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Schloss Malberg in der Kyllburger Waldeifel

©2005 Magisterarbeit 205 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Nähert man sich heutzutage dem Eifelort Malberg, so fällt einem sofort die auf einer Anhöhe über dem Ort thronende Schlossanlage auf. Diese nie durch Kriege zerstörte Anlage zeigt sich trotz späterer Umbauten weitgehend im Zustand der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Selbst die wandfeste Ausstattung und das bewegliche Mobiliar sind erhalten.
Bei näherem Betrachten präsentiert sich der Bau als ein Konglomerat verschiedener Epochen. Die Architektur der Hauptgebäude (Neues Haus, Schlosskapelle und Arkadenbau) unterscheidet sich frappierend von der anderer Schlösser in der Eifel. Trotz des guten Erhaltungszustandes und seiner baulichen Besonderheit ist das Malberger Schloss erst spät von der Kunstgeschichte entdeckt worden. Dies hing sicherlich mit der abgeschiedenen Lage fern kultureller Oberzentren und dem Besitzverhältnis als privates Eigentum zusammen. Erst der Kunsthistoriker Jörg Gamer befasste sich umfassend mit dem Schloss und seiner Geschichte. Er war es, der durch seine Forschungen den Bauten des ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts einen Architekten zuordnen konnte, über den er eine Monographie verfasste.
Problemstellung:
Die vorliegende Arbeit versucht, die Ergebnisse Gamers neu zu beleuchten. Hierzu wird erneut der Versuch unternommen, die Baumeisterfrage und die Datierung der einzelnen Bauteile der verschiedenen Epochen zu klären. Neue Erkenntnisse, soviel sei schon vorweggenommen, ergaben sich durch Untersuchungen, die infolge des Verkaufs des Schlosses an die Verbandsgemeinde Kyllburg möglich wurden. Doch nicht nur die schon von Gamer gemachten Aussagen sollen überprüft werden, auch soll der Blick auf bisher unberücksichtigte Aspekte gelenkt werden.
Die Frage nach der Bedeutung des Altbaus als einzig erhaltenes Relikt des Mittelalters und die Einordnung des Malberger Schlosses in das Baugeschehen um 1710 in Kurtrier sind nur einige der neuen Ansätze zur Interpretation der Anlage.
Klärungsbedarf ergibt sich auch in Bezug auf die Fassade des Neuen Hauses und auf die bisher von der Kunstgeschichte unbeachtet gebliebene Fassade der Schlosskapelle. Auch der Frage, woher der Architekt seine Anregungen hat, wird in dieser Arbeit nachgegangen.
Als Quelle diente das Familienarchiv, das sich seit dem Verkauf des Schlosses im Jahre 1990 im Landeshauptarchiv Koblenz befindet. Der Bestand wurde gesichert und ein Findbuch erstellt. Durch die öffentliche Zugänglichkeit wird das Arbeiten mit den Quellen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ralph Foss
Schloss Malberg in der Kyllburger Waldeifel
ISBN: 978-3-8366-0267-9
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität Trier, Trier, Deutschland, Magisterarbeit, 2005
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde am 4. Juli 2005 als Magisterarbeit
im Fach Kunstgeschichte an der Universität Trier eingereicht.
Betreuender Dozent und Referent war Prof. Dr. Bernd Nicolai/
Bern, Koreferent Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke/ Trier.
Das Prüfungsverfahren endete mit der letzten mündlichen
Prüfung am 22. September 2005.
Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Nicolai für die Betreuung
meiner Arbeit und Herrn Prof. Dr. Dr. Tacke für seine
Unterstützung.
Trippstadt, im April 2007
Ralph Foss M.A.
Hauptstr. 161
D-67705 Trippstadt
Mail: ralphfoss@web.de

Inhaltsverzeichnis
BAND I
Seite
I. Einleitung
1
II. Forschungsstand
3
III. Die Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Malberg
5
IV. Baubeschreibung
9
IV. 1. Die Lage
10
IV. 2. Der Außenbau
11
IV. 2.1. Das Torhaus und Brauhaus
11
IV. 2.2. Der Altbau
12
IV. 2.3. Der Arkadenbau
14
IV. 2.4. Das Neue Haus 15
IV. 2.5. Die Schlosskapelle
16
IV. 3. Der Innenraum des Neuen Hauses 19
IV. 4. Die Gärten und die Terrasse
23
IV. 4.1. Der Eiserne Garten
23
IV. 4.2. Der Runde Garten
25
IV. 4.3. Die Terrassenanlage
25
V. Restaurierungsbericht
33
V. 1. Die Schlosskapelle
33
V. 2. Der Arkadenbau
35
V. 3. Das Neue Haus 36
V. 4. Die Treppenanlage
38
V. 5. Der Altbau
41

V. 6. Die Torbögen
45
V. 7. Die Bauabfolge
45
VI. Das Promemoria vom 1. Dezember 1707
47
VI. 1. Transkription des Promemoria
49
VI. 2. Erläuterungen zum Promemoria
52
VII. Der Schlossneubau als repräsentative Tradition
56
VII. 1. Exkurs: Das Kaiserappartement
63
VIII. Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse
65
IX. Der Architekt Matteo Alberti
67
IX. 1. Zur Biographie Matteo Albertis
68
IX. 2. Erläuterungen zum Werk Matteo Albertis
74
IX. 2.1. Das Schloss Bensberg bei Köln
74
IX. 2.2. Die Fronleichnamskirche der Ursulinen in Köln
80
IX. 2.3. Das Schlossprojekt für Heidelberg 1697 und 1700
82
IX. 3. Zuschreibung von Schloss Malberg an Matteo Alberti
84
X. Einordnung von Schloss Malberg in den regionalen Kontext
92
X. 1. Die Burg Oberehe
93
X. 2. Das Schloss Bekond
96
X. 3. Das Schloss Föhren
99
X. 4. Vergleichende Betrachtung mit Schloss Malberg
102
XI. Einordnung von Schloss Malberg in den überregionalen
Kontext
108
XI. 1. Die Fassade: Typologie und Stil
109
XI. 2. Die Raumdisposition
113

XII. Schlussbetrachtung
116
XIII. Literaturverzeichnis
118
XIV. Abbildungsverzeichnis
132
BAND II
I. Abbildungen

1
I. Einleitung
Nähert man sich heutzutage dem Eifelort Malberg, so fällt einem sofort
die auf einer Anhöhe über dem Ort thronende Schlossanlage (Abb.2) auf.
Diese nie durch Kriege zerstörte Anlage zeigt sich trotz späterer
Umbauten weitgehend im Zustand der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Selbst die wandfeste Ausstattung und das bewegliche Mobiliar sind
erhalten. Bei näherem Betrachten präsentiert sich der Bau als ein
Konglomerat verschiedener Epochen. Die Architektur der Hauptgebäude
(Neues Haus
1
, Schlosskapelle und Arkadenbau) unterscheidet sich
frappierend von der anderer Schlösser in der Eifel. Trotz des guten
Erhaltungszustandes und seiner baulichen Besonderheit ist das Malberger
Schloss erst spät von der Kunstgeschichte entdeckt worden. Dies hing
sicherlich mit der abgeschiedenen Lage fern kultureller Oberzentren und
dem Besitzverhältnis als privates Eigentum zusammen.
2
Erst der
Kunsthistoriker Jörg Gamer befasste sich umfassend mit dem Schloss und
seiner Geschichte. Er war es, der durch seine Forschungen den Bauten des
ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts einen Architekten zuordnen
konnte, über den er eine Monographie verfasste.
Die vorliegende Arbeit versucht, die Ergebnisse Gamers neu zu
beleuchten. Hierzu wird erneut der Versuch unternommen, die
Baumeisterfrage und die Datierung der einzelnen Bauteile der
verschiedenen Epochen zu klären. Neue Erkenntnisse, soviel sei schon
vorweggenommen, ergaben sich durch Untersuchungen, die infolge des
Verkaufs des Schlosses an die Verbandsgemeinde Kyllburg möglich
1
Der Begriff Neues Haus stammt von Gamer, Jörg. Matteo Alberti. Oberbaudirektor des
Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzog zu Jülich und Berg etc. (Die
Kunstdenkmäler des Rheinlandes Bd. 18). Düsseldorf 1978.
2
Siehe hierzu Kapitel III.

2
wurden. Doch nicht nur die schon von Gamer gemachten Aussagen sollen
überprüft werden, auch soll der Blick auf bisher unberücksichtigte
Aspekte gelenkt werden. Die Frage nach der Bedeutung des Altbaus als
einzig erhaltenes Relikt des Mittelalters und die Einordnung des
Malberger Schlosses in das Baugeschehen um 1710 in Kurtrier, sind nur
einige der neuen Ansätze zur Interpretation der Anlage. Klärungsbedarf
ergibt sich auch in Bezug auf die Fassade des Neuen Hauses und auf die
bisher von der Kunstgeschichte unbeachtet gebliebene Fassade der
Schlosskapelle. Auch der Frage, woher der Architekt seine Anregungen
hat, wird in dieser Arbeit nachgegangen.
Als Quelle diente das Familienarchiv, das sich seit dem Verkauf des
Schlosses im Jahre 1990 im Landeshauptarchiv Koblenz befindet.
3
Der
Bestand wurde gesichert und ein Findbuch erstellt. Durch die öffentliche
Zugänglichkeit wird das Arbeiten mit den Quellen erleichtert. So ist es
heute möglich, genaue Quellenangaben zu machen, was Gamer noch nicht
möglich war. Das Wiederauffinden der von ihm benannten Archivalien
bedeutet daher einen großen Suchaufwand.
Bei den Recherchen für die Arbeit habe ich von verschiedenen Seiten
großzügige Hilfe und wertvolle Hinweise erhalten. Besonderer Dank
gelten Herrn Dr. Klaus-Peter Goethert (Uni-Trier), Herrn Dr. Richard
Hüttel (Leipzig), Herrn Dipl. Restaurator (FH) Thomas Lutgen (Trier) und
Frau Dr. Rita Voltmer (Uni-Trier).
3
1906 wurde vom LHA in Koblenz ein Verzeichnis des Familienarchives angelegt.
Abgeglichen mit dem heutigen Bestand wird deutlich, dass über die Hälfte der
Urkunden fehlt. Schindler 2000, S. 10.

3
II. Forschungsstand
Schloss Malberg wurde bisher von der Forschung kaum beachtet. Eine
erste zusammenfassende Darstellung des Schlosses gibt Ernst
Wackenroder (1927).
4
Neben einer ausführlichen Aufzählung der Quellen
und der Beschreibung des Innen- und Außenbaus wird die Baugeschichte
aufgeführt, eine Datierung der einzelnen Bauteile vorgenommen und die
Familiengeschichte der Schlossherren dargestellt. Erstmalig wird bei
Wackenroder ein maßstabsgerechter Grundriss des Erdgeschosses der
gesamten Schlossanlage abgebildet.
Joseph Brück (1965-66)
5
greift auf die Arbeit von Wackenroder zurück. Er
erwähnt zum ersten Mal den Namen des Architekten der Neubauten des
Schlosses im frühen 18. Jahrhundert: Matteo Alberti. Nach eigenen
Angaben erfuhr er den Namen von der damaligen Schlossherrin.
6
Diese
wiederum hat den Namen vermutlich von Jörg Gamer, der 1962 mit einer
Dissertation an der Universität Heidelberg über Matteo Alberti
promoviert wurde und sich in Folge dieser Forschungen mit Schloss
Malberg befasste.
7
Jean-Pierre Kaltz (1967)
8
berichtet von einem Brand im Schloss im Jahre
1868 oder 1869, welcher zur Zerstörung einer Stuckdecke im Erdgeschoss
führte (bei Blickrichtung zum Garten ist es der Raum rechts neben dem
Gartensaal).
4
Wackenroder, Ernst. Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg. In: Paul Clemen
(Hrsg.), Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 12. Bd., I. Abt. Düsseldorf 1927,
S.
166-176.
5
Brück, Joseph. Burg und Schloß Malberg an der Kyll. In: Heimatjahrbuch Kreis
Düren, Eifelverein (Hrsg.), Bd. 4-5, 1965-66, S. 76-84.
6
Brück 1965-66, S. 80.
7
Gamer 1978.
8
Kaltz, Jean-Pierre. Die Burgen des Kreises Bitburg. Malberg an der Kyll. In: Das
Bitburger Land, 1967, S. 467-472.

4
Eberhard Zahn (1977)
9
greift auf die Ergebnisse der Forschungen von Jörg
Gamer zurück, die ihm durch seine Mitarbeit an dessen Monographie
über Matteo Alberti, welche erst im Jahre 1978 veröffentlicht wurde,
bekannt waren.
10
Gamers Monographie (1978)
11
und der im gleichen Jahr
erschienene Schlossführer
12
zu Malberg sind die bis heute wichtigsten
Forschungsarbeiten zum Schloss. Er arbeitete als erster mit den Quellen
des sich zur damaligen Zeit noch im Familienbesitz befindenden Archives
im Schloss. Seine Monographie über Matteo Alberti ist die einzig
deutschsprachige zu diesem Architekten.
13
Hans Hermann Recks (1991)
14
Untersuchungen ergeben, dass die
Umfassungsmauern des Altbaus mittelalterlich sind und wahrscheinlich
zum Palas der Oberburg gehörten.
15
Damit korrigiert er Gamers
Vermutung, dass der Altbau aus dem 16. Jahrhundert stammt.
16
Im Jahre 2000 erschien von Michael Berens der neu überarbeitete
9
Zahn, Eberhard. Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Südwestliche
Eifel 33. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.). Mainz 1977,
S.
274-279.
10
Gamer 1978, S. 9.
11
Gamer 1978.
12
Gamer², Jörg. Schloß Malberg in der Eifel. (Rheinische Kunststätten, H. 73).
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.). Köln 1978
3
.
13
Nach meinem Kenntnisstand gibt es nur noch eine italienische Monographie über
Matteo Alberti: Demetri, L. Matteo Alberti, un ingegnere venez. del XVII. sec. Diss.
phil. Padova, 1980/81. Wie es scheint, ist die Dissertation nie veröffentlicht worden.
Sie lagert im Archiv der Universität Padua und ist somit über den auswärtigen
Leihverkehr nicht erhältlich. Mehrere Anschreiben von mir an das Archiv zwecks
Möglichkeiten zur Einsicht wurden nie beantwortet. Daher konnte ich die Arbeit
leider nicht berücksichtigen.
14
Reck, Hans-Hermann. Kreis Bitburg-Prüm, Verbandsgemeinde Kyllburg und
Speicher. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Worms 1991,
S.
116-118.
15
Müller, Wolf-Manfred. Was wird aus Schloß Malberg? In: Rheinische Heimatpflege
1994,
S.
149.
16
Gamer² 1978, S. 8 und siehe hierzu Kapitel V.5.

5
Schlossführer.
17
Er ist bis auf die Ergänzungen zum aktuellen
Restaurierungszustand eine fast getreue Abschrift der Ausgabe von
Gamer, wobei auf die neu gewonnenen Erkenntnisse über den Altbau
nicht eingegangen wird.
Die wichtigste Quelle zum Schloss bildet das bereits mehrfach erwähnte
Familienarchiv, in dem sich eine große Anzahl der Baurechnungen aus
dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten hat.
18
Leider finden sich in dem
Bestand außer einer Kamin- und Portalskizze keine Baupläne. Auch taucht
auf keinem der Schriftstücke, weder in den Rechnungen noch in der
Korrespondenz des Bauherren, der Name Matteo Alberti oder der eines
anderen Architekten auf.
19
III. Die Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Malberg
Der Name Malberg weist auf eine alte Gerichtsstätte hin.
20
Der im Jahre
893 im Prümer Güterverzeichnis auftretende Name ,,Maleberhc" bezieht
sich laut Emil Schaus
21
auf Mahlberg bei Bad Münstereifel in der
Nordeifel. Trotz dieser Korrektur verweisen auch spätere
17
Berens, Michael. Schloß Malberg in der Kyllburger Waldeifel. (Rheinische
Kunststätten, H. 73). Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Hrsg.).
Köln
2000
4
.
18
Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 53 C 53, Herrschaft Malberg.
19
Eine Korrespondenz zwischen Matteo Alberti und Johann Werner von Veyder scheint
sich nicht erhalten zu haben. Anfragen an verschiedene Archive (Hauptstaatsarchiv
München, Historisches Archiv des Erzbistums Köln etc.) in Deutschland wurden
negativ
beantwortet.
20
Gamer
2
1978, S. 3. und siehe hierzu: Bayer, Erich u. Wende, Frank. Wörterbuch zur
Geschichte.
Stuttgart
1995
5
.
21
Schaus, Emil. Stadtrechtsorte und Flecken im Regierungsbezirk Trier und im
Landkreis Birkenfeld. (Schriftenreihe zur Trierer Landesgeschichte und Volkskunde,
Bd. 3). Trier 1958, S. 62.

6
Veröffentlichungen
22
auf diesen Namen. Erst Jörg Gamer weist wieder auf
diese Verwechslung im von ihm herausgegebenen Schlossführer hin.
23
Die
Edelherren von Malberg in ihren ,,,,beiden dicht nebeneinander gelegenen
Burgen""
24
erscheinen erstmals 1008 unter einem Ravengar von
Madelberch als Lehnsmann des Trierer Erzbischofs.
25
In der Folgezeit gehörten dem Geschlecht bedeutende Persönlichkeiten an,
wie der von Caesarius von Heisterbach erwähnte Kuno von Malberg
(1147-1182).
26
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts bildete sich die Nebenlinie Vinstingen, die
ihren Schwerpunkt im lothringischen Raum hatte.
27
Die als ,,castrum" bezeichnete Burganlage dürfte 1204 durch Kaiser
Heinrich II. abgebrochen worden sein.
28
Sein Verbot des Wiederaufbaus
wurde nicht befolgt, da Theoderich und Agnes von Malberg in ihrem
Testament des Jahres 1224 von einer Kapelle bei ihrer Burg sprechen.
Nach Verkauf ihrer Anteile an Walram von Limburg erwarb 1238
Erzbischof Theoderich dessen Anteil und machte Malberg zu einem ,,offen
Haus".
29
Somit erhielt Trier eine Teilhoheit über Malberg. 1302 wurde das
Schloss ,,cum toto eius fortalitio, burgo et villa" luxemburgisches Lehen.
30
Die ständigen Verpfändungen und Weiterbelehnungen führten in der
Folgezeit zu immer neuen Streitigkeiten zwischen Trier und Luxemburg.
Diese wurden 1404 in einem Vertrag dahingehend geschlichtet, dass beide
22
Zahn 1977, S. 274.
23
Gamer² 1978, S. 3.
24
Wackenroder 1927, S. 168.
25
Schindler, Renate. Findbuch aus dem LHA Koblenz. Verzeichnis des Bestandes 53 C
53, Herrschaft Malberg. Koblenz 2000, S. 2.
26
Wackenroder 1927, S. 168-169.
27
Schindler 2000, S. 2.
28
Wackenroder 1927, S. 169.
29
Wackenroder 1927, S. 169.
30
Schaus 1958, S. 62.

7
Parteien gleiche Rechte an den beiden Burgen haben sollten und die
Herren von Malberg als Erbburggrafen anerkannt wurden.
31
Diese Herren
von Malberg starben gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus, und die
Burganlage geriet in wechselnde Besitzverhältnisse. 1615 verpfändete
Floremund d´Ardres seinen Anteil an Cornelius Veyder. Sein Sohn,
Johann Heinrich, bekleidete 1659 die Amtmannstelle in Malberg. Dessen
Söhne, Johann Christoph und Johann Werner, gelang es schließlich
zwischen 1678 und 1681, die ganze Herrschaft von den Erben d´Ardres
und von denen von Criechingen zu erlangen.
32
Bedeutendste Persönlichkeit und Bauherr der neuen Schlossgebäude, die
den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden, war Johann Werner von Veyder
(Abb. 1). Der am 2. Dezember 1657 in Neumagen geborene Johann Werner
erwarb 1682 auf der Hochschule zu Pont-à-Mousson (Lothringen) den
Titel eines Lic. juris. 1694 erfolgte die Aufnahme in das Kölner
Domkapitel.
33
1695 wurde er Generalvikar und 1703 Weihbischof von
Köln als Titularbischof von Eleutheropolis. Weiterhin war er Propst in
Meschede, Herr zu Malberg, Mehrfeld, Bettenfeld und Hovelsheim.
34
Während des Exils (1702-1715) des Kurfürsten und Erzbischofs Joseph
Clemens von Bayern, bedingt durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1702-
1714), übte Johann Werner die Pontifikalien aus. Anders als der Kurfürst,
gegen den 1704 die Reichsacht ausgesprochen wurde, stand Johann
31
Wackenroder 1927, S. 170.
32
Wackenroder 1927, S. 170.
33
Zu den Aufnahmebedingungen für Angehörige des niederen Adels in das Kölner
Domkapitel, welches Angehörigen des Hochadels vorbehalten war, gehörte der Besitz
eines akademischen Grades. Siehe hierzu Handbuch des Erzbistums Köln.
Geschichtlicher Teil (1. Bd.). Erzbischöfliches Generalvikariat (Hrsg.). Köln 1966
26
,
S.
79.
34
Gamer² 1978, S. 5.

