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Der CO2-Emissionshandel

Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und für einzelne Unternehmen

©2006 Magisterarbeit 155 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die Arbeit behandelt die Auswirkungen der politischen Beschlüsse welche getroffen wurden, um eine zu starke Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verhindern und damit einer globalen Erwärmung entgegenzusteuern. Hier sind international vor allem die Klimarahmenkonvention, sowie das Kyoto-Protokoll maßgeblich. Es wird näher auf die aktuelle Situation in Europa beziehungsweise in Österreich eingegangen, wo mit dem EU-Emissionshandelssystem ein eigenständiges Konzept entstanden ist.
Die Analyse betrachtet einerseits die Funktionsweise des EU-Emissionshandels mit seinen gesamtwirtschaftlichen ökonomischen Auswirkungen und konzentriert sich andererseits auf die vom EU-System betroffenen Unternehmen. Sie beleuchtet deren Ausgangsposition, die entstehenden organisatorischen Anforderungen, mögliche Reduktionsmaßnahmen inklusive deren Bewertung, sowie den Markt für Emissionszertifikate. Ziel ist es, einen umfangreichen Überblick über die Anforderungen und Möglichkeiten für vom EU-System betroffene Unternehmen zu schaffen.
Gang der Untersuchung:
Der gewählte Aufbau der Arbeit spiegelt diese Zielsetzung wider. Zu Beginn wird die Klimaproblematik erläutert und somit eine Sensibilisierung für das Thema erreicht. Anschließend werden die internationalen Vereinbarungen besprochen, die letztendlich zum Kyoto-Protokoll und den Bestimmungen der EU führten, welche die vom Emissionshandel betroffenen Anlagen festlegen, sowie konkrete Anforderungen für diese festschreiben.
Anschließend wird ein Überblick über die momentane Situation der für den Emissionshandel bestehenden Marktplätze gegeben. Hier sollen vor allem die verschiedenen Emissionshandelsbörsen verglichen werden.
In Folge darauf wird untersucht, welche konkreten Anforderungen die Verpflichtungen aus dem EU-System für die betroffenen Unternehmen haben. Neben diesen Anforderungen sollen auch die Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen zur kostengünstigen Deckung ihrer Verpflichtungen untersucht werden. Neben dem Handel EU-Emissionszertifikaten werden auch Möglichkeiten zur Reduktion der eigenen Emissionen, Projektmaßnahmen im Ausland durch JI/CDM, eine periodeninterne Verschiebung von Verpflichtungen, Anlagenpooling, Mulit-Commodity-Geschäfte, sowie Beteiligungen an Carbon Funds beschrieben.
In Folge der Untersuchung des Marktes für EU-Emissionsrechte, sowie der Behandlung der anderen Reduktionsmöglichkeiten für Emissionen, werden am Schluss der Arbeit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Karl Freudenthaler
Der CO2-Emissionshandel - Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und für einzelne
Unternehmen
ISBN: 978-3-8366-0228-0
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich, Magisterarbeit,
2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany



I
INHALT
1.
Einleitung... 1
2.
Warum Klimaschutz?... 2
2.1
Was bedeutet der Begriff ,,Klima"?... 2
2.2
Klimageschichte... 3
2.3
Wie entsteht das Klima? ... 4
2.4
Der Treibhauseffekt ... 5
2.5
Vorhersagen für das Klima in Zukunft ... 6
2.6
Treibhausgase ... 7
2.7
Klimafolgen ... 9
2.8
Strategien für die Klimaänderung: Anpassung/Verhinderung ... 10
2.9
Eine optimale Verschmutzung? ... 11
3.
Internationale Vereinbarungen/Institutionen... 13
3.1
Umweltkonferenzen ... 13
3.1.1
Übersicht globale Umweltpolitik... 13
3.1.2
Frühe Umweltkonferenzen/Vereinbarungen... 13
3.1.3
Die Einigungen über Ozon ... 15
3.1.4
Der ,,Earth Summit" in Rio ... 16
3.1.5
Die Umweltkonferenzen/Vereinbarungen nach Rio ... 17
3.2
Wichtige Institutionen... 19
3.2.1
United Nations Environment Programme (UNEP) ... 19
3.2.2
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ... 20
3.2.3
United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) ... 21
3.3
Mühsame internationale Verhandlungen... 22
4.
Kyoto-Protokoll ... 24
4.1
Von der Klimarahmenkonvention zum Kyoto-Protokoll ... 24
4.2
Akteure/Interessensgruppen... 25
4.2.1
Europäische Union (EU)... 25
4.2.2
Japan, United States, Switzerland, Canada, Australia, Norway and
New Zealand (JUSSCANNZ)... 26
4.2.3
Countries with economies in transition (CEIT) ... 26
4.2.4
Entwicklungsländer... 26
4.3
Ablauf der Verhandlungen ... 27
4.4
Vereinbarte Reduktionsziele... 28
4.5
Maßnahmen zur Erreichung der Reduktionsziele ... 30
4.5.1
Politiken und Maßnahmen... 30
4.5.2
Emissionshandel... 30
4.5.3
Joint Implementation/Clean Development Mechanism ... 31
4.5.4
Quellen-/Senken ... 34
4.5.5
Gemeinsame Erfüllung der Verpflichtungen... 35
4.6
Institutionen im Rahmen des Kyoto-Protokolls... 36
4.7
Ergebnisse auf internationaler Ebene nach Kyoto ... 37
4.8
Bewertung des Kyoto-Protokolls... 38
4.9
Gegenwärtiger Stand und Ausblick für nach 2012 ... 39
5.
Verursacher von Treibhausgasemissionen ... 41
5.1
International ... 41
5.2
Nach Sektoren ... 42
5.3
Nach Energieträgern... 43
5.4
Österreich ... 44
5.5
Potentiale für Reduktionen ... 45
5.5.1
Verringerung des Energieverbrauchs durch Verhaltensänderung und
rationellere Energienutzung... 45
5.5.2
Ersatz kohlenstoffreicher durch kohlenstoffärmere fossile Energieträger... 46
5.5.3
Ersatz fossiler durch nichtfossile Energieträger ... 46
5.5.4
CO
2
-Abscheidung und Deponierung ... 47
5.6
Ausblick... 47
6.
EU-Emissionshandel ... 49
6.1
Das Instrument des Emissionshandels ­ eine ökonomische Analyse ... 49
6.1.1
Bewusstseinsbildung ... 49
6.1.2
Auflagen... 49

II
6.1.3
Abgaben (Preislösungen) ... 50
6.1.4
Zertifikate (Mengenlösungen) ... 50
6.1.5
Ökonomische Wirkung von Auflagen, Abgaben und Zertifikaten ... 51
6.1.5.1
Pareto-Effizienz ... 51
6.1.5.2
Ökologische Treffsicherheit ... 51
6.1.5.3
Kosteneffizienz ... 51
6.2
Der Weg zum Emissionshandel in der EU... 52
6.3
Die Regelungen zum EU-Emissionshandel... 53
6.3.1
EU-Emissionshandelsrichtlinie ... 53
6.3.2
Emissionszertifikategesetz ... 55
6.3.3
Linking Directive ... 56
6.3.4
Nationale Allokationspläne ... 57
6.3.4.1
Österreich: NAP I... 57
6.3.4.2
Deutschland: NAP I ... 61
6.3.4.3
Österreich: NAP II... 63
6.3.4.4
Deutschland: NAP II ... 65
6.3.4.5
Bewertung der Nationalen Allokationspläne... 66
6.3.5
Fazit zum Emissionshandel ... 68
7.
Marktplätze für Emissionszertifikate (Börsenhandel) ... 71
7.1
Einleitung ... 71
7.2
Vorläufer und alternative Systeme zum EU-Emissionshandel ... 72
7.2.1
Dänisches Emissionshandelssystem ... 72
7.2.2
Britisches Emissionshandelssystem... 73
7.2.3
BP und Shell ... 74
7.2.4
Kanada... 75
7.2.5
Australien ... 77
7.2.6
USA... 78
7.2.6.1
Acid Rain Program ... 78
7.2.6.2
Chicago Climate Exchange ... 79
7.3
Der EU-Marktplatz ... 81
7.3.1
Allgemeines ... 81
7.3.2
Unterschiedliche Transaktionsarten ... 82
7.3.3
EUA Preisentwicklung ... 84
7.3.4
Emissionshandelsbörsen in der EU... 87
7.3.4.1
European Climate Exchange... 87
7.3.4.2
Nord Pool... 88
7.3.4.3
Powernext... 90
7.3.4.4
European Energy Exchange... 91
7.3.4.5
Energy Exchange Austria ... 92
7.3.4.6
Sonstige europäische Emissionshandelsbörsen... 93
7.3.4.7
Gebührenvergleich an den europäischen Emissionshandelsbörsen ... 94
7.3.5
Erkenntnisse aus der Betrachtung der europäischen Marktplätze... 96
8.
Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen ... 98
8.1
Die Ausgangslage... 98
8.1.1
Unternehmen mit energiebedingten Emissionen... 98
8.1.2
Unternehmen mit prozessbedingten Emissionen ... 98
8.1.3
Hat dadurch die Industrie eine bessere Ausgangsposition? ... 99
8.2
Anforderungen für Unternehmen ... 100
8.2.1
Einbindung des Emissionshandels in die Unternehmensorganisation... 100
8.2.2
Überwachung der eigenen Emissionen... 102
8.2.3
Berichterstattung und Verifizierung ... 103
8.2.4
Verwaltung des eigenen Kontos im Emissionshandelsregister... 104
8.2.5
Steuerliche und bilanzielle Behandlung des Emissionshandels... 106
8.3
Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen... 107
8.3.1
Reduktion von Emissionen (make)... 108
8.3.1.1
Reduktion der eigenen Emissionen... 108
8.3.1.2
Emissionsreduktion durch Projekte im Rahmen von JI/CDM... 109
8.3.2
Emissionsreduktion durch Kauf/Verkauf von Zertifikaten (Buy) ... 111
8.3.2.1
CERs/ERUs... 111
8.3.2.2
EUAs... 113
8.3.2.3
Periodeninterne Verschiebung von Verpflichtungen ... 114
8.3.2.4
Anlagenpooling... 114

III
8.3.2.5
Multi-Commodity-Geschäfte... 115
8.3.2.6
Beteiligung an Fonds... 115
8.4
Fazit ... 116
9.
Emissionsmanagement ... 118
9.1
Zielsetzung... 118
9.2
Auswahl des Umfangs des Emissionsmanagements... 118
9.3
Bewertung der Handlungsoptionen ... 119
9.4
Statische oder dynamische Betrachtung? ... 122
9.5
Über- oder Unterdeckung? ... 124
9.6
Risiko ... 125
9.6.1
Von Risiken betroffene Bereiche ... 125
9.6.1.1
Emissionen der eigenen Anlagen... 125
9.6.1.2
Maßnahmen zur Emissionsreduktion im eigenen Unternehmen ... 125
9.6.1.3
JI/CDM Projekte ... 125
9.6.1.4
Rechtliche Ausgestaltung des Emissionshandels... 126
9.6.1.5
EUAs ... 127
9.6.2
Absicherungsinstrumente ... 127
9.6.2.1
Banking/Borrowing ... 127
9.6.2.2
Forwards/Futures ... 127
9.6.2.3
Optionen ... 128
9.6.3
Bewertung von Risiko... 129
9.7
Entscheidungsfindung ... 132
10.
Zusammenfassung ... 133
11.
Verzeichnisse ... 135
11.1
Abbildungsverzeichnis ... 135
11.2
Tabellenverzeichnis ... 136
11.3
Abkürzungsverzeichnis... 137
11.4
Literaturverzeichnis... 139


1
1. Einleitung
Diese Arbeit behandelt die Auswirkungen der politischen Beschlüsse welche getroffen wurden, um
eine zu starke Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verhindern und damit einer
globalen Erwärmung entgegenzusteuern. Hier sind international vor allem die Klimarahmenkonven-
tion, sowie das Kyoto-Protokoll maßgeblich. Es wird näher auf die aktuelle Situation in Europa
beziehungsweise in Österreich eingegangen, wo mit dem EU-Emissionshandelssystem ein eigen-
ständiges Konzept entstanden ist.
Die Analyse betrachtet einerseits die Funktionsweise des EU-Emissionshandels mit seinen ge-
samtwirtschaftlichen ökonomischen Auswirkungen und konzentriert sich andererseits auf die vom
EU-System betroffenen Unternehmen. Sie beleuchtet deren Ausgangsposition, die entstehenden
organisatorischen Anforderungen, mögliche Reduktionsmaßnahmen inklusive deren Bewertung,
sowie den Markt für Emissionszertifikate. Ziel ist es, einen umfangreichen Überblick über die
Anforderungen und Möglichkeiten für vom EU-System betroffene Unternehmen zu schaffen.
Der gewählte Aufbau der Arbeit spiegelt diese Zielsetzung wider. Zu Beginn soll die Klimaproble-
matik erläutert und somit eine Sensibilisierung für das Thema erreicht werden. Anschließend
werden die internationalen Vereinbarungen besprochen, die letztendlich zum Kyoto-Protokoll und
den Bestimmungen der EU führten, welche die vom Emissionshandel betroffenen Anlagen festle-
gen, sowie konkrete Anforderungen für diese festschreiben.
Anschließend wird ein Überblick über die momentane Situation der für den Emissionshandel be-
stehenden Marktplätze gegeben. Hier sollen vor allem die verschiedenen Emissionshandelsbörsen
verglichen werden.
In Folge darauf wird untersucht, welche konkreten Anforderungen die Verpflichtungen aus dem
EU-System für die betroffenen Unternehmen haben. Neben diesen Anforderungen sollen auch die
Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen zur kostengünstigen Deckung ihrer Verpflichtungen
untersucht werden. In Folge der Untersuchung des Marktes für EU-Emissionsrechte, sowie der
Behandlung anderer Reduktionsmaßnahmen für Emissionen, werden am Schluss der Arbeit Be-
wertungsmöglichkeiten vorgestellt, die es betroffenen Unternehmen ermöglichen, sich für eine
Durchführung der am besten geeigneten Maßnahmen zu entscheiden.

