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Migration von Beschäftigten aus Osteuropa nach Deutschland und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

©2010 Bachelorarbeit 58 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Am 1. Mai 2004 traten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Diese Erweiterungsrunde war seit der Geschichte der EU die größte und schwierigste Erweiterung. Sie hat europaweit zu Diskussionen geführt. Mit dem Wegfall der Grenzen sowie den großen Einkommensunterschieden zwischen den neuen Beitrittsländern und den bisherigen EU-Mitgliedstaaten werden in Deutschland vor allem die möglichen negativen Effekte auf den Arbeitsmarkt diskutiert. In der vorliegenden Arbeit sollen anhand des Beispiellandes Polen die Migrationsbewegungen der Beschäftigten nach Deutschland und die aus der EU-Osterweiterung resultierenden Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt dargestellt werden. Die meisten Diskussionen der letzten Jahre beschäftigen sich mit der Veränderung, die die EU-Osterweiterung mit sich bringt und noch bringen wird. Die deutsche Bevölkerung befürchtet wirtschaftliche und soziale Folgen der Massenwanderung von osteuropäischen Arbeitskräften. Trotz der vereinbarten verschiedenen Ausnahme- und Übergangsregelungen existieren diese Befürchtungen weiter. Es wird viel antizipiert und nach der Situation nach dem Ablauf der Übergangsfrist und der vollständigen Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes gefragt.
Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern die Befürchtungen der deutschen Bevölkerung zutreffend sind und in welchem Umfang die EU-Osterweiterung den deutschen Arbeitsmarkt beeinflussen kann. Gibt es mehr Vorteile als Nachteile, sodass Ziele wie Sicherheit, Freiheit und Wohlstand in ganz Europa geschaffen werden können? Oder ist es doch besser, den Markt erst mal durch Beschränkungen zu schützen, um die negativen Auswirkungen zu minimieren? Das sind Fragen, die entlang der vorliegenden Arbeit anhand von Statistiken und Vorstellungen von gesellschaftlichen Akteuren beantwortet werden sollen.
Zunächst wird im zweiten Kapitel mit dem theoretischen Teil begonnen, um vor allem einen kurzen Überblick über die Migration, ihre Formen, Motive und die Auswirkungen zu geben. Anschließend wird kurz auf die meisten Ost-Länder eingegangen, um ein Beispiel für die dargestellten Analysen und Ideen zu geben. Da insgesamt zehn MOEL der EU beigetreten sind, würde es den Rahmen dieser Arbeit sprengen, wenn auf die jeweiligen Besonderheiten eines jeden Landes eingegangen werden würde. Deshalb konzentriert sich das fünfte Kapitel insbesondere auf die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Asma Braham
Migration von Beschäftigten aus Osteuropa nach Deutschland und die Auswirkungen
auf den Arbeitsmarkt
ISBN: 978-3-8366-4622-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Hochschule Bremen (FH), Bremen, Deutschland, Bachelorarbeit, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
i
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... iii
Abbildungsverzeichnis ... iv
1. Einleitung ... 1
2. Migration von Beschäftigten ... 4
2.1 Definitionen ... 4
2.1.1 Wanderung, Internationale Migration ... 4
2.1.2 Arbeitskräftemigration ... 5
2.2 Formen der Migration ... 5
2.3 Die Motive und die Auswirkungen von Arbeitsmigration ... 10
2.3.1 Push- und Pull-Faktