Analyse und Begrenzung der bankspezifischen Risiken im Rahmen der Projektfinanzierung von Biogasanlagen
Zusammenfassung
Es kostet am meisten und fügt der Wirtschaft den größten Schaden zu, wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel versagen. (Jürgen Trittin, Bundesumweltminister, 2002).
Angesichts des Klimawandels, der begrenzten Verfügbarkeit fossiler Energieträger sowie der steigenden Energiepreise wird die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien zunehmend staatlich gefördert. Hierbei handelt es sich um Energiequellen, die sich regenerieren und deren Nutzung damit nach menschlichem Ermessen unerschöpflich sind. Sie bieten die Möglichkeit einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieaufbereitung und -versorgung. Eine besondere Rolle spielt dabei die Bioenergie. Dieser Energieträger ist neben der Geothermik der einzige speicherbare erneuerbare Energieträger, der sowohl der Strom- als auch der Wärmebereitstellung dient. Damit bietet die Bioenergie außerordentlich günstige Voraussetzungen, in ein bestehendes energiewirtschaftliches System eingebunden zu werden.
Seit den Anfängen einer vermehrten Biogasproduktion in den achtziger Jahren waren zunächst Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von unter 50 Kilowatt (kW) die Regel. Die Kreditinstitute prüften zur Beurteilung der Finanzierung solcher Kleinanlagen in erster Linie die Bonität des Landwirts und dessen Grundbesitz zur Besicherung des Darlehens. Mittlerweile werden immer mehr Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen elektrischen Netzeinspeiseleistung von einem Megawatt (MW) errichtet. Diese Anlagengröße erfordert auch ein entsprechend höheres Investitionsvolumen, das häufig die Finanzierungskraft einzelner landwirtschaftlicher Kleinbetriebe übersteigt. Deshalb kooperieren zunehmend mehrere Landwirte und gründen eine Projektgesellschaft. Die Realisierung des Biogasvorhabens erfolgt dabei in der Regel im Rahmen einer Projektfinanzierung. Bei dieser Finanzierungsmethode ergeben sich allerdings höhere Anforderungen an die Rentabilitätsprüfung durch die darlehensgewährenden Banken. Im Gegensatz zur klassischen Unternehmensfinanzierung, bei der die Bonität des Unternehmens, welches den Kredit aufnimmt, das zentrale Beurteilungskriterium der Finanzierungsentscheidung darstellt, analysieren die Banken beim Modell der Projektfinanzierung die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektkonzeptes. Die Bedienung der Zins- und Tilgungsleistungen der Projektkredite erfolgt aus dem mit dem Biogasprojekt erwirtschafteten Cash-Flow. Hierbei ist die Implementierung eines […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Heranführung an das Thema
1.1 Problemdefinition
1.2 Erkenntnisinteresse
1.3 Methodisches Vorgehen
2 Grundlagen der Biogaserzeugung
2.1 Funktionsweise einer Biogasanlage
2.2 Substrate zur Biogasgewinnung
2.3 Unterscheidungsmerkmale von Biogasverfahren
3 Projektfinanzierung von Biogasanlagen
3.1 Grundlagen der Projektfinanzierung
3.1.1 Begriffsbestimmung und Abgrenzung zur klassischen Finanzierungsform
3.1.2 Charakteristische Merkmale
3.1.3 Varianten
3.2 Beteiligte eines Biogasprojektes
4 Risikomanagement
4.1 Risikopolitische Grundlagen
4.2 Risikoanalyse
4.2.1 Identifikation und Systematisierung von Projektrisiken
4.2.2 Anwendung der Risikoidentifikation
4.2.2.1 Technische Risiken
4.2.2.1.1 Fertigstellungs- und Kostenüberschreitungsrisiken
4.2.2.1.2 Reserve- und Abbaurisiken
4.2.2.1.3 Verfahrenstechnische Risiken
4.2.2.2 Wirtschaftliche Risiken
4.2.2.2.1 Betriebsrisiken
4.2.2.2.2 Managementrisiken
4.2.2.2.3 Absatzrisiken
4.2.2.2.4 Zulieferrisiken
4.2.2.2.5 Finanzierungsrisiken
4.2.2.3 Länderrisiken
4.2.2.4 Force-Majeure-Risiken
4.2.3 Risikobewertung
4.2.3.1 Statische Risikobewertung
4.2.3.2 Dynamische Risikobewertung
4.3 Risikosteuerung
4.3.1 Systematik der Instrumente zur Risikosteuerung
4.3.2 Begrenzung der identifizierten Risiken
4.3.2.1 Fertigstellungs- und Kostenüberschreitungsrisiken
4.3.2.2 Verfahrenstechnische Risiken
4.3.2.3 Betriebsrisiken
4.3.2.4 Managementrisiken
4.3.2.5 Absatzrisiken
4.3.2.6 Zulieferrisiken
4.3.2.7 Finanzierungsrisiken
4.3.2.8 Länderrisiken
4.3.2.9 Force-Majeure-Risiken
5 Schlussbetrachtung
Anhang
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Versicherung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Schematischer Aufbau einer Biogasanlage.
Abb. 2: Grundstruktur einer Projektfinanzierung im Vergleich zur klassischen Unternehmensfinanzierung.
Abb. 3: Wesentliche Projektbeteiligte.
Abb. 4: Risikogruppen der ursachenbezogenen Risikoklassifikation.
Abb. 5: Inflationsraten von 1999 bis 2009.
Abb. 6: Berechnung der Cash-Flow-Kennziffern.
