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Hochschulzugang in China seit 1977

©2010 Bachelorarbeit 46 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In Berichten der ‘Frontiers of Education – China’ wird seit dem neuen Jahrtausend vermehrt über die Chancengleichheit und bestehende Hilfssysteme für Studenten aus ärmlichen Verhältnissen debattiert. Die in diesen Debatten besprochenen Standpunkte und die geschichtliche Entwicklung sind Inhalt der vorliegenden Arbeit. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es den ‘Hochschulzugang in China seit 1977’ zu erläutern und die in dieser Zeit stattgefundenen Transformationen im Hinblick auf Chancengleichheit unter den Hochschulbewerbern zu analysieren. Im weiteren Verlauf wird die Chancengleichheit des chinesischen Hochschulzuganges behandelt und infolgedessen auf die verschiedenen Einflussfaktoren in ihrer Eigenschaft als Voraussetzung für ein Hochschulstudium näher eingegangen. Um einen konkreten Überblick über die chinesische Hochschullandschaft zu vermitteln, wird im ersten Teil auf die geschichtliche Entwicklung eingegangen und anschließend ein tieferer Einblick in die vorhandenen Hilfefonds gegeben. Zudem wird anhand empirischer Daten die Chancengleichheit, oder vielmehr Chancenungleichheit diskutiert.
Im Verlauf der Arbeit wird stets auf den Kernpunkt der Hochschulzulassung, dem gaokao (??), hingewiesen, wobei die Rahmenbedingungen einer Hochschulbewerbung ebenfalls eine bedeutende Position einnehmen. Diese verdeutlichen, dass es eine große Spanne zwischen der ländlichen und der städtischen Bevölkerung Chinas gibt, die sich auf die räumliche Verteilung der Aufnahmezahlen an den Universitäten übertragen lässt. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis3
Abbildungen3
Tabellen3
1.Einleitung4
2.Hochschulzugang in China seit 19774
2.1.Die Entwicklung von 1977 – 19855
2.2.Die Erweiterung der Hochschullandschaft im Zeitraum von 1985 – 199610
2.3.Vom 9. Fünfjahresplan bis 201013
3.Die Hochschulzulassungsprüfung16
3.1.Bewertungsverfahren16
3.2.Die Entwicklung anhand von Zahlen18
3.3.Chancengleichheit20
3.4.Vorbereitung für die jährliche Prüfung20
4.Hindernisse zur Erlangung der Hochschulzugangsberechtigung22
4.1.Finanzielle Hindernisse22
4.2.Ungleichheit aufgrund des Wohnortes28
4.3.Bedeutung der sozialen Schicht der Familie30
5.Fazit33
6.Glossar35
6.1.Personen35
6.2.Städte35
6.3.Institutionen35
6.1.Begriffe35
6.4.Sprichwöter36
7.AnhangI
8.LiteraturverzeichnisVI Textprobe:Textprobe:
Kapitel 3., Die Hochschulzulassungsprüfung:
3.1, Bewertungsverfahren:
Sobald die Prüfung geschrieben wurde, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildungen

Tabellen

1. Einleitung

2. Hochschulzugang in China seit 1977
2.1. Die Entwicklung von 1977 – 1985
2.2. Die Erweiterung der Hochschullandschaft im Zeitraum von 1985 – 1996
2.3. Vom 9. Fünfjahresplan bis 2010

3. Die Hochschulzulassungsprüfung
3.1. Bewertungsverfahren
3.2. Die Entwicklung anhand von Zahlen
3.3. Chancengleichheit
3.4. Vorbereitung für die jährliche Prüfung

4. Hindernisse zur Erlangung der Hochschulzugangsberechtigung
4.1. Finanzielle Hindernisse
4.2. Ungleichheit aufgrund des Wohnortes
4.3. Bedeutung der sozialen Schicht der Familie

