Modellbasierte Analyse der Beziehungen zwischen typisierbaren Investorenprofilen und Bewertungskriterien von Investitionsobjekten auf dem Venture-Capital Markt
©2011
Diplomarbeit
110 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Risikokapitalgeber stehen stets vor der Aufgabe, zwischen sehr unterschiedlichen und schwer vergleichbaren Investitionsobjekten auswählen zu müssen. Ihre Entscheidungen hängen dabei von den individuell vorliegenden Zielsystemen auf Investorenseite sowie dem daraus resultierenden Bewertungsmaß, mit dem das Investitionsobjekt bewertet wird, ab. Die einzelnen existierenden Zielsysteme der Investoren können dabei stark variieren, so dass unterschiedliche Venture Capital-Investoren bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten häufig zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Um die bei Venture Capital-Finanzierung auftretenden Entscheidungswege und deren Gründe nachvollziehen und bewerten zu können, ist es daher notwendig, die unterschiedlichen Zielsysteme und Investitionspräferenzen von Venture Capital-Investoren zu kennen und anhand eines festen Schemas charakterisieren zu können. Durch diese Kenntnis können Ableitungen für die jeweilige Bewertung von Investitionsobjekten getroffen werden und Zusammenhänge zwischen Zielsystemen der Investoren und der für sie resultierenden Attraktivität eines Investitionsobjekts erklärt werden.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll daher ein Modell gestaltet werden, welches in der Lage ist, aufgrund des Zielsystems und der Präferenzen eines Investors ein Investorenprofil zu erstellen, sowie daraus resultierend eine begründete Empfehlung geben kann, welche Formen von Geschäftsneugründungen dem Profil am besten entsprechen und mit welchen Kenngrößen diese bewertet werden sollten. Im Einzelnen sind die folgenden Teilaufgaben zu lösen:
- Einarbeitung in die theoretischen Grundlagen, Abgrenzung des Betrachtungsfelds und Begriffsdefinitionen zu den Themen Venture Capital-Investoren, Geschäftsneugründungen als Investitionsobjekte sowie Zielsysteme/Kennzahlensysteme (z.B. Darstellung Shareholder/Stakeholder-Value-Konzepte).
- Erarbeitung eines Kennzahlenkatalogs und Einteilung/Festlegung von unterschiedlichen Zielsystemen zur Typisierung von Investorenprofilen.
- Analyse/Darstellung der quantitativ und qualitativ messbaren Kenngrößen von Venture Capital-Investitionsobjekten sowie Aufnahme der weichen Faktoren - Festlegung von Bewertungskriterien zur Charakterisierung von Geschäftsgründungen - Typisierung von Investitionsobjekten.
- Verknüpfung von Investorenprofilen und Charakteristiken möglicher Investitionsfälle Analyse der daraus resultierenden Anforderungen und Beziehungen für die […]
Risikokapitalgeber stehen stets vor der Aufgabe, zwischen sehr unterschiedlichen und schwer vergleichbaren Investitionsobjekten auswählen zu müssen. Ihre Entscheidungen hängen dabei von den individuell vorliegenden Zielsystemen auf Investorenseite sowie dem daraus resultierenden Bewertungsmaß, mit dem das Investitionsobjekt bewertet wird, ab. Die einzelnen existierenden Zielsysteme der Investoren können dabei stark variieren, so dass unterschiedliche Venture Capital-Investoren bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten häufig zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Um die bei Venture Capital-Finanzierung auftretenden Entscheidungswege und deren Gründe nachvollziehen und bewerten zu können, ist es daher notwendig, die unterschiedlichen Zielsysteme und Investitionspräferenzen von Venture Capital-Investoren zu kennen und anhand eines festen Schemas charakterisieren zu können. Durch diese Kenntnis können Ableitungen für die jeweilige Bewertung von Investitionsobjekten getroffen werden und Zusammenhänge zwischen Zielsystemen der Investoren und der für sie resultierenden Attraktivität eines Investitionsobjekts erklärt werden.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll daher ein Modell gestaltet werden, welches in der Lage ist, aufgrund des Zielsystems und der Präferenzen eines Investors ein Investorenprofil zu erstellen, sowie daraus resultierend eine begründete Empfehlung geben kann, welche Formen von Geschäftsneugründungen dem Profil am besten entsprechen und mit welchen Kenngrößen diese bewertet werden sollten. Im Einzelnen sind die folgenden Teilaufgaben zu lösen:
- Einarbeitung in die theoretischen Grundlagen, Abgrenzung des Betrachtungsfelds und Begriffsdefinitionen zu den Themen Venture Capital-Investoren, Geschäftsneugründungen als Investitionsobjekte sowie Zielsysteme/Kennzahlensysteme (z.B. Darstellung Shareholder/Stakeholder-Value-Konzepte).
- Erarbeitung eines Kennzahlenkatalogs und Einteilung/Festlegung von unterschiedlichen Zielsystemen zur Typisierung von Investorenprofilen.
- Analyse/Darstellung der quantitativ und qualitativ messbaren Kenngrößen von Venture Capital-Investitionsobjekten sowie Aufnahme der weichen Faktoren - Festlegung von Bewertungskriterien zur Charakterisierung von Geschäftsgründungen - Typisierung von Investitionsobjekten.
- Verknüpfung von Investorenprofilen und Charakteristiken möglicher Investitionsfälle Analyse der daraus resultierenden Anforderungen und Beziehungen für die […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Johannes Heinen
Modellbasierte Analyse der Beziehungen zwischen typisierbaren Investorenprofilen
und Bewertungskriterien von Investitionsobjekten auf dem Venture-Capital Markt
ISBN: 978-3-8428-2122-4
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), Aachen,
Deutschland, Diplomarbeit, 2011
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011
III
Aufgabenstellung
Thema: Modellbasierte Analyse der Beziehungen zwischen typisierbaren
Investorenprofilen und Bewertungskriterien von Investitionsobjekten auf dem
Venture Capital-Markt
Risikokapitalgeber stehen stets vor der Aufgabe, zwischen sehr unterschiedlichen und
schwer vergleichbaren Investitionsobjekten auswählen zu müssen. Ihre Entscheidungen
hängen dabei von den individuell vorliegenden Zielsystemen auf Investorenseite sowie
dem daraus resultierenden Bewertungsmaß, mit dem das Investitionsobjekt bewertet
wird, ab. Die einzelnen existierenden Zielsysteme der Investoren können dabei stark
variieren, so dass unterschiedliche Venture Capital-Investoren bei der Bewertung von
Investitionsmöglichkeiten häufig zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Um
die bei Venture Capital-Finanzierung auftretenden Entscheidungswege und deren
Gründe nachvollziehen und bewerten zu können, ist es daher notwendig, die
unterschiedlichen Zielsysteme und Investitionspräferenzen von Venture Capital-
Investoren zu kennen und anhand eines festen Schemas charakterisieren zu können.
