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Prävention gegen Gewaltformen in der Fußballfanszene

©2009 Diplomarbeit 63 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Schon zu Beginn des Studiums der Angewandten Sozialwissenschaften machte ich mir Gedanken, welches Thema am geeignetesten für meine Diplomarbeit wäre. Letztlich lag es doch ziemlich nah. Bereits seit meinem neunten Lebensjahr bin ich ein großer Fußballfan und verfolge die Spiele meines Vereins und der Nationalelf, sowohl im TV als auch im Stadion. Im Sommer 2008 erhielt ich die Möglichkeit, in einem freiwilligen fünfwöchigen Praktikum im Schalker Fanprojekt die Praxis der Fansozialarbeit kennen zu lernen. Außerdem geprägt durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Jugendbetreuer in meinem Heimatverein SVA Bockum-Hövel und nicht zuletzt durch die Teilnahme am Handlungsfeld der Fachhochschule Dortmund ‘Rechtsextremismus im Dortmunder Fußballsport’ im Wintersemester 2008/09, geleitet von Frau Prof. Marianne Kosmann und Herrn Dr. Harald Rüßler, die sich freundlicherweise dazu bereit erklärten, diese Arbeit zu betreuen, wurde klar, dass ein Thema über Fußball und Fußballfans für mich am besten geeignet ist. So entstand dieses Thema ‘Prävention gegen Gewaltformen in der Fußballfanszene’. Als Fan und Mitglied des FC Schalke 04 möge man es mir nachsehen, dass ich während meiner Recherchen sehr viele Informationen von und über diesen Verein bezogen habe, was mich allerdings nicht daran hinderte, objektiv und kritisch damit umzugehen. Aus meinem persönlichen Denken als Fan heraus entstand die Ausgangsthese dieser Arbeit, die wie folgt lautet: Fans möchten von ihrem Verein respektiert werden und das Gefühl haben, dazuzugehören, und zwar als kleiner, aber nicht unwichtiger Teil des Ganzen. Ist das der Fall, kann man schon viel Gewaltpotenzial im Vorfeld verringern.
So beschreibe ich die Anfänge des Fußballspiels bis zu seiner heutigen Popularität mit Entwicklung seiner Zuschauer- und Fanszene, die Formen der Gewalt, die im Kontext von Fußballveranstaltungen auftauchen und was sie für eine Bedeutung für deren Veranstalter und für die Sozialarbeit haben. Bereits bestehende Konzepte und Präventionsinhalte zur Vermeidung von Gewalt werden betrachtet und anhand der herausgearbeiteten Erkenntnisse kritisch durchleuchtet sowie Ideen zur möglichen Verbesserung angesprochen. Dabei lege ich meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Fußballgeschehen in Deutschland. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung5
2.Entstehung des Fußballsports5
2.1Die ersten Vereine in Deutschland6
3.Fußball als Zuschauersport8
3.1Verhältnis der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Marcus Brauer
Prävention gegen Gewaltformen in der Fußballfanszene
ISBN: 978-3-8366-4955-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule Dortmund, Dortmund, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010
Pascal Hec

2
Abstract
Die vorliegende Diplomarbeit ,,Prävention gegen Gewaltformen in der Fußballfanszene"
beschäftigt sich mit der Fanszene des deutschen Fußballsports.
Über die historische Entstehung und Entwicklung des Fußballsports und seiner großen
Popularität beim Publikum in Deutschland nähert sich die Arbeit den Entwicklungen und
Motiven von gewalttätigen Ausschreitungen unter den Zuschauern. Die Entstehung der
Subkulturen Hooligans und Ultras wird ausführlich beschrieben. Auch die im Stadion
vorhandenen Themen Rassismus und Diskriminierung werden behandelt. Darüber hinaus
wird die darauf folgende Reaktion der großen Verbände DFB und DFL sowie der beteiligten
Vereine untersucht.
Die Arbeit der Gewaltprävention im Sinne von Vorbeugung durch aktive Miteinbeziehung der
Fans wird in den Vordergrund gestellt. Dabei wird geschaut, was seitens aller Fußballvereine
und der Sozialarbeit in Form von Fanprojekten bereits geleistet wird und was noch geleistet
werden könnte. Dazu wurden Anregungen zur Optimierung der Präventionsarbeit anhand
der Erkenntnisse dieser Arbeit herausgearbeitet.

3
Inhalt
Seite
1.
Einleitung
5
2.
Entstehung
des
Fußballsports
5
2.1
Die
ersten
Vereine
in
Deutschland
6
3.
