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Inbetriebnahme und Untersuchung der Möglichkeiten des Cypress PSoC Entwicklungssystems

©2010 Bachelorarbeit 72 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Laufe der Zeit wurden elektronische Geräte immer kleiner und vor allem preisgünstiger, dabei steigt die Anzahl der Funktionen weiter. Anfangs waren viele Röhren oder Transistoren nötig um einfachste Aufgaben zu lösen. Seit der Verfügbarkeit von integrierten Schaltkreisen mittlerer Dichte ist es mögliche ein Computersystem auf einer einzigen Leiterplatte unterzubringen. Durch Ändern der Software kann der gleiche Computer an verschiedene Aufgaben angepasst. Da Programme im Betrieb nachgeladen werden können, ist eine dynamische Anpassung an die jeweilige Betriebssituation möglich.
Durch Integration aller für eine programmierbare Steuerung nötigen Elemente auf einem Chip entstand der Mikrocontroller. Dieser war anfangs ein Computer geringer Leistung, welcher jedoch Programm- und Datenspeicher neben dem Mikroprozessor bereits auf dem Chip enthält. Nach und nach wurden leistungsfähigere System mit zusätzlichen Peripheriefunktionen entwickelt. Je mehr Komponenten in ein gemeinsames Bauteil verlagert werden, umso zuverlässiger und günstiger können die daraus gefertigten Produkte sein, denn die Anzahl einzelner Bauteilgehäuse und Verbindungsstellen reduziert sich.
In aktuellen Mikrocontrollern nehmen Peripheriekomponenten wie z. B. USB- und Netzwerkschnittstellen mehr Fläche in Anspruch als die Hauptkomponenten. Es werden ganze Computersystem auf einem Chip zusammengefasst, daher stammt die Bezeichnung System-on-Chip.
Problematisch ist noch die Kombination von Systemen verschiedener Anforderungskategorien auf einem gemeinsamen Chip. Das können z. B. Leistungsschalter für hohe Ströme und Spannungen neben hochintegrierten Rechnerstrukturen sowie präzisen Messschaltungen sein. Deshalb befinden sich der Spannungswandler zur Versorgung des Mikrocontrollers, der Controller selbst sowie analoge Komponenten, z. B. Signalverstärker meistens als separate Bauelemente auf der Platine.
Programmierbare analoge Bausteine z. B. von Anadigm ermöglichen es verschiedene analoge Funktionen in einem Bauteil zusammenzufassen und deren Parameter zur Laufzeit zu ändern. Diesen Bausteine haben den Nachteil, dass sie ihre Konfiguration von einem externen Speicher laden, der ebenfalls auf die Platine unterzubringen ist. Eine dynamische Anpassung ist nur durch einen zusätzlichen Mikrocontroller möglich.
Eine Ein-Chip-Lösung mit analogen und digitalen programmierbaren Komponenten sowie einem Mikrocontroller mit nicht flüchtigem Programmspeicher wird […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Stefan Helmert
Inbetriebnahme und Untersuchung der Möglichkeiten des Cypress PSoC
Entwicklungssystems
ISBN: 978-3-8428-0923-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Technische Universität Chemnitz, Chemnitz, Deutschland, Bachelorarbeit, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011

Inhaltsverzeichnis
1 Grundlagen
4
1.1 Signale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
1.2 Signalverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
1.2.1 LTI- und LSI-Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
1.2.2 Sonstige Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
1.3 Realisierung von LTI-Filtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
1.3.1 Approximationsvarianten von IIR-Filtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
1.3.2 Tiefpass 1. Ordnung ­ kritisch gedämpfter Tiefpass . . . . . . . . . . . . . .
8
1.3.3 Filter höherer Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
1.3.4 Filtersynthese am Beispiel der Butterworth-Approximation . . . . . . . . . 11
1.4 Besonderheiten der Switched-Capacitor-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4.1 SC-Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4.2 Z-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2 Der PSoC 1
17
2.1 PSoC-Kern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.2 Analog-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.2.1 Continuous-Time-Block . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2.2 Switched-Capacitor-Block . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.2.3 Usermodule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.3 Digital-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3 Die Entwicklungsumgebung PSoC DesignerTM
24
3.1 Eingabefenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.2 Schaltplaneingabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.3 Übertragen der Firmware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4 Entwurf analoger System mit dem PSoC 1
27
4.1 Tiefpässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.1.1 Verwendete Usermodule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.1.2 Tiefpass 2. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.1.3 Tiefpass 4. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
4.1.4 Tiefpass 6. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
4.1.5 Tiefpass 8. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
4.2 Bandpässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
4.2.1 Der Bandpass-Grundbaustein BPF2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
4.2.2 Bandpass 2. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
4.2.3 Bandpass 4. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
4.2.4 Bandpass 6. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
4.2.5 Bandpass 8. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.3 Einstellbares Kerbfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
4.3.1 Verwendete Usermodule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

4.3.2 Bandsperre 2. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.3.3 Bandsperre 2. Ordnung ­ alternativer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
4.4 Instrumentenverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.4.1 INSAMP-Usermodul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.4.2 Instrumentenverstärker mit > 1000-facher Verstärkung . . . . . . . . . . . . 46
5 Messungen und Auswertungen
48
5.1 Tiefpässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
5.2 Bandpässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.3 Kerbfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
5.4 Instrumentenverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
6 Fazit
61
Literaturverzeichnis
63
Abbildungsverzeichnis
65
Tabellenverzeichnis
67

