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Der Artushof in den mittelhochdeutschen Tristandichtungen

©2010 Magisterarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Wenn der Titel dieser Arbeit ‘Der Artushof in den mittelhochdeutschen Tristandichtungen’ lautet, stehen ganz am Anfang zwei Fragen: Was ist mit ‘der Artushof’ gemeint und welche mittelhochdeutschen Tristandichtungen gibt es überhaupt?
Der Begriff Artushof steht hier stellvertretend für all jene Personen, Schauplätze und Konzepte, die in den höfischen Artusromanen des Hochmittelalters mit diesem in Verbindung gebracht wurden: Artus und die Artusritter sowie die Tafelrunde und ihre Ideale, wie sie in den Artusromanen dargestellt bzw. behandelt werden. Auch die Struktur der Artusromane und das Thema Âventiure werden am Rande angesprochen. Fairerweise muss gleich an dieser Stelle erwähnt werden, dass ich zum Vergleich im Wesentlichen die so genannten ‘klassischen’ Artusromane Hartmanns von Aue ‘Erec’ und ‘Iwein’ und Wolframs von Eschenbach ‘Parzival’, sowie den altfranzösischen ‘Lancelot’ Chrétiens de Troyes heranziehe.
Bei der Frage nach den mittelhochdeutschen Tristandichtungen stehen zwei Fassungen in erster Reihe: Das Fragment Gottfrieds von Straßburg, vermutlich zwischen 1200 und 1210 entstanden, dem in den letzten zwei Jahrhunderten die größte Wertschätzung zuteil wurde, und die älteste vollständig überlieferte Tristanfassung, jene des Eilhart von Oberge, entstanden wohl irgendwann zwischen 1170 und 1190, die im Mittelalter größere Wirkung hatte als Gottfrieds Fassung. Bereits diese beiden Werke unterscheiden sich in einem für diese Arbeit wesentlichen Punkt: Während in Eilharts ‘Tristrant’ Artus und die Ritter der Tafelrunde zumindest in einer Episode auftauchen, fehlen sie bei Gottfried völlig. Auch die beiden Fortsetzer des Gottfried-Fragments lassen sich nach diesem Aspekt einteilen: Ulrich von Türheim, dessen Fortsetzung um 1235 entstand, verzichtet auf ein Einbeziehen des Artushofes, während Heinrich von Freiberg, dessen Fortsetzung auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wird, den Artushof sogar umfangreicher einbezieht als Eilhart.
Die Tatsache, dass der Artushof nur in einigen der mittelhochdeutschen Tristandichtungen auftaucht, bedeutet nun aber nicht, dass nur jene Gegenstand dieser Arbeit sind. Es wird sich im Gegenteil zeigen, dass der Artushof in den Tristanerzählungen wesentlich vielfältiger präsent ist als nur in der direkten Erwähnung. Auf König Artus und seine Ritter der Tafelrunde, aber auch die Themen und Struktur der höfischen Artusromane wird angespielt, sie werden reflektiert und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Artus als Name
1.1. Die Mehlstreuszene
1.2. In der Minnegrotte
1.3. Die Vorstellung der Tafelrunde bei Heinrich
1.4. Isoldes Krone

2. Artus und sein Hof
2.1. Tristan am Artushof
2.1.1. Ankunft und Aufnahme
2.1.2. Die Kämpfe der Artusritter, ihre Regeln und Folgen
2.1.3. Männer und Frauen, Freude und Trauer
2.2. Der Artushof bei Marke
2.2.1. Empfang und List
2.2.2. Gegenlist – die Reaktion des Artushofes
2.2.3. Versöhnung und Abschied

3. Reflexion und Rollentausch: Die Figuren
3.1. Artus und Marke
3.1.1. Das Gottesurteil
3.1.2. Artus und Tristan
3.2. Tristan als Artusritter
3.3. Die Entführung der Königin

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Wenn der Titel dieser Arbeit „Der Artushof in den mittelhochdeutschen Tristandichtungen“ lautet, stehen ganz am Anfang zwei Fragen: Was ist mit „der Artushof“ gemeint und welche mittelhochdeutschen Tristandichtungen gibt es überhaupt?

Der Begriff Artushof steht hier stellvertretend für all jene Personen, Schauplätze und Konzepte, die in den höfischen Artusromanen des Hochmittelalters mit diesem in Verbindung gebracht wurden: Artus und die Artusritter sowie die Tafelrunde und ihre Ideale, wie sie in den Artusromanen dargestellt bzw. behandelt werden. Auch die Struktur der Artusromane und das Thema Âventiure werden am Rande angesprochen. Fairerweise muss gleich an dieser Stelle erwähnt werden, dass ich zum Vergleich im Wesentlichen die so genannten „klassischen“ Artusromane Hartmanns von Aue „Erec“ und „Iwein“ und Wolframs von Eschenbach „Parzival“, sowie den altfranzösischen „Lancelot“ Chrétiens de Troyes heranziehe.

Bei der Frage nach den mittelhochdeutschen Tristandichtungen stehen zwei Fassungen in erster Reihe: Das Fragment Gottfrieds von Straßburg, vermutlich zwischen 1200 und 1210 entstanden, dem in den letzten zwei Jahrhunderten die größte Wertschätzung zuteil wurde, und die älteste vollständig überlieferte Tristanfassung, jene des Eilhart von Oberge, entstanden wohl irgendwann zwischen 1170 und 1190, die im Mittelalter größere Wirkung hatte als Gottfrieds Fassung. Bereits diese beiden Werke unterscheiden sich in einem für diese Arbeit wesentlichen Punkt: Während in Eilharts „Tristrant“ Artus und die Ritter der Tafelrunde zumindest in einer Episode auftauchen, fehlen sie bei Gottfried völlig. Auch die beiden Fortsetzer des Gottfried-Fragments lassen sich nach diesem Aspekt einteilen: Ulrich von Türheim, dessen Fortsetzung um 1235 entstand, verzichtet auf ein Einbeziehen des Artushofes, während Heinrich von Freiberg, dessen Fortsetzung auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wird, den Artushof sogar umfangreicher einbezieht als Eilhart.

Die Tatsache, dass der Artushof nur in einigen der mittelhochdeutschen Tristandichtungen auftaucht, bedeutet nun aber nicht, dass nur jene Gegenstand dieser Arbeit sind. Es wird sich im Gegenteil zeigen, dass der Artushof in den Tristanerzählungen wesentlich vielfältiger präsent ist als nur in der direkten Erwähnung. Auf König Artus und seine Ritter der Tafelrunde, aber auch die Themen und Struktur der höfischen Artusromane wird angespielt, sie werden reflektiert und kritisiert, auch und vielleicht gerade bei Gottfried. Daher wird Gottfrieds „Tristan“ in dieser Arbeit neben Eilhart und Heinrich eine gleichberechtigte Stellung einnehmen, während Ulrichs Fortsetzung tatsächlich praktisch keine Erwähnung finden wird. An einigen Stellen wird es interessant sein, auch auf die altfranzösischen Tristandichtungen von Thomas von Britannien (zwischen 1155 und 1180) und Beroul (zwischen 1160 und 1190) zu schauen, u.a. da Gottfried Thomas als seine Quelle nennt und Beroul und Eilhart der gleichen Erzähltradition zugeordnet werden (s.u.).

