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Die Auswirkung von Low Cost Carrier auf die Wertschöpfung einer touristischen Destination am Beispiel Tirol

©2010 Bachelorarbeit 82 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Nach der Gründung des ersten Low Cost Carriers (LCC) in den 60er Jahren in den USA können sich zu Beginn der 90er Jahre die Billigflieger auch in Europa etablieren. Auf Grund ihrer einfachen Kostenstruktur und ihrer günstigen Tarife gelingt es den Low Cost Airlines (LCA) immer mehr, den klassischen Fluglinien Passagiere abzuwerben. Zudem können die LCC auch jene Kunden überzeugen, die zuvor noch keine Flugreise getätigt haben. Dies sind 60 % der Passagiere, die sich zu Flugreisen entscheiden, und 37 %, die innerhalb des Flugmarktes zu LCC wechseln.
Der Grundgedanke der LCC besteht darin, mit niedrigen Flugpreisen Ziegruppen anzusprechen, die sich das Fliegen bisher nicht leisten konnten. Einer der Gründer und langjähriger Vorstandsvorsitzende der Southwest Airline Herb Callaher macht das Konzept der LCC deutlich, in dem er betont: ‘Wir konkurrieren nicht mit anderen Fluggesellschaften, sondern mit landgebundenen Verkehrsmitteln’.
Seit den letzten vier bis fünf Jahren wird auch der Flughafen Innsbruck von LCC angeflogen. Zur Wintersaison 2005 startet erstmals die SkyEurope nach Amsterdam und nach Paris. Genau ein Jahr später zieht die Konkurrenz TUI Fly nach, die damals noch unter dem Namen Hapag Lloyd Express fliegt. Wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, wird der Flughafen Innsbruck mit seiner zentralen Lage in Tirol für weitere Billigflieger attraktiver. Im Sommer 2009 wird der Innsbruck Flughafen beispielsweise von zwei nationalen Linienfluggesellschaften, der Austrian Airlines und der Lufthansa, und von vier LCA, wie der Fly Niki, Air Berlin, Tuifly, Transavia, easyJet, angeflogen.
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Übernachtungen von Touristen des Nachbarherkunftslandes Deutschland rückgängig sind, dafür aber Länder wie die Niederlande, Großbritannien, Schweiz, Italien und Belgien immer mehr an Bedeutung für den Tiroler Tourismus gewinnen. Hierbei steigt die Bereitschaft, mit Billigfliegern in die gewünschte Urlaubsdestination zu verreisen. Beispielsweise würden in Großbritannien und Italien knapp 60 % eine Flugreise in Betracht ziehen. Da Privatreisende stärker auf Preisänderungen reagieren als Geschäftsreisende, ist die Wahl der Fluggesellschaft preisabhängig. Somit sind Privatpersonen den Angeboten der LCC gegenüber aufgeschlossener. Die Frequenz und auch die Kapazität dieser Flüge werden auch am Flughafen Innsbruck immer größer.
Der Tourismus spielt in Tirol eine große Rolle, da ca. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Silke Jerger
Die Auswirkung von Low Cost Carrier auf die Wertschöpfung einer touristischen
Destination am Beispiel Tirol
ISBN: 978-3-8428-0208-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. MCI - Management Center Innsbruck GmbH, Innsbruck, Österreich, Bachelorarbeit,
2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
iii
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... v
Tabellenverzeichnis ... vi
Abkürzungsverzeichnis ... vii
1. Einleitung ... 8
1.1. Problemstellung ... 8
1.2. Zielsetzung ... 9
1.3. Forschungsfrage ... 9
1.4. Hypothesen ... 9
1.5. Vorgehensweise ... 10
2. Low Cost Carrier ... 11
2.1
Begriffsdefinition ... 11
2.2
Liberalisierung des Luftverkehrs ... 12
2.3
Entwicklung der Low Cost Carrier ... 13
2.4
Strategien der Low Cost Carrier ... 18
2.4.1
Marketing... 19
2.4.2
Flotte ... 21
2.4.3
Streckennetz ... 21
2.4.4
Zusammenfassung ... 21
3. Wertschöpfung einer touristischen Destination ... 23
3.1
Touristische Destination ... 23
3.1.2
Theoretische Grundlagen ... 23
3.1.3
Tourismusdestination Tirol ... 27
3.2
Wertschöpfung ... 29
3.2.1
Theoretische Grundlagen ... 29
3.2.2
Direkte, indirekt und induzierte Effekte ... 32
3.2.3
Ermittlung der touristischen Wertschöpfung ... 33
4. Auswirkung der Low Cost Carrier auf den Tourismus ... 36

