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Analyse des Rentabilitätspotentials der vollintegrierten Geflügelproduktion in Transformationsländern

Am Beispiel einer Hähnchen-Mastanlage in der Ukraine

©2010 Masterarbeit 96 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Geflügelproduktion, insbesondere die Mast von Hähnchen, boomt weltweit. Für die Produktion von Hähnchen Fleisch sprechen insbesondere die geringen Produktionskosten. Hähnchen haben, im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Nutztieren, eine sehr gute Futterverwertung und eine sehr kurze Mastdauer. Auch lassen sich Hähnchen günstiger schlachten und verarbeiten als beispielsweise Schweine oder Rinder. Insgesamt kann Hähnchenfleisch also deutlich günstiger angeboten werden als Rinder oder Schweinefleisch. Geflügelfleisch wird zudem oft in Vollintegrationen gemästet. Elterntiere, Brüterei, Futterwerk, Mast, Schlachtung und Verarbeitung liegen in einer Hand. Hierdurch kann die Produktion hinsichtlich Produktqualität, Sicherheit und Produktionskosten über die gesamte Produktionskette sehr leicht optimiert werden. Ein weiteres Argument für die Geflügelproduktion ist, dass das Fleisch fettarm und damit gesund ist. Diese Vorteile des Hähnchenfleisches gegenüber Rind und Schweinefleisch haben zu einem Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauches in Deutschland von 9,2 kg im Jahr 2004 auf 11,1 kg im Jahr 2008 geführt. Die Produktion von Hähnchenfleisch stieg allerdings noch stärker an als der Verbrauch. Während 2004 ca. 50.000 t Hähnchenfleisch nach Deutschland importiert werden mussten, konnten, trotz deutlich gestiegenem Verbrauch, im Jahr 2008 30.000 t exportiert werden.
Auch für die Jahre 2009 und 2010 ist von einer Ausweitung der Produktion auszugehen. Der Markt in Deutschland scheint also gesättigt zu sein. Der Handel und insbesondere die Discounter reagieren auf dieses Überangebot bereits jetzt mit sehr großem Preisdruck. Aus diesem Grund müssen sich die deutschen Schlachtunternehmen neue, bislang unterversorgte Märkte suchen. Ein potenzieller Markt für diese Unternehmen sind die Transformationsländer, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft entwickelten. Diese Volkswirtschaften brachen regelrecht zusammen Heute sind sie deutlich weniger weit entwickelt als die westeuropäischen Volkswirtschaften (kfw, 2009). Wenn die Volkswirtschaften der Transformationsländer zu den westeuropäischen Volkswirtschaften aufschließen wollen, setzt dies ein sehr hohes Wirtschaftswachstum voraus. Bis zur Wirtschaftskrise war dies in vielen Transformationsländern der Fall. So lag das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in dieser Region im Jahr 2007 bei 7 %. Auch die Einkommen stiegen. In weniger […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Uwe Cramer
Analyse des Rentabilitätspotentials der vollintegrierten Geflügelproduktion in
Transformationsländern
Am Beispiel einer Hähnchen-Mastanlage in der Ukraine
ISBN: 978-3-8428-0023-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Hochschule Anhalt, Standort Bernburg, Bernburg, Deutschland, MA-Thesis /
Master, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

2
Bibliographische Beschreibung
Name, Vorname:
Cramer, Uwe
Thema der Masterarbeit:
Analyse des Rentabilitätspotentials der vollintegrierten
Geflügelproduktion in Transformationsländern
am Beispiel einer Hähnchen-Mastanlage in der Ukraine
2010, 95 Seiten, 42 Tabellen, 26 Abbildungen
Bernburg:
Hochschule Anhalt (FH)
Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und
Landschaftsentwicklung
Autorreferat
In dieser Arbeit wird das Rentabilitätspotenzial einer voll integrierten Geflügelproduktion in
Transformationsländern analysiert. Als Beispiel dient die Investition eines deutschen
Investors, in eine voll integrierte Hähnchenmast, in der Ukraine. Um das
Rentabilitätspotenzial analysieren zu können, wird zunächst eine Risikoanalyse erstellt. Diese
umfasst neben den ökonomischen auch die länderspezifischen Chancen und Risiken in der
Ukraine. Anschließend wird aus der Risikoanalyse heraus ein Konzept für ein solches
Unternehmen erstellt. Mit diesem Konzept werden Investitionskosten, der zu erwartende
Cash Flow und die zu erwartende Rendite des eingesetzten Kapitals ermittelt. Aus der zu
erwartenden Rendite wird, in Verbindung mit der Risikoanalyse, eine Aussage über das
Rentabilitätspotenzial dieser Investition getroffen.
Ergebnis dieser Arbeit ist, dass eine Investition in der Ukraine, vor allem aufgrund der
unkalkulierbaren politischen Lage und der instabilen Währung ein erhebliches Risiko
darstellt. Weitere Probleme sind die schlechte Infrastruktur und die schlechte Versorgung
mit Futter und Küken. Andererseits ist der ukrainische Geflügelmarkt unterversorgt und hat
ein großes Wachstumspotenzial. Auch sind Löhne, Futter- und Energiekosten
vergleichsweise niedrig. Insgesamt lässt eine solche Investition zwar hohe Renditen
erwarten, diese sind aber mit sehr großen Risiken verbunden.

3
Inhalt
Tabellenverzeichnis ... 5
Abbildungsverzeichnis ... 6
1.
Einleitung ... 7
2.
Analyse potenzieller Risiken bei einer Investition in einen Geflügelmastbetrieb in der Ukraine ... 9
2.1.
Methodik ... 9
2.2.
Analyse der länderspezifischen Chancen und Risiken in der Ukraine ... 11
2.2.1.
Standort Risiken ... 11
2.2.1.1.
Wirtschaftliche Lage der Ukraine ... 11
2.2.1.2.
Situation der Landwirtschaft ... 16
2.2.2.
Transportrisiken ... 20
2.2.3.
Politische und Soziokulturelle Risiken in der Ukraine ... 22
2.2.3.1.
Politische Lage in der Ukraine ... 22
2.2.3.2.
Das Verhältnis der Ukraine zu Russland und zur EU ... 24
2.2.3.3.
Sicherheit und Korruption ... 26
2.2.4.
Rechtliche Risiken in der Ukraine ... 29
2.3.
Analyse der Ökonomischen Chancen und Risiken ... 32
2.3.1.
Analyse des Marktrisikos ... 32
2.3.1.1.
Beschreibung der aktuellen Marktlage ... 32
2.3.1.2.
Ermittlung des Marktpotenzials ... 33
2.3.1.3.
Analyse der Wettbewerbssituation ... 35
2.3.1.4.
Vergleich möglicher Vermarktungswege in der Ukraine ... 36
2.3.2.
Analyse des Preisrisikos bei der Produktion von Geflügelfleisch in der Ukraine ... 38
2.4.
SWOT-Analyse ... 39

