasaufkommen von Deutschland 2004. ... 95
Abbildung 5.3: Hartkohleaufkommen in Deutschland 2004. ... 96
Abbildung 5.4: Natururaneinfuhren in Deutschland 2004. ... 96
Abbildung 5.5: Abgrenzung der Begriffe "Reserven" und "Ressourcen"... 100
Abbildung 5.6: Lebenszykluskurve. ... 101
Abbildung 5.7: Ressourcen konventionelles Erdöl 2004: Die 10
wichtigsten Länder... 104
Abbildung 5.8: Gesamtpotential konventionelles Erdöl 2004: Regionale
Verteilung... 105
Abbildung 5.9: Statische Reichweite konventionelles Erdöl: regional
und nach wirtschaftspolitischen Gruppierungen. ... 106
Abbildung 5.10: Strategische Ellipse. ... 110
Abbildung 5.11: Ressourcen konventionelles Erdgas 2004: Die 10
wichtigsten Länder... 111

VII
Abbildung 5.12: Gesamtpotential konventionelles Erdöl 2004: Regionale
Verteilung. ... 112
Abbildung 5.13: Statische Reichweite der Erdgasreserven... 113
Abbildung 5.14: Regionale Verteilung des Gesamtpotentials an
Hartkohle 2004 (in Gt). ... 117
Abbildung 5.15: Länder mit verbleibendem Potential an Uran größer
200 kt U (in kt). ... 119
Abbildung 6.1: Kompensation von Erdöl. ... 125
Abbildung 6.2: Kompensation von Erdgas. ... 126
Abbildung 6.3: Kompensation insgesamt. ... 127
Abbildung 7.1: Entstehung des BIP von Saudi-Arabien 2004 ... 152

IX
Tabellenverzeichnis
Tabelle 5.1:
Deutsche Abhängigkeit von Energieträgerimporten. ... 97
Tabelle 5.2:
Reserven konventionelles Erdöl 2001: Vergleich
verschiedener Bewertungen (Mt). ... 102
Tabelle 5.3:
Reserven konventionelles Erdgas: Vergleich
unterschiedlicher Bewertungen (T.m
3
). ... 109

XI
Abkürzungsverzeichnis
ABC Atomare
Biologische
Chemische
ai amnesty
international
b/ d
Barrel oil per day
BDI
Bundesverband der deutschen Industrie
BGR
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
BIP Bruttoinlandsprodukt
BP British
Petrol
bpb
Bundeszentrale für politische Bildung
BMWi Bundesministerium
für
Wirtschaft und Technologie
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
BRD Bundesrepublik
Deutschland
bspw. beispielsweise
bzw. beziehungsweise
CDU Christlich
Demokratische Union Deutschlands
CIA
Central Intelligent Agency
cm
3
Kubik
Zentimeter
CO
2
Kohlendioxid
CSU
Christlich-Soziale Union in Bayern
Cts/ bl
Cents per barrel
CEP
Centrum für angewandte Politikforschung
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DESTATIS Statistisches Bundesamt
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
DM Deutsche
Mark
DNK Deutsches
Nationales
Komitee des Weltenergierates
dmp depletion
mid-point
EAD
Euro Arabischer Dialog

XII
EAR Estimated
Additional
Resources
EEV Endenergieverbauch
EG Europäische
Gemeinschaft
EPZ
Europäische Politische Zusammenarbeit
EU Europäische
Union
EUR
Estimated Ultimate Recovery
e.V. eingetragener
Verein
evtl. eventuell
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
g Gramm
G Giga
GASP
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
GHD Gewerbe,
Handel, Dienstleistungen
GUS
Gemeinschaft unabhängiger Staaten
HRW
Human Rights Watch
IEA
International Energy Agency
IGU
International Gas Union
in-situ
in der Lagerstätte befindlich
insb. insbesondere
IRI
Islamic Republic of Iran
ISAF
International Security Assistance Forces
IWF Internationaler
Währungsfonds
k Kilo
LNG
Liquified Natural Gas
m
3
Kubik
Meter
MENA
Middle East and North African
Mio. Millionen

XIII
Mrd. Milliarden
MSE
Majlesse Shoraye Eslami
NGL
Natural Gas Liquids
o.g. oben
genannt
OAPEC
Organization of Arabian Petroleum Exporting Countries
OECD
Organization for Economic Co-operation and Development
OGJ
Oil & Gas Journal (Fachzeitschrift)
OPEC
Organization of the Petroleum Exporting Countries
p.a. per
anno
PE Primärenergie
PEV Primärenergieverbrauch
PJ Peta
Joule
PLO
Palestine Libery Organization
pp peak
point
RAR
Reasonable Assured Resources
SCIRI
Supreme Council for the Islamic Revolution in Iraq
SE Sekundärenergie
SKE Steinkohleeinheiten
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SR Sicherheitsrat
swp
Studien für Wissenschaft und Politik
t Tonnen
T Tera
TRC
Texas Railroad Comission
tsd. Tausend
U Uran
UdSSR
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
UK United
Kingdom

XIV
UN United
Nations
US United
States
USA
United States of America
v.a. vor
allem
WEC
World Energy Council
WHO
World Health Organization
WTO
World Trade Organization
z.B. zum
Beispiel

1
1 Einleitung
Politische Entscheidungen und Prozesse wirken sich in der Regel über mehrere
Legislaturperioden aus, in diesem Kontext sollte somit auch die Energiepolitik
eine auf mittelfristige Perspektive ausgerichtete Zielrichtung verfolgen. Somit
wird schon durch den Arbeitstitel deutlich, dass die mittelfristige Sicht im Vor-
dergrund der Betrachtung steht. Daher wurde auf die kurzfristige Perspektive
aus oben genannten (o.g.) Gründen verzichtet. Weiterhin blieb die langfristige
Perspektive unberücksichtigt, da mit zunehmender Länge des Prognosezeit-
raums die Prognoseergebnisse vielfach ungenauer und unsicherer werden. Die
daraus ableitbaren Handlungsempfehlungen würden somit unzutreffender. Aus
diesen Gründen definierten die Autoren den kurzfristigen Zeitraum bis 2010,
den mittelfristigen Zeithorizont bis 2030, so dass jegliche Betrachtungen über
das Jahr 2030 hinaus als langfristig einzustufen sind. Das Thema Energiever-
sorgung, insbesondere hierbei Erdöl und Erdgas, ist seit je her schon mit der
Region des Nahen und Mittleren Ostens verbunden. Deutlich wird dies bei-
spielsweise (bspw.) anhand der Energiekrise 1973, die im Nahen Osten ihren
Ursprung hatte, bis hin zum letzten Golfkrieg 2003, der, glaubt man den Kriti-
kern, nicht aus humanitären Gründen, sondern aus geo- und energiestrategi-
schen Gründen geführt wurde. Vor diesem Hintergrund wurde sich für eine
besondere Berücksichtigung der Region des Nahen und Mittleren Ostens
entschieden. Hierbei wurde die Region der Fachliteratur folgend als MENA-
Region (Middle East and North Africa) definiert. Diese umfasst Algerien, Ägyp-
ten, Bahrain, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kuwait, Libanon, Libyen,
Katar, Oman, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien und die Vereinigten Arabischen
Emirate.

2
1.1 Motivation
Hauptmotivation zur Erstellung dieser Arbeit war die besondere sowohl politi-
sche als auch wirtschaftliche Brisanz und Aktualität des Themenkomplexes
Energie und der damit verbundenen Stabilität der deutschen Energieversor-
gung. Der letzte Irak-Krieg machte deutlich, welche weitreichenden Auswirkun-
gen eine militärische Operation im Nahen und Mittleren Osten auf den globalen
Energiemarkt (speziell hierbei Erdöl) und nicht zuletzt auf den deutschen Ener-
giemarkt haben kann. Experten sprachen hierbei nicht von einem Befreiungs-
krieg des irakischen Volks durch die USA (United States of America), sondern
oftmals von einem Krieg um Öl. Gleichzeitig spitzt sich die Lage in dieser Regi-
on durch den derzeitigen Atomstreit mit dem Iran weiter zu. Dabei droht die
iranische Führung mit dem erneuten Ölwaffeneinsatz, so dass allein die Dro-
hungen wiederum große Rückwirkungen auf die Ölpreise hatten. Als logische
Folge der bis dato ungelösten Atomdebatte steigt die Angst einer erneuten
Energiekrise immer weiter an. Allein diese Situation beeinflusst weltweit wie-
derum Konjunktur, Wirtschaftswachstum und nicht zuletzt auch die Wohlfahrt
der Bevölkerung, so dass aufgrund der Interdependenz der internationalen
Märkte auch die Auswirkungen der iranischen Drohungen in Deutschland
spürbar werden. Mit Beginn der Themenbearbeitung fand gleichzeitig am 3.
April 2006 der deutsche Energiegipfel in Berlin statt, welcher zusätzlich die
enorme Relevanz des Energiethemas für Deutschland unterstrichen hat. Wel-
chen besonderen Stellenwert das Thema Energieversorgung bereits 2004
innerhalb der deutschen Politik hatte, machte die Aussage des damaligen
Verteidigungsministers Struck deutlich:
,,Moral und Geschichte reichen sicherlich nicht aus, um in jedem Einzelfall über
Europas sicherheitspolitisches Engagement zu entscheiden. Andere Faktoren
müssen hinzukommen vorrangig die europäischen Interessen. ... Dazu gehören
auch der Schutz vor illegaler Immigration und organisierter Kriminalität oder der
Schutz der Energie- und Rohstoffversorgung. Dies sind legitime gemeinsame In-
teressen, die gemeinsames internationales Handeln der europäischen Staaten
erfordern können."
1
Somit könnte selbst die Bundeswehr (als eigentliche Verteidigungsarmee) zur
Sicherstellung der deutschen Energie- und Rohstoffträgerversorgung eingesetzt
1
Diese Aussage hat Peter Struck in seiner Rede vom 9. November 2004 in Berlin auf dem ,,15.
Forum Bundeswehr & Gesellschaft" der Zeitung Welt am Sonntag getätigt. Vgl. ngo-online,
http://www.ngo-online.de/ganzes_dokument.php4?Nr=9681 (Stand: 12.07.2006).

