Lade Inhalt...

Schuldenmanagement der öffentlichen Hand

Eine theoretische und empirische Studie

©2005 Masterarbeit 80 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Nachdem der Schuldenberg der Eidgenossenschaft im Jahr 1980 noch knapp 32 Mrd. Franken betrug, stieg dieser bis 2004 auf über 126 Mrd. an; aber auch die jährlichen Zinszahlungen wuchsen von gut einer Milliarde (1980) auf ein Rekordhoch von 3.7 Mrd. im Jahr 2002. Das bedeutet, dass täglich mehr als 10 Mio. Franken für Zinszahlungen aufgewendet werden mussten.
Das Ausmaß dieser Zahlen macht klar, dass ein Schuldenmanagement nötig ist, wenn der Staat langfristig überleben will. Gleichzeitig zeigen die aktuellen Sparvorhaben und neuen Abbaupläne des Bundes, welche immer wieder in die Schlagzeilen der Medien gelangen, dass die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastruktur nicht ad infinitum möglich ist. Einerseits sollte Bewusstheit herrschen, wie viele Schulden der Staat verkraften kann, andererseits sollte die vorhandene Schuld möglichst günstig bewirtschaftet werden.
Gang der Untersuchung:
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, aufzuzeigen, wie das Debt Management durchgeführt werden sollte, damit das Verschuldungsrisiko klein ist und auch die entstehenden Finanzierungskosten möglichst gering ausfallen.
In Kapitel 2 werden dazu zuerst Basiskonzepte erläutert, die für das weitere Verständnis nötig sind, und anschliessend verschiedene neuere und ältere Beiträge der Fachliteratur vorgestellt, welche sich mit der Ausrichtung des Schuldenmanagements befassen.
Kapitel 3 befasst sich mit der politischen Umsetzung der besprochenen Zielsetzungen und der Frage, ob es eine Obergrenze der Verschuldung gibt.
Eine Analyse der Entwicklung der schweizerischen Schuld und des Schuldenmanagements folgt in Kapitel 4: Wichtige Kennzahlen werden in den internationalen Vergleich gestellt; das auf den ersten Blick erschreckende Ausmass wird dadurch sehr relativiert. Da in der Schweiz die Anleihen zudem bis zu 92% der mittel- und langfristigen Verschuldung ausmachen, wurden auch sämtliche ausstehenden Bonds in den Jahren 1980 - 2004 untersucht und auf jährlicher Basis die durchschnittliche Restlaufzeit des eidgenössischen Anleihenportfeuilles berechnet.
Dass diese Maturity stark vom Verlauf der Zinsstrukturkurve abhängt, bestätigt sowohl die grafische Betrachtung als auch die statistische Auswertung der Zahlen in Form einer Regression.


Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis3
Tabellenverzeichnis3
1.Einleitung4
1.1Übersicht4
1.2Entstehung von öffentlichen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Felix Schafroth
Schuldenmanagement der öffentlichen Hand
Eine theoretische und empirische Studie
ISBN: 978-3-8366-0163-4
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität Bern, Bern, Schweiz, MA-Thesis / Master, 2005
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

1
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... 3
Tabellenverzeichnis ... 3
1 Einleitung ... 5
1.1
Übersicht ... 5
1.2
Entstehung von öffentlichen Schulden ... 6
2
Theorie des Schuldenmanagements ... 9
2.1
Einführung... 9
2.1.1
Konzept und Definition ... 9
2.1.2
Ziele des Schuldenmanagements ... 10
2.2
Öffentliche Schulden ... 12
2.2.1
Häufige Schuldeninstrumente ... 12
2.2.2
Verschuldung in der Schweiz ... 14
2.3
Durchschnittliche Restlaufzeit und Duration... 15
2.4
Die Zinsstrukturkurve ... 17
2.4.1
Verlauf der Zinsstrukturkurve ... 17
2.4.2
Prognose der Zinsstrukturkurve ... 18
2.5
Ricardo-Barro Äquivalenztheorem ... 19
2.5.1
David Ricardos Überlegungen ... 19
2.5.2
Einfaches Partialmodell... 20
2.5.3
Altruismus mit Staatsschuld ... 22
2.5.4
Kritik am Äquivalenztheorem... 24
2.6
Stabilitätspolitischer Ansatz... 26
2.6.1
Wichtige Transmissionsmechanismen ... 26
2.6.2
Optimale Aufteilung der Staatsschuld ... 27
2.7
Fiskalpolitischer Ansatz... 30
2.7.1
Einführung... 30
2.7.2
Zins-Spar-Modell... 30
2.7.3
Modell der fiskalen Stabilisierung... 31
2.8
Neutralitätsansatz... 34