Das anonyme Episodengedicht „Tristan als Mönch“ (Mitte des 13. Jhs.), das ebenfalls zu den mittelhochdeutschen Tristandichtungen gehört und in dem der Artushof eine Rolle spielt, soll in dieser Arbeit aus Platzgründen keine Beachtung finden und sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Zum besseren Verständnis der Verbindungen zwischen dem Artus- und dem Tristanstoff sollen hier kurz die Entwicklungen der beiden Stofftraditionen grob umrissen werden. Beide werden für gewöhnlich zur „matière de Bretagne“ gezählt, dies v.a., um sie von antiken und nationalfranzösischen Stoffen abzugrenzen.[1] Die Ursprünge der Tristanerzählungen liegen trotz umfangreicher Forschungsarbeit zu dem Thema noch immer weitgehend im Dunkeln. Peter Stein fasst die wohl in den Tristanstoff eingeflossenen Elemente bündig zusammen:

„Im ‚Tristan’ spielen keltische Elemente eine Rolle. Einen keltischen ‚Tristan’ allerdings gibt es nicht. […] In die ‚Tristan’-Romane eingegangen sind auch international verbreitete Märchen-, Novellen- und Schwankmotive, Elemente aus der antiken Sage und dem spätantiken Roman, sowie aus orientalischen Quellen“[2]

In einigen keltischen Texten findet sich eine Verbindung Tristans mit König Artus. Das Problem mit (fast) allen keltisch-sprachigen Quellen sowohl zu Tristan als auch zu Artus ist jedoch, dass sie in Manuskripten frühestens aus dem 13. Jahrhundert überliefert sind. Man kann zwar teilweise nachweisen, dass ihre Ursprünge deutlich früher liegen, aber es bleibt schwer zu bestimmen, für welche Teile das gilt, ob also nicht z.B. die Erwähnung von Tristan und Artus beieinander erst nach Entstehen der höfischen Romane hinzugefügt wurde.[3] Als gesichert gilt, dass Teile der uns heute bekannten Tristanerzählung mündlich tradiert und immer wieder verschieden zusammengefügt wurden, sodass den Dichtern, die ab der Mitte des 12. Jahrhunderts schrieben, mehrere Fassungen bekannt waren. Daraus erklärt sich sicherlich zum Teil die Beteuerung schon der frühen Tristandichter Thomas und Eilhart, die wahre Geschichte erzählen zu wollen, sowie ihr Verweis darauf, dass es vielfältige Versionen der Geschichte gibt.[4]

Der Name „Artus“ ist wohl römischen Ursprungs. Eine Erwähnung des späteren Königs Artus findet sich zunächst in lateinischen Chroniken der britischen Inseln, das erste Mal um 800 in der Nennius zugeschriebenen „Historia Brittonum“, wo Artus ein erfolgreich gegen die sächsischen Invasoren kämpfender Feldherr ist. Berühmtheit erlangte König Artus dann durch die enorm erfolgreiche „Historia Regum Britanniae“ des Geoffrey of Monmouth (um 1138). Bei Geoffrey wird Artus mit vielen Ereignissen, Orten und Personen verbunden, mit denen er auch später immer wieder auftaucht (z.B. Tintagel und Caerleon, sowie erste Ritter der Tafelrunde). Adaptiert wird Geoffreys „Historia“ u.a. von Wace („Roman de Brut“, um 1155), der die höfischen Elemente um Artus noch weiter ausbaut.[5] Diese Fassungen dürfen als den höfischen Artusdichtern bekannt angenommen werden.

Eine Eigenschaft des Namens Artus, die sich schon in früher keltischer Tradition findet, und auf die John Bollard hinweist, mag Aufschluss geben, warum Tristan in Verbindung mit Artus auftaucht:

„Within a generation or two after his death, Arthur has become an ideal warrior to whom others are compared, and we can see here the beginnings of the long-lasting tradition by which other heroes were glorified and their tales enhanced simply by coupling them with the name of Arthur.“[6]

Ob das Auftauchen des Artushofes in den Tristanerzählungen nun aber eine “alte”, der Tradition entspringende Zutat, oder aber eine “neue” Hinzufügung der höfischen Autoren ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Forschung hat lange Zeit die Fassungen Eilharts und Berouls, in denen Artus auftaucht, als „spielmännische“ und „ältere“ Fassungen bezeichnet, jene von Gottfried und seiner Vorlage Thomas als „höfische“ und „neuere“ Fassungen. Die Kategorisierungen spielmännisch und höfisch werden heute für gewöhnlich als veraltet betrachtet[7] und auch bei der Einteilung in ältere und neuere Version wird darauf hingewiesen, dass diese Begriffe keinen Aufschluss über die Entstehungsreihenfolge geben.[8] In der Tat ist die Datierung der ältesten überlieferten Tristanfassungen von Beroul, Thomas und Eilhart so unsicher, dass ihre Entstehungsreihenfolge nicht eindeutig festzulegen ist. Ebenso ungeklärt ist, welche Quellen diese Dichter benutzten, auch der Glaube an einen Ur-Tristan, die sog. „Estoire“, ist inzwischen ins Wanken geraten. Eindeutig ist nur die Reihenfolge Gottfried, Ulrich, Heinrich, wobei letztere Gottfried mit Sicherheit und Eilhart wahrscheinlich kannten.

Ich werde daher die Forschung zur Entstehungsreihenfolge und Quellenlage anderen überlassen und weder die Begriffe höfisch und spielmännisch, noch die Teilung in ältere und neuere Fassungen benutzen. Ich betrachte als gesichert, dass alle mittelhochdeutschen Tristandichter auf jeden Fall die Wahl hatten, ob sie Artus in ihre Fassung einbauen oder nicht, ihnen also beide Varianten der Erzählung bekannt waren. Daher betrachte ich das Auftauchen oder Fehlen von Episoden mit Artus nicht als sich aus der Quelle ergebender Zwang, sondern als bewusste Wahl (der entsprechenden Quelle).

In jedem Fall ergibt sich aus der Beobachtung, dass es mittelhochdeutsche (und französische) Tristandichtungen „mit“ und „ohne“ König Artus und seine Ritter gibt, dass die Verbindung zwischen Tristan und Artus anscheinend nicht so unauflöslich ist wie jene zwischen z.B. Gawain, Lanzelot oder Parzival und Artus. Warum das so ist, wird sich nicht endgültig klären lassen, liegt aber sicher nicht zuletzt in der gesellschaftssprengenden Kraft der Tristanliebe begründet.

Ebenfalls gilt, dass der Artushof selbst dort, wo er effektiv auftaucht, Episode bleibt, in keiner Tristanfassung ist Artus eine die gesamte Erzählung begleitende oder umfassende Figur wie in den Artusromanen. Cora Dietl sieht die Beziehung von Tristan zum Artushof als eine stets als problematisch empfundene, sowohl Artus- als auch Tristanroman sind sich bewusst, „dass Tristan zum Artuskreis gewisse Verbindungen hat, aber doch nicht problemlos in ihn einzufügen ist“[9].

Wie die Dichter der mittelhochdeutschen Tristanfassungen die Verbindung der Tristanerzählung als Ganzes zum Artushof sehen und darstellen, bzw. welche Unterschiede und Abgrenzungen sie anhand von Reflektionen und Andeutungen auf den Artushof herstellen, ist Thema dieser Arbeit. Zunächst soll es dabei um jene Stellen gehen, an denen Artus und/oder sein Hof direkt auftauchen. Bei Gottfried, Eilhart und Heinrich wird an bestimmten Stellen der Name Artus erwähnt und steht dabei für bestimmte Konzepte, diese Stellen behandelt das erste Kapitel. Im anschließenden Hauptteil dieser Arbeit betrachte ich Tristans Zeit mit Artus und seinem Hof, wie sie bei Eilhart und Heinrich dargestellt wird. Abschließend wird der Blick auf Parallelen zwischen den Figuren Tristans und Markes mit Artus und den Artusrittern gerichtet, die an vielen Stellen angedeutet, aber auch oftmals ganz bewusst von den Dichtern wieder verworfen werden.

Zum Forschungsstand sei noch angemerkt, dass sich zwar relativ häufig mit Anspielungen in den verschiedenen Tristanfassungen auf die Artusromane befasst wurde, insbesondere im Hinblick auf Struktur, Genre und Grundthematik, aber erstaunlich wenig mit den tatsächlichen Artusszenen. Letzteres wird seine Ursache unter anderem darin haben, dass die Gottfried-Fortsetzer noch immer wenig Beachtung finden und selbst Eilhart noch immer im Schatten Gottfrieds steht. Diese Arbeit ist deshalb ganz wesentlich zwei Autoren verpflichtet: William C. McDonald, der eine ausführliche Analyse sämtlicher arthurischer Verweise in den deutschen Tristandichtungen liefert (anders als hier nach Werken geteilt) und Silke Grothues, die Heinrichs Tristan als arthurischen Roman analysiert (wobei ihr Fokus auf dem Bezug der Dichtung zu Heinrichs politischem Umfeld liegt).[10]

1. Artus als Name

In jedem der von mir untersuchten Tristantexte (mit Ausnahme der Fortsetzung von Ulrich) taucht der Name Artus auf, auch ohne dass dieser selbst (schon) auftritt: Bei Gottfried zweimal in der Minnegrotte, bei Eilhart (und Beroul) in der Mehlstreuszene, bei Heinrich in einer dieser parallelen Szene, bei dem Boten, den Artus schickt, um Ritter für die Tafelrunde anzuwerben, sowie im Zusammenhang mit dem Beweis der Schönheit Isoldes.

