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Die Europäische und Chinesische Textilwirtschaft im Wandel

Chancen und Gefahren unter Berücksichtigung Vietnams als potentielle Alternative für chinesische und internationale Investoren

©2010 Magisterarbeit 98 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Lasst China schlafen, wenn China erwacht, wird die Welt erzittern’, prognostizierte schon Napoléon Bonaparte (1761-1821) vor rund 250 Jahren. Aus diesem Schlaf wurde China schließlich durch den von Deng Xiaoping 1978 eingeleiteten Prozess von Reform und Öffnung geholt.
Der Beginn der Industrialisierung nahm mit der Erfindung der Dampfmaschine in Großbritannien seinen Anfang. Dort und allmählich in anderen europäischen Ländern entwickelten sich die ersten Textil- und Bekleidungsindustrien. Bereits in den 1970er-Jahren und den folgenden Jahrzehnten erkannten viele Ökonomen, dass sich der weltweite Schwerpunkt der Textilproduktion in den asiatischen Raum verlagern wird.
Mit dem Beginn der Reform und Öffnung Chinas 1978, stand auch die Weltwirtschaft neuen Herausforderungen gegenüber. Besonders die Textil- und Bekleidungsindustrie befand sich seit den 1980er-Jahren in einem Wandel: Dem Anwachsen des Modebewusstseins als Ausdruck des wachsenden Wohlstandes und der neu gewonnenen Lebensqualität. Auch die Vielfalt der Modeaccessoires ist so groß wie nie zuvor und kurbelt die Mode- Textil- und Bekleidungsindustrie weltweit an. Die wachsende Nachfrage förderte sogleich auch den internationalen Wettbewerb und schuf für China die Basis um zu einem der weltweit größten Anbieter von Textilien zu werden.
Das Manko an Knowhow und der niedrige Standard der technischen Anlagen waren Gründe für die seit langem anhaltende niedrige Arbeitseffizienz und unrationelle, kleine Produktionskapazitäten. Durch niedrige Produktionskosten wurde dieses Manko lange bzw. noch immer kompensiert, sodass ein stetiges Wachstum möglich war/ist. Nach und nach gründeten ausländische Firmen Produktionsstätten in China und brachten dabei Knowhow mit, das bald auch von den chinesischen Unternehmen adaptiert wurde.
Neben der neuen Konkurrenz aus Südostasien zwangen wachsende Produktionskosten - im Zuge der Globalisierung, der allmähliche Wegfall von nationalen und internationalen Handelsregulierungen zum Schutz der (eigenen) lokalen Wirtschaft - die Weltwirtschaft zu einem Umdenken und zu Umstrukturierungen der Betriebe und Produktionsstrategien. Folgedessen kam es allmählich zu Verlagerung der Produktionsstätten in eben diese und andere asiatische Staaten bzw. besonders nach China.
Die EU ist neben den USA der größte Einkäufer von Textilien ‘Made in China’. Durch den Trend der Globalisierung und den 2001 erfolgten Beitritt Chinas zur WTO steht die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vinh Tai Tran
Die Europäische und Chinesische Textilwirtschaft im Wandel
Chancen und Gefahren unter Berücksichtigung Vietnams als potentielle Alternative für
chinesische und internationale Investoren
ISBN: 978-3-8366-4644-4
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Universität Wien, Wien, Österreich, Magisterarbeit, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
... 2
2.
Die Textilwirtschaft als Basis der Industrialisierung
... 5
3.
Theorien zu Entwicklungsstufen der Textilwirtschaft
... 10
4.
Produktionsverlagerung
... 14
5.
Der Welthandel - Textil
... 20
6.
Die asiatische Textilwirtschaft
... 21
7.
China
... 23
7.1.
Quotenregelungen bzw. Handelsbeschränkungen, Barrieren chinesischer Textilien
... 25
7.2.
Verordnung Nr.1217/2007 der Europäischen Kommission Version 18.Oktober 2007
... 26
7.3.
Qualifikationskriterien Chinas für den Export
... 28
8.
Vietnam
... 38
8.1.
Die Vietnamesische Textilwirtschaft
... 40
8.2.
Vietnams internationale Beziehungen
... 41
8.3.
Vietnam seit dem Beitritt zur WTO 2007
... 44
8.4.
Die Vietnamesische Wirtschafsstruktur
... 45
8.5.
Auslandsinvestitionen
... 46
9.
Vietnam als Produktionsstandort
... 49
10.
China als Investitionsstandort
... 53
11.
Formen der Unternehmensgründung in Vietnam
... 56
11.1.
Steuerliche Aspekte in Vietnam
... 58
12.
Formen der Unternehmensgründung in China
... 59
12.1.
Steuerliche Aspekte in China
... 61
13.
Vietnam als Investitionsstandort?
... 62
14.
China und Vietnam im Vergleich
... 64
14.1.
Wirtschaftliche Entwicklung - Ein Vergleich
... 66
14.2.
Guangdong ­ Vietnam
... 69
15.
Bilaterale Beziehung China-Vietnam
... 72
16.
Bewertung und Analysen China-Vietnam
... 73
17.
Ausblick
... 78
17.1.
Finanzkrise 2008
... 78