Inhaltsverzeichnis
iv
5. Empirische Erhebung und Auswertung ... 39
5.1
Methodik ... 39
5.1.1
Erhebungsdesign ... 40
5.1.2
Gestaltung des Fragebogens... 41
5.2
Nachfrageeinschätzung ... 41
5.2.1
Demographische Zusammensetzung der Stichprobe ... 42
5.2.2
Untersuchung und Interpretation der Hypothese 1 ... 43
5.2.3
Untersuchung und Interpretation der Hypothese 2 ... 48
5.2.4
Zusammenfassung ... 53
6. Schlussbetrachtung ... 55
6.1
Fazit ... 55
6.2
Kritische Reflexion ... 56
6.3
Ausblick ... 57
Literaturverzeichnis ... 59
Anhang ... 66

Abbildungsverzeichnis
v
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der LCC in Europa in den Jahren 2003-2006 ... 15
Abbildung 2: Entwicklung der Wettbewerber 2007
­
2009 ... 16
Abbildung 3: Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften ... 18
Abbildung 4: Das touristische Angebot ... 25
Abbildung 5 : System Destination ... 26
Abbildung 6: Entwicklung der Herkunftsmärkte im Winter gemessen an
Übernachtungen in Tirol ... 28
Abbildung 7: Entwicklung der Herkunftsmärkte im Winter gemessen an
Übernachtungen in Tirol ... 28
Abbildung 8: Brutto - und Nettowertschöpfung ... 30
Abbildung 9: Theoretisches Beispiel einer dreistufigen Wertschöpfungskette ... 31
Abbildung 10: Direkte, Indirekte und Induzierte Effekte ... 33
Abbildung 11: Systemmodell des Flugverkehrs und einer Destination ... 37
Abbildung 12: Vorgehensmodell ... 39
Abbildung 13: Altersgruppen der LCC Umfrage und T-MONA ... 42
Abbildung 14: Quellmärkte der Stichprobe ... 43
Abbildung 15: Berufsgruppen der Befragten ... 44
Abbildung 16: Ausbildung der Befragten ... 45
Abbildung 17: Einkommen in Euro (netto pro Monat in )
... 46
Abbildung 18: Aufenthaltsdauer ... 48
Abbildung 19: Alternativen zum Billigflug ... 50
Abbildung 20: Gespartes Geld vom Flug wird in der Destination ausgegeben ... 51

Tabellenverzeichnis
vi
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Entwicklung des Passagieraufkommens in Europa von 2005-2008 ... 16
Tabelle 2: Preisvergleich der LCC vom 20.1.2010 ... 19
Tabelle 3:Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Österreich 2000
bis 2009 ... 35
Tabelle 4: Befragungszeitraum der ausgewählten Billigfliegern ... 40
Tabelle 5: Einkommensverteilung der Herkunftsländer ... 47
Tabelle 6: Tagesausgaben pro Gast in Euro ... 49
Tabelle 7: Korrelationstabelle ... 52
Tabelle 8: Wesentliche Ergebnisse der Umfrage ... 54

Abkürzungsverzeichnis
vii
Abkürzungsverzeichnis
BAZL
Bundesamt für Zivilluftfahrt
DLR
Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt
ECA
European Cockpit Association
ELFAA
European Low Fare Airline Association
EVA
Economic Added Value
LCC
Low Cost Carrier
LCA
Low Cost Airline
TSA
Tourism Satellite Account
T-MONA
Tourismus Monitor Austria
UNWTO
United Nation World Tourism Organization
VCD
Verkehrsclub Deutschland
WIFO
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung

Einleitung
8
1. Einleitung
Nach der Gründung des ersten Low Cost Carriers (LCC) in den 60er Jahren in
den USA können sich zu Beginn der 90er Jahre die Billigflieger auch in Europa
etablieren. Auf Grund ihrer einfachen Kostenstruktur und ihrer günstigen Tarife
gelingt es den Low Cost Airlines (LCA) immer mehr, den klassischen Fluglinien
Passagiere abzuwerben. Zudem können die LCC auch jene Kunden überzeugen,
die zuvor noch keine Flugreise getätigt haben. Dies sind 60 % der Passagiere,
die sich zu Flugreisen entscheiden, und 37 %, die innerhalb des Flugmarktes zu
LCC wechseln. (vgl. Groß & Schröder, 2005, S.7f)
Der Grundgedanke der LCC besteht darin, mit niedrigen Flugpreisen Ziegruppen
anzusprechen, die sich das Fliegen bisher nicht leisten konnten. Einer der
Gründer und langjähriger Vorstandsvorsitzende der Southwest Airline Herb
Callaher macht das Konzept der LCC deutlich, in dem er betont:
,,
Wir
konkurrieren nicht mit anderen Fluggesellschaften, sondern mit landgebundenen
Verkehrsmitteln". (Mundt, 2008, online, S.2)
Seit den letzten vier bis fünf Jahren wird auch der Flughafen Innsbruck von LCC
angeflogen. Zur Wintersaison 2005 startet erstmals die SkyEurope nach
Amsterdam und nach Paris. Genau ein Jahr später zieht die Konkurrenz TUI Fly
nach, die damals noch unter dem Namen Hapag Lloyd Express fliegt. Wie die
Entwicklung der letzten Jahre zeigt, wird der Flughafen Innsbruck mit seiner
zentralen Lage in Tirol für weitere Billigflieger attraktiver. (vgl. Flughafen
Innsbruck, 2009, online) Im Sommer 2009 wird der Innsbruck Flughafen
beispielsweise von zwei nationalen Linienfluggesellschaften, der Austrian Airlines
und der Lufthansa, und von vier LCA, wie der Fly Niki, Air Berlin, Tuifly,
Transavia, easyJet, angeflogen (vgl. Flughafen Innsbruck, 2009, online).
1.1.
Problemstellung
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Übernachtungen von
Touristen des Nachbarherkunftslandes Deutschland rückgängig sind, dafür aber
Länder wie die Niederlande, Großbritannien, Schweiz, Italien und Belgien immer
mehr an Bedeutung für den Tiroler Tourismus gewinnen (vgl. Land Tirol, 2009,
online, S.9). Hierbei steigt die Bereitschaft, mit Billigfliegern in die gewünschte
Urlaubsdestination zu verreisen. Beispielsweise würden in Großbritannien und
Italien knapp 60 % eine Flugreise in Betracht ziehen (vgl. TNS- Infratest, 2009,
online). Da Privatreisende stärker auf Preisänderungen reagieren als

Einleitung
9
Geschäftsreisende, ist die Wahl der Fluggesellschaft preisabhängig. Somit sind
Privatpersonen den Angeboten der LCC gegenüber aufgeschlossener. (vgl. Groß
& Schröder, 2005, S.17) Die Frequenz und auch die Kapazität dieser Flüge
werden auch am Flughafen Innsbruck immer größer.
Der Tourismus spielt in Tirol eine große Rolle, da ca. 25.000 Unternehmen direkt
vom Tourismus leben und rund 53.000 Menschen, die im Tiroler Tourismus
beschäftig sind. Die Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und den
Arbeitsmarkt sind daher selbsterschließend. (vgl. Tirol Werbung, 2010, online,
S.2)
1.2.
Zielsetzung
Da touristische Destinationen vom Konsumverhalten der Touristen abhängig
sind, stellt sich die Frage, inwieweit Passagiere der LCC einen Einfluss auf die
Wertschöpfung einer touristischen Destination haben. Ziel dieser Arbeit ist es,
eine Nachfrageeinschätzung darzustellen, welche die Auswirkungen der LCC auf
die Wirtschaft einer touristischen Destination wiederspiegelt.
1.3.
Forschungsfrage
Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet daher: Inwiefern wirken sich die LCC
auf die Wertschöpfung einer touristischen Destination
­
am Beispiel Tirol
­
aus?
1.4.
Hypothesen
Folgende Hypothesen sollen zur Beantwortung der Forschungsfrage und somit
zum Ziel dieser Arbeit führen:
Hypothese 1:
Auf Grund der Zielgruppe eines LCC reisen Gäste aus einer niedrigen
Einkommensklasse in die Destination.
Hypothese 2:
Die LCC verbessern die Wertschöpfung einer touristischen Destination.

