Lade Inhalt...

Scheitern von Entrepreneuren

Analyse möglicher Faktoren für das Nicht-Gelingen von Jungunternehmen mithilfe biographisch-narrativer Interviews

©2010 Bachelorarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In jedem Bereich des Lebens und des gemeinsamen Miteinanders finden Dinge entweder ungewollt oder aber Geplantes nicht oder anders statt. Es wird jeden Tag ein wenig gescheitert.
Das früheste Scheitern unserer Geschichte ist wohl die Verbannung von Adam und Eva aus dem Paradies. Aber auch jüngere Ereignisse, wie der Untergang der DDR oder die heutige Finanzkrise, können als Scheitern gesehen werden.
Neben solchen geschichtlich-gesellschaftlichen Situationen gibt es jedoch auch ganz privates Scheitern. So führte im Jahr 2008 jede zweite Ehe in Deutschland zu einer Scheidung und 7,8% der zivilen Erwerbspersonen waren arbeitslos gemeldet. Dies sind nur einige Gebiete in unserer Gesellschaft, die im Volksmund als gescheitert bezeichnet werden.
Besonders in den Jahren der Finanzkrise 2008/09 findet Scheitern vermehrt im beruflichen Umfeld statt. Dies kann die Kündigung eines Angestelltenverhältnisses sein, aus Sicht des Unternehmers aber auch in Form einer Insolvenzanmeldung stattfinden.
In den Zeitungen wird viel über Insolvenzen von Großunternehmen berichtet, da diese eine große Gefahr des Arbeitsplatzverlustes für viele Arbeitnehmer bedeutet.
Diese Großunternehmen bilden jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Bei der genauen Betrachtung der Zahlen ist festzustellen, dass 99,7% aller sich in Deutschland befindenden Unternehmen Kleine- und Mittelständische Unternehmen (KMUs) sind. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung in Bonn gewähren diese 70,5% der Arbeitsplätze in Deutschland.
Die Wichtigkeit von KMUs wird jedoch nicht nur angesichts dieser hohen Beschäftigtenzahlen deutlich, sondern auch durch die Mehrheit der Neugründungen, die meist als solche beginnen.
Laut dem Statistischen Bundesamt betrug im Jahr 2009 die Zahl der neu angemeldeten Unternehmen rund 412.600. Gleichzeitig mussten insgesamt 32.687 Unternehmen und Kleingewerbe zur Insolvenz angemeldet werden. Das sind 11,6% mehr als im Vorjahr.
Da die Gründungstendenz gerade in Krisenzeiten wegen der steigenden Arbeitslosenzahl im Allgemeinen höher liegt, ist in den kommenden Jahren von einer vermehrten Zahl an Neugründungen auszugehen. Diese wird im Gegenzug jedoch voraussichtlich auch zu einer höheren Insolvenzrate führen, da sich die Jungunternehmen gegenseitig vom Markt verdrängen.
Nach einer Studie von 1983 bis 2002 überleben gerade einmal knapp mehr als die Hälfte der Neugründungen ihre ersten fünf Jahre. Über 75% der Unternehmen werden innerhalb der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mona Irina Thraen
Scheitern von Entrepreneuren
Analyse möglicher Faktoren für das Nicht-Gelingen von Jungunternehmen mithilfe
biographisch-narrativer Interviews
ISBN: 978-3-8428-0981-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter, Deutschland, Bachelorarbeit,
2010
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und der Verlag, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011

II
INHALTSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS...III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS...III
MANAGEMENT SUMMARY
TEIL A: Theoretischer Teil
1. EINFÜHRUNG ... 2
2. GRUNDLAGEN: ENTREPRENEURSHIP ... 4
2.1 Definition ,,Entrepreneurship" ... 4
2.2 Klassische vs. Alternative Ansätze der Entrepreneurship-Forschung ... .5
2.2.1 Der Business Plan Ansatz ... 5
2.2.2 Der Schumpeter`sche Ansatz ... 5
2.2.3 Der Gerber`sche Ansatz ... 6
2.2.4 Fazit aus den einzelnen Ansätzen ... 7
3. GRUNDLAGEN DES SCHEITERNS ... 8
3.1 Definition: Was ist Scheitern? ... 8
3.1.1 Externe Faktoren des Scheiterns ... 9
3.1.2 Interne Faktoren des Scheiterns ... 12
3.2 Gesellschaftlicher Umgang mit Scheitern ... 16
3.3 ,,Erfolgreich Scheitern" ... 18
TEIL B: Empirischer Teil
4. METHODEN-DESIGN ... 19
5. ANALYSE FALL A ... 21
5.1 Biographisches Portrait ... 21
5.2 Ausgangslage des Interviews ... 23
5.3 Analytische Deskription ... 24
5.4 Interpretation und Diskussion ... 30
6. ANALYSE FALL B ... 36
6.1 Biographisches Portrait ... 36
6.2 Ausgangslage des Interviews ... 37
6.3 Analytische Deskription ... 38
6.4 Interpretation und Diskussion ... 43
7. DISKUSSION ... 49
8. FAZIT... 55
9. LITERATUR ... 58
1
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
5
6
7
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
7
8
11
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
3
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
3
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
4
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
3
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
1
1
1
5
1
7
1
8
4
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
4
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
4
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
5
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
6
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
6
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
1
1
1
5
1
7
1
8
7
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
1
1
1
5
1
7
1
8
11
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
15
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
17
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
18
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
20
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
18
20
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
17
22
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
15
23
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
11
29
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
35
3
3
4
4
4
5
6
7
7
8
35
3
3
4
4
4
5
6
7
7
36
3
3
4
4
4
5
6
7
37
3
3
4
4
4
5
6
42
3
3
4
4
4
5
48
3
3
4
4
4
54
3
3
4
4
57
3
3
4
4
3
3
4