2
2. Warum Klimaschutz?
2.1 Was bedeutet der Begriff ,,Klima"?
Um sich die Frage ,,Warum Klimaschutz?" überhaupt stellen zu können, muss zunächst erklärt
werden, was der Begriff ,,Klima" eigentlich bedeutet. Oft wird Klima mit dem Zitat von Robert Hein-
lein ,,Climate is what you expect, weather is what you get"
1
zu erklären versucht.
Klima kann auch mit anderen Worten als ,,Durchschnittswetter"
2
bezeichnet werden. Damit ist eine
,,zeitlich langfristige und räumlich ausgedehnte Zusammenschau vieler Wetterereignisse" gemeint
3
.
Der klassische, von der World Meteorological Organization (WMO) definierte statistische Betrach-
tungszeitraum dafür beträgt 30 Jahre.
4
Klimabeobachtungen zeigen deshalb einen geglätteten
Wert der einzelnen Wetterereignisse an. Dadurch werden die natürlichen Schwankungen des
Klimas einer langfristigen Bewertung unterzogen. Eine eventuelle Zunahme von Extremereignissen
wird bei der Beobachtung von Langzeitentwicklungen zum Klima jedoch leicht übersehen.
5
Die
zusätzliche Bewertung von langfristigen Entwicklungen mit Maßen, wie z. B. der Standardabwei-
chung, gibt einen größeren Aufschluss über die Differenziertheit des Klimas (Klimavariabilität).
6
Räumlich gesehen ist es wichtig zu bemerken, dass mit dem Begriff Klima nicht automatisch ein
globales Phänomen gemeint ist. Der Begriff ,,Mikroklima" bezeichnet das Klima in einem kleinen,
klar umrissenen Bereich beziehungsweise in bodennahen Luftschichten, während der Begriff
,,Makroklima" das Klima in Ausdehnungen von mehr als 500 Kilometer beschreibt. Jeder der ein-
zelnen regionalen Teile des Klimas trägt zum umfassenden System des globalen Klimas bei.
7
Dabei wird die Erde in verschiedene Klimazonen unterteilt, welche die regional sehr unterschiedli-
chen Klimate widerspiegeln sollen. Wenn man sich alleine die Unterschiede zwischen dem Klima in
der polaren Zone und dem Klima in der tropischen Zone vor Augen führt, wird die große Verschie-
denheit der Klimazonen auf der Erde deutlich.
8
Klima und Klimavariabilität haben einen starken und nachhaltigen Einfluss für das Leben auf der
Erde. Gerade die von vielen Menschen empfundene Zunahme von Extremwetterlagen in der
jüngeren Vergangenheit führt dies nachhaltig vor Augen.
9
1
Vgl. Wikiquote: Robert A. Heinlein. http://de.wikiquote.org/wiki/Robert_A._Heinlein (2005), (10.4.2006)
2
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_Glossar_D.pdf (2001), S.12, (9.4.2006)
3
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 13
4
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_Glossar_D.pdf (2001), S.12, (9.4.2006)
5
Vgl. Wikipedia: Klima. http://de.wikipedia.org/wiki/Klima (2002), (10.4.2006)
6
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_Glossar_D.pdf (2001), (9.4.2006)
7
Vgl. Wikipedia: Klima. http://de.wikipedia.org/wiki/Klima (2002), (10.4.2006)
8
Vgl. Wikipedia: Klimazone. http://de.wikipedia.org/wiki/Klimazone (2002), (10.4.2006)
9
Vgl. Lucht, M.; Spangardt, G.: (2005), S. 32

3
2.2 Klimageschichte
Wie schon im vorigen Kapitel erwähnt, unterliegt das Klima über längere Zeiträume gewissen
Schwankungen. Am Deutlichsten werden diese Schwankungen, wenn man ein wenig in der Klima-
geschichte zurückblickt.
In der Klimageschichte werden mit ,,Eiszeitalter" Perioden bezeichnet, in denen zumindest ein Pol
mit Eis bedeckt ist. Das bedeutet also, dass sich die Erde momentan in einem solchen ,,Eiszeital-
ter" befindet. 80 bis 90 Prozent der Erdgeschichte machen jedoch ,,Warmzeiten" aus, in denen es
nur im Hochgebirge Eis gibt.
Das jetzige Eiszeitalter wird als ,,Quartär" bezeichnet und dauert nun
bereits 2 bis 3 Millionen Jahre. Innerhalb dieser Eiszeitalter gibt es ebenfalls einen Wechsel aus
Kaltzeiten (Glazialen) und Warmzeiten (Interglazialen).
10
Der relativ konstante Wechsel zwischen Kaltzeiten und Warmzeiten seit circa 700.000 Jahren
schürt die Annahme, dass auf die jetzige Warmzeit (Holozän) wieder eine Kaltzeit folgen wird. Das
Holozän dauert nun bereits seit circa 10500 v. Chr.
11
Als man zwischen 1940 und 1970 einen
mittleren Temperaturrückgang auf der Nordhalbkugel um 0,3 Grad Celsius feststellte, wurden
bereits Vorhersagen über den Beginn einer neuen Eiszeit populär. Vergleicht man das mit den
großen Zeitdimensionen, in denen sich das Klima grundlegend umstellt, darf durchaus die Frage
gestellt werden, ob in den Medien manche Dinge zum Thema Klima übertrieben oder nicht ganz
korrekt dargestellt werden.
12
Auch im Holozän gab es bereits größere Schwankungen des Klimas. So war die Temperatur um
circa 6000 v. Chr. um bis zu 3 Grad Celsius höher als heute. Der Meeresspiegel schwankte oft
zwischen minus 2 und plus 3 Meter um das heutige Niveau. Um 1000 n. Chr., zur Zeit des Hoch-
mittelalters, war es um 1,5 Grad Celsius wärmer als heute, bis es zu Beginn des 13. Jahrhunderts
wieder kälter wurde. Die Temperatur war dabei im Durchschnitt um circa 1,5 Grad Celsius kälter
als heute. Die Kälte führte zu Missernten (1313 und 1317) und diese wiederum lösten Hungersnöte
aus. Der Höhepunkt dieser ,,kleinen Eiszeit" war zwischen 1560 und 1700, bis zu Beginn des 19.
Jahrhunderts wieder globale Mittelwerte vorlagen. Seither hat die Temperatur im Mittel wieder um
etwa 1,7 Grad Celsius zugenommen.
13
In der Betrachtung der jüngeren Klimageschichte ist es durchaus interessant, welche Parallelitäten
die Entwicklung des Klimas und die Entwicklung der Menschheit aufzeigen. So lassen sich Meilen-
steine der menschlichen Entwicklung häufig warmen, gemäßigten Klimaphasen zuordnen. Zur Zeit
des holozänen Hauptoptimums etwa, wurden die Menschen das erste Mal sesshaft und begannen
damit, Viehzucht und Ackerbau zu betreiben. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Hochkultu-
ren. Ebenso gab es während der Römerzeit vorteilhafte Klimabedingungen. Als sich das Klima
wieder umstellte, begann die Zeit der germanischen Völkerwanderungen.
14
10
Vgl. Wikipedia: Klimageschichte. http://de.wikipedia.org/wiki/Klimageschichte (2004), (11.4.2006)
11
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 23
12
Vgl. dazu in Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 303ff Vorstellung der Ergebnisse einer Studie zur Analyse der Korrektheit der
Berichterstattung über globale Klimaprobleme
13
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 33ff
14
Vgl. Wikipedia: Klimageschichte. http://de.wikipedia.org/wiki/Klimageschichte (2004), (11.4.2006)

4
Der Blick in die Geschichte des Erdklimas lässt die Entwicklungen im letzten Jahrhundert wieder
ein wenig relativiert betrachten. Jedoch scheint die Menschheitsgeschichte durchaus stark mit dem
Klima in Zusammenhang zu stehen.
2.3 Wie entsteht das Klima?
Das Klimasystem der Erde gestaltet sich sehr komplex. Es gibt viele Bereiche, die für das Erdklima
verantwortlich sind. Das Klimasystem setzt sich zusammen aus der gasförmigen Hülle, welche die
Erde umgibt (Atmosphäre), den Wasservorkommen (Hydrosphäre), den schnee- und eisbedeckten
Regionen (Kryosphäre), der äußeren Erdschale (Lithosphäre) und den Lebewesen auf der Erde
(Biosphäre).
15
Diese Systeme sind abhängig voneinander und beeinflussen sich auch gegenseitig. So wirkt sich
zum Beispiel eine Temperaturerhöhung in der Atmosphäre auch auf andere Teilbereiche aus.
Erhöhte Temperaturen könnten zu einem Abschmelzen der Eismassen führen, was wiederum
einen Anstieg des Meeresspiegels bedingen würde. Es wäre ebenso vorstellbar, dass sich durch
diese Temperaturänderung die Vegetationszonen verlagern.
16
Angetrieben wird das Klimasystem durch die Strahlungsenergie der Sonne. Pro Quadratmeter trifft
an der äußeren Erdatmosphäre eine Strahlungsenergie von etwa 1.367 Watt auf (Solarkonstan-
te).
17
Für das Entstehen von historischen Klimaänderungen, die noch keine menschliche (anthropogene
Komponente) besaßen, gibt es unterschiedliche Theorien:
Eine mögliche Erklärung für den periodischen Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten könnte
eine langfristige Schwankung in der abgestrahlten Energie der Sonne sein. Es wäre aber auch
möglich, dass die Umlaufbahn der Erde um die Sonne langfristig schwankt und sich so die von der
Sonne aufgefangene Strahlungsenergie verändert.
18
Es könnten aber auch Vorgänge auf der Erde für diese periodischen Schwankungen verantwortlich
sein. Eine Beeinflussung des Klimas ist auch durch Kontinentalverschiebungen denkbar. Wenn
sich Landmassen an den Polen befinden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich aus Nieder-
schlägen Schnee und Eis bildet, was zu einer erhöhten Reflexion der Sonnenstrahlen und damit
wiederum zu einer Abkühlung führt.
19
Andere mögliche Ursachen für Temperaturänderungen sind intensive Vulkantätigkeiten, die zu
einer Abkühlung führen, Änderungen in der atmosphärischen Zirkulation oder Schwankungen im
Wachstum der Manganknollen.
20
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Faktoren, die das Weltklima beeinflussen zwar
durchaus bekannt sind, jedoch aufgrund der umfangreichen Abhängigkeiten der Systeme zueinan-
15
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 14
16
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 15
17
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 14
18
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 29; Wikipeida: Milankovi-Zyklen. http://de.wikipedia.org/wiki/Milankovi%C4%87-
Zyklen (2004), (12.4.2006)
19
Vgl. Wikipedia: Klimaveränderung. http://de.wikipedia.org/wiki/Klimaver%C3%A4nderung (2004), (12.4.2006)
20
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 30f