8
Werner von Veyder auf Seiten des Kaisers. Darauf deutet auch das
Kaiserappartement in Malberg hin.
35
Seine Stellung als Weihbischof und als Stellvertreter des Erzbischofs
Joseph Clemens sicherte ihm die finanziellen Möglichkeiten für den
Schlossbau, den er ab 1707 ausführen ließ. 1712 weihte er die von dem für
Schloss Malberg verantwortlichen Architekten Matteo Alberti entworfene
Fronleichnamskirche der Ursulinen in Köln.
36
Den Kontakt zu dem am
Düsseldorfer Hof tätigen Architekten erlangte Johann Werner von Veyder
vermutlich durch seine nachweislich seit 1697 bestehende Verbindung zu
diesem Hofe.
37
Johann Werner von Veyder verstarb im Jahre 1723.
38
Er stiftete in seinem
Testament einen Fideikommiss
39
und hinterließ dem Sohn seines Vetters,
Franz Moritz von Veyder, die Herrschaft Malberg, die sich nun
weitgehend in der Hand dieser Familie befand.
40
Mit der französischen
Besetzung der österreichischen Niederlande 1794 endete die Herrschaft
Malberg und die seit dem 17. Jahrhundert bestehende luxemburgische
35
Siehe hierzu Kapitel VIII.1.
36
Gamer 1978, S. 224. Die Quellen vom Baubeginn bis zur Weihe der
Fronleichnamskirche sind auf S. 365-368 abgedruckt.
Gamer 1978, S. 224. Den Nachweis zu dieser seit 1697 bestehenden Verbindung findet
sich bei: Höroldt, Dietrich. Inventar des Archivs der Pfarrkirche St. Lambertus in
Düsseldorf (Landschaftsverband Rheinland, Inventare nichtstaatlicher Archive 9).
Essen 1963, S. 120-122.
38
Sein Grab befindet sich an der Südwand der Marienkapelle im Kölner Dom. Siehe
hierzu: Clemen, Paul. Der Dom zu Köln. Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. 1,
III. Abt. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 6 Bde, 3 Abt.).Düsseldorf 1937,
S.
290-291.
39
Ein Fideikommiss bezeichnet das unveräußerliche und unteilbare Vermögen einer
Familie. Dieser sicherte Johann Werner von Veyder die Besitzkontinuität, da er als
geistlicher Würdenträger ohne Nachkommen blieb.
40
Seine drei Brüder blieben kinderlos, daher vererbte er seinen Besitz an den Sohn
seines
Vetters.

9
Landeshoheit
41
. Die Herrschaft wurde 1795 in das Wälder-Departement
eingegliedert. In preußischer Zeit gehörte sie zum Kreis Bitburg.
42
1823 heiratete Ernestine von Veyder den Oberförster Franz Gerhard
Schmitz. Bis zum Verkauf des Schlosses 1990 an die Verbandsgemeinde
Kyllburg blieb es im Besitz der Familie Schmitz-Malberg.
43
Seit 1990 wird die gesamte Schlossanlage umfassend restauriert. Die
Arbeiten werden durch Zuwendungen des Landes Rheinland-Pfalz, des
Landkreises Bitburg-Prüm, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Stiftung Rheinland-Pfalz für
Kultur sowie des Fördervereins Schloss Malberg ermöglicht. Der damalige
Kulturstaatsminister Naumann erkannte der Anlage den Titel ,,Denkmal
von nationaler kultureller Bedeutung" an, womit sich auch finanzielle
Unterstützungen durch den Bund eröffnen. Weiterhin bemüht sich die
Verbandsgemeindeverwaltung Kyllburg, einen Investor zu finden, der die
Anlage angemessen nutzen soll.
Die restaurierte Schlosskapelle dient als Aufbewahrungsort der originalen
Gartenstatuen
44
und wird außerdem für Wechselausstellungen genutzt.
IV. Baubeschreibung
Auf einer Anhöhe im Kylltal liegt Schloss Malberg (Abb. 2), das sich von
Nordwesten nach Südwesten erstreckt. Die frühere Ober und Unterburg
mit ihren Toren sind noch heute ablesbar. Das Areal der Anlage misst auf
einem Rechteck etwa 160m Länge und 40m Breite. Man hat einen Teil des
41
Reck 1991, S. 110.
42
Schindler 2000, S. 5.
43
Berens 2000, S. 4-5. Schloss Malberg steht seit 1980 unter Denkmalschutz.
44
Siehe hierzu Kapitel IV.4.2. u. IV.4.3.

10
Geländes durch Futtermauern abgestützt. Partiell fällt es steil zum Tal ab.
Vom Eingangstor hin zum Innenhof steigt das Terrain an. Trotz der
Schwierigkeiten, den der Bauplatz mit sich brachte, versuchte man, die
Neubauten rechtwinklig zueinander anzuordnen, was umfangreiche
Terrassierungen notwendig machte.
IV. 1. Lage
Die Schlossanlage von Malberg liegt auf einer Anhöhe oberhalb der
gleichnamigen Ortschaft an der Kyll. Das überarbeitete Tor (Abb. 3), der
einzige Zugang zum Schloss, befindet sich im Nordwesten der Anlage.
Hat man dieses durchschritten, passiert man linker Hand das Brauhaus
von 1714 und auf der rechten Seite den Eisernen Garten
45
(Abb.4). Dieser
Bereich wird auf dem Weg zum Schlosshof erneut durch einen Anfang des
18. Jahrhundert veränderten Torbogen (Abb.3) abgetrennt. Hiernach zieht
sich der Weg schmal zum Hof hinauf, wobei ein weiterer überarbeiteter
Torbogen (Abb. 5) durchquert wird. Blickfang der gesamten Anlage ist
das Neue Haus aus dem frühen 18. Jahrhundert (Abb. 11), an dessen
Rückseite sich der Runde Garten (Abb.12) anschließt. Ihm gegenüber liegt
der im Kern noch mittelalterliche Altbau (Abb. 6). Beide Gebäude sind
durch den Arkadenbau (Abb. 8), welcher um 1710 gebaut wurde,
miteinander verbunden. Im Nordosten befindet sich ein gedeckter Gang,
der Treppenzugang zur Schlosskapelle von 1707/08 (Abb. 18), die
unterhalb des Hofes liegt.
45
Die Bezeichnungen Eiserner Garten sowie Runder Garten stammen von Gamer² 1978.

11
Die drei Torbögen weisen noch auf die Ober- und Unterburg des
Mittelalters hin.
IV. 2. Der Außenbau
In den folgenden Kapiteln werde ich eine detaillierte Baubeschreibung
aller Gebäude der Schlossanlage geben, um so die Besonderheiten der
Schlossanlage aufzuzeigen.
46
IV. 2.1. Das Torhaus und Brauhaus
Man betritt die Anlage durch ein großes, zweiflügeliges Rundbogenportal
(Abb. 3) neben dem schlichten, verputzten Brauhaus.
Das Portal besteht aus rustizierten Quadersteinen, die über eine nach
innen führende breite Hohlkehle der rundbogigen Portalöffnung
hinweggehen. Den Schlussstein bildet ein Fratzenkopf. An der rechten
und linken oberen Ecke der Quaderung befinden sich jeweils drei
steinerne Glöckchen, wie sie auch am Portal des Neuen Hauses
vorkommen. Bekrönt wird das Portal durch einen Segmentbogen, in
dessen Bogenfeld sich das Wappen der Familie von Veyder befindet.
Auf dem Weg zum Innenhof durchschreitet man ein zweites (Abb. 3) und
drittes Tor (Abb. 5). Diese bestehen wie das Eingangsportal aus
rustizierten Quadersteinen, ansonsten fehlt ihnen aber jeglicher Schmuck.
46
Die Datierung der Gebäude erfolgt in Kapitel V.

12
IV. 2.2. Der Altbau
Der im Grundriss (Abb. 20) rechteckige Altbau (Abb.6) ist ein schlichter
Putzbau, bestehend aus fünf Achsen und vier Geschossen. Den Abschluss
bildet ein Mansarddach. Einziger Fassadenschmuck sind die einfach
profilierten Fensterrahmungen und das über eine Treppe zu erreichende
rustizierte, rundbogige Portal (Abb.7), welches durch ein waagerechtes
Gebälk, auf dem zwei kleine Rechteckfenster aufsitzen, abgeschlossen
wird. Über diesen befindet sich ebenfalls eine waagerechte Verdachung
mit dem Veyderischen Familienwappen.
Östlich schließt sich eine gleich hohe Schildmauer an, die den Altbau mit
einem Uhrturm verbindet. Das Portal in der Schildmauer, durch das man
in den Hof gelangt, besteht aus Quadersteinen mit vorkragenden
Kämpfern. Es wird durch eine weit ausladende Verdachung
abgeschlossen, über der sich eine Madonnenfigur in einer
Rundbogennische befindet. In der darüber liegenden Wandfläche sind
zwei kleine, zugemauerte Rechteckfenster. Zwischen beiden Fenstern
verlaufen drei Konsolen ohne Funktion. Das Dach ruht auf einem Gesims
mit schweren Konsolsteinen, die auf das letzte Geschoss des Uhrturmes
übergreifen.
Der schmale Uhrturm ist in seiner Gestaltung so schlicht wie der Altbau.
Über der rechteckigen Tür mit einer einfachen Umrahmung befinden sich
zwei sehr schmale Öffnungen, zwischen denen ein Rundbogenfenster
liegt. Das abschließende Geschoss mit rustizierten Ecken und einer
Türöffnung wird von einer offenen Turmhaube bekrönt.
Betritt man den Altbau durch die zum Hof liegende Eingangstüre, so
gelangt man in den schmalen Flur (Abb. 20). Rechts davon zweigt ein
Zugang zu einem schmalen, tonnengewölbten Raum ab, der die gesamte