2
3
Politische Umsetzung ... 37
3.1
Übersicht ... 37
3.2
Risikominimierung des Budgets ... 37
3.2.1
Outputindexierung als beste Lösung... 37
3.2.2
Preisindexierung und Nominal Debt... 39
3.2.3
Refinanzierungsrisiko... 41
3.3
Kostenminimierung der Schulden... 42
3.3.1
Reduktion der Zinsausgaben ... 42
3.3.2
Inflation und die Glaubwürdigkeit der Regierung... 43
3.3.3
Kreditkosten und Liquidität... 45
3.4
Obergrenze der Verschuldung ... 46
3.5
Fazit: Die beste Verschuldungsform... 49
4 Schuldenmanagement
in der Schweiz ... 51
4.1
Übersicht ... 51
4.2
Verantwortlichkeit und Organisation... 51
4.3
Analyse der Staatsschulden... 53
4.3.1
Entwicklung der Gesamtschulden ... 53
4.3.2
Entwicklung der Verschuldungskosten... 56
4.4
Schuldenmanagement durch die Bundestresorerie ... 57
4.4.1
Unabhängigkeit der Tresorerie... 58
4.4.2
Verwendete Verschuldungsinstrumente und Couponsätze... 58
4.4.3
Verschuldung mittels Anleihen im Vergleich ... 61
4.4.4
Derivative Instrumente ... 65
4.5
Restlaufzeit und Zinsverlauf ... 67
5
Schlussfolgerungen ... 71
6
Anhang ... 73
7
Literaturverzeichnis ... 77

3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zinsstrukturkurven in der Schweiz ... 18
Abbildung 2: Aufteilung der Staatsschuld ... 28
Abbildung 3: Kreditkosten der Staatsschuld ... 29
Abbildung 4: Refinanzierung von Anleihen... 41
Abbildung 5: Private Nachfrage nach Staatsverschuldung... 48
Abbildung 6: Gesamtschulden des Bundes 1980 ­ 2004 ... 54
Abbildung 7: Verschuldungsquoten im internationalen Vergleich ... 55
Abbildung 8: Zinslast der Bundesschulden... 56
Abbildung 9: Nettozinslast in % der Gesamteinnahmen... 57
Abbildung 10: Anzahl offener Anleihen... 62
Abbildung 11: Durchschnittliche Restlaufzeit der Bundesanleihen ... 64
Abbildung 12: Selbstkostensätze... 65
Abbildung 13: Anwendung von Payerswaps... 66
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Verschuldungsinstrumente des Bundes... 15
Tabelle 2: Yields von Anleihen und Wandelanleihen... 60
Tabelle 3: Regressionsergebnisse ... 69

5
1 Einleitung
1.1 Übersicht
Nachdem der Schuldenberg der Eidgenossenschaft im Jahr 1980 noch knapp 32
Mrd. Franken betrug, stieg dieser bis 2004 auf über 126 Mrd. an; aber auch die jähr-
lichen Zinszahlungen wuchsen von gut einer Milliarde (1980) auf ein Rekordhoch von
3.7 Mrd. im Jahr 2002. Das bedeutet, dass täglich mehr als 10 Mio. Franken für Zins-
zahlungen aufgewendet werden mussten. Das Ausmass dieser Zahlen macht klar,
dass ein Schuldenmanagement nötig ist, wenn der Staat langfristig überleben will.
Gleichzeitig zeigen die aktuellen Sparvorhaben und neuen Abbaupläne des Bundes,
welche immer wieder in die Schlagzeilen der Medien gelangen, dass die Finanzie-
rung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastruktur nicht ad infinitum möglich ist. Ei-
nerseits sollte Bewusstheit herrschen, wie viele Schulden der Staat verkraften kann,
andererseits sollte die vorhandene Schuld möglichst günstig bewirtschaftet werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, aufzuzeigen, wie das Debt Management
durchgeführt werden sollte, damit das Verschuldungsrisiko klein ist und auch die ent-
stehenden Finanzierungskosten möglichst gering ausfallen. In Kapitel 2 werden dazu
zuerst Basiskonzepte erläutert, die für das weitere Verständnis nötig sind, und an-
schliessend verschiedene neuere und ältere Beiträge der Fachliteratur vorgestellt,
welche sich mit der Ausrichtung des Schuldenmanagements befassen. Kapitel 3 be-
fasst sich mit der politischen Umsetzung der besprochenen Zielsetzungen und der
Frage, ob es eine Obergrenze der Verschuldung gibt. Eine Analyse der Entwicklung
der schweizerischen Schuld und des Schuldenmanagements folgt in Kapitel 4: Wich-
tige Kennzahlen werden in den internationalen Vergleich gestellt; das auf den ersten
Blick erschreckende Ausmass wird dadurch sehr relativiert. Da in der Schweiz die
Anleihen zudem bis zu 92% der mittel- und langfristigen Verschuldung ausmachen,
wurden auch sämtliche ausstehenden Bonds in den Jahren 1980 ­ 2004 untersucht
und auf jährlicher Basis die durchschnittliche Restlaufzeit des eidgenössischen An-
leihenportfeuilles berechnet. Dass diese Maturity stark vom Verlauf der Zinsstruktur-
kurve abhängt, bestätigt sowohl die grafische Betrachtung als auch die statistische
Auswertung der Zahlen in Form einer Regression.

6
1.2 Entstehung von öffentlichen Schulden
Damit ein privater oder öffentlicher Haushalt langfristig überleben kann und nicht in-
solvent wird oder Konkurs geht, muss er seine Ausgaben auf irgendeine Art und
Weise finanzieren. Bei einem privaten Haushalt geschieht dies im Allgemeinen durch
Einkünfte aus Erwerbs- und Kapitaleinkommen, beim öffentlichen Haushalt zum
grössten Teil durch die Erhebung von Steuern und Abgaben. So betrug im Jahr 2004
der Anteil direkter und indirekter Steuereinnahmen in der Schweiz 92% der gesam-
ten Bundeseinnahmen. Die restlichen 8% der Einnahmen bestanden zu knapp einem
Drittel aus den Gewinnablieferungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und
der Eidgenössischen Alkoholverwaltung, die anderen zwei Drittel aus Vermögenser-
trag, Einnahmen aus Entgelten und Investitionseinnahmen. Jedoch konnten mit die-
sen Einnahmen von insgesamt 47'161 Mio. CHF die Ausgaben von total 49'962 Mio.
CHF nicht finanziert werden; es entstand ein Defizit von 2'801 Mio. CHF, welches ­
wie so oft in den letzten Jahren ­ eine Aufstockung der Staatsschuld bewirkte.
Formal bedeutet dies, dass eine Netto-Neuverschuldung (D') entsteht, wenn die Ein-
nahmen aus Steuern und anderen Quellen (T) nicht ausreichen um die aktuellen
Staatsausgaben (G) zu finanzieren:
= -
'
D
G T
. (1.1)
Hierbei ist die Unterscheidung zum Schuldenstand (D) wichtig. Die Neuverschuldung
einer Periode entspricht der Differenz des Schuldenstandes am Ende dieser Periode
und demjenigen am Ende der Vorperiode. Der Schuldenstand entspricht somit allen
aufsummierten Netto-Neuverschuldungen der Vergangenheit. Werden von der Brut-
to-Neuverschuldung einer Periode die während ebendieser Zeitspanne vorgenom-
menen Tilgungen abgezogen, erhält man die Netto-Neuverschuldung
1
.
Gemäss Blankart (2001, S. 354f.) wird oftmals nicht nur die explizit bestehende
Schuld betrachtet, sondern auch eine implizite oder prospektive Schuld. Diese be-
rücksichtigt nun nicht nur aktuell ausstehende und verbriefte Schulden, sondern zu-
sätzlich noch die Rentenversprechungen und anderen gesetzlichen Verpflichtungen
gegenüber künftigen Generationen. Bei dieser weiter gefassten Definition werden
somit die langfristigen Folgen der laufenden Finanzpolitik berücksichtigt.
1
Wird künftig nichts anderes erwähnt, sind mit Ausdrücken wie z.B. Kreditaufnahme oder Neuver-
schuldung jeweils diese Netto-Beträge gemeint.

7
Die Staatsausgaben G lassen sich aufspalten in öffentlichen Konsum und Investitio-
nen in staatliche Infrastruktur (A), Transferzahlungen inklusive Renten (Tr) und Inves-
titionen in Finanzkapital (F). Eingesetzt in Gleichung (1.1) ergibt dies prospektiv (*)
betrachtet:
=
+
±
-
'*
*
*
*
*
i
i
i
i
i
D
A
Tr
F
T . (1.2)
Werden die erwarteten Zahlungsströme für die zukünftigen Perioden i auf den heuti-
gen Barwert abdiskontiert und mit dem Subindex d versehen, resultiert:
=
=
+
-
+
*
' *
* (
*
*)
d
d
d
d
D
D
A
Tr
T
FK (1.3)
wobei FK>0 das Finanzkapital bezeichnet und dem diskontierten F* entspricht.
Wenn Gleichung (1.1) noch eine Beziehung von Stromgrössen war, konnte mit die-
ser Transformation eine Beziehung von Bestandesgrössen hergestellt werden. D*
bezeichnet die implizite Staatsschuld, die Summe, welche von den künftigen Genera-
tionen getragen werden muss. Zugleich stellt Gleichung (1.3) die intertemporale
Budgetbeschränkung des Staates dar, auf welche in späteren Kapiteln zurückge-
kommen wird. Das heute vorhandene Finanzkapital plus sämtliche zukünftige Steu-
ereinnahmen minus Transfers (inkl. Renten), die von der heutigen und zukünftigen
Generationen geleistet werden, entsprechen den intertemporal finanzierbaren
Staatsausgaben.