5
der eine solch hohe Komplexität entsteht, dass im Bezug auf Klimaänderungen bislang wenige
Dinge mit Gewissheit behauptet werden können.
21
2.4 Der
Treibhauseffekt
Der Treibhauseffekt ist die ,,Bezeichnung für den Einfluss der Erdatmosphäre auf den Strahlungs-
und Wärmehaushalt der Erde"
22
.
Konkret trifft dabei die von der Sonne abgegebene, kurzwellige elektromagnetische Strahlung auf
die Erde. Diese passiert relativ ungehindert die Atmosphäre und trifft auf die Erdoberfläche auf. Die
kurzwellige Strahlung wird von der Erdoberfläche absorbiert, was diese erwärmt und deren Energie
erhöht. Die Erdoberfläche gibt nun Energie wieder in Form einer langwelligen elektromagnetischen
Strahlung in den Weltraum ab. Diese Strahlung wird aber teilweise von den treibhauswirksamen
Spurengasen der Atmosphäre (insbesondere Wasserdampf und CO
2
) absorbiert und als Wärme-
strahlung wieder in Richtung Erdboden abgegeben. Ohne diese treibhauswirksamen Spurengase,
die weniger als einen Prozent der Atmosphäre ausmachen
23
, wäre wohl kein Leben auf der Erde
möglich. Würde die gesamte langwellige Wärmestrahlung wieder in den Weltraum abgestrahlt,
läge die Durchschnittstemperatur auf der Erde bei minus 18 Grad Celsius, statt bei plus 15 Grad
Celsius (Erwärmung um 33 Grad Celsius).
24
Den größten Anteil am Treibhauseffekt hat Wasserdampf (H
2
O), der für circa 21 Grad Celsius
Erwärmung verantwortlich ist. Kohlendioxid (CO
2
), dessen Anteil nur circa 0,03 Prozent der Atmo-
sphäre ausmacht, trägt etwa 7 Grad Celsius zur globalen Erwärmung bei. Die restliche Erwärmung
wird durch Methan, Stickoxide und Ozon bedingt.
25
Der Mensch fügt dem Treibhauseffekt nun eine menschliche (anthropogene) Komponente bei. In
der Atmosphäre befinden sich circa 750 Gigatonnen
26
(GT) Kohlenstoff. Die natürlichen Aus-
tauschpartner der Atmosphäre sind die Ozeane (Austausch von 90 GT mit der Atmosphäre) und
die Biosphäre (Kohlenstoffabgabe an die Atmosphäre durch: Atmung, 50 GT; Zersetzung, 60 GT;
Verbrennung, 2-4 GT. Kohlenstoffaufnahme aus der Atmosphäre durch die Photosynthese, 110
GT). Der Mensch trägt vor allem durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, von denen circa
Kohlenstoffmengen von 7.000 GT auf der Erde lagern, zur Abgabe von CO
2
an die Atmosphäre
bei. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe werden jährlich circa 5 bis 6 GT Kohlenstoff an die
Atmosphäre abgegeben.
27
Diese 5 bis 6 GT Kohlenstoff reichen aus, um das natürliche Gleichgewicht zu stören und den CO
2
Gehalt in der Atmosphäre kontinuierlich steigen zu lassen. Der bisherige CO
2
-Gehalt der Atmo-
sphäre lag in den letzten 400.000 Jahren zwischen 180 parts per million (ppm)
28
in Kaltzeiten und
21
Vgl. Geoscience-Online: Ungelöste Fragen. Die Herausforderung der Komplexität. http://www.geoscience-
online.de/index.php?cmd=focus_detail2&f_id=35&rang=5 (2001), (12.4.2006)
22
Vgl. Grill, G.: (1993), S. 523
23
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 46
24
Vgl. Max-Planck-Institut für Meteorologie: Wie funktioniert der Treibhauseffekt?
http://www.mpimet.mpg.de/presse/faqs/wie-funktioniert-der-treibhauseffekt.html (o.J.), (13.4.2006) und Treibhauseffekt.com:
Der Treibhauseffekt anschaulich erklärt. http://www.treibhauseffekt.com/treibhauseffekt/index.htm (o.J.), (13.4.2006)
25
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 45
26
1 GT (Gigatonne) = 1 Milliarde (10
9
) Tonnen
27
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 50 bzw. Lucht, M.; Spangardt, G.: (2005), S. 2
28
1 ppm (part per million) = 1/1.000.000 (10
-6
)

6
280 ppm in Warmzeiten.
29
Seit etwa dem Beginn der industriellen Revolution ist dieser Wert stark
angestiegen, wobei er im Jahre 2005 bei 381 ppm lag
30
. Zwischen 1980 und 2005 stieg er im
Durchschnitt um 1,636 ppm pro Jahr an
31
. Auch bei den Treibhausgasen Methan (CH
4
) und Stick-
stoffoxid (N
2
O) lassen sich ähnliche Ergebnisse beobachten.
32
Der Anstieg der durchschnittlichen globalen Temperatur im Verlaufe des 20. Jahrhunderts um 0,6
Grad Celsius (± 2 Grad Celsius)
33
ist laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
vor allem auf die Zunahme der Treibhausgase zurückzuführen
34
.
2.5 Vorhersagen für das Klima in Zukunft
Das IPCC sieht neben der Zunahme der durchschnittlichen globalen Temperatur im 20. Jahrhun-
dert bereits weitere Indikatoren für einen Klimawandel. So lässt sich etwa bereits eine Abnahme
der Schnee- und Eisbedeckung auf der Erde beobachten. Weiters wurde zum Beispiel ein Anstieg
des mittleren globalen Meeresspiegels beobachtet, beziehungsweise wurde ebenfalls eine Zunah-
me der Niederschläge mit zusätzlicher Häufung von extremen Niederschlagsereignissen in mittle-
ren und hohen Breiten der Nordhemisphäre beobachtet.
35
Es muss sich daher für die Menschheit
die Frage stellen, wie sich das Klima, welches sich wahrscheinlich durch ihren Einfluss maßgeblich
ändert, in Zukunft entwickelt.
Das IPCC hat dazu in seinem dritten Sachstandsbericht von 2001 Modelle mit verschiedenen
Emissionsszenarien für das 21. Jahrhundert berechnet, die von einer zukünftigen Welt mit starkem
Wirtschaftswachstum und Energiegewinnung durch fossile Energie, bis zu einer Welt geprägt
durch Nachhaltigkeit und einem gemäßigten Wirtschaftswachstum, reichen.
36
Dementsprechend
unterschiedlich sind auch die Klimaprognosen für das 21. Jahrhundert.
Je nach Szenario wird ein Anstieg der mittleren globalen Temperatur zwischen 1,4 und 5,8 Grad
Celsius prognostiziert. Es wird auch ein vermehrtes Auftreten an Niederschlägen vorhergesagt.
Zusätzlich kann mit einer Häufung von extremen Wetterereignissen gerechnet werden. Die stei-
genden Temperaturen könnten auch zu einer stärkeren Variabilität des sommerlichen Monsunre-
gens in Asien führen. In Folge des Massenverlustes von Gletschern und Eiskappen wird der Mee-
resspiegel, je nach Szenario, um 0,09 bis 0,88 Meter bis 2100 steigen. Die Meeresströmungen
(thermohaline Zirkulation) dürften sich im Laufe des 21. Jahrhunderts abschwächen. Nach 2100
könnte es auch zu einem völligen, möglicherweise unumkehrbaren Stillstand der Meeresströmun-
gen kommen.
37
29
Vgl. Lucht, M.; Spangardt, G.: (2005), S. 2
30
Vgl. Schmitt, S.: Klimawandel: CO
2
-Konzentration auf Rekordniveau.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,405921,00.html (2006), (15.4.2006)
31
Eigene Berechnung (arithmetisches Mittel der Jahre 1980 bis 2005) auf Basis von NOAA/ESRL Global Monitoring
Division: Trends in Atmospheric Carbon Dioxide. http://www.cmdl.noaa.gov/ccgg/trends/co2_trend_gl.php (o.J.), (15.4.2006)
32
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.6, (15.4.2006)
33
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.2, (15.4.2006)
34
Konzept des Strahlungsantriebs: Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für
politische Entscheidungsträger. http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.5ff, (15.4.2006)
35
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.4, (15.4.2006)
36
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.18, (15.4.2006)
37
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.13ff, (15.4.2006)

7
Die für die anthropogene Klimaerwärmung hauptverantwortliche atmosphärische CO
2
-Konzentra-
tion dürfte bis 2100 auf 540 bis 970 ppm steigen. Rückkopplungseffekte, wie eine verminderte
Absorption von CO
2
durch die Weltmeere und Landmassen, tragen ebenso zu dieser hohen Kon-
zentration bei.
38
Eine Stabilisierung der CO
2
-Konzentration in der Atmosphäre würde eine sehr starke Reduktion
der ausgestoßenen CO
2
-Mengen verlangen. Dies ist nach Modellberechnungen für den 3.
Sachstandsbericht der IPCC nur durch eine Reduktion der CO
2
-Emissionen unter die Werte von
1990 innerhalb weniger Jahrzehnte und einer anschließenden Verringerung der Emissionen auf
einen Bruchteil des heutigen Wertes möglich.
39
Eine Stabilisierung der Emissionen auf dem heutigen Wert ist deshalb nicht ausreichend, weil
Treibhausgase, wie CO
2
, eine sehr lange Verweilzeit in der Atmosphäre haben. CO
2
bleibt dabei
bis zu 200 Jahre in der Atmosphäre, bis es zum Beispiel von den Ozeanen absorbiert wird.
40
Gleich bleibend hohe Emissionen von Treibhausgasen führen aufgrund einer immer stärkeren
Anhäufung dieser Gase in der Atmosphäre zu einer immer stärkeren globalen Erwärmung. Auf-
grund der Trägheit des Klimasystems wird es deshalb kaum möglich sein, den Trend zur globalen
Erwärmung kurzfristig zu stoppen. Selbst nach einer Stabilisierung des Klimas werden zum Bei-
spiel die Eisschilde noch tausende von Jahren auf die Klimaerwärmung reagieren und den Mee-
resspiegel ansteigen lassen.
41
2.6 Treibhausgase
In diesem Kapitel wird eine Einführung gegeben, welches die wichtigsten Gase sind, die für den
anthropogenen Treibhauseffekt verantwortlich sind.
Kohlendioxid (CO
2
) hat einen Anteil von circa 60 Prozent an der anthropogen verursachten erhöh-
ten Strahlungswirksamkeit. Der Anteil von Methan (CH
4
) liegt bei circa 20 Prozent. Halogenierte
Kohlenstoffe (FCKW, H-FKW, FKW, SF
6
) sind der drittgrößte Verursacher mit circa 14 Prozent,
wobei hier FCKW den größten Beitrag leistet. Lachgas (N
2
O) hat einen Anteil von circa 6 Pro-
zent.
42
43
Indirekt dürfte die globale Erwärmung auch die Konzentration von Wasserdampf in der
Atmosphäre steigern, welcher für den natürlichen Treibhauseffekt hauptverantwortlich ist. Dies
führt jedoch neben der zusätzlichen Absorption an langwelliger Strahlung auch zu einer vermehr-
ten Wolkenbildung, was wiederum eine abkühlende Wirkung hat. Aufgrund dieser Komplexität
kann der Beitrag von Wasserdampf am anthropogenen Treibhauseffekt nur schwer beziffert wer-
den.
44
38
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.12, (15.4.2006)
39
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.12, (15.4.2006)
40
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 56
41
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.17, (15.4.2006)
42
Eigene Berechnung auf Basis IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für
politische Entscheidungsträger. http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.7, (17.4.2006)
43
Für eine komplette Liste der Treibhausgase und deren Anteil am anthropogenen Treibhauseffekt siehe: IPCC Third
Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Radiative Forcing of Climate Change.
http://www.grida.no/climate/ipcc_tar/wg1/221.htm (o.J.), (17.4.2006)
44
Vgl. Wikipedia: Treibhausgas. http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhausgas (2001), (17.4.2006)