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Unterscheidungsmerkmale von Biogasverfahren
Tab. 2: Instrumente zur Risikosteuerung
1 Heranführung an das Thema
1.1 Problemdefinition
„Es kostet am meisten und fügt der Wirtschaft den größten Schaden zu, wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel versagen.“
(Jürgen Trittin, Bundesumweltminister, 2002)
Angesichts des Klimawandels, der begrenzten Verfügbarkeit fossiler Energieträger sowie der steigenden Energiepreise wird die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien zunehmend staatlich gefördert.[1] Hierbei handelt es sich um Energiequellen, die sich regenerieren und deren Nutzung damit nach menschlichem Ermessen unerschöpflich sind. Sie bieten die Möglichkeit einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieaufbereitung und -versorgung.[2] Eine besondere Rolle spielt dabei die Bioenergie. Dieser Energieträger ist neben der Geothermik der einzige speicherbare erneuerbare Energieträger, der sowohl der Strom- als auch der Wärmebereitstellung dient. Damit bietet die Bioenergie außerordentlich günstige Voraussetzungen, in ein bestehendes energiewirtschaftliches System eingebunden zu werden.[3]
Seit den Anfängen einer vermehrten Biogasproduktion in den achtziger Jahren waren zunächst Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von unter 50 Kilowatt (kW) die Regel. Die Kreditinstitute prüften zur Beurteilung der Finanzierung solcher Kleinanlagen in erster Linie die Bonität des Landwirts und dessen Grundbesitz zur Besicherung des Darlehens. Mittlerweile werden immer mehr Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen elektrischen Netzeinspeiseleistung von einem Megawatt (MW) errichtet. Diese Anlagengröße erfordert auch ein entsprechend höheres Investitionsvolumen, das häufig die Finanzierungskraft einzelner landwirtschaftlicher Kleinbetriebe übersteigt. Deshalb kooperieren zunehmend mehrere Landwirte und gründen eine Projektgesellschaft. Die Realisierung des Biogasvorhabens erfolgt dabei in der Regel im Rahmen einer Projektfinanzierung.[4] Bei dieser Finanzierungsmethode ergeben sich allerdings höhere Anforderungen an die Rentabilitätsprüfung durch die darlehensgewährenden Banken. Im Gegensatz zur klassischen Unternehmensfinanzierung, bei der die Bonität des Unternehmens, welches den Kredit aufnimmt, das zentrale Beurteilungskriterium der Finanzierungsentscheidung darstellt, analysieren die Banken beim Modell der Projektfinanzierung die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektkonzeptes. Die Bedienung der Zins- und Tilgungsleistungen der Projektkredite erfolgt aus dem mit dem Biogasprojekt erwirtschafteten Cash-Flow.[5] Hierbei ist die Implementierung eines effizienten Risikomanagements zur Finanzierung eines Biogasvorhabens Voraussetzung für die Sicherung des Kapitaldienstes der Projektkredite.[6]
1.2 Erkenntnisinteresse
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll ein grundlegendes Verständnis für das komplexe Gebiet der Cash-Flow-basierten Finanzierung von Biogasanlagen vermittelt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Verdeutlichung, dass diese Finanzierungsform eine detaillierte Analyse des jeweiligen Projektkonzeptes seitens der darlehensgewährenden Banken voraussetzt.[7] Zu diesem Zweck sollen alle potentiellen Risiken, die sich aus Sicht der Kreditinstitute bei der Projektfinanzierung von Biogasanlagen ergeben könnten, analysiert und anschließend begrenzt werden. Zielstellung dabei ist, ein notwendiges Risikomanagement für die Kreditgewährung für Biogasvorhaben unter Berücksichtigung der speziellen Charakteristika einer Projektfinanzierung zu erarbeiten. Aufgrund der länderspezifischen Rahmenbedingungen zur Realisierung eines Biogasvorhabens bezieht sich das Risikomanagement auf die Finanzierung deutschlandweiter Biogasanlagen.[8]
1.3 Methodisches Vorgehen
Die vorliegende Arbeit ist nach der deduktiven Vorgehensweise aufgebaut und besteht neben dem einleitenden Kapitel und der Schlussbetrachtung aus drei Hauptteilen. Im zweiten Kapitel werden zunächst die Grundlagen der Biogaserzeugung erarbeitet. Neben der Veranschaulichung der technischen Funktionsweise einer Biogasanlage erfolgen eine Darstellung der unterschiedlichen Biogasverfahren sowie eine Charakterisierung der Substrate zur Biogasgewinnung. Das dritte Kapitel beinhaltet die konstitutiven Aspekte einer Projektfinanzierung und präzisiert die Beteiligten eines Biogasprojektes. Den Schwerpunkt der Diplomarbeit stellt das vierte Kapitel dar, welches sich mit dem Risikomanagement von Biogasprojekten im Rahmen der Cash-Flow-basierten Finanzierung befasst. Hierbei werden zunächst zentrale Begriffe definiert und die Notwendigkeit eines Risikomanagements für Projektfinanzierungen aufgezeigt. Anschließend werden im ersten Teil der Risikoanalyse die verschiedenen theoretischen Vorgehensweisen zur Identifikation und Systematisierung von Projektrisiken erläutert. Anhand der begründeten Entscheidung für eine dieser Vorgehensweisen erfolgt die praktische Anwendung der Risikoidentifikation für Biogasprojekte. Der zweite Teil der Risikoanalyse integriert die theoretischen Grundkenntnisse einer Risikobewertung. Hierbei wird die Erfordernis der Berechnung verschiedener Projekt-Kennziffern sowie die Erstellung von Cash-Flow-Modellen dargestellt. Die in der Risikoanalyse systematisch untersuchten Einzelrisiken bilden die Basis für Kapitel 4.3, der Risikosteuerung. In Analogie zur Risikoidentifikation werden zuerst die unterschiedlichen Instrumente zur Risikosteuerung betrachtet. Danach soll die Gefahr negativer Cash-Flow-Implikationen und damit auch das Rückzahlungsrisiko zugunsten der darlehensgewährenden Banken durch die Auswahl geeigneter Instrumentarien zur Risikosteuerung der zuvor identifizierten Risikoparameter begrenzt werden. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse im fünften Kapitel zusammengefasst.