Abkürzungen
BP
Bandpass
BQTAP Biquadritic Tap
BS
Bandsperre
CMOS Complementary Metal Oxide Semiconductor
CT
Continuos-Time, zeitkontinuierlich
dB
Dezibel
INV Inverter
LCD Liquid Crystal Display, Flüssigkristallanzeige
OPA Operational Amplifier, Operationsverstärker
PSoC Programmable System on Chip
SC
Switched-Capacitor, geschalteter Kondensator
Sw
Switch, Schalter
TP
Tiefpass
Symbole
Q
Ladungsdifferenz
Kreisfrequenz
0
normierte Kennkreisfrequenz, relativ zu
n
B
Bandbreite,
B
= 2B
e
Eigenkreisfrequenz, Abklingfrequenz
M
Mittenkreisfrequenz,
M
= 2M
n
nominale Kennkreisfrequenz
z
Sperrkreisfrequenz
BP
Kennkreisfrequenz eines Bandpasses
k
Kennkreisfrequenz, Resonanzkreisfrequenz des ungedämpften Systems
res
Resonanzkreisfrequenz
Zeitkonstante
I
komplexer elektrischer Wechselstrom
U
komplexe elektrische Wechselspannung
1

B
Bandbreite
C
Kapazität eines Kondensators
C
s
geschaltete Kapazität
D
Dämpfungskonstante
d
Dämpfungskonstante, d = 2D
d
BP
Dämpfungskonstante einer Bandpass-Stufe
d
T P
Dämpfungskonstante einer Tiefpass-Stufe
f
Frequenz
f
s
Schaltfrequenz, Abtastfrequenz
f
z
Sperrfrequenz
G
Grundverstärkung
H
(p) Übertragungsfunktion, frequenzabhängige Verstärkung und Phasenverschiebung
I
elektrischer Strom, konstant
i
elektrischer Strom, zeitlich veränderlich
j
imaginäre Einheit
M
Mittenfrequenz
p
komplexe Kreisfrequenz, aus Abklingkonstante () und Frequenz (j), p = + j
P
() Filterpolynom
p
BP
Polstelle eines Bandpasses
p
T P
Polstelle eines Tiefpasses
Q
Güte, Q =
1
d
; Ladung
R
reeller Widerstand
s
komplexe Kreisfrequenz, s = p
T
reziproke Kennkreisfrequenz, T =
1
n
0
t
Zeit
U
elektrische Spannung, konstant
u
elektrische Spannung, zeitlich veränderlich
X
Eingangswert, Argument im Bildbereich
x
Eingangswert, Argument im Zeitbereich
Y
Ausgangswert, Funktionswert im Bildbereich
y
Ausgangswert, Funktionswert im Zeitbereich
Z
komplexer Widerstand
z
komplexe Frequenz, z-transformiert, z = e
jp
1
fs
2

Motivation
Im Laufe der Zeit wurden elektronische Geräte immer kleiner und vor allem preisgünstiger, da-
bei steigt die Anzahl der Funktionen weiter. Anfangs waren viele Röhren oder Transistoren nötig
um einfachste Aufgaben zu lösen. Seit der Verfügbarkeit von integrierten Schaltkreisen mittlerer
Dichte ist es mögliche ein Computersystem auf einer einzigen Leiterplatte unterzubringen. Durch
Ändern der Software kann der gleiche Computer an verschiedene Aufgaben angepasst. Da Pro-
gramme im Betrieb nachgeladen werden können, ist eine dynamische Anpassung an die jeweilige
Betriebssituation möglich.
Durch Integration aller für eine programmierbare Steuerung nötigen Elemente auf einem Chip
entstand der Mikrocontroller. Dieser war anfangs ein Computer geringer Leistung, welcher jedoch
Programm- und Datenspeicher neben dem Mikroprozessor bereits auf dem Chip enthält. Nach
und nach wurden leistungsfähigere System mit zusätzlichen Peripheriefunktionen entwickelt. Je
mehr Komponenten in ein gemeinsames Bauteil verlagert werden, umso zuverlässiger und günsti-
ger können die daraus gefertigten Produkte sein, denn die Anzahl einzelner Bauteilgehäuse und
Verbindungsstellen reduziert sich.
In aktuellen Mikrocontrollern nehmen Peripheriekomponenten wie z. B. USB- und Netzwerk-
schnittstellen mehr Fläche in Anspruch als die Hauptkomponenten. Es werden ganze Computer-
system auf einem Chip zusammengefasst, daher stammt die Bezeichnung System-on-Chip.
Problematisch ist noch die Kombination von Systemen verschiedener Anforderungskategorien
auf einem gemeinsamen Chip. Das können z. B. Leistungsschalter für hohe Ströme und Span-
nungen neben hochintegrierten Rechnerstrukturen sowie präzisen Messschaltungen sein. Deshalb
befinden sich der Spannungswandler zur Versorgung des Mikrocontrollers, der Controller selbst
sowie analoge Komponenten, z. B. Signalverstärker meistens als separate Bauelemente auf der
Platine.
Programmierbare analoge Bausteine z. B. von Anadigm [1] ermöglichen es verschiedene analoge
Funktionen in einem Bauteil zusammenzufassen und deren Parameter zur Laufzeit zu ändern.
Diesen Bausteine haben den Nachteil, dass sie ihre Konfiguration von einem externen Speicher
laden, der ebenfalls auf die Platine unterzubringen ist. Eine dynamische Anpassung ist nur durch
einen zusätzlichen Mikrocontroller möglich.
Eine Ein-Chip-Lösung mit analogen und digitalen programmierbaren Komponenten sowie ei-
nem Mikrocontroller mit nicht flüchtigem Programmspeicher wird von der Firma Cypress Semicon-
ductor Corporation angeboten. Der Mikrocontroller dieses Programmable-System-on-Chip PSoC®
programmiert die Funktion digitale Logikbausteine zur Laufzeit und kann sie jederzeit ändern.
Eine Besonderheit sind die analogen Schaltungsblöcke, deren Verhalten ebenfalls zur Laufzeit be-
stimmt wird. Es können bspw. einstellbare Verstärker oder Filter realisiert werden. Ein integrierter
Schaltwandler ermöglicht den Betrieb an einer Spannung von nur 1,1 V. Sie wird auf die für den
Chip nötige Betriebsspannung hochgesetzt. [2]
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Einsatzmöglichkeiten des PSoC® zur Realisie-
rung analoger Filter. Verstärker werden ebenfalls behandelt. Alle dargestellten Versuche werden
mit dem CY8C29466 der PSoC-1-Familie durchgeführt.
3