13
östliche Breite des Altbaus einnimmt. Oberhalb des Zugangs befindet sich
die Treppe. Zwischen ihr und der nördlichen Außenmauer liegt ein
weiterer kleiner Raum. Links des Treppenhauses, im Westen, sind zwei
gleich große Räume, von denen der nördliche mit Rauchfang und
Backofen ausgestattet ist und somit als Küche gedient hat.
Die Aufteilung des ersten Obergeschosses entspricht fast der des
Erdgeschosses. Nur erfolgt hier der Zugang zum schmalen östlichen
Raum über den nördlichen. Am Nordende des Flures führt eine Tür zum
angebauten Abort. Wegen der geringeren Mauerstärke der Trennwände
sind alle Räume größer als im Erdgeschoss. Die beiden nördlichen Räume
sind mit je einem Kamin ausgestattet, was auf eine Nutzung als
Hauptwohngeschoss schließen lässt.
47
Bei grundsätzlich gleicher Raumaufteilung im zweiten Obergeschoss gibt
es jedoch geringfügige Abweichungen gegenüber dem ersten
Obergeschoss. Der Raum zwischen Treppe und Nordwand springt nun
nach Westen so weit in den Flur hinein, dass nur noch ein sehr schmaler
Gang zum Abort führt. Der Zugang zum nordwestlichen Raum, der durch
eine Wand halbiert wird, erfolgt hier über den südlichen.
Das dritte Obergeschoss ist, bis auf das durch verbrettertes Fachwerk
ausgegrenzte Treppenhaus, ungeteilt. Eine Nutzung als Speicher ist
denkbar.
Im Dachgeschoss beginnt der auf der Mauerkrone der Schildwand
errichtete Übergang zum Uhrtürmchen.
47
Der Altbau ist als Wohnraum für die Bediensteten anzunehmen.

14
IV. 2.3. Der Arkadenbau
Der den Altbau und das Neue Haus verbindende Arkadenbau (Abb. 8) ist
ein aus acht Achsen bestehender, zweigeschossiger Flügelbau. Die beiden
Geschosse werden durch ein kräftiges Gesims mit der Ankerzahl 1710
getrennt. Die einzelnen Achsen bestehen im Untergeschoss aus einem
rundbogigen Tor, dessen Widerlager und Bogenverlauf rustiziert sind.
Deutlich tritt die Kämpferzone hervor. Die Schlusssteine sind mit Masken
geschmückt. In den Zwickeln über den Widerlagern befinden sich
Muschelnischen. Die sich über der Achse der Tore befindenden
Rechteckfenster haben eine schlichte profilierte Rahmung. Wie auch beim
Altbau ist der Arkadenbau mit einem Walmdach gedeckt worden. Die
Verbindung von Altbau und Neuem Haus mit dem Arkadenbau geschieht
über zwei Tore (Abb.9), die gleich der Arkadenzone gestaltet sind. Dort
jedoch befinden sich über dem Gesims große Muschelnischen, die mit
Girlanden zu jeder Seite der Nische und einer Blumenvase auf dem
Scheitel der Nische geschmückt sind. Das Tor im Neuen Haus stellt die
Verbindung zum Runden Garten her, das Tor im Altbau führt zu einem
dahinter liegenden Hof. Der Arkadenbau wird in Richtung dieses Hofes
um einen vierachsigen, schlichten Wirtschaftsflügel verlängert.
Ursprünglich war dieser um ca. fünf Meter länger, was noch an den
Fundamentresten zu erkennen ist. Wann die Verkürzung geschah, ist
nicht überliefert.
Erd- und Obergeschoss (Abb. 20) sind im Inneren ungeteilt.
Treppenzugänge befinden sich jeweils in den letzten Achsen im Hof an
den Tordurchgängen vom Neuen Haus und Altbau. Genutzt wurde der
Arkadenbau im Erdgeschoss wohl als Stallung und Remise, im
Obergeschoss als Heuboden.

15
IV. 2.4. Das
Neue Haus
Über einem rechtwinkligen Grundriss mit neun Achsen, von denen die
erste und letzte einen turmartigen Flügel bilden, erhebt sich das Neue Haus
(Abb. 11).
Die prachtvolle Eingangsfassade liegt zum Innenhof hin. Sie wird durch
zwei kräftige Horizontalgesimse unterteilt. Der Mittelrisalit besteht aus
drei Achsen, an denen sich rechts und links je zwei Fensterachsen und
abschließend die kurzen, turmartigen Flügel anschließen. Die
längsrechteckigen Fenster im Erdgeschoss und der Beletage werden
abwechselnd von einem Segment- und Dreiecksgiebel bekrönt. Die
Fensterbänke ruhen auf volutenförmigen Konsolen, und die Gewände
sind profiliert. Besonders hervorgehoben sind die drei Fenster der
Beletage im Mittelrisalit, die auf einer Balustrade ruhen. Die
quadratischen Mezzaninfenster sind gleich der anderen Fenster gestaltet,
nur fehlt ihnen die Bedachung. Im Erdgeschoss sitzen unterhalb der
Fenster eingefasste Kelleröffnungen. Dort verläuft zwischen den Fenstern
je ein genuteter Pilaster. In der Fassadenmitte befindet sich das reich
gegliederte Hauptportal (Abb. 15). Gewände und Sturz sind profiliert.
Oberhalb des Sturzes befindet sich ein Rechteckfeld mit Maske und
Girlanden. Gerahmt wird das Ganze durch je einen Pilaster an den Seiten,
in deren Schaftauskehlung florale Motive eingefügt sind. Die beiden
großen, mit Ornamenten geschmückten, volutenförmigen Konsolen
unterstützen das kräftig vorkragende Gesims. Die Architravzone ist mit
Blumen und Masken geschmückt. Bekrönt wird das gesamte Portal durch
einen gesprengten Dreiecksgiebel, in dessen Feld sich das Veyderische
Wappen befindet. Zwischen den beiden Giebelstücken, auf denen je ein

16
Bär liegt, ist eine Krone eingefügt. Eine weitere Tür befindet sich direkt
neben dem linken Flügel.
Beletage und Mezzaningeschoss werden durch eine Piedestal-
Kolossalordnung mit ionischem Kapitell zusammengefasst.
Abgeschlossen wird das Ganze durch ein kräftiges Gebälk, über dem
Mittelrisalit zusätzlich mit einem Dreiecksgiebel, in dessen Feld ein
Oculus sitzt.
Die beiden turmartigen Flügel besitzen eine durchgehende Eckquaderung.
Die Flügel werden durch einen Segmentgiebel mit Oculus bekrönt.
Die verputzte Rückseite (Abb. 12) ist in ihrer Struktur wie die Vorderseite
aufgebaut. Einzig fehlt ihr fast sämtlicher Schmuck, den nur die
profilierten Fenstereinfassungen, das Kranzgesims und die Eckquaderung
bilden.
In der Mitte der Nordseite befindet sich ein über beide Vollgeschosse
gehender Anbau (Abb. 13).
IV. 2.5. Die Schlosskapelle
Die Nordseite des Innenhofes wird durch eine profilierte Tür als Zugang
zur Schlosskapelle (gedeckter Gang) und einer Balustrade abgeschlossen.
Die rechteckigen Zwischenstützen der Balustrade sind mit pflanzlichen
Motiven geschmückt. Bekrönt werden sie durch derbe Steinbüsten.

17
Bis zu seiner Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg durch französische
Besatzungssoldaten befand sich im Innenhof der Schlossanlage ein
Brunnen, der ähnlich dem im Eisernen Garten war.
48
Ebenso wie das Neue Haus und der Arkadenbau fällt der Neubau der
Schlosskapelle (Abb. 2) in die Bautätigkeit des Bauherren Johann Werner
von Veyder.
Die Schlosskapelle ist ein rechteckiger, weiß verputzter Bau aus drei
Achsen, an dem sich im Osten die Sakristei anschließt. Vom Schloss ist die
Kapelle durch einen gedeckten Gang zu erreichen.
An der Nordseite befinden sich drei Rundbogenfenster mit profiliertem
Gewände und einer Sohlbank, die von Voluten getragen wird.
Kämpfersteine und Schlusssteine sind deutlich ausgebildet.
Die Südseite wird durch den gedeckten Gang in zwei Hälften geteilt. In
der linken Seite (Richtung Osten) befindet sich ein kleines, rechteckiges
Fenster unter dem profilierten Kranzgesims. Der rechte Teil hat zwei
Rundbogenfenster, die identisch mit denen der Nordseite sind.
Die Ostseite mit der Sakristei besitzt keinerlei Wandschmuck.
Im Gegensatz zu den eben beschriebenen Seiten steht die reich
geschmückte Westfassade (Abb. 18). Sie wird in drei Achsen unterteilt.
Der mittlere Teil wird von einem rechteckigen Giebelaufsatz und sich
darüber befindendem Dreiecksgiebel bekrönt. Die Ecken des Aufsatzes
werden durch rustizierte Lisenen eingefasst, an denen sich rechts und
links Voluten anschließen. In seiner Mitte sitzt ein profiliertes,
rautenförmiges Fenster.
48
Der Brunnen ist auf dem im Schloss sich befindenden undatierten Gemälde ,,Das Freij
Herrschaftliche Schloss Mahlberg" (zwischen 1714 bis 1730) zu erkennen,
abgebildet bei: Wackenroder 1927, S. 172, Abb. 114.