Durch diese Kenntnis können Ableitungen für die jeweilige Bewertung von
Investitionsobjekten getroffen werden und Zusammenhänge zwischen Zielsystemen der
Investoren und der für sie resultierenden Attraktivität eines Investitionsobjekts erklärt
werden.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll daher ein Modell gestaltet werden, welches in der
Lage ist, aufgrund des Zielsystems und der Präferenzen eines Investors ein
Investorenprofil zu erstellen, sowie daraus resultierend eine begründete Empfehlung
geben kann, welche Formen von Geschäftsneugründungen dem Profil am besten
entsprechen und mit welchen Kenngrößen diese bewertet werden sollten.
Im Einzelnen sind die folgenden Teilaufgaben zu lösen:
Einarbeitung in die theoretischen Grundlagen, Abgrenzung des
Betrachtungsfelds und Begriffsdefinitionen zu den Themen Venture Capital-
Investoren, Geschäftsneugründungen als Investitionsobjekte sowie
Zielsysteme/Kennzahlensysteme (z.B. Darstellung Shareholder/Stakeholder-
Value-Konzepte)
Erarbeitung eines Kennzahlenkatalogs und Einteilung/Festlegung von
unterschiedlichen Zielsystemen zur Typisierung von Investorenprofilen
Analyse/Darstellung der quantitativ und qualitativ messbaren Kenngrößen von
Venture Capital-Investitionsobjekten sowie Aufnahme der ,,weichen Faktoren" -
Festlegung von Bewertungskriterien zur Charakterisierung von
Geschäftsgründungen - Typisierung von Investitionsobjekten
Verknüpfung von Investorenprofilen und Charakteristiken möglicher
Investitionsfälle Analyse der daraus resultierenden Anforderungen und
Beziehungen für die kennzahlengestützte Bewertung sowie Erstellung eines
IV
abgeschlossenen Kennzahlensystemmodells, inklusive quantitativer/finanzieller
und qualitativer/nicht-finanzieller Komponenten, einer Vorschrift zur
Konfiguration von Kennzahlsystemen zur Bewertung spezifischer
Investitionsfälle je nach Investorenprofil auf Basis der bisherigen Ergebnisse
Kritische Bewertung des erarbeiteten Modells
Validierung der Modellergebnisse an ausgewählten Praxisbeispielen
Dokumentation der Arbeit
V
Inhaltsverzeichnis
Aufgabenstellung ... III
Abbildungsverzeichnis ... VII
Tabellenverzeichnis ... IX
Abkürzungsverzeichnis ... X
1.
Einleitung ... 1
1.1.
Ausgangssituation und bisheriges Defizit ... 1
1.2.
Zielsetzung der Arbeit ... 2
1.3.
Aufbau der Arbeit ... 2
2.
Grundsituation der Venture Capital-Finanzierung ... 4
2.1.
Das Konzept ,,Venture Capital" ... 5
2.2.
Der Venture Capitalist und der Investor ... 9
2.3.
Eigenschaft eines Gründungsunternehmens ... 11
2.4.
Anlass und Bedarf von Venture Capital ... 14
3.
Zielparameter und Investitionsprofile des Venture Capitalist ... 17
3.1.
Entwicklung und Durchsetzung von Investorenzielen im Stakeholder und
Shareholder Value Ansatz ... 18
3.2.
Kriterien zur Verhaltenscharakterisierung des Venture Capitalist ... 22
3.2.1.
Strukturelle Eigenschaften ... 23
3.2.2.
Objektive Zielparameter
Investitionsziele ... 25
3.2.3.
Subjektive Zielparameter
gewählte Strategie ... 27
3.2.4.
Risikopräferenz ... 29
3.3.
Bewertungsrahmen für Venture Capital-Investoren ... 31
3.4.
Spektrum der existierenden Investorenprofile ... 32
3.5.
Typisierungen von Venture Capital Investitionsprofilen ... 34
3.5.1.
Strategischer Technologieinvestor ... 36
3.5.2.
Spezialist mit Fachwissen ... 38
3.5.3.
Frühphaseninvestor ... 40
3.5.4.
Struktur- und Technologieförderer ... 41
3.5.5.
Diversifizierter Finanzinvestor ... 42
3.6.
Zusammenfassung ... 43
VI
4.
Charakterisierung von Gründungsunternehmen ... 45
4.1.
Rahmenbedingungen und Schwierigkeiten bei der Bewertung von
Gründungsunternehmen ... 46
4.2.
Bewertungsparameter in der Venture Capital-Finanzierung ... 48
4.2.1.
Management ... 49
4.2.2.
Produkt ... 50
4.2.3.
Markt ... 51
4.2.4.
Finanzplan ... 52
4.3.
Bewertungskriterien eines Gründungsunternehmens ... 55
4.4.
Stand der Forschung zur Typisierung von Gründungsunternehmen ... 56
4.5.
Typisierungen von Gründungsunternehmen... 59
4.6.
Zusammenfassung ... 61
5.
Beziehungsmodell zwischen Investoren- und Unternehmenssicht ... 62
5.1.
Struktur des Systemmodells ... 63
5.2.
Beziehungen zwischen Investoren- und Unternehmenstypen
2. Ebene ... 66
5.2.1.
Analyse nachgewiesener Beziehungen zwischen Investoren und
Gründungsunternehmen ... 67
5.2.2.
Umsetzung im Systemmodell ... 72
5.3.
Durchgängige Verknüpfung der Kennzahlsysteme
1. Ebene ... 75
5.4.
