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Konzeption eines multimedialen Informationssystems für mobile Endgeräte am Beispiel Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

©2010 Diplomarbeit 130 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In der Geschichte der Menschheit gab es viele bahnbrechende Erfindungen, die zu Beginn nur elitären Kreisen vorbehalten waren. Wie das Internet und der Mobilfunk war auch das GPS (Global Positioning System), ein globales Navigationssatelliten-system zur Positionsbestimmung, anfänglich nur dem Militär verfügbar. Noch heute ist das US-Verteidigungsministerium Betreiber der Satelliten. Im Jahr 2000 wurde GPS dann in eingeschränkter Form für die zivile Nutzung freigeschaltet. Seitdem wird der Ortungsdienst in immer mehr Bereichen eingesetzt und gewinnt damit zunehmend an Bedeutung. Anfänglich in der Wissenschaft (z. B. Geodäsie) verwendet, existiert heute ein sehr unübersichtlicher Markt an GPS-unterstützten Geräten und Einsatzmöglichkeiten. Die Verbreitung mobiler Endgeräte wird in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Gleichzeitig wachsen die technischen Möglichkeiten dieser Geräte, sodass Schätzungen zufolge bereits 2011 rund 38 Prozent aller Handys GPS-fähig sind.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass nach den Autofahrern nun auch Wanderer und Natursportler die Vorteile satellitengestützter Navigation nutzen wollen. Wanderwalter, der ADAC und andere Firmen haben diesen Bedarf erkannt und GPS-fähige Wanderführer auf den Markt gebracht. Diese teilweise sehr unterschiedlichen Systeme sollen die Nutzer ohne Beschilderung leiten und gleichzeitig eine stets aktuelle Informationsvermittlung gewährleisten. Denn für Wanderer ist nicht nur die genaue Positionsbestimmung, sondern auch das Bereitstellen von Informationen auf einem mobilen Gerät von Interesse. Ein mobiles Informationssystem kann somit die weit verbreiteten, gedruckten Wanderführer ersetzen. Dabei können die mobilen Taschencomputer auf die Möglichkeiten moderner, multimedialer Darstellungsformen zurückgreifen.
Bei Wanderern sehr beliebte Ausflugsziele sind die sogenannten Geoparks. Sie bieten den Besuchern eine ideale Mischung aus ungestörter Natur und interessanten Phänomenen. Seit den neunziger Jahren verwendet man den Begriff Geopark als Funktionsbezeichnung für großflächige Landschaftsräume. Darin inbegriffen sind geotouristische Schutz- und Nutzungsaspekte, wobei Geotourismus als Tourismus zu erdgeschichtlichen Stätten verstanden wird. ‘Geopark’ ist jedoch kein geschützter Begriff, und Anspruch und Funktion eines solchen Parks können stark von bestehenden Schutzkonzepten abweichen oder mit diesen korrelieren. Oftmals überschneidet sich die Fläche eines […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Tim Eckhardt
Konzeption eines multimedialen Informationssystems für mobile Endgeräte am Beispiel
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
ISBN: 978-3-8428-1450-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland, Diplomarbeit, 2010
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Martina Kahl
Modernes Talent-Management
Wegweiser zum Aufbau eines Talent-Management-Systems

,,Lassen Sie uns alles daran setzen,
dass wir der nächsten Generation, den Kindern von heute,
eine Welt hinterlassen,
die ihnen nicht nur den nötigen Lebensraum bietet,
sondern auch die Umwelt, die das Leben erlaubt und lebenswert macht."
Richard von Weizsäcker

A. Inhalt
...
B. Verzeichnis der Abbildungen
3
...
C. Verzeichnis der Tabellen
3
1.
...
Einleitung
4
2.
...
Das Projektgebiet: Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
8
2.1.
...
Geographie und Geologie des Odenwalds
8
2.1.1.
...
Oberrheingraben
9
2.1.2.
...
Kristalliner Odenwald
10
2.1.3.
...
Buntsandstein-Odenwald
11
2.2.
...
Geoparks
12
2.2.1.
...
Richtlinien zur Ausweisung als Geopark
12
2.2.1.1.
...
Nationale Richtlinien
13
2.2.1.2.
...
Europäische Richtlinien
14
2.2.1.3.
...
Internationale Richtlinien
15
2.3.
...
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
17
3.
...
Mobile multimediale Informationssysteme
21
3.1.
...
Leistungsanforderungen
21
3.1.1.
...
Navigation
22
3.1.2.
...
Informationen
22
3.1.3.
...
Interaktion
23
3.2.
...
Mobile Endgeräte
24
3.2.1.
...
Wanderwalter
25
3.2.2.
...
Herman Wanderführer (Novatour)
26
3.2.3.
...
ADAC Wanderführer
26
3.2.4.
...
NABU Albentdecker
27
3.3.
...
Ergebnis
30
3.4.
...
Zielgruppe
32
4.
...
Theoretische Grundlagen zur Konzeption eines Pfads
34
- 1 -

4.1.
...
Klassische Lehrpfade
36
4.2.
...
Lehrpfade der zweiten Generation
37
4.3.
...
Entdeckungspfade
37
4.4.
...
Naturerlebnispfade
38
4.5.
...
Natur- und Kulturinterpretation
38
4.5.1.
...
Phänomen
40
4.5.2.
...
Besucher
40
4.5.3.
...
Interpret
41
4.5.4.
...
Leitidee
42
4.6.
...
Didaktik
43
4.7.
...
Ergebnis/Schlussfolgerung
44
5.
...
Das Konzept des Pfads
46
5.1.
...
Zielsetzung
47
5.2.
...
Zielgruppe
49
5.3.
...
Lage und Geographie der Umgebung
50
5.4.
...
Verlauf des Pfads
53
6.
...
Praktische Umsetzung
55
6.1.
...
Leitidee
55
6.2.
...
Stationen
56
6.2.1.
...
Übersicht der Stationen
57
6.2.2.
...
Erläuterung der Stationen
60
6.3.
...
Weitere Anwendungsmöglichkeiten und wichtige Funktionen
98
6.4.
...
Pflege und Evaluation
101
7.
...
Fazit
103
...
D. Literatur
110
...
E. Anhang
116
- 2 -

B. Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Schematische Übersichtskarte des
...
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald 9
Abbildung 2:
...
Geologische Karte des Kristallinen Odenwalds
11
Abbildung 3:
...
Logo der Nationalen Geoparks
13
Abbildung 4:
...
Logo der European Geoparks
14
...
Abbildung 5: Logo des UNESCO Global Geoparks Network
15
Abbildung 6:
...
Kreise im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
18
Abbildung 7:
...
Prozess-Struktur beteiligter Gremien und Veranstaltungen
19
Abbildung 8:
...
Karte des webbasierten Wanderwalter
32
Abbildung 9:
...
Naturerlebnismodell
36
Abbildung 10:
...
Interpretationsdreieck
40
Abbildung 11:
...
Lage im Raum
51
Abbildung 12:
...
Geologie des Fischbachtals
52
Abbildung 13: Entdeckungspfad Lichtenberg ohne Stichwege
...
,,Runse", ,,Bollwerk" und ,,Schloss Lichtenberg"
54
Abbildung 14:
...
Kreislauf der Gesteine
62
Abbildung 15: Wasserspeicher Lichtenberg ...65
Abbildung 16: Sendemast...66
Abbildung 17:
...
Höhenlinien und Höhenprofil
76
Abbildung 18: Jahresringe ...77
Abbildung 19: Moosbewachsener Stein ...79
Abbildung 20:
...
Lageplan der Heuneburg
80
Abbildung 21:
...
Holzkohlemeiler
89
Abbildung 22:
...
Balancieren mit Hilfestellung
91
...
Abbildung 23: Schloss Lichtenberg
95
C. Verzeichnis der Tabellen
...
Tabelle 1: Übersicht der Informationssysteme
29
...
Tabelle 2: Leitideen
42
...
Tabelle 3: Übersicht der Stationen
59
...
Tabelle 4: Bestimmungshilfe für Baumarten
75
...
Tabelle 5: Entscheidungsbaum zur Bodenartbestimmung
87
- 3 -