III
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Chronologischer Lebenslauf des Informanten A
Tabelle 2:
Chronologischer Lebenslauf des Informanten B
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
KMU:
Kleine- und Mittelständische Unternehmen
BP:
Business Plan
NFT:
Nachfrageteil
Schufa:
Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung

IV
MANAGEMENT SUMMARY
In entrepreneurial society, it is common knowledge that most start-ups fail in their first
years. Some experts are even saying that about 80% of enterprises fail in their first ten
years. In Germany, on which this work will focus, enterprise failure in 2009 rose to 11.6%,
in comparison to the year before, which might be, in part, due to the financial crisis but still
shows a tendency for the huge failure rate of business foundations.
These huge numbers lead to the question: why are so many start-up enterprises failing?
Trying to answer this question by finding some possible factors for enterprise failure is the
aim of this work.
To archive this, first the term "entrepreneur" shall be explained; second, it will be defined
what exactly "failure" is. Using these two terms, the focus of this work will be the
qualitative interviews of two failed entrepreneurs. As a working method, the biographic-
narrative interview was chosen because it gives a better insight into the personal affairs and
problems the interviewed person had with their enterprises. So, possible internal factors for
failure have been factored into consideration with external ones.
As the main external factors for failure the cash-out due to small reserves, and/or the
missing of customer receivables, or customer demand could be seen.
For internal factors, the inability of entrepreneurs to give up responsibility to their
employees, as well as their lack of leadership, could be seen as two main factors
contributing to failed ventures. As a further internal factor it could be seen, that
entrepreneurs are too occupied with the technical work which has to be done within the
enterprise but do not work on the future development of it. Further problems the
entrepreneurs had to face were the ego of the entrepreneur and his internal locus of control.
Also the lack of financial knowledge was a fundamental disadvantage when starting a
business.
In total, most of the external factors could be seen as being caused from internal factors,
which is why the focus was given predominantly to the internal ones. Also working with
failure is a very important part of the further failure-process. This process is seen as very
important because it is a very personal challenge which is always in interaction with the
wider social surrounding.
This could be a starting position for further studies: factors identified from the two
individual case studies could be taken as hypothesis in order to explore the dimensions
more closely through, for example, quantitative surveys.
Keywords: Entrepreneurship, Schumpeter's approach, Gerber's approach, failure, gradual
failure, absolute failure, "failure success", biographical-narrative interviews.

1
TEIL A: Theoretischer Teil
1. EINFÜHRUNG
In jedem Bereich des Lebens und des gemeinsamen Miteinanders finden Dinge entweder
ungewollt oder aber Geplantes nicht oder anders statt. Es wird jeden Tag ein wenig
gescheitert.
Das früheste Scheitern unserer Geschichte ist wohl die Verbannung von Adam und Eva aus
dem Paradies. Aber auch jüngere Ereignisse, wie der Untergang der DDR oder die heutige
Finanzkrise, können als Scheitern gesehen werden.
Neben solchen geschichtlich-gesellschaftlichen Situationen gibt es jedoch auch ganz
privates Scheitern. So führte im Jahr 2008 jede zweite Ehe in Deutschland zu einer
Scheidung und 7,8% der zivilen Erwerbspersonen waren arbeitslos gemeldet (vgl.
Statistisches Bundesamt 2009, S. 23 und S. 28). Dies sind nur einige Gebiete in unserer
Gesellschaft, die im Volksmund als gescheitert bezeichnet werden.
Besonders in den Jahren der Finanzkrise 2008/09 findet Scheitern vermehrt im beruflichen
Umfeld statt. Dies kann die Kündigung eines Angestelltenverhältnisses sein, aus Sicht des
Unternehmers
1
aber auch in Form einer Insolvenzanmeldung stattfinden.
In den Zeitungen wird viel über Insolvenzen von Großunternehmen berichtet, da diese eine
große Gefahr des Arbeitsplatzverlustes für viele Arbeitnehmer bedeutet.
Diese Großunternehmen bilden jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Bei der genauen
Betrachtung der Zahlen ist festzustellen, dass 99,7% aller sich in Deutschland befindenden
Unternehmen Kleine- und Mittelständische Unternehmen (KMUs) sind. Laut dem Institut
für Mittelstandsforschung in Bonn gewähren diese 70,5% der Arbeitsplätze in Deutschland
(vgl. Institut für Mittelstandforschung Bonn 2010).
Die Wichtigkeit von KMUs wird jedoch nicht nur angesichts dieser hohen
Beschäftigtenzahlen deutlich, sondern auch durch die Mehrheit der Neugründungen, die
meist als solche beginnen.
Laut dem Statistischen Bundesamt betrug im Jahr 2009 die Zahl der neu angemeldeten
Unternehmen rund 412.600. Gleichzeitig mussten insgesamt 32.687 Unternehmen und
Kleingewerbe zur Insolvenz angemeldet werden. Das sind 11,6% mehr als im Vorjahr (vgl.
Statistisches Bundesamt 2010).
1
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische Differenzierung, z. B.
Unternehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung
grundsätzlich für beide Geschlechter.

