Lade Inhalt...

Konzept zur Implementierung des Expertenstandards Entlassungsmanagement

©2006 Diplomarbeit 103 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In dieser Diplomarbeit wurde ein Konzept zur Implementierung des Expertenstandards Entlassungsmanagements des DNQP erstellt. Die erste Forschungsfrage behandelt die eigentliche Konzepterstellung, die zweite Forschungsfrage lautet, inwieweit man den Problemlösungsprozess (PLP) für die Implementierung des Expertenstandards einsetzten kann.
Die Einleitung zeigt verschiedene Faktoren, die sich auf die Betreuung von Patienten über sektorale Grenzen hinweg auswirken. Die Krankenhausentlassung und die sich daraus ergebenden poststationären Versorgungsprobleme bilden einen hochaktuellen Themenkomplex, der inzwischen unter dem Schlagwort Schnittstellenproblematik aktuell diskutiert wird. Um dieser Problematik effizient und angemessen begegnen zu können, werden wissenschaftliche Konzepte benötigt, die dieses bewerkstelligen können.
Die Problemdarstellung erarbeitet als Ergebnis, das sich oftmals im Krankenhaus zunehmend schwierigere Entlassungssituationen für multimorbide, ältere Patienten ergeben. Dabei kommt es für Patienten zu meist weit reichenden Veränderungen des bisherigen Lebenswandels. Bisherige Versorgungssysteme reichen nicht mehr aus, und Hilfen werden meist unmittelbar benötigt. Ein gut aufgestelltes Entlassungsmanagement reduziert somit die Belastungen für Patienten und Ihre Angehörigen, erhöht die Versorgungsqualität, Drehtüreffekte und dadurch entstehende zusätzliche Kosten für die Einrichtung werden gemindert. Die Pflege, bzw. das pflegerische Entlassungsmanagement kann hier einen sehr wertvollen Beitrag leisten.
Anschließend werden verschiedene pflegerische Konzepte des Entlassungsmanagement dargestellt und in diesem Kontext erläutert, sowie unterschiedliche Formen des Entlassungsmanagements differenziert. Diese Konzepte sind die Pflegeüberleitung/Überleitungspflege, Case Management, Entlassungsplanung und natürlich Entlassungsmanagement.
Der theoretische Bezugsrahmen wird durch den Problemlösungsprozess gebildet.
Es wurde ein bestehender, allgemeiner PLP hinsichtlich der Bedürfnisse einer Implementierung durch die Autorin modifiziert. Dabei handelt es sich um eine gegenstandsspezifische Konkretisierung. Danach wurden notwendige Begriffe erläutert und definiert, wie beispielsweise Problem, Problemlösung, Problemlösungsprozess und -methoden, um eine Arbeitsgrundlage zu schaffen.
Als Problemlösungsmethode wurde durch die Autorin ein Element aus der Wirtschaft angewandt, die Methode der Faktorisierung, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Verena Becker
Konzept zur Implementierung des Expertenstandards Entlassungsmanagement
ISBN: 978-3-8366-0161-0
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Fachhochschule Frankfurt am Main - University of Applied Sciences, Frankfurt am
Main, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Autorenprofil
Verena Becker
Diplom Pflegewirtin (FH)
Klammbornstr. 18
63584 Gründau
Tel.:
0170/8077377
Email:Verena_Becker@gmx.net
Meine persönlichen Daten
Geboren am 18.09.1979 in Bad Soden ­ Salmünster
Ledig, ortsgebunden
Meine wichtigsten Eigenschaften
Einsatzbereitschaft, hohe Motivation, Flexibilität, eigenständige Aneignung fremder Themengebiete
Angestrebter Berufswunsch
Beratung, Entlassungsmanagement, Sozialrecht
Lebenslauf
Schulabschluss
·
1999 Allgemeine Fachhochschulreife (Note 2,7)
Berufsausbildung
·
1999 ­ 2002 am St. Katharinen Krankenhaus Frankfurt/Main
·
Examinierte Krankenschwester (Note 1,6)
Studium
·
2002 ­ 2007 Pflegestudium an der Fachhochschule Frankfurt/Main
·
Seit März 2007 berufsbegleitender Masterstudiengang Beratung und
Sozialrecht an der Fachhochschule Frankfurt
·
Abschluss:
Diplom Pflegewirtin (FH) (Note 2,3)
Master of Arts (Counseling) im Jahr 2010
Beruf
·
Pflegeüberleitung am Mathilden Hospital zu Büdingen (Teilzeit) seit 2005
·
Externe Pflegegutachterin für den MDK Hessen seit 2007
Zusatzqualifikationen
·
EDV Kenntnisse
o
Internet
o
MS
Office
·
Sprachkenntnisse
o
Deutsch
(Muttersprache)
o
Englisch (sehr gut)
·
Fortbildungen
o
Grundkurs Kinästhetik in der Pflege 2002
·
Sonstiges
o
3-wöchige Hospitation an der School of Health Sciences, Nursing Division, University
of Birmingham, England
Hobbys
·
Sport
·
Lesen

1
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... 1
1. Einleitung ... 3
1.1 Problemdarstellung ... 4
1.2 Bedeutung für die Pflege... 6
1.2.1 Pflegerische Konzepte... 8
1.2.1.1 Pflegeüberleitung / Überleitungspflege ... 8
1.2.1.2 Case Management... 10
1.2.1.3 Entlassungsplanung... 12
1.2.1.4 Entlassungsmanagement ... 13
1.3. Eingrenzung der Arbeit ... 15
1.4. Ziele und Aufbau der Arbeit ... 16
2. Methoden... 17
2.1 Literaturrecherche... 17
2.2. Konzeptentwicklung ... 18
2.3. Theoretischer Bezugsrahmen ... 19
2.4 Implementierung als Anwendungsbereich des Problemlösungsprozess... 22
2.5 Begriffsbestimmungen ... 23
2.5.1 Problem ... 23
2.5.1.1 Problemkategorisierungen ... 25
2.5.2 Prozess ... 27
2.5.3 Problemlösung... 28
2.5.3.1 Problemlösungsprozess... 29
2.5.3.2 Problemlösungsmethoden ... 30
2.6 Modifizierter Problemlösungsprozess ... 32
2.7 Gesamtdarstellung des Konzepts ... 37
3. Anwendung des Konzepts auf den Expertenstandard... 38
3.1 Strukturierung des Expertenstandards... 38
3.2 Anwendungen des Konzepts auf die einzelnen Elemente ... 41
3.2.1 Assessment - Punkt 1.1... 42
3.2.2 Assessment - Punkt 1.2... 49
3.2.3 Entlassungsplanung - Punkt 2.1... 55

2
3.3 Allgemeine Aussagen zu ausgewählten Strukturmomenten des
Expertenstandards... 61
3.3.1 Assessment... 62
3.3.2 Beratung und Schulung ... 65
3.3.3 Evaluation... 68
3.4 Wichtige Aspekte bei der Implementierung... 69
3.5 Projektmanagement als organisatorischer Bezugsrahmen ... 71
3.6 Ergebnisdarstellung ... 73
4. Diskussion ... 75
5. Schlussbetrachtung ... 78
I. Abkürzungsverzeichnis... 80
II. Abbildungsverzeichnis ... 82
III. Literaturverzeichnis... 83
IV. Anhangsverzeichnis ... 90