1
18.
Fazit
... 80
19.
Literaturverzeichnis
... 82
19.1.
Online Quellen
... 85
19.2.
Abbildungsverzeichnis
... 92
Anhang 1: Beantragungsformular
... 93
Anhang 2 Anerkennung dieser Arbeit durch die Wirtschaftskammer
... 94

2
1. Einleitung
,,Lasst China schlafen, wenn China erwacht, wird die Welt erzittern", prognostizierte
schon Napoléon Bonaparte (1761-1821) vor rund 250 Jahren. Aus diesem Schlaf wurde
China schließlich durch den von Deng Xiaoping 1978 eingeleiteten Prozess von Reform
und Öffnung geholt.
Der Beginn der Industrialisierung nahm mit der Erfindung der Dampfmaschine in
Großbritannien seinen Anfang. Dort und allmählich in anderen europäischen Ländern
entwickelten sich die ersten Textil- und Bekleidungsindustrien. Bereits in den 1970er-
Jahren und den folgenden Jahrzehnten erkannten viele Ökonomen, dass sich der
weltweite Schwerpunkt der Textilproduktion in den asiatischen Raum verlagern wird
(Glasmeier 1992: 21f).
Mit dem Beginn der Reform und Öffnung Chinas 1978, stand auch die Weltwirtschaft
neuen Herausforderungen gegenüber. Besonders die Textil- und Bekleidungsindustrie
befand sich seit den 1980er-Jahren in einem Wandel: Dem Anwachsen des
Modebewusstseins als Ausdruck des wachsenden Wohlstandes und der neu
gewonnenen Lebensqualität. Auch die Vielfalt der Modeaccessoires ist so groß wie nie
zuvor und kurbelt die Mode-, Textil- und Bekleidungsindustrie weltweit an. Die
wachsende Nachfrage förderte sogleich auch den internationalen Wettbewerb und
schuf für China die Basis um zu einem der weltweit größten Anbieter von Textilien zu
werden (Eberle 2007: 255, 293; Fangzhiwang 07.12.2007).
Das Manko an Knowhow und der niedrige Standard der technischen Anlagen waren
Gründe für die seit langem anhaltende niedrige Arbeitseffizienz und unrationelle, kleine
Produktionskapazitäten. Durch niedrige Produktionskosten wurde dieses Manko lange
bzw. noch immer kompensiert, sodass ein stetiges Wachstum möglich war/ist. Nach

3
und nach gründeten ausländische Firmen Produktionsstätten in China und brachten
dabei Knowhow mit, das bald auch von den chinesischen Unternehmen adaptiert wurde.
Neben der neuen Konkurrenz aus Südostasien zwangen wachsende Produktionskosten
- im Zuge der Globalisierung, der allmähliche Wegfall von nationalen und
internationalen Handelsregulierungen zum Schutz der (eigenen) lokalen Wirtschaft - die
Weltwirtschaft zu einem Umdenken und zu Umstrukturierungen der Betriebe und
Produktionsstrategien. Folgedessen kam es allmählich zu Verlagerung der
Produktionsstätten in eben diese und andere asiatische Staaten bzw. besonders nach
China.
Die EU ist neben den USA der größte Einkäufer von Textilien ,,Made in China". Durch
den Trend der Globalisierung und den 2001 erfolgten Beitritt Chinas zur WTO steht die
Textilwirtschaft in der EU stark unter Druck. Der Konflikt zwischen dem Textilhandel und
der Textilproduktion in der EU spitzt sich zusätzlich zu. Einerseits verlangen Länder mit
textilerzeugendem Schwerpunkt wie Portugal, Italien und Spanien eine Verschärfung
bzw. Wiedereinführung von Quotenregelungen gegenüber China, andererseits fordern
Länder mit dominierendem Textilhandel wie England, Deutschland und Dänemark ein
rasches Ende der Quotenregelung und jeglicher Importblockaden (Deutsche Welle
17.08.2005; Welt 17.08.2005).
Durch den Strukturwandel, sowohl in der EU als auch in China, wird die Frage nach
alternativen Investitionsmöglichkeiten und einer Umgehung der Quotenregelungen
aufgeworfen. Vietnam, das heute eine ähnliche Entwicklung durchläuft, wie sie einst
China während der Periode von Reform und Öffnung Anfang der 1980er-Jahre erlebt
hat, wird als potenzielle Alternative zu Investitionen in China gesehen. Für China ist
Vietnam
nicht
nur
ein
potenzieller
Ort
für
eigene
Investitionen
und
Produktionsauslagerungen, sondern es respektiert auch die Stellung Vietnams in der
internationalen Textilwirtschaft als ernst zu nehmenden Mitbewerber (Fangzhiwang
22.11.2007).