2
Da die Gründungstendenz gerade in Krisenzeiten wegen der steigenden Arbeitslosenzahl im
Allgemeinen höher liegt, ist in den kommenden Jahren von einer vermehrten Zahl an
Neugründungen auszugehen. Diese wird im Gegenzug jedoch voraussichtlich auch zu einer
höheren Insolvenzrate führen, da sich die Jungunternehmen gegenseitig vom Markt
verdrängen.
Nach einer Studie von 1983 bis 2002 überleben gerade einmal knapp mehr als die Hälfte
der Neugründungen ihre ersten fünf Jahre. Über 75% der Unternehmen werden innerhalb
der ersten 18 Jahre zur Insolvenz angemeldet (vgl. Fritsch/Mueller/Weyh 2004, S. 8).
Ähnliche Zahlen bestätigt auch der Wirtschaftswissenschaftler Günter Faltin für die
Gegenwart. Er geht von einem momentanen 80-prozentigen Scheitern von Neugründungen
in den ersten 10 Jahren aus (vgl. Faltin 2009).
In Anbetracht dieser finsteren Prognosen, erscheint es wichtig, die Gründe für das Nicht-
Gelingen eines Jungunternehmens genauer zu analysieren.
Weshalb werden so viele Jungunternehmen noch vor der Erreichung ihres zehnten, fünften
oder gar schon dritten Lebensjahres aufgegeben?
Anhand der Betrachtung von gescheiterten Jungunternehmen sollen in dieser Arbeit
mögliche Gründe zur Beantwortung dieser Frage erarbeitet werden. Ziel ist es, anhand
ausgewählter qualitativer Interviews mit gescheiterten Unternehmensgründern mögliche
Ursachen für den Misserfolg ihrer Unternehmen zu analysieren.
Das Thema Unternehmensgründung soll hier anhand der seit einigen Jahren auch in
Deutschland zunehmenden Entrepreneurship-Forschung dargelegt werden. Daher soll im
ersten Teil der Arbeit auf die Definitionen und Grundlagen von Entrepreneurship sowie
dessen unterschiedliche Betrachtungsweisen eingegangen werden.
Auch soll die Bedeutung von Scheitern näher betrachtet werden. Diese soll später helfen,
etwaige Zusammenhänge zwischen externen Faktoren des Unternehmensscheiterns, sowie
der inneren Grundhaltung des Unternehmer-Individuums herstellen zu können.
Teil B stellt den empirischen Teil der Arbeit dar. Nach einer Erläuterung der
Forschungsmethodik folgt die Auswertung und Interpretation der mit gescheiterten
Entrepreneuren geführten Interviews. Die Interpretation schließt an den Grundlagen von
Entrepreneurship und Scheitern an.
Die abschließende Diskussion der Ergebnisse soll die beiden Fälle A und B vergleichen.
Die daraus erlangten Erkenntnisse dienen als Grundlage für das endgültige Fazit und sollen
einen Forschungsausblick geben.