2 Grundlagen der Biogaserzeugung
2.1 Funktionsweise einer Biogasanlage
Eine Biogasanlage besteht grundsätzlich aus einer Vorgrube, einem Gärbehälter (Fermenter), einem Gasspeicher, einem Gärrestlager sowie einem Blockheizkraftwerk (BHKW).[9] Die zur Biogaserzeugung eingesetzten Ausgangsprodukte sind die sogenannten Substrate (Vgl. Kapitel 2.2 Substrate zur Biogasgewinnung). Diese werden in die Vorgrube eingebracht und anschließend über eine Pumpe in den Gärbehälter befördert. Der Fermenter ist der Hauptbestandteil einer Biogasanlage, in dem die Vergärung von Biomasse stattfindet. Den Vergärungsprozess bezeichnet man auch als Fermentation. Hierbei wird innerhalb von mehreren Tagen durch die Aktivität von Mikroorganismen und unter Zuführung von Wärme Biogas gebildet.[10] Dies ist ein Gasgemisch, welches zu 40 Prozent bis 80 Prozent aus dem Energieträger Methan und zu 20 Prozent bis 60 Prozent aus Kohlenstoffdioxid besteht.[11] In sehr geringen Konzentrationen enthält es weiterhin Stickstoff, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff sowie Kohlenmonoxid.[12] Wichtigster Inhaltsstoff des Biogases ist das Methan, da die Energieausbeute grundlegend vom Methangehalt abhängig ist. Die Bildung von Biogas läuft unter anaeroben Bedingungen ab, das heißt ohne Zutritt von Sauerstoff. Zur Vermeidung von Schwimm- und Sinkschichtenbildung im Gärbehälter sind Biogasanlagen in der Regel mit einem zeitgesteuert betriebenen Rührwerk ausgestattet. Die Rühreinrichtung dient dem kontinuierlichen Mischen der Einsatzstoffe, wodurch die Temperatur im Fermenter gleichmäßig verteilt und ein Entweichen des entstandenen Biogases erleichtert wird.[13] Die Menge an dem erzeugten Gas ist dabei abhängig von dem eingesetzten Substrat, der Verweildauer der Einsatzstoffe im Gärbehälter sowie der Betriebstemperatur der Fermentation.[14] Zur motorischen Verwertung muss das Biogas durch Entschwefelung aufbereitet werden.[15] Die Produktion der elektrischen Energie erfolgt in einem BHKW. Hier treibt das Gasgemisch einen Verbrennungsmotor an, der über einen angeschlossenen Generator Strom erzeugt. In der Regel wird ein Gasspeicher am Fermenter installiert, denn die Biogasproduktion kann variieren, und bei großen Mengen an Gas können diese aus Kapazitätsgründen nicht vollständig im BHKW umgesetzt werden.[16] Die erzeugte elektrische Energie wird überwiegend in das öffentliche Stromnetz eingespeist.[17] Die infolge der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zusätzlich gewonnene Wärme dient der Beheizung des Fermenters sowie eigener Stall- und Wohngebäude. Außerdem kann sie nahe gelegenen Einrichtungen oder gegebenenfalls über ein geplantes oder bereits vorhandenes Nähwärmenetz verschiedenen Verbrauchern zum Kauf angeboten werden.[18] Die weiterhin bei der Biogasproduktion anfallenden ausgegasten und nahezu geruchslosen Gärrückstände sammeln sich im Gärrestlager und werden in erster Linie als organisches Düngemittel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen eingesetzt.[19] Die folgende Abbildung visualisiert den schematischen Aufbau einer Biogasanlage.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Schematischer Aufbau einer Biogasanlage.[20]
2.2 Substrate zur Biogasgewinnung
„Für die Biogaserzeugung sind sämtliche biogene Roh- und Reststoffe geeignet, die anaerob weitgehend abbaubar sind und Hemm- beziehungsweise Schadstoffe in so geringer Konzentration enthalten, dass weder der Gärprozess noch die nachfolgende landwirtschaftliche Verwertung des Gärrückstands nachteilig beeinflusst ist.“[21] Als Grundsubstrat wird in der Regel der bei der Tierhaltung in den landwirtschaftlichen Betrieben anfallende Wirtschaftsdünger in Form von Flüssig- oder Festmist eingesetzt. Mithilfe des Wirtschaftsdüngers werden die notwendigen Mikroorganismen für den Fermentationsprozess zugeführt. Allerdings kann man mit 100 Großvieheinheiten Rind nur eine BHKW-Leistung von 12 kW bis 14 kW generieren.[22] Eine Großvieheinheit entspricht dabei 500 Kilogramm Lebendgewicht.[23] Diese Faustzahl verdeutlicht, dass man zur Erzeugung von einem Megawatt Strom, welcher allein durch die Vergärung des Grundsubstrates generiert werden soll, einen hohen Tierbestand benötigen würde. Deshalb arbeiten die meisten Biogasanlagen auf der Grundlage der Kofermentation. Die wichtigsten Kosubstrate sind die nachwachsenden Rohstoffe (NawaRos). Die Nutzung pflanzlicher Kulturen zur Produktion von elektrischer und thermischer Energie stellt für die landwirtschaftlichen Betriebe einen weiteren Geschäftszweig dar, der der Diversifikation der Einkommensquellen dient. Die Erzeugung von Biogas aus NawaRos ermöglicht der Landwirtschaft, Feldfrüchte ohne kostenintensive Behandlung zur Nahrungsmittelaufbereitung profitabel zu verwerten. Deshalb nutzen die landwirtschaftlichen Unternehmen ihr Ackerland zunehmend zum Anbau von NawaRos für die Energieerzeugung mit Biogasanlagen.[24] Hierzu zählen sämtliche Feldkulturen, wie zum Beispiel Weizen, Roggen, Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais- und Grassilage.[25]
2.3 Unterscheidungsmerkmale von Biogasverfahren
Der Fermentationsprozess kann bei unterschiedlichen Bedingungen ablaufen. Demzufolge weist auch die Anlagentechnik zur Biogasherstellung ein breites Spektrum auf. Tabelle 1 stellt die Unterscheidungsmerkmale von Biogasverfahren dar, welche anschließend näher erläutert werden.[26]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Unterscheidungsmerkmale von Biogasverfahren.[27]
Trockensubstanzgehalt der Substrate
Nach dem Trockensubstanzgehalt der Substrate differenziert man in Nass- und Trockenfermentation. Die meisten Biogasanlagen werden auf der Grundlage der Nassfermentation betrieben. Charakteristisch für dieses Verfahren ist die Fließfähigkeit der Einsatzstoffe, welche ein Durchmischen im Gärbehälter mithilfe der Rühreinrichtung ermöglicht. Gegebenenfalls müssen die Substrate mit zum Teil hohem Energie- und Wasserbedarf aufbereitet und verflüssigt werden.[28] Die Trockenfermentation bietet landwirtschaftlichen Betrieben, denen kein Wirtschaftsdünger als Basissubstrat zur Verfügung steht, eine Alternative zur Nassvergärung.[29] Vorteilhaft ist dieses Verfahren, wenn vorwiegend stapelfähige Einsatzstoffe mit einem hohen Trockensubstanzgehalt von mehr als 15 Prozent,[30] wie zum Beispiel Roggen, Weizen, Gras- und Maissilage, vorhanden sind.[31] Im Gegensatz zur Nassfermentation wird das Substrat während des Vergärungsprozesses weder verflüssigt noch durchmischt. Die Entscheidung, ob die Trocken- oder Nassfermentation zur Anwendung kommt, ist abhängig von der Zusammensetzung und der Konsistenz der eingesetzten Substrate. Bisher existieren nur wenige Trockenfermentationsanlagen auf dem Markt. Die Kreditinstitute favorisieren die Cash-Flow-basierte Finanzierung von Nassfermentationsanlagen aufgrund der etablierten Technologie dieser Verfahrensweise im Rahmen vieler Referenzanlagen. Deshalb bildet die Nassvergärung die Grundlage der Diplomarbeit.[32]
Prozesstemperatur
Grundsätzlich ist eine konstante Prozesstemperatur der Fermentation von Bedeutung, damit diese stabil abläuft. Biogasanlagen werden im psychrophilen, mesophilen oder thermophilen Temperaturbereich betrieben. Beim psychrophilen Verfahren sind die Abbauleistung sowie die Gasproduktion infolge der niedrigen Temperaturen bis maximal 25 Grad stark vermindert. Mesophile Temperaturen liegen zwischen 32 Grad und 42 Grad.[33] Der biologische Prozess verläuft hierbei stabil und das Risiko einer Unterbrechung der Stromproduktion ist gering. Aufgrund der geringeren Geschwindigkeit des Abbauprozesses ist allerdings der Biogas-Output geringer als bei thermophilen Temperaturen.[34] Zwar verläuft die Vergärung in thermophilen Anlagen (50 Grad bis 57 Grad) beschleunigt ab,[35] aber auch weniger stabil. Die meisten Biogasanlagen arbeiten im mesophilen Bereich, weil die Stabilität des mikrobiologischen Abbaus der organischen Substanzen für die Wirtschaftlichkeit der Anlage maßgeblich ist. Außerdem müsste bei höheren Temperaturen ein Großteil der durch die Kraft-Wärme-Kopplung entstehenden thermischen Energie zur Beheizung des Fermenters eingesetzt werden.[36]
Anzahl der Prozessstufen
Hinsichtlich der Anzahl der Prozessstufen kann eine Biogasanlage ein-, zwei- oder mehrstufige Verfahren beinhalten. Der Großteil der Biogasanlagen ist nach dem einstufigen Ablauf konzipiert. Hierbei wird keine räumliche Trennung der verschiedenen Phasen der Vergärung von Biomasse (Hydrolyse, Versäuerung, Essigsäurebildung und Methanerzeugung) vorgenommen. Bei zwei- und mehrstufigen Vorgangsweisen erfolgt eine räumliche Trennung der Phasen auf verschiedene Behälter.[37]
Art der Beschickung
Je nach Verfügbarkeit von Substrat zur Biogaserzeugung wird die Beschickung, das heißt die Zuführung von Einsatzstoffen in eine Biogasanlage, diskontinuierlich, quasikontinuierlich oder kontinuierlich vorgenommen. Die diskontinuierliche Beschickung kommt vorwiegend bei der Trockenfermentation zur Anwendung. Hierbei wird der Ausgangsstoff nicht regelmäßig zugeführt, sondern der gesamte Gärbehälter mit einmal gefüllt. Der biologische Prozess vollzieht sich ohne weitere Zuführung oder Entnahme von Substrat. Nach Ablauf der Verweilzeit der Fermentation wird der Behälter entleert und anschließend erneut gefüllt. Hingegen werden bei der quasikontinuierlichen Beschickung mindestens einmal pro Tag Substrate in den Fermenter eingebracht. Bei der kontinuierlichen Methode erfolgt die Zuführung der Einsatzstoffe zur Biogasproduktion permanent. Dadurch ist bei dieser Methode eine gleichmäßige Gas- und somit Stromerzeugung realisierbar.[38]
3 Projektfinanzierung von Biogasanlagen
3.1 Grundlagen der Projektfinanzierung