Einleitung
10
1.5.
Vorgehensweise
Diese Arbeit ist in sechs Kapitel unterteilt. Der erste Teil enthält die Einleitung,
die Problemstellung, die Zielsetzung mit der Forschungsfrage und der Aufbau
dieser Arbeit, die für den Leser eine erste Einführung in das Thema darstellen
soll.
Der zweite Teil beinhaltet eine nähere Beschreibung der LCC im Hinblick auf
ihren Ursprung und strategischen Ausrichtungen. Anhand von Zahlen und Fakten
soll die Entwicklung der letzten Jahre im Detail analysiert werden.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Definition einer touristischen Destination
und verdeutlicht dies am Beispiel Tirol. Desweiteren wird der Begriff
Wertschöpfung erläutert. Darauf aufbauend werden Ermittlungsverfahren
touristischer Wertschöpfung aufgegriffen und näher erklärt.
Im Folgenden werden die Auswirkungen der LCC auf eine touristische
Destination dargestellt.
Die empirische Untersuchung in Abschnitt fünf wird für die Beantwortung der
aufgestellten Hypothesen hinzugezogen. Diese sollen im Weiteren zur
Beantwortung der Forschungsfrage dienen.
In der Schlussbetrachtung werden die Ergebnisse zusammengefasst, kritisch
reflektiert und ein Ausblick in die Zukunft gegeben.

Low Cost Carrier
11
2. Low Cost Carrier
Im folgenden Kapitel wird in die Bedeutung des Begriffes
,,
Low Cost Carrier
eingeführt und eine Definition für diese Arbeit bestimmt. Des Weiteren wird die
Auswirkung der Liberalisierung des europäischen Luftverkehrsmarktes auf die
Entstehung der Billigflieger untersucht und die Strategien der LCC im Einzelnen
erklärt. Abschließend wird auf die Entwicklung der LCC mit dem Schwerpunkt
Europa eingegangen.
2.1 Begriffsdefinition
Obwohl das Geschäftskonzept der LCC bereits seit ca. 50 Jahren besteht, ist in
der Literatur keine entsprechende, einheitliche Definition vorhanden. Der
Grundgedanke des Konzeptes ist, mit günstigen Flugpreisen jene Zielgruppe
anzusprechen, die sich das Fliegen bisher nicht leisten konnten (vgl. Kapitel 1).
Maurer (2006, S.43) definiert das Konzept als folgendes:
,,Low Cost Airlines, die
auch als Low Cost
Carrier, No Frills Airline, oder auch Discount Airlines ...
bezeichnet werden, bieten Flüge mit reduziertem Service zu Nied
rigpreisen an"
.
Dass jedoch hinter dem Konzept eine starke Reduzierung der
Unternehmensaktivität steckt (vgl. Pompl, 2007, S.104) erkennt Mundt (2008,
online,
S.2)
in
seiner
Definition
von
LCC
nur
ansatzweise:
,,Billigfluggesellschaften sind Airlines, die ihre Punkt
-zu-Punkt-Flüge bei meist
sehr eingeschränktem oder gar keinem Bordservice deutlich unter den Preisen
von normalen oder so ge
nannten Netzfluggesellschaften anbieten"
. Bei dem
Modell der Billigflieger wird eine Kostenreduktion in den Bereichen Produkt,
Streckennetz, Personal, Vertrieb und Produktion angestrebt, wobei eine
Konzentration auf das Kernprodukt Passagiertransport gelegt wird (vgl. Pompl,
2007, S.104-112). Die Billigflieger unterscheiden sich von den klassischen
Fluglinien im Hinblick auf die Punkt-zu-Punkt-Flüge und ihr Ein-Klassen-System,
in dem der Service stark eingeschränkt wird (vgl. Morrell, 2005, S.306).
Im Englischen wird der Begriff des
,,
Low Cost Carriers
in zwei weitere Kategorien
unterteilt: und ,,Low Fare
-
,,Low Frills
Carrier
. Hierbei bietet eine Low Fare
Airline Flugreisen zu günstigeren Tarifen an, die die etablierten Wettbewerber der
Branche um bis zu 50 % unterbieten. Um ein profitables Preissystem zu
gestalten, müssen daher starke Kostenreduktionen vorgenommen werden. Aus
diesem Grund ist eine Low Fare Airline auch immer ein LCC. (vgl. Freyer, 2006,
S.182) Ein Low Frills Carrier hingegen konzentriert sich auf seine Kernleistung,