3
werden. Dieser Überzeugung folgend, beantwortete auch der derzeitige Vertei-
digungsminister Jung in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zei-
tung (FAZ), die Frage ,,Werden wir also Einsätze fahren müssen, um Energielie-
ferungen zu sichern? Wir müssen uns auf solche Fragestellungen vorbereiten."
2
1.2 Ziel der Arbeit
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, eine Aussage über evtl. auftretende deutsche
Versorgungsdefizite in Verbindung mit Chancen und Risiken im Bereich der
Nahen und Mittleren Ostens zu treffen, um anschließend Handlungsempfehlun-
gen für ein Entgegenwirken oder ein Verstärken bestimmter Entwicklung formu-
lieren zu können.
1.3 Vorgehensweise
Die gemeinsame konzeptionelle Zusammenarbeit erfolgte anfangs mit dem Ziel
der Erstellung eines stimmigen Gesamtkonzepts, das einerseits unabhängiges
Arbeiten ermöglichen sollte und andererseits es zuließ unterschiedliche The-
menstellung sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dazu wurde die Diplomarbeit
in Form eines Projekts gegliedert, innerhalb dessen zu Beginn ein GANTT-
Chart
3
erstellt wurde, mit der Absicht, den Ablauf der Diplomarbeit zu synchro-
nisieren und gemeinsame Meilensteine zu formulieren.
4
Inhaltlich wurde schnell deutlich, dass eine rein marktwirtschaftliche Betrach-
tungsweise nicht ausreichen konnte, um die angestrebten Handlungsempfeh-
lungen umfassend formulieren zu können. Daher wählten die Autoren einen
interdisziplinären Ansatz, innerhalb dessen sowohl eine ökonomische als auch
eine politische Auseinandersetzung mit der Themenstellung erfolgen sollte.
Diese Entscheidung wird auch durch die Tatsache gestützt, dass schon in der
Vergangenheit in besonders schwierigen Versorgungslagen die Energie, insbe-
sondere hier Erdöl, politisch instrumentalisiert wurde. Dabei wurden die grund-
2
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main, 02.05.2006.
3
Vgl. M. Burghardt, Projektmanagement. Leitfaden für die Planung, Überwachung und Steue-
rung von Entwicklungsprojekten, 2. Aufl., Berlin 1993, S. 208.
4
Diese stellen wichtige Zwischenziele dar, die jeweils bis zu einem bestimmten Zeitpunkt
erreicht sein müssen. Vgl. D. Heche, Praxis des Projektmanagements. Berlin 2004, S. 45.

4
legenden Entscheidungen auf der politischen Ebene getroffen, die dann Markt-
mechanismen versagen ließen.
Die Diplomarbeit wird im Rahmen des ersten Kapitels mit einer historischen
Deskription der ersten Energiekrise 1973 eingeleitet. Hier wird ausführlich der
Ursprung der Krise betrachtet, um im Anschluss sowohl die globalen Krisen-
auswirkungen als auch die Auswirkungen für Deutschland nachvollziehen zu
können. Schwerpunkt ist hierbei die Betrachtung der besonderen Rolle der
OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries) vor der Krise.
Im zweiten Kapitel werden die deutschen Beziehungen zum Nahen und Mittle-
ren Osten analysiert, um hierbei zu verdeutlichen, unter welchen Rahmenbe-
dingungen und Determinanten diese zu verstehen sind. Aus den erarbeiteten
Rahmenbedingungen sollen Möglichkeiten und Potentiale für Deutschland in
der Zukunft in Hinblick auf diese Region aufgezeigt werden.
Der Hauptteil der Diplomarbeit wird mit einer nachfrageseitigen Betrachtung des
globalen und des deutschen Energieverbrauchs begonnen, wobei das Haupt-
augenmerk auf möglichen Veränderungen und ihren Ursachen innerhalb der
deutschen Primärenergieverbrauchsstruktur seit 1973 liegt. Im Rahmen der
nachfrageorientierten Betrachtung werden dann ausgewählte Prognosen auf
ihre Zukunftsaussagen hin überprüft, mit dem Ziel festzustellen, in welchen
Bereichen sich einheitliche Aussagen über den deutschen Energiebedarf bis
2030 treffen lassen, und weiterhin in welcher Art sich diese von den Prognosen
für den globalen Primärenergieverbrauch unterscheiden.
Im zweiten Themenkomplex des Hauptteils steht die angebotsseitige Betrach-
tung im Vordergrund. Hierbei wird die Energieträgerstruktur analysiert und in
welchen Bereichen diese mit dem globalen und europäischen Markt verbunden
ist. Dabei wird die Importabhängigkeit Deutschlands von den jeweiligen Ener-
gieträgern untersucht. In diesem Zusammenhang verdeutlicht der Abschnitt
dazu die aktuelle weltweite Verteilung aller Energieträgervorkommen und aus
welchen Regionen in Zukunft noch Energieträgerlieferungen bezogen werden
könnten. Außerdem wird aufgezeigt, wie lange die Rohstoffvorkommen der
einzelnen Lieferländer noch vorrätig sind und wo potentielle Ersatzlieferanten in
Zukunft identifiziert werden können.

5
Ziel beider Analysen (Nachfrage und Angebot) ist es dann, gemeinsam eine
Aussage über einen möglichen Substitutionsbedarf und die vorhandenen Mög-
lichkeiten einer Substitution von Energieträgern treffen zu können.
Im letzten Abschnitt des Hauptteils erfolgt eine politische Analyse zweier aus-
gewählter Staaten mit dem Ziel, eine Aussage über deren Stabilität und der
damit verbundenen Lieferzuverlässigkeit treffen zu können. Weiterhin sollen
hier einerseits Chancen für deutsche Wirtschaftsinteressen aber auch Ansatz-
punkte für eine politische Zusammenarbeit aufgezeigt werden, andererseits
sollen Risiken verdeutlicht werden, die mit dem entsprechenden Land verbun-
den sein könnten.
Im letzten Kapitel der Diplomarbeit werden dann die Handlungsempfehlungen
offen gelegt, die sich aus den vorangegangenen Kapiteln ableiten lassen. Mit
deren Hilfe wird dann im Rahmen des Ausblicks gezeigt, wie die Handlungs-
empfehlungen weiter präzisiert werden könnten.

7
2 Ölkrise 1973
,,Da die Vorgeschichte der Ölpreiskrise mit dem seit 1960 vollzogenen Souverä-
nitätswechsel beim Erdöl der Öffentlichkeit kaum bekannt war und von den Ver-
antwortlichen in Politik und Wirtschaft ignoriert wurde, konnte und wollte man
nicht erkennen, dass die Ursachen für den Einsatz der Ölwaffe viel weiter zurück
lagen."
1
Die Kernaussage des Zitats soll in den Folgeabschnitten aufgegriffen werden.
Hierbei liegt im ersten Teil der Schwerpunkt auf einer geschichtlichen Deskripti-
on des Rohöl- und Erdölgeschäfts bis zur ersten Ölkrise im Oktober 1973, mit
dem Ziel in diesem Teil den engen Zusammenhang von Politik und dem Erdöl-
geschäft zu verdeutlichen. Im anschließenden zweiten Teil wird der Verlauf der
Ölkrise 1973 und die damit verbundenen weltwirtschaftlichen Folgen, hierbei
insbesondere die der Bundesrepublik Deutschland (BRD) verdeutlicht, um
aufzuzeigen welchen Problemen sich Deutschland heute, bei einer erneut
auftretenden Energiekrise, gegenüber sehen könnte. Parallel wird insbesondere
auch auf die Entwicklung der OPEC beziehungsweise (bzw.) der Organization
of Arabian Petroleum Exporting Countries (OPAPEC) als gemeinsame Interes-
sensgruppe eingegangen, um damit die Vor- und Nachteile gebündelter Inte-
ressen in Form o.g. Organisationen nachvollziehen zu können.
2.1 Entwicklung des Rohölgeschäfts seit Ende der 20er Jahre
Der erste Meilenstein in der Ölgeschichte wurde 1927 mit dem sogenannten
,,Red-Line-Abkommen" gelegt. Durch diese Vereinbarung entstand erstmals
eine gemeinsame Erdölförder- und Explorationspolitik.
2
Die sogenannten ,,Sie-
ben Schwestern" (Royal Dutch-Shell; Anglo-Persian-Oil; Standard Oil of New
Jersey; Socony-Cacuum; Standard Oil of California; Golf Oil und Texaco) teilten
1
J. Hohensee, Der erste Ölpreisschock 1973/74. Die politischen und gesellschaftlichen Auswir-
kungen der arabischen Erdölpolitik auf die Bundesrepublik Deutschland und Westeuropa,
Stuttgart 1996, S. 73.
2
Vgl. H. Mejcher, Die Politik und das Öl im Nahen Osten. I. Der Kampf der Mächte und Konzer-
ne vor dem Zweiten Weltkrieg, Band 1, Stuttgart 1980, S. 23. und vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S.
15.