1. Einleitung
In der Geschichte der Menschheit gab es viele bahnbrechende Erfindungen, die zu
Beginn nur elitären Kreisen vorbehalten waren. Wie das Internet und der Mobilfunk
war auch das GPS
1
(Global Positioning System), ein globales Navigationssatelliten-
system zur Positionsbestimmung, anfänglich nur dem Militär verfügbar. Noch heute
ist das US-Verteidigungsministerium Betreiber der Satelliten. Im Jahr 2000 wurde
GPS dann in eingeschränkter Form für die zivile Nutzung freigeschaltet (U.S.
G
OVERNMENT
2010). Seitdem wird der Ortungsdienst in immer mehr Bereichen
eingesetzt und gewinnt damit zunehmend an Bedeutung. Anfänglich in der
Wissenschaft (z. B. Geodäsie) verwendet, existiert heute ein sehr unübersichtlicher
Markt an GPS-unterstützten Geräten und Einsatzmöglichkeiten. Die Verbreitung
mobiler Endgeräte wird in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Gleichzeitig
wachsen die technischen Möglichkeiten dieser Geräte, sodass Schätzungen zufolge
bereits 2011 rund 38 Prozent
2
aller Handys GPS-fähig sind.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass nach den Autofahrern nun auch Wanderer und
Natursportler die Vorteile satellitengestützter Navigation nutzen wollen.
Wanderwalter, der ADAC und andere Firmen haben diesen Bedarf erkannt und
GPS-fähige Wanderführer auf den Markt gebracht. Diese teilweise sehr
unterschiedlichen Systeme sollen die Nutzer ohne Beschilderung leiten und
gleichzeitig eine stets aktuelle Informationsvermittlung gewährleisten. Denn für
Wanderer ist nicht nur die genaue Positionsbestimmung, sondern auch das
Bereitstellen von Informationen auf einem mobilen Gerät von Interesse. Ein mobiles
Informationssystem kann somit die weit verbreiteten, gedruckten Wanderführer
ersetzen. Dabei können die mobilen Taschencomputer auf die Möglichkeiten
moderner, multimedialer Darstellungsformen zurückgreifen.
Bei Wanderern sehr beliebte Ausflugsziele sind die sogenannten Geoparks. Sie
bieten den Besuchern eine ideale Mischung aus ungestörter Natur und
interessanten Phänomenen. Seit den neunziger Jahren verwendet man den Begriff
Geopark als Funktionsbezeichnung für großflächige Landschaftsräume. Darin
inbegriffen sind geotouristische Schutz- und Nutzungsaspekte, wobei Geotourismus
als Tourismus zu erdgeschichtlichen Stätten verstanden wird. ,,Geopark" ist jedoch
- 4 -
1
GPS: Das Global Positioning System ist ein U.S.-amerikanisches, satelliten-gestütztes
Funknavigationssystem. GPS ermittelt die dreidimensionale Position (Länge, Breite,
Höhe) eines Empfängers. Zusätzlich wird die Zeit übermittelt. (Quelle: U.S.
Government 2010)
2
Marktanalyse von Strategy Analytics aus dem Jahr 2009

kein geschützter Begriff, und Anspruch und Funktion eines solchen Parks können
stark von bestehenden Schutzkonzepten abweichen oder mit diesen korrelieren
(V
OGT
und M
EGERLE
2006: 231). Oftmals überschneidet sich die Fläche eines
eingetragenen Schutzgebiets mit der eines Geoparks ­ so auch im vorliegenden
Beispiel. Der Naturpark Bergstraße-Odenwald fungiert auch als Geopark und wird
somit zum ,,Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald". Geoparks
­
und damit auch
Geotope, archäologische, historische und kunsthistorische Objekte ­ erfreuen sich
vor allem auf regionaler Ebene zunehmender Aufmerksamkeit (E
DER
und
A
RNBERGER
2007: 29ff). Die wachsende Bedeutung der regionalen Ebene ist auf
den erweiterten Handlungsradius der Menschen zurückzuführen. Sinkende
Transportkosten und -zeiten sowie moderne Kommunikationswege haben dafür
gesorgt, dass sich die Lebenswelt der Menschen vergrößert hat.
,,Nun könnte man argumentieren, die Region wird genauso an
Bedeutung verlieren wie vordem die Lokale Ebene, der sich zum
Weltbürgern, zum Kosmopoliten entwickelnde Mensch der Zukunft
könne die Bezüge zu seiner Umgebung, häufig mit dem altertümlich
klingenden Heimat-Begriff tituliert, ablegen wie eine abgetragene Jacke.
Doch das kann er nicht, denn er hat ein stabiles Bedürfnis nach
Identifikation mit Objekten seiner Lebenswelt, die als Folge der
Entlokalisierung nunmehr eine regionale ist. Wir sprechen daher von
regionaler Identität (V
OGT
und M
EGERLE
, 2006: 235)."
Geoparks haben für das Ziel, regionale Identität zu stiften, unterschiedliche
Konzepte entwickelt. Diese Aufgabe bedeutet in erster Linie, das soziale
Zugehörigkeitsgefühl zu stärken. Dafür sind natürliche und künstliche sowie
materielle und immaterielle Objekte und Phänomene, wie sie in einem Geopark
vorhanden sind, geeignet (V
OGT
und M
EGERLE
, 2006: 237). Der Geo-Naturpark
Bergstraße-Odenwald setzen sich beispielsweise als oberstes Ziel die Schaffung
von Nachhaltigkeit. Dazu sind die Verantwortlichen bestrebt, die drei Säulen der
Nachhaltigkeit ­ ,,Ökonomie-Ökologie-Soziales" ­ in Einklang zu bringen, um die
Zukunftssicherheit der Region zu stärken (G
RUNWALD
und K
OPFMÜLLER
2006: 46ff).
Aber auch die Leitidee ,,Schutz durch Nutzung" und weitgreifende Projekte zur
Umweltbildung sollen einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten
(B
EWERBUNGSUNTERLAGEN ZUR
A
USWEISUNG ALS
N
ATIONALER
G
EO
P
ARK
2002: 3-5).
Eine für alle Geoparks einheitliche Herangehensweise, um die jeweiligen Ziele zu
erreichen, scheint nicht zu existieren. Auch eine ,,Geopark-Definition" ist bis heute
nur in den Richtlinien der verschiedenen Zertifizierungssysteme zu finden. So heißt
es in den Richtlinien zur Aufnahme in das Globale Netzwerk Nationaler Geoparks
der UNESCO etwa:
- 5 -

,,A Geopark must provide and organize support, tools and activities to
communicate geoscientific knowledge and environmental concepts to
the public (e.g. through museums, interpretive and educational centres,
trails, guided tours, popular literature and maps, modern communication
media). It also allows and fosters scientific research and cooperation
with universities, and between geoscientists and the local populace.
(G
LOBAL
N
ETWORK OF
N
ATIONAL
G
EOPARKS
2008: 4)."
Um den Ansprüchen einer Zertifizierung zu genügen, soll ein Geopark also unter
anderem Pfade und geführte Touren anbieten sowie moderne Medien einsetzen.
Auch die Zertifizierungssysteme auf europäischer und nationaler Ebene haben
diese Kriterien in ihren Richtlinien aufgenommen.
Natürlich wünscht sich eine Einrichtung wie ein Geopark, mit seinem Programm ein
möglichst großes und vielfältiges Publikum zu erreichen. Die herkömmliche
Zielgruppe eines Geoparks setzt sich hauptsächlich aus jungen Familien und
Wanderern zusammen. Der Einsatz moderner Technik kann darüberhinaus
Jugendliche und technikinteressierte Erwachsene als Zielgruppe gewinnen
(R
UCHTER
2007: 4 sowie E
DER
und A
RNBERGER
2007: 33).
Ziel dieser Arbeit ist es zu zeigen, wie sich die genannten Ziele eines Geoparks
mithilfe von multimedialen Informationssystemen anhand des Beispiels
,,Entdeckungspfad Lichtenberg" zukunftsweisend umsetzen lässt. Der Pfad liegt in
der Gemeinde Fischbachtal im Landkreis Darmstadt-Dieburg und wurde in
Absprache mit den Verantwortlichen des Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
ausgewählt. Für die Konzeption eines multimedialen Lehrpfads im Rahmen einer
Diplomarbeit erschien er wegen seiner geographischen Nähe zum Geo-
Informationszentrum Schloss Lichtenberg als besonders geeignet. Außerdem wurde
der Rundweg nahe des Schlosses bereits in den achtziger Jahren als Lehrpfad
erschlossen. Die vorliegende Bearbeitung kann deshalb auf eine touristische
Infrastruktur im Umfeld zurückgreifen und bereits bestehende Informationen zu
Sehenswürdigkeiten überarbeiten und ergänzen. Mit der Einführung moderner
Konzepte soll es gelingen, das Geo-Informationszentrum Schloss Lichtenberg als
zentrale Anlaufstelle für Touristen zu stärken.
Für das Konzept eines multimedialen Informationssystems wird in Hinblick auf diese
Arbeit neben den technischen Vorraussetzungen und den geographischen
Rahmenbedingungen vor allem die inhaltliche Aufbereitung einer mobil geführten
Tour von zentraler Bedeutung sein. Lehrpfade und Infotafelnhaben als
herkömmliche Formen der Umweltbildung in den vergangenen Jahrzehnten mit
mehr oder weniger großem Erfolg versucht, bei Besuchern ein Umweltbewusstsein
zu entwickeln, das eine nachhaltige Entwicklung der Region fördern und zum
- 6 -