8
Bei Kohlendioxid entstammen circa drei Viertel, der vom Menschen verursachten Emissionen aus
der Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Rest geht auf Landnutzungsänderungen, insbesondere
Entwaldung zurück.
45
Die erhöhten Methangasemissionen entstammen zu je einem Drittel aus fossilen Brennstoffen,
Landwirtschaft (insbesondere Reisanbau) und Abfällen.
46
Halogenierte Kohlenstoffe, die teilweise auch zum Abbau der Ozonschicht beitragen, werden vor
allem für Lösungsmittel, Sprühdosen, Kältemittel und Feuerlöscher verwendet.
47
Lachgasemissionen werden vom Menschen etwa zu 40 Prozent in der Landwirtschaft (Düngung)
erzeugt, 20 bis 25 Prozent werden bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht (Kraftwer-
ke, Fahrzeuge). Der Rest von circa einem Drittel entsteht bei industriellen Prozessen.
48
Wenn man die Zuwachsraten der Treibhausgase seit 1750 beobachtet, hat Methan mit einem
Anstieg um 151 Prozent den größten Anstieg zu verzeichnen. Kohlendioxid stieg im gleichen
Zeitraum um 31 Prozent an. Der Anstieg von Lachgas beläuft sich auf 17 Prozent. Da halogenierte
Kohlenstoffe erst nach 1750 erfunden wurden, konnten diese zu dem Zeitpunkt noch nicht in der
Atmosphäre nachgewiesen werden. Die ozonschädlichen halogenierten Kohlenstoffe, die den
größten Anteil in dieser Gruppe stellen, dürften jedoch zumindest seit 1995 nur mehr schwach
zugenommen oder eventuell sogar abgenommen haben, da deren Verwendung bereits im Proto-
koll von Montreal eingeschränkt wurde.
49
Da nicht alle Treibhausgase die selbe Wirksamkeit für den Treibhauseffekt haben, wurde dafür
zum Vergleich mit dem ,,Global Warming Potential" (GWP) ein eigenes Maß geschaffen. Es be-
schreibt die Wirksamkeit eines Treibhausgases im Vergleich zu Kohlendioxid.
50
Im GWP sind dabei
die Verweilzeit des Gases in der Atmosphäre und das Absorptionsverhalten des Gases berücksich-
tigt.
51
Das GWP ist besonders in Bezug auf das Kyoto-Protokoll ein wichtiges Thema, weil hier alle
beinhalteten Treibhausgase in CO
2
-Äquivalenten gerechnet werden. Für das Kyoto-Protokoll sind
dazu die GWPs mit 100-jähriger Betrachtung aus dem Zweiten Sachstandsbericht des IPCC von
1995 relevant
52
. CO
2
hat dabei ein GWP von 1, Methan von 21
53
und Lachgas von 310. Die größ-
ten GWP-Werte erreichen die halogenierten Kohlenstoffe mit einem GWP des FCKWs CFC-12 von
circa 6.200 bis 7.100. Den absolut höchsten GWP Wert erreicht Schwefelhexafluorid mit einem
GWP von 23.900.
54
55
45
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.7, (17.4.2006)
46
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.7, (17.4.2006) bzw. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 32
47
Vgl. Wikipedia: Halogenkohlenwasserstoffe. http://de.wikipedia.org/wiki/ Halogenkohlenwasserstoffe (2005), (17.4.2006)
48
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.7, (17.4.2006) bzw. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 32 und
Wikipedia: Distickstoffmonoxid. http://de.wikipedia.org/wiki/Distickstoffmonoxid (2003), (17.4.2006)
49
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG1_D.pdf (2001), S.7, (17.4.2006)
50
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 56
51
Vgl. Wikipedia: Treibhauspotential. http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauspotential (2004), (17.4.2006)
52
Vgl. Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/kpger.pdf (1997), S.37 (17.4.2006)
53
Das bedeutet 1 Tonne Methan hat dieselbe Treibhauswirksamkeit, wie 21 Tonnen Kohlendioxid.
54
Vgl. UNEP/GRID-Arendal: The main greenhouse gases. http://www.grida.no/climate/vital/05.htm (o.J.), (17.4.2006)
55
Im Vergleich dazu die GWP-Werte des Dritten Sachstandsberichts des IPCC von 2001: UNEP/GRID-Arendal: The main
greenhouse gases. http://www.grida.no/climate/vital/05.htm (o.J.), (17.4.2006)

9
2.7 Klimafolgen
Eine durch den anthropogenen Treibhauseffekt verursachte Klimaänderung dürfte umfangreiche
Folgen haben.
So führt ein erhöhter CO
2
-Gehalt in der Regel zu einer vermehrten Biomasseproduktion von Pflan-
zen
56
. Aufgrund unterschiedlicher Wege der CO
2
-Aufnahme von Pflanzen und der anschließenden
Umwandlung von CO
2
in organisches Material, reagieren verschiedene Pflanzentypen auch unter-
schiedlich auf eine erhöhte CO
2
-Konzentration. C3-Pflanzen, wie zum Beispiel Bäume, Getreide,
Kartoffeln und Gemüse, reagieren dabei stärker auf eine Änderung der CO
2
-Konzentration, als C4-
Pflanzen (zum Beispiel Gräser, Mais, Zuckerrohr, Hirse).
57
Jedoch könnten andere Effekte, wie
eine mögliche Entkopplung von Blütezeit und Bestäubung durch Insekten
58
oder ein vermehrtes
Auftreten von starken Temperaturschwankungen
59
, diesen positiven Effekt wieder zunichte ma-
chen
60
.
Eine weitere Auswirkung des Klimawandels könnte eine zunehmende Trockenheit im Sommer
sein, die sich vor allem innerkontinental auswirken dürfte. Dies würde zu einem Mehr an Dürren,
Waldbränden und Wasserknappheit führen.
61
Generell zeigen Modelle eine starke Ausbreitung der
tropischen Klimazone. Wüsten beziehungsweise Savannen- und Steppenflächen dürften sich
ebenfalls ausdehnen, während die Waldflächen wahrscheinlich zurückgehen werden. Die Zone
kühl-gemäßigten Klimas wird wahrscheinlich weitgehend verschwinden.
62
Weitere vermutliche Auswirkungen sind die Zunahme von Niederschlagsintensitäten
63
und ein
Auftreten von stärkeren tropischen Wirbelstürmen aufgrund der Erwärmung der Meere
64
. Auch das
El Niño Phänomen, welches nicht-zyklische Schwankungen in den Meeresströmungen des äquato-
rialen Pazifiks beschreibt
65
, dürfte zunehmen und zu einer Verstärkung von Dürren beziehungswei-
se Überschwemmungen führen
66
.
Weiters wird es als wahrscheinlich angesehen, dass sich die Zusammensetzung der Vegetation
verändern wird. Bei Fischen zum Beispiel dürfte der Lebensraum von in kühlem Wasser lebenden
Fischen zugunsten von Fischen zurückgehen, die warmes Wasser bevorzugen. Auch ein vermehr-
tes Aussterben bedrohter Arten ist zu befürchten.
67
So bedeutet beispielsweise ein erhöhter CO
2
-
Gehalt in den Ozeanen nicht nur eine Gefährdung der Korallenbestände, sondern könnte auch
andere Arten bedrohen
68
.
56
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 78
57
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 82ff bzw. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfas-
sungen für politische Entscheidungsträger. http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_Glossar_D.pdf (2001), S.13 (18.04.2006)
58
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 90
59
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 105
60
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 113
61
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.7 (18.4.2006)
62
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 66
63
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.7 (18.4.2006)
64
,,Je höher die Wassertemperatur steigt, desto stärker wird die Energie der Stürme" ­ Rosè: (2005), S.38
65
Vgl. Wikipedia: El Niño. http://de.wikipedia.org/wiki/El_Ni%C3%B1o (2001), (18.4.2006)
66
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.7 (18.4.2006)
67
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.11f (18.4.2006)
68
Vgl. Bethge, P.: (2006), S.168

10
Auch die Gesundheit des Menschen dürfte durch verschiedenste Effekte der Klimaerwärmung
beeinträchtigt werden. So könnte die Klimaänderung eine verstärkte Ausbreitung von Malaria und
anderer Infektionskrankheiten zur Folge haben. Auch Hitzewellen und Wetterextreme werden
wahrscheinlich vermehrt menschliche Opfer verursachen.
69
Ein Ansteigen des Meeresspiegels könnte umfangreiche Folgen für die meisten Küstenregionen
auf der Erde haben.
70
Weiters dürfen die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht unterschätzt werden. Hier ist insbesondere
die Landwirtschaft
71
, aber auch zum Beispiel der Tourismus
72
betroffen
2.8 Strategien für die Klimaänderung: Anpassung/Verhinderung
Wie schon in den vorangegangen Punkten deutlich wurde, kann eine Änderung des Klimas nicht
mehr gänzlich verhindert werden. Eine Temperaturerhöhung dürfte durch die Emissionen der
Vergangenheit ,,schon eingekauft" sein
73
. Deshalb kann die Verhinderung des Klimawandels nicht
die einzige Strategie der Menschheit im Umgang damit sein. Aus diesem Grund sind auch Maß-
nahmen zur Anpassung an den Klimawandel notwendig
74
.
Etwas weiter gefasst ergeben sich für die Klimapolitik damit folgende Möglichkeiten: Die Reaktion
auf den Klimawandel und die Prävention des Klimawandels
75
.
Die Reaktion auf den Klimawandel kann sowohl durch Strategien zur Anpassung, wie zum Beispiel
Küstenschutz oder Bewässerung, als auch durch Strategien der Intervention erfolgen. Interventi-
onsstrategien sind meist eher vage Ideen, die auf eine aktive Beeinflussung des Klimas abzielen.
76
Anpassungen an den Klimawandel können nicht von allen Gesellschaften in gleichem Maße erfol-
gen. So haben entwickelte Gesellschaften meist aufgrund von höheren technologischen bezie-
hungsweise ökonomischen Ressourcen eine höhere Anpassungsfähigkeit, als die Gesellschaften
in Entwicklungsländern
77
. Ein höherer Wohlstand in den Entwicklungsländern würde die Anfälligkeit
gegenüber Klimaänderungen senken
78
.
Eine präventive Klimapolitik kann Absorptionsstrategien, sowie Reduktionsstrategien beinhalten.
Strategien zur Absorption drehen sich um den Schutz, beziehungsweise die Vergrößerung von
Treibhausgassenken. Solchen Senken wurde zum Beispiel im Kyoto-Protokoll (in Artikel 3.3 und
3.4) Rechnung getragen
79
. Reduktionsstrategien hingegen, beziehen sich auf eine Verringerung
69
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.13 (18.4.2006)
70
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.12 (18.4.2006)
71
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.11 (18.4.2006)
72
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.16ff (18.4.2006)
73
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 250
74
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.7 (19.4.2006)
75
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 251
76
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 251
77
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S.15 (19.4.2006)
78
Vgl. IPCC Third Assessment Report ­ Climate Change 2001 ­ Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger.
http://www.ipcc.ch/pub/nonun/IPCC02_WG2_D.pdf (2001), S. 8 (19.4.2006)
79
Vgl. Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/kpger.pdf (1997), S.7f (17.4.2006)

11
der Treibhausgasemissionen.
80
Der Emissionshandel in der EU würde unter dieses Politikfeld
fallen.
2.9 Eine optimale Verschmutzung?
Aus den bisherigen Betrachtungen kann geschlossen werden, dass der Klimawandel der Mensch-
heit in jedem Fall einen gewissen Schaden bringt. Die Münchner Rück beziffert etwa die weltweiten
Gesamtschäden aus Naturkatastrophen in den letzten zehn Jahren mit 575,2 Milliarden US-
Dollar
81
. Auch eine Reduktion der anthropogenen Emissionen zur Stabilisierung des Treibhausef-
fekts wird einiges an Kosten verursachen.
Klimaschutzmaßnahmen können dabei in folgendem Rahmen erfolgen: Einerseits müssen die
Maßnahmen zur Minderung von Emissionen für die Betroffenen tragbar sein, andererseits sollten
nicht mehr tolerierbare Klimaänderungen verhindert werden. Die Grenzen dieses Rahmens sind
natürlich in verschiedenster Weise interpretierbar und erfordern eine gemeinsame internationale
Position dazu.
82
Es stellt sich somit die Frage nach einer optimalen Verschmutzung, die gesamtwirtschaftlich gese-
hen die geringsten Kosten verursacht. Aufgrund dessen, dass das Gut Umwelt grundsätzlich knapp
ist, jedoch niemand davon ausgeschlossen werden kann, wird dieses übernutzt. Beliebige Mengen
an Treibhausgasemissionen werden zu einem Preis von Null freigesetzt.
83
Gesamtwirtschaftlich
entstehen jedoch durch die Klimaänderung, zum Beispiel in Folge von Naturkatastrophen Schä-
den, für die niemand aufkommt. Es gibt zudem keine Anreize, die zu einer Begrenzung der Emissi-
onen beitragen. Vielmehr entstehen Anreize zu einem Trittbrettfahrerverhalten
84
, welches darauf
vertraut, dass andere eine Emissionsverringerung durchführen.
Um eine solche Übernutzung der Atmosphäre zu verhindern, bietet sich das Konzept zur Internali-
sierung externer Effekte
85
an. Das Ziel dabei ist, dass der Verursacher externer Kosten nicht nur
seine eigenen (privaten Kosten) berücksichtigt. Er soll auch jenen Kosten Rechnung tragen, die
der Gesellschaft durch die Emission von Treibhausgasen entstehen
86
.
80
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 251
81
Vgl. Münchner Münchner Rück: Topics Geo. Jahresrückblick Naturkatastrophen 2005.
http://www.munichre.com/publications/302-04771_de.pdf?rdm=67472 (2006), S.14 (21.4.2006)
82
Vgl. Lucht, M.; Spangardt, G.: (2005), S. 7
83
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 212
84
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 213
85
,,Ein ,externer Effekt' besteht darin, dass die Nutzensituation eines Individuums unmittelbar, d.h. ohne Vermittlung durch
den Marktmechanismus, von einer Aktivität abhängt, die von einem anderen Individuum kontrolliert wird." ­ Vgl. Endres, A.:
(2000), S.15
86
Vgl. Endres, A.: (2000), S.17

