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Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und seine Entwicklungsimpulse für die Anrainerkreise Nordfriesland und Dithmarschen

©2010 Diplomarbeit 99 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
1.1 Einleitung und Problemstellung:
Nationalparks sind Großschutzgebiete (GSG). Auf der einen Seite sind sie die ‘grünen Lungen’ Europas, aber auf der anderen Seite durch ihre räumliche Lage (in Grenz- beziehungsweise Küstenregionen) und Größe ‘Knotenpunkte’ verschiedenen konfluierender Nutzungsansprüche und raumstruktureller Entwicklungsmodelle. Das dicht besiedelte Mitteleuropa hat eine lange Kulturgeschichte und ist dadurch anthropogen stark überformt. Naturschutz wird deshalb häufig als Verhinderer einer wirtschaftlichen Entwicklung dargestellt.
Der Naturschutzgedanke ist traditionell eher ein ‘anthropozentrisches Gedankengut’ und beschreibt die Einmaligkeit von Naturphänomenen wie den Yellowstone Nationalpark in den USA. Heute, insbesondere in Europa, werden Schutzgebiete eher aus ökologischen Beweggründen, wie die Erhaltung der Biodiversität oder die Sicherstellung ungestörter ökosystemarer Abläufe, ausgewiesen. Sie gelten als klassisches Flächenschutzinstrument, dass die Rückführung von Kulturlandschaften zur Naturnähe erlaubt. Oft werden sie jedoch als ‘Schwarze Löcher’ innerhalb der Region und der hiesigen Wirtschaft angesehen. Dies führt häufig zu mangelnder Akzeptanz bei Anwohnern, politischen- und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern.
Zurzeit gibt es 14 Nationalparks in Deutschland, mit einer Fläche von 962.048 Hektar wovon ein Großteil die marinen Gebiete der Nord- und Ostsee sind. Das Wattenmeer der Nordsee ist ein weltweit einzigartiges Ökosystem. Es bietet Lebensraum für 250 Tierarten, darunter 30 verschiedene einheimische Vogelarten. Über 12 Millionen Zugvögel nutzen das Wattenmeer jährlich auf ihrem Weg. Die Wattenmeerregion ist aber nicht nur einzigartiger Naturraum, sondern auch ein Kulturraum, in dem Menschen seit Jahrhunderten gelebt, gearbeitet und kulturelle Werte geschaffen haben (Vgl. Homepage EUROPARC Deutschland).
Von den drei Wattenmeer Nationalparks (Niedersächsisches, Hamburgisches und Schleswig-Holsteinisches) ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer der flächengrößte Nationalpark Deutschlands. Als der erste Küsten-Nationalpark Deutschlands 1985 gegründet wurde, machte er sich damit zwei Ziele zur Aufgabe. Erstens, den Schutz, Erhalt und Weiterentwicklung des Naturpotentials und zweitens den Erhalt und Förderung der Lebenschancen der Menschen in der Region. Die geschützte Fläche besteht vor allem aus Wasser und dem Wattenmeer. Die Inseln und Halligen sind zwar als […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Kapitel Einführung
1.1 Einleitung und Problemstellung
1.2 Fragestellung und Arbeitshypothese
1.3 Zielsetzung
1.4 Methodik und Datenerhebung
1.5 Rahmenbedingungen für die Feldforschung
1.6 Forschungsstand

Kapitel 2 Theoretische Aspekte der Regionalentwicklung
2.1 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung
2.2 Begriffsbestimmung: Wirkungen, Effekte und Einflussfaktoren

Kapitel 3 Großschutzgebiete und ihr Stellenwert für die Regionalentwicklung
3.1 Rechtliche Bestimmungen von Nationalparks
3.2 Andere Großschutzgebiete
3.3 Großschutzgebiete als Instrument der Regionalentwicklung
3.4 Wirkungen von Großschutzgebieten: Ökonomisch, sozial und ökologisch
3.5 Naturtourismus als regionaler Wirtschaftsfaktor und dessen Effekte