Schutz der Natur ermutigen soll. Die Umsetzung dieser Konzepte ist allerdings nicht
mehr zeitgemäß, und die potenziell erreichbare Zielgruppe wird immer kleiner.
,, [ I n z w i s c h e n h a t ] e i n e z u n e h m e n d e Z a h l v o n M e n s c h e n
Schwierigkeiten, Natur aktiv ohne fachliche Anleitung zu erleben. Dazu
trägt nicht nur die zunehmend verstädterte Lebensumwelt bei, sondern
auch eine gewisse ,,Scheu vor der Wildnis (M
EGERLE
2003: 1)."
Die Verwendung modernster Technik ermöglicht dagegen, altbewährte aber gerade
auch aktuelle pädagogische Konzepte einer neuen, jungen Zielgruppe zugänglich
zu machen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen, weil durch sie eine Möblierung
der Landschaft überflüssig wird. Am Beispiel Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
soll die Umsetzung eines mobil geführten Pfads auf Basis aktueller pädagogischer
und didaktischer Grundlagen in Form eines theoretischen Konzepts konkretisiert
werden. Die pädagogischen und didaktischen Grundlagen sollen sich auch auf
andere Einrichtungen mit dem Schwerpunkt Umweltbildung anwenden lassen.
Die Natur spielt im Leben vieler Kinder und Jugendlicher ­ vor allem jener, die in der
Stadt groß werden ­ nur noch eine untergeordnete Rolle. Multifunktionale Handys
hingegen sind aus dem Alltag junger Menschen kaum noch wegzudenken. Dass
Technik und Natur kein Widerspruch sein müssen, sondern einander bereichern und
eine Brücke schlagen können zwischen der Lebenswelt der Menschen und ihrem
größten Gut ­ zu dieser Chance möchte diese Arbeit eine Beitrag leisten.
- 7 -

2. Das Projektgebiet: Der Geo-Naturpark
Bergstraße-Odenwald
2.1. Geographie und Geologie des Odenwalds
Das Projektgebiet für eine GPS-geführte Wandertour befindet sich im Geo-
Naturpark Bergstraße-Odenwald. Der Odenwald ist ein variskisches Mittelgebirge,
das sich über Hessen, Baden-Württemberg und Bayern erstreckt. Seine Fläche
beträgt etwa 2500 Quadratkilometer; der Katzenbuckel ist mit 626 Metern die
höchste Erhebung. Geomorphologisch wird der Odenwald bereits zum
Südwestdeutschen Stufenland gezählt (L
IEDTKE
1995: 397). Innerhalb dieser Region
gehört er der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Hessisch-Fränkisches
Bergland an (K
LAUSING
1988: 11).
Die Bergstraße, die sich direkt an den Oberrheingraben anschließt, bildet die
Westgrenze des Odenwalds. Im Osten grenzt der Main das Gebirge zum Spessart
ab, der geomorphologisch mit dem Odenwald eine Einheit bildet. Richtung
Südosten begrenzt die Erfa das Gebirge, außerdem stellt das badische Bauland im
Osten eine diffuse Grenze dar. Im Süden grenzt der Neckar den Odenwald ab. Die
Region südlich des Neckars trägt den Namen ,,Kleiner Odenwald". Dieser geht in
den Kraichgau über. Im Norden flacht das Gebirge langsam ab und taucht unter das
Rhein-Main-Tiefland. Hier kann die Grenze daher nicht scharf gezogen werden
(R
OTHE
2005: 77).
Die Entstehung des geologischen Untergrunds und des Gebirges ist stellenweise
sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund wird der Odenwald im Folgenden
aufgegliedert in den Kristallinen bzw. Buntsandstein-Odenwald, um ansatzweise die
Geologie und Geomorphologie dieser Region wiederzugeben.
Da auch die Randgebiete des Odenwalds in die Parkstruktur des Geo-Naturparks
Bergstraße-Odenwald integriert sind, gliedert sich das gesamte Areal des Parks in
drei geologische Großeinheiten. Abbildung 1 zeigt eine schematische
Übersichtskarte des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald und dessen Aufteilung
in drei geologische Großeinheiten.
- 8 -

Abb. 1: Schematische Übersichtskarte des Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
(Quelle: Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald 2010a)
2.1.1. Oberrheingraben
Der Oberrheingraben hat eine Länge von etwa 300 Kilometern und ist bis zu
35 Kilometer breit. Er ist Teil einer großen Nahtlinie, die Mittel-Europa in
nordnordwestlicher-südsüdöstlicher Richtung vom Mittelmeer bis zur Mjösen-See
durchzieht. Erste Anzeichen einer vulkanischen Aktivität werden auf das Ende der
Kreidezeit datiert. Der Vulkanismus fand vermutlich am heutigen Ostrand des
späteren Grabens statt. Die eigentliche Grabenbildung ereignete sich während des
älteren Tertiärs, vor etwa 40 Millionen Jahren. Während des jüngeren Tertiärs, vor
etwa 15 Millionen Jahren, als die Grabenbildung noch aktiv war, setzte eine
gleichzeitige Heraushebung der randlich gelegenen Mittelgebirge ein (W
EBER
und
B
ÜHN
2009: 16). Hierbei hoben sich die westlich gelegenen Mittelgebirge Vogesen
und Pfälzer Wald geringer empor als der östlich gelegene Schwarz- und Odenwald.
Die Verwerfung betrug damals zwischen 3000 und 4000 Metern, während die
Grabenflanken etwa 4000 bis 5000 Meter auseinanderdrifteten. Der Untergrund ist
mit vielen parallel angeordneten Störungslinien durchzogen, die heute eine Art
Schollentreppe bilden. Im weiteren Verlauf des Tertiärs und des darauf folgenden
Holozäns haben sich 2000 bis 3000 Meter mächtige Sedimente abgelagert. Die
Einsenkung des Grabens ist noch heute aktiv (H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
2002:
134ff).
- 9 -

