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Storytelling - Ein Leitfaden für den animierten Kurzfilm

©2011 Bachelorarbeit 52 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
DIE KUNST DES GESCHICHTEN ERZÄHLENS:
Das Geschichtenerzählen ist wohl eine der ältesten Kunstformen der Menschheit. Seit Jahrhunderten werden Geschichten, Sagen, Legenden, Märchen und Gedichte erzählt und überliefert. Diese Art der Kommunikation dient dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Vermittlung von Informationen, dem Erhalt von Traditionen oder dem Anregen von Denkprozessen. Normen und Werte werden dabei ebenso dargestellt, wie Lösungen und Ratschläge für schwierige Lebenssituationen. Das Erzählen von Geschichten hatte immer eine große Bedeutung und riss deswegen über all die Jahrhunderte nie ab.
In verschiedenen Formen wurde diese Kunst im Laufe der Jahre aufgegriffen, weiterentwickelt und verarbeitet: in Büchern, im Theater, im Hörspiel oder im Film.
Gerade der Kurzfilm ist als Kunstform in der heutigen Zeit sehr populär. Er wird zunehmend zum Massenmedium und findet immer mehr Schauraum, denn mit dem Ausbau und Erfolg des Internets bieten zahlreiche Portale die Gelegenheit sowohl professionelle als auch Laien-Kurzfilme der breiten Öffentlichkeit darzubieten. Zudem existieren mittlerweile verschiedene Kurzfilmfestivals oder Kurzfilmsendungen, wie beispielsweise das Magazin Kurzschluss des Fernsehsenders ARTE.
DREHBUCHLITERATUR:
Professionelle Filme heben sich von der Masse ab, indem sie unter anderem inhaltlich eine Geschichte erzählen, die in einem vorab ausführlich ausgearbeiteten Drehbuch oder zumindest einem Treatment, der Kurzfassung eines Drehbuchs, festgelegt wird.
Gerade für längere Filme ist dies heute nicht mehr wegzudenken. Während insbesondere in Europa oftmals die Meinung vorherrscht, dass das Schreiben solcher Drehbücher und Filmgeschichten eine Kunst sei, wird gerade im amerikanischen Raum die These vertreten, Drehbuchschreiben sei ein Handwerk, welches wie jeder andere Beruf erlernbar sei.
Im Zuge dessen sind seit den 60er Jahren auf dem Markt zahlreiche Handbücher, Ratgeber und Manuale erschienen; seit den 80er Jahren gibt es auch wissenschaftliche Theorien, welche sich mit diesem Gebiet auseinandersetzen. Thematisiert werden darin Gedanken und Anleitungen zur dramatischen Struktur, Charakterentwicklung, Konflikt und formalen Regeln, bis hin zu Anregungen für das kreative Schreiben oder zur Überwindung von Schreibblockaden. Ausgangspunkt hierfür ist zum Großteil die Analyse erfolgreicher Hollywood Mainstreamfilme.
Im deutschsprachigen Raum setzte dieser Handbuch-Boom erst […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Katrin Förtsch
Storytelling - Ein Leitfaden für den animierten Kurzfilm
ISBN: 978-3-8428-2371-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Graz, FH Joanneum, Graz, Österreich, Bachelorarbeit, 2011
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

BAKKALAUREATSARBEIT KATRIN FÖRTSCH
STORYTELLING
- EIN LEITFADEN FÜR
DEN ANIMIERTEN KURZFILM
Der animierte Kurzfilm ist heute sehr populär und erzielt vor
allem durch Online-Portale eine breite Öffentlichkeitswir-
kung. Eine gut durchdachte Geschichte und deren technisch
versierte Umsetzung zeichnen dabei professionelle Produk-
tionen aus.
Der vorliegende Leitfaden analysiert deswegen Ansätze
traditioneller Drehbuchautoren und transformiert diese auf
den animierten Kurzfilm. So wird der eigene Schaffens-
prozess junger Kreativer in diesem Bereich unterstützt.
Das Ergebnis ist kein weiterer Ratgeber mit normativem
Charakter, sondern eine kompakte Sammlung von Hinter-
grundwissen zu dem Prozess des Storytellings, der Phase
der Ideenfindung, Filmdramaturgie, Charakterentwicklung
und Konfliktgestaltung. Durch die Dokumentation der Ent-
stehungsphase einer eigenen filmischen Arbeit wird dieses
Wissen praxisnah ergänzt.
ABSTRACT
KURZFASSUNG
BACHELOR THESIS KATRIN FÖRTSCH
STORYTELLING
- A GUIDELINE FOR THE
ANIMATED SHORT
Today the animated short is very popular and is gaining high
scatter effects through online platforms.
Thereby a well-thought-out story and its technically versed
implementation characterizes professional productions.
The guideline at hand analyses the traditional approaches
of script writing literature and applies them to the animated
short. This will support the students' creative processes in
this field.
The result is not another handbook with a normative cha-
racter, but a compact collection of background knowledge
about the process of storytelling, the stage of brainstorming,
film dramaturgy, character development and conflict creati-
on. The documentation about the making-of of an own short
further amends this knowledge in step with actual practices.

