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Das Liquiditätsrisikomanagement in Banken

Analyse und Beurteilung der Methoden zur Liquiditätsrisikomessung unter Berücksichtigung bankaufsichtlicher Richtlinien

©2010 Diplomarbeit 119 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den letzten Jahrzehnten gerieten immer wieder einzelne Finanzinstitute und zuletzt sogar das gesamte Finanzsystem in außergewöhnliche Liquiditätsengpässe. Meist hätten diese durch interne Kontrollen und ein professionelles Liquiditätsrisikomesssystem verhindert werden können. Bedingt durch die jüngsten Ereignisse der Finanzmarktkrise wurde ein reges Interesse der Öffentlichkeit und vor allem der Aufsichtsbehörden hervorgerufen. Dadurch wurde die Notwendigkeit verschärfter regulatorischer Anforderungen an das Management von Liquiditätsrisiken verstärkt und die Entwicklung fortschrittlicher Risikomessverfahren unumgänglich.
Die vorliegende Arbeit soll dem Leser ein Verständnis für das Management des Liquiditätsrisikos vermitteln. Im auf die Einleitung folgenden Abschnitt werden die Begrifflichkeiten Risiko, Liquidität und Liquiditätsrisiko erläutert. Ausgehend von den verschiedenen aufsichtsrechtlichen Regelungen wird zunächst das Kreditwesengesetzes (KWG) und die damit verbundene Liquiditätsverordnung (LiqV) vertieft. Es folgt die Betrachtung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), die sich aus den international geltenden ‘Sound Practices for Managing Liquidity in Banking Organisations’ in deutsches Recht ableiten. Mit dem Entwurf der Neufassung der MaRisk reagierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf die Finanzmarktkrise.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit der Messung des Liquiditätsrisikos. Angefangen mit statischen Messverfahren, wie dem Standardverfahren der Liquiditätsverordnung zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit. Demnach sind die Institute dazu verpflichtet, monatlich Meldung über ihre Liquiditätslage gegenüber der Bankenaufsicht zu erteilen, in Form der so genannten Liquiditätskennzahl. Darüber hinaus werden die traditionellen Liquiditätsmessverfahren vorgestellt, wie der goldenen Bankregel, der Bodensatz-, der Shiftability- und der Maximalbelastungstheorie. Diese Verfahren bilden den Grundstein auf dem das moderne Liquiditätsrisikomanagement fußt.
Von fundamentaler Bedeutung für das langfristige Liquiditätsrisikomanagement sind die Liquiditätsablaufbilanzen (LAB), deren Ziel es ist, Liquiditätslücken zu erkennen, um für diese Liquiditätsreserven bereit zu halten. Im Gegensatz zum Standardverfahren können LAB, gerade im Bezug auf die Wahl der Laufzeitbandintervalle, individuell an die Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden. Zudem können […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christoph Dürrnagel
Das Liquiditätsrisikomanagement in Banken
Analyse und Beurteilung der Methoden zur Liquiditätsrisikomessung unter
Berücksichtigung bankaufsichtlicher Richtlinien
ISBN: 978-3-8428-0916-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011
Zugl. Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Würzburg, Deutschland, Diplomarbeit,
2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis ... VIII
1.
Einleitung... - 1 -
2.
Grundlagen ­ Definition ... - 3 -
2.1
Die Liquidität ... - 3 -
2.2
Das Liquiditätsrisiko ... - 4 -
2.2.1
Der Risikobegriff ... - 4 -
2.2.2
Liquiditätsanspannungsrisiko vs. Zahlungsmittelbedarfsrisiko ... - 5 -
2.2.3
Originäres vs. derivatives Risiko ... - 11 -
3.
Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen ... - 13 -
3.1
Das Kreditwesengesetz (KWG) ... - 14 -
3.2
Die Liquiditätsverordnung (LiqV) ... - 15 -
3.2.1
Das Standardverfahren ... - 16 -
3.2.2
Zulassung institutseigener Verfahren der Liquiditätsrisikomessung
und -steuerung ... - 19 -
3.3
Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) ... - 21 -
4.
Statische Methoden der Liquiditätsrisikomessung ... - 26 -
4.1
Die klassischen Methoden des Liquiditätsrisikomanagements... - 27 -
4.2
Die Liquiditätsablaufbilanz (LAB) ... - 28 -
4.2.1
Festlegung der Laufzeitbänder ... - 28 -
4.2.2
Definition der Cashflows ... - 29 -
4.2.3
Kategorisierung der Cashflows ... - 31 -
4.2.4
Modellierung der Cashflows ... - 32 -
4.2.4.1
Modellierung deterministischer Cashflows ... - 33 -
4.2.4.2
Modellierung stochastischer Cashflows... - 39 -

Inhaltsverzeichnis
II
4.2.4.3
Modellierung außerbilanzieller Cashflows ... - 44 -
4.2.5
Festlegung der Szenarien - Stresstests ... - 52 -
5.
Mathematisch-stochastische Methoden der Liquiditätsrisikomessung ... - 56 -
5.1
Der Liquidity-at-Risk (LaR) ... - 56 -
5.1.1
Der nonparametrische LaR-Ansatz ... - 57 -
5.1.2
Der semiparametrische LaR-Ansatz ... - 63 -
5.2
Der Liquidity-Value-at-Risk (LVaR) ... - 72 -
5.2.1
Methodik der Ermittlung des LVaR ... - 74 -
5.2.2
Bonitätsabhängige Veränderung der Spreads mittels
Ratingübergangsmatrizen ... - 76 -
6.
Die Liquiditätsrisikosteuerung ... - 79 -
6.1
Die ursachen- und wirkungsbezogenen Steuerungsmethoden ... - 79 -
6.2
Die dispositive und strukturelle Liquiditätssteuerung ... - 82 -
7.
Resümee ... - 84 -
8.
Anhang ... - 87 -
8.1
Meldevordrucke der LiqV ... - 87 -
8.2
Klassische Methoden des Liquiditätsrisikomanagements ... - 94 -
8.2.1
Liquiditätskennzahlen ... - 94 -
8.2.2
Die goldene Bankregel ... - 95 -
8.2.3
Die Bodensatztheorie ... - 96 -
8.2.4
Die Shiftability Theorie ... - 97 -
8.2.5
Die Maximalbelastungstheorie ... - 98 -
8.3
Generierung mehrjähriger Ratingübergangsmatrizen ... - 99 -
8.4
Normalverteilungstabelle ... - 101 -
Literaturverzeichnis ... IX
Verzeichnis der Gesetzestexte ... XIV