3
1. Einleitung
Das Gesundheitswesen in Deutschland wird in der heutigen Zeit mit einer Vielzahl
von ungelösten Problemen konfrontiert. Diese Probleme ergeben sich aus einer
strukturellen Veränderung, die aus verschiedenen Komponenten besteht.
Der dabei wohl wichtigste Faktor ist der soziodemographische Wandel der
Gesellschaft, der zu einer zunehmenden Überalterung der Bevölkerung führt (vgl.
von Winter 2003, S. 7). Diese Veränderung bewirkt eine Zunahme von chronischen
Erkrankungen und multimorbiden Patienten
1
, die sich auch in der stationären
Krankenhausversorgung bemerkbar macht (vgl. Schaeffer 2006, S. 194; Schmidt
2003, S. 31). Der Anteil an Menschen, die über einen professionellen Hilfe- und
Pflegebedarf verfügen, nimmt ständig zu. Nach Angaben der Rürup Kommission
steigt bei einer konstanten Pflegewahrscheinlichkeit die Anzahl Pflegebedürftiger bis
ins Jahr 2020 auf 2,64 Millionen an.
Im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen ist heute schon die
Krankenhausbehandlung der größte Ausgabenfaktor. Auf diese Kostenexplosion im
Gesundheitswesen reagieren die Kostenträger und der Gesetzgeber mit neuen
Finanzierungsformen. Die Einführung der DRG`s durch das
Gesundheitsstrukturgesetz (1992) und der Bundespflegesatzverordnung (1995)
bewirken eine Reduzierung der Verweildauer im Krankenhaus, und damit eine
Entlassung von Patienten mit schwerwiegenderen gesundheitlichen und
pflegerischen Versorgungsbedürfnissen (DIP 2004, S. 11; DNQP 2002, S. 21;
Engeln/Stehling 2006, S. 50; Wingenfeld 2005, S. 7;[9]). Doch die sektorale
Abgrenzung der einzelnen Leistungsanbieter erschwert eine an
Patientenbedürfnissen orientierte optimale Betreuung über Institutionsgrenzen
hinweg (DIP 2004, S. 14; Schmidt 2003, S. 31; vgl. auch Rüschmann/Roth/Krauss
2000, S. 2 f.). Dabei bedarf gerade die oben genannte Gruppe der multimorbiden,
pflegebedürftigen Patienten einer sehr komplexen und kontinuierlichen Betreuung.
Die Krankenhausentlassung und die sich daraus ergebenden poststationären
Versorgungsprobleme bilden einen hochaktuellen Themenkomplex, der inzwischen
unter dem Schlagwort Schnittstellenproblematik eifrig diskutiert wird. Dabei ist die
Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Versorgungswesen genauso
wichtig wie die berufsübergreifende Kooperation und Kommunikation (vgl. u.a.
Höhmann 2002, S. 159; Kaba-Schönstein/Kälble 2004, S. 12).
1
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Text nur die maskuline Form für Personen
verwendet. Gemeint sind aber stets Frauen und Männer.

4
Um dieser Schnittstellenproblematik effizient zu begegnen, bedarf es
wissenschaftlicher Konzepte, die in der Praxis angewendet werden (vgl. Höhmann
2002, S. 160; Schmidt 2003, S. 37; von Reibnitz 2006, S. 202). Der 2002 vom
Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) veröffentlichte
nationale Expertenstandard Entlassungsmanagement bietet ein solches Instrument.
Dabei stellt seine Implementierung in die Praxis viele Einrichtungen vor große
Probleme, da Implementierungshilfen in Form von Leitfäden, Konzepten oder
Dokumentationshilfen fehlen.
1.1 Problemdarstellung
Wie oben bereits kurz beschrieben, wirken sich verschiedene Faktoren auf die
Betreuung von Patienten über sektorale Grenzen hinweg aus. Im Zusammenhang
mit der Krankenhausentlassung ergeben sich für viele, meist ältere Menschen
erhebliche Veränderungen. Meistens sind poststationäre Einschränkungen als
mangelnde Bewältigung von Alltagsverrichtungen anzusehen (vgl. von Reibnitz
2006, S. 202). So ist gerade in der sehr vulnerablen Patientengruppe der
hochbetagen Menschen ein Krankenhausaufenthalt oftmals eine Situation, in der der
bisherige Krankheitsverlauf eine dramatische Wendung nimmt oder durch eine
Krankheit ein völlig neuer Versorgungsbedarf entsteht (vgl. DIP 2004, S. 33;
Nikolaus/Pientka 1999, S. 2(6); Schaeffer 2006, S. 193; von Reibnitz 2006, S.202).
Der Unterstützungsbedarf älterer Menschen wird mit einer als ,,quicker and sicker"
bezeichneten Entlassungssituation verglichen (vgl. DNQP 2002, S. 26). Auch stellt
die Phase nach der Krankenhausentlassung im Allgemeinen eine Situation erhöhter
Risiken der Rehospitalisierung dar. Es sind gerade ältere, multimorbide Patienten,
die im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte mehrfach von einer ambulanten in eine
stationäre Versorgungsform und umgekehrt wechseln müssen. Indikatoren für
schlechte Entlassungsergebnisse sind u.a. allgemeine Parameter wie kurze
Zeitspannen bis zur Wiederaufnahme im Krankenhaus, hohe
Wiedereinweisungsraten, längere Liegezeiten im Verlauf von Krankheitsphasen oder
höhere Versorgungskosten (vgl. DNQP 2002, S. 22). In der Diskussion wird der
daraus entstehende Effekt oftmals mit dem Schlagwort ,,Drehtürpatient" bezeichnet
(vgl. DNQP 2002, S. 8; Engeln/Stehling 2006, S. 50).
In der Literatur wird durch Kuypers und Bengston ein ,,Teufelskreis der Abhängigkeit"
beschrieben. Dieser zeigt die Auswirkungen eines Krankenhausaufenthaltes auf die

5
Selbstständigkeit von älteren Personen. Als Resultat erarbeiten sie eine durch die
Krankenhausbehandlung verursachte verstärkte Abhängigkeit älterer Menschen (vgl.
Engeln/Stehling 2006, S. 50; von Reibnitz 2006, S. 202). So kann es dazu kommen,
dass bisherige Versorgungssysteme nicht mehr ausreichen. Dadurch kommt es in
der Entlassungssituation dieser Patienten zu meist weit reichenden Veränderungen
des bisherigen Lebenswandels. Dazu besteht oftmals eine veränderte
Rollenanpassung nach der Entlassung sowohl innerhalb der Familie als auch in
Bezug auf die nähere soziale Umwelt (vgl. Geister 2004, S. 11; Schaeffer 2006, S.
194). Zudem ist die häusliche Versorgung mit Unterstützung durch die Familie nicht
immer unmittelbar zu bewerkstelligen. Frauen (Ehefrauen, Töchter,
Schwiegertöchter) stellen immer noch den Hauptanteil an pflegenden Angehörigen
dar (vgl. Geister 2004, S. 11; Otto 2003, S. 77; Steimel 2003, S. 18). Viele Frauen
sind aber erwerbstätig und können die Pflege der Eltern dadurch nicht oder nur
eingeschränkt übernehmen (vgl. DNQP 2002, S. 26; Schmidt 2003, S. 29). Generell
werden zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen im häuslichen Umfeld gepflegt
und nur ein Drittel in Institutionen (vgl. DIP 2004, S. 19; Geister 2004, S. 1;
Heusinger/Klünder 2003, S. 157; Steimel 2003, S.12). So sind hilfsbedürftige ältere
Menschen vermehrt darauf angewiesen, professionelle Dienstleistungsanbieter in
Anspruch zunehmen. Immer häufiger werden Pflegebedürftige als Kunden
angesehen, denen es obliegt, sich die für ihre individuellen Bedürfnisse passenden
Leistungen auf dem Pflegemarkt auszuwählen. Dabei ist das Angebot groß und die
gesetzlichen Grundlagen für Laien teilweise verwirrend. Doch gerade
Pflegebedürftige brauchen in diesen Momenten Unterstützung und Fürsorge.
Bekanntermaßen sind sie häufig gekennzeichnet durch unzureichende Tatkraft und
mangelnde Kompetenz. Diesem Problem kann nur durch fachliche,
anbieterunabhängige Beratung und Hilfestellung entgegengewirkt werden (vgl.
Isenberg 2002, S. 65; vgl. auch Schaeffer 2006, S. 194).
Bleibt man bei dem Szenario des geregelten Übergangs eines Patienten von einer
Einrichtung bzw. Versorgungsform in eine andere, so wird Versorgungskontinuität
verstärkt im Zusammenhang mit der Entwicklung eines geeigneten
Entlassungsprozesses diskutiert. Die Entlassung eines Patienten aus dem
akutstationären Bereich in ein nachstationäres Versorgungssetting muss vielfältigen
Ansprüchen gerecht werden. Primär muss die begonnene pflegerische und
medizinische Versorgungskontinuität sichergestellt werden. Der Patient und seine

6
Angehörigen sollten an der Entscheidung über das ,,Wie" der Gestaltung dieser
Versorgung miteinbezogen werden. Gleichzeitig müssen sie auf den zu erwartenden
Unterstützungsbedarf vorbereitet werden, um einer eventuellen Überforderung
vorzubeugen. Probleme im Übergang von Versorgungssettings werden u.a.
beschrieben mit mangelnder Patientenorientierung und ungenügender
Zusammenarbeit der beteiligten Instanzen. So werden beispielsweise Patienten
kaum als gleichberechtigte Partner gesehen oder nachsorgende Dienstleister mit nur
unzureichenden Informationen über die zwischenzeitliche Therapie versorgt (vgl. von
Reibnitz 2006, S. 203). Um die Patienten angesichts sich reduzierender
Verweildauern trotzdem optimal zu diagnostizieren, zu behandeln und zu pflegen, ist
es nötig, die innerbetrieblichen Prozesse zu optimieren. Diesem komplexen Bereich
der Patientenversorgung gilt es mit effektiven Konzepten zu begegnen. Durch den
Expertenstandard Entlassungsmanagement ist ein solches Konzept gegeben. Es
fehlt jedoch vielen Einrichtungen, die diesen Standard implementieren möchten, an
praktischen Hilfen, die die Implementierung erleichtern. Damit ergibt sich aus diesen
Ausführungen die Relevanz des Themas dieser Arbeit. Die Rolle der Pflege in
diesem Zusammenhang wird im nächsten Absatz näher dargestellt.
1.2 Bedeutung für die Pflege
Pflege wurde von dem Amerikanischen Berufsverband für Pflege ANA (American
Nurses Association) vor über 20 Jahren definiert als: ,,Pflege ist das Erkennen
(diagnosis) und Behandeln (treatment) der menschlichen Reaktionen auf aktuelle
oder potentielle Gesundheitsprobleme / Lebensprozesse" (zitiert nach Halik 2003, S.
10). Wesentliche Aspekte einer pflegerischen Berufsaufassung sind der Stellenwert
des Krankseins (im Gegensatz zum medizinischen Krankheit), zielgerichtetes
Handeln, therapeutische Relevanz, gesundheitsfördernde Aspekte, Kenntnis von
Ursache und Wirkung sowie die Betonung des eigenen Bereichs innerhalb
verschiedener Ansätze der Hilfe für Kranke (vgl. Halik 2003, S. 9). Dabei ist die
Gewährleistung einer adäquaten Entlassung ein interdisziplinärer Prozess, an dem
alle an der Versorgung des Patienten beteiligten Berufsgruppen einbezogen sind
.
Traditionell obliegt die Verantwortung für die Entlassungsvorbereitung dem
Krankenhaus - Sozialdienst (vgl. Dörpinghaus 2004, S. 54). Die Einrichtung dieser
Sozialdienststellen ist gesetzlich durch SGB V (Gesetzliche Krankenversicherung)
vorgeschrieben (vgl. Wingenfeld 2006, S. 61). Seit den 80er Jahren ist eine neue

7
Entwicklungstendenz zu sehen, in welcher die Pflege nach eigenständigen
Konzepten sucht, das Entlassungsgeschehen aus pflegerischer Sicht zu verbessern.
Als Grund für die Wichtigkeit pflegerischer Kompetenzbeteiligung im
Entlassungsgeschehen wird international der vordergründig pflegerische
Versorgungsbedarf nach der Entlassung angegeben (vgl. DNQP 2002, S. 28;
François-Kettner 2003, S. 204; Hartwig/Janzen/Waller 2004, S. 16). Mittlerweile
betont auch die deutsche Literatur die Schlüsselrolle der Pflege in
multiprofessionellen Versorgungskonzepten (DIP 2004, S. 37; François-Kettner 2003,
S. 204; Schaeffer 2006, S. 196). In immer mehr Krankenhäusern lässt sich die
Entstehung von Stabstellen für Pflegeüberleitung feststellen. Das ist ein Hinweis auf
die zunehmende Professionalisierung der Pflege, die sich als eigenständige
Wissenschaft versteht und ihr Handeln mit theoriegeleiteten Konzepten untermauern
will (vgl. Kämmerer 2000, S. 43).
In Zeiten, in denen das pflegerische Handeln einen wichtigen Teil des
Qualitätsmanagements im Krankenhaus ausmacht, ist durch die Berufung auf
eigene, pflegerische Qualitätsstandards auch eine Sicherheit gegeben, mit den
aktuellen Anforderungen mithalten zu können. Standards sind bei der
Qualitätsentwicklung unabdingbare Instrumente, da durch sie die Versorgungspraxis
positiv verbessert und Forschungsergebnisse in die Praxis transferiert werden
können (vgl. Meyer et al. 2006, S. 34). Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes
vom 18. März 1986 sind außerdem alle Träger von stationären Einrichtungen dazu
verpflichtet, Pflegetätigkeiten durch Standards zu vereinheitlichen (vgl. Zimmermann
(a) 2004, S. 737). In diesem Zusammenhang ergibt sich auch eine
Betrachtungsweise der rechtlichen Konsequenzen: ,,Ein nationaler Expertenstandard
gilt juristisch als ein vorweggenommenes Sachverständigengutachten. (...) Die
Umsetzung (...) ist nicht in das Belieben der einzelnen Einrichtungen gestellt,
sondern wird (...) erwartet" (Sowinski 2003, zit. nach Zimmermann (a) 2004, S. 739).
Diese rechtlichen Konsequenzen sind jedoch bei einem Thema wie z.B. Dekubitus,
wesentlich immanenter als bei dem Themenkomplex Entlassungsmanagement, und
werden deshalb an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber angeführt.
Problematisch gestaltet sich eine einheitliche Definition von Expertenstandards in
Abgrenzung zu anderen, pflegerischen Standards. Die Definition des DNQP dazu
findet sich in Kapitel 4.