1 Grundlagen
Die Umsetzung verschiedenster physikalischer Größen in bestimmte elektrische Signale, die Ver-
arbeitung dieser und das Erzeugen einer erforderlichen Reaktion ist Aufgabe der Informations-
technik. Das komplexe Gebiet der Signalverarbeitung befasst sich dabei mit unterschiedlichen
Repräsentationen der Information, deren Umwandlung, dem Herausfiltern unerwünschter Antei-
le und der Entscheidungsfindung. Filtersysteme können ungünstige Eigenschaften von System
ausgleichen, bspw. den Schallpegel bestimmter Töne, die ein Lautsprecher schlechter überträgt,
anheben.
1.1 Signale
Signale sind verarbeitungsfreundliche physikalische Größen, bspw. Spannungen und Ströme, wel-
che schwer verarbeitbare Größen repräsentieren, z. B. Temperaturen, Schall oder Magnetfelder.
An Signale werden i. d. R. folgende Anforderungen gestellt: Die Verarbeitung muss kostengünstig
realisierbar sein. Der Energieaufwand hat bei Batteriebetrieb sehr gering zu sein. Die Verarbei-
tung hat schnell zu erfolgen. Die notwendige Signalverarbeitungseinheit soll möglichst klein und
leicht sein, aber trotzdem robust gegen Fremdeinwirkungen. Je nach Schwerpunkt der jeweiligen
Anforderungen, werden die Signale in Gruppen eingeteilt.
Analoge Signale Diese Art entspricht den natürlichen Prozessen. Werte- noch der Zeitbereich
sind kontinuierlich. Sie kommen meistens in Sensoren direkt nach der Erfassung der gewünschten
Größe vor und werden i. d. R. in andere Signalarten umgesetzt, da diese leichter verarbeitet werden
können.
Wertdiskrete Signale Alle realen Systeme und die damit verbundenen Prozesse unterliegen
nicht vermeidbaren Abweichungen. Die Signale haben in Grenzen tolerant gegenüber die Para-
meterabweichungen der zum Transport und der Verarbeitung notwendigen Einrichtungen zu sein.
Dies ist erreichbar, indem der gesamte Werteraum auf eindeutig definierte Schritte beschnitten
wird. Das ursprüngliche Signal kann, verfälscht durch unerwünschte Beeinträchtigung entlang des
Signalpfades, durch Rundung wieder hergestellt werden, allerdings nur, wenn die Abweichung die
halbe Schrittweite nicht überschreitet.
In der Praxis sind meistens binäre Signale anzutreffen. Diese bieten nicht nur den größten
Störabstand, sie eignen sich auch zur Anwendung der booleschen Logik. Vergleichsergebnisse lie-
gen grundsätzlich in Form der Zweizustandslogik vor. Mehrere binäre Signale (Bit) können zu
wertdiskreten Signalen höherer Ordnung, z. B. Bytes, zusammengefasst werden um den Zustands-
raum zu vergrößern. Dies erlaubt eine flexible Abbildung von Werten unterschiedlicher Auflösung
aufeinander. Das Speichern und Zusammenführen dieser Signalart bereitet jedoch trotzdem noch
Schwierigkeiten, da jede geringste Asynchronität die dargestellte Information beeinträchtigt.
Zeitdisktrete Signale Diese Signal repräsentieren nur an bestimmten Zeitpunkten eine In-
formation. Die Abstände zwischen allen Zeitpunkten sind in der Regel gleich. Sie sind über die
Abtast- oder Schaltfrequenz definiert. Die Zeitdiskretisierung vereinfacht die Speicherung und Syn-
chronisation von Informationen. Zeitdiskrete Signale werden meistens ebenfalls als analoge Signale
bezeichnet und die verarbeitenden Komponenten heißen analoge Systeme.
Digitale Signale Die zeit- und wertdiskrete Repräsentation toleriert gewisse Abweichungen so-
wohl auf der Zeit- als auch auf der Wertachse. Digitale Signale sind besonders einfach speicherbar.
Jeder Zeitzyklus kann zu jeweils einer Speicherstelle zugeordnet werden. Die Informationen können
beliebig lang aufbewahrt werden, da die verwendeten Speicherelemente endlich viele stabile Zu-
stände besitzen. Ein kontinuierlicher Wertdrift ist damit auch über einen langen Zeitraum hinweg
4