Fußball
als
Zuschauersport
8
3.1
Verhältnis der Zuschauer zu ihrem Verein vor Gründung
der
Bundesliga
11
3.2
Quantitative Zuschauerentwicklung in der Bundesliga
12
3.3
Verhältnis der Zuschauer zu ihrem Verein in der Bundesliga
14
3.4
Gründung
von
Fanclubs
15
3.5
Merchandising
15
4.
Fans
und
Gewalt
16
4.1
Der
Begriff
Gewalt
16
4.2
Erklärungsansätze für Gewalt bei Fußballspielen
18
4.3
Hooligans
21
4.3.1
Bedeutung
der
Hooligans
heute
24
4.4
Ultras
26
4.5
Gemeinsamkeiten zwischen Hooligans und Ultras
30
4.6
Rechtsextremistische
Tendenzen
im
Stadion
33
5.
Soziale
Arbeit
mit
Fußballfans
36
5.1
Fanprojekte
37
5.1.1
Aufgaben
und
Tätigkeiten
der
Fanprojekte
38
5.1.2
Möglichkeiten
zur
Verbesserung
41
5.1.2.1
Finanzierung
41
5.1.2.2 Weitere Gedanken zur Optimierung der Fanprojektarbeit
42
5.2
Profivereine
44
5.2.1
Stadionverbote
44

4
5.2.2
Fanbeauftragter
45
5.2.3
Soziales
Engagement
47
5.2.4
Kids-Clubs
49
5.2.5
Jugendabteilungen
50
5.3
Amateurvereine
53
5.4
Datei
Gewalttäter
Sport
/
Polizeieinsätze
55
6.
Abschlussbeurteilung
56
Quellen
58

5
1. Einleitung
Schon zu Beginn des Studiums der Angewandten Sozialwissenschaften machte ich mir
Gedanken, welches Thema am geeignetesten für meine Diplomarbeit wäre. Letztlich
lag es doch ziemlich nah. Bereits seit meinem neunten Lebensjahr bin ich ein großer
Fußballfan und verfolge die Spiele meines Vereins und der Nationalelf, sowohl im TV
als auch im Stadion. Im Sommer 2008 erhielt ich die Möglichkeit, in einem freiwilligen
fünfwöchigen Praktikum im Schalker Fanprojekt die Praxis der Fansozialarbeit kennen
zu lernen. Außerdem geprägt durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Jugendbetreuer
in meinem Heimatverein SVA Bockum-Hövel und nicht zuletzt durch die Teilnahme am
Handlungsfeld der Fachhochschule Dortmund ,,Rechtsextremismus im Dortmunder
Fußballsport" im Wintersemester 2008/09, geleitet von Frau Prof. Marianne Kosmann
und Herrn Dr. Harald Rüßler, die sich freundlicherweise dazu bereit erklärten, diese
Arbeit zu betreuen, wurde klar, dass ein Thema über Fußball und Fußballfans für mich
am besten geeignet ist. So entstand dieses Thema ,,Prävention gegen Gewaltformen in
der Fußballfanszene". Als Fan und Mitglied des FC Schalke 04 möge man es mir
nachsehen, dass ich während meiner Recherchen sehr viele Informationen von und
über diesen Verein bezogen habe, was mich allerdings nicht daran hinderte, objektiv
und kritisch damit umzugehen. Aus meinem persönlichen Denken als Fan heraus
entstand die Ausgangsthese dieser Arbeit, die wie folgt lautet: Fans möchten von ihrem
Verein respektiert werden und das Gefühl haben, dazuzugehören, und zwar als kleiner,
aber nicht unwichtiger Teil des Ganzen. Ist das der Fall, kann man schon viel
Gewaltpotenzial im Vorfeld verringern.
So beschreibe ich die Anfänge des Fußballspiels bis zu seiner heutigen Popularität mit
Entwicklung seiner Zuschauer- und Fanszene, die Formen der Gewalt, die im Kontext von
Fußballveranstaltungen auftauchen und was sie für eine Bedeutung für deren Veranstalter
und für die Sozialarbeit haben. Bereits bestehende Konzepte und Präventionsinhalte zur
Vermeidung von Gewalt werden betrachtet und anhand der herausgearbeiteten Erkenntnisse
kritisch durchleuchtet sowie Ideen zur möglichen Verbesserung angesprochen. Dabei lege
ich meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Fußballgeschehen in Deutschland.
2.
Entstehung des Fußballsports
Fußball wird heute auf jedem Kontinent, in fast jeder Ecke der Welt gespielt. Die
Anfänge des Spiels gehen bis ins Jahr 3000 v. Chr. zurück, als chinesische Soldaten
vor dem Palast des Kaisers ,,Tsu Chu" spielten, was ins Deutsche übersetzt soviel heißt
wie ,,einen Ball mit dem Fuß stoßen". Auch bei den alten Griechen sowie bei den alten

6
Römern findet das Spiel Erwähnung. Es wird vermutet, dass von dort aus Legionäre
das Spiel nach Großbritannien exportierten, wo es bald regelrechte Dorfschlachten mit
manchmal mehr als 100 Mitspielern pro Partei gab, in denen der Ball durch das
gegnerische Dorftor getrieben werden musste. (vgl. Matheja, Schütz, München 1991, S.