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beziehungsverhältnis Unsicherheit, Ungewissheit und Risiko ... - 5 -
Abbildung 2: Bestandteile des bankbezogenen Liquiditätsrisiko ... - 7 -
Abbildung 3: Spreadentwicklung (5 Jahre BBB-EUR-Spreadkurve) während
der Finanzmarktkrise ... - 8 -
Abbildung 4: Bestandteile des Zahlungsmittelbedarfsrisikos ... - 9 -
Abbildung 5: Bankbezogenes Liquiditätsrisiko von Finanzinstituten im
Überblick ... - 11 -
Abbildung 6: Korrelation der originären und derivativen Risiken ... - 12 -
Abbildung 7: Grundkonstrukt des Standardverfahrens nach der aktuellen
Liquiditätsverordnung... - 17 -
Abbildung 8: Liquiditätskennzahlen deutscher Kredit- und
Finanzdienstleistungsinstitute zum 30.12.2009 ... - 19 -
Abbildung 9: Entwicklungsstufenportfolio des bankbetrieblichen
Liquiditätsrisikomanagements ... - 26 -
Abbildung 10: Stufen der bei der Liquiditätsablaufbilanz zu verwendenden
Cash-Flow-Positionen ... - 30 -
Abbildung 11: Quadrantenmodell zur Kategorisierung von Cashflows ... - 32 -
Abbildung 12: Zahlungsstromdiagramm bilanzieller und außerbilanzieller
Cashflows der Liquiditätsablaufbilanz ... - 49 -
Abbildung 13: Möglichkeiten der Szenario-Analyse ... - 53 -
Abbildung 14: VaR-Quantil (1%) der normalverteilten Dichtefunktion ... - 58 -
Abbildung 15: Konfidenzniveau einer standardnormalverteilten
Verteilungsfunktion ... - 59 -
Abbildung 16: Um erwartete Zahlungsmittelbestandsveränderungen
bereinigter LaR ... - 62 -
Abbildung 17: Schematisches Vorgehen zur Ermittlung des LaR ... - 64 -
Abbildung 18: Überblick der Peak over Threshold Methode zur Ermittlung
des LaR ... - 65 -
Abbildung 19: Ermittlung der autonomen Auszahlungsüberschüsse über dem
Schwellenwert ... - 66 -

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildung 20: Risikosystematisierung im Rahme der LaR-Ermittlung ... - 68 -
Abbildung 21: Schätzung des Liquiditätsrisikos mit Hilfe des LaR ... - 69 -
Abbildung 22: LAB - Gaps mit Schwankungsbreite ... - 74 -
Abbildung 23: Konzepte zur dispositiven und strukturellen
Liquiditätssteuerung ... - 83 -
Abbildung 24: Meldevordruck LV1 - Seite 1 ... - 88 -
Abbildung 25: Meldevordruck LV1 - Seite 2 ... - 89 -
Abbildung 26: Meldevordruck LV1 - Seite 3 ... - 90 -
Abbildung 27: Meldevordruck LV1 - Seite 4 ... - 91 -
Abbildung 28: Meldevordruck LV1 - Seite 5 ... - 92 -
Abbildung 29: Meldevordruck LV1 - Seite 6 ... - 93 -

Abbildungsverzeichnis
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Definitionen des Liquiditätsrisikos in deutschen Banken ... - 6 -
Tabelle 2: Qualitative und Quantitative Liquiditätsregelungen ... - 14 -
Tabelle 3: Exemplarische Berechnung der Liquiditätskennzahl und der
Beobachtungskennzahlen ... - 18 -
Tabelle 4: Zulassungsvoraussetzungen gemäß § 10 Abs. 3 LiqV ... - 20 -
Tabelle 5: Modulare Struktur der MaRisk ... - 22 -
Tabelle 6: Mögliche Einteilung von Laufzeitbändern einer
Liquiditätsablaufbilanz ... - 29 -
Tabelle 7: Beispielhafte Jahresabschlussbilanz zum 31.12.2009 ... - 33 -
Tabelle 8: Laufzeitspezifische kumulierte Ausfallwahrscheinlichkeiten nach
Ratingklassen ... - 34 -
Tabelle 9: Zusammensetzung der Bilanzposition Forderungen gegenüber
Kreditinstituten ... - 35 -
Tabelle 10: Zahlungsmittelzuflüsse aus Forderungen gegenüber
Kreditinstituten ... - 35 -
Tabelle 11: Zusammensetzung der Bilanzposition Kundenkredite ... - 36 -
Tabelle 12: Zahlungsmittelzuflüsse aus Kundenkrediten ... - 37 -
Tabelle 13: Zusammensetzung der Bilanzpositionen Termineinlagen und
Anleihen... - 38 -
Tabelle 14: Zahlungsmittelabflüsse aus täglich fälligen Verbindlichkeiten,
Termineinlagen und Anleihen ... - 38 -
Tabelle 15: Zusammensetzung der Bilanzposition täglich fälliger Forderungen
gegenüber Kunden ... - 39 -
Tabelle 16: Zahlungsmittelzuflüsse aus täglich fälligen Forderungen
gegenüber Kunden ... - 41 -
Tabelle 17: Zusammensetzung der Bilanzposition täglich fälliger
Verbindlichkeiten gegenüber Kunden ... - 42 -
Tabelle 18: Zahlungsmittelabflüsse aus täglich fälligen Verbindlichkeiten
gegenüber Kunden ... - 43 -
Tabelle 19: Inanspruchnahmequote von Kreditlinien in Abhängigkeit des
Kreditnehmerratings ... - 44 -