9
2 Theorie des Schuldenmanagements
2.1 Einführung
Ziel dieses Kapitels ist es, einen Überblick über die Literatur zum Schuldenmanage-
ment zu geben. Dazu werden in den nächsten beiden Abschnitten das Konzept ,,Debt
Management" erstmals erläutert, definiert und auch dessen Ziele aufgezeigt. An-
schliessend folgt in Teil 2.2 eine Übersicht der Schuldarten, in welche die einzelnen
Verschuldungsinstrumente eingeteilt werden können und die in der Schweiz ge-
bräuchlich sind. In Abschnitt 2.3 werden die zwei Konzepte der durchschnittlichen
Restlaufzeit und Duration erklärt, da diese dann Grundlage für das weitere Verständ-
nis bilden ­ ebenso wie die Zinsstrukturkurve, welche in Teil 2.4 erläutert wird. Ab-
satz 2.5 befasst sich mit dem Ricardo-Barro Äquivalenztheorem, welches die Diskus-
sion um das Debt Management neu entfacht hat und schliesslich folgt eine Zusam-
menfassung der drei wichtigen Literaturausrichtungen des Schuldenmanagements:
der stabilitätspolitische Ansatz in Teil 2.6, der fiskalpolitische Ansatz in Abschnitt 2.7
und in 2.8 der Neutralitätsansatz.
2.1.1 Konzept und Definition
Wie der Name bereits sagt, versteht man unter Schuldenmanagement ­ oder Debt
Management in der angelsächsischen Literatur ­ die Planung, Entscheidungsfindung
und Durchführung von Fragen im Zusammenhang mit ausstehenden oder auch zu-
künftig erwarteten Schulden.
In der Literatur ist man sich jedoch nicht einig, wie Debt Management genau definiert
werden soll; so hat beispielsweise Aldrich eine sehr weit gefasste Vorstellung:
»Debt management is not a subject which can be defined and dis-
cussed neatly within a simple analytical framework. The theoretical as-
pects of debt management cut across the fields of taxation, money,
credit, prices, interest rates, and capital formation.« (Aldrich 1949, S. 1)
Wallich (1946, S. 293ff.) ist etwas konkreter und beschreibt kurz nach dem zweiten
Weltkrieg einen engen Zusammenhang zwischen dem Schuldenmanagement und
der Fiskal- und Geldpolitik. Demnach haben fast alle durchgeführten Operationen
des Debt Managements zwangsläufig einen Einfluss auf den geldpolitischen Zustand

10
als auch auf das staatliche Budget. Er verweist aber deutlich darauf, dass die Ent-
scheidungen bezüglich der Schulden unabhängig der Geld- oder Fiskalpolitik zu tref-
fen seien.
Ähnlich sieht dies auch Sievert (1981, S. 191), wobei er die Geld- und Fiskalpolitik
noch stärker auseinander hält: Institutionell sei das Debt Management ein Teil der
Finanzpolitik, jedoch seinen die entstehenden Wirkungen oftmals eher Teil der Geld-
politik. Dies resultiert dann, wenn unter der Finanzpolitik die Aktionen verstanden
werden, welche die staatlichen Einnahmen und Ausgaben regeln und unter Geldpoli-
tik sämtliche Handlungen, durch welche direkt oder indirekt die Entwicklung des
Geldangebotes beeinflusst wird. Unter dieser Definition werden somit stabilitätspoliti-
sche Aktionen nicht dem Debt Management zugeordnet, sondern lediglich solche,
die auf die Fristigkeit der Staatsschuld einen Einfluss haben.
Für die vorliegende Arbeit soll das Schuldenmanagement nicht in einem so engen
Sinn aufgefasst werden, wie dies Sievert tut. Vielmehr seien darunter alle Handlun-
gen zu verstehen, welche von der zuständigen Behörde
2
vorgenommen werden, um
dadurch ihre vorgegebenen Ziele zu erfüllen.
2.1.2 Ziele des Schuldenmanagements
Als wichtigstes Ziel, welches allen anderen übergeordnet ist, wird in der Literatur
oftmals die Deckung des staatlichen Kreditbedarfs genannt
3
. Dies ist leicht verständ-
lich und recht nahe liegend, wenn man sich die Gleichung (1.1) aus Abschnitt 1.2
vergegenwärtigt: Sie definiert die Netto-Neuverschuldung als Differenz aus den aktu-
ellen Staatsausgaben minus den staatlichen Einnahmen aus Steuern und anderen
Quellen. Geht man davon aus, dass weder die Einnahmen noch die Ausgaben zum
aktuellen Zeitpunkt verändert werden können ­ in diesem Zusammenhang somit
exogen sind ­ muss die Finanzierung dieser neuen, notwendigen Schuld für einen
Staat höchste Priorität haben.
Für die Erfüllung dieses Oberzieles stellt sich nun die Frage, welche anderen wirt-
schaftspolitischen Ziele dabei berücksichtigt werden können. Gemäss Ritscher
(2002, S. 38ff.) sind dies folgende 4 Subziele, welche häufig auftreten:
2
In der Schweiz ist das die Bundestresorerie.
3
Vgl. hierzu z.B. Elmendorf und Mankiw (1998) oder Rossi (2001).