Low Cost Carrier
12
den Transport von Passagieren. Hierbei werden jegliche Serviceleistungen dem
Kunden vorenthalten (vgl. Sterzenbach & Conrady, 2003, S.181f). Auf Grund der
Inhomogenität der LCC lassen sich eine einheitliche Strategie sowie diverse
Abgrenzungskriterien kaum feststellen. Eine eindeutige Zuteilung der
Fluggesellschaft in das Low Cost Segment ist daher nicht immer möglich (vgl.
DLR, 2009, S.2). Im Deutschen hingegen werden die Begriffe Billigflieger oder
Billig Airline verwendet, die sich nicht, wie die englischen Bezeichnungen, auf
Reduktion der Kosten, des Service und der Tarife bezieht (vgl. Maurer, 2003,
S.43).
Auf Grund der Begriffsunstimmigkeiten entwirft der Autor eine eigene Defintion,
die für diese Arbeit Gültigkeit hat:
Ein
,,
Low Cost Carrier
ist eine Fluggesellschaft, die auf Grund von konsequenter
Kostenreduktion in den Bereichen Produkt, Streckennetz, Vertrieb und
Produktion einen Passagiertransport anbietet, dessen Preis zumeist deutlich
unter dem der klassischen Linienfluggesellschaft liegt.
Mit dem Beginn des Deregulierungsprozesses und der damit verbundenen
Liberalisierung des europäischen Luftverkehrs setzt ein verstärkter Wettbewerb
ein (vgl. Freyer, 2006, S.181). Die Liberalisierung ist für die Entstehung der LCC
daher von großer Bedeutung und wird im nächsten Abschnitt detailliert erläutert.
2.2 Liberalisierung des Luftverkehrs
In den Jahren vor 1997, nach denen die Liberalisierung des Luftverkehrs in
Europa erfolgt, herrscht in der europäischen Luftverkehrsindustrie ein unflexibler
und regulierter Zustand. Durch eine starke Restriktion der nationalen Start-,
Lande- und Überflugrecht kommt kein wirklicher Wettbewerb zustande und
Flugpreise werden auf der Grundlage von bilateralen Abkommen zwischen den
einzelnen Staaten festgelegt. (vgl. ELFAA, 2004, S.3)
Bereits in den 70er Jahren verlangt die Luftverkehrsbranche eine Verbesserung
der Wettbewerbsmöglichkeiten durch einen erleichterten Marktzugang, die
Erweiterung von Kapazitäten und ein anpassungsfähiges Tarifsystem (vgl.
Pompl, 2007, S.396).
Im Zuge des ,,Airline Deregulation Act
wird im Jahr 1987
schließlich das Erste der insgesamt vier Liberalisierungspakete für den
europäischen Luftverkehr eingeführt, in dem die Tarifbestimmungen reduziert
und den Unternehmen mehr Flexibilität bei Kooperationsbemühungen