Ergebnis des Systemmodells... 77
5.5.
Validierung des Systemmodells ... 79
5.6.
Zusammenfassung ... 81
6.
Zusammenfassung und Ausblick ... 82
6.1.
Bewertung der Ergebnisse ... 82
6.2.
Ausblick ... 83
7.
Anhang ... 85
Literaturverzeichnis ... XI
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Spannungsbogen der vorliegenden Arbeit. ... 3
Abbildung 2 - Struktur des 2-Ebenen-Modells. ... 3
Abbildung 3 - Struktur der Venture Capital-Akteure. ... 4
Abbildung 4 - Formen der Unternehmensfinanzierung. ... 7
Abbildung 5 - Erscheinungsformen der Unternehmensbeteiligungen. ... 8
Abbildung 6 - Wertschöpfungsprozess der Venture Capital-Finanzierung. ... 9
Abbildung 7 - Darstellung der Entwicklungsphasen von Unternehmensgründungen in Anlehnung an
B
ETSCH
und R
EIßIG
-T
HUST
. ... 15
Abbildung 8 - Stakeholderschema in Anlehnung an F
REEMAN
. ... 19
Abbildung 9 - Valuenetzwerk nach Rappaport. ... 21
Abbildung 10 - Bewertungskriterien des vorhandenen Kapitals. ... 25
Abbildung 11 - Bewertungskriterium genutztes Branchenwissen. ... 25
Abbildung 12 - Bewertungskriterien der finanziellen Investitionsstrategie. ... 26
Abbildung 13 - Bewertungskriterien der Investorenmitsprache. ... 27
Abbildung 14 - Bewertungskriterien der Investitionsmotivation. ... 28
Abbildung 15 - Bewertungskriterien der Spezialisierung und Diversifikation. ... 29
Abbildung 16 - Bewertungskriterium geografischer Fokus. ... 29
Abbildung 17 - Bewertungskriterien der Risikopräferenz. ... 30
Abbildung 18 - Morphologischer Kasten zur Charakterisierung von Investorenprofilen. ... 31
Abbildung 19 - Verteilung der untersuchten Investorenprofile innerhalb der Bewertungskriterien. ... 33
Abbildung 20 - Filterkriterien "strategischer Technologieinvestor". ... 36
Abbildung 21 - Homogenitätsmaß "strategischer Technologieinvestor". ... 36
Abbildung 22 - Filterkriterien "Spezialist mit Fachwissen". ... 38
Abbildung 23 - Homogenitätsmaß "Spezialist mit Fachwissen". ... 38
Abbildung 24 - Filterkriterien "Frühphaseninvestor". ... 40
Abbildung 25 - Homogenitätsmaß "Frühphaseninvestor". ... 40
Abbildung 26 - Filterkriterien "Struktur- und Technologieförderer". ... 41
Abbildung 27 - Homogenitätsmaß "Struktur- und Technologieförderer". ... 41
Abbildung 28 - Filterkriterien "diversifizierter Finanzinvestor". ... 42
Abbildung 29 - Homogenitätsmaß "diversifizierter Finanzinvestor". ... 42
Abbildung 30 - Referenzprofile der identifizierten Investorentypisierungen. ... 44
Abbildung 31 - Bewertungskriterium "Teamzusammensetzung". ... 50
Abbildung 32 - Bewertungskriterium "Teamqualifikation". ... 50
Abbildung 33 - Bewertungskriterium "Innovationspotential". ... 51
Abbildung 34 - Bewertungskriterium "Marktattraktivität". ... 52
Abbildung 35 - Bewertungskriterium "Zielkundenstruktur". ... 52
Abbildung 36 - Bewertungskriterium "Markterfolgspotential". ... 52
Abbildung 37 - Bewertungskriterium "Finanzierungsbedarf/Mittelverwendung". ... 53
Abbildung 38 - Bewertungskriterium "Cash-Flow Prognose". ... 54
Abbildung 39 - Bewertungskriterium "EXIT-Möglichkeiten". ... 54
Abbildung 40 - Bewertungsrahmen für Gründungsunternehmen. ... 55
Abbildung 41 - 2-Ebenen-Vorgehensmodell. ... 63
Abbildung 42 - Aufbau der Excel-basierten Modelllösung. ... 64
Abbildung 43 - Ausschnitt des Systemmodells zur Typenbestimmung. ... 64
Abbildung 44 - Berechnungsschema in der Beziehungsmatrix. ... 74
Abbildung 45 - Beispiel eines errechneten Idealprofils. ... 76
Abbildung 46 - Umsetzung des Modellschluss. ... 77
VIII
Abbildung 47 - Visualisiertes Ergebnis der Validierung. ... 80
IX
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 - Übersicht über die Definitionen von Venture Capital. ... 6
Tabelle 2 - Einordnung von Unternehmensgründungen. ... 11
Tabelle 3 - Profil "strategischer Technologieinvestor". ... 37
Tabelle 4 - Profil "Spezialist mit Fachwissen". ... 39
Tabelle 5 - Profil "Frühphaseninvestor". ... 40
Tabelle 6 - Profil "Struktur- und Technologieförderer". ... 41
Tabelle 7 - Profil "diversifizierter Finanzinvestor". ... 42
Tabelle 8 - Typen von Gründungsunternehmen: Stand der Forschung. ... 57
Tabelle 9 - Überblick Typisierungen von Gründungsunternehmen. ... 59
Tabelle 10 - Matrixschema zur Abbildung der Typenbeziehungen. ... 66
Tabelle 11 - Hypothesen zu Beziehungen zwischen Typisierungen. ... 67
Tabelle 12 - Beziehungsmatrix mit Hypothesenbewertung. ... 71
Tabelle 13 - Beziehungsmatrix mit Übereinstimmungsfaktoren. ... 72
Tabelle 14 - Beziehungsmatrix mit Bewertungsfaktoren. ... 74
Tabelle 15 - Ergebnis der Validierung. ... 79
X
Abkürzungsverzeichnis
amer.
amerikanisch
bed.
bedingt
BVK
Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften
bzw.
beziehungsweise
DCF
Discounted
Cash-Flow
Def.
