Renaturierung der südlichen Drewitzer Nuthewiesen (Landeshauptstadt Potsdam)
Naturschutzfachliche Kontrolle und neue Empfehlungen
					
	
		©2009
		Diplomarbeit
		
			
				90 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
1.1, Veranlassung:
Die Nuthe ist ein brandenburgischer Fluss, der bei Niedergörsdorf im Fläming entspringt. Sie gehört zum Einzugsgebiet der Havel, in welche sie nach etwa 65 km Fließstrecke inmitten der Landeshauptstadt Potsdam mündet. Ihr eigenes Einzugsgebiet nimmt eine Fläche von ca. 1.900 km² ein. Zwischen 1772 und 1934 wurde vor allem der Unterlauf der Nuthe in drei großen Meliorationsperioden zunächst begradigt, anschließend die noch vorhandenen Altarme abgetrennt und letztlich vertieft sowie deichähnlich verwallt. Dadurch hat sie heutzutage den Charakter eines Kanals. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden ihre Ufer zudem mit Pappelreihen bepflanzt, die größtenteils bis heute erhalten sind. Hinzu kommt, dass der mittlere Abfluss der Nuthe in den letzten zwei Jahrzehnten nochmals deutlich gesunken ist. Die Ursachen hierfür liegen vermutlich im fehlenden Abfluss aus den Rieselfeldern und in geringeren Niederschlägen.
Die Grundwasserstände in der Umgebung der Nuthe sind wiederum direkt von deren Wasserstand abhängig. Daher sind die Grundwasserflurabstände in den letzten Jahrzehnten deutlich größer geworden, was zu einer Austrocknung der Wiesen geführt hat. Da dies negative Folgen in vielen Bereichen nach sich zog, wurde beschlossen, einen Teil des Alten Nuthelaufes im Potsdamer Ortsteil Drewitz zu renaturieren. Unter einer Renaturierung versteht man hierbei die Überführung von ge- oder zerstörten Ökosystemen in einen naturnäheren Zustand. Die Hauptziele dieser Renaturierung waren die Wiederherstellung eines naturnahen Fließgewässers parallel zur kanalisierten Nuthe, die Anhebung der Grundwasserstände innerhalb der Wiesen und die Förderung der Nass- und Feuchtwiesen. Die Planungen zur Renaturierung wurden von der Euromedien Babelsberg GmbH in Auftrag gegeben, welche aufgrund von Eingriffen in der Medienstadt Babelsberg zu kompensierenden Ersatzmaßnahmen verpflichtet war. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in den Jahren 2003 bis 2005.
In der vorliegenden Diplomarbeit soll eine Einschätzung des Erfolges der Renaturierung vorgenommen werden. Dazu wird der Zustand der Drewitzer Nuthewiesen vor der Renaturierung, welcher vor allem durch das Ingenieurbüro Linder umfangreich erfasst wurde, mit der heutigen Situation verglichen. In Übereinstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam (UNB) und dem Ingenieurbüro Linder wird das Untersuchungsgebiet weitgehend identisch mit dem […]
	1.1, Veranlassung:
Die Nuthe ist ein brandenburgischer Fluss, der bei Niedergörsdorf im Fläming entspringt. Sie gehört zum Einzugsgebiet der Havel, in welche sie nach etwa 65 km Fließstrecke inmitten der Landeshauptstadt Potsdam mündet. Ihr eigenes Einzugsgebiet nimmt eine Fläche von ca. 1.900 km² ein. Zwischen 1772 und 1934 wurde vor allem der Unterlauf der Nuthe in drei großen Meliorationsperioden zunächst begradigt, anschließend die noch vorhandenen Altarme abgetrennt und letztlich vertieft sowie deichähnlich verwallt. Dadurch hat sie heutzutage den Charakter eines Kanals. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden ihre Ufer zudem mit Pappelreihen bepflanzt, die größtenteils bis heute erhalten sind. Hinzu kommt, dass der mittlere Abfluss der Nuthe in den letzten zwei Jahrzehnten nochmals deutlich gesunken ist. Die Ursachen hierfür liegen vermutlich im fehlenden Abfluss aus den Rieselfeldern und in geringeren Niederschlägen.
Die Grundwasserstände in der Umgebung der Nuthe sind wiederum direkt von deren Wasserstand abhängig. Daher sind die Grundwasserflurabstände in den letzten Jahrzehnten deutlich größer geworden, was zu einer Austrocknung der Wiesen geführt hat. Da dies negative Folgen in vielen Bereichen nach sich zog, wurde beschlossen, einen Teil des Alten Nuthelaufes im Potsdamer Ortsteil Drewitz zu renaturieren. Unter einer Renaturierung versteht man hierbei die Überführung von ge- oder zerstörten Ökosystemen in einen naturnäheren Zustand. Die Hauptziele dieser Renaturierung waren die Wiederherstellung eines naturnahen Fließgewässers parallel zur kanalisierten Nuthe, die Anhebung der Grundwasserstände innerhalb der Wiesen und die Förderung der Nass- und Feuchtwiesen. Die Planungen zur Renaturierung wurden von der Euromedien Babelsberg GmbH in Auftrag gegeben, welche aufgrund von Eingriffen in der Medienstadt Babelsberg zu kompensierenden Ersatzmaßnahmen verpflichtet war. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in den Jahren 2003 bis 2005.