Abbildungsverzeichnis
VI
Tabelle 20: Gewährte Kreditlinien zum Bilanzierungszeitpunkt 2009 ... - 45 -
Tabelle 21: Erwartete Inanspruchnahmequoten der folgenden 5 Jahre ... - 46 -
Tabelle 22: Erwartete Kreditlinieninanspruchnahme der folgenden 5 Jahre ... - 47 -
Tabelle 23: Zahlungsmittelzuflüsse aus Zinserträgen für in Anspruch
genommene Kreditlinien ... - 47 -
Tabelle 24: Marginale ratingbasierte Ausfallquoten für einen Zeithorizont von
5 Jahren ... - 48 -
Tabelle 25: Zahlungsmittelabflüsse aus erwarteten Ausfällen der
Kreditnehmer ... - 48 -
Tabelle 26: Erwartete Zahlungsmittelzuflüsse aus gewährten Kreditlinien ... - 49 -
Tabelle 27: Liquiditätsablaufbilanz bilanzieller und außerbilanzieller
Cashflows ... - 51 -
Tabelle 28: Modifikation eines Szenarios für Krisen- und Extremfälle ... - 55 -
Tabelle 29: Ermittlung des LaR unter Normalverteilungsannahme ... - 61 -
Tabelle 30: Risikotragfähigkeit im Rahmen des LaR-Konzepts ... - 71 -
Tabelle 31: Vor- und Nachteile der Extremwerttheorie zur Bestimmung des
LaR ... - 71 -
Tabelle 32: Chancen und Risiken der Fristentransformation ... - 73 -
Tabelle 33: Konzept der Ermittlung des LVaR ... - 74 -
Tabelle 34: Ein-Jahres-Ratingübergangsmatrix auf Basis durchschnittlicher,
historischer Ein-Jahres-Migrationsraten von 1981 - 2008 ... - 77 -
Tabelle 35: Zwei-Jahres-Ratingübergangsmatrix ... - 78 -
Tabelle 36: Systematisierung risikopolitischer Steuerungsmethoden ... - 79 -
Tabelle 37: Qualitative Liquiditätsdeckungsmasse ... - 81 -
Tabelle 38: Kennzahlen der Liquiditätsgrade ... - 94 -
Tabelle 39: Kennzahlen des bankbetrieblichen Liquiditätsrisikomanagements ... - 95 -
Tabelle 40: Bilanzstruktur nach der goldenen Bankregel ... - 96 -
Tabelle 41: Bilanzstruktur nach der Bodensatztheorie, aufbauend auf der
goldenen Bankregel ... - 97 -
Tabelle 42: Bilanzstruktur nach der Shiftability Theorie, unter
Berücksichtigung der goldenen Bankregel und der Bodensatztheorie ... - 97 -

Abbildungsverzeichnis
VII
Tabelle 43: Bilanzstruktur nach der Maximalbelastungstheorie ... - 98 -
Tabelle 44: Ein-Jahres-Ratingübergangsmatrix auf Basis durchschnittlicher,
historischer Ein-Jahres-Migrationsraten von 1981 - 2008 ... - 99 -
Tabelle 45: Ratingübergangsmatrizen für 2 bis 5 Jahre ... - 100 -

Abkürzungsverzeichnis
VIII
Abkürzungsverzeichnis
Abs.
Absatz
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Bp
Basispunkte
EZB
Europäische Zentralbank
EU
Europäische Union
EW
Erwartungswert
EWR
Europäischer Wirtschaftsraum
LFZ
Laufzeitband
GE
Geldeinheiten
GPD
Generalized Pareto Distribution (verallgemeinerte Pare-
toverteilung)
ICAAP
Internal Capital Adequacy Assessment Process
InsO
Insolvenzordnung
IAQ
Inanspruchnahmequote
KSA
Kreditrisikostandardansatz
KWG
Gesetz über das Kreditwesen
LaR
Liquidity-at-Risk
LAB
Liquiditätsablaufbilanz
LVaR
Liquidity-Value at-Risk
LiqV
Verordnung über die Liquidität der Institute
MaH
Mindestanforderungen an das Betreiben von Handelsge-
schäften
MaIR
Mindestanforderungen an die Ausgestaltung der internen
Revision
MaK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
MaRisk
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
POT
Peak-over-Threshold
SolvV
Solvabilitätsverordnung
SREP
Supervisory Review & Evaluation Process
SRP
Supervisory Review Process
VaR
Value-at-Risk

Abkürzungsverzeichnis
IX
Vs.
Versus
ZZF
Zahlungsmittelzufluss
ZAF
Zahlungsmittelabfluss

1. Einleitung
- 1 -
1. Einleitung
In den letzten Jahrzehnten gerieten immer wieder einzelne Finanzinstitute und zuletzt
sogar das gesamte Finanzsystem in außergewöhnliche Liquiditätsengpässe. Meist hätten
diese durch interne Kontrollen und ein professionelles Liquiditätsrisikomesssystem ver-
hindert werden können. Bedingt durch die jüngsten Ereignisse der Finanzmarktkrise
wurde ein reges Interesse der Öffentlichkeit und vor allem der Aufsichtsbehörden her-
vorgerufen. Dadurch wurde die Notwendigkeit verschärfter regulatorischer Anforderun-
gen an das Management von Liquiditätsrisiken verstärkt und die Entwicklung fortschritt-
licher Risikomessverfahren unumgänglich.
Die vorliegende Arbeit soll dem Leser ein Verständnis für das Management des Liquidi-
tätsrisikos vermitteln. Im auf die Einleitung folgenden Abschnitt werden die Begrifflich-
keiten Risiko, Liquidität und Liquiditätsrisiko erläutert. Ausgehend von den verschiede-
nen aufsichtsrechtlichen Regelungen wird zunächst das Kreditwesengesetzes (KWG)
und die damit verbundene Liquiditätsverordnung (LiqV) vertieft. Es folgt die Betrach-
tung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), die sich aus den
international geltenden ,,Sound Practices for Managing Liquidity in Banking Organisati-
ons in deutsches Recht ableiten.
Mit dem Entwurf der Neufassung der MaRisk reagierte
die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf die Finanzmarktkrise.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit der Messung des Liquiditätsrisikos. Ange-
fangen mit statischen Messverfahren, wie dem Standardverfahren der Liquiditätsverord-
nung zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit. Demnach sind die Institute dazu ver-
pflichtet, monatlich Meldung über ihre Liquiditätslage gegenüber der Bankenaufsicht zu
erteilen, in Form der so genannten Liquiditätskennzahl. Darüber hinaus werden die tradi-
tionellen Liquiditätsmessverfahren vorgestellt, wie der goldenen Bankregel, der Boden-
satz-, der Shiftability- und der Maximalbelastungstheorie. Diese Verfahren bilden den
Grundstein auf dem das moderne Liquiditätsrisikomanagement fußt.
Von fundamentaler Bedeutung für das langfristige Liquiditätsrisikomanagement sind die
Liquiditätsablaufbilanzen (LAB), deren Ziel es ist, Liquiditätslücken zu erkennen, um
für diese Liquiditätsreserven bereit zu halten. Im Gegensatz zum Standardverfahren kön-
nen LAB, gerade im Bezug auf die Wahl der Laufzeitbandintervalle, individuell an die