2.1.2. Kristalliner Odenwald
Der westliche Teil des Odenwalds besteht aus magmatischen und metamorphen
Gesteinen und wird deshalb Kristalliner Odenwald genannt. Die anstehenden
Gesteine sind Teil der Mitteldeutschen Kristallinschwelle (H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
,
2002: 34). Die Entstehung dieses magmatischen Inselbogens begann während des
Oberdevons durch die Kollision der beiden Urkontinente Old Red und Gondwana
(W
EBER
und B
ÜHN
2009: 10). Teile dieser sehr alten Kruste treten ebenfalls im
Vorspessart, dem Ruhlaer Kristallin, dem Kyffhäuser Kristallin und vereinzelt im
Pfälzer Wald zu Tage und zählen zum nördlichen Teil des Saxothuringikums. Die
meisten Bereiche des Saxothuringikums sind jedoch von jüngeren Ablagerungen
überdeckt (H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
, 2002: 34ff). Der Verlauf des magmatischen
Bogens zeichnet die damaligen Plattengrenzen nach (W
EBER
und B
ÜHN
2009: 10).
Das Gebirge selbst entstand während der variszischen Orogenese vor etwa
330 Millionen Jahren. Damals kam es zu einer Seitenverschiebung entlang einer
tektonischen Schwächezone, die etwa in Nord-Süd-Richtung verläuft. Auf dieser
Störung befindet sich die Otzbergzone, die den Kristallinen Odenwald wiederum in
zwei Teile untergliedert: den Bergsträßer Odenwald und den Böllsteiner Odenwald
(H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
, 2002: 34ff).
Nach der Gebirgsbildung wurde das Gebiet im Spätkarbon durch Erosion
eingerumpft. Die Abtragungen aus dieser Zeit bilden die rot gefärbten Sedimente
des Rotliegenden im Perm. Die Erosion setzte sich in der darauf folgenden Zeit fort,
sodass das Hochgebirge fast vollständig abgetragen wurde und während des
Buntsandsteins von mächtigen Sedimentserien aus Südwesten und Südosten
überdeckt wurde (W
ALTER
1995, zit. nach: W
EBER
und B
ÜHN
2009: 12). Reste dieser
Ablagerungen findet man im östlichen Buntsandstein-Odenwald. Der erwähnte
Einbruch des Oberrheingrabens hatte eine Hebung der randlichen Gebirge zur
Folge. Dabei wurde der westliche gelegene Kristalline Odenwald stärker
herausgehoben. Dies verursachte eine verstärkte Erosion und eine Abtragung der
Sedimente des Deckgebirges (W
EBER
und B
ÜHN
2009: 14).
Der Bergsträßer Odenwald streicht in südwestlicher-nordöstlicher Richtung und
besteht aus einer Wechsellage aus Metamorph- und Tiefengesteinen. Die
Metamorphite ­ hauptsächlich Glimmerschiefer, Quarzite, Amphibolite und Gneise ­
entstanden aus Sedimentgesteinen und basischen Vulkaniten. Während und kurz
vor der variszischen Orogenese intrudierten magmatische Tiefengesteine
(H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
, 2002: 34ff).
- 10 -

Der Böllsteiner Odenwald ist
eine von Nordosten nach
Südwesten ausgerichtete Kup-
pel aus metamorphen Ge-
steinen. Das Ausgangsgestein
ist hier eine vulkanogene-
sedimentäre Serie. Die meta-
morphe Überprägung hat
einen Gneiskern gebildet, der
von einer Schieferhülle um-
geben ist. Das Gebilde wurde
mehrfach metamorph über-
formt. Wie bereits erwähnt,
kam es während der Bildung
des Oberrheingrabens zu einer
erneuten Hebung des Gebiets.
Außerdem kam es entlang der
Schwächezone am Otzberg
zum Aufdringen von Basalt
(ebd.).
Der Kristalline Odenwald ist
aufgrund seiner mehrfachen Überprägung sehr stark zergliedert; die geologische
Karte (Abbildung 2) zeigt die diversen metamorphen und vulkanischen Gesteine in
abwechselnder Lagerung. Die Wechsellagen des westlich gelegenen Bergsträßer
Odenwalds lassen die Streichrichtung erkennen. Im östlich gelegenen Böllsteiner
Odenwald erkennt man deutlich den Gleiskern mit Schieferhülle. Das im Norden
anstehende Sediment des Rotliegend zeigt, dass die Hebung und anschließende
Abtragung im Südwesten am stärksten war.
2.1.3. Buntsandstein-Odenwald
Der Buntsandstein-Odenwald ist der östliche Teil des Odenwalds. Buntsandstein,
untergeordnet auch Tonstein und Konglomerat, wurde im unteren Trias vor etwa
250 Millionen Jahren flächenhaft im Germanischen Becken abgelagert. Er ist somit
in weiten Teilen Mittel-Europas anzutreffen (H
ENNINGEN
und K
ATZUNG
2002: 101f).
Im Buntsandstein-Odenwald überlagert das mesozoische Deckgebirge noch das
kristalline Grundgebirge, da es weniger als der westliche Teil angehoben wurde und
Abb. 2: Geologische Karte des Kristallinen
Odenwalds
(Quelle: Mineralienatlas 2010a)
- 11 -

somit einem geringeren Reliefausgleich unterlag. Während der tertiären Hebung
wurde die gesamte Scholle in östlicher Richtung verkippt (W
EBER
und E
CKHARDT
2003: 102). Dabei wurde der Übergang zwischen Kristallinem und Buntsandstein-
Odenwald überwiegend als Stufe ausgebildet (S
EMMEL
1996: 137). Das heutige
Relief ist jedoch im Zuge der Eiszeiten während des Pleistozän in allen Bereichen
stark umgestaltet worden. Der Meeresspiegel lag zu dieser Zeit etwa 100 Meter
unter dem heutigen Niveau, wodurch Flüsse und Bäche eine erhöhte
Abtragungsenergie besaßen (W
EBER
und E
CKHARDT
2003: 102). Es entstand eine
intensive Zertalung mit steilen und geraden Hängen (S
EMMEL
1996: 137).
2.2. Geoparks
Der Begriff ,,Geopark" ist mit der Eröffnung des ersten Geoparks in Gerolstein
eingeführt worden. Der Park wurde im Rahmen der ersten internationalen
deutschsprachigen Geotopschutztagung Mitte der neunziger Jahre eröffnet. Ziel war
und ist eine Verbindung von geotouristischen Schutz- und Nutzungsaspekten (V
OGT
und M
EGERLE
2006: 231) mit nachhaltiger Regionalentwicklung in Bereichen, die
besondere Geotop-Ensembles aufweisen (F
REY UND
M
ATTIG
2004: 231).
Wie bereits erwähnt steht der Begriff Geopark nicht für eine eingetragene
Schutzkategorie. Vielmehr ist er ein ,,Gütesiegel für Gebiete, die über ein besonders
reichhaltiges geologisches Erbe verfügen" (L
IESEN
et al 2009: 293). Um einen
einheitlichen Qualitätsstandard für diese Art Park zu erschaffen, wurden
verschiedene Geopark-Programme ins Leben gerufen. Sie verteilen auf nationaler,
europäischer und globaler Ebene Gütesiegel und Prädikate, die an bestimmte
Kriterien gebunden sind (M
EGERLE
2008: 30).
2.2.1. Richtlinien zur Ausweisung als Geopark
Angesichts einer immer intensiveren Nutzung der Erde und ihrer Ressourcen
kommt den Geowissenschaften eine besondere Bedeutung zu: Unter anderem
aufgrund des Wachstums der Bevölkerung wird es immer wichtiger unseren
Lebensraum durch den Schutz der Umwelt zu erhalten. Dass auch die Öffentlichkeit
dieser Meinung ist, hat die große Resonanz beim Jahr der Geowissenschaften 2002
gezeigt (G
ÖLLNITZ
et al 2003: 1). Um dieser Entwicklung mit der Einrichtung von
Geoparks gerecht zu werden, musste diese spezielle Parkform jedoch vorerst
definiert werden.
- 12 -

