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Lebensgeschichte und Orientierungen in der Jugendphase gewaltbereiter Jugendlicher

©2007 Diplomarbeit 113 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Am 25. Oktober 2006 titelte die WESTFALENPOST: Gewalt bei Jugendlichen steigt steil an. „Höchststand bei Kriminalität in NRW. Die Gewaltkriminalität ist in NRW im Vorjahr auf einen neuen Höchststand angestiegen. Besonders die Zahl der Körperverletzungen nahm 2005 dramatisch um 43 Prozent zu. Hauptursache: Wachsende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen.“
Diese Schlagzeile und der nachfolgende Artikel scheinen zu bestätigen, was viele Menschen subjektiv empfinden. Angeheizt durch Medienberichte entsteht der Eindruck, dass die Jugendlichen in unserer Gesellschaft generell gewaltbereit sind. Dem Eindruck steht der „Zweite periodische Sicherheitsbericht“ (2. PSB) der Bundesregierung entgegen, der am 14.11.2006 von der Justizministerin Frau Zypries vorgestellt wurde. In diesem Bericht gehen die Experten davon aus, dass weder die Justizdaten noch Dunkelfeldstudien Anhaltspunkte dafür geben, dass wir es in der Bundesrepublik mit einer zunehmenden Gewaltbereitschaft der Jugend zu tun haben, sondern, dass eine kleine Gruppe früh auffälliger, sozial hoch belasteter Jugendlicher Gewalt ausübt.
Zwei scheinbar konträre Meinungen zu einem hochbrisanten sozialen Thema.
Schlagzeilen, Reportagen, Talk Shows - kein Tag ohne Berichte über die gewaltbereite Jugend. Zur Gruppe der Jugendlichen gehöre ich auch noch, doch weder ich noch meine Freunde und Bekannten sind gewaltbereit. Wir gehören alle der Gruppe der Jugendlichen an, werden aber von den Medien in der aktuellen Berichterstattung als die gewaltbereiten Jugendlichen bezeichnet. Es wird in aller Regel noch nicht einmal zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen unterschieden. Auch wird nicht deutlich gemacht, über welche Formen der Gewaltausübung gesprochen wird, der Gewaltbegriff wird nicht differenziert.
An diesem Punkt zeigt sich, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema intensiv und differenziert auseinanderzusetzen, um zu sehen, von welchen Jugendlichen mit welchen Biographien und Lebensumständen wir sprechen. Es muss aber nicht nur geklärt werden, von welchen Jugendlichen wir sprechen, sondern auch was man innerhalb dieser Thematik unter Gewalt versteht. Was zählt schon als Gewalt, gewaltbereit oder aggressiv. Und wie unterscheiden sich diese Begriffe voneinander. In einer Diskussion ist es unerlässlich, einen allgemeingültigen Gewaltbegriff zu verwenden. Denn was für den einen nur ein leichtes Rempeln oder Schubsen ist, ist für den anderen schon eine Form von Gewalt. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Lena Neus
Lebensgeschichte und Orientierungen in der Jugendphase gewaltbereiter Jugendlicher
ISBN: 978-3-8366-0239-6
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität Siegen, Siegen, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
5
1.0
Definitionen
9
1.1
Aggression
9
1.2
Gewalt
9
1.3
Gewaltbereitschaft
10
2.0
Gewalt
(meist)
männlich
11
2.1
Gewalt ist (selten) weiblich
11
3.0
Das Männerbild in unserer Gesellschaft
15
4.0
Die
Jugendphase
16
4.1
Historische
Einführung 16
4.2
Definition
von
Jugendphase
16
4.3
Altersbestimmte
Definition
17
4.4
Verhaltensorientierte Definition ­ aus soziologischer
17
Sicht
4.5
Entstrukturierung ­ Destandardisierung und
18
Individualisierung der Jugendphase
4.6
Postaduleszenz
18
4.7
Die Bedeutung der Jugendphase
18
5.0
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen des jugendlichen Alltags
20
6.0
Gesellschaftlicher
Wandel
23
7.0
Gewalterfahrungen
Jugendlicher
24
7.1
Familiäre
Gewalt
24
7.2
Mediale
Gewalt 25
7.3
Stimulationsthese ­ Doppelte Dosis These ­
26
Habitualisierungsthese

- 2 -
7.4
Schulische
Gewalt
27
7.5
Stadtstrukturelle
Gewalt
28
7.6
Kommunikative
Gewalt 29
7.7
Kulturelle
Gewalt
29
8.0
Sozialisation
30
8.1
Peer
Groups
30
8.2
Bedeutung der Gruppenidentität
31
8.3
Deviante Cliquen ­ Struktur ­ Gründe
31
9.0
Subkultur
­
Jugendkultur
33
10.0 Gewaltbereite Jugendliche mit Migrationshintergrund ­
35
türkische Jugendliche
10.1
Familie 35
10.2
Wohnsituation
35
10.3
Sport
36
10.4
Sprache 37
10.5
Schule
37
10.6
Kriminalität
38
10.7
Jugendphase
38
10.8
Religion 39
10.9
Was treibt türkische Jugendliche in deviante
39
Jugendgruppen
10.10
Türkische Street Gangs - Geschichtlicher Hintergrund
40
10.11
Struktur und Handlungsweise der Gruppe
41
10.12
Aktueller
Bezug 43
10.13
Polizeistatistik Berlin 2005 ­ Nichtdeutsche männliche
45
Jugendliche Gewaltkriminalität ­ Jugendgruppengewalt
10.14
Jugendgruppengewalt 46
11.0
Fußballfans
48
11.1
Konsumorientierte
Fans
48
11.2
Fußballzentrierte
Fans 49
11.3
Erlebnisorientierte
Fans
49
11.4
Ultras
49
11.5
Kuttenfans
50

- 3 -
12.0
Hooligans
52
12.1
Etymologie
52
12.2
Selbstverständnis
52
12.3
Hooligans aus gut ausgebildeten, sozial
54
gesicherten Schichten
12.4
Hooligans aus den unteren Sozialschichten,
56
mit niedrigem Bildungsniveau
13.0
Skinhead
Bewegung 60
13.1
Geschichtlicher
Hintergrund
60
13.2
Die Strömungen innerhalb der Skinheadbewegung
63
13.3
Skinhead
Outfit
65
13.4
Kleidung
rechtsextremer
Skinheads
65
13.5
Das Weltbild rechtsextremer, gewaltbereiter Skinheads
66
13.6
Zahlen
und
Fakten
66
13.7
Biographie gewaltbereiter rechtsextremistischer
67
Skinheads
13.8
Taten,
Täter,
Opfer
68
13.9
Skinhead
­
Musik
69
13.10
Konzerte
70
13.11
Fanzines
70
13.12
Skinheads
und
Gewalt 73
13.13
Rechtsextremistische Gewalt bei Skinheads
74
13.14
Skin
Girls
75
14.0 Erklärungsansätze verschiedener Sozialwissenschaftler
77
zu Gewalt und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen
14.1
Der Ansatz von Kraußlach
77
14.2
Der Ansatz von Hafeneger
78
14.3
Der Ansatz von Heitmeyer
78
14.4
Der Ansatz von Krafeld
80
14.5
Der Ansatz von Esser ­ Dominikowski
81
14.6
Vergleich
und
Kritik
82