3.1.1 Begriffsbestimmung und Abgrenzung zur klassischen Finanzierungsform
Unter dem Begriff Projektfinanzierung wird die Finanzierung einer wirtschaftlich und juristisch selbstständigen Einheit verstanden, bei der die Darlehensgeber den Fokus auf den Cash-Flow des Projektkonzeptes legen.[39] Der Cash-Flow ist der Einnahmenüberschuss der Projektgesellschaft aus dem Betriebs- und Umsatzprozess.[40] Im Rahmen der Projektfinanzierung wird eine Projektgesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, eine sogenannte Special Purpose Company, gegründet. Diese hat in Deutschland in der Regel die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft. Im Gegensatz zur klassischen Unternehmensfinanzierung kann bei einer Projektfinanzierung keine statische Kreditwürdigkeitsprüfung durchgeführt werden, weil für die neu gegründete Gesellschaft keine Unternehmensbilanzen zur Analyse der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zur Verfügung stehen. Demzufolge ist auch nicht die Unternehmensbonität, sondern das Projektanalyseergebnis das zentrale Beurteilungskriterium für die Kreditgewährung. Nur wenn sich das Investitionsvorhaben auch unter negativen Bedingungen mit größter Wahrscheinlichkeit liquiditätsmäßig noch selber tragen kann, wird das Darlehen bewilligt. Bei einer Projektfinanzierung müssen sämtliche Kosten inklusive Schuldendienst aus dem Projekt-Cash-Flow amortisiert werden. Die Projektfinanzierung kennzeichnet also eine ertragsorientierte Kreditvergabe.[41] Hingegen betrachten die Banken bei einer konventionellen Unternehmensfinanzierung das Investitionsvorhaben als Teil des Unternehmens. Das gewährte Darlehen wird dabei aus den gesamten Unternehmensaktivitäten zurückgeführt. Außerdem wird bei einer klassischen Finanzierung auch keine Projektgesellschaft gegründet.[42] Das Kreditverhältnis besteht unmittelbar zwischen dem kreditnachfragenden Unternehmen und der Bank. Bei einer Cash-Flow-basierten Finanzierung wird die Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Darlehensgeber und der Projektgesellschaft abgeschlossen. Die initiierenden Unternehmen, im Rahmen der Projektfinanzierung auch Sponsoren genannt, stellen dem Projekt das benötigte Eigenkapital zur Realisierung des Vorhabens zur Verfügung.[43] Abbildung 2 stellt die Grundstruktur einer Projektfinanzierung im Vergleich zur klassischen Unternehmensfinanzierung grafisch dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Grundstruktur einer Projektfinanzierung im Vergleich zur klassischen Unternehmensfinanzierung.[44]
3.1.2 Charakteristische Merkmale
Projektfinanzierungen sind durch die konstitutiven Merkmale, Cash-Flow-Orientierung (Cash-Flow-Related-Lending), Risikoteilung (Risk-Sharing) und außerbilanzielle Finanzierung (Off-Balance-Sheet-Financing) gekennzeichnet.[45] Diese werden im Folgenden charakterisiert.
Cash-Flow-Orientierung
Cash-Flow-Orientierung bedeutet, die Finanzierungsentscheidung sowie die Festlegung der Finanzierungskonditionen sind abhängig von dem prognostizierten Projekt-Cash-Flow und somit von der Rentabilität und Finanzierungskraft des Investitionsvorhabens.[46] Das wichtigste Kriterium für eine Kreditbewilligung ist, dass das Projekt im Rahmen der geplanten Finanzierungsstruktur die Rückzahlung von Zins und Tilgung leisten kann. Die Bedienung des eingesetzten Kapitals erfolgt in erster Linie aus dem erwirtschafteten Cash-Flow.[47] Dementsprechend muss mithilfe von Cash-Flow-Szenarien die Differenz zwischen den zu erwartenden Einzahlungen des Vorhabens und den zu ihrer Erzielung benötigten Auszahlungen unter Berücksichtigung verschiedener gewinnmindernder Einflussfaktoren für die gesamte Projektdauer berechnet werden.[48] Anhand der Cash-Flow-Analyse können die Darlehensgeber die Verschuldungsfähigkeit des Vorhabens sowie die optimale Rückzahlungsstruktur für die Projektkredite ermitteln. Das Projekt muss grundsätzlich einen ausreichenden Cash-Flow zur Deckung der operativen Kosten sowie des Kapitaldienstes der Projektkredite generieren. Außerdem sollte das Vorhaben eine angemessene Eigenkapitalrendite für die Investoren erwirtschaften.[49]
Risikoteilung
Die Risikoteilung wird mit dem Ziel durchgeführt, eine optimale und tragfähige Projektrisikostruktur für die Projektfinanziers zu realisieren. Hierbei werden genau spezifizierte Projektrisiken auf die Projektbeteiligten entsprechend ihrer Möglichkeiten, die jeweiligen Risiken zu beeinflussen und zu kontrollieren, verteilt. Nach dem Effizienzprinzip der Risikoallokation soll dabei das Risiko von der Partei getragen werden, die es am besten steuern kann .[50] Grundüberlegung der Banken ist es, eine ausreichende Haftungsbasis für eventuelle Forderungsausfälle durch das Risk-Sharing zu generieren. Im Fall einer Verwertung der Vermögenswerte der Projektgesellschaft ist der erzielbare Veräußerungswert in der Regel nicht ausreichend, um die offenen Forderungen zu decken. Es müssen deshalb Verträge mit den entsprechenden Haftungsklauseln abgeschlossen werden. Durch die Partizipation vieler Projektparteien an den Risiken soll eine Fortführung des Vorhabens über die gesamte Projektlaufzeit gewährleistet werden.[51]
