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Umweltbildung an Schulen in Ghana

Realisierung einer nationalen Umweltbildungskampagne im Entwicklungsland Ghana

©2010 Diplomarbeit 121 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Mensch verändert seine Umwelt quantitativ und qualitativ. Bei alltäglichen Prozessen wie der Güterproduktion, Kommunikation oder auch Mobilität werden durch den Menschen Stoffe an die Umwelt abgegeben und entzogen. In diesen Prozessen werden größtenteils natürlichen Ressourcen der Erde zunehmend abgebaut und schädliche Emissionen der Luft, den Boden und dem Wasser zugeführt. Aus den Gütern, die bei Produktion und Konsum anfallen, entstehen Abfallprodukte. Diese Produkte müssen gelagert werden, solange man sie nicht zur Verwertung oder energetischen Nutzung dem Wirtschaftskreislauf zurückführen kann. Die notwendigen Lagerflächen können nur bedingt zugewiesen werden, da sie in Konkurrenz mit anderen Nutzungsarten des Bodens stehen. Dies bedeutet, dass Lagerflächen sehr begrenzt sind. Zusätzlich müssen die angrenzenden Flächen in die Planung mit einbezogen werden.
Im industriellen Bereich wird durch steigenden Konsum die Produktion erhöht. Dabei fällt mehr Abfall mit teilweise neuartigen Inhaltsstoffen an. Sobald er nicht mehr verwertet werden kann, wird er als Reststoff der Umwelt zugeführt. Dabei ist es wichtig, dass entsprechende Regelungen der Lagerung weltweit durchgesetzt sind, um dem Konzept einer nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden.
Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, welche den Großteil der Bevölkerung der Erde ausmachen, wird Abfall in vielen Regionen ohne Barrieren und entsprechender Vorbehandlung gelagert oder im öffentlichen Raum verteilt. Die derzeitige Infrastruktur kann der starken Bevölkerungszunahme in den Megastädten und den damit wachsenden Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Lager- und Sammelkapazitäten reichen nicht aus, um eine hygienisch unbedenkliche Lebensumgebung zu schaffen. Oft fehlt es an den nötigen Vorraussetzungen wie Gesetzen, Technologien und dem Umweltbewusstsein in der Bevölkerung.
Aus eigener Kraft ist es diesen Ländern, aufgrund ihrer weit reichenden Probleme, nur schwer möglich zu handeln. Institutionen haben sich zum Ziel gesetzt, solange auf finanzieller, technischer und institutioneller Ebene mit den Betroffenen zusammen zu arbeiten, bis es den Entwicklungsstaaten möglich ist eigenständig zu handeln.
In den folgenden Kapiteln werden die Auswirkungen einer unzureichenden Abfallwirtschaft in Entwicklungsländern erläutert und anhand eines Umweltbildungsvorhabens am Beispiel Ghanas dargelegt. Mit dem Ausbau von Infrastruktur und der Anschaffung neuer […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abstract

Zusammenfassung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Problematik Abfallwirtschaft in Ghana
2.1. Abfallwirtschaft in Entwicklungsländern
2.2. Problematik Abfallwirtschaft in Ghana
2.2.1. Umweltbildungsdefizit
2.2.2. Exemplarische Auswirkungen für unzureichende Abfallwirtschaft
2.2.3. Hygiene- und Abfallwirtschaftsstrategie der Entscheidungsträger

3. Internationale Umweltbildung
3.1. Hintergrund
3.2. Bildung für nachhaltige Entwicklung
3.3. Umweltbewusstsein
3.3.1. Achtlose Entsorgung – „Littering“
3.3.2. Beispiel einer Umweltschule in Lingen-Bramsche
3.4. Schulsystem in Ghana

4. Umweltbildungskampagne
4.1. Ziel
4.2. Konzept
4.2.1. Umweltsiegel
4.2.2. Interdisziplinäres Wirkungsdreieck
4.2.3. Zielgruppe
4.2.4. Gestaltungskonzept
4.2.5. Inhaltliches Konzept
4.3. Evaluierung vor Ort
4.3.1. Befragungsformulare
4.3.2. Befragungskonzept
4.3.3. Probeunterricht in den Schulen
4.3.4. Besuchte Schulen zur Evaluierung
4.3.4.1. Wasserschule der "Bokemi Initiative" bei Kokrobite
4.3.4.2. St.Peters School im ländlichen Ghana
4.3.4.3. St.Barnabas School im Zentrum Accras
4.3.4.4. Dansoman Four School im westlichen Accra
4.4. Auswertung der Evaluierungsergebnisse
4.4.1. Allgemeiner Teil
4.4.2. Basisfragen
4.4.3. Spezialfragen
4.4.4. Resonanzfragen
4.4.5. Gesamtergebnisse im Vergleich
4.4.6. Fehlerquellen der Befragung
4.4.7. Optimierungspotential der Befragung
4.4.8. Erkenntnisse und Thesen der Auswertung
4.4.9. Anpassung des Schulbuchs

5. weitere mögliche Schritte
5.1. Entwurf für eine nationale Kampagne
5.2. Realisierung des Vorhaben
5.2.1. Organisation
5.2.2. Finanzierung

6. Zusammenfassung

Quellenverzeichnis

Anhang

Selbstständigkeitserklärung

Vorwort

Diese Arbeit ist Teil eines Pilotvorhabens, welches mit meinen ersten Besuchen im Jahr 2008 in Ghana begann. Aus einer Bitte eines Mitarbeiters des größten Entsorgers in Ghana entstand das Vorhaben, Umweltbildungsunterricht in Westafrika voranzutreiben. Der Ausbau und die Einführung von Infrastruktur zur Entsorgung von Abfall können nur langfristig erfolgreich sein, wenn die Bevölkerung in dieses Vorhaben vollständig integriert sowie dafür sensibilisiert wird.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland ist die Idee zur Durchführung einer Umweltkampagne weiter gewachsen. Ich konnte Stefan Trebbin gewinnen sich dem Projekt anzunehmen, und darin seine Diplomarbeit im Bereich visuelle Kommunikation der Bauhaus-Universität Weimar zu fertigen. So war es möglich, im Mai 2009 gemeinsam einen intensiven Rechercheaufenthalt in Ghana zu absolvieren. Während dieses Aufenthaltes wurde uns klar wie wichtig das Vorhaben ist. Mit sehr viel Engagement und Glück konnten wir Orte besuchen, die für Europäer nicht leicht zu erreichen sind, sowie Menschen kennen lernen die uns unvergessliche Einblicke in das Leben in einem Entwicklungsland gewährt haben.

Ende des letzten Jahres wurden die ersten Umweltbildungsmaterialien fertig gestellt, darunter ein Schul- und Photobuch. Ein nächster Schritt war es nun die Materialien mit den Menschen vor Ort weiter anzupassen und seine Wirkung zu prüfen. Aus diesem Grund habe ich im April 2010 einen 5-wöchigen Evaluationsaufenthalt vorgenommen. In diesem Aufenthalt wurden die Materialien durch das Bildungsministerium, zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und vier Schulen überaus positiv angenommen.

Bis heute wurde das Projekt von vielen Menschen in Deutschland und Ghana weiter getragen, so dass es weiter seinem Ziel auf eine nachhaltige nationale Umweltbildungskampagne zusteuern kann. Auf diesem Weg möchte ich meine vollste Zuversicht in die Verbesserung der Lebensumstände in Ghana setzen.

Einen besonderen Dank möchte ich Christian Springer für sein Vertrauen und die Offenheit für dieses Projekt aussprechen. Weiterer Dank gilt Jutta Lehmann-Krahnenburg und Becklyn Christian-Ulzen für ihren organisatorischen Beitrag zur Evaluation in den ghanaischen Schulen. Die große Unterstützung meiner Freunde in Deutschland und Ghana möchte ich mit diesem Vorwort erwähnen, darunter Stefan Trebbin, Curtis Christian-Ulzen, Francis Sam, Bismark Asiedu, Georg Müller, Manuela Klaut und Samuel Mensa. Ein herzlicher Dank gilt meiner Freundin Claudia Ludwig, welche meine langfristigen Aufenthalte in Ghana gut durchgestanden und mir stets die Schultern gestärkt hat.

Weimar, den 15. August 2010 Udo „Kofi“ Nauber

Abstract

In case of UN World Decade of “Education for Sustainable Development", this work describe environmental education in schools in the developing country Ghana. In a pilot project were created authentic environmental education materials for schools and other educational institutions.

The work begins with the importance of an environmental campaign, based on the currently inadequate waste management and related hygiene problems. In a textbook has been prepared a real story between two pupils about waste manage­ment with novel design techniques and current educational experience. The story is accompanied by realistic places, experiments and facts.

The campaign book was evaluated in various basic schools in Ghana. In a survey before and after the trial lesson could be analysed the reaction of the pupils. The result of survey gives scientific correlations for other environmental campaigns in West Africa. In conclusion, this work provides a conception of a possible national campaign in relation with organizational and financial aspects.

Zusammenfassung

Zur UN Welt-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ dokumentiert diese Arbeit Umweltbildung an Schulen im Entwicklungsland Ghana. In einem Pilotvorhaben wurden angepasste Umweltbildungsmaterialien für Schulen und andere Bildungs­einrichtungen erstellt.