- 4 -
15.0 Sozialarbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen
83
15.1
Streetwork
83
15.2
Mobile
Jugendarbeit
83
15.3
Akzeptierende
Jugendarbeit
84
15.4
Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Risiken
86
der theoretischen Modelle
16.0 Konkrete Projekte mit gewaltbereiten Jungendlichen
88
16.1
Gangway
88
16.2
Aktionen der Streetworker von Gangway
89
16.3
Fußballfanprojekte
90
16.4
Arbeit
mit
Skinheads
92
17.0
Schlussbetrachtung
95
18.0
Literaturverzeichnis
99
Anhang

- 5 -
Einleitung
Am 25. Oktober 2006 titelte die WESTFALENPOST:
Gewalt bei Jugendlichen steigt steil an
,,Höchststand bei Kriminalität in NRW
Die Gewaltkriminalität ist in NRW im Vorjahr auf einen neuen Höchststand angestiegen.
Besonders die Zahl der Körperverletzungen nahm 2005 dramatisch um 43 Prozent zu.
Hauptursache: Wachsende Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen."
Diese Schlagzeile und der nachfolgende Artikel scheinen zu bestätigen, was viele
Menschen subjektiv empfinden. Angeheizt durch Medienberichte entsteht der Eindruck,
dass die Jugendlichen in unserer Gesellschaft generell gewaltbereit sind. Dem Eindruck
steht der ,,Zweite periodische Sicherheitsbericht" (2. PSB) der Bundesregierung entgegen,
der am 14.11.2006 von der Justizministerin Frau Zypries vorgestellt wurde. In diesem
Bericht gehen die Experten davon aus, dass weder die Justizdaten noch
Dunkelfeldstudien Anhaltspunkte dafür geben, dass wir es in der Bundesrepublik mit einer
zunehmenden Gewaltbereitschaft der Jugend zu tun haben, sondern, dass eine kleine
Gruppe früh auffälliger, sozial hoch belasteter Jugendlicher Gewalt ausübt.
Zwei scheinbar konträre Meinungen zu einem hochbrisanten sozialen Thema.
Schlagzeilen, Reportagen, Talk Shows - kein Tag ohne Berichte über die gewaltbereite
Jugend. Zur Gruppe der Jugendlichen gehöre ich auch noch, doch weder ich noch meine
Freunde und Bekannten sind gewaltbereit. Wir gehören alle der Gruppe der Jugendlichen
an, werden aber von den Medien in der aktuellen Berichterstattung als die gewaltbereiten
Jugendlichen bezeichnet. Es wird in aller Regel noch nicht einmal zwischen männlichen
und weiblichen Jugendlichen unterschieden. Auch wird nicht deutlich gemacht, über
welche Formen der Gewaltausübung gesprochen wird, der Gewaltbegriff wird nicht
differenziert. An diesem Punkt zeigt sich, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema
intensiv und differenziert auseinanderzusetzen, um zu sehen, von welchen Jugendlichen
mit welchen Biographien und Lebensumständen wir sprechen. Es muss aber nicht nur
geklärt werden, von welchen Jugendlichen wir sprechen, sondern auch was man
innerhalb dieser Thematik unter Gewalt versteht. Was zählt schon als Gewalt,
gewaltbereit oder aggressiv. Und wie unterscheiden sich diese Begriffe voneinander. In
einer Diskussion ist es unerlässlich, einen allgemeingültigen Gewaltbegriff zu verwenden.
Denn was für den einen nur ein leichtes Rempeln oder Schubsen ist, ist für den anderen
schon eine Form von Gewalt. Deshalb werde ich mich zu Beginn meiner Arbeit mit der
Definition von ,,Gewalt" beschäftigen.

- 6 -
Im Verlauf meiner Beschäftigung mit dem Thema stellte sich heraus, dass es die
gewaltbereite Jugend so gar nicht gibt, dass es aber Jugendliche gibt, die von unserer
Gesellschaft auf dem Weg in die Zukunft vergessen werden oder die glauben, vergessen
zu werden und die Gewalt als Mittel ansehen, um sich ihren Platz in der Gesellschaft, im
wahrsten Sinne des Wortes, zu erkämpfen. Sie glauben mit der Anwendung von Gewalt
vom Looser zum Gewinner zu werden. Folgt man der Polizeistatistik, so tauchen dort
immer wieder bestimmte Gruppen auf, die als besonders gewaltbereit gelten. Es sind
männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund. Es sind Hooligans und Skinheads.
Bei ersteren fallen in den Polizeistatistiken die türkischen männlichen Jugendlichen häufig
als Gewalttäter auf. Deshalb werde ich mich mit ihrer Lebenssituation näher beschäftigen.
Da türkische Jugendliche häufig in Street Gangs oder Kleingruppen eingebunden sind,
ergab sich daraus auch die Notwendigkeit, diese ethnisch orientierten Cliquen zu
beleuchten.
Das Wort Hooligan löst die Assoziation Gewalt aus. Diese Jugendlichen gelten als sehr
gewaltbereit und sorgen jeden Samstag am Rande unserer Fußballstadien für Randale
und dabei können sie sich der Aufmerksamkeit der Medien sicher sein. Studien zufolge
kommen Hooligans in den Alten Bundesländern eher aus gut ausgebildeten und sozial
gesicherten Schichten. Sie üben Gewalt um der Gewalt willen aus. Deshalb gehe ich der
Frage nach, warum sich Jugendliche, die die Woche über, in den meisten Fällen, eine
gutbürgerliche Existenz haben, einer solchen Szene anschließen. In den Neuen
Bundesländern rekrutieren sich die Hooligans eher aus den unteren sozialen Schichten.
Sie suchen auch die gewaltsame Auseinandersetzung, aber ihre Beweggründe liegen auf
einer anderen Ebene, und zwar in ihrer schlechten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Position. Ich werde die unterschiedlichen Gründe für das Gewaltverhalten der Hooligans
in den Alten und den Neuen Bundesländern darlegen.
Die dritte Gruppe, mit der ich mich beschäftigen werde, sind die Skinheads. Bei dem
Begriff Skinhead hat jeder sofort das Bild der glattrasiertern Schädel, Bomberjacken und
Arbeitsstiefel vor Augen. Allein durch ihr Aussehen verbreiten sie Angst weil sie
bedrohlich wirken. Der Deutsche Verfassungsschutz stuft sie als ausgesprochen
gewaltbereit ein. Es ist eine heterogene, jugendliche Szene, deren Mitglieder sich zumeist
aus den unteren sozialen Schichten rekrutieren. Eine Szene, die auf viele Jugendliche
eine große Anziehungskraft ausübt.
Die Anziehungskraft dieser Szene, die häufig mit Rechtsradikalismus in Verbindung
gebracht wird, und die starke Gewaltbereitschaft waren die Ausschlag gebenden Punkte
für mich, diese Gruppe in meiner Arbeit darzustellen.