4
3.
Entwicklung eines Unternehmenskonzeptes für einen vollintegrierten Geflügelmastbetrieb in
der Ukraine ... 42
3.1.
Analyse der standortspezifischen Besonderheiten ... 42
3.1.1.
Ermittlung eines optimalen Standortes innerhalb der Ukraine ... 42
3.1.2.
Vergleich verschiedener Unternehmensformen ... 44
3.1.3.
Analyse des ukrainischen Steuersystems ... 45
3.1.4.
Vergleich verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten in der Ukraine ... 47
3.2.
Konzeption der Tierproduktion ... 50
3.2.1.
Entwicklung eines Konzeptes für die Mastanlagen ... 50
3.2.2.
Entwicklung eines Personalkonzeptes für die Tierproduktion ... 52
3.2.3.
Beschreibung eines möglichen Mastverfahrens ... 54
3.2.4.
Beispielkalkulation für die Investitionskosten in eine Hähnchemastanlage ... 56
3.2.5.
Prognose der biologischen Leistungen ... 57
3.2.6.
Analyse der Produktionskosten ... 58
3.2.6.1.
Futter ... 58
3.2.6.2.
Küken ... 63
3.2.6.3.
Energie ... 65
3.2.6.4.
Sonstige Kosten ... 67
3.3.
Konzeption des Schlachtbetriebes ... 68
3.3.1.
Einschätzung der Investitionskosten ... 68
3.3.2.
Entwicklung eines Personalkonzeptes für den Schlachthof ... 69
3.3.3.
Prognose der Einnahmen des Unternehmens ... 71
3.4.
Entwicklung eines Konzeptes für das Gesamtunternehmen ... 73
3.4.1.
Entwicklung des Personalkonzeptes ... 73
3.4.2.
Zusammenfassung der Investitionskosten ... 76
3.4.3.
Schätzung des Cash-Flows ... 77
3.4.4.
Ermittlung der Finanzierungskosten und der Eigenkapitalrendite ... 80
4.
Fazit ... 82
Quellenverzeichnis ... 84

5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Durchschnittliche Löhne in der Ukraine in US $ und je Monat (Juni 2008) ... 13
Tabelle 2: Geschätzte Personalkosten für ein ukrainisches Unternehmen in je Monat (2009) ... 13
Tabelle 3: Ausgewählte wirtschaftliche Indikatoren der Ukraine (2007-2010) ... 15
Tabelle 4: Investitionen in die Landwirtschaft der Ukraine in Mio. US $ (2002 bis 2008) ... 17
Tabelle 5: Flugverbindungen in die Ukraine (2009) ... 20
Tabelle 6: Wichtige Zollsätze für die Ein- und Ausfuhr in die Ukraine (2009) ... 31
Tabelle 7: Marktbilanz des Geflügelmarktes in der Ukraine in 1000 t (2006 und 2007) ... 32
Tabelle 8: Beispiele für Vertriebspartner in der Ukraine ... 37
Tabelle 9: SWOT Analyse Geflügelproduktion in der Ukraine ... 39
Tabelle 10: Steuerarten in der Ukraine in % (2004) ... 45
Tabelle 11: Abschreibungssätze in der Ukraine in % (2007) ... 46
Tabelle 12: Finanzierungsmöglichkeiten der DEG ... 48
Tabelle 13: Lohnkosten in der Tierproduktion in je Monat... 53
Tabelle 14: Investitionskosten für einen Hähnchenmastbetrieb in ... 56
Tabelle 15: Leistungsindikatoren bei verschiedenen Hähnchen Mastverfahren ... 57
Tabelle 16: Bedarf an Produktionsmitteln für die Hähnchen Mast ... 57
Tabelle 17: Empfohlene Nährstoffgehalte im Hähnchen Futter ... 58
Tabelle 18: Nährstoffgehalte verschiedener Rohkomponenten ... 58
Tabelle 19: Zusammensetzung eines Hähnchenfutters ... 59
Tabelle 20: Bedarf an Rohkomponenten in t je Jahr ... 59
Tabelle 21: Erzeugerpreise in der Ukraine in UHA/t und /t (1999 bis 2007) ... 59
Tabelle 22: Erzeugerpreise in Deutschland in /t (1999 bis 2007)... 60
Tabelle 23: Vgl. der Kosten für die Rohkomponenten in Deutschland und der Ukraine in /t Futter
(1999 bis 2007) ... 60
Tabelle 24: Zusammenstellung der Investitionskosten für ein Kraftfutterwerk in (2009) ... 62
Tabelle 25: Beispiel für einen Brutkalender ... 63
Tabelle 26: Strom- und Gaspreise in Deutschland und der Ukraine in /MW h im Jahr 2008 ... 66
Tabelle 27: Sonstige Kosten in der Hähnchen Mast in Deutschland in (2006) ... 67
Tabelle 28: Schätzung der sonstigen Kosten in der Hähnchenmast in der Ukraine in (2010) ... 67
Tabelle 29: Personalkosten in der Schlachterei in je Jahr ... 70
Tabelle 30: Gegenüberstellung der Ausschlachtung verschiedener Broilerlinien ... 71
Tabelle 31: Prognose der Produktion wertvoller Teilstücke bei 6,5 und 8,5 Durchgängen je Jahr ... 71
Tabelle 32: Prognose der jährlichen Einnahmen des Unternehmens ... 72
Tabelle 33: Personalkosten für Management, Verwaltung und Sicherheit in je Monat ... 75
Tabelle 34: Zusammenstellung der Lohnkosten für das gesamte Unternehmen in je Jahr ... 75
Tabelle 35: Zusammenstellung der Investitionskosten in ... 76
Tabelle 36: Einnahmen aus dem Verkauf der Hähnchen Teile in je Jahr ... 77
Tabelle 37: Ausgaben für die Hähnchenmast und Schlachtung in je Jahr ... 77
Tabelle 38: erwarteter jährlicher Cash-Flow vor Steuern in ... 78
Tabelle 39: geschätzte Abschreibungen in je Jahr in den ersten 10 Jahren ... 78
Tabelle 40: Schätzung des Gewinnes in je Jahr ... 79
Tabelle 41: Schätzung des Cash-Flows nach Steuern in je Jahr ... 79
Tabelle 42: Beispiel für den Tilgungsplan eines Kredites in je Jahr ... 80