Diese Szenen werden in diesem Kapitel auf alle Aspekte untersucht, die sie mit dem Thema Artus und sein Hof in Verbindung bringen, nicht nur auf jene, die direkt mit der Namensnennung zusammenhängen. Schon vorab lässt sich jedoch eindeutig sagen, dass der Name Artus kein austauschbarer ist. Er steht je nach Kontext, in dem er genannt wird, für bestimmte Werte, Eigenschaften oder Konzepte. Auf diese spielen die Dichter an und setzen voraus, dass ihr Publikum (zumindest die Gebildeteren darunter) diese Anspielungen versteht.

1.1. Die Mehlstreuszene

Die erste Erwähnung Artus’ bei Eilhart (und auch bei Beroul) findet sich im Zusammenhang mit der Mehlstreuszene. Marke wurde durch seine Barone und deren Helfer, den Zwerg, gegenüber Tristan und Isolde misstrauisch gemacht und stimmt zu, den Liebenden eine Falle zu stellen. Marke gibt vor, Tristan mit einer Botschaft zu König Artus schicken zu wollen, in der Hoffnung, dass dieser dann nachts zu Isolde geht, um sich zu verabschieden. Spuren in dem Mehl, das der Zwerg zwischen den Betten der beiden Liebenden auf den Boden streut, sollen Tristan überführen. Der Name Artus taucht hier also als Teil eines Täuschungsmanövers auf.

Bei Beroul rät der Zwerg Marke, er solle vorgeben, Tristan mit einer Botschaft zu Artus zu schicken.[11] Bei Eilhart hingegen ist der Rat des Zwerges etwas unspezifischer:

„herr, dass ist der raut min,

dass ir sagt Trystanden,

er sull uss dem lande

in uwer botschaft ryten

nun in kurtzen zyten,

nyt lenger byten wann biß fruo,

und ir hond yemant dar zuo

on in, der eß so wol tuo.“ (E. v.3962-3969)[12]

So ist es zwar auch hier der Zwerg, der Marke sagt, er solle Tristan mit einer Botschaft außer Landes schicken, aber erst Marke selbst fügt hinzu, dass Tristan die Botschaft an Artus bringen soll:

„gedenck, lieber neff, an mich:

ich hab niemant denn dich,

der wol dar zuo mug touglich sin,

so dass ich in send da hin.

dar umb berait dich dar zuo

und ryt morn fruo

zuo Artuß, dem kung rich“ (E. v.4011-4017)

Bei Eilhart tastet der Zwerg trotz aller Bosheit Artus’ Integrität nicht an, erst Marke macht diesen zu einem Teil des Betrugs. Was das für die Beurteilung von Markes Charakter und die Beziehung von Artus und Marke bedeutet, wird im Folgenden zu diskutieren sein.

Dietl hält es für möglich, dass die Erwähnung Artus’ an dieser Stelle für den Leser/Hörer ein Spiel mit der Fiktivität desselben bedeutet, da auch die Botschaft an ihn imaginär ist.[13] Dies ist eine legitime Vermutung, die sich jedoch nur schwer nachprüfen lässt (zumindest ist Artus ja innerhalb von Eilharts Tristangeschichte real), und der hier nicht weiter nachgegangen werden soll.

Bedeutungsvoll ist hingegen die Ansicht, dass der Name Artus hier für eine Autorität steht, die nicht missachtet werden darf. Tristan kann Markes Bitte nicht abschlagen, weil eine Botschaft an Artus es rechtfertigt, ihn und keinen anderen zu schicken. Damit würde Marke Artus als ihm übergeordnet akzeptieren.[14] Das ist eine nahe liegende Deutung, denn in den Artusromanen ist Artus stets gerade diese Autorität. Da Artus im weiteren Verlauf von Eilharts „Tristrant“ jedoch als ein König unter vielen erscheint, der ein Freund Markes und diesem gleichgestellt ist (s. 2.2.1.), bieten sich auch zwei weitere Interpretationen an: Zum einen könnte es mehr zufällig gerade Artus sein, einfach nur, weil Artus den Hörern/Lesern ein Begriff war und deshalb keine weiteren Erläuterungen nötig wurden, wer Artus ist. In dem Moment, wo Artus als bekannt vorausgesetzt wird, schwingt natürlich doch wieder auch das Wissen des Publikums um Artus’ Autorität mit. Zum anderen wäre es denkbar, dass Marke Artus wählt, weil er mit diesem befreundet ist und somit auf seine Unterstützung in der Bekämpfung des gegen ihn verübten Unrechts hofft, sollte Artus von Markes Vorgehen erfahren. Hier lässt sich dann auch die Bekanntheit Artus’ als gerechter Herrscher mitdenken. Sollte Marke aus diesen (oder anderen) Gründen auf Artus’ Beistand hoffen (was uns der Text nicht verrät), so wird er jedoch enttäuscht werden.

Damit, was die Erwähnung des Namens Artus im Kontext der Mehlstreuszene bedeutet, beschäftigt sich u.a. William McDonald. Er hält fest, dass Artus ohne sein Wissen Teilhaber an der Täuschung Tristans und damit in gewisser Weise (wie auch später in der Wolfsfallenepisode) Auslöser für die Handlungen der Liebenden wird: Müsste Tristan nicht zu Artus (wie er glaubt), würde er nicht in der Nacht zu Isolde gehen, da er das Mehl zwischen den Betten sieht und es als Falle erkennt (E. v.4046-4052). Diese ungewollte Beteiligung Artus’ an der Täuschung interpretiert McDonald als einen Grund dafür, warum Artus in der Wolfsfallenepisode auf Tristans Seite steht (s.2.2.2.)[15] Dies kann natürlich kein den Charakter Artus motivierender Grund sein, da Artus (nach allem was der Text verrät) nie erfährt, dass sein Name für einen Täuschungsversuch an Tristan missbraucht wurde. Es ist aber durchaus ein denkbarer erzähltechnischer Grund, damit der noble König Artus nicht in seinen Handlungen zu dem Gegner der Liebenden wird, zu dem ihn Marke andeutungsweise macht.

Aus der Mehlstreuszene lässt sich eine weitere erzähltechnische Motivation Artus’ für seine spätere Hilfe für Tristan lesen: Indem Tristan Artus die Botschaft Markes gebracht hätte,[16] hätte er diesem einen Dienst erwiesen, noch dazu einen, der für ihn mit großen Beschwerden verbunden gewesen wäre, da Eilharts Minnetrank die Liebenden nach sieben Tagen der Trennung schwer erkranken und schließlich sterben lässt (s. E. v.2385-2405). Der großzügige und loyale Artus, der keinen Dienst an ihm unbelohnt lässt, ist daher in gewisser Weise schon durch Tristans Bereitschaft, ihm zu dienen, zu einer Gegenleistung verpflichtet, wenn er seinem Ruf gerecht werden soll.

Tristan hinterlässt bei seinem Besuch bei Isolde Blut in beiden Betten und einen Fußabdruck im Mehl (bei Beroul stattdessen Blutstropfen auf dem Mehl). Die Folge ist (sowohl bei Eilhart als auch bei Beroul), dass Marke von der Schuld der Liebenden überzeugt ist, weil er „die warhait nun do sach“ (E. v.4093), und sie hinrichten lassen will. Es folgen die Episoden Kapellensprung und Waldleben.

Heinrich von Freiberg hat zwar keine Mehlstreuszene, da diese ja schon bei Gottfried vorkam (s.u.), aber doch eine ähnliche Szene, in der der Name Artus in einer Eilhart ähnlichen aber doch in entscheidenden Punkten auch anderen Weise benutzt wird. Auch bei Heinrich will Marke den Liebenden eine Falle stellen, um sie endlich zu überführen, und es sei vorweggenommen, dass auch das Ergebnis das gleiche ist wie bei Eilhart: Die Festnahme der Liebenden und ihre Verurteilung mit anschließender Flucht.