18
Die seitlichen Achsen werden jeweils durch ein rustiziertes, auf einem
Sockel stehendes Pilasterpaar gegliedert, die das Gebälk tragen. Zwischen
dem Pilasterpaar sitzt je ein rechteckiges Fenster.
Die Fassadenmitte wird von einem Portal mit Treppenaufgang dominiert.
Gewände und Sturz sind profiliert. Das Portal wird von einem
wellenförmigen Giebel bekrönt. In seinem Feld befindet sich ein gestuftes
Gesims, über dem ein Puttokopf mit Flügeln sitzt. Seitlich wird das Portal
von Pilastern gerahmt, in deren Ausfassung sich Fruchtgehänge befinden.
Auf der Vorderseite und seitlich des Pilasters befindet sich je eine kräftige
Volute, die das Gebälk trägt. Zwischen dem wellenförmigen Giebel und
dem Gebälk liegt ein profiliertes Ochsenauge.
Im Innern ist der um einige Stufen über das Langhausniveau liegende
quadratische Chor durch einen Triumphbogen abgetrennt. Im westlichen
Teil der Kapelle über dem Eingang befindet sich die Herrschaftsempore.
Die sie tragenden vier hölzernen Rundsäulen stehen auf achteckigen
Sandsteinsockeln und haben ein dorisches Kapitell. Zur Empore führt eine
in der Südwestecke gelegene Holztreppe hinauf. Von dort gelangt man
über den bereits erwähnten gedeckten Gang zum Schlosshof.
Südlich an den Chor schließt sich die Sakristei an. Langhaus und Sakristei
sind flach gedeckt. Farbreste und Reste von Malerei haben sich an den
Wänden und Fensterlaibungen erhalten.
49
Altar, Beichtstuhl und Opferstock wurden 1949 an die ehemalige
Benediktinerabtei in Prüm verkauft.
50
Nur einige Heiligenfiguren
verblieben in Malberg.
51
49
Dmytryk, Nadiya. Schloß Malberg in der Eifel und seine Kapelle. Aufbaustudiengang
Baudenkmalpflege der Fachhochschule Trier. Trier 2001, S. 9.
50
Dehio, Georg. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland.
Hans Caspary, u.a. (bearb.). München, Berlin 1984
2
, S. 832.
51
Gamer² 1978, S. 9.

19
IV. 3. Der Innenraum des
Neuen Hauses
Im Innern sind die Räume des Erd- und Obergeschosses in einer
doppelten Zimmerreihe ohne Korridor angeordnet (Abb.20). Eine
Zimmerreihe liegt zur Hof-, eine zweite zur Gartenseite. Diese
Raumeinteilung entspricht in ihrer Art der eines ,,Appartement double".
52
Nach dem Durchschreiten der hofseitigen Eingangstüre gelangt man in
das Treppenhaus, welches das Erdgeschoss mit Ober- und
Mezzaningeschoss verbindet. Rechts davon liegt die Küche mit
Nebenräumen. Links schließt sich das ehemalige Speisezimmer mit einem
weiteren Raum an, in dem sich heute der Alkoven (Abb. 23) befindet.
Weitere Nebenräume, deren frühere Nutzung unbekannt ist, folgen. In
einem dieser Räume befindet sich, wie auch auf der anderen Seite hinter
der Küche, eine Dienstbotentreppe ins Obergeschoss.
Vom Treppenhaus geradeaus weiter gelangt man in den Gartensaal (Abb.
21). An diesen schließen sich jeweils rechts und links ein Appartement
bestehend aus Kabinett mit Nebenzimmer an. Diese sind durch eine
Enfilade verbunden, genau wie die zum Hof gelegenen drei Zimmer.
Ursprünglich besaßen alle fünf Räume der Gartenseite im Erdgeschoss
eine Stuckdecke (Abb. 27-30, 34, 35). Bei einem Brand im 19. Jahrhundert
ist die Stuckdecke des Raumes rechts neben dem Gartensaal verloren
52
Gamer² 1978, S. 11. Das es sich bei den gespiegelten Zimmerachsen in Schloss Malberg
um einen Damen- und einen Herrentrakt handelte, ist aufgrund des geistlichen
Standes des Schlossbesitzers auszuschließen. Man muss eher davon ausgehen, dass
die Appartements vom Hausherrn benutzt wurden und davon eines für Gäste
vorgesehen war. Jedoch ließ Johann Werner von Veyder sein Schloss von Anfang an
mit der Absicht bauen, es im Familienbesitz zu lassen (Fideikommiss). Somit
entsprach es einem ,,modernen" französischen Grundriss. Zum Begriff Appartement
double, siehe Rose, Hans. Spätbarock. Studien zur Geschichte des Profanbaues in den
Jahren 1660-1760. München 1922, S. 178 und Krause, Katharina. Die Maison de
plaisançe. Landhäuser in der Ile-de-France (1660-1730). München u. a. 1996.

20
gegangen.
53
Im Obergeschoss, dessen Raumdisposition weitgehend der
des Erdgeschosses entspricht, ist der Saal (Abb. 31-33) und der jeweils
rechts und links daran anschließende Raum mit einer Stuckdecke
ausgestattet.
Die in weiß gehaltenen, rechteckigen Stuckdecken sind durch eine
umlaufende Profilleiste klar von der Wand getrennt. Sie besitzen ein
Mittelfeld, das entweder leer bleibt oder durch Stuckaturen ausgefüllt
wird (Abb. 27). Fruchtgehänge, florale Rankgewächse, Blumensträuße,
Tiere und Muscheln schmücken die Decken. Im Gegensatz zu den kräftig
ausgeführten Profilleisten werden die Motive flach gehalten. In seiner
Stuckatur unterscheidet sich einzig das Kaiserappartement im ersten
Obergeschoss, links neben dem Saal, auffällig von den anderen Räumen.
Hier befindet sich in dem ovalen Mittelfeld der Habsburgische
Doppeladler (Abb. 42), flankiert von beiden Seiten mit je einem
Tritonenpaar (Abb. 43). Der Kaminaufsatz (Abb. 44) zeigt den mit den
Schlangen kämpfenden Herkulesknaben. Diese in kräftigen Formen
ausgeführte Stuckarbeit wird von je einem korinthischen Pfeiler gerahmt.
Kein anderer Raum des Schlosses ist mit einem solchen Adler und einem
solchen stuckierten Kaminaufsatz ausgestattet.
54
Mit der erhaltenen Inneneinrichtung des Neuen Hauses hat sich außer
Wackenroder und Gamer noch niemand ausführlich beschäftigt.
55
Da sich
53
Gamer² 1978, S. 11 und Kaltz 1967, S. 471. Bei der Schilderung des Brandes von 1865
schreibt Gamer nichts über die Zerstörung einer Stuckdecke. Einzig Kaltz berichtet
von der Zerstörung einzelner Stuckdecken im Erdgeschoss nach einem Brand, in
dessen Folge es 1868 oder 1869 zu Veränderungen im Innern kam. Leider schreiben
weder Gamer noch Kaltz woher sie diese Information haben.
54
Zur Bedeutung der Stuckatur des Kaiserappartements, siehe Kapitel VII.1.
55
Wackenroder 1927, S. 175-177 u. Gamer² 1978, S. 12-16. Bei Wackenroder handelt es
sich um die Aufzählung eines Teils der wandfesten Innenausstattung und einiger

21
das Schloss bis 1989 im Familienbesitz befand, ist noch viel des Inventars
und der wandfesten Innenausstattung erhalten. Der Versuch einer
Rekonstruktion anhand der noch erhaltenen Inventarlisten wäre ein
spannendes Unterfangen, das für den Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht
zu leisten ist.
56
Sobald die Restaurierungsarbeiten am Schloss vollständig
abgeschlossen sind, kommt sämtliches Inventar wieder an seinen
ursprünglichen Aufstellungsort, soweit sich dieser bestimmen lässt. Das
Neue Haus soll dann der Öffentlichkeit als Museum zugänglich sein. Somit
hätte man hier in der Region mit Schloss Malberg ein solitär stehendes
Beispiel für einen Familienstammsitz mit einem über mehrere
Jahrhunderte erhaltenen Mobiliar.
Im nun Folgenden wird auf einige der gut erhaltenen
Innenausstattungsstücke genauer eingegangen.
Im Gartensaal hat sich von der wandfesten Ausstattung die
Holzvertäfelung der Fensterwand mit floralen Intarsien, teilweise
koloriert, erhalten (Abb. 21). Des Weiteren sind an wandfester
Ausstattung noch einige Türen mit ihren Supraporten (Abb. 21, 22) und
Kamine erhalten. In den Kabinetten der Beletage sind die
Kaminvorsprünge mit Fliesen bekleidet, auf denen Landschaften mit
heraldischen Lilien zu sehen sind.
57
Weiterhin existieren noch die original
gemalten Tapeten in der Art eines Wandteppichs (Abb. 25, 26) aus der Zeit
des Franz Moritz von Veyder. Diese Wandbespannung befand sich
ursprünglich im Saal der Beletage. Später, nach einem Brand, in einem
markanter Möbel und Gemälde. Gamer orientiert sich bei seiner Beschreibung der
erhaltenen Inneneinrichtungsgegenstände an Wackenroders Liste.
56
Laut Schindler 2000 befinden sich im LHA Koblenz einzelne Inventarlisten.
57
Solche Fliesen wurden 1723 von Rotterdam nach Schwetzingen geliefert, wodurch
sich ein Anhaltspunkt für die Datierung und die Herkunft ergibt. Gamer² 1978, S. 13.

22
Nebenraum des Gartensaals, den Gamer in seinem Schlossführer als
,,Gobelinzimmer" bezeichnet. Auf ihnen sind Jagdszenen und
Genredarstellungen zu sehen.
58
Die Möbel, Uhren und Teppiche wurden
im Laufe der Jahre durch Erbgänge, Kriegseinwirkungen und einem
Diebstahl im Jahre 1995 dezimiert. Die meisten Stücke des Mobiliars
stammen aus dem 16.-19. Jahrhundert. Darunter das Himmelbett der
Eltern des Johann Werner von Veyder (Abb. 24) mit deren Namen an der
Kopfwand.
59
Außerdem haben sich einige Kamin- und Takenplatten
erhalten. So z.B. eine großformatige Platte mit dem Wappen des Franz
Moritz von Veyder und seiner Gemahlin Therese von Neufforge aus dem
Jahre 1752.
60
Schließlich sind noch die rund 80 Gemälde und die diversen
Familienportraits zu erwähnen, die in einer Inventarliste aufgeführt
werden, von denen jedoch nur noch eine kleinere Anzahl existiert.
61
Abschließend sei bemerkt, dass es für Gamer eindeutige Indizien gibt, die
dafür sprechen, dass auch die Entwürfe für die Innenausstattung aus dem
58
Gamer² 1978, S. 13. Die Wandbespannungen stammen aus der Manufaktur des
Frankfurter Malers Johann Andreas Nothnagel (1729-1804). Diese Zuschreibung
gelingt Gamer über den Vergleich mit der Bespannung im Wildtschen Haus am
Petersplatz in Basel, die 1764 in Auftrag gegeben wurde. Eine ausführliche
Beschreibung der Szenen der Malberger Wandbespannungen findet sich bei
Wackenroder 1927, S. 175-176 u. Gamer² 1978, S. 14-15.
59
Gamer² 1978, S. 15-16.
60
Einige dieser Taken- und Kaminplatten stammen aus dem Malberger Eisenwerk.
Gamer² 1978, S. 16. Zum Malberger Eisenwerk, siehe Oppeln-Bronikowski, Bettina
von. Die Verhüttung von Eisenerzen in der Eifel und ihre Auswirkung auf die
Lebensverhältnisse auf dem Land. Eine volkskundliche Untersuchung am Beispiel des
Eisenhüttendorfs Malberg an der Kyll vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Magisterarbeit, Freiburg i. Br., o. J. [Befindet sich im Haus Beda in Bitburg]
61
Eine ausführliche Liste der Gemälde befindet sich bei Wackenroder 1927, S. 176-177.
Zu der Inventarliste der Gemälde, siehe Schindler 2000.