84 f.)
Doch alle diese Anfänge ähnelten mehr dem Rugbysport. Das reglementierte
Fußballspiel, welches sich deutlich vom Rugby trennte und das aus unserem heutigen
Alltag nicht mehr wegzudenken ist, brachten junge Engländer, meist Studenten und
Kaufleute, die aus beruflichen Gründen unterwegs waren, in der Mitte des 19.
Jahrhunderts nach Mitteleuropa und somit auch nach Deutschland. Hauptsächlich
durch britische Kolonialmächte verbreitete sich der Fußball auch außerhalb Europas, so
in Afrika, Asien und Lateinamerika. In dem südamerikanischen Land Uruguay fand
später die erste Weltmeisterschaft statt, die die Mannschaft des Veranstalters auch
gewann (vgl. Brändle, Koller, Zürich 2002, S. 34 ff.). Es gibt durchaus Unterschiede
über die Bedeutung des Fußballs in den einzelnen Ländern und Kontinenten, welche
geschichtliche und kulturelle Hintergründe haben. In Deutschland allerdings ist er die
beliebteste und bedeutendste Sportart.
Die Tatsachen, dass es sich um Akademiker und Vertreter der Mittelschicht handelten,
die den Sport international bekannt machten und der erste Verein in Deutschland ein
bürgerlicher war, widerlegen die Annahme, dass der Ursprung des Fußballs in der
proletarischen Bevölkerung liegt, wie sie beispielsweise bei den Turnern verbreitet war.
Fußball war im 19. Jahrhundert eine Freizeitbeschäftigung von Mitgliedern der
bürgerlichen Schicht, die sich von den Arbeitern abhob. Britische und später auch
deutsche Eliteschulen nutzten ihn darüber hinaus als pädagogisches Mittel. Logische
Folge waren spätere Vereinsgründungen von Spielern, die auch nach ihrer Schulzeit
den Sport ausüben wollten (vgl. Brändle, Koller, Zürich 2002, S. 23 ff.).
2.1
Die ersten Vereine in Deutschland
Der erste Verein in Deutschland war der Bremer Football Club, der 1880 entstand (vgl.
http://www.dfb.de
, 31.05.2009)
1
. Der 1888 gegründete BFC Germania Berlin ist der
älteste noch bestehende deutsche Verein (vgl. Hering, Göttingen, 2002, S. 21). Im
Jahre 1900 wurde in Leipzig der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gegründet, dem damals
bereits 86 Vereine angehörten. Vier Jahre später zählte er bereits 194 Vereine mit
insgesamt 9.317 Mitgliedern, 1913 waren es 161.613 Mitglieder (vgl. Schulze-

7
Marmeling, Steffen, Göttingen 2002, S.17). Nach dem ersten Weltkrieg gab es in den
1920er Jahren einen besonders großen Zulauf zum Fußball. Die politische Umwälzung
und die damit verbundene Gründung der Weimarer Republik im November 1918
machte dies möglich (vgl. u.a. Hering [Hrsg.], Göttingen, 2002, S. 103). In dieser Zeit
gründeten sich die meisten Vereine und Fußball avancierte zur beliebtesten Sportart in
Deutschland. Im Krieg war das Fußballspiel eine beliebte Sportart für die Soldaten, zum
einen als Ausgleich, aber auch als physisches sowie teambildendes Training an der
Front. Nach ihrer Rückkehr blieben viele Soldaten auch nach ihrem Kriegsdiensteinsatz
dem aktiven Sport treu (vgl. Eggers, Kassel 2001, S. 26 f.) Desweiteren trug dazu bei,
dass in der Arbeiterschaft der Acht-Stunden-Tag sowie geregelter Urlaub eingeführt
wurde und so das Proletariat genügend Zeit fand, den Sport auszuüben. Fußball
begann, sich im Arbeitermilieu durchzusetzen (vgl. Hering [Hrsg.], Göttingen, 2002, S.
103; vgl. Röwekamp, Göttingen, 2006, S.58). Der Einsatz physischer Kraft und die für
das Spiel nötige Kondition und körperliche Robustheit kamen den Männern entgegen,
da sie es bereits von ihrer bisherigen Tätigkeit gewohnt waren. Dazu kam, dass sie im
Fußballspiel auch gegen die elitäre Bürgerschaft gut aussehen konnten.