5. Fazit

6. Glossar
6.1. Personen
6.2. Städte
6.3. Institutionen
6.1. Begriffe
6.4. Sprichwöter

7. Anhang

8. Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildungen

Abbildung 1: Karikatur zu den Hochschulzulassungsbedingungen

Abbildung 2: Der Verlauf des chinesischen Bruttoinlandsprodukts und die prozentuale Wachstumsrate von 1993-2009

Abbildung 3: Zeitleiste der Vorbereitung auf die Hochschulzulassungsprüfung innerhalb des 12. Schuljahres

Abbildung 4: Karikatur zum Hochschulzugang 2010

Abbildung 5: Zulassungsbestimmungen der Hochschulzulassungsprüfung 1977

Abbildung 6: Bewerbungsformular der Provinz Zhejiang aus dem Jahre 1980

Tabellen

Tabelle 1: Prozentuale Verteilung der Studienanfänger nach Art des Studiums 1983-1988

Tabelle 2: Regionale Mindestpunktzahlen für Studienanfänger im Jahre 1987

Tabelle 3: Auflistung, der in sechs Gruppen unterteilten, Prüfungsfächer

Tabelle 4: Teilnehmer an der Hochschuleingangsprüfung und Studienanfänger 1977-1988

Tabelle 5: Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Chinas und die Ausgaben der Bevölkerung für Bildung als prozentuale Angabe des Bruttoinlandsprodukts von 1989-1999

Tabelle 6: Ressourcen der Bildungsfonds und Ausgaben der 90er Jahre in China

Tabelle 7: Der Unterschied auf eine Chance für Hochschulbildung von Kindern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten

Tabelle 9: Auswertung der Regressionsanalyse

Tabelle 8: Konditionen der Studentenhilfssysteme im Jahr 2006 I

1. Einleitung

In Berichten der „Frontiers of Education – China“ wird seit dem neuen Jahrtausend vermehrt über die Chancengleichheit und bestehende Hilfssysteme für Studenten aus ärmlichen Verhältnissen debattiert. Die in diesen Debatten besprochenen Standpunkte und die geschichtliche Entwicklung sind Inhalt der vorliegenden Arbeit. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es den „Hochschulzugang in China seit 1977“ zu erläutern und die in dieser Zeit stattgefundenen Transformationen im Hinblick auf Chancengleichheit unter den Hochschulbewerbern zu analysieren. Im weiteren Verlauf wird die Chancengleichheit des chinesischen Hochschulzuganges behandelt und infolgedessen auf die verschiedenen Einflussfaktoren in ihrer Eigenschaft als Voraussetzung für ein Hochschulstudium näher eingegangen. Um einen konkreten Überblick über die chinesische Hochschullandschaft zu vermitteln, wird im ersten Teil auf die geschichtliche Entwicklung eingegangen und anschließend ein tieferer Einblick in die vorhandenen Hilfefonds gegeben. Zudem wird anhand empirischer Daten die Chancengleichheit, oder vielmehr Chancenungleichheit diskutiert.

Im Verlauf der Arbeit wird stets auf den Kernpunkt der Hochschulzulassung, dem gaokao [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], hingewiesen, wobei die Rahmenbedingungen einer Hochschulbewerbung ebenfalls eine bedeutende Position einnehmen. Diese verdeutlichen, dass es eine große Spanne zwischen der ländlichen- und der städtischen Bevölkerung Chinas gibt, die sich auf die räumliche Verteilung der Aufnahmezahlen an den Universitäten übertragen lässt.

2. Hochschulzugang in China seit 1977

Der Hochschulzugang in China ist geprägt durch den gaokao, der jährlichen Hochschulzulassungsprüfung, welche sich im Verlauf der Jahre stetig weiterentwickelt hat. Im folgenden Abschnitt werden die Modifizierungen des gaokao aufgezeigt und erläutert. Desweiteren wird in einem gesonderten Unterkapitel das Korrektur- und Bewertungsverfahren darge-stellt.

