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Konzeption und Implementierung von multimedialen Lehrveranstaltungen im Rahmen der Hochschullehre

©2009 Diplomarbeit 165 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Heutzutage prägen Begriffe wie ‘E-Business’, ‘E-Commerce’ oder auch ‘E-Mail’ den Lebensalltag vieler Menschen auf der Welt. Alle Begriffe mit dem großen ‘E-’ am Wortanfang, weisen gegenwärtig auf den ausgedehnten und erfolgreichen Einsatz moderner Technologien hin. Im Bereich der Aus- und Fortbildung ist dies nicht anders. Wegen der riesigen Bandbreite an unterschiedlichen Lernansätze und Methoden, welche in facettenreicher Form mit modernen Lerntechnologien in das Lerngeschehen eingebunden werden, hat sich das E-Learning im Bereich der Schul- und Hochschulausbildung sowie im Aus- und Fortbildungsbereich für Erwachsene einen Namen gemacht.
Gerade im Zusammenhang mit der Planung und Durchführung von Unterrichtsstunden an einer Schule oder von Lehrveranstaltungen an einer Hochschule bzw. an einer Universität, wird der Einsatz von E-Learning Methoden kontinuierlich gesteigert. Unabhängig von Ort und Zeit, kann der Lernende mit Hilfe von multimedial aufbereiteten Lerninhalten, nach seinen persönlichen Bedürfnissen und Lerngeschwindigkeiten an das Neue heranführen. Diese Art des elektronischen Lernens ist jedoch erst dann sinnvoll, wenn bei der Planung des Lernangebots Präsenzveranstaltungen mit eingeplant werden. Diese Form des Lernens wird als Blended-Learning bezeichnet.
Die Konzeption und Einführung einer erfolgreichen Blended Learning-Veranstaltung erfordert eine hohe Kompetenz und ist gleichzeitig mit einem immensen Arbeitsaufwand verbunden. Das Ziel einer Blended Learning-Veranstaltung ist es, dass Teilnehmern selbstständig ihren Lernprozess planen und gestalten und gleichzeitig die Möglichkeit haben, die während des Lernprozesses erarbeiteten Lehrinhalte, durch Präsenzveranstaltungen zu vertiefen. Dafür müssen im Voraus Vorlesungsinhalte, Übungen und Tests medien- und zielgruppengerecht vorbereitet und geplant, Möglichkeiten zur Kommunikation und Zusammenarbeit eingerichtet sowie die elektronische Lernumgebung angepasst und eingestellt werden. Bei Letzterem genügt es jedoch nicht, eine Menge an Informationen, den Studierenden online bereitzustellen. Damit gewährleistet werden kann, dass der Teilnehmer durch die Nutzung des Online Angebotes seine Wissensbasis erweitern kann, muss das Informationsmaterial didaktisch aufbereitet und die Besonderheiten der Lehrumgebung berücksichtig werden. Damit die Blended-Learning Methoden die Denk-, Arbeits- und Lernweisen der Teilnehmer effektiv verändern können, muss die Motivation […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Marius Schönberger
Konzeption und Implementierung von multimedialen Lehrveranstaltungen im Rahmen
der Hochschullehre
ISBN: 978-3-8428-0469-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule Kaiserslautern, Kaiserslautern, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Diese Diplomarbeit ist gewidmet an
Hermann Cit
,,Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt,
der froh von ihren Taten, ihrer Größe,
den Hörer unterhält und, still sich freuend,
ans Ende dieser schönen Reihe sich geschlossen sieht"
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Inhaltsverzeichnis III
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... VI
Tabellenverzeichnis... VIII
Abkürzungsverzeichnis ... IX
1
Einleitung und Vorwort ... 1
2
Die Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences ... 5
3 Lehr- und Lerntheorien ... 7
3.1 Grundlagen der Didaktik ... 7
3.1.1 Der Begriff Lehren ... 8
3.1.2 Der Begriff Lernen ... 10
3.1.3 Die kognitiven Fähigkeiten des Menschen
...
11
3.2 Lehr- und Lernmethoden ... 17
3.2.1 Die Lehrmethoden und -theorien ... 17
3.2.2 Die Lernmethoden und -theorien ... 20
4
Potenziale der neuen Lernmedien für die Hochschullehre ... 28
4.1
Grundlagen der Mediendidaktik ... 28
4.1.1
Medien
und
Multimedia
...
29
4.1.2 Mehrwert neuer Medien ... 34
4.1.3 Leistungsmerkmale der Neuen Lernmedien im
Hochschulbereich ... 37
4.2
Klassische Unterrichtsmethoden ... 39
4.3
E-Learning ... 43
4.3.1
E-Learning
als
Oberbegriff
computer- und internetbasierter
Lehr- und Lernangebote ... 43
4.3.2 Strategien des E-Learnings ... 46
4.3.3
Systeme und Werkzeuge des E-Learnings ... 47
4.3.4
Lernprozesses während des E-Learnings ... 48

Inhaltsverzeichnis IV
4.4
Blended Learning ... 49
4.4.1
Begriffserklärung und Ziele des Blended-Learning ... 50
4.4.2
Grundkonzeption des Blended-Learning ... 51
4.4.3
Die Anpassung der Blended-Learning-Methode an den
Hochschulunterricht ... 53
5
Architektur für multimediale Lehre ... 57
5.1
Computernetzwerke ... 57
5.2
Architektur von netzbasierten Lernumgebungen ... 58
5.3
Die Lernumgebung BBCE6 ... 60
6
Konzeption und Realisierung der Lehrveranstaltung ,,Datenbankentwurf und
-management" ... 65
6.1
Die Vorlesung ,,Datenbankentwurf und -management" ... 65
6.1.1
Allgemeiner Ablauf der Blended-Learning-Vorlesung 2008 ... 66
6.1.2
Probleme während der Testphase ... 67
6.2
Konzept- und Realisierungsphase ... 70
6.2.1
Konzept und Realisierungsmaßnahmen zur Aufbereitung der
Lerninhalte ... 70
6.2.2
Konzept und Realisierungsmaßnahmen zur Verbesserung der
Kursstruktur ... 76
6.2.3
Konzept und Realisierungsmaßnahmen zur Einführung von
kommunikationsorientierten Werkzeugen ... 78
6.2.4
Konzept und Realisierungsmaßnahmen für die digitale
Bereitstellung von Übungsaufgaben ... 86
6.2.5
Konzept und Realisierungsmaßnahmen zur Erstellung von
Wissensfragen... 94
6.2.6
Verknüpfung der einzelnen Konzepte ... 101
7
Durchführung der Lehrveranstaltung ,,Datenbankentwurf und -
management" ... 103
7.1
Zeit- und Terminplanung der Blended-Learning-Vorlesung ... 103
7.2
Ablauf der E-Learning-Veranstaltung ... 105

Inhaltsverzeichnis
V
7.2.1
Administration der Lernumgebung BBCE6 ... 105
7.2.2
Testerstellung mittels BBCE6 ... 107
7.3
Ablauf der Präsenzveranstaltungen ... 110
7.3.1
Durchführung der Übungsvorlesungen ... 111
7.3.2
Beschreibung der elektronischen Hilfsmittel für die Lösung der
Übungsaufgaben ... 112
7.3.3
Anfertigung der übungsbezogenen Lehrvideos ... 113
7.3.4
Durchführung der freiwilligen Bonustests ... 116
7.4
Umsetzung der Online-Vorlesungen ... 117
7.5
Durchführung der schriftlichen Prüfung ... 119
8
Ergebnisse der Blended-Learning-Veranstaltung ... 121
8.1
Evaluation der Online-Vorlesung ... 121
8.1.1
Aufbau des Online-Fragebogens ... 122
8.1.2
Auswertung des Online-Fragebogens... 122
8.2
Auswertung der Prüfungsleistungen ... 123
8.2.1
Ergebnisse der Online-Tests ... 123
8.2.2
Ergebnisse der freiwilligen Bonustests ... 123
8.2.3
Gegenüberstellung der Testergebnisse ... 123
9
Fazit ... 125
Anhang ... X
Literaturverzeichnis... XI

Abbildungsverzeichnis
VI
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Das Mehr-Speicher-Modell ... 16
Abb. 2: Die Aufgaben und Aktivitäten der Lehrmethoden ... 18
Abb. 3: Die sechs Lernmethoden ... 21
Abb. 4: Das Stimulus-Response-Modell ... 23
Abb. 5: Das SR-Modell aus der Sicht des Kognitivismus ... 24
Abb. 6: Das Modell des Konstruktivismus ... 25
Abb. 7: Merkmalskategorien von Basismedien ... 29
Abb. 8: Beziehung zwischen Multi- und Telemedien ... 32
Abb. 9: Sozialformen in traditionellem Unterricht ... 38
Abb. 10: Einsatz methodischer Unterrichtselemente ... 40
Abb. 11: Einsatzbereiche von CBT und WBT ... 43
Abb. 12: Das St. Galler E-Learning Referenzmodell ... 44
Abb. 13: Das Grundkonzept des Blended-Learning ... 50
Abb. 14: Das L-Referenzmodell ... 52
Abb. 15: Zugriff auf einen Bildungsserver im Client/Server-Modell ... 57
Abb. 16: Beispiel-Ansicht eines Kursmoduls in BBCE6 ... 60
Abb. 17: E-Learning-Struktur der Datenbank Vorlesung 2008 ... 67
Abb. 18: Beispiel Online-Lerninhalt im BBCE6 von 2008 ... 69
Abb. 19: Der Datei-Manager im BBCE6 ... 71
Abb. 20: Selektive Freigabe der Learning-Einheiten im Online-Kurs ... 72
Abb. 21: Beispiel Online-Lerninhalt im BBCE6 von 2009 ... 73
Abb. 22: Startseite des Datenbanken Online-Kurses 2009 ... 75
Abb: 23: Forenübersicht des Online-Kurses in BBCE6 ... 77
Abb. 24: Chatroom und Whiteboard in BBCE6 ... 78
Abb: 25: Ausrüstung und Ablauf der Online-Vorlesung ... 79
Abb. 26: Wimba Setup Wizard ... 81
Abb. 27: Die Wimba Live-Classroom Übersicht ... 82
Abb. 28: Der SQL-Editor der MySQL-Umgebung ... 89
Abb. 29: Beispiel PHP-Datenbankeinbindung in Notepad++ ... 90
Abb. 30: Beispiel für eine Multiple-Choice-Frage ... 93
Abb. 31: Beispiel für einen Lückentext und eine Kurzantwort ... 94
Abb. 32: Beispiel für eine Freitextfrage ... 95
Abb. 33: Gesamtkonzept des Blended-Learning-Kurses, Teil E-Learning ... 99
Abb. 34: Beispiel für eine Bekanntmachung ... 102
Abb. 35: Übersicht E-Learning-Test 01 ... 106
Abb. 36: Testerstellungs-Manager - E-Learning-Test 01, Frage 3 ... 107
Abb. 37: Online-Evaluation ­ Beispiel Multiple-Choice-Frage ... 120
Abb. 38: Online-Evaluierung - Ergebnis der siebten Frage ... 123

Abbildungsverzeichnis
VII
Abb. 39: Notenspiegel Online-Test ... 128
Abb. 40: Notenspiegel freiwilliger Bonustest ... 128
Abb. 41: Allgemeiner Ablauf der Datenbank Vorlesung 2008 ... X
Abb. 42: Beispiel ERM-Übung ... XI
Abb. 43: Beispiel Relationenmodell Übung ... XII
Abb. 44: Gesamtkonzept DBEM-Vorlesung 2009 ­ Übersicht ... X
Abb. 45: Gesamtkonzept DBEM-Vorlesung 2009 ­ E-Learning ... XI
Abb. 46: Gesamtkonzept DBEM-Vorlesung 2009 ­ Präsenzphase ... XII
Abb. 47: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 1 ... X
Abb. 48: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 2 ... X
Abb. 49: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 3 ... XI
Abb. 50: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 4 ... XI
Abb. 51: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 5 ... XI
Abb. 52: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 6 ... XII
Abb. 53: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 7 ... XII
Abb. 54: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 8 ... XII
Abb. 55: Auswertung Online-Evaluierung ­ Frage 9 ... XIII
Abb. 56: Erstellung eines Lehrvideos ... X

Tabellenverzeichnis
VIII
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Terminplanung E-Learning-Einheiten ... 70
Tab. 2: Terminplanung Live-Classroom-Vorlesungen ... 80
Tab. 3: Terminplanung der Datenbank Übungen ... 92
Tab. 4: Terminplanung E-Learning-Tests ... 97
Tab. 5: Terminplanung Freiwillige Bonustests ... 98
Tab. 6: Zeitaufwand für die Erstellung eines Lehrvideos ... 113
Tab. 7: Notenverteilung der Klausur DBEM ... 117
Tab. 8: Ergebnisse des 11. Online-Tests ... 126
Tab. 9: Ergebnisse des ersten freiwilligen Bonustests ... 127

Abkürzungsverzeichnis
IX
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
ATM
Asynchronous Transfer Mode
Avi
Audio Video Interleave
BBCE6
Blackboard Campus Edition Version 6
BPMN
Business Process Modeling Notation
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CBT
Computer Based Training
CCIDT
Competence Center Instructional Design in Technology
d.h.
das heißt
DBEM
Datenbankentwurf und -management
DBMS
Datenbank-Management-System
Email
elektronische Post
ERM
Entity-Relationship-Modell
FH-Infosystem Fachhochschul-Informationssystem
ggf.
gegebenenfalls
http
Hypertext Transfer Protokoll
IP
Internet Protokoll
JIT
Just-in-Time
Mp3
MPEG-1 Audio Layer-3
Mpeg
Moving Pictures Expert Group
MS
Microsoft
PC
Personal-Computer
PDF
Portable Document Format
PHP
PHP Hypertext Preprocessor
RJ45
Registered Jack 45 (genormte Buchse Standard 45)
SQL
Structured-Query-Language

Abkürzungsverzeichnis
X
SS
Sommersemester
Tab.
Tabelle
TCP
Transfer-Communication-Protokoll
UML
Unified-Modeling-Language
usw.
und so weiter
VCRP
Virtueller Campus Rheinland-Pfalz
Wav
Wav Sound File Format
WBT
Web Based Training
www
World Wide Web
z.B.
zum Beispiel

Einleitung und Vorwort
1
1
Einleitung und Vorwort
Heutzutage prägen Begriffe wie ,,E-Business", ,,E-Commerce" oder auch ,,E-
Mail" den Lebensalltag vieler Menschen auf der Welt. Alle Begriffe mit dem
großen ,,E-" am Wortanfang weisen gegenwärtig auf den ausgedehnten und
erfolgreichen Einsatz moderner Technologien hin. Im Bereich der Aus- und
Fortbildung ist dies nicht anders. Wegen der riesigen Bandbreite an unter-
schiedlichen Lernansätzen und Methoden, welche in facettenreicher Form mit
zeitgemäßen Lerntechnologien in das Lerngeschehen eingebunden werden, hat
sich das E-Learning im Bereich der Schul- und Hochschulausbildung sowie in
der Erwachsenenaus- und -fortbildung einen Namen gemacht.
Gerade im Zusammenhang mit der Planung und Durchführung von Unter-
richtsstunden an einer Schule oder von Lehrveranstaltungen an einer Hoch-
schule bzw. an einer Universität, wird der Einsatz von E-Learning Methoden
kontinuierlich gesteigert. Mit Hilfe von multimedial aufbereiteten Lerninhalten
können Lernende selbstständig und unabhängig von Ort und Zeit an das Neue
herangeführt werden. Das elektronische Lernen ist erst dann sinnvoll, wenn bei
der Erstellung des Lernangebots zusätzliche Präsenzveranstaltungen mit ein-
geplant werden. Diese Form des Lernens wird als Blended-Learning bezeich-
net.
Die Konzeption und Einführung einer erfolgreichen Blended-Learning-
Veranstaltung erfordert ein hohes Maß an Kompetenz und ist gleichzeitig mit
einem immensen Arbeitsaufwand verbunden. Die selbstständige Planung und
Gestaltung des Lernprozesses und die Vertiefung und Wiederholung der erar-
beiteten Lerninhalte durch die Teilnehmer an den Präsenzveranstaltungen bil-
den die Ziele des Blended-Learning. Hierfür müssen im Voraus die Vorle-
sungsinhalte, Übungen und Tests medien- und zielgruppengerecht geplant,
vorbereitet und an die elektronische Lernumgebung angepasst sowie Möglich-
keiten zur Kommunikation eingerichtet und getestet werden. Die Besonderhei-
ten der Lernumgebung müssen im Bezug auf die didaktische Aufbereitung des
Lern- und Informationsmaterials berücksichtigt werden. Die richtige Anwen-
dung und Nutzung der Blended-Learning-Methode steigert effektiv die Denk-,
Arbeits- und Lernprozesse der Teilnehmer.
Diese Diplomarbeit über die Konzeption und Implementierung einer multime-
dialen Lehrveranstaltung, entstand während des Sommersemesters (SS) 2009
an der Fachhochschule Kaiserslautern, Standort Zweibrücken. In dieser Zeit
wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Mitarbeit im Bereich des Content
Managements und der Administration eines Online-Studienkurses die Lernin-
halte des Studienfachs ,,Datenbankentwurf und -management" organisiert und
durchgeführt.