Auch Heinrichs Marke macht Artus ohne dessen Wissen zu einem Teil des Täuschungsmanövers, allerdings auf andere Weise:

„nu quam er [Marke] gentzlich an den rat,

daz er Tristande tet bekannt,

er wolde in Brytanien lant

riten zu dem kunige Artus“ (H. v.3060-3063)[17]

Dieses Mal soll also nicht Tristan zu Artus geschickt werden, sondern Marke gibt vor, selbst zu diesem zu wollen (der Plan für die Falle stammt auch von Marke selbst, sodass wir es hier mit einem aktiveren Marke zu tun haben). Marke verlässt zwar den Hof, kehrt aber in der Nacht zurück und ertappt zusammen mit einigen seiner Leute Tristan auf frischer Tat im Bett Isoldes. Die Verurteilung der beiden ist bei Heinrich also zweifelsfrei gerechtfertigt. In gewisser Weise ist Markes Falle bei Heinrich jedoch hinterhältiger, da Tristan hier keine Möglichkeit hat, diese zu erkennen. Das Mehl bei Eilhart, Beroul und Gottfried sieht Tristan und erkennt es als Falle, die er auszutricksen versucht, was ja gerade zu der zweifelhaften Beweislage führt.

Der entscheidende Unterschied zu Eilharts Text liegt nun darin, dass während die Mehlstreuszene bei Eilhart die erste Erwähnung von Artus beinhaltete, diese Falle bei Heinrich die letzte Nennung Artus’ darstellt. Artus wird nicht zuerst in ein fragwürdiges Licht gestellt und dann durch seinen Beistand für die Liebenden wieder hergestellt, sondern genau jene fragwürdige Nennung im Kontext eines Betrugs an den Liebenden bleibt das letzte, was wir von Artus hören. Das in der bei Heinrich vorangegangenen Wolfsfallenepisode manipulative Verhalten des Artushofes (insbesondere im Vergleich zu dem anfänglich hohen Lob für die Tafelrunde) (s.1.3. u. 2.2.), führt dazu, dass sich Heinrichs Marke hinterher nicht mehr scheut, Artus’ Namen für ein Täuschungsmanöver zu benutzen.[18] Am Ende von Heinrichs „Tristan“ scheint Artus genauso durch List gekennzeichnet wie Marke, dessen Verhalten dadurch in gewisser Weise sogar weniger anstößig erscheint.

Über die Funktion, Teil einer Falle zu sein, enthält Markes Aussage, er wolle zu Artus reiten, jedoch eine weitere Bedeutung für Tristan. Eigentlich, so stellt McDonald fest, ist es nämlich Tristan, der zu Artus reiten sollte.[19] Und das nicht, weil es bei Eilhart so ist, sondern vielmehr, weil Tristan kurz zuvor noch ein Ritter der Tafelrunde war. Artus und seine Ritter haben Tristan ihre Loyalität bewiesen, indem sie alles für ihn riskiert haben, nur um kurz darauf von Tristan im Stich gelassen zu werden, der ihre Gesellschaft verlässt und sie nicht einmal ein Stück weit vom Markehof weg begleitet. Die Implikationen dieses Verhaltens werden in 2.2.3. ausführlich behandelt werden.

Wie schon erwähnt, findet sich die Mehlstreuszene auch bei Gottfried (und wohl auch bei Thomas), allerdings ohne die Erwähnung von Artus. Bei Gottfried verlässt Marke lediglich nachts den gemeinsamen Schlafsaal, unter dem Vorwand an der Frühmesse teilnehmen zu wollen. Da Tristan bei Gottfried keinerlei Spuren im Mehl hinterlässt und auch Isolde eine Wunde vom Aderlass hatte, die hätte aufgehen können, ist Marke nicht völlig von der Schuld der Liebenden überzeugt (G. v.15232-15266)[20]. So nimmt er sie nicht fest, sondern fordert letztlich das Gottesurteil, um endlich Gewissheit zu erhalten.

Der andere Ausgang der Episode hängt zwar kaum direkt mit der Nennung von Artus zusammen, aber die Bereitschaft von Eilharts Marke, andere ohne ihr Wissen in die Täuschung hineinzuziehen, im Vergleich zu Gottfrieds Marke, dem die – zugegeben weniger deutlichen – Spuren nicht reichen, um zwei seiner wichtigsten Leute zu verurteilen, sagt einiges über den Charakter der jeweiligen Marke-Figur aus: Es stehen einander Skrupellosigkeit und Zweifel gegenüber. (Dass Heinrichs Marke einen ausreichenden Beweis hatte, um die Verurteilung zu rechtfertigen, wurde bereits oben erwähnt.)

1.2. In der Minnegrotte

Im gesamten „Tristan“-Fragment Gottfrieds von Straßburg finden sich lediglich zwei wörtliche Hinweise auf den Artushof: Zweimal kurz hintereinander und thematisch verbunden taucht dort der Name Artus auf und zwar während des Aufenthalts von Tristan und Isolde in der Minnegrotte. Die erste Erwähnung steht im Kontext von Gottfrieds Aussage, dass die zwei Liebenden sich die beste Gesellschaft sind:

„ir zweier geselleschaft

diu was in zwein sô herehaft,

daz der saelige Artûs

nie in dekeinem sînem hûs

sô grôze hôhgezît gewan,

dâ mêre ir lîbe lustes van

und wunne waere enstanden.“ (G. v.16859-16865)[21]

Die zweite Stelle präsentiert die Minne als das Fest der Liebenden, die ihnen alles (und mehr) bietet, was Artus’ Tafelrunde bieten kann:

„ir hôhzît was diu minne,

ir vröuden übergulde,

diu brâhte in durch ir hulde

des tages ze tûsent stunden

Artûses tavelrunden

und alle ir massenîe dar.“ (G. v.16896-16901)

Beide Stellen bringen also die gesellschaftliche Situation der Liebenden in der Minnegrotte in einen Zusammenhang mit der Gesellschaft von Artus und seiner Tafelrunde. Die Relation zwischen beiden ist ganz klar eine überbietende: Die Zweisamkeit von Tristan und Isolde und die Minne als ihr Fest übertreffen alle Freuden der Tafelrunde.

Dass hier Artus, seine Tafelrunde und die dort stattfindenden Feste (hôhgezît) durch bloße, erläuterungsfreie Nennung als Vergleich herangezogen werden können, um den Inbegriff größten Glücks und bester Gesellschaft darzustellen, setzt voraus, dass selbige ein den Lesern/Hörern bekannter Topos waren, der höchste höfische Freude abbildete. Gottfried ging also davon aus, dass sein Publikum die höfischen Artusromane kannte, und scheint im Besonderen auf drei Stellen im „Erec“ und „Iwein“ Hartmanns von Aue kritisch Bezug zu nehmen.

Gottfrieds Verse 16861-16865 (s.o.) scheinen sich direkt auf Hartmanns „Iwein“ zu beziehen. Dort heißt es bereits am Anfang in Bezug auf das von Artus veranstaltete Pfingstfest:

„eine alsô schœne hôchzît

daz er dâ vor noch sît

deheine schœner nie gewan.“ (Iwein, v.35-37)[22]

Hat Artus sich an dieser Stelle nur selbst übertroffen, so wird später klar gemacht, dass die Unterhaltsamkeit der arthurischen Feste auf Erden nicht ihresgleichen findet und auch nie finden kann:

„nû reit der künec Artûs

durch sîne bete mit im [Erec] ze hûs.

dâne irte unstate noch der muot

dâne wurde handelunge guot,

daz er âne sîn lant

nie bezzer kurzwîle vant:

wan dem was et niht gelîch,

unde ist ouch unmügelîch

daz im ûf der erde

iemer iht gelîches werde.“ (Iwein v. 2653-2662)

Mit diesen Aussagen nun tritt Gottfried deutlich in Dialog und lässt keinen Zweifel an seiner Ansicht zu dem Thema: So prachtvoll Artus’ hôhzîten gewesen sein mögen (und eine Vorbildfunktion gesteht er ihnen durchaus zu), so ist es eben doch möglich, sie zu übertreffen, und zwar von der Freude der Liebenden Tristan und Isolde.