In der vorliegenden Diplomarbeit soll eine Einschätzung des Erfolges der Renaturierung vorgenommen werden. Dazu wird der Zustand der Drewitzer Nuthewiesen vor der Renaturierung, welcher vor allem durch das Ingenieurbüro Linder umfangreich erfasst wurde, mit der heutigen Situation verglichen. In Übereinstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam (UNB) und dem Ingenieurbüro Linder wird das Untersuchungsgebiet weitgehend identisch mit dem […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Christine Arndt 
Renaturierung der südlichen Drewitzer Nuthewiesen (Landeshauptstadt Potsdam) 
Naturschutzfachliche Kontrolle und neue Empfehlungen 
ISBN: 978-3-8428-0863-8 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2011 
Zugl. Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland, Diplomarbeit, 2009 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2011 
ii
Inhaltsverzeichnis 
Inhaltsverzeichnis ... ii
Verzeichnisse der Abbildungen und Tabellen ... iii
Abkürzungen ... iv
1
Einleitung ... 1
1.1
Veranlassung ... 1
1.2
Das Untersuchungsgebiet ... 2
1.3
Renaturierungsziele  ... 11
1.4
Voruntersuchungen ... 13
1.4.1
Flora 1997 ... 13
1.4.2
Biotoptypen 1999 ... 14
1.5
Monitoring auf Dauerflächen 2005-2009  ... 16
1.6
Aufgabenstellung ... 17
2
Erfolgskontrolle der Nuthe-Renaturierung ... 18
2.1
Methodik ... 18
2.1.1
Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle ... 18
2.1.2
Biotopkartierung in Brandenburg ... 19
2.1.3
Kartierung 2009 ... 21
2.2
Ergebnisse ... 24
2.2.1
Flora 2009 ... 24
2.2.2
Biotoptypen 2009 ... 25
2.2.3
Vergleich mit Voruntersuchungen und Monitoring ... 28
2.3
Bewertung ... 32
2.4
Teilzusammenfassung ... 35
3
Entwicklungskonzept ... 36
3.1
Methodik ... 36
3.2
Die nördlichen Drewitzer Nuthewiesen ... 37
3.3
Szenarien der Gebietsentwicklung ... 39
3.3.1
völlige Nutzungsaufgabe... 39
3.3.2
Extensivierung der Nutzung... 41
3.3.3
Beibehaltung der jetzigen Nutzung ... 43
3.3.4
Intensivierung der Nutzung ... 43
3.4
Empfehlungen zur weiteren Gebietsbehandlung ... 45
3.4.1
Leitbilder und Entwicklungsziele ... 45
3.4.2
Aktuelle Empfehlungen ... 49
4
Zusammenfassung ... 57
5
Danksagung 
... 58
6
Literaturverzeichnis ... 59
iii
Verzeichnisse der Abbildungen und Tabellen  
Abbildungen 
Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebietes (rot) und der Erweiterung (blau) ... 2
Abbildung 2: Grundwasser-Messstelle 3644 1981 (Wohngebiet Drewitz) ... 5
Abbildung 3: Übersichtskarte der Gewässer und Straßen ... 6
Abbildung 4: Fischtreppe an der Mündung des Silbergrabens in die Nuthe ... 7
Abbildung 5: Ausschnitt des FFH-Gebietes ,,Nuthe, Hammerfließ, Eiserbach" (grün) 
sowie die Trinkwasserschutzzonen I (dunkelblau), II (mittelblau) und III 
(hellblau) ... 10
Abbildung 6: Teich südlich des Forum-Geländes im Juni 2009 ... 33
Abbildung 7: abgestorbener Baum am Verteilergraben West ... 52
Tabellen 
Tabelle 1: Zusammenfassung der Florenliste 1997 ... 13
Tabelle 2: Biotoptypen 1999 ... 15
Tabelle 3: Hauptbiotoptypen 2009 ... 25
Tabelle 4: Begleitbiotoptypen 2009 ... 26
Tabelle 5: Gegenüberstellung der Biotoptypen von 1999 und 2009 ... 30
iv
Abkürzungen  
BbgNatSchG 
Brandenburgisches Naturschutzgesetz 
BbgWG 
Brandenburgisches Wassergesetz 
BNatSchG 
Bundesnaturschutzgesetz 
et al. 
und andere 
FFH 
Flora-Fauna-Habitat 
LBGR 
Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg 
LGB 
Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg 
LUA 
Landesumweltamt 
MLUR 
Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung 
MLUV 
Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz 
MUNR 
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung 
Renaturierung der Nuthewiesen 
1
1
Einleitung 
1.1
Veranlassung 
Die Nuthe ist ein brandenburgischer Fluss, der bei Niedergörsdorf im Fläming entspringt. Sie 
gehört zum Einzugsgebiet der Havel, in welche sie nach etwa 65 km Fließstrecke inmitten der 
Landeshauptstadt  Potsdam  mündet.  Ihr  eigenes  Einzugsgebiet  nimmt  eine  Fläche  von  ca. 
1.900 km² ein. Zwischen 1772 und 1934 wurde vor allem der Unterlauf der Nuthe in drei gro-
ßen  Meliorationsperioden  zunächst  begradigt,  anschließend  die  noch  vorhandenen  Altarme 
abgetrennt und letztlich vertieft sowie deichähnlich verwallt. Dadurch hat sie heutzutage den 
Charakter eines Kanals. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden ihre Ufer zudem mit 
Pappelreihen bepflanzt, die größtenteils bis heute erhalten sind. Hinzu kommt, dass der mittle-
re Abfluss der Nuthe in den letzten zwei Jahrzehnten nochmals deutlich gesunken ist. Die Ur-
sachen hierfür liegen vermutlich im fehlenden Abfluss aus den Rieselfeldern und in geringe-
ren Niederschlägen (L
INDER
 2005). 
Die Grundwasserstände in der Umgebung der Nuthe sind wiederum direkt von deren Wasser-
stand abhängig.  Daher sind die Grundwasserflurabstände in den letzten Jahrzehnten deutlich 
größer geworden, was zu einer Austrocknung der Wiesen geführt hat. Da dies negative Folgen 
in  vielen  Bereichen  nach  sich  zog,  wurde  beschlossen,  einen  Teil  des  Alten  Nuthelaufes  im 
Potsdamer  Ortsteil  Drewitz  zu  renaturieren.  Unter  einer  Renaturierung  versteht  man  hierbei 
die  Überführung  von  ge-  oder  zerstörten  Ökosystemen  in  einen  naturnäheren  Zustand  (P
FA-
DENHAUER 
&
H
EINZ
 2004). Die Hauptziele dieser Renaturierung waren die Wiederherstellung 
eines  naturnahen  Fließgewässers  parallel  zur  kanalisierten  Nuthe,  die  Anhebung  der  Grund-
wasserstände innerhalb der Wiesen und die  Förderung der Nass- und  Feuchtwiesen (L
INDER 
2005).  Die  Planungen  zur  Renaturierung  wurden  von  der  Euromedien  Babelsberg  GmbH  in 
Auftrag gegeben, welche aufgrund von Eingriffen in der Medienstadt Babelsberg zu kompen-
sierenden Ersatzmaßnahmen verpflichtet war. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in den 
Jahren 2003 bis 2005. 
In der vorliegenden Diplomarbeit soll eine Einschätzung des Erfolges der Renaturierung vor-
genommen  werden.  Dazu  wird  der  Zustand  der  Drewitzer  Nuthewiesen  vor  der  Renaturie-
rung,  welcher  vor  allem  durch  das  Ingenieurbüro  Linder  umfangreich  erfasst  wurde,  mit  der 
heutigen  Situation  verglichen.  In  Übereinstimmung  mit  der  Unteren  Naturschutzbehörde  der 
Landeshauptstadt Potsdam (UNB) und dem Ingenieurbüro Linder wird das Untersuchungsge-
biet weitgehend identisch mit dem Renaturierungsgebiet sein.  
Renaturierung der Nuthewiesen 
2
1.2
Das Untersuchungsgebiet 
Lage und Spezifik 
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Drewitzer Nuthewiesen, welche zur naturräum-
lichen Großeinheit der Mittelbrandenburgischen Platten und Niederungen, speziell zur Haupt-
einheit der Nuthe-Notte-Niederung  gehören, die  sich vom Baruther Urstromtal im Süden bis 
zum  Brandenburg-Potsdamer  Havelgebiet  im  Norden  erstreckt  (S
CHOLZ
  1962).  Sie  befinden 
sich im Süden der Stadt Potsdam zwischen dem Potsdamer Ortsteil Drewitz und dem Gewer-
begebiet  Potsdam-Süd  bzw.  dem  Ortsteil  Bergholz-Rehbrücke  der  Gemeinde  Nuthetal.  Zwi-
schen  den  Ortsteilen  verläuft  eine  Straße    der  Nuthedamm    welcher  die  Wiesen  in  einen 
nördlichen und einen südlichen Bereich zerteilt (siehe Abbildung 1).  
Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebietes (rot) und der Erweiterung (blau)
 1
1
   Digitale Topographische Karte 1 : 10.000 (DTK 10), herausgegeben von der LGB (www.geobasis-bb.de) 
Renaturierung der Nuthewiesen 
3
Die  südlichen  Drewitzer  Nuthewiesen  stellen  zusammen  mit  einem  Teil  der  südlich  angren-
zenden  Dürrewiesen,  welche  bereits  zur  Gemeinde  Nuthetal  des  Landkreises  Potsdam-
Mittelmark  zählen,  das  Projektgebiet  der  Renaturierung  und  somit  auch  das  Hauptunter-
suchungsgebiet dar. Dieses wird im Westen von der kanalisierten Nuthe, im Osten durch den 
Ortsteil  Drewitz  sowie  einen  Wirtschaftsweg  und  im  Süden  durch  eine  Trinkwasserleitung 
quer  durch  die  Wiesen  begrenzt.  Etwa  in  der  Mitte  der  östlichen  Begrenzung  befinden  sich 
große Hallen, die zu DDR-Zeiten als Lager der ,,Forum-Handelsgesellschaft"
  2
 errichtet wur-
den  und  heute  von  der  Getränke  Lehmann  GmbH  genutzt  werden  (J
OPKE 
2004).  Die  nördli-
chen Drewitzer Nuthewiesen tragen in dieser Arbeit hingegen die Bezeichnung ,,Erweiterung" 
und werden erst für die Empfehlungen zur weiteren Gebietsbehandlung in Kapitel 3 näher be-
trachtet.  
Geologie und Böden 
Die  Nutheniederung  hat  ihr  heutiges  Erscheinungsbild  vor  allem  den  Vergletscherungen  im 
Pleistozän  und  den  anschließenden  Prozessen  im  Holozän  zu  verdanken.  Insbesondere  das 
Brandenburger  Stadium    der  größte  Eisvorstoß  während  der  Weichselkaltzeit    hat  einen 
entscheidenden Beitrag dazu geleistet. Nach dem Rückzug des Eises wurde das Schmelzwas-
ser zunächst über das Baruther Urstromtal in Richtung Nordwesten abgeführt, wobei die heu-
tige Nutheniederung einen Abzweig Richtung Norden darstellt. Demzufolge besteht die Nie-
derung  hauptsächlich  aus  glazifluvialen  Sanden,  die  auf  den  Geschiebesanden  und  -lehmen 
der  vorangegangenen  Kaltzeiten  abgelagert  wurden  (S
CHOLZ 
1962).  Im  Holozän  begannen 
schließlich  vernässte  Mulden  und  Altgewässer  zu  verlanden,  woraufhin  sich  eine  mehr  oder 
weniger  dicke  Mudde-Schicht  absetzte,  die  in  diesem  Fall  wiederum  Voraussetzung  für  die 
Torfbildung war (L
INDER
 2005). 
Heute  sind  im  Untersuchungsgebiet  drei  typische  Bodenformen  an  der  Oberfläche  zu  finden 
(L
INDER
 2001): 
-
Quellfähiger Torf, mit Mudde unterlagert  
-
Stark zersetzter Torf, größtenteils mit Mudde unterlagert  
-
Überwiegend mineralischer Boden  
2
   im Folgenden als ,,Forum-Gelände" bezeichnet 
Renaturierung der Nuthewiesen 
4
Da  die  Mudde  meist  mehrere  Dezimeter  mächtig  und  kaum  wasserdurchlässig  ist,  wirkt  sie 
wie eine Sperrschicht zwischen den Torfen und dem darunterliegenden Sand. Weist die Mud-
de-Schicht  jedoch  Lücken  auf,  ist  die  Wasserdurchlässigkeit  deutlich  erhöht,  was  zu  einer 
verstärkten Austrocknung der Torfe beiträgt.  
Bei den überwiegend mineralischen Böden handelt es sich entweder um höhere Stellen inner-
halb  der  Moorböden,  bei  denen  aufgrund  des  höheren  Grundwasserflurabstandes  der  Torf 
komplett  zersetzt  ist,  oder  um  Talsandinseln,  die  gar  nicht  erst  mit  Torfen  überlagert  waren. 
Letztere  kann  man  auf  der  Bodenschätzungskarte
3
  als  kleine  Flecken  innerhalb  der  ausge-
dehnten  Moorböden  erkennen.  Das  einstige  Dorf  Drewitz,  welches  heute  zur  Landeshaupt-
stadt Potsdam gehört, befindet sich ebenfalls auf einer solchen Talsandinsel. 
Hydrologie 
Die kanalisierte Nuthe ist ein Landesgewässer I. Ordnung ist und wird somit vom Landesum-
weltamt  Brandenburg  verwaltet  (M
ELIOR
  1996).  Ihre  Wasserstände  liegen  für  gewöhnlich 
deutlich  tiefer  als  die  Grundwasserstände  auf  den  angrenzenden  Wiesen,  weshalb  die  Nuthe 
über  den  gesamten  Verlauf  als  Vorfluter  des  Grundwassers  fungiert.  Daher  existiert  östlich 
der Nuthe ein Grundwasserstrom in west- bis nordwestliche Richtung (L
INDER
 2005). Zudem 
besteht  durch  die  lückige  Mudde-Schicht  eine  hydraulische  Verbindung  zwischen  dem 
Moorwasser und dem Grundwasserleiter (K
RAFT 
2002). 
Am südöstlichen Rand des Untersuchungsgebietes befinden sich mehrere  Brunnen des Was-
serwerkes  Rehbrücke,  welche  für  die  Trinkwassergewinnung  genutzt  werden.  Aufgrund  der 
dortigen  Grundwasserförderung  ist  im  Laufe  der  Zeit  ein  Grundwasser-Absenkungstrichter 
entstanden,  der  den  beschriebenen  Grundwasserstrom  beeinträchtigt  und  in  diesem  Bereich 
über 100 m in das Untersuchungsgebiet hineinreicht (GCI 1997). Sollte die Fördermenge des 
Grundwassers  erhöht  werden,  ist  trotz  des  erhofften  Grundwasseranstiegs  durch  die  Renatu-
rierung mit einer weiteren Ausdehnung dieses Trichters zu rechnen.  
Um  die  Auswirkungen  der  Renaturierung  auf  den  Grundwasserstand  zu  untersuchen,  wurde 
eine Auswertung der Grundwasserpegel in der Umgebung des Untersuchungsgebietes in Be-
tracht  gezogen  (Messstellen  36441946,  36441950,  36441951  und  36449181).  Es  stellte  sich 
jedoch heraus, dass der Abstand von mehr als einem Kilometer zwischen den Messstellen und 
dem Projektgebiet zu groß ist, um dort eine Wirkung zu erkennen. Diese Messstellen sind le-
3
   Bodenschätzungskarte 1 : 25.000, herausgegeben vom LBGR  
Renaturierung der Nuthewiesen 
5
diglich dazu geeignet, die erheblichen Schwankungen des Grundwasserspiegels im Jahresver-
lauf zu veranschaulichen (siehe Abbildung 2). Aussagen über die aktuelle Grundwasserdyna-
mik  und  vor  allem  über  die  Grundwasserflurabstände  sind  somit  im  Rahmen  dieser  Arbeit 
nicht möglich. Ausführliche Beschreibungen dieser Faktoren aus der  Zeit vor der Renaturie-
rung findet man in  L
INDER
 (2001) und in  L
INDER
 (2005). Dort wurde unter anderem  festge-
stellt,  dass  der  Grundwasserspiegel  im  Jahresverlauf  Schwankungen  von  teilweise  mehr  als 
einem Meter aufweist.  
Abbildung 2: Grundwasser-Messstelle 3644 1981 (Wohngebiet Drewitz)
 4
Im Hinblick auf die Oberflächengewässer gibt es im Gebiet viele Fließgewässer unterschied-
licher  Größe  und  ein  paar  perennierende
5
  Stillgewässer,  zu  denen  auch  ein  kleiner  Rest  des 
Nuthealtarms gehört (siehe Abbildung 3). Das wohl markanteste Fließgewässer ist die kanali-
sierte Nuthe, welche die westliche Grenze des Gebietes darstellt. Auf der 5-stufigen Skala des 
Fließgewässerschutzsystems wurde ihr lediglich die Stufe 4 zugewiesen, wobei nur Gewässer 
mit  den  Schutzwertstufen  1  bis  3  als  sensibel  gelten  (LUA  1998a).  In  die  Nuthe  mündet  im 
Süden ein schmales Nebenfließ (Stöcker). Kurz vor dessen Mündung zweigt seit der Renatu-
rierung ein neuer Bach Richtung Nordosten ab, der aufgrund seines Anschlusses an die ,,Alte 
Nuthe  Süd"  als  ,,Verbindungsgraben  Süd"  bezeichnet  wird.  Zwischendurch  kreuzt  er  den 
,,Graben B", einen Bestandteil des östlich davon gelegenen ,,Dürrewiesengrabensystems". Der 
4
   Quelle: LUA (Referat RW5) 
5
   ,,Perennierend" bedeutet in diesem Zusammenhang ,,ständig wasserführend". 
Renaturierung der Nuthewiesen 
6
Dürrewiesengraben selbst, von dem nach Osten hin vier Stichgräben abzweigen, wurde durch 
den Verbindungsgraben Süd-Ost an das Nordende der Alten Nuthe Süd angeschlossen. Kurz 
hinter diesem Zusammenfluss zweigt wiederum der Verteilergraben West in Richtung Westen 
ab, der ebenfalls einen sommertrockenen Stichgraben besitzt und erst hinter der Umgehungs-
straße wieder in den Silbergraben mündet. 
Abbildung 3: Übersichtskarte der Gewässer und Straßen 
Parallel  dazu  verläuft  der  Verbindungsgraben  Ost,  der  als  Ersatz  für    den  durch  das  Forum-
Gelände  verfüllten  und  überbauten  Abschnitt  der  Alten  Nuthe  geschaffen  wurde  (M
ELIOR
1996), bis zur Alten Nuthe Nord, wobei ein Großteil des Wassers vorher in den Silbergraben 
geleitet  wird.  Erst  nach  einer  zweimaligen  Aufteilung  und  erneuten  Zusammenführung  des 
Silbergrabens  besteht  wieder  eine  Verbindung  zur  Alten  Nuthe  Nord,  die  im  Sommer  aller-
dings  trocken  fällt.  Ein  ebenfalls  sommertrockener  Graben  führt  von  der  Alten  Nuthe  Nord 
unter dem Nuthedamm hindurch zu den Gräben der Nördlichen Drewitzer Nuthewiesen. Die 
Alte Nuthe Nord und der Silbergraben  verbinden sich schließlich kurz vor dem Nuthedamm 
zu einem Graben, der über eine Fischtreppe aus Feldsteinen in die kanalisierte Nuthe mündet 
(siehe  Abbildung  4).  Außerdem  befinden  sich  im  Verlauf  des  Gewässers  mehrere  Sohl-
schwellen. 
Renaturierung der Nuthewiesen 
7
Abbildung 4: Fischtreppe an der Mündung des Silbergrabens in die Nuthe 
Klima 
Potsdam gehört mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8,7 °C und einem mittleren Jah-
resniederschlag von etwa 590 mm (Deutscher Wetterdienst, jeweils Reihe 1961/90)
6
 zu einem 
Übergangbereich, der sowohl von ozeanischem als auch von kontinentalem Klima beeinflusst 
wird. Anhand der Klimaklassifikation nach Köppen (in M
ALBERG
 2007) lässt sich die Stadt  
und somit auch das Untersuchungsgebiet  in die Kategorie Cfb einstufen. Darunter versteht 
man ein warmgemäßigtes Klima ohne Trockenzeit und mit warmen, aber  nicht heißen Som-
mern. 
Kleinklimatisch  betrachtet  ergeben  sich  jedoch  leichte  Unterschiede  zwischen  dem  Stadt-
gebiet und der Nutheniederung. So ist in Niederungen in der Regel die Verdunstung deutlich 
6
   www.dwd.de 
Renaturierung der Nuthewiesen 
8
erhöht,  da  der  Abstand  zum  Grundwasser  geringer  ist.  In  der  Nutheniederung  dürfte  dieser 
Abstand durch die Renaturierung  auch im Sommer nur noch  wenige Dezimeter betragen, so 
dass  insbesondere  in  der  warmen  Jahreszeit  mehr  Wasser  verdunstet,  als  Niederschlag  fällt. 
Das Gebiet kann somit als hydrologisches Zehrgebiet mit negativer klimatischer Wasserbilanz 
angesehen werden (L
INDER
 2005), was wiederum Auswirkungen auf die Grundwasserneubil-
dung hat. 
Letztendlich  stellen  die  Drewitzer  Nuthewiesen  ein  Kaltluftentstehungsgebiet  dar.  Diese 
Funktion  wird  durch  mehr  offene  Wasserflächen  und  einen  höheren  Grundwasserstand  be-
günstigt. Je nach Ausdehnung bzw. Ausrichtung entwickeln sich solche Gebiete zu Frischluft-
schneisen, die eine große stadtklimatische Bedeutung haben. Die Nutheniederung wird jedoch 
von einigen Verkehrstrassen gekreuzt, die wie Barrieren wirken und somit den Luftstrom un-
terbrechen.  Die  Siedlungsgebiete  in  der  Nähe  der  Niederung  profitieren  trotzdem  von  den 
günstigen klimatischen Bedingungen. 
Flora und Fauna 
Die  heutige  Nutheniederung  im  Bereich  nördlich  von  Saarmund  wird  hauptsächlich  durch 
große Grünlandflächen gekennzeichnet, die durch anthropogene Nutzung entstanden. Im Ge-
gensatz  zur  potentiellen  natürlichen  Vegetation    im  Untersuchungsgebiet  wäre  das 
,,Schwarzerlenniederungswald im Komplex mit Traubenkirschen-Eschenwald" (H
OFMANN 
&
P
OMMER
  2005)    sind  Bäume  nur  in  kleinen  Gruppen  oder  als  Saum  entlang  der  Gewässer 
vorhanden.  
Im eigentlichen Untersuchungsgebiet kommen viele verschiedene Biotope vor, in denen eine 
große Zahl von Pflanzenarten leben. Eine detaillierte Beschreibung der aktuellen Biotope fin-
det man in den Anlagen 4 und 5. Aufgrund der hohen Biodiversität bieten diese Flächen auch 
Lebensraum  für  zahlreiche  Tierarten.  Eine  Erfassung  der  Tierwelt  erfolgte  im  Rahmen  der 
vorliegenden  Arbeit  zwar  nicht,  trotzdem  konnten  einige  besonders  interessante  Arten  be-
obachtet werden. Eine dieser Arten ist der Eisvogel (Alcedo atthis), der 2009 zum Vogel des 
Jahres gekürt wurde und als Indikator für gesunde Gewässer gilt
7
. Desweiteren lebt seit eini-
gen Jahren wieder eine Biber-Familie an der Nuthe (S
ELL
 2009), deren Revier sich bis ins Un-
tersuchungsgebiet erstrecken könnte. 
7
   http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/2009-eisvogel/10120.html 
Renaturierung der Nuthewiesen 
9
Nutzung 
Der Großteil der südlichen Drewitzer Nuthewiesen wird zurzeit von der agro Saarmund e.G.
 8
als  Mähwiese  oder  Weide  genutzt.  Die  Beweidung  erfolgt  dabei  in  Form  der  Mutterkuhhal-
tung  im  Umtriebsverfahren,  d.h.  die  gesamte  Rinder-Herde  wird  nach  einer  relativ  kurzen 
Zeitspanne  (bis  zu  mehreren  Wochen)  auf  eine  andere  Weide  umgesetzt.  Eine  Düngung  er-
folgt laut Aussage von Herrn Naujoks (Vorstandsvorsitzender der agro Saarmund e.G.) nicht, 
allerdings  wird  bei  Beweidung  Heu  zugefüttert.  Die  Wasserversorgung  der  Tiere  wird  über 
Rammfilter  mit  angeschlossenen  Viehtränken  sichergestellt.  Diese  Filter  werden  bis  zu  6  m 
tief  in  den  Boden  gebohrt  und  erst  umgesetzt,  wenn  die  Wasserzufuhr  versiegt  (N
AUJOKS
,
pers. Mittelung) 
Den  Südwesten  nutzt  die  Familie  Killat  aus  Bergholz-Rehbrücke  in  ähnlicher  Form.  Das 
heißt,  auf  Düngung  wird  zwar  laut  Aussage  von  Herrn  Killat  verzichtet,  nicht  aber  die  Zu-
fütterung  von  Heu.  Allerdings  stehen  die  Rinder  hier  das  ganze  Jahr  über  auf  der  gleichen 
Weide,  was  man  als  ,,Dauerbeweidung"  bezeichnet.  Hinzu  kommt  eine  Beweidung  durch 
Pferde  entlang der kanalisierten Nuthe zwischen  der Stöcker und dem Gelände des  ehemali-
gen ,,Biergartens zur Burgklause". 
Weitere  Nutzungen  bestehen  durch  das  Wasserwerk  Rehbrücke  (siehe  Abschnitt  ,,Hydrolo-
gie"  in  diesem  Kapitel)  und  die  Anwohner  aus  den  benachbarten  Wohngebieten,  die  hier 
hauptsächlich  ihre  Hunde  ausführen.  Zudem  wird  das  Gebiet  nach  wie  vor  von  einer  Hoch-
spannungsleitung  durchquert.  Die  oberirdischen  Versorgungsleitungen  zum  Forum-Gelände 
wurden  bereits  entfernt  oder  verlaufen  nur  noch  unterirdisch,  was  zu  einer  Aufwertung  des 
Landschaftsbildes beiträgt. 
Schutzgebiete 
Das  gesamte  Untersuchungsgebiet  und  dessen  Erweiterung  sind  Bestandteile  des  Land-
schaftsschutzgebietes  ,,Nuthetal-Beelitzer  Sander"  und  somit  gesetzlich  geschützt.  Das 
Schutzgebiet hat eine Gesamtgröße von 41.671 ha und erstreckt sich vom Fläming im Süden 
bis zur Mündung der Nuthe in die Havel im Norden. 
Desweiteren gehören Teile des Gebietes zum FFH-Gebiet ,,Nuthe, Hammerfließ, Eiserbach", 
welches  zwar  im  Jahr  2004  nach  Brüssel  gemeldet,  aber  bisher  noch  nicht  bestätigt  wurde 
8
   http://freenet-homepage.de/agro-saarmund/ 
Renaturierung der Nuthewiesen 
10
(Landesumweltamt  Brandenburg,  Schutzgebietskataster).  Welche  Gebietsteile  das  sind,  wird 
aus Abbildung 5 ersichtlich. Das FFH-Gebiet hat eine Gesamtgröße von 815 ha
9
, wovon etwa 
33  ha  im  eigentlichen  Untersuchungsgebiet  liegen  (entspricht  einem  Anteil  am  Unter-
suchungsgebiet von knapp 36 %) und weitere 19 ha zur Erweiterung gehören.  
Zudem wurde um die Brunnen des Wasserwerkes Rehbrücke ein Trinkwasserschutzgebiet mit 
drei Schutzzonen ausgewiesen, die ebenfalls in der Abbildung 5 dargestellt sind. Die Schutz-
zone  I, in der jegliche Nutzung untersagt ist, beschränkt sich  auf wenige  Meter rund um die 
einzelnen  Brunnen  und  liegt  somit  nicht  im  Untersuchungsgebiet.  In  der  Schutzzone  II  ist 
hingegen  eine  extensive  Nutzung  möglich,  wobei  jedoch  keine  Verunreinigungen  in  das 
Grundwasser  gelangen  dürfen.  Die  Schutzzone  II  umfasst  maximal  das  gesamte  Einzugsge-
biet der Trinkwasserbrunnen. 
Abbildung 5: Ausschnitt des FFH-Gebietes ,,Nuthe, Hammerfließ, Eiserbach" (grün) sowie 
die Trinkwasserschutzzonen I (dunkelblau), II (mittelblau) und III (hellblau)
 10
9
    laut Steckbrief der Natura 2000 Gebiete unter www.bfn.de 
10
   Schutzgebietsinformation des LUA (http://luaplims01.brandenburg.de/Naturschutz_www/viewer.htm),   
DTK 10 der LGB (www.geobasis-bb.de) 
Renaturierung der Nuthewiesen 
11
1.3
Renaturierungsziele 
11
Eine Renaturierung ist nur dann sinnvoll, wenn sie nicht nur die Wiederansiedlung oder Stabi-
lisierung  einzelner  Arten  zum  Ziel  hat,  sondern  der  gesamten  Lebensgemeinschaft  zugute 
kommt  (P
FADENHAUER 
&
H
EINZ
  2004).  Demzufolge  lassen  sich  auch  für  die  Nuthe-
Renaturierung  mehrere  Teilziele  formulieren,  die  größtenteils  aufeinander  aufbauen  und  im 
Folgenden kurz erklärt werden. 
Wiederherstellung der ,,Alten Nuthe" als Fließgewässer 
Neben  der  kanalisierten  Nuthe  existierten  noch  immer  Reste  des  Nuthe-Altlaufes,  der  zu  ei-
nem 2,5 km langen naturnahen Nebenlauf gestaltet werden sollte. Dazu mussten die vorhan-
denen Gewässer entschlammt und einige neue Gräben angelegt werden, wobei die vorhande-
nen  Gräben  in  das  System  mit  eingebunden  werden  sollten.  Der  Wasserstand  dieses  neuen 
Fließes soll etwa 1 m über dem der Nuthe liegen, um es von den starken Schwankungen in der 
Nuthe zu entkoppeln. Dies wird dadurch ermöglicht, dass das neue Fließgewässer nicht direkt 
von  der  Nuthe,  sondern  von  der  Stöcker  gespeist  wird.  Die  Stöcker  zweigt  nämlich  bereits 
oberhalb von zwei Nuthe-Wehren von dieser ab und ist außerdem weniger stark reguliert, so 
dass sie im bzw. am Untersuchungsgebiet einen deutlich höheren Wasserstand als die kanali-
sierte Nuthe führen kann.  
Desweiteren muss die Fließgeschwindigkeit des neuen Gewässers groß genug sein, um einer-
seits seiner Verschlammung vorzubeugen und andererseits die Gewässerfauna zu lenken, wel-
che sich bei ihren Wanderungen an der Strömung orientiert (Z
AHN
 2008).  
Anhebung des Grundwasserstandes innerhalb der Nuthewiesen 
Der Grundwasserflurabstand sollte durch die Renaturierung ganzjährig nicht größer als 40 cm 
sein,  um  die  Niedermoorböden  vor  der  Austrocknung  und  somit  der  Zersetzung  weitgehend 
zu  bewahren.  Dies  ist  nur  möglich,  indem  man  den  Grundwasserstrom  in  Richtung  Nuthe 
stoppt  oder  zumindest  verlangsamt,  was  durch  den  höheren  Wasserstand  der  vorgelagerten 
Fließe gegenüber der Nuthe erreicht werden sollte. 
11
   M
ELIOR
 1996, L
INDER
 2001 und L
INDER
 2005 
Renaturierung der Nuthewiesen 
12
Eindämmung der Zersetzungsprozesse der Niedermoorböden 
Die  typischen  Böden  der  Niedermoore  sind  in  erster  Linie  Torfe,  die  bei  Austrocknung  zer-
setzt werden. Zu den negativen Folgen gehören der Austrag von organischen Zersetzungspro-
dukten  ins  Grund-  und  Oberflächenwasser  bzw.  deren  Anreicherung  in  den  Böden  und  eine 
unerwünschte  Umwandlung  der  Vegetation  aufgrund  der  verschlechterten  Bodeneigenschaf-
ten. Dieser Vorgang ist nur vollständig aufzuhalten, wenn das Gebiet  ganzjährig mit Wasser 
überstaut  wird  und  somit  keine  Luft  in  den  Boden  gelangen  kann.  Da  die  Wiesen  in  diesem 
Fall kaum noch wirtschaftlich nutzbar wären, wurde als Kompromiss der oben genannte ma-
ximale Grundwasserflurabstand festgelegt, bei dem die Nutzungen nicht beeinträchtigt wären 
und  die  Torfzersetzung  trotzdem  auf  ein  sehr  niedriges  Niveau  beschränkt  wird.  Eine  Über-
stauung der Wiesen im Winter ist allerdings aus ökologischer Sicht ausdrücklich erwünscht. 
Förderung der Biotop-und Artenvielfalt 
Neben der Schaffung eines Fließgewässer-Biotopverbundes sollte die Renaturierung auch zu 
einer  Weiterentwicklung  und  Ausbreitung  der  Nass-  und  Feuchtwiesen  beitragen.  Deswei-
teren sollten die  Fließ- und Stillgewässerbiotope  gefördert und der Schutz von seltenen oder 
gefährdeten  Arten  durch  Gewässerrandstreifen  gewährleistet  werden.  Da  breite  Randstreifen 
in  der  heutigen  Agrarlandschaft  aber  in  der  Regel  kaum  möglich  sind,  sollten  zusätzlich  12 
Refugialflächen größerer Ausdehnung eingerichtet werden, die als Biotopschutzflächen bzw. 
aufgrund ihrer Anordnung in regelmäßigen Abständen als Trittsteinbiotope fungieren. Ein be-
sonderes  Augenmerk  lag  zudem  auf  dem  Schutz  und  der  Förderung  von  FFH-
Lebensraumtypen. 
Regenerierung des Landschaftswasserhaushaltes 
Der Erhalt der Niedermoorböden ist auch deshalb wichtig, weil diese bei einem Wasserüber-
schuss,  zum  Beispiel  durch  Überschwemmungen,  und  durch  ihre  Quellfähigkeit  wie  ein 
Schwamm  wirken  und  das  Wasser  anschließend  nur  langsam  abgeben.  Sie  sind  somit  zur 
Verbesserung des Wasserrückhaltes enorm wichtig. 
Nach  Umsetzung  der  Maßnahmen  sollte  außerdem  ein  Monitoring  durchgeführt  werden,  für 
das  eine  vorläufige  Gesamtlaufzeit  von  10 Jahren  angesetzt  wurde.  Dadurch  sollte  eine  Ein-
schätzung über die Auswirkungen dieser Maßnahmen ermöglicht werden. 
Renaturierung der Nuthewiesen 
13
1.4
Voruntersuchungen 
Schon  vor  der  Renaturierung  wurde  das  Projektgebiet  intensiv  auf  seine  abiotischen  und 
biotischen Parameter hin untersucht. Bereits in der ersten Hälfte der 1990er Jahre entstand ein 
Gutachten  zu  den  Potsdamer  Nuthewiesen,  an  dem  viele  Sachverständiger  des  Naturschutz-
bundes (NABU) mitgewirkt haben (K
ÜHLING
, pers. Mitteilung). Desweiteren erfolgte in den 
Jahren  1995  bis  1999  eine  Erfassung  der  Vegetation  und  Biotoptypen  durch  das  Ingenieur-
büro  Linder. Die Ergebnisse dieser  Untersuchungen werden im  Folgenden zusammengefasst 
(L
INDER
 2000 und L
INDER
 2001).  
1.4.1
Flora 1997 
Im Zuge der floristischen Erhebung in den Jahren 1995-1997 wurden durch das Ingenieurbüro 
Linder zunächst Listen der Farn- und Blütenpflanzen erstellt. Dazu wurde das 87,2 ha große 
Untersuchungsgebiet in 9 Teilflächen untergliedert, auf denen die Häufigkeit der jeweils vor-
kommenden  Pflanzen  anhand  einer  offensichtlich  selbst  entworfenen  5-stufigen  Skala  ge-
schätzt wurde: 1 = sehr selten, 2 = selten, 3 = zerstreut, 4 = verbreitet, 5 = gemein. Die so er-
haltenen  Einzellisten  wurden  anschließend  zu  einer  Gesamtartenliste  zusammengestellt,  wo-
bei die Gliederung in die Teilflächen erhalten blieb. Außerdem beinhaltet diese Gesamtarten-
liste eine Aussage über den Gefährdungsgrad der jeweiligen Pflanzen laut der Roten Liste von 
Brandenburg (B
ENKERT 
&
K
LEMM
 1993). 
Tabelle 1: Zusammenfassung der Florenliste 1997  
(Quelle: L
INDER
 2000) 
Bezeichnung der Teilfläche 
Artenzahl 
Zahl der gefähr-
deten Arten 
1: Dürrewiesengrabensystem, Graben ,,B" 
162 
16 
2: Silbergraben 
124 
11 
3: Verfallener Silbergraben 
96 
7 
4: Alter Nuthelauf (Alte Nuthe) 
153 
12 
5: Damm der kanalisierten Nuthe 
190 
5 
6: Stöckerfließ 
118 
4 
7: Nördliche Wiesen (nördl. des Stauwalls) 
147 
10 
8: Mittlere Wiesen (zw. den Stauwällen) 
142 
7 
9: Südliche Wiesen (südl. des Stauwalls) 
152 
12 
Renaturierung der Nuthewiesen 
14
Insgesamt konnten demnach 339 Farn- und Blütenpflanzen im Gebiet nachgewiesen werden. 
Die Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Anzahl der Arten je Teilfläche und den Anteil der 
Arten, die bezüglich der Roten Liste des Landes Brandenburg gefährdet sind.  
Demzufolge ist die Artenvielfalt auf dem Damm entlang der kanalisierten Nuthe am größten 
und am verfallenen Silbergraben am geringsten. Weiterhin weisen sämtliche Wiesen, der Alte 
Nuthelauf und das Dürrewiesen-Grabensystem recht hohe Artenzahlen auf. 
Es wurden insgesamt 32 Arten  gefunden, die nach der Roten  Liste von  Brandenburg als  ge-
fährdet gelten. Davon galten 4 Arten als stark gefährdet (Ranunculus lingua, Selinum carvifo-
lia,  Teucrium  scordium,  Viola  persicifolia)  und  eine  Art  ist  sogar  vom  Aussterben  bedroht 
(Taraxacum  palustre  agg.).  Im  artenreichen  Dürrewiesengrabensystem  ist  der  Anteil  der  ge-
fährdeten Arten am höchsten.  
1.4.2
Biotoptypen 1999 
Die  Kartierung  der  Biotoptypen  erfolgte  mit  Hilfe  der  Kartierungsanleitung  des  Landesum-
weltamtes Brandenburg von 1995 und der Verwaltungsvorschrift des ehemaligen MUNR von 
1998 zum Vollzug der §§ 32, 36 des BbgNatSchG. Das allgemeine Vorgehen bei einer Bio-
topkartierung wird im Kapitel 2.1.2 beschrieben. 
Bei dieser im Mai 1999 durchgeführten Kartierung wurden insgesamt 20 Biotoptypen festge-
stellt, von denen 8 mit einem Flächenanteil von knapp 31 % nach § 32 BbgNatSchG geschützt 
sind. Das bedeutet, dass sie weder zerstört noch erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt wer-
den  dürfen,  wozu  auch  die  Nutzungsintensivierung  zählt.  Den  größten  Anteil  an  der  Fläche 
haben  mit  etwa  25  %  die  Feuchtweiden,  dicht  gefolgt  von  den  Feuchtwiesen  (~  22  %),  den 
Frischwiesen (~ 19 %) und den Frischweiden (~ 18 %).  In der folgenden Tabelle sind sämt-
liche Biotoptypen aufgelistet. Die Bezeichnungen und Codes der Biotoptypen wurden teilwei-
se  an  die  aktuelle  Fassung  der  Kartierungsanleitung  angepasst  (Z
IMMERMANN
  et  al.  2007),  
die Aussagen zu Schutz, Gefährdung und Größe wurden jedoch komplett aus L
INDER
 (2000) 
übernommen. Ein Kreuz in der Spalte Gefährdung bedeutet, dass der jeweilige Biotoptyp der 
Kartierungsanleitung zufolge gefährdet ist. Eine genauere Einteilung in die Gefährdungskate-
gorien erfolgte 1999 jedoch nicht.  
Renaturierung der Nuthewiesen 
15
Tabelle 2: Biotoptypen 1999  
(Quelle: L
INDER
 2000) 
Ziffern-
code 
Buch-
staben-
code 
Bezeichnung 
Schutz  Gefähr-
dung 
Größe 
in ha 
01111 
FBU 
Bäche und kleine Flüsse, naturnah, unbeschattet 
§ 
x 
0,07 
01123 
FFO 
Fluss, vollständig begradigt oder kanalisiert 
- 
- 
2,71 
0113002  FGxxT 
Graben, trockengefallen oder nur stellenweise 
wasserführend 
- 
- 
0,93 
01210 
FR 
Röhrichtgesellschaften an Fließgewässern 
§ 
- 
0,13 
02110 
SFA 
Altarme von Fließgewässern 
§ 
x 
1,94 
02131 
SPU 
temporäres Kleingewässer, naturnah, unbeschattet 
- 
- 
0,03 
02150 
ST 
Teiche 
- 
- 
0,12 
05103 
GFR 
Feuchtwiesen nährstoffreicher Standorte 
§ 
x 
19,37 
05105 
GFW 
Feuchtweiden 
- 
x 
22,21 
05106 
GFF 
Flutrasen 
(§) 
x 
3,43 
05111 
GMW 
Frischweiden 
- 
x 
15,77 
05112 
GMF 
Frischwiesen 
- 
x 
16,33 
051222 
GTKS 
Sand- (Halb-)Trockenrasen 
§ 
x 
1,06 
05131 
GAF 
Grünlandbrachen feuchter Standorte 
§ 
- 
0,66 
05132 
GAM 
Grünlandbrachen frischer Standorte 
- 
- 
0,53 
05150 
GI 
Intensivgrasland 
- 
- 
0,26 
07101 
BLF 
Weidengebüsch nasser Standorte 
§ 
x 
0,11 
07110 
BF 
Feldgehölze 
- 
x 
0,17 
07142 
BRR 
Baumreihen 
- 
- 
0,16 
07150 
BE 
Solitärbäume und Baumgruppen 
- 
- 
1,52 
Aus  dieser  Tabelle  kann  man  unter  anderem  entnehmen,  dass  die  meisten  Biotoptypen  zu-
meist deutlich kleiner als 4 ha sind, was einem Anteil von maximal 5 % entspricht.  
Im Rahmen eines Schutzwürdigkeitsgutachtens zum FFH-Gebietsvorschlag Südliche Drewit-
zer  und  Saarmunder  Nuthewiesen  wurden  zudem  folgende  Lebensraumtypen  des  Anhang  I 
der FFH-Richtlinie im Untersuchungsgebiet nachgewiesen (in L
INDER 
2001):  
-
3260: Unterwasservegetation in Fließgewässern der Submontanstufe und der Ebene 
-
6410: Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden und Lehmboden 
-
6510: Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis u. Sanguisorba officinalis) 
-
*91E0: Erlen-Eschenwald an Fließgewässern 
Ein  Sternchen  (*)  steht  dabei  für  prioritäre  Lebensraumtypen,  ,,für  deren  Erhaltung  der  Ge-
meinschaft  [...]  besondere  Verantwortung  zukommt"  (R
AT  DER 
E
UROPÄISCHEN 
G
EMEIN-
SCHAFT
 1992). 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2009
 - ISBN (eBook)
 - 9783842808638
 - DOI
 - 10.3239/9783842808638
 - Dateigröße
 - 4.7 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Universität Potsdam – Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Studiengang Geoökologie
 - Erscheinungsdatum
 - 2011 (Januar)
 - Note
 - 2,3
 - Schlagworte
 - renaturierung biotopkartierung erfolgskontrolle naturschutz kontrolle
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de