- 7 -
Die zentrale Frage, die es zu beantworten gilt, ist, welche Faktoren gerade männliche
Jugendliche dazu bewegen sich den oben genannten Gruppen anzuschließen. Es gilt zu
klären, worin die Anziehungskraft dieser Gruppen liegt und welches Lebensgefühl sie den
Jugendlichen vermitteln. Daher werde ich mich mit den Lebensumständen und
Biographien dieser Jugendlichen besonders intensiv beschäftigen. Ein weiteres
Augenmerk werde ich auf das Männerbild unserer Gesellschaft legen, da die meisten
jugendlichen Gewalttäter männlich sind. Ich werde die Lebenswelten dieser männlichen
Jugendlichen darstellen und die Gewalt auslösenden Faktoren herausarbeiten, denn es
gibt nicht nur den einen Grund, der Jugendliche dazu bringt, Gewalt auszuüben. Es sind
immer viele verschiedene Gründe.
Die weiblichen jugendlichen Gewalttäterinnen werde ich in meiner Arbeit unberücksichtigt
lassen, da sie zahlenmäßig irrelevant sind.
Es gilt außerdem zu klären, welche Mittel die Gesellschaft und die Sozialpädagogik
anwenden kann, um ihnen zu helfen, ihr Verhalten zu ändern. Ich werde allgemein auf
Konzepte der Jugendarbeit - die sich mit den drei oben genannten Gruppen beschäftigen
- eingehen und konkret am Beispiel der Berliner Street Worker ,,Gangway" aufzeigen, wie
man mit einer aktiven Sozialarbeit gewaltbereiten Jugendlichen mit Migrationshintergrund
helfen kann.
Hooligans und Fußball sind eng miteinander verbunden und daher werde ich das
Nationale Konzept für Sport und Sicherheit vorstellen und am Beispiel der Fanarbeit des
BVB deutlich machen was dieser Verein, stellvertretend dargestellt für andere
Bundesligavereine, gegen Hooliganismus und Gewalt in den Fußballstadien konkret
unternimmt. Aber auch welche Präventionsmaßnahmen das Jugendamt der Stadt
Dortmund und der BVB treffen um Jugendliche von Gewaltausübung fernzuhalten.
Bei der Arbeit mit Skinheads werde ich das ,,Aktionsprogramm gegen Aggression und
Gewalt" der Bundesregierung, die Projekte ,,offside" und JugendSportClub Lichtenhagen
vorstellen und anhand dieser Projekte aufzeigen, wo die Probleme bei der Arbeit mit
dieser Jugendszene liegen.
Im ersten Kapitel werde ich die Begriffe Aggression, Gewalt und Gewaltbereitschaft
definieren. Das Gewalt eher die Domäne männlicher Jugendlicher ist, ist Inhalt des
zweiten Kapitels und leitet über zu Kapitel drei, in dem ich auf das Männerbild unserer
Gesellschaft eingehe. Die Jugendphase (Kapitel vier), die sich aufgrund der
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Kapitel fünf) verlängert hat gehört zwingend zu
dem Thema Jugend und Gewalt. Aber auch der gesellschaftliche Wandel (Kapitel sechs),
ebenso wie die Gewalterfahrungen die Jugendliche (Kapitel 7) in unserer Gesellschaft

- 8 -
machen, sind als Vorwissen zu diesem Thema unerlässlich. Die Phase der Sozialisation
(Kapitel 8) dient der Aneignung der gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit und deshalb
muss man diese wichtige Zeit im Leben der Jugendlichen genau beleuchten. In dieser
Zeit bilden Jugendliche Cliquen oder lose Zufallsgruppen in denen ein Lebensgefühl
ausgedrückt wird. Dies Lebensgefühl macht Jugendkulturen bzw. Subkulturen aus.
(Kapitel 9). Soweit der theoretische Vorbereitungsteil meiner Arbeit. Nun gehe ich konkret
auf jugendliche Szenen ein, die immer wieder durch ihre Gewaltbereitschaft auffallen. Es
sind dies die Türkischen Street Gangs (Kapitel 10), die gewaltbereiten Fußballfans
(Kapitel 11), die gewaltbereiten Hooligans (Kapitel 12) und die Skin Head Szene (Kapitel
13). Welche Erklärungsansätze (Kapitel 14) liefert uns aber die Sozialpädagogik für das
Gewalthandeln von Jugendlichen und welche theoretischen Handlungsoptionen bietet sie
an (Kapitel 15). Dies leitet naturgemäß zu den konkreten Projekten der sozialen Arbeit mit
den oben genannten Szenen über (Kapitel 16).
Mit meiner Schlussbetrachtung (Kapitel 17) möchte ich versuchen deutlich zu machen,
welche Lehren und Schlussfolgerungen ich aus der Beschäftigung mit dem Thema
Jugend und Gewalt ziehe und was ich konkret für mich gelernt habe.