Verstärkt wird diese Aussage noch durch eine weitere Parallele. Im „Iwein“ finden die Ritter am Artushof das perfekte Leben: „ouch wart in dâ ze lône gegeben / in allen wîs ein wunsch leben“ (v.43f) Genau jenes „ wunschleben“[23] wird Tristan und Isolde bei Gottfried in der Minnegrotte durch die Liebe gegeben:

„in streich diu liebe, ir erbepfluoc,

niwan an iegelîchem trite

und z’iegelîchen stunden mite

und gab in alles des den rât,

des man ze wunschlebene hât.“ (G. v.16842-16846)

Auch in G. v.16871-16874 wird das Leben in der Minnegrotte in ganz ähnlicher Weise als „wunschleben“ bezeichnet. Ein Kennzeichen des Wunschlebens im „Iwein“ sind übrigens die vielen Mädchen und Frauen, die den Rittern den Aufenthalt am Hof angenehm machen.[24] Auch dazu steht natürlich wieder die Ausschließlichkeit der Tristanminne im starken Gegensatz: Nicht viele, sondern eine wahre Partnerin/einen wahren Partner braucht es. Nicht in der Gesellschaft des Hofes also, die Artus repräsentiert, sondern in der Zweisamkeit vollkommener Liebe hält Gottfried die Verwirklichung größter Freude und des perfekten Lebens für möglich.[25]

Im „Erec“ ist es die „Joie de la curt“-Episode, zu der Gottfrieds Minnegrottenepisode vielfältige Beziehungen aufweist. Diese liegen zwar nicht in der Erwähnung Artus’ selbst, werden aber durch diese geöffnet, da die gesamte Minnegrottenszene durch sie in einen arthurischen Kontext gestellt wird. Im „Erec“ kritisiert dieser die Isolation Mabonagrins und seiner Frau von der Gesellschaft. Er kann nicht verstehen, wie die beiden solange alleine leben konnten:

„sô lange ir hinne gewesen sît,

saget, wie vertribet ir die zît,

iu enwære mê der liute bî?“ (v.9414-9416)[26]

Seine Auffassung vom Leben in der Gesellschaft ist prägnant in folgender Aussage zusammen gefasst: „wan bî den liuten ist sô guot.“ (v.9438) Erec zeigt damit, dass er die ihm zugedachte Lektion gelernt hat, dass er sich nicht mit seiner Liebsten von der Gesellschaft abschotten soll. Auf Erecs Frage erzählt Mabonagrin, dass er in dieser Isolation lebt, weil seine Frau ihn darum gebeten habe, deren Wunsch auch sein Wunsch ist, wie es sich für wahre Liebende gehöre. Trotzdem, sagt er, liebe er das Leben in der Gesellschaft.[27]

Auch die Liebe von Tristan und Isolde zeichnet sich dadurch aus, dass der Wunsch des einen auch Wunsch des anderen ist (vgl G. v.13010-13016), doch bittet keiner von ihnen den anderen, um seinetwillen in der Isolation zu leben. Ebenfalls anders als Mabonagrin stört Isolde und Tristan ihre Isolation nicht:

„ouch muote sî daz cleine,

daz s’in der wüeste als eine

und âne liute sollten sîn“ (G. v.16847-16849)

Ganz anders als im „Erec“ findet sich bei Gottfried auch keine Stimme, die diese Ansicht kritisiert, im Gegenteil, dieser Stelle folgt die Beschreibung ihres Lebens als alle Freuden der Tafelrunde übertreffend (s.o.). Die einzige Einschränkung, die Gottfried macht, ist die Bemerkung, dass den Liebenden ihre „ êre “ fehlt (vgl. G. v.16875-16877), die sie nur in der Gesellschaft des Hofes finden können. Verstärkt wird die Parallele der Minnegrotte zur „Joie de la curt“-Episode im „Erec“ noch dadurch, dass Mabonagrins Frau den Baumgarten, in dem sie sich aufhalten, als „ander paradîse“ (v.9542), also zweites Paradies bezeichnet. Es fehlt zwar die ausführliche Darstellung des Ortes als locus amoenus, wie es Gottfried mit seiner Minengrotte macht, aber der Vergleich mit dem Paradies spricht doch Bände. Gottfried bezeichnet zudem in seinem huote-Exkurs die Liebe einer guten Frau als Paradies im Herzen (G. v.18059-18095), als dessen Projektion in die Wirklichkeit sich die Minnegrotte durchaus verstehen lässt.

Zusammenfassend ergibt sich also, dass sowohl im „Erec“ als auch bei Gottfried zwei einmütig Liebende an einem paradiesischen Ort in Isolation von der Gesellschaft leben, am Ende aber doch in diese zurückgeführt werden. Die Unterschiede liegen jedoch darin, dass Gottfrieds Liebende nicht ganz freiwillig dort sind (aus der Gesellschaft wurden sie verbannt), sich aber dort wohl fühlen und, was das Entscheidende ist, in dieser Ansicht nicht kritisiert werden. Diese positive Darstellung der Isolation der Liebenden macht Gottfrieds Ansicht deutlich, dass ihre Liebe von einer Art ist, die in die Gesellschaft des Hofes nicht integriert werden kann (anders als z.B. im „Erec“ also), auf sie aber auch nicht angewiesen ist, sondern gerade in der Zweisamkeit ihre Erfüllung findet.

Rolf Bräuer sieht in Gottfrieds Erwähnung von Artus und seiner Tafelrunde gerade in der Minnegrotte eine Dekonstruktion sämtlicher durch die Artusepik präsentierten höfischen Idealwerte, insbesondere Ansehen (êre) und (Vasallen-)Treue.[28] Hierzu muss jedoch angemerkt werden, dass die Nennung Artus’ bei Gottfried nicht im Zusammenhang mit Werten wie Ansehen, Loyalität oder Tapferkeit steht, sondern mit Festen, Freude und Geselligkeit (die Bräuer als „Hofesfreuden“ kategorisiert)[29], maximal noch mit Minne.

Die Freuden der idealen höfischen Gesellschaft, für die Artus bei Gottfried steht, werden also durch die Freuden der Liebe Tristans und Isoldes überboten und zwar gerade in deren ungestörter Zweisamkeit. Aber auch über die Frage danach, wie Gottfried zu Zeit und „Wirklichkeit“ des Artushofes steht, gibt die zweimalige Erwähnung in der Minnegrotte Anhaltspunkte.

Bevor ich mich Gottfried zuwende, soll hier einmal kurz geklärt werden, inwieweit der Artushof in den klassischen Artusromanen und bei Thomas als historisch-reale Instanz sowohl innerhalb als auch außerhalb der Erzählwelt, also für das Publikum, gesehen wurde. Für Rolf Bräuer[30] und Sonja Glauch[31] wurde schon von den Dichtern der Artusromane und ihrem Publikum die Artusgesellschaft nicht als historisch-real, sondern als fiktionales Idealbild gesehen. Glauch betont, dass dies u.a. dadurch geschah, dass Artus enthistorisiert und damit zeitlos wurde. Es wird kein „Lebenslauf“ von Artus erzählt, Artus hat keine Vergangenheit, es werden keine Ereignisse in Bezug zu Chroniken gestellt. Der Artus der Romane ist der stets unveränderliche, hochgelobte Musterkönig und Garant höfischer Freude. In den Artusromanen ist der Artushof also außerhalb der Erzählwelt fiktional, innerhalb der Erzählwelt, für die Figuren also, ist er natürlich real, denn sie interagieren ja mit ihm. In Thomas’ „Tristan“ wird Artus auf jeden Fall in die Vergangenheit verlegt, denn er wird erwähnt als Töter des Riesen Orguillus, dessen Neffen Tristan tötet[32] und in der „Tristrams Saga“ als Töter eines weiteren Riesen. Die zwei Riesentöterszenen Artus’ sind angelehnt an den „Roman de Brut“ des Wace, der der Tradition der Chroniken (besonders Geoffreys of Monmouth „Historia Regum Britanniae“) angehört. So ist Thomas’ Artus also nicht nur innerhalb der Erzählwelt real, wenn auch einer früheren Generation angehörig, sondern wird auch entgegen den Artusromanen wieder in einen historischen Kontext gesetzt, sodass Thomas ihn wohl auch für sein Publikum als einst real verstanden haben wollte.