STORYTELLING
DIE ERSTEN SCHRITTE
FILMDRAMATURGIE
FAZIT
AUSBAU DER HANDLUNG CHARAKTER & KONFLIKT MAKING OF: ANGEECKT
Storytelling - Eine Einführung
Basiselemente des Storytellings
Storytelling im animiertem Kurz-
film
Ideen finden
Ideen konkretisieren
Von der Idee zum Film
Die Idee hinter ANGEECKT
Dramatische Struktur
Plot und Plot Points
Szenen und Sequenzen
Dramaturgie: ANGEECKT
Exposition
Konfrontation
Höhepunkt & Enthüllung
Auflösung & Schluss
Die Handlung in ANGEECKT
Konfliktarten & -entwicklung
Lebendige Charaktere
Charakter im Konflikt
Charakter & Konflikt in ANGEECKT
Planungsphase
Bau der Kulisse
Charaktere
Der Dreh
Postproduktion & Sounddesign
INHALTSVERZEICHNIS
10
14
16
20
24
26
28
32
38
40
41
46
49
52
54
56
62
64
68
70
76
80
84
86
90
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Filmografie
Danksagung
98
100
101
101
94

9
KAPITEL 01
STORYTELLING
THE LIGHTS DIM. IN THE FIRST 20 MINUTES OF
A MOVIE, A HERO WILL BE INTRODUCED. HE WILL
HAVE SOME FLAW THAT MAKES HIM HUMAN - JUST
LIKE US. SOMETHING UNEXPECTED WILL HAPPEN
THAT THROWS HIS WORLD INTO CHAOS. FOR THE
NEXT HOUR OR SO, OUR HERO WILL GO THROUGH
A SERIES OF TRIALS, AIDED BY FRIENDS AND CHAL-
LENGED BY FOES, TRYING TO RESTORE ORDER TO
HIS WORLD. IN THE LAST 20 MINUTES OUR HERO
WILL BE CRUSHED, ONLY TO RALLY FOR ONE FINAL
SHOWDOWN AGAINST HIS CHALLENGER. HE SUC-
CEEDS OR FAILS - USUALLY SUCCEEDS. WE ALL CE-
LEBRATE. THIS IS THE BASIC STORY.
1

10
11
DIE KUNST DES GESCHICHTEN
ERZÄHLENS
Das Geschichtenerzählen ist wohl eine der ältesten Kunst-
formen der Menschheit. Seit Jahrhunderten werden Ge-
schichten, Sagen, Legenden, Märchen und Gedichte erzählt
und überliefert. Diese Art der Kommunikation dient dabei
nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Vermittlung
von Informationen, dem Erhalt von Traditionen oder dem
Anregen von Denkprozessen. Normen und Werte werden
dabei ebenso dargestellt, wie Lösungen und Ratschläge
für schwierige Lebenssituationen. Das Erzählen von Ge-
schichten hatte immer eine große Bedeutung und riss des-
wegen über all die Jahrhunderte nie ab.
In verschiedenen Formen wurde diese Kunst im Laufe der
Jahre aufgegriffen, weiterentwickelt und verarbeitet: in Bü-
chern, im Theater, im Hörspiel oder im Film.
Gerade der Kurzfilm ist als Kunstform in der heutigen Zeit
sehr populär. Er wird zunehmend zum Massenmedium und
findet immer mehr Schauraum, denn mit dem Ausbau und
Erfolg des Internets bieten zahlreiche Portale die Gelegen-
heit sowohl professionelle als auch Laien-Kurzfilme der brei-
ten Öffentlichkeit darzubieten. Zudem existieren mittlerwei-
le verschiedene Kurzfilmfestivals oder Kurzfilmsendungen,
wie beispielsweise das Magazin Kurzschluss des Fernseh-
senders ARTE
2
.
DREHBUCHLITERATUR
Professionelle Filme heben sich von der Masse ab, indem
sie unter anderem inhaltlich eine Geschichte erzählen, die
in einem vorab ausführlich ausgearbeiteten Drehbuch oder
zumindest einem Treatment, der Kurzfassung eines Dreh-
buchs, festgelegt wird.
Gerade für längere Filme ist dies heute nicht mehr wegzu-
denken. Während insbesondere in Europa oftmals die Mei-
nung vorherrscht, dass das Schreiben solcher Drehbücher
und Filmgeschichten eine Kunst sei, wird gerade im ameri-
kanischen Raum die These vertreten, Drehbuchschreiben sei
ein Handwerk, welches wie jeder andere Beruf erlernbar sei
3
.
Im Zuge dessen sind seit den 60er Jahren auf dem Markt
zahlreiche Handbücher, Ratgeber und Manuale erschienen;
seit den 80er Jahren gibt es auch wissenschaftliche The-
orien, welche sich mit diesem Gebiet auseinandersetzen
4
.
Thematisiert werden darin Gedanken und Anleitungen zur
dramatischen Struktur, Charakterentwicklung, Konflikt und
formalen Regeln, bis hin zu Anregungen für das kreative
Schreiben oder zur Überwindung von Schreibblockaden.
Ausgangspunkt hierfür ist zum Großteil die Analyse erfolg-
reicher Hollywood Mainstreamfilme
5
.
Im deutschsprachigen Raum setzte dieser Handbuch-Boom
erst einige Jahre später ein; Zunächst mit Übersetzungen
der Bestseller und nicht in Form von eigenen Werken. Selbst
bei denjenigen Autoren
6
, die schließlich eigene Bücher über
das Drehbuchschreiben veröffentlichten, ist kein spezifischer
eigener Ansatz erkennbar, sondern eine starke Orientierung
an ihren amerikanischen Vorbildern
7
.
Der Trend zum Drehbuchschreiben nach Handbuch wirft je-
doch die Frage auf, inwieweit diese Anleitungen eingehalten
werden müssen und im welchen Rahmen sich Drehbuchau-
toren darüber hinwegsetzen sollten.
Zusätzlich beschäftigen sich diese Bücher weitgehend nur
mit Kino- und Fernsehfilmen, also mit Produktionen von
längerer Spieldauer. Das Genre des animierten Kurzfilmes
bleibt dabei gerade in den Klassikern unbeachtet.
KAPITEL 01 | 01: STORYTELLING
STORYTELLING - EINE EINFÜHRUNG
LEITFADEN ZUM STORYTELLING
Aus diesem Grund werden in der vorliegenden Arbeit diese
Ansätze auf das Genre des animierten Kurzfilmes transfor-
miert. Dabei ist es nicht das Ziel, ein weiteres Handbuch mit
normativen Charakter zu schreiben. Vielmehr sollen grund-
legende traditionelle Theorien mit Fokus auf dieses Genre
dargestellt werden, um sowohl Hintergrundwissen kompakt
zu erläutern, als auch in einer kritischen Auseinandersetzung
Anregungen für die Produktion eines eigenen Films zu bie-
ten.
Bewusst wird dabei auf die Bezeichnung Leitfaden zum
Drehbuchschreiben verzichtet und stattdessen der ebenfalls
aus dem amerikanischen Raum stammende Begriff Story-
telling verwendet. Dieser Terminus wird jedoch gerade im
deutschsprachigen Raum differenziert aufgenommen.
BEGRIFFSKLÄRUNG
So wird Storytelling teilweise als englische Bezeichnung für
die Kunst des Erzählen verstanden, genauso aber als Form
der Unternehmenskommunikation, Methode in Bildung,
Therapie und Wissensmanagement oder beispielsweise als
Subgenre des Raps
8
. Gemeinsam ist all diesen Bedeutungen,
dass im Mittelpunkt die Verwendung und Verarbeitung von
Geschichten steht.
Immer häufiger wird dieser Ausdruck heutzutage mit der
Erweiterung Digital Storytelling im Bezug auf die Medien
Film und Multimedia verwendet und meint die Erzählung ei-
ner Geschichte, die mittels digitaler Werkzeuge umgesetzt
wird
9
. Obwohl es bereits seit Beginn der 90er Jahre dement-
sprechend betitelte Zentren, Workshops, Bücher und Künst-
ler gibt, handelt es sich noch immer um einen Begriff, der
sich in seiner Entwicklung befindet
10
.
Dennoch ist die Bezeichnung Leitfaden zum Storytelling
für diese Arbeit sehr treffend, denn gerade bei kurzen,
animierten Filmen, an denen nur Einzelpersonen oder ein
kleines Team beteiligt sind, fallen in der Produktion mehre-
re Rollen zusammen. Drehbuchautor, Storyboardzeichner,
Regisseur, Designer, Animator und Editor sind oft lediglich
eine Person. Dies bedeutet, dass der Drehbuchautor zusätz-
lich zu seinen Entscheidungen bezüglich des reinen Hand-
lungsablaufs, auch die visuelle Gestaltung, Kamera, Technik,
Animation, Sound, Schnitt - alles was dazugehört, um eine
Geschichte durch das Medium Film zu erzählen - mit ein-
beziehen muss. Er muss also ein umfassendes Storytelling
betreiben und mehr entwickeln, als ,nur` ein Drehbuch.
GLIEDERUNG DES LEITFADENS
Dieser Leitfaden stellt deshalb nicht nur die theoretischen
Grundlagen des Storytellings dar, sondern zeigt auch deren
Anwendung exemplarisch anhand eines eigenen Projektes.
Während sich dieses Kapitel mit verschiedenen Basisinfor-
mationen zur Thematik und dem Genre des animierten Kurz-
filmes beschäftigt, geht das zweite Kapitel auf den Prozess
der Ideenfindung und -verarbeitung ein. Im dritten Kapitel
werden grundlegende Elemente der Filmdramaturgie vor-
gestellt und schließlich in den Kapiteln Vier und Fünf vertieft
aufbereitet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Ausarbei-
tung der einzelnen Bestandteile der dramaturgischen Struk-
tur und der Gestaltung von Konflikt und Charakter. Durch
Einblicke in die Entwicklung und Gestaltung des Stop-Moti-
on Kurzfilmes Angeeckt am Ende eines jeden Kapitels und
eine zusätzliche Making-Of Dokumentation der Produktion
in Kapitel Sechs wird dieses Wissen praxisnah ergänzt.