3
2. GRUNDLAGEN: ENTREPRENEURSHIP
2.1
Definition ,,Entrepreneurship"
Entrepreneurship hat viele Gesichter. In der Literatur reicht die Spanne von Praxisbüchern
für die Erstellung eines Business Planes, über die Arbeitsplatzschaffung als Sinn des
Entrepreneurship
2
, bis hin zu sozial-nachhaltigen Unternehmenskonzepten (Social
Entrepreneurship).
Da es keine allgemein anerkannte Definition von Entrepreneurship gibt, soll zunächst kurz
auf das Wort sowie dessen Geschichte eingegangen werden:
Ursprünglich stammt der Begriff Entrepreneurship vom französischen ,,entreprendre", was
so viel bedeutet wie ,,etwas unternehmen" oder ,,sich etwas zur Aufgabe zu machen" und
bezeichnete im mittelalterlichen Frankreich den ,,Vermittler/Zwischenhändler". Bereits
Anfang des 18. Jahrhunderts führte der irische Bankier Richard Cantillon (1725) den
Begriff unter Betonung der Einkommenserzielung mit ein. Aber erst Jean-Baptiste Say
(1803) prägte den Begriff des ,,Entrepreneurs", welcher Produktionsmittel koordiniert und
organisiert.
Während der industriellen Revolution im 18./19. Jh. prägte der Begriff eine neue Art des
Unternehmertums. Unternehmer waren plötzlich nicht nur erbbedingte Großgrundbesitzer
oder Adelige, sondern jeder, der eine Geschäftsidee hatte und diese zu realisieren verstand.
Berühmt wurde Joseph Schumpeters (1934) Bezeichnung des Entrepreneurs als Innovator
und ,,Kreativer Zerstörer".
Peter Drucker (1964) bezeichnet den Entrepreneur als jemand, der das Beste aus den
gegebenen Möglichkeiten macht. Israel M. Kirzner (1987) hingegen als jemanden, der
Vorhandenes neu entdeckt und Potentiale erkennt (vgl. Grant 1998, S. 237 und
Kolshorn/Tomecko 1998, S. 171)
Drucker und Kirzner prägten die Entrepreneurship-Forschung maßgeblich in den USA, wo
im ausgehenden 20. Jahrhundert der Begriff an Mode gewann. Seit der Gründung des ersten
Lehrstuhls für Entrepreneurship 1983 in den USA sowie der berühmt gewordenen
Gründungswelle im Silicon Valley, gelangt die Debatte heute langsam wieder nach Europa.
In Deutschland geht dies vor allem auf die Initiativen von Wirtschafts- und
Forschungsvertretern wie Günter Faltin oder Götz Werner zurück.
Zusammengefasst ist die Grundidee von Entrepreneurship also die Entwicklung einer
unternehmerischen Idee und ihre Umsetzung. Dies kann man jedoch meist nicht einfach mit
2
Die These, dass eine der wichtigsten Aufgaben der Entrepreneure die Schaffung von Arbeitsplätzen sei,
vertritt beispielsweise Günter Faltin (vgl. Faltin/Rispas/Zimmer 1998, Vf.).

4
dem deutschen Wort ,,Unternehmertum" übersetzen. Drucker bringt die fehlende
Übereinstimmung in der Entrepreneurship-Diskussion ganz deutlich zrum Ausdruck:
"Im englischen Sprachbereich wird `Entrepreneurship` mit der Gründung eines neuen, kleinen
Unternehmens identifiziert. Im deutschen Sprachgebrauch dagegen wird Unternehmertum mit
Macht und Besitz geleichgesetzt und wirkt so noch irreführender." (Drucker 1986, S. 51)
Noch verwirrender wird dies bei der Betrachtung, dass keine der beiden Anschauungen dem
Begriff des Entrepreneurships gerecht wird.
3
Daher soll zunächst erst einmal dargestellt
werden, was Entrepreneurship nicht ist. Darauf aufbauend werden zwei unterschiedliche
Ansätze für Entrepreneurship vorgestellt, die der weiteren Arbeit als Grundlage dienen.
Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen Unternehmer und Entrepreneur.
2.2
Klassische vs. Alternative Ansätze der Entrepreneurship-Forschung
2.2.1
Der Business Plan Ansatz
Unter Entrepreneurship wird meist die klassische Unternehmensgründung nach den
Prinzipien des Business Plans (PB) verstanden. Es gibt eine Vielzahl an Anleitungen zum
Schreiben des BPs. Dabei ist jedoch der grundlegende Gedanke, der der unternehmerischen
Organisation und Verwaltung, also der ,,business administration".
Die Administration, die Leitung und der Besitz des Unternehmens stehen hierbei im
Vordergrund, nicht jedoch die Realisierung einer gänzlich neuen Idee oder einer Neu-
Kombination aus Bestehendem (vgl. ebd.). Dies hat allerdings kaum etwas mit dem Prinzip
des Entrepreneurship zu tun, von dem im Folgenden ausgegangen werden soll. Es geht nicht
(nur) darum, einen BP zu schreiben, Bankkredite zu akquirieren und das Unternehmen zu
verwalten (vgl. du-bist-unternehmer.com 2009). Daher ist diese recht typische Bezeichnung
der Unternehmensgründung nicht als Entrepreneurship zu bezeichnet und soll im Folgenden
ausgeschlossen werden.
2.2.2
Der Schumpeter`sche Ansatz
Josef A. Schumpeter unterscheidet zwei verschiedene Typen von im Wirtschaftsleben
handelnden Menschen. Dies ist zum einen der ,,statische" Mensch, der sein Handeln nach
seinem Konsum ausrichtet und der dann seine Arbeit beendet, wenn sein Konsumanspruch
befriedigt ist. Dieser Typ sieht laut Schumpeter die Arbeit als Mittel für mehr Konsumtion.
3
Besonders Günter Faltin, welcher sich stark auf Josef Schumpeter bezieht, aber auch Peter Drucker
negieren dies stark.