12
Abbildung 1 - Internalisierung externer Effekte
87
Ohne Berücksichtigung der externen Kosten entstehen Emissionen von x*, weil vom Emittenten
nur seine eigenen Grenzvermeidungskosten betrachtet werden. Werden die Emissionen so weit
verringert, bis die zusätzliche Reduktion teurer wird, als der Grenzschaden, der bei dieser Emissi-
onsmenge entsteht, wird ein optimales Reduktionsniveau erreicht. Dies ist im Punkt x** darge-
stellt.
88
Um eine ,,optimale Verschmutzung" der Atmosphäre zu erreichen, ist deshalb die verursachungs-
gerechte Zuordnung der durch die Treibhausgasemissionen entstehenden Kosten Vorausset-
zung
89
.
Die Politik ist gefordert, diese Voraussetzung zu schaffen. Mit dem Kyoto-Protokoll und dem EU-
Emissionshandelssystem wurden Instrumente eingeführt, die genau das erreichen sollen.
87
Vgl. Endres, A.: (2000), S.17
88
Vgl. Endres, A.: (2000), S.17
89
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 213
EUR
Emissionen
GVK
GVK...Grenzvermeidungskosten (Kosten die
entstehen, um eine zusätzliche Einheit an
Emissionen zu verringern)
GS...Grenzschaden (Schaden, der pro zusätzli-
cher Einheit an Emissionen entsteht)
GS
x*
x**

13
3. Internationale Vereinbarungen/Institutionen
3.1 Umweltkonferenzen
3.1.1 Übersicht globale Umweltpolitik
Die Umweltpolitik befasst sich nicht nur mit dem Klimaschutz. Unter Umweltpolitik kann man viel
mehr ,,die Gesamtheit politischer Bestrebungen, die die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundla-
gen des Menschen bezwecken"
90
, verstehen.
Klimaschutzpolitik und mit ihr der Treibhauseffekt wurden international erst eher spät Bestandteil
der Umweltpolitik. Die ersten umweltpolitischen Vereinbarungen befassten sich mit näher liegen-
den Problemen, wie zum Beispiel der Überfischung der Meere oder dem Schutz der Antarktis.
Spätere Vereinbarungen beschäftigten sich zum Beispiel mit dem Schutz der Ozonschicht, dem
Artenschutz, dem Schutz des Waldes, der Einschränkung von Schwefeldioxidemissionen, dem
Verbot von langlebigen organischen Schadstoffen oder eben auch dem Klimaschutz.
3.1.2 Frühe Umweltkonferenzen/Vereinbarungen
Frühe Bestrebungen im Rahmen internationaler Umweltpolitik sind der Antarktisvertrag von 1959
91
,
beziehungsweise die internationale Konvention zur Regelung des Walfangs von 1946
92
.
Der Antarktisvertrag stellt eine Vereinbarung zwischen 13 Regierungen zum gemeinsamen Schutz
der Antarktis dar. Die Konvention zur Regelung des Walfangs sollte sowohl eine Erhaltung der
Walbestände sicherstellen, als auch eine Entwicklung der Walfangindustrie ermöglichen
93
.
1972 entstand am Massachusetts Institute of Technology die Studie "Limits to Growth", die wenig
später als Buch veröffentlicht wurde und auf eine breite öffentliche Resonanz stieß.
94
95
In der vom
Club of Rome beauftragten Studie wurde mit dem Weltmodell ,,World3" simuliert, welche Ursachen
und Folgen das starke Wachstum der Bevölkerung, des Industriekapitals, der Nahrungsmittelpro-
duktion, des Rohstoffverbrauchs und der Umweltverschmutzung auf die Welt haben könnten.
96
Das
Ergebnis der Berechnungen war, dass bei anhaltender Zunahme des Wachstums im Laufe der
nächsten hundert Jahre die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde erreicht sein dürften.
Danach sollte es zu einem Einbruch mit starker Abnahme der Bevölkerungszahl und der wirtschaft-
lichen Kapazität kommen.
97
90
Vgl. Wikipedia: Umweltpolitik. http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltpolitik (2004), (27.4.2006)
91
Vgl. Antarktis-Vertrag. http://www.admin.ch/ch/d/sr/i1/0.121.de.pdf (2003), (27.4.2006)
92
Vgl. International Convention for the Regulation of Whaling.
http://www.iwcoffice.org/_documents/commission/convention.pdf (2004), (27.4.2006)
93
Vgl. International Convention for the Regulation of Whaling.
http://www.iwcoffice.org/_documents/commission/convention.pdf (2004), S.3 (27.4.2006)
94
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Grenzen des Wachstums ­ wie alles begann.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/anfaenge_46/entstehung_des_berichtes_541.htm (2005), (28.4.2006)
95
Vgl. Die große Resonanz auf die Studie "Limits to Growth" ist wahrscheinlich auch durch die Ölkrise 1973 und die
neuartige Verwendung von Computern für die Betrachtung von Zukunftsszenarien hervorgerufen worden.
96
Vgl. Meadows, D.; Meadows, D.; Randers J.: (1993), S.9
97
Vgl. Meadows, D.; Meadows, D.; Randers J.: (1993), S.10

14
Im selben Jahr fand die "United Nations Conference of the Environment" statt. Dies war die erste
UNO-Konferenz zum Thema Umwelt.
98
Bei der Konferenz zeichnete sich bereits eine Konfliktlinie
heraus, die viele kommende Umweltkonferenzen begleiten sollte. Die Auseinandersetzung zwi-
schen Industrie- und Entwicklungsländern. Während die Industrieländer vor allem für Maßnahmen
gegen die industrielle Umweltverschmutzung eintraten, waren die Entwicklungsländer in erster
Linie auf Maßnahmen zur Wohlstandsverbesserung und wirtschaftlicher Entwicklung aus. In der
verabschiedeten Deklaration wurde dafür in Punkt 4 der Kompromiss gefunden, dass in den Ent-
wicklungsländern auftretende Umweltprobleme, wie Dürren oder Überschwemmungen, durch
Wohlstandsverbesserungen beseitigt werden können
99
100
. Besonders bekannt dazu wurde der
Ausspruch von Indira Ghandi: ,,poverty is the biggest polluter."
101
Die Deklaration von Stockholm
enthält insgesamt 26, allgemein gehaltene, Prinzipien für Umwelt und Entwicklung, während der
verabschiedete Aktionsplan
102
konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz enthält. Im Anschluss an
den Gipfel von Stockholm wurde zur Koordination der internationalen Umweltschutzmaßnahmen
das UN-Umweltprogramm UNEP
103
gegründet.
1973 wurde in Washington das Washingtoner Artenschutzabkommen
104
unterzeichnet. Dieses soll
den Handel mit wildlebenden Tier- und Pflanzenarten soweit einschränken, dass deren Überleben
gesichert werden kann
105
.
1976 fand in Vancouver der erste Weltsiedlungsgipfel statt, der sich mit Problemen der Wohnungs-
versorgung und Wohnungsnot beschäftigte.
106
In Genf wurde 1979 im Rahmen der WMO die erste Weltklimakonferenz abgehalten. Bei dieser
Klimakonferenz wird erstmals der Zusammenhang zwischen Verbrennung fossiler Energieträger
beziehungsweise anhaltender Waldvernichtung und einem wahrscheinlichen, starken Ansteigen
der zukünftigen Kohlendioxidemissionen hergestellt. Weiters wird die Möglichkeit genannt, dass die
steigenden Kohlendioxidemissionen das globale Klima langfristig verändern könnten.
107
1988 fand darauf in Toronto die erste Weltklimakonferenz über Veränderungen der Atmosphäre
statt. Dabei ging es vor allem um die Ursachen und die Bekämpfung der Erderwärmung. Im
98
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: UNO-Konferenz, Stockholm, 1972.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/anfaenge_46/uno_konferenz_stockholm_1972_688.htm (2005),
(29.4.2006)
99
Vgl. United Nations Conference on the Human Environment: Declaration of the United Nations Conference on the Human
Environment. http://www.unep.org/Documents.Multilingual/default.asp?DocumentID=97&ArticleID=1503&l=en (o.J.),
(29.4.2006)
100
Vgl. Kapitel 2.8 Strategien für die Klimaänderung: Anpassung/Verhinderung
101
Vgl. Ernst-Ulrich von Weizsäcker: Referat auf der Veranstaltung ,,Lokale Agenda 21 -Zwischen Bezirk und Gesamtstadt:
nachhaltige Entwicklung in Berlin". http://www.parlament-
ber-
lin.de/enquete.nsf/96a40b09b8ffd548c1256675004b5f7a/30d37e268f0febee412567b6002be330/$FILE/weizs%C3%A4cker.
pdf (1998), S.1 (29.4.2006)
102
Vgl. United Nations Conference on the Human Environment: Action Plan for the Human Environment.
http://fletcher.tufts.edu/multi/texts/STOCKHOLM-PLAN.txt (o.J.), (29.4.2006)
103
UNEP = United Nations Environment Programme
104
Vgl. Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora.
http://www.cites.org/eng/disc/text.shtml (o.J.), (30.4.2006)
105
Vgl. Wikipedia: Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen. http://de.wikipedia.org/wiki/Washingtoner_Artenschutz-
%C3%9Cbereinkommen (2004), (30.4.2006)
106
Vgl. Wikipedia: HABITAT. http://de.wikipedia.org/wiki/HABITAT (2004), (30.4.2005)
107
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Weltklimakonferenz in Genf, 1979.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Der_Weg_von_Stockholm_nach_Rio_47/weltklimakonferenz_genf_197
9_689.htm (2005), (30.4.2006)

15
Schlusskommuniqué
108
werden in dramatischer Form die Auswirkungen der Veränderung der
Atmosphäre durch den Menschen beschrieben und zu sofortigem Handeln aufgerufen.
Im gleichen Jahr gründeten WMO und UNEP gemeinsam das Intergovernmental Panel on Climate
Change (IPCC), welches sich mit dem Risiko und den Auswirkungen eines vom Menschen verur-
sachten Klimawandels beschäftigen und Strategien dagegen bieten soll.
109
1990 wurde in Genf die zweite Weltklimakonferenz abgehalten.
110
Hier legte das IPCC seinen
ersten Sachstandsbericht vor. Dieser bot, gemeinsam mit dem Ergänzungsbericht des IPCC, die
Grundlage für die Verhandlungen zur Klimakonvention von 1992.
111
3.1.3 Die Einigungen über Ozon
Die Ozonschicht in der Stratosphäre stellt einen natürlichen Schutz vor der für den Menschen
gefährlichen ultravioletten Strahlung der Sonne dar
112
.
Das Montrealer Protokoll von 1987 zum Schutz der Ozonschicht, ist in mehrfacher Weise wichtig
für die darauf folgenden Bemühungen in der internationalen Klimaschutzpolitik. Erstens machen
die darin geregelten, die Ozonschicht abbauenden, Fluorkohlenwasserstoffe einen nicht unwesent-
lichen Anteil am anthropogen verursachten Treibhauseffekt aus
113
. Zweitens hatte das Montrealer
Protokoll Vorbildfunktion für die Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention und des Kyoto Proto-
kolls. Nützlich für zukünftige Vereinbarungen waren auch die aus dem Montrealer Protokoll ge-
wonnenen Erfahrungen.
114
Im Jahre 1985 wurde die Wiener Konvention über den Schutz der Ozonschicht
115
verabschiedet.
Die Wiener Konvention schafft mit der Gründung eines Ozon-Sekretariats (Artikel 7) und der Einbe-
rufung regelmäßiger Konferenzen der Vertragsparteien (Artikel 6) einen institutionellen Rahmen
zur Behandlung des Ozonproblems.
1987 einigte sich die Konferenz der Vertragsparteien der Wiener Konvention auf das Protokoll von
Montreal über Substanzen, welche die Ozonschicht dezimieren
116
. Dieses Protokoll regelt, nach
bestimmten Übergangsfristen, ein Phase-Out der wichtigsten Stoffe, welche die Ozonschicht
zerstören. Ausnahmen gibt es dabei für Stoffe, bei denen es keinen anderen Stoff zur Substitution
gibt.
117
Das Montrealer Protokoll war das erste weltweit anwendbare Umweltschutzprotokoll
118
. Es stellte
sich über die Jahre als sehr erfolgreich heraus. Dafür verantwortlich sind vor allem die Vereinba-
108
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Schlusskommuniqué Klimakonferenz Toronto.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/schlusskommuniqu%E9_toronto_1988_544.htm (2005), (30.4.2006)
109
Vgl. IPCC: About IPCC. http://www.ipcc.ch/about/about.htm (o.J.), (30.4.2006)
110
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Weltklimakonferenz in Genf, 1979.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Der_Weg_von_Stockholm_nach_Rio_47/weltklimakonferenz_genf_197
9_689.htm (2005), (30.4.2006)
111
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 28
112
Vgl. Wikipeda: Ozonschicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Ozonschicht (2001), (1.5.2006)
113
Vgl. Kapitel 2.6 Treibhausgase
114
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 363
115
Vgl. UNEP: The 1985 Vienna Convention for the Protection of the Ozone Layer. http://www.unep.ch/ozone/vc-text.shtml
(1997), (1.5.2006)
116
Vgl. UNEP: The 1987 Montreal Protocol on Substances that Deplete the Ozone Layer. http://www.unep.ch/ozone/mp-
text.shtml (o.J.), (1.5.2006)
117
Vgl. Wikipedia: Montreal-Protocol. http://en.wikipedia.org/wiki/Montreal_Protocol (2002), (1.5.2006)
118
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Wiener Konvention zum Schutz der Ozonschicht, 1985 / Internationale Konferenz zum
Schutz der Ozonschicht, Montreal 1987.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Der_Weg_von_Stockholm_nach_Rio_47/ozon_wien_1985montreal_19
87_970.htm (2005), (1.5.2006)