Außerbilanzielle Finanzierung
Das dritte Merkmal einer Projektfinanzierung ist die außerbilanzielle Finanzierung (Off-Balance-Sheet-Financing). Infolge der direkten Projektkreditierung tritt die Projektgesellschaft als Kreditschuldner gegenüber der Bank auf. Sie muss die aufgenommenen Darlehen als Verbindlichkeiten bilanzieren.[52] Die Sponsoren weisen lediglich einen Anteil am Eigenkapital der Projektgesellschaft als Finanzanlage in ihren Bilanzen aus, vorausgesetzt, die Beteiligung beträgt maximal 50 Prozent. Die Bewilligung und Auszahlung der Projektkredite hat weitgehend keine Auswirkungen auf die Bilanzen der Projektinitiatoren, solange keine Mehrheitsbeteiligung (mehr als 50 Prozent) eingegangen wird und dadurch ein Vollkonsolidierungserfordernis entsteht. Man spricht deshalb auch von einer bilanzexternen Finanzierung.[53] Durch die Off-Balance-Sheet-Struktur können Vorhaben realisiert werden, die die Tragfähigkeit und das Verschuldungspotential einzelner Sponsoren bei einer klassischen Finanzierung übersteigen würden.[54]
3.1.3 Varianten
Entsprechend dem Risikoprofil des zu finanzierenden Vorhabens sowie der Möglichkeiten der Banken, Haftungsansprüche gegen die Sponsoren der Projektgesellschaft zu erheben, existieren drei Varianten der Projektfinanzierung. Im Folgenden werden die sogenannten Full-, Limited- und Non-Recourse-Finanzierungsmethoden erklärt.[55]
Limited-Recourse-Finanzierung
Die Limited-Recourse-Finanzierung ist durch eine begrenzte Sponsorenhaftung gekennzeichnet. Die Darlehensgeber haben nur in einem beschränkten Umfang die Möglichkeit, auf die Projektinitiatoren zum Zweck der Kredittilgung zurückzugreifen. In der Praxis wird die Haftung zeitlich oder betragsmäßig auf einen Höchstbetrag (Cap) begrenzt.[56] Die Limited-Recourse-Variante kommt bei den meisten Projektfinanzierungen zur Anwendung.[57]
Non-Recourse-Finanzierung
Enthalten die Vertragsbedingungen einen Ausschluss der Rückgriffsmöglichkeit der darlehensgewährenden Banken auf die Sponsoren, liegt eine Non-Recourse-Finanzierung vor. Die Projektgesellschaft haftet den Banken lediglich mit ihren Vermögenswerten. Die Kreditinstitute müssten dabei aufgrund der Haftungsfreistellung der Projektinitiatoren einen Großteil der unternehmerischen Verantwortung für das Projekt übernehmen. Deshalb findet diese Variante, welche auch als reine Projektfinanzierung bezeichnet wird, selten praktische Anwendung.[58]
Full-Recourse-Finanzierung
Bei einer Full-Recourse-Finanzierung haben die Kreditinstitute umfassende Rückgriffsrechte auf die Sponsoren. Das bedeutet, die initiierenden Unternehmen übernehmen die volle Haftung für sämtliche Risiken und somit für eine eventuell eintretende Zahlungsunfähigkeit der Projektgesellschaft.[59] De facto liegt hier der gleiche Haftungsumfang wie bei einem klassischen Unternehmenskredit vor, welcher nicht mit dem Merkmal der Risikoteilung zwischen den Projektbeteiligten korrespondiert. Aufgrund der umfassenden Haftungsverpflichtungen der Sponsoren wird der Fokus verstärkt auf deren Unternehmensbonität als Grundlage der Kreditbewilligung gelegt. Das Projektanalyseergebnis stellt hierbei nur ein zusätzliches Kriterium der Finanzierungsentscheidung dar. Deshalb handelt es sich bei der Full-Recourse-Methode um keine echte Projektfinanzierung.[60]
3.2 Beteiligte eines Biogasprojektes
Die Charakteristik einer Projektfinanzierung verdeutlicht, dass diese Finanzierungsform komplexe Strukturen beinhaltet, bei denen eine Vielzahl von Parteien beteiligt ist. Die erfolgreiche Realisierung des Vorhabens ist abhängig von der effizienten Zusammenarbeit der Parteien.[61] Die nachstehende Abbildung veranschaulicht die wesentlichen Beteiligten einer Projektfinanzierung von Biogasanlagen, welche anschließend näher erläutert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Wesentliche Projektbeteiligte.[62]
Initiierende Unternehmen
Von den initiierenden Unternehmen (Sponsoren oder Projektträger) geht die Initiative zur Durchführung des Biogasprojektes aus.[63] Angesichts der hohen Finanzierungsvolumina sowie der benötigten Ressourcen zur Realisierung eines Biogasvorhabens kooperieren zunehmend mehrere landwirtschaftliche Betriebe und gründen eine Projektgesellschaft.[64] Ihre Aufgabe besteht darin, dass aus der ursprünglichen Projektidee ein durchführbares Konzept entsteht. Deshalb sind sie maßgeblich in den Gründungsprozess involviert und treten mit anderen potentiellen Projektbeteiligten in Vertragsverhandlungen. Des Weiteren stellen die Sponsoren der neu gegründeten Gesellschaft Eigenkapital zur Verfügung.[65] Neben den Sponsoren können sich auch Finanzinvestoren als Eigenkapitalgeber an dem Projekt beteiligen. Dadurch soll die benötigte und von den Kreditinstituten geforderte Eigenkapitalquote erzielt werden.[66]