6
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: BIP in ausgewählten Ländern Osteuropas in US $ je Einwohner im Jahr 2005 ... 11
Abbildung 2: Entwicklung der Reallöhne in Russland und der Ukraine (1998­2005, Index 1989=100) 12
Abbildung 3: Monatslohn in verschiedenen Regionen der Ukraine im Jahr 2006 in UAH ... 12
Abbildung 4: Entwicklung der Inflationsrate in der Ukraine von 2000 bis 2007 in % ... 14
Abbildung 5: Klimadiagramm Odessa ... 16
Abbildung 6: Nutzung der Landwirtschaftlichen Fläche in % (1990 und 2007) ... 17
Abbildung 7: Struktur der Tierproduktion in der Ukraine in % (1990 und 2007) ... 18
Abbildung 8: Schweinebestand am Ende des Jahres in tausend Stück (1990-2008) ... 19
Abbildung 9: Geflügelbestände in der Ukraine in tausend Stück (1990-2008) ... 19
Abbildung 10: Autobahnnetz der Ukraine ... 21
Abbildung 11: Wahlergebnis der Parlamentswahl 2006 nach Oblasten in der Ukraine ... 23
Abbildung 12: Index zu Eigentumsrechten in ausgewählten europäischen Ländern (2005) ... 26
Abbildung 13: Korruptionsindex ausgewählter europäischer Länder im Jahr 2005 ... 27
Abbildung 14: Struktur des Einzelhandels in der Ukraine (2006) ... 36
Abbildung 15: Preise für ukrainisches Hähnchen Fleisch in UAH (1996-2007) ... 38
Abbildung 16: Beispielhafter Aufbau einer Hähnchen Mastanlage ... 51
Abbildung 17: Organigramm der Personalstruktur in der Tierproduktion ... 52
Abbildung 18: Funktionsschema einer Unterdrucklüftung ... 54
Abbildung 19: Funktionsschema einer Tunnellüftung ... 55
Abbildung 20: Fütterung und Tränkesystem in einem Hähnchenstall ... 55
Abbildung 21: Schematischer Aufbau einer Futtermühle ... 61
Abbildung 22: Strompreise in der Ukraine von 2002 bis 2007 in -Cent je MW h ... 65
Abbildung 23: Preiseentwicklung für Erdgas von 2004 bis 2007 in -Cent je nm³ ... 65
Abbildung 24: Organigramm der Personalstruktur des Schlachthofes ... 69
Abbildung 25: Organigramm der Hierarchie des geplanten deutsch ukrainischen Unternehmens ... 74
Abbildung 26: Gesamtrendite einer Investition in eine vollintegrierte Hähnchenmast in ... 81

7
1.
Einleitung
Die Geflügelproduktion, insbesondere die Mast von Hähnchen, boomt weltweit. Für die Produktion
von Hähnchen Fleisch sprechen insbesondere die geringen Produktionskosten. Hähnchen haben, im
Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Nutztieren, eine sehr gute Futterverwertung und eine sehr
kurze Mastdauer. Auch lassen sich Hähnchen günstiger schlachten und verarbeiten als beispielsweise
Schweine oder Rinder. Insgesamt kann Hähnchenfleisch also deutlich günstiger angeboten werden
als Rinder oder Schweinefleisch. Geflügelfleisch wird zudem oft in Vollintegrationen gemästet.
Elterntiere, Brüterei, Futterwerk, Mast, Schlachtung und Verarbeitung liegen in einer Hand. (DLG-
Mitteilungen, 2009) Hierdurch kann die Produktion hinsichtlich Produktqualität, Sicherheit und
Produktionskosten über die gesamte Produktionskette sehr leicht optimiert werden. Ein weiteres
Argument für die Geflügelproduktion ist, dass das Fleisch fettarm und damit gesund ist (DLG-
Mitteilungen, 2010). Diese Vorteile des Hähnchenfleisches gegenüber Rind und Schweinefleisch
haben zu einem Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauches in Deutschland von 9,2 kg im Jahr 2004 auf 11,1
kg im Jahr 2008 geführt. Die Produktion von Hähnchenfleisch stieg allerdings noch stärker an als der
Verbrauch. Während 2004 ca. 50.000 t Hähnchenfleisch nach Deutschland importiert werden
mussten, konnten, trotz deutlich gestiegenem Verbrauch, im Jahr 2008 30.000 t exportiert werden
(DLG-Mitteilungen, 2009). Auch für die Jahre 2009 und 2010 ist von einer Ausweitung der
Produktion auszugehen. Der Markt in Deutschland scheint also gesättigt zu sein. Der Handel und
insbesondere die Discounter reagieren auf dieses Überangebot bereits jetzt mit sehr großem
Preisdruck (DLG-Mitteilungen, 2009). Aus diesem Grund müssen
sich die deutschen
Schlachtunternehmen neue, bislang unterversorgte Märkte suchen.
Ein potenzieller Markt für diese Unternehmen sind die Transformationsländer, die sich nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft entwickelten. Diese
Volkswirtschaften brachen regelrecht zusammen Heute sind sie deutlich weniger weit entwickelt als
die westeuropäischen Volkswirtschaften (kfw, 2009). Wenn die Volkswirtschaften der
Transformationsländer zu den westeuropäischen Volkswirtschaften aufschließen wollen, setzt dies
ein sehr hohes Wirtschaftswachstum voraus. Bis zur Wirtschaftskrise war dies in vielen
Transformationsländern der Fall. So lag das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in dieser Region
im Jahr 2007 bei 7 % (kfw, 2009). Auch die Einkommen stiegen. In weniger entwickelten Ländern
steigt mit dem Einkommen der Haushalte der Fleischkonsum deutlich an (DLG-Mitteilungen, 2009).
In
diesen
Ländern
hat
die
Geflügelfleischproduktion
langfristig
also
ein
enormes
Wachstumspotenzial.
Für deutsche Investoren sind in erster Linie die europäischen Transformationsländer von Interesse.
Diese liegen einerseits räumlich nah, was sowohl den Import von Technik und Produktionsmitteln als
auch die Anreise von deutschen Beratern und Führungskräften vereinfacht. So kann ein deutscher
Investor die Produktion in diesen Ländern relativ leicht kontrollieren. Andererseits ist auch die Kultur
der osteuropäischen Transformationsländer der deutschen Kultur ähnlicher als die Kultur
beispielsweise asiatischer Staaten. Osteuropäische Staaten, die bereits der EU beigetreten sind, wie
zum Beispiel die Baltischen Staaten, sind deutlich weiter entwickelt. Ihr Entwicklungspotenzial ist
folglich geringer. Auch ist der Markt für Geflügelfleisch in diesen Ländern bereits aufgeteilt, so dass
keine Pioniergewinne mehr möglich sind.