Definition
d.h.
das
heißt
dt.
deutsch
EK
Eigenkapitalkosten
EPS
Earns per Share
etc.
et
cetera
FK
Fremdkapitalkosten
geogr.
geografisch
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
H Hypothese
IPO
Initial Public Offering
J. Journal
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
KPI
Key
Performance
Indicator
Mio.
Million
MBI
Management
Buy-In
MBO
Management Buy-Out
öffentl.
Öffentlich
ROCE
Return on Capital Employed
RoI
Return
on
Invest
SHV
Shareholder
Value
techn.
technisch
u.a.
unter
anderem
VBA
Virtual
Basic
Application
VC
Venture
Capital
vgl.
vergleiche
1
1.
Einleitung
1.1.
Ausgangssituation und bisheriges Defizit
Unternehmen, welche in ihrem Lebenszyklus vor, in oder kurz nach der
Gründungsphase stehen, sehen sich oftmals einem besonderen Spannungsfeld
ausgesetzt. Ihnen fehlt es zu Beginn naturgemäß an Merkmalen wie Kapazität,
Marktposition oder Verhandlungsmacht. In einer Entwicklungsstufe, in der eine
Gründungsfinanzierung durch Familiengelder, Business Angels oder öffentliche
Förderungen nicht mehr ausreicht um den notwendigen Schritt zur erfolgreichen
Marktbearbeitung zu gehen und für die Akquisition von Fremdkapital noch keine
ausreichenden Sicherungswerte oder bereits generierte positive Cash-Flows vorliegen,
hilft das Instrument Venture Capital diese Lücke zu schließen.
Über 6.600 sogenannte Venture Capitalists agieren auf dem deutschen Markt, stets auf
der Suche nach erfolgversprechenden, jungen Unternehmen, um ihnen mit Kapital und
Managementunterstützung ihre Entwicklung zu erleichtern, Erfolgschancen zu steigern
und Risiken zu teilen um somit Kapital von erfolgreichen, reifen Beteiligungen in neue,
junge Unternehmen zu recyceln. Sie selbst gehen diese Risiken ein um an den
möglichen, im Vergleich zu herkömmlichen Anlageformen stark
überdurchschnittlichen, Renditemöglichkeiten zu partizipieren, die Entwicklung von
neuen Technologien zu fördern oder lediglich die Entstehung neuer Unternehmen und
damit die Wirtschaftsdynamik zu fördern.
Allein diese unterschiedlichen, möglichen Motive lassen bereits weit blicken; Venture
Capitalist ist nicht gleich Venture Capitalist und Gründungsunternehmen nicht gleich
Gründungsunternehmen beiden Seiten des Venture Capital stehen breit gefächerte
Möglichkeiten zur Verfügung, um ihre Aktivitäten zu differenzieren, zu fokussieren und
Schwerpunkte zu setzen. So willkommen dieser Zustand ist, dass in nahezu allen
denkbaren Bereichen Unternehmen mit einer kreativen Problemlösung gegründet
werden und es eine Vielzahl von Investitionspräferenzen und -strategien gibt, um für die
erfolgsversprechenden Unternehmen auch Finanzierungswillige zu finden, so schließt
sich daran auch die kapazitätsintensivste Tätigkeit des Venture Capitalist an:
Wie können aus den zahlreichen Beteiligungsangeboten diejenigen herausgefiltert
werden, die am besten zum eigenen Investitionsprofil passen? Und wie sieht das ideale
Portfoliounternehmen in Abhängigkeit der eigenen Investitionspräferenzen aus?
2
1.2.
Zielsetzung der Arbeit
Risikokapitalgeber stehen stets vor der Aufgabe, zwischen sehr unterschiedlichen und
schwer vergleichbaren Investitionsobjekten auswählen zu müssen. Diese Arbeit soll
sich mit eben diesen Differenzierungsmöglichkeiten befassen, aufzeigen welche
Differenzierungen auf Investoren- bzw. Unternehmensseite möglich sind und welche
davon existieren.
Es gilt zu prüfen, ob sich unter den existierenden Differenzierungen Häufungen von
Profilen und Charakteren finden lassen, wodurch sich Typen benennen lassen, denen die
einzelnen Akteure zugeordnet werden können.
Schlussendlich sollen Antworten auf die beiden zuvor gestellten Fragen gefunden
werden. Ziel ist es, ein Systemmodell zu gestalten, durch welches aufgrund des
Zielsystems und der Präferenzen eines Investors ein Investorenprofil erstellt, sowie
daraus resultierend eine begründete Empfehlung gegeben werden kann, welche Formen
von Geschäftsneugründungen dem Profil am besten entsprechen und mit welchen
Kenngrößen diese bewertet werden sollten.
1.3.
Aufbau der Arbeit
Die Vorgehensweise auf dem Weg zu diesem Modell soll dabei so übersichtlich und
logisch wie möglich gestaltet werden, dabei aber stets das erfolgreiche Erreichen der
Zielsetzung unterstützen.
Für die Gestaltung des Schlussmodells sind einige Vorarbeiten notwendig: zuerst steht
dabei in Kapitel 2 eine grundlegende Analyse der Eigenheiten von Venture Capital an,
um Verständnis für die späteren Schritte zu schaffen und den im Weiteren zu
behandelnden Betrachtungshorizont zu definieren.
Um im Ergebnis ein Modell zu erschaffen, welches die Investoren- und
Unternehmensseite zusammenführt, müssen für beide Seiten Zwischenergebnisse
hergestellt werden. Für beide Seiten soll ein Bewertungsschema konstruiert werden, um
vorhandene Profile erfassen und weiter nutzen zu können; darauf aufbauend wird dann
versucht, Typen von Investoren und Gründungsunternehmen zu identifizieren, die
jeweils eine Menge Einzelprofile repräsentieren und den späteren Modellschluss
unterstützen. Dies wird für die Investorenseite in Kapitel 3 und für die
3
Unternehmensseite in Kapitel 4 vorgenommen. Der Modellschluss entsteht danach in
Kapitel 5, damit, wie in der Gesamtübersicht in Abbildung 1 zu erkennen, in Kapitel 6
nur noch eine bewertende Schlussbemerkung aussteht.
Abbildung 1 - Spannungsbogen der vorliegenden Arbeit.
Die weitere Detaillierung wird innerhalb der jeweiligen Kapitel stets zu Beginn
vorgestellt, am Ende der Hauptkapitel schließt eine Zusammenfassung mit den
Zwischenergebnissen an.
Zum übersichtlichen Modellaufbau können die einzelnen Zwischenergebnisse auch
stets, wie in Abbildung 2 dargestellt, als Bausteine angesehen werden. Auf der ersten
Ebene werden Kennzahlsysteme zur Bewertung von Investoren und Unternehmen
gestaltet, auf deren Basis die Seiten in die Benennung von Typisierungen auf die zweite
Ebene überführt werden. Auf dieser typenbasierten Ebene kann dann, ähnlich wie bei
Funktionaltransformationen
1
, der Modellschluss vollzogen werden. Dieses Konzept
wird im Weiteren als 2-Ebenen Modell bezeichnet und ist zu Beginn von Kapitel 5 noch
einmal ausführlich erläutert.
Abbildung 2 - Struktur des 2-Ebenen-Modells.
1
Funktionaltransformationen bezeichnen die Transformation eines Problems in eine andere Ebene mit
späterer Rücktransformation nach der Problemlösung, siehe u.a. (Roddeck, 2006) S.304.
4
2.
Grundsituation der Venture Capital-Finanzierung
Im folgenden Kapitel sollen die Begriffe und Akteure der Venture Capital Finanzierung
eingeführt und für die weitere Benutzung in dieser Arbeit abgegrenzt und festgelegt
werden. Dabei müssen vornehmlich die Konzepte des Venture Capital, Venture
Capitalist, Investor sowie des Portfoliounternehmens behandelt werden. Außerdem
werden zum weiteren Verständnis der Anlass und die unterschiedlichen Formen von
Venture Capital dargestellt.
Die Ausführungen basieren auf den in Abbildung 3 stehenden Beziehungen und
Strukturen unter den Akteuren der Venture Capital Finanzierung in Anlehnung an
F
INGERLE
.
2
Abbildung 3 - Struktur der Venture Capital-Akteure.
3
Die bereits genannten Begriffe tauchen in diesem Modell voneinander abgegrenzt, in
unterschiedlichen Beziehungen zueinander auf. In den folgenden Abschnitten werden
diese Beziehungen im Einzelnen belichtet.
2
Vgl. u.a. (Krecek, 2005) S.21, (Fingerle, 2005) S.52.
3
Vgl. (Fingerle, 2005) S. 52 Im Falle keiner externen VC-Management-Gesellschaft wird das
Management Know-How direkt vom Venture Capitalist an das Portfoliounternehmen weitergegeben.
5
2.1.
Das Konzept ,,Venture Capital"
Der aus den USA stammende Begriff ,,Venture Capital" wird im Deutschen, teils
synonym, mit Ausdrücken wie Risikokapital, Wagniskapital, Wachstumskapital oder
Beteiligungskapital übersetzt. Deutlich wird dadurch jedoch nur, dass Venture Capital
(VC) die Weitergabe von Kapital zur Umsetzung unternehmerischer Projekte
bezeichnet.
4
In der Literatur sind diese Begriffe an verschiedenen Stellen unterschiedlich definiert
worden, zudem herrschen Differenzen zwischen der amerikanischen und der deutschen
Definition von VC. Tabelle 1 gibt einen Überblick über einige ausgewählte, zur
Verfügung stehende Definitionen von Venture Capital.
Bei Betrachtung der verschiedenen Definitionen wird deutlich, dass die Autoren stets
unterschiedliche Schwerpunkte setzen und eine eigene Auswahl von Faktoren als
maßgeblich ansehen; es gibt jedoch innerhalb keines genannten Kriteriums eine
gegenteilige Meinung, weshalb sie alle als grundsätzlich richtig, wenn auch nicht
zwingend als konstitutiv betrachtet werden können.
Grundlegend für das Verständnis von VC ist die Auffassung, dass es sich dabei um
Kapital handelt, welches Unternehmen in einem frühen Wachstumsstadium zur
Verfügung gestellt wird, um damit einerseits aus Unternehmenssicht das Wachstum zu
unterstützen, andererseits aus Investorensicht an den, im Vergleich zu Beteiligungen an
reiferen Unternehmen, möglicherweise überproportionalen Wachstumsmöglichkeiten
partizipieren zu können und dementsprechend hohe Renditechancen verbunden mit
hohem Risiko wahrzunehmen.
5
Der Unterschied zu gewöhnlichen Krediten oder
Firmenbeteiligungen liegt in den wesentlichen Merkmalen darin, dass der
Kapitalnehmer keine Rückzahlungspflicht übernimmt, der Kapitalgeber also auch einen
kompletten Ausfall des investierten Kapital riskiert und des weiteren vom Kapitalgeber,
zusätzlich zum Kapital, Know-How in Form von Managementunterstützung
bereitgestellt wird.
6
Dadurch werden die meist begrenzten Ressourcen Kapazität,
Erfahrung und Vernetzung der jungen Unternehmen aufgestockt und die Erfolgschance
zu steigern versucht.
4
Vgl. (Stadler, 1999) S. 50.
5
Vgl. (Krecek, 2005) S.5.
6
Vgl. (Laub, 1985) S.8f.
6
Def. von
Risiko-
kapital
nach Albach/
Hundsiek/
Kokalj
7
Def. von
Wagnis-
finanzierung
nach
Hartmann
8
Amer. Def.
von Venture
Capital
nach Albach/
Hundsiek/
Kokalj
9
Dt. Def. von
Venture
Capital
nach Boehm-
Bezing
10
Dt. Def. von
Venture
Capital
nach
Weitnauer
11
Dt. Def. von
Venture
Capital
nach
Baumgärtner
12
fina
nziell
e
Faktoren
Bereitstellung von
Beteiligungskapital
ja
ja
ja
ja
Rückzahlungs-
verpflichtung des
Kapitalnehmers
nein
nein
nein
nein
Kündigungsrecht des
Kapitalgebers
nein
fester Zinsanspruch
des Kapitalgebers
nein
nein
volles Ausfallrisiko
beim Kapitalgeber
ja
ja
ja
Renditeerwartung
auf langfristige
Kapitalgewinne
ausgerichtet
ja
ja
ja
ja
Beteiligung im
frühen Stadium mit
hohem Risiko
ja
ja
ja
zeitlich befristete
Investition
ja
ja
Kontroll- und
Mitspracherechte
des Kapitalgebers
ja
Unt
er
neh
m
en
sf
aktore
n
unternehmerische
Management-
Unterstützung
ja
ja
ja
ja
ja
Bereitstellung nur
für innovative
Unternehmen
ja ja ja
ja
Bereitstellung für
kleine und mittlere
Unternehmen
ja
keine Fixierung auf
bestimmte Branchen
ja
Tabelle 1 - Übersicht über die Definitionen von Venture Capital.