23
,,Büro" von Matteo Alberti stammen. Diese Zuordnung des Innenausbaus
an Alberti gelingt Gamer über stilistische Vergleiche.
62
IV. 4. Die Gärten und die Terrasse
Die auf einem Felsen thronende Schlossanlage wird umgeben von großen
Gartenanlagen (Abb. 20), die durch Aufschüttungen, gestützt von riesigen
Mauern, geschaffen worden sind. Diese sind heutzutage zum Teil mit
Obstbäumen bepflanzt. Eine Funktion als Nutzgarten ist auch für die
Erbauungszeit anzunehmen. Die wichtigsten Gartenanlagen des Schlosses
sind der Runde Garten und der Eiserne Garten, die ,,zu den bedeutendsten
ihrer Art in Rheinland-Pfalz"
63
zählen. Durch ihre Lage am Eingang des
Schlosses und als Garten am Neuen Haus hatten sie repräsentativen
Charakter. Der Lustgarten war fester Bestandteil des barocken
Palastensembles.
Auf dem Weg zwischen Brauhaus und zweitem Tor befindet sich rechter
Hand hinter einer Bruchsteinmauer der Eiserne Garten.
Den hinter dem Neuen Haus liegenden Runden Garten betritt man vom
Gartensaal kommend über eine Terrasse.
IV. 4.1. Der
Eiserne Garten
Der in den Jahren 1713 bis 1714 entstandene Eiserne Garten, der zwischen
Eingangstor und zweiter Toranlage längs der Zufahrt zum Innenhof liegt,
62
Gamer² 1978, S. 13. Gamer erwähnt drei für ihn charakteristische Motive von Alberti.
Zur Zuschreibung von Schloss Malberg an Matteo Alberti, siehe Kapitel IX.3.
63
Mikuda-Hüttel, Barbara u. Burgard, Anita. Gärten der Region. Grüne Entdeckungen -
zwischen Mosel und Saar und Sauer und Kyll. Trier, 2004, S.102.

24
erhielt seinen Namen von einem nicht mehr vorhandenen eisernen
Staketenzaun. Man betritt ihn durch ein Gittertor im Bandelwerkstil (Abb.
4), das von zwei mächtigen, rustizierten Pfeilern mit Blattkapitell gerahmt
wird. Dieses Bandelwerkportal ist das einzige Überbleibsel des Zaunes.
Der Staketenzaun spannte sich zwischen acht mit steinernen Vasen und
Fruchtkörben ­ auf den beiden mittleren - bekrönten Pfeilern. Die 1711
von einem Meister Möckel
64
angefertigten und 1713 aufgestellten Pfeiler
mit den Bekrönungen sind heute noch erhalten. Zentrum des Eisernen
Gartens ist der im Mittelrondell stehende - mit wasserspeienden
Meerwesen, an einem Mittelpfeiler platziert und dieser mit einem
Pinienzapfen bekrönt - Sandsteinbrunnen, dessen Becken vierpassförmig
angelegt ist.
Die ursprünglich mit dunkel glänzendem Splitt ausgelegten und von
Buchsbaum gesäumten Wege gehen kreuzförmig vom Mittelrondell mit
seinem Brunnen ab. Der Mittelweg liegt aber nicht symmetrisch in der
Mitte der Anlage, sondern ist etwas nach Osten versetzt, da er ansonsten
an der Hauswand des Brauhauses enden würde.
65
Einzig der Zaun wurde bis auf das Portal durch eine Bruchsteinmauer
ersetzt. Damit wird die ehemals freie Sicht auf den Garten und die
Landschaft verhindert.
66
64
Gamer² 1978, S. 7.
65
Mikuda-Hüttel 2004, S. 103.
66
Mikuda-Hüttel 2004, S. 103.

25
IV. 4.2. Der
Runde Garten
Vom Gartensaal des Neuen Hauses gelangt man auf die Terrasse, von der
eine geschwungene Freitreppe (Abb. 12) in den Runden Garten hinab führt.
Seinen Namen hat er von seiner halbrunden Form. Umgeben wird der
Garten von einer Bruchsteinmauer auf der Götterstatuen standen.
67
Genau wie der Eiserne Garten besteht auch der Runde Garten aus einem
Wegekreuz mit einem Mittelrondell, das seit 1777 mit einem Brunnen
geschmückt ist.
68
Auch dieser besteht aus einem vierpassförmigen
Steinbassin mit Mittelpfeiler, der hier jedoch ein kleineres Becken trägt.
Wie die beiden Gärten ursprünglich bepflanzt waren, lässt sich heute nicht
mehr erkennen. Aufschluss darüber könnte jedoch das Archiv in Koblenz
geben, wo Archivalien zu den Tätigkeiten in den Jahren 1735-36 und
Aufwendungen von 1738-96 für den Schlossgarten aufbewahrt werden.
Durch Sichtung der Quellen könnte vielleicht die Rekonstruktion der
beiden Gärten des 18. Jahrhundert möglich sein.
69
IV. 4.3. Die Terrassenanlage
Vom Gartensaal gelangt man auf eine Terrasse mit zwei an den
Schmalseiten übereck stehenden Pavillons auf quadratischem Grundriss
mit Mansarddächern (Abb. 12, 48). Im linken Pavillon befindet sich eine
67
Zurzeit werden die Figuren der Gartenmauer sowie die der Terrassenbalustrade in
Bamberg restauriert. Die Originale werden bzw. sind zum Teil schon in der
Schlosskapelle aufgestellt. Abgüsse der Figuren sollen wieder an ihren ursprünglichen
Ort aufgestellt werden.
68
Mikuda-Hüttel 2004, S. 106.
69
LHA Koblenz, Bestand 53 C 53, Nr. 354 u. 215.

26
Stuckdecke im Bandelwerkstil. Dort sitzt in der Mitte des Plafonds ein
Bacchusknabe mit Reben in der Hand auf einem Weinfass.
Wichtigstes Zierwerk der Anlage waren zehn Gartenplastiken, die sich
seit ihrer Restaurierung in der Malberger Schlosskapelle befinden.
Originale Abgüsse sollen in naher Zukunft wieder die Gartenmauer und
die Balustrade der Terrasse schmücken.
Die Balustrade der Terrasse wird rechts und links der Freitreppe von den
vor ein paar Jahren aufgestellten Sandsteinfiguren der Diana (Abb. 52),
Göttin der Jagd und des Mondes und der Göttin Flora (Abb. 51), mit
Blumengirlanden als Allegorie des Frühlings, flankiert.
Weiterhin befanden sich auf der Balustrade Saturn, Gott des Landbaus
und Allegorie des Winters, der Sonnengott Apollon, Ceres mit Garbe und
Strohhut als die Verkörperung des Sommers und der Fruchtbarkeit und
abschließend Bacchus als Gott des Weines und Personifikation des
Herbstes. Auf der Gartenbrüstung befanden sich der Jäger Aktäon, der
von seinen Hunden angefallen wird, der Jäger Meleager mit Jagdhorn und
Eberkopf, der Hirtengott Pan und eine Panin.
70
Das Figurenprogramm mit den Allegorien der Jahreszeiten und
Fruchtbarkeiten ist für solche Anlagen zu jener Zeit gebräuchlich.
71
Die Figuren werden Ferdinand Tietz bzw. seiner Werkstatt
zugeschrieben.
72
Der aus Böhmen stammende Bildhauer wurde 1754 von
dem Kurfürsten Franz Georg von Schönborn nach Trier berufen, wo er
sich bis 1760 aufhielt. Hier arbeitete er unter anderem mit Johann Seiz am
Rokokobau des Kurfürstlichen Schlosses. Die 1758-60 geschaffenen
70
Mikuda-Hüttel 2004, S. 106.
71
Ein vergleichbares Programm hat der Garten des Kurfürstlichen Palais in Trier.
72
Bernd Wolfgang Lindemann. Ferdinand Tietz: 1708-1777. Studien zu Werk, Stil und
Ikonographie. Weißenhorn, 1989.

27
Malberger Plastiken haben große stilistische Ähnlichkeiten mit den von
Tietz geschaffenen Skulpturen im Trierer Palastgarten.
73
Die Terrassenanlage soll laut Gamer um 1730 angelegt worden sein,
74
das
bedeutet, fünfzehn Jahre nach Beendigung der Arbeiten am Neuen Haus.
Gamers Meinung nach gehören die Terrasse mit den Pavillons und der
Treppe sowie der Runde Garten ,,...nicht zur ursprünglichen Planung".
75
Bauherr der Anlage wäre somit der Sohn des Vetters von Johann Werner
von Veyder, Franz Moritz von Veyder (1699-1764). Als entwerfender
Künstler sieht Gamer den zu dieser Zeit in Kurtrier tätigen Baumeister
Christian Kretzschmar.
76
Die von Gamer angeführten Argumente, die für Kretzschmar als
ausführender Künstler der Terrassenanlage sprechen, sollen im Folgenden
genauer untersucht werden, da Gamer sich nur auf eine knappe
Erläuterung beschränkt.
So erklärt er nicht, wie er auf die Datierung ,,um 1730" kommt. Weder im
Kapitel über Malberg in der Biographie über Matteo Alberti, noch im
Malberger Schlossführer gibt es darüber einen Hinweis. Im Findbuch zum
Schlossarchiv und in den Archivalien finden sich keine Hinweise auf
Terrassenarbeiten um 1730.
77
Das Bandelwerk im linken Pavillon gibt
einen stilistischen Hinweis auf eine Entstehung im ersten Drittel des 18.
Jahrhunderts. Einen interessanten Hinweis, aber keine Hilfe für Gamers
Datierung, liefert ein Gemälde im Schloss. Dieses mit ,,Das Freij
Herrschaftliche Schloss Mahlberg" (Abb. 46, 47) betitelte aber undatierte
73
Gamer
2
1978, S.18.
74
Gamer² 1978, S.7.
75
Gamer 1978, S. 227.
76
Gamer² 1978, S. 7.
77
Hier wäre natürlich eine gründlichere Recherche von Nöten, als ich sie für diese
Arbeit leisten konnte.