1. Einleitung
- 2 -
Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden. Zudem können mit Hilfe von LAB,
neben bilanziellen Positionen unter anderem auch außerbilanzielle Handels- und Absi-
cherungsgeschäfte sowie zukünftige Neu- und Prolongationsgeschäfte dargestellt wer-
den.
Als kurzfristige Verfahren der Liquiditätsrisikomessung und -steuerung werden des Wei-
teren die mathematisch-statistischen Ansätze des Liquidity-at-Risk (LaR) und Liquidity-
Value-at-Risk (LVaR) vorgestellt. Der LaR misst die Liquiditätsanforderung während
eines Tages, die mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird.
Ziel dieser Berechnung ist es, die Liquidität zu bestimmen, die notwendig ist um die täg-
liche Zahlungsbereitschaft aufrecht zu erhalten.
1
Der LVaR beschreibt den maximalen
eintretenden Vermögensverlust, welcher aufgrund unerwarteter hoher Refinanzierungs-
kosten entsteht und mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit, während eines bestimm-
ten Zeitraums, unter normalen Marktbedingungen, nicht überschritten wird.
2
Gegenüber
dem LaR bezieht sich der LVaR auf die Vermögensebne, so dass die Erfolgswirksamkeit
des Liquiditätsrisikos ermittelt werden kann.
3
Kreditinstitute müssen jederzeit und speziell in Krisenzeiten auf Liquiditätsengpässe
vorbeireitet sein. Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit abschließend noch das Thema
Liquiditätsrisikosteuerung behandelt. Diese ermöglicht Finanzinstituten eine direkte Be-
einflussung ihres Risikoprofils und darüber hinaus, die Eingliederung des Liquiditätsri-
sikos in die Gesamtbanksteuerung.
1
Vgl. Deutsche Bundesbank: Zur Steuerung von Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten, 2008, S. 64 f.; Zeranski,
Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditinstituten, 2005,
S. 49, sowie Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement: Risiko-Controlling und
Bilanzstrukturmanagement, 2001, S 3.
2
Vgl. Zeranski, Stefan: Mehr Erträge durch bessere Liquiditäts-Risikoanalyse, 2006, S. 18f
3
Vgl. Deutsche Bundesbank: Zur Steuerung von Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten in Kreditinstituten, 2008,
S. 65

2. Grundlagen ­ Definition
- 3 -
2. Grundlagen ­ Definition
2.1 Die Liquidität
Der Begriff Liquidität ist im alltäglichen Sprachgebrauch fest verwurzelt, jedoch lässt
sich die Begrifflichkeit bis heute nicht eindeutig definieren.
1
Dabei kommt es vor allem
auf die Perspektive an, aus der man Liquidität betrachtet. Zeranski beschreibt u.a. die
pagatorische Perspektive von Liquidität und bezieht sich dabei auf die Liquidität folgen-
der Unternehmensgegenstände:
2
1. Liquidität von Wirtschaftssubjekten: Die Zahlungskraft eines Unternehmens, fäl-
ligen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
2. Liquidität von Wirtschaftsobjekten: Beschreibt die Geldnähe von Vermögensob-
jekten
3. Liquidität als Synonym für Geld
3
Ein Wirtschaftssubjekt gilt dann als liquide, wenn Zahlungsverpflichtungen jederzeit er-
füllt werden können. Entscheidend hierfür ist, ob das Wirtschaftssubjekt über ausrei-
chend liquide Wirtschaftsobjekte verfügt. Diese wiederum sind umso liquider je größer
deren Geldnähe ist, das heißt je schnelle diese in Zahlungsmittel transformiert werden
können.
4
Zahlungsmittel gelten als höchste Form von Liquidität.
5
Zeitlich kann man die Liquidität in kurzfristig und langfristig unterteilen. Die bekanntes-
te und gängigste Definition von Liquidität ist die kurzfristige Liquidität:
,,Fähigkeit ..., jederzeit Zahlungsansprüche erfüllen zu können"
6
1
Vgl. Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditin-
stituten, 2005, S. 11; Vormbaum, Herbert: Finanzierung der Bertriebe, 1990, S. 112
2
Vgl. Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditin-
stituten, 2005, S. 14; Kempf, Alexander: Wertpapierliquidität und Wertpapierpreise, 1999, S 17; Sauerbier, Pe-
ter; Holger Thomae und Carsten S. Wehn.: Praktische Aspekte der Abbildung von Finanzprodukten im Rahmen
des Liquiditätsrisikos, 2008, S.79
3
In dieser Arbeit werden die Begriffe Geld und Zahlungsmittel synonym verwendet
4
Vgl. Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditin-
stituten, 2005, S. 14
5
Vgl. Lehman, Max Rudolf: Liquidität und Liquiditätsbilanz, 1927, S.331; Lücke, Wolfgang: Liquidität, Liqui-
dierbarkeit und Tilgbarkeit, 1984, S. 2362
6
Bartetzky, Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S. 9; Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur
Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditinstituten, 2005, S. 11

2. Grundlagen ­ Definition
- 4 -
Hier steht der Zahlungsaspekt im Vordergrund. Instituten, die nicht mehr in der Lage
sind, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, droht ein Reputationsverlust
1
oder
im schlimmsten Fall die Insolvenz.
2
Die Folgen eines Reputationsverlustes sind für Ban-
ken weitaus schlimmer als für andere Unternehmen. Wenn das Vertrauen in die Bank
sinkt, kann dies enorme Liquiditätsabflüsse auf der Passivseite bewirken.
3
Die kurzfristi-
ge Liquidität aufrecht zu erhalten, ist daher von höchster Priorität.
Die langfristige Liquidität richtet Ihren Fokus nicht darauf, gegenwärtigen Zahlungsans-
prüchen nachzugehen, sondern die durch die Unternehmensziele geplante, zukünftige
Entwicklung der Aktivseite preisgünstig zu refinanzieren.
,,Fähigkeit, genügend langfristige Refinanzierungsmittel auf der Passivseite aufzu-
nehmen, um die gewünschte Entwicklung der Aktivseite zu ermöglichen."
4
Nachdem nun eingängig der Liquiditätsbegriff behandelt wurde, wird im Folgenden das
Liquiditätsrisiko näher erörtert.
2.2 Das Liquiditätsrisiko
2.2.1 Der Risikobegriff
In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen und Begriffsklärungen für das Risi-
ko. In der vorliegenden Arbeit orientiert sich Risiko an den Prinzipien der Entschei-
dungstheorie und entspringt somit der Unsicherheit.
5
Die Unsicherheit beschreibt den
Zustand der Unkenntnis über die Entwicklung zukünftiger Umweltzustände und resul-
tiert aus Informationsmängeln bzw. Informationsasymmetrien. Kann den Entwicklungen
keine oder nur eine subjektive Wahrscheinlichkeit beigemessen werden spricht man von
Ungewissheit. Liegen objektive Wahrscheinlichkeiten vor, so handelt es sich um Risiko.
6
1
Das Reputationsrisiko umfasst das Risiko einer Ratingherabstufung und die daraus entstehenden Folgen
2
S. § 17 Abs. 2 InsO 1994
3
Vgl. Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditin-
stituten, 2005, S. 34
4
Bartetzky, Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S. 8
5
Vgl. Siegel, Theodor, 1999, S. 1906.
6
Vgl. Knight, Frank H.: Risk, Uncertainty and Profit, 1921, S. 19 f und S. 197 ff ; sowie Schnorrenberg Uwe und
Gabriele Goebels: Risikomanagement in Projekten. Methoden und ihre praktische Anwendung, 1997, S. 4 f