Kapitel 4 Charakteristik des Beispiel-Nationalparks

Kapitel 5 Strukturelle Rahmenbedingungen des Untersuchungsgebietes
5.1 Historisch-anthropogeographische Verhältnisse in der Untersuchungsregion
5.2 Erste Bilanz aus über 20 Jahren Nationalparkarbeit
5.2.1 Die Nationalparkamt
5.2.2 Die NationalparkService gGmbH
5.2.3 Landesmittel und Drittmittelerwirtschaftung
5.2.4 Ökosystemforschung und Trilaterale Zusammenarbeit
5.2.5 Das Sozioökonomische Monitoring Wattenmeer (SÖM Watt)
5.2.6 Das Nationalpark-Partner Programm und weitere Kooperationen
5.2.7 Bildung für nachhaltige Entwicklung
5.2.8 Bewertung der ökologischen Situation im Nationalpark
5.3 Ernennung zum Weltnaturerbe und dessen wahrscheinliche Auswirkungen
5.4 Tourismusentwicklung
5.5 Akzeptanz der Nationalparks

Kapitel 6 Unternehmen in der Nationalparkregion
6.1 Grundgesamtheit und Stichprobenziehung
6.2 Verlauf der Unternehmensbefragung
6.3 Ergebnisse
6.3.1 Allgemeine Angaben zu den Unternehmen
6.3.2 Art und geographische Verortung der Investitionen
6.3.3 Vorleistungsverflechtungen
6.3.4 Bedeutung des Tourismus am Gesamtumsatz
6.3.5 Einschätzungen zur Nachhaltigkeit
6.3.6 Nationalparkbezug
6.3.7 Relevanz des Nationalparks
6.3.8 Kenntnis des Programms Nationalpark-Partner
6.3.9 Kooperation mit den Nationalpark – Meinungsbild der Partnerbetriebe
6.3.10 Erwartungen an den Nationalpark
6.3.11 Anmerkungen und Kommentare der befragten Unternehmen
6.4 Zusammenfassende Bewertungen der Unternehmensbefragung

Kapitel 7 Entwicklungsorientierte Empfehlungen
7.1 Empfehlungen für das Untersuchungsgebiet
7.2 Weiterer Forschungsbedarf

Kapitel 8 Zusammenfassende Schlussbetrachtung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Verzeichnis der Interviewpartner

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Anhangab

Kapitel 1 Einführung

1.1 Einleitung und Problemstellung

Nationalparks sind Großschutzgebiete (GSG). Auf der einen Seite sind sie die „grünen Lungen“ Europas, aber auf der anderen Seite durch ihre räumliche Lage (in Grenz- beziehungsweise Küstenregionen) und Größe „Knotenpunkte“ verschiedenen konfluierender Nutzungsansprüche und raumstruktureller Entwicklungsmodelle. Das dicht besiedelte Mitteleuropa hat eine lange Kulturgeschichte und ist dadurch anthropogen stark überformt. Naturschutz wird deshalb häufig als Verhinderer einer wirtschaftlichen Entwicklung dargestellt.

Der Naturschutzgedanke ist traditionell eher ein „anthropozentrisches Gedankengut“ (HAMMER 2003:25) und beschreibt die Einmaligkeit von Naturphänomenen wie den Yellowstone Nationalpark in den USA. Heute, insbesondere in Europa, werden Schutzgebiete eher aus ökologischen Beweggründen, wie die Erhaltung der Biodiversität oder die Sicherstellung ungestörter ökosystemarer Abläufe, ausgewiesen. Sie gelten als klassisches Flächenschutzinstrument, dass die Rückführung von Kulturlandschaften zur Naturnähe erlaubt. Oft werden sie jedoch als „Schwarze Löcher“ innerhalb der Region und der hiesigen Wirtschaft angesehen. Dies führt häufig zu mangelnder Akzeptanz bei Anwohnern, politischen- und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern.

Zurzeit gibt es 14 Nationalparks in Deutschland, mit einer Fläche von 962.048 Hektar wovon ein Großteil die marinen Gebiete der Nord-und Ostsee sind. Das Wattenmeer der Nordsee ist ein weltweit einzigartiges Ökosystem. Es bietet Lebensraum für 250 Tierarten, darunter 30 verschiedene einheimische Vogelarten. Über 12 Millionen Zugvögel nutzen das Wattenmeer jährlich auf ihrem Weg. Die Wattenmeerregion ist aber nicht nur einzigartiger Naturraum, sondern auch ein Kulturraum, in dem Menschen seit Jahrhunderten gelebt, gearbeitet und kulturelle Werte geschaffen haben (Vgl. Homepage EUROPARC Deutschland).