8
mit dieser Absprache die damals bekannten Erdölvorkommen mit dem Ziel der
Gewinnmaximierung prozentual freundschaftlich untereinander auf.
3
,,Innerhalb der Red-Line von den Dardanellen, Palästina und dem Suezkanal bis
Jemen, dem Persischen Golf, der Türkei, Syrien, dem Libanon, Saudi-Arabien,
Jordanien, Irak und Kuwait waren die nordamerikanischen und britischen Ölkon-
zerne fast unter sich."
4
In diesen Gebieten sollten die Ölgesellschaften nicht um Konzessionen kämp-
fen, und im Falle eines Konzessionserwerbs sollte dies mit den anderen Ölge-
sellschaften abgesprochen werden. Die Entstehung des Abkommens ist nicht
zuletzt auch den Mutterländern der Ölgesellschaften (United States of America
(USA), Großbritannien) zu verdanken, da sich diese der steigenden wirtschaftli-
chen Bedeutung des Erdöls bewusst wurden.
5
Mit der Red-Line-Vereinbarung
sollten zusätzlich Synergieeffekte durch die gemeinsame Nutzung der Raffine-
rien genutzt werden, was eine Einschränkung der Konkurrenz zur Folge hatte.
6
1928 folgte das sogenannte ,,Achnacarry-Abkommen". Im Rahmen dieser
Absprache schlossen sich die damals dominierenden Ölgesellschaften prak-
tisch zu einem Kartell zusammen, um die Preise mittels der ,,Golf-plus-Fracht-
Formel" bestimmen zu können. Damit wurden die Abnehmer gezwungen, einen
einheitlichen ,,Golfpreis" zu entrichten, an dem sich aber gleichzeitig der welt-
weite Ölpreis orientierte.
7
Dadurch sollte auch die damalige Erdölüberprodukti-
on und die damit verbundenen starken Preisschwankungen beseitigt werden,
um dabei gleichzeitig die gestiegenen Kosten zu verringern.
8
Die erst 1952
unter dem Namen ,,As is-Abkommen" bekannt gewordene Abmachung war also
Ausgangsbasis für die Beherrschung des Welterdölmarktes und einer gemein-
samen Preispolitik durch die sieben führenden Erdölgesellschaften. Diese
wurde durch die Texas Railroad Comission (TRC) bis 1959 gesteuert. Die
große Bedeutung der Kohle bis kurz nach dem ,,Zweiten Weltkrieg" als dominie-
render Energieträger ließ die volkswirtschaftlichen Wirkungen der hohen Preis-
volatilität des Erdöls eher gering ausfallen. Diese Situation änderte sich jedoch
mit den 50er und 60er Jahren durch das starke Wachstum der Öl- und Erdgas-
3
Vgl. F. Alt, Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne. 1. Aufl., München 2002, S. 113.
4
Ebenda.
5
Vgl. K. P. Krause, Das große Rohstoffmanöver. Wie abhängig ist unsere Wirtschaft?, Frankfurt
am Main 1975, S. 23.
6
Vgl. Ebenda, S. 22.
7
Vgl. Ebenda, S. 25.
8
Vgl. R. Heinberg, The Party's over. Das Ende der Ölvorräte und die Zukunft der industrialisier-
ten Welt, 1. Aufl., München 2003, S. 112.

9
märkte, die damit schnell ihre Anteile im Energieträgermix des jeweiligen Lan-
des zu Lasten der Kohle ausdehnen konnten.
9
Bis 1959 konnte demnach von
einem Verkäufermarkt gesprochen werden, da die Verbraucher dem alleinigen
Preisdiktat der Ölgesellschaften ausgesetzt waren.
2.2 Entwicklung des Ölgeschäfts nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Großteil des international gehandelten Erdöls stammte damals aus Kon-
zessionen, die die Regierungen der Förderländer mit den ausländischen Ölge-
sellschaften langfristig zu selbstständigen Erschließung getroffen hatten. Diese
Konzessionen waren aus Sicht der Förderländer zu Spottpreisen verkauft
worden.
10
Nach dem ,,Zweiten Weltkrieg" verlangten die Erdölförderländer des
Nahen Ostens deswegen eine höhere Einnahmenbeteiligung am geförderten
Öl. Aus diesem Grund wurde 1950 die sogenannte ,,50:50 Vereinbarung" getrof-
fen, welche Venezuela als erstes erdölförderndes Land erwirken konnte. In der
Mitte der 40er Jahre bereits entdeckten amerikanische und britische Ölkonzer-
ne neue riesige Erdölfelder im Nahen Osten, speziell in Saudi Arabien, Kuwait,
Bahrain und Persien, was dazu führte, dass sich diese Region zum weltweit
größten Erdölproduzenten entwickelte.
11
Von diesem Zeitpunkt an wurden die
Prognosen für Erdölreserven immer optimistischer. Nach Aufhebung der
kriegsbedingten Benzinrationierung in den USA setzte nach 1945 ein regelrech-
ter Öl-Boom ein. Der Privatverbrauch von Erdöl und Benzin, insbesondere
hervorgerufen durch den Beginn der Autoära, stieg rasant an.
12
Trotz der kurz-
zeitigen Erdölverknappung in den USA 1947/ 48, welche durch die nicht ausrei-
chend vorhandenen Transport- und Raffinationsmöglichkeiten verursacht wur-
de, war der durch die Entdeckung der neuen Erdölvorkommen hervorgerufene
Ölüberfluss das Hauptproblem der Konzerne. Denn die Vorraussetzung für eine
funktionierende prozentuale Marktaufteilung war die Einhaltung der Selbstbe-
9
Vgl. Deutsches Nationales Komitee des Weltenergierates, Energie für Deutschland, Fakten,
Perspektiven und Positionen im globalen Kontext 2004. Schwerpunktthema zur Dynamik der
Öl- und Erdgasmärkte, S. 19.
10
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 16f.
11
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 126.
12
Vgl. M. Tolksdorf, , Die Bundesrepublik Deutschland im Sog außenwirtschaftlicher Einflüsse.
Internationale Verschuldung; Störung der Finanzmärkte; Protektionismus; Rohstoffmärkte
(OPEC), in: Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit Berlin (Hrsg.), Politik, kurz und aktu-
ell Berlin, Nr. 39, 1983., S. 94.

10
schränkung und die damit verbundene regionale Beschränkung innerhalb des
,,Red-Line-Abkommens" bezüglich der amerikanischen und europäischen
Ölgesellschaften. Genau dieser Fakt sollte sich jedoch als problematisch erwei-
sen, da diese Reglementierung die Ölverteilung auf dem europäischen Markt
erschwerte. Durch erneute Absprachen wurde das ,,Red-Line-Abkommen" nun
hinfällig. Als Folge dessen verringerte sich der europäische Einfluss auf der
arabischen Halbinsel während der amerikanische Einfluss durch die neuen
Konzessionsverträge mit den Ölförderländern stark zunahm. Geostrategisch
war der Nahe Osten in der Nachkriegszeit von besonderer Bedeutung. Nach
dem ,,Zweiten Weltkrieg" war die westliche Welt in diesem Bereich besonders
auf die Eindämmung des Kommunismus konzentriert, standen doch Stalins
Truppen bei Kriegsende im Nordiran. So hatte der Westen großes Interesse,
den Iran an sich zu binden, um damit eine Kommunismusverbreitung auf der
arabischen Halbinsel zu verhindern.
13
Die bereits erwähnten weltweit größten
entdeckten Ölfelder befanden sich zudem im Südiran. Militärisch betrachtet
hatte insbesondere Großbritannien schon vor dem ,,Ersten Weltkrieg" ausge-
prägte Interessen in Persien, da die Kraftstoffversorgung der britischen Marine
durch persisches Öl sichergestellt wurde.
14
Aus diesem Grund wurde mittels
eines wirtschaftlichen Bündnisses durch die Ölkonzerne der Iran an den Wes-
ten gebunden, wodurch Politik und Wirtschaft eng miteinander verflochten
waren. So überrascht es nicht, dass um 1949 die ,,Sieben Schwestern" vier
Fünftel der bekannten Ölreserven außerhalb der USA und der UdSSR kontrol-
lierten. Außerdem verfügten sie etwa über neun Zehntel der Produktion, drei
Viertel der Raffineriekapazitäten sowie zwei Drittel der Öltankerflotte und prak-
tisch über sämtliche Pipelines.
15
Kurz, sie dominierten das Erdölgeschäft al-
lein.
16
Letztendlich führten alle Entwicklungen dazu, dass sich das Erdölkernge-
schäft in den Nahen Osten verlagerte, was enorme politische und weltwirt-
schaftliche Folgen mit sich bringen sollte.
17
13
Vgl. G. M. Manousakis, Wege zum Öl. Das Krisengebiet Nahost als Faktor europäischer
Sicherheit, Koblenz 1984, S. 21. und vgl. H. Kronberger, Blut für Öl. Der Kampf um die Res-
sourcen, Wien 1998, S. 62.
14
Vgl. C. J. Campbell, Ölwechsel!. Das Ende des Erdölzeitalters und die Weichenstellungen für
die Zukunft, München 2002, S. 121. und vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 22.
15
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 113.
16
Vgl. G. von Paczensky, Das Ölkomplott. Von der Kunst uns und andere auszunehmen,
München 1982, S. 142.
17
Vgl. H. Kronberger, Blut für Öl. Der Kampf um die Ressourcen, Wien 1998, S. 63.

11
Zu Beginn der 60er Jahre war das Weltwirtschaftswachstum eng mit dem
Primärenergieverbrauch (PEV) verknüpft,
18
vermutlich wegen dem 1959 einset-
zenden Ölpreissturz,
19
der durch unterschiedliche Entwicklungen auf dem
Ölmarkt verursacht wurde. Der erste Grund des Preisverfalls lag in Eisenho-
wers Erhebung von Einfuhrquoten auf Erdöl, um damit die eigene inländische
Erdölindustrie zu schützen.
20
Dadurch war der Inlandspreis der USA stets höher
als der Weltmarktpreis.
21
Durch diesen wirtschaftspolitischen Eingriff konnte das
ausländische Öl auf dem US-Markt nicht gehandelt werden, wodurch sich das
Öl andere Märkte suchen musste und dabei die Preise erheblich drückte.
22
Zu
diesem Zeitpunkt deckten die USA 70% ihres Bedarfs aus Eigenproduktion. so
dass das Öl weniger als 2 US-$/ bl kostete.
23
Insbesondere Venezuela war von
dieser Maßnahme stark betroffen, da deren Ölförderung zu 40% von den USA
abhing. Durch die im Vergleich zum Nahen Osten hohen Förderkosten in Vene-
zuela war auch ein Preiskampf hier nicht möglich. Die Einnahmen aus dem
Erdölgeschäft bildeten jedoch die Basis für tiefgreifende soziale und wirtschaft-
liche Entwicklungsprogramme, wie in fast allen anderen Ölförderländern auch.
24
Das US-Embargo wurde erst 1970 aufgrund des Rückgangs amerikanischer
Ölreserven aufgehoben.
25
Als zweiter Grund für den Ölpreissturz ist die Entde-
ckung neuer Erdölfelder zu bestimmen. Vor allem in Libyen
26
waren diese
neuen Erdölfelder reichhaltig und das leicht förderbare Öl war von höchster
Qualität. Damit war es möglich, den europäischen Markt einfach und schnell zu
beliefern.
27
Zusätzlich drängten neue ausländische Ölfirmen in den Markt und
operierten losgelöst von dem Kartell der Hauptkonzerne, was durch die dadurch
erzeugte Überproduktion zu Dumpingpreisen für Öl führte.
28
Zeitgleich kehrte
18
Vgl. K. Marquardt, Auf den Spuren der Ölkrise. Eine Weltindustrie verändert ihre Strukturen,
in: Sonderdruck im Jahrbuch für Bergbau, Energie, Mineralöl und Chemie 1983/84, Essen
1983, S. 11.
19
Vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 26.
20
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 71. und vgl. P. Lieser, Die Bedeutung der Ölimportabhängig-
keit für die Nahost-Politik der BRD von 1964-1972, Hamburg 1976, S. 14.
21
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 126.
22
Vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 26.
23
Vgl. S. Leeb/ D. Leeb, Der Öl-Faktor. Wie das schwarze Gold Einfluss auf die Wirtschaft und
ihr Konto nimmt, 1. Aufl., München 2005, S. 37.
24
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 71.
25
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 126.
26
Vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 25.
27
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 70.
28
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 153.