7
Vgl. (Betsch, et al., 2000) S.14.
8
Vgl. (Betsch, et al., 2000) S.15.
9
Vgl. (Betsch, et al., 2000) S.15.
10
Vgl. (Betsch, et al., 2000) S.16.
11
Vgl. (Weitnauer, 2001) S.5-6.
12
Vgl. (Baumgärtner, 2005) S.22.
7
So sollen in der vorliegenden Arbeit, ohne Anspruch auf Richtigkeit und
Vollständigkeit, folgende, in Tabelle 1 blau unterlegte, ausgewählte Merkmale das
Wesen von Venture Capital kennzeichnen:
Die Bereitstellung von Beteiligungskapital in frühen Wachstumsstadien von
Unternehmen mit dementsprechend erhöhtem Erfolgsrisiko.
Das Nichtvorhandensein einer Rückzahlungsverpflichtung des Kapitalnehmers
und damit verbunden das volle Ausfallrisiko auf der Seite des Kapitalgebers.
Die Renditeerwartung in Form von langfristigen Wertgewinnen des eingesetzten
Kapitals im Gegensatz zu regelmäßigen Ausschüttungen.
Die zwingend verbundene Bereitstellung von Managementunterstützung seitens
des Kapitalgebers an den Kapitalnehmer, unabhängig ob direkt vom
Kapitalgeber oder über einen Dritten.
Nicht zwingend sollen im Weiteren ausschließlich Beteiligungen an vornehmlich
innovativen Unternehmen betrachtet werden, da dies den Untersuchungshorizont
beschränken würde.
Um die Einordnung von Venture Capital abzuschließen, sollen weiterhin die
unterschiedlichen Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung dargestellt und die
Formen der VC-Finanzierung darin eingeordnet werden. Fehler! Verweisquelle konnte
icht gefunden werden.
gibt einen Überblick über die bestehenden Möglichkeiten zur
Unternehmensfinanzierung.
Abbildung 4 - Formen der Unternehmensfinanzierung.
13
13
Vgl. (Geigenberger, 1999) S.7.
8
Die VC-Finanzierung fällt dabei in den mittleren Block, der Beteiligungsfinanzierung
und ist damit einerseits eine Eigenfinanzierung - da Eigen- und kein Fremdkapital
aufgenommen wird - andererseits eine Außenfinanzierung - da das Kapital von Dritten
aufgenommen wird und nicht aus der Unternehmung selbst zur Verfügung gestellt wird.
Innerhalb des Instruments der Beteiligungsfinanzierung werden danach weitere
Einteilungen, wie in Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. dargestellt,
orgenommen.
Abbildung 5 - Erscheinungsformen der Unternehmensbeteiligungen.
14
Die Formen der Beteiligungsfinanzierungen werden danach unterschieden, ob ein
direkter oder indirekter Kontakt zwischen Investor und Gründungunternehmen vorliegt.
Da im Fall der VC-Finanzierung meist der Venture Capitalist als Akteur auftritt, wird
Venture Capital stets als indirekte Beteiligung gesehen; Business Angels hingegen
erfüllen das Kriterium der direkten Beteiligung.
15
Unter den Venture Capitalists kann
weiter nach dem Differenzierungsmerkmal der Projekt- oder Fondsorientierten Akteure
unterteilt werden. Ein Projektorientierter Venture Capitalist findet dabei zuerst das
Investitionsprojekt und stellt dann den Investorenkontakt her; im Gegensatz dazu stellt
der Fondsorientierte Akteur die Investorenseite zusammen ohne bereits über
feststehende Investitionsobjekte zu verfügen.
14
Vgl. (Baumgärtner, 2005) S.28.
15
Vgl. (Baumgärtner, 2005) S.29.
9
2.2.
Der Venture Capitalist und der Investor
Gemäß Abbildung 3 ist im Konzept der Venture Capital-Finanzierung eine
Unterscheidung zwischen dem sogenannten Venture Capitalist und dem Investor zu
beachten. Diese beiden Akteure sind nicht notwendigerweise verschiedene Personen
jedoch bekleiden sie unterschiedlich definierbare Rollen im Venture Capital-Prozess.
16
Klassischerweise voneinander abgegrenzt werden diese Rollen beim Konzept der
Venture Capital-Gesellschaft: der Venture Capitalist steht dabei zwischen dem Investor
und den jeweiligen Portfoliounternehmen. Der Investor stellt dem Venture Capitalist
bzw. der Venture Capital-Gesellschaft Kapital zur Verfügung, damit dieser den VC-
Prozess für ihn durchführt, der Investor hat dann keine weitere aktive Teilhabe am VC-
Prozess, er wird lediglich je nach Bedarf über die Aktivitäten des Venture Capitalist
informiert.
17
Zwischen diesem Modell, dem der klaren Trennung von Investor und Venture
Capitalist, mit teils sehr unterschiedlichen, aber miteinander vereinbaren, persönlichen
Präferenzen, bis zum Modell des Investors und Venture Capitalist in Personalunion sind
jegliche Formen denkbar und werden praktiziert; jedoch lässt sich beobachten, dass
größere, kapitalstärkere VC-Gesellschaften in der Mehrheit von mehreren, teils
institutionellen, Investoren finanziert und daher strikter zwischen den Rollen getrennt
sind.
18
Durch die unterschiedlichen Beteiligungsprojekte des Venture-Capitalist und der damit
verbundenen Risikostreuung ist die Investitionsentscheidung des Investors mit anderen,
in der Regel risikoärmeren, Parametern als denen des Venture Capitalist bei der
Umsetzung der Einzelprojekte behaftet.