28
Gemälde zeigt eine Ansicht der Schlossanlage nach 1714.
78
Es fehlt der
Runde Garten. Zwei hohe Futtermauern terrassieren das Gelände zur
Ortschaft und dem Kylltal hin. Ein Weg auf der oberen Terrassierung
führt zur Rückseite des Neuen Hauses. Der Weg scheint hier anzusteigen,
um einen Zugang zum Gartensaal zu ermöglichen. Ob es einen Vorgänger
der heutigen Terrasse gab oder der Weg bis direkt vor die Tür des
Gartensaales reichte, ist leider nicht zu erkennen.
Am Fuße des Schlossberges neben der Kyll gelegen, ist auf dem Gemälde
ein barocker Garten mit Wegekreuz und Brunnen im Mittelrondell zu
erkennen. So ähnlich muss man sich das ursprüngliche Aussehen des
Runden- und des Eisernen Gartens vorstellen.
Das Gemälde könnte darauf hinweisen, dass die Schlossanlage ohne
Runden Garten erbaut worden ist, und dieser erst zu einem späteren
Zeitpunkt angelegt wurde.
Vergleicht man den Zeitrahmen des Gemäldes und des Bandelwerks
erhält man einen möglichen Entstehungszeitraum der Terrasse nach 1715
bis etwa 1740.
79
Eine weitere Einschränkung des Zeitfensters könnte sich durch die Frage
nach dem Architekten ergeben.
78
Gamer 1978, S.227. Gamer datiert das Gemälde ,,...spätestens in das Jahr 1711...".
Durch das Fehlen der Schlosskapelle mit dem gedeckten Gang, deren Baubeginn er
1712 vermutete, nahm er wahrscheinlich eine Datierung auf spätestens 1711 an.
Trotzdem widerspricht er sich selbst, da das Neue Haus auf dem Gemälde fertig
dargestellt ist, und er selbst den Baubeginn mit 1711/12 angibt. Durch die neuen
Erkenntnisse bezüglich des Baubeginns der Kapelle um 1707/08 hätte sie
eingezeichnet sein müssen. Weshalb der Maler sie weggelassen hat, bleibt offen.
79
Döry-Jobaháza, Ludwig. Die Mainzer Stuckateure der Bandelwerkzeit. Aus: Mainzer
Zeitschrift (Sonderdruck) Jg. 48-49, 1953-54, zgl. Diss. Frankfurt/Main 1953, S. 109.
Döry-Jobaháza gibt das Vorkommen des Bandelwerkes mit etwa zwischen 1715 bis
1740
an.

29
Wie bereits erwähnt, hält Gamer den Entwurf für die Terrasse von dem
,,... mit Sicherheit ... aus Sachsen stammende[n], seit 1728 in den Diensten
der Abtei Mettlach stehende[n] Christian Kretzschmar...".
80
Der vielleicht aus Sachsen oder Schlesien stammende Kretzschmar wird
erstmals aktenkundig in unserer Gegend am 4. Dezember 1726. Er selber
bezeichnet sich als Steinhauer oder Baumeister.
81
Wahrscheinlich gelangte er durch den Trierer Kurfürsten Franz-Ludwig
von Pfalz-Neuburg (1716-1729) an die Saar. Auch andere auswärtige
Künstler kamen auf Initiative des Kurfürsten nach Kurtrier, so der
Jesuitenlaienbruder Christoph Tausch, Architekt und Schüler von Andrea
Pozzo, der im Auftrage von Franz-Ludwig am 9. Mai 1726 von Breslau
nach Trier geschickt wurde. Hier sollte er einen Altar für die Heilig-Rock-
Kapelle errichten.
82
Auf Empfehlung des Baumeisters der Abtei von Wadgassen (Saarland),
Bernardo Trabucco, gelangte Kretzschmar an das Mettlacher Kloster.
83
Seine Tätigkeit in Mettlach begann laut Bestallungspatent am 22. Februar
1727.
84
,,Aufgrund der wenigen Archivalien stützt sich die Behandlung seines
Werkes auf typologische und stilistische Vergleiche".
85
Für Jakobs hängen
die Gründe der Nichterwähnung Kretzschmars damit zusammen, dass er
fremd war und keiner Zunft angehörte und deshalb sein Name nicht als
80
Gamer² 1978, S. 7.
81
Jakobs, Ingrid. Christian Kretzschmar: Steinhauer und Baumeister des 18.
Jahrhunderts in Kurtrier. Univ.-Diss. Saarbrücken 1990, Saarbrücken 1991, S. 5.
82
Jakobs 1991, S. 7-8.
83
Jakobs 1991, S. 9.
84
Jakobs 1991, S.9-11. Das Datum seiner Eheschließung mit der aus Merzig stammenden
Anna Maria Bonnevie ist unbekannt. Die Ehe blieb kinderlos. Da er häufig Geld
verlieh, schien er einen gewissen finanziellen Wohlstand erlangt zu haben. Am 23.
Juni 1768 stirbt Kretzschmar und wird in Merzig beerdigt. Vgl. am angegebenen Ort
S.
14-15.
85
Jakobs 1991, S. 217.

30
Baumeister auftauchen sollte. Denn 1739 gab es Beschwerden der
Steinmetzzunft bei dem Bürgermeister der Stadt Trier und bei dem
Kurfürsten gegen Kretzschmar, da dieser Fremde ihnen Arbeit
wegnehme. Er aber, ..."ein gern gesehener Architekt...", wurde vom
Stadtrat und Trierer Meistern gedeckt.
86
Zugeschrieben werden ihm die schon erwähnte Abtei in Mettlach, St.
Paulin in Trier, die Zisterzienserklosterkirche Himmerod in der Eifel, das
Benediktinerinnenkloster St. Irminen in Trier, verschiedene Bürgerhäuser
und weitere Bauten.
87
Gamer vergleicht die ,,...unverkennbare Schildform der verkröpften
Schlusssteine an den Fensterstürzen der Pavillons..." auf der Terrasse in
Malberg (Abb. 49) mit dem im 2. Weltkrieg zerstörten Mittelrisalit des
Südflügels des Irminenklosters in Trier (Abb. 53).
88
Tatsächlich findet man diese auffällige Form noch heute am Mittelrisalit
der Moselfassade. Bei vielen weiteren Kretzschmar zugeschriebenen
Bauten taucht dieses Motiv auf.
89
In ihrer Arbeit über Christian Kretzschmar behandelt Jakobs auf knapp
zwei Seiten die Terrassenanlage von Malberg.
90
Sie stimmt der Aussage Gamers nicht nur zu, sondern sieht auch die
Gestaltung der Tür mit Oberlicht, die Baluster der Terrasse und die
Schulterbögen (Abb. 49) als Hinweise, die für Kretzschmar als Architekten
sprechen.
Beim Vergleich der Baluster wird Jakobs die Portalfassade des
Mittelpavillions der Abtei Mettlach (Abb. 54) herangezogen haben. Und
86
Jakobs 1991, S. 11-14 u. 220.
87
Eine komplette Übersicht der Werke Kretzschmars findet sich bei Jakobs 1991.
88
Gamer² 1978, S. 7.
89
Beispielsweise bei dem Franziskaner-Minoriten-Kloster in Trier und beim Bürgerhaus,
Poststraße. 12 in Merzig.
90
Jakobs 1991, S. 190-191.

31
tatsächlich haben wir es in Malberg und in Mettlach mit Vierkant-
Balustern zu tun. Aufbau und Auskehlungen sind gleich, nur die
Proportionen der Flächen sind unterschiedlich.
Die Verbindung der Tür mit Oberlicht mag zwar typisch für Kretzschmar
sein, ungewöhnlich ist sie allerdings genauso wenig wie der
Schulterbogen. Diese allein wären keine Indizien für die Urheberschaft
von Kretzschmar. Das Oberlicht findet sich auch in anderen Regionen und
zu früheren Zeiten wieder.
91
Das Schulterbogenfenster ist ,,spätestens seit
1680 an der mittleren Saar verbreitet".
92
Nach den erörterten Punkten kann man, solange sich keine besseren
Argumente für einen anderen Architekten finden, Christian Kretzschmar
zumindest den Entwurf der Terrassenanlage in Malberg zuschreiben. So
wird nach dem Italiener Matteo Alberti von der Familie Veyder wieder ein
bekannter Künstler beauftragt. Letztlich folgt zwei Jahrzehnte später dann
ein weiterer: Ferdinand Tietz mit seiner Werkstatt.
Die Entstehungszeit der Terrasse lässt sich durch die Zuschreibung an
Kretzschmar weiter eingrenzen. Da er ab 1727 in Mettlach tätig war und
mit dem Bau der Abtei in Kurtrier sicherlich bekannt wurde, muss ihre
Entstehungszeit zwischen 1727 und 1740 liegen. Weshalb Gamer die
Terrasse auf ,,um 1730" datiert, bleibt weiterhin offen. Eine genauere
Sichtung der Archivalien könnte vielleicht Aufschluss geben.
91
Unter anderem bei Schloss Bekond (1710-1712), am Hofportal des Mittelbaus.
92
Götz, Wolfgang. Erwiderung zur Rezension von Georg Skalecki zum Buch von
Jakobs 1991. In: Kurtrierisches Jahrbuch, 33, 1993, S. 341.