12
auch die UdSSR wieder in die Riege der Erdölländer zurück.
29
1960 verkaufte
die UdSSR ihr Öl 14% unter Listenpreis,
30
was für die Rohölgesellschaften
erhebliche Margenverluste bedeutete. Die Erdölkonzerne gaben aber ihre
Verluste an die Förderländer weiter, für die die Öldevisen in der Regel die
einzige Einnahmequelle darstellten.
31
Dies erreichten die Ölgesellschaften, in
dem sie den posted price für Arabian Light (Listenpreis für Rohöl aus dem
Nahen Osten) im Sommer 1960 um 7% herabsetzten.
32
Der posted price stellte
die Basis für die Fördersteuern (Taxes) und die Schürfkonzessionen (Royalties)
dar,
33
und wurde zwischen Erdölproduzenten und den Konzessionsgesellschaf-
ten ausgehandelt.
34
Die Taxes waren losgelöst vom Markpreis, damit bei sin-
kender Markttendenz die Einnahmen der Produzenten unberührt blieben. Die
Einnahmen der OPEC Länder errechneten sich aus den so genannten ,,Go-
vernment-takes", diese beinhalteten das gewogene Mittel der OPEC­Staaten
bezogen auf die Summe der Royalites und Taxes.
Die Preissenkung durch das Öl-Kartell, wirkte sich um 0,27 US-$ pro Tonne aus
und war damit beispielhaft für die Machtposition der Ölgesellschaften. Diese
konnten durch gemeinsam abgesprochene Aktionen und ohne vorangegangene
Verhandlungen mit den Förderländern deren wirtschaftliche Interessen und
damit deren nationale Entwicklung (soziale und wirtschaftliche Entwicklungs-
programme) schwerwiegend beeinflussen. Für die Mitgliedsländer der späteren
OPEC bedeutete die Senkung des Rohölpreises im Sommer 1960 einen Ge-
samtverlust von ca. 300 Mio. US-$.
35
Aufgrund der bereits beschriebenen Bedeutung des Erdöls für ihre wirtschaftli-
che Entwicklung reagierten die erdölexportierenden Länder mit Entrüstung.
Außerdem empfanden sie die eigenmächtige Entscheidung der Ölgesellschaf-
ten als eine Selbstverständnisverletzung ihrer Position, was an Kolonialzeiten
erinnerte. Alle diese Ereignisse führten dann am 14. September 1960 zur
Gründung der OPEC, welche durch Venezuelas Ölminister Alfonzo Perez
29
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 72.
30
Vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 26.
31
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 153.
32
Vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 93.
33
Vgl. J. Beyfuss, Weltwirtschaftliche Perspektiven der Ölkrise. in: Institut der deutschen
Wirtschaft (Hrsg.), Beiträge Institut der deutschen Wirtschaft 13, Köln 1974, S. 9.
34
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 76.
35
Vgl. M. A. Ajtony, Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder. OPEC, Organisation of
the Petroleum Exporting Countries, München 1966, S. 14.

13
initiierte wurde.
36
Die fünf Gründerstaaten Saudi-Arabien, Venezuela, Kuwait,
Irak, Iran waren gleichzeitig die weltweit fünf wichtigsten erdölexportierenden
Länder. Katar, Libyen, Indonesien, Abu Dhabi, Algerien, Nigeria und Ecuador
kamen bis zur Ölkrise 1973 noch hinzu.
37
Ziel der Organisation war die Bildung
einer Gegenmacht gegen die in den Ölländern selbstständig fördernden Ölkon-
zerne der westlichen Staaten.
38
Daraus leitete sich die wie folgt formulierte
Aufgabe ab:
,,Die Erdölpolitik der Mitgliedsländer zu vereinheitlichen und zu koordinieren und
die entsprechenden Interessen insgesamt zu wahren."
39
Insbesondere die
Stabilisierung der Ölpreise in Verbindung mit einer Aufhebung der Preissen-
kung von 1959
40
waren hier von zentraler Bedeutung. Außerdem sollte die
Sicherheit der Einnahmenseite sowie die Kontinuität der Ölbelieferung im
Hinblick auf Öl importierende Länder erreicht werden.
41
80% der weltweiten
Rohölexporte kamen nun aus OPEC-Ländern.
42
In den ersten zehn Jahren
ihres Bestehens nahm der Westen diese Organisation nicht ernst, da alle deren
Mitglieder Entwicklungsländer waren
43
und zu heterogene Strukturen bezüglich
ihrer nationalen Zielsetzungen
44
, sowie politische und demografische Divergen-
zen zwischen den Mitgliedsstaaten aufwiesen (bspw. Saudi-Arabien vs. Alge-
rien bzw. Indonesien vs. Kuwait).
45
Ein weiterer Beweis für die politische Machtlosigkeit der OPEC in ihrer ersten
Dekade, war ihr Embargo anlässlich des ,,Sechstagekrieges". Die Suezkrise
hatte bereits eine deutliche Machtverschiebung im Nahen Osten bewirkt, denn
während Großbritannien und Frankreich Einfluss einbüssen mussten, entwickel-
te sich die UdSSR zur arabischen Schutzmacht. Dem gegenüber stand das
,,isolierte" Israel, welches von den USA sowohl militärisch als auch wirtschaftlich
unterstützt wurde. Nach zwei israelisch-arabischen Kriegen wurden die Anzei-
36
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 152.
37
Vgl. F. Akhtarekhavari, Die Ölpreisbildung der Organisation Ölexportierender Länder (OPEC).
Eine Analyse der Bestimmungsgründe, Bremen 1977, S. 14.
38
Vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 93.
39
K. Mauch, Die Ölkrise in der Bundesrepublik (Teil 1), Hamburg 1974, S. 2. und vgl. M.A.
Ajtony, (Fn 35), S. 23, 32.
40
Vgl. J. Beyfuss, (Fn 33), S. 9.
41
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 154.
42
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 73.
43
Vgl. S. Buchholz, Der Mensch lebt nicht von Öl allein. Herausforderungen der Energiekrise, 2.
Aufl., Ulm 1981, S. 52.
44
Vgl. M. A. Ajtony, (Fn 35), S. 15.
45
Vgl. J. Beyfuss, (Fn 33), S. 10.

14
chen für einen erneuten Krieg im Verlauf der 60er Jahre immer deutlicher.
Ständige Grenzscharmützel um Gelände oder Quellwässer zwischen Israel und
Syrien bestimmten den Alltag. Im Mai 1967 verstärkte Israel seinen Druck auf
Syrien und drohte mit einer Invasion. Der ägyptische Präsident Nasser, der
gleichzeitig als pan-arabischer Führer anerkannt wurde, entsendete Truppen an
Israels Grenzen im Sinai, um damit Syrien zu entlasten. Mit der Sperrung der
Meerenge von Tiran hatte Nasser Israel jedoch zu sehr provoziert, so dass die
Israelis zu einem Präventivschlag am Morgen des 6. Juni 1967 ausholten und
dabei schon am ersten Tag der gegnerischen Luftwaffe eine vernichtende
Niederlage beibringen konnten.
46
Am gleichen Tag wollte Präsident Nasser von
der Niederlage ablenken und ließ verkünden, dass englische und amerikani-
sche Kampfflugzeuge auf Seiten Israels in die Kampfhandlungen eingegriffen
hätten. Die arabische Liga veranlasste daraufhin einen Lieferboykott.
47
Der arabische Ölminister rief seinerseits ein Embargo gegen alle Israel unter-
stützenden Staaten aus. Saudi Arabien, Kuwait, Irak, Libyen und Algerien
stellten sofort ihre Belieferung an die USA, Großbritannien, die Niederlande und
Deutschland ein.
48
Der Suezkanal wurde abermals nach 1956 geschlossen und
die Tapline, die das saudi-arabische Öl an das östliche Mittelmeer brachte,
wurde sabotiert. Durch den erzwungenen Umweg über das Kap von Afrika
verteuerten sich die Öltransporte. Verstärkt wurde dieser Effekt durch den in
Nigeria herrschenden Biafra-Krieg, der dort die Erdölförderung zum Erliegen
brachte.
49
Somit ging der Ölfluss innerhalb von drei Tagen auf 40% zurück.
Dennoch schafften es die Ölkonzerne, die Situation schnell zu kontrollieren,
indem sie die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erhöhung der Förder-
mengen in Venezuela, den Heimatölfeldern und dem Iran schafften.
50
Damit
konnte das Ölproblem schnell reduziert werden, da das Öl auf die Bedarfsstaa-
ten verteilt wurde. Aufgrund der amerikanischen Intervention mittels Versor-
gungsgarantien und ausreichender Reserven für die westeuropäischen Staaten
konnte eine Preiskrise vermieden werden.
51
Das selektive Embargo, welches
also nur auf Teilmärkte beschränkt war, machte damit die Ölwaffe nahezu
46
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 75.
47
Vgl. G. Keiser, Die Energiekrise und die Strategien der Energiesicherung, München 1979, S.
22.
48
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 3.
49
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 7.
50
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 74.
51
Vgl. G. Keiser, (Fn 47), S. 22. und vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 93.

