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Auswirkungen residentieller Segregation von Haushalten in Armutslagen

©2009 Diplomarbeit 99 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Heutzutage ist das systemische Denken und Handeln die Leitlinie in der Sozialen Arbeit. Doch oft wird dabei vergessen, dass das größte System in dem wir agieren unsere direkte räumliche Umgebung ist, sie erschafft die „äußeren“ Bedingungen unserer sozialen Interaktionen und bestimmt damit maßgeblich deren Qualität und Ausrichtung, bestimmt, mit wem wir überhaupt in sozialen Kontakt kommen können. Gleichzeitig mit dem zunehmenden Aufklappen der Einkommensschere und einem Anstieg der Armut nimmt auch die soziale Entmischung des urbanen Raumes zu, einhergehend mit einer Abnahme der Vielseitigkeit innerhalb der räumlichen Lebenswelten. Gerade in Berlin sind die Themen Gentrifizierung und Armut an der Tagesordnung.
Wohin gehen aber die Menschen, welche von Gentrifizierungsprozessen vertrieben werden und wie sind die Lebensbedingungen dort? Wie wirkt die räumliche Konzentration von Haushalten in Armutslagen auf diese Haushalte zurück? Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
2.Theoretischer Teil2
2.1Stadt und Raum2
2.1.1Was ist Stadt2
2.1.1.1Städtestatistik2
2.1.1.2Stadtgeographie/Stadtgeschichte3
2.1.1.4Stadtsoziologie4
2.1.2Exkurs über die Beschaffenheit von Raum5
2.2Was ist Segregation6
2.3Erklärungsmodelle zu Wohnstandortverteilungen6
2.3.1Die klassischen Ansätze: Sozialökologie der Chicagoer Schule und der neo-klassische Ansatz7
2.3.2Verhaltenstheoretische Ansätze12
2.3.3Institutionelle Ansätze13
2.3.4New Urban Sociology15
2.4Analyse segregierter Gebiete19
2.4.1Segregations- und Dissimilaritätsindex22
2.4.2Kartierungsmethoden zur Erfassung räumlicher Distanz und Merkmalsverteilung23
2.4.3Klassische Sozialraumanalyse nach Shevky und Bell25
2.4.3Faktorialanalyse27
2.4.4Clusteranalyse28
2.4.5Qualitative Methoden29
2.5Geschichte räumlicher Differenzierung30
2.5.1Stadt im Mittelalter.30
2.5.2Industrialisierung31
2.5.3Die Stadt des 20. Jahrhunderts37
2.5.4Stadtentwicklung in der DDR39
2.5.5Stadtentwicklung in der BRD41
2.5.6Stadt der Postmoderne45
2.5.7Zusammenfassung: Mechanismen der Segregation in deutschen Großstädten heute48
2.6Armut50
2.6.1Definitionen von Armut51
2.6.2Ursachen von Armut54
2.6.3Dauer und Bewältigung von Armutslagen58
2.6.5Auswirkungen von Einkommensarmut61
2.6.6Eine neue Schicht der Ausgegrenzten?62
2.7Klassen, Schichten, Milieus und Lebensstile63
2.7.1Klassen, Schichten und soziale Lagen63
2.7.2Lebensstile und Milieus65
2.8Devianz68
2.8.1Was ist deviantes […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Stefan Kuntzagk
Auswirkungen residentieller Segregation von Haushalten in Armutslagen
ISBN: 978-3-8366-4875-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Evangelische Fachhochschule Berlin (EFB), Berlin, Deutschland, Diplomarbeit,
2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung...1
2. Theoretischer Teil...2
2.1 Stadt und Raum...2
2.1.1 Was ist Stadt...2
2.1.1.1 Städtestatistik...2
2.1.1.2 Stadtgeographie/Stadtgeschichte...3
2.1.1.4 Stadtsoziologie...4
2.1.2 Exkurs über die Beschaffenheit von Raum...5
2.2 Was ist Segregation...6
2.3 Erklärungsmodelle zu Wohnstandortverteilungen...6
2.3.1 Die klassischen Ansätze: Sozialökologie der Chicagoer Schule
und der neo-klassische Ansatz...7
2.3.2 Verhaltenstheoretische Ansätze...12
2.3.3 Institutionelle Ansätze...13
2.3.4 New Urban Sociology...15
2.4 Analyse segregierter Gebiete...19
2.4.1 Segregations- und Dissimilaritätsindex...22
2.4.2 Kartierungsmethoden zur Erfassung räumlicher Distanz und
Merkmalsverteilung...23
2.4.3 Klassische Sozialraumanalyse nach Shevky und Bell...25
2.4.3 Faktorialanalyse...27
2.4.4 Clusteranalyse...28
2.4.5 Qualitative Methoden...29
2.5 Geschichte räumlicher Differenzierung...30
2.5.1 Stadt im Mittelalter...30
2.5.2 Industrialisierung...31
2.5.3 Die Stadt des 20. Jahrhunderts...37
2.5.4 Stadtentwicklung in der DDR...39
2.5.5 Stadtentwicklung in der BRD...41
2.5.6 Stadt der Postmoderne...45
2.5.7 Zusammenfassung: Mechanismen der Segregation in deutschen
Großstädten heute...48
2.6 Armut...50
2.6.1 Definitionen von Armut...51
2.6.2 Ursachen von Armut...54
2.6.3 Dauer und Bewältigung von Armutslagen...58
2.6.5 Auswirkungen von Einkommensarmut...61
2.6.6 Eine neue Schicht der Ausgegrenzten?...62
2.7 Klassen, Schichten, Milieus und Lebensstile...63
2.7.1 Klassen, Schichten und soziale Lagen...63
2.7.2 Lebensstile und Milieus...65
2.8 Devianz...68
2.8.1 Was ist deviantes Verhalten ...68
2.8.2 Ätiologisch orientierte Ansätze...68
2.8.3 Subkulturtheorien...69
2.8.4 Labeling Approach...70
2.8.5 Broken-Windows-Theorie...71
2.9 Umweltpsychologie...71
2.9.1 Lärm und Luftverschmutzung...71
2.9.2 Dichte...73

2.9.3 Sicherheit und Kriminalität...73
2.9.4 Soziale Kontakte und Wohnumfeld...75
2.9.5 Begrünung...76
2.5.6 Wohnumfeld und Kinder...76
2.6 Zusammenfassung und Forschungsfragen...77
3 Methoden...78
4 Empirische Ergebnisse ...79
4.1 Zunahme der Segregation von Haushalten in Armutslagen...79
4.2 Effekte der Bewohnerstruktur...80
4.2.1 Abweichendes Verhalten...80
4.1.2 Soziale Netzwerke...82
4.2 Effekte der Baulich-räumlichen Ausstattung und der Infrastruktur...84
4.3 Stigmatisierung...85
5. Ergebnisse und Handlungsfolgen für die Soziale Arbeit...86
5.1 Ergebnis...86
2.5.2 Handlungsfolgen Soziale Arbeit...88
Literaturverzeichnis...89
Zusatzquellenverzeichnis Abbildungen...94
Abbildungen und Tabellen
Tab.1 Theorieansätze Segregation...10
Abb.1 Zonenmodell Burgess...11
Tab.2 Lebenszyklusphasen...16
Tab.3 Untersuchungsebenen Raum...24
Abb.2 Räumliche Verteilung Arbeitsloser Berlin...27
Abb.3 Räumliche Verteilung Arbeitsloser Friedrichshain Kreuzberg...28
Abb.4 Wanderungssaldo Friedrichshain/Kreuzberg...28
Abb.5 Grafische Clusteranalyse Beispiel...32
Abb.6 Verstädterung Europas...35
Tab. 4 Bevölkerungsentwicklung Berlin 1860-1939...36
Abb.7 Arbeiterwohnung um 1900...36
Abb.8 Mietskasernen Berlin...39
Abb.9 Hufeisensiedlung Britz...41
Abb.10 Halle-Neustadt...43
Abb.11 Neue Vahr...44
Abb.12 Köln-Chorweiler...47
Abb.13 Veränderung der räumlichen Verteilung sozialer Gruppierungen...50
Abb.14 Great Berlin Wheel...50
Tab.5 MonatlichesHaushaltsnettoeinkommen...55
Tab.6 Einkommensarmutrisiko 1998-2005...60
Abb.15 Determinanten Sozialhilfebezugsdauer...61
Abb.16 Durchschnittlicher Sozialhilfebezug 2004...61
Abb.17 Sinus-Mileus 2007...70
Abb.18 Zugangschancen...72

1
1. Einleitung
Heutzutage ist das systemische Denken und Handeln die Leitlinie in der So-
zialen Arbeit. Doch oft wird dabei vergessen, dass das größte System in dem
wir agieren unsere direkte räumliche Umgebung ist, sie erschafft die ,,äuße-
ren" Bedingungen unserer sozialen Interaktionen und bestimmt damit maß-
geblich deren Qualität und Ausrichtung, bestimmt, mit wem wir überhaupt
in sozialen Kontakt kommen können. Gleichzeitig mit dem zunehmenden
Aufklappen der Einkommensschere und einem Anstieg der Armut nimmt
auch die soziale Entmischung des urbanen Raumes zu, einhergehend mit ei-
ner Abnahme der Vielseitigkeit innerhalb der räumlichen Lebenswelten. Ge-
rade in Berlin sind die Themen Gentrifizierung und Armut an der Tagesord-
nung. Wohin gehen aber die Menschen, welche von Gentrifizierungsprozes-
sen vertrieben werden und wie sind die Lebensbedingungen dort? Wie wirkt
die räumliche Konzentration von Haushalten in Armutslagen auf diese
Haushalte zurück?

2
2. Theoretischer Teil
2.1 Stadt und Raum
2.1.1 Was ist Stadt
Die Definition des Begriffes ,,Stadt" gestaltet sich als äußerst schwierig, da
ein Phänomen zu beschreiben ist, welches nach Schöber seit etwa 10.000
Jahren besteht (vgl. Schöber 2000, 18) und weltweit auftritt. Was sind also
Gemeinsamkeiten und wo ist es notwendig zu differenzieren?
René König bezweifelt, dass es überhaupt ein einheitliches Phänomen Stadt
oder Großstadt gibt, dessen soziale Funktionen sich mit irgendeiner Form
von Typologie erfassen lassen. Städte sollten viel eher als jeweils ,,...einzig-
artige und daher unwiederholbare Lösung einer einmaligen Aufgabe..."
(König 1974, 11) angesehen werden, die sich nur historisch-biographisch
erfassen lässt. Sie sind von den jeweils gegebenen historischen und geogra-
phischen Verhältnissen determiniert (vgl. ebd. 11f).
Geographen, Historiker , Ökonomen, Städtestatistiker und Soziologen unter-
scheiden jeweils nach verschiedenen Kriterien die Stadt und die Besonder-
heiten städtischen Lebens.
2.1.1.1 Städtestatistik
In der Städtestatistik werden Städte über untere Schwellenwerte der Ein-
wohnerzahlen von Gemeinden definiert. In Island, Dänemark, Norwegen
und Schweden gelten bereits Gemeinden mit einer Einwohnerzahl über 200
in der nationalen Statistik als Stadt.Am anderen Ende dieser Skala stehen
Griechenland und Portugal mit mindestens 10.000 Einwohnern oder Japan
mit mindestens 50.000 Einwohnern als Schwellenwert für eine Stadt.
Während in dünn besiedelten Gegenden bereits kleine Orte gewisse zen-
tralörtliche Funktionen besitzen wie z.B. durch ein Postamt oder einen Su-
permarkt wird in mitteleuropäischen Ländern der Schwellenwert recht hoch
angesetzt, um Städte von bevölkerungsreichen Stadtdörfern zu unterschei-
den, die eine geringe innere Differenzierung aufweisen und wenig bis keine
Bedeutung für ihr Umland besitzen (vgl. Zehner 2001, 17f).

3
2.1.1.2 Stadtgeographie/Stadtgeschichte
Nach Lichtenberger ist der historische geographische Stadtbegriff gekenn-
zeichnet durch den Gegensatz von Stadt und Land im Bereich der politisch-
rechtlichen Autonomie und der gesellschaftlichen Unterschiede. Die Stadt
grenzt sich vom Umland räumlich ab durch eine Mauer, ist geprägt durch
den zentralen Schnittpunkt von Handels- und Verkehrswegen und in einzel-
ne Viertel gegliedert. Darüber hinaus besitzt die Stadt eine rechtliche Son-
derstellung durch z.B. eine eigene Gerichtsbarkeit und Marktrechte (vgl.
Lichtenberger 1998, 30f).
Schöber unterscheidet nach Kriterien der politischen Machtverteilung und
der vorherrschenden Besitzverhältnisse historisch zwischen folgenden Ty-
pen:
1. Der asiatische Stadtstaat als religiös-politische Stadt
2. Der antike Stadtstaat
·
Der autonome griechische Stadtstaat
·
Dem Reich untergeordneter römischer Stadtstaat
3. Feudalismus
·
Die weitgehend autonome vorbürgerliche Stadt
·
Die frühbürgerliche verbehördlichte Stadt
4. In der modernen Geschichte:
·
Die bürgerliche, selbstverwaltete Stadt
·
Die kapitalistische, zum Munizipalsozialismus neigende Indus-
triestadt
·
Die postkapitalistische, demokratische Stadt des Wohlfahrtsstaa-
tes
·
Die Weltstadtregion im postnationalen Staat
(vgl. Schöber 2000, 26f)
Der heutige geographische Stadtbegriff definiert sich über räumliche und
systematische Kriterien.
Räumliche Kriterien sind die Anordnung um einen Mittelpunkt, ein vorhan-
denes Kern-Randgefälle, eine überwiegende Geschlossenheit der physischen
Struktur vor allem im Kern der Stadt und dem Vorhandensein einer inneren
Differenzierung im Sinne von einer Vielzahl von Vierteln. Als systematische
Kriterien führt Lichtenberger die Stadtgröße, die Dichte als Indikator für die
Nutzungsintensität und die Erwerbsstruktur als Grundlage einer funktionel-
len Stadtklassifikation auf (vgl. Lichtenberger 1998, 30f).

4
2.1.1.4 Stadtsoziologie
Häußermann und Siebel unterstreichen die soziologischen Thesen der Rolle
der Stadt als ,,Subjekt der Geschichte" (Häußermann/Siebel 2004, 89), also
als Triebfeder von gesellschaftlicher Veränderung. Diese Funktion von Stadt
postulierten vor allem Marx und Engels für die Stadt des Mittelalters als Ur-
sprungsort des Kapitalismus und damit des herrschenden Gesellschaftssys-
tems. Durch die Konzentration von Handel und Gewerbe und der damit ein-
hergehenden frühkapitalistischen Produktionsweise wird die Stadt zu einem
Teilsystem, welches das feudale Gesamtsystem angreift (vgl. ebd. 90f). Die
Stadt des Manchester-Kapitalismus war für Marx der Ort, an dem aufgrund
der hohen Dichte sich die ,,Kritische Masse" des Proletariats findet für die
proletarische Revolution (Dangschat/Frey 2005, 146). Die moderne Stadt je-
doch ist nicht mehr Ursache sondern ,,Katalysator, Filter oder Kompressor
gesellschaftlicher Entwicklungen.,,(Häußermann/Siebel 2004, 90f)
Max Weber sah die europäische Stadt als Ort, in dem im Gegensatz zum
Land die Bewohner ihre Bedürfnisse über den Markt befriedigen. Diese Rol-
le als Marktort der mittelalterlichen Stadt war für ihn eine wesentliche Vor-
aussetzung für die Entstehung des Kapitalismus (ebd. 67). Wichtig ist We-
bers Einführung einer mehrdimensionalen Betrachtungsweise von sozialer
Ungleichheit in städtischen Gesellschaften entlang einer materiell-ökonomi-
schen Dimension, einer kulturellen Dimension der ständisch geprägten Wer-
temuster und einer Machtdimension der gesellschaftlichen Steuerung (Dang-
schat/Frey 2005, 146f).
Ein weiterer wichtiger Vertreter der Stadtsoziologie ist Georg Simmel. Er
sah die Moderne durch die neu geschaffenen städtischen Institutionen ge-
prägt (ebd. 147). Simmel beschäftigte sich vor allem mit der Qualität des so-
zialen Lebens in der Großstadt. Er charakterisierte die sozialen Kontakte
von Großstädtern als unpersönlich und ihre Kommunikation als stark
zweckbezogen. Die Ausdifferenzierung sozialer Rollen ist für Simmel ein
Aspekt der großstädtischen Lebensweise. Der zweite Aspekt ist das indivi-
duelle Geistesleben der Großstädter. Um sich vor der Großstadt als Raum ei-
ner Überfülle von kurzen, heftigen schnell wechselnden und sehr verschie-
denartigen Eindrücken zu schützen, bildet er eine innere Verfasstheit der
Gleichgültigkeit und reinen Sachlichkeit aus (vgl. Häußermann/Siebel 2004
35f).
In engem Kontakt zu Max Weber in der Diskussion über die Herausbildung
sozialer Gruppen hielten beide zwei Dimensionen für zentral: die identitätss-

5
tiftende Übereinstimmung der Wertstrukturen innerhalb der Gruppe und die
Abgrenzung durch Symbole von den anderen (Dangschat/Frey 2005, 147).
2.1.2 Exkurs über die Beschaffenheit von Raum
Eine Stadt ist also gekennzeichnet durch ihre baulichen Merkmale und die
Struktur ihrer Bewohner. So ist bei jeder Untersuchung von Städten auch
immer sowohl die bauliche als auch die soziale Ebene zu untersuchen.
Dies zeigt, dass bei der Betrachtung residentieller Segregation nicht von ei-
nem Raumbegriff im Sinne des Containers ausgegangen werden darf, der
losgelöst von seinen Inhalten, also Menschen und Dingen existiert (vgl.
Läpple 1991, 191), sondern das Raum eine Struktur ist, welche ihre Prägung
durch die sozialen Kräfte, die den Raum bestimmen und formen erhält.
Auch Dangschat und Reutlinger kritisieren das weit verbreitete Container-
Konzept von Raum in der Soziologie, da es einerseits dazu führe, Raum nur
als leere Bühne für soziales Handeln zu betrachten ohne Berücksichtigung
der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Raum in unterschiedlicher Qualität
als Indikator, Folge oder Ursache sozialer Ungleichheit, andererseits zu ei-
nem räumlichen Determinismus vor allem in der Sozialökologie und Geo-
graphie (vgl. Reutlinger 2007, 102f u. Dangschat 1994, 336f).
Zur Analyse des Raumes schlägt Hamm drei Dimensionen vor, welche von
Läpple um eine weitere ergänzt werden:
1. der Raum als physische Umwelt inklusive der Physis der anwesen-
den Personen
2. die Regeln sozialer Interaktion der anwesenden Personen
3. die dem Raum anhaftende Symbolik (vgl. Hamm 1982, 27)
4. institutionalisiertes und normatives Regelsystem, welches den Um-
gang mit den raumstrukturierenden Artefakten kodifiziert und regelt
(vgl. Läpple 1991, 196f)
Gleichzeitig zu diesen vier Dimensionen von Raum beschreibt Läpple drei
unterschiedliche Analyseniveaus , die bei der Untersuchung von Raum, und
damit auch bei der Untersuchung von Sozialräumen (vgl. Riege/Schubert
2005b, 50), beachtet werden sollten:
·
die körpernahe Mikroebene, in deren Mittelpunkt der Mensch in sei-
ner physischen Leiblichkeit steht,
·
die Mesoebene, wie dem Raum der vielfältigen gesellschaftlichen
Zusammenhänge der Stadt oder den regionalen Arbeits- und Lebens-
zusammenhängen,