Einleitung und Vorwort
2
Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der Fokus im ersten Teil
fällt zunächst auf die theoretische Ausarbeitung von multimedialen Lehrver-
anstaltungen. In diesem Zusammenhang erfolgt neben der Angabe aufschluss-
reicher Lerndefinitionen und der Analyse geläufiger Lerntheorien, die Erläute-
rung des Begriffs ,,Neue Lernmedien". Die aufgrund der neuen Lernmedien
entstandenen Potenziale für die Hochschullehre werden in einem weiteren Ka-
pitel näher erläutert. Zuvor erfolgt ein kurzer Überblick über die Geschichte
der Fachhochschule Kaiserslautern und die von der Fachhochschule angebote-
nen Fachbereiche. Den Lesern soll im ersten Kapitel weiterhin deutlich ge-
macht werden welcher technische Aufwand betrieben werden muss damit mul-
timediales Lernen im Netz durchgeführt werden kann.
Der zweite Teil bezieht sich auf die praktische Anwendung einer multimedia-
len Lehrveranstaltung an der Fachhochschule Kaiserslautern, Standort Zweib-
rücken. Hierfür wird zunächst auf die Konzeption und Realisierung der Lehr-
veranstaltung ,,Datenbankentwurf und -management" eingegangen. Hierbei
liegt der Schwerpunkt in der Anwendung einer elektronischen Lernumgebung
und in der Kombination dieser mit den Lerninhalten des Studienfaches ,,Daten-
bankentwurf und -management". Des Weiteren soll der Einsatz und die Umset-
zung der Blended-Learning-Methode im Rahmen der Hochschullehre verdeut-
licht werden. Eine Auswertung über den Erfolg der Blended-Learning-
Veranstaltung wird am Ende des zweiten Teils durchgeführt. Ein Schlussfazit
rundet diese Arbeit mit den gewonnenen Erkenntnissen ab.
Welche Informationen können die Leser aus dieser wissenschaftlichen Arbeit
entnehmen? Durch schnelles Abwägen, der in diesem Manuskript niederge-
schriebenen Vor- und Nachteile des E-Learnings kann der Leser entscheiden,
welche E-Learning-Methoden er in seinem Umfeld bevorzugt einsetzen sollte.
Weiterhin wird beschrieben, wie Blended-Learning die Vorteile von Online-
und Präsenzveranstaltungen verbindet. Den Leser erwartet weiter, eine Be-
schreibung über den technischen Aufbau von E-Learning-Netzwerken und den
dazu nötigen Einsatz von Hard- und Software. Ferner erhalten Ausbilder,
Lehrkräfte und Lernende einen Überblick über den Einsatz und die Leistungs-
fähigkeiten der neuen Lernmedien im Bereich der Aus- und Weiterbildung.
Besonders soll an dieser Stelle der Einsatz und die Durchführung von Online-
Vorlesungen genannt werden. Die in dieser Arbeit gegebene Anleitung zur
Erstellung von Lehrvideos enthält nützliche Angaben über die dazu benötigte
Software und Audiotechnik.
Vorab sollen einige Bereiche abgegrenzt werden, um die Ziele dieser Diplom-
arbeit ausführlicher zu definieren. Diese Arbeit dient nicht dazu, einen umfas-
senden und tiefgründigen Einblick über den Aufbau des menschlichen Orga-

Einleitung und Vorwort
3
nismus zu geben. Im Mittelpunkt steht viel mehr das Lern- und Lehrverhalten
des Menschen im Bezug auf die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns. Wei-
terhin werden die Lehrtheorien und -methoden wie sie von der Psychologie
und Didaktik definiert werden, nicht betrachtet. ,,Neue Medien" bieten auch im
Bereich der Politik, Wirtschaft, Kunst und Geschichte Anwendung, werden
aber im Rahmen dieser Arbeit nur im Bezug auf den Einsatz in der Lehre näher
betrachtet. Die Effektivität von Lernumgebungen wird ebenfalls nicht er-
forscht, da dies den Rahmen der Diplomarbeit sprengen würde. Zu guter Letzt
werden bei der Auswertung der Blended-Learning-Vorlesung keine statisti-
schen Methoden wie z.B. Varianz, Streuung oder Interquartilabstand zum Ein-
satz kommen. Es wird sich nur auf die Anzahl der durch die Teilnehmer abge-
gebenen Antworten konzentriert.
Der Dank geht an alle Beteiligte der Fachhochschule Kaiserslautern Fachbe-
reich Betriebswirtschaft, die tatkräftig bei der Ausarbeitung der Lehrinhalte
mitgeholfen haben. Besonderen Dank gilt Herrn Prof. Dr. Christian Aichele
und Herrn Andreas Heß für die stetige und engagierte Unterstützung und Be-
treuung während dieser Diplomarbeit. Weiterer Dank geht an Iris Magin, die
bei der Vertonung der Lehrvideos geholfen hat. Zu guter Letzt geht der Dank
an die Teilnehmer des Studienfaches ,,Datenbankentwurf und -management",
für die sehr gute Zusammenarbeit bei der Durchführung der Übungen, der On-
line-Vorlesungen und der Evaluation der Online-Vorlesung sowie für die vie-
len konstruktiven Vorschläge während des Semesters.
Einen besonderen Dank geht an meinen Eltern, für die finanzielle Unterstüt-
zung meines Studiums.
Marius Schönberger, im Juli 2009

I
Theoretische Ausarbeitung von multimedialen
Lehrveranstaltungen

Die Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences
5
2
Die Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of
Applied Sciences
Die Fachhochschule Kaiserslautern zählt mit ihren Studienorten Kaiserslautern,
Pirmasens und Zweibrücken zu einem der ansehnlichsten Bildungseinrichtun-
gen des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Über 5000 Studierenden wird der Zu-
gang zu einer akademischen Aus- und Weiterbildung, einem praxisorientiertem
Arbeiten und Lernen sowie einer anwendungsorientierten Forschung und Ent-
wicklung ermöglicht. Die genannten Aufgabenschwerpunkte leben von einem
intensiven Dialog mit der Wirtschaft und prägen das Profil der Hochschule.
Neben den über 30 anwendungsorientierten Studiengängen aus den Bereichen
Technik, Wirtschaft, Informatik und Gestaltung, können die Studierenden ihr
Studienangebot durch ein Studium an einer ausländischen Partnerhochschule,
z.B. in Australien, USA, Schweden oder Griechenland erweitern. Im Rahmen
eines berufsintegrierten Studiums können viele Studiengänge durchgeführt und
absolviert werden.
1,
2
Die Fachhochschule Kaiserslautern entstand aus der ehemaligen Staatlichen
Ingenieurschule in Kaiserslautern. In den Anfängen wurde zuerst eine inge-
nieurwissenschaftliche Aus- und Fortbildung angeboten. Nach und nach wur-
den die ausgereiften Ausbildungen der Ingenieurschule durch fachübergreifen-
de Arbeitsweisen ergänzt.
3
In Pirmasens entstand aufgrund regionaler Entwicklungen ein entsprechend
angepasstes Studienangebot. Zusammengefasst im Fachbereich Angewandte
Logistik- und Polymerwissenschaften werden am Campus Pirmasens die Ba-
chelorstudiengänge Produkt- und Prozess-Engineering und Technische Logis-
tik angeboten.
4
Der Campus Zweibrücken entstand im Zuge eines Konversionsprojekts auf
dem ehemaligen Kasernengelände am Kreuzberg in Zweibrücken. Durch Neu-
bauten und Renovierungsarbeiten an den alten Kasernengebäuden wurde 1994
eine der modernsten Hochschulen Deutschlands fertiggestellt.
Die Fachberei-
che Betriebswirtschaft sowie Informatik und Mikrosystemtechnik bieten den
1
Vgl. Fachhochschule Kaiserslautern: Internationales. http://www.fh-
kl.de/fachbereiche/alp/dev/fachbereich/internationales.html, Abruf am 04.06.2009
2
Vgl. Schohl, S.: Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences.
http://www.zirkl.de/Unternehmen/bildung/fh, Abruf am 04.06.2009
3
Vgl. Schohl, S.: Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences.
http://www.zirkl.de/Unternehmen/bildung/fh, Abruf am 04.06.2009
4
Vgl. Fachhochschule Kaiserslautern: Internationales. http://www.fh-
kl.de/fachbereiche/alp/dev/fachbereich/internationales.html, Abruf am 04.06.2009

Die Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences
6
Studierenden ein attraktives Studienangebot mit Studiengängen aus den Berei-
chen Mittelstandsökonomie, Technische Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinfor-
matik, Medieninformatik, Angewandte- und Medizintechnische-Informatik,
Mikrosystemtechnik und Applied Life Sciences.
5,
6
Verteilt über die Zweigstellen der Fachhochschule Kaiserslautern befinden sich
neben den Fachbereichen folgende Kompetenzzentren und Institute:
7
· Transferstelle für Automatisierungs-, Mess- und Sensortechnik
· Kompetenzzentrum Mechatronische Systeme
· Kompetenzzentrum Produktionsintegrierter Umweltschutz / Nachwach-
sende Rohstoffe
· Competence Center Instructional Design in Technology (CCIDT)
· ed-media - Institut für Innovation in Bildungs- und Unternehmenspro-
zessen
Dieses Kapitel stellt eine kurze Zusammenfassung über die Historie, Studienor-
te und -gänge der Fachhochschule Kaiserslautern dar. Gleichzeitig konnte ein
grober Einblick in das Arbeitsumfeld, aus dem diese Diplomarbeit hervorgeht,
ermöglicht werden. Im nächsten Kapitel erfolgt die Betrachtung der unter-
schiedlichen Lehr- und Lerntheorien. Ziel des folgenden Kapitels ist es, fun-
damentales Wissen über das Lernen und Lehren sowie die Theorien und Me-
thoden des Lehrens und Lernens zu vermitteln.
5
Vgl. Schohl, S.: Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences.
http://www.zirkl.de/Unternehmen/bildung/fh, Abruf am 04.06.2009
6
Vgl. Fachhochschule Kaiserslautern: Fachbereich Betriebswirtschaft. http://www.fh-
kl.de/?id=25, Abruf am 05.06.2009
7
Vgl. Schohl, S.: Fachhochschule Kaiserslautern ­ University of Applied Sciences.
http://www.zirkl.de/Unternehmen/bildung/fh, Abruf am 04.06.2009