2.1. Die Entwicklung von 1977 – 1985

Nach Ende der Kulturrevolution im Jahre 1976, die mit dem Tod Mao Zedongs [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] einhergeht, ist es der chinesischen Bevölkerung möglich, einen Hochschulabschluss zu erlangen. In der Zeit der Kulturrevolution sind private Hochschulen und Universitäten verboten gewesen,[1] weshalb die chinesische Regierung seit 1978 vermehrt den Bau von Schwerpunkt-Schulen und -Hochschulen, die für überdurchschnittlich begabte Schüler sind, fördert. Desweiteren ist die Übergangsrate an eine Universität von Absolventen dieser Schwerpunkt-Schulen deutlich höher im Vergleich zu den normalen Schulen.[2] Seit 1977 unterliegen die verfahrenstechnischen Entscheidungskompetenzen der Studienplatzvergabe den regionalen Verwaltungsbehörden und nicht mehr der Landesregierung.[3] Entscheidend für diese Wende ist Deng Xiaoping’s [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Rede aus dem Jahre 1978, in der er betont, wie essentiell Hochschulbildung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, wobei der Transformationsprozess Chinas zu einem mächtigen und modernen sozialistischen Land eine entscheidende Rolle ist.[4] Infolgedessen wächst die Wertschätzung Intelektueller in den Augen des chinesischen Volkes.[5]

Im Oktober 1977 werden „Vorschläge zur Arbeit bezüglich der Hochschulzulassung im Jahre 1977“ vom Staatsrat und dem Ministerium für Erziehung, zhonghuarenmin gongheguo jiaoyubu [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] verabschiedet, in denen von einem mehrstufigen Verfahren die Rede ist, an dem eine genau definierte Population teilnehmen darf[6].Dies geschieht in dem der Bewerber eine „freiwillige Bewerbung“ in seiner Einheit einreicht, die Bewerbung anschließend von der Einheit geprüft und an Hand von politischer Zuverlässigkeit und einem Gesundheitstest eine Vorauswahl getroffen wird. Nach Jürgen Henze ist diese Reihenfolge 1977 noch nicht landesweit einheitlich, da in diesem Jahr die Kandidaten erst nach erfolgreich absolvierter Zulassungsprüfung einem Gesundheitstest unterzogen wurden.[7] Nach der Bekanntgabe der Kandidaten zur einheitlichen Zulassungsprüfung, galt es die Prüfung, vom 28.11. – 25.12.1977, zu bestehen und eine der regionalen Aufnahmequote entsprechende Punktzahl zu erreichen. Daraufhin wählen die Universitäten unter den Bewerbern mit der für Ihre Institution nötigen Punktzahl, die für Sie in Frage kommenden Kandidaten aus. Sobald die ausgewählten Kandidaten eine Genehmigung durch das oberste regionale Zulassungskomitee erhalten haben, können Sie ihr Studium Ende Februar 1978 antreten.[8] Hierbei ist zu beachten, dass Bewerber aus ländlichen Gegenden einen Bonus von 10 Punkten erhielten, da sie durch ihre Herkunft einen deutlichen Nachteil hatten. In ländlichen Regionen fehlen die Mittel sowie qualifizierte Lehrkräfte um eine erforderliche Grundausbildung zu gewährleisten.[9]

Jedoch ist dieses Verfahren nicht das einzige Hindernis, dass man überwinden muss. Allein um das Bewerbungsformular für die Hochschulzulassungsprüfung zu erhalten müssen die Bewerber die Zustimmung ihr-er Vorgesetzten, Lehrer, Vorarbeiter, o.ä., haben. Um dieses zu erhalten mussten Schüler gute Noten und eine reine Schulakte aufweisen. Der Erhalt des Bewerberformulars stellt somit bereits eine erste Selektionsschranke dar.[10]

Den Aufbau des Formblattes für die Bewerbung zu der Hochschulzulassungsprüfung zeigt Henze an Zhejiang [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] im Jahre 1980[11]. Dazu folgen im Verlauf der Ausarbeitung nähere Informationen.