6
·
die Makroebene, die Ebene des Gesellschaftssystem
(vgl. Läpple 1991, 197f)
2.2 Was ist Segregation
Friedrichs definiert Segregation als ,,disproportionale Verteilung von Ele-
mentarten über Teileinheiten einer Einheit." Von Segregation kann man
demnach nur sprechen, wenn eine Unterscheidung von Teilen und Ganzem
möglich ist, z.B. Stadt-Ortsteile, Gebäude-Wohnungen, Tag-Stunden."
(Friedrichs 1980, 217) Elementarten können als soziale Schichten, Alters-
und Berufsgruppen, Nutzungen oder Arten von Gelegenheiten auftreten. Für
Friedrich ist hierbei die Abgrenzung zur räumlichen oder zeitlichen Distanz
wichtig, bei der die Elementarten aufgrund ihrer Entfernung zueinander
nicht der selben Einheit zugerechnet werden können (vgl. ebd. 217).
Segregation bedeutet also eine räumliche Ungleichverteilung von in einem
oder mehreren Merkmalen, wie ethnischer, sozialer oder religiöser Zugehö-
rigkeit, weitgehend homogener Bevölkerungsgruppe, wobei diese Ungleich-
verteilung sich sowohl auf den physischen als auch auf den sozialen Raum
beziehen kann oder bezeichnet den Prozess, welcher zu dieser Ungleichver-
teilung führt.
Auch wenn zwischen den beiden Raumdimensionen sozial und physisch un-
terschieden werden muss, stehen sie in enger Abhängigkeit zueinander. In
der Mehrheit der Literatur, wie auch hier im Folgenden, wird der Begriff Se-
gregation gleichgesetzt mit residentieller Segregation, also der Konzentrati-
on von bestimmten Bevölkerungsgruppen in Teileinheiten des
gebauten/physischen Raumes.
Der Zusammenhang von räumlichen und sozialen Unterschieden und dessen
Folgen sind das Feld der Segregationsforschung (vgl. Häußermann/Siebel
2004, 143).
2.3 Erklärungsmodelle zu Wohnstandortverteilun
gen
Die wissenschaftlichen Ansätze zur Erklärung von sozial-räumlichen Wohn-
standortverteilungen sind durchaus unterschiedlich, abhängig von der jewei-
ligen Wissenschaftsrichtung, welche sich dem Phänomen annimmt und der
Zeit, in der sie entwickelt wurden.
Farwick unterscheidet in Bezugnahme auf Basset und Short fünf Erklä-
rungsansätze:

7
Ansatz
Gesellschafts-
theoretischer
Hintergrund
Untersuchungsfelder
Autoren
Klassische Ansätze
Klassische Sozialöko-
logie
Humanökologie
Räumliche Strukturen
der Wohnstandorte
Park/Burgess/
McKenzie (1925)
Neo-klassischer An-
satz
Neo-klassische
Ökonomie
Nutzenmaximierung
Konsumpräferenzen
Alonso (1964)
Neuere Ansätze
Verhaltenstheoretische
Ansätze
Wohnstandort-
entscheidungen
Wohnstandort-
präferenzen
Wolpert (1965)
Weichart (1987)
Institutionelle Ansätze Weberianische So-
ziologie
-Wohnklassen
Macht und Konflikte
Form (1954)
-Manager-Ansatz
Urban Managers, Zu-
gangsbeschränkungen
zum Wohnungsmarkt
Pahl (1975)
Politökonomische An-
sätze/New Urban So-
ciology
Historischer Mate-
rialismus
Wohnung als Ware, Re-
produktion der Arbeits-
kraft
Harvey (1973)
Castells (1977)
( Tab. 1 nach Farwick 2001, 30)
2.3.1 Die klassischen Ansätze: Sozialökologie der Chicagoer
Schule und der neoklassische Ansatz
Die heute als ,,Chicagoer Schule" bekannten sozial-ökologischen Ansätze
zur Erklärung von Segregation wurden Anfang des 20. Jahrhunderts an der
Universität von Chicago entwickelt und sind heute in der Stadtforschung am
weitesten verbreitet (vgl. Friedrichs 1983, 24 u. Lichtenberger 1998, 24).
Die wichtigsten Akteure waren Robert E. Park, Ernest W. Burgess und Ro-
derick D. McKenzie. Voraussetzungen für das Entstehen der Chicagoer
Schule waren die Tatsache, das bereits 1892 an der Universität ein Lehrstuhl
für Soziologie eingerichtet wurde, Chicago ein hohes Bevölkerungswachs-
tum mit einem hohen Anteil ethnischer Gruppen aufwies und ab 1920 Zen-
susdaten für 70 Teilgebiete vorlagen (vgl. ebd. 29f u. Flick 1991, 115).

8
Der grundlegende Forschungsansatz der Vertreter der Chicagoer Schule war
das ,,...Verhältnis von Konkurrenz und sozialer Kontrolle" (Farwick 2001,
30) und damit eine Übernahme von Darwins These des ,,Kampf ums Da-
sein" in die Soziologie. Vorrangiges Prinzip für die Organisation menschli-
cher Gemeinschaften ist für die Chicagoer Schule die Konkurrenz der Indi-
viduen um Standorte und Positionen in der Gesellschaft. Dieser Wettbewerb
wird limitiert durch eine kulturelle Ebene, welche die individuellen Konflik-
te durch Regeln, Gesetze und Institutionen und Prozesse der Sozialisation
auflöst. Durch das Wachstum der Städte
über Migration wird der Wettbewerb in-
tensiviert und das Gleichgewicht zwischen
Wettbewerb und der kulturellen Ebene ge-
stört. Prozesse der Selektion und Segrega-
tion führen zur Bildung von ,,natural
groups", welche in ,,natural areas" verortet
werden. Über die Dominanz und dem da-
mit einhergehenden Nutzungsanspruch ei-
ner Art (Bevölkerungsgruppe) werden die
Standortbedingungen der anderen Grup-
pen determiniert.(vgl. Farwick 2001, 31f
und Friedrichs 1983, 32f).
Dazu entwickelten Burgess und Park ein konzentrisches Zonenmodell der
Stadt und ,,...eine »ideale Konstruktion« des typischen Prozesses der Stadt-
entwicklung" (Friedrichs 1983, 101).
·
Der Central Business District (CBD) bildet den wirtschaftlichen, po-
litischen und kulturellen Mittelpunkt der Stadt und ist geprägt von
Einzelhandel, Kaufhäusern, Bürohochhäusern und Banken.
·
Daran schließt sich die Zone des Übergangs an, gekennzeichnet
durch das Eindringen von Leichtindustrie und Geschäften, welche zu
einer Verdrängung der Wohnnutzung führen, schlechte und verfallen-
de Bausubstanz. Wohngebäude sind meist Mietskasernen und Wohn-
pensionen. Bei hohen Mobilitätsraten und stagnierender bis sinken-
der Bevölkerungszahl findet hier eine Konzentration von Armut, so-
zialer Desorganisation und Benachteiligung statt.
·
Das Wohngebiet der Facharbeiter ist vorrangig mit Zwei-Familien-
häusern bebaut, Vater arbeitet in Fabrik, Kinder als Angestellte in der
Abb.1 nach Friedrichs 1983, 104 u.
Lichtenberger 1998, 58)
A
B C D E
Zonenmodell nach Burgess:
A: City (CBD)
B: Zone im Übergang
C: Arbeiterwohngebiet
D: Wohngebiet Mittelschicht
E: Pendlerzone

9
City. Die Bevölkerung ist aus der Übergangszone geflüchtet. Wohn-
ort der zweiten Migrantengeneration
·
Die Mittelschichtswohngebiete waren ursprünglich reine Einfamili-
enhausgebiete, teilweise entstehen Apartmentgebäude und Wohnho-
tels. In den alten Gemeindekernen bilden sich lokale Geschäftszen-
tren, die Bewohner sind kleinere Geschäftsleute, Angestellte, vor-
wiegend in den USA geboren.
·
Pendlerzone außerhalb der administrativen Grenzen der Stadt (Sub-
urbs, kleinere Städte und Dörfer)
Die Nutzungsarten des Ortes mit den höchsten Bodenpreisen, dem CBD, le-
gen auch die Raumnutzungen im Rest des Stadtgebietes fest. Die Nutzungen
des Raumes werden vom Zentrum zur Peripherie hin verdrängt. Zur Be-
schreibung der Veränderungsprozesse führten die Vertreter der Chicagoer
Schule Begriffe aus der ökologischen Forschung in die Soziologie ein.
Die zyklischen Stadien des Nutzungs- und Bevölkerungswandels der Teilge-
biete nennt sich Sukzession. Durch Konzentration, also die Zunahme von
Nutzungen in einem Gebiet, wie z.B. dem CBD, wird der Raum verdichtet.
Wenn das Gebiet keinen Raum mehr für eine höhere Konzentration der ent-
sprechenden Nutzungsart bietet, kommt es zur Expansion, einer räumlichen
Ausweitung der Nutzungen in die nächste Zone, der Zone im Übergang.
Durch steigende Bodenpreise und dem Eindringen einer Nutzung oder Be-
völkerungsgruppe, welche im Gebiet dieser Invasion bislang keinen oder
nur einen geringen Anteil hatten, werden die hier ursprünglich ansässigen
Nutzungen und Bewohner über den Prozess der Dispersion über mehrere an-
dere Teilgebiete verstreut, vor allem in die Zone der Arbeiterwohngebiete,
eine erneute Invasion findet statt. Sukzession steht auch für die zweite Inva-
sionsphase, in der die eindringende Nutzung oder Bevölkerungsgruppe
einen Anteil von über 50% im Teilgebiet einnimmt, sie also die Dominanz
über dieses Gebiet hat und damit die Kontrolle über die Nutzungsarten und
Lebensbedingungen des Teilgebietes erreicht (vgl. Friedrichs 1983, 104f).
Neben der Entwicklung dieses Stadtmodells ist es der Verdienst der Chica-
goer Soziologen, Methoden aus der Ethnologie und Sozialanthropologie in
die Stadtsoziologie einzuführen. Damit kann man sie als die Väter der Sozi-
alraumanalyse bezeichnen, da sie neben theoretischen Modellen und dem
Begriff der ,,social area" auch Methoden entwickelten, um Raumzustände
und Raumprozesse zu beschreiben.

10
Ihre Erkenntnisse gewannen sie über den Vergleich verschiedener Stadtge-
biete hinsichtlich der Bewohnerstruktur und der Raumnutzung (Riege/Schu-
bert 2005, 247). Vor allem die Methode der teilnehmenden Beobachtung und
die Auswertung von Biographien, Tagebüchern, Briefen und Gruppenge-
sprächen sollte dazu dienen, empirische Beweise für die Annahmen des
Stadtmodells zu liefern. Für die Studie ,,The Polish Peasant" von 1919/21
von William I. Thoma
S
und Florian Znaniecki über den Zerfall der polni-
schen Bauernfamilie durch den Einfluss der Auswanderung in die USA und
der dortigen Integration wurden über 15.000 Briefdokumente ausgewertet.
Empirie wurde hier als konkrete Detailforschung verstanden.
Park, der unter anderem bei Georg Simmel studierte, war ursprünglich Jour-
nalist. So verknüpfte er unter Bezug auf Simmels und Webers Annahme,
dass das räumlich konzentrierte Wohnen bestimmter Bevölkerungsgruppen
ein Abbild der sozialen Gruppenbildung ist, die Theorie der räumlichen Di-
stanz zweier Gruppen als Indikator der sozialen Distanz mit der empirischen
Arbeit der teilnehmenden Beobachtung, welche Teil seines journalistischen
Erbes war (Dangschat/Frey 2005, 146).
Zur Auswertung von nicht direkt messbaren Phänomenen wie Meinungen,
Attitüden und sozialen Beziehungen wurden Instrumente wie die Bogardus-
Skala entwickelt, welche die soziale Distanz zwischen Personen anhand von
Fragen der Akzeptanz von Mitgliedern anderer sozialer Gruppen als Nach-
barn, Mitarbeiter, Familienangehöriger in der nächsten Verwandtschaft etc.
messen soll (vgl. Schnell u.a. 2008, 36f u. Flick u.a. 1991, 115f).
Farwick kritisiert an der klassischen Sozialökologie das Fehlen einer strin-
genten Theorie, welche nachweist, wie die Bodenpreise die Segregation ge-
nau beeinflussen, das Konzept der ,,natural areas" wäre unpräzise, da als Ab-
grenzungskriterien einmal Bevölkerungseigenschaften und dann wieder
physische Strukturen wie Eisenbahnlinien oder Straßen herangezogen wür-
den und die ökonomische Faktoren würden übergewichtet. Auch das kon-
zentrische Stadtmodell stieß auf Kritik und wurde im Sektorenmodell von
Hoyt und dem Mehrkernmodell von Harris&Ullmann weiterentwickelt (vgl.
Farwick 2001, 32f). Hoyt bestätigte die Annahmen Burgess' einer Verdrän-
gung von Nutzungen vom Zentrum zur Peripherie, führte die Stadtentwick-
lung aber auf Wohnstandortveränderungen der statushohen Bevölkerungs-
gruppen zurück. Diese räumliche Verlagerung gibt dem Wachstum die Rich-
tung vor und findet entlang der Hauptverkehrsadern statt.

11
Nach Harris und Ullman muss es aufgrund der Anforderungen an unter-
schiedliche Nutzungen zu einer mehrkernigen Stadtstruktur kommen. In ih-
rem Mehrkernmodell geht es weniger um die Verortung der unterschiedli-
chen Bevölkerungsgruppen, sondern um die räumliche Differenzierung der
Arbeitsstätten. Des Weiteren gingen sie davon aus, der CBD entwickle sich
asymmetrisch in Richtung der Mittel- und Oberschichtgebiete (vgl. Lichten-
berger1998, 58f u. Friedrichs 1983, 106f).
Der neo-klassische Ansatz geht auf die klassische agrarische Bodenpreis-
Theorie von Thünen zurück. Thünens Theorie besagt, dass die Landnutzung
abhängig ist vom Bodenpreis und den Transportkosten der produzierten Gü-
ter. In der Nähe des Marktes sind die Bodenpreise zu hoch, doch mit zuneh-
mender Entfernung zu diesem steigen die Transportkosten. Daraus folgt,
dass sich der Anbau bestimmter Produkte aufgrund spezifischer Anbaukos-
ten und zu erzielender Marktpreise nur in einer bestimmten Entfernung vom
Markt lohnt. Werden diese Entfernungen über- oder unterschritten, kommt
es zum Anbau anderer Produkte.
Nach Farwick entwickelte Alonso in Anlehnung daran ein Modell der
Wohnstandortverteilungen unter folgenden Grundvoraussetzungen:
·
Es herrscht freier Wettbewerb zwischen den Haushalten und rationales
Handeln.
·
Die topographischen Bedingungen sind über die Gesamtstadt gleich, die
Transportkosten sind eine direkte Funktion der räumlichen Distanz.
·
Alle Arbeitsplätze sind im Zentrum lokalisiert, es ist der Punkt der höchs-
ten Erreichbarkeit.
·
Die Bodenpreise sind im Stadtzentrum am höchsten und fallen zur Peri-
pherie hin ab.
·
Die Nachfrage nach mehr Fläche steigt stärker als die Opportunitätskos-
ten des Pendelverkehrs.
Nach diesem Modell steigen bei höherem Einkommen die Opportunitätskos-
ten für den Pendelverkehr, wenn man diese Zeit als Arbeitszeit ansieht.
Gleichzeitig steigt mit einem höheren Einkommen aber die Nachfrage nach
mehr Wohnfläche, welche mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum
kostengünstiger wird. Daher kommt es zu einer Abwanderung einkommens-
starker Haushalte aus dem verdichteten Innenstadtbereich hin zum Rand.
Haushalte mit beschränktem Budget müssen mit einer geringeren Fläche im
Innenstadtbereich vorlieb nehmen. Dieses Modell wurde später erweitert
durch die Einführung mehrerer Stadtzentren, die Berücksichtigung von Um-