4
Durch die Öffnung Vietnams, die zunehmende politische Stabilisierung und den Beitritt
zu internationalen Handelsorganisationen ergibt sich für ausländische Investoren
einerseits der Vorteil eines günstigen Produktionsstandorts, anderseits die Chance auf
einem potenziellen und schnell wachsenden Absatzmarkt Fuß fassen zu können.
Dadurch kann der Standort und Beschaffungsmarkt ,,Vietnam" als eine mögliche
Alternative zu China genannt werden. Dennoch gibt es auch Risiken, die sich infolge
der langen Isolation und den natürlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
ergeben.

5
2. Die Textilwirtschaft als Basis der Industrialisierung
Die Textilindustrie ist für viele Entwicklungsländer eine Möglichkeit zur ersten
Industrialisierung des Landes. Die charakteristische, serielle Arbeitsabfolge bei der
Herstellung von Textilien trägt zu diesem Phänomen bei. Die einzelnen
Verarbeitungsschritte werden nacheinander und nicht parallel zu einander durchgeführt.
Am Anfang der Produktionskette steht die Aufarbeitung und Verarbeitung von
Rohstoffen zu Garnen, welche in einem nächsten Schritt zu textilen Flächen
weiterverarbeitet werden. Diese textilen Flächen werden in der Konfektionsstufe je nach
Verwendungszweck zu Bekleidung, Heim- und Haustextilien, technischen Textilien oder
Autozubehör verarbeitet (Tücking 1992: 12). Hieraus ergibt sich auch ein Konflikt der
Definitionen, den es an dieser Stelle zu klären gilt:
Unter ,,Bekleidungsindustrie" versteht man nur die Herstellung von Bekleidungstextilien.
Wo hingegen zu den Begriffen ,,Textilindustrie" oder ,,Textilwirtschaft" auch die anderen
Bereiche in denen Textilien zum Einsatz kommen hinzugezählt werden. In der Praxis
erfolgt diese begriffliche Trennung jedoch nicht immer anhand derselben Linie. Diese
Auseinandersetzung in der Definition erklärt auch manche Diskrepanzen zwischen
einzelnen Daten ohne weitere Präzisierungshinweise. Alternativ wäre der Terminus
,,Textilwirtschaft" angebrachter, dieser ist im Wirtschaftsalltag jedoch nicht gebräuchlich
(Brockhaus 2002-2007; Helmes 1996: 4). In dieser Arbeit wird unterschieden zwischen
Textilindustrie und Bekleidungsindustrie, bzw. wird der Terminus ,,Textilwirtschaft" als
Überbegriff für die beiden Industriezweige verwendet.
Die oben beschriebene Herstellungskette in der Textilwirtschaft macht es möglich
einzelne Produktionsschritte problemlos auszulagern. Diese Auslagerungsfähigkeit ist
es auch, die für Entwicklungsländer einen ersten Schritt in Richtung Industrialisierung
bedeutet. Somit stellt die Textilwirtschaft eine ,,Starterindustrie" für Entwicklungsländer
dar (Tücking 1999: 12).
Folgende Faktoren ermöglichen die Entwicklung einer solchen Starterindustrie (nach
Gereffi 2003: 11):

6
·
Textilien gehören zu den Gütern des täglichen Bedarfs und sind daher ein
Produkt, das zur Befriedigung eines Grundbedürfnisses dient. Dem folgend gibt
es in jedem Land zumindest eine sehr einfache Bekleidungsproduktion. Mit den
jeweils vorhandenen Ressourcen und generell kurzen Amortisierungszeiten ist
die Textilwirtschaft ein Industriezweig der Investitionen anzieht. Sie kann schnell
auf- und ausgebaut werden und bietet potentielle Möglichkeiten für ihre
weiterführende Entwicklung. China hatte vor der Reform und Öffnung eine recht
entwickelte aber veraltete Textilwirtschaft zur Deckung der alltäglichen
Bedürfnisse. Während der Reform und Öffnung wurde diese Textilwirtschaft
schnell für den Export ausgebaut um das nötige Kapital für die Modernisierung
anderer Industriezweige zu generieren.
·
Die arbeitsintensiven Fertigungsschritte, die für die Erzeugung von Bekleidungen
erforderlich sind, eignen sich besonders gut für die Arbeitsbedingungen in
Entwicklungs- und Schwellenländern. Hier sind genügend Arbeitskräfte
vorhanden, die auch jederzeit schnell austauschbar sind.
·
Entwicklungs- und Schwellenländer verfügen meistens über viele textile
Rohstoffe, wie etwa Baumwolle oder sonstige Naturfasern, was zusätzlich eine
große Kostenersparnis darstellt.
Kommen Länder, deren Wirtschaft in der Blüte ihrer Entwicklung steht, immer mehr
durch
günstigere
und/oder
gleichwertige
Produkte
aus
Entwicklungs-
und
Schwellenländern, deren wirtschaftlicher Vorteil auf geringen Produktionskosten basiert,
unter Wettbewerbsdruck, wird eine Verschiebung der Schwergewichte in den nationalen
Textilwirtschaften auf das nächst höhere Segment ausgelöst. Höhere Segmente bzw.
Produktionsstufen bedeuteten im Generellen eine Verlagerung in kapitalintensivere
Produktionsstufen mit Schwerpunkt auf Qualität und Design, statt Fokussierung auf eine
niedrige Preispolitik.
Die zweite Entwicklung die sich daraus ableitet, ist die Verlagerung der Produktionen
arbeitsintensiver Produktionsstufen. Diese Verlagerung trägt zu der Verschiebung der
Welttextilwirtschaft bei, die teilweise unbewusst geschaffen wird, aber zum natürlichen