11
a) Fiskalische Ziele: Der Staat als Schuldner soll bestrebt sein, die mit der Kreditauf-
nahme verbundenen Kosten möglichst gering zu halten. Das bedeutet, dass die ein-
zelnen Schuldformen zu möglichst günstigen Konditionen getätigt werden sollten,
wobei die Schuldenstruktur durch das übergeordnete Ziel der Deckung des staatli-
chen Kreditbedarfs bestimmt wird.
b) Allokative Ziele: Generell sollte die Schuldenstruktur so ausgerichtet sein, dass die
volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren effizient eingesetzt werden. Im Bezug auf
Kredite heisst dies, dass die benötigten finanziellen Mittel demjenigen Marktteilneh-
mer entzogen werden, welcher bereit ist, sein Geld zu den niedrigsten Zinsen in
staatliche Schuldtitel zu investieren. Unter diesem Subziel hätte der Staat somit auch
die Aufgabe, die Markteffizienz auf dem Rentenmarkt zu verbessern.
c) Distributive Ziele: Hierbei geht es nicht um eine direkte Umverteilung von direkten
Leistungen des Staates an bestimmte Bevölkerungsgruppen, sondern um eine indi-
rekte Korrektur von Marktergebnissen, welche Ungleichverteilungen von Einkommen
und Vermögen fördern. Eine Möglichkeit dazu bildet beispielsweise die Öffnung der
Kapitalmärkte für Kleinanleger, wodurch die Konkurrenz auf der Nachfrage- wie auch
auf Angebotsseite erhöht wird. Gleichzeitig hofft man, unerwünschte Verteilungswir-
kungen beseitigen zu können.
d) Stabilitätsziele: Die gesamtwirtschaftliche Stabilisierung unter dem Einsatz von
schuldenstrukturpolitischen Instrumenten bildet das vierte zu beachtende Subziel im
Debt Management. Dabei können etwa Preisniveaustabilität, Beschäftigungsgrad,
aussenwirtschaftliches Gleichgewicht oder ein stetiges Wirtschaftswachstum als Ziel-
variable angesehen werden.
Es ist klar, dass nicht sämtliche dieser Unterziele gleichzeitig erfolgreich anvisiert
werden können, da sie teilweise unterschiedliche verschuldungspolitische Strategien
erfordern. Zusätzlich führen die politischen Vorstellungen und realwirtschaftlichen
Zusammenhänge dazu, dass das Schuldenmanagement nicht als ein starres Gebilde
aufgefasst werden kann, sondern einem mehrdimensionalen, komplexen Zielsystem
unterliegt (vgl. Ritscher 2002, S. 38).

12
2.2 Öffentliche Schulden
In einem ersten Abschnitt werden die häufigsten Arten der öffentlichen Schulden
dargestellt, anschliessend die in der Schweiz beobachtbare Aufteilung der Schulden
näher erläutert.
2.2.1 Häufige Schuldeninstrumente
Zur Finanzierung der Staatsschulden können Schuldeninstrumente in ganz verschie-
denen Formen ausgegeben werden. Weil diese Instrumente und deren spezifischen
Eigenschaften in Kapitel 3 eine wichtige Rolle spielen, sollen die am häufigsten ver-
wendeten Formen hier beschrieben und eingeteilt werden
4
.
Betreffend ihrer Denomination können Schuldeninstrumente unterschieden werden
in:
(a)
Schulden in fremder Währung
(b)
Handelbare Schulden in heimischer Währung
(c)
Nicht handelbare Schulden.
Die Frage, ob ein Staat Schulden in fremder Währung emittieren will, ist im Debt Ma-
nagement als Grundsatzentscheidung sehr zentral. So gibt es viele Staaten, welche
einen beträchtlichen Anteil ihrer Schulden in Fremdwährung ausgeben (z.B. Schwe-
den, Dänemark oder Österreich), andererseits auch solche, die den Anteil klein hal-
ten (z.B. Belgien, Spanien oder Kanada) oder wie die Schweiz ganz darauf verzich-
ten.
5
Seit der Einführung des Euros im Jahre 1999 hat sich in Europa der Anteil an
Fremdwährungsschulden in vielen Ländern reduziert. Im Weiteren gibt es auch Län-
der, welche die Verbindlichkeiten in fremder Währung nicht primär benutzen, um
Schuldenmanagement zu betreiben, sondern um ihre Fremdwährungsreserven zu
erhöhen.
Das insgesamt am häufigsten verwendete Finanzierungsinstrument sind aber ein-
deutig die handelbaren Schulden in heimischer Währung. Angesichts ihrer Laufzeiten
lassen sich diese unterteilen in:
4
Die folgenden Ausführungen basieren auf Missale (1999) sowie den Websites der OECD
(www.oecd.org), der Eidgenössischen Finanzverwaltung (www.efv.admin.ch) und dem Bureau of the
Public Debt (www.publicdebt.treas.gov).
5
Eine Zusammenstellung verschiedener Länder und deren Anteil an Fremdwährungsschuld findet
sich im Anhang A1.