8
Als Beispiel für einen osteuropäischen Staat, der noch nicht zur EU gehört, kann die Ukraine dienen.
Die Ukraine ist, nach Russland, das größte Land Europas. Mit 47 Mio. Einwohnern besteht dort ein
großer Markt. Das im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern niedrige Bruttoinlandsprodukt
und die hohen Wachstumsraten vor der Weltwirtschaftskrise lassen für die Zukunft auf eine stark
wachsende Wirtschaft hoffen (Gerlach und Schmidt, 2009). Wie in anderen Transformationsländern
dürfte der Geflügelmarkt auch in der Ukraine langfristig deutlich wachsen. Hinzu kommt, dass die
ukrainische Landwirtschaft nach dem Ende der Sowjetunion, der Wirtschaftkrise 1998 und der
aktuellen Weltwirtschaftkrise, zusammengebrochen ist. Es wird weniger Fleisch produziert als
konsumiert (Agritour Ukraine, 2009). Zudem gibt es teilweise erhebliche Qualitätsmängel bei
ukrainischen Produkten. Qualitativ hochwertige Produkte dürften in der Ukraine also sehr gut zu
vermarkten sein (Cybalski, 2009b).
Auch die Produktion in der Ukraine ist interessant. Die klimatischen Bedingungen lassen den Anbau
von Mais, Weizen und Soja zu (Agritour Ukraine, 2009). Das Lohnniveau ist sehr niedrig. Der Staat
und die Gesellschaft insgesamt tolerieren große Agrarunternehmen sowohl im Ackerbau als auch in
der Tierhaltung. Es auch gibt es keine übertriebenen Umwelt-, Verbraucherschutz- und
Tierschutzstandards. Insgesamt erinnern die Produktionsbedingungen stark an den Süden Brasiliens.
Diese Region ist der weltweit führende Exporteur von Hähnchen- und Putenfleisch. In Brasilien kann
Hähnchenfleisch so günstig produziert werden, dass es trotz hoher Transportkosten und Zöllen auf
dem deutschen Markt, immer noch deutlich günstiger ist als deutsches Fleisch. Dies lässt vermuten,
dass Fleisch, welches in der Ukraine erzeugt wird, einen ähnlichen Kostenvorteil hat.
Ziel dieser Arbeit ist es, das Rentabilitätspotential der vollintegrierten Geflügelproduktion in
Transformationsländern, am Beispiel einer Hähnchen-Mastanlage in der Ukraine, zu analysieren.
Um das Rentabilitätspotenzial einer solchen Investition analysieren zu können, sollen Chancen und
Risiken in Rahmen einer Risikoanalyse dargestellt werden. Hierbei sollen insbesondere Informationen
über die Preisentwicklung von Geflügelfleisch, die Versorgung mit Küken und Futtermitteln, das
Lohnniveau, Zollsätze und mögliche Absatzwege ermittelt werden. Diese Informationen sollen als
Grundlage für ein Unternehmenskonzept dienen. Da es sich um eine vollintegrierte
Geflügelproduktion handelt, soll das Konzept neben dem Mastbetrieb auch eine Schlachterei und
gegebenenfalls eine Brüterei und ein Futterwerk umfassen. In diesem Konzept soll einerseits
dargestellt werden, wie ein solches Unternehmen aufgebaut und organisiert werden kann, zum
anderen sollen Cash-Flow und Investitionskosten ermittelt werden. Des Weiteren sollen
Finanzierungsmöglichkeiten und Kosten dargestellt werden. Hieraus soll die zu erwartende
Kapitalrendite der Investition abgeleitet werden. Aus der zu erwartenden Rendite soll, in Verbindung
mit der Risikoanalyse, eine Aussage über das Rentabilitätspotenzial getroffen werden.

9
2.
Analyse potenzieller Risiken bei einer Investition in einen
Geflügelmastbetrieb in der Ukraine
2.1.
Methodik
Eine Investition in der Ukraine stellt vom Wesen her eine Auslandsinvestition dar. Hier treten
besondere Risikoarten auf. Diese sind, je nach Art der Außenhandelsaktivität, von unterschiedlich
hoher Bedeutung. (Jahrmann, 2007)
Anania, 2005 unterscheidet die Risiken des Außenhandels zum einen in Risiken, die durch den
Außenhandel verstärkt werden, zum anderen in spezifische Risiken des Außenhandels. Des Weiteren
unterscheidet er Risiken die aus der Distanz resultieren und Risiken die durch die
Grenzüberschreitung entstehen. Zu Risiken die aus der Distanz entstehen zählt er den niedrigen
Informationsstand über die Auslandsmärkte. Dies erhöht das Risiko von unternehmerischen
Fehlentscheidungen. Ein weiteres Risiko, ist die längere Transport- und Zahlungsdauer bei
Auslandsgeschäften. Dies führt zu erhöhten Transportrisiken und zu einer erhöhten Gefahr des
Forderungsausfalls.
Zu den Risiken die aus dem Grenzübertritt resultieren zählt er, dass das Unternehmen anderen
staatlichen Regelungen, wie in seinem Heimatland, ausgesetzt ist. Auch bestehen in einem anderen
Land andere Rahmenbedingungen.
Nach Jahrmann, 2007 können die Risiken einer Außenhandelsaktivität wie folgt gegliedert werden:
Ökonomische Risiken
·
Marktrisiko
·
Preisrisiko
·
Kreditrisiko
·
Lieferungs- und Annahmerisiko
·
Kursrisiko
·
Transportrisiko
·
Standortrisiko
Länderrisiken
·
Politische Risiken im engeren Sinne
·
Zahlungsverbots- und Moratoriumsrisiken
·
Transfer ­ und Konvertierungsrisiken
·
Rechtliche Risiken
·
Sozio-kulturelle Risiken
(Jahrmann, 2007)