EINE ÜUBERRASCHENDE
WENDUNG
UNTERHALTEN HAT
SCHOCKIERT HAT
ZUM NACHDENKEN GEBRACHT HAT
AMÜSIERT HAT
SPANNEND WAR
ÜBERRASCHEND VERLIEF
BERÜHRT HAT
EIN FILM BLEIBT IN ERINNERUNG, WENN ER...11
18,8
%
18,0
1,7
2,5%
45,3%
1,7
12%
GUTE AUFNAHMEN 10
,3 %
GLA
UBHAFTE CHAR
AK
TERE 13,
7 %
SCHA
USPIELER 3,
4 %
STORY
72,6 PROZENT
AUF WAS LEGST DU BEI EINEM FILM WERT?
11
..
12
ERWARTUNGSHALTUNG DES
PUBLIKUMS
Bevor im Rahmen dieses Leitfadens zum Storytelling je-
doch genauer auf diese Inhalte eingegangen wird, muss die
Frage beantwortet werden, welchen Anspruch und welche
Erwartungshaltung Zuschauer des westlichen Kulturkreises
überhaupt an Filme stellen. Während sich Umfragen und
Analysen großer Produktionsfirmen oder Fernsehsender
mit dem konkreten Verhalten und Vorlieben der Zuschau-
er auseinandersetzen, wurde im Rahmen dieser Arbeit aus
Neugierde eine Online-Umfrage zum Thema Erwartungen
an Filme durchgeführt. Da nur 117 Personen verschiedener
Berufs- und Altersgruppen daran beteiligt waren, sind die
Ergebnisse der Befragung nicht statistisch fundiert, doch sie
unterstützten die simple These, dass für das Publikum eine
,gute` Geschichte ein Muss für einen ,guten` Film sei.
11
Dies zeigt sich darin, dass 72,6% der Befragten konkret
angaben, den meisten Wert bei einem Film auf die Story/
Handlung zu legen. Das wird zusätzlich durch das Ergeb-
nis unterstützt, dass eine gute Story/Handlung im Vergleich
zu viel Action 98,29% der Befragten deutlich wichtiger ist.
Darüber hinaus gaben 13,7% an, dass glaubhafte Charaktere
prägen und 10,3%, dass gute filmische Aufnahmen fesseln.
Am stärksten werden laut Umfrage Filme in Erinnerung be-
halten, wenn sie die Zuschauer zum Nachdenken gebracht
haben (45,30%), berührt haben (18,80%) oder die Handlung
immer wieder überrascht hat (17,95%).
EXTRAVAGANZ
IM FILM.
KEINE SCHEU
VOR NEUEM.
FRECH
UND
UNVERSCHÄAMT!
EIN FILM MUSS
MITREISSEND
SEIN!
,,,,DAS ENDE
MUSS GUT
SEIN !!!
EIN GUTER FILM BRAUCHT
EINE
LEBENDIGE
HANDLUNG,
SPANNUNG
&
EMOTIONEN
!
..

14
15
Unabhängig von Technik und Dauer ist die Grundlage eines bewegenden Films daher immer die Geschichte an sich. Die
Basiselemente hierfür, wie beispielsweise die traditionelle Dramaturgie beziehungsweise Struktur und Aufbau, die Anforde-
rungen an den Konflikt oder die Frage wie man einen Charakter gestaltet ähneln sich trotz einiger Eigenheiten bei unter-
schiedlichen Genres. Bevor darauf im Detail eingegangen wird, werden aber zunächst einmal nur die wichtigsten zugrunde
liegenden Theorien in ihren Ansätzen beleuchtet. Denn bereits bei den ersten Schritten der Filmproduktion - der Ideenkre-
ation - ist es sehr hilfreich ein gewisses Hintergrundwissen über die Bestandteile und den Aufbau eines klassischen Filmes
im Hinterkopf zu haben.
ALLGEMEINE STRUKTUR
So sollte man sich zunächst einmal etwas völlig Grundle-
gendes bewusst machen: Jeder Film benötigt ein Thema
und eine Struktur, bestehend aus Anfang, Mitte und Ende.
Während der Anfang einführende Informationen zur Ge-
schichte vermitteln sollte, schreitet in der Mitte, die eigent-
liche Handlung voran. Das Ende löst den Konflikt der Hand-
lung auf oder lässt den Ausgang des Plots offen.
Die universelle Story hat außerdem meist ein simples Kon-
zept, welches der Drehbuchautor Karl Iglesias kurz und bün-
dig darstellt:
,,A STORY HAS SOMEONE WHO WANTS
SOMETHING BADLY AND IS HAVING
TROUBLE GETTING IT."
12
Hieraus ergeben sich die drei wichtigsten Elemente, welche
eine Geschichte besitzen sollte:
EINEN CHARAKTER, EIN ZIEL UND EINEN KONFLIKT.
Ausführlicher erklärt, muss der Charakter in Aktion treten,
um ein Ziel zu erreichen, das für ihn wichtig und für das Pu-
blikum nachvollziehbar ist. Oft wird dieses Ziel durch ein un-
erwartetes Ereignis oder ein prägendes Erlebnis im Leben
überhaupt erst ausgelöst oder zumindest erschwert.
Der Konflikt, der dem Charakter bei seinem Streben im Weg
stehen muss, sollte sich steigern und nicht problemlos ge-
löst werden können. Außerdem sollten die Aktionen des
Charakters entsprechend seiner Art und Charaktereigen-
schaften geschehen.