Lehr- und Lerntheorien
7
3
Lehr- und Lerntheorien
Dem Verständnis für die Lehr- und Lerntheorien müssen die Grundlagen und
Definitionen des Lehren bzw. Lernens vorausgehen, welche im folgenden kapi-
tel ausführlich dargelegt werden. Des Weiteren werden neben den Methoden
der Didaktik auch die Techniken definiert sowie Bezüge zu deren Einsatz in
der Praxis hergestellt. Für das Planen und Einführen von Blended-Learning-
Veranstaltungen ist es weiterhin von Nöten die Theorien des Lehrens und Ler-
nens verstanden zu haben. Aus diesem Grund werden im letzten Teil dieses
Kapitels die Lehr- und Lerntheorien genauer betrachtet.
3.1
Grundlagen der Didaktik
Keine andere Lebensform auf diesem Globus praktiziert derart komplizierte
und vielfältige Kommunikationsformen wie der Mensch. In der Natur scheint
keine weitere Lebensart in der Lage zu sein seine Zivilisation durch permanen-
te Weiterentwicklung und durch die ständige Anhäufung von Wissen, auf
Grund von erlangten Informationen oder Erfahrungen, unaufhörlich weiter zu
entwickeln. Die Grundlage dieses Lern- und Lehrverhaltens bildet das komple-
xeste Organ des menschlichen Organismus: das Gehirn.
8
Die Hauptaufgabe des Gehirns besteht darin für das Überleben des Organismus
zu sorgen. Neben dieser primären Aufgabe reguliert und steuert das Gehirn alle
Lebenserhaltungssysteme und gibt dem Menschen die Fähigkeit psychische
Leistungen durchzuführen.
9
Durch die beachtliche Entwicklung des Gehirns
über Millionen von Jahren hinweg sind wir heute in der Lage ein Vielfaches
mehr an Informationen aufzunehmen und zu speichern als unsere Vorfahren.
Anthropologen haben herausgefunden, dass vor ca. drei Millionen Jahren ein
ausgewachsener Australopithecus ein Hirnvolumen von etwa 500 bis 600 cm³
aufwies und dem Hirnvolumen eines Schimpansen ähnelte. Das Hirnvolumen
des Homo erectus verdoppelte sich bereits zwei Millionen Jahre später und
wies eine Masse von etwa 1000 cm³ auf. Eine weitere Million Jahre später ver-
fügte der Homo erectus bereits von einem Gehirnvolumen von ca. 1400 bis
1700 cm³.
10
8
Vgl. Max-Planck-Gesellschaft: Evolution des Lernens.
http://213.155.73.172/tvsender/stations/mpg/index.asp?VideoNr=228&player=2, Abruf am
2009-05-17
9
Vgl. Kitzinger, M.: Die Evolution des Gehirns. http://www.gehirn-
evolution.de/EVOLUTION_BRAIN.htm, Abruf am 2009-05-20
10
Vgl. Pritzel, M.; Brand, M.; Markowitsch, H. J.: Gehirn und Verhalten. Ein Grundkurs der
physiologischen Psychologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, S. 1

Lehr- und Lerntheorien
8
Die Evolution des Menschen hat somit dazu beigetragen, ein im Laufe der Zeit
leistungsfähiges und ökonomisches Gehirn zu entwickeln. Durch das Gewin-
nen von Erfahrungen sowie dem ansammeln von Wissen hat der Mensch ge-
lernt sich seiner Umwelt anzupassen und die Elemente und Gegebenheiten der
Welt zu nutzen. Entscheidend hierfür war das Zusammenwirken von geneti-
schen Funktionen, Umwelteinflüssen und der Selbststeuerung des Menschen.
Nur durch die Entwicklung der Persönlichkeit sowie dem ständigen Lehren und
Lernen wurde der Mensch in seiner Art einzigartig.
11
In diesem Kapitel werden die Grundlagen des Lehrens und des Lernens be-
schrieben sowie wichtige Funktionen, Formen und Methoden analysiert. Wei-
terhin wird die Notwendigkeit der vom Gehirn ausgehenden kognitiven Fähig-
keiten für die Lehre und das Lernen erörtert.
3.1.1
Der Begriff Lehren
Das Wort lehren stammt zum einem etymologisch von dem gotischen Verb
,,laisjan", was zu Deutsch ,,wissen machen" bedeutet und zum anderen aus dem
althochdeutschen Wort ,,lerren" ab und hat den Sinn von ,,auf die Spur gehen,
erwandern, erfahren". Das Lehren kann je nach Sichtweise unterschiedlich
definiert werden. Steindorf beschreibt das Lehren als das Mitteilen von Wissen
oder dem Vormachen von Fertigkeiten. Abgeleitet von dieser Definition spricht
Steindorf davon, dass im Vordergrund immer ein Könner oder ein Fähigerer
steht, der sein Wissen und seine Kenntnisse anderen vorträgt. Diese nehmen
die übertragenen Informationen auf oder ahmen die aufgezeigten Handlungsab-
läufe nach.
12
Nach Schröder ist das Lehren ein Verhalten, welches Erfahrungen
mit der Absicht Lernen zu bewirken, vermittelt. Anhand dieser Begriffserklä-
rung beschreibt er das Lehren als kommunikationsorientierten und lernorien-
tierten Prozess. Die Hauptabsicht der kommunikationsorientierten Lehre ist es
durch Aufbau eine Kommunikation mit dem Lernenden, den Lehrprozess be-
wusst und absichtlich zu vollziehen. Das Ziel der lernorientieren Lehre ist es
Lernwirksamkeit zu erzielen, von deren Effektivität die Lehrmaßnahme be-
stimmt wird.
13
11
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2003, S. 195 ff
12
Vgl. Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens, 5. Auflage, Klinkhardt, Bad
Heilbrunn 2000, S. 39
13
Vgl. Schröder, H.: Lernen-Lehren-Unterricht, 2. Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag,
München 2002, S. 59

Lehr- und Lerntheorien
9
Die aufgeführten Definitionen des Lehrens beziehen sich vorrangig auf die
Vermittlung von Wissen. Dennoch verschieben sich die Schwerpunkte der
Aussagen in unterschiedliche Richtungen. Anhand der drei Entwicklungspha-
sen der Lehrkompetenz, die von Winkler analysiert wurden, lassen sich die
heterogenen Sichtweisen von Schröder und Steindorf erklären. In der ersten
Entwicklungsphase wird der Fokus auf den Lehrenden selbst gerichtet. Dabei
wird untersucht, wie der Lehrende den Lehrstoff beherrscht und ob er als Lehr-
person von den Lernenden akzeptiert wird. Gleichzeitig wird die Art und Wei-
se des Lehrens hinterfragt und wie der Lehrende den Lehrstoff an die Zuhörer
vermitteln kann. In der zweiten Entwicklungsphase wechselt der Fokus von der
Lehre auf das Lernen. Im Mittelpunkt steht der Lernende, der durch den Leh-
renden zum Lernen aufgefordert werden soll. In der letzten Phase soll durch
den Lehrenden ein Lernumfeld erschaffen werden, dass die Lernenden bei der
unabhängigen und selbstständigen Aufnahme von Wissen unterstützt.
14
Der Beruf des Lehrers wird häufig im Zusammenhang mit dem Begriff Lehren
genannt. Dabei ist das Lehren ein zentraler Begriff, der neben dem Lehren von
Unterrichtsstoff weitere vielseitige Formen aufweist:
15
1.
Aus der Sicht des Lehrverhaltens einer Person wird das Lehren mit den
Begriffen Erklären, Deuten, Führen und Zeigen beschrieben.
2.
Werden durch das Lehren mittels geeigneten Lehrmaßnahmen vorgege-
bene oder angestrebte Lernziele erreicht, ergeben sich unterschiedliche
Lehrprozesse. Kognitiven Lernziele können durch Erklären, affektive
Ziele durch Sensibilisieren und psychomotorische Ziele durch Vorma-
chen erreicht werden.
3.
Das Lehren kann durch beschreibende Komponenten, wie z.B. dem
Motivieren, Verstärken und Veranschaulichen bestimmt werden.
4.
Anhand von verschiedenen Lerntheorien können dem Lehren unter-
schiedliche Bezeichnungen zugeordnet werden.
Trotz der unterschiedlichen Formen des Lehrens steht der Lernerfolg an ober-
ster Stelle. Dieser ist je nach Art und Weise des Lehrens nicht immer sicherge-
stellt. Um die Qualität des Lernens und zugleich die Interessenentwicklung
sowie das Tiefenlernen der Lernende zu verbessern, muss im Voraus eine nütz-
liche Lehrkompetenz und ein angenehmes Lernklima entwickelt werden. Hier-
14
Vgl. Winteler, A.: Professionell lehren und lernen. Ein Praxisbuch, Wissenschaftliche Buch-
gesellschaft, Darmstadt 2004, S. 17
15
Vgl. Schröder, H.: Lernen-Lehren-Unterricht, 2. Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag,
München 2002, S. 59