Die Arbeit zeigt zunächst die Bedeutung einer Umweltkampagne, anhand der aktuell unzureichenden Abfallwirtschaft und den damit verbundenen hygienischen Problemen. In einem Schulbuch wurde mit neuartigen Gestaltungstechniken und derzeitigen pädagogischen Erfahrungswerten eine Erkenntnisgeschichte zum Thema Abfall erstellt. Die Geschichte wird begleitet von realistischen Schauplätzen, Experimenten und Fakten. Das Kampagnenschulbuch konnte in verschiedenen Basisschulen in Ghana evaluiert werden. In einer Befragung vor und nach dem Probeunterricht wurde das Buch bestätigt und wissenschaftliche Erkenntnisse für weitere Umweltkampagnen erforscht. Abschließend liefert diese Arbeit einen Entwurf zu einer möglichen nationalen Kampagne nach organisatorischen und finanziellen Aspekten.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1: Wirkungskomplex Abfallwirtschaft in EL
Abbildung 2.2: Verantwortlichkeit für eine sauber Umwelt

Abbildung 3.1: Kriterien zur Bildung für nachhaltige Entwicklung
Abbildung 3.2: Leitbild Grundschule Lingen-Bramsche
Abbildung 3.3: Schulstufenmodell

Abbildung 4.1: Umweltzeichen Mama Ghana
Abbildung 4.2: Wirkungskreis für Umweltbildungskampagne
Abbildung 4.3: Forderung des Schülers im Unterricht
Abbildung 4.4: Unterricht in Kokrobite bei Accra
Abbildung 4.5: St.Peters School in zentraler Region Ghanas
Abbildung 4.6: Unterricht in der St.Barnabas School
Abbildung 4.7: Gruppenphoto nach dem Unterricht in Dansoman
Abbildung 4.8: Befragungsteilnehmer aus den Schulstufen
Abbildung 4.9: Altersverteilung der Schüler
Abbildung 4.10: Personen im Haushalt
Abbildung 4.11: Trinkwasserverpackungen zum Alter
Abbildung 4.12: Entsorgungsvariante
Abbildung 4.13: Abfallkomponenten im Haushalt
Abbildung 4.14: Abfallbehälter pro Haushalt
Abbildung 4.15: Abfallbehälter zur befragten Schule
Abbildung 4.16: Abfallkomponenten an der Schule
Abbildung 4.17: Entsorgungsplatz an der Schule
Abbildung 4.18: Sammlung von Papier an Schule
Abbildung 4.19: Größtes Problem bei Abfall in der Nachbarschaft
Abbildung 4.20: Abfallentsorgung im öffentlichen Raum
Abbildung 4.21: Ist jedes Wasser unbedenklich zum trinken
Abbildung 4.22: Wertvolle Abfallkomponenten
Abbildung 4.23: Haltung zu Abfall in der Nachbarschaft
Abbildung 4.24: Kenntnis von Tricycle
Abbildung 4.25: Entsorgungsweg
Abbildung 4.26: Krankheitsüberträger
Abbildung 4.27: Gefahren im Regenwasserkanal
Abbildung 4.28: Langes kochen beseitigt jede Gefahr
Abbildung 4.29: Gefährliche Gase bei Verbrennung
Abbildung 4.30: Problemgruppen für Kunststoffe im Meer
Abbildung 4.31: Gefährlicher Abfall
Abbildung 4.32: Verkauf von Abfall
Abbildung 4.33: Recyclingbegriff
Abbildung 4.34: Recycling als Option
Abbildung 4.35: Eigene Rolle um Abfall zu vermeiden
Abbildung 4.36: Definition Kompostierung
Abbildung 4.37: Vorteile Kompostierung
Abbildung 4.38: Interesse am Buch
Abbildung 4.39: Probleme im Unterricht
Abbildung 4.40: Probleme in den Schulen
Abbildung 4.41: Meinung zum Inhalt der Geschichte
Abbildung 4.42: Interesse an weiteren Informationen
Abbildung 4.43: Beliebteste Illustration im Buch
Abbildung 4.44: Punktevergleich des Basisteils nach Schulen
Abbildung 4.45: Punktevergleich des Basisteils nach Geschlecht
Abbildung 4.46: Punktevergleich des Basisteils nach Alter
Abbildung 4.47: Punktevergleich des Basisteils nach Klassenstufe
Abbildung 4.48: Gesamtpunktzahl zum Alter

Abbildung 5.1: Branding im öffentlichen Raum
Abbildung 5.2: Organisationsstruktur
Abbildung 5.3: Finanzielle Mittel

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1: Ausgangssituation Abfallwirtschaft
Tabelle 2.2: Auswirkungen unzureichender Abfallentsorgung in Ghana
Tabelle 2.3: Auszug aus Strategieplan zur Umweltbildung der Stadt Accra

Tabelle 3.1: Schulbesuchsquote

Tabelle 4.1: Niedersächsisches Kerncurriculum für Grundschulen
Tabelle 4.2: Charakteristischer Kindergarten Wochenplan in Ghana
Tabelle 4.3: Hauptgestaltungsparameter des Schulbuches
Tabelle 4.4: Erweiterte Gestaltungsparameter des Schulbuches
Tabelle 4.5: Kapitel des Kampagnenbuches (Teil A)
Tabelle 4.6: Kapitel des Kampagnenbuches (Teil B)
Tabelle 4.7: Fragenskizze bei Erstellung des Buches
Tabelle 4.8: Anzahl befragter Schülern in den Schulen
Tabelle 4.9: Altersunterschiede der Befragten nach dem Geschlecht
Tabelle 4.10: Übersicht der Kernänderungen für Neuauflage

Tabelle 5.1: Maßnahmen zur Ausweitung der Kampagne (Teil A)
Tabelle 5.2: Maßnahmen zur Ausweitung der Kampagne (Teil B)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Der Mensch verändert seine Umwelt quantitativ und qualitativ. Bei alltäglichen Prozessen wie der Güterproduktion, Kommunikation oder auch Mobilität werden durch den Menschen Stoffe an die Umwelt abgegeben und entzogen. In diesen Prozessen werden größtenteils natürlichen Ressourcen der Erde zunehmend abge­baut und schädliche Emissionen der Luft, den Boden und dem Wasser zugeführt. Aus den Gütern, die bei Produktion und Konsum anfallen, entstehen Abfallprodukte. Diese Produkte müssen gelagert werden, solange man sie nicht zur Verwertung oder energetischen Nutzung dem Wirtschaftskreislauf zurückführen kann. Die notwendi­gen Lagerflächen können nur bedingt zugewiesen werden, da sie in Konkurrenz mit anderen Nutzungsarten des Bodens stehen. Dies bedeutet, dass Lagerflächen sehr begrenzt sind. Zusätzlich müssen die angrenzenden Flächen in die Planung mit einbezogen werden.

Im industriellen Bereich wird durch steigenden Konsum die Produktion erhöht. Dabei fällt mehr Abfall mit teilweise neuartigen Inhaltsstoffen an. Sobald er nicht mehr verwertet werden kann, wird er als Reststoff der Umwelt zugeführt. Dabei ist es wichtig, dass entsprechende Regelungen der Lagerung weltweit durchgesetzt sind, um dem Konzept einer nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden.

Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, welche den Großteil der Bevölkerung der Erde ausmachen, wird Abfall in vielen Regionen ohne Barrieren und entsprechender Vorbehandlung gelagert oder im öffentlichen Raum verteilt. Die derzeitige Infrastruktur kann der starken Bevölkerungszunahme in den Megastädten und den damit wachsenden Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Lager- und Sammelkapazitäten reichen nicht aus, um eine hygienisch unbedenkliche Lebensum­gebung zu schaffen. Oft fehlt es an den nötigen Vorraussetzungen wie Gesetzen, Technologien und dem Umweltbewusstsein in der Bevölkerung.

Aus eigener Kraft ist es diesen Ländern, aufgrund ihrer weit reichenden Probleme, nur schwer möglich zu handeln. Institutionen haben sich zum Ziel gesetzt, solange auf finanzieller, technischer und institutioneller Ebene mit den Betroffenen zu­sammen zu arbeiten, bis es den Entwicklungsstaaten möglich ist eigenständig zu handeln.

In den folgenden Kapiteln werden die Auswirkungen einer unzureichenden Abfallwirt­schaft in Entwicklungsländern erläutert und anhand eines Umweltbildungsvorhabens am Beispiel Ghanas dargelegt. Mit dem Ausbau von Infrastruktur und der Anschaf­fung neuer Technologien für eine erfolgreiche Abfallwirtschaft, ist die Sensibilisierung für eine saubere und nachhaltige Umwelt für die Menschen des Landes eine wichtige Voraussetzung.

Auch in Regionen oder Stadtteilen in denen weiterhin kein unbedenklicher Lebens­raum gewährleistet werden kann, müssen vor allem die Kinder und Jungendlichen ein Bewusstsein für die Gefahren und Chancen ihrer Umgebung entwickeln. Bis zum Jahr 2015 ist die UN Weltdekade zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in deren Mitgliedsstaaten ausgerufen. Unterstützend zur Dekade soll in einem Pilotvorhaben in Ghana für Westafrika die Grundlage für eine nationale Umweltbildungskampagne mit dieser Arbeit gelegt werden.

Es wird dabei ein Kernproblem Ghanas - der Flut von Abfall aus Kunststoffen im öffentlichen Raum betrachtet. Anhand eines Schulbuches für die Kampagne wird dessen Inhalts- und Gestaltungskonzept erläutert. Abweichend von herkömmlichen Schulbüchern konnte eine neuartige Bildungsstrategie erprobt werden.

Als Vorbereitung für einen nationalen Schulbuchdruck in Ghanas Basisschulen wurde das Kampagnenbuch in vier repräsentativen Basisschulen in einem Probe­unterricht evaluiert. Vor und nach dem Unterricht mussten die Schüler statistische sowie Umweltbildungsfragen beantworten. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen Erkenntnisse zur Anpassung der aktuellen Umweltbildungsmaterialien aber auch für weitere Projekte eine Grundlage bilden. Abschließend möchte die Arbeit eine mögliche nationale Kampagne skizzieren. Dabei wird das derzeitige Vorhaben mit einem langfristigen organisatorischen sowie finanziellen Konzept für die Realisierung einer nationalen Kampagne erläutert.

2. Problematik Abfallwirtschaft in Ghana

2.1. Abfallwirtschaft in Entwicklungsländern

Die Erdbevölkerung besteht derzeit aus etwa 6,9 Milliarden Menschen.[1] Über drei­viertel der Menschen leben davon in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Ausgeprägte Abfallwirtschaftskonzepte sind in weiten Teilen dieser Länder kaum zu finden. Abfall wird häufig ohne Vorbehandlung und ohne technische Barrieren der Umwelt zugeführt. Dadurch werden notwendige Ressourcen wie das Trinkwasser und Anbauboden verseucht. Langfristig betrachtet ist es diesen Gebieten nicht möglich, sich nachhaltig zu entwickeln. Für die Entwicklungspolitik und Entwicklungs­zusammenarbeit gilt es, diesen schädlichen Kreislauf aufzuhalten. Die Erfahrung zeigt, dass jedoch nicht nur finanzielle Hilfe genügt. Einige Industrieländer setzen sich zum Ziel, mit ihren Erfahrungen und technischen Mitteln die Politik der Gastländer sowie die Bevölkerung zu überzeugen einen nachhaltigen Weg zu gehen. Nur langfristige Partnerschaften mit hoher Transparenz und finanziellen Rückhalt könnten EL dazu bringen, erforderliche Standards in der Abfallwirtschaft selbst einzuhalten.