10
Für eine Investition in ein Unternehmen, welches in der Ukraine produziert und seine Produkte in der
Ukraine absetzt, sind nicht alle Risiken gleich wichtig. Bei den Länderrisiken sind Politische-,
Rechtliche- und Soziokulturelle Risiken von besonderer Bedeutung. Das Soziokulturelle Risiko soll mit
den Politischen Risiken zusammenfassen werden, da beide einen Rückblick in die Geschichte
voraussetzen.
Bei den ökonomischen Risiken sind Markt- und Preisrisiken sowie die Standortrisiken von besonders
großer Bedeutung. Auch das Transportrisiko könnte, aufgrund der schlechten Infrastruktur, ein
Problem darstellen. Diese Risiken sollen, wie auch das Standortrisiko, den Länderrisiken zugeordnet
werden, da es sich in weiten Teilen um ein Länderspezifisches Problem handelt.
Die Risikoanalyse soll also wie folgt strukturiert werden:
·
Analyse der Länderspezifische Chancen und Risiken in der Ukraine
o
Standort Risiken
Wirtschaftliche Lage der Ukraine
Situation der Landwirtschaft
o
Transportrisiken
o
Politische und Soziokulturelle Risiken in der Ukraine
o
Politische Lage in der Ukraine
Das Verhältnis der Ukraine zu Russland und zur EU
Sicherheit und Korruption
o
Rechtliche Risiken in der Ukraine
·
Analyse der Ökonomischen Chancen und Risiken
o
Analyse des Marktrisikos
Beschreibung der aktuellen Marktlage
Ermittlung des Marktpotenzials
Analyse der Wettbewerbssituation
Vergleich möglicher Vermarktungswege in der Ukraine
o
Preisrisiko bei der Produktion von Geflügelfleisch
Die potenziellen Risiken einer Investition in einen Geflügelmastbetrieb in der Ukraine sollen im
Rahmen einer SWOT Analyse zusammengefasst werden. Hierbei werden die Stärken und Schwächen
des Unternehmens den Chancen und Risiken des zu erschließenden Marktes gegenüber gestellt. Je
nachdem, wie die Stärken und Schwächen des Unternehmens auf die Chancen und Risiken des
Marktes treffen, können Rückschlüsse auf die Chancen und die Risiken einer solchen Investition
gezogen werden. Auch kann aus der SWOT Analyse abgeleitet werden, wo Schwächen des
Unternehmens auf besondere Risiken des Marktes stoßen. Hier bestehen besonders hohe Risiken für
die Investition. Im Unternehmenskonzept soll versucht werden, dass Unternehmen so zu
organisieren und Maßnahmen zu treffen, um diese Risiken zu reduzieren. (Beck, 2009)

11
2.2.
Analyse der länderspezifischen Chancen und Risiken in der
Ukraine
2.2.1.
Standort Risiken
2.2.1.1.
Wirtschaftliche Lage der Ukraine
Die Ukraine ist mit 603.700 qkm nach Russland das größte Land Europas. Sie hat 47 Mio. Einwohner.
55 % arbeiten im Dienstleistungssektor, 25 % in der Landwirtschaft und 20 % in der Industrie. Die
Arbeitslosigkeit wurde 2007 von offiziellen Stellen mit 2,5 % angegeben. Man schätzt allerdings
dass die Quote bei ca. 7 % lag. (Gerlach & Schmidt, 2009). Die Ukrainische Wirtschaft hat im
Vergleich zu anderen Osteuropäischen Staaten, ein sehr geringes Bruttoinlandsprodukt. Es lag im
Jahr 2005 bei 1741 US $ und betrug damit nur ein Drittel des russischen Bruttoinlandsproduktes. Das
Bruttoinlandsprodukt Tschechiens lag fast siebenmal so hoch.
Abbildung 1: BIP in ausgewählten Ländern Osteuropas in US $ je Einwohner im Jahr 2005
(Nestmann, 2006)

12
Folglich hat die Ukraine das Potenzial eines hohen Wirtschaftswachstums. In den letzten Jahren
betrug das Wirtschaftswachstum bis zu 12 % (Nestmann, 2006). Auch die Löhne stiegen kräftig an:
Abbildung 2: Entwicklung der Reallöhne in Russland und der Ukraine (1998­2005, Index 1989=100)
(Nestmann, 2006)
Der Mindestlohn liegt bei 545 UHA also knapp 50 . Zu den Löhnen kommen noch die
Lohnnebenkosten. 33,2 % für den Rentenfonds, 0,66 % für die Unfallversicherung, 1,3 % für den
Beschäftigungsfonds und 1,5 % Sozialversicherungsgebühr. Insgesamt fallen 36,66 %
Lohnnebenkosten an. (GfE, 2009) Wie aus der folgenden Grafik ersichtlich variiert der Lohn zwischen
den verschiedenen Regionen der Ukraine sehr stark:
Abbildung 3: Monatslohn in verschiedenen Regionen der Ukraine im Jahr 2006 in UAH
(WBU, 2009)