Von den drei Wattenmeer Nationalparks (Niedersächsisches, Hamburgisches und Schleswig-Holsteinisches) ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer der flächengrößte Nationalpark Deutschlands. Als der erste Küsten-Nationalpark Deutschlands 1985 gegründet wurde, machte er sich damit zwei Ziele zur Aufgabe. Erstens, den Schutz, Erhalt und Weiterentwicklung des Naturpotentials und zweitens den Erhalt und Förderung der Lebenschancen der Menschen in der Region. Die geschützte Fläche besteht vor allem aus Wasser und dem Wattenmeer. Die Inseln und Halligen sind zwar als Enklaven aus dem Nationalpark ausgegrenzt, benennen aber eigene Schutzgebiete (Nationalparkgesetz NPG 1997). Zudem grenzen die Kreise[1] Dithmarschen und Nordfriesland mit mehreren Gemeinden an den Nationalpark.

Problemstellung

Das Wattenmeer (die Nordsee) ist ein traditionelles Fremdenverkehrsgebiet. Daraus lässt sich folgende Problemstellung in Bezug auf den Nationalpark kurz skizzieren: Der Tourismus in der Untersuchungsregion ist durch eine starke räumliche Konzentration gekennzeichnet, vor allem auf den drei Geestinseln Sylt, Amrum und Föhr sowie die touristischen Zentren St. Peter-Ording und Büsum. Eine Folge dieser Verteilung ist nach Aussage des Nordsee-Tourismus-Service ein extrem wirtschaftliches Abhängigkeitsgefälle vom Tourismus (St. Peter-Ording ca. 70 Prozent, Sylt 40 Prozent, Amrum 100 Prozent). Eine grundlegende konkurrierende Situation (Freizeitsport Kontra Naturschutz, Wirtschaftsförderung Kontra Naturschutz, Gemeinden Kontra Schutzgebietsverwaltung) ist durch die Errichtung des Nationalparks entstanden. Nach einer Studie von ZIENER (2005:178ff.) sind solche Konflikte dauerhaft nicht lösbar, können aber durch Kooperationen und Kompromisse entschärft werden. Genau hier kann das Leitbild der nachhaltigen Regionalentwicklung der „Rettungsanker“ sein, indem es als Konfliktentschärfung dient.

Das Nationalparks wirtschaftliche Effekte auf ihr Umfeld haben ist bereits in Studien bewiesen wurden, zum Beispiel zum Nationalpark Müritz, Nationalpark Berchtesgaden oder Nationalpark Bayerischer Wald (Vgl. Karte im Anhang A6). Wie sehen aber nun diese „Wirkungen“ vom Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf dessen Region genau aus?

1.2 Fragestellung und Arbeitshypothese

Diese Arbeit wird beweisen, dass Naturschutz ein wichtiger Motor für eine gesunde und nachhaltige Entwicklung einer Region ist. Die Autorin behauptet, dass seit dem Bestehen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Entwicklungsimpulse die Anrainerkreise Nordfriesland und Dithmarschen erreicht haben. Folgende Fragen werden exemplarisch fokussiert:

1. Welche Wirkungen und Impulse gehen vom Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf die Region aus?
2. Was bekommen insbesondere die hiesigen Unternehmen davon mit?
3. Wie und in welchem Umfang hat der Nationalpark die im Nationalparkgesetz (§2 Abs.3[2] ) verankerte Zielsetzung umgesetzt die regionale Entwicklung zu fördern?

Darauf aufbauend möchte die Autorin zwei Hypothesen aufstellen und diese auf ihren Bestand hin überprüfen.

Hypothese 1: Der Nationalpark findet im Gastgewerbe geschlossen Zuspruch.

Hypothese 2: Auch anderen Branchen neben dem Tourismus zeigen Interesse für die Nationalparkangelegenheiten.

Die Ergebnisse der Fragen werden zum Schluss zusammenfassend diskutiert und die Hypothesen falsifiziert.