- 9 -
1.0
Definitionen: Aggression, Gewalt, Gewaltbereitschaft
In der älteren Fachliteratur bezog sich der Begriff ,,Gewalt" ausschließlich auf die
physische Aggression. Man beschrieb damit einen körperlichen Akt, der mit der Absicht
ausgeführt wurde, sein bzw. ein Gegenüber zu verletzen. In der heutigen Diskussion
werden die Begriffe Gewalt und Aggression synonym verwendet. Doch eine
Differenzierung tut not. Der Begriff Gewalt ist eindeutig negativ besetzt und geht häufig
mit dramatisierenden und stigmatisierenden Effekten einher, während mit dem Begriff
Aggression sowohl positive als auch negative Verhaltensmuster besetzt sind. (Ratzke,
1999, S. 15)
1.1 Aggression
Laut Remschmidt (1990), wird unter Aggression die Fähigkeit von Menschen zur Aktivität
und zur Kontaktlust verstanden. Diese äußert sich in den verschiedenen Formen der
Selbstbehauptung und kann bis hin zur Grausamkeit gehen. Kinder können eigene
Wünsche und Bedürfnisse, auch gegen Widerstände, ohne ein gewisses Maß an
Aggression nicht durchsetzen. Dies gilt besonders für die Phase der Pubertät, in der die
Abgrenzung und Ablösung vom Elternhaus eine aggressive Energie voraussetzt
Man kann dies, mit dem Begriff konstruktive Aggression beschreiben, die man auch als
Tatkraft und Selbstsicherheit charakterisieren könnte. Dagegen steht der Begriff der
destruktiven Aggression. Letztere fügt Personen oder Sachen aktiv Schaden zu, schwächt
andere oder versetzt sie in Angst. Diese letztere Form der Aggression kommt dem
umfassenderen Gewaltbegriff sehr nahe. (Schulte ­ Markwort, 1994)
1.2 Gewalt
Der Begriff Gewalt lässt sich in gesellschaftliche und strukturelle Gewalt, Vandalismus
(Gewalt gegen Sachen) und in verschiedene personenbezogene Formen von Gewalt
differenzieren. (Ratzke, 1999, S. 15)
Nach Galtung (1975) versteht man unter struktureller Gewalt, dass Menschen z.B. durch
Armut und deren Auswirkungen so beeinflusst werden, dass ihre gegenwärtige geistige
und somatische Verwirklichung geringer ist als ihre mögliche.
Bei Vandalismus handelt es sich meist um Gruppenaktivitäten, die sich gegen öffentliches
oder privates Eigentum richten.

- 10 -
Nach Bründel und Hurrelmann (in Ratzke, 1994, S. 15) kann man sechs verschiedene
Formen und Ausdrucksweisen bei Gewalt zwischen Individuen voneinander
unterscheiden.
1. physische Gewalt, (Schläge, Verbrennungen, Stiche usw.) die zu körperlichen
Verletzungen führt
2. psychische Gewalt, (Abwertung des Gegenüber, Entzug von Liebe und Vertrauen)
die zu Ängstigung, Demütigung, Überforderung und Bloßstellung führt
3. verbale Gewalt
4. sexuelle Gewalt
5. frauenfeindliche Gewalt
6. fremdenfeindliche und rassistische Gewalt.
Bei der Definition von Gewalt unterscheiden Bründel und Hurrelmann (in Ratzke, 1994, S.
15) ,,zwischen den tatsächlich gezeigten gewalttätigen Verhaltensweisen, die oben in ihrer
ganzen Bandbreite beschrieben wurden, und der Gewaltbereitschaft."
Sprechen wir in unserer Gesellschaft von Gewalt, so meinen wir in aller Regel die
physische Gewalt. Damit beschreiben wir Delikte wie körperliche Belästigung,
Sachbeschädigung, Mord und Folter, Überfall, Körperverletzung oder Prügeleien. Dieser
Begriff von Gewalt umfasst sehr viele Facetten. Will man sich aber differenzierter mit dem
Problem Jugend und Gewalt beschäftigen, so muss man genau klären, über welche der
oben beschriebenen Arten von Gewalt gesprochen wird. Es muss deutlich werden ob man
über die strukturellen Gewalterfahrungen von Jugendlichen spricht, die sich in Armut und
Ausgrenzung und ihren Umgang damit äußeren; über die ungerichtete Gewalt von Gangs,
Banden und Cliquen, über die instrumentelle, zielgerichtete Gewalt von Hooligans und
Skin Heads oder von der Gewalt rechtsextremistischer Gruppen, die ihre
fremdenfeindliche und rassistische Gewalt ausleben. (Ratzke, 1999, S. 16/ 17)
1.3 Gewaltbereitschaft
,,Unter Gewaltbereitschaft versteht man die Absicht bzw. innere Neigung verletzende
Handlungen auszuführen." (Bründel & Hurrelmann, 1994, S. 58)
Hoffmann-Lange (1993, S.10) ergänzen: Gewaltbereitschaft ,,hängt nicht nur von der
Einstellung zur Gewalt, sondern auch stark von den allgemeinpolitischen
Rahmenbedingungen und situationsspezifischen Faktoren ab." Ist man also aufgrund
verschiedener Faktoren bereit Gewalt auszuüben, ist ein solches Verhalten als
gewaltbereit zu bezeichnen. Die Faktoren, die zur Gewaltausübung führen, sind vielfältig.

- 11 -
2.0
Gewalt ist (meist ) männlich
Im Internet kann man unter www.bka.de (Bundeskriminalamt) nachlesen, dass 86 % der
Tatverdächtigen bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung männlich sind. Weibliche
Tatverdächtige sind mit 14 % vertreten.
Gewaltkriminalität findet zu etwa zwei Dritteln unter Männern und männlichen
Jugendlichen statt. Dies ist aber nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern ein
weltweites. So zeigen Durchschnittszahlen aus Europa, den USA und Australien, dass 80
­ 90 % aller für Gewaltverbrechen Verurteilter Männer sind.
Männliche Jugendliche vertreten häufiger gewaltbefürwortende Einstellungen als
Mädchen, sie sehen Gewalt eher als normal und natürlich an und sind der Meinung, dass
der Stärkere gewinnen sollte. (Popp, 2002, S. 18)
Auch sind Jungen von Gewalt als normaler Form der Konfliktlösung überzeugter als
Mädchen. Sie halten viermal soviel Jungen wie Mädchen Gewalt als eine angemessene
Antwort auf Provokation. (Foster/ Kimmel/ Skeleton, 2001, S. 16)
Studien zu Gewalt an Schulen belegen, dass Jungen häufiger als Mädchen Gewalt
ausüben, aber auch häufiger als Mädchen Opfer von Gewalt werden. (Popp, 2002, S. 28)
Diese Zahlen lassen den Rückschluss zu, dass Gewalt ­ immer noch - eine männliche
Domäne ist.
2.1
Gewalt ist (selten) weiblich
Mädchen üben nach wie vor eher indirekt Gewalt aus, das heißt, sie gehen vorwiegend
den Weg über die psychische Gewalt. Aber nach einigen neueren Studien gibt es eine
kleine Minderheit von Mädchen, die unter den aktiven Gewalttätern auftaucht. Danach
üben Mädchen in den subkulturellen Milieus der sozialen Brennpunkte eher Gewalt aus
als in den normalen sozialräumlichen Kontexten. (Oberwittler, 2003)
So brauchen Mädchen ,,offenbar einschlägige Lernerfahrungen und die Bestärkung durch
deviante Peer-Einflüsse, bevor sie sich trauen, sich so zu verhalten, wie es außerhalb der
Ghettos nicht akzeptiert werden würde." (Oberwittler, 2003, S. 290)
Diese Mädchen orientieren sich dabei an Stereotypen, die eher den Männern
zugeschrieben werden, wie Stärke, Härte oder Durchsetzungsvermögen. Sie definieren
dabei Macht als Herrschaft und Kontrolle über andere und damit über ihre Außenwelt.
Mädchen begehen Gewalttaten fast ausschließlich in Cliquen und Gangs. Mädchen, so
hat es den Anschein, benötigen die Einbindung in eine aggressive und ,,rechte" Clique,
um mit eigenen Gewalthandlungen hervortreten zu können. Demgegenüber sind bei