13
Zu bedenken ist allerdings, dass in der Ukraine trotz der enormen Lohnsteigerungen, im Vergleich zu
anderen europäischen Ländern immer noch ein sehr geringes Lohnniveau herrscht. Die Löhne
werden in den kommenden Jahren, aufgrund der Wirtschaftskrise und aufgrund der steigenden
Arbeitslosigkeit, wahrscheinlich deutlich weniger stark ansteigen als in der Vergangenheit. Auch dies
ist ein Argument in der Ukraine zu produzieren. (Cybalski, 2009)
In der folgenden Tabelle sind Durchschnittslöhne für verschiedene Berufsgruppen im Raum Odessa
im Juni 2008 dargestellt:
Tabelle 1: Durchschnittliche Löhne in der Ukraine in US $ und je Monat (Juni 2008)
Lohn in USD
Lohn in
Lohn incl.
Lohnnebenkosten
Lehrerin
100 USD
65
90
Universitätsprofessor
400 USD
260
355
Leiter der Personalabteilung eines
Internationalen Unternehmens
750 USD
490
670
Programmierer
350 USD
230
315
Jurist
600 USD
390
530
Industriearbeiter
200 USD
130
180
(eigene Darstellung nach GfE, 2009 und umrechnung24, 2009)
Aus dieser Aufstellung lassen sich auch die Lohnkosten für das Unternehmenskonzept im zweiten Teil
der Arbeit ableiten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass man gerade leitende Mitarbeiter und
Mitarbeiter die besondere Verantwortung tragen, überdurchschnittlich gut bezahlen sollte. Zum
einen fördert dies die Motivation, zum anderen kann man so sicherstellen dass es ausreichend
motivierte und qualifizierte Bewerber für eine solche Stelle gibt. In der folgenden Tabelle sind die
Lohnkosten dargestellt, die im zweiten Teil der Arbeit angesetzt werden sollen.
Tabelle 2: Geschätzte Personalkosten für ein ukrainisches Unternehmen in je Monat (2009)
Führungskräfte
700
Techniker, Farmleiter, Kolonnenführer, Verwaltung
300
Produktionsmitarbeiter, LKW Fahrer, Lagerarbeiter
150
(eigene Darstellung)

14
Die stark steigenden Löhne in den vergangenen Jahren und die Ausweitung der Geldmenge haben
allerdings auch ihre Schattenseite. So kam es in den letzten Jahren immer wieder zu sehr hohen
Inflationsraten:
Abbildung 4: Entwicklung der Inflationsrate in der Ukraine von 2000 bis 2007 in %
(Nestmann, 2006)
Wie aus der vorhergehenden Grafik ersichtlich, ist die ukrainische Währung Hrywnja sehr instabil. Da
die Datengrundlage für diese Arbeit ohnehin dünn ist, muss teilweise auf Daten zurückgegriffen
werden, die mehrere Jahre alt sind. Bei Inflationsraten von bis zu 25 % pro Jahr kann man diese
Preise
nicht
mit
den
heutigen
Preisen
vergleichen.
Aus
diesem
Grund
soll
das
Umrechnungsprogramm Umrechnung 24, 2009 Verwendung finden. Hiermit kann man den
Umrechnungskurs in Euro zu einem bestimmten Zeitpunkt ermitteln. Da der Euro relativ stabil ist,
lassen sich Preise, auch wenn sie einige Jahre zurückliegen, gut mit den aktuellen Preisen
vergleichen.
Mit der Inflationsrate stieg auch das Zinsniveau. Für 2010 werden Geldmarktzinsen von 15,5 %
prognostiziert (Hercksen, 2009). Das Zinsniveau für Kredite liegt bei etwa 17 % bis 25 %. Ein Großteil
der Kredite wurde am internationalen Kapitalmarkt finanziert. In der Wirtschaftskrise wurde ein
Großteil der Kredite abgezogen, so dass der Ukrainische Kapitalmarkt praktisch austrocknete
(Cybalski, 2009). Für einen ausländischen Investor, der über ausreichend Eigenkapital verfügt, hat
diese Situation den Vorteil, dass er, gegenüber einem Produzenten, der sich über den ukrainischen
Kapitalmarkt finanzieren muss, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil hat. Auch wird diese Situation
voraussichtlich dazu führen, dass viele ukrainische Unternehmen Liquiditätsprobleme bekommen
werden. Man wird also wahrscheinlich sehr preiswert Immobilien und Produktionsanlagen kaufen
können.

15
Tabelle 3: Ausgewählte wirtschaftliche Indikatoren der Ukraine (2007-2010)
2007
2008
2009*
2010 *
Bruttoinlandsprodukt
Mrd. US $
142,72
180,46
129,00
150,00
BIP pro Kopf
US $
3.070
3.900
2.800
3.300
Wachstumsrate BIP real
%
7,9
2,1
-
10,8
1,5
Inflationsrate
%
12,8
25,2
16,4
11,0
Arbeitslosenquote
%
6,4
6,4
11,0
10,0
Wechselkurs
UAH/Eur.
6,92
7,75
10,10
9,80
UAH/ US $
5,05
5,27
7,80
7,50
Warenexport
Mrd. US $
49,8
67,7
45,6
51,7
Warenimport
Mrd. US $
60,4
84,7
51,6
54,4
Auslandsverschuldung
Mrd. US $
82,2
103,2
108,0
110,0
% des BIP
57,6
57,2
83,7
73,3
Haushaltssaldo
% des BIP
-1,1
-1,5
-5,0
-2,0
Geldmarktsatz
%
2,3
13,7
22,5
15,5
(eigene Darstellung nach Hercksen, 2009)
* prognostiziert
Wie aus der vorhergehenden Tabelle ersichtlich, hat die Ukraine unter der Weltwirtschaftskrise
besonders stark gelitten. Das Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich um 50 Mrd. US $
einbrechen. Die Wirtschaft wird um 10,8 % schrumpfen. Dies wird zu einem deutlichen Anstieg der
Arbeitslosigkeit führen.
Bedingt durch die Wirtschaftskrise wuchs auch das Haushaltsdefizit auf 5 %. Im Jahr 2009 soll die
Auslandsverschuldung 83,7 % des BIP betragen. Dies hängt allerdings auch mit dem stark
gesunkenen Bruttoinlandsprodukt zusammen (Hercksen, 2009). Im Augenblick befindet sich die
Ukraine in einem akuten Liquiditätsengpass. Aus diesem Grund vergab der IWF von einigen Monaten
einen 16,5 Mrd. Kredit zur Stabilisierung des Finanzsektors (Cybalski, 2009).
Der Maastricht-Vertrag sieht für die EU Grenzen von 3 % Neuverschuldung und Gesamtschulden von
60 % des BIP vor. Dieses Ziel wird in diesem Jahr nicht von allen EU-Staaten erreicht. Die Finanzielle
Situation der Ukraine ist zwar schlecht, allerdings stehen einige europäische Staaten, darunter auch
Deutschland, nicht wesentlich besser dar (Staatsverschuldung.de, 2009).
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ukraine wirtschaftlich ein hohes Wachstumspotenzial
hat. Die Wirtschaftskrise trifft die Ukraine zwar stark. Man sollte allerdings auch die positiven Seiten
der Krise sehen. Die Immobilienpreise fallen. Auch werden die Löhne nicht mehr so stark steigen wie
in der Vergangenheit. Die gestiegene Arbeitslosigkeit sorgt dafür, dass ausreichend qualifizierte und
motivierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Ein weiteres wichtiges Argument für eine Investition
zum jetzigen Zeitpunkt ist, dass eine Investition immer einen gewissen Vorlauf für die Planung und
den Aufbau der Produktionskapazitäten benötigt. Wenn die Produktion beginnt, befindet sich die
ukrainische Wirtschaft mit etwas Glück wieder in einer Boom-Phase.
Auch die niedrigen Löhne sprechen für diese Investition. Die Lohnkosten liegen zwischen 700 je
Monat für Führungskräfte und 150 je Monat für angelernte Arbeiter. Problematisch ist die instabile
Währung. Ein weiteres Problem ist das schlechte Länderrating der Ukraine, welches eine
Kreditaufnahme stark erschwert.