Die bereits fußballspielende bürgerliche Bevölkerung beobachtete dies mit Argwohn
und bestand zunächst darauf, dass man unter sich blieb. Sie wollte ihre eigenen
sportlichen Wettbewerbe austragen und das Proletariat nicht an ihnen teilnehmen
lassen (vgl. Röwekamp, Göttingen, 2006, S. 65). Auch die zu dieser Zeit in Deutschland
noch dominierende Turnerbewegung blickte mit Sorge auf den gesamten Fußball. Sie
sprach von ,,Fußlümmelei" und stigmatisierte Fußball als ,,Proletensport". Dieser
Ausdruck entstand aufgrund der bereits weiten Verbreitung des Fußballs in der
Arbeiterschaft. Dazu galt das Spiel aufgrund des hohen Körpereinsatzes als roh und die
Tatsache, dass ein Objekt mit Fußtritten traktiert wurde, stieß bei Nicht-Fußballern auf
Unverständnis und Abneigung.
Heute sind rund 6,7 Millionen Menschen (davon ca. 1,0 Millionen Mädchen und Frauen)
aus allen Gesellschaftsschichten in genau 25.726 Vereinen organisiert und die
Begeisterung der aktiven und passiven Fußballanhänger ist ungebrochen (vgl.
http://www.dfb.de
, 30.08.2009)
2
.
Was macht den Fußball zur beliebtesten Sportart?
Was ist so faszinierend an diesem Spiel?
Schon im frühesten Kleinkindalter bekommen die meisten Menschen als eines ihrer
ersten Spielzeuge einen Ball geschenkt. Im sozialpädagogischen Ansatz der
Spielpädagogik nach Friedrich Fröbel, dem Begründer des Kindergartens als
pädagogische Institution im Jahre 1840, gehört der Ball bzw. die Kugel zu den

8
wichtigsten Spielmaterialien. Fröbel vertrat seinerzeit die Meinung zum Thema
Pädagogik im Vorschulalter, dass ,,...dasjenige Spielmaterial das beste ist, welches die
einfachste und allgemeinste Form [Hervorhebung H.H.] und Eigenschaften hat und
doch verhältnismäßig die mannigfachsten Formen aus sich entwickeln und darstellen
läßt; und da ferner Knaben ihre Tätigkeit zunächst an solchem Material üben müssen,
was ganz von ihrer Kraft beherrscht wird..." (zit. nach Zimmermann, 1914, S. 225;
Heiland, Hohengehren 2002, S. 58)
Es ist sicher nicht abzustreiten, dass diese Eigenschaften auf den kugelförmigen Ball
zutreffen. Möglicherweise folgt der Mensch auch irgendeinem Ur-Instinkt, welches die
Attraktivität des aktiven Spielens ausmacht.
Doch so interessant es auch sein mag, sich darüber Gedanken zu machen, aus
welchen Gründen der Mensch überhaupt Fußball spielt und was ihn dazu bewegt,
möchte ich in dieser vorliegenden Arbeit das Hauptaugenmerk auf die Zuschauer und
Fans des Fußballspiels richten.
3.
Fußball als Zuschauersport
,,Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.", so wurde Sepp
Herberger, von 1936 bis 1964 Trainer der deutschen Nationalmannschaft, mal zitiert
(vgl. Biermann, Köln 2005, S. 140). Mag Herberger für die Zeit seines aktiven
Trainerwirkens sicher zum großen Teil richtig gelegen haben, einer Zeit, als das
Fernsehen gerade erst aufkam und noch nicht weit verbreitet war, so ist es heutzutage
im Zeitalter von Videotext und Internet eine Leichtigkeit, ein Spielergebnis zu erfahren,
auch ohne dafür ins Stadion zu gehen.
Für die passiven Zuschauer gibt es mannigfaltige Gründe, sich ein Fußballspiel im
Stadion anzuschauen. Gestaltung der Freizeit, Interesse am Sport, Verbundenheit mit
einem Verein oder mit einem oder mehreren bestimmten Spielern. Doch der Reiz des
passiven Fußballkonsums beinhaltet sicher mehr als geistige Zerstreuung, Ablenkung
vom Alltag oder Neugier auf den Spielausgang.
Allein die Tatsache, dass Fußball eine breite Masse der Bevölkerung anspricht und
beschäftigt, er häufig zum Medium gemeinsamer Gespräche in der Freizeit wird und auf
diese Art soziale Kontakte schafft und daher auch die Informationsmedien umfangreich
über ihn berichten, trägt zur Motivation bei, Spiele im Stadion zu schauen. Die
Möglichkeit ,,sein" Team zu unterstützen, anzufeuern, zum Sieg beizutragen (vgl. u.a.