32
Abschließend soll die schon oben zitierte Aussage von Gamer, dass der
Runde Garten ,,...nicht zur ursprünglichen Planung" gehört, kurz
angesprochen werden.
93
Gut vorstellbar wäre auch, dass Matteo Alberti schon in seinem Entwurf
für das Schloss eine Terrassenanlage geplant hat, diese aber, aus uns
unbekannten Gründen, nicht sofort ausgeführt wurde. Was könnte für
diese Annahme sprechen?
Zeichnerisch lässt sich diese Vermutung beweisen: Nimmt man den
Grundriss des Neuen Hauses mit der Terrassenanlage, verbindet die
Eckpunkte der Stummelflügel und der beiden Pavillons miteinander, so
erhält man ein Rechteck. In dieses Rechteck lassen sich verschiedene
gleichseitige Dreiecke und vier gleichgroße Rechtecke konstruieren.
94
Solche Kompositionen mit Hilfe geometrischer Formen finden sich in allen
Epochen der Kunstgeschichte.
95
Für Malberg bedeutet dies, dass die Terrasse in ihren Poportionen dem
Neuen Haus angepasst ist. Da die geometrischen Konstruktionen nicht mit
jedem beliebigen Rechteck in ihren Verhältnissen zueinander aufgehen,
muss die Terrassenanlage schon von Matteo Alberti geplant worden sein.
93
Gamer 1978, S. 227.
94
Herr Dr. Klaus-Peter Goethert (Universität Trier, FB III, Kl. Archäologie) hat mich auf
die geometrische Konstruktion aufmerksam gemacht. Seine Vermutung, dass die
Terrasse von Anfang an geplant war, konnte ich durch eigene zeichnerische
Konstruktionen bestätigen. Besonders hilfreich ist hierzu das Werk von: Naredi-
Rainer, Paul von. Architektur und Harmonie. Zahl, Maß und Proportion in der
abendländischen Baukunst. Köln 2001
7
. Siehe dort besonders Kapitel IV Proportion.
95
Man denke nur an die mittelalterlichen Musterbücher oder Borrominis Grundriss von
S. Carlino alle quattro fontane in Rom.

33
V. Der Restaurierungsbericht
Im nun Folgenden werden die Erkenntnisse der Restaurierungsarbeiten
geschildert, die nach der Übernahme des Schlosses durch die
Verbandsgemeinde Kyllburg von dieser veranlasst wurden
V. 1. Die Schlosskapelle
Im Gegensatz zum Neuen Haus und Arkadenbau liegen für die
Schlosskapelle bis auf eine Rechnung für das Portal von 1712, die auf die
Fertigstellung hin deutet, keine weiteren schriftlichen Quellen vor.
96
Für die Kapelle ergeben sich durch die während der
Restaurierungsarbeiten durchgeführten Untersuchungen zwei
Bauphasen.
97
Die bisher in der Literatur angenommene Erbauungszeit von
1712-1714
98
muss auf einen früheren Baubeginn korrigiert werden.
In der ersten Bauphase von 1707/08-1714
99
wurde mit dem Bau der Kapelle
und des schon erwähnten gedeckten Übergangs begonnen. Da das
Uhrtürmchen laut Ankerzahl 1709 vollendet wurde und im
Mauerverband mit dem Portal des Übergangs steht, ist ein Baubeginn des
Übergangs um 1707/ 08 anzunehmen.
100
Eine Mörtelprobe des Übergangs
96
Dohmen, Kristin u.a. Projekt Schloßkapelle Malberg. Aufbaustudiengang
Baudenkmalpflege der Fachhochschule Trier, Trier 1998, S. 18.
97
Dohmen 1998, S.21-26. In dieser Arbeit wird von drei Bauphasen gesprochen, die
aber weiter unten durch die Aussage von Dmyitryk 2001 auf zwei reduziert werden.
98
Gamer 1978, S. 228.
99
Dohmen 1998, S. 21 und Dmytryk 2001, S. 18. In der Arbeit von Dohmen liegt der
Baubeginn bei ca. 1707, bei Dmytryk bei 1708. Da beide Angaben nur ungefähr sind,
gebe ich den Baubeginn in der vorliegenden Arbeit mit 1707/ 08 wieder.
100
Dmytryk 2001, S. 15.

34
und der Südwand der beiden ersten östlichen Achsen der Kapelle ergab
einen gemeinsamen Baubeginn von Übergang und Kapelle.
101
In der Außenansicht der Nord- sowie Südseite zeigt sich jeweils eine
senkrechte Baunaht zwischen dem ersten und zweiten westlichen Fenster,
in deren Verlängerung sich der Anschluss des profilierten
Sandsteingesimses der ersten Bauphase an das Holzkranzgesims des
Erweiterungsbaus einer späteren Bauphase anschließt. Die Baunähte
markieren den ursprünglichen Westabschluss der Fassade.
102
1827 überließ Baron Carl von Veyder laut Vertrag vom 17. Oktober
desselben Jahres die Schlosskapelle der Gemeinde Malberg zur Nutzung
als Pfarrkirche. Da die Kapelle für die neue Bestimmung zu klein war,
wurde sie um eine Achse nach Westen verlängert. Hierbei versetzte man
die Westfassade der ersten Bauphase und veränderte dabei den Giebel
etwas.
103
Gamer schreibt die Erweiterung dem Jahre 1826 zu
104
, was aber
durch die Überlieferung des Vertrages von 1827 ein Jahr zu früh wäre.
Laut Vertrag blieben den Schlossbewohnern die Empore und der separate
Zugang vorbehalten.
105
Dieser zweiten Bauphase ist auch die Sakristei
zuzuordnen, die nicht zur ursprünglichen Konzeption gehörte.
106
Schon
im Urkataster von 1760 ist sie nicht eingezeichnet, und auch einige
Beobachtungen am Bau untermauern dies. So weist der Anschluss am
Chor deutliche Baunähte auf, und die Mörtelproben unterscheiden sich
101
Dmytryk 2001, S. 18.
102
Dohmen 1998, S. 21.
103
Dohmen 1998, S. 19 u. 24.
104
Gamer² 1978, S. 9 und Lorenzi, Philipp de. Pfarrei Malberg. In: Beiträge sämtlicher
Pfarreien der Diözese Trier (2 Bde), 1878, Bd. 1, S. 302.
105
Dohmen 1998, S. 20-21.
106
Dohmen 1998, S. 25.

35
von denen der ersten Bauphase.
107
Genau wie der Erweiterungsbau hat
auch die Sakristei ein Holzkranzgesims.
108
Kommen wir abschließend zum Einbau des Triumphbogens. Dieser
geschah laut Gamer
109
und der Abschlussarbeit ,,Projekt Schlosskapelle
Malberg" im Jahre 1912.
110
Dmytryk dagegen gibt zu bedenken, dass die
Einbauten des Bogens, der Kanzel und des Beichtstuhls, die zur selben
Zeit stattfanden, was sie anhand von Untersuchungen des Bodens und
vorhandener Farbreste belegt, für das Jahr 1912 keinen Sinn machen, da
die Kapelle durch den Neubau der Pfarrkirche 1905/06 ihre Funktion
verloren hatte. Weiterhin verweist sie auf den Restaurator Thomas
Lutgen, der den Einbau sowie die sich darauf befindende
Schablonenmalerei der zweiten Bauphase von 1827 zuschreibt.
111
V. 2. Der Arkadenbau
Der Arkadenbau (Abb. 8) wurde von 1710 (Ankerzahl im ersten
Obergeschoss) bis 1714 erbaut.
112
Zunächst errichtete man sieben Achsen
und einen eingeschossigen Torbogen als Verbindung zwischen Altbau
und Arkadenbau. Später, aber noch in der Bauzeit, wird der Arkadenbau
um eine Achse (Abb. 10) nach Südosten verlängert (deutlich durch eine
Baunaht zu erkennen) und mit dem Neuen Haus durch einen
107
Dohmen 1998, S. 23-24.
108
Dmytryk 2001, S. 18.
109
Gamer² 1978, S. 9.
110
Dohmen1998, S. 25-26. Dies ergäbe die dritte Bauphase. Die Datierung erfolgt durch
die sich darauf befindende Schablonenmalerei als terminus post quem.
111
Dmytryk 2001, S. 20.
112
Gamer² 1978, S. 6 u. 10.

36
zweigeschossigen Torbogen verbunden.
113
Ebenfalls wird der
Verbindungsbogen (Abb. 9) am Altbau um ein Geschoss aufgestockt
(Putzanschluss im ersten Obergeschoss an der Rückseite des Torbogens).
Dem ursprünglich schmucklosen Schlussstein wird eine Maske
vorgeblendet. Der darüber befindliche Keilstein ist eine vorgeblendete
Sandsteinplatte. Die neun Figurennischen am Arkadenbau werden
nachträglich in die Arkadenzwickel eingepasst. In der vierten Achse von
links, dem ursprünglichen Anbringungsort des veyderischen Wappens,
welches sich heute über dem Eingang zum Altbau befindet, befinden sich
Putzreste.
114
Nach Herstellung der originalen Farbfassung im Jahre 1999
wurde die Stelle farblich markiert.
V. 3. Das
Neue Haus
Die derzeit stattfindenden Restaurierungsarbeiten an der Schlossanlage
böten die einmalige Gelegenheit, die Baugeschichte des Neuen Hauses
(Abb. 11) ebenso zu erforschen, wie dies beim Altbau teilweise
durchgeführt wurde. Leider wurde dem zuständigen Restaurator von der
Verbandsgemeinde Kyllburg ein solcher Auftrag nicht erteilt, so dass die
weiteren Untersuchungen auf Eigeninitiative von Herrn Lutgen
unternommen wurden.
115
113
Gamer 1978, S. 225. Bestätigt wurden die Beobachtungen Gamers durch den zurzeit
am Schloss tätigen Restaurator Thomas Lutgen, Kurfürstenstraße 8, 54295 Trier. In
einem mit Herrn Lutgen im Jahre 2002 stattfindenden Gespräch teilte er mir
freundlicherweise seine gemachten Erkenntnisse über den Altbau und das Neue Haus
mit.
114
Lutgen (wie Anm. 114).
115
Wenn nicht anders vermerkt, stammen die folgenden Angaben und Informationen
von: Lutgen (wie Anm. 114).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783836602679
DOI
10.3239/9783836602679
Dateigröße
24.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Trier – Kunstgeschichte
Erscheinungsdatum
2007 (April)
Note
1,0
Schlagworte
schloss mahlberg kurfürstentum trier kunstgeschichte restaurierung alberti matteo
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Titel: Schloss Malberg in der Kyllburger Waldeifel
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