13
(i) Kurzfristige
Anlagen
(ii) Mittelfristige
Anlagen
(iii) Langfristige
Anlagen.
Unter die kurzfristigen Anlagen fallen Instrumente am Geldmarkt mit Laufzeiten bis
zu 12 Monaten, welche traditionellerweise dem Liquiditätsmanagement des Staates
dienen. In den USA sind dies so genannte Treasury Bills (T-Bills), welche zu einem
Diskont mit typischen Laufzeiten von 3, 6 und 12 Monaten verkauft werden.
Den weitaus grössten Teil der Verschuldung machen aber die mittel- und langfristi-
gen Anleihen aus, wie in Anhang A2 und A3 zu sehen ist. Hierbei ist ein recht breites
Spektrum zu erkennen, von rund 56% in den USA bis zu über 99% in Australien. Die
Unterscheidung dieser mittel- und langfristigen Wertschriften ist jedoch weniger ein-
deutig als die Abgrenzung zu den kurzfristigen, da es in verschiedenen Ländern un-
terschiedliche Begrenzungen gibt: In Deutschland, der Schweiz und Japan gelten
beispielsweise Anleihen mit Laufzeiten von 1 bis zu 5 Jahre als mittelfristig ­ in den
USA allerdings auch solche bis 10 Jahre. Aus diesem Grund macht eine weitere Un-
terteilung der Anleihen mit mittleren (Notes) und langen Laufzeiten (Bonds) in Bezug
auf deren Verzinsung Sinn:
(iv)
Anlagen mit einem fixen Zinssatz
(v)
Variabel verzinste Anlagen (Floaters)
(vi)
Anlagen indexiert zu einem Preislevel.
Die heute wohl immer noch häufigste Art sind die festverzinslichen Anleihen (iv), wel-
che sowohl als Nullcoupon-Obligationen mit Diskont wie auch mit positivem Coupon
ausgegeben werden.
Eine ebenfalls oft verbreitete und besonders in den 80er Jahren häufig verwendete
Verschuldungsform sind die Floaters (v). Hierbei werden die Zinszahlungen an einen
aktuellen Referenzzins gebunden und mit einem Aufschlag resp. Abschlag als Risi-
koprämie versehen, wobei die genauen Ausgestaltungen sich in den einzelnen Län-
dern nur wenig unterscheiden.
Die preisindexierten Anlagen (vi), in den USA auch als TIPS (Treasury Inflation-
Protected Securities) bekannt, sind, mit Ausnahme von Grossbritannien und den
USA, für die Praxis noch von sehr geringer Bedeutung. Sie werden aber in der Lite-
ratur und auch Öffentlichkeit immer öfters diskutiert, da sie für das Schuldenmana-

14
gement neue Möglichkeiten eröffnen.
6
Bei dieser Form von Verschuldung ist die
halb- oder ganzjährliche Zinszahlung nicht während der ganzen Laufzeit fix, sondern
an einen offiziellen Konsumentenpreisindex (z.B. den Retail Price Index in Grossbri-
tannien) gebunden. Es ist ebenfalls möglich, den Nominalwert an den Index zu bin-
den und den Coupon dafür konstant zu halten. Steigt dieser dem Wertpapier zu
Grunde gelegte Index in Zukunft an, werden auch die fälligen Zinszahlungen propor-
tional dazu grösser und vice versa, was dann natürlich im Hinblick auf einen mögli-
chen Inflationsanstieg für den Käufer der Anleihe von Interesse sein kann.
Die dritte Kategorie von Schuldinstrumenten, die nicht handelbaren Schulden in hei-
mischer Währung (c), sollen hier nur ganz am Rande erwähnt werden, da sie sehr
länderspezifisch sind, deshalb üblicherweise nur ein kleines Ausmass annehmen und
für die weitere Diskussion des Risk Managements vernachlässigt werden. Es handelt
sich dabei meistens um Anleihen, die man direkt an Institutionen oder Private emit-
tiert, ohne dass sie an einer Börse kotiert werden.
2.2.2 Verschuldung in der Schweiz
Nach dem Überblick über die weltweit üblichen Verschuldungsinstrumente wirft die-
ser Abschnitt einen Blick auf die Situation in der Schweiz.
Im Rahmen der kurzfristigen Instrumente existieren in der Schweiz Geldmarktkredite,
welche zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen der liquiden Mittel eingesetzt
werden. Dabei werden für wenige Tage bei den Banken direkt Kredite aufgenom-
men. Seit 1979 gibt es Geldmarkt-Buchforderungen, welche der Funktion nach den
amerikanischen T-Bills ähnlich sind. Es handelt sich dabei um eine diskont- und lom-
bardfähige Buchforderung, welche durch wöchentliche Auktionen im Tenderverfah-
ren
7
ausgegeben werden und Laufzeiten von 3, 6 und 12 Monaten aufweisen.
6
Nähere Ausführungen dazu folgen in Kapitel 3.2.2.
7
Bei dieser Auktionsart wird der Preis einer Anleihe oder Geldmarkt-Buchforderung nicht vom Verkäu-
fer selbst, sondern durch die Angebote der Verkäufer bestimmt. Die Tresorerie veröffentlicht dabei die
Spezifikationen Laufzeit und Coupon (im Falle der Anleihe), die potentiellen Käufer geben nebst dem
gewünschten Betrag auch den Preis an, zu welchem sie die Schuldverschreibung zu kaufen bereit
sind. Anschliessend erfolgt die Zuteilung an alle Bieter, wobei der einheitliche Preis der letzten noch
berücksichtigten Kaufofferte verrechnet wird (vgl. o.V. 2004, S. 50).