Schulz, Schorndorf 1986, S. 166) und somit selbst ein Teil des Ereignisses zu werden,
welches tags darauf in den Nachrichten erscheint oder welches in die

9
Vereinsgeschichte eingehen wird, macht bei vielen Zuschauern einen Teil des Reizes
aus.
Der britische Schriftsteller und Anhänger von Arsenal London Nick Hornby beschreibt
dies so:
,,Im Verlauf von Spielen (...) befällt einen dieses starke Gefühl, genau zur rechten Zeit
am rechten Ort zu sein (...), als wäre ich im Zentrum der ganzen Welt. (...) Wenn du am
nächsten Tag in deine Zeitung schaust, egal welche du liest, wird einem Bericht von
deinem Abend umfangreicher Raum eingeräumt werden, dem Abend, zu dem du
beigetragen hast, einfach indem du aufgetaucht bist und geschrien hast. Das kannst du
eben nicht außerhalb eines Fußballstadions finden; es gibt keinen anderen Ort im
gesamten Land, der dir das Gefühl gibt, als ob du dich im Herzen der Dinge befindest.
Denn egal in welchen Nachtclub du gehst oder (...) egal welches Konzert du anschaust
oder in welchem Restaurant du ißt, wird das Leben anderswo in deiner Abwesenheit
weitergegangen sein, so wie es das immer tut; wenn ich aber in Highbury bei Spielen
bin, habe ich das Gefühl, daß der Rest der Welt innehält und sich vor den Toren
versammelt, um darauf zu warten, das Endergebnis zu hören." (Hornby, Köln 2001, S.
270 f.)
Hornby ist professioneller Buchautor, besucht von Kindesbeinen an die Spiele seines
Vereins und verfasste 1992 seine Autobiographie, in der er ausführlich seine Beziehung
zum Fußball und zu seiner Lieblingsmannschaft reflektiert und sich ebenso Gedanken
über soziale und psychologische Hintergründe macht. Es war sein Erstlingswerk, mit
dem er auf Anhieb den Durchbruch als Schriftsteller schaffte. Ein weiteres Kapitel in
seinem Roman trägt die Überschrift ,,Wie ich das Double gewonnen habe" (Hornby,
Köln 2001, S. 58). Es beschreibt, wie Hornby die Saison erlebte, in der sein Verein die
Meisterschaft sowie den Pokalwettbewerb gewann. Die Überschrift zeigt deutlich, wie
stark die Identifikation ist, wie sehr sich Fans ihres Vereins zugehörig fühlen und
errungene Erfolge der Mannschaft ebenso als ihre eigenen sehen, einfach weil sie im
Stadion waren, ihre Mannschaft lautstark unterstützt haben oder ein abergläubisches
Ritual vollzogen haben.
Diese zum Teil sehr hohe Identifikation ist es, die aus den Teams mehr macht als bloße
Vereinsmannschaften. So kann man den Stellenwert eines Spiels zwischen dem Verein
des Heimatortes und dem des Nachbarortes durchaus mit den bereits oben erwähnten
britischen Dorfkämpfen aus der Entstehungszeit des Fußballs vergleichen. Das
Fußballspiel wird zu einer persönlichen, zur Identitätssache. Die Spieler auf dem Rasen
übernehmen in diesem Fall nur die Rolle des Stellvertreters für den Fan.

10
Hans Joachim Schulz beschreibt in seiner 1986 veröffentlichten empirischen
sportpsychologischen Studie über die Motive aggressiver Handlungen von Fußballfans
das ,,Sensation Seeking" (Schulz, Schorndorf 1986, S. 158 ff.), was sicherlich mit dem
o.a. von Hornby beschriebenen Phänomen ein Stück weit vergleichbar ist. Es geht
hierbei um die erlebte Emotionalität im Stadion, an der die Fans unmittelbar beteiligt
sind, ,,...das intensive Wahrnehmen, Durchleben und Ausdrücken differenzierter
Affektqualitäten. Man muß davon ausgehen, daß vergleichbare Möglichkeiten sinnlicher
Erfahrung und Kommunikation in weiten Teilen des jugendlichen Alltags, z.B. im Beruf,
weitgehend ausgeschlossen sind und die Fankultur hier eine wichtige
Kompensationsfunktion haben dürfte." (Schulz, Schorndorf 1986, S. 158). Fußballfan
Nick Hornby spricht in einem weiteren Kapitel seines autobiographischen Romans in
diesem Kontext von ,,Löcher(n) in meinem Leben" (Hornby, Köln 2001, S. 159), die der
Fußball ausfüllt.