Die Fächerkombination während der Zulassungsprüfung richtet sich nach dem angestrebten Studiums-Schwerpunkt und wird nach naturwissenschaftlichen-, geisteswissenschaftlichen- und fremdsprachlichen Fächern differenziert. Eine Prüfung in Mathematik, Chinesisch und Politik gilt verpflichtend für alle Schwerpunkte. Zusätzlich wird für ein naturwissenschaftliches Studium Physik und Chemie geprüft. Für ein geisteswissenschaftliches Fach muss der Bewerber zusätzlich in Geschichte und Geografie sein Können unter Beweis stellen. Fremdsprachliche Fächer zählen zu den Geisteswissenschaften und werden durch eine mündliche Prüfung erweitert, weshalb Anwärter eines fremdsprachlichen Fachbereiches einen drei-tägigen gaokao absolvieren müssen. [12] Nach beendeter Prüfung selektieren die Hochschulen, die Anwärter erneut nach Punktzahl, allgemeinen Informationen zur Person und weiteren Präferenzen. 1977 geschieht dies in zwei Rekrutierungsphasen. Zuerst dürfen die Schwerpunkt-Hochschulen wählen, welche nach Bekanntheitsgrad gestaffelt die Unterlagen der zukünftigen Studenten erhalten. Als nächstes sind die normalen Hochschulen an der Reihe, sich ihre neuen Studenten auszuwählen. Seit 1978 erfolgt die Auswahl in drei Rekrutierungsphasen. Zuletzt wählen Universitäten, die einer speziellen Untergruppe zugeordnet sind, ihre Kandidaten. Nach dieser Auswahl erhalten die Studenten ihre Aufnahmeunterlagen der jeweiligen Hochschule.[13]

In dieser Karikatur wird Kadern, Lehrern, Eltern und Schülern die unrechtmäßige Beeinflussung der Prüfungsergebnisse vorgeworfen, was eine Reaktion auf die Bestechungs- und Betrugsvorwürfe der Bevölkerung darstellt. Die chinesische Regierung reagiert im Folgejahr mit einer landesweit einheitlichen Zulassungsprüfung auf die Anschuldigungen.[14]

Das Bildungsministerium hat nun die alleinige Zuständigkeit für die Zulassungsprüfung. 1978 findet die Hochschulzulassungsprüfung in allen Regionen des Landes vom 20.7. – 23.7.1978 statt, wobei in diesem Jahr erstmals sechs Fächer geprüft werden und, nicht wie im vorangegangen Jahr, fünf.[15]

Zusätzlich zu den bisher genannten fünf Fächern kam nun im naturwissenschaftlichen- und im geisteswissenschaftlichen Bereich eine Fremdsprache hinzu. Zu den möglichen Fremdsprachen zählten Englisch, Französisch, Deutsch, Japanisch, Spanisch, Russisch und Arabisch. Es ist bedeutend, dass diese Sprachprüfung nur bei Bewerbern eines Fremdsprachenstudiums vollständig angerechnet wurde, weshalb Mathematik nicht vollständig in die Endpunktzahl eingerechnet wurde. Bei den anderen Schwerpunkten verhält es sich entgegengesetzt. Eine weitere Neuerung der Zulassungsprüfung von 1978 ist die öffentliche Bekanntgabe der Endergebnisse.[16] Weiterhin wurde es hochbegabten Schülern, die beispielsweise Preise in landesweiten Wettbewerben erhalten haben ermöglicht, ohne Zulassungsprüfung an Universitäten zugelassen zu werden. 1982 ist dieses Verfahren meist durch Partnerschaften von Hochschulen und Mittelschulen möglich, bei dem die betreffenden Schüler durch den Direktor ihrer Mittelschule an die jeweilige Hochschule empfohlen werden. Jedoch ist für dieses Verfahren eine Genehmigung des Staates erforderlich, die bis 1983 40 Mittelschulen erhielten.[17] Diese Form der Hochschulzulassung ist seit 1982/83 eine allgemein anerkannte Methode für Schüler der Oberen Mittelschulen, um die Hochschulzulassungsprüfung zu umgehen, wobei die Voraussetzungen für ein solches Empfehlungsschreiben umfangreich sind. Dazu folgen im späteren Teil der Arbeit weitere Ausführungen.[18] Jedoch stieg die Zahl 1985 auf 96 Mittelschulen die bis dahin bereits 1778 Schüler erfolgreich, ohne Zulassungsprüfung bzw. mit Teilnahme der Zulassungsprüfung allerdings mit minimalen Anforderungen, vermitteln konnten. Die zuvor genannten minimalen Anforderungen beziehen sich auf einen Punktebonus von 10-30 Punkten in der Bewertung des Endergebnisses.[19] Desweiteren wird das Studium für Selbstzahler, meist Arbeiter, die den nötigen Bildungsstand aufweisen und von ihrem Arbeitgeber für eine Auftragsausbildung an die Hochschule geschickt werden, eingeführt. Durch dieses Verfahren arbeiten Hochschulen, Unternehmen, Betriebe und Behörden enger zusammen. Für Universitäten und Bildungseinrichtungen derselben Stufe entsteht die Möglichkeit ein Zusatzkontingent an finanziellen Mitteln zu erwirtschaften, um die Studienqualität zu erhöhen.[20] Die prozentuale Verteilung der Studienanfänger von 1983-1988 in den unterschiedlichen Studiensystemen ist in der Tabelle verdeutlicht, wobei die rechte Spalte die Quote der empfohlenen Studienanfänger zeigt. Desweiteren wurden spezielle Klassen für 2-3 jährige Studien gegründet, die durch den hohen Bedarf an qualifizierten Kräften zahlreich angeboten wurden.[21]

Eine weitere Änderung, die 1980 erfolgt, ist, dass sogenannte Vorprüfungen auf Regional- bzw. Provinzebenen durchgeführt wurden, um bereits vor der landesweiten Hochschulzulassungsprüfung die Zahl der Bewerber zu minimieren und den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Dieses Verfahren minimiert die Zahl der Teilnehmer 1980 auf 3,3 Millionen, von zuvor durchschnittlich 5,5 Millionen in den Jahren 1977-1979.[22]

Durch die 1980 zahlreich neugegründeten Allgemeinen Hochschulen[23] und die zwei Jahre zuvor, nach dem Buch von Mok Ka-Ho erst 1985[24], wieder bewilligten Privaten Hochschulen steigt die Zulassungsrate bis 1985 auf 35,2% von 1980 gerademal 8,5% an.[25]

Hinzu kommen zusätzliche Fragen in unterschiedlichen Teilgebieten, die einem höheren Niveau entsprechen, um besonders qualifizierte und strebsame Bewerber für Schwerpunkt-Hochschulen einfacher zu selektieren.[26]

Eine spezielle Abteilung des Bildungsministeriums ist von 1978 - 1986 für den Aufbau der Zulassungsprüfung, die beinhalteten Fragen und Musterlösungen für die Korrektoren zuständig.[27]

1984 startet die chinesische Regierung ein Experiment an Universitäten im ganzen Land. Auserwählte Universitäten erhalten die Befugnis, selbstständig, nach Erhalt der Bewerberunterlagen und deren Prüfungsergebnissen, Studenten aufzunehmen. Allerdings erhalten die Universitäten nur Unterlagen der zukünftigen Studenten, die die Mindestpunktzahl für die entscheidende Universität erreicht haben bzw. geringfügig darunter liegen. Hierbei erhalten Universitäten ca. 20% mehr Unterlagen, als es ihre Kapazitäten an Zulassungen ermöglichen. Sollte es nicht genügend Bewerber für eine Universität geben, erhält diese zusätzlich die Unterlagen der Kandidaten, die diese Universität als Zweitwahl angegeben haben. In Fachbereichen, in denen eine höhere Nachfrage besteht, nehmen Universitäten selbstständig Kontakt zu den Bewerbern auf und fordern ggf. zusätzliche Unterlagen an, die bei der Auswahl hilfreich sein könnten. Diese Verfahrensweise wirkt sich positiv auf die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hochschulinstitutionen und Verwaltungsbehörden aus und reduziert den bisher üblichen Zeitaufwand um ein Drittel.[28]