7
Verlauf gehört. Diese vermehrte Produktionsverlagerung trägt andererseits auch zum
Wachstum
der
Entwicklungs-
und
Schwellenländer
bei.
Mit
wachsendem
ökonomischem Entwicklungsstand letzterer und dadurch steigenden Produktionskosten
kommt es wiederum zu einer neuerlichen Verlagerung in andere, weniger
industrialisierte, Regionen.
Der geographische Standort beeinflusst die Produktionskosten, die aus dem Verhältnis
zwischen den strategischen Wettbewerbsfaktoren (Höhe der Kosten für Arbeitskräfte,
Rohstoffe, Energie, Steuern, Zeit Qualität, Flexibilität etc.) resultieren, maßgeblich. Ein
ökonomisch denkendes Unternehmen wählt seinen Produktionsstandort nach dem,
langfristig betrachtet, größtmöglich erwirtschaftbaren Gewinn. Weitere subjektive
Faktoren wie persönliche Präferenzen und Imagegestaltung spielen außerdem eine
Rolle. Als strategische Wettbewerbsfaktoren sind Kosten, Zeit, Qualität und Flexibilität
des Landes zu werten (Dietz 2001: 162).
Diese natürliche Entwicklung führt in bereits industrialisierten Ländern zum Abbau von
Beschäftigtenzahlen in der Produktion und steigender Arbeitslosigkeit. Gegen diese
Entwicklung bzw. um sie kontrollieren zu können, gibt es von den Regierungen
eingeführte Importzölle auf Billigtextilien, oder veranlasste Quotenregelungen, welche
auch häufig auf internationalen Abkommen, wie etwa dem Multifaserabkommen,
basieren.
1
Dieses Abkommen richtete sich gegen die natürliche Expansion und
Globalisierung der Textilwirtschaft, um einen Zusammenbruch der eigenen lokalen
Textilwirtschaft der unterzeichnenden Staaten zu verhindern und einen direkten Einfluss
auf das Wachstum der Billigproduzenten und den Abbau der Beschäftigungszahlen in
der heimischen Textilwirtschaft zu haben.
1
Multifaserabkommen (MFA) regelt den internationalen Handel mit Textilien zwischen Industrieländern
und Entwicklungsländern. Es ersetzte 1974 das Baumwolltextilabkommen aus dem Jahre 1962, das
mehrfach verlängert wurde und durch die Uruguay-Runde (GATT) in die Welthandelsorganisation (WTO)
integriert wurde. Als Ziele des Abkommens wurden die fortschreitende Liberalisierung und Expansion des
Welthandels, Vermeidung von Störungen in Export- und Importländern und die Sicherung eines
zunehmenden Anteils der Entwicklungsländer am Welttextilhandel durch stetige Zunahmen von
Textilexporterlösen definiert. Im WTO-Textilabkommen ist ein Stufenplan zur Abschaffung aller MFA-
Restriktionen bis zum 1. 6. 2005 vorgesehen (Stanford University Library 2010).

8
Das oben dargestellte Diagramm zeigt das Wachstum und die Entwicklung der
Globalen Textilwirtschaft.
1.
Die Industrialisierung nahm mit der Erfindung der Dampfmaschine in
Großbritannien ihren Anfang. Dort, und allmählich in anderen europäischen
Ländern, entwickelten sich die ersten Textil- und Bekleidungsindustrien. Der
innere und kleinste Kreis stellt die erste Generation von Textilgroßmächten wie
Großbritannien da. Durch die Blüte und Entwicklung der Industrialisierung stieg
allmählich auch der Wohlstand und die Produktionskosten (Mieten,
Personalkosten,...). Wegen diesen immer höheren Produktionskosten im eigenen
Land, wurden einzelne Produktionsschritte sukzessiv in die günstigeren
Nachbarländer ausgelagert.
2.
6
5
4
3
2
1