15
wirkungslos.
52
Durch die entstandenen Einnahmeverluste waren letztlich die
Staaten die Verlierer, die das Embargo ausgerufen hatten. Daraufhin veranlass-
te Saudi-Arabien am 1. September 1967
53
die Aufhebung des Embargos und
die Anhebung der Fördermenge zur Verlustkompensation. Als Gegenleistung
sollten die USA und Großbritannien den drei Kriegsgegnern Israels Hilfeleistung
in Form von Rüstungsmaterial garantieren (378 Mrd. US-$).
Als Reaktion auf die wirkungslose Ölwaffe während des Sechstagekrieges
gründeten dann jedoch Saudi-Arabien, Kuwait und Libyen am 9. Januar 1968
die OAPEC mit Sitz in Kuwait. Mit dem Vorbild der damaligen Europäische
Kohle- & Stahlgemeinschaft sollte die neue Organisation die Zusammenarbeit
der arabischen Staaten verbessern.
54
Die Gründerstaaten waren dadurch
motiviert, dass sie das Öl entpolitisieren wollten, denn sie hatten durch ihre
Devisenabhängigkeit unter dem Embargo des ,,Sechstagekrieges" am meisten
zu leiden. Außerdem wollten sie mit dieser Gründung die Transitstaaten aus-
schließen, die bei einem Embargo naturgemäß weniger Verluste erleiden.
55
Algerien, Bahrein, Katar, die Arabischen Emirate, Ägypten, Irak und Syrien
folgten kurze Zeit später. Mit den neu hinzu gekommenen Ländern begann
jedoch die Politik immer bedeutsamer und die Zielsetzung immer klarer zu
werden. Die Ölwaffe sollte in Zukunft im israelisch-arabischen Konflikt effektiver
eingesetzt werden.
56
Innerhalb der OPEC bildete dabei die OAPEC einen
Interessenblock, so dass im Hinblick auf bevölkerungsreiche Länder (bspw.
Indonesien) ein Interessenkonflikt bezüglich der Preis- und Absatzpolitik ent-
stand.
Die wirtschaftliche Konfrontation mit Israel wurde von den Erdölländern der
OPEC nicht deutlich unterstützt, dennoch wurde sie hinsichtlich der Preiserhö-
hung als willkommenes Mittel angesehen. Somit waren (1970 - 1973) die Ziele
der OPEC und der OAPEC in der ersten Preissteigerungsphase kongruent.
Zwischen OAPEC und OPEC bestand ein Kooperationsverhältnis, wobei die
OAPEC spezifische arabische Interessen vertrat, die aber nicht im Widerspruch
52
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 3.
53
Vgl. Ebenda..
54
Vgl. G. Keiser, (Fn 47), S. 22.
55
Vgl. P. Lieser, Die Bedeutung der Ölimportabhängigkeit für die Nahost-Politik der BRD von
1964-1972, Hamburg 1976, S. 368.
56
Vgl. B. May, Kuwait-Krise und Energiesicherheit. Wirtschaftliche Abhängigkeit der USA und
des Westens vom Mittleren Osten, in: Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für
Auswärtige Politik e. V. (Hrsg.), Arbeitspapiere zur internationalen Politik, Bonn, Nr. 63, 1991,
S. 11.

16
zur OPEC standen.
57
Rivalität zwischen OPEC und OAPEC sollte durch Festle-
gungen innerhalb der Charta verhindert werden, und Maßnahmen sollten nur
auf Basis einer gemeinsamen Beschlussfassung durchgeführt werden dürfen.
58
Die OPEC gewann nun, gute zehn Jahre nach ihrer Gründung, immer mehr an
Bedeutung. So konnte sich das Kartell in erneuten Verhandlungen mit den
Ölgesellschaften in Teheran Mitte Februar 1971 durchsetzen. Im Kern wurde
hier die Anhebung des ,,posted price" um 0,33 USCts/ bl sowie eine erneute
Steuerbelastung von weiteren 5% und die Abschaffung der Nachlässe an die
Ölgesellschaften beschlossen. Weiterhin wurde eine Skala zur Berücksichti-
gung der qualitativen Unterschiede der jeweiligen Rohstoffsorten verabschiedet.
Zusätzlich sollte sich der ,,posted price" parallel zur internationalen Inflation
entwickeln (ca. 2,5% per anno (p. a.)).
59
Nach dem Teheran-Abkommen betrug damit der Fördereinnahmenanteil etwa
zwei Drittel des ,,posted prices".
60
Der Teheran-Vereinbarung, die bis 1975
gelten sollte, folgte im April 1971 das Tripolis-Abkommen und die Vereinbarun-
gen von Lagos. Letztere regelten strukturiertere Verhältnisse auf dem nigeriani-
schen Ölmarkt und legten zusätzlich die Terminals für die im östlichen Mittel-
meer zu verschiffenden Öle aus Saudi-Arabien und dem Irak fest. Teheran und
Tripolis sahen somit beide eine stufenweise Anhebung der Rohölpreise in den
Förderländern vor.
61
Aufgrund der Kurzfristigkeit des Teheran-Abkommens
wurde im Januar 1972 auf dem ersten Genfer Abkommen beschlossen, dass
die ,,posted prices" von Teheran jeweils um die Wechselkursveränderung des
US-Dollars im Verhältnis zu den europäischen Währungen korrigiert werden
würden. Durch die anhaltende Schwäche des US-Dollars wurde das Genfer
Abkommen kurze Zeit später um den Genf-2-Vertrag modifiziert. Am 1. Juli
1973 sollte dieser in Kraft treten und monatlich die Korrektur der ,,posted prices"
auf Basis eines erweiterten Währungskorbes bestimmen.
62
Der Ölbedarf sollte in den Folgejahren immer weiter ansteigen. Zwischen 1968
und 1973 erhöhte sich der globale Ölverbrauch um 44%, so dass man sogar
Anfang der 70er Jahre von einer Verschwendung des Öls sprechen konnte.
57
Vgl. C. Dumrath, Die Organisation der OPEC-Länder, Bergisch Gladbach 1980, S. 52.
58
Vgl. G. Keiser, (Fn 47), S. 23.
59
Vgl. J. Beyfuss, (Fn 33), S. 10. und vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 8. und vgl. C. J. Campbell,
(Fn 14), S. 154.
60
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 9.
61
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 7.
62
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 8. und vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 7.

17
Das Angebot konnte die Nachfrage kaum noch decken, was damit den Wende-
punkt der Entwicklung kennzeichnete. Nun wurde der Käufermarkt wieder ein
Verkäufermarkt.
63
Die elf OPEC-Staaten konnten in dieser Phase ihre Exporte
um 63% steigern. Damit kontrollierten sie zusammen mit der UdSSR 90% des
Weltölhandels.
64
Öl wurde zur Leitenergiequelle und beherrschte das Gesche-
hen an den Energiemärkten. Diese Entwicklung machte Öl zum wichtigsten
Energieträger, wodurch es die größte Angebotsflexibilität sowie die Preisführer-
schaft für das gesamte Energiepreisniveau erlangte.
65
Die Suche neuer Erdölvorkommen war damals von zentraler Bedeutung, so
dass schließlich auch Öl in Alaska gefunden wurde, aber die Gewinnung war
zum damaligen Ölpreis ineffizient gewesen. Nicht zuletzt sollten auch die Pro-
testaktionen der Umweltschützer für ein vorläufiges Ausbleiben der Förderung
verantwortlich sein.
66
Der ,,Öldurst" der USA stieg zu Beginn der 70er Jahre
rasant an, als festgestellt wurde, dass die inländischen Ölvorkommen ihren
Förderhöhepunkt (,,peak-of-oil") überschritten hatten. Präsident Nixon ließ
darauf hin Eisenhowers Förderbeschränkungen abschaffen, weil er den Stel-
lenwert des Öls für die amerikanische Wirtschaft erkannte. Mit diesem Schritt
machte er die USA von der geopolitisch instabilen Region Nah-Ost stärker
importabhängig, so dass die USA von da an nicht mehr in der Lage waren, den
Ölpreis einseitig zu stabilisieren.
67
Diese einschneidende Maßnahme verknapp-
te das Öl auf dem Markt
68
und führte zu einer naturgemäßen Preissteigerung,
so dass sich der Ölpreis im Zeitraum 1970 - 1974 verdreifachte.
69
Im Frühjahr
1973 überstiegen die Marktpreise schließlich das Niveau der ,,posted prices" (3
US-$/ bl).
70
Aus diesem Anlass traf sich die OPEC mit den Konzessionsgesell-
schaften auf einem Kongress in Wien, um das Teheran-Abkommen und die
angesprochenen Folgeabkommen zu revidieren. Der ,,posted price" sollte nun
auf 6 US-$/ bl erhöht werden, aber die Verhandlungen wurden jedoch ergebnis-
los abgebrochen.
71
Trotzdem stiegen im Frühjahr 1973 die Erdöllieferungen aus
63
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 52. und vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 93.
64
Vgl. R. Rechsteiner, Grün gewinnt. Die letzte Ölkrise und danach, Zürich 2003, S. 7.
65
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 5.
66
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 76.
67
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 127. und vgl. S. Leeb/D.Leeb, (Fn 23), S. 38. und vgl. K. Mar-
quardt, (Fn 18), S. 16. und vgl. F. Alt, (Fn 3), S. 138. und vgl. R. Rechsteiner, (Fn 54), S. 7.
68
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 154.
69
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 52. und vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 78.
70
Vgl. R. Rechsteiner, (Fn 54), S. 7.
71
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 9.