2.2. Die Erweiterung der Hochschullandschaft im Zeitraum von 1985 – 1996

Im Juni 1985 entsteht die Staatliche Bildungskommission, die das „Verwaltungszentrum für staatliche pädagogische Prüfungen“ gründet. Dieses Verwaltungszentrum ist fortan für die Maximalpunktvergabe einzelner Aufgaben, Fragen des gaokao und die Musterlösungen zuständig. In dieser Zeit werden aus Sicherheitsgründen jährlich zwei Prüfungen konzipiert, so dass, sollte eine Prüfungsversion bekannt werden, eine weitere unbekannte Version zur Verfügung steht. Durch diese Vorgehensweise wird sichergestellt, dass die Bedingungen während der landesweit einheitlichen Hochschulzulassungsprüfung für alle Teilnehmer identisch sind.[29] Die Mindestpunktzahl für die Zulassung der Studienanfänger, wie oben bereits erläutert sind, nicht einheitlich,was im Folgenden an einem Beispiel aus dem Jahr 1987 aufgezeigt wird. Es ist zu erkennen, dass die Mindestpunktzahl in wirtschaftlich starken Gebieten, die der ländlichen Gegenden deutlich übersteigt.

1985 werden die Bedingungen für die Zulassung zu der landesweiten Hochschulprüfung erneut modifiziert. Der Gesundheitstest, der in den vorigen Jahren ein Pflichtbestandteil war, ist seit diesem Jahr in seiner Bedeutung herabgesetzt worden. Es ist nun auch möglich für körperlich beeinträchtigte Menschen zu studieren, da der Test lediglich beurteilen soll, ob der Bewerber in der Lage ist, selbstständig zu leben und im Alltag nicht auf die Hilfe einer zweiten Person angewiesen ist. Außerdem hat das Bildungsministerium die Altersgrenze für Studienanfänger mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung auf 28 Jahre hochgesetzt. Ebenfalls ist es nun auch verheirateten Bewerbern gestattet, sich für einen Hochschulstudienplatz zu bewerben. Eine weitere Änderung, die auf regionaler Ebene greift ist, dass in Shanghai seit 1985 die Verantwortung für die Hochschulzulassungsprüfung bei der für diese Region zuständigen Verwaltungsbehörde liegt.[30]

Jedoch findet die wichtigste Änderung Ende der 80er Jahre statt. Zu dieser Zeit führt die chinesische Regierung eine Abschlussprüfung am Ende der Oberen Mittelschule ein, durch den zusätzlichen Aufwand verändert sich der gaokao erneut, in dem die Anzahl der Prüfungsfächer auf vier mit einer maximal erreichbaren Punktzahl von jeweils 150 Punkten reduziert wird. Diese vier Prüfungsfächer sind, wie in der folgenden Tabelle dargestellt, in sechs Gruppen unterteilt, die die angestrebte Fachrichtung im Studium definieren.

Tabelle 3: Auflistung, der in sechs Gruppen unterteilten, Prüfungsfächer

Quelle: Henze, 1991, S. 274

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nun ist für die Hochschulen nicht mehr ausschließlich die Hochschulzulassungsprüfung entscheidend, sondern auch das Abschlusszeugnis der abgeschlossenen Oberen Mittelschule. Die Hochschulen informieren die Studienanwärter frühzeitig, welche der sechs genannten Gruppen für welchen Fachbereich vorausgesetzt werden. Durch die modifizierte Zulassungsprüfung werden die Schüler physisch und psychisch entlastet.[31] Schüler einer Schwerpunkt Mittelschule verfügen über die beste Vorbereitung für die Hochschulzulassungsprüfung, weshalb die Erfolgsquote in dieser Gruppe bei ca. 95-99% liegt.[32]

1986 werden vom Staat zugesicherte Stipendien in Darlehen, Stipendien und Begabtenförderung, neu untergliedert.[33]