,,Entsprechend der UNESCO-Definition für Geoparks enthält ein
Nationaler Geopark geologische Sehenswürdigkeiten (Geotope)
beliebiger Größe oder ein Ensemble mehrerer Geotope, die von
regionaler und nationaler geowissenschaftlicher Bedeutung, Seltenheit
oder Schönheit, repräsentativ für eine Landschaft und deren
geologische Entstehungsgeschichte sind. Zusätzlich zu den
geologischen sollen auch archäologische, ökologische, historische oder
kulturelle Sehenswürdigkeiten enthalten sein, die touristisch erschlossen
bzw. entwickelt werden können. Ein Nationaler Geopark hat klar
definierte Grenzen und weist eine hinreichend große Fläche auf, um der
Wirtschaftsentwicklung vor Ort dienen zu können." (G
ÖLLNITZ
et al 2003:
1)
Geoparks sind keine anerkannten Schutzgebiete. Jedoch überschneidet sich die
Lage von Geoparks oft mit eingetragenen Schutzzonen. Um den Begriff Geopark
und die Funktion eines solchen jedoch in eine nachhaltig sinnvolle Richtung zu
lenken, bestehen zur Zeit verschiedene Prädikatisierungsebenen. Dabei wird eine
aufsteigende Hierarchie eingehalten. Aus den jeweiligen Richtlinien geht hervor,
dass ein europäischer Geopark zuvor den Status eines nationalen Geoparks
erwerben muss. Und gleichsam sollte ein Geopark zuerst auf europäischer Ebene
anerkannt sein, bevor er in das globale Netzwerk der UNESCO aufgenommen wird.
Die existierenden Zertifizierungssysteme auf globaler, europäischer und nationaler
Ebene (UNESCO GGN, EGN, Nationale Geoparks) weisen zwar viele inhaltliche
Gemeinsamkeiten auf, allerdings sind sie unzureichend koordiniert und über ihre
gegenseitige Beziehung uneins (V
OGT
und M
EGERLE
2006: 232 sowie M
EGERLE
2006: 25).
2.2.1.1. Nationale Richtlinien
Beim Internationalen Geologischen Kongress 2000
in Rio de Janeiro wurde der Gedanke an eine
globale Vernetzung geologisch wichtiger
Regionen gefasst. Schon ein Jahr später wurde
das ,,European Geopark Network" gegründet, und
der Bund/Länder-Ausschuss Bodenkunde (BLA GEO) befasste sich mit der
Ausarbeitung von Handlungsleitlinien für Geoparks auf nationaler Ebene (K
REMB
2004: 157).
Der BLA GEO wurde mit der Aufgabe betraut, Handlungsrichtlinien für ein weiteres
Vorgehen mit Geoparks zu koordinieren. Dabei wurde festgelegt, dass staatliche
geologische Dienste frühzeitig mit einzubinden sind. Des Weiteren wurde darauf
hingewiesen, dass geotouristische Fragen interdisziplinär gelöst werden sollten. Die
Abb. 3: Logo der Nationalen
Geoparks
- 13 -

Folge aus diesen sehr unpräzisen Richtlinien war die Ernennung eines
länderübergreifenden, interdisziplinären Fachgremiums zur Anerkennung von
Geoparks in Jahr 2001. Es soll die Aktivitäten von Geoparks koordinieren und
sinnvoll beschränken. Dazu wurden Maßnahmen ähnlich wie auf europäischer und
globaler (UNESCO) Ebene strukturiert (M
ATTIG
2003: 37). Das Ergebnis dieser
Überlegungen sind die ,,Richtlinien zur Ausweisung als nationaler Geopark". Am 16.
Dezember 2002 wurden die ersten vier nationalen Geoparks zertifiziert. Die
Richtlinien werden im Folgenden nicht für jede Verwaltungsebene einzeln
aufgeführt, da sie sich sehr stark an den Kriterien der UNESCO orientieren.
2.2.1.2. Europäische Richtlinien
Das Netzwerk der europäischen Geoparks entstand aus
einer Zusammenarbeit von vier Geoparks in Frankreich,
Spanien, Griechenland und Deutschland. Ziel war es
geologisch wichtige Regionen zu vernetzen, um durch
die Nutzung geologischer Potenziale eine nachhaltige
regionale Entwicklung zu fördern. Zum anderen soll
durch die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für
das geologische Erbe die Natur besser geschützt
werden. Die Entwicklung des Projekts wurde über das
EU-Programm LEADER+
3
sichergestellt und finanziert.
Auch für die Aufnahme im Netzwerk der ,,European Geoparks" wird eine
umfassende Bewerbung verlangt, in welcher erklärt wird, dass und wie die
relevanten Kriterien erfüllt werden. Die anschließende Aufnahme in das Netzwerk
und die damit verbundene Prädikatisierung wird alle vier Jahre überprüft (M
EGERLE
2008: 30).
Abb. 4: Logo der
European Geoparks
- 14 -
3
LEADER+, eine von vier aus den EU-Strukturfonds finanzierten Initiativen, soll den
Akteuren im ländlichen Raum dabei helfen, das langfristige Potenzial ihres Gebiets
zu entwickeln. Es fördert die Durchführung integrierter, qualitativ hochstehender und
origineller Strategien für eine nachhaltige Entwicklung und legt den Schwerpunkt auf
Partnerschaften und Netzwerke für den Austausch von Erfahrungen.
Insgesamt standen für den Zeitraum 2000-2006 Mittel in Höhe von 5.046,5 Mio.
EUR bereit (Europäische Kommission 2010)

2.2.1.3. Internationale Richtlinien
Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung
(UNCED, Rio de Janeiro 1992) wurde der
Grundgedanke gefasst, geologisches Erbe zu
schützen und nachhaltig zu entwickeln.
Geoparks leisten dazu, wie auch auf dem
Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in
Johannesburg festgestellt, einen großen
Beitrag (M
ATTIG
2003: 38).
Das globale Netzwerk der nationalen Geoparks
arbeitet eng mit nationalen und internationalen Unternehmen, Non-Governmental-
Organisations sowie verschiedenen Interessengruppen, etwa aus den Bereichen
Umweltschutz oder Tourismus, zusammen. Gemeinsames Ziel ist die Erhaltung
geologischen und damit auch kulturellen Erbes.
In Europa besteht eine privilegierte Partnerschaft zwischen dem European
Geoparks Network (EGN) und der UNESCO. Das EGN tritt hier als Vertreter des
Global Geoparks Network (GGN) auf. Das Netzwerk der UNESCO fordert
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Verwaltung, Tourismus, nachhaltige
Entwicklung und Raumplanung zwischen den Mitgliedern des Netzwerks. Ähnlich
wie auf nationaler und europäischer Ebene hat die UNESCO Richtlinien und
Kriterien zur Aufnahme in das GGN veröffentlicht, an welchen sich die
Organisationen auf nationaler und europäischer Ebene orientiert haben. Diese im
Folgendem erläuterten Richtlinien und Kriterien sind den G
UIDELINES AND
C
RITERIA
FOR
N
ATIONAL
G
EOPARKS SEEKING
UNESCO
S ASSISTANCE TO JOIN THE
G
LOBAL
G
EOPARKS
N
ETWORK
(2008) entnommen und unterteilen sich in die Bereiche ,,Größe
und Lage", ,,Management und lokale Einbindung", ,,ökonomische Entwicklung",
,,Bildung" sowie ,,Schutz und Erhaltung".
Größe und Lage
Nach den Vorgaben der UNESCO muss ein Geopark ein Bereich mit klar definierten
Grenzen sein. Die Fläche sollte ausreichend groß sein, um die wirtschaftliche und
kulturelle Entwicklung der Region zu fördern, vor allem durch Tourismus. Außerdem
sollte das Gebiet eine Reihe von international bedeutsamen geologischen
Gegenden oder ein Mosaik aus vielen einzelnen Geotopen von wissenschaftlicher
Bedeutung, Seltenheit oder Schönheit umfassen. Die UNESCO fordert darüber
hinaus ein Konzept zum Schutz, zur Bildung sowie zur nachhaltigen Entwicklung
des geologischen Erbes. Dabei gilt es, die gesamte geographische Region mit
Abb. 5: Logo des UNESCO
Global Geoparks Network
- 15 -