Low Cost Carrier
13
eingeräumt werden (vgl. ELFAA, 2004, S.3). Durch die Möglichkeit der
Differenzierung der Geschäftsmodelle treten nun die ersten LCC auf den Markt
(vgl. Bieger, Wittmer & Laesser, 2007, S.32). Es werden zwei Tarifzonen
installiert, die eine Reduktion der Preise von 10-35 % (Discount Tarife) bzw. 35-
55 % (Deep Discount Tarife) erlauben. Im Verlgeich zu früheren Richtlininien
kann die reformierte Tarifpolitik ohne Genehmigungsprozedur der Regierung
umgesetzt werden, so dass die Wettbewerbsmöglichkeiten verbessert werden
(vgl. Pompl, 2007, S.432). Drei Jahre später tritt das zweite Liberalisierungspaket
in Kraft, welches die dritten, vierten, und fünften
,,
Freiheit der Luft
1
definiert.
Diese beinhalten die Berechtigung der Fluggesellschaften, Passagiere von ihrem
Heimatflughafen in andere EU Mitgliedstaaten zu transportieren und darüber
hinaus einen Zwischenstopp in einem Drittland einzulegen. (vgl. ELFAA, 2004,
S.3) Beispielsweise wird eine Flugverbindung München-Brüssel nach Amsterdam
verlängert, so dass den Passagieren auf Grund der fünften Freiheit ein Transport
zwischen Brüssel und Amsterdam und umgekehrt ermöglicht wird (vgl. Pompl,
2007, S.434). Mit der Einsetzung des dritten Maßnahmenpakets vom 1. Januar
1993 und des vierten Pakets mit der Durchsetzung der achten
,,
Freiheit der Luft
werden die Freiheiten der Niederlassung, Dienstleistung und Preissetzung
realisiert (vgl. Tulit, 2003, S.54).
Die durch die Deregulierung hervorgerufene rasante Entwicklung der LCC in
Europa wird zusätzlich durch die weltwirtschaftliche Entwicklung beeinflusst (vgl.
Groß & Schröder, 2005, S.6), die in den folgenden Kapiteln verdeutlicht wird.
2.3 Entwicklung der Low Cost Carrier
Der Ursprung der LCC liegt, wie auch bei vielen anderen Entwicklungen im
Luftverkehrsbreich, in den USA (vgl. Deltl, 2008, S.34). Bereits in den 60er
Jahren beginnt dort der Deregulierungsakt mit erstmals Sondertarifregelungen,
die verschiedene Preise bei unterschiedlicher Aufenthaltsdauer, Reiseart und
Tageszeit zulassen. (vgl. Groß & Schröder, 2005, S.4)
Im Jahre 1967 wird in Dallas, Texas,
,,
Southwest Airline
s
gegründet, die sich bis
heute nicht nur zum Vorreiter aller LCA, sondern auch zur größten inländischen
Fluggesellschaft der USA entwickelt hat (vgl. Groß & Schröder, 2007, S.87). Im
Gegensatz zu den USA gibt es in den 1990er Jahren in Europa nur wenige
1
Die ,,Freiheiten der Luft wurden in multilateralen und bilateralen Verträgen zur Gewährung von
Gewerbsrechten im Rahmen der Convention on International Civil Aviation vereinbart (Rudolph, 2002, S. 140f).

Low Cost Carrier
14
Neugründungen von LCC. Die erste sichtbare Entwicklung einer Low Cost
Strategie ist bei Ryanair aus Irland, sowie easyJet und Virgin Express aus
Großbritannien zu sehen. (vgl. Pompl, 2007, S.107) Viele dieser
Geschäftsmodelle basieren auf dem ursprünglichen Modell der Southwest
Airlines, auch wenn diese ihre Strategien immer mehr ausweiten (vgl. Pate &
Beaumont, 2006, S.325).
,,Die LCC agieren schon lange nicht mehr nur auf dem
Niedrig Preis Markt"
, so die europäische Cockpit Vereinigung (ECA) (2006,
online, S.2). Die positive Entwicklung der Billigflieger veranlasst auch etablierte
Fluggesellschaften durch Gründungen von Low Cost Tochterunternehmen in
diesen attraktiven Markt einzusteigen und vor allem, um den LCC Konukurrenz
zu machen. So reagiert beispielsweise British Airways mit
,,GO als ,,der
Billigflieger von British Airways
und KLM UK mit
,,BUZZ
(vgl.Graf, 2005, S.319).
Seit dem Jahr 1999 wächst das Angebot der LCC in Europa rasant. Während
1994 noch weniger als drei Millionen Passagiere mit einer LCC transportiert
werden, sind es 1999 bereits 17,5 Millionen Passagiere und im Jahr 2004
insgesamt 100 Millionen. Besonders erfolgreich sind in diesen Jahren die beiden
Marktführer Ryanair und easyJet. (vgl. Doganis, 2006, S.148) Der LCC Verkehr
hat in den Jahren 2000 bis 2005 ein jährliches Wachstum von insgesamt 32,5 %
(vgl. Graham & Dennis, 2010, S.133). Der Höhepunkt der Branche wird im Jahre
2005 erreicht, als etwa 50 neue Anbieter auf dem Markt agieren (vgl. Graham &
Shaw, 2008, S.1441).
Deutlich wird die weitere Entwicklung bei der Betrachtung der von LCC in
Deutschland angebotenen Strecken. Im Jahre 2003 gibt es insgesamt 63
Strecken, in den folgenden Jahren darauf bereits 158 bis 273. Im Jahre 2006
werden insgesamt 323 Strecken angeboten. Die folgende Abbildung zeigt diese
Entwicklung.