ausgeschlossen.
Nachteilig ist jedoch der hohe Aufwand, ursprünglich analoge Signale zu digitalisieren, eine
Größe durch mehrere Bit darzustellen und nach digitalen Operationen eine Rückwandlung in ein
wiederum analoge Größe durchzuführen.
In einigen Fällen kann es daher wirtschaftlicher sein direkt analog oder zeitdiskret zu arbeiten,
denn jede Umsetzung zwischen analogen und digitalen Signalen stellt eine analoge Verarbeitung
dar, an die entsprechend hohe Anforderungen an Präzision gestellt werden.
1.2 Signalverarbeitung
Aufgabe der Signalverarbeitung ist nicht nur das Umsetzen von Information in verschiedene Dar-
stellungsarten, sondern auch das Trennen nützlicher von überflüssiger Information. Die Aufgabe
übernimmt das ,,Filter". In der Literatur steht der Begriff Filter meist für lineare zeitinvariante
Systeme (LTI-Systeme). Es existieren jedoch auch Filter-Einrichtungen, welche eine oder beide
vorgenannten Eigenschaften nicht erfüllen.
1.2.1 LTI- und LSI-Filter
LTI bzw. LSI stehen für Linear-Time-Invariant bzw. Linear-Shift-Invariant. Ersteres bezieht sich
auf zeitkontinuierliche Systeme, zweiteres auf zeitdiskrete Systeme.
Diese Übertragungsverhalten weisen eine von der Amplitude unabhängige Verstärkung auf.
Sinussignale werden in ihrer Signalform nicht beeinflusst. Es gilt der Überlagerungssatz, der besagt,
dass die Summe von Signalen, welche das Filter passieren, das gleiche Ergebnis erzeugen, wie eine
separate Filterung und anschließende Summierung. Die Filterkoeffizienten bestimmen für jede
Frequenz eine Verstärkung und Phasenverschiebung.
Es ist unerheblich, wann ein Signal eintrifft, es verlässt das Filter nach definierter Laufzeit in
gleicher Form.
Da der Schwerpunkt dieser Arbeit auf diese Filterart liegt, findet an dieser Stelle eine genauere
Betrachtung statt.
Hochpass Er überträgt Frequenzen ab einer unteren Grenzfrequenz möglichst originalgetreu
übertragen. Einsatzgebiete sind u. a. die Sicherstellung von Gleichspannungsfreiheit in Verstärkern,
Transformatoren und Lautsprechern.
Tiefpass Alle Frequenzen von 0 Hz bis zu einer spezifizierten oberen Grenzfrequenz sollen mög-
lichst unbeeinflusst übertragen werden. Ab der Grenzfrequenz ist i. d. R. eine möglichst starke
Dämpfung erwünscht. Eingesetzt wird dieser Filtertyp zur Vermeidung von Alias vor Abtastschal-
tungen, zur Unterdrückung von Oberwellen nach DA-Wandlern oder Sendern.
Bandpass Dieser Filter stellt eine Reihenschaltung von Hochpass und Tiefpass dar, können
aber auch in Form eines sog. Resonanzbandpasses realisiert werden. Nur der Frequenzbereich
zwischen der spezifizierten oberen und unteren Grenzfrequenz passiert das Filter. Dieser Filter
wird in Funkempfängern eingesetzt, um alle im Frequenzband benachbarten Sendestationen zu
unterdrücken. Es ist nur die gewünschte Station zu hören.
Differentiator Er bildet die Umkehrfunktion des Integrators. Ein Hochpass 1. Ordnung verhält
sich unterhalb seiner unteren Grenzfrequenz bspw. wie ein Differentiator.
Integrator Seine Verstärkung ist umgekehrt proportional zur Signalfrequenz. Als Grundelement
wird er zur Realisierung von Hoch-, Tief- und Bandpässen verwendet.
5

Bandsperre Die Bandsperre wird auch als inverser Bandpass bezeichnet. Sie gibt nur Frequen-
zen außerhalb eines definierten Bereichs weiter. Sehr schmale Bandsperren werden bspw. zum
Entfernen von störenden Pfeifgeräuschen auf Tonträgern oder im Amateurfunk verwendet.
Allpass Die Aufgabe dieses Filters liegt einzig in der frequenzabhängigen Phasenverschiebung
bzw. Gruppenlaufzeit. Der Amplitudengang ist flach. Ziel kann die Phasenkorrektur nicht linear-
phasiger Systeme sein. Bei der Einseitenbandmodulation ist bspw. ein frequenzunabhängiger 90°-
Phasenschieber im NF-Signalpfad notwendig, um die Erzeugung des zweiten Seitenbandes zu ver-
hindern.
Das sogenannte Totzeitglied (T
t
) gibt das Eingangssignal unverändert, aber um eine definierte
Zeit verschoben aus. Es wird nur bedingt als LTI-System anerkannt, da der Frequenzgang nicht
als (gebrochen-)rationale Funktion darstellbar ist.
f
|H(f)|
1
f
u
f
o
f
|H(f)|
1
f
u
f
o
f
|H(f)|
1
f
g
f
|H(f)|
1
f
g
f
|H(f)|
1
f
|H(f)|
1
Hochpass
Tiefpass
Bandpass
Differentiator
Integrator
Bandsperre
Abbildung 1: ideale Übertragungsverhalten von LTI-Filtern
1.2.2 Sonstige Filter
Gleichrichter, Logarithmierer und Quadrierer zählen zu den nichtlinearen Systemen. LTI-Systeme
weisen immer einen unerwünschten nichtlinearen Anteil auf.
Die Parameter von LTI-Filtern können durch Alterung oder Umwelteinflüsse verändert wer-
den. Für die Signalverarbeitung ist dann erheblich, welche Einflüsse zum Verarbeitungszeitpunkt
auftreten. Das System ist zeitvariant.
1.3 Realisierung von LTI-Filtern
Mathematisch bedeutet Filtern die Multiplikation des Frequenzspektrum eines Signals mit der
Übertragungsfunktion des Filters. Technisch liegt das Signal als zeitlich veränderliche Größe vor,
welche mit der Impulsantwort des Filters zu falten ist. Zu unterscheiden sind zwei Grundformen:
6