- 12 -
Jungen solche körperlichen Gewalthandlungen auch ohne Einbindung in ,,rechte" Cliquen
vorhanden. (Popp, 2002, S. 203)
Zusammenfassend kann man sagen, dass Mädchen für die Anwendung von körperlicher
Gewalt die subkulturelle Unterstützung in sozial benachteiligten und/ oder
rechtsextremistischen Milieus benötigen.

- 13 -
3.0
Das Männerbild
Die meisten der jugendlichen gewalttätigen Straftäter sind männlich, wie in Kapitel zwei
dargestellt. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass diese jungen Männer Schwierigkeiten
haben, eine eigene stabile männliche Identität zu entwickeln. Ein Teil von ihnen versucht
die damit verbundenen Probleme auf gewaltsame Weise zu lösen. Daher ist es sinnvoll,
sich das Männerbild unserer Gesellschaft näher anzusehen.
Wie definiert unsere Gesellschaft Männlichkeit? Männlichkeit umfasst, lt. Wikipedia,
kulturell dem Mann zugeschriebene Eigenschaften. Diese unterliegen dem sozialen
Wandel. In unserem westlichen Kulturkreis schreiben wir dem Mann bestimmte
Eigenschaften zu:
a. Körperkraft
b. Gewaltbereitschaft ­ lange galt der Krieger als Mann par excellence
c. Dominanz ­ Führungsanspruch
d. Selbstbeherrschung ­ Kälte
e. Technische und organisatorische Gaben
f. Rationalismus
Das sind hohe Ansprüche, die die Gesellschaft immer noch an Männer stellt und die die
Männer an sich selbst stellen. Das Geschlecht stellt auch heute noch einen ,,major status"
dar. Damit ist gemeint, dass an den Status Mann fundamentale soziale Identitäten
geknüpft sind und auch grundlegende soziale Teilhabechancen. In unserer Gesellschaft
zerbrechen aber zunehmend Traditionen, alte Sicherheiten lösen sich auf. So setzt sich
nach Bourdieu (1997, S. 226) ,,die männliche Herrschaft nicht mehr mit der Evidenz des
Selbstverständlichen durch". Die Männer müssen um ihren Platz in der Gesellschaft
kämpfen und deshalb ziehen sie sich auch gerne in homosoziale Männergemeinschaften
zurück (Fußballclubs, Rotarier), aber auch in Gruppen die nicht positiv besetzt sind, wie
Hooligans, rechtsextreme Gruppierungen oder in Jugendbanden usw. Diese
homosozialen Männergemeinschaften vermitteln ihnen ihre verloren gegangene habituelle
Sicherheit.
,,Wirkliche Ehre kann nur von einem Mann gezollt werden, der als ein Rivale im Kampf um
die Ehre akzeptiert werden kann." (Bourdieu 1997, S. 204)
An diesem Satz kann man deutlich ein fundamentalistisches Prinzip im Verständnis von
Männlichkeit ablesen. Das Prinzip der Abgrenzung. Männlichkeit stellt eine Abgrenzung
von allem weiblichen dar, die schon in der frühen Kindheit einsetzt. Dies wird während
des gesamten Lebensalters fortgesetzt. Eine Funktion ist, das eigene Scheitern zu
kaschieren. Zu diesem Zweck grenzen sich Männer von Frauen ab, aber auch von

- 14 -
anderen Männern. Nähe wird nicht zugelassen. Denn nur durch die Distanz kann die
Fassade des ,,tollen Helden" aufrechterhalten werden. Lässt man jemanden zu nahe an
sich heran, kann dieser die Fehler und Schwächen, die man hat, sehen und erkennen.
Die Schul- und Lehrzeit ist für Jungen der einzige Lebensabschnitt, in dem ihm Versagen
zugestanden wird und doch werden Schwächen als persönliche Niederlagen gewertet.
Sie werden nicht als Lernprozess verstanden. Gesteht aber ein junger Mann eine
Schwäche, ein Versagen ein, so ist dies in unserer Gesellschaft ein Eingeständnis von
Hilfsbedürftigkeit und Ohnmacht. Dies wird in unserer Gesellschaft als unmännlich
angesehen. Eine Möglichkeit, Unsicherheit und Ohnmacht zu kompensieren ist
Abgrenzung. Eine andere die der Kompensation, durch Sprüche klopfen, Status Symbole
wie schnelle Autos oder die Kompensation durch die Variante der Gewalt. (Oelemann,
2000, S. 57 - 59)
Dabei dient die Gewalt als Männlichkeitsritual, sie dient der Selbstvergewisserung der
eigenen Männlichkeit. Mit Hilfe der Gewalt kann man auch die eigene Männlichkeit
gegenüber Anderen herausstellen. Die Gewalt sorgt für Überlegenheit in zwei Richtungen.
Man ist dem unterlegenen Mann oder demjenigen, der den Kampf verweigert hat,
überlegen. Man ist aber auch den Frauen, die von diesen Kämpfen ausgeschlossen sind,
überlegen. Hierbei handelt es sich nach Bourdieu (1997, S. 215) um eine doppelte
Abgrenzung, und die führt wie oben erläutert zu Dominanz gegenüber den anderen
Männern und gegenüber den Frauen. Denn Männlichkeit definiert sich nach Connell nicht
nur durch die Beziehung zur Weiblichkeit, sondern auch durch die Beziehung zu anderen
Männern. Erreicht man durch eigene Leistungen, wie z.B. Karriere, gute
Verdienstmöglichkeiten oder besondere Talente die Anerkennung der Frauen und der
anderen Männer, hat man seine Männerrolle in unserem Kulturkreis gefunden. Gelingt es
den jungen Männern aber nicht, die Anerkennung ihrer Geschlechtsgenossen oder der
Mädchen durch Leistungen, wie einen guten Job, zu erringen, so werden andere
Möglichkeiten gesucht, anerkannt zu werden. Für einige der jungen Männer, die ihre
eigene männliche Identität nicht über eine Stellung in der Gesellschaft definieren können,
stellt Gewalt ein legitimes Mittel dar, die Anerkennung, die sie fordern und für ihren
Habitus benötigen, zu bekommen.
Diese so hergestellte Männlichkeit wird von Connell (1987, S. 195) als untergeordnete
Männlichkeit bezeichnet, weil sie dem Handelnden keinen Zugang zu den
gesellschaftlichen Machtpositionen verschafft. Sie dient dem Akteur aber dazu, sich selbst
aufzuwerten und Selbstbestätigung zu erfahren.
So ist das ,,Mann Sein" bzw. ,,Mann Werden" die Hauptursache der Gewalt. Jungen gelten
dann als besonders männlich, wenn sie aggressives und dominantes Verhalten zeigen.