18
den arabischen Ländern drastisch an; zeitgleich drängte die arabische Seite die
USA, ihre pro-israelische Politik im Nahen Osten zu beenden.
72
2.3 Die Ölkrise
1973 ließ sich der Rohölwelthandel grob in zwei Lager unterscheiden. Auf der
einen Seite standen die drei Hauptexportgebiete Nordafrika, Lateinamerika und
der Nahe Osten, auf der anderen Seite standen die drei Hauptimportgebiete
Westeuropa, Japan und die USA. Westeuropa bezog sein Rohöl hauptsächlich
aus dem Mittelmeerraum und dem Persischen Golf, während Japan sein Rohöl
nur aus dem Persischen Golf bezog. Amerika deckte seinen Hauptbedarf aus
Lateinamerika und den verbleibenden Bedarf aus dem Nahen Osten.
73
Der
Westen verfügte 1973 weder über strategische Ölreserven noch über diversifi-
zierte Importe.
74
Mit einem Überraschungsangriff auf Israel begann am 6. Oktober 1973 der
sogenannte ,,Jom-Kippur-Krieg", auch unter dem Namen ,,Ramadan Krieg"
bekannt. Ägyptische Truppen überrannten die Stellungen der Bar-Lew-Linie,
75
während syrische Truppen die israelischen Stellungen im Golan stürmten. Zur
gleichen Zeit trafen sich die OPEC-Erdölminister in Wien zur Eröffnung neuer
Preisverhandlungen mit den Ölgesellschaften. Beide Parteien zeigten sich von
den Ereignissen im Nahen Osten überrascht.
76
Die politische Lage bezogen auf
die Einflusssphären der Supermächte hatte sich bis dahin auch nur geringfügig
verändert. Die USA waren immer noch darauf konzentriert, Israel zu unterstüt-
zen, während die UdSSR versuchte, ihren Einfluss in den arabischen Staaten
auszudehnen. Daher konnte nun die OPEC die ,,Gunst der Stunde" (Jom-
Kippur-Krieg) nutzen, um durch Ölembargos gegen die westlichen Industrielän-
der einen höheren Erdölpreis durchzusetzen.
77
Nachdem die Verhandlungen
mit den Ölgesellschaften in Wien erneut gescheitert waren, wurden die OAPEC-
Delegierten nach Kuwait zurückbeordert und beschlossen am 17. Oktober 1973
72
Vgl. Penrose, E., The Development of Crisis, in: Daedalus 104 New York, 1975, Nr. 4, S. 50.
73
Vgl. J.-M. Chevalier, Energie die geplante Krise. Ursachen und Konsequenzen der Ölknapp-
heit in Europa, Frankfurt am Main 1976, S. 41.
74
Vgl. R. Rechsteiner, (Fn 54), S. 7.
75
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 68.
76
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 78.
77
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 10. und vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 3.

19
den umfassenden Einsatz der Ölwaffe. Gleichzeitig wurde vereinbart, mit den
Rohölgesellschaften nicht mehr in Verhandlungen zu treten und den Rohölpreis
anhand der Marktlage auszurichten.
78
Damit wurden alle vorangegangen Ver-
einbarungen von Teheran über Tripolis bis zum Genf-2-Vertrag gebrochen.
79
Der Zeitpunkt war geschickt gewählt, da in fast allen westlichen Ländern und
insbesondere in den USA ein wachsendes Defizit an den wichtigsten Energie-
trägern Erdöl, Gas und elektrischem Strom zu beobachten war.
80
Die OPEC
begründete damals ihre Preiserhöhung damit, dass ihre Ölreserven zwar groß,
aber dennoch endlich seien. Darum müsse man mit Schätzen sparsamer um-
gehen, denn nur ein hoher Preis würde die Knappheit eines Gutes verdeutli-
chen. Zusätzlich sollte ein Anreiz dazu gegeben werden, sich nach alternativen
Energiequellen umzuschauen.
81
Der Ölwaffeneinsatz sah eine monatliche Produktionssenkung von 5% vor, so
lange bis die von Israel 1967 besetzten Gebiete an die Araber zurückgegeben
worden seien und die Palästinenser ihre legitimierten Rechte wiedererlangt
hätten.
82
Insbesondere Jerusalem war hier von zentraler Bedeutung in seiner
Funktion als drittwichtigste heilige Stätte des Islam nach Mekka und Medina.
83
Zusätzlich zu den Produktionssenkungen wurde der Marktpreis des Öls, das
arabische Gesellschaften aus eigenem Förderanteil an die internationalen
Konzerne weiterverkauften, um 17% angehoben. Der ,,posted price" wurde dazu
um 70% von 3,011 US-$/ bl auf 5,119 US-$/ bl erhöht.
84
Verbunden mit einem
totalen Ölembargo gegen arabisch-feindliche Staaten beschloss die OAPEC
nach weiteren drei Wochen eine Drosselung der Ölförderung um weitere 25%
zusätzlich zur monatlichen Verkürzung der Erdöllieferungen.
Als arabisch-feindliche Staaten wurden dabei die USA und die Niederlande
bestimmt, da ihre Haltung zu pro-israelisch war.
85
Sicherlich sollte dieses die
politische Motivation der OPEC unterstreichen, dennoch war für diese Bestim-
mung, die bereits erwähnte angespannte Lage auf dem Energiemarkt der USA
ein willkommener Multiplikator für die intendierte Lagezuspitzung durch die
78
Vgl. H. R. Krämer, Die Europäische Gemeinschaft und die Ölkrise, Baden-Baden 1974, S. 46.
79
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 7.
80
Vgl. Ebenda, S. 4.
81
Vgl. K. P. Krause, (Fn 5), S. 18.
82
Vgl. H. R. Krämer, (Fn 78), S. 47.
83
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 5.
84
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 76. und vgl. S. Leeb/ D. Leeb, (Fn 23), S. 42.
85
Vgl. H. R. Krämer, (Fn 78), S. 47.

20
OPEC. Die Niederlande wurden auch deshalb als Gegner ausgemacht, da
Rotterdam der größte europäische Öleinfuhrhafen war und dieser gleichzeitig
weltweit eine der höchsten Raffinationskapazitäten hatte. Von hier aus wurde
das Öl nach ganz Europa umgeschlagen, wobei ebenfalls der Rotterdammer
Spotmarkt die Kartellpreisforderungen unterlaufen konnte,
86
was natürlich für
die Europäische Gemeinschaft (EG) von besonderer Bedeutung war. Außer-
dem waren die Niederlande ein Mitglied der EG. Innerhalb dieser Gemein-
schaft, so sah es die Vereinbarung vor, sollte der Güter- und Warenverkehr frei
sein. Wie sollte sich also Europa gegenüber den Niederlanden positionieren?
Somit wird klar, dass die OPEC hier nicht nur ausschließlich zwei Länder treffen
wollte, sondern versuchte, die Welt politisch zu spalten.
Auf der arabischen Gipfelkonferenz vom 26. ­ 28. November 1973 unterschied
die OAPEC dann zwischen befreundeten und feindlichen Staaten. Ersteres
konnten nur solche Staaten sein, die entweder Sanktionen gegen Israel ver-
hängen oder ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel abbrachen oder arabi-
sche Länder mit Waffen belieferten.
87
Darunter fielen Frankreich, Großbritan-
nien, Belgien, Spanien und Japan, deren Bedarf sollte im vollen Umfang nach
Abzug der Produktionskürzung gedeckt werden. Als feindliche Staaten wurden
die USA und die Niederlande bestimmt,
88
wohingegen die damalige BRD und
die übrigen westeuropäischen Länder als neutrale Staaten galten, die die
Restmengen des Rohöls nach Verbleib des Bedarfes der befreundeten Staaten
erhalten sollten.
89
Obwohl die westlichen Staaten unterschiedlich vom Embargo
betroffen waren, berührte sie dennoch alle die Preiskrise, da die Verknappung
den Preis auf dem internationalen Ölmarkt steigen ließ, und eine Differenzie-
rung des nationalen vom internationalen Ölmarkt unmöglich war. Dadurch
wirkten Mengen- und Preiskrise weltweit auf Produzenten- und Verbraucher-
staaten, unberücksichtigt ihrer wirtschaftlichen Lage, ein, was in der Summe die
Angebotsseite verkürzte. Dieser Effekt wurde zusätzlich durch die notwendigen
Umdispositionen im Transportwesen verstärkt. Der Spotmarkt reagierte mit
schnell und stark ansteigenden Rohölpreisen. Einige Rohölländer sahen hierbei
ihre Chance, ihre Machtposition auszunutzen, indem sie erneut eine Anhebung
86
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 10. und vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 94.
87
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 80.
88
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 11. und vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 81.
89
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 7.

21
des ,,posted price" für Arabian Light (Preisbasis für das Öl weltweit) um 140%
auf 10,84 US-$/ bl im Dezember 1973 durchsetzen konnten. Begründet wurde
die Forderung damit, dass der Rohölpreis an den Kosten für alternative Ener-
gien gemessen werden müsse, und dass ca. 7 US-$/ bl als ,,Goverment Take"
ein unter damaligen Prämissen vergleichbarer Wert für die Produzenten sei.
90
Als Ursachen der Krisenausdehnung waren also folglich zum einen die Verrin-
gerung des Angebots, zum anderen die Erhöhung der Nachfrage und deren
Kosten auszumachen, sowie die angespannte Energielage der USA.
91
Damit
waren die ölverbrauchenden Länder dem Diktat der ölproduzierenden Länder
ausgesetzt.
92
Mit Eintritt der Waffenruhe am 24. Oktober 1973 erhoffte sich die Welt einen
Wegfall der Lieferbeschränkungen der arabischen Ölexportländer. Einen Tag
vorher wurde jedoch bekannt, dass die Einstellung der Kampfhandlungen nicht
ausreiche, die Forderungen der arabischen Staaten zu erfüllen.
93
Am 11. No-
vember 1973 erreichte der damalige amerikanische Außenminister Henry
Kissinger letztlich den Waffenstillstand.
94
Das Embargo wurde hingegen erst am
18. März 1974 mit Ausnahme von Syrien und Libyen aufgehoben.
2.4 Folgen für die OPEC bis Mitte der 80er Jahre
Die vorangegangen sechs Monate zeigten deutlich, dass sich die internationale
Machtpolitik innerhalb der Weltwirtschaft deutlich zugunsten der OPEC, insbe-
sondere aber der OAPEC, verschoben hatte.
95
Die OPEC bestimmte die Au-
ßenpolitik der mächtigsten Staaten der Welt, beeinflusste dazu die Innenpolitik
der europäischen Länder und gab den erdölexportierenden Ländern die Macht
über ihre Ressourcen zurück. Dank der psychologischen Wirkung des arabisch-
israelischen Krieges konnte die OPEC einen Großteil des angestrebten Selbst-
bewusstseins und der Dominanz auf dem Rohölmarkt zurückgewinnen. Gleich-
zeitig erhielt sie die Bestätigung dafür, dass weder die Verbraucherländer noch
90
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 10.
91
Vgl. J.-M. Chevalier, (Fn 73), S. 41.
92
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 10.
93
Vgl. H. R. Krämer, (Fn 78), S. 47.
94
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 71.
95
Vgl. H. W. Maull, Erdöl als politische Waffe, in: Die Internationale Politik 1973-1974, Jahrbü-
cher des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, München
1980, S. 41.