FIR ­ Finite Impulse Response Diese Filter realisieren die Faltung direkt, d. h. sie speichern
das Eingangssignal eine bestimmte Dauer. Zu jedem Zeitpunkt wird der gesamte Speicherinhalt
mit der Impulsantwort des Filters multipliziert und gemittelt. Die Impulsantwort ist daher auf die
gespeicherte Zeit begrenzt.
IIR ­ Infinite Impulse Response Mit erheblich geringerem Aufwand ist ein IIR-Filter reali-
sierbar. Es entspricht einem Regelkreis, ist also rekursiv. Die Anregung zirkuliert daher unbegrenzt,
weshalb die Impulsantwort unendlich lang andauert. Nach endlicher Zeit ist jedoch keine messbare
Änderung mehr registrierbar. Das zeitliche Verhalten wird von Integratoren oder Totzeitgliedern
gebildet.
1.3.1 Approximationsvarianten von IIR-Filtern
Eine ideal rechteckige Übertragungsfunktion ist nicht realisierbar. Das Filter müsste unendlich
kleine Frequenzabweichungen unterscheiden können. Dazu wäre eine unendliche Gruppenlaufzeit
erforderlich. Je schmaler der Übergangsbereich ist, umso länger ist die Gruppenlaufzeit, da mit
sinkendem Frequenzunterschied zweier Signale ihre Unterscheidbarkeit nur in einem sich vergrö-
ßerndem Zeitfenster gegeben ist.
Je besser das ideale Übertragungsverhalten erreicht wird, umso größer ist der technische Auf-
wand. In der Praxis werden Filter je nach Anforderung auf bestimmte Eigenschaften hin optimiert.
Analoge Filter werden i. d. R. als rekursive Filter realisiert, um mit geringem Aufwand hohe Se-
lektivität zu erreichen. Dazu werden die in Bild 1 dargestellten Kurven mit Hilfe von gebrochen
rationalen Funktionen angenähert.
Diese Polynomform ergibt sich aus dem Einsatz von Integratoren als frequenzabhängige Kom-
ponenten. Folgende Gleichung zeigt die Wirkung der Integration eines Sinussignals:
sin(t)dt = -
1
cos(t) + C
(1)
Eine höhere Polynomordnung entsteht durch mehrfaches Hintereinanderschalten von Integratoren.
Die zweite Integration bewirkt dabei bereits eine quadratische Abhängigkeit der Amplitude von
der Frequenz:
-
1
cos(t)dt = -
1
2
sin
() + C
(2)
Je nach Anforderungen unterscheiden sich die Filteranordnungen in ihrer Bauform und vor allem
in Koeffizienten der Übertragungsfunktion. Folgende Approximationen sind praktisch relevant:
Kritisch gedämpfte Filter Diese Charakteristik ergibt sich bei gleichspannungsmäßigen Ent-
kopplung verschiedener Schaltungsteile. Als Hochpass, der normalerweise weit über seiner unteren
Grenzfrequenz betrieben wird, beeinträchtig er das Nutzsignal kaum.
Butterworth Der Butterworth-Charakter zeichnet sich durch einen möglichst horizontalen Am-
plitudenverlauf im Durchlassbereich aus. Frequenzen im Sperrbereich werden gut unterdrückt. Die
Gruppenlaufzeitkonstanz verschlechtert sich in der Nähe der Grenzfrequenz.
Bessel Im Vergleich zum Butterworth-Filter ist Gruppenlaufzeit im Durchlassbereich linear,
aber Übergangsbereich verläuft flacher. Verschiedenfrequente Signalanteil im Durchlassbereich
werden untereinander nicht verschoben. Die Signalform bleibt dadurch erhalten.
Tschebyscheff Tschebyscheff-Filter werden dann eingesetzt, wenn ein steiler Übergang vom
Durchlass in den Sperrbereich nötig ist, aber Amplitudenkonstanz und Phasenlinearität im Durch-
lassbereich nicht entscheidend sind.
7