einzubeziehen. Hierunter fallen auch nicht-geologische Sehenswürdigkeiten, die in
einem Bezug zur Landschaft und Geologie stehen.
Management und lokale Einbindung
Ein funktionierendes Management inklusive Personal und finanziellem Konzept ist
Bedingung zur Aufnahme ins UNESCO Global Geoparks Network. Die Attraktionen
des Geoparks müssen für die Besucher zugänglich und miteinander verbunden
sein. Lokale Akteure sollten beteiligt werden, um wirtschaftliche Bedürfnisse und
den Schutz der Landschaft zu verknüpfen. Die Identität des Geoparks muss für den
Besucher erkennbar sein. Dies ist durch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu
gewährleisten.
Ökonomische Entwicklung
Nachhaltige Entwicklung wurde von der Weltkommission für Umwelt und
Entwicklung definiert als ,,Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation
entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre
eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (B
RUNDTLAND
1987)"
Nachhaltige Entwicklung sowie die Förderung wirtschaftlicher Aktivitäten sollten die
Hauptziele eines Geoparks sein. Dies beeinflusst Lebensbedingungen und den
ländlichen Raum positiv.
Bildung
Pädagogisches Ziel ist die Vermittlung geowissenschaftlicher Inhalte an Laien. Dies
kann unter anderem durch Museen, Informationszentren, Lehrpfade, geführte
Touren, populäre Literatur bzw. Karten, aber auch durch den Einsatz moderner
Medien geschehen. Des Weiteren sollte die Forschung und wissenschaftliche
Zusammenarbeit mit Universitäten, anderen Geowissenschaftlern und der lokalen
Bevölkerung gestärkt werden. Laut UNESCO ist für den Erfolg eines Geoparks
entscheidend, die lokale Bevölkerung in die Bildungsarbeit einzubinden. Ziel ist es,
Themen der Geologie, Geomorphologie und physischen Geographie mit einem
lokalen Kontext zu verbinden, um so die Landschaft zu schützen und die regionale
Identifikation zu stärken.
Schutz und Erhaltung
Ein Geopark ist keine eigene Schutzkategorie. Ob und wie das Areal eines
Geoparks zu schützen ist, obliegt dem jeweiligen Land bzw. Bundesland, in dessen
Grenzen sich der Park befindet. Geoparks, die in das GGN aufgenommen wurden,
- 16 -

verpflichten sich, ,,das geologische Erbe für heutige und zukünftige Generationen zu
schützen, die Öffentlichkeit über geologische Themen und ihre Bedeutung für
Umweltbelange aufzuklären, die nachhaltige sozioökonomische und kulturelle
Entwicklung sowie multikulturelle Brücken zu fördern, um mithilfe von Ko-
Partnerschaften das geologische Erbe zu erhalten" (G
UIDELINES AND
C
RITERIA FOR
N
ATIONAL
G
EOPARKS SEEKING
UNESCO
S ASSISTANCE TO JOIN THE
G
LOBAL
G
EOPARKS
N
ETWORK
, 2008: 6). Des Weiteren erklären sich Geoparks des UNESCO Netzwerks
bereit Forschung zu fördern und aktiv am Leben des Netzwerks teilzuhaben.
2.3. Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wurde im Jahr 2002 als Europäischer und
Nationaler Geopark ausgezeichnet und anschließend auch in das Globale Netzwerk
Nationaler Geoparks der UNESCO aufgenommen. Der Park verpflichtet sich damit,
,,mit der geotouristischen Erschließung der Landschaft einen Beitrag zur
nachhaltigen Regionalentwicklung im Gebiet zwischen Rhein, Main und Neckar zu
leisten" (W
EBER
und E
CKHARDT
2003: 100).
Dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wird eine besondere Bedeutung als
Freizeit- und Naherholungsraum für die umliegenden Ballungsräume Rhein-Main
und Rhein-Neckar zugesprochen. Durch die hervorragende verkehrsgeographische
Lage besitzt der Park ein sehr großes Einzugsgebiet und somit eine große Anzahl
potenzieller Besucher (G
EO
-N
ATURPARK
B
ERGSTRAßE
-O
DENWALD
2002: 3-5). Er
umfasst ein etwa 2230 Quadratkilometer großes Areal, das nicht exakt mit den
Grenzen des Odenwalds übereinstimmt. Das UNESCO-Welterbe Grube Messel
bildet die Nordgrenze. Das Oberrheintal bildet, wie auch für den Odenwald selbst,
die westliche Grenze. Im Osten endet der Geopark mit dem Bauland, und im Süden
stellt das Neckartal die natürliche Grenze dar (W
EBER
und E
CKHARDT
2003: 100).
Die Grenzbereiche Oberrheintal und Grube Messel sind aufgrund ihrer
geologischen Relevanz ebenfalls Bestandteile des Geoparks.
- 17 -

Durch das große Einzugsgebiet des Parks sind 102 Kommunen an die Organisation
angeschlossen. Träger ist der Naturpark Bergstraße-Odenwald, der bereits 1963 in
das Register deutscher Naturparke aufgenommen wurde. Die Mitglieder-
versammlung dieses Naturparke beschloss im April 2001 die Finanzierung für das
Projekt ,,Geopark" (R
ICHTER
, 2005: 108).
Der Geopark wird zur Zeit von 16 fest angestellte Mitarbeiter organisiert. Zusätzlich
zu diesem Personal beschäftigt der Park diverse Führer. Die ,,Ranger" haben eine
spezielle Ausbildung absolviert und leiten Exkursionen und Wanderungen. Sie sind
ausgebildet in den Bereichen Biologie, Geologie oder Geographie und verfügen
über Fachwissen zu den einzelnen Attraktionen des Geoparks. Damit setzen sie
den Bildungsauftrag des Geoparks um. Des Weiteren sind im Gebiet des Geoparks
bereits mehrere Informationszentren, zum Beispiel in Lorsch und auf Schloss
Lichtenberg, entstanden. Dort finden Veranstaltungen und Ausstellungen statt,
Auskünfte und Karten zu den verschiedenen Routen und Ausflugszielen können
dort bezogen werden (R
ICHTER
, 2005: 109ff).
Für das Wanderkartenwerk konnte der Geopark auf die vorhandene Infrastruktur
des Naturparks zurückgreifen. Die Wege wurden um georelevanten Sehens-
würdigkeiten ergänzt. Zu den Karten existieren teilweise entsprechende
Wanderführer in gedruckter Form mit Erläuterungen zu den einzelnen Geotopen
und Attraktionen. Darüber hinaus werden regelmäßig wissenschaftliche Texte
veröffentlicht, und es findet ein fachlicher Austausch mit Universitäten,
Abb. 6: Kreise im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
(Quelle: Geo-Naturpark-Bergstraße-Odenwald 2010b)
- 18 -

Forschungsinstitutionen und Gremien auf verschiedenen Ebenen statt (W
EBER
und
E
CKHARDT
2003: 103).
Die Realisierung und Weiterentwicklung des Parks geschieht nach dem Bottom-up-
Prinzip.
4
Die nachhaltige Entwicklung der Region soll dabei mit landkreis- und
bundeslandübergreifenden Kooperationen und Beteiligungen verwirklicht werden.
Dazu sollen bestehende lokale Prozesse, das heißt Institutionen mit geopark-
relevanten Belangen, in einem Netzwerk zusammengeführt werden. Zu diesem
Netzwerk gehören Institutionen und Organisationen aus dem Regionalmarketing,
verschiedenen Ministerien, Tourismusverbänden, Wirtschaftsunternehmen,
verschiedenen Arbeitsgruppen und andere. Ziel des Netzwerks ist zum Beispiel eine
Entwicklung der Region am Leitbild der Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21.
5
Der Agenda entsprechend wird eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch mehr
Zusammenarbeit der Region angestrebt. Weitere Ziele sind die Förderung der
regionalen Identität, unter anderem durch Schaffung einer ,,kulinarischen Identität"
und Vermarktung regionaltypischer Produkte, die Sicherung der natürlichen
Lebensgrundlage mittels einer Vernetzung von Wirtschaftsbetrieben sowie die
U n t e r s t ü t z u n g d e r
Regionalvermarktung.
Dabei sollen im Sinne
d e s B o t t o m - u p -
Prinzips interessierte
Bürger, Kommunen,
I n s t i t u t i o n e n u n d
sonstige Akteure über
verschiedene Gremien
und Veranstaltungen
eingebunden werden.
Abbildung 7 zeigt, wie
die einzelnen Prozesse
koordiniert werden, um die Konzepte und Strategien der Beteiligten und des
Geoparks umzusetzen. Um diese Konzepte und Strategien in eine einheitliche
Richtung zu lenken, hat man ein übergeordnetes Leitbild entworfen, an dem sich
auch eine mobil geführte Tour orientieren sollte. Der wichtigste Ansatz ist wiederum
Abb. 7: Prozess-Struktur beteiligter Gremien und
Veranstaltungen
(Quelle: G
EO
-N
ATURPARK
B
ERGSTRAßE
-O
DENWALD
2002)
- 19 -
4
Bottom-up bezeichnet von unten nach oben gerichtete Prozesse der Selbstorganistion
5
Die Agenda 21 ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für das
21. Jahrhundert, ein Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung, beschlossen von 172
Staaten auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen
(UNCED) in Rio de Janeiro (1992).

das Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung, welches in der Agenda 21 beim Erdgipfel
in Rio de Janeiro (Brasilien) 1992 und der Folgeveranstaltung in Johannesburg
(Südafrika) 2002 festgehalten wurde. Für die Schaffung von Nachhaltigkeit steht das
,,Mehr-Säulen-Modell" aus ,,Ökonomie-Ökologie-Soziales" als Sinnbild eines
dynamischen Prozesses im Mittelpunkt. Die Ausgewogenheit dieses Dreiecks führt
zur nachhaltigen Zukunftssicherheit einer Region (G
RUNWALD
und K
OPFMÜLLER
2006: 46ff). Für den Geopark führen bestimmte Maßgaben zum Erreichen dieses
Leitbilds: ,,Schutz durch Nutzung", regionale Identität, Berücksichtigung und
Beteiligung aller Gesellschaftsgruppen. Des Weiteren soll ,,mit der Entwicklung und
Realisierung von umfassenden Konzeptionen zu Geotourismus, Geotop-
management und Umweltbildung Nachhaltigkeit in der Gesamtheit ihrer
Zieldimensionen umgesetzt werden" (G
EO
-N
ATURPARK
B
ERGSTRAßE
-O
DENWALD
2002: 3-5).
Neben den bereits bestehenden Erlebnisangeboten, die sich vornehmlich an
Wandertouristen, junge Familien, Radtouristen sowie Tagungs- und Geschäftsgäste
richten, planen die Verantwortlichen des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald für
die Zukunft auch umfassende umweltpädagogische Erlebnisangebote, die Schulen
und andere Bildungseinrichtungen als Zielgruppe erschließen sollen. Im
Bewerbungsschreiben zur Ausweisung als nationaler Geopark wird des Weiteren
ein Entwicklungsplan für 10 Jahre festgehalten. Dieser soll ermöglichen, durch die
Umsetzung verschiedener strategischer Ziele unter anderem die Landschaft weiter
zu erschließen und dabei ein öffentliches ,,Geo"-Bewusstsein zu schaffen. Dies soll
stets umwelt- und sozialverträglich geschehen. Als strategisches Ziel wurde unter
anderem die Erstellung eines Geopark-Besucher-Informationssystems mit
Erlebnisbereichen und -punkten festgelegt. Schließlich ist für das Erreichen der
strategischen Ziele zur Entwicklung des Geoparks ein gezieltes Monitoring und eine
Evaluierung notwendig (G
EO
-N
ATURPARK
B
ERGSTRAßE
-O
DENWALD
2002: 4-1ff).
- 20 -

3. Mobile multimediale Informationssysteme
3.1. Leistungsanforderungen
Um zu klären, was ein mobiles multimediales Informationssystem leisten sollte,
muss zuerst das Einsatzgebiet bekannt sein. Dieses wurde in den voran-
gegangenen Kapiteln ausführlich beschrieben. Des Weiteren ist für das
Leistungsbild eines solchen Informationssystem wichtig, dass der Besucher im
Mittelpunkt steht. Dieser möchte ein bestimmtes Gebiet kennenlernen und erleben.
Neben dem Besucher selbst stellen die Naturphänomene den zentralen Inhalt dar.
Um diese beiden Faktoren, den Besucher und seine Umgebung, in Einklang zu
bringen, sollte das Gerät in der Lage sein, die aktuelle geographische Position des
Benutzers zu bestimmen (R
UCHTER
et al 2007: 1). Die Aufgaben eines mobilen
Informationssystems lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
1. Navigation (GPS und Karte)
2. Information (Navigation und multimediale Elemente)
3. Interaktion (Information und Interaktion mit der Umgebung)
Diese Reihenfolge der Funktionen ist hierarchisch zu verstehen: Navigieren ist die
Grundfunktion. Sie stellt die Basisausstattung des Geräts dar und erfordert das
geringste Know-how auf Seiten des Benutzers ­ es werden lediglich die Position
des Besuchers und die geplante Route auf einer Karte dargestellt. Das Abrufen von
Informationen setzt voraus, dass die Position bekannt ist und erweitert an
bestimmten Stellen den Funktionsumfang um Auskünfte zum jeweiligen Standort
und zur Umgebung. Dazu muss dem Gerät auch die Position von interessanten
Naturphänomenen (Point Of Interest, POI) bekannt sein. Nähert sich die Position
des Benutzers den Koordinaten eines POI, so werden verschiedene Informationen
auf dem Gerät bereitgestellt. Diese können in Form von Texten, Bildern,
Audiokommentaren, Videos oder Animationen zur Verfügung stehen. Auf der dritten
Ebene wird der Besucher zur Interaktion mit seiner Umgebung ermutigt. Dazu
müssen Navigation und Information von der theoretischen Ebene auf die
tatsächliche Umwelt übertragen werden. Der Erfolg eines solchen Projekts hängt
dabei nicht nur von den technischen Möglichkeiten, sondern auch von der
inhaltlichen und didaktischen Aufbereitung ab, die in Kapitel 4 näher beschrieben
- 21 -

wird. Alle drei Funktionsbereiche bieten diverse sinnvolle Erweiterungs-
möglichkeiten:
3.1.1. Navigation
Als Grundfunktion muss das Gerät in der Lage sein, die aktuelle Position des
Benutzers zu bestimmen. Die Ortung erfolgt im Idealfall über das Global Positioning
System (GPS). Die ermittelte Position wird anschließend auf einer Karte dargestellt.
Zusätzlich sollte die geplante Route als farbige Linie angezeigt werden. Für eine
einfache Wegführung reichen diese Parameter aus. Sie können jedoch durch
weitere Parameter ergänzt werden und so die Orientierung vereinfachen. Eine
Kompassfunktion etwa zeigt an, in welche Richtung man sich bewegt. Auch eine
Höhenangabe kann in vielen Fällen hilfreich sein, zum Beispiel wenn das
Kartenmaterial auch Isohypsen darstellt. Diese können dann mit der angegeben
Höhe verglichen werden und helfen somit bei der Orientierung. Auf der Karte sollten
neben den üblichen Informationen einer physischen topographischen Karte auch
Landmarken eingezeichnet sein. Dies können visuell markante Punkte in der
Umgebung sein, aber auch POIs entlang der Route, über die dann im zweiten
Schritt Informationen bereitstehen. Die Landmarken sollten im Gelände gut sichtbar
sein, um eine Orientierung zu vereinfachen.
3.1.2. Informationen
Die Auswahl sowie die Art und Weise der Darstellung von Informationen bieten
diverse Möglichkeiten. Gleichzeitig ist natürlich das Bereitstellen von Informationen
die zentrale Funktion des Informationssystems: Der Besucher wird die Qualität einer
mobil geführten Tour an der Qualität der Informationsübermittlung messen. Die
Wiedergabe über Text und Bild ist oftmals die einfachste Methode, allerdings auch
die eingeschränkteste, um komplexe Sachverhalte zu erklären. Da für viele
Regionen bereits Broschüren oder Ähnliches existieren, können die Textbausteine
schnell und ohne großen Arbeitsaufwand übernommen werden. Jedoch ist das
Lesen an einem kleinem Bildschirm eines mobilen Führers oftmals unangenehm
und mühsam. Daher sollten Texte so kurz wie möglich gehalten werden. Aus diesem
Grund bietet es sich an, auf die multimedialen Möglichkeiten moderner
Taschencomputer zurückzugreifen, wobei die Textform in den meisten Fällen
parallel angeboten werden sollte. Ein Audiokommentar kann die Textform eins zu
eins übernehmen. Er bietet den Vorteil, auch während des Wanderns abgerufen
- 22 -