15
Die Schatzanweisungen, meist kurzfristige Schuldverpflichtungen der Eidgenossen-
schaft in wechselähnlicher Form und mit Laufzeiten von 3 ­ 24 Monaten, werden
ausschliesslich bei Banken platziert und haben heute nur noch eine geringe Bedeu-
tung für die Kreditbeschaffung des Bundes.
Im mittleren Anlagehorizont existiert seit 1992 ein neues Instrument, welches speziell
auf die Bedürfnisse der privaten Anleger ausgerichtet wurde: das Bundesfestgeld; es
weist Laufzeiten von 1, 2 oder 3 Jahren auf und kann an den Postschaltern gezeich-
net werden. Per Ende Oktober 1999 wurde die Ausgabe von Bundesfestgeldern je-
doch eingestellt und seit dem 1. November desselben Jahres erfolgt die Ausgabe
von gelben Festgeldern durch die Post (vgl. Thomann 2000).
Tabelle 1: Verschuldungsinstrumente des Bundes
in Mio. CHF
2000
2001
2002
2003 2004
Geldmarktkredite 100
300
0
0
990
Geldmarktbuchforderungen 13'443
11'513
12'405
10'698 12'013
Schatzanweisungen 160
111
417
268
12
Die Post, Festgeldschulden
6'840
4'890
2'990
605
255
Anleihen 54'074
62'029
70'051
81'956
92'584
Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV)
In der langen Frist emittiert der Staat Anleihen auf dem Kapitalmarkt mit Laufzeiten
von bis zu 50 Jahren, welche bis heute den weitaus grössten Teil der Verschuldung
ausmachen, wie in Tabelle 1 deutlich zu erkennen ist.
2.3 Durchschnittliche Restlaufzeit und Duration
Für die Analyse von ganzen Bondportfolios ist es wichtig zu wissen, welche Auswir-
kungen Änderungen von Zinssätzen auf diese Portefeuilles haben. Dazu werden hier
kurz die zwei wichtigsten Konzepte vorgestellt.
Die Duration wird üblicherweise als die gewichtete durchschnittliche Zeit betrachtet,
die verstreicht, bis der Bondhalter Geldzahlungen erhält. Im strengen Sinne ist diese
Definition aber falsch: Es handelt sich bei der Duration vielmehr um ein Elastizitäts-
mass, welches keine Dimension aufweist. Sie misst die Sensitivität der Preisände-
rung des Bonds gegenüber einer Änderung der Zinssätze. Eine Duration von 5 [Jah-
ren] besagt beispielsweise, dass der Preis der Anleihe um 5 Prozent steigt (fällt),

16
wenn der massgebliche Zinssatz um 1 Prozent sinkt (steigt). Damit bedeutet eine
höhere Duration auch eine grössere Volatilität.
Unter stetiger Verzinsung berechnet sich der aktuelle Wert B (Present Value) eines
Bonds als
-
=
=
1
i
n
yt
i
i
B
c e
(2.1)
wobei c
i
zum Zeitpunkt t
i
(1 i n) die Cash Flows bezeichnet und y den Zins. Der
Present Value einer Anleihe ist somit nichts anderes, als die Summe aller zukünfti-
gen Geldzahlungen (Coupon plus Kapitalrückzahlung am Ende der Laufzeit) abdis-
kontiert auf heute.
Die Duration ist nun definiert als
-
-
=
=
=
=
1
1
i
i
n
yt
yt
n
i i
i
i
i
i
t c e
c e
D
t
B
B
. (2.2)
Aus der Formel (2.2) ist erkennbar, dass die Duration ein gewichteter Durchschnitt
der Zeitpunkte ist, an welchen Geldzahlungen erfolgen. Hierbei ist die verwendete
Gewichtung in t
i
gleich gross wie der Anteil an Cash Flow in Zeitpunkt t
i
, gemessen
am gesamten Present Value des Bonds.
Differenziert man die Gleichung (2.1) nach y, ergibt sich
-
=
= -
1
i
n
yt
i i
i
B
c t e
y
. (2.3)
Durch das Einsetzten von Gleichung (2.3) in Gleichung (2.2) und nach einfachem
Umformen resultiert die Sensitivitätsbeziehung (diejenige des Preises gegenüber
Zinssatzänderungen), welche eingangs erwähnt wurde und die im täglichen Ge-
brauch oftmals in Anwendung tritt:
= -
B
D y
B
. (2.4)
Abschliessend ist noch zu bemerken, dass die hergeleitete Sensitivitätsbeziehung
aufgrund der Konvexität von Bondpreisen lediglich für kleine Zinssatzänderungen
korrekt ist (vgl. Hull 2003, S. 112f.).
Das zweite Konzept, dasjenige der
durchschnittlichen Restlaufzeit ­ oder auch Ave-
rage Maturity genannt ­ hängt eng mit der Duration zusammen. Es ist eine einfache-
re Berechnungsmöglichkeit und recht gute Approximation, wenn die zur Duration-