9
Mit der Marktöffnung Japans in Folge der Meiji-Restauration 1869 begann eine
schnelle Wachstumsentwicklung. Besonders die Textilwirtschaft entwickelte sich
zum ersten Mal in der Geschichte mit noch nie dagewesener Schnelligkeit und in
einem bis dahin nie da gewesenen Ausmaß, sodass Japan den bereits
etablierten Industrieländern in Europa Konkurrenz machte.
3.
Mit Beginn der 1950er-Jahre bekam Japan seinerseits durch Entwicklungs- und
Schwellenländer wie Hong Kong und Taiwan massiv Konkurrenz, was zu
steigendem Wettbewerbsdruck führte.
4.
Im Zuge Von Reform und Öffnung wurde China durch seine billigen Arbeitskräfte
und Rohstoffe als Produktionsstandort für Investoren immer interessanter.
Unternehmen aus Hongkong und Taiwan - und später westliche Unternehmen -
eröffneten Schritt für Schritt neue Fabriken am Festland für die Produktion von
Textilien für den Export.
5.
Vietnam und Indien sind heute die neuen globalen Wachstumsmärkte, in denen
die Textilwirtschaft einen wichtigen Wachstumsfaktor darstellt.
6.
Läuft die globale Entwicklung nach diesem Muster weiter, wird sich in Zukunft
auch die Textilwirtschaft erneut von den dann entwickelten asiatischen Ländern
in weniger entwickelte Regionen der Welt verlagern. (Fletcher 1996: 49-75;)

10
3. Theorien zu Entwicklungsstufen der Textilwirtschaft
Es gibt viele Engwicklungsmodelle für den Aufstieg eines Entwicklungslandes zu einer
modernen Marktwirtschaft. Überträgt man das Modell von Jeannet, das 1995
veröffentlicht worden ist (siehe Tabelle), auf Vietnam, befindet sich Vietnam am
Übergang von der ersten zur zweiten Phase. Das heißt, die vietnamesische Wirtschaft
befindet sich, im relativen Vergleich mit den südostasiatischen Tigerstaaten wie
Singapur oder Taiwan, auf einer jüngeren Entwicklungsstufe, wo der Kostenvorteil für
eine Produktionsansiedlung und Rohstoffeinkauf sprechen. Durch die zahlreichen
Produktionsstätten ist gleichzeitig auch ein Markt für Produkte und Dienstleistungen
entstanden. Diesem Modell folgend, befindet sich China hingegen am Übergang von
der zweiten Phase auf die dritte Phase, da China ein wichtiger Absatzmarkt für
Rohstoffe und Produkte ist und der lokale Absatzmarkt mit dem enormen
Absatzpotential immer wichtiger für die Zukunft wird. Dennoch herrscht auf
internationaler Ebene ein Konkurrenzkampf gegen die anderen asiatischen Mitbewerber
um Ausländische Kunden und Investoren.
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Hauptsächliche
Funktion des
Marktes
Niedrige
Herstellkosten für
Produkte
Wichtiger
Absatzmarkt für
Produkte und
Dienstleistungen
Aufbau neuer
asiatischer
Wettbewerber
Hauptsächliche
unternehmerische
Aktivitäten
Local Sourcing
Entwicklung der
lokalen
Absatzmärkte
Konkurrenzwesen
Kampf um Kunden
Produktion/ Einkauf
Marketing, Business
Development,
Logistik, Distribution
Verlagerung von
F&E, Begleiten
weltweiter Kunden
Quelle: Jeannet 1995, Far Eastern Markets in the Context of Global Marketing S.7-10.

11
Nach Toyne (1984: 89-120) gibt es in der Textilwirtschaft sechs unterschiedliche
Entwicklungsstufen, die jedes Textilerzeugende Land durchläuft:
Stufe 1: Anfang
Die Entwicklung einer einfachen Textilwirtschaft ist typisch für unterentwickelte Länder.
Die Produktion umfasst Textilien und Bekleidungsstücke aus Naturfasern für den
heimischen Markt für die Deckung eines Grundbedürfnisses. Heute befinden sich viele
afrikanische Staaten auf dieser Entwicklungsstufe.
Stufe 2: Erste Bekleidungsexporte
Produktionsstätten, in denen billige Arbeitskräfte meist arbeitsintensive Textilien für den
Export herstellen, werden errichtet. Die hohe Arbeitsintensität ist eine Folge des
Mangels an Maschinen und an technischem Knowhow. Die Produkte werden auf dem
Weltmarkt im untersten Marktsegment, in dem der niedrige Preis das wichtigste
Kaufkriterium darstellt, eingestuft.
Stufe 3: Höherwertigere Produktionen von Stoffen und Bekleidung
Diese Stufe zeichnet sich durch einer höhere Quantität und Qualität der Produkte aus.
Neben dem höheren Exportanteil der Waren steigt auch zunehmend die Produktion von
Fasern und Stoffen. Ermöglicht wird die Entwicklung zur Stufe 3 durch die
Unterstützung und Finanzierung bzw. das Beisteuern von Knowhow, Technik,
Management und Marketing seitens großer internationaler Produzenten und
Handelsunternehmen. Des Weiteren fördert der jeweilige Staat den Export und
verbessert nach und nach die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ausländische
Investoren.
Stufe 4: Wachstumsphase
In der Wachstumsphase wirft die Textilwirtschaft einen hohen Handelsbilanzüberschuss
ab. Ein Handelsbilanzüberschuss ist die Differenz von Export und Import und ergibt sich
durch eine Subtraktion des niedrigeren Wertes der Gesamtimporte eines bestimmten
Zeitraumes vom höheren Wert der im gleichen Zeitraum getätigten Gesamtexporte.