5
Auf der anderen Seite steht der ,,dynamische" Mensch, welcher seinem Handeln ,,höhere
Ziele" voraussetzt und seine Energie aus einer besonderen Motivation heraus schöpft (vgl.
Schumpeter/Röpke 2006, S. 128 - 137). Dieser zweite Typus Mensch ist nach Schumpeter
der Unternehmer.
4
Der Unternehmer ist ,,süchtig" nach seiner Arbeit. Sie ist seine Idee, sein Kind. Daher
macht es ihm oft nichts aus endlos zu arbeiten, ohne eine vergleichbare Bezahlung dafür zu
erhalten. Im Gegenteil, ein festes Gehalt und eine geregelte Arbeitszeit sind ihm unbekannt.
Die Anerkennung in seinem Umfeld ist ihm Belohnung genug. Neben Schaffensdrang und
Kreativität zeichnen den Unternehmer eine gewisse Besessenheit und einen pionierhaften
Geist aus. Er hat den Wunsch, Neues zu entdecken, seine Ideen und Träume zu
verwirklichen und gewohnte Bahnen zu verlassen (vgl. ebd., S. 138).
Sein Ziel ist es also nicht, wie ein Kapitalist Kapital anzuhäufen, sondern sich selbst durch
seine Ideen zu verwirklichen.
Jedoch ist die Motivation des Unternehmers nicht zu vergleichen mit der eines
Wissenschaftlers oder Ingenieurs. Während der Wissenschaftler zwar fasziniert an einer
möglichen Innovation arbeitet, vermehrt er dadurch ,,nur die ohnehin schon unbegrenzte
Zahl der vorhandenen Möglichkeiten" (ebd., S. 179). Laut Schumpeter sind Innovationen,
die nicht zu einem ausführenden Handeln führen nur tote Wissenschaft und tragen nichts
zum Wirtschaftsleben bei. Der Unternehmer hingegen greift solche Innovationen auf und
verwandelt sie zu etwas Durchführbaren. Indem er auf Vorhandenes zurückgreift und dieses
in eine neue Kombination bringt, wird er wirklich unternehmerisch tätig. Schumpeter
bezeichnet dies als den Unterschied zwischen Erfindung und Innovation.
Mit dem Einbringen neuer Ideen und Kombinationen kann es zu Verdrängungen von
Unternehmen auf dem schon bestehenden Markt kommen. Dies befürwortet Schumpeter
jedoch, da jeder Fortschritt auch eine Zerstörung des Alten bedeutet. In der Wissenschaft
ging dies unter dem Begriff der ,,kreativen Zerstörung" ein (vgl. Faltin 1998, S. 4f.).
2.2.3 Der Gerber`sche Ansatz
Neben des Ansatzes des großen Ökonom Joseph A. Schumpeter ist auch der einer gänzlich
anderen Persönlichkeit, der von Michael E. Gerber, interessant. Gerber ist ein US-
amerikanischer Unternehmer, Coach und Autor. Er berät weltweit KMUs und erhält
dadurch praktische Einsicht in deren Problembereiche. Im Gegensatz zu Schumpeters
4
Der Schumpeter`sche Begriff des ,,Unternehmers" kann mit dem Begriff des ,,Entrepreneurs"
gleichgesetzt werden. Er bezeichnet jedoch nicht den Typ des Unternehmers aus dem BP Ansatz.