Lehr- und Lerntheorien
10
für müssen die Funktionen des Lehrens eingesetzt werden.
16
Die Initiierungs-
funktion des Lehrens hilft die Motivation und Lernbereitschaft des Lernenden
zu fördern. Die Übermittlungsfunktion unterstützt den Lehrenden, komplexen
Sachverhalten durch den Einsatz von Medien den Lernenden näherzubringen.
Die Stabilisierungsfunktion dient das Gelernte, mittels Übungen oder Prüfun-
gen, gegen das Vergessen abzusichern.
17
3.1.2
Der Begriff Lernen
Aus der Sicht der Erziehungs- und Humanwissenschaft ist das Lernen ein not-
wendiger Tatbestand. Lernen ist eine Handlungsweise aller Lebewesen, nicht
nur des Menschen. Hauptgegenstand der genannten Wissenschaft ist jedoch das
menschliche Lernen. Wird aus eigenen sowie fremden Erfahrungen und Er-
kenntnissen innere Gewinn erzielt, so ist in der Wissenschaft die Rede vom
menschlichen Lernen.
18
Das Lernen findet auf unterschiedliche Art und Weise statt. Am Häufigsten
wird das Lernen mit dem Lernen von Unterrichtsstoff in Verbindung gebracht.
Folgende wissenschaftliche Fachgebiete beschäftigen sich ebenfalls mit dem
Begriff Lernen:
· Pädagogik:
In der Pädagogik ist das Lernen ein nicht beobachtbarer innerpsychi-
scher Vorgang, der erst durch Erfahrung und Übung zustande kommt
und durch Verhalten und Erleben erworben und gespeichert werden
kann. Lernen ist aus der Sicht der Pädagogik, Gegenstand und Aufgabe
der Erziehung.
19
· Psychologie:
In der Psychologie gehört das Lernen neben dem Prozess der Reifung
zu dem Entwicklungsprozess des Menschen. Die Psychologie bezeich-
net das Lernen, wie die Pädagogik auch, als einen nicht beobachtbaren
Prozess der zum Erwerb neuer bzw. der Änderung bestehender Verhal-
16
Vgl. Winteler, A.: Professionell lehren und lernen. Ein Praxisbuch, Wissenschaftliche Buch-
gesellschaft, Darmstadt 2004, S. 25
17
Vgl. Schröder, H.: Lernen-Lehren-Unterricht, 2. Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag,
München 2002, S. 60
18
Vgl. Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens, 5. Auflage, Klinkhardt, Bad
Heilbrunn 2000, S. 50 ff
19
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Pädagogik, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2003, S. 78

Lehr- und Lerntheorien
11
tens- und Erlebensweisen dient. Lernen ist aus der Sicht der Psycholo-
gie, Gegenstand der Entwicklungspsychologie.
20
· Informatik:
In der Informatik wird der Vorgang des Lernens im Teilbereich der
künstlichen Intelligenz sowie im Bereich der Neuroinformatik behan-
delt. Betrachtungsgegenstand der künstlichen Intelligenz sind die For-
men des maschinellen Lernens. Aufgabe der Neuroinformatik ist die
Erforschung der biologischen Informationsverarbeitung mit den Me-
thoden der Informationstechnologie.
21
· Biologie:
Als Teilbereich der Biologie beschäftigt sich die die Neurobiologie mit
der Struktur des Gehirns. Aus der Sicht der Neurobiologie wird das
Wissen eines Menschen im Gehirn in Neuronen gespeichert. Dabei
werden nicht einzelne Neuronen betrachtet, sondern ein Geflecht aus
einzelnen neuronalen Bausteinen. Lernen aus neurobiologischer Sicht
bezeichnet die aktivitätsbedingte Wechselwirkungen der Neuronen in
einem Wissensgeflecht.
22
Aus den oben beschriebenen wissenschaftlichen Fachgebieten und deren Bezug
zum Lernen lässt sich nun eine allgemeine Definition ableiten: Lernen ist ein
Anpassungsvorgang der beim Menschen im Zusammenhang mit dem Erwerb
von Wissen, Verhaltensänderungen sowie neurologische Veränderungen her-
vorruft.
3.1.3
Die kognitiven Fähigkeiten des Menschen
Durch die Evolution des Gehirns haben sich gleichzeitig die kognitiven Funk-
tionen und Fähigkeiten weiterentwickelt. Darunter versteht man die Gesamtheit
aller psychischen Vorgänge, durch die ein Organismus Wissen von seiner
Umwelt gewinnt.
23
Die Fähigkeiten des Sprechens und Denkens, die Steige-
rung der Intelligenz, der Kreativität und der Lernfähigkeit sowie die Funktio-
nen der Wahrnehmung, des Urteilsvermögens und des Gedächtnisses, werden
20
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2003, S. 206
21
Vgl. Wrobel, S. et al.: Maschinelles Lernen und Data Mining. In: Görz, G. (Hrsg.) et al.:
Handbuch der künstlichen Intelligenz, 4. Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag, Mün-
chen 2003, S. 73 und S. 517 ff
22
Vgl. Reichert, H.: Neurobiologie. 2. Auflage, Thieme, Stuttgart et al. 2000, S. 1
23
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2003, S. 35

Lehr- und Lerntheorien
12
als kognitive Fähigkeiten bezeichnet und wurden im Laufe der Evolution im-
mer weiter entwickelt. Diese Begabungen sind bei jedem Individuum vorhan-
den, jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt.
24
Im Folgenden werden die bereits genannten kognitiven Funktionen und Fähig-
keiten überblickartig dargestellt. Es werden nur die Fähigkeiten und Funktio-
nen betrachtet, die einen Beitrag zur Entwicklung des Lern- und Lehrverhalten
des Menschen lieferten.
3.1.3.1
Die Sprache
Die Sprache wird von Menschen in vielfältiger Weise benutzt. Verwendet wird
sie vor allem um mit anderen Mitmenschen zu kommunizieren, Informationen
auszutauschen, Geschichten zu erzählen, aber auch um sie zu belehren. Ohne
die Sprache würde es kein historisches Bewusstsein, kaum wissenschaftlichen
Fortschritt und nur eine eingeschränkte Tradierung von Wissen geben. Die
Sprache tritt in verschiedener Form auf. Benutzt man die Sprache mittels men-
schlich erzeugter Laut- und Tonfolgen, handelt es sich um Sprechen. Wendet
man Buchstaben- oder Schriftzeichenfolgen an, welche handschriftlich oder
maschinell erzeugt werden können, so handelt es sich um Schreiben. Nach
Hobmair ist die Sprache ein System von Lauten und Zeichen sowie von Regeln
über die Verbindung dieser Zeichen. Reischer definiert den Begriff Sprache als
System aus Wörtern und Regeln für den Aufbau von Sätzen. Fröhlich bezeich-
net die Sprache als allgemeine und umfassende Bezeichnung für Mittel der
kommunikativen Kundgabe mit verbalen und nichtverbalen Zeichensyste-
men.
25,
26,
27
Aus den unterschiedlichen Begriffserklärungen wird deutlich, dass die Sprache
im Zusammenhang mit einem strukturierten System, indem Zeichen, Wörter
und Regeln enthalten sind, genannt wird. Auf dieses Sprach-System haben sich
die Menschen geeinigt, damit das Sprechen und Schreiben semantisch und syn-
taktisch richtig angewendet werden kann. Es dient als Grundlage der zwi-
schenmenschlichen Kommunikation. Die Sprache hat noch weitere wichtige
Funktionen. Sie dient zur Speicherung von Inhalten, der Schilderung und Be-
24
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2003, S. 116
25
Reischer, J.: Die Sprache. Ein Phänomen und seine Erforschung, de Gruyter, Berlin et al.
2002, S.16
26
Fröhlich, W. D.: Wörterbuch Psychologie, 23. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag
(dtv), München 2000, S.415
27
Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2003,
S. 116

Lehr- und Lerntheorien
13
schreibung von Sachverhalten, dem Ausdruck von Empfindungen, Bedürfnis-
sen und Gedanken, dem Aussprechen von Appellen, der Bekanntgabe von
Handlungsanweisungen, der Unterstützung des Denkens, der Bewertung und
Abschätzung von Objekten und Situationen sowie der Übermittlung von kultu-
rellen Inhalten oder Lebensweisen.
28,
29
3.1.3.2
Die Intelligenz
Üblicherweise wird der Begriff Intelligenz verwendet um den vorhanden Bil-
dungs- oder Wissensstand einer Person zu definieren. Fixiert wird sich dabei
nur auf ein bestimmtes Themengebiet und nicht auf das Allgemeinwissen der
betrachteten Person. In diesem Fall würde man als ,,Intelligenten Menschen"
nur die Sorte von Mensch beschreiben, die bereit sind sich auf einem bestimm-
ten Themengebiet permanent weiterzubilden. Die Leistung der Intelligenz be-
zieht sich somit auf gesammelte oder selbst angeeignete Erfahrungen, die bei
Bedarf abgerufen und verwendet werden können.
Heutige Untersuchungen haben ergeben, dass von einer Intelligenzleistung erst
dann gesprochen werden kann, wenn eine Aufgabe mit einer bestimmten Prob-
lematik, ohne ein zurückgreifen auf vorher angeeignete Erfahrungen, bewältigt
wurde. Demzufolge beschreibt die Intelligenz die Fähigkeit, Schwierigkeiten,
Hindernisse und Probleme in neu auftretenden Situationen erfolgreich zu ab-
solvieren, die aufgrund vorausgegangener Erfahrungen allein nicht hätten ge-
löst werden können. Die Intelligenz eines Menschen ist somit lediglich von
seinem Verhalten abhängig und setzt die Funktion des Denkens voraus.
30
3.1.3.3
Das Denken
Jeder Mensch hat seine persönliche individuelle Denkweise. Denken ist ein
regelmäßiger kognitiver Zustand, der vom Menschen ausgelöst wird. Der
Denkprozess ist für Außenstehende nicht sichtbar und wird nur dann deutlich,
wenn aufgrund des Denkvorganges eine Handlung oder ein Vorgang ausge-
führt wird. So hat ein Künstler zu Beginn einen Gedanken oder eine Vision,
den er z.B. durch ein Gemälde, ein Gedicht oder ein Musikstück ausdrücken
28
Vgl. Reischer, J.: Die Sprache. Ein Phänomen und seine Erforschung, de Gruyter, Ber-
lin/New York 2002, S. 26
29
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2002, S. 117
30
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2002, S. 118-119