16
rung einer periodischen Überprüfung der Kontrollmaßnahmen des Vertrags in Artikel 6 und der
Abstimmungsmechanismus, welcher bestehende Kontrollmaßnahmen mit einer Zweidrittelmehrheit
verschärfen kann. Es ist also möglich, Kontrollmaßnahmen gegen den Willen anderer Mitglieder zu
verschärfen, wenn sich eine Mehrheit dafür ausspricht.
119
Solch weit reichende Vereinbarungen für das Verbot ozonzerstörender Stoffe sind natürlich auch
dadurch erleichtert worden, dass es für die meisten dieser Stoffe einen nicht ozonwirksamen
Ersatzstoff gab. Somit hielten sich die Kosten eines Phase-Out dieser Stoffe in Grenzen. Stoffe,
wie Kohlendioxid, welche hauptverantwortlich für den anthropogenen Treibhauseffekt sind, können
im Gegensatz dazu nicht einfach durch nicht treibhauswirksame Ersatzstoffe ersetzt werden.
3.1.4 Der ,,Earth Summit" in Rio
In Rio de Janeiro fand vom 3. bis zum 14. Juni 1992 der ,,Earth Summit" (UNCED
120
) statt. Die
Leitthemen dieses Gipfels waren Umwelt und nachhaltige Entwicklung. Es wurde der Grundstein
für viele zukünftige Entwicklungen bei diesem Gipfel gelegt. Dadurch hatte der Gipfel eine Auswir-
kung auf eine große Zahl zukünftiger UN-Konferenzen
121
.
Auslöser für den Gipfel von Rio war der Bericht ,,Our Common Future", der von der WCED
122
unter
der Leitung der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland verfasst
wurde (deshalb ist der Bericht auch unter dem Namen ,,Brundtland Report" geläufig). Dieser Be-
richt sollte Perspektiven für eine ,,langfristig tragfähige, umweltschonende Entwicklung im Welt-
maßstab"
123
darstellen. Dazu wurde das Konzept der "nachhaltigen Entwicklung" propagiert, wel-
ches als Alternative zu einem Entwicklungskonzept gesehen werden kann, das einfach auf einer
Maximierung des Wirtschaftswachstums beruht
124
. Nachhaltigkeit bedeutet dabei: ,,... to ensure
that it meets the need of the present without compromising the ability of future generations to meet
their own needs."
125
Nachhaltiges Wirtschaften ist notwendig aufgrund bestehender Grenzen in
Technologie, natürlichen Ressourcen und der Fähigkeit der Biosphäre, die Auswirkungen der
menschlichen Aktivitäten zu absorbieren
126
. In anderer Form ausgedrückt, beschäftigt sich das
Konzept der nachhaltigen Entwicklung mit der Bewirtschaftung knapper gesellschaftlicher Res-
sourcen, was genau dem Untersuchungsgegenstand in der Volkswirtschaftslehre entspricht.
127
Infolge des Brundtland Reports von 1987 wurde von der UN Generalversammlung die Abhaltung
der UNCED beschlossen. Das wichtigste Ergebnis der UNCED war der Beschluss der ,,Agenda
21"
128
, einem umfassenden Handlungsprogramm für Maßnahmen im Bereich der nachhaltigen
119
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 333
120
UNCED = United Nations Conference on Environment and Development
121
United Nations: UN Conference on Environment and Development (1992). http://www.un.org/geninfo/bp/enviro.html
(1997), (4.5.2006)
122
WCED = World Commission on Environment and Development
123
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Brundtland-Report 1987 ­ Unsere gemeinsame Zukunft.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Der_Weg_von_Stockholm_nach_Rio_47/brundtland_report_1987_728.
htm (2005), (4.5.2006)
124
Vgl. United Nations: UN Conference on Environment and Development (1992). http://www.un.org/geninfo/bp/enviro.html
(1997), (4.5.2006)
125
Vgl. World Commission on Environment and Development: Our Common Future:
http://www.are.admin.ch/imperia/md/content/are/nachhaltigeentwicklung/brundtland_bericht.pdf (1987), S.24 (27.4.2006)
126
Vgl. World Commission on Environment and Development: Our Common Future:
http://www.are.admin.ch/imperia/md/content/are/nachhaltigeentwicklung/brundtland_bericht.pdf (1987), S.24 (27.4.2006)
127
Vgl. Mankiw, G. N.: (1999), S.4
128
Vgl. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung: AGENDA 21.
http://www.un.org/Depts/german/conf/agenda21/agenda_21.pdf (1992), (4.5.2006)

17
Entwicklung. Für die Implementierung der ,,Agenda 21" wurden eigene Institutionen geschaffen,
von denen besonders die CSD
129
wichtig ist, welche dem UN Wirtschafts- und Sozialrat (ECO-
SOC
130
) unterstellt ist. Die Finanzierung für Maßnahmen zur Umsetzung der ,,Agenda 21" sollte
prinzipiell jedes Land selbst übernehmen, wobei man aber speziell für Entwicklungsländer eigene
Fonds zur Finanzierung schuf.
131
Weiters wurden die ,,Rio Declaration on Environment and Development" und das ,,Statement on
Forest Principles" verabschiedet. Erstere beschäftigt sich mit den Rechten und Pflichten von Staa-
ten. Das ,,Statement on Forest Principles" beschäftigt sich mit einer weltweiten, nachhaltigen Be-
wirtschaftung von Wäldern. Zusätzlich wurden auf der UNCED erstmals die Klimarahmenkonventi-
on und die Artenschutzkonvention zur Unterzeichnung auferlegt.
132
Die Klimarahmenkonvention,
welche als Grundlage für die internationale Klimaschutzpolitik gilt, wird später noch genauer be-
schrieben. Diese beiden Konventionen sind die einzigen völkerrechtlich verbindlichen Dokumente,
die auf der UNCED verabschiedet wurden. Die ,,Agenda 21", die ,,Rio Declaration on Environment
and Development" und das ,,Statement on Forest Principles" sind nur politisch verbindlich
133
und
daher eher als Absichtserklärungen zu bezeichnen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Gipfel von Rio eine große Aufbruchsstimmung
verursacht hat und seine Botschaft, nämlich dass nur eine Veränderung in den Einstellungen und
dem Verhalten der Menschen die notwendigen Veränderungen bringen kann, auf breitester Basis
entgegengenommen wurde. Weil sowohl Armut in der dritten Welt, als auch der exzessive Konsum
der Überflussgesellschaften in der ersten Welt einen Beitrag zur Umweltproblematik liefern, er-
kannten die Regierungen erstmals die Notwendigkeit, internationale Pläne und Richtlinien zu
schaffen die sicherstellen sollten, dass alle ökonomischen Entscheidungen den Umweltaspekt voll
in Betracht ziehen.
134
3.1.5 Die Umweltkonferenzen/Vereinbarungen nach Rio
Im Prozess der Umsetzung der Agenda 21, erfolgte nach der Konferenz von Rio auf die zuerst
vorhandene Euphorie bald Ernüchterung. Es fand jeweils im Abstand von fünf Jahren ein Review
statt, welches den gegenwärtigen Stand der Umsetzung der Rio-Vereinbarungen durchleuchten
sollte. So musste man bei der Konferenz Rio +5, die im Juni 1997 im Rahmen einer UN-
Sondergeneralversammlung in New York stattfand erkennen, dass sich die Situation der Umwelt
im Wesentlichen seit dem Rio-Gipfel weiter verschlechtert hat
135
. Besonders der Trend zur Globali-
sierung stellte seither die Welt vor große Herausforderungen
136
. Man betonte in der verabschiede-
129
CSD = Committee on Sustainable Development
130
ECOSOC = Economic and Social Council
131
Vgl. United Nations: UN Conference on Environment and Development (1992). http://www.un.org/geninfo/bp/enviro.html
(1997), (4.5.2006)
132
Vgl. United Nations: UN Conference on Environment and Development (1992). http://www.un.org/geninfo/bp/enviro.html
(1997), (4.5.2006)
133
Vgl. Bundesamt für Raumentwicklung: 1992: UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, Rio de Janeiro.
http://www.are.admin.ch/are/de/nachhaltig/international_uno/unterseite02331/index.html (2006), (4.5.2006)
134
Vgl. Fischer, W.: (1992), S.57
135
Vgl. United Nations: Programme for the Further Implementation of Agenda 21 (Artikel I/4).
http://www.un.org/documents/ga/res/spec/aress19-2.htm (1997), (7.5.2006)
136
Vgl. United Nations: Programme for the Further Implementation of Agenda 21 (Artikel II/7).
http://www.un.org/documents/ga/res/spec/aress19-2.htm (1997), (7.5.2006)

18
ten Deklaration zwar weiterhin die Unterstützung für die Agenda 21
137
und vereinbarte eine neue
Überprüfungskonferenz für 2002
138
, jedoch gab es weiters bei der Rio +5 Konferenz kaum konkrete
Verpflichtungen für zu ergreifende Maßnahmen
139
.
Im Jahr 2002 folgte die Konferenz Rio +10 in Johannesburg (WSSD
140
). Auch diese war wenig
erfolgreich und ließ ebenso einen rechtsverbindlichen Plan mit konkreten Zielen vermissen
141
.
Alles in allem präsentiert sich die Agenda 21 heute als eine wenig bindende Absichtserklärung,
derer es zur Durchsetzung an rechtsverbindlichen Zielen fehlt.
Im Rahmen der UN-Generalversammlung im Jahr 2000 wurden die ,,Milleniumziele" (MDG
142
)
beschlossen. Diese beinhalten grob formulierte Ziele, die bis ins Jahr 2015 erreicht werden sollen.
Die Ziele ähneln teilweise der Agenda 21. Ebenso bleiben die MDGs genauso unverbindlich und
,,zahnlos", wie die Agenda 21.
143
Neben den Folgekonferenzen von Rio fand seit 1992 eine große Anzahl an Konferenzen zu den
unterschiedlichsten Themen statt, wobei hier jedoch nur wichtige Ereignisse erwähnt werden, die
auch zu rechtsverbindlichen Ergebnissen führten.
Die wichtigste rechtsverbindliche, internationale Vereinbarung für diese Diplomarbeit ist das Kyoto-
Protokoll, welches von der Konferenz der Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention 1997
beschlossen wurde.
Weiters wurde in Oslo 1994 von 32 europäischen Staaten und Kanada beschlossen, die Schwefel-
dioxidemissionen bis 2010 um bis zu 80 Prozent gegenüber 1980 zu verringern
144
. Schwefeldioxid
verursacht saure Niederschläge. Schwefeldioxidemissionen sind deshalb ein zwischenstaatlich zu
regelndes Problem, weil die Emissionen, bedingt durch hohe Schornsteine und Luftströmungen,
nicht unbedingt da niedergehen, wo sie entstehen
145
. Somit verursacht der Emittent einen externen
Effekt beim Immitenten.
Im Montreal wurde im Jahr 2000 das Cartagena-Protokoll verabschiedet. Dieses regelt Verfahren
im Bereich der sicheren Weitergabe, Handhabung und Verwendung der durch die Biotechnologie
hervorgebrachten lebenden, modifizierten Mechanismen
146
.
In Stockholm wurde 2001 eine Konferenz zum Verbot von langlebigen organischen Schadstoffen
(POP
147
) abgehalten. Man vereinbarte die Verwendung von 12 POPs einzuschränken bezie-
137
Vgl. United Nations: Programme for the Further Implementation of Agenda 21 (Artikel I/5).
http://www.un.org/documents/ga/res/spec/aress19-2.htm (1997), (7.5.2006)
138
Vgl. United Nations: Programme for the Further Implementation of Agenda 21 (Artikel I/6).
http://www.un.org/documents/ga/res/spec/aress19-2.htm (1997), (7.5.2006)
139
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Earth Summit +5 (Erdgipfel fünf Jahre nach Rio) New York 1997.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Von_Rio_nach_Johannesburg_49/erdgipfel_rio_5_new_york_1997_561
.htm (o.J.), (7.5.2006)
140
WSSD = World Summit on Sustainable Development
141
Vgl. Heinrich Böll Foundation: What are the outcomes of the World Summit?.
http://www.worldsummit2002.org/index.htm?http://www.worldsummit2002.org/guide/wssdoutcome.htm (2003), (7.5.2006)
142
MDG = Millenium Development Goals
143
Vgl. Wikipedia: Millenium-Gipfel. http://de.wikipedia.org/wiki/Millennium-Gipfel (2005), (7.5.2006)
144
Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Umweltkonferenz, Oslo 1994.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_10/Von_Rio_nach_Johannesburg_49/umweltkonferenz_oslo_1994_553.ht
m (2005), (7.5.2006)
145
Wissen.de/Bildung: Saurer Regen.
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/frage_der_woche/special_fragen_tickle/index,page=1232384.h
tml (o.J.), (7.5.2006)
146
Vgl. Secretariat of the Convention on Biological Diversity: Cartagena Protocol on Biosafety to the Convention on Biologi-
cal Diversity (Artikel 1). http://www.unep.ch/biosafety/development/devdocuments/cartagena-protocol-en.pdf (2000),
(7.5.2006)
147
POP = Persistant Organic Pollutants