Es ist auch sehr effektiv, wenn der Protagonist etwas lernen,
verändern oder aufgeben muss, um sein Ziel zu erreichen.
Ob es ihm letztendlich gelingt, ist dem Autor überlassen und
hängt sehr stark damit zusammen, was thematisch gesehen
ausgesagt werden soll.
13
KAPITEL 01 | 02: STORYTELLING
BASISELEMENTE DES STORYTELLINGS
GRUNDLEGENDE HINWEISE
Dieser relativ einfache Handlungsablauf
muss unbedingt in sich stimmig sein und
einem roten Faden folgen.
Im Medium Film kann der Zuschauer das
Tempo, in dem er Informationen aufnimmt
nicht selbst bestimmen - er ist der Abfol-
ge dessen, was er sieht, ausgeliefert.
Wird der Anspruch nach Verständnis und
Logik dabei nicht erfüllt, geht die Auf-
merksamkeit sehr schnell verloren. Der
Zuschauer muss also von Anfang an ge-
nügend Informationen bekommen, um
der Geschichte folgen zu können und An-
reize erhalten, um sie überhaupt mitver-
folgen zu wollen.
Deswegen ist es wichtig, dass der Fokus
auf einem Hauptkonflikt liegt und jede
Szene, jeder Schritt innerhalb der Hand-
lung, die Geschichte voranbringt.
Außerdem sollten alle Elemente mit dem
Schauplatz eine Einheit bilden und ge-
meinsam die gewünschte Atmosphäre
des Filmes unterstützen.
14
Eine der wichtigsten Regeln - und an die-
ser Stelle kann wirklich von einem Grund-
satz gesprochen werden - ist, die Hand-
lung in Bildern darzustellen. Im Medium
Film gilt der Leitsatz:
,DON`T TELL, SHOW!`
Gemeint ist damit, dass sich Bild und
Sprache unterstützen und ergänzen
sollten, aber nicht eine undurchsichtige
Handlung oder unaussagekräftige Bilder
durch endlose Dialoge oder sogar Voice-
Over ,gerettet` werden sollten.
15
STORYTELLING
KONFLIKT
ZIEL
CHARAKTER
CHARAKTER WILL ETWAS ERREICHEN
ERFOLG
NIEDERLAGE
EINPRÄGSAM
LEBENDIG
WANDLUNG
EINZIGARTIG
STEIGERUNG
GEGENSPIELER
HINDERNISSE
STRUKTUR:
ANFANG - MITTE - ENDE
FILMDRAMATURGIE
HANDLUNGS VS.
VISUELLE GESTALTUNG
INFORMATIV, LOGISCH,
VERSTÄNDLICH
Abb. 1: Basiselemente des Storytellings

16
17
Bei der Entwicklung der Film-Geschichte oder der Suche
nach einer Idee neigen viele Anfänger dazu, einen zu kom-
plexen und komplizierten Ansatz zu wählen.
Dies sollte aber gerade beim Kurzfilm nicht der Fall sein. Um
die Problematik verstehen zu können, muss das Genre des
animierten Kurzfilms genauer betrachtet und daraus resul-
tierende Schlüsse dargestellt werden.
GENRE: ANIMIERTER KURZFILM
Der animierte Kurzfilm zeichnet sich dadurch aus, dass er
mithilfe einer Animationstechnik (beispielsweise 2D/3D
Computeranimation, Claymation, Stopmotion, Zeichentrick)
die visuelle Umsetzung einer Geschichte konstruiert.
,,ANIMATIONS ARE COMPLETED CONSTRUCTED FILMS
THAT TELL STORIES THROUGH MOVEMENT AND TIME,
THROUGH MEMORABLE CHARACTERS LIVING THE EX-
AGGERATION OF LIFE IN A REPRESENTATION OF THE
WORLD WITH THE ABILITY TO MAKE THE INVISIBLE VI-
SIBLE AND THE IMPOSSIBLE POSSIBLE."
16
Während im real gefilmten Kurzfilm meist Geschichten aus
dem Leben mit Schauspielern und gewöhnlich mit Dialogen
gezeigt werden, sprengt der animierte Kurzfilm diese Gren-
zen.
Die Handlung wird dabei oft durch Übertreibungen, Ana-
logien und Metaphern auf eher ungewöhnliche Szene-
rien übertragen. Häufig werden anstelle von menschlichen
Schauspielern Fantasiefiguren, Tiere, Dinge, abstrakte Cha-
raktere oder Cartoonfiguren dargestellt. Die Themenvielfalt
ist groß und reicht von ernstzunehmenden oder emotio-
nalen Themen bis hin zu simplen Geschichten mit Witz. Die
Liste der Oskargewinner
17
der vergangenen Jahrzehnte in
der Kategorie Bester animierter Kurzfilm bietet diesbezüg-
lich preisgekrönte Beispiele und ist darüber hinaus eine gute
Inspirationsquelle für den eigenen Film.
Wie der Name schon sagt, zeichnet sich der animierte Kurz-
film außerdem durch seine kurze Dauer aus.
Diese ist nicht genau festgelegt, sondern variiert abhängig
vom jeweiligen Team, Thema und Budget. In der Vielzahl
verschiedener Kurzfilm-Wettbewerbe, welche meist unter-
schiedliche Vorgaben zur Maximallänge angeben, spiegelt
sich diese Unklarheit wieder
18
.