6
wissenschaftlichen Ansätzen, ist sein Ansatz daher insbesondere aus Sicht seiner eigenen
unternehmerischen Erfahrung interessant.
Gerber unterscheidet zwischen ,,Technician" (Fachkraft), ,,Manager" und ,,Entrepreneur".
Während die Fachkraft das operative Geschäft tätigt und Kundenaufträge bearbeitet, ist der
Manager dafür zuständig, die Fachkräfte zu organisieren und zu verwalten. Er arbeitet also
im Gegensatz zu der Fachkraft nicht im Unternehmen, sondern ­ und das ist der
entscheidende Unterschied ­ am Unternehmen. Mit Analysen, Planungen und
Administration arbeitet er dabei nach innen, in das Unternehmen gerichtet.
Auch der Entrepreneur arbeitet am und nicht im Unternehmen, dabei jedoch nach außen
gerichtet, im Sinne der eigentlichen Unternehmensentwicklung. Gedanklich muss der
Entrepreneur schon zwanzig Jahre voraus planen, an den Unternehmenswerten und ­zielen
arbeiten und den Gesamtüberblick behalten (vgl. Gerber 1995, S. 19 ­ 32 und Merath 2009,
S. 32 - 37). Diese Differenz wird jedoch von den wenigsten Jungunternehmern
unterschieden. Letztendlich muss sich der Entrepreneur jedoch bewusst über seine
Aufgaben sein und operative sowie die meisten administrativen Aufgaben den Fachkräften
und Managern überlassen können (vgl. du-bist-unternehmer.com 2009).
Hier spielt das ,,Können" eine ganz essentielle Rolle. Daher unterscheidet Gerber auch
zwischen ,,Selbstständigen" und ,,Entrepreneur". Viele Entrepreneure sind eigentlich
Selbstständige. Sie sind Arbeitgeber für einige Mitarbeiter, können jedoch die operativen
Aufgaben nicht abgeben (z.B. weil sie ihnen eigentlich Spaß machen) und handeln demnach
wie eine Fachkraft. Diese Kombination ist meist der Fall, wenn ein Selbstständiger einen
großen Kundenzuwachs hat, diesen nicht mehr alleine bedienen kann und daher Mitarbeiter
anstellt.
Ein Rechtsanwalt ist, auch wenn er einige Mitarbeiter anstellt, jedoch noch lange kein
Entrepreneur, da er selbst Fachkrafttätigkeiten ausführt. Vielmehr kommt es darauf an, dass
der Entrepreneur schöpferisch tätig wird und an Zukunftskonzepten arbeitet.
2.2.4
Fazit aus den einzelnen Ansätzen
Obwohl diese beiden Ansätze sowie auch die Autoren sehr unterschiedlich sind, sind sie
doch beide wichtig für das weitere Verständnis von Entrepreneurship in dieser Arbeit.
Ausgehend von diesen Ansätzen soll im Folgenden der Entrepreneur als ein Mensch
verstanden werden,
·
der durch eine kreativ-schöpferische Kraft zu einer neuen Idee kommt und diese,
durch ein ausgearbeitetes Konzept, in der Wirtschaft verwirklicht,

7
·
dessen Aufgaben sich von denen einer Fachkraft oder eines Managers abgrenzen
·
und der zukunftsweisend an seinem Unternehmen und an seinen Ideen arbeitet.
Diese Art von Entrepreneur ist jedoch nur sehr selten bei Jungunternehmen zu finden. Meist
finden Gründungen nach dem Business Plan Ansatz statt oder sind eine Mischform aus den
genannten drei Ansätzen und weiteren.
Auch kann selbstverständlich nicht davon ausgegangen werden, dass Entrepreneure, die
100%ig den obigen Ausführungen entsprechen auf jeden Fall Erfolg haben werden. Auch
sie können scheitern. Doch wenn es keine Ideallösung für den Erfolg eines Entrepreneurs
gibt, was führt gegenteilig eigentlich zu ihrem Scheitern? Um dies zu verstehen, soll im
Weiteren das Scheitern an sich sowie mögliche Faktoren die dazu beitragen können
untersucht werden.
3.
GRUNDLAGEN DES SCHEITERNS
3.1
Definition: Was ist Scheitern?
Scheitern findet in jedem Bereich unseres Lebens statt. Doch was bedeutet denn nun
eigentlich ,,Scheitern" und ,,Misserfolg"? Kann man diese beiden Begriffe gleichsetzen und
sind sie wirklich nur die Antagonisten für ,,Erfolg"?
Obwohl Scheitern seit dem Zusammenbruch der New Economy zu Beginn dieses
Jahrhunderts einen gewissen Boom bei Ratgebern und in der Gründerliteratur erlangte, gibt
es noch keine einheitliche Definition des Begriffes. Auch in der Wissenschaft wurde die
Thematisierung von Scheitern bisher weitgehend gemieden (vgl. Zahlmann 2005a, S.10).
Diese Unterrepräsentanz sieht man beispielsweise bei der Eingabe der Begriffe ,,Erfolg",
,,Scheitern" und ,,Misserfolg" in der deutschsprachigen Google-Suchmaschine. Dabei gibt
es etwa 8,4-mal mehr Einträge zu ,,Erfolg" als zu ,,Scheitern" oder ,,Misserfolg/Mißerfolg"
(vgl. Abb. 1).
Anhand der zunehmend wachsenden Anzahl von Ratgebern und Work-Life-Balance
Programmen lässt sich allerdings ein Bedürfnis erkennen, dass das Thema Scheitern im
wirtschaftlich-sozialen Zusammenhang wohl genauer ­ und vorurteilsfrei - behandelt
werden sollte. Wie Wolf Dombrowsky am 21. Deutschen Soziologentag sagt: ,,Es nicht zu
erklären, sondern zu verdrängen, verweist auf das Unbewältigte dahinter." (Dombrowsky
1983, S. 967).
Linguistisch stammt das Wort Scheitern aus dem altgermanischen Wort ,,scît", von dem
sich heute das Wort ,,Holzscheit" ableitet (vgl. Mayrhofer 2003, o.S.).