8
Durch evidenzbasierte Pflege leistet die Berufung darauf einen Beitrag zu ,,guter
Pflege" (vgl. Thome 2006, S. 145). Theoriegeleitete pflegerische Konzepte stellen in
einem auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendem Gesundheitssystem auch
einen Kompetenzzuwachs der Pflege dar (vgl. Sachs 2006, S. 33). Verschiedene
Konzepte, die sich aus diesem Bemühungen entwickelt haben, werden im Anschluss
dargestellt.
1.2.1 Pflegerische Konzepte
Die Pflegewissenschaft als Praxiswissenschaft ist stetig bestrebt, ihre Tätigkeit ,,am
Stand der Künste" auszurichten (vgl. Brandenburg 2004, S.14, S.20; vgl. auch
Thome 2006, S. 145). Daher wurden im Laufe der Zeit verschiedene Modelle eines
verbesserten Entlassungsmanagements entwickelt. In der Literatur zeigt sich daher
eine Vielzahl von Konzepten und Begriffen, die sich mit dem
Entlassungsmanagement von Patienten beschäftigen. Nachfolgende Ausführungen
sollen zum einen einen Überblick über die geläufigsten Methoden geben, zum
anderen auch durch eine genaue Begriffsbestimmung, eine Arbeitsbasis schaffen.
Dabei wird dem Punkt 1.2.1.4 Entlassungsmanagement besondere Aufmerksamkeit
gewidmet, da auf dieser Definition aufbauend die Arbeit beruht. Die Bedeutung der
Begriffsfindung ist vor einem professionstheoretischen Hintergrund offensichtlich.
Dadurch wird einerseits souveräne Verantwortung für einen eigenen Bereich im
Gesundheitswesen übernommen, andererseits dient es als Gestaltungs- und
Definitionsmacht bei der Berufsausübung. Die Gemeinsamkeit der nachfolgenden
Konzepte beruht auf der jeweils individuellen, bedürfnisorientierten poststationären
Versorgung pflegebedürftiger (alter) Menschen, wobei das Ziel immer eine
multiprofessionelle Entlassungsplanung und Überleitung zwischen verschiedenen
Versorgungssettings ohne Versorgungsbrüche ist. Eine Eingrenzung der Arbeit, u.a.
durch die Definition des Entlassungsmanagements als untersuchter Aspekt, erfolgt
im weiteren Vorgehen der Arbeit.
1.2.1.1 Pflegeüberleitung / Überleitungspflege
Pflegeüberleitung ist ein Organisations- und Arbeitskonzept, welches mehrere Ziele
verfolgt. So dient es primär der Verbesserung des Schnittstellenmanagements, um
damit Koordinationsbrüche zu verhindern. Dadurch will die sowohl die
Dienstleistungsqualität als auch die Lebensqualität erhöhen, wie auch die

9
Verweildauer verkürzen und darüber hinaus ,,Drehtür-Patienten" vermeiden (vgl. DIP
2004, S. 15, S. 28; Koch-Straube 2001, S. 154; Sieger/Kunstmann 2003, S. 23).
Dabei wird der Klient in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. Der Prozess der
Pflegeüberleitung beginnt mit der Aufnahme des Patienten und endet mit seiner
gesicherten Entlassung in nachstationäre Versorgungsinstanzen (vgl.
Sieger/Kunstmann 2003, S. 23). Die gebräuchlichste Definition von Pflegeüberleitung
findet sich bei Marly Joosten 1997, die auch den Begriff Pflegeüberleitung zuerst
verwendete: ,,Alle Gedanken, Gefühle und Haltungen, die nötig sind, um eine weitere
kontinuierliche Qualität in der Pflege zu gewährleisten, und zwar beim Übergang vom
Krankenhaus zur ambulanten Pflege oder Pflegeheimversorgung und umgekehrt"
(Joosten 1997, S. 21).
Die Aufgabenbereiche der Pflegeüberleitung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Information und Beratung der Patienten und Angehörigen, insbesondere zu
Versorgungsmöglichkeiten und Versicherungsleistungen
Mobilisierung von Versorgungsleistungen, d.h. die Vermittlung ambulanter
Pflegedienste und anderer Leistungsangebote, Sicherstellung ärztlicher
Verordnungen einschließlich der Hilfsmittelversorgung usw.
Koordinationsaufgaben, z.B. die Abstimmung mit Kostenträgern, z.B. Kranken-
/Pflegekassen und Medizinischen Diensten der Krankenversicherungen oder
die Herstellung von Kommunikation zwischen Mitarbeitern des Krankenhauses
und anderen Stellen, einschließlich der Einleitung von direkten Übergaben
bzw. gemeinsamen Visiten
Informationsübermittlung, mit dem Schwerpunkt der Erstellung einer
Dokumentation für weiterversorgende Pflegeeinrichtungen
(Überleitungsbögen) und die Information des Hausarztes, aber auch die
laufende Informationsübermittlung im Vorfeld der Krankenhausentlassung und
Auskünfte nach der Entlassung an weiterversorgende Instanzen
Netzwerkpflege zur Festigung der krankenhausinternen Zusammenarbeit und
der Kooperation mit Pflegeeinrichtungen (vgl. Joosten 1997, S. 96; Koch-
Straube 2001, S. 155; Sieger/Kunstmann 2003, S. 24; Wingenfeld 2005, S.
83)
In den stationären Einrichtungen finden sich Stellen für Pflegeüberleitung fast
durchgängig neben den bisherigen Organisationsformen durch den Sozialdienst. Sie
stellen aufgrund des eigenen Selbstverständnisses eine Ergänzung des