2. Grundlagen ­ Definition
- 5 -
Abbildung 1: Beziehungsverhältnis Unsicherheit, Ungewissheit und Risiko
1
2.2.2 Liquiditätsanspannungsrisiko vs. Zahlungsmittelbedarfsrisiko
Dem Liquiditätsrisiko wurde in der Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle beige-
messen, da das Management der Liquidität kaum gesetzlichen Reglementierungen unter-
lag und somit auch nicht beaufsichtigt wurde. Die Frage, ob ein gesondertes Liquiditäts-
risikomanagement implementiert werden soll oder nicht, hatte jede Bank selbst zu ent-
scheiden. Das änderte sich schlagartig, als 2007 die Grundstückspreise in den USA zu-
sammenbrachen, dies zu weltweiten Marktverwerfungen, aufgrund der engen Verzah-
nung der Kapitalmärkte, geführt hat und die ersten Banken, wie Bear Stearns oder Leh-
man Brothers in Zahlungsschwierigkeiten gerieten. In Folge der Kapital- und Liquidi-
tätskrise rückte das Thema Liquiditätsrisiko stark in den Fokus der Finanzaufsicht und es
wurden Regelungen über die Messung und Steuerung der Liquidität erlassen. Seither ist
das Liquiditätsrisikomanagement gesondert in das Risikomanagement zu implementie-
ren.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Finanzinstitute daher auch noch keine einheitliche
Definition dieser verhältnismäßig jungen Risikoklasse gefunden haben. Tabelle 1 ver-
deutlicht die unterschiedlichen Auffassungen deutscher Banken in Bezug auf das Liqui-
ditätsrisiko.
1
Quelle: Eigene Darstellung der vorangegangen Überlegungen

2. Grundlagen ­ Definition
- 6 -
Deutsche Bank
Das Liquiditätsrisiko bezeichnet die Gefährdung unserer Gewinne und
unseres Kapitals bei einer potenziellen Unfähigkeit der Bank, ihre
Verpflichtungen zeitgerecht zu erfüllen, ohne dabei unannehmbar hohe
Verluste einzugehen.
Commerzbank
Refinanzierungsrisiko bezeichnet in der Commerzbank das Risiko, dass die
Bank ihren gegenwärtigen und zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nicht
oder nicht fristgerecht nachkommen kann (Liquiditätsrisiko).
LBBW
Die LBBW unterscheidet bei der Überwachung und Steuerung der
Liquiditätsrisiken zwischen dem kurzfristigen Liquiditätsrisiko, das die
Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit aufgrund akuter Zahlungsmittelknappheit
bezeichnet, und dem Refinanzierungsrisiko, das negative Ertragswirkungen
infolge einer möglichen Verschlechterung der Refinanzierungsspreads
beschreibt. Daneben wird als Marktliquiditätsrisiko die bei der Messung und
Überwachung der Marktpreisrisiken zu beachtende Gefahr bezeichnet,
Kapitalmarktgeschäfte aufgrund unzulänglicher Markttiefe oder bei
Marktstörungen nur mit Verlusten glattstellen zu können.
DZ-Bank
Liquiditätsrisiko ist die Gefahr, dass liquide Mittel zur Erfüllung von Zah-
lungsverpflichtungen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen
oder nur zu überhöhten Kosten beschafft werden können.
Hypo Real
Estate
Die Hypo Real Estate Group unterscheidet zwischen Marktliquiditätsrisiken,
kurzfristigen Liquiditätsrisiken und Risiken aus der langfristigen
Refinanzierungsstruktur. Das Marktliquiditätsrisiko beinhaltet das Risiko,
Positionen nicht zu den mit internen Bewertungsmodellen ermittelten Preisen
veräußern zu können, oder dass gar kein Markt für die Positionen existiert.
Liquiditätsrisiko ist das Risiko, bestehenden oder zukünftigen
Zahlungsverpflichtungen nach Umfang und zeitlicher Struktur nicht
uneingeschränkt beziehungsweise nicht fristengerecht nachkommen zu
können.
Tabelle 1: Definitionen des Liquiditätsrisikos in deutschen Banken
1
Betrachtet man die in Tabelle 1 aufgelisteten Definitionen, so lässt sich das Liquiditätsri-
siko zusammenfassend bezeichnen als:
,,Risiko, den gegenwärtigen oder den zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nicht,
nicht vollständig oder nicht zeitgerecht, bzw. nicht in ökonomisch sinnvoller Weise
nachkommen zu können"
2
In diesem Zusammenhang spricht man auch von subjektivem, bankbezogenem Risiko
3
.
Um dieses Risiko detaillierter zu erörtern und kalkulierbar zu machen, erfolgt in der Pra-
1
Vgl. Bartetzky, Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S. 12, Quelle: Geschäftsberichte der
Banken 2008
2
Bartetzky, Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S.12
3
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 10

2. Grundlagen ­ Definition
- 7 -
xis eine Unterteilung in Liquiditätsanspannungsrisiko und Zahlungsmittelbedarfsrisiko.
1
Die Liquiditätsanspannung beschreibt dabei die Liquiditätsherkunft, bzw. den Liquidi-
tätszufluss, wohingegen der Zahlungsmittelbedarf die Liquiditätsverwendung, bzw. den
Liquiditätsabfluss erörtert. Weiterführend lässt sich, wie in Abbildung 2 dargestellt, das
Liquiditätsanspannungsrisiko weiter aufspalten, in das Refinanzierungsrisiko und das
Marktliquiditätsrisiko.
Abbildung 2: Bestandteile des bankbezogenen Liquiditätsrisiko
2
Das Refinanzierungsrisiko bezeichnet das Risiko, dass im Falle eines Liquiditätsengpas-
ses kurzfristige Mittel nicht oder nur zu erhöhten Marktpreisen, fortlaufend beschafft
werden können.
3
Ausschlaggebend ist vor allem das Vertrauen der Marktteilnehmer un-
tereinander. Gerade in Liquiditätsstresssituationen sind Institute darauf bedacht, ein hö-
heres Maß an Liquidität zu halten und weigern sich, anderen Instituten Finanzierungs-
mittel zur Verfügung zu stellen. Die Banken, die trotz Stresssituation Mittel verleihen,
tun dies nur zu erhöhten Risikoprämien, die umso höher sind, je schlechter die Reputati-
on des Kreditnehmers ausfällt. Abbildung 3 zeigt die Entwicklung des 5-Jahres-Spreads
für BBB-Kreditnehmer während der Finanzmarktkrise. Die Spreadkurse bei konstantem
Rating werden neben der konjunkturellen Entwicklung, der Veränderung der Zinsstruk-
turkurve und der Aktienmarktentwicklung auch von der Liquidität beeinflusst. In Abbil-
dung 3 ist ab dem Beginn der Finanzmarktkrise im Sommer 2007 eine signifikante Stei-
gerung der Spreadkurve zu sehen. So stiegen die Kurse von anfänglich 25 Bp auf über
1
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 11 und Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes
Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-/Risikosteuerung, 2003, S. 515
2
Quelle: Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 15 (modifiziert)
3
Vgl. Deutsche Bundesbank: Zur Steuerung von Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten, 2008, S. 61, Bartetzky,
Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S.12