Lehr- und Lerntheorien
14
möchte. Erst durch die Fertigstellung des Kunstwerkes ist es dem Betrachter
oder Zuhörer möglich die Gedanken des Künstlers zu deuten und zu verstehen.
Folglich kann der Mensch über das Denken, Objekten und Sachverhalten Be-
deutungen verleihen.
Da es sich beim Denken um einen geistigen Prozess handelt der nicht direkt
beobachtbar ist, ist es schwer den Begriff Denken zu beschreiben. Fest steht,
dass während diesem psychischen Vorgangs unterschiedliche kognitive Leis-
tungen miteinander verknüpft werden. Es entstehen Gedankenketten, in der ein
Gedanke einen weiteren Gedanken auslöst. Der Mensch nimmt während des
Denkens Informationen oder Probleme wahr, welche er bewerten, verarbeiten
und mit vorhergehenden Situationen oder Handlungen verbinden kann. Wird
das Denken für die Informationsverarbeitung verwendet, werden die Sinnesor-
gane und das Gedächtnis des Menschen aktiviert, um bereits gespeicherte In-
formationen zu suchen, mit deren Hilfe die neue Situation erfasst werden kann.
Für die Lösung von akuten Problemen soll mit Hilfe des Denkens nur die
Handlungen ausgeführt werden, welche in früheren identischen Situationen zu
einer Lösung des Problems führten. Aus der Sicht der Psychologie könnte man
aufgrund der genannten Denkformen das Denken als ein nicht beobachtbarer
psychischer Vorgang bezeichnen, in dessen Verlauf Informationen verarbeitet
oder Probleme gelöst werden.
31
3.1.3.4
Das Gedächtnis
Die Grundbedingung des Lernens und des Lehrens ist die Speicherfähigkeit des
Gedächtnisses. Neben dem Anhäufen von Wissen werden auch Gefühle, Im-
pressionen, Erlebnisse oder Vorlieben vom Gedächtnis aufgenommen. Dieses
abspeichern und ansammeln von Wissen wird auch als Behalten bezeichnet. Im
Alltag entwickeln sich immer wieder neue Reize, die mit Hilfe des Gedächtnis-
ses erfasst werden können. Dabei werden Informationen aus dem Gedächtnis-
speicher aktiviert, um mit deren Hilfe die neuen Reize erkennen und deuten zu
können. Dieser Prozess wird im Zusammenhang mit den Begriffen Reprodu-
zieren oder Wiedererkennen beschrieben. Ohne das Gedächtnis kann das Be-
halten, Reproduzieren und Wiedererkennen von erlangtem Wissen nicht ge-
währleistet werden.
32
Wenn beispielsweise ein Musiker eine Notentabulatur
lesen und erkennen kann, so handelt es sich um ein Wiedererkennen. Lernt der
31
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2002, S. 123 ff
32
Vgl. Nolting, H. P.; Paulus, P.: Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung, 3. Auf-
lage, Beltz Taschenbuch, Weinheim/Basel 2004, S. 69

Lehr- und Lerntheorien
15
Musiker die Notentabulatur auswendig und versucht die darin enthaltenen No-
ten zu einem späteren Zeitpunkt wiederzugeben, so spricht man von Reprodu-
zieren.
Das Mehr-Speicher-Modell beschreibt die Struktur des Gedächtnisses und gibt
Aufschlüsse über die Speicherung von Informationen (vgl. Abbildung 1). Das
Modell unterscheidet in drei separate Speicher:
33
· dem sensorischen Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)
· dem Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis) und
· dem Langzeitgedächtnis (Wissensgedächtnis)
In das sensorische Gedächtnis gelangen Reizeindrücke die von den Sinnesor-
ganen aufgenommen werden. Innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums, meistens
unter einer Sekunde, entscheidet das sensorische Gedächtnis, ob die aufge-
nommenen Reize an das Kurzzeitgedächtnis weitergegeben werden sollen. Die
aufgenommene Menge an Informationen wird nur kurzfristig gespeichert. Sie
gehen verloren, wenn dem erfassten Reiz keine weitere Aufmerksamkeit mehr
zuteil kommt. Beispielsweise hilft das sensorische Gedächtnis beim Lesen, die
Buchstaben als zusammenhängende Wörter wahrzunehmen und diese erkennen
zu können. Den Schnittpunkt zwischen dem sensorischen Gedächtnis und dem
Langzeitgedächtnis bildet das Kurzzeitgedächtnis. Es verarbeitet die Informa-
tionen, die es vom sensorisches Gedächtnis erhalten hat und verknüpft diese
mit den Wissensbeständen aus dem Langzeitgedächtnis. Im Gegensatz zum
sensorischen Gedächtnis ist die Aufnahmekapazität des Arbeitsgedächtnisses
nur begrenzt. Das Langzeitgedächtnis enthält das gesamte Wissen des Men-
schen. Durch die Schaffung von chemischen Verbindungen kann dieses Wissen
praktisch dauerhaft abgespeichert werden. Dabei greift das Langzeitgedächtnis
hauptsächlich auf die unterschiedlichen Speichersysteme zurück und verwen-
det diese für die Überführung von Informationen. Dies ist zeitaufwändig und
verlangt nach ständigem wiederholen von Informationen, was unter Umständen
größere Aufwendungen zur Folge haben kann.
34
In Abbildung 1 wird der Zusammenhang zwischen dem sensorischem Gedäch-
tnis, dem Kurzzeitgedächtnis sowie dem Langzeitgedächtnis nochmals bildlich
dargestellt.
33
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2002, S. 130
34
Vgl. Woolfolk, A.: Pädagogische Psychologie, 10. Auflage, Pearson Education Deutschland,
München 2008, S. 310 ff

Lehr- und Lerntheorien
16
Abbildung 1: Das Mehr-Speicher-Modell
35
3.1.3.5
Auswirkungen auf die Lehre und das Lernen
Ohne die Sprache und das dahinter stehende Sprach-System ist es nicht mög-
lich gesammeltes Wissen beschreibend anderen Menschen mitzuteilen. Die
Lehre, wie sie im Schulunterricht oder auch in Vorlesungen an Hochschulen
durchgeführt wird, hätte ohne den Gebrauch von Sprache, sei es nun in schrift-
licher oder gesprochener Form, keinen Erfolg. Die Sprache und deren einge-
bundene Denk- und Speicherfunktion (vgl. Kapitel 3.1.3), ist unabkömmlich
um neue Sachverhalte konsequent zu lernen.
Die Intelligenz des Menschen beschreibt die Fähigkeit eine Aufgabe zu lösen.
Beobachtet man die Lösung von Aufgaben im Bezug auf die Schullehre, kön-
nen unterschiedliche Formen der Intelligenz auftreten. Zum Beispiel ist jemand
auf dem Gebiet der Sprache begabter als beispielsweise auf dem Gebiet der
Mathematik. Die Intelligenzleistung hängt von verschiedenartigen Faktoren,
wie z.B. dem Sprachverständnis, der Wortflüssigkeit, der Rechenfähigkeit oder
dem logischen Denken ab. Diese Faktoren können im Laufe der Zeit erlernt
und verbessert sowie dauerhaft im Gedächtnis eingeprägt werden.
Der Mensch braucht zur Lösung einer Aufgabe nicht nur ein gewisses Maß an
Intelligenz, viel mehr benötigt er seinen Verstand und sein erlerntes Wissen.
Um die Lösung eines Problems zu erarbeiten, hilft ihm das Denken seine ge-
lernten Informationen zu verwenden oder sich situativ mit den gegebenen Ob-
jekten und Sachverhalten auseinanderzusetzen. Das Denken fördert demnach
das selbstständige Lernen, als auch die Gabe, neu erlerntes Wissen anzuwen-
den und dies seinen Mitmenschen mitzuteilen.
Damit neu erworbene Informationen aufgenommen und ggf. gespeichert wer-
den können stellt das Gedächtnis drei Speichersysteme zur Verfügung. Das
erlernte Wissen kann in diesen Systemen abgelegt und bei Bedarf wieder auf-
35
In Anlehnung an: Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS,
Troisdorf 2002, S. 131