19
Festzuhalten bleibt, dass es die Rolle des
Venture Capitalist ist, die gegenüber dem Portfoliounternehmen handelt und den in
Abbildung 6 dargestellten Venture Capital-(Wertschöpfungs-)Prozess betreibt.
Abbildung 6 - Wertschöpfungsprozess der Venture Capital-Finanzierung.
20
16
Vgl. (Baumgärtner, 2005) S.30-32.
17
Vgl. (Antonczyk, 2006) S.52-53.
18
Vgl. (Weitnauer, 2001) S.9-10.
19
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.175.
20
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.36, (Betsch, et al., 2000) S.115 und (Antonczyk, 2006) S.61.
10
Die Wertschöpfung, und somit die Aktivität des Venture Capitalist besteht demnach aus
den folgenden Schritten:
Einwerbung von Beteiligungskapital zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit.
(Raising of funds)
Beschaffung von Informationen über potentielle Beteiligungsunternehmen im
Rahmen der Beteiligungsakquisation. (Deal generation)
Abgleich der Merkmale eines potentiellen Beteiligungsunternehmens mit den
Kriterien des Venture Capitalist. (Screening)
Verhandlung und Ausgestaltung des Beteiligungsvertrags. (Approval and
Structuring)
Steuerung, Controlling und Unterstützung des Beteiligungsunternehmens durch
interne oder externe Managementkapazitäten. (Post investment activities)
Desinvestition der Beteiligung durch Ausstieg und Realisierung der
Wertgewinne. (Exit)
21
Ein bestimmtes Investitionsprofil, definiert nach Eigenschaften wie Gründungsteam,
Zielmarkt oder anderen Gesichtspunkten, kann dabei durch den Investor oder den
Venture Capitalist getrieben werden, und ist Inhalt der Analyse in Kapitel 4.
22
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll der Venture Capitalist als Akteur der
Investorenseite gegenüber dem Gründungsunternehmen betrachtet werden. Unabhängig
davon, durch welche der beiden Rollen im Einzelfall eine Investitionspräferenz oder
bereitgestelltes Beteiligungskapital entsteht, wird zwischen diesen Funktionen nicht
mehr differenziert, da nur die aggregierte Interaktion der Investorenseite mit der
Unternehmensseite nach außen erkennbar und daher relevant ist.
Besonders im Betrachtungsfokus liegt dabei die Phase der
Beteiligungswürdigkeitsprüfung in der eine Übereinstimmung der Merkmale des
potentiellen Beteiligungsunternehmens mit den jeweilig vorliegenden Präferenzen und
Strategien des Venture Capitalist gefunden werden muss.
21
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.32-36.
22
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.64.
11
2.3.
Eigenschaft eines Gründungsunternehmens
Die elementarste, konstitutive Eigenschaft eines Gründungsunternehmens ist bereits im
Namen selbst enthalten - es handelt sich stets um ein neu gegründetes und damit relativ
junges Unternehmen. Dieses Merkmal der noch nicht lange zurückliegenden
Unternehmensgründung trifft jedoch auf einige Unternehmensformen zu, welche nicht
in den hier gewünschten Kontext der Venture Capital-relevanten Gründungen passen;
dazu zählen Spin-Offs, Unternehmensverschmelzungen, Joint Ventures oder
Holdinggesellschaften. All diese Gründungsformen sind bereits existierenden
Unternehmen oder Unternehmensteilen zuzuordnen.
23
Tabelle 2 zeigt die Einordnung
von Unternehmensgründungen unter den zwei Merkmalen ,,Strukturexistenz eines
Gründungsobjekts" und ,,Selbstständigkeitsgrad der Gründerperson(en)".
Tabelle 2 - Einordnung von Unternehmensgründungen.
24
Eine originäre Strukturexistenz bezeichnet dabei Unternehmensgründungen, welche als
eindeutiger Neustart anzusehen sind und in keiner Weise materiell oder immateriell auf
die Unternehmenssubstanz bereits bestehender Unternehmen zurückgreifen derivative
Gründungen bezeichnen dementsprechend Unternehmensgründungen die in
Zusammenhang mit bereits existierenden Unternehmen stehen, wie
Unternehmensausgründungen oder Joint Ventures.
25
Der Selbstständigkeitsgrad betrifft die Verbindung des Gründungsteams zu bereits
bestehenden Unternehmen und im Zusammenhang zu bereits ausgeübter Tätigkeiten.
Gründer, welche ihren Gründungsauftrag im Rahmen ihrer Tätigkeit bei einem bereits
23
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.10.
24
Vgl. (Baaken, 1989) S.39 und (Nathusius, et al., 2005) S.26.
25
Vgl. (Nathusius, et al., 2005) S.26.
12
existenten Unternehmen erhalten, gelten als unselbstständig; selbstständige Gründer
sind jene, welche im eigenen Auftrag gründen und die unternehmerische
Selbstständigkeit anstreben.
26
Die für die Venture Capital Finanzierung relevanten Geschäftsgründungen sind dabei
die noch in keiner Weise mit bestehenden Unternehmen verbundenen Gründungen und
damit in Tabelle 2 im unteren, rechten Feld zu finden nur sie werden Bestandteil der
weiteren Analyse sein.
Nach dieser strukturellen und konstitutiven Einordnung der möglichen
Geschäftsgründungen bedarf es jedoch einiger weiterer Merkmale, um das Wesen einer
Unternehmensgründung mit potentieller Nachfrage nach Venture Capital umfassend zu
charakterisieren:
Eine gute Beschreibung der Situation von neu gegründeten Unternehmen, welche auch
die beim Venture Capital-Prozess zu bewertenden Fragen betrifft und die Definitionen
nach W
EIMERSKIRCH
27
(finanzwissenschaftlich) und P
FEIFER
28
abdeckt, findet sich bei
der ,,Startup"-Definition nach H
ACK
:
Unternehmensgründungen verfügen über keine längere Unternehmenshistorie
und keine Grundlage für fundamentale Unternehmensdaten und
Unternehmensbewertung.
Unternehmensgründungen agieren auf sich stetig verändernden, dynamischen
Märkten mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten.
Es herrscht starke Ressourcenknappheit.
In der Regel wird ein negativer Cash-Flow erwirtschaftet.
Entscheidungsprozesse sind stark durch das Gründungsteam geprägt.
Gründer sind darauf bedacht, Chancen im gewählten, strategischen
Geschäftsfeld schnell und effizient auszunutzen.
29
Wie durch den Hinweis der sehr dynamischen und veränderlichen Märkte angedeutet,
soll zudem noch auf die besondere Risikosituation von Unternehmensgründungen
eingegangen werden, welche in aller Regel die des gewöhnlichen Geschäftsrisikos der
etablierteren Unternehmen deutlich übersteigt. Wesentliche Faktoren, welche das
Geschäftsrisiko negativ beeinflussen sind:
26
Vgl. (Nathusius, et al., 2005) S.26.
27
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.9.
28
Vgl. (Reißig-Thust, 2003) S.9.
29
Vgl. (Hack, 2005) S.49.
13
1.
Neuheit Das Gründungsunternehmen steht am Beginn der Lernkurve und kann
auf wenige bereits gemachte Erfahrungen zurückgreifen; junge Unternehmen
müssen sich überzeugender das Vertrauen der Kunden erarbeiten und leiden
statistisch belegt unter einer höheren Unternehmenssterblichkeit.
2.
Geringe Unternehmensgröße Aufgrund der begrenzten Ressourcen und dem
zunächst überschaubaren Kundenstamm sind Gründungsunternehmen
abhängiger von einzelnen Kunden oder Mitarbeitern, außerdem anfälliger für
Konjunkturschwankungen.
3.
Angebot Gerade in der Vorgründungsphase und bei innovativen, selbst
entwickelnden Unternehmen besteht noch Unklarheit über das definitive
Produktergebnis; der Erfolg eines Forschungsaufwands und der Umgang mit
unerwartet auftretenden Forschungshindernissen sind nicht vorhersehbar.
4.
Nachfrage Insbesondere bei der Einführung neuartiger Produkte kann keine
verlässliche Vorhersage über die herrschende Nachfrage und den Erfolg von
Marketing- und Vertriebsstrategie gemacht werden.
5.
Wettbewerb Ebenso sind bei Innovationen die Reaktionen der
Konkurrenzunternehmen nicht prophezeibar, es existiert kein dominant design
und keine Kenntnis über geplante Produkte des Wettbewerbs.
6.
Gründungsteam Nicht zuletzt hängt der Erfolg des Gründungsunternehmens
maßgeblich von den Qualitäten des Gründungsteams und daher von wenigen
Personen ab und kann nur schwer im Vorhinein bewertet werden;
Erfolgsfördernd, - oder vernichtend wenn nicht vorhanden - ist oftmals die
Fähigkeit des Gründers, neben einer fachlichen Kompetenz bei der
Produktentwicklung auch betriebswirtschaftlich agieren zu können.
30
30
Vgl. (Fingerle, 2005) S.44-48.
14
2.4.
Anlass und Bedarf von Venture Capital
Nachdem die Akteure im Venture Capital Prozess hinreichend dargestellt und
abgegrenzt wurden, soll der Anlass der VC-Finanzierung untersucht werden und dabei
auf die Interessen und den Nutzen für die jeweilige Seite beim zu Stande kommen einer
VC-Finanzierung sowie auf die Bedeutung des Kapitals innerhalb des
Unternehmenszyklus eingegangen werden.
Wie bereits unter Abschnitt 2.2. eingeführt wurde, lässt sich das Interesse an VC-
Investitionen auf Investorenseite sehr leicht durch die finanziell motivierten Anreize
erklären; die Bereitstellung von Beteiligungskapital soll aus dieser Perspektive zu
Umsatzwachstum und Steigerung der operativen Marge,
verstärktem Wachstum und weiteren Expansionsmöglichkeiten und
strategischer Handlungsfähigkeit aufgrund gesicherter Liquidität
beim Gründungsunternehmen führen, um so eine attraktive Investition darzustellen.
31
Darüber hinaus können, insbesondere bei Venture Capital-Investoren, welche ihr
Kapital nicht aus einem Fonds beziehen, sondern öffentlich oder durch wenige private
Investoren getragen werden, auch noch andere, nicht finanziell getriebene Motivationen
die VC-Investition verursachen; beispielsweise wenn ein Interesse am grundsätzlichen
Entwickeln einer technologischen Innovation, der Stärkung einer Wirtschaftsregion
oder dem Schaffen von Arbeitsplätzen besteht.
32
Eine differenzierte Analyse der
investorenseitigen Zielsysteme wird unter Kapitel 3 vorgenommen.
Das Gründungsunternehmen auf der anderen Seite der Finanzierung ist aufgrund der in
Abschnitt 2.3. dargestellten Rahmenbedingungen der unzureichend vorhandenen
Sicherungswerte, der Ressourcenknappheit insbesondere in der Managementkapazität
und dem erhöhten Geschäftsrisiko sehr unattraktiv und eher ungeeignet für die
Aufnahme für Fremdkapital durch herkömmliche Kredite,
33
hat aber vornehmlich in der
Gründungsphase einen unumgänglichen Kapitalbedarf.
34
Somit stellt das Instrument
Venture Capital aus Sicht des Gründungsunternehmens oftmals nicht nur eine der
wenigen überhaupt zugänglichen Finanzierungsmöglichkeiten dar, sondern zudem einen
Weg, der die Erfolgschancen durch die fundierte Managementunterstützung erhöht und
- da keine Rückzahlungspflicht besteht - Teile des Geschäftsrisikos übernimmt.
31
Vgl. (Fingerle, 2005) S.40.
32
Vgl. (Hack, 2005) S.60 und S.65.
33
Siehe auch Einordnung in die Finanzierungsinstrumente in Fehler! Verweisquelle konnte nicht
gefunden werden..
34
Siehe auch Kurve der Gewinn- und Verlusterwartung in Abbildung 7.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2011
- ISBN (eBook)
- 9783842821224
- DOI
- 10.3239/9783842821224
- Dateigröße
- 17.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure
- Erscheinungsdatum
- 2011 (Oktober)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- investorenprofil bewertungskriterium investitionsobjekt venture-capital markt
- Produktsicherheit
- Diplom.de