Kreditgeber
Aufgrund der hohen Investitionsvolumina eines Biogasprojektes ist die Aufnahme von Fremdkapital zur erfolgreichen Durchführung des Vorhabens notwendig. In Deutschland stellen die Kreditinstitute die wichtigsten Fremdkapitalgeber dar.[67] Je nach der benötigten Finanzierungssumme erfolgt die Auszahlung des Darlehens in Form eines syndizierten Projektkredites.[68] Bei einem syndizierten Kredit bilden mehrere Banken ein Kreditkonsortium, um die Fremdfinanzierung gemeinsam zu tragen und die Risiken zu teilen.[69] Zudem kann ein Förderkredit bei den jeweiligen Förderbanken der Bundesländer oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt werden.[70] Die Darlehensgeber begleiten das Biogasvorhaben mit finanzwirtschaftlichen Beratungs- und Dienstleistungsaufgaben. Dazu gehören unter anderem die Beurteilung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Vorhabens mithilfe der Erstellung von Projektanalysen, die Erarbeitung eines optimalen Gesamtfinanzierungskonzeptes sowie die Unterstützung der initiierenden Unternehmen im Hinblick auf bestimmte rechtliche und steuerliche Angelegenheiten.[71]
Versicherungsunternehmen
Die Beteiligung von Versicherungsunternehmen ist aus risikopolitischen Aspekten für die Realisierung eines Biogasvorhabens unabdingbar. Mit dem Abschluss von Versicherungspolicen geht die Verpflichtung für die jeweiligen Institute einher, die Haftung für bestimmte Projektrisiken zu übernehmen. Neben den Projektinitiatoren, die ein Interesse an der Risikobegrenzung haben, ist der Abschluss von Versicherungspolicen auch für die Kreditinstitute eine wesentliche Voraussetzung, das Engagement zu finanzieren.[72]
Staat
Die gesetzgeberische Funktion des Staates hat einen entscheidenden Einfluss auf die erfolgreiche Durchführung eines Biogasprojektes. Es ist wichtig, den Staat aufgrund seiner Funktion als Genehmigungsinstanz frühzeitig in das Projekt zu involvieren.[73] Beispielsweise muss sich die Projektgesellschaft den Bau sowie die Betriebsführung der Biogasanlage von den zuständigen staatlichen Instanzen bewilligen lassen. Zudem fungiert der Staat insbesondere im Rahmen der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien als Projektförderer. Nach dem deutschen Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG) wird die Vergütung für die Einspeisung von Strom aus Biogas über einen Zeitraum von 20 Jahren garantiert.[74] Die EEG-Vergütungsvorschrift ist so aufgebaut, dass zunächst für alle Biogasanlagen eine einheitliche Grundvergütung, entsprechend der Menge des eingespeisten Stromes, zu zahlen ist. Daneben kann die Projektgesellschaft noch verschiedene Zusatzvergütungsansprüche (Boni) geltend machen.[75] Dazu gehören der Gülle-Bonus für die Beschickung der Anlage mit mindestens 30 Prozent Wirtschaftsdünger, der NawaRo-Bonus für die Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen sowie ein damit verbundener Landwirtschaftspflege-Bonus. Außerdem können ein Bonus für Strom, der aus der Kraft-Wärme-Kopplung resultiert (KWK-Bonus), ein Technologie-Bonus für besonders innovative, noch nicht marktfähige Technologien, wie zum Beispiel die Gasaufbereitung auf Erdgasqualität und ein Emissionsminderungs-Bonus für Biogasanlagen bis 500 kW, wenn bestimmte Formaldehydgrenzwerte nach dem Emissionsminderungsgebot eingehalten werden, beantragt werden (Vgl. Anlage 1: Vergütungsübersicht für Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Biogas nach dem EEG 2009).[76] Die gesetzliche Regelung zur Einspeisung von Strom aus Biogas fördert den Bau von Biogasanlagen und gibt der Projektgesellschaft sowie den Kreditinstituten im Rahmen einer Cash-Flow-basierten Finanzierung von Biogasvorhaben eine Planungssicherheit der Stromeinnahmen des Biogasprojektes.[77] Weiterhin unterstützt der Staat verschiedene Biogasvorhaben durch die Bereitstellung von Infrastrukturleistungen, die Gewährung von Subventionen und die Sicherung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. Als Fiskus partizipiert der Staat außerdem an dem wirtschaftlichen Erfolg des Biogasprojektes. Er vereinnahmt die in Abhängigkeit von dem Gewinn der Gesellschaft zu zahlende Steuer.[78]
Anlagenbauer
An der Errichtung und der Inbetriebnahme einer Biogasanlage können mehrere Hersteller der verschiedenen Bauelemente einer solchen Anlage beteiligt sein. Die Bauunternehmen (Contractoren) verpflichten sich zur Lieferung und Montage des für die Projektgesellschaft betriebsnotwendigen Anlagevermögens.[79] Oftmals wird aber auch ein Generalunternehmer mit dem Anlagenbau beauftragt. Der Generalunternehmer ist der alleinige Contractor und Ansprechpartner der Projektgesellschaft. Er muss die Biogasanlage schlüsselfertig liefern.[80]
[...]