8
Heute versteht man unter Scheitern die ,,temporäre oder dauerhafte Unverfügbarkeit,
Handlungsunfähigkeit" (Junge 2004, S. 16) oder die Bewertung von retrospektivem,
verfehltem Handeln (vgl. Dreke 2005, S. 129) und ist ,,letztlich eine Frage der
Wahrnehmung des Einzelnen" (Eurich 2010, Min. 2:20).
Im Internet bezeichnen Teilnehmer des ,,Scheiterbogens" der 2003 entstandenen Scheiter-
Initiative, Scheitern als ,,das nichterfuellen eigener traueme und wuensche und sich damit
auch noch abfinden." oder auch als die Einsicht, ,,dass man jahrelang nicht hingeschaut
hat" (scheitern.de 2010). Dies sind jedoch nur einige individuelle Ansätze für eine
mögliche Definition des Scheiterns.
Matthias Junge arbeitet zu seiner Definition die Unterscheidung zwischen graduellem und
absolutem Scheitern heraus, welche er aus dem Ansatz von Max Weber herleitet (vgl. Junge
2004, S. 16ff.). Danach kann das graduelle Scheitern dauernd und in jeder Lebenssituation
stattfinden, es ist prozesshaft und temporär und kann schlussendlich wieder zu einem Erfolg
führen. Auf der anderen Seite lässt das absolute Scheitern keine weiteren
Handlungsmöglichkeiten mehr zu und ist der sozialen Umwelt nicht mehr zu vermitteln.
Absolut Gescheiterte stehen demnach vor einer Wand und scheinen sich in keine Richtung
mehr bewegen zu können.
Im Hinblick auf das Scheitern eines Entrepreneurs wäre dies beispielsweise äquivalent mit
dem graduellen Scheitern eines Projektes und dem absoluten bei der endgültigen
Unternehmensinsolvenz.
In den weiteren Betrachtungen soll vor allem vom absoluten Scheitern ausgegangen
werden. In diesem Fall der Unternehmensinsolvenz.
Scheitern ist immer ein Zusammenspiel aus innerer Wahrnehmung und den Bewertungen
der Umwelt. Daher soll hier unterschieden werden zwischen möglichen externen und
internen, die Persönlichkeit selbst betreffenden Faktoren für das Scheitern von
Entrepreneuren.
3.1.1
Externe Faktoren des Scheiterns
Unter externen Faktoren, die das Scheitern eines Jungunternehmers (mit-)verursachen
können, findet sich in der Management- und Gründungsliteratur sowie auch in den
Erzählungen einiger Entrepreneure ausreichend Material.
Zum einen wird in Deutschland sichtbar, dass das Thema Entrepreneurship hier noch sehr
jung ist und Entrepreneure noch recht schwer eine gesellschaftliche Akzeptanz finden.

9
Andere Länder ­ besonders die angelsächsischen ­ können auf eine ausgeprägte und viel
ältere Entrepreneurship-Kultur zurückblicken.
Berühmt dafür ist Silicon Valley in den USA, Geburtsort für viele sehr erfolgreiche Startups
wie ,,Apple" oder ,,Hewlett-Packard". Hier wird Scheitern nicht als Misserfolg, sondern als
Erfolg gesehen. Inoffiziell sagt man sogar, wer noch kein Insolvenzverfahren durchgemacht
hat, ist kein richtiger Unternehmer (vgl. Allemand 2010, Min. 43:50). Die unternehmerische
Energie, der Versuch ist es, der zählt (vgl. Backert 2004, S. 72).
Nach Georg Simmels ,,Tragödie der Kultur" ist auch die vom Menschen kreierte
Gesellschaft und deren Anspruch zur Objektivität Basis eines notwendigen Scheiterns. Der
Mensch setzt sich in seiner Kultur so enge Regeln und Maßstäbe welche es zu befolgen gilt,
dass das einzelne, sich immer unterscheidende Individuum zwangsweise daran scheitern
muss (vgl. Simmel 1987a, S. 234). Wer die Forderungen und Regeln der Gesellschaft nicht
einhält, fühlt sich oft schlecht und schuldig (vgl. Appy 1974, S. 153).
Besonders im schnelllebigen und zum Teil sehr stressigen (Arbeits-)Leben, welches heute
viele Menschen führen, wird Scheitern immer wahrscheinlicher.
Zu einer Besinnung und einem Abstandnehmen von zu hohen Ansprüchen, rät
daher schon Goethe 1812 in einem Brief:
,,Die meisten jungen Leute, die ein Verdienst in sich fühlen, fordern mehr von sich als billig. Dazu
werden sie aber durch die gigantische Umgebung gedrängt und genötigt. (...) Niemand bemerkt
leicht, daß uns Vernunft und ein tapferes Wollen gegeben sind, damit wir uns nicht allein vom
Bösen, sondern auch vom Übermaß des Guten zurückhalten." (Goethe 1987, S. 363)
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht darf man auch staatliche Sanktionen, Vorgaben,
Subventionen an andere Branchen und Rezessionen oder Wirtschaftskrisen nicht
unbeachtet lassen. Diese im Detail zu betrachten würde hier jedoch ein zu weites Feld
eröffnen. Vielmehr ist wichtig, unternehmensspezifische Wirtschaftlichkeitsprobleme zu
analysieren.
Hunsdiek stellte in seiner Studie fest, dass die stärkste Belastung für Jungunternehmen der
Liquiditätsengpass sei, der durch das Ausbleiben von Umsatzerlösen entstünde (vgl.
Hunsdiek/May-Strobl 1986, S. 119). So nannte eine Vielzahl der Gescheiterten den Mangel
an Reserven für Unvorhergesehenes sowie den fehlenden Finanzierungsspielraum für
Folgeinvestitionen als eine der Hauptprobleme der Insolvenz. Dies zeigt, dass von falschen
Annahmen und Planungen ausgegangen wird, sodass sich investiertes Kapital nicht
auszahlt. Auch tritt das ,,Late Payment" von Kunden und Partnern besonders häufig bei
Jungunternehmen auf. Diese können sich kaum dagegen wehren (z.B. durch Erhebung von
Strafzinsen, Anzeigen etc.), da sie enorm auf die partnerschaftliche Kooperation ihrer
Kunden und Lieferanten angewiesen sind (vgl. De 2005, S. 132).