Dieses Sensation Seeking tritt allerdings laut Schulz auch in passiver Form auf. So wird
der Fan im Fanblock, der aktiv seine Emotionen erlebt und auslebt mit zum Teil des
Ereignisses, das der ruhigere Zuschauer seinerseits auf dem Sitzplatz konsumiert. Dies
ist ein Phänomen, welches in dieser vorliegenden Arbeit im Kapitel über die Ultras noch
einmal aufgegriffen wird.
Weiter geht Schulz in seiner Arbeit auf das ,,Affiliations-Motiv" (Schulz, Schorndorf
1986, S. 162 ff.) ein. Demnach werden Bedürfnisse nach sozialen Kontakten, nach
Schließung von Freundschaften, nach einem Zugehörigkeitsgefühl zu einer
Gemeinschaft und nach Anerkennung in eben dieser, zu befriedigen versucht. Schulz
bestätigt auch, dass diese Motive für die Gründung eines Fanclubs oder der Eintritt
darin, eine große Rolle spielen.
Um die unterschiedlichen Motive zum Stadionbesuch innerhalb der gesamten Fanszene
zusammenzufassen nahmen Wilhelm Heitmeyer und Jörg-Ingo Peter eine Unterteilung
in ,,konsumorienterte", ,,fußballzentrierte" und ,,erlebnisorienterte" Fans vor.
· Konsumorientierte Fans:
Der Fußball spielt im Leben dieser Fans eine große Rolle, gleichzeitig werden
aber auch andere Interessen verfolgt, die in der Freizeitplanung nach Abwägung
aller Begleitumstände wie Kosten oder aktuelle Leistung der Mannschaft schon
mal den Vorzug erhalten können.

11
· Fußballzentrierte
Fans:
Fußball hat für diese Fans höchste Priorität und spielt im Leben die zentrale
Rolle. Freizeitaktivitäten werden nach dem Spielplan der eigenen Mannschaft
abgestimmt.
· Erlebnisorientierte
Fans:
Fußball wird als Plattform genutzt, sich selbst in Szene zu setzen und eigene
Action zu erleben. Das Fußballspiel spielt eine untergeordnete Rolle.
(vgl. Heitmeyer, Peter, Weinheim, München 1988, S. 57 ff.)
3.1
Verhältnis der Zuschauer zu ihrem Verein vor Gründung der Bundesliga
Schon in den 1920er und 1930er Jahren verfolgten 30.000, 40.000 oder gar 70.000
Zuschauer in den Stadien die großen Spiele um die Deutsche Meisterschaft oder
Spiele, an denen die Nationalmannschaft beteiligt war (vgl. Schalke 04 e.V. [Hrsg.],
Gelsenkirchen, 1991, S. 162 ff.; vgl.
http://www.dfb.de
, 06.05.2009)
3
. Bilder und
Dokumente aus dieser Zeit wie Zeitungsberichte etc. belegen dies. In jenen Jahren
durchlief der Fußball also bereits eine Entwicklung zum Zuschauersport. Auch gab es
seinerzeit bereits gewalttätige Ausschreitungen unter den Stadionbesuchern (vgl.
Eggers, Kassel 2001, S. 6 ff.). Trotzdem war dies nur ein relativ kleiner Teil der
Bevölkerung, die am Fußball interessiert war und sich begeistern konnte. Das lag zum
einen an der bereits oben erwähnten Abneigung der Turner. Dazu kam, dass der
Fußball damals noch nicht die mediale Bedeutung der heutigen Zeit und durch die
regionale Ligeneinteilung noch nicht den Charakter eines Massensports hatte. Die
Berichterstattung beschränkte sich auf allgemeine Tageszeitungen sowie
Sportzeitungen und einigen Rundfunkübertragungen, wovon es im Jahr 1925 die erste
gab (vgl. Brandes, Christa, Evers [Hrsg.], Gießen 2006, S. 8), jedoch hat das
Fernsehen noch keine Rolle gespielt. Besonders in den Arbeitervereinen des
Ruhrgebietes waren in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg Spieler ­ die vor
der Einführung des Profitums neben dem aktiven Sport alle einer Erwerbstätigkeit
nachgingen ­ und Zuschauer sozial auf gleicher Ebene gestellt. Beide waren im
Kohlebergwerk oder in der Stahlfabrik angestellt und dort Arbeitskollegen. Am
Wochenende traf man sich auf dem Fußballplatz, wo man sich nach dem Spiel in der
Vereinskneipe wiedertraf, sich dort unterhielt oder zusammen ein Bier trank. Es war
eine Gemeinschaft, in der der Zuschauer, der oft auch selbst früher in dem Verein
aktiver Spieler war, ein selbstverständlicher Teil des Ganzen war und das Gefühl haben

12
konnte, zum Verein dazuzugehören. Durch diese sozialen Kontakte und Interaktionen
entstanden eine Bindung und Identifikation mit der Mannschaft, das Bedürfnis zum
nächsten Spiel wiederzukommen und die Mannschaft auch auf Auswärtsspielen zu
begleiten (vgl. u.a. DVD: Ettlich, München, 2002). Die Zeitungen berichteten über die
Spiele, aber als Medienereignis wurde der Fußball erst wahrgenommen, als das
Fernsehen mit der Übertragung der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz seinen
Durchbruch schaffte (vgl. Rolff, Zimmermann, Weinheim 2001, S. 95) und somit mehr
Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Schichten den unerwarteten Titelgewinn
der deutschen Mannschaft gegen Ungarn via TV live verfolgen konnten. Diese
gewonnene Weltmeisterschaft verhalf dem Fußball, der ja immer noch außerhalb seiner
Freunde und Interessenten ein negatives Bild besaß, zu einem Imagegewinn, da sie für
die Öffentlichkeit ­ sicher auch mit Hilfe des aufkommenden Fernsehens sowie der
unvergessenen Radioreportage ­ nach dem verlorenen Weltkrieg zu einem Symbol des
Aufschwungs wurde. Es war der erste Schlüsselmoment in der Geschichte des
deutschen Fußballsports, in dem er die Aufmerksamkeit vieler neuer Fans gewann.