10
Entlassungsprozesses aus pflegerischer Sicht dar. Häufig werden die
sozialrechtlichen Aspekte wie beispielsweise Heimplatzunterbringung oder das
Stellen von Anträgen bei der Pflegeversicherung von den Sozialarbeitern
übernommen, während sich die Pflegeüberleitung überwiegend um die Entlassung
von Patienten in das häusliche Umfeld und die damit verbundenen Belange wie
Beschaffung von Hilfsmitteln usw. kümmert. Unterschieden wird in der Literatur
zwischen direkter Pflegeüberleitung (ohne zusätzliche Schnittstelle, Übernahme
durch die Pflegenden auf den Stationen) und indirekter Pflegeüberleitung (als
eigenständiges Aufgabengebiet einer zusätzlichen Stelle) (vgl. u.a. Joosten 1997, S.
34; Sieger/Kunstmann 2003, S. 24).
Wenn auch durch die ähnliche Begrifflichkeit Parallelen zu vermuten wären, hat die
Überleitungspflege wesentlich andere Schwerpunkte in der Patientenentlassung. Sie
meint die am Patienten erbrachte Dienstleistung, d.h. die unmittelbare Betreuung des
Patienten durch Pflegekräfte der abgebenden Institution, die ihn beim Übergang von
der einen Betreuungsform in die andere zumindest zeitweise begleiten. Bekannt
geworden ist dieses Konzept auch unter dem Begriff Brückenpflege. Konkret
bedeutet das die direkte Versorgung, Pflege und Begleitung eines Patienten durch
eine Pflegekraft von einer Versorgungsinstanz in die nächste. Dabei ist bei der
Unsetzung von erheblichen organisatorischen und leistungsrechtlichen
Schwierigkeiten auszugehen, weshalb sie in der Praxis kaum anzutreffen ist (vgl. DIP
2004, S. 27; Hartwig/Jansen/Waller 2004, S. 13; Koch-Straube 2001, S. 155;
Sieger/Kunstmann 2003, S. 23).
1.2.1.2 Case Management
Die Konzepte des Case Management (CM) stammen ursprünglich aus dem
angelsächsischen Sprachraum, hier vor allem den USA. Auch in Deutschland finden
Case Management Konzepte im Sozial- und Gesundheitswesen zunehmend
Verbreitung. Allgemein lässt sich festhalten, dass durch diese Versorgungsart eine
Kontinuität der Betreuung ebenso gewährleistet werden soll wie eine effektive
Nutzung der zur Verfügung stehenden Dienstleistungsangebote. Grundlagen des CM
sind die Optimierung von Prozessen der patientenbezogenen Versorgung,
Prozessverantwortung und Fallführung, Aktivierung von Selbsthilfe und Transparenz
des Verfahrens für alle Beteiligten (vgl. DIP 2004, S. 31; Koch-Straube 2001, S. 156)
Der prozesshafte Charakter der Vorgehensweise orientiert sich in fast allen CM-

11
Konzepten am Pflegeprozess. Die Rolle des Case Managers kann neben
Pflegekräften auch von Sozialarbeitern oder Medizinern übernommen werden, und
hängt vom jeweiligen Aufgabengebiet ab. Die American Nurses Association (ANA)
definierte bereits 1988 Case Management als: "ein System von
Gesundheitsassessment, Planung, Beschaffung von Dienstleistungen, Ausübung
von Dienstleistungen und Überwachung mit dem Ziel, die vielfachen Bedürfnisse
eines Patienten zu befriedigen" (zitiert nach [11]).
Kennzeichnend für das CM sind drei Kernfunktionen:
1. Advocacy (anwaltschaftliche Funktion): der Case Manager übernimmt die
anwaltschaftliche Vertretung für den Patienten. Die Teilbereiche dieser
Funktion sind etwa vorhandene Dienstleistungen dem Patienten nutzbar zu
machen oder bestehende Dienste den Patientenbedürfnissen anzupassen.
Ziel ist dabei, Versorgungslücken zu schließen.
2. Broker (vermittelnde Funktion): Hier geht es darum, bei den verschiedenen
Dienstleistungsangeboten zwischen dem Patient und den Anbietern als
neutraler Vermittler zu verhandeln. Dazu muss der Case Manager sowohl
bestehende Angebote kennen als auch im Anschluss daran Lösungen
präsentieren.
3. Gatekeeper (selektierende Funktion): Als ,,Türwächter" besteht hier die
Aufgabe des Case Managers zum einen darin, den Zugang zu dem
gemeinschaftlichen Versorgungssystem zu überprüfen, und zum anderen
darin, die erbrachten Leistungen zu überwachen (vgl. u.a. Dörpinghaus et al.
2004, S. 123).
Ebenso wie die weiteren hier vorgestellten Konzepte möchte das CM sowohl
Versorgungsbrüchen entgegenwirken als auch die Interessen des Patienten in den
Mittelpunkt des Geschehens rücken. Darüber hinaus werden auch Vermeidung von
Rehospitalisierung, verbessertes Schnittstellenmanagement, gezielte ganzheitliche
Betreuung beim Übergang und Vermeidung von zu früher Pflegeheimeinweisung und
Vernetzung der an der Betreuung beteiligten Berufsgruppen als Ziele genannt.
Übergeordnetes Ziel ist im individuellen Fall prozesshaft die räumlichen und
zeitlichen Ressourcen des Versorgungsgeschehens zu erfassen, mit den
unterschiedlichen Akteuren gemeinsame Ziele festzulegen und über eine bestimmte
Zeitspanne oder den gesamten Betreuungsverlauf die Koordination eines Patienten
sicherzustellen (vgl. von Reibnitz 2006, S. 203). Dabei benötigt der Case Manager

12
verschiedene Qualifikationen; Er muss sowohl über eine Vielzahl an fachlichen
Eignungen (z.B. Kenntnis von ambulanten und stationären Versorgungs-
möglichkeiten) als auch persönliche Kompetenzen (Selbstorganisation, Konflikt-
fähigkeit, Fähigkeit zu Verhandlungsprozessen) verfügen. Daher wird Case
Management u.a. auch zur Schnittstellenoptimierung eingesetzt.
In Abgrenzung dazu versteht sich Disease Management als Instrument zur
Steuerung der Behandlung und Betreuung von Patienten mit einer definierten
Gesundheitsstörung. Dabei heißt es: ,,dass Disease Management(...) verbindliche
und integrale Behandlungs- und Betreuungsprozesse über ganze Krankheitsverläufe
und über institutionelle Grenzen hinweg (...) darstellt" (Greulich/Berchtold/Löffel
2002, S. 1). Im Unterschied zum Case Management ist zu beachten, dass sich
Disease Management auf ein Krankheitsbild spezialisiert, während sich Case
Management individuell auf gesundheitliche Probleme unterschiedlicher Art einstellt.
1.2.1.3 Entlassungsplanung
Laut Dash et al. 2000 bedeutet Entlassungsplanung mehr, als einen Patienten von
einer betreuenden Umgebung in eine andere zu verlegen:
,,sie umfasst vielmehr die Betreuung während und nach einem
Krankenhausaufenthalt, bezieht qualitativ hochwertige Patientenbetreuung und fundierte
Praktiken des patientenorientierten Case Management ein und koordiniert einzelne Stationen
und Disziplinen, um die Ressourcen zu mobilisieren, die zur Gewährleistung des
rechtzeitigen Übergangs von einer Betreuungsebene zur nächsten nötig sind"
(Dash et al.
2000 S. 12, vgl. auch DIP 2004, S. 29).
Als Ziel wird die Hilfe von Patienten und Angehörigen bei der Suche nach Lösungen
für ihre gesundheitlichen und poststationären Versorgungsprobleme definiert.
Darüber hinaus wird aber auch die Vermeidung unnötig verlängerter Liegezeiten als
Ziel genannt (Dash et al. 2000, S. 15; Hartwig/Janzen/Waller 2004, S. 10). Deutlich
wird die Unterscheidung zu den anderen Modellen durch die Betonung des
Erstellens eines ,,Entlassungsplanes" oder Versorgungsprogramms. Die
Planungsphase wird hier als entscheidend wahrgenommen. Mit Hilfe eines
entsprechenden Dokumentes sollen die in Absprache mit Patient und Angehörigen
getroffenen Betreuungs- und Versorgungsmaßnahmen schriftlich festgehalten
werden, und damit die getroffenen Ziele untermauern. Dieser Plan ist