[1] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 12.
[2] Vgl. Kraus, M., (2004), S. 76.
[3] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 10-11.
[4] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 12.
[5] Vgl. Przybilla, A., (2008), S. 55-56.
[6] Vgl. Böttcher, J./ Blattner, P., (2006), S. 34-35.
[7] Vgl. Weber, B./ Alfen, H. W./ Maser, S., (2006), S. 15-16.
[8] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 10.
[9] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 7.
[10] Vgl. Kaltschmitt, M./ Streicher, W., (2009), S. 438.
[11] Vgl. Quaschning, V., (2008), S. 281.
[12] Vgl. Cerbe, G. u.a., (2008), S. 21.
[13] Vgl. Kranert, M./ Cord-Landwehr, K., (2010), S. 237.
[14] Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), (2006), S. 28-30.
[15] Vgl. Bischofsberger, W. u.a., (2005), S. 551.
[16] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 8.
[17] Vgl. Blaschke, C., (2008), S. 10.
[18] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 23.
[19] Vgl. Mähnert, P., (2008), S. 10.
[20] Eigene Erstellung in Anlehnung an: Philipp, S., (2006), S. 15.
[21] Mähnert, P., (2008), S. 11.
[22] Vgl. Bayerische s Landesamt für Umwelt: Biogashandbuch Bayern, 16.06.2010.
[23] Vgl. Eder, B./ Schulz, H., (2007), S. 43.
[24] Vgl. Eder, B./ Schulz, H., (2007), S. 47.
[25] Vgl. Philipp, S., (2006), S. 14.
[26] Vgl. FNR, (2006), S. 36.
[27] In modifizierter Form übernommen aus: FNR, (2006), S. 36.
[28] Vgl. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL), (2006), S. 16.
[29] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 8.
[30] Vgl. Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, (2005), S. 4.
[31] Vgl. Philipp, S., (2006), S. 15.
[32] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 8.
[33] Vgl. Wesselak, V./ Schabbach, T., (2009), S. 353.
[34] Vgl. FNR, (2006), S. 27.
[35] Vgl. Wesselak, V./ Schabbach, T., (2009), S. 353.
[36] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 8.
[37] Vgl. Mähnert, P., (2008), S. 4-7.
[38] Vgl. FNR, (2006), S. 37-38.
[39] Vgl. Weber, B./ Alfen, H. W./ Maser, S., (2006), S. 14.
[40] Vgl. Kraus, M., (2004), S. 42.
[41] Vgl. Przybilla, A., (2008), S. 55-56.
[42] Vgl. Böttcher, J., (2009), S. 79-80.
[43] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 7-9.
[44] Eigene Erstellung in Anlehnung an: Corsten, H., (2000), S. 103.
[45] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 9.
[46] Vgl. Weber, B./ Alfen, H. W./ Maser, S., (2006), S. 26.
[47] Vgl. Wolf, B., (2003), S. 66.
[48] Vgl. Böttcher, J., (2009), S. 23.
[49] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 9-10.
[50] Vgl. Dahmen, A./ Jacobi, P., (1997), S. 186-188.
[51] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 10-11.
[52] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 11.
[53] Vgl. Weber, B./ Alfen, H. W./ Maser, S., (2006), S. 28.
[54] Vgl. Przybilla, A., (2008), S. 63.
[55] Vgl. Prätsch, J./ Schikorra, U./ Ludwig, E., (2007), S. 203.
[56] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 14.
[57] Vgl. Przybilla, A., (2008), S. 61.
[58] Vgl. Böttcher, J./ Blattner, P., (2006), S. 24.
[59] Vgl. Böttcher, J./ Blattner, P., (2006), S. 23.
[60] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 13-14.
[61] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 22.
[62] Eigene Erstellung in Anlehnung an: Przybilla, A., (2008), S. 64.
[63] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 22.
[64] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 12.
[65] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 22.
[66] Vgl. Weber, B./ Alfen, H. W./ Maser, S., (2006), S. 32.
[67] Vgl. Wolf, B., (2003), S. 79.
[68] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 31.
[69] Vgl. Breuer, W./ Schweizer, T., (2003), S. 505-506.
[70] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 31.
[71] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 30.
[72] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 31.
[73] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 30.
[74] Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU): Vergütungssätze, 01.07.2010.
[75] Vgl. Energieagentur NRW, (2006), S. 20.
[76] Vgl. BMU: Vergütungssätze, 01.07.2010.
[77] Vgl. Böttcher, J., (2009), S. 205.
[78] Vgl. Tytko, D., (1999), S. 31-32.
[79] Vgl. Russ, A./ Buksch, M.-O., S. 593.
[80] Vgl. Lang, T./ Grell, A., (2008), S. 29.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2010
- ISBN (eBook)
- 9783842810303
- DOI
- 10.3239/9783842810303
- Dateigröße
- 1.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Berufsakademie Sachsen in Leipzig – Interdisziplinäres Vermögensmanagement, Studiengang Betriebswirtschaftslehre
- Erscheinungsdatum
- 2011 (Februar)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- biogasanlage projektfinanzierung risikomanagement finanzierung risikoanalyse
- Produktsicherheit
- Diplom.de