12
Diese Phase zeichnet sich durch die Fähigkeit der Verarbeitung von verschiedenen
komplexeren Faserarten und Textilien und das Vorhandensein einer großen Breite und
Tiefe von Textilien und Bekleidung aus. Länder dieser Entwicklungsphase sind
weiterhin Zielgebiet von Produktionsverlagerungen, lagern aber Teile ihrer eigenen
Produktionen in billigere Produktionsländer aus.
Stufe 5: Reife
In dieser Stufe steigt der Output an Waren, aber die Gesamtbeschäftigung im textilen
Bereich geht nach und nach zurück. Gründe dafür sind die immer höher und daher
teurer werdenden Produktions- und Prozessstandards, die schrittweise eingeführt
werden, und die steigenden Produktionskosten. Außerdem ist die Notwendigkeit für
Investitionen in hochwertigere und komplexere Produkte gegeben, um gegen die
Billigwaren aus Niedriglohnländern konkurrieren zu können.
Stufe 6: Rückgang
In der letzten Stufe der Entwicklung kommt es nicht nur zu einem Rückgang der
Beschäftigten, sondern auch der Anzahl der Unternehmen. Aufgrund der mittlerweile
hohen Produktionskosten wandern Investoren ab und verlagern ihre Produktion in
andere Staaten, deren Textilindustrie sich in den unteren Stufen der Entwicklung
befindet. Da das Land nun selbst mehr importiert, als es exportiert, kommt es zu einem
Handelsbilanzdefizit.
Zusammengefasst kann nach Toyne die Textilwirtschaft als ,,Starterindustrie" gesehen
werden, da Entwicklungsländer mit ihrer Hilfe den Prozess der Industrialisierung
beginnen. Die Einteilung in die oben erläuterten sechs Stufen veranschaulicht auf
einfache Weise den üblichen Verlauf der Entwicklung der Textilwirtschaft in einem Land.
Dabei werden viele Variablen, wie etwa die politischen Umstände eines Staates, die
einen Einfluss auf den Verlauf der Industrialisierung haben und bestimmen, wie schnell
bzw. ob sich eine Textilwirtschaft überhaupt entwickeln kann, nicht beachtet und daher
keine zeitliche Angaben gemacht. Das Modell dient zur Kategorisierung und Beurteilung

13
des Entwicklungsstandes einer Textilwirtschaft, denn jede textilwirtschaftliche
Entwicklung beginnt stets mit der Herstellung von einfacher aber arbeitsintensiver
Bekleidung und dem Rekrutieren billiger Arbeitskräfte, die im Zuge einer Landflucht
zahlreich vorhanden und jederzeit austauschbar sind. Mit dem Fortschreiten der
Entwicklung,
entwickeln
sich
auch
verwandte
Industrien,
wie
etwa
die
Chemiefaserindustrie
zur
Herstellung
von
synthetischen
Fasern,
die
Veredlungsindustrie zur Veredelung von textilen Flächen oder der Textilmaschinenbau
(Toyne 1984: 89-120).
Vietnam befindet sich zurzeit in der 3. Stufe, da neben dem Kostenvorteil auch die
Qualität der Waren eine große Rolle spielt. China ist schon in die 4. Stufe aufgestiegen,
da ein Handelsbilanzüberschuss erzielt wird (GTAI 17.12.2009; Shangwubu 2006)

14
4. Produktionsverlagerung
China und Vietnam zählen zu den ,,Emerging Markets". In diese aufstrebenden Märkte
zu investieren birgt ein hohes Risiko - wie Währungsrisiko, Risiko einer Verstaatlichung
oder Enteignung und intransparente Gesetzgebung - dennoch versprechen diese
Märkte auch überdurchschnittliche Gewinnchancen durch noch nicht gesättigte
Nachfrage an Konsumgütern. Besonders die Textilwirtschaft kann vom aufstrebenden
Markt profitieren. Gründe dafür sind, unter anderem, die Nachfrage der riesigen
Bevölkerung nach einem Konsumgut des täglichen Bedarfs, der Nachholbedarf an
funktionsgerechter Kleidung und steigendes Modebewusstsein. Motive einer Investition
in China oder Vietnam wird in den Unternehmensstrategien definiert. Meist ist es eine
Kombination aus mehreren Motiven. Je größer das Marktpotential des Ziellandes, desto
höher ist die Bereitschaft der ausländischen Unternehmen, in diesem Land zu
investieren (Hemmer 2000: 223).
Generell kann man zwischen absatzorientierten- und kostenorientieren Motiven
unterscheiden.
Absatzorientierte Investitionen
Die absatzorientierten Investitionen sollen neue Märkte erschließen und das
vorhandene Absatzpotential nutzen.
Durch eine Investition in einem Schwellenland wie China oder Vietnam wird gleichzeitig
die Möglichkeit der Marktbearbeitung und Ausnutzung des Absatzpotentials gegeben.
Durch steigende Investitionen werden Industrialisierungsmechanismen ausgelöst, die
nach und nach das BIP steigern und somit eine positive Nachfrage an Konsumgütern
durch die Bevölkerung bewirken. Auch die anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung
und Stabilisierung der politischen Verhältnisse vereinfachen die Entscheidung über eine
Investition. Für international agierende Unternehmen wird es immer wichtiger in den