12
weltqualitäten und verschiedenen Transportkosten, lokale Grundsteuervaria-
tionen und Fälle von Diskriminierung.
Kritikpunkte sind vor allem die Unterstellung eines freien Wettbewerbs und
einer hohen Markttransparenz und die Annahme, eine Wohnstandortwahl
würde nur nach ökonomischen Gesichtspunkten erfolgen (vgl. Farwick
2001, 33f).
2.3.2 Verhaltenstheoretische Ansätze
In den seit den 1970er Jahren entwickelten verhaltenstheoretischen Model-
len werden die Wohnstandortmuster städtischer Bevölkerung als Folge indi-
vidueller Wohnstandortentscheidungen, welche zu innerstädtischen Wande-
rungsbewegungen führen, erklärt. Nach Farwick gehen diese Ansätze vor al-
lem auf Konzepte von Wolpert zurück und wurden von Brown&Moore sys-
tematisiert.
Aufgrund subjektiver Vorteile wird der Wohnstandort gewählt. Verringert
sich dieser Standortnutzen durch Stressoren der physischen und sozialen
Umwelt, steigt der Druck, sich eine neue Wohnung zu suchen. Die auslösen-
den Stressoren können interner oder externer Natur sein. Extern wären dies
der Neu- oder Ausbau von Straßen, Gewerbe- und Industrieansiedlungen
und Veränderungen in der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung in Be-
zug auf Ethnie oder sozialem Status. Interne Stressoren wirken durch Verän-
derungen der Wohnbedürfnisse , welche sich aus wandelnden Lebensstilen
und Lebensplänen oder einer veränderten Stellung im Lebens- oder Famili-
enzyklus ergeben (vgl. Farwick 2001, 36f).
Lebenszykluskonzept
Wohnstandort
Aufbauphase
1. Alleinstehende(r) junge(r)
Berufstätige(r)
Billige Apartmentwohnung in der Down-
town
2. Berufstätiges Ehepaar
Größere Apartmentwohnung in der Down-
town
3. Familie mit
Kindern/Kleinkindphase
Suburb mit kleinem Einfamilienhaus
4. Kindererziehungsphase (Highschool)
Suburb mit größerem Einfamilienhaus
5.
Umzug in anderen Suburb, entsprechend
der Laufbahn des Mannes
Abbauphase
1. Kinder verlassen Elternhaus
Kleineres Einfamilienhaus/Rückkehr in
Downtown
2. Ausscheiden aus dem Berufsleben
Rückkehr nach Downtown in Apartment-
wohnung
3. Ein Ehepartner bleibt verwitwet zurück
Kleinwohnung in der Downtown oder Al-
tersheim

13
Tab. 2 Lebenszyklusphasen und Wohnstandorte (USA) (nach Lichtenberger 1998, 144)
Wenn die Entscheidung eines Wohnortwechsels getroffen worden ist, wirken
die Anforderungen an den neuen Wohnort und die Beschränkungen des
Haushalts auf die Suchstrategie. Innere Beschränkungen können hierbei das
Einkommen, Marktinformationen und zur Verfügung stehende Zeit sein, ex-
tern wirkt das Angebot auf dem Wohnungsmarkt einschränkend (vgl. Far-
wick 2001, 37f).
Neben der Wohnstandortentscheidung ist für das Wohnstandortverhalten im
verhaltenspsychologischen Modell vor allem der Aspekt der Wohnstandort-
präferenzen von zentraler Bedeutung. Wohnstandortpräferenzen bilden sich
nicht auf Grund der Gegebenheiten des realen Raumes, sondern aus der
durch subjektive Wahrnehmung gewonnenen Vorstellung des Individuums
über den Raum.. Diese Raumvorstellungen werden als ,,mental images"
oder ,,mental maps" bezeichnet. Auch wenn diese mental images subjektiv
sind, fallen Images von Räumen bei vielen Bewohnern ähnlich aus. (vgl.
ebd.). Vor allem für Problembereiche der Stadt werden diese mental maps
über die Massenmedien beeinflusst. Des Weiteren scheint der soziale Status
starken Einfluss auf das Wahrnehmungsfeld auszuüben, steigt der Status ge-
winnt dieses an Größe und Inhalt (vgl. Lichtenberger 1998, 132).
Gebiete mit hoher Standortpräferenz sind vor allem durch Einfamilienhäuser
in begünstigter Stadtlage geprägt, negativ eingeschätzte Bereiche sind
hauptsächlich Arbeiterviertel mit geringem Sozialstatus und hohem Auslän-
deranteil. Aufgrund der besseren Information über Standortqualitäten und
eine emotionale Verbundenheit wird das eigene Wohnquartier meist überbe-
wertet. Darüber hinaus werden die Wohnstandorte der eigenen Bezugsgrup-
pe besonders positiv bewertet, während Standorte der nächst niederen
Schicht überproportional abgewertet werden. Für Farwick ist dies ein Nach-
weis der Bedeutung der Schichthomogenität für das Wohnklima (vgl. Far-
wick 2001, 41).
Der verhaltenstheoretische Ansatz verdeutlicht vor allem die Komplexität
des Nachfrageverhaltens. Allerdings ist er einseitig nachfrageorientiert und
lässt außer Betracht,dass einkommensschwache Haushalte nur wenig Spiel-
raum bei der Erfüllung ihrer Wohnwünsche haben.
2.3.3 Institutionelle Ansätze
Gleichzeitig mit den verhaltenstheoretischen Ansätzen entwickelten sich
auch Erklärungsversuche für die Strukturen des Wohnungsmarktes und der