13
maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten, und soll dabei
helfen, mit den Belastungen und Verlusten zurechtzukommen. Dabei handelt es sich
aber trotzdem um einen multiprofessionellen Ansatz, welcher auch wiederum
prozesshaft gestaltet ist. Dies geschieht durch die Benennung von Aufgaben, wie
Einschätzung des poststationären Pflege- und Unterstützungsbedarfs oder Erstellen
und Durchführen des Betreuungsplans. Auch hier wird die Bedeutung der
Kommunikationsfähigkeit hervorgehoben, die zum Gelingen einer optimalen
Entlassung beiträgt.
1.2.1.4 Entlassungsmanagement
Zu guter Letzt folgt der momentane Modebegriff im Entlassungsgeschehen. Aktuell
ist diese Begrifflichkeit vor allem durch das Erscheinen des Expertenstandards
Entlassungsmanagement durch das DNQP im Jahr 2002 in den Mittelpunkt der
Diskussion geraten.
Von Seiten der Leistungserbringer wird Entlassungsmanagement folgendermaßen
definiert:
,,Entlassungsmanagement ist eine stationsübergreifende Dienstleistung für
Patienten/innen im Krankenhaus. Sie dient zur rechtzeitigen Planung und Organisation der
Entlassung von Patienten/innen mit komplexem extramuralem Betreuungsbedarf
(therapeutisch, pflegerisch, sozial). Der individuelle Versorgungsbedarf der Patienten/innen
für die Betreuung zuhause wird erhoben und bis zum Zeitpunkt der Entlassung erfolgt die
Organisation des notwendigen professionellen Netzwerks unter Berücksichtigung und
Einbeziehung vorhandener Ressourcen aus dem Laiensystem (...)"
([3] S. 5).
Im Expertenstandard heißt es:
,,(Durch das Entlassungsmanagement wird versucht [Anm. der Autorin]) (...)
systematisch aus pflegerischer Perspektive dem Entstehen von Versorgungsbrüchen bei der
Patientenentlassung durch eine gezielte Vorbereitung von Patienten und Angehörigen sowie
durch einen besseren Informationsaustausch zwischen den am Entlassungsprozess
Beteiligten entgegenzuwirken"
(DNQP 2002, S. 8, vgl. auch [8]).

14
Die Ziele des Entlassungsmanagement lassen sich wie folgt beschreiben:
Herstellung von Versorgungskontinuität u.a. durch verbesserte
Informationsübermittlung
Vermeidung von unnötigen Rehospitalisierungen und Versorgungsbrüchen
Keine unnötig verlängerten Liegezeiten (vgl. DNQP 2002, S. 8, vgl. auch[8]; [9])
Das Ziel lässt sich auch durch die Standardaussage des Expertenstandards
formulieren: ,,Jeder Patient mit einem poststationären Pflege- und Unterstützungs-
bedarf erhält ein individuelles Entlassungsmanagement zur Sicherung einer
kontinuierlichen bedarfsgerechten Versorgung" (DNQP 2002, S. 10, vgl. Anhang 1).
Aufgaben des Entlassungsmanagements sind u.a. Information über poststationäre
Versorgungsmöglichkeiten, Einschätzung des voraussichtlichen Dienstleistungs-
bedarfs (Art und Ausmaß), Entlassungsplanung durch Informationsweitergabe
(pflegerisch, therapeutisch, sozial) an nachsorgende Institutionen, entweder mündlich
oder schriftlich, sowie Terminabsprache der Entlassung mit allen Beteiligten. In dem
Expertenstandard des DNQP wird der multidisziplinäre Ansatz des Entlassungs-
managements betont. Dabei unterstellt er aber den Pflegefachkräften die
entscheidenden koordinativen Aufgaben, da sie aufgrund der unmittelbaren Nähe
zum Patienten am ehesten dazu geeignet wären (vgl. DIP 2004, S. 37; DNQP 2002,
S. 9). Auch dabei wird zwischen direktem und indirektem Entlassungsmanagement
unterschieden (vgl. DNQP 2002, S, 28 ­ 33; [9]). Auch im Expertenstandard wird das
Entlassungsmanagement als ein an dem Pflegeprozessmodell orientiertes
Geschehen verstanden: ,,(Das Entlassungsmanagement [Anm. der Autorin]) ist als
geregeltes Verfahren angelegt, dessen Struktur sich am Aufbau des Pflegeprozesses
orientiert" (DNQP 2002, S. 33). Dabei betonen die Autoren, dass auch die meisten im
angloamerikanischen Sprachraum verwendeten Konzepte zum Entlassungs-
management parallel zu den Stufen des Pflegeprozesses aufgebaut sind.
,,The discharge process follows the same structure as the nursing process in
assessment, analysis, planning, implementing and evaluating patient needs. Nurses are
familiar and comfortable utilizing nursing process. They are able to carry this over to the
discharge process"
(Charlesworth/McKenzie 1996, zit. nach DNQP 2002, S. 33).

15
Damit wird die Ablauforganisation des Entlassungsmanagements analog zu den
Stufen des Pflegeprozesses vorgegeben in:
Pflegerisches Assessment
Festlegung von Zielen
Planung von Maßnahmen
Durchführung der Maßnahmen
Kontrolle/Evaluation der Ergebnisse (vgl. dazu auch Kpt. 3, sowie DNQP 2002, S.
33 f.)
1.3. Eingrenzung der Arbeit
Aufgrund der oben vorgenommenen Bestimmung des Begriffes Entlassungs-
management durch Abgrenzung von anderen, in diesem Kontext verwendeten
Begrifflichkeiten, erfolgte eine erste Eingrenzung des Themenbereichs. Der
Expertenstandard selbst gibt hinsichtlich seiner Verfügbarkeit weitere Begrenzungen
vor. So heißt es in der Präambel: ,,Deshalb richtet sich der vorliegende
Expertenstandard primär an Pflegefachkräfte in stationären Gesundheits-
einrichtungen, das heißt Krankenhäuser, Fach- und Rehabilitationskliniken" (DNQP
2002, S.8).
In dieser Diplomarbeit wird ein Konzept für den akutstationären Bereich, d.h.
Krankenhäuser, entwickelt. Der poststätionäre Versorgungsweg von Patienten, die
nach der Entlassung noch über einen weiteren Unterstützungsbedarf verfügen,
unterscheidet sich in diesen Fällen deutlich voneinander, so dass sich in dieser
Arbeit zugunsten der Spezifikation nur auf den akutstationären Bereich beschränkt
wird. Auf diese Weise können bereichsspezifische Aussagen getroffen werden. Die
Literatur zeigt weiterhin, dass sich Versorgungsbrüche insbesondere zwischen dem
vollstationären und den nachstationären Bereichen manifestieren (vgl. [11]).
Die meisten Konzepte zur Überleitung von Patienten sind für ältere Menschen
entstanden (vgl. DIP 2004, S. 30). Der Expertenstandard konkretisiert diese
Formulierung noch, indem er anfügt, dass primär ältere Menschen über einen
poststationären Entlassungsbedarf verfügen (vgl. DNQP 2002, S. 8). Bei dieser
Patientengruppe liegen oftmals sowohl mehrere und/oder chronische Krankheiten
vor. Chronische Krankheiten bewirken häufig unveränderbare Einschränkungen
sowie dadurch entstehenden Unterstützungs- und Versorgungsbedarf (vgl. Schaeffer
2006, S. 192). Dabei steht pflegerische Unterstützung meist an erster Stelle. Daher