Es gilt diese Länder zum nachhaltigen Handeln zu unterstützen und anzuregen. Das bedeutet, dass aktuell getroffene Entscheidungen immer darauf bedacht sind, zukünftigen Generationen die grundlegenden Lebensbedingungen nicht zu er­schweren. Dabei müssen besonders rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich Abfallwirtschaft nachgeholt werden. Anhaltspunkt sind hier beispielsweise Länder, in denen rechtliche Rahmenbedingungen seit Jahren umgesetzt werden. In der BRD wird umweltschonende Entsorgung von Abfällen über das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz geregelt.[2] Dabei ist die oberste Priorität die Vermeidung von Abfällen. Nicht vermeidbare Abfälle sind vorrangig zu Verwerten, während nicht verwertbare Abfälle schadlos zu beseitigen sind.

Einen außerordentlichen Trend der letzten Jahrzehnte stellt die Verstädterung dar. Prognosen beschreiben für das Jahr 2025 einen Anstieg der Weltbevölkerung auf acht Milliarden Menschen.[3] Schätzungen der UN[4] zeigen, dass in diesem Zeitraum weltweit mehr als 100 Städte mindestens fünf Mio. Einwohner haben werden. Von diesen Städten sind etwa 80% in EL und SL zu finden.[5]

Daraus kann man schließen, dass mindestens 400 Mio. Menschen in extrem kapital- und strukturschwachen Ballungsräumen leben werden.

Durch die Verstädterung ergeben sich vor allem wirtschaftliche, soziale und räumliche Herausforderungen. Die Auswirkungen dieser Dynamik könnten positiv die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. Jedoch ergeben sich auch negative Folgen durch diese Wachstumsdynamik. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen verschlech­tern sich zunehmend vor allem in den Lebensräumen mit einer hohen Wohndichte. Insbesondere die ökologischen Auswirkungen können durch die Verstädterung auch negative Folgen für eine ganze Region hervorbringen. Oft muss die Entwicklung der Infrastruktur dieser rasanten Entwicklung nachgeben. Es herrscht dringender Handlungsbedarf, die benötigte Infrastruktur nachträglich den neuen Anforderungen anzupassen. Für die Bevölkerung ist aufgrund ungeklärter Wohn- und Bleiberechte die fehlende Infrastruktur sekundär. Wichtiger ist in erster Linie die Sicherung des Wohnsegments. Vor allem die Zuwanderungen und fortgesetzte „wilde“ Bautä­tigkeiten erschweren das Problem des unbeseitigten Abfalls in den Städten stetig. Diese Entwicklung führt zu einer Bedrohung der Gesundheit. Da diese Wachstums­gebiete klimatisch, topographisch und kulturell sehr unterschiedlich sind, müssen speziell angepasste Lösungen zum Entsorgungsgebiet gefunden werden.

Statistiken der letzten Jahre belegen, dass bereits heute etwa 1,2 Milliarden Menschen der Zugang zu sauberem Trinkwasser nicht möglich ist.[6] Des Weiteren haben in EL ein Drittel der Bevölkerung keine Möglichkeit, sanitäre Anlagen zu nutzen. Diese Probleme sowie eine einwandfreie Entsorgung der Abfälle müssen höchste Priorität für einen nachhaltig unbedenklichen Lebensraum der Bevölkerung in EL haben.

In Abbildung 2.1. werden wichtige Wirkungsbeziehungen zur Abfallwirtschaft in EL zusammengefasst. Um Abfallwirtschaftskonzepte in EL zu realisieren bedarf es eines rechtlichen Rahmens, nach welchen sich die Regierung und dessen Bevölkerung richten sollten. Oftmals ist dieser Rahmen, ähnlich dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz in Deutschland, bereits festgeschrieben. Allerdings ist die Durchsetz­barkeit aufgrund fehlender Kapazitäten und Kontrollorganen häufig nicht möglich. Um Kapazitäten auszubauen benötigt man neben den finanziellen Ressourcen auch das technische Know how bzw. die erforderliche Technologie. Dieser Teil des Wirkungsdreiecks ist sehr von der internationalen Zusammenarbeit im Bezug des Technologietransfers und spezialisierten Ausbildungsprogrammen abhängig. Damit ein EL die verwendete Technologie instand halten und gegebenenfalls optimieren kann. Dazu sollte es eigene Forschungsfelder in diesem Bereich eröffnet haben und im gleichen Maß private Unternehmen einbinden.

Eine Voraussetzung für ein langfristiges nachhaltiges Handeln ist in dem zu betrachtenden Entsorgungsgebiet, das Umweltbewusstsein. Ist dieses noch nicht ausgeprägt, können Bestimmungen nur schwer durchgesetzt und neue Technologien nicht effizient genutzt werden. Beispielsweise die Einführung einer Abfalltrennung oder nationale Kampagnen zur Sensibilisierung für Umwelt und Hygiene sind mit einem erheblichen Aufwand verbunden.

Jeder dieser drei Faktoren innerhalb des Wirkungskreises ist an das Entsorgungs­gebiet geknüpft. Das heisst, dass nur unter Berücksichtigung des erforderlichen rechtlichen Rahmens, die zu verwendenden Technologien und das Umweltbewusst­sein der Bevölkerung, eine angepasste nachhaltige Entsorgung gewährleistet werden kann. Jedoch bedarf jeder dieser Faktoren einen finanziellen Aufwand, der nur durch eine transparente Zusammenarbeit internationaler Institutionen, privater Unternehmen und regionaler städtischer Entscheidungsträger bzw. Regierungen realisiert werden kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Wirkungskomplex Abfallwirtschaft in EL

[Quelle:Darstellung des Autors]

In der Tabelle 2.1. sind charakteristische Ausgangsituationen und mögliche Beispiel­maßnahmen zur Abfallwirtschaft in EL zusammengefasst. In einer detaillierten Übersicht wurden verschiedene Entwicklungsstufen zur Abfallwirtschaft einer Stadt unter dem Anhang 7 dieser Arbeit beigefügt. Dadurch ist es möglich, unter­schiedliche Städte zu vergleichen. Accra wird beispielsweise in die Entwicklungsstufe zwei eingeordnet, während deutsche Städte wie Berlin bereits der Stufe vier zugeordnet werden. Ein Vergleich vieler Städte aus Entwicklungsländern und Industrieländern wird im Anhang 6 unternommen.[7]

Tabelle 2.1: Ausgangssituation Abfallwirtschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Nauber, Udo (2007): Realisierung von Abfallwirtschaftskonzepten in Entwicklungsländern im Hinblick auf den gesamten Projektverlauf, Bauhaus-Universität Weimar, August 2008]

2.2. Problematik Abfallwirtschaft in Ghana

Ghana wurde im Jahr 2005 mit etwa 21 Mio. Menschen geschätzt. Diese verteilen sich größtenteils auf die großen Städte Kumasi, Sekondi-Takoradi, Cape Coast, Tamale und der Hauptstadt Accra. Das Land zählt zu den charakteristischen west­afrikanischen Staaten mit einer hohen Wachstumsrate von 2,4%, welche im Jahr 2000 ermittelt wurde.[8]

Großstädte wie Accra sind von einer starken Urbanisierung betroffen. In Accra wurde eine Wachstumsrate von 4,3% pro Jahr ermittelt. Das heisst, dass die Städte stetig wachsen und damit die Anforderungen an die bisherige Infrastruktur.[9] Es entstehen in regelmäßigen Abständen neue Stadtgebiete die durch Menschen aus dem Umland besiedelt werden. Während in bereits bestehende Stadtgebieten sich die Wohndichte dramatisch vergrößert hat, was durch eine durchschnittliche Haushaltsgröße von mindestens 5,1 Personen nochmals unterstrichen wird.[10]

Besonders die Ver- und Entsorgung von Wasser, Abwasser und Abfall sind demzufolge größtenteils noch nicht ausgebaut oder ungenügend, so dass dieser Lebensraum hygienisch sehr bedenklich ist. Die Einwohner von Accra sowie der tägliche Zustrom von Bürgern aus dem Umland erzeugen zwischen 1500 - 1800 Megagramm Abfall pro Tag. Durchschnittlich werden täglich nur etwa 1200 Mega­gramm Abfall gesammelt.[11] Nicht gesammelte Abfälle lagern in den Gewässern, Regenwasserkanälen, Drainagen und anderen Freiflächen der Stadt. Der heutige Zustand der sanitären Einrichtungen, der Abwasserentsorgung sowie der Abfallent­sorgung ist unbefriedigend. Die Stadt zeichnet sich vor allem durch verstopfte Kanalisationen und wahllos entsorgten Abfall in jedem Stadtteil aus.

Hauptgründe für diesen Zustand sind unter anderen:[12]

- Ungenügende Regenwasserableitung sowie Abwasserentsorgung
- Unwissenheit und Verantwortungslosigkeit zur Umwelt von Einzelpersonen, Haushalten und privaten Unternehmen
- Ständig wachsender informeller Sektor
- Fehlende Abfallsammelkapazitäten und öffentliche Abfallbehälter
- Keine Strafen und Durchsetzungsfähigkeit für wahllose Entsorgung
- Fehlendes nachhaltiges Konzept zur Entsorgung oder Wiederverwertung der Verpackungen aus Kunststoff

Das Entwässerungsystem wird als Mischsystem direkt dem Meer zugeführt ohne Vor- oder Nachreinigung. Darunter zählt vor allem auch das häusliche Abwasser, sofern keine Abwassersammelgruben vorhanden sind. In allen Großen Städten von Ghana wird die Ableitung von tropischen Regen und Abwasser größtenteils durch offene Kanäle am Straßenrand vollzogen. Diese Kanäle erhöhen das städtische Gesundheitsrisiko zunehmend, da sie durch die wachsenden Anforderungen zu klein bemessen und durch achtlos entsorgten Abfall in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.

Die größten Gesundheitsprobleme sind wesentlich auf die schlechte Abfall- und Abwasserentsorgung sowie die Unwissenheit der Bevölkerung zurück zu führen. Beispielsweise belegte Malaria im Jahr 2005 den ersten Platz der gemeldeten und gefährlichen Krankheiten in Accra mit etwa 94,2%.[13] Verstopfte Regenwasserkanäle sind eine ideale Brutstätte für Moskitolarven. Einige dieser Larven können die gefährliche Krankheit Malaria übertragen.

In der folgenden Aufzählung werden die grundlegenden Probleme durch das unzu­reichende Entwässerungssystem zusammengefasst:[14]

- Regenwasserkanäle werden als öffentliche Abfallentsorgung genutzt (Verstopfungsgefahr)
- Steigende Meeres- und Küstenverschmutzung (Direkteinleitung Abwasser und Küsten überfüllt von Kunststoffen)
- Seuchengefahr und „Übertragungsmultiplikator“
- Geruchsbelastung im öffentlichen Raum
- Kleingetiersammelpunkt
- Beeinträchtigung des Fußgänger- und Straßenverkehrs (Unfallgefahr durch offene Kanäle)

2.2.1. Umweltbildungsdefizit

In einer Studie im Jahr 2004 wurde in einem Stadtgebiet von Accra mit einer hohen Wohndichte eine Umfrage zu Abfall durchgeführt. Die Einwohner des Gebiets „Nima“ sollten Auskunft über ihre Verantwortung zu einer sauberen Umgebung geben. Insbesondere Fragen zur Beteiligung der Kinder im Umgang mit Abfall, die Bereit­schaft zur Entsorgung und die Möglichkeiten zur Senkung des Gesundheits­risikos für die gesamte Familie ist Kern der Studie.

Ein großer Anteil von etwa 76% der Befragten denkt, dass allein die Stadtverwaltung für eine saubere Umwelt zuständig ist. Lediglich 10% würden die Verantwortung sich selbst geben, während 14% die Stadtverwaltung und sich in der Verantwortung sehen. Dies könnte ein Nachweis sein, dass viele Umweltkampagnen wirkungslos waren oder nicht massiv genug. In der folgenden Abbildung 2.1 sind die unterschiedlichen Meinungen zur Verantwortung in einem Diagramm dargestellt. Ein Großteil geht davon aus, dass die Stadtverwaltung die finanziellen Möglichkeiten hat den Abfall zu entsorgen und damit für die Abfallentsorgung der Bürger zuständig ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2: Verantwortlichkeit für eine sauber Umwelt

[Quelle: Nauber, Udo (2009):Sozioökonomische und abfallwirtschaftliche Analyse der Metropole Accra, in Ghana; Abbildung 4.8, Bauhaus-Universität Weimar; März 2009]

In dieser Studie wurde ein Zusammenhang zwischen der schulischen Bildung und dem Verantwortungsbewusstsein für die eigene Umwelt erkannt. Nahezu 100% mit einem Berufsabschluss oder Studienabschluss fühlen sich für ihre Umwelt verant­wortlich. Jedoch nur noch etwa die Hälfte der Schüler, die die Mittelschule (Junior High School) abgeschlossen haben fühlt sich in der Verantwortung für ihre Umwelt.[15]

Es lässt sich daraus ableiten, dass öffentliche Kampagnen und die Verbesserung der Schulquote das Umweltbewusstsein positiv erweitern könnte. Die Schaffung eines Bewusstseins für die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen sollte dabei Kern der Inhalte sein.

2.2.2. Exemplarische Auswirkungen für unzureichende Abfallwirtschaft

Die Stadtverwaltung von Accra nennt zwei Hauptursachen für die derzeitig abfallwirtschaftliche Situation. Zum einen wird die Haltung und Bildung im Umgang mit Abfall der Bevölkerung als kaum vorhanden bezeichnet.[16] Die zweite Ursache für das erhebliche Abfallwachstum liegt neben dem Bevölkerungswachstum in der Organisation der Abfallwirtschaft in Accra begründet, darunter zählt die Unzuläng­lichkeit und Ineffizienz von Ausrüstung und Personal.[17]

Im folgenden Abschnitt sollen exemplarisch Auswirkungen einer unzureichenden Abfallwirtschaft in Ghana zusammengefasst werden. Diese sind eine wichtige Grundlage für eine Umweltbildungs­kampagne. In Tabelle 2.2 werden die einzelnen Defizite erläutert und mit möglichen Umweltbildungsinhalten für einen ghanaischen Schulunterricht verknüpft.

Charakteristische Auswirkungen für eine unzureichende Abfallwirtschaft sind:
- Verstopfung der offenen Regenwasserkanäle
- Überschwemmungen
- Seuchengefahr
- Brutstätte für Krankheitsüberträger
- Kunststoffe und gefährliche Abfälle an den Küsten und im Meer
- Beeinträchtigung Tourismus
- Traditioneller Fischfang gestaltet sich schwierig
- Lebensraum an den Küsten hygienisch bedenklich
- Langfristige Folgen noch nicht absehbar
- Deponiesickerwasser fließt in öffentlichen Raum
- Verseuchung Boden, Grund- und Flusswasser
- Öffentlicher Lebensraum gesundheitsgefährdend
- Verbrennung von Abfall und damit die Ausstoßung gefährlicher Gase
- Entzündung von Abfallanhäufungen an der Straße
- Gewinnung von wertvollen Metallen aus Elektroschrott
- Energietische Verwertung sowie Wiederverwertung nicht ausgeschöpft

Tabelle 2.2: Auswirkungen unzureichender Abfallentsorgung in Ghana

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Darstellung des Autors; Fotos: Rechercheaufenthalt 2009]

2.2.3. Hygiene- und Abfallwirtschaftsstrategie der Entscheidungsträger

Eine der wichtigsten Herausforderungen für Ghana ist die Erhöhung der Lebens­erwartung (59 Jahre)[18] der Bürger durch wirtschaftliche Entwicklung. Darunter zählt die Stabilisierung des Bevölkerungswachstums, die Verminderung der Anfälligkeit der Bevölkerung vor Naturkatastrophen und vom Menschen verursachten Gefahren.

Ein Hauptproblem der Abfallentsorgung in Ghana ist die schwierige Finanzierung. Lediglich die „ Haus zu Haus“ Sammlung wird durch die Bevölkerung direkt gezahlt. Die Stadtverwaltung von Accra hat z.B. monatlich enorme Summen an die privaten Entsorger für die zentrale Sammlung zu entrichten, da sie für die Bevölkerung kostenfrei ist. Die Regierung Ghanas möchte durch spezielle Maßnahmen diese Situation ändern, jedoch befürchten viele Einwohner in naher Zukunft eine hohe Abfallgebühr entrichten zu müssen.

Folgende Herausforderungen werden von der AMA erklärt:[19]

- Wachstum der Bevölkerung bis 2015 bremsen
- Mangelhafte Logistik verbessern (Container, Fahrzeuge)
- Unregelmäßige Zahlungen und Zahlungsausfälle verhindern
- Bildung und Bewusstsein im Umgang mit Abfall der Bevölkerung steigern
- Durchsetzung der gesetzlichen Regelungen
- Suche nach weiteren Deponieflächen

Die breite Öffentlichkeit soll für hygienisch einwandfreie sanitäre Einrichtungen und Abfallentsorgung sensibilisiert werden. Der Schwerpunkt wird vor allem auf die illegale Entsorgung in die offenen Regenwasserkanälen gelegt werden. Dazu sollen alle Möglichkeiten der Informationsverbreitung genutzt werden wie TV- Ankündi­gungen, Radiosendungen, Zeitungen sowie öffentliche Podiumsdiskus­sionen. Die Printmedien sollen größtenteils dazu genutzt werden die Abfallentsorgungsrichtlinien in Taschenformat zu verbreiten. Derzeit ist die Durchsetzungsfähigkeit der Umwelt­vorschriften sehr gering.[20]

Als langfristige Strategie sollen Abfallverbrennungs-Systeme gefördert werden. Abfall soll als Ressource in Unternehmen und der Öffentlichkeit erkannt werden. Der private Sektor wird daher aufgefordert umweltfreundliche Möglichkeiten zu finden und voranzutreiben. Abfalltrennung ist für die energetische Nutzung eine wichtige Grundlage und wird von der AMA unterstützt.

Es gilt bis 2015 eine enge Zusammenarbeit zwischen Recycling Unternehmen und der Politik zu etablieren.[21] In Tabelle 2.3 ist ein Auszug aus dem kurzfristigen und langfristigen Strategieplänen zur Verbesserung der hygienischen Situation in Accra angehängt. Inhalt dieses Konzeptes ist unter anderen die Unterstützung von Umwelt­bildungskampagnen. Vermittelt werden sollen hygienische Zusammenhänge sowie die Sortierung von Abfall. In regelmäßigen Programmen sollen öffentliche Plätze gereinigt werden. Unterstützt werden NROs, religiöse Gruppen sowie öffentliche Institution, die qualifiziert sind Umweltbildungsunterricht durchzuführen.

Tabelle 2.3: Auszug aus Strategieplan zur Umweltbildung der Stadt Accra

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Measures to handle the filth in Accra; Accra Metropolitan Assembly; Sanitation and Waste Management Strategy, Ghana – Accra, 2006]

3. Internationale Umweltbildung

3.1. Hintergrund

Der Begriff Umweltbildung bezeichnet die Vermittlung eines verantwortungsbe­wussten Umgangs mit der Umwelt und deren natürlichen Ressourcen. Seit den 70er Jahren ist Umweltbildung ein wachsendes Element in der Schulbildung. Dieser aufkommende Bildungsansatz wird durch zahlreiche Institutionen weltweit getragen.[22]

In aktuellen Programmen der Entwicklungszusammenarbeit und Umweltinitiativen in Deutschland wird Umweltbildung direkt in Verbindung mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gebracht. Mit der UN-Konferenz in Rio im Jahr 1992 wurde mit der Agenda 21 die Leitidee „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ geschaffen. In dieser Agenda sind in 40 Kapiteln die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhun­derts und damit die nachhaltige Entwicklung unseres Planeten als Leitgedanken für alle Mitgliedsstaaten formuliert. In Kapitel 36 wird im Besonderen auf die Förderung der Schulbildung, des öffentlichen Bewusstseins und der beruflichen Aus- und Fortbildung eingegangen um den Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft als Ziel festzuhalten. In der Weltkonferenz in Johannesburg 2002 wurde dem Umwelt­bildungsaspekt weiteren Nachdruck durch die Ausrufung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2005 - 2014 verliehen. Die Inhalte für BNE sollen in alle gesellschaftlichen Ebnen getragen werden. Die UNESCO als verantwortliche Insti­tution verpflichtet die UN-Staaten dieses Konzept zu unterstützen. Es sollen dabei besonders Kindergärten, Schulen, berufliche Ausbildungen, Forschungsinstitute, außerschulische Weiterbildungen und der informelle Sektor in allen Mitgliedsstaaten gestärkt werden.[23]

3.2. Bildung für nachhaltige Entwicklung

Der Begriff Nachhaltigkeit setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Diese Komponenten ergeben sich aus der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit.[24] Um nachhaltig zu agieren sollte jeder dieser Komponenten berück­sichtigt werden. Je nach Betrachtungsebene wie lokal, regional, national und global sind sie mehr oder weniger in einem Projekt ausgeprägt.[25]

Die ökologische Nachhaltigkeit beschreibt den Erhalt von Natur und Umwelt generat­ionsübergreifend. Darunter wird im Einzelnen folgendes berücksichtigt:

- Bedachter Umgang mit der natürlichen Umgebung
- Erhalt der Artenvielfalt
- Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen
- Lokaler und globaler Klimaschutz sowie ein stabiles Ökosystem

Unter nachhaltiger Ökonomie wird in Fachkreisen der Begriff ökologische Ökonomie verwendet. Die Sicherung von Wohlstand soll nach diesem Prinzip nicht die Umwelt belasten oder bzw. in ein Ungleichgewicht zwingen. Dies beinhaltet z.B. Preis­stabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und ein hoher Beschäftigungs­grad um ein ökologisches System stabil zu halten. Besondere Berücksichtigung findet dabei der Schutz vor Ausbeutung von natürlichen Ressourcen.