Wie steht nun Gottfried zu dieser Frage, schließt er sich den Artusromanen an, denen er bisher eher kritisch begegnete, oder seiner Vorlage Thomas? Zunächst einmal scheint Artus bei Gottfried der Vergangenheit anzugehören. Die Bezeichnung Artus’ als „ saelige “ (G. v.16861) ist zwar umstritten, sie kann sowohl „verstorben“ als auch einfach „glücklich, gesegnet, segensreich“ bedeuten[33], aber auch die folgende Aussage, dass Artus niemals ein so großes Fest gab, scheinen ihn doch eher der Vergangenheit zuzuordnen. Cora Dietl führt zudem an, dass Gottfrieds irischer König Gurmun in Geoffreys „Historia“, ein Zeitgenosse des fünften Nachfolgers von König Artus ist.[34] Durch diesen Bezug würde Artus eindeutig als lange vergangen gekennzeichnet, er ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da Gurmun von Gottfried nicht explizit mit Artus oder einem Nachfolger desselben in Verbindung gebracht wird. Marke ist jedoch bei Gottfried explizit der Herrscher des von Sachsen besiedelten England, das Nachfolger des von Briten besiedelten Britanniens ist (G. v.428-436 u. s.3.1.). Da Artus immer der Herrscher des letzteren ist, wird er auch bei Gottfried in die Vergangenheit verwiesen. Wenn Gottfrieds Artus also innerhalb oder außerhalb der Erzählwelt als real betrachtet wurde, dann auf jeden Fall wie bei Thomas der Vergangenheit zugehörig (weshalb er dann natürlich auch nicht als Figur auftaucht).

Schon die Beobachtung, dass Artus vergangen ist, gibt einen Hinweis auf Gottfrieds Beurteilung der im Artusroman vermittelten Ideale und Verhaltensweisen: Die ideale Gesellschaft des Artus und seiner Tafelrunde mag es einst gegeben haben, die Artusidealität ist also nicht zwangsweise reine Utopie, aber zur Zeit von Tristan und Isolde ist sie vergangen, wie auch schon bei Thomas (vgl. 3.1.2.). Was von den Artusidealen übrig geblieben ist, darüber vermag der Markehof Aufschluss zu geben, der zunächst auch an den Artushof erinnerte. Aber das ist Thema eines anderen Kapitels (s. 3.1.).

Gottfried betont nun zwar mit Thomas die Historizität und damit „Realität“ seiner Erzählung (u.a. durch seinen Verweis auf die mühsame Quellensuche im Prolog[35] ), aber der Artus, auf den er verweist, ist nicht wie bei Thomas jener der Chroniken, sondern eben jener enthistorisierte der höfischen Artusromane, nicht der Riesentöter, sondern der keiner Zeit zuzuordnende Festveranstalter (s.o.). So erscheint Artus’ „Realität“ also zumindest außerhalb der Erzählwelt angezweifelt. Anstatt Artus als zwar vergangen aber einst real zu deuten, kann man bei Gottfried also auch die ganze Artusidealität als in einen rein geistigen, von vorneherein „fiktionalen“ Kontext gestellt sehen. Die Minnegrotte präsentiert sich als ein paradiesischer Wunschort, ein Ideal fern der höfischen Welt. Doch dieses Ideal ist zerbrechlich, Kathleen Meyer macht deutlich wie immer wieder die Realität in den idealen Ort eindringt, was letztlich dazu führt, dass die Grotte für die Liebenden kein dauerhafter Aufenthaltsort sein kann.[36] Gerade die Tatsache, dass die Grotte so vollständig als Allegorie angelegt ist, macht sie zu einem geistigen mehr als einem realen Ort. Diese Deutung wird unterstützt durch den Erzählerkommentar Gottfrieds, dass er selbst bereits in der Minnegrotte gewesen sei, ohne jedoch jemals Cornwall betreten zu haben (vgl. G. v. 17136-17138). Eckhard Höfner kommt in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass Gottfried seine hoch künstlich ausgestaltete Minnegrotte als einen literaturreferentiellen nicht als einen realreferentiellen Raum verstanden haben will.[37]

Die Künstlichkeit und „Irrealität“ der Minnegrotte lassen es nun also denkbar erscheinen, dass Gottfrieds Artus nicht nur wie in den Artusromanen als für das Publikum fiktional zu verstehen ist, sondern erstmalig auch als innerhalb der Erzählung selbst bloß eine Fiktion. Für den modernen Leser scheint dieser Eindruck dadurch bestätigt zu werden, dass in der Minnegrotte Tristan und Isolde auch weitere Geschichten (tragischer Liebespaare) erzählen. Diese Geschichten wurden zu Gottfrieds Zeit wohl aber (weitgehend) als historisch-reale Berichte angesehen[38], sodass fragwürdig ist, ob sie Artus’ Historizität weiter in Frage stellen oder gerade untermauern.

Abschließend bleibt also festzustellen, dass Gottfrieds zweimalige Nennung des Namens Artus in der Minnegrottenepisode einen deutlichen Bezug zu den klassischen Artusromanen (besonders „Erec“ und „Iwein“) herstellt. Aus dieser Verbindung heraus ergeben sich vielfältige Betrachtungen der gesamten Szene in Bezug auf die Artusromane, die mit der Namensnennung selbst gar nichts mehr zu tun haben müssen.

Nicht auf alle Artusideale wird angespielt, aber von dem Ideal der höfischen Freude, für das Artus hier steht, setzt Gottfried seine Liebenden durch Überbietung ab: Ihre Freude ist größer und sie liegt eben nicht in der Gesellschaft am Hof, sondern in der ungestörten Zweisamkeit in der Wildnis, die hier nicht negativ, sondern als locus amoenus erscheint.

Die Frage nach dem Grad der Historizität oder Fiktionalität Artus’ bleibt bei Gottfried seltsam offen, er ist irgendwo zwischen historisch-real, aber vergangen, und selbst innerhalb der Erzählwelt rein fiktional einzuordnen. Auch wenn sich die Frage nicht eindeutig beantworten lässt (zu der Stelle, wo bei Thomas die Anspielungen auf den historischen Artus folgen, ist Gottfried nicht gekommen), möchte ich doch eine Tendenz zu einer Sicht Artus’ als fiktional annehmen, schon wegen der „Fiktionalität“ der gesamten Minnegrotte. Wenn man einmal der kühnen Vermutung folgt, Artus könne für Gottfried nicht nur außerhalb sondern auch innerhalb seiner Erzählwelt als fiktional gelten, stellen sich einige interessante Fragen: Wird durch den Vergleich mit einem fiktionalen Ideal auch die Liebe von Tristan und Isolde in den Bereich des Fiktionalen verwiesen? Vielleicht gar innerhalb der Geschichte, was vielleicht ein Grund dafür sein könnte, dass sie die Minengrotte verlassen müssen, da sie sich nicht auf ewig der Wirklichkeit ihrer eigenen Welt entziehen können? Oder sind die Freuden der Tristanminne vielleicht gerade deshalb besser als jene der Tafelrunde, weil sie anders als diese real sind? Ob nun aber real oder nur als geistiges Ideal, die Idealität der Tristanminne übertrifft die Idealität der Artuswelt.

1.3. Die Vorstellung der Tafelrunde bei Heinrich

Hatten wir oben festgestellt, dass die letzte Erwähnung des Namens Artus bei Heinrich einen negativen Beigeschmack hat, soll hier nun dessen erste Erwähnung des Königs und seiner Tafelrunde betrachtet werden. Heinrich schickt einen Boten von König Artus an den Karkehof, wo dieser auf den inzwischen mit Isolde Weißhand verheirateten Tristan und die Hofgesellschaft trifft. Seine Aufgabe ist, wie sich herausstellt, die Kunde von Artus Tafelrunde allen Rittern und Fürsten zu bringen, die Interesse haben könnten, Ritter der Tafelrunde zu werden.