werden zu können. So können zum Beispiel allgemeine und übergeordnete
Informationen, die nicht an einen bestimmten Ort gekoppelt sind, jederzeit
abgerufen werden. Außerdem können akustische Beispiele, wie Vogelgesang oder
andere Geräusche, abgespielt werden. Einige komplexe Sachverhalte und
dynamische Prozesse, wie Plattentektonik oder der Kreislauf der Gesteine, lassen
sich nur schwer über Text, Bild und Kommentar veranschaulichen. In diesen Fällen
bietet es sich an auf Videos und Animationen zurückzugreifen. Für alle Formate ist
die Berücksichtigung aktueller Grundsätze und Standards der Umweltbildung und
Didaktik wichtig. Zudem sollte der Abruf der Medien intuitiv oder automatisch
möglich sein.
3.1.3. Interaktion
Die höchste Ebene der Funktionalität bindet den Besucher in seine Umgebung ein.
Die Interaktion mit der Natur steigert den Lerneffekt durch Ansprache der Sinne. Die
Interaktionsebene ist eine Kombination aus bereitgestellten Informationen und
selbst erabeiteten Inhalten. Das mobile Informationssystem muss dabei die
Aktionen beschreiben. Der Besucher hat anschließend die Möglichkeit die Aufgabe
individuell zu bewältigen. Das Feld der Aktionen ist dabei stark von der Umgebung
und der Zielgruppe abhängig und stellt somit auch ein Alleinstellungsmerkmal einer
bestimmten Tour da. In einem Wald lassen sich andere Aktionen ­ wie zum Beispiel
das Schätzen des Alters eines Baums und das anschließende Zählen der
Baumringe ­ durchführen als auf einem Acker, wo sich das Durchführen einer
Fingerprobe anbietet. Neben Lernspielen, bei denen die Sinne des Besuchers
angesprochen werden, kann dieser auch durch ein Ratespiel zum Mitdenken
angeregt werden. Das Einbinden des Besuchers und Ansprechen der Sinne sind
wichtige Bestandteile eines Naturerlebnis- oder Endeckungspfads (L
ANG
2000: 23),
der in Kapitel 5 und 6 näher beschrieben wird. Die Interaktionsebene ist demnach
stark von der inhaltlichen Ausgestaltung des Pfads abhängig. Neben der
Ermutigung, in Kontakt mit der Natur zu treten, kann auch eine Interaktion zwischen
dem Gerät und dem Besucher stattfinden. Dazu ist eine Eingabeoption notwendig.
Der vorgestellte Pfad sieht dies in Form eines Frage-Antwort-Spiels vor. Es sind
jedoch auch Interaktionen möglich, die erweiterte Funktionen eines mobilen Geräts
erfordern. Hier ist in erster Linie eine Fotofunktion zu nennen.
- 23 -

3.2. Mobile Endgeräte
In den letzten Jahren ist ein enormer Zuwachs an Navigationsgeräten sowie GPS
fähigen Gadgets zu messen (S
TRATEGY
A
NALYTICS
2009). Auch im Bereich der
mobilen Naturführer sind zur Zeit verschiedene Produkte auf dem Markt erhältlich.
Um einen sinnvollen Vergleich der verschiedenen Geräte bzw. Programme zu
gewährleisten, werden im Folgenden wichtige Parameter einheitlich für alle
Produkte gegenübergestellt. Relevant sind in diesem Zusammenhang jene
Parameter, die den Anwendungsbereich und die Zielgruppe, für die das System
angelegt wurde, betreffen: Auf Anwenderseite sind die Darstellungsart und die
grundlegenden Funktionen von Interesse. Dazu gehören unter anderem die
Verfügbarkeit eines Geräts sowie das notwendige Betriebssystem, um die Software
nutzen zu können. Schließlich sollen auch Pflegemöglichkeiten des jeweiligen
Systems überprüft werden, die vor allem für Anbieter wichtig sind.
Bei kommerziellen Lösungen findet die Pflege der Daten oft über ein
internetbasiertes Serverprogramm statt. Das heißt, je nach Größe und Integration
des Wanderführers in einen Naturpark oder anderen Raum variiert auch die
Ausschöpfung des technischen Potenzials einer Software. Die tatsächliche aktuelle
Umsetzung spielt deshalb beim Vergleich der technischen Daten für diese Analyse
keine Rolle, sondern nur die vom Hersteller in Aussicht gestellten Funktionen.
Im Folgenden werden die Produkte Wanderwalter, Herman Wanderführer, ADAC
Wanderführer und NABU Albentdecker verglichen. Alle Produkte sind als
Wanderführer nutzbar: Sie ermöglichen die Navigation über GPS und stellen alle
diverse Informationen zu ihrer Umgebung bereit. Der Anwendungsbereich sowie die
technische und visuelle Umsetzung unterscheiden sich zum Teil jedoch erheblich.
- 24 -

3.2.1. Wanderwalter
Der ,,Wanderwalter" wird als multimediale Orientierungshilfe vermarktet. Er kommt
vor allem in Naturparks, Städten und Landkreisen sowie bei Tourismusverbänden
zum Einsatz. Diese müssen das kommerzielle System kaufen, stellen es in der
Regel anschließend jedoch dem Anwender gratis zur Verfügung. Laut Hersteller
nutzen vorrangig Erwachsene mit Technikinteresse die Geräte. Aber auch Sportler,
wie zum Beispiel Mountainbiker, werden durch entsprechende Funktionen
angesprochen. Die Einsatzmöglichkeit im sportlichen Bereich erschließt auch viele
junge Menschen als Zielgruppe, die den ,,Wanderwalter" vornehmlich als
Navigationssystem verwenden (W
ANDERWALTER
: Info Broschüre 2008).
Die Orientierungshilfe funktioniert über die Darstellung der per GPS ermittelten
aktuellen Position und des geplanten Wegs auf einer Karte. Der ,,Wanderwalter"
setzt hier auf eine eigene Kartendarstellung, die auch Nutzern ohne Erfahrung im
Kartenlesen die Orientierung erleichtert. Das Informationssystem baut auf einem
Location Based Service (LBS)
6
auf, der Auskünfte zu bestimmten Points Of Interest
(POI) bereitstellt. Hierzu werden die GPS-Daten der aktuellen Position mit den
GPS-Daten eines bestimmten POI verglichen. Gelangt der Nutzer mit dem Gerät in
die Nähe eines POI, so werden die zugehörigen Daten dargestellt. Der
,,Wanderwalter" bietet jedoch auch die Möglichkeit, mit einer Echtzeit-Suchfunktion
Informationen manuell abzurufen. Diese können per Text, Bild, Audio oder Video
dargestellt werden (W
ANDERWALTER
2010a).
Zur Planung und Vorbereitung von Touren werden auf der Internetseite
www.wanderwalter.de das gesamte Kartenmaterial sowie alle Beschreibungen zu
POIs bereitgestellt. Gestaltung und Navigation der Internetseite ähneln dem mobilen
Pendant. Die Verwaltung und Pflege aller Routen, Einzelziele und der
dazugehörigen Informationen geschieht über ein internetbasiertes Content
Management System
7
und funktioniert somit dezentral. Informationen können immer
aktuell gehalten und saisonal angepasst werden. Nach der Einspeisung auf die vom
Hersteller des ,,Wanderwalter" bereitgestellten Server stehen die Daten im Internet
zur Einsicht und zum Herunterladen bereit. Um die ,,Wanderwalter"-Software mobil
- 25 -
6
Standortbezogene Dienste (engl. Location Based Services (LBS), auch: Location
Dependent Services (LDS)) sind mobile Dienste, die unter Zuhilfenahme von
positionsabhängigen Daten dem Endbenutzer selektive Informationen bereitstellen
oder Dienste anderer Art erbringen (Quelle: wikipedia 2010a).
7
Ein Content-Management-System (kurz: CMS, übersetzt: Inhaltsverwaltungssystem) ist ein
System zur gemeinschaftlichen Erstellung, Bearbeitung und Organisation von
Inhalten. Diese können aus Text- und Multimedia-Dokumenten bestehen. Ein Autor
kann ein solches System in den meisten Fällen ohne Programmier- oder HTML-
Kenntnisse bedienen. Der darzustellende Informationsgehalt wird in diesem
Zusammenhang als Content (Inhalt) bezeichnet (Quelle: wikipedia 2010b).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842814509
Dateigröße
6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Geographie
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,0
Schlagworte
umweltpädagogik informationssysteme geopark lehrpfad
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Titel: Konzeption eines multimedialen Informationssystems für mobile Endgeräte am Beispiel Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
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