Die Autoren Alexander, Schumer und Sullivan bieten den-
noch grobe Richtlinien an: Während ungefähr 24 Minuten
die obere Grenze für einen Kurzfilm bilden, sind 6 - 11 Minu-
ten bei einem kommerziellen Kurzfilm mit einem größeren
Team und Budget und 1 - 3 Minuten bei einem individuellen
Animator realistisch
19
.
KISS
Bedingt durch die Kürze und den Aufwand in der Umset-
zung ist einer der wichtigsten Leitsätzen für den animierten
Kurzfilm
,,KISS = KEEP IT SIMPLE STUPID"
2
0
. Idealerweise
hat der Short
21
so ein klares, simples Thema bzw. Konzept,
welches in einem Satz erklärt werden kann.
Dementsprechend sollte es auch nur einen sich steigernden
Konflikt und ein bis zwei interessante, beteiligte Charaktere
geben. Für komplizierte und verworrene Erzählstränge oder
Subplots ist meist keine Zeit und sie tragen zugleich ledig-
lich zur Verwirrung bei.
Vorhandene Orte und Requisiten sollten bewusst ausge-
wählt sein und eine Funktion und Bedeutung haben oder die
Atmosphäre entscheidend prägen.
Zudem ist es angebracht, dass die Handlung im Kurzfilm,
insbesondere der Filmbeginn und das Ende, zügig voran-
schreiten.
22
Neben ausreichend Einfachheit und Klarheit ist es erfolgs-
versprechend, wenn die Story Überraschungen bereit hält,
die Charaktere das Publikum ansprechen oder der Film et-
was aussagt.
Eine originelle, frische Idee, etwas das in dieser Form noch
nie zuvor gesehen wurde, ist außerdem im Kurzfilm gut
aufgehoben. Denn gerade dieses Genre, hinter dem oft ein
nicht allzu großes Budget steht, bietet genug Spielraum, um
mit der passenden Idee etwas Neues zu wagen und ein Ri-
siko einzugehen.
23
KAPITEL 01 | 03: STORYTELLING
STORYTELLING IM ANIMIERTEM KURZFILM
1
Kate Alexander/Gary Schumer/Kate Sullivan: Ideas for
the Animated Short, S. 9; Anm.: Die Autoren beziehen sich
hierbei mit den Zeitangaben auf einen Spielfilm
2
Anm.: Eine Liste von Kurzfilmfestivals findet sich unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurzfilmfestival
3
vgl. Dennis Eick: Drehbuchtheorien, S. 27
4
Anm.: Bekannte Literatur: Syd Field: Das Handbuch zum
Drehbuch; Robert McKee: Story; Linda Seger: Das Geheim-
nis guter Drehbücher
5
vgl. Dennis Eick: Drehbuchtheorien, S. 27 ff.
6
Anm.: Bekannte Literatur: Claus Peter Hant: Das Drehbuch;
Oliver Schütte: Die Kunst des Drehbuchlesens
7
vgl. Dennis Eick: Drehbuchtheorien, S. 116
8
vgl. Hg.: Wikimedia Foundation Inc.: Begriffsklärung:
Storytelling, http://de.wikipedia.org/wiki/Storytelling, am
12.10.2010
9
vgl. Hg.: Wikimedia Foundation Inc.: Begriffsklärung:
Digital Storytelling, http://en.wikipedia.org/wiki/Digital_sto-
rytelling, am 12.10.2010
10
vgl. Hg.: Center for Digital Storytelling: History,
http://www.storycenter.org, am 12.10.2010
11
Anm.: Die Umfrage wurde online auf
http://www.voycer.de von 117 Teilnehmern (46,15% männlich,
53,95% weiblich; zwischen 18 und 55 Jahren) beantwortet.
Die Umfrage erfolgte aus reiner Neugierde und liefert keine
wissenschaftlich fundierten Ergebnisse. Deswegen werden
diese in dieser Arbeit lediglich illustrativ als Meinungsskizze
dargestellt.
12
zitiert in: Kate Alexander/Gary Schumer/Kate Sullivan:
Ideas for the Animated Short, S. 8
13
alles nach: Ebd. S. 9; Linda Cowgill: Writing Short Films,
S. 193 f.
14
alles nach: Ebd.
15
alles nach: Linda Cowgill: Writing Short Films, S. 5
16
Kate Alexander/Gary Schumer/Kate Sullivan: Ideas for the
Animated Short, S. 31
17
Hg.: Wikimedia Foundation Inc.: Oscar / Bester animierter
Kurzfilm, http://de.wikipedia.org/wiki/Oscar/Bester_ani-
mierter_Kurzfilm, am 07.11.2010
18
Anm.: Eine Liste der führenden Kurzfilmfestivals findet
sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kurzfilmfestival
19
vgl. Kate Alexander/Gary Schumer/Kate Sullivan: Ideas
for the Animated Short, S. 31
20
nach: David Mamet: On Directing Film, S. 18
21
Anm.: geläufige, aus dem amerikanischen Raum stam-
mende Bezeichnung für den Kurzfilm
22
alles nach: Kate Alexander/Gary Schumer/Kate Sullivan:
Ideas for the Animated Short, S. 22 f.; Robert Edgar-Hunt/
Robert Marland/Steven Rawle: Basic Film-making, S. 61 ff.