14
Wohnstandortverteilungen, welche weniger die individuellen Wohnstandort-
präferenzen in den Mittelpunkt stellten, sondern ihren Fokus auf die Kon-
flikte verschiedener Interessengruppen um begrenzte Standortfaktoren leg-
ten, wobei die Wohnstandortverteilung Resultat dieser Interessenkonflikte
und der daraus resultierenden Aushandlungsprozesse ist (vgl. Farwick 2001,
42).
1954 arbeitete Form (1954) folgende wichtige Akteure heraus:
·
Bauwirtschaft und Makler
·
Industrie, Handel und Gewerbe
·
private Hausbesitzer
·
lokale Behörden
Rex und Moore (1967) formulierten in ihrer Studie Race, Community and
Conflict: A Study of Sparkbrook erstmals im Konzept der ,,Housing Classes"
die Vorstellung, Strukturen auf dem Wohnungsmarkt hätten einen Einfluss
auf die soziale Schichtung und das politische Bewusstsein. An die Klassen-
theorien von Weber anknüpfend und davon ausgehend, dass sich im Laufe
der historischen Entwicklung der Städte die Bevölkerung in verschiedene
Subgemeinschaften ausdifferenziert (vgl. Farwick 2001, 43), interpretierten
sie den ,,...Wohnungsmarkt als einen Mechanismus der Zuteilung von Le-
benschancen." (Häußermann/Siebel 2000, 270).
Rex und Moore stellten fest, dass Höhe und Sicherheit des Einkommens ent-
scheidend sind für den Zugang zum marktvermittelten Wohnungsbestand.
Auf die vor allem in den Vororten liegenden marktvermittelten Eigentums-
wohnungen kann die Mittelschicht aufgrund ihres gesicherten Einkommens
zugreifen, während die Arbeiterschicht und ein geringerer Anteil von Mi-
granten unter speziellen Zugangsvoraussetzungen besonders gute Zu-
gangschancen für die staatlichen Mietwohnungen hat. Die ,,Übriggebliebe-
nen" müssen sich mit Wohnungen in der unattraktiven Übergangszone be-
gnügen.
Rex und Moore gehen von einem einheitlichen System der Wohnstandort-
präferenzen aus. Daraus folgern sie eine Konkurrenz der einzelnen Bevölke-
rungsgruppen um die gleichen Wohnklassen. Wohnungsbesitz wird bei ih-
nen höher eingestuft als Wohnen zur Miete, staatliche Mietwohnungen hö-
her als privat vermietete und Vororte höher als Innenstädte (vgl. Farwick
2001, 43f). Durch die unterschiedliche Qualität in Bezug auf Größe, Lage
und Ausstattung der Wohnungen in Relation zu den Kosten ergeben sich
auch Unterschiede in den Möglichkeiten zur Verwirklichung eigener Le-

15
bensentwürfe und der Sozialisationsbedingungen von Kindern. Nach dieser
Betrachtungsweise wäre also unabhängig von sonstigen Merkmalen der so-
zialen Lage der Wohnstandort und dessen Beschaffenheit Ausgangspunkt
von sozialer Strukturierung und politischer Orientierung (vgl.
Häußermann/Siebel 2000, 270).
Kritisiert an dem Modell wird vor allem die Annahme der einheitlichen
Wohnstandortpräferenzen und dem damit unterstellten Konflikt zwischen
den Bevölkerungsgruppen, eher müsste ein Konflikt innerhalb der Wohn-
klassen bestehen (vgl. Farwick 2001, 44).
Des Weiteren kann ein aktueller Wohnstatus sich abhängig von der Lebens-
zyklusphase ändern (vgl. Häußermann/Siebel 2000, 270), aber es ist nicht
davon auszugehen, dass sich damit auch das Sozialverhalten und die soziale
Position übermäßig ändern. Damit ist es nicht gerechtfertigt, von
Wohn-"Klassen" zu sprechen (vgl. Farwick 2001, 43f).
Zweite Forschungsrichtung des institutionellen Ansatzes ist der Manager-
Ansatz, welcher vor allem von Raymond E. Pahl entwickelt wurde. Zwar
lenkt Pahl ebenfalls seine Aufmerksamkeit auf die Zugangsbarrieren des
Wohnungsmarktes, jedoch legt er den Hauptaugenmerk auf die Institutionen
und Akteure, welche den Zugang zu den sozialen und räumlichen Ressour-
cen der Stadt maßgeblich beeinflussen. Diese Urban Manager nehmen eine
Gatekeeper-Funktion ein, sie regulieren den Zugang zu öffentlichen und pri-
vaten Dienstleistungen und Gütern und können damit auch die Wahlfreiheit
auf dem Wohnungsmarkt einschränken.
Nach Pahl können Immobilienbesitzer, Makler, Hausverwaltungen, Versi-
cherungsunternehmen und Stadtplanungsbüros aber auch städtische Beamte,
Magistratsangehörige, Stadtverordnete oder Sozialarbeiter als Manager in
Erscheinung treten (vgl. Farwick 2001, 45).
Von Saunders und Williams wurde an dem Modell kritisiert, dass Pahl nicht
eindeutig abgrenzt, wer als Urban Manager analysiert werden soll und die
Annahme, diese Manager würden unabhängig handeln. Die historisch und
geographisch spezifische Interaktion staatlicher und nichtstaatlicher Akteure
wurde dann als urban regime theory von Stone, Stoker und Mossberger und
als urban governance von Goodwin und Painter seit 1990 untersucht (vgl.
Glasze 2003, 44f).

16
2.3.4 New Urban Sociology
Die ebenfalls in den 1970ern entwickelten politökonomischen Ansätze der
New Urban Sociology gehen davon aus, dass der Teil des menschlichen Le-
bens, welcher außerhalb der beruflichen Arbeit stattfindet, also nach Karl
Marx jener Teil, welcher der Reproduktion der Arbeitskraft dient, als räumli-
che Einheit organisiert ist, als Stadt.
Als Einheit der Reproduktion der Arbeitskraft umfasst die Stadt Einrichtun-
gen der Erholung, der physischen Reproduktion und der Gesundheitsfürsor-
ge, Bildung und Versorgung (vgl. Häußermann/Siebel 2004, 97 u. 122f). Für
die Vertreter der New Urban Sociology resultiert die Stadtstruktur aus Urba-
nisierungsprozessen zur Kapitalzirkulation und Akkumulation. Wohnraum
ist einerseits eine Ware zum Erzielen von Überschüssen, andererseits aber
ein notwendiger Teil der Konsumtion der Arbeiterklasse, um die Arbeitskraft
wiederherzustellen. Durch diese widersprüchlichen Interessen ist die Woh-
nungsfrage auch Austragungsort für soziale Klassenkonflikte und damit Ziel
für staatliche Interventionen (vgl. Farwick 2001, 47).
Hauptvertreter der politökonomischen Ansätze sind Harvey und Castells.
Harvey unterscheidet drei Kapitalkreisläufe: den primären (industriellen),
den sekundären (fixe Kapitalanlagen und Konsumtionsfonds) und den terti-
ären Kapitalkreislauf von Wissenschaft und Technologie und geht davon
aus, dass die Erzeugung und Gestaltung von Raum vor allem von Stand-
ortentscheidungen des Industriekapitals abhängig ist. Kommt es zu Überak-
kumulationskrisen im primären Sektor, also aufgrund des Strebens der ein-
zelnen Unternehmer nach maximalen Gewinn zu einem Überschuss an Ka-
pital und daraus folgend zu einem Überangebot an Waren, fallenden Preisen,
übermäßigen Produktionskapazitäten und steigender Arbeitslosigkeit, fließt
das Kapital in den sekundären Sektor und damit in die bauliche Umwelt.
(vgl. Holm 2004, 41f). Diese Investitionen bezeichnet Harvey als spatial
fix:
,,Der Begriff des 'Spatial Fix' beschreibt die unermüdliche Tendenz des
Kapitalismus, seine inneren Krisen durch geographische Expansionen
und räumliche Restrukturierungen zu lösen (Harvey 2001: 24). 'Spatial
Fix' nimmt dabei den Doppelcharakter an, einerseits eine räumliche Stabi-
lität (mit unbeweglichen Strukturen wie Verkehrswegen, Produktionsanla-
gen und Städte) zu schaffen und andererseits einer erneuten Investition in
den Raum entgegen zu stehen. Die kapitalistische Produktionsweise
braucht einerseits eine stabile räumliche Struktur um zu funktionieren
und hat andererseits die Tendenz, jegliche räumlichen Strukturen zu zer-