- 15 -
Gewalt wird zum Ausdruck geglückter Männlichkeitsdemonstration. (Oelemann, 2000, S.
60/ 61)

- 16 -
4.0 Die
Jugendphase
In unserer heutigen Gesellschaft sind Jugend und Jugendlichkeit gern benutzte
Schlagwörter. Jeder möchte gerne jung bleiben, sich seine Jugendlichkeit erhalten. Doch
wenn wir diesen Begriff Jugend oder Jugendphase näher beschreiben sollen, stellen wir
fest, dass es allein schon schwierig ist den Zeitraum der Jugendphase einzugrenzen. Was
aber die Jugendphase ausmacht, wodurch sie geprägt ist oder gar wie sie entstanden ist
zwingt uns zum Nachdenken. Dabei ist die Jugendphase eine für das Leben prägende
Zeit.
4.1 Historische
Einführung
Die Jugendphase ist als eigenständiger Lebensabschnitt erst spät entstanden und wurde
zunächst als Zeit der Gefährdung und Unreife gesehen. Dies änderte sich erst nach 1900,
das Image wurde positiver.
Zu der Entstehung der ,,Jugendphase" kam es mit der Industrialisierung und der
Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Die Industrialisierung machte es erforderlich
Arbeitnehmer auszubilden um sie in der Produktion für qualifizierte Arbeiten einsetzen zu
können. Dies führte dazu, dass die Jugendlichen von den Pflichten in Familie und
Erwerbsarbeit entbunden wurden um sie für ihr Leben als Erwachsener vorzubereiten.
Den gleichen Effekt hatte die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Beide
Entwicklungen erstreckten sich etwa über einen Zeitraum von 250 Jahren. Bis Mitte des
20. Jahrhunderts verließ ein Großteil der Heranwachsenden die Schule mit 14 ­ 16
Jahren und eine Minderheit mit 18 Jahren. Damit war die Jugendphase als sozialer, durch
Bildung bestimmter Lebensabschnitt entstanden. Zusammenfassend kann man sagen,
dass sich spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts die Zeit der ,,Jugendphase" entwickelte,
die alle Gleichaltrigen durchliefen. (Reinders, 2004, S. 2/ 3)
Ab den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts besuchen immer mehr Jugendliche
die Schule länger und sind damit immer länger von Selbstständigkeit und Erwerbsarbeit
entbunden. Damit entstand die ,,verlängerte Jugendphase". (Zinnecker, 2003)
4.2
Definition von Jugendphase
Zum einen definiert man Jugend über eine altersbestimmte Eingrenzung, zum anderen
über die verhaltensorientierte Definition. Unter Jugendphase versteht man, nach
traditioneller Definition, die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, also in etwa die
Zeit zwischen dem 14. und dem 21. Lebensjahr. (Reinders, 2004, S. 1)

- 17 -
,,In Abgrenzung gegenüber Kindern und Erwachsenen lassen sich Jugendliche als
diejenigen bezeichnen, die mit der Pubertät biologische Geschlechtsreife erreicht haben,
ohne mit Heirat oder Berufsfindung in den Besitz der allgemeinen Rechte und Pflichten
gekommen zu sein, welche die verantwortliche Teilnahme an wesentlichen
Grundprozessen der Gesellschaft ermöglichen und erzwingen." (Neidhardt in Hurrelmann,
1989, S.16)
4.3 Altersbestimmte
Definition
Nach deutschem Recht ist Jugendlicher, wer älter als 14 Jahre ist, aber noch nicht 18. Mit
14 Jahren ist man strafmündig.
Nach dem Jugendgerichtsgesetz ist jede Person zwischen dem 18. und dem 21.
Lebensjahr Heranwachsender. (BGB, 2003)
In der 16. Shell Jugendstudie bezeichneten die Wissenschaftler diejenigen im Alter von 12
­ 25 Jahren als Jugendliche.
Die UNO definiert als Jugendlichen, wer älter als 15 Jahre und jünger als 25 Jahre alt ist.
Diese Gruppe unterteilt man nochmals in die Gruppe der Teenager (13 ­ 19 Jahre) und in
die Gruppe der jungen Heranwachsenden (20 - 24 Jahre). Auf dieser Definition basieren
alle UNO Statistiken.
4.4
Verhaltensorientierte Definition ­ aus soziologischer Sicht
Bei dieser Art der Definition geht man davon aus, dass der Übergang in den
Erwachsenenstatus dann geschafft ist, wenn ein gewisser Grad an sozialer Reife erreicht
worden ist. Hat der Jugendliche den Übergang in den Beruf geschafft, ist er aus dem
Elternhaus ausgezogen und hat er eine eigene Familie gegründet, ist die Jugendphase
abgeschlossen. Diese Art der Definition macht den Übergang in den Erwachsenenstatus
nicht mehr an Altersgrenzen fest, sondern die Jugendlichen müssen eine eigene
Biographie entwickeln, in der sie selbst die notwendigen Schritte einleiten, um erfolgreich
erwachsen zu werden. Es gibt die Jugendphase im Sinne einer Standardbiographie ­ wie
es sie bis 1960 oder 1970 gab ­ nicht mehr.

- 18 -
4.5
Entstrukturierung ­ Destandardisierung und Individualisierung der
Jugendphase
In diesem Zusammenhang spricht die Soziologie von Entstrukturierung,
Destandardisierung und von Individualisierung der Jugendphase. Heute gibt es keinen
vorbestimmten Zeitpunkt mehr, wann man von der Schule zur Berufsausbildung wechselt
und von dort zur Berufsaufnahme. Man durchläuft heute unterschiedliche Schultypen, die
auch untereinander durchlässig geworden sind oder man besucht nach dem eigentlichen
Schulabschluss noch Aufbauschulen. Hat man eine Lehrstelle gefunden und eine
Berufsausbildung abgeschlossen, kann man nicht sicher sein auch nach der Ausbildung
übernommen zu werden. Arbeitsplatzwechsel, Umschulung oder Arbeitslosigkeit drohen
Dies meint Entstrukturierung. Individualisierung meint, dass der Jugendliche das Risiko
für die eigene Lebensgestaltung und den eigenen Lebensweg ganz allein übernimmt.
Dieser permanente Entscheidungszwang kann von Jugendlichen als Überforderung und
Stress angesehen werden. (Beck, 1986, S. 56)
4.6 Postaduleszenz
Die Entwicklungspsychologie hat den verlängerten Weg ins Erwachsenenleben mit dem
Begriff Postaduleszenz belegt. (Keniston, 1968) Als Postaduleszenten bezeichnet man
danach Personen, die finanziell noch abhängig sind, sei es von ihren Eltern oder von
staatlichen Alimentierungen. Diese Personen besitzen aber alle anderen
Voraussetzungen, die sie zu einem Erwachsenen machen, das heißt sie wählen ihren
eigenen Lebensstil frei und sind politisch und kulturell handlungskompetent. Zeitlich wird
die Postaduleszensphase zwischen dem 18. und dem 30. Lebensjahr eingeordnet.
(Heinz, 2001, S. 158)
4.7
Die Bedeutung der Jugendphase
In der Jugendphase bereiten sich Heranwachsende auf ihre Erwachsenenrolle vor. Sie
müssen dazu ihre eigene psychosoziale Identität aufbauen. Innerhalb der Jugendphase
legt man den Grundstein für das spätere Berufsleben, man bereitet sich auf seine Rolle
als Staatsbürger vor, als Familiengründer oder darauf wie man Kinder erzieht. Man lernt
die Rollen der Erwachsenen kennen, muss aber fähig sein diese Rollen mit eigenen
Werten und Normen zu füllen, ihnen den eigenen Stempel aufzudrücken. Die
Jugendphase ist die Zeit in der man seine eigene Identität findet, eine ungemein
schwierige Aufgabe. Und das alles in einer Zeit in der hohe Anforderungen in der Schule
gestellt werden, die erste Liebe kommt, der Körper wandelt sich und man will frei sein

- 19 -
vom Elternhaus. Diese Freiheit kann aber noch nicht erreichen, weil man finanziell
abhängig ist. Also insgesamt eine Zeit in der alles schwierig ist und man unter einem
hohen Leistungsdruck steht. Will man diese Aufgabe gut erfüllen, bedarf es eines stabilen
familiären Umfeldes. Die Familie kann in dieser Zeit den Weg weisen, die Freunde sind
aber genauso wichtig. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen auch
stimmen. Welche Zukunftsperspektiven Jugendliche entwickeln ist eng mit ihren
Sozialisationserfahrungen und aktuellen Lebensumständen in Familie, Schule und Freizeit
verbunden. Wie wichtig das Elternhaus und das Umfeld für die Jugendlichen ist, zeigt sich
auch darin, dass Jugendliche aus den unteren sozialen Schichten früher mit dem
Berufsstart und der Familiengründung beginnen als Jugendliche aus den oberen sozialen
Schichten; allerdings erleben sie die Ablösung aus dem Elternhaus später als Jugendliche
aus den oberen sozialen Schichten. ,,Dies bedeutet einmal, dass die Jugendphase keine
einheitliche soziale Gruppierung ausbildet, sondern sozial differenziert ist nach
Geschlecht, sozialer Herkunft, Bildungs- und Beschäftigungsstatus. So gibt es eine hohe
zeitliche Variabilität in der Aufnahme von Handlungs- und Rollenmustern Erwachsener in
Abhängigkeit von Geschlecht, sozialer Herkunft und Schüler- bzw. Erwerbstätigenstatus.
(Heinz, 2001, S. 158)

- 20 -
5.0
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen des jugendlichen Alltags
Einem Teil der Jugendlichen sind aber positive gesellschaftliche und familiäre
Rahmenbedingungen verwehrt. Will man, sich gewaltbereiten Jugendlichen und den
Ursachen für ihr Verhalten nähern, so muss man sich mit ihrem familiären und
gesellschaftlichen Umfeld beschäftigen, dass heißt, man muss sich die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen dieser Jugendlichen genauer ansehen. Die Ursachen für
Desorientierung und Ratlosigkeit liegen in ihrer Alltagswelt begründet. Im Folgenden
werde ich versuchen, die Alltagswelt der Jugendlichen, zu beschreiben, die zu Gewalt und
Gewalttätigkeit neigen. Dies ist nicht die Alltagswelt der meisten Jugendlichen, wie die
Shell Jugendstudie (2006) eindrucksvoll zeigt, aber sie ist die Lebenswelt eines Teils
unserer jugendlichen Gesellschaft.
Die Shell Jugendstudie (2006) hat herausgefunden, dass Jugendliche aus der sozialen
Unterschicht häufig Haupt- und Sonderschulen besuchen und sie auch bei der späteren
Ausbildung nicht ihr mögliches Potential ausschöpfen. Wer in der heutigen Zeit nur einen
niedrigen oder gar keinen Bildungsabschluss erreicht, kann nicht unbedingt damit rechnen
einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Von einem Ausbildungsplatz der eigenen Wahl
können die meisten dieser Jugendlichen nur träumen. Dies hat zur Folge, dass sich der
Eintritt ins Berufsleben verzögert oder dass man eine berufliche Tätigkeit in einem gering
qualifizierten Bereich ausübt. Das kann bei Jugendlichen zu einer hohen psychischen
Belastung führen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen dann weit auseinander. Man will eine
gute gesellschaftliche Position erreichen und schafft es einfach nicht.
Auf Grund der relativ schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland sind die
Jugendlichen vielfältigen Anforderungen von Bildungseinrichtungen ausgesetzt. Obwohl
sie sich anstrengen, gelingt es ihnen nicht, einer sicheren Zukunft entgegenzusehen.
Daher benötigen sie dringend den Rückhalt ihrer Herkunftsfamilien. Sie benötigen ihn
zum Spannungsausgleich, da die Familie Sicherheit, sozialen Rückhalt und emotionale
Wärme bietet. Allerdings geben laut Shell Studie (2006) etwa neun Prozent der
Jugendlichen an, ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Dabei sind die
unteren sozialen Schichten überproportional vertreten.
Man muss auch sehen, dass nachbarschaftliche Bindungen immer häufiger weg brechen.
Dabei spielt vor allem die Wohnsituation in den Städten eine große Rolle. Die
Wohngebiete in den Städten sind viel zu oft kontakt- und erlebnisarm. Auch sind sie
bewegungsfeindlich. Diese Wohngebiete, aber auch fehlende Freizeiteinrichtungen,
verleiten Jugendliche zum ,,Abhängen". Aber selbst dazu fehlt ihnen häufig ein Ort. Zu
Hause können sie sich auf Grund der doch relativ kleinen Wohnungen nicht mit ihren