23
alles nach: Linda Cowgill: Writing Short Films, S. 14 ff.

19
KAPITEL 02
DIE ERSTEN
SCHRITTE
OUR HISTOTY AFFECTS HOW WE SEE THE
WORLD. HOW WE SEE THE WORLD AFFECTS WHAT
WE WANT AND EXPECT FROM THE WORLD. AND
WHEN THOSE DESIRES & EXPECTATIONS COLLIDE
WITH THE DESIRES OF OTHERS OR WITH NATURE -
THAT'S THE SOURCE OF MANY OF THE BEST STORIE
EVER TOLD.
24

20
Filme mit einer überzeugenden Geschichte können ihre Zuschauer unterhalten
und überraschen. Sie können sie an Orte führen, an denen sie noch nie waren und
ihnen unbekannte Dinge zeigen. Sie können Emotionen provozieren und das Pu-
blikum dazu bringen, in die Geschichte einzutauchen, mitzufühlen, mitzufiebern;
nicht abwarten zu können, was als nächstes passiert. Sie können auch lehren,
Informationen vermitteln, Probleme, deren Konsequenzen und Lösungen aufzei-
gen oder Ratschläge geben. Sie können Denkprozesse anregen oder Normen und
Werte diskutieren. Sie können uns helfen, etwas über uns selbst zu lernen, denn
sehr oft erzählen sie Geschichten über Menschen direkt aus dem Leben.
Filme können so vieles bewirken; doch sie benötigen dafür eine fesselnde Ge-
schichte und ansprechende Bilder - Und allen voran müssen sie erst einmal auf
der Basis einer guten Idee entstehen.
25
Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um an die Entwicklung eines Kurzfilmes he-
ranzugehen: Entweder man beginnt mit der Idee für die Story, also mit einem
Thema oder einem Konflikt, und entwickelt dazu passende Figuren. Oder man
erfindet eine Figur, und entwickelt aus der Figuren-Idee heraus Bedürfnisse, einen
Konflikt, das umfassende Thema und somit den Filmstoff
26
. Beide Wege setzen
allerdings voraus, dass zumindest eine vage Idee bzw. ein Konzept vorhanden ist
und aus diesem heraus die fehlenden Elemente und Aktionen entwickelt werden
können, welche die Idee zu einer ersten groben Geschichte vervollständigen.
Doch wie geht man vor, wenn man keine andere Idee hat, als diejenige, einen Film
zu machen? Diese unverhoffte Möglichkeit stellt für jeden Autor sicherlich zu-
nächst einmal ein sehr großes Problem dar, denn es gibt kein universelles Rezept
dafür, wie man seine eigene Filmidee findet.
Grundsätzlich gibt es zwar genügend Literatur und Methoden zum Thema Inspi-
ration, Ideenfindung, Kreativitätsprozesse und ähnliches
27
; letztendlich muss man
allerdings seinen eigenen Weg finden und kann trotz dem Studieren von ,Hand-
büchern` sowohl scheitern als auch Erfolg haben.
Ich wage jedoch zu behaupten, dass jeder, der mit offenen Augen durch das Le-
ben geht, bewusst zuhört und zusieht, viele Dinge hinterfragt und sich bemüht
auch über absurde Dinge nachzudenken, meist nur wenige Schritte von seiner
Idee entfernt ist.
KAPITEL 02 | 01: DIE ERSTEN SCHRITTE
IDEEN FINDEN
SELBSTREFLEXION UND BEOBACHTUNGEN
Ein Weg auf der Suche nach der Idee wäre bei sich selbst zu beginnen und sich
verschiedene Fragen zu stellen. Was waren lustige, traurige, einschneidende oder
besondere Erlebnisse in letzter Zeit oder im ganzen Leben? Was mag man selbst,
was nicht, was macht einem Angst, Sorgen oder Hoffnung? Warum ist man so wie
man ist? Was hat den eigenen Charakter geformt? Was würde man an der Welt
verändern wenn man könnte? Was wäre das absurdeste Szenario, welches in den
nächsten 10 Jahren eintreten könnte?
Eine Reihe solcher beliebiger Fragen kann leicht zu Ideen führen, die aus dem
Leben gegriffen sind und guten Filmstoff bieten.
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Findet sich bei einem selbst nichts Spannendes oder bringt einen diese Methode
nicht weiter, hilft es vielleicht stattdessen andere Menschen und das Weltgesche-
hen zu beobachten.
Dies kann mittels Zeitung, Fernsehen oder Radio geschehen; beim Lesen eines
Buches, Anschauen von Kunst oder bei dem Gespräch mit Freunden und Be-
kannten. Ein bewusstes Zuhören und Filtern der interessanten Informationen
kann eine vielfältige erste Ideensammlung bringen.
Auch von Fremden kann viel mitgenommen werden. Das Beobachten von an-
deren Menschen in der Stadt, in Geschäften, Lokalen oder Straßenbahnen und
deren aus dem Zusammenhang gerissenen Gesprächsfetzen könne weitere Inspi-
rationsquellen bilden.