Anfang der 90er Jahre werden Mittelklasse Universitäten gegründet, deren Aufgabe darin besteht Studenten mit geringeren Punktzahlen aufzunehmen und praxisorientierte Kräfte für den Arbeitsmarkt auszubilden.[34]

Studiengebühren werden ab 1994 teilweise eingeführt und sind in den folgenden Jahren ein fester Bestandteil des Studiums.[35]

2.3. Vom 9. Fünfjahresplan bis 2010

Im April 1996 wird der 9. Fünfjahresplan herausgegeben, in welchem das „211 Projekt“, 211 gongcheng Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten , behandelt wird eine Initiative zum Aufbau mehrerer erstrangiger Universitäten auf Weltniveau, um den Aufbau von Forschung und Wissenschaft des Landes zu unterstützen.[36] Dadurch wird die Funktion von sekundärer Bildung vorrangig zur Verbesserung der nationalen Identität und der Weiterbildung der chinesischen Persönlichkeit modifiziert. Diese Einstellung beeinflusst auch die Ausgaben des Staates in Hochschulinstitute, die sich seit Ende der 90er Jahre auf mehr als ein Prozent des Nationaleinkommens belaufen.[37]

1998 erscheint erstmals das „Verzeichnis der Bachelor-Studiengänge an allgemeinen Hochschulen“, in dem alle Studiengänge aufgelistet werden, denn aufgrund der zuvor zu fein gegliederten Studiengänge wurde die Gesamtzahl um 38%, auf 249, reduziert.[38] Im gleichen Jahr wurde das „3+X“ Modell, 3+X moshi (3 + X模型), der Hochschulaufnahmeprüfung initiiert. Dieses System legt drei Fächer, Chinesisch, Mathematik und eine Fremdsprache, als Pflichtfächer für den gaokao fest. Das X steht für ein zusätzliches Prüfungsfach, dass die aufnehmende Hochschule aus den Prüfungsfächern Physik, Chemie, Politik, Geschichte, Biologie und Geografie auswählt.[39]

[...]


[1] Henze, 1991, S. 236

[2] Henze, 1991, S. 212

[3] Henze, 1991, S. 239

[4] Hayhoe, 1989, S. 39

[5] Henze, 1991, S. 215

[6] Abbildung 1 im Anhang

[7] Henze, 1991, S. 244

[8] Henze, 1991, S. 240-241

[9] Rektorenkonferenz, 1981, S. 17

[10] Henze, 1991, S. 244

[11] Anmeldeformular im Anhang, Abbildung 2

[12] Henze, 1991, S. 246-247

[13] Henze, 1991, S. 254

[14] Henze, 1991, S. 254-255

[15] Henze, 1991, S. 256-257

[16] Henze, 1991, S. 257

[17] Henze, 1991, S. 266-267

[18] Henze, 1991, S. 265

[19] Henze, 1991, S. 266-267

[20] Henze, 1991, S. 265

[21] Henze, 1991, S. 259

[22] Henze, 1991, S. 268

[23] Postiglione, 2006, S. 190

[24] Keung, 2003, S. 83

[25] Henze, 1991, S. 245

[26] Henze, 1991, S. 261

[27] Henze, 1991, S. 276

[28] Henze, 1991, S. 269-270

[29] Henze, 1991, S. 276

[30] Henze, 1991, S. 272

[31] Henze, 1991, S. 273-275

[32] Postiglione, 2006, S. 190

[33] Hayhoe, 1989, S. 48

[34] Postiglione, 2006, S. 192

[35] Postiglione, 2003, S. 159

[36] Mingfei, 2002, S. 108

[37] Kang, 2004, S. 145

[38] Mingfei, 2002, S. 92-93

[39] Chen, 2002, S. 395

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842822436
Dateigröße
3.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Sprach- und Kulturwissenschaften , Studiengang Sinologie
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,0
Schlagworte
hochschulzugang china chancengleichheit hilfefonds hochschulzulassung
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