- 21 -
Freunden treffen und woanders sind sie unerwünscht. Dies alles weckt in den jungen
Menschen den Wunsch nach Spannung und Abenteuer.
Lösen sich die Jugendlichen vom Elternhaus ab, gewinnt der Freizeitbereich an
Bedeutung. Er ist für sie einer der wichtigsten sozialen Räume für die Findung und die
Festigung der eigenen Identität. Die Gleichaltrigen gewinnen in der Lebensphase der
Pubertät erheblich an Bedeutung. Ihre Meinung zählt und so sind sie häufig für die
Jugendlichen wichtiger als ihr Elternhaus. Sie erziehen quasi mit. Auch läuft der Kontakt
zur Welt der Medien häufig über die gleichaltrigen Freunde. Von ihnen holen sich aus
Radio, Internet und Fernsehen Impulse für ihre Freizeitgestaltung, damit aber auch für
ihre Persönlichkeitsentwicklung. Die Shell Jugendstudie 2006 zeigt auf, dass die
männlichen Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien ihre Freizeit vorrangig mit
Fernsehen und Computerspielen verbringen. Kommt dazu noch eine Abkehr von Schule
oder Berufsausbildung, so findet sich ein riskantes Abrücken von gesellschaftlichen
Konditionen. Man kann sagen, dass dann die natürlichen Lebenserfahrungen abnehmen
und durch elektronische ersetzt werden. Somit avancieren Massenmedien zum
Sozialisationsersatz. Auch führt ein starker Konsum von Gewaltpräsentationen
möglicherweise zu einer Abstumpfung gegenüber real erlebter Gewalt. Diese Erhöhung
der Gewalttoleranz führt bei Jugendlichen zu einer gewissen Orientierungslosigkeit. Etwa
22 % aller Jugendlichen waren nach der Shell Studie (2006) in den letzten zwölf Monaten
in verschiedenen Situationen in eine Schlägerei verwickelt. Dies Verhalten weist auf eine
nicht gelingende gesellschaftliche Integration hin.
Mit einem Anteil von 29 % sind männliche Jugendliche an Schlägereien in den letzten
zwölf Monaten beteiligt gewesen, weibliche Jugendliche mit immerhin 14 %. Dabei sind
überproportional häufig Jugendliche mit Bildungsrisiken, Jugendliche die sich diskriminiert
fühlen, Jugendliche die häufiger Alkohol konsumieren, Jugendliche die eine
materialistische Grundordnung haben und Jugendliche, die Vorbehalte gegen
gesellschaftliche Randgruppen haben, vertreten. Man kann zusammenfassend sagen,
dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, Jugendliche, die keine Perspektive sehen
und Jugendliche, die sich sozial benachteiligt fühlen, über ein erhöhtes
Aggressivitätspotential verfügen. Auch sind Jugendliche, die autokratisch und wenig
beteiligungsorientiert erzogen werden, was häufig mit Gewalt in der Familie einhergeht,
signifikant häufiger in gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt. Sie lernen so schon
früh, dass Konflikte mit Schlägen bzw. Gewalt gelöst werden und machen so die
Erfahrung, dass derjenige der am Stärksten ist, Recht hat.
Jugendliche, die einen ungeregelten Medienkonsum haben, sind ebenfalls
überproportional häufig in gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt.

- 22 -
Folgt man der Shell Studie weiter, so setzen männliche Jugendliche auf ein konkurrenz-
und wettstreitorientiertes Lebenskonzept, weibliche Jugendliche hingegen setzen auf
soziale Bindungen und Normen.

- 23 -
6.0 Gesellschaftlicher
Wandel
Das Leben in unserer hochmodernen Gesellschaft ist sehr stark individualisiert. In
ökonomischer, politischer und kultureller Hinsicht finden Subjektivierungs-,
Pluralisierungs- und Globalisierungsprozesse statt. Diese verändern unsere Gesellschaft
vor allem auch in den Bereichen Familie, Nachbarschaft, Vereinen, Betrieben, Schulen
und Hochschulen.
Hervorgerufen hat diese Entwicklung unter anderem der Anstieg des Einkommens, die
gestiegene frei verfügbare Zeit, die Entwicklung im Bereich der Bildung, der Ausbau
unseres Rechtssystems; also der Aufbau unseres Sozialstaates wie wir ihn heute kennen.
,,Wo ein immer komplexeres Systemnetzwerk samt Formalismen und Standardisierungen
entsteht, wird das Subjekt für seine Positionierung zunehmend selbst verantwortlich."
(Hitzler, 2005, S. 13)
Auch auf dem Arbeitsmarkt finden gravierende Veränderungen statt. An den Einzelnen
werden hier hohe Erwartungen gerichtet, was seine Bereitschaft zur Mobilität und
Flexibilität angeht. Auch eine gute Fachkompetenz wird erwartet. Dies setzt den
Einzelnen einem hohen Leistungsdruck aus. Aber auch das Konkurrenzdenken wird durch
diese gesellschaftlichen und betrieblichen Erwartungen angefacht.
Durch die genannten strukturellen gesellschaftlichen Veränderungen erhält der Einzelne
mehr persönliche Entscheidungsmöglichkeiten und mehr Lebensoptionen. Auf der
anderen Seite gehen aber auch bislang garantierte gesellschaftliche Sicherheiten
verloren. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass es heute nicht mehr sicher ist, nach einer
erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung auch einen Job zu erhalten. Es gibt in unserer
Gesellschaft keine berechenbaren Lebensläufe mehr.
Diese Individualisierung bewirkt, dass der Einzelne mehr Handlungsressourcen und mehr
Handlungsalternativen hat. Das gilt aber nur für diejenigen, die in der Lage sind, mit
diesen neuen Bedingungen umzugehen. Für die anderen aber, die diese Kompetenzen
nicht besitzen, bedeutet die Individualisierung, dass sie sich in ihren Möglichkeiten stark
eingeengt fühlen. Sie können die Handlungsalternativen und Handlungsressourcen nicht
für sich nutzen und nehmen nur die Risiken der gesellschaftlichen Veränderungen wahr.
(Hitzler, 2005, S. 87)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836602396
DOI
10.3239/9783836602396
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Siegen – Erziehungswissenschaften, Studiengang Sozialpädagogik
Erscheinungsdatum
2007 (März)
Note
1,0
Schlagworte
deutschland jugend gewalttätigkeit gewalt skinhead hooligan jugendliche
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Titel: Lebensgeschichte und Orientierungen in der Jugendphase gewaltbereiter Jugendlicher
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