Cauer Der Übergangsbereich verläuft noch steiler als beim Tschebyscheff-Filter. Die Gruppen-
laufzeitverzerrungen sind ebenfalls größer.
1.3.2 Tiefpass 1. Ordnung ­ kritisch gedämpfter Tiefpass
Die Funktionsweise eines Tiefpasses entspricht einem Regelkreis. Ziel einer Regelung ist es die
Regelgröße der Führungsgröße trotz Störeinflüssen anzupassen. Unerwünschte Abweichungen zwi-
schen Soll- und Istwert sollen dabei nur so kurz wie möglich auftreten. Der Regler passt den Istwert
kontinuierlich dem Sollwert an. Es handelt sich um ein träges System.
Diese Trägheit ist bei Tiefpässen erwünscht um hochfrequente Signalanteile zu entfernen. Die
Funktionsweise veranschaulicht Abbildung 2, wobei x den Eingang und y den Ausgang des Filters
darstellen. Der rechteckige Block ist ein Integrator, d. h. sein Ausgangssignal bleibt nur dann kon-
stant, wenn an seinem Eingang der Wert 0 anliegt. Ansonsten steigt sein Ausgangswert abhängig
von der Höhe des Eingangswertes, bzw. fällt bei negativem Eingangswert. Bei einem konstanten
Eingangswert steuert der Integrator seinen Ausgang so weit aus, bis x und y gleich sind, denn
jede Abweichung zwischen x und y würde einen Wert ungleich 0 am Eingang des Integrators
hervorrufen.
1
p
+
-
x
y
1
Abbildung 2: Tiefpass erster Ordnung
Dieses Blockschaltbild kann auch in Form einer linearen Differentialgleichungen beschrieben
werden:
dy
(t)
dt
=
x
(t) - y(t)
(3)
Aus der bereits einmal nach t abgeleiteten Gleichung 3 geht das erwähnte Verhalten hervor. Die
Wertdifferenz zwischen Eingang (x) und Ausgang (y) bestimmt wie schnell der Ausgangswert
steigt. Er nähert sich asymptotisch dem Eingangswert an. Zusätzlich wurde die Zeitkonstante
eingeführt, welche bestimmt wie schnell das Filter auf Änderungen an seinem Eingang reagiert.
Sie wird kleiner je stärker das Signal des Integrators verstärkt wird, bevor es zurückgeführt wird.
Mit Hilfe der Laplace-Transformation lässt sich der Frequenzgang ermitteln. Dazu werden die
einzelnen Terme anhand der Korrespondenztabelle [3] transformiert:
· p · Y
(p) = 1 · X(p) - 1 · Y (p)
(4)
Und anschließend nach der frequenzabhängigen Verstärkung (Dämpfung) umgestellt:
H
(p) =
Y
(p)
X
(p)
=
1
1 + p ·
(5)
Das p steht in diesem Fall für die komplexe Kreisfrequenz. Eine ungedämpfte Schwingung hat dabei
eine rein imaginäre Frequenz. Über die relle Zeitkonstante wird die Grenzfrequenz bestimmt:
p
= j
1
(6)
Für diesen Fall ist das Spannungsverhältnis zwischen Ein- und Ausgang
1
2
. Das Leistungsver-
hältnis am ohmschen Widerstand ist dabei
1
2
.
Y
(j
1
)
X
(j
1
)
=
1
1 + j
Y
(j
1
)
X
(j
1
)
=
1
1
2
+ 1
2
=
1
2
(7)
8

Ab der Grenzfrequenz ergibt sich ein intregrales Verhalten. Eine Verzehnfachung der Frequenz
bewirkt eine Zehntelung der Ausgangsspannungsamplitude. Das entspricht einem Hundertstel der
ursprünglichen Leistung an einem ohmschen Widerstand, d. h. einen Abfall von 20 dB/Dekade.
Diese logarithmische Einheit gibt Verhältnisse an, ein Bel oder 10 dB entsprechen einem Faktor
von 10; 20 dB dem Faktor 100 usw.
Um einen steileren Verlauf des Frequenzgangs zu erreichen, können mehrere Tiefpässe hinter-
einander geschaltet werden. Dabei fällt die Amplitude mit steigender Frequenz immer monoton,
da nur reelle Polstellen vorhanden sind, Signalfrequenzen jedoch rein imaginär auftreten. Da es
sich hierbei um ein nicht schwingfähiges System handelt, trägt es auch die Bezeichnung kritisch
gedämpftes Filter.
1.3.3 Filter höherer Ordnung
Durch Rückkopplung über zwei Integratoren ist es möglich zwei konjugiert komplexe Polstellen
zu erzeugen. Je nach deren Lage können damit die genannten Filter-Approximationen realisiert
werde. Bspw. weist ein Tschebyscheff-Filter zweiter Ordnung eine Resonanz kurz vor dem Über-
gangsbereich auf. Die Amplitude steigt vor der Grenzfrequenz an, um danach steiler abzufallen.
1
p
+
-
x
y
TP
1
p
1
T
2
2 D T
-
y
HP
y
BP
Abbildung 3: Blockschaltbild eines Filters 2. Ordnung
Aus dem Blockschaltbild 3 ist zu entnehmen, dass an unterschiedlichen Signalpfade eines sol-
chen Systems ein tiefpass-, bandpass- und hochpassgefiltertes Signal entnommen werden kann. Die
Differentialgleichung für den Tiefpassausgang ergibt sich wie folgt:
T
2
·
d
2
y
T P
(t)
dt
2
= x(t) - 2DT ·
dy
T P
(t)
dt
- y
T P
(t)
(8)
Zentrales Element ist die Summierstelle. Ihr Ausgang entspricht der linken Seite der Gleichung 8.
Durch Multiplikation mit
1
T
2
und zweifacher Integration ergibt sich y
T P
, folglich ist y
T P
in zweifach
differenzierter Form multipliziert mit T
2
in der Gleichung enthalten. Die Summierstelle erzeugt
dieses Signal aus dem Eingangssignal x, dem invertierten Ausgangssignal y
T P
und dem Signal
aus dem Dämpfungszweig. Dieses wird vor dem letzten Integrator abgegriffen. Demnach ist y
T P
einfach differenziert. Der Faktor 2DT gibt die Dämpfung an.
Generell werden bei Differentialgleichungen vom Ausgang abhängige Terme auf die eine und
vom Eingang abhängig auf die andere Seite des Gleichheitszeichens gebracht:
T
2
·
d
2
y
T P
(t)
dt
2
y
HP
+ 2DT ·
dy
T P
(t)
dt
y
BP
+y
T P
(t) = x(t)
(9)
An Gleichung 9 wurden die Ausgänge für Hochpass- und Bandpassverhalten gekennzeichnet. Die
Grundkreisfrequenz des ungedämpften Systems liegt bei
1
T
. [4] Sie wird auch als Kennfrequenz
9