Diese Szene, die aus der Ankunft des Boten am Hof, seiner elaborierten Vorstellung der Tafelrunde und ihrer Gesetze und Tristan Reaktion auf die Nachricht besteht, ist ohne Parallelen in sämtlichen erhaltenen Tristanromanen und auch in den Artusromanen gibt es an keiner Stelle eine so ausführliche Vorstellung der Tafelrunde. Selbst dem völlig unwissenden Parzival erzählen die Ritter, auf die er trifft, nur, dass Artus ihn zum Ritter schlagen kann, was ihm zu Ruhm gereichen wird:

„daz [Ritterschaft geben] tuot der künec Artûs.

junchêrre, komt ir in des hûs,

der bringet iuch an ritters namn,

daz irs iuch nimmer durfet schamn.“ (Parz. 123, 7-10)[39]

Aus dem Fehlen einer Einführung des Artushofes scheint sich zu ergeben, dass diese nicht nötig schien, dass Artus und seine Tafelrunde also als ausreichend bekannt angesehen wurden. Dies hatte sich ja auch bereits darin angedeutet, dass alleine der Name Artus bestimmte Konzepte signalisiert. Wenn Heinrich sich aber nun zu einer so ausführlichen Vorstellung von Artus’ Tafelrunde entscheidet, dann wird er Gründe dafür haben (es ist nicht anzunehmen, dass Artus dem Publikum des Ende des 13. Jahrhunderts schreibenden Heinrich einfach nicht mehr vertraut war). Die Funktion dieser Szene in Heinrichs „Tristan“ wird im Laufe der nächsten Kapitel deutlich werden. Hier sei schon einmal angemerkt, dass zwar die ausführliche Vorstellung der Tafelrunde ohne Vorläufer ist, dass sich die Elemente, die sie konstituieren, jedoch schon im „Parzival“ und teilweise in einigen späteren Artusromanen finden.[40]

Zunächst einmal will ich mich kurz dem Boten zuwenden, der die Nachricht bringt.

Grothues bemerkt, dass Ausstattung und Gebaren des Boten vollständig den Beschreibungen der Turniereinlader von Heinrichs Zeit entsprechen[41], er wird also als Inbegriff eines höfischen Übermittlers „feierlicher“ Nachrichten dargestellt. Schon diese betonte Darstellung markiert den Artusboten als eine Ausnahme von der von James Schultz gemachten (prinzipiell korrekten) Beobachtung, dass in den Tristanromanen die Wissensvermittler und Nachrichtenüberbringer, die so typisch für Artusromane sind, weitgehend fehlen.[42] Hier taucht nun also genau solch ein Artusbote auf und zwar im schönsten Doppelsinn: Er ist ein Bote wie aus den Artusromanen und er ist ein von König Artus geschickter Bote. So kann der Bote als eine erste Vorbereitung auf das hier einbrechende Genre Artusroman gesehen werden, noch bevor der Name Artus fällt. Grothues bezeichnet ihn dann auch als „Katalysator zwischen Tristan- und Artusstoff“[43], der die Verbindung zwischen beiden Welten herstellt[44]. Zudem bemerkt sie, dass die Rolle des Boten Ähnlichkeiten mit der Rolle Gawains im „Iwein“ aufweist, der den Helden aus der Ehe zurück an den Artushof und wieder in ein Leben der Âventiure-Suche führt. Unterschied ist eben, dass Tristan erstmalig mit dem Artushof in Kontakt gebracht wird.[45]

Nach seiner Herkunft und seinem Begehr befragt, antwortet der Bote folgenderweise:

„herre, ich bin ein Britun;

Britania heist daz lant,

von dannen bin ich uß gesant;

min herre heisset kunyg Artus,

zu Karidol da hat er hus

und stet sin hoff so kunigclich;

er ist ein kunyg so erenrich

daz man von siner fromkeit

leest, singet und seit“ (H. v.1210-1218)[46]

Artus wird hier zunächst so präsentiert wie es für andere Herrscher auch üblich wäre: Sein Land, sein Name und sein Hof werden genannt. Dann aber erscheint er plötzlich als ein literarischer Herrscher: Er ist einer, von dem man liest, singt und erzählt. Grothues hat herausgearbeitet, dass Heinrich sich damit auf den Artus ihm vorangegangener Texte bezieht, dass er Artus als einen längst bekannten, einen „erinnerten“ Mythos einführt.[47] In klarem Gegensatz dazu steht der neu geschaffene Mythos der Tafelrunde, aber dazu unten. Interessant ist, dass Heinrich sich mit dieser Einordnung Artus’ in einen literarischen Kontext dem auch eher literarischen Artus Gottfrieds nähert (s.1.2.). Und hier, in diesem ersten Teil von Heinrichs Artusepisode, bleibt Artus dann ja auch eine Figur einer Erzählung innerhalb einer Erzählung, erst später wird er „realer“ Teil der Welt Tristans.

Der Name Artus taucht übrigens in dem gesamten Bericht des Boten nur zweimal auf (H. v.1213 u. v.1313), es geht also nicht so sehr um König Artus als um das, was noch berichtet wird und das mit ihm in Zusammenhang steht. Der Name dient aber dazu, Tristans Aufmerksamkeit zu wecken, wie aus seiner Reaktion auf die ersten Worte des Boten deutlich wird:

„do kunic Artus wart genant,

der erenriche Tristant

sa zu hant und an der stat

den knappen hies und bat

mit im gegen herberge gen“ (H. v.1219-1223)

Der Name Artus ist es, der Tristans (positive) Reaktion auslöst. Wie schon in der Mehlstreuszene Eilharts und Berouls funktioniert allein der Name des Königs als ein Signal, der Kontext und entsprechend die Folgen sind natürlich grundverschieden und nur bei Heinrich tatsächlich mit Artus verbunden.

Grothues argumentiert, dass Artus ausschließlich dieser Aufmerksamkeitsgewinnung dient, dass mit seiner Einführung bei Heinrich keine moralischen Wertmaßstäbe mit etabliert werden.[48] Dem möchte ich aus zwei Gründen widersprechen. Es stimmt zwar, dass kein explizites Wertesystem erwähnt wird, aber zum einen muss es ja einen Grund haben, dass der Name Artus die Aufmerksamkeit überhaupt weckt, d.h. sowohl für Tristan als auch für den Hörer/Leser muss mit dem Namen etwas verbunden sein. Wie bei Gottfried und in der Mehlstreuszene Eilharts liegt nahe, dass es sich hierbei um besondere Freuden und etwas wie eine besondere Ehrbarkeit oder Gerechtigkeit handeln könnte. Und in der zweiten Erwähnung wird Artus eben doch mit einer bestimmten Lebensweise und in der Folge dem dazugehörigen Verhalten verbunden: Artus wird als Erfinder der Tafelrunde vorgestellt, womit automatisch alles, wofür diese steht (s.u.) auch mit seinem Namen verbunden ist:

[...]


[1] z.B. in: Volker Mertens: „Artusepik“; in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd.1; Berlin, New York 1997; S.153-156. Mertens datiert diese Zuordnung bereits ins 12. Jahrhundert. Sonja Glauch bezeichnet die Tristan- und Artusromane als „Prototypen der matière de Bretagne “, in: Sonja Glauch: die fabelen sol ich werfen an den wint – Der Status der arthurischen Fiktion im Reflex: Thomas, Gotfrid und Wolfram; in: Poetica 37 (2005); S.29-65; S.30.

[2] Peter K. Stein: Tristan; in: Volker Mertens; Ulrich Müller (Hg.): Epische Stoffe des Mittelalters; Stuttgart 1984; S.365-394; S.367.

[3] Zu den insbesondere keltischen Ursprüngen des Tristanstoffes s. u.a. Phillipa Hardmann; Francoise Le Saux; Peter S.Noble; Neil Thomas: The Growth of Tristan and Iseut Legend in Wales, England, France and Germany; Lewiston, Queenston 2003.

[4] T(homas) v.2114-2116 u. v.3131-3134; E(ilhart) v.34-37 u. v.9678-9683; Thomas: Tristan; eingel, textkrit. bearb. u. übers. v. Gesa Bonath; München 1985. Eilhart von Oberg: Tristrant und Isalde; mhd./nhd. von D. Buschinger u. W. Spiewok; Greifswald 1993.

[5] Zu den Ursprüngen und der Entwicklung des Artusstoffes s. James J. Wilhelm (Hg.): The Romance of Arthur. An Anthology of Medieval Texts in Translation; New York, London 1994 (new, expanded ed.).

[6] John K. Bollard: “Arthur in the Early Welsh Tradition”; in: Wilhelm (s. Anm. 3); S.12.

[7] Vgl. z.B. Stein; S.370 und Peter S. Noble: The Early French Tristan Poems; in: Hardmann etc. (Anm. 3); S.35.