10
Das Problem des Liquiditätsengpasses wird auch von Schierenbeck genannt, allerdings als
Folge einer plötzlichen Wachstumskrise. ,,Das Umsatzwachstum hält häufig mit der
Umsatzrentabilität nicht Schritt" (Schierenbeck 1991, S. 82) und es muss zusätzliches
Kapital eingesetzt werden. In den meisten Fällen verfügen die Unternehmen nicht über
genügend Eigenkapital, weswegen sie sich mit weiterem Fremdkapital verschulden müssen.
Hohe Kontokorrentzinsen der Banken, gekoppelt mit einer fehlenden anhaltenden
Umsatzrendite können so zu einem frühzeitigen Aus des Unternehmens führen.
Solche Fehleinschätzungen von Zahlen können aus einem falschen Verständnis des
Business Plans hervorgehen. Die meisten Business Pläne werden ausschließlich für Banken
geschrieben, um einen Kredit zu erhalten. Dementsprechend werden die meisten Business
Pläne auch sehr wohlwollend geschrieben und Schwächen werden nicht ausgiebig
analysiert. Gerade steuerliche Belastungen werden dabei meist unterschätzt.
5
Auch ungünstige Konditionen beim Eintritt in eine unbekannte Branche durch fehlende
Netzwerke, sind häufig genannte Stolpersteine (vgl. Hunsdiek 1986, S. 121). In
alteingesessenen Branchen wird es Neulingen durch fest bestehende Verbindungen und
Vetternwirtschaft häufig schwer gemacht.
Ebenso ist eine ungünstige Standortwahl problematisch. Dies gilt besonders für
Unternehmen, deren Geschäftskonzept davon abhängig ist, nah am Kunden zu sein.
Von den aufgezeigten Schwierigkeiten, denen sich ein Jungunternehmen eventuell seiner
Umwelt zu stellen hat, scheinen einige nur schwer beeinflussbar zu sein (z.B.
Wirtschaftskrise). Es bleibt allerdings die Frage, weswegen viele Jungunternehmen an
Faktoren wie den genannten scheitern, einige wenige jedoch die Krisen und
Herausforderungen externer Faktoren überleben.
Die meisten Menschen würden dies mit Zufall, Glück oder günstigen Voraussetzungen
erklären und versuchen die Schuld für die Insolvenz von sich fort zu weisen. Misserfolge
werden äußeren Umständen zugeschrieben (Widerstand, Sabotage etc.) oder einfach
uminterpretiert (,,Glück im Unglück", Schicksal etc.) (vgl. Dombrowsky 1983, S. 969).
Um zu untersuchen, weswegen Jungunternehmen mit denselben Rahmenbedingungen
unterschiedliche Ergebnisse aufweisen, muss jedoch auch auf die inneren,
subjektbezogenen Faktoren und die persönlichen Defizite des Entrepreneurs eingegangen
werden. Im folgenden werden einige mögliche Faktoren genannt.
5
Nach spätestens drei Jahren, wird von den Finanzämtern die Einkommensteuerrückzahlung gefordert.
Zusätzlich
kommt
der
Einkommensteuervorauszahlungsbescheid,
der
sich
an
dem
Einkommensteuerbetrag orientiert. Dieser wird vierteljährlich eingezogen, was oft mit den
Steuerforderungen aus dem Einkommensteuerbescheid zusammenfällt. Dieser Betrag kann sehr hoch sein
und kann oft wegen fehlenden Rücklagen nicht bezahlt werden (vgl. Allemand 2010, Min. 24:40).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842809819
DOI
10.3239/9783842809819
Dateigröße
631 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter – Wirtschaft, Business Administration
Erscheinungsdatum
2011 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
entrepreneurship scheitern biographie interview michael gerber
Zurück

Titel: Scheitern von Entrepreneuren
Cookie-Einstellungen