1.3 Zielsetzung

Ziel der Arbeit ist es, den induzierten Nutzen des Nationalparks für die Region herauszuarbeiten. Im Rahmen dieser Arbeit können jedoch nicht alle Entwicklungen, die vom Untersuchungsgebiet ausgehen eingehend betrachtet werden. Diese Arbeit legt daher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte eher exemplarisch den Forschungsfragen nachgehen. Weiterhin ist dies keine touristische Wertschöpfungsstudie, die bereits vielen Nationalparkuntersuchungen zu Grunde liegt. Zum Ende sollen entwicklungstheoretisch Empfehlungen daraus abgeleitet werden, die sowohl für das Untersuchungsgebiet speziell und für die allgemeine Forschung vom wissenschaftlich und praktischen Interesse sein können.

1.4 Methodik und Datenerhebung

Die Untersuchung der Fragestellung umfasst einen qualitativen und quantitativen Teil. Im Allgemeinen gilt, dass Meinungen und Einstellungen von Personen durch qualitative Methoden in der Regel besser aufgedeckt werden können (Vgl. LUCKE 1995:27ff.). Um eine einheitliche Vergleichsbasis zu erstellen, empfiehlt LUCKE eine quantitative Herangehensweise. Die Analyse gliedert sich in vier Forschungsphasen, welche praktische und theoretische Schritte beinhalten.

Methodischer Zugriff I

Eine Beobachtung der allgemeinen Stimmung im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer war durch einen Feldaufenthalt vom April bis Juni 2009 möglich (nähere Umstände sind im Vorwort beschrieben). Dabei wurde eine strukturierte Variante der Beobachtung angewendet, bei der die Wahrnehmung des Verhaltens der lokalen Bevölkerung (einschließlich der Entscheidungsträger) und der Naturschützer in ihrer natürlichen Umgebung im Vordergrund stand. Im Wesentlichen ging es darum, erste Eindrücke zu sammeln und eventuell spezielle Bedürfnisse der Beteiligten zu erfassen. Mithilfe dieser Beobachtung kann nach ATTESLANDER (1985:50f.) der Forschungsgegenstand ohne einen direkten Kontakt zu den Menschen beschrieben werden. Erkenntnisse aus dieser Zeit fließen an verschiedenen Stellen im Text ein.

Methodischer Zugriff II

Der thematischen und theoretischen Einführung (Kapitel 2 und 3) folgt eine Sekundärdatenanalyse auf Grundlage von Unterlagen des Nationalpark-Amtes über Höhe, Art und Verteilung von Geldern, Beschäftigungseffekten durch die Parkbetreuung, Drittmittelerwirtschaftung, sowie der Tätigkeit der NationalparkService gGmbH. Dabei geht es im wesentlichem um Mittelverwendung und Aufgabenerfüllung des Nationalparks. Die Daten von der Nationalparkverwaltung konnten der Autorin erst ab 1998 aufgeschlüsselt und vollständig zur Verfügung gestellt werden. Das Datenmaterial vor 1998 ist aus diversen Gründen nicht vollständig erfasst worden. Presseberichte und Forschungsergebnisse aus anderen Nationalparks stützen die Angaben der Nationalparkverwaltung. Diese Ergebnisse werden im Kapitel 4 und 5 dargestellt.

[...]


[1] Die offizielle Bezeichnung für Landkreis in Schleswig-Holstein ist „Kreis“.

[2] §2 (3): „Unzumutbare Beeinträchtigungen der Interessen und herkömmlichen Nutzungen der einheimischen Bevölkerung sind zu vermeiden. Jegliche Nutzungsinteressen sind mit dem Schutzzweck im Allgemeinen und im Einzelfall gerecht abzuwägen. Der Erhalt der Natur durch den Nationalpark soll auch durch positive Rückwirkungen auf den Tourismus und das Ansehen der Region der nachhaltigen Entwicklung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der im Umfeld lebenden Menschen dienen“ (Gesetz zum Schutz des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres von 1999).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842810228
Dateigröße
4.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Freie Universität Berlin – Geowissenschaften, Anthropogeografie
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,7
Schlagworte
regionale entwicklung tourismus großschutzgebiet unternehmensbefragung wattenmeer
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