22
die Ölgesellschaften dieser Machtposition etwas entgegenzusetzen hatten.
96
Außerdem machte der Ressourcenfluss an wenige Staaten der OPEC-Länder
diese innerhalb kürzester Zeit zu kapitalreichen Staaten. Die Ölexporterlöse
stiegen im Zeitraum zwischen 1970 von 7 Mrd. US-$ auf 1974 90 Mrd. US-$,
97
so dass die OPEC-Staaten innerhalb kürzester Zeit einen Zahlungsbilanzüber-
schuss von ca. 70 Mrd. US-$ aufweisen konnten.
98
Der neue Reichtum wurde
für umfangreiche Importe verwendet, um die Bevölkerungsversorgung zu
verbessern und damit die Entwicklung der Länder voranzutreiben.
99
Nach der Ölkrise ging die OPEC dazu über, immer größere Anteile ihres Rohöls
selbst zu vertreiben anstatt die Distribution über die Ölgesellschaften sicherzu-
stellen. Sie verhandelten direkt mit den Importländern, indem sie sogar in
manchen Fällen sogenannte ,,Wohlverhaltens-Klauseln" erpresste wie im Fall
Dänemark.
100
In den Folgejahren jedoch büßte die OPEC viel politisches Ge-
wicht ein. Die Gründe dafür waren vielschichtig. Zum einen reduzierte sich der
weltweite Ölverbrauch, zum anderen wurde die Nutzung alternativer Energie-
quellen immer bedeutsamer. Deutlich wird dies durch die großen Atomenergie-
investitionen sowie durch die verstärkte Ausbeutung der Kohlevorräte. Außer-
dem war der Westen nach den Erfahrungen der Ölkrise bestrebt, neue Ölfelder
außerhalb der OPEC-Zonen zu erschließen.
Ein weiterer Grund des Machtverlustes kann dadurch bestimmt werden, dass
die OPEC aufgrund der unterschiedlichen Interessenlagen nicht mehr mit einer
Stimme agierte. Bspw. benötigten der Irak und der Iran ihre Öldevisen für die
nationale Versorgung, Kuwait hingegen legte seine Einnahmen in den USA
gewinnbringend an.
101
Alle Entwicklungen führten in der Summe zu einer rück-
läufigen Nachfrage (15% bis 1975) bei gleichzeitig steigendem Erdölangebot.
102
Diese Kombination schwächte die OPEC-Preismacht deutlich ab, so dass die
Ölpreise in den 80er Jahren stetig sanken und 1986 ihren vorläufigen Tiefst-
stand bei 10 US-$/ bl fanden. Daher entschloss sich die OPEC, die Produktion
zu drosseln, um einem weiteren Preisverfall entgegenzuwirken.
103
96
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 11. und vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 55.
97
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 12.
98
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 17.
99
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 12.
100
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 47.
101
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 154.
102
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 20.
103
Vgl. S. Leeb/ D. Leeb, (Fn 23), S. 43.

23
Saudi-Arabien als größter Erdölproduzent übernahm in dieser Phase die Füh-
rungsrolle innerhalb der Organisation. Als relativ konservatives Land, das unter
amerikanischem Einfluss stand, verfolgte es eine ausgleichende, stabilisierende
Ölpreis-Politik. Nach kurzer Zeit wurde jedoch die saudi-arabische Führungsrol-
le geschwächt, da andere OPEC-Länder ihre Förderquoten nach Belieben
erhöhten
104
und verschiedene politische Umstände, wie bspw. der erfolgreiche
Abschluss des Camp-David-Abkommens oder der Iran-Irak Krieg ihren Teil
dazu beitrugen, dass sich das Verhältnis zwischen den USA und Saudi-Arabien
verschlechterte.
105
2.5 Weltwirtschaftliche Folgen
Die Ölkrise bewirkte eine wirtschaftliche Rezession für nahezu alle westlichen
Industrieländer. Im Jahr 1974 leitete sie die schlimmste Weltwirtschaftskrise
seid 1928 ein und beendete damit die stetige Wohlstandswachstumsphase
nach dem ,,Zweiten Weltkrieg". Verantwortlich hiefür war die weltweite Ölab-
hängigkeit für Transportzwecke, Industrieproduktion, Landwirtschaft und Erdöl-
derivatenproduktion. Der bereits beschriebene Ressourcenabfluss in den Öl-
verbraucherstaaten führte zu qualitativen und quantitativen wirtschaftlichen
Problemen, da für den Kauf des verteuerten Erdöls zusätzlich 2% des Bruttoin-
landprodukts (BIP) in den Industriestaaten aufgewendet werden musste.
106
Die
Folgen waren volkswirtschaftliche Wachstumsverluste, der Beginn einer starken
Inflationsperiode, die bis 1982 andauern sollte
107
(von 5% auf 13%), sowie eine
steigende Arbeitslosigkeit (von 3,5% auf 5,5%) innerhalb der OECD-Staaten
(Organization for Economic Co-operation and Development).
108
Der negative
Zusammenhang von Ölpreis und Aktienkurs ließ den Kapitalmarkt in sich zu-
sammenbrechen,
109
so dass, das Jahr 1974 als das schlechteste Börsenjahr
aller Zeiten in die Geschichte einging. In dieser Zeit wurde das Wort ,,Stagflati-
on" geboren, welches verdeutlichte, dass die ökonomische Theorie neu formu-
104
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 155.
105
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 155. und vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 132.
106
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 53.
107
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 129.
108
Vgl. C. A. Kupchan, The Persian Gulf and the West. The Dilemmas of Security, Boston 1987,
S. 46.
109
Vgl. S. Leeb/ D. Leeb, (Fn 23), S. 41.

24
liert werden musste, da die Relation zwischen Wirtschaftswachstum und Inflati-
on nicht mehr zeitgemäß war.
110
Die stark gestiegenen Energieversorgungsausgaben ließen besonders die
Haushaltsbudgets der Dritten Welt zusammenbrechen, denn obwohl diese
Länder vergleichsweise wenig Erdöl importierten, mussten sie überproportional
viel dafür zahlen. Verstärkt wurde die missliche Lage durch die Reduzierung
oder gar Einstellung der Entwicklungshilfen westlicher Industrieländer, da diese
mit den beschriebenen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatten.
111
Hier-
bei war die Rede von einem Ressourcentransfer von armen Entwicklungslän-
dern hinzu reichen Ölstaaten.
112
Durch die Ölkrise und die damit verbundenen
Preiserhöhungen wurden nun Bohrungen in der Nordsee effizient, und auch die
Prudhoe Bay in Alaska konnte nun erschlossen werden.
113
Die Folgejahre sollten von einer Verunsicherung der Verbraucherländer und der
Angst vor neuen Preisdiktaten der OPEC gekennzeichnet sein. Wirtschaftlich
betrachtet war die Ölkrise verantwortlich für einen gewaltigen Ressourcentrans-
fer von den Ölnachfragerstaaten hinzu den Ölförderstaaten.
114
2.6 Folgen für die BRD
Die damalige BRD war zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches im Oktober 1973
mit etwa 55% der Energieversorgung vom Erdöl abhängig,
115
doch wurde die
Möglichkeit einer Ölkrise scheinbar nicht sehr ernst genommen. Man war sich
zwar den Umständen bewusst, schätzte aber die Gesamtlage falsch ein, ob-
wohl bereits schon seit Mitte 1973 die arabischen Staaten keinen Zweifel daran
ließen, das Erdöl auch als Waffe einzusetzen, um die westliche Welt zu einer
pro-arabischen und damit anti-israelischen Haltung im Nahostkonflikt zu zwin-
gen. Die Fehleinschätzung der Lage kann auch anhand von Aussagen des
damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt und seinem Wirtschaftsminister Hans
Friedrich belegt werden. Nach ihrer Überzeugung hätte die BRD bei einem
Totalausfall der Ölimporte sechs Monate mit Hilfe der eigenen Ölvorräte wirt-
110
Vgl. Ebenda, S. 47.
111
Vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 81.
112
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 11.
113
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 39. und vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S.16, 21
114
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 14, 20.
115
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 8.

25
schaften können. Dennoch reagierten die Verbraucher mit Hamsterkäufen die
zu Preissteigerungen führten.
Der Preis für leichtes Heizöl schnellte von ca. 10 - 15 Pfennig je Liter auf 50
Pfennig hoch. In Anbetracht der Lage entschloss sich das Bundeswirtschafts-
ministerium, das Inkrafttreten des Energiebewirtschaftungsgesetzes zu be-
schleunigen. Am 10. November 1973 trat es in Kraft und sollte bis Ende 1974
gelten. Es zielte auf die Sicherung der Energieversorgung bei Gefährdung oder
Störung der Mineralöl- oder Erdgasimporte ab, womit der Bundesregierung eine
Handlungsoption gegeben werden sollte, den Energieverbrauch bei Bedarf
einschränken zu können.
116
Weiterhin konnte die Regierung Produktion, Trans-
port, Lagerung, Verteilung, Abgabe, Bezug und Verwendung von Erdöl und
Erdölerzeugnissen, von festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen sowie
von elektrischer Energie und sonstigen Energiearten reglementieren.
117
Weitere spürbare Auswirkungen der Ölkrise waren gestiegene Lohnstückkos-
ten, Produktivitätsverluste in der Industrie, ein sinkendes reales Bruttosozial-
produkt, eine gestiegene Arbeitslosenquote
118
und eine dadurch stark gewach-
sene Schwarzarbeit.
119
Diese Auswirkungen der Ölkrise waren nicht nur in der damaligen BRD sondern
weltweit zu beobachten. Die Auswirkungen der Ölkrise wurden jedoch weniger
von einer Verknappung denn von einer Verteuerung verursacht. Deutlich wird
dies bei Betrachtung der Lieferbilanz des Jahres 1973. Die Einfuhren von Rohöl
und Mineralölfertigprodukten entsprachen trotz der Lieferbeschränkungen
nahezu den Vorausschätzungen. Die deutsche Mineralölwirtschaft kaufte in den
Krisenwochen auf dem Weltmarkt überpreiste Spitzen, so dass der Preis we-
sentlich verteuert wurde. Möglich war dies nur, da die deutschen Mineralölkon-
zerne nicht an staatliche Preisverordnungen gebunden waren.
120
Unmittelbar
nach Ausbruch der Krise wurden dann Anpassungsmaßnahmen bezüglich
Energieeinsparungen durch verbrauchssenkende Investitionen veranlasst. Die
verstärkte Nutzung deutscher Steinkohle wurde beschlossen, und die Entwick-
lung neuer Energiequellen
121
wurde überhastet mit Hilfe des bereits angeführ-
116
Vgl. Ebenda, S. 4.
117
Vgl. Ebenda, S. 12.
118
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 131.
119
Vgl. Ebenda, S. 135.
120
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 5.
121
Vgl. Ebenda, S. 2.