Low Cost Carrier
15
Abbildung 1: Entwicklung der LCC in Europa in den Jahren 2003-2006
Quelle: DLR, 2006, online, S.7
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen veröffentlicht gemeinsam
mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. die aktuelle
Entwicklung der LCC. Unter anderem werden folgende Faktoren untersucht, die
im weiteren Verlauf für die Jahre 2007
­
2009 dargestellt werden (vgl. DLR,
2007-2009, online):
Wettbewerb
Ziel- und Herkunftsländer
Passagiernachfrage
Markt in Europa
In den Jahren 2007 bis 2009 ist erstmals eine Konsolidierung in der Low-Cost
Branche zu verzeichnen. Die Anzahl der Anbieter geht zwar um ca. 5 % zurück,
die Flottengröße (+7 %) und die Anzahl der angebotenen Strecken (+28 %)
hingegen wächst stetig. (vgl. DLR, 2007-2009, online)

Low Cost Carrier
16
2007
2008
2009
39
39
37
990
1045
1063
4000
4800
5100
Anbieter
Flugzeuge
Strecken
Abbildung 2: Entwicklung der Wettbewerber 2007
­
2009
Quelle: DLR 2007, 2008, 2009, online
Das größte Ziel- und Herkunftsland in Europa ist seit Gründung der LCC
Großbritannien, das insgesamt 1.100 Strecken mit ca. 10.000 Flügen im Jahre
2009 innerhalb Europas aufweisen kann. Deutschland liegt im Jahre 2007 noch
auf zweiter Stelle, wird jedoch in den Folgejahren von Spanien mit 675 Strecken
und 5.600 Flügen abgelöst. (vgl. DLR, 2007 - 2009, online).
In Tabelle 1 ist die Entwicklung des Passagieraufkommens der LCC innerhalb
Europas dargestellt. Es wird deutlich, dass deren absolute Passagierzahl sowie
der relative Anteil von Low Cost Passagieren am gesamten europäischen
Passagieraufkommen jährlich steigt.
Jahr
2005
2006
2007
2008
Passagiere
31.200.000 40.300.000 51.171.967 54.293.949
Im Vergleich zum
Vorjahr
+ 39,3%
+ 29,2%
+ 20,9%
+ 12,8%
Anteil der LCC am
gesamten
Passagieraufkommen
19,0%
24,4%
26,3%
28,3%
Tabelle 1: Entwicklung des Passagieraufkommens in Europa von 2005-2008
Quelle: DLR, 2006- 2009, online