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Alles ist möglich bei der Suche nach einer Idee. Und gerade der animierte Kurz-
film bietet thematisch einen unglaublichen Spielraum. Warum also nicht auch ein-
fach einmal aus dem Rahmen denken und beliebige Dinge gedanklich in einer
Szene kombinieren - egal ob es sich um einen Kürbis und den Salzstreuer handelt
oder um den Schreibtischstuhl und seinen Besitzer? Diese Kombinationen können
hinterfragt werden, es könnte darüber philosophiert werden, was passiert, wenn
beide lebendig wären und aufeinander treffen würden oder was die geheimen
Wünsche beider sind. Der Sinn dahinter? Zahlreiche Fragen werden auf diese Art
und Weise aufgeworfen, die vermutlich zunächst kurios sind, nach einiger Spiele-
rei aber zu interessanten Geschichten führen könnten.

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UNIVERSALE THEMEN UND KONFLIKTE
Selbstverständlich kann eine Idee auch auf der Basis von universalen Themen
entstehen. So gibt es einige menschliche Bedürfnisse, welche in drei Kategorien
fallen:
PHYSIKALISCHE, GEISTIGE UND SPIRITUELLE BEDÜRFNISSE.
Konkreter sind darin beispielsweise der Wunsch nach Essen, Unterkunft, Sicher-
heit, Akzeptanz, Liebe, Ordnung oder Antrieb enthalten
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.
Ausgehend von diesen Grundbedürfnissen lassen sich leicht zahlreiche Grund-
strukturen von Geschichten formen, indem die Hauptfigur nach einem dieser Din-
ge strebt, Hindernisse sie aber davon abhalten. Sowohl innere als auch äußere
Konflikte lassen sich dabei ausbauen und in zeitgemäße und originelle Situati-
onen transformieren.
Ebenso wie diese Bedürfnisse bilden auch universale Konflikte eine gute Grundla-
ge und Inspirationsquelle. Unterschieden wird hierbei zwischen drei Konfliktarten:
PROTAGONIST VS. ANTAGONIST, PROTAGONIST VS. UMWELT UND PROTAGO-
NIST VS. SICH SELBST
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.
Bekannte und oft verwendete Konflikte innerhalb dessen sind beispielsweise der
Kampf der Reichen gegen die Armen, der Starken gegen die Schlauen oder des
Guten gegen das Böse. Oftmals ringt eine Person mit ihren Gefühlen, mit ihrer
Persönlichkeit oder mit ihrem Gewissen.
Häufig in Filmen thematisiert sind die Konflikte zwischen Mensch und Natur,
Mensch und Tier sowie Natur und Technik.
Schicksalsschläge, Liebesgeschichten, Reisen, Rätsel, Verfolgungsjagden, Ver-
wandlungen, Versuchung, Verlust, der Wunsch nach Frieden oder der Kampf ums
Überleben bestimmen darüber hinaus in zahlreichen Filmen den Plot.
Ebenfalls beliebt sind Szenerien, in denen eine Person an einen fremden Ort
kommt und lernen muss dort zu leben, grundsätzlich unterschiedliche Charakte-
re gemeinsam ein Abenteuer bestreiten müssen, Kontraste überwunden werden
oder Freundschaften entstehen
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.
Zusätzlich ist es möglich, eine bereits bestehende Geschichte zu adaptieren oder
eine Satire oder Parodie über sie zu entwerfen
33
.
ORIGINALITÄT
Ausgehend von diesen zentralen Themen und Konflikten las-
sen sich also viele individuelle Geschichten formen. Gleichzei-
tig führen diese Überschneidungen allerdings dazu, dass die
selben Themen wieder und wieder aufgegriffen werden und
schnell langweilig werden können.
Um einen originellen Plot zu finden ist es deswegen wichtig zu
recherchieren, welche Ansätze bereits existieren. So können zu
starke Ähnlichkeiten vermieden und eine individuelle, kreative
Geschichte erfunden werden.
,,IT IS COMPLETELY POSSIBLE TO HAVE GOOD STORY STRUCTURE
AND STILL NOT HAVE A GOOD STORY. WHILE THE THEMES, CON-
FLICT, STRUCTURES AND ARCHETYPES MAY BE THE SAME, WHAT IS
UNIQUE IS A COMPELLING CHARACTER AND EMOTIONALLY DRIVEN
SEQUENCE OF EVENTS. EACH CHARACTER WILL REACT TO EVENTS
IN A DIFFERENT WAY. OBSERVING HOW SOMEONE ELSE REACTS TO
PROBLEMS, DIFFERENT FROM HOW WE, AS AN AUDIENCE MEMBER
MIGHT, IS CONCURRENTLY EDUCATIONAL AND COMPELLING. IT
GIVES US A REASON TO WATCH."
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Daneben ist es immer wichtig, dass die Idee und Geschichte von
Herzen kommt. Es lässt sich ein wesentlich überzeugenderes
und authentischeres Ergebnis erzeugen, wenn man hinter sei-
ner Idee steht, sie mag und sich gerne mit ihr beschäftigt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783842823716
DOI
10.3239/9783842823716
Dateigröße
38.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FH Joanneum Graz – Informations-Design
Erscheinungsdatum
2011 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
storytelling kurzfilm dramaturgie film animation
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Titel: Storytelling - Ein Leitfaden für den animierten Kurzfilm
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