bezeichnet. Die Laplacetransformierte hat diese Darstellung:
H
(p) =
Y
(p)
X
(p)
=
1
1 + 2DT · p + T
2
· p
2
(10)
In der allgemeinen Darstellung eines LTI-Systems zweiter Ordnung im Bildbereich stehen beide
Polstellen als Produkt von Linearfaktoren. Grundsätzlich wird das Polynom in normierter Form
angegeben:
h
(p) =
Y
(p)
X
(p)
=
1
1 +
p
p
1
1 +
p
p
2
(11)
Für die Gleichung 9 ergeben sich demnach folgende Lösungen:
p
1
= -
D
T
+ j
1 - D
2
T
, p
2
= -
D
T
- j
1 - D
2
T
(12)
Die Schwingung wird mit D gedämpft. Oft wird auch die Güte Q angegeben, dabei handelt es
sich um das Reziproke von 2D. Ein System mit D = 0 ist ungedämpft. Eine einmal angeregte
Schwingung auf der sog. Eigenfrequenz bleibt auch ohne Anregung erhalten. Der aperiodische
Grenzfall tritt bei D = 1 ein. Die Lösung ist dabei eine reelle Doppelpolstelle. Diese und eine
größere Dämpfung entsprechen einer Verkettung zweier Tiefpässe erster Ordnung. Das bedeutet,
dieses System ist nicht schwingfähig, d. h. es besitzt keine Eigenfrequenz. Springt das Eingangssi-
gnal von einem Wert auf einen anderen, nähert sich das Ausgangssignal an den Endwert an ohne
ihn zu überschreiten.
Zu unterscheiden sind die Eigenfrequenz
e
, die Resonanzfrequenz
res
und die Kennfre-
quenz
k
. Nach einmaligem Anstoßen schwingt ein System auf Eigenfrequenz [5] weiter. Ein
gedämpftes System absorbiert Schwingungsenergie am besten auf Resonanzfrequenz. [5] Hat ein
System keine Dämpfung, fallen diese Frequenzen mit der Kennfrequenz [5] zusammen. Diese cha-
rakteristischen Frequenzen ergeben sich folgendermaßen:
e
=
1 - D
2
T
(13)
res
=
1 - 2D
2
T
(14)
k
=
1
T
(15)
Für
1
2
2 < D < 1, enthält die Impulsantwort eine Überschwingung, aber die Übertragungsfunk-
tion zeigt keine Resonanzüberhöhung.
Erreicht wird dieses Schwingkreis-Verhalten durch Kopplung von mindestens einer Spule und
einem Kondensator. Da Spulen als integrierte Bauelemente nicht wirtschaftlich realisierbar sind,
werden rückgekoppelte aktive (Verstärker) Filter aufgebaut. Dabei verhält sich ein entsprechend
mit einem Kondensator verschalteter Operationsverstärker als Spule. Aus zwei Integratoren, wovon
einer ein inverses Ausgangssignal erzeugt, lassen sich dabei schwingfähige Systeme bauen.
Filter höherer Ordnung bestehen meist aus der Verkettung Systeme zweiter Ordnung. Bei
ungerader Filterordnung ist ein System erster Ordnung dabei. Rückkopplungen über mehr als
zwei Ordnungen sind aus Stabilitätsgründen selten anzutreffen.
In der Literatur werden oft unterschiedliche Formelzeichen für gleiche Zusammenhänge ver-
wendet. Bspw. wird bei Filteranwendungen anstelle der Gleichung 10 folgende Form gewählt [6]:
H
(p) =
(
n
0
)
2
p
2
+ d · (
n
0
) · p + (
n
0
)
2
(16)
Dabei gilt:
d
= 2D =
1
Q
(17)
10

Bei Zusammenschaltung mehrerer System gibt
0
jeweils die relative Kennfrequenz an. Mit dem
Parameter
n
wird das gesamte Filter auf die erforderliche Grenzfrequenz angepasst. Der Para-
meter T aus Gleichung 10 wird ersetzt:
n
0
=
1
T
(18)
Äquivalent zu Gleichung 12 sind die Lösungen der Gleichung 16:
p
1
=
0
n
·
-
d
2
+ j 1 -
d
2
4
, p
2
=
0
n
·
-
d
2
- j
1 -
d
2
4
(19)
Die Polstellen bewegen sich abhängig von der Dämpfung d auf einer Kreisbahn. Die Polfre-
quenz
0
n
gibt den Radius an.
Das Formelzeichen für die komplexe Frequenz kann sowohl p als auch s sein. Beide haben die
gleiche Bedeutung.
1.3.4 Filtersynthese am Beispiel der Butterworth-Approximation
Um evtl. Abweichungen von Parametern zu erkennen werden in dieser Arbeit Butterworth-Filter
realisiert. Eine Anweichung verformt den flachen Verlauf im Durchlassbereich.
Filter 4. Ordnung bestehen meist aus der Verkettung von 2 Filtern 2. Ordnung. Da der Am-
plitudenverlauf eines Butterworth-Filters approximiert werden soll, muss zuerst der Betrag der
komplexen Übertragungsfunktion des Tiefpasses 2. Ordnung ermittelt werden. Das Eingangssignal
hat die Frequenz , deshalb ist p = j. Die Grenzfrequenz wird auf
n
= 1s
-1
gesetzt und kann
im Nachhinein skaliert werden. Die Betragsform wird umgeformt und der frequenzabhängige Teil
als Polynom P () zusammengefasst:
H
(j)
2
=
1
1 - (
0
)
2
2
+ (d
0
)
2
=
1
1 + d
2
-
2 (
0
)
2
+ (
0
)
4
P
2
(
0
)
2
=
1
1 + P
2
()
2
(20)
Das Polynom P () bestimmt den Verlauf der Übertragungsfunktion. Die Gleichung 20 bezieht
sich auf Filter 2. Ordnung. Ein Filter 4. Ordnung besteht aus 2 Kaskadenstufen mit jeweils un-
terschiedlichen Parametern d und
0
. Das Polynom P () ist dementsprechend vom Grad 4 usw.
Filter ungeradzahliger Ordnungen weisen eine Stufe der Ordnung 1 auf.
Der Butterworth-Tiefpass zeichnet sich durch monotonem Amplitudenverlauf aus, welcher
durch das Polynom P
n
() =
n
erreicht wird. Der Parameter n gibt die Ordnung an. Die Polstellen
ergeben sich mit p = j aus:
0 = 1 + P
n
()
2
= 1 +
2n
= 1 + (-jp)
2n
= 1 + (-p
2
)
n
(21)
In der linken Halbebene ergeben sich n Polstellen [7]:
p
i
= e
j
2i+n-1
2n
; i = 1, 2, . . . , n
(22)
Alle Polstellen befinden sich auf einer Kreisbahn, demnach besitzen allem Stufen die gleiche Kenn-
frequenz
0
= 1. Sie unterscheiden sich nur in ihrer Dämpfung. Die Dämpfung beträgt:
d
= -
2 Re(p
i
)
0
(23)
Zwei konjugiert komplexe Pole bilden eine Filter-Stufe. Der relativ flache Verlauf im Durchlass-
bereich bei mehrstufigen Butterworth-Filtern entsteht durch die Resonanzüberhöhung schwach
gedämpfter Stufen, die den verfrühten Abfall der Amplitude stark gedämpfter Stufen ausgleichen.
11

Grad n
d
1
d
2
d
3
d
4
1
reeller Pol
2
1,4142
3
reeller Pol
1,0000
4
1,8477
0,7653
5
reeller Pol
1,6180
0,6180
6
1,9319
1,4142
0,5176
7
reeller Pol
1,8019
1,2470
0,4450
8
1,9616
1,6629
1,1111
0,3902
Tabelle 1: Dämpfungswerte für Butterworth-Tiefpässe
Es ist daher sinnvoll die Stufen in der Kette nach ihrer Dämpfung zu ordnen. Die Stufe mit der
geringsten Dämpfung ist die letzte vor dem Ausgang. Auf diese Weise wird verhindert, dass eine
Resonanz einer schwach gedämpften Stufe die höchst zulässige Amplitude einer realen Filterschal-
tung verletzt.
Die Tabelle 1 gibt die Dämpfungswerte für Butterworth-Filter bis zur 8. Ordnung an. Der reelle
Pol bei ungerader Filterordnung wird durch einen Tiefpass 1. Ordnung mit einer Zeitkonstante
= 1 im Fall
0
= 1 realisiert.
Wird ein Hochpass benötigt, kann dieser aus dem Tiefpass erzeugt werden. Bandpässe können
als Serienschaltung eines Hochpasses und eines Tiefpasses realisiert werden. Eine andere Möglich-
keit ist die Transformation des Tiefpasses zu einem Bandpass.
Mathematisch entspricht der Bandpass einer zeitlichen Ableitung jeder Tiefpass-Filterstufe.
Technisch wird das erreicht, indem das Bandpasssignal zwischen den beiden Integratoren einer
Filterstufe abgegriffen wird, wie in Bild 3 dargestellt.
Die Amplitude eines Tiefpasses 2. Ordnung verläuft im Durchlassbereich flach, d. h. sie fällt
anfangs mit 0 dB/Dekade ab. Weit im Sperrbereich fällt sie mit 40 dB/Dekade. Die Differentiation
wandelt den Durchlassbereich in einen Sperrbereich um, in dem die Amplitude mit 20 dB/Dekade
steigt. Im ursprünglichen Übergangsbereich verläuft die Amplitude horizontal. Das ist der neu
entstandene Durchlassbereich. Im vorherigen Sperrbereich fällt die Amplitude nach der Änderung
mit 20 dB/Dekade ab.
Die normierten Tiefpasses-Parameter z. B. aus Tabelle 1 können nicht direkt auf diese Band-
passfunktion übertragen werden, denn sie approximieren einen optimalen Verlauf im Durchlass-
bereich des Tiefpasses. Der Durchlassbereich des Bandpasses entspricht jedoch dem Übergangsbe-
reich des ursprünglichen Tiefpasses.
Die jeweilige Approximation muss auf den Durchlassbereich des Bandpasses angewandt werden.
Dies geschieht indem aus den Tiefpass-Polstellen jeweils zwei Bandpass-Polstellen erzeugt werden.
Ein Bandpass gleicher Trennschärfe besitzt die doppelte Anzahl Polstellen im Vergleich zum Tief-
pass. Die Transformation der Poldaten wird auf den normierten Referenztiefpass angewandt und
ist von der Bandbreite
B
und der Mittenfrequenz
M
abhängig [8]:
p
BP 1,2
=
B
p
T P
2
±
M
B
M
·
p
T P
2
2
-
1
(24)
Die Gleichung 24 generiert einen Pol für die untere Flanke des Bandpasses und eine für die obere.
Der jeweils konjugiert komplexe Tiefpass-Pol erzeugt die zugehörigen konjugiert komplexen Pole
für die beiden Flanken des Bandpasses. In der Praxis sind die Kennfrequenz
BP
und die Dämp-
fung d
BP
von Interesse. Diese Werte können durch Ausmultiplizieren der beiden Linearfaktoren
ermittelt werden. Da die beiden Polstellen konjugiert komplex vorliegen, reicht die Betrachtung
von jeweils einem Pol:
BP
= |p
BP
|
(25)
12

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842809239
DOI
10.3239/9783842809239
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Chemnitz – Elektrotechnik / Informationstechnik, Elektrotechnik
Erscheinungsdatum
2011 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
filter mikrocontroller programmierung
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Titel: Inbetriebnahme und Untersuchung der Möglichkeiten des Cypress PSoC Entwicklungssystems
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