Low Cost Carrier
17
Im Europaverkehr können sich die LCC bereits im Jahr 2007 ca. 24 % des
europäischen Marktes erkämpfen, in den darauffolgenden Jahren 2008 und 2009
liegt der Marktanteil bei 27 % bzw. 28 % (vgl. DLR, 2006 - 2009, online). Mit dem
Eintritt der Billigflieger werden neue Geschäftsmodelle eingeführt, die das
Reiseverhalten in Europa grundlegend verändern. Die LCC weiten ihre
Sitzplatzkapazität von anfänglich ein % auf bis zu 28 % im Jahre 2006 aus. (vgl.
European Comission, 2007, online, S.5)
Größter europäischer Billigflieger ist Ryanair. Im Jahr 2009 verbucht Ryanair
9.000 Starts allein im Monat Juli. Seit 2007 ist dies ein Anstieg von 42,8 %.
Hinzuzufügen ist, dass es Ryanair trotz Finanzkrise schafft, sein Angebot
auszubauen. Die zweitgrößte Gesellschaft ist easyJet, die 7.346 Starts im Juli
2009 innerhalb Europas verzeichnet. Air Berlin und flybe stehen auf dem dritten
Platz des Carrier Rankings (vgl. DLR, 2007 - 2009, online). Im direkten Vergleich
findet man bei den traditionellen Fluggesellschaften im Jahr 2009 höhere
Verluste als bei den LCC. Beispielsweise haben KLM-Air France, British Airways
und Iberia einen Nettoverlust von fast 350 Millionen Euro zu verzeichnen, Air
Berlin hat hingegen seinen Profit im ditten Quartal verdoppelt. (vgl. Dunn, 2009,
S.14)
Problematisch ist die Entwicklung des Luftverkehrs im Hinblick auf die Umwelt.
Die verkehrsbedingten Emissionen steuern einen wesentlichen Beitrag des
weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen bei. Unter anderem verursacht
Kohlendioxid, welches durch die Verbrennung von Kerosin entsteht, laut
Expertenmeinung den derzeitigen Klimawandel. Weltweit liegt der Anteil des
Luftverkehrs an CO
2
Emissionen bei 2,2 %. Im Hinblick auf das starke Wachstum
der Billigflieger tragen diese folglich wesentlichen zum Emissionsausstoß bei.
(vgl. DLR, 2007a, S.4-8) Daneben können Belastungen, ausgelöst durch den
Fluglärm, entstehen, die nicht nur zu einer Belästigung der Betroffenen werden,
sondern auch zu einer Veränderung des Siedlungsverhaltens bis hin zu
wirtschaftlichen Einschränkungen führen können (vgl. BAZL, 2008, S.43).
Mit der Zunahme der LCC und der damit verbundenen Verstärkung der
Wettbewerbsintensität im Niedrigpreissegment werden vermehrt Strategien
entwickelt, um sich von der Vielzahl der Konkurrenten und vor allem von den
klassischen Linienfluggesellschaften abzuheben. Diese sollen im nächsten
Abschnitt verdeutlicht werden.

Low Cost Carrier
18
2.4 Strategien der Low Cost Carrier
Seit dem ersten Auftreten der LCC kann man zwischen drei verschiedenen
Geschäftsmodellen
im
Passagierluftverkehrsbereich
unterscheiden:
die
klassischen Linienfluganbieter, das Chartermodel und die LCC, die sich
wiederum unterteilen lassen in No Frill Airlines und Low Budget Airlines (vgl.
Groß & Schröder, 2005, S.11). Abbildung 3 zeigt die verschiedenen
Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften auf.
Abbildung 3: Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften
Quelle: in Anlehnung an Groß & Schröder, 2005, S.11; Freyer, 2006, S.182.
Wie bereits in Kapitel 2.1 erwähnt lässt sich auf Grund der unstimmigen
Definitionen von LCC keine einheitliche Strategie feststellen. Jedes einzelne
Unternehmen verfolgt sein individualisiertes Geschäftskonzept. Jedoch gibt es
Bereiche, in denen sich gewisse Parallelen der einzelnen LCC erkennen lassen.
(vgl. Maurer, 2006, S.45f)
Im Folgenden werden drei der wichtigsten Geschäftsbereiche
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Marketing, Flotte
und Streckennetz
­
erläutert.
Traditionelle,
,,nationale
Fluggesellschaft
Charterflug-
gesellschaft
Neue Airline
Tochtergesellschaft
Fluggesellschaften
Low Cost Airline
Low Fare Airline
Low Frills Airline

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842802087
DOI
10.3239/9783842802087
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Management Center Innsbruck Internationale Fachhochschulgesellschaft mbH – Tourismus, Tourismus und Freizeitwirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (August)
Note
1,0
Schlagworte
billigflieger airline luftverkehr streckennetz cost carrier
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Titel: Die Auswirkung von Low Cost Carrier auf die Wertschöpfung einer touristischen Destination am Beispiel Tirol
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