16
richtet sich das mit dieser Arbeit erstelle Konzept originär an Versorgungseinheiten
einer akutstationären Einrichtung mit hauptsächlich geriatrischen Patienten. In Frage
kommen hier vor allem internistische Stationen, da oben genannte Patientenklientel
maßgeblich dort anzutreffen sind.
1.4. Ziele und Aufbau der Arbeit
Im folgenden Kapitel wird die Zielsetzung und der daraus resultierende Aufbau der
Arbeit vorgestellt.
Aus der oben dargelegten Problemstellung und der Eingrenzung der Arbeit ergeben
sich zwei Zielsetzungen, die mit dieser Arbeit verfolgt werden. Zum einen wird in
dieser Arbeit ein Konzept zur Implementierung des Expertenstandards
Entlassungsmanagement erstellt. Die Vorgehensweise der Implementierung
orientiert sich in dieser Arbeit am Problemlösungsprozess. Daher lautet die zweite
Zielsetzung zu überprüfen, inwiefern der Problemlösungsprozess zur
Implementierung des Expertenstandards Entlassungsmanagement eingesetzt
werden kann.
Während im ersten Kapitel wichtige Grundlagen und ein ausführlicher
Problemhintergrund geschildert wurden, findet sich im weiteren Verlauf der Arbeit
zunächst eine Erklärung der methodischen Vorgehensweise. Dabei wird im zweiten
Kapitel sowohl auf die Konzepterstellung eingegangen, als auch auf die
Überlegungen zur Anwendung des Problemlösungsprozesses auf die
Implementierung. Der Problemlösungsprozess bildet den theoretischen Rahmen
oder die wissensbasierte Grundlage des Konzepts. Diese Grundlage erforderte eine
selbständige Einarbeitung in die die Arbeit betreffenden Gebiete und deren
Einordnung zur Entwicklung eines Konzepts. Deshalb ist es notwendig, einige
Begriffe in diesem Rahmen näher zu charakterisieren. In diesem Zusammenhang
wird dann das gesamte Konzept vorgestellt. Im dritten Kapitel wird versucht, das
Konzept auf die einzelnen Punkte des Expertenstandards anzuwenden. Dazu erfolgt
zunächst eine Strukturierung des Expertenstandards. Anschließend an die
Anwendung werden Aussagen zu dem Expertenstandard allgemein sowie zu drei
ausgewählten, besonders wichtigen Strukturmomenten des Standards getroffen.
Dazukommend werden allgemeine Aspekte der Implementierung behandelt sowie
das Projektmanagement als organisatorischer Rahmen besprochen. Das dritte
Kapitel beschließt mit der Ergebnisdarstellung. Abschließend erfolgen eine

17
Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage im vierten Kapitel
sowie die Schlussbetrachtung im fünften und letzten Abschnitt.
2. Methoden
Im folgenden Kapitel wird die methodische Vorgehensweise dieser Arbeit dargelegt.
Die Literaturrecherche war notwendig, um sich eine Überblick über den derzeitigen
Stand des Entlassungsgeschehens zu machen und Hinweise auf bereits
vorgenommene Implementierungsversuche zu gewinnen. Außerdem wurde dadurch
überhaupt erst eine Auseinandersetzung mit dem Thema Problemlösungsprozess
ermöglicht. Die Literaturrecherche sowie die theoretische Abhandlung des
Problemlösungsprozesses erfolg in den nächsten Kapiteln. Weiterhin wird dabei
methodisch ein bestehender Problemlösungsprozess auf die Erfordernisse der
Implementierung angepasst.
2.1 Literaturrecherche
Zunächst fand eine systematische Literatursichtung zur Erfassung des Standes der
internationalen Forschung statt. Das geschah mittels Schlagwortabfrage mehrerer
Literaturdatenbanken. In Benutzung waren dabei OPAC und FRANKA
(Fachhochschule Frankfurt, Universitätsbibliothek Frankfurt, Deutsche
Nationalbibliothek Frankfurt). Da keine speziell pflegerische Fragestellung zu
behandeln ist, wurde auf eine ausführliche Recherche in naturwissenschaftlichen
Datenbanken wie MEDLINE oder Medizinische Zentralbibliothek Köln verzichtet. Die
Suche wurde als Schlagwortsuche gestaltet, die sich in erster Linie um die Begriffe
Konzept, Implementierung, Erstellung, Entlassung, Management, Überleitung,
Pflege, Standard, Versorgung, Vernetzung, Kooperation sowie Problem,
Problemlösung, Problemlösungsprozess und Prozessmanagement drehte. Hinzu
kam eine Suche über angloamerikanische Suchbegriffe wie discharge, plannning und
Management. Erweitert wurde die einfache Schlagwortabfrage durch Kombinationen
verschiedener Begriffe untereinander durch Bowl`sche Operation und Erweiterungen
durch Trunkierung. Die Datenbankrecherche berücksichtigte zumeist sowohl
englische als auch deutschsprachige Literatur. Da teilweise sehr hohe Trefferzahlen
bei den einzelnen Eingaben erschienen, wurde meistens nur Literatur im
Erscheinungszeitraum von 2000 bis 2006 gesichtet. Ältere Titel wurden nur dann mit
einbezogen, wenn es sich um besonders wichtige Arbeiten handelte, z.B. oft zitierte