19
hungsweise zu verbieten. Ein bekannter Vertreter der betroffenen Stoffe ist zum Beispiel das
Pflanzenschutzmittel DDT.
148
3.2 Wichtige
Institutionen
3.2.1 United Nations Environment Programme (UNEP)
Die Vereinten Nationen hatten bei ihrer Gründung 1945 noch keinen Umweltbezug. Naturgemäß
war zu dieser Zeit die Bewahrung der Menschheit ,,vor der Geißel des Krieges"
149
das wichtigste
Thema. Die Vereinten Nationen sollten jedoch auch ,,internationale Zusammenarbeit herbeiführen,
um internationale Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen"
150
.
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen wurde am 15. Dezember 1972 in Folge der Konfe-
renz von Stockholm gegründet.
Es ist, als Unterorgan der UN-Generalversammlung
151
, über ein ,,Governing Council" mit der UN
verbunden. Das ,,Governing Council" erstattet der UN-Generalversammlung durch den Wirtschafts-
und Sozialrat Bericht.
152
Das UNEP sieht sich selbst als ,,Stimme der Umwelt"
153
innerhalb der
Vereinten Nationen.
Die Aufgabenbereiche des UNEP sind vor allem auf die Unerstützung anderer Organisationen
ausgerichtet. Hier laufen die Fäden internationaler Aktivitäten im Umweltbereich zusammen. Das
Sekretariat des UNEP soll dabei bestehende Umweltprogramme koordinieren, beziehungsweise
neue Programme ausarbeiten. Im UNEP sind zum Beispiel das Ozonsekretariat, sowie das Sekre-
tariat zum Washingtoner Artenschutzabkommen beheimatet. Weiters hat das UNEP die Aufgabe,
die internationale Zusammenarbeit zu fördern sowie Regierungen auf nationaler Ebene im Um-
weltbereich zu unterstützen. Die Grundvoraussetzung für viele dieser Aktivitäten ist, dass beste-
hende Umweltprobleme im Auge behalten, sowie auf neue Gefahren aufmerksam gemacht wird.
Dazu betreibt das UNEP engen Kontakt zur Wissenschaft.
154
Die Finanzierung des UNEP geschieht durch einen freiwilligen Fonds, der 1973 gegründet wur-
de
155
. Die Beiträge zu diesem Fonds betrugen 59,2 Millionen US-Dollar im Jahre 2004 und sind
seit 2000 um 44 Prozent gestiegen
156
.
148
Vgl. Wikipedia: Stockholmer Konvention. http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholmer_Konvention (2004), (7.5.2006)
149
Vgl. United Nations: Charta der Vereinten Nationen (Präambel). http://www.runic-europe.org/german/charta/charta.htm
(o.J.), (17.5.2006)
150
Vgl. United Nations: Charta der Vereinten Nationen (Artikel 1.3). http://www.runic-europe.org/german/charta/charta.htm
(o.J.), (17.5.2006)
151
Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Umweltprogramm der Vereinten Nationen.
http://www.bmz.de/de/wege/multilaterale_ez/akteure/uno/unep/index.html (o.J.), (17.5.2006)
152
Vgl. United Nations: 2997 (XXVII) Institutional and financial arrangements for international environmental co-operation
(Artikel I-3). http://daccessdds.un.org/doc/RESOLUTION/GEN/NR0/270/27/IMG/NR027027.pdf?OpenElement (o.J.),
(17.5.2006)
153
Vgl. UNEP: About UNEP.
http://www.unep.org/Documents.Multilingual/Default.asp?DocumentID=43&ArticleID=3301&l=en (o.J.), (17.5.2006)
154
Vgl. UNEP: Environment for Development. http://www.unep.org/documents/About-unep-booklet.pdf (o.J.), (17.5.2006)
155
Vgl. United Nations: 2997 (XXVII) Institutional and financial arrangements for international environmental co-operation
(Artikel III). http://daccessdds.un.org/doc/RESOLUTION/GEN/NR0/270/27/IMG/NR027027.pdf?OpenElement (o.J.),
(17.5.2006)
156
Vgl. UNEP: UNEP Funding in 2005. http://www.unep.org/AnnualReport/2005/Annual_Report18_Annexes.pdf (o.J.),
(17.5.2006)

20
3.2.2 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
Das IPCC wurde 1988 gemeinsam von UNEP und WMO gegründet. Seine Aufgabe ist es, eine
objektive Einschätzung zum Klimawandel abzugeben. Das IPCC betreibt dazu selbst keine For-
schung. Die Einschätzungen basieren hauptsächlich auf von Experten begutachteter, veröffentlich-
ter Literatur zum betreffenden Thema.
157
Der Aufbau des IPCC besteht aus drei Arbeitsgruppen. Die erste Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit
der Wissenschaft vom Klimawandel, die zweite Gruppe mit den Folgen und der Bekämpfung des
Klimawandels und die dritte Gruppe mit der wirtschaftlichen und der gesellschaftlichen Dimension
des Klimawandels.
Das IPCC erstellt so genannte Sachstandsberichte (,,Assessment Reports") zum Klimawandel.
Bisher sind drei solcher Berichte entstanden ­ 1990, 1995 und 2001
158
. Ein Sachstandsbericht
setzt sich aus den Teilen der jeweiligen Arbeitsgruppen zusammen. Er entsteht folgenderma-
ßen
159
: Die Mitgliedsländer des IPCC benennen potentielle Autoren (,,Lead Authors") für den Be-
richt. Die Autoren werden vom jeweiligen Büro der Arbeitsgruppe ausgewählt, wobei diese aus
möglichst heterogenen Umfeldern kommen sollten. Diese Autoren erstellen einen ersten Entwurf
auf Basis der oben genannten Literatur. Der fertige Entwurf wird anschließend zuerst von Experten
der Arbeitsgruppe und anschließend von Regierungen und anderen Experten begutachtet. Die
Kommentare dieser beiden Gruppen werden in den Entwurf eingearbeitet, welcher dann durch die
Zustimmung der jeweiligen Arbeitsgruppen zum endgültigen Bericht führt. Zusätzlich werden eine
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (,,SPM") und ein Synthesebericht (,,SYR"),
welcher eine politikbezogene Synthese aus allen bisherigen Sachstandsberichten bietet, veröffent-
licht. SPM und SYR müssen von den Arbeitsgruppen und der Vollversammlung des IPCC ange-
nommen und Zeile für Zeile genehmigt werden. Deshalb stehen SPM und SYR unter einem stärke-
ren politischen Einfluss, als der eigentliche Sachstandsbericht
160
.
Nichtsdestotrotz werden die Berichte des IPCC, wohl auch durch die internationale Beteiligung,
weitgehend respektiert und als Basis für politische Entscheidungen im Rahmen des Klimaschutzes
herangezogen. So bot der 1. Sachstandsbericht die Basis für die Erstellung der Klimarahmenkon-
vention, während der 2. Sachstandsbericht als wissenschaftlicher Ausgangspunkt für den Kyoto-
Prozess diente
161
.
Die Finanzierung des IPCC geschieht über den IPCC Trust Fonds, welcher von WMO und UNEP
gegründet wurde
162
. Von 1988 bis 2005 wurden in den Fonds 81,3 Millionen Schweizer Franken
eingezahlt
163
.
157
Vgl. IPCC: About IPCC. http://www.ipcc.ch/about/about.htm (o.J.), (30.4.2006)
158
Vgl. IPCC: About IPCC. http://www.ipcc.ch/about/about.htm (o.J.), (30.4.2006)
159
Vgl. IPCC: Principles Governing IPCC Work ­ Appendix A. http://www.ipcc.ch/about/app-a.pdf (2003), (18.5.2006)
160
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 28
161
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S. 28
162
Vgl. IPCC: Principles Governing IPCC Work ­ Appendix B. http://www.ipcc.ch/about/app-b.pdf (2003), (18.5.2006)
163
Vgl. IPCC: IPCC Programme and Budget for 2006 to 2009. http://www.ipcc.ch/meet/session25/doc3.pdf (2006),
(18.5.2006)

21
3.2.3 United Nations Framework Convention on Climate Change
(UNFCCC)
Die UNFCCC ("Klimarahmenkonvention") wurde am 9. Mai 1992 in New York verabschiedet und
beim Weltgipfel von Rio im Juni 1992 zur Unterschrift aufgelegt. Sie trat schließlich am 21. März
1994 in Kraft.
164
Dafür war eine Ratifikation durch mindestens fünfzig Staaten erforderlich
165
. Bis
Mai 2004 hatten 189 Staaten die Konvention ratifiziert
166
.
Das in Artikel 2 genannte Ziel der Klimarahmenkonvention ist ,,die Stabilisierung der Treibhausgas-
konzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche
anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird." Eine Klimaänderung soll zudem so
erfolgen, dass sich Ökosysteme anpassen können und die Nahrungsversorgung beziehungsweise
die wirtschaftliche Entwicklung nicht bedroht werden.
167
Diese Formulierung ist deshalb so vage,
weil die Wissenschaft bisher nicht in der Lage war, das komplexe System des Weltklimas vollstän-
dig zu verstehen und mit letzter Sicherheit zu sagen, wie stark sich eine Erhöhung der Treibhaus-
gaskonzentration auf das Klima auswirkt. Im Hinblick auf diese ,,Unbekannten" wurde die Klima-
rahmenkonvention in erster Linie als Basis für zukünftige Maßnahmen verabschiedet.
Die Konvention enthält jedoch in Artikel 4 auch Verpflichtungen für ihre Vertragsparteien. So müs-
sen diese nationale Verzeichnisse erstellen, in denen Quellen und Senken von Treibhausgasen
niedergeschrieben sind. Bestimmte, entwickelte Länder die in Anlage I der Konvention aufgeführt
sind, gehen zusätzliche Verpflichtungen ein. Sie sollen ihre Treibhausgaskonzentrationen auf das
Niveau von 1990 senken.
168
Die Konvention erkennt, dass die Hauptverantwortung für die anthro-
pogenen Treibhausgasemissionen bei den entwickelten Ländern liegt und bürdet diesen somit
auch mehr Verpflichtungen auf, als den Entwicklungsländern.
Das wichtigste Ergebnis der Klimarahmenkonvention ist jedoch die Schaffung von Institutionen,
welche die internationalen Maßnahmen zum Klimaschutz koordinieren sollen. Diese sind in Artikel
7 bis 10 der Konvention geregelt.
169
Als oberstes Gremium dient dabei die Konferenz der Vertrags-
parteien (COP). Diese tritt in regelmäßigen Abständen (jährlich) zusammen. Weiters wurde ein
Sekretariat, das Nebenorgan für wissenschaftliche und technologische Beratung sowie das Ne-
benorgan für die Durchführung des Übereinkommens gegründet.
Die Programme der Klimarahmenkonvention werden vor allem von der GEF
170
finanziert
171
. Die
GEF ist eine von der Weltbank, sowie vom Umwelt- und Entwicklungsprogramm der UNO getrage-
ne Organisation, die Projekte zum internationalen Umweltschutz unterstützt.
172
164
Vgl. UNFCCC: Status of Ratification.
http://unfccc.int/essential_background/convention/status_of_ratification/items/2631.php (o.J.), (19.5.2006)
165
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S. 23 (19.5.2006)
166
Vgl. UNFCCC: United Nations Framework Convention on Climate Change ­ Status of Ratification.
http://unfccc.int/files/essential_background/convention/status_of_ratification/application/pdf/ratlist.pdf (2004), S.7
(19.5.2006)
167
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S. 5 (19.5.2006)
168
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S. 7ff (19.5.2006)
169
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S. 12ff (19.5.2006)
170
GEF = Global Environment Facility
171
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.73
172
Vgl GEF: What is the GEF?. http://www.thegef.org/What_is_the_GEF/what_is_the_gef.html (o.J.), (27.5.2006)