3.2
Quantitative Zuschauerentwicklung in der Bundesliga
Mit der Einführung der eingleisigen Bundesliga im Jahre 1963 und der immer stärker
werdenden Berichterstattung in den Medien, wurde der Fußball endgültig zum
Massenereignis. Die Zusammenfassung vieler Traditionsvereine aus ganz Deutschland
mit ihren Stars in eine Liga machten den Reiz für die Zuschauer aus. So besuchten in
den ersten beiden Jahren im Durchschnitt 27.000 bis 28.000 die Spiele im Stadion (vgl.
http://www.bundesliga.de
, 24.06.2009)
4
. Diese Zahl ging allerdings in den folgenden
Jahren zum Teil stark zurück, bis zum Tiefpunkt in der Saison 1972/73, als im Schnitt
nur 17.476 Fans in die Stadien kamen. Dies lag besonders am Bundesligaskandal
1971, als einige Vereine ihre Spiele an den jeweiligen Gegner verkauften und dabei
enttarnt wurden. Der anschließende Prozess ging bis vor die ordentlichen Gerichte und
überdauerte fünf Jahre. Durch diesen faktischen Betrug im Sport vergraulte man sich
viele Zuschauer.
Der Zuschauerrückgang hatte aber auch noch andere Ursachen, wie das Fernsehen,
das regelmäßig über die Spiele berichtete und auch das Ende des sogenannten
,,Wirtschaftswunders", wie der anhaltende Aufschwung seit Gründung der
Bundesrepublik im Jahre 1949 bezeichnet wurde. Viele Zuschauer mieden die Stadien
aufgrund der sich entwickelten Fanszene und ihrer zunehmenden Gewaltbereitschaft.

13
Bis zu Beginn der 1990er Jahre bewegten sich die durchschnittlichen Zuschauerzahlen
der Bundesliga zwischen 18.000 und 22.000. Erst danach stieg der Zuschauerschnitt
rasant an, bis zum bisherigen Rekordstand von 41.914 in der zuletzt abgelaufenen
Saison 2008/09. Hauptursachen dafür war zum einen die gewonnene Weltmeisterschaft
der deutschen Nationalmannschaft 1990 in Italien, die zu einer neuen Euphorie bei den
Zuschauern beitrug sowie die Einflussnahme der privaten Fernsehsender in die
Berichterstattung sowie des Pay-TV. Es entstand auf diesem Markt eine Konkurrenz für
die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten, die bis dahin das Monopol für die Bundesliga-
Berichterstattung inne hatte. Im Wettbewerb um die höchsten Einschaltquoten machten
die Sender die Bundesliga zu einer Unterhaltungsshow, in der längst nicht mehr das
reine Spiel und deren Ausgang das einzige Maß aller Dinge ist. Spiele wurden als Top-
Events vermarktet und so wurden Zuschauer in die Stadien gelockt, um das von den
Medien kolportierte Event zu erleben. Eher bestrebt, sich gut unterhalten zu lassen,
haben sie eine andere Bindung und Identifikation zu ihrem Lieblingsverein, den sie sich
quasi im Fernsehen ausgesucht haben. Wirft man an Spieltagen einen Blick auf die
Parkplätze der Bundesligastadien wird dies deutlich, dass das geographische
Einzugsgebiet der Vereine immer größer geworden ist. Die Vereine trugen ihrerseits zu
dieser Entwicklung bei. Neue, moderne Stadien wurden gebaut, die alten renoviert und
modernisiert, mit dem Ziel, dem Zuschauer mehr Komfort zu bieten, wie beispielsweise
mit einer Komplettüberdachung wind- und wettergeschützt zu sein, durch die
Abschaffung der Leichtathletik-Stadien mit Rundumlaufbahn, wie sie im Zuge der
Weltmeisterschaft 1974, der ersten, die in Deutschland stattfand, entstanden sind,
mehr Nähe zum Spielfeld und eine bessere Sicht zu schaffen. Neben den Spielen
entstand bei den meisten Vereinen, oft mit Hilfe von Sponsoren, ein Rahmenprogramm
mit Spielmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene, ein Unterhaltungsprogramm auf der
Videowand des Stadions, Vereinsmuseum sowie die Möglichkeit auch am Spieltag im
kaufhausartigen Fanshop einzukaufen. Die Bundesliga wurde familienorientierter, das
zeigt auch die Schaffung der Familienblöcke in den Stadien mit verbilligten
Eintrittspreisen für die Kinder, und der Fan wurde mehr und mehr als Kunde
wahrgenommen.