Lehr- und Lerntheorien
17
gerufen werden. Beispielsweise unterstützt und vereinfacht das Wissen über
die Algebra, dass Lernen und Üben mathematischer Formeln. Das Lernen ist
demnach ein ständiger Prozess, in dem gewonnenes Wissens abgespeichert
sowie veraltetes Wissen erneuert oder gelöscht wird. Abgespeichertes Wissen
ist somit entscheidend für den Lernerfolg zukünftiger Lernprozesse.
3.2
Lehr- und Lernmethoden
Lehr- und Lernmethoden beschreiben die Art und Weise wie die Lehre oder
das Lernen durchgeführt werden soll. Die Lehrmethode ist mit dem Begriff
Unterrichtsform gleichzusetzten. Die Unterrichtsformen unterteilen sich zum
einen in die Lehrformen, welche die meist dominanten und autoritären Hand-
lungen des Lehrers charakterisieren und zum anderen in die Lernformen, wel-
che die Autonomie der Schüler beschreiben.
36
Die Grundlage der Lehr- und Lernmethoden bilden die Theorien des Lehrens
und Lernens. Damit die Methoden genauer betrachtet werden können, erfolgt
zusätzlich in den folgenden Kapiteln eine Analyse der Lehr- und Lerntheorien.
Folgende Begriffserklärungen und Beispiele nehmen hauptsächlich Bezug auf
den Schul- bzw. Hochschulunterricht.
3.2.1
Die Lehrmethoden und -theorien
Aufgabe des Schulunterrichts ist es, den Schülern durch die leitende Lehrkraft
Wissen zu übermitteln. Dabei muss sich der Lehrer nach gewissen Vorgaben,
wie z.B. dem Lehrcurriculum, dem Lehrstoff oder der Lehrmenge richten. Die-
se Vorgaben sind entscheidend für die Planung der Lehrmethode. Aufgabe des
Schülers ist es, die erlangten Informationen und Sachverhalte aus dem Unter-
richt nachzubereiten und zu lernen. Zur Unterstützung der genannten Aufgaben
gibt es individuelle Lernmethoden, die von Schüler zu Schüler unterschiedlich
verwendet werden.
Der Unterricht kann durch den Lehrer in Form einer Darbietung, durch ge-
meinsame Erarbeitung mit den Schülern zusammen oder im Sinne des Laissez-
faire-Führungsstils durchgeführt werden. Letzteres beschreibt den Unterricht,
der durch die Selbständigkeit der Schüler gestaltet wird. Der Lehrer verhält
sich hier weitgehend passiv und gibt nur minimale Vorgaben. Im Gegensatz
hierzu steht die Darbietung als Lehrmethode. Hierbei unterscheidet man in eine
36
Vgl. Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens, 5. Auflage, Klinkhardt, Bad
Heilbrunn 2000, S. 130

Lehr- und Lerntheorien
18
nonverbale und eine verbale Darbietung. Bei der nonverbalen Darbietung wer-
den die Lehrinhalte durch Vorzeigen und Nachmachen präsentiert. Die verbale
Darbietung übermittelt die Inhalte durch Erzählen, Vortragen und Erklären.
Die Darbietung orientiert sich an autoritären Verhaltensweisen, in denen der
Lehrer die Aktivitäten der Schüler bestimmt. Eine gemeinsame Erarbeitung des
Unterrichtsstoffes kann nur dann erfolgen, wenn die Lehrperson einen Frage-
oder Gesprächsunterricht ermöglicht. Der Lehrer übernimmt dabei die Rolle
eines Moderators und unterstützt, die in Gruppen arbeitenden Schüler, mit Rat-
und Vorschlägen.
37
Abbildung 2 verdeutlicht nochmals die in den drei Lehrmethoden verankerten
Aufgaben und Aktivitäten von Lehrern und Schülern. Die rot markierten Felder
deuten auf eine weniger erforderliche Aktivität während des Unterrichts hin.
Abbildung 2: Die Aufgaben und Aktivitäten der Lehrmethoden
38
Neben den genannten Methoden des Lernens werden im Bezug auf den Schul-
unterricht auch Lehrtheorien betrachtet. Häufig werden diese Theorien als
Schultheorien bezeichnet und als solche angewandt. Sinn und Zweck der
Schultheorien ist es, die Bedeutung und das Wesen der Schule besser zu ver-
stehen. Im Laufe der Zeit wurden für die Schultheorien unterschiedliche Ent-
37
Vgl. Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens, 5. Auflage, Klinkhardt, Bad
Heilbrunn 2000, S. 130 ff
38
Vgl. Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens, 5. Auflage, Klinkhardt, Bad
Heilbrunn 2000, S. 131

Lehr- und Lerntheorien
19
würfe und Ansätze konzipiert. Ein Ansatz wird in dem folgenden Abschnitt
genauer betrachtet.
39
Kiper unterscheidet in drei pädagogische Schultheorien. Dabei definiert sie die
Schule als Bindeglied zwischen dem Familienkreis und dem öffentlichen Le-
ben eines Kindes. Die Schule übt eine Übergangsfunktion aus, welche die Um-
formung von Spiel zum Ernst der Arbeit regelt. Der Schule kommen demnach
folgenden Aufgabenbereiche zu Teil:
40
1.
Die Schule als Ort der Veranstaltung von Bildungsprozessen
Diese Theorie beschreibt die Schule aus systemtheoretischer Sicht mit
der Aufgabe Lernbedingungen zu systematisieren, Lernziele zu verfas-
sen, Lernvoraussetzungen zu erheben und den Lernerfolg zu kontrollie-
ren. Weiterhin unterscheidet die Theorie in eine Makro- und Mikroor-
ganisation der Lernprozesse. Die Makroorganisation nimmt durch be-
stimmte Eingangsvoraussetzungen, wie z.B. der Spezifizierung der
Lernvoraussetzungen, Einfluss auf die Lernprozesse. Die Mikroorgani-
sation setzt sich im Bezug auf den Lernprozess mit der Didaktik und
der Methodik sowie der Planung des Schulunterrichts auseinander.
2.
Die Schule als Lernfeld und Lebensort
Diese Theorie hat die Aufgabe die Didaktik als Zielebene, Handlungs-
ebene und Prozessebene zu sehen. Im Genaueren beschreibt die Theorie
die optimale Organisation von Lernprozessen unter Berücksichtigung
der Lernvoraussetzungen und der Bildungsziele der Schüler.
3.
Die Schule im Zusammenhang mit Institution, Didaktik und Ökologie
Diese Theorie beschreibt, dass Räume, Menschen und Gegenstände der
Schule, von den Schülern als Lernfaktoren entdeckt und genutzt werden
müssen. Die Schule soll neben der Haupttätigkeit Wissen zu vermitteln,
zu einer Stätte der Begegnung und Interaktion umgewandelt werden.
Die oben genannten Schultheorien müssen vor allem im Bezug auf das Thema
dieser Diplomarbeit und für die bereits in der Einleitung genannte Konzeption
eines Blended-Learning-Kurses beachtet werden. Dabei erweisen sich die ers-
ten beiden Theorien, die Schule als Ort der Veranstaltung von Bildungsprozes-
sen anzusehen, bzw. die Schule als Lernfeld und Lebensort zu nutzen, am
Sinnvollsten für die inhaltliche Planung einer Blended-Learning-Veranstaltung.
39
Vgl. Fried, L.: Pädagogisches Professionswissen und Schulentwicklung. Eine systemtheore-
tische Einführung in das Grundkategorien der Schultheorie, Juventa-Verlag, Weinheim et
al. 2002, S. 23
40
Vgl. Kiper, H.: Einführung in die Schulpädagogik, Beltz Verlag, Weinheim et al. 2001,
S. 39 und S. 40 ff

Lehr- und Lerntheorien
20
Für die erfolgreiche Durchführung muss auch die Schule und die darin enthal-
tenen Sachverhalte betrachtet werden, damit ein optimaler Lernfluss während
der Veranstaltung gewährleistet werden kann. In Kapitel 4 werden im Bezug
auf die klassische Unterrichtsmethode sowie auf die Methoden des E- und des
Blended-Learning die genannten Schultheorien nochmals erwähnt.
Im nun folgenden Abschnitt werden die Lernmethoden und -theorien vorges-
tellt und betrachtet. Ziel des nächsten Abschnittes ist es, die unterschiedlichen
Lerntypen und -methoden vorzustellen sowie die Theorien des Lernens zu er-
klären.
3.2.2
Die Lernmethoden und -theorien
Das Problem Informationen aufzunehmen und zu speichern zwingt den Men-
schen dazu, sich über den Prozess des Wissenserwerbs und dessen Optimie-
rungsvermögen sowie über die Funktionsweise des Gedächtnisses und die
Möglichkeiten seiner Leistungsverbesserung Gedanken zu machen. Lernme-
thoden bieten die Möglichkeit den Wissenserwerb zu unterstützten, bzw. zu
verbessern. Damit Lernmethoden angewendet werden können, müssen zuerst
die unterschiedlichen Lerntypen definiert werden:
41
· Visueller Lerntyp:
Ungefähr 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung werden als visuelle Ler-
ner bezeichnet. Ihnen fällt es leichter, Inhalte anhand von Schaubildern
oder Diagrammen zu verstehen und zu lernen.
· Auditiver Lerntyp:
20 bis 40 Prozent der Bevölkerung werden als auditive Lerntypen be-
zeichnet. Sie lernen indem Sie Gespräche führen und dabei zuhören.
Das Niederschreiben der Inhalte erfolgt erst zu einem späteren Zeit-
punkt.
· Haptischer Lerntyp:
Ein geringer Teil der Bevölkerung, ca. fünf bis 20 Prozent, wird als
haptische Lerner bezeichnet. Sie lernen am besten, wenn Sie Hand-
lungsabläufe per ,,Learning by doing" nachahmen.
Je nach Lerntyp werden unterschiedliche Lernmethoden verwendet. In Abbil-
dung 3 werden sechs Lernmethoden vorgestellt, die zur Unterstützung des
41
Vgl. Bersin, J.: The Blended Learning Book. Best Practices, Proven Methodologies, and
Lessons Learned, Wiley & Sons, San Francisco 2004, S. 32-33