26
ten Energiesicherungsgesetzes veranlasst, so dass auf übliche Gesetzge-
bungsverfahren verzichtet wurde und das Gesetz zur Sicherung der Energie-
versorgung sofort in Kraft trat.
122
Die Vorraussetzung für Energiesparmaßnahmen waren jedoch eine Bewusst-
seinsänderung auf der Verbraucherseite,
123
welche bspw. durch den Appell des
Bundeswirtschaftsministers Hans Friederichs an die Verbraucher erreicht
werden sollte. Er rief die Bürger dazu auf, den Energieverbrauch freiwillig
einzuschränken, damit keine staatlichen Eingriffe notwendig werden würden.
124
Erwähnt seien in diesem Zusammenhang auch die berühmten vier autofreien
Sonntage in den beiden letzten Monaten des Jahres 1973.
Weiterhin konzentrierte sich die Bundesregierung darauf, in Zukunft das Erdöl
aus politisch stabileren Regionen zu beziehen, die außerhalb des OPEC-
Einflussbereiches lagen, aber dies waren zumeist eher zweitklassige Ölfelder.
Hier wurde zunehmend der Trend der offshore-Förderungen und der Förderun-
gen in der Dritten Welt verfolgt, wobei sich dieser als sehr kapitalintensiv gestal-
tete.
125
Diese Diversifizierung schien der Bundesregierung jedoch auch bis zum
nächsten Ölpreisschock 1979 nicht deutlich genug gelungen zu sein.
126
Wirt-
schaftspolitisch wurde durch eine expansive Fiskalpolitik versucht, die gesamt-
wirtschaftliche Nachfrage bzw. die Kaufkrafteinbrüche aufzufangen, welche
durch die sprunghaft gestiegenen Endverbraucherpreise für Benzin und Heizöl
hervorgerufen wurden. Dabei konnte die Gesamtbeschäftigung auf Kosten des
Staates stabilisiert werden, so dass die Staatsverschuldung stark zunahm.
127
Der Schwerpunkt wurde auf das Sparen von Energie durch energiesparende
Baumethoden, effizientere Beleuchtungssysteme oder energiesparende Autos
gelegt. Wie sich später zeigen sollte, war dies auch die zweckmäßigste Metho-
de, der Krise zu begegnen. Zusätzlich wurden neue Energiequellen (Sonnen-
kollektoren, Windkraftanlagen, Biogasanlagen) entwickelt, und wie bereits
erwähnt, neue Ölvorkommen (Nordsee, die Küsten Nigerias, Angola, Mexiko,
Norden Alaskas)
128
erschlossen, auch die Kernkraftwerkinvestitionen stiegen
122
Vgl. Ebenda, S. 12.
123
Vgl. K. Marquardt, (Fn 18), S. 14.
124
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 12. und vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 133.
125
Vgl. K. Marquardt, Fn 18), S. 14. und vgl. H. Kronberger, (Fn 17), S. 82. und vgl. R.
Rechsteiner, (Fn 54), S. 5. und vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 41.
126
Vgl. S. Buchholz, (Fn 43), S. 48.
127
Vgl. M. Tolksdorf, (Fn 12), S. 94.
128
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 155.

27
drastisch an. Problematisch waren hier jedoch die hohen Kosten aufgrund der
teuren Sicherheitsmaßnahmen.
129
Besonders betroffene Bereiche innerhalb der
Krise waren in der Industrie vor allem die Automobil- und Chemiebranche. Ihr
Ölabhängigkeitsgrad lag bei ca. 50 - 70% und die Auswirkungen wurden durch
sinkende Zulassungszahlen, stillgelegte Produktionsbänder, verstärkte Kurzar-
beit, und etwaigen Produktionsdrosselungen deutlich. Diese Nebenwirkungen
der Ölkrise bekam dann auch die Zuliefererindustrie zu spüren.
130
Auch außenpolitisch lenkte die Bundesregierung nun ihren Blick verstärkt in die
Richtung der OPEC-Staaten. Anfang Januar 1974 stellte der damalige saudi-
arabische Ölminister Saki Jamani im Rahmen seines Deutschlandaufenthalts
während seiner Europareise die Forderung an die BRD:
,,Industrialisieren Sie Saudi-Arabien. Dann geben wir Ihnen so viel Öl, wie Sie nur
brauchen... die Entscheidung, ob Sie die Beziehung zu Saudi-Arabien herstellen
und sich damit einen steten Ölfluss aus Saudi-Arabien sichern wollen, liegt ganz
bei der deutschen Regierung."
131
Kurze Zeit später, Mitte Januar, erklärte sich die Bundesregierung zu einer
engeren Zusammenarbeit mit den erdölfördernden Ländern bereit, so dass im
Gegenzug das Öl wie versprochen für die deutsche Volkswirtschaft verbindlich
zugesagt werden konnte.
132
Hier stand die Bundesregierung in einer ,,Zwick-
mühle", denn einerseits musste sie ihre Außenpolitik vor dem historisch-
moralischen Hintergrund im Hinblick auf die deutsch-israelischen Beziehungen
ausrichten und andererseits aber auch aus ökonomischen Gründen ein gutes
Verhältnis zu den arabischen Staaten aufbauen bzw. pflegen. Daher war Aus-
gewogenheit die Devise, doch diese Diskussion soll im Kapitel 3 ausführlicher
behandelt werden. Im März 1974, wurde Deutschland schließlich von einem
neutralen zu einem mit den arabischen Ländern befreundeten Land gezählt,
was nicht zuletzt durch die Nahosterklärung der EG vom 6. November 1974 in
Verbindung mit dem Brief des damaligen Bundesaußenministers Walter Scheel
an die Erdölminister Algeriens und Saudi-Arabiens begünstigt wurde. In diesem
Brief befürwortete Walter Scheel die Notwendigkeit der Herstellung der legiti-
men Rechte des palästinensischen Volkes außerdem bekräftigte er die Über-
zeugung, dass ein Nahostfriede ohne Lösung des Palästinenserproblems nicht
129
Vgl. R. Heinberg, (Fn 8), S. 130.
130
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 9.
131
Ebenda, S. 6.
132
Vgl. K. Mauch, (Fn 39), S. 15.

28
möglich sei.
133
Die deutsche Exportwirtschaft konnte, nicht zuletzt aufgrund der
,,neuen Außenpolitik der BRD", von der Ölkrise profitieren: zwar verdreifachten
sich die Erdöleinfuhren nach der Ölkrise (1973 - 1978) von vier auf zwölf Mrd.
DM, dem demgegenüber verfünffachten sich jedoch die Ausfuhren in den
Mittleren Osten. Die deutsche Exportwirtschaft konnte 1978 einen Rekordüber-
schuss von 6,7 Mrd. DM verzeichnen.
134
2.7 Zusammenfassung
Der ,,Jom-Kippur-Krieg" führte zur bedeutsamsten Wende im Ölgeschäft, da hier
erstmals deutlich wurde, welchen Einfluss das Öl auf das politische Geschäft
ausübte. Konnte die Ölkrise 1967 noch von den Ölkonzernen allein bewältigt
werden, waren es 1973 Diplomaten und Präsidenten, die die Lage zu retten
versuchten. Das zeigte den ölimportierenden Ländern 1973 auf eine sehr
schmerzliche Art und Weise, wie schlagkräftig und mächtig die OPEC gewor-
den war. Die Gründe dafür wurden eingehend im Verlauf dieses Kapitels be-
handelt. Die ölimportierenden Länder traf die Krise 1973 mit voller Wucht. Die
Staaten des Nahen Ostens förderten und produzierten jetzt weniger, konnten
aber trotzdem ihre Einnahmen erhöhen, was einen gravierenden Unterschied
zum Jahr 1967 darstellte. Dennoch war die Ölpreiserhöhung lediglich ein Glied
in der Kette des seit den sechziger Jahren sukzessiv erfolgten Souveränitäts-
wechsels auf dem Erdölsektor. Der Einsatz der Ölwaffe schien politisch moti-
viert zu sein, hatte aber mit den Preiserhöhungen selbst nichts zu tun.
135
So war
der Oktoberkrieg zwar Anlass, nicht aber Ursache für den Einsatz der Ölwaffe.
Eine drastische Erhöhung der Erdölpreise wäre durch die angespannte Lage
auf dem Ölmarkt ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, so dass der ,,Jom-
Kippur-Krieg" lediglich als günstiger Zeitpunkt zum Auslösen ermittelt werden
kann.
136
Die Erhöhungen können so letztlich als das bekannte Kräftespiel von
Angebot und Nachfrage verstanden werden.
137
Die Ölkrise stellte nicht nur den
Höhepunkt in der Ölabhängigkeit der damaligen BRD aus dem Nahen Osten
133
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 82.
134
Vgl. B. May, (Fn 56), S. 13.
135
Vgl. J. Hohensee, (Fn 1), S. 80.
136
Vgl. Ebenda, S. 75.
137
Vgl. C. J. Campbell, (Fn 14), S. 158.

29
dar, sondern markierte gleichzeitig einen Wendepunkt in der deutschen Ener-
gieversorgungsstruktur und dem Verbraucherverhalten. Die Wirkungen auf die
außenpolitische Haltung der damaligen BRD werden im Folgeabschnitt behan-
delt. Für den Nahen Osten wird deutlich dass: ,,Langfristig gesehen [...] die
Ölkrise und das Embargo von 1973-1974 wahrscheinlich wichtiger als die
Schlachten des arabisch-israelischen Krieges waren."
138
138
R. Rosecrance, R. Der neue Handelsstaat. Herausforderungen für Politik und Wirtschaft,
Frankfurt am Main 1987, S. 21

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836603065
DOI
10.3239/9783836603065
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg – Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, Öffentliche Verwaltung
Erscheinungsdatum
2007 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
deutschland erdöl energieversorgung saudi-arabien iran erdgas naher osten
Zurück

Titel: Die Sicherheit der Energieversorgung Deutschlands
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
book preview page numper 41
244 Seiten
Cookie-Einstellungen