Weiter verstärkt wurde dieser Trend durch die zweite Weltmeisterschaft 2006, die in
Deutschland stattfand. Die dafür neu errichteten, bereits erwähnten neuen Stadien,
besonders aber die erstmals stattfindenden Public-Viewing-Veranstaltungen, die
außerhalb der Stadien in den Städten über die Bühne gingen, forcierten den Event-
Charakter, der sich in den folgenden Jahren in die Bundesliga und in die dort
spielenden Vereine übertrug und von ihnen auch angenommen wurde. Ein weiteres
Beispiel dafür ist die Erhöhung der Eintrittspreise.

14
Das vieldiskutierte sogenannte ,,Bosman-Urteil" im Jahr 1995 (vgl.
http://fussball.suite101.de
, 02.07.2009)
5
, dass Spielern bessere Bedingungen bei
Vereinswechseln ins Ausland ermöglichte, trug ebenfalls seinen Teil dazu bei.
Transfers von bekannten ausländischen Profis bereicherten die Bundesliga nicht nur
sportlich, zusätzlich waren sie ein weiterer Anreiz für die Zuschauer, die Spiele im
Stadion zu sehen.
3.3
Verhältnis der Zuschauer zu ihrem Verein in der Bundesliga
Die Bundesliga bedeutete aber auch eine entscheidende Veränderung des
Selbstverständnisses der Spieler und eine gleichzeitig damit einhergehende
Veränderung des Verhältnisses zum Zuschauer. Sie ,,globalisierte" den Sport in
Deutschland, da die Vereine nun ständig gegen Gegner aus der gesamten Republik
antraten. Fußball, der bisher in Deutschland nur von Amateuren ausgeübt wurde,
wurde zum Profisport. Die Spieler spielten fortan offiziell als Berufsspieler gegen
Bezahlung und verdienten so ihren Lebensunterhalt. Der Verein wurde von einer
sozialen Begegnungsstätte zum Arbeitgeber. Gegenseitiges Verhandeln der Vereine
um Spieler und Vereinswechsel der Spieler, auch ins Ausland, wurden immer üblicher.
Dies bedeutete für die Vereine, dass sie ihrerseits weitere Geldeinnahmequellen
generieren mussten, denn die Eintrittsgelder der Zuschauer und Mitgliedsbeiträge
reichten nicht mehr aus, um den Profisport zu finanzieren. Sponsoring wurde populär.
Firmen aus der freien Wirtschaft unterstützen bis heute die Vereine mit bestimmten
Geldsummen, die sich dadurch ihrerseits eine gute Werbung für ihr Produkt
versprechen, indem sie als Schriftzug im Stadion oder auf dem Mannschaftstrikot
auftauchen. Spieler treten in ihren Filialen zu Autogrammstunden auf, an denen die
Vereine und sie selbst ebenfalls verdienen. Sie haben allerdings nicht mehr eine starke
Bindung zu ihren Anhängern, weil sie nicht mehr im gleichen sozialen Umfeld wohnen
und arbeiten, sondern erreichen durch gute sportliche Leistungen, durch die finanzielle
Entwicklung und die häufige Medienpräsenz den Status eines ,,Stars", für den
Zuschauer nicht mehr erreichbar (vgl. Hering [Hrsg.], Göttingen, 2002, S. 294).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836649551
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Dortmund – Angewandte Sozialwissenschaften, Soziale Arbeit
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,0
Schlagworte
fußball fans hooligans ultras gewaltprävention
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Titel: Prävention gegen Gewaltformen in der Fußballfanszene
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