[8] Neil E. Thomas: Tristan in Germany between Gottfried von Strassburg, Wagner and Thomas Mann; in: Hardmann etc. (Anm. 3); S.151. Hendricus Sparnaay hält z.B. entgegen der verbreiteten Annahme einer frühen Verbindung zwischen Artus und Tristan die Tristanfassungen ohne Artus für die ursprünglicheren. Siehe Hendricus Sparnaay: „Artusroman“; in: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 1; Berlin 1958, 2. neu bearb. Aufl.; S.106-117.

[9] Cora Dietl: Artus – ein Fremdkörper in der Tristantradition?; in: Bart Besamusca, Frank Brandsma (Hg.): Arthurian Literature XXIV. The European Dimensions of Arthurian Literature; Cambridge 2007; S.33-49; S.35.

[10] William C. McDonald: Arthur and Tristan. On the Intersection of Legends in German Medieval Literature; Lewiston 1991. und Silke Grothues: Der arthurische Tristanroman. Werkabschluß zu Gottfrieds „Tristan“ und Gattungswechsel in Heinrichs von Freiberg Tristanfortsetzung; Frankfurt a.M. u.a. 1991.

[11] B(eroul) v. 649-654. Nach: Berol: Tristan und Isolde; übers. v. Ulrich Mölk; München 1962.

[12] Zitate aus Eilhart (E.) aus folgender Ausgabe: Eilhart von Oberg: Tristrant und Isalde; mhd./nhd. von D. Buschinger u. W. Spiewok; Greifswald 1993. Die dort verwendete Orthographie habe ich zum Teil vereinfacht, um ohne Sonderzeichen auszukommen.

[13] vgl. Dietl, S.36.

[14] vgl. ebd.

[15] vgl. McDonald, S.42.

[16] Und Eilhart lässt seinen Tristan, wenn auch schweren Herzens, die Erfüllung von Markes Bitte zusagen (s. E. v. 4028-4034)

[17] Zitate aus Heinrich (H.) aus folgender Ausgabe: Heinrich von Freiberg: Tristan; edité avec introduction et index par Danielle Buschinger; Göppingen 1982. Soweit nicht anders vermerkt, zitiere ich nach Handschrift F.

[18] Zu dieser Sicht einer zunehmend negativen Erscheinung Artus’ vgl. McDonald, S.155 u. 157-159.

[19] s. McDonald, S.158f.

[20] Gottfried von Straßburg: Tristan; mhd./nhd.; nach dem Text v. Friedrich Ranke, übers. v. Rüdiger Krohn; 3 Bde.; Stuttgart 2006.

[21] Zitate aus Gottfried (G.) aus folgender Ausgabe: Gottfried von Straßburg: Tristan; mhd./nhd.; nach dem Text v. Friedrich Ranke, übers. v. Rüdiger Krohn; 3 Bde.; Stuttgart 2006.

[22] Zitate aus folgender Ausgabe: Hartmann von Aue: Gregorius, Der arme Heinrich, Iwein; hg. u. übers. v. Volker Mertens; Frankfurt a.M. 2008.

[23] Und der Begriff „ wunschleben “ findet sich bei Hartmann außer an der zitierten Stelle nur noch einmal im „Armen Heinrich“ (v.393) und bei Gottfried ein weiteres Mal (G. v.15043, ebenfalls im Kontext unbeschwerten Zusammenlebens Tristans und Isoldes), er ist also ausreichend spezifisch, um besonders auffällig zu sein. Vgl.: Hartmann von Aue: lemmatisierte Konkordanz zum Gesamtwerk; bearb. v. Roy A. Boggs; Nendeln 1979. und Clifton D. Hall: A Complete Concordance to Gottfried von Strassburg`s Tristan; Lewiston N.Y. 1992.

[24] „in liebet den hof unde den lîp / manec magt unde wîp, / die schœnsten von den rîchen“ („Iwein“ v.45-47)

[25] Zu Gottfrieds Bezug auf „Iwein“, aber auch auf „Erec“ vgl. u.a. McDonald, S.87-89.

[26] Zitate aus folgender Ausgabe: Hartmann von Aue: Erec; mhd. Text u. Übertragung v. Thomas Cramer; Frankfurt a.M. 2005.

[27] Vgl „Erec“, v.9443-9609

[28] Rolf Bräuer: Reichspolitik, Artusidealität und Tristanminne. Soziokulturelle und ideologische Determinanten der feudalklassischen deutschen Literatur; in: Zeitschrift für Germanistik 6 (1985); S.189-199; hier S.197f.

[29] Bräuer, S.197.

[30] Bräuer, S.197f.

[31] Glauch, besonders S.29-35.

[32] T. v.715-804.

[33] vgl. hierzu Dietl, die sich mit der Interpretation von „ saelig “ als „verstorben“ bewusst von McDonald abgrenzt: Dietl, S.45.

[34] s. Dietl, S.43f; Erwähnung Gurmuns in: Geoffrey of Monmouth: The History of the Kings of Britain; transl. w. intr. by Lewis Thorpe; London 1988; xi,8.

[35] vgl. G. v.131-166. und auch bei Glauch, S.54f.

[36] vgl. Kathleen J. Meyer: Allegory and Generic Ambiguity in Gottfried’s „Tristan“; in: Hubert Heinen, Ingeborg Henderson (Hg.): Genres in Medieval German Literature; Göppingen 1986; S.47-58, hier S.54-56. Meyer befasst sich mit der Deutung der Minnegrottenepisode im Kontext des Genres Artusroman und kommt dabei auch zu dem Schluss, dass sie zwar einerseits die im Artusroman stets vertretene Position des Mysteriösen erfüllt, gleichzeitig aber durch die Allegorie und das Eindringen der Realität rationalisiert wird und damit vom Artusroman abweicht.

[37] Eckhard Höfner: Zum Verhältnis von Tristan- und Artusstoff im 12. Jahrhundert; in: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 92 (1982); S.289-323; hier S.316.

[38] Glauch beschäftigt sich mit der Frage nach dem, was dem Mittelalter als historische Wahrheit galt. Vgl. besonders Glauch, S. 46-53.

[39] Zitate aus „Parzival“ aus folgender Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe; mhd. Text nach der 6. Ausg. v. Karl Lachmann, übers. v. Peter Knecht, mit Einf. v. Bernd Schirok; Berlin, New York 2003.

[40] Auf einige der Artusromane, auf die sich Heinrich beziehen könnte, verweist Grothues, S.83-85. Grothues ist für dieses Kapitel insgesamt von grundlegender Wichtigkeit, da sich m.E. niemand so ausführlich mit dieser Szene beschäftig hat wie sie, auch wenn ich ihre Anbindung des Textes an Heinrichs reale Lebenswelt für meine Untersuchung weitgehend ausblenden werde.

[41] s. Grothues, S.71., bei Heinrich v.1168-1194

[42] Vgl. James A. Schultz: The Shape of the Round Table. Structures of Middle High German Arthurian Romance; Toronto, London 1983; S.103f. Die meisten Botschaften, so Schultz, überbringen die Charaktere für sich selbst oder sie werden auf anonyme oder mysteriöse Art erlangt. Einige Ausnahmen sieht er vor allem in der zweiten Hälfte von Eilharts „Tristrant“. Die Fortsetzungen Ulrichs und Heinrichs lässt Schultz in all seinen Untersuchungen komplett außer Acht.

[43] Grothues, S.70.

[44] Grothues sieht die Gründe für die Verbindung beider Stoffe in Heinrichs seiner Zeit entsprechenden Tendenz zur Summenbildung (vgl. S.70) und v.a. in seiner Absicht die zeitgenössischen Ritterbünde, in denen sie auch Heinrichs Mäzen verordnet, positiv zu würdigen.

[45] vgl. Grothues, S.70.

[46] Hier nach Hs. O zitiert wegen der besseren Lesart; in v.1213 habe ich allerdings gegen O nach F und E von „ein herre“ auf „min herre“ geändert, da der Bote überall sonst Artus als seinen Herren bezeichnet

[47] s. Grothues, S.72f.

[48] Grothues, S.73.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842818972
DOI
10.3239/9783842818972
Dateigröße
603 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg – Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft, Germanistik
Erscheinungsdatum
2011 (Juli)
Note
1,8
Schlagworte
gottfried straßburg heinrich freiberg eilhart oberge mittelalter intertextualität
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Titel: Der Artushof in den mittelhochdeutschen Tristandichtungen
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