Lehr- und Lerntheorien
21
Lernprozesses dienen. In der darauffolgenden Auflistung wird jede einzelne
Lehrmethode benannt und ihre Funktionsweise erklärt.
Abbildung 3: Die sechs Lernmethoden
42
1.
Lesen:
Der einfachste Weg jemanden etwas beizubringen ist ihn etwas lesen zu
lassen. Jedoch ist das Lesen für viele keine Form des Lernens sondern
eher eine Art niedergeschriebenes Wissen nochmals zu aktivieren. Lie-
gen die zu lesenden Inhalte in einer gut organisierten Form vor, so ist
das Lesen, besonders für den visuellen Lerntyp, eine effektive Lernme-
thode.
2.
Sehen:
Sehen alleine ist keine effektive Lernmethode. Nur im Zusammenhang
mit dem Lesen können vorhandene Diagramme oder Tabellen verstan-
den werden. Wird das Sehen trainiert, so ist es dem Lernenden möglich
zwischen den Zeilen zu lesen, um beispielsweise Inhalte aus verschie-
denen Tabellen miteinander zu verknüpfen.
3.
Hören und 4. Betrachten:
Das Hören und das Betrachten sind Methoden die oftmals zusammen-
wirken, z.B. beim Betrachten eines Films. Diese Lernmethode tritt am
Häufigsten während des Unterrichtes auf. Der Lernende hört den Lehrer
und verfolgt die Handlungsabläufe und kann diese zu einem späteren
Zeitpunkt wiedergeben und nachvollziehen.
42
Vgl. Bersin, J.: The Blended Learning Book. Best Practices, Proven Methodologies, and
Lessons Learned, Wiley & Sons, San Francisco 2004, S. 35

Lehr- und Lerntheorien
22
5.
Handeln:
Durch aktives vor-, mit- und nacharbeiten des Unterrichtsstoffes, gehört
das Handeln zu den erfolgreichsten Lernmethoden. Durch selbstständi-
ges Arbeiten bleiben die gewonnen Inhalte und Erfahrungen langfristig
im Gedächtnis verankert.
6.
Lernen durch Lehren:
Das Lehren von Inhalten setzt voraus, das die Lehrkraft über souveräne
Kenntnisse der Materie verfügen muss. Damit die Lehrperson aktuelle
Inhalte weitergeben kann, muss er sich auf dem Lehrgebiet fortbilden
und aktuelle Informationen sammeln. Diese Lernmethode findet jedoch
nur im Bereich der Erwachsenenbildung statt und weniger im Bereich
des Schulunterrichts.
Die genannten Lernmethoden bauen auf den Theorien des Lernens auf. Laut
diesen Theorien ist das menschliche Verhalten durch Impulse aus der Umwelt
beeinflussbar. Diese Verhaltensänderungen bilden den Betrachtungsgegenstand
der Lerntheorien. Ziel der Theorien ist die Vorhersage und Erklärung von men-
schlichen Veränderungen. Gekennzeichnet wurden die Lerntheorien durch den
Behaviorismus, den Kognitivismus und den Konstruktivismus. Diese Lernpa-
radigmen werden in den folgenden Abschnitten genauer betrachtet.
43,
44
3.2.2.1
Der Behaviorismus
Im Jahre 1913 wurde die klassische behavioristische Lerntheorie maßgeblich
durch den amerikanischen Psychologen John B. Watson begründet. Die Grund-
lagen für seine Theorie stellte der Physiologe Iwan P. Pawlow, der häufig zu-
sammen mit Watson genannt wird. Watson orientierte sich am mechanischen
Modell der Beziehung von Mensch und Umwelt und betrachtete hauptsächlich
das beobachtbare Verhalten des Menschen. Das Ergebnis seiner Untersuchun-
gen ist die Theorie des Behaviorismus, die den Menschen als ein Wesen be-
schreibt, welches ausschließlich durch Umweltreize beherrscht wird.
45,
46
43
Vgl. Hurrelmann, K.: Psychologische und soziologische Theorien der Sozialisation. In: Hur-
relmann, K
. (Hrsg.): Einführung in die Sozialisationstheorie, 8. Auflage, Beltz Verlag,
Weinheim und Basel 2002, S. 63
44
Vgl. Lefrancois, G. R.: Psychologie des Lernens, 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin et al.
2003, S. 16
45
Vgl. Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Psychologie, 3. Auflage, Bildungsverlag EINS, Troisdorf
2002, S. 34
46
Vgl. Hurrelmann, K.: Psychologische und soziologische Theorien der Sozialisation. In: Hur-
relmann, K
. (Hrsg.): Einführung in die Sozialisationstheorie, 8. Auflage, Beltz Verlag,
Weinheim und Basel 2002, S. 64

Lehr- und Lerntheorien
23
Abbildung 4: Das Stimulus-Response-Modell
47
Abbildung 4 stellt das durch den Behaviorismus entstandene Stimulus-
Response-Modell (SR-Modell) bildhaft dar. Das Modell zeigt die beobachtba-
ren Zusammenhänge zwischen dem Reiz (Stimulus) und der Reaktion (Res-
ponse). Im SR-Modell werden die kognitiven Vorgänge des Menschen ausgeb-
lendet und in einer ,,Black-Box" dargestellt.
48
Lefrancois betrachtet den Behaviorismus aus einer traditionellen und einer
zielgerichteten Sichtweise. Im Gegensatz zum traditionellen Behaviorismus,
wie er oben beschrieben wurde, betrachtet der zielgerichtete Behaviorismus
immer das Verhalten eines Handelnden, der nicht durch Reize, sondern durch
Kognitionen gelenkt wird. Dabei stützt sich Lefrancois auf die Aussagen von
Edward Chace Tolman.
49
Im Mittelpunkt der traditionellen und zielgerichteten Theorie des Behavioris-
mus steht der Mensch als Person, dessen Verhalten beobachtet wird. Der kog-
nitive Behaviorismus, wie ihn Lefrancois bereits analysierte, ist der Vorreiter
der kognitiven Lerntheorie. Im nun folgenden Abschnitt wird die Rolle des
Menschen aus der Sichtweise des Kognitivismus näher betrachtet.
3.2.2.2
Der Kognitivismus
Während schwerpunktmäßig die behavioristischen Lerntheorien die äußeren
Bedingungen des Lernens beschreiben, bezieht sich der Kognitivismus auf die
Prozesse, die mit dem Erwerb, der Organisation, der Speicherung und der An-
47
Vgl. Mayer, H.O.: Einführung in die Wahrnehmungs-, Lern- und Werbe-Psychologie, 2.
Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag, München 2005, S. 23
48
Vgl. Mayer, H.O.: Einführung in die Wahrnehmungs-, Lern- und Werbe-Psychologie, 2.
Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag, München 2005, S. 23
49
Vgl. Lefrancois, G. R.: Psychologie des Lernens, 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin et al.
2003, S. 92

Lehr- und Lerntheorien
24
wendung von Wissen zusammenhängen. Die kognitiven Lerntheorien bezeich-
nen den Menschen als informationsverarbeitendes Wesen.
50
Im Vergleich zum Behaviorismus sieht der Kognitivismus den Menschen nicht
nur als ein reaktives Wesen, das lediglich auf Umweltreize reagiert. Der
Mensch besitzt die Fähigkeit seine Umwelt zu interpretieren und zu konstruie-
ren.
51
Im Bezug auf das SR-Modell besteht die Hauptaufgabe des Kognitivis-
mus darin, die Black-Box des Behaviorismus zu erforschen und die darin
enthaltenen kognitiven Prozesse aufzuzeigen. Abbildung 5 zeigt den Wandel
vom behavioristischen zum kognitivistischen SR-Modell und die Verarbeitung
(V) der kognitiven Prozesse.
Abbildung 5: Das SR-Modell aus der Sicht des Kognitivismus
52
Das in Abbildung 5 aufgezeigte Modell darf nicht mit dem Stimulus-
Organismus-Response-Modell (SOR-Modell) des Neo-Behaviorismus vergli-
chen werden. Das SR-Modell aus der Sicht des Kognitivismus beschreibt die
Verarbeitung von Reizen mittels kognitiven Prozessen, wie z.B. der Wahrneh-
mung, dem Denken, dem Verstehen und dem Erinnern. Das SOR-Modell be-
trachtet ausschließlich innerpsychische Vorgänge wie Einstellungen, Motive
und Vorwegnahme von Verhalten und Verhaltensfolgen.
53
Die beiden Modelle
sind demnach grundverschieden und betrachten unterschiedliche lerntheoreti-
sche Sachverhalte.
Der Kognitivismus steht in enger Beziehung zum Konstruktivismus. Vereinzelt
greifen beide Theorien ineinander. Der Mensch wird aus konstruktivistischer
50
Vgl. Edelman, W.: Lernpsychologie, 6. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim 2000, S. 8
51
Vgl. Nolting, H. P.; Paulus, P.: Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung, 3. Auf-
lage, Beltz Taschenbuch, Weinheim/Basel 2004, S. 116
52
In Anlehnung an: Mayer, H.O.: Einführung in die Wahrnehmungs-, Lern- und Werbe-
Psychologie, 2. Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag, München 2005, S. 23
53
Vgl. Mayer, H.O.: Einführung in die Wahrnehmungs-, Lern- und Werbe-Psychologie, 2.
Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag, München 2005, S. 24

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783842804692
DOI
10.3239/9783842804692
Dateigröße
7.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Kaiserslautern – Betriebswirtschaft, Studiengang Wirtschaftsinformatik
Erscheinungsdatum
2010 (Oktober)
Note
1,0
Schlagworte
lehrtheorien neue lernmedien e-learning blended learning lernumgebung
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Titel: Konzeption und Implementierung von multimedialen Lehrveranstaltungen im Rahmen der Hochschullehre
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