22
3.3 Mühsame internationale Verhandlungen
Internationale Vereinbarungen beziehungsweise internationale Institutionen haben einen schweren
Stand. Beim Durchlesen der Beschlüsse zu den in diesem Kapitel besprochenen Themen, über-
wiegt unweigerlich der Eindruck, dass diese zwar hehre Ziele verfolgen, jedoch konkrete Verpflich-
tungen oft vermissen lassen.
Bereits die Charta der Vereinten Nationen war an wichtigen Stellen flexibel gehalten worden. Dies
sollte dazu führen, dass möglichst viele Länder beitreten.
173
Der Völkerbund, der Vorgänger der
UN, war nicht zuletzt deshalb erfolglos, weil ihm nie alle wichtigen Länder beitraten
174
. Warum sind
internationale Verhandlungen so schwierig?
Staaten tun sich sehr schwer Kompetenzen an eine internationale Vereinigung abzugeben. Es wird
häufig nicht nach dem Subsidiaritätsprinzip gehandelt, nach welchem Probleme auf jener Ebene
behandelt werden sollten, wo sie am besten gelöst werden können. Meist widerstrebt es Staaten
einfach, die Entscheidungsmacht in bestimmten Themen aus der Hand zu geben.
Zusätzlich besteht das Problem, dass internationale Vereinbarungen meist nur sehr schwer geän-
dert werden können. So würde eine Änderung der Charta der Vereinten Nationen, wie zum Bei-
spiel die Aufnahme neuer ständiger Mitglieder in den Sicherheitsrat, die Zustimmung der UN-
Generalversammlung mit Zweidrittelmehrheit und die Zustimmung aller permanenten Mitglieder
des Sicherheitsrates erfordern
175
. Änderungen an der Klimarahmenkonvention
176
und am Kyoto-
Protokoll
177
bedürften sogar einer Dreiviertelmehrheit.
Ebenfalls behindern international sehr unterschiedliche Ziel- und Wertvorstellungen das Zustande-
kommen von Einigungen.
,,Du bekommst hier nie, was du willst, und was du bekommst, bekommst du zu spät
178
", beschreibt
Gunter Pleuger, deutscher UNO Botschafter in New York, die Probleme bei der Entscheidungsfin-
dung in den Vereinten Nationen.
Das Problem der internationalen Vereinbarungen lässt sich gut mit der ,,Generalized Economic
Theory of Constitutions" beschreiben. In unten stehender Grafik hängen die gesamten Kosten für
einen Beschluss von zwei Bereichen ab. Die erwarteten externen Kosten entstehen einem Indivi-
duum dadurch, dass eine Mehrheit gegen dessen Willen entscheidet. Diese Kurve wird umso
steiler, je höher die Kosten für das Individuum ausfallen. Der zweite Bereich, die erwarteten Ent-
scheidungsfindungskosten, beschreiben jene Kosten, die für das Erreichen einer Verhandlungslö-
sung erforderlich sind. Je mehr Individuen für eine Einigung zustimmen müssen, desto schwieriger
wird es, ein Verhandlungsergebnis zu erreichen. Nahe der Einstimmigkeit im Punkt N steigen die
Kosten nochmals überproportional an, weil ab dort auch Individuen in eine Lösung miteinbezogen
werden müssen, die sehr unterschiedliche Positionen zu den anderen Entscheidungspartnern
vertreten.
173
Vgl. Wikipedia: Vereinte Nationen. http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinte_Nationen (2002), (20.5.2006)
174
Vgl. Wikipedia: Völkerbund. http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerbund (2003), (20.5.2006)
175
Vgl. United Nations: Charta der Vereinten Nationen (Artikel 109). http://www.runic-europe.org/german/charta/charta.htm
(o.J.), (17.5.2006)
176
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S. 20 (19.5.2006)
177
Vgl. Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/kpger.pdf (1997), S.27 (17.4.2006)
178
Vgl Brinkbäumer, K.; Mascolo, G.: (2005), S.190

23
Abbildung 2 - Kosten aus Beschlüssen
179
Betrachtet man nun den Einigungsprozess bei vielen internationalen Vereinbarungen, so wird sich
dieser in der Grafik irgendwo zwischen den Punkten K und N einordnen. Durch die hoch angesetz-
ten Mehrheitsregeln entstehen beträchtliche Entscheidungsfindungskosten. Eine getroffene Ver-
einbarung muss den Präferenzen möglichst vieler Staaten entsprechen und bleibt deshalb unge-
nau und wenig konkret. Deshalb gibt es auch wenige Maßnahmen, welche gegen den Willen der
Vertragsparteien erfolgen können. Die externen Kosten bleiben niedrig. Auch beim im nächsten
Kapitel behandelten Kyoto-Protokoll waren sehr viele verschiedene Parteien an der
Entscheidungsfindung beteiligt, was die Verhandlungen sehr kompliziert gestaltete.
179
Vgl. Buchanan, James M.; Gordon Tullock: The Calculus of Consent: Logical Foundations of Constitutional Democracy.
http://www.econlib.org/library/Buchanan/buchCv3c6.html#Ch.%206,%20A%20Generalized%20Economic%20Theory%20of
%20Constitutions (2001), (20.5.2006)
Anzahl der für
eine Einigung
benötigter
Individuen
erwartete
externe
Kosten
0 N
Gesamte Kosten
K
erwartete externe Kosten ... Kosten, die
entstehen, wenn die Entscheidung
gegen den Willen von Individuen erfolgt
erwartete Entscheidungsfindungskosten
... Kosten, die für das Erreichen einer
Entscheidung entstehen
Gesamte Kosten =
erwartete externe
Kosten
+
erwartete Entscheidungsfin-
dungskosten
K ... Abstimmungsmehrheit mit den
geringsten erwarteten Kosten
N ... Punkt auf der Abszisse, wo alle
Individuen der Entscheidung zustimmen
(Einstimmigkeit)
erwartete
Entscheidungs-
findungskosten
Erwartete
Kosten

24
4. Kyoto-Protokoll
4.1 Von der Klimarahmenkonvention zum Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll wurde am 11. Dezember 1997 beschlossen. Es waren daran 158 Vertrags-, 7
Beobachterstaaten, sowie zahlreiche Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, internationalen
Organisationen und Medien vertreten.
180
Ausgangspunkt für den Kyoto Prozess ist die im vorigen Kapitel besprochene Klimarahmenkonven-
tion, welche die Grundlage internationaler Klimapolitik darstellt. Da die Klimarahmenkonvention vor
allem versuchte, möglichst viele Staaten für den Klimaschutz mit ins Boot zu holen, blieben die
Verpflichtungen darin eher ungenau. Das darin formulierte Ziel für die Industrieländer ,,einzeln oder
gemeinsam die anthropogenen Emissionen von Kohlendioxid und anderen ... Treibhausgasen auf
das Niveau von 1990 zurückzuführen"
181
war zu wenig verbindlich, um tatsächlich eine Verminde-
rung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Auf der ersten Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (COP 1) in Berlin 1995
wurde das Berliner Mandat über Verhandlungen zu einer Verschärfung der Klimaschutzvereinba-
rungen verabschiedet. Diese sollten im Rahmen der eigens dafür geschaffenen ad hoc Gruppe
Berliner Mandat (AGBM) durchgeführt werden.
182
Die Gespräche waren bis 1997 anberaumt,
sodass auf der COP 3 ein Ergebnis angenommen werden konnte
183
. Die Verhandlungen im Rah-
men der AGBM waren jedoch äußerst schwierig, weil die Positionen der einzelnen Staaten teilwei-
se sehr weit auseinander lagen. So wollte die EU eine Reduktion der Emissionen vor allem durch
die Einführung von Politiken und Maßnahmen
184
erreichen. Die USA setzten sich hingegen mehr
für flexible Instrumente, wie zum Beispiel den Emissionshandel oder Joint Implementation ein.
185
Die USA versuchten zusätzlich immer wieder die Entwicklungsländer für verbindliche Emissionsre-
duktionen ins Boot zu holen, obwohl dies ausdrücklich vom Berliner Mandat ausgeschlossen
wurde
186
. Ebenfalls war zu Beginn noch nicht klar, in welcher Form eine Verschärfung der Klima-
schutzverpflichtungen verabschiedet werden sollte. Zur Debatte standen eine völkerrechtlich nicht
bindende Erklärung durch die COP, eine Verschärfung der Klimarahmenkonvention, die von einer
Dreiviertelmehrheit der Vertragsparteien akzeptiert werden muss, oder der Beschluss eines Proto-
kolls zur Klimarahmenkonvention, welches erst nach Ratifikation durch den jeweiligen Staat für
diesen verbindlich wird.
187
1996, zur COP 3 in Genf konnte man sich zumindest darauf einigen, dass der 2. Sachstandsbe-
richt des IPCC, welcher ,,einen erkennbaren menschlichen Einfluss auf das Klima nahe legt"
188
, die
180
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.115
181
Vgl. UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf (1992), S.8 (19.5.2006)
182
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S. 248
183
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.81
184
PAM = policies and measures (z.B. Steuern)
185
Vgl. Luhmann, Hans-Jochen; Wellhöfer, Ullrich: Policies and measures im Vorfeld von Kyoto.
http://www.wupperinst.org/wuppertal-bulletin/archiv-ausgaben96-97/WBd/WBd_3_97/JLUW_PV_3.htm (1997), (27.5.2006)
186
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.81
187
Vgl. Borsch, P.; Hake, J.: (1998), S.274f
188
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.84

25
wissenschaftliche Grundlage für die weiteren Verhandlungen bilden soll.
189
Die AGBM konnte bis
zur COP 3 zumindest Übereinstimmung in allgemeinen Themen, wie zum Beispiel bei institutionel-
len Fragen oder der Vorgangsweise zur Beilegung von Streitfragen, erreichen. Ebenso konnte bei
anderen Angelegenheiten die Vielzahl der Optionen für eine endgültige Entscheidung eingegrenzt
werden. Die ,,großen Brocken" konnten jedoch nicht beseitigt werden und mussten auf der COP 3
beziehungsweise auf einer der Folgekonferenzen ausverhandelt werden.
190
Einen empfindlichen Rückschlag beim Finden einer Lösung zum Klimaproblem gab es am 12. Juli
1997. An diesem Datum wurde vom US-Senat einstimmig die Byrd-Hagel Resolution verabschie-
det, welche einen Beitritt der USA zu einem verbindlichen Klimaschutzabkommen davon abhängig
macht, dass dieses ebenfalls verbindliche Ziele für Entwicklungsländer festlegt.
191
192
Da dies vom
Berliner Mandat ausdrücklich ausgeschlossen wurde, war zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine
Vereinbarung auf der COP 3 wohl nicht von den USA ratifiziert werden würde.
4.2 Akteure/Interessensgruppen
Wie schon erwähnt, gibt es beim Klimaschutz in den Positionen der Staaten große Unterschiede.
Länder mit gemeinsamen Interessen schließen sich zu Interessensgruppen zusammen, um durch
gemeinsames Agieren ein größeres Gewicht in den Verhandlungen zu erreichen. Parallel dazu
sind auch nicht-staatliche Interessensgruppen zu berücksichtigen, die oft indirekt Einfluss auf
Verhandlungen nehmen. Im Folgenden werden die einzelnen Gruppen kurz vorgestellt.
4.2.1 Europäische Union (EU)
Die EU vertrat bei vielen Verhandlungen zum Klimaschutz bisher eine Führungsrolle. Die Länder
der EU sind schon deshalb an einer Reduktion des Energieverbrauchs und einer damit einherge-
henden Emissionssenkung interessiert, weil sie insgesamt nur etwas mehr als die Hälfte ihres
Energiebedarfs durch Eigenproduktion abdecken
193
. Dies macht die EU abhängig von energieex-
portierenden Ländern, wie in letzter Zeit Auseinandersetzungen um Erdgaslieferungen aus Russ-
land
194
zeigen.
Weiters sind in vielen Parlamenten der EU grüne Parteien vertreten
195
, bei denen das Thema
Umwelt traditionell stark verankert ist.
Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass es für die EU oft schwierig ist, zu einer gemeinsamen
Position zu gelangen, da oft die Interessen der einzelnen Länder stark abweichen. Dies führt bei
Verhandlungen oft nur zu einem behäbigen Reagieren der EU, weil sie mögliche Positionen zuerst
intern abstimmen muss
196
.
189
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.87
190
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.92
191
Vgl. National Center for public policy research: Byrd-Hagel Resolution. http://www.nationalcenter.org/KyotoSenate.html
(1997), (27.5.2006)
192
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.107
193
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.42
194
Vgl. Konflikt im Jänner 2006 über Drosselung russischer Gaslieferungen; Mai 2006 EU/Russlandgipfel in Sotschi
195
Vgl. Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.43
196
,,Die EU kreist um sich selbst" - Oberthür, S.; Ott, H. E.: (1999), S.344

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836602280
DOI
10.3239/9783836602280
Dateigröße
919 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – Fakultät für Betriebswirtschaft, Strategisches Management
Erscheinungsdatum
2007 (März)
Note
1,0
Schlagworte
europäische union umweltzertifikathandel auswirkung unternehmen emissionshandel klimawandel globale erwärmung emissionszertifikat klimaschutz
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