15
,,Emerging Markets" präsent zu sein, bevor die Nachfrage durch Mitbewerber
ausgeschöpft wird (Bühler 2000: 127; Schneider 2004: 63).
Kostenorientierte Investitionsmotive
Einer der wichtigsten Beweggründe einer Verlagerung der Produktion nach China oder
Vietnam ist der Preisvorteil durch die Ausnutzung des niedrigen Lohnniveaus
(verglichen zum Ausgangsland) und den Lohnnebenkosten. Die Nähe zur günstigen
Rohstoffversorgung durch Baumwolle oder sonstige Naturfasern, die staatlichen
Subventionen in Form von Steuerbegünstigungen, Ansiedlungsförderungen in
speziellen, oft weniger entwickelten Regionen, im Gastland und die Möglichkeit der
Umgehung von teuren Umweltschutzbestimmungen im Heimatland bilden zudem einen
günstigen Investitionsrahmen (Bühler 2000: 131f).
Als Nachteile für Produktionsverlagerungen werden folgende genannt (Krokowitz 2001:
180ff):
·
Leistungsbezogene Nachteile:
schlechte
Qualität,
längere
Vorlaufzeiten
(Produktionsanlaufzeiten
im
Zusammenhang mit dem Moderisiko), Zwang zur Massenfertigung, unpünktliche
Lieferzeiten
·
Unternehmensbezogene Nachteile:
Höhere Anforderungen an das Management hinsichtlich Informationsgewinnung,
Logistik, Organisation, Administration etc. Transport- und Zollkosten
·
Strategiebezogene Nachteile:
Probleme mit Patentrechten und Produktpiraterie

16
·
Arbeitskräftebezogen Nachteile:
Hohe Mitarbeiterfluktuation, geringe Motivation und Ausbildung, sprachliche und
kulturelle Barrieren
·
Gastlandbezogene Nachteile:
Devisenrisiko,
staatliche
Bürokratie,
unzureichende
Infrastruktur,
keine
garantierte Rechtsdurchsetzung
Stellt man die aufgezählten ,,Nachteile" aber der gegenwärtigen Marktsituation bzw.
dem Prinzip von ,,Angebot und Nachfrage" gegenüber, ergibt sich, entgegen verbreiteter
Meinung, aus persönlicher Erfahrung bzw. Sichtweise folgendes:
·
Leistungsbezogene Nachteile
Die leistungsbezogenen Nachteile werden seit dem Umdenken der chinesischen
Regierung immer weniger relevant. Die Investitionen des Staates in die eigene
Textilwirtschaft in den Bereichen Entwicklung und Knowhow-Gewinnung wirkt
sich positiv auf die erwähnten leistungsbezogenen Nachteile aus. Dies gilt
besonders für China.
Die Qualität der Waren hängt generell von den Qualitätsanforderungen des
Endkunden ab und kann daher nicht direkt als Nachteil bewertet werden. Auch
wenn qualitativ minderwertige Artikel aus chinesischer Produktion in aller Munde
sind, so lassen doch seit vielen Jahren auch international renommierte
Unternehmen wie Adidas oder Nike ihre qualitativ hochwertige Markenware in
China herstellen. Außerdem ist zu beobachten, dass viele nationale und
internationale Designerlabels textile Flächen, Rohstoffe oder ihre gesamte
Kollektion in China produzieren. Die längeren Vorlaufzeiten, Zwänge zur
Massenfertigung und lange Lieferzeiten entstehen generell durch mangelnde
Organisation im Unternehmen selbst und sind daher auch als Problem in der
Struktur des Unternehmens zu suchen. Um im internationalen Wettbewerb

17
bestehen zu können, ist es notwendig die internen Bürokratien, die als
Hauptgründe für die oben aufgezählten Probleme gelten, zu modernisieren. Die
Barrieren, die in der Vergangenheit vorhanden waren und zum Zeitfaktor-
Problem gezählt werden können, bestehen heutzutage nicht mehr, da
internationale Speditionen ihr globales Netz bereits gut ausgebaut haben und ein
vorausschauendes
Produzieren
eines
Artikels
in
der
modernen
Produktionsplanung
vorauszusetzen
ist.
Außerdem
werden
qualitativ
minderwertige Waren auch auf Märkten abgesetzt, wo der Preis am wichtigsten
ist, z.B. in Afrika und Südostasien (GTAI 31.03.2009).
·
Unternehmensbezogene Nachteile
Die Weiterentwicklung eines Unternehmens ist in der heutigen Zeit meist
Voraussetzung um im internationalen Preiswettbewerb bestehen zu können und
kann daher auch nicht als Nachteil gewertet werden. Es gibt auch Firmen die
wegen Kostengründen nicht internationalisieren. Ob diese den Wettbewerb auf
Dauer mithalten können, kann jetzt noch nicht gesagt werden, da die
Internationalisierungswelle erst jung ist. Die Zollkosten, Einfuhrbestimmungen etc.
sind zwar Kostenfaktoren, welche aber angesichts der vorhandenen
Kostenvorteile keine große Rolle spielen, da immer noch billiger als im
Heimatland produziert werden kann (Handelsblatt 16.12.2009).
·
Strategiebezogene Nachteile
Besonders in der Bekleidungsindustrie spielt dieser Punkt eine untergeordnete
Rolle, da es sich nicht um High-Tech-Produkte handelt und lediglich für den
Markennamen und/oder das Logo Schutzbestimmungen bestehen. Das Risiko
eines Verstoßes gegen ein Patent ist unabhängig vom Produktionsstandort
gegeben, da es in der Bekleidungsindustrie um Schnittkonstruktionen geht, die
nicht patentierbar sind. Die Markenpiraterie ist ein internationales Problem, dass
jedoch unabhängig vom Produktionsstandort des Originalprodukts besteht. Die
chinesische Regierung verbessert laufend den Schutz für geistiges Eigentum.
Eine Umfrage des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) 2007

18
ergab, dass fast 80% der befragten Unternehmen, die mit und in China
Geschäfte gemacht haben, keine Probleme mit geistigem Eigentum gehabt
haben und auf eine Registrierung nach dem chinesischem Patentgesetz zum
Schutz ihrer Produkte verzichten. Aus den Zahlen lässt sich ableiten, dass
entgegen der allgemein verbreiteten Angst vor Markenpiraterie, diese wohl
weniger ernst genommen werden (GTAI 27.01.2009).
2004
2005
2006
2007
Chin.
Antragsteller
37%
38,8%
43,4%
47%
Ausländischer
Antragsteller
63%
61,2%
56,6%
53%
Quelle: GTAI 27.01.2009
Wang Shenyang, Präsident der chinesischen Handelskammer für Textilhandel
sprach am 22.9.2006 in Shanghai über die Sicherung geistigen Eigentums mit
Vertretern der Deutschen, Österreichischen, Schweizer und Französischen
Handels- und Textilkammer. Im selben Jahr verabschiedete die chinesische
Regierung einen Aktionsplan gegen Verletzungen geistigen Eigentums.
Daraufhin wurden in jeder Provinz Stellen, insgesamt 32, eingerichtet, die mit
insgesamt 400.000 Mitarbeitern, darunter viele Spezialisten, gegen die
Markenpiraterie vorgehen (Renminzhengfu 17.10.2006).
·
Arbeitskräftebezogene Nachteile
Im Bereich der Produktion sind Mitarbeiterfluktuationen und niedrige
Bildungsanforderungen
gängig
und
unabhängig
vom
jeweiligen
Produktionsstandort zu beobachten. Ein Versuch die Fluktuation zu mindern oder
Mitarbeiter mit höherer Bildung und erweiterten Sprachkenntnissen in den
Produktionen der Unternehmen einzustellen, stellen in der Praxis einen
unnötigen Kostenfaktor dar, da Umstrukturierungen dieser Art an der Qualität der
Endprodukte nichts ändern.

19
·
Gastlandbezogene Nachteile
Das Devisenrisiko spielt in der Praxis nicht die große Rolle, die ihr in der Literatur
zugeschrieben wird, da ein Großteil der chinesischen bzw. vietnamesischen
Produzenten aufgrund steuerlicher Vorteile bereits jetzt den US-Dollar als
Handelswährung verwendet. Für einen Produzenten aus der EU besteht
außerhalb des EU-Raumes generell global ein Währungsrisiko.
Es gibt einen großen Nachteil bei einer Produktionsverlagerung, den Verlust von
Arbeitsplätzen im eigenen Land und geringere Steuereinnahmen des Staates. Diese
Nachteile führen dazu, dass im eigenen Land gegen die Verlagerung von Produktionen
finanzielle Sanktionen gesetzt werden. Dies bleibt aber, aus persönlicher Sicht, der
einzige wahre Nachteil.
Es lässt sich beobachten, dass Länder mit einem früheren Produktionsschwerpunkt in
der Textilindustrie, in der Fachliteratur die oben genannten Nachteile mehr betonen als
die Vorteile, die sich für den Endkonsumenten ergeben und umgekehrt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783836646444
DOI
10.3239/9783836646444
Dateigröße
2.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Wien – Ostasienwissenschaften, Sinologie
Erscheinungsdatum
2010 (Mai)
Schlagworte
textilwirtschaft textilindustrie china vietnam standortanalyse
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Titel: Die Europäische und Chinesische Textilwirtschaft im Wandel
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