Die soziale Nachhaltigkeit bezieht sich auf irreversible Veränderungen der Gegen­wart die Generationsübergreifend nicht im Konflikt stehen sollen. In diesem Zusammenhang wird häufig intergenerationelle Verteilungsgerechtigkeit mit sozialer Nachhaltigkeit verknüpft.[26] Wichtige Aspekte zur Erfüllung von sozialer Nachhaltigkeit sind[27]:

- Lokal und globale Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit
- Sicherung der Grundbedürfnisse
- Armutsbekämpfung
- Bildung für jeden Bürger
- Globale Einhaltung und Verbreitung der Menschenrechte

Die Interaktion der drei Komponenten soll die Chancen für ein erfülltes Leben aller Menschen fair verteilen und dabei mit einem stetigen wirtschaftlichen Fortschritt den Schutz der Umwelt generationsübergreifend sichern.

Bildung für nachhaltige Entwicklung soll Kinder, Jugendliche und Erwachsene befähigen aktuelle und zukünftige globale Probleme zu erkennen und zu bewerten.[28] Das eigene Handeln soll dabei nachhaltig eingeschätzt werden in wie weit es sich auf zukünftige Generationen oder andere Weltregionen auswirkt. Es soll vermittelt werden, dass jeder Mensch Verantwortung für sein Handeln trägt und selbst handlungsfähig ist nachhaltig auf seine Umwelt einzuwirken.

BNE vermittelt folgende Kompetenzen:[29]

- Globale und lokale Zusammenhänge und Herausforderungen
- Die komplexen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ursachen
- Gestaltungskompetenz um nachhaltige Entwicklung zu erkennen oder zu bewerten

Auf einem Spitzentreffen von Bildungs- und Umweltministern der europäischen Union 2005 in Vilnius wurde eine Strategie zur Durchsetzung des BNE Dekade Vorhaben beschlossen. Viele Anwesende des Treffens von NGOs, regionalen Um­weltzentren und Forschungseinrichtungen haben sich in das Strategiepapier eingebracht. Leitgedanke der festgelegten Strategie und Indikatoren sind BNE zum Bestandteil der nationalen Bildungssysteme zu machen.[30]

Die UNECE hat folgende Ziele zur Durchsetzung erklärt:[31]

- Sicherstellung politischer, gesetzlicher und organisatorischer Unterstützung
- Förderung von formalen, nicht formalen[32] und informellen[33] Lernen
- Ausbildungsprogrammen für Lehrende um BNE umzusetzen
- Bereitstellung der nötigen Instrumente und Materialien
- Forschung und Entwicklung im Bereich von BNE soll gefördert werden
- Unterstützung der Zusammenarbeit auf allen Ebenen innerhalb der UNECE Region

Die UNECE hat Schlüsselkriterien für BNE aufgestellt, diese werden durch verschiedene Institutionen weiter erläutert und interpretiert. Jedes Vorhaben sollte einen Bezug zu den Kriterien für BNE haben.

In Deutschland ist es möglich sich als offizielles Dekade Projekt zu bewerben, wenn eine Vielzahl von Kriterien eingehalten wird. Die Leitkriterien wurden von der UNECE aufgestellt um eine wirkungsvolle Etablierung und Förderung von Projekten in Europa sicherzustellen.[34]

Die folgende Abbildung 3.1 zeigt die Kriterien zur BNE nach den österreichischen und deutschen Portalen zu BNE.[35]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.1: Kriterien zur Bildung für nachhaltige Entwicklung

[Quelle: Vgl. http://www.umweltbildung.at; August 2010]

Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung e.V. (ANU) ist für nationale Umweltprogramme der Bundesdachverband. In Thüringen wurde von der Landes­regierung der Arbeitkreis Umweltbildung Thüringen e.V. (akuTH) zur Umsetzung der UN-Dekade beauftragt. Die „Koordinationsstelle DEKADE Thüringen“ stimmt die Aufgaben aller landesweiten Vorhaben ab. Diese Stelle möchte als Anstifter von Kooperationen zur Umsetzung der Welt Dekade in Thüringen dienen. Dabei sollen die Akteure auf gleicher Augenhöhe und zu gegenseitigen Nutzen miteinander vernetzt werden.[36]

In einem Thüringer Aktionsplan[37] zur Umsetzung der Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung werden die jährlichen Projekte und deren Ziele zusam­mengefasst.

3.3. Umweltbewusstsein

Das Forschungsfeld Umweltbildung ist sehr vielfältig und damit im Rahmen dieser Arbeit nicht allumfassend darstellbar. In diesem Abschnitt möchte die Arbeit wichtige Themen in Verbindung mit dem Umweltbewusstsein von Kindern und Jugendlichen aufgreifen und erläutern.

Für die Umweltbildungskampagne, welche im folgenden Kapitel entworfen wird, ist besonders aus der Analyse zu den Hauptproblemen der unzureichenden Abfallwirt­schaft in Ghana eine wichtige Grundlage gelegt worden. Eines der größten Probleme ist das achtlose entsorgen von Abfall in der Öffentlichkeit. Die Verringerung des Abfalls im öffentlichen Raum stellt eines der wesentlichen Ziele der Umweltbildungs­kampagne dar. Die Bevölkerung soll für ihre Umwelt sensibilisiert werden. Dazu wurden neuartige Techniken der Gestaltungs- und Erziehungswissenschaft hinzuge­zogen. Ein zentraler und international verwendeter Begriff zu achtlos entsorgten Abfall ist das „Littering“.

3.3.1. Achtlose Entsorgung – „Littering“

In diesem Abschnitt werden wesentliche Theorien und aktuelle Studien zum Littering erläutert. Der Begriff Littering wird aus dem englischen Wort „litter“ abgeleitet. Es bedeutet, Abfall in der Umwelt zu verstreuen. Darunter wird die Verunreinigung von Strassen, Plätzen, Parkanlagen oder öffentlichen Verkehrsmitteln durch liegen gelassene Abfälle beschrieben. Littering beeinträchtigt die Lebensqualität und das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum. Weitere Folgen können sich durch erhöhte Kosten bei den Reinigungs- und Entsorgungsdiensten sowie durch einen lang­fristigen Schaden für die Tourismusbranche einer Stadt ausdrücken.

Ursachen für Littering sind hauptsächlich ein verändertes Konsum- und Ernährungs­verhalten, Bequemlichkeit oder auch Individualismus.[38] In Entwicklungs­ländern wie Ghana ist die Suche nach Ursachen noch weitaus komplexer. Allerdings sind die wesentlichen Theorien zum Littering weltweit vergleichbar. Nach einer Studie wird als größter Anteil am Littering die „fliegende Ernährung“ genannt. Sie wird dem veränderten Konsum- und Ernährungsverhalten zugeordnet.

Es wurde dabei der gesamte Abfall an stark frequentierten öffentlichen Plätzen erfasst, der innerhalb von zwölf Stunden anfiel. Die meisten erfassten Abfallarten waren: Take-Away Abfälle, Einweg-Getränkeverpackungen, Zeitungen, Flyer sowie Raucherwaren.[39] Etwa 52% des erfassten Abfalls, konnte auf Einweg-Verpackungen und Getränke­gebinde zurückgeführt werden. Der Littering Anteil in den Studienstand­orten lag bei 30%, während 70% des anfallenden Abfalls in den bereitstehenden Behältern entsorgt wurde. Insgesamt konnten keine Abfälle mit der Herkunft aus Haushalten ermittelt werden. Bisherige Forschungsarbeiten haben sehr umfassend versucht das Littering zu erläutern, um daraus wirksame Strategien für Kampagnen entwickeln zu können.

In der folgenden Übersicht werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

- Basler-Studie, Basler Littering Studie, 2004
- Größter Anteil von achtlos entsorgten Abfall ist „fliegende Verpflegung“, wie Einweg-Verpackung von Getränken
- Trotz genügend Entsorgungsmöglichkeiten treten Verunreinigungen durch Littering auf
- Oklahoma-Studie, The case of an Antilittering Campaign, 1991
- Gefühl von Scham und Verlegenheit wirkt Littering entgegen
- Achtlos entsorgter Abfall wächst oder legitimiert wahrscheinlich weiteren Abfall
- Curnow-Studie, Understanding Littering Behaviour in Australia, 1997
- Bei steigender sozialer Kontrolle, wird eine größere Angst erzeugt in Verlegen­heit gebracht zu werden
- Frauen und Männer begehen gleichermaßen Littering
- Kalifornien-Studie, Littering as a Function of prior Litter, 1980
- Regelmäßiges aufräumen beugt vor, unregelmäßige große Aufräumaktionen sind weniger wirksam
- Hinweisschilder und Plakate unterstützen die Kampagne
- BIEC-Studie und ENCAM-Studie, Littering Typen 1997[40]

- Typ 1: “Ist mir doch egal.“ Alle Altersgruppen. Sie sehen Littering als gegeben an und haben kein Problembewusstsein, sowie die Absicht ihr Verhalten zu ändern.
- Typ 2: “Ich bin doch kein Streber.“ Eher jüngere Schüler. Sie handeln eher in der Gruppe und finden es peinlich, nicht zuachtlos zu entsorgen. Sie würden ihr Verhalten ändern, wenn auch andere mitmachen.
- Typ 3: “Ich bin ja so toll.“ Jüngere und ältere Schüler mit Alpha-Status in ihrer Gruppe. Littering ist ein Zeichen von Rebellion, um ihren Status zu beweisen.
- Typ 4: “Ist ja kein Papierkorb da.“ Grosses Segment von Jugendlichen, die nach einer Rechtfertigung für ihr Verhalten suchen. Schuld ist das Fehlen von Papierkörben. Dieser Gruppe ist bewusst, dass ihr Verhalten falsch ist.

In einem mehrjährigen Forschungsprojekt wird derzeit an der ETH Zürich, von der Professur Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften, zu Informationsstrategien im Bereich Entsorgung die Wirksamkeit unterschiedlicher Informationsmaßnahmen experimentell untersucht. Dabei sollen Entscheidungshilfen bei der Wahl von Informationsstrategien zur Bekämpfung von Littering und zur Verbesserung des Recyclingverhaltens herausgearbeitet werden. Einige Ergebnisse, die auf den bisherigen Theorien zum Littering beruhen, sind dem digitalen Anhang dieser Arbeit beigefügt.

Wird Littering nach dem Wirkungsdreieck der Nachhaltigkeit geprüft, so werden folgende Kernkonflikte deutlich:

- Ökologisch: Lange biologische Abbauzeiten, wie z.B: 100 Jahre für Kunststoffbecher, führen zu Beeinträchtigung der Umwelt.
- Ökonomisch: Ein größerer Entsorgungsaufwand führt zu einer verstärkten finanziellen Belastung. Wiederverwertung oder energetische Nutzung wird zeitlich verschoben oder kommt nicht zustande.
- Sozial: Verstärkt soziale Spannungen zwischen den Milieus in Wohngebieten. Ein unbedenklicher Lebensraum kann nicht gewährleistet werden.

3.3.2. Beispiel einer Umweltschule in Lingen-Bramsche

Mit der UN Dekade zur BNE wurde eine Vielzahl von Förderprogrammen für Schulen ins Leben gerufen. Darunter das Programm "Umweltschule in Europa/Internationale Agenda 21-Schule"[41] in welchem sich Schulen in Europa beteiligen können um den offiziellen Titel „Umweltschule“ für 2 Jahre zu erhalten. Projektträger in Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung.[42]

Die ausgewählt Beispielschule liegt in Niedersachsen in Lingen-Bramsche und hat die offizielle Auszeichnung „Umweltschule“ in den Jahren 2005 bis 2007 erhalten. Zur Konzeption von Unterrichtsmaterialien in Ghana, konnten in einer offenen Gesprächsrunde vor Ort wichtige fragen geklärt werden.

Die Grundschule Lingen-Bramsche[43] begleitet seit einiger Zeit die Bokemi Initiative[44] in Ghana und ist somit auch an Umweltbildung in dieser Region interessiert. Das Leitbild der Schule zeigt die starke Verknüpfung zu den Kriterien der BNE. Einer der Kernbestandteile des Leitbildes ist die Ausprägung des Umweltbewusstseins, so dass die Kinder verantwortungsvoll in Zukunft ihre Umwelt gestalten können. In Abbildung 3.2 sind die Leitmotive zur erfolgreichen Grundschulbildung der Schule dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.2: Leitbild Grundschule Lingen-Bramsche

[Quelle: Gesamtschule Lingen-Bramsche; http://www.gs-bramsche.de, Juli 2010]

3.4. Schulsystem in Ghana

Das ghanaische Schulsystem und die damit verbundenen Lehreinrichtungen sind in weiten Teilen Ghanas verbreitet. Im Jahr 1987 wurde die größte Schulreform zur Verbesserung der Qualität und Verminderung der Analphabetenquote durchgeführt. Eine Vielzahl von Programmen und Änderungen wurden bis heute unternommen um das Schulsystem weiter zu verbessern. Derzeit bestehen drei Schulsysteme, die frei gewählt werden können darunter staatliche Schulen, private Schulprogramme und Koranschulen. Diese Systeme werden grundsätzliche gleich behandelt. Seit der größten Reform, hat jedes Kind in Ghana ein Recht auf eine neunjährige Schul­bildung. Das derzeitige Schulstufenmodell ist an dem europäischen Schulmodell orientiert. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Je nach Region oder kirchlichen Hintergrund der Schule wird in den traditionellen Landessprachen (z.B. Twi, Akan) zusätzlich unterrichtet.

Eine charakteristische Schulzeit beginnt im alter von 4 Jahren mit einem zwei- bis dreijährige Besuch im Kindergarten (Pre-School-Education). Danach folgt der Besuch in der Grundschule (Primary Education) bis zu einen durchschnittlichen Alter von 12 Jahren. In diesem elementaren Schulabschnitt werden die Schüler für den dreijährigen Besuch in der Mittelschule bzw. den ersten Teil der Sekundarstufe (Junior Secondary School) vorbereitet. Schüler können mit Abschluss der Mittelschule einen Basisschulabschluss erlangen. Mit diesem Abschluss können die Schüler im weiteren Verlauf die Hochschulreife erreichen. Diese Schule wird als zweiter Teil der Sekundarstufe (Senior Secondary School) eingeteilt und beinhaltet eine dreijährige kostenpflichtige Schulphase. Daraufhin sind die Schüler berechtigt ein Studium an einer Universität zu beginnen. In Abbildung 3.2 sind die unterschied­lichen Schulstufen zu den jeweiligen Alterstufen zusammengefasst.[45]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.3: Schulstufenmodell

[Quelle: UNESCO; http://www.ibe.unesco.org, August 2010]

Die Grund- und Mittelschule ist in staatlichen Schulen kostenfrei. Allerdings sind Schulmaterialien und die Schuluniform kostenpflichtig. Private Schulen erheben eine Schulgebühr zur Selbstfinanzierung ihrer Lehranstalt. In Ghana werden etwa 12.500 Grundschulen mit 1,3 Mio. Schülern sowie 5400 Mittelschulen mit 490.000 Schülern gezählt. Von den kostenpflichtigen Schulen des zweiten Teils der Sekundarstufe (Senior Secondary School) werden etwa 500 Schulen zum Bildungssystem hinzugezählt.[46] Daraus lässt sich erkennen, dass wesentlich weniger Schulen und Lehrkräfte vorhanden sind, um den Schülern die Hochschulreife zu vermitteln. Hauptgründe liegen vor allem in der Kostenpflichtigkeit und den Folgekosten für ein Studium.

Ein wesentliches Problem wird vom Bildungsministerium aufgrund der steigenden Urbanisierung beschrieben. Viele ländliche Schulen sind unterbesetzt während die staatlichen Schulen in den Städten überbelegt sind. Schulen sind Unterbesetzt wenn sie noch Schüler aufnehmen können. Das zeigt sich wenn, z.B. das Verhältnis Lehrer zu Schülern weit unter 1:20 fällt. Eine weitere Herausforderung der Schulbildung in Ghana ist die Steigerung der Einschulquote. Nur ein geringer Teil der Kinder haben eine Vorschulbildung durch Kindergarten oder ähnlichen Betreuungseinrichtungen. Der Großteil der Vorschul­einrichtungen ist kostenpflichtig. Aufgrund der im Schnitt geringen finanziellen Ausstattung der Eltern können die Kinder keine Vorschulbildung erfahren. In den letzten Jahren wurde die Einschulungsrate stetig gesteigert, so dass sie nach einer Erhebung der UNESCO aus dem Jahr 2005 bei 88% liegt. Berücksichtigt man das reguläre Alter in welchem die Kinder eingeschult werden sollen, so ist diese Quote bei 77%. Im Vergleich zu Deutschland liegt die Einschulungsrate bei 100% während in Westafrika diese Rate teilweise in Ländern wie Sierra Leone unter 30% liegt. So ist es ein Primärziel der Regierung diese Rate weiterhin zu steigern sowie die Schulbesuchsrate der Mittelschule dem der Grundschule anzugleichen. Besondere Aufmerksam gilt hierbei der Steigerung der häufig sehr geringen Fraueneinschulquote. Viele Frauen müssen in Ghana im Alltag sehr viel Hausarbeit leisten, so dass wenig Zeit für einen Schulbesuch bleibt. Einige Kinder brechen nach kurzer Zeit die Schulbesuche ab, um Geld beim Verkauf von Gütern zu verdienen. Die Kinder haben damit eine größere Motivation selbst sehr früh der Familie finanzielle zu helfen, da die Perspektive für einen Arbeitsplatz mit dem vergleichbaren Abschluss der mittleren Reife keine Arbeitsplatzgarantie ist. In Tabelle 3.1 wird deutlich, dass mehr als die Hälfte der Kinder, aufgrund fehlender Perspektive oder starker Einbindung in die alltägliche Hausarbeit, die kostenfreie Mittelschule nicht besuchen können.

Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die fehlende Kapazität in den Großstädten, jedes Kind in den staatlichen Schulen aufzunehmen. Teilweise sind die Schulen so überbelegt, dass ein nachhaltiger und qualitativer Unterricht selten wirksam ist. Hinzu kommt die knappe Bezahlung der Lehrkräfte, die in den meisten Fällen gerade das Existenzminimum[47] ausmachen. In Privatschulen sind diese Probleme nicht bemerkbar, da sich die Schulen selbst durch eine Schulgebühr finanzieren. Anhand dieser Gebühr wird ein qualitativer Unterricht sowie eine überdurchschnittliche Bezahlung der Lehrer gewährleistet. Aufgrund einer besseren Perspektive der Kinder, werden Familienverbände und Hilfsinstitutionen gegründet, um die Schulgebühr für eine Privatschule bzw. die weiterbildende Schule zur Erlangung der Hochschulreife zu bezahlen. Dies spiegelt sich vor allem in der geringen Schulbesuchsrate von 23% der Senior Secondary Schulstufe wieder.

Tabelle 3.1: Schulbesuchsquote

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Schulbesuchsquote: UNESCO Institute for Statistics 2005; http://www.ibe.unesco.org] * V ergleicht die Anzahl der auf allen Bildungsstufen eingeschulten Schüler gleich welchen Alters mit dem Bevölkerungsanteil der für die jeweilige Bildungsstufe relevanten Altersgruppe. ** B erücksichtigt nur die altersgemäß eingeschulten Schüler.

4. Umweltbildungskampagne

4.1. Ziel

Das primäre Ziel dieser Kampagne ist es Ghanas Bevölkerung, exemplarisch für Westafrika, der Kultur angepasste Umweltbildungsmaterialien zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Aspekt zur Erfüllung dieses Primärziels ist, die Authentizität durch die Verwendung realer Schauplätze des Landes zu erhalten. Schüler und Lehrende sollen sich damit identifizieren können indem sie landestypische Bräuche, Orte und Umweltzusammenhänge erfahren.

Diese Umweltbildungsmaterialien sollen in Primary Schools (Grundschulstufe 1 bis 6) und Junior High Schools (Klassenstufe 7 bis 10, ähnlich Sekundarstufe zwei) sowohl in öffentlichen Schulen als auch in privaten Schulen eingesetzt werden. Neben Schulen sollen auch Kirchen, NROs und weitere Lehreinrichtungen mit Umwelt­bildungsprogrammen eingebunden werden. Ähnlich einer Fibel im deutschen Schulunterricht sollte, beginnend für die Kampagne, eine Lese- und Sachbuch erstellt werden. Grundlage zur Erstellung erster Materialien sind ingenieurwissen­schaftliche Analysen im abfallwirtschaftlichen und sozioökonomischen Sektor. Darauf aufbauend sollte ein Kampagnenschulbuch nach aktuellen pädagogischen und gestalterischen Erkennt­nissen sowie bisheriger Erfahrungen aus der Praxis entwickelt werden.

Anhand dieses Pilotvorhabens soll im gesamten Land die Haltung zu Abfall und den damit verbunden hygienischen Zusammenhängen verbessert werden. Neben der Einstellung zur Umwelt, möchte dieses Vorhaben auch den Wissensstand im Schulfach Umweltwissenschaften erhöhen und damit den Schulunterricht ergänzen. Besonders Kinder in öffentlichen oder privaten Schulen sowie Kirchenmitglieder und Teilnehmer von öffentlichen Hilfsprogrammen sollen dabei als Multiplikator dienen.

Unterstützend für eine nationale Umweltbildungskampagne soll die öffentliche Marke „Mama Ghana“[48] stehen. Mit ihr sollen weitere Themenbücher sowie Programme im öffentlichen Raum durchgeführt werden.

4.2. Konzept

4.2.1. Umweltsiegel

In Westafrika bzw. Ghana gibt es bisher kein nationales Umweltzeichen, wie es beispielsweise in Deutschland „Der blaue Engel“ ist. Unter einem solchen Zeichen soll der Stolz der Ghanaer auf ihre einzigartige Natur ausgedrückt werden. Das Thema „Nationale Umweltzeichen“[49] wurde bereits in einer Dissertation von Cornelia Becker-Lamers an der Bauhaus-Universität Weimar bearbeitet. In einer einzigartigen Übersicht zu den globalen Umweltzeichen und deren Hintergründen lieferte sie eine ausführliche Grundlage zur Erstellung einer Dachmarke für Ghana.

In Ghana sind sehr viele NROs und Bildungsinitiativen registriert, leider fehlt aufgrund starker Undifferenzierbarkeit eine zentrale, unabhängige Dachmarke für ihre Umweltbildung. Durch die vielen einzelnen Initiativen bleiben überregionale Wirkungen oft aus. Vorteile einer solchen Dachmarke bestehen nicht nur in der Bündelung unterschiedlicher Expertise, sondern auch in einem einheitlichen Er­scheinungsbild für die Bevölkerung Ghanas. Die Marke „Mama Ghana“ kann auch langfristig z.B. als ein Güte- bzw. Qualitäts­siegel für nachhaltigen und sanften Tourismus sowie für Unternehmungen, die recyclingfähige Verpackungen herstellen, durchgesetzt werden.[50]

Die Vorteile davon sind:

- Erschaffung einer Marke für nationale Kampagne
- Nationales Gütesiegel für saubere Umwelt und recyclingfähige Stoffe
- Bessere Koordination vieler NROs und Umweltinitiativen
- Authentischen emotionales Zeichen für Ghanaer
- Übergeordnete Symbolfigur der starken Stellung der Mütter in Ghana („Mutter Natur“)
- Einheitliches Zeichen für Schulunterricht und damit weiterer Kampagnen
- Sinnbild für die Natur und Tierwelt Ghanas

Nach einer sehr ausführlichen Recherche und vielen gestalterischen Entwürfen wurde das Logo für das nationale Vorhaben erstellt. In Abbildung 4.1. ist das Logo der Kampagne dargestellt.[51] In das Logo ist ein Baobab, ein typischer tropischer afrikanischer Baum sowie im oberen Teil der Schriftzug „Keep Clean“ und im zentralen Teil der Schriftzug „mamaghana“ eingebunden. Dieses Logo soll ein übergeordnetes Gütesiegel und Identifikations­merkmal für eine saubere Umwelt darstellen. Es besteht zusätzlich eine Chance ein nationales Umweltzeichen für die wachsende Verpackungs- bzw. Recyclingindustrie zu etablieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4.1: Umweltzeichen Mama Ghana

[Quelle: Stefan Trebbin, Diplomarbeit, Umweltbildungskampagne in Ghana, 2010, Bauhaus-Universität Weimar]

4.2.2. Interdisziplinäres Wirkungsdreieck

Die Entwicklung dieser Umweltbildungskampagne hat sich eine sehr starke und enge Zusammenarbeit zwischen Pädagogen, Ingenieuren sowie Illustratoren zum Ziel gesetzt. Jeder dieser Fachbereiche erfüllt eine wichtige Kompetenz um z.B. ein Schulbuch fundiert und nachhaltig zu erstellen. In Abbildung 4.2 ist dieses Wirkungsdreieck zwischen dem Ingenieurwesen, dem sozialpädagogischen und gestalterischen Fachbereich dargestellt. In diesem Projekt werden die inhaltlichen Grundlagen zu abfallwirtschaftlichen Erkenntnissen und umweltwissenschaftlichen Zusammenhängen durch den Ingenieurfachbereich abgedeckt. Im Detail waren dies wissenschaftliche Recherchen zu Sozioökonomie und Abfallwirtschaft in Ghana sowie zahlreiche Interviews mit Vertretern im Fachbereich vor Ort.

Dieses Wissen wird durch Gestalter bzw. durch den Fachbereich visuelle Kommu­nikation anschaulich gemacht, so dass es für Kinder in der vorgegebenen Zielgruppe genutzt werden kann.

Der pädagogische Fachbereich wirkte beratend im gesamten Prozess. Am Beispiel der Erstellung des Kampagnenbuches, waren dies Lehrer aus Ghana sowie Lehrer an einer anerkannten Umweltschule in Bramsche bei Münster.

Ausgebildete Fachkräfte in diesem Themenfeld konnten die Frage beantworten, ob bestimmte Illustrationen und Schriftformen zur Wissensvermittlung für das angestrebte Alter entsprechend sind. Zur Evaluierung des Schulbuches wurde dieses auch im Ministerium für Bildung geprüft: Im Anhang 11 ist das positive Ergebnis des Ghana Bildungsservice Centers und ein Unterstützungsschreiben des Ministeriums für Bildung beigefügt. Das Ministerium bestätigte die angestrebte Zielgruppe im Alter von 11 bis 16 Jahren. Im folgenden Abschnitt dieser Arbeit werden die Zielgruppen der nationalen Kampagne erläutert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4.2: Wirkungskreis für Umweltbildungskampagne [Quelle: Darstellung des Autors]

4.2.3. Zielgruppe

Als Zielgruppe der nationalen Bildungskampagne werden resultierend aus der Recherche die Schulstufen der „Upper Primary School“ und der „Junior High School“ definiert.

Die „Upper Primary School“ betrifft die Schulstufen fünf und sechs mit den durchschnittlichen Altersgruppen 11 bis 13 Jahre. Die „Junior High School“ umfasst die Schulstufe sieben bis neun mit den Altersgruppen 12 bis 16 Jahren.

Die Bildungskampagne möchte Schüler oder Seminarteilnehmer nicht überfordern jedoch auch nicht unterfordern. Bei einer Überforderung besteht ein Wissens­vermittlungskonflikt. Das heisst, dass die Schüler möglicherweise an der Materie interessiert sind, jedoch verstehen sie die Materie nicht im Ganzen sondern nur in Bruchteilen.

Daraus folgend kann sich die Motivation zur Materie verringern und somit langfristig schwer vermittelbar werden. In Abbildung 4.3 ist der direkte Bezug zwischen einem Unterricht der den Schüler überfordert bzw. unterfordert dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4.3: Forderung des Schülers im Unterricht

[Quelle: Darstellung des Autors]

Überforderung aufgrund der falschen Schulstufe, kann hervorgerufen werden durch:

- zu kleiner Schriftgröße
- falscher Schrifttyp
- fehlende Vorbildung
- fehlende Sprachkenntnisse der Schüler
- Geschwindigkeit der Wissensvermittlung

Eine Unterforderung bedeutet, dass die Schüler die Inhalte in großen Teilen kennen. Damit wird wertvolle Unterrichtszeit nicht genutzt, in welchen den Lernenden weiter­gehende Inhalt vermittelt werden könnten. Eine weitere Gefahr der Unterforderung ist der aktuelle Bezug und die damit verbundene Einstellung des Schülers zu einer Materie wie, z.B. Abfall im öffentlichen Raum. Vielen Kindern in Ghana ist die Ablagerung von Abfall im öffentlichen Raum bekannt. Es gilt also, Interesse in der jeweiligen Altersstufe aufzubauen. Die Lehrenden sollen anhand möglicher Wissens­detailstufen im Buch entscheiden können die Schüler zur fordern, sobald sie eine Unterforderung bemerken. Das niedersächsische Kerncurriculum für Grundschulen gibt eine Übersicht zu den Lernzielen der jeweiligen Klassenstufe. Dieses Beispiel zeigt, welche Inhalte den Schülern z.B. in den Themenbereichen Technik und Natur vermittelt werden sollen. In Tabelle 4.1 sind die erwarteten Kompetenzen im Bezug zu den Themen der nationalen Kampagne zusammengefasst.

Tabelle 4.1: Niedersächsisches Kerncurriculum für Grundschulen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Auszug aus Kerncurriculum Niedersachsen, 2003]

Im niedersächsischen Kerncurriculum sind wichtige erwartete Kompetenzen für den Bereich Wasser und Abfall in Grundschulklassen definiert. Diese Sachinhalte sollen eine Grundlage für die erwarteten Kompetenzen in den höheren Schulklassen in Ghana darstellen. Lehrpläne und Lernziele sind oft sehr unterschiedlich im interna­tionalen Vergleich.

Dies liegt vor allem in der Kultur und der Herkunft der einzelnen Regionen begründet. Aus Recherchen[52] in den Kindergärten und Interviews mit Lehrern in Ghana sind diese Kompetenzen bis in die Grundschulklassen sehr vergleichbar aufgestellt.

In Tabelle 4.2 ist ein Stundenplan eines öffentlichen Kindergartens dargestellt. Daraus lässt sich erkennen, dass bereits in der Kindergartenphase den Kindern vergleichbare Stundenpläne wie in ersten Grundschulstufen in Deutschland vorgelegt werden. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zur Nutzung der Kindergärten. Es ist nicht wie in Deutschland nahezu jedem Kind möglich einen Kindergarten zu besuchen, da die Gebühr für Familien oft nicht erschwinglich sind. Daraus ergibt sich ein großer Leistungsunterschied innerhalb der Grundschulklassen bzw. höheren Schulklassen aufgrund fehlender Grundkenntnisse.

Tabelle 4.2: Charakteristischer Kindergarten Wochenplan in Ghana

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[Quelle: Eigenes Foto aus Kindergarten in St.Barnabas Anglican School in Accra, 2008]

Für eine nationale Schulbuchkampagne ist es notwendig, so viele Kinder zur erreichen wie es möglich ist. Dabei stellen vor allem Ghanas Grundschulen mit knapp 12.500[53] Einrichtungen den größten Teil der Schulen des Landes dar.

Anhand des Unterrichts in den Schulen könnte damit der größte Bevölkerungsanteil Ghanas lt. Bevölkerungs­pyramide[54] angesprochen werden. Die Verteilungsorga­nisation sollte dann mit dem Ministerium sowie NROs gemeinsam durchgeführt werden.

4.2.4. Gestaltungskonzept

Um das Kampagnenbuch zu entwickeln wurden für das Vorhaben wichtige Parameter festgelegt.[55] In den Tabelle 4.3 und 4.4 sind die Hauptgestaltungs­parameter und erweiterten Parameter zur Erstellung des Buches zusammengefasst. Bei der Erstellung des Schulbuches wirken unterschiedliche Disziplinen zusammen, wobei jeder Fachbereich seine eigenen Schwerpunkte festlegt. Daher ist ein „ideales Buch“ das Ziel zur Gestaltung um alle Fachbereiche zu einem Konsens zu bringen.

Die wichtigsten Gestaltungsparameter sind unter anderen:

- Buchformat und Cover
- Navigation und Layout
- Schrift bzw. Abbildungen
- Fachwissen und Didaktik

Für den Umschlag des Buches wurde recycelter Karton mit 385 g/m² Gewicht ausge­wählt um das Innere des Buches für eine Dauernutzung langfristig zu schützen. Aus der Schulbuchrecherche von ghanaischen Schulbüchern wurde festgestellt, dass der Umschlag oft die Schwachstelle des Buches darstellt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist vor allem die Bindung des Buches, diese sollte stabil und wenig aufwändig sein.

[...]


[1] Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung - DSW (2010); http://www.dsw-online.de; Juli 2010; (digital)

[2] Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - BMU; http://www.bmu.de/abfallwirtschaft/downloads; Juli 2010

[3] Vgl. Bockelmann, Detlef (2004): Betriebliche Organisation und Finanzierung (digital)

[4] Vgl. United Nation– UN: Department of Economic and Social Affairs, (digital), Juli 2010

[5] Vgl. Körtel, Andre (2004): Entwicklungs- und Schwellenländer als abfallwirtschaftlicher Brennpunkt

[6] Vgl. World Health Organization - WHO (2010); http://www.who.int/, Juli 2010

[7] Nauber, Udo (2009): Abfallwirtschaftliche und sozioökonomische Analyse der Metropole Accra, Ghana, Erstellung eines internationalen Vergleichs der Abfallzusammensetzung in Accra

[8] Vgl. Ghanaweb (2010): Größtes ghanaisches Informationsportal, http://www.ghanaweb.com/GhanaHomePage/geography/city.php; Juli 2010

[9] Vgl. Accra Metropolitan Assembly; Medium Term Development Plan, 2006-2009, Ghana-Accra

[10] Vgl. Maxwell, Daniel (2000): Accra Studie 1998, Urban Livelihoods and Food and Nutrition Security in Greater Accra, Ghana - Research Report 112, Accra 2000

[11] Vgl.Kpodo, S.K.(2008), Präsentation zur Abfallwirtschaft in Ghana, Waste Department, 2008, Informationen (digital)

[12] Vgl. Nauber, Udo (2009): Abfallwirtschaftliche und sozioökonomische Analyse der Metropole Accra, Ghana, Seite 40, März 2009

[13] Vgl. Accra Metropolitan Assembly: Medium Term Development Plan, 2006-2009, Ghana-Accra

[14] Vgl. Nauber, Udo (2009): Abfallwirtschaftliche und sozioökonomische Analyse der Metropole Accra, in Ghana; März 2009, Seite 42

[15] Vgl. George, Freduah (2004): Problems of Solid Waste Management in Nima, University of Ghana, Accra 2004

[16] Accra Metropolitan Assembly: Medium Term Development Plan, 2006-2009, Ghana-Accra

[17] Vgl. George, Freduah (2004): Problems of Solid Waste Management in Nima, University of Ghana, Accra 2004

[18] Central Intelligence Agency - CIA: World Factbook (2006); https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook,Version

[19] Vgl.Kpodo, S.K.(2008), Präsentation zur Abfallwirtschaft in Ghana, Waste Department, 2008, Informationen (digital)

[20] Vgl. Accra Metropolitan Assembly; Sanitation and Waste Management Strategy, Ghana - Accra

[21] Vgl. Accra Metropolitan Assembly; Sanitation and Waste Management Strategy, Ghana - Accra Zweiter Teil

[22] Vgl. Thüringer Schulportal; http://www.schulportal-thueringen.de; Juli 2010

[23] Vgl. UNESCO Kommission e.V.: Bildung für nachhaltige Entwicklung Portal; http://www.bne-portal.de; Juli 2010

[24] Vgl. Deutscher Bundestag: Konzept Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung. Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Bonn 1998.

[25] Vgl. Grober, Ulrich (2010): Die Entdeckung der Nachhaltigkeit - Kulturgeschichte eines Begriffs, München 2010

[26] Vgl. Ritt, Thomas (2002): Soziale Nachhaltigkeit: Von der Umweltpolitik zur Nachhaltigkeit?

[27] Vgl. Bauer, Steffen (2008): Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. In Informationen zur politischen Bildung, Heft 287

[28] Vgl. Müller, Ullrich (2010): ANU - Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung e.V.; http://www.umweltbildung.de/195.html; Juli 2010

[29] Vgl. UNESCO Kommission e.V.(2010): Bildung für nachhaltige Entwicklung Portal; http://www.bne-portal.de; Juli 2010

[30] UNECE (2005): Strategie über die Bildung für nachhaltige Entwicklung, (digital), März 2005

[31] Vgl. Raaij, Dr. Roel v.(2010): Indikatoren für Bildung für nachhaltige Entwicklung; http://www.bne-portal.de; Juli 2010

[32] Zielgerichtetes Lernen außerhalb der Bildungseinrichtungen.

[33] Lernen außerhalb der Schule. Erlerntes Wissen bzw. Kompetenzen durch z.B. Ausübung eines Ehrenamtes oder generationsübergreifende Gespräche, durch nicht unbedingt zielgerichtetes Lernen.

[34] UNECE - United Nations Economic Comission for Europe; http://www.unece.org; Juli 2010

[35] Vgl. Östereichisches Portal zur Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (2010); http://www.umweltbildung.at; Juli 2010

[36] Vgl. Koordinationsstelle DEKADE Thüringen (2010); http://www.dekade-thueringen.de; Juli 2010

[37] Vgl.Bildung für nachhaltige Entwicklung Portal - Stichwort Thüringen; http://www.bne-portal.de; Juli 2010, digitaler Anhang

[38] Vgl. Kampagnen Kollektiv GmbH (2010); http://www.littering.ch; August 2010

[39] Heeb, Johannes; Hoffelner, Wolfgang (2004): Littering Zwischenbericht: Auswertung und Synthese aller Datenaufnahmen. Programm für Mensch, Gesellschaft und Umwelt, Basler Littering Studie – Teil 1, August 2010, Basel 2004

[40] Vgl. Curnow, Rob (1997): BIEC- Beverage Industry Environment Council: Understanding Littering Behaviour in Australia, Unterscheidung der Littering Typen, Pyrmont 1997

[41] Vgl. Foundation for Environmental Education - FEE; http://www.eco-schools.org; August 2010

[42] Vgl. Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung; http://www.umwelterziehung.de; August 210

[43] Grundschule Lingen-Bramsche; http://www.gs-bramsche.de; August 2010

[44] Initiative Bokemi in Ghana bei Accra; http://www.initiative-bokemi.de; August 2010

[45] Vgl. UNESCO: Profile of Education: Ghana, http://www.ibe.unesco.org; August 2010

[46] Vgl. Ghanaweb; http://www.ghanaweb.com; August 2010

[47] Vgl. Nauber, Udo (2009): Abfallwirtschaftliche und sozioökonomische Analyse der Metropole Accra, in Ghana; Bauhaus-Universität Weimar, März 2009

[48] „Mama Ghana“ wurde als übergeordneter Begriff für dieses Vorhaben erfunden. Er steht für die starke Stellung der Frau in ghanaischen Familien. Im übertragenen Sinn soll damit eine fürsorgliche Symbolfigur geschaffen werden.

[49] Vgl. Becker-Lamers, Dr.Cornelie (2007): Dissertation, Die nationalen Umweltzeichen - Zur Entstehung einer globalen Tradition, Bauhaus-Universität Weimar

[50] Vgl. Trebbin, Stefan (2009): Diplomarbeit, Umweltbildungskampagne in Ghana, Bauhaus-Universität Weimar, Dezember 2009,

[51] Das Mama Ghana Logo wird in der Diplomarbeit von Stefan Trebbin ausführlich erläutert. In seiner Arbeit werden vor allem die Beweggründe zur Entstehung und Erstellung des Logos nach gestaltungswissenschaftlichen Merkmalen näher gebracht. Beispielsweise die Wahl des Baobab Baums, welcher charakteristisch für tropisch-afrikanische Bäume ist. In dieser wissenschaftlichen Arbeit werden diese Teilaspekte nicht weiter betrachtet.

[52] Innerhalb des Rechercheaufenthalts in Ghana im Jahr 2009 wurden eine Vielzahl von Schulbüchern und weiteren Schulmaterialien aus Grundschulen analysiert. Diese können unter einer eigens dafür eingerichteten Internetadresse eingesehen werden.

[53] Vgl.Ghanaweb; größtes ghanaisches Informationsportal http://www.ghanaweb.com/GhanaHomePage/education; August 2010

[54] Vgl. Udo Nauber (2009), Abfallwirtschaftliche und sozioökonomische Analyse der Metropole, Studienarbeit, Accra, Ghana,2008

[55] Vgl. Maier, Robert (2010): Edumeres - Educational Media Research; Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Stichwort: „Was ist ein gutes Schulbuch?“, http://www.edumeres.net, Juli 2010

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842807013
DOI
10.3239/9783842807013
Dateigröße
1.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bauhaus-Universität Weimar – Bauingenieurwesen
Erscheinungsdatum
2010 (November)
Note
1,0
Schlagworte
nachhaltigkeit schulbuch abfallwirtschaft schulsystem afrika
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Titel: Umweltbildung an Schulen in Ghana
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