2. Grundlagen ­ Definition
- 8 -
400 Bp an (im 2. Quartal 2009). Gegen Ende des Jahres 2009 haben sich die Spreadkur-
se dann wieder etwas beruhigt.
Abbildung 3: Spreadentwicklung (5 Jahre BBB-EUR-Spreadkurve) während der Finanzmarktkrise
1
Wie sich das Refinanzierungsrisiko in einer Stresssituation entwickelt, ist stark abhängig
von der Geldpolitik der Notenbanken, die über die Senkung der Leitzinssätze und weite-
rer Instrumente, dem Markt Liquidität zuführen können. Ein weiterer Aspekt des Refi-
nanzierungsrisikos liegt in der Anschlussfinanzierung der Kern- oder Ergänzungsmittel-
ausstattung.
2
Damit Finanzinstitute ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen können, sind die-
se dazu verpflichtet, Risikopositionen mit Eigenkapital zu unterlegen.
3
Gelingt es nicht,
genügend Eigenkapital vorzuhalten, kann die Bank zukünftigen Geschäften nicht nach-
kommen.
1
Quelle: Eigene Darstellung ­ Datenquelle Reuters Tagesspreadsätze für BBBEURFIN5Y vom 16.01 2007 ­
08.06.2010
2
Vgl. Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von
Kreditinstituten, 2005, S. 51
3
S. KWG §10 Abs. 1 i.Vm. SolvV §2 Abs. 1
0,000
0,250
0,500
0,750
1,000
1,250
1,500
1,750
2,000
2,250
2,500
2,750
3,000
3,250
3,500
3,750
4,000
4,250
4,500
Spreadkurve BBB-EUR-5 Jahre

2. Grundlagen ­ Definition
- 9 -
Das Marktliquiditätsrisiko, das auch als objektbezogenes Liquiditätsrisiko
1
bezeichnet
wird, bezieht sich auf die Geldnähe von Aktivpositionen und umfasst das Risiko, dass
diese Positionen nicht oder nur zu hohen Transaktionskosten am Markt liquidiert werden
können.
2
Hohe Transaktionskosten fallen vor allem dann an, wenn Vermögenspositionen
vor Ablauf ihrer vertraglichen Laufzeit liquidiert werden.
3
Die Dauer der vertraglichen
Laufzeit bezeichnet man auch als natürliche Liquidität, wohingegen Positionen, die vor-
zeitig liquidiert werden, künstliche Liquidität darstellen.
4
Die Marktliquidität kann nur
indirekt beeinflusst werden, da diese Größe maßgeblich durch das Angebots- und Nach-
frageverhalten aller Marktteilnehmer bestimmt wird.
Zum Liquiditätsanspannungsrisiko kann man zusammenfassend sagen, dass Finanzinsti-
tute sowohl mit Hilfe von externen Quellen Liquidität beschaffen, als auch aus internen
Quellen Liquidität generieren können um ihren Liquiditätsbedarf zu decken. Liquiditäts-
bedarf ergibt sich vor allem aus der Liquiditätsfristentransformation, genauer dadurch,
dass illiquide Aktiva durch hochliquide Passiva finanziert werden.
5
Das daraus entste-
hende Zahlungsmittelbedarfsrisiko setzt sich aus den drei Komponenten Terminrisiko,
Abrufrisiko und Liquiditätsanspannungsrisiko zusammen.
6
Abbildung 4: Bestandteile des Zahlungsmittelbedarfsrisikos
7
1
Vgl. Bartetzky, Peter: Liquiditätsrisikomanagement ­ Status Quo, 2008, S. 12, siehe auch Pohl, Michael: Das
Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 8
2
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 8
3
Exemplarisch kann hier die vorzeitige Veräußerung einer Staatsanleihe oder die Verbriefung von Aktiva ge-
nannt werden.
4
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 10; Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur
Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditinstituten, 2005, S. 11
5
Vgl. Brüggestrat, Reiner: Die Liquiditätsrisikoposition eines Kreditinstituts, 1990 S. 93
6
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-
/Risikosteuerung, 2003, S. 515
7
Quelle: Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 15 (modifiziert)

2. Grundlagen ­ Definition
- 10 -
Das Terminrisiko entsteht aus außerplanmäßigen, vertragsinkonformen Prolongationen
von Aktivgeschäften über die vereinbarte Kapitalbindungsdauer hinaus.
1
Beispielsweise,
wenn Kreditnehmer ihren Zins- und Tilgungsraten nicht nachkommen können und eine
Prolongation des Kredits verlangen. Dadurch fließt das im Kundenkredit gebundene Ka-
pital dem Finanzinstitut nicht zum geplanten Zeitpunkt zu. Auf der Passivseite wird das
Terminrisiko schlagend, wenn die Dauer der Kapitalbindung von Finanzgeschäften un-
planmäßig verkürzt wird. Banken müssen vorzeitigen Vertragsauflösungen rechtlich
zwar nicht nachgeben, um Ihre Reputation nicht zu gefährden, sind sie jedoch dazu ge-
zwungen.
2
Das Abrufrisiko bezeichnet den unplanmäßige Abzug von Einlagen auf der Passivseite,
sowie das unerwartete Ausnutzen von zugesagten Kreditlinien auf der Aktivseite, in dem
Maße, dass der erwartete Wert überstiegen wird.
3
Vor allem in Stresssituationen wie der Subprime-Krise wird das Zahlungsmittelbedarfs-
risiko schlagend. Als zur gleichen Zeit viele Kunden ihren Zins- und Tilgungsleistungen
nicht nachkommen konnten, Ihre Kredite prolongierten (Terminrisiko) und Einlagen ab-
zogen (Abrufrisiko), um damit den Schuldendienst zu bedienen, mussten die Kreditinsti-
tute enorme Mengen an Liquidität bereitstellen.
Weiterführend muss noch auf das Opportunitätskostenrisiko hingewiesen werden, das
sich als Folge mangelnder Zahlungsfähigkeit ergibt, in dieser Arbeit jedoch nicht tiefer
behandelt wird. Es umfasst das Risiko kalkulatorischer Verluste, die dann entstehen,
wenn aufgrund unzureichender Liquidität gewinnbringende Geschäfte nicht getätigt
werden können.
4
Abbildung 5 zeigt zusammenfassend nochmal die einzelnen Risiken, die sich aus dem
bankbezogenen Liquiditätsrisiko ableiten lassen. Die Auswirkungen der liquiditätswirk-
1
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 12 und Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes
Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-/Risikosteuerung, 2003, S. 513; Zeranski, Stefan:
Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditinstituten, 2005, S. 51
2
Zeranski, Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von
Kreditinstituten, 2005, S. 51
3
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 12; Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes
Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-/Risikosteuerung, 2003, S. 513 und Zeranski,
Stefan: Liquidity at Risk zur Steuerung des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereiches von Kreditinstituten, 2005,
S. 51
4
Vgl. Sauerbier, Peter; Holger Thomae und Carsten S. Wehn.: Praktische Aspekte der Abbildung von Finanzpro-
dukten im Rahmen des Liquiditätsrisikos, 2008, S.79