17
stören, um neu zu investieren und einen neuen Zustand räumlicher Stabi-
lität zu schaffen. 'Spatial Fix' ist also kein statischer Zustand, sondern wie
die Drogennahme beim Abhängigen eine zeitweilige Lösung des Pro-
blems."
(Holm 2004, 42)
Ergebnis dieses Prozesses ist eine langfristige Bindung des Kapitals in bau-
lichen Strukturen, welche allerdings nur eine zeitlich begrenzte Rentabilität
haben. Als Beispiel führt Holm ,,Millionen Quadratmeter leerstehender und
ungenutzter Büroflächen" auf (Holm 2004, 43f). Harvey untermauert dies
mit dem Investitionsschub in bauliche Anlagen am Beginn industrieller Kri-
sen und der Tatsache, dass in Phasen erhöhter Nachfrage nach Wohnraum
keine Investitionen in diesen Bereich flossen, da die Rendite im primären
Sektor wesentlich ertragreicher schienen (vgl. ebd. 44).
Harvey kritisierte zudem die Bodennutzungstheorie der neo-klassischen
Schule als unrealistisch, da sie nur den Tauschwert, also den Marktpreis des
Bodens berücksichtigen, aber nicht, das verschiedene Gruppen einen unter-
schiedlichen Gebrauchswert für diesen Boden bestimmen. Zudem wird nicht
genügend berücksichtigt, dass Standortfragen eine monopolistische Qualität
innewohnt, da ein Raumausschnitt immer nur an einer Stelle verortet werden
kann. Dadurch sind Landbesitzer in der Lage, aus ihrem Besitz eine Mono-
polrente zu erzielen.
Dieser Monopol- oder absoluten Rente misst Harvey einen hohen Stellen-
wert für die Erklärung räumlicher Strukturen bei. Im begrenzten Teilseg-
ment der preisgünstigen Wohnungen lassen sich absolute Renten erzielen, da
die aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen darauf angewiesenen Bevölke-
rungsgruppen nicht auf die gehobeneren Marktsegmente ausweichen kön-
nen. Aber auch auf dem Markt prestigeträchtiger Wohnstandorte lassen sich
absolute Renten erzielen, da die Wohnstandortentscheidungen wohlhabender
Bevölkerungsgruppen durch Bestrebungen zum Statuserhalt und Imagege-
winn geprägt sind und es daher zu einer verstärkten Nachfrage nach solchen
Standorten kommt.
Für Harvey sind für die Existenz der Teilmärkte vor allem die lokalen und
übergeordneten Regierungs- und Finanzinstitute verantwortlich, welche den
Wohnungsmarkt in einzelne Segmente einteilen und in den einzelnen räum-
lich abgegrenzten Teilbereichen dann unterschiedliche Rahmenbedingungen
für die Finanzierung von Wohnraum setzen. Die daraus resultierenden Fol-
geerscheinungen verfestigen dann die schon vorhandenen Strukturen(vgl.
Farwick 2001, 48f).

18
Castells zufolge muss sich die Analyse städtischer Strukturen auf eine Theo-
rie des gesamtgesellschaftlichen Systems beziehen. Er folgt der Annahme
von Althuser, das gesellschaftliche System setze sich aus drei Ebenen zu-
sammen, der ökonomischen, der politischen und der ideologischen Ebene.
In einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft besitzt die ökonomische
Ebene eine hohe Dominanz (ebd. 49).
Auf der Ebene der Stadt rechnet Castells der politischen Ebene kommunale
Behörden und lokal verankerte Staatsagenturen und der ideologischen Ebe-
ne die den gesellschaftlich produzierten Räumen zugeschriebenen Bedeu-
tungen zu. Die dominierende ökonomische Ebene umfasst wiederum die
drei Subebenen der Produktion, Konsumtion und des Tausches.
Für Castells nimmt der Prozess der kollektiven Konsumtion zur Reprodukti-
on der Arbeitskraft eine besondere Funktion innerhalb der Städte ein. Ob-
wohl das kapitalistische System auf die Wiederherstellung der Arbeitskraft
angewiesen ist, ist es für die Produzenten nach Castells immer weniger pro-
fitabel, die entsprechenden Waren herzustellen beziehungsweise zu Preisen
zur Verfügung zu stellen, die für einen Großteil der Bevölkerung bezahlbar
sind. Dies hängt auch zusammen mit den steigenden Kosten eines ebenfalls
steigenden Qualifizierungs- und Gesundheitsniveaus als Resultat der immer
stärker ausdifferenzierten Arbeitsteilung (vgl. Farwick 2001, 50f u. Häußer-
mann/Siebel 2004, 98). Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung vor al-
lem in den Bereichen der Wohnungsversorgung, der Gesundheits- Bildungs-
und Verkehrssysteme, der technischen Infrastruktur und der Alten- und Kin-
derbetreuung. Dies betrifft vor allem Haushalte mit geringem Einkommen,
welche nicht in der Lage sind, den von den Produzenten vorgegebenen
Tauschwert zu erbringen.
Um hieraus potentiell entstehende soziale Konflikte zu vermeiden und die
Funktionsfähigkeit des kapitalistischen Produktionsprozesses zu erhalten, ist
der Staat gezwungen, regulierend einzugreifen (vgl. Häußermann/Siebel
2004, 98f). Castells sieht die Ursachen für die Ungleichverteilung von
Wohnstandorten auf vier Ebenen:
·
Auf der ökonomischen Ebene bestimmt die Stellung der Haushalte
innerhalb der Produktionsverhältnisse den Wohnstandort.
·
Auf politisch-institutioneller Ebene kommt es durch die ungleichmä-
ßige Verteilung stadtteilbezogener Infrastruktureinrichtungen zu-
gunsten bessergestellter Bevölkerungsgruppen zur Verfestigung und
Verstärkung ungleicher Lebensbedingungen

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836648752
Dateigröße
4.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Evangelische Fachhochschule Berlin – Studiengang Sozialarbeit / Sozialpädagogik
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
unterschicht wohnen lebensstil stadtsoziologie milieu
Zurück

Titel: Auswirkungen residentieller Segregation von Haushalten in Armutslagen
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