16
2.2.1.2.
Situation der Landwirtschaft
In der Ukraine herrscht gemäßigt kontinentales Klima. Dies äußert sich in heißen Sommern, kalten
Wintern und geringen Niederschlägen. Lediglich im Süden der Krim herrscht mediterranes Klima
(Gerlach & Schmidt, 2009). Wie aus dem folgenden Klimadiagramm für den Raum Odessa deutlich
wird, liegen die Durchschnittstemperaturen im Winter bei 0 °C im Sommer bei ca. 24 °C. Die
Niederschläge liegen bei 469 mm je Jahr. Damit ist das Klima in der Ukraine durchaus mit dem Klima,
welches in Teilen Deutschlands vorherrscht, zu vergleichen. In der Hähnchenmast kann also die
gleiche Lüftungs- und Heiztechnik verwendet werden wie in Deutschland. Auch die
Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft dürften sich nicht grundlegend von den Bedingungen
in Deutschland unterscheiden.
Abbildung 5: Klimadiagramm Odessa
(Mühr, 2009)
Die Ukraine war früher als Kornkammer Europas bekannt. Auch heute spielt die Landwirtschaft in der
Ukraine eine große Rolle. Etwa 25 % der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft (Gerlach &
Schmidt, 2009). Die natürlichen Voraussetzungen für Ackerbau und Tierhaltung in der Ukraine sind
optimal. Etwa 60 % der ukrainischen Ackerfläche bestehen aus Schwarzerde mit einem A-Horizont
von 1 bis 1,5 m. Leider fehlen oft Niederschläge, so dass das Ertragspotenzial bei etwa 80 dt.
Getreide je ha liegt. Tatsächlich liegen die statistischen Durchschnittserträge allerdings bei etwa 25
dt./ha. Die Gründe hierfür sind historisch bedingt (Eibel, 2009).

17
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die ehemals staatlichen Betriebe unter den
Mitarbeitern aufgeteilt. Jeder erhielt zwischen 1,5 ha und 11 ha sowie einen Anteil an Maschinen und
Gebäuden. Der Verkauf von landwirtschaftlicher Fläche ist nach wie vor nicht möglich. Die neuen
Eigentümer konnten also ihre Fläche nur selbst bewirtschaften, sie an ihre ehemaligen Vorgesetzten
verpachten oder eine Genossenschaft gründen. Die Betriebe wurden von denselben Führungskräften
mit denselben Mitarbeitern sowie der alten Sowjettechnik weiter bewirtschaftet. Durch veraltete
Produktionsmethoden, alte Technik und fehlendes Kapital ging es zunächst mit der Landwirtschaft
stark bergab. Fehlende und defekte Maschinen führten dazu, dass nicht pünktlich gesät und geerntet
werden konnte. Dies führte zu niedrigen Erträgen. Die schlechte Produktionstechnik und der falsche
Bearbeitungszeitpunkt führten zu Bodenverdichtungen. Diese wiederum führten zu einer starken
Verunkrautung insbesondere mit Quecken. Auch fehlten Dünger und Pflanzenschutzmittel. Im Jahr
1997 haben 87,4 % der landwirtschaftlichen Betriebe Verluste erwirtschaftet. Diese Betriebe lösten
sich auf und wurden an rentable Großbetriebe oft in Größenordnungen von mehreren 10.000 ha
angeschlossen. Trotzdem bleibt die ukrainische Landwirtschaft oft weit hinter ihrem
Leistungspotenzial zurück. Die Ursache liegt zum einen in fehlendem Kapital, zum anderen in
schlechtem Management. Es gibt allerdings auch Betriebe, die optimal geführt werden. Sie
produzieren mit moderner Technik erstklassige Ware und haben seit 2003 eine rasante Entwicklung
genommen. Auch Ausländer investieren zunehmend in die Landwirtschaft der Ukraine(Eibel, 2009).
Tabelle 4: Investitionen in die Landwirtschaft der Ukraine in Mio. US $ (2002 bis 2008)
2002 2004 2005 2006 2007 2008
Investitionen in die Landwirtschaft
291
388
615
925
1424 1849
davon direkte ausländische Investitionen 84
200
217
303
400
553
(eigene Darstellung nach Agritour Ukraine, 2009)
Die Ackerfläche in der Ukraine wird wie folgt genutzt:
Abbildung 6: Nutzung der Landwirtschaftlichen Fläche in % (1990 und 2007)
(Agritour Ukraine, 2009)