18
Titel, grundlegende Literatur oder Arbeiten zu sehr speziellen Fragestellungen.
Gerade im Bereich der Problemlösung konnte sehr viel nicht relevante Literatur erst
bei ihrer Sichtung ausgeschlossen werden, da es sich oftmals um informatik-
spezifische Literatur handelte. Die beschriebene Suchstrategie ergab nach der
Durchsicht insgesamt eine Anzahl von 34 relevanten Fachbüchern und 12 relevanten
Zeitungsartikeln. Darunter findet sich eine englischsprachige Veröffentlichung. Das
Internet wurde in diesem Rahmen ebenfalls genutzt. Die Internetrecherche ergab ein
Ergebnis von 11 bedeutsamen Seiten. In Anhang 1 findet sich eine detaillierte
Darstellung der Literaturrecherche. Ergänzt wurde die Suche durch eine Orientierung
an der Literatur, die dem Expertenstandard zugrunde liegt. Im Vorfeld der Arbeit an
dem Expertenstandard wurde durch Wingenfeld und Dangel eine sehr ausführliche
Literaturrecherche durchgeführt. Weitere Hinweise lieferten ferner Literaturverweise
in bereits behandelter Literatur. Angloamerikanische Literatur wurde nur dann näher
betrachtet, wenn sie nicht spezifisch auf amerikanische oder englische
Versorgungsstrukturen ausgelegt war. Da dies häufig der Fall war, lag der
Schwerpunkt bei deutschsprachiger Literatur, die die hiesigen Versorgungsstrukturen
berücksichtigt. Des Weiteren hat die Pflege hierzulande noch nicht ein ähnlich hohes
Niveau wie in anglophonen oder skandinavischen Gebieten erreicht, was die
Übertragung von Ergebnissen zusätzlich erschwert (vgl. Sachs 2006, S. 43; vgl. auch
[1]).
2.2. Konzeptentwicklung
Da in dieser Arbeit ein Konzept entwickelt werden soll, ist es zunächst notwendig, zu
beschreiben, was ein Konzept ist und welchen inhaltlichen Ansprüchen es genüge
tragen muss. Zunächst eine sehr allgemeine Definition aus dem Lexikon: "Konzept
(lat. conceptus >> das Zusammenfassen<<) 1. erste Niederschrift, Entwurf eines
Schriftstückes; 2. klar umrissener Plan, Programm für ein Verhalten" (Brockhaus
Enzyklopädie 1998 Bd. 15, S. 367). Eine speziellere Form der Definition findet sich
bei Graf und Spengler 2004: ,,Konzepte (...) sind folglich `Ent-würfe' d.h. geistige
`Würfe' in die Zukunft hinein, gedankliche Vorwegnahmen angestrebter zukünftiger
Zustände" (Graf/Spengler 2004, S. 14). Sie unterscheiden sich zu Visionen durch
ihre konkretere Zielformulierung und zu Plänen durch ihr Nicht-Vorhanden-Sein von
genauen und konkreten Mitteln und Wegen. Unter Konzeptentwicklung versteht man

19
den Prozess oder das Verfahren zur Konzepterstellung. Der Aspekt Entwicklung
kann in diesem Zusammenhang unter zwei Aspekten verstanden werden:
Benötigte Fähigkeiten oder Ideen, die der Betroffene benötigt, um ein Konzept zu
entwickeln oder Entwicklung dieser Fähigkeiten
Entwicklung der Organisation durch Erweiterung ihres Portfolios
Inhaltliche Aspekte des Konzepts sind anhand von W-Fragen anschaulich
darstellbar, und können als Checkliste formuliert werden:
Checkliste für ein Konzept
Wer?
Durchführender/ Konzeptentwickler
Warum?
Ausgangs- und Problemlage/Bedarf
(Für)
Wen?
Zielgruppen/Abteilung
Wozu? Ziele
Was?
Leistungen/Angebote
Wie?
Methoden/Arbeitsformen
Wo?
Standort/Raumbedarf
(Durch) Wen?
Personalbedarf
Womit?
Sachmittel/Finanzierung
Die oben genannten Punkte stellen damit die äußeren Rahmenbedingungen des
Konzepts dar. Gleichzeitig sind sie die Grobgliederung des Konzepts, das dann im
weiteren Verlauf einer zusätzlichen Verfeinerung bedarf. Aufbauend auf dieser
Darstellung findet sich das Konzept auf Seite 35-37 in Kapitel 2.7.
2.3. Theoretischer Bezugsrahmen
Der theoretische Bezugsrahmen des zu entwickelnden Konzepts wird in der
vorliegenden Arbeit durch den Problemlösungsprozess gebildet.
Der Problemlösungsprozess stammt ursprünglich aus der Industrie. Im
Zusammenhang mit der Anwendung stehen hohe Standarisierung, Objektivierung
und Zweckrationalität.
Der allgemeine Problemlösungsprozess lässt sich auch auf andere Bereiche
anwenden, z.B. pflegerische Interventionen. Dabei kann der Problemlösungsprozess
als Basis gesehen werden, als dessen gegenstandsspezifische Darstellung der
Pflegeprozess zu sehen ist. Da das Entlassungsmanagement sich in seinem Ablauf

20
am Pflegeprozess orientiert, entsteht so eine weitere gegenstandsspezifische
Konkretisierung (vgl. dazu Kpt. 1.2.1.4, Kpt. 3 sowie Abbildung 1).
Ein Beispiel soll diesen Zusammenhang klarer machen:
Ein ursprünglich in der Wirtschaft eingesetzter Problemlösungsprozess behandelt
beispielsweise das Problem eines hohen Anteils an fehlerhaft produzierten Teilen,
z.B. Getriebeteile eines Automobilzuliefererbetriebes. Die hohe Ausschussrate stellt
in diesem Fall das Problem dar. Das Ziel ist eine verringerte Anzahl von
mangelhaften Teilen. Es werden Lösungen gesucht, um diesen Zustand zu
verändern. Die Maßnahmen, die daraus resultieren, z.B. häufigere Kontrollen der
herstellenden Maschine, werden dann eingeführt, und anschließend auf Ihre
Nützlichkeit hin evaluiert. In der Pflege, bzw. dem Pflegeprozess, könnte ein Problem
bei einem Patient mit kürzlich erlittenem Apoplex liegen. Dieser hat, bedingt durch
den Apoplex, eine schwere Schluckstörung. Diese stellt dann u.a. ein Problem dar.
Das Ziel könnte lauten, die Schluckstörung soweit zu verbessern, dass der Patient
sicher Nahrung zu sich nehmen könnte, ohne sich dabei immer wieder zu
verschlucken. Die Pflegekraft sucht aufgrund Ihres Wissens und Ihrer Erfahrung nach
Lösungen. Sie plant daraufhin Maßnahmen, und setzt diese dann um. Im weiteren
Verlauf werden diese Maßnahmen dann überprüft. Im Entlassungsmanagement
könnte der Problemlösungsprozess auf einen Patienten angewendet werden,
welcher im Krankenhaus aufgrund eines bestehenden Diabetes mellitus Typ II neu
mit Insulin eingestellt wird. Das Ziel könnte lauten, die begonnene Insulintherapie
auch im häuslichen Umfeld sicher zustellen. Dazu müsste der Patient bereits im
Krankenhaus hinsichtlich des Insulinspritzens angeleitet werden, oder ein ambulanter
Pflegedienst in die Versorgung mit einbezogen werden. Diese Maßnahmen werden
dann in Absprache mit dem Patienten geplant und durchgeführt. Die Evaluation
erfolgt z.B. durch einen telefonischen Anruf an Folgetag der Entlassung bei dem
Patienten zuhause, um zu überprüfen, ob die geplanten Maßnahmen wirksam sind.
Folgende Grafik illustriert den oben beschriebenen Zusammenhang zwischen
Problemlösungsprozess (PLP), Pflegeprozess (PP) und Entlassungsmanagement
(EM):

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836601610
DOI
10.3239/9783836601610
Dateigröße
946 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main – Soziale Arbeit und Gesundheit, Pflege
Erscheinungsdatum
2007 (Februar)
Note
2,7
Schlagworte
expertenstandard entlassungsmanagement konzepterstellung gesundheit problemlösungsprozess
Zurück

Titel: Konzept zur Implementierung des Expertenstandards Entlassungsmanagement
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
103 Seiten
Cookie-Einstellungen