17
Berechnung nötigen Daten nicht vollständig verfügbar sind oder die Berechnung eine
zu umfangreiche Aufgabe darstellt.
=
=
=
1
1
n
A
A
A
n
A
A
m
X
Average Maturity
X
(2.5)
Wie der Name bereits sagt, ist die Average Maturity der gewichtete Durchschnitt der
Restlaufzeiten sämtlicher im Portfolio befindlichen Anleihen, wobei N die Anzahl aus-
stehender Obligationen bezeichnet, m
A
die Zeit bis zum Verfall der Anleihe A darstellt
und X
A
ihrem Rückzahlungspreis
8
entspricht (vgl. Missale 1999, S. 70f.).
2.4 Die Zinsstrukturkurve
Das Schuldenmanagement wird zu einem grossen Teil von der aktuellen und erwar-
teten Zinsstruktur beeinflusst, weshalb an dieser Stelle näher darauf eingegangen
wird. In einem ersten Teil werden die verschiedenen Verläufe der Strukturkurve er-
läutert, in einem zweiten Teil folgen einige Bemerkungen zu der Prognose und Vor-
hersage.
2.4.1 Verlauf der Zinsstrukturkurve
Die Zins- oder Fristenstruktur besagt, wie sich die risikofreien Zinssätze als Funktion
der Laufzeit ändern. Damit sind die Kassasätze unterschiedlicher Laufzeiten ge-
meint, welche am Geld- und Kapitalmarkt beobachtet werden. Oftmals ist dieser Ver-
lauf steigend, d.h. die Zinse einer kurzen Laufzeit sind tief und steigen mit zuneh-
mendem Zeithorizont an (2004:09). Dieses Phänomen wird als normaler Verlauf be-
schrieben. Im umgekehrten Fall, wenn die Zinse am kurzen Ende höher sind als am
langen Ende, spricht man von einer inversen (1990:01) und bei konstanten Zinsen
über alle Laufzeiten von einer flachen (1993:03) Struktur. Abbildung 1 verdeutlicht
diese Begriffe anhand von effektiv beobachteten Strukturkurven in der Schweiz im
Zeitraum von 1990 bis 2004.
Ebenso wie für die risikofreien Spotrates, so gibt es natürlich auch die für Renditen
auf Verfall von risikobehafteten Anlagen eine Fristenstruktur. In effizienten Märkten
8
Der Rückzahlungspreis entspricht in der Regel dem Nominalwert von 100%. Er kann aber ­ insbe-
sondere bei vorzeitigen Rückzahlungen ­ davon abweichen.

18
entsprechen solche Zinse den risikofreien Renditen plus einer Risikoprämie. Am Ver-
lauf der neuen Yield-Kurve ändert sich somit nichts, ausser dass eine vertikale Ver-
schiebung nach oben (genau im Umfang der Risikoprämie) stattfindet.
Abbildung 1: Zinsstrukturkurven in der Schweiz
0%
1%
2%
3%
4%
5%
6%
7%
8%
9%
10%
1 Jahr
2 Jahre
3 Jahre
4 Jahre
5 Jahre
7 Jahre
10 Jahre 20 Jahre
Quelle: SNB, Credit Suisse, eigene Darstellung.
1990 01
1993 03
2004 09
2.4.2 Prognose der Zinsstrukturkurve
Die Vorhersage und Prognose von einzelnen Zinssätzen wie auch der ganzen Zins-
struktur bildet ein eigenes grosses Forschungsgebiet, auf welches hier nicht detail-
liert eingegangen werden soll. Tatsache ist, dass es nicht einfach ist und oftmals
misslingt, aus historischen und aktuellen Zinsen gute Prognosen für die zukünftigen
Zinssätze zu erstellen. Das bedeutet andererseits, dass in der bestehenden Zins-
struktur nur eine sehr beschränkte Information über die Zukunft vorhanden ist, und
die aufgrund von Modellen gebildeten Erwartungen der Marktteilnehmer sich vielfach
als nicht sehr präzis herausstellen. Die besten Prognosen liegen dabei erwartungs-
gemäss in einer kurzen Frist bis zu rund neun Monaten. Gute Beispiele hierzu sind
etwa Campbell und Shiller (1991), Campbell (1995) oder Anker und Wasmund
(1998). Teilweise bessere Resultate liefern erweiterte Modelle, die nebst den ver-
schiedenen Laufzeiten weitere Faktoren wie die Inflationsraten (vgl. Kath 1981) oder
die öffentlichen Schuldstände (vgl. Engen und Hubbard 2004) berücksichtigen sowie
mit umfangreichen ARMA-Modellen arbeiten wie etwa Diebold und Li (2003); insbe-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783836601634
DOI
10.3239/9783836601634
Dateigröße
587 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bern – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Volkswirtschaftliches Institut
Erscheinungsdatum
2007 (Februar)
Note
1,5
Schlagworte
öffentlicher sektor debt management makroökonomik schuldenmanagement staatsschuld anleihen
Zurück

Titel: Schuldenmanagement der öffentlichen Hand
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
80 Seiten
Cookie-Einstellungen