18
Bei Getreide und Körnerleguminosen spielen insbesondere Winterweizen mit 38,5 %, Sommergerste
mit 29,2 % und Körnermais mit 13,8 % der Anbaufläche eine große Rolle. Körnerleguminosen haben
nur eine geringe Bedeutung (Agritour Ukraine, 2009).
Dies lässt den Schluss zu, dass Mais und Weizen als Futtermittel in der Ukraine reichlich vorhanden
sind. Um zuverlässig qualitativ hochwertig Ware zu erhalten, sollte man mit großen, gut organisierten
Agrarunternehmen Lieferkontrakte abschließen. Sojaextraktionsschrot als weitere wichtige
Futterkomponente muss wahrscheinlich über die Schwarzmeerhäfen importiert werden.
Abbildung 7: Struktur der Tierproduktion in der Ukraine in % (1990 und 2007)
(Agritour Ukraine, 2009)
Zur Sowjetzeit war die Rindfleischproduktion der mit Abstand wichtigste Zweig der Tierproduktion.
Ihre Bedeutung ließ drastisch nach. Die Schweinemast macht nach wie vor gut 30 % der
Tierproduktion aus. Die Geflügelmast gewann stark an Bedeutung. Heute haben Geflügel-, Schweine
-und Rindermast in etwa die gleiche Bedeutung. Dies bedeutet aber nicht, dass sich die
Geflügelproduktion seit dem Ende der Sowjetunion ausgedehnt hat. Ihr Anteil ist gestiegen, weil sie
weniger stark schrumpfte als die anderen Produktionszweige.

19
Die Tierproduktion ist nach dem Ende der Sowjetunion regelrecht zusammengebrochen. Dies wird
beispielsweise am Schweinebestand deutlich. Wie aus der folgenden Darstellung ersichtlich
reduzierte sich der Schweinebestand auf ein Drittel der ursprünglichen Produktion.
Abbildung 8: Schweinebestand am Ende des Jahres in tausend Stück (1990-2008)
(Agritour Ukraine, 2009)
Auch die Geflügelproduktion in der Ukraine ist nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stark
zurückgegangen. Bis heute hat sie sich, wie aus der folgenden Grafik ersichtlich, leicht erholt.
Abbildung 9: Geflügelbestände in der Ukraine in tausend Stück (1990-2008)
(Agritour Ukraine, 2009)
Hierbei muss man allerding erwähnen, dass über die Hälfte des Geflügels in Hauswirtschaften
gehalten wird. Neben den Hauswirtschaften existieren sehr große Geflügelbetriebe, die etwa 70 %
des Marktes unter sich aufgeteilt haben (Agritour Ukraine, 2009).
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Tierproduktion in der Ukraine den Fleischbedarf nicht
decken kann. Jährlich werden etwa 300.000 t hochwertiges Fleisch importiert. Hinzu kommt der
Import von minderwertigem Fleisch. Es besteht also noch Nachhohlbedarf für Investitionen in die
Tierproduktion (Agritour Ukraine, 2009). Die Versorgung mit Weizen und Mais als Futtergrundlage
für einen Hähnchenmastbetrieb ist gegeben. Soja kann zwar in der Ukraine angebaut werden, hat
aber nur eine geringe Bedeutung. Deshalb muss es wahrscheinlich importiert werden. Das Klima in
der Ukraine ähnelt dem Klima in Deutschland, aus diesem Grund kann dieselbe Heiz und
Lüftungstechnik wie in Deutschland verwendet werden.

20
2.2.2.
Transportrisiken
Die Infrastruktur spielt für Investitionen in der Ukraine eine besonders große Rolle. Der
Produktionsstandort muss von Deutschland aus gut zu erreichen sein, da viele Maschinen, Ersatzteile
und Verbrauchsgüter aus Deutschland importiert werden sollen. Außerdem müssen ein deutscher
Investor und deutsche Spezialisten den Produktionsstandort gut erreichen können. Der Standort
sollte also so gewählt werden, dass er aus Deutschland gut mit dem Flugzeug erreicht werden kann.
In der Ukraine gibt es folgende größere internationale Flughäfen:
-
Kiev, Ukraine (IEV)
-
Charkiw, Ukraine (HRK-Kharkiv Intl.)
-
Dnipropetrowsk, Ukraine (DNK-Dnepropetrovsk Intl.)
-
Donezk, Ukraine (DOK-Donetsk Intl.)
-
Ivano-Frankovsk, Ukraine (IFO-Ivano-Frankovsk Intl.)
-
Kiew, Ukraine (KBP-Borispol Intl.)
-
Lemberg, Ukraine (LWO-Lviv Intl.)
-
Luhansk, Ukraine (VSG-Luhansk Intl.)
-
Odessa, Ukraine (ODS-Odessa Intl.)
-
Simferopol, Ukraine (SIP-Simferopol Intl.)
Hier einige Beispiele für Flugverbindungen in die Ukraine. Es muss in der Regel einmal umgestiegen
werden, außer bei der Verbindung Amsterdam- Kiew. (expedia, 2009)
Tabelle 5: Flugverbindungen in die Ukraine (2009)
Abflugort
Ankunftsort
Flugdauer
Amsterdam
Kiew
Ca. 3 Stunden
Düsseldorf
Odessa
Ca. 6 Stunden
Düsseldorf
Lemberg
Ca. 6 Stunden
Düsseldorf
Donezk
Ca. 6 Stunden
Düsseldorf
Kiew
Ca. 4 Stunden
Münster
Kiew
Ca. 6 Stunden
(expedia, 2009)
Die großen Städte der Ukraine sind aus Deutschland in ca. 6 Stunden gut zu erreichen.
Ein weiterer wichtiger Standortfaktor ist die Versorgung mit Futtermitteln. Diese werden zumeist an
Überseehäfen im- bzw. exportiert. Die Versorgung mit Weizen, Mais und Soja ist also in der Nähe
dieser Häfen besonders gut. Auch in Deutschland befinden sich die Zentren der Veredelung meist in
der Nähe von Überseehäfen. Zusätzlich sind Schiffe für den Import von Maschinen gut geeignet.
Große Häfen am Schwarzen Meer befinden sich unter anderem in Odessa, Cherson und Sevastopol.
(Gerlach & Schmidt, 2009) Über die Donau ist das Schwarze Meer von Deutschland aus zu erreichen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783842800236
DOI
10.3239/9783842800236
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Anhalt - Standort Bernburg – Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung, Agrarmanagement
Erscheinungsdatum
2010 (Juli)
Note
2,8
Schlagworte
geflügel hähnchen ukraine investition osteuropa
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Titel: Analyse des Rentabilitätspotentials der vollintegrierten Geflügelproduktion in Transformationsländern
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