2. Grundlagen ­ Definition
- 11 -
samen Erfolgsrisiken werden im folgenden Punkt 2.2.3 ,,Originäres vs. derivatives Risi-
ko näher erläutert.
Abbildung 5: Bankbezogenes Liquiditätsrisiko von Finanzinstituten im Überblick
1
2.2.3 Originäres vs. derivatives Risiko
Im Folgenden ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Risiken sowohl Auswirkun-
gen auf die Zahlungsmittelebene haben als auch auf die Erfolgsebene.
2
Die bereits im
vorherigen Punkt beschriebenen Risiken
3
der Liquidität haben eine direkte Auswirkung
auf die Zahlungsmittelebene. Daher werden diese auch als originäre Liquiditätsrisiken
4
bezeichnet. Im Vergleich dazu haben Erfolgsrisiken
5
, direkte Auswirkungen auf die Er-
folgsebene eines Unternehmens (originäre Erfolgsrisiken
6
). Allerdings besteht zwischen
den Unternehmenszielen, Aufrechterhaltung der Liquidität und wirtschaftlichem Erfolg
eine Korrelation. Das heißt, die beiden Ziele beeinflussen sich gegenseitig. So haben
beispielsweise schlagend gewordene Währungskursrisiken einen direkten Einfluss auf
1
Quelle: Eigene Darstellung
2
Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 14
3
Liquiditätsanspannungsrisiko, Abrufrisiko und Terminrisiko
4
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-
/Risikosteuerung, 2003, S. 514; Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 12 und Moch, Niels:
Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten, 2007, S. 10
5
wie beispielsweise Kredit-, Zinsänderungs- oder Währungsrisiken
6
Vgl. Schierenbeck, Henner: Risiko-Controlling, 2008, S. 514 sowie Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in
Banken, 2008, S. 14

2. Grundlagen ­ Definition
- 12 -
die Zu- und Abflüsse von Zahlungsmitteln. Anders ausgedrückt: Aus einem Erfolgsrisi-
ko leitet sich ein Liquiditätsrisiko ab. Man spricht hier auch von einem liquiditätswirk-
samen Erfolgsrisiko
1
.
2
Ebenso wirken sich schlagend werdende Liquiditätsrisiken auf
den Unternehmenserfolg aus. Exemplarisch stelle man sich die Auswirkung des Refi-
nanzierungsrisikos, dass kurzfristige Mittel nur zu erhöhten Marktpreisen beschafft wer-
den können, auf den Unternehmenserfolg vor. In diesem Fall handelt es sich um ein er-
folgswirksames Liquiditätsrisiko.
3
Immer dann, wenn sich ein Risiko aus dem Eintritt ei-
nes originären Risikos einer anderen Risikoklasse ableitet, spricht man von einem deri-
vativen Risiko. Abbildung 6 verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Erfolgsrisiken
und Liquiditätsrisiken.
Abbildung 6: Korrelation der originären und derivativen Risiken
4
1
Zu liquiditätswirksame Erfolgsrisiken vgl. Abbildung 4, S. 9
2
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-
/Risikosteuerung, 2003, S. 514; Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 14
3
Vgl. Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement: Risiko-Controlling und integrierte Rendite-
/Risikosteuerung, 2003, S. 514 und Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 14
4
Quelle: Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 14, in Anlehnung an Büschgen, Hans,E.:
Bankbetriebslehre : Bankgeschäfte und Bankmanagement, 1998, S. 902

3. Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen
- 13 -
3. Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen
Durch die enge Verflechtung der Finanzinstitute untereinander im Interbankenmarkt und
deren direkte Abhängigkeit von Markt- und Vermögenswerten werden Probleme einzel-
ner Banken schnell auf den gesamten Bankenmarkt übertragen.
1
Zuletzt wurde dies
durch die Finanzmarktkrise 2008 deutlich. Der Verfall des Wohnungsmarktes führte da-
zu, dass viele Kredite unterbesichert waren und in Folge dessen ausfielen. Die Kredite
die bereits vorab am Kapitalmarkt verbrieft und weiterverkauft wurden unterlagen ex-
tremen Wertverlusten. Durch die enormen Abschreibungen und das gleichzeitige Ver-
siegen der Refinanzierungsquellen gerieten einige Banken in Zahlungsschwierigkeiten.
Die enge Verflechtung der Banken untereinander führte dazu, dass sich das Liquiditäts-
problem auf das gesamte Bankensystem ausbreitete. Hinzu kommt, dass die durch ak-
tuelle Solvenznormen regulierten Banken in erhöhtem Maße anfällig für Liquiditätsrisi-
ken sind, da die Eigenkapitalhinterlegung von Risiken, insbesondere in Krisenzeiten, zu-
sätzlich liquide Mittel bindet.
2
Die Erkenntnisse aus der Finanzmarktkrise führten zu ei-
ner Überarbeitung und Verbesserung der bankaufsichtlichen Bestimmungen zur Begren-
zung des Liquiditätsrisikos.
3
Die Aufgabe der Finanzdienstleistungsaufsicht ist gemäß § 6 Abs. 2 KWG ,,Missständen
im Kredit- und Finanzdienstleistungswesen entgegenzuwirken. Ziel ist es, die Vermö-
genswerte, die den Finanzinstituten anvertraut werden sowie die ordnungsgemäße
Durchführung von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen zu sichern, um letztend-
lich negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft zu vermeiden. Bei der Ausübung
der Transformations- und Intermediationsfunktion der Finanzinstitute ist die Übernahme
von Risiken ein zentraler Bestandteil des täglichen Geschäftsbetriebes. Die Finanzdienst-
leistungsaufsicht erlässt Anordnungen im Rahmen der ihr gesetzlich zugewiesenen Auf-
gaben, um die Risikoübernahme der Finanzinstitute zu begrenzen.
4
Dazu sind die bank-
1
Vgl. Schöning, Stephan, Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten vor dem Hintergrund geänderter auf-
sichtlicher Anforderungen, 2008, S. 233
2
Vgl. Schöning, Stephan, Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten vor dem Hintergrund geänderter auf-
sichtlicher Anforderungen, 2008, S. 233
3
Es ist zu erwarten, dass zukünftig in Krisenfällen von den strengen Solvenznormen abgewichen wird und Insti-
tute nicht zusätzliche Eigenmittel zu Lasten ihrer Liquiditätslage bilden müssen.
4
Vgl. Moch, Niels: Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten, 2007, S. 20

3. Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen
- 14 -
internen Risikomanagementprozesse hinsichtlich ihrer Ausgestaltung und Qualität zu
prüfen.
1
International
National
Qualitativ
Allgemeine Anforderungen
an die Qualität von Prozes-
sen und Strukturen
Keine Vorgaben
Keine internationale Harmoni-
sierung
Liquiditätsverordnung
auf Basis von § 11 KWG erlas-
sen
Quantitativ
Einhaltung bestimmter, auf
internen oder externen Daten
basierende Kennzahlen
Basel II (SRP)
Sound Practices
EU (SREP): Artikel 22 i.V.m.
Anhang V der Bankrichtlinien
MaRisk
auf Basis von § 25 a KWG
Tabelle 2: Qualitative und Quantitative Liquiditätsregelungen
2
3.1 Das Kreditwesengesetz (KWG)
§ 11 des KWG verpflichtet die Institute Mittel so anzulegen, dass dies dem Institut je-
derzeit eine ausreichende Zahlungsbereitschaft ermöglicht. Das Bundesministerium für
Finanzen, die BaFin und die Deutsche Bundesbank sind ermächtigt, weiterführende An-
forderungen zu bestimmen, insbesondere im Hinblick auf:
3
Dem Erlass allgemeiner Regeln (z. B. Grundsätze und Verordnungen)
Dem Prozess der laufenden Aufsicht
Die bankenaufsichtlichen Prüfungen
Die internationale Kooperation/Koordination
Die Aufgaben sind dabei folgendermaßen verteilt.
4
Die BaFin ist für die aufsichtsrechtli-
chen Maßnahmen, sowie den hoheitlichen Rahmen zuständig, worunter auch die Zulas-
sung, Überwachung und Schließung von Instituten fallen. Die deutsche Bundesbank
1
Vgl. Rehsmann, Stefan und Martin R. W. Marcus: Neuerungen in der aufsichtsrechtlichen Behandlung des Li-
quiditätsrisikos, 2008, S. 57
2
Vgl. Rehsmann, Stefan und Martin R. W. Marcus: Neuerungen in der aufsichtsrechtlichen Behandlung des Li-
quiditätsrisikos, 2008, S. 57, Moch, Niels: Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten, 2007, S. 21
3
Deutsche Bundesbank: Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), 2007
4
Die Abgrenzung der genauen Aufgabenverteilung von BaFin und Bundesbank ist derzeit erneut in Diskussion,
daher kann es zukünftig Abweichungen zu der oben beschriebenen Aufgabenbereichen geben.

3. Aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen
- 15 -
trägt dagegen Sorge für die laufende Überwachung und prüft die von den Banken einge-
reichten Unterlagen.
1
Die gesetzliche Grundlage der Informationspflicht der Institute gegenüber den Banken-
aufsichtsbehörden geht aus § 11 Abs. 1 Nr. 3 KWG hervor. Demnach sind Finanzinstitu-
te dazu verpflichtet, der BaFin monatlich Auskunft über ihre ausreichende Zahlungsbe-
reitschaft zu erteilen. Paragraph 25a des KWG fordert von den Instituten die Einrichtung
einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation, insbesondere die Integration eines an-
gemessenen und wirksamen Risikomanagements, das zur Identifizierung, Beurteilung,
Steuerung sowie Überwachung und Kommunikation von Risiken jederzeit in der Lage
ist und die Risikotragfähigkeit laufend sicherstellen kann. Es muss eine lückenlose Do-
kumentation der Geschäftstätigkeit erfolgen, um der Bundesanstalt jederzeit Auskunft
erteilen zu können. Ist das Institut dazu nicht in der Lage oder stellt die Aufsichtsbehör-
de gravierende Mängel fest, ist diese durch § 25a Abs. 1 Satz 4 KWG dazu ermächtigt,
Anordnungen zu treffen, um die Missstände zu beseitigen. So ist sie nach § 36 KWG be-
fugt, einzelne Geschäftsleiter zu verwarnen, ihnen Befugnisse zu entziehen oder diese
unter Umständen ganz abzuberufen. In schwerwiegenden Fällen ist die Aufsicht sogar
dazu befähigt, dem Institut die Banklizenz zu entziehen (§ 35 Abs. 2 Nr. 3 KWG).
2
3.2 Die Liquiditätsverordnung (LiqV)
Basierend auf dem § 11 KWG ist am 01 Januar 2007 die LiqV in Kraft getreten. Diese
baut auf den bis dahin gültigen Liquiditätsgrundsatz II auf, der wiederum aus den alten
Grundsätzen II und III hervorgeht. Eine der Neuerungen der Liquiditätsverordnung be-
steht darin, dass Zahlungsmittel und Zahlungsverpflichtungen nicht nach Ursprungslauf-
zeit, sondern gemäß ihrer Restlaufzeiten den jeweiligen Laufzeitbändern zugeordnet
werden.
3
Die größte Neuerung ist jedoch die in § 10 LiqV beschriebene Öffnungsklausel,
nach der Institute eigene Verfahren zur Liquiditätsrisikomessung und -steuerung bei der
Bankenaufsicht anmelden können.
4
Abgesehen von dem Wahlrecht, eigene interne Be-
wertungsmodelle verwenden zu können, ändert die LiqV kaum etwas an der bisherigen
1
Deutsche Bundesbank: Geschäftsbericht 2009, 2009. S. 11
2
Vgl. Schöning, Stephan, Liquiditätsrisikomanagement in Kreditinstituten vor dem Hintergrund geänderter auf-
sichtlicher Anforderungen, 2008, S. 244
3
S. § 2 Abs. 2 Satz 3 LiquV und Vgl. Pohl, Michael: Das Liquiditätsrisiko in Banken, 2008, S. 59
4
S. § 10 Abs. 1 LiqV

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842809161
DOI
10.3239/9783842809161
Dateigröße
5.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt; Würzburg – Betriebswirtschaft, Financial Services
Erscheinungsdatum
2011 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
liquidität risikomessung risikosteuerung risikomanagement liquiditätsrisiko
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Titel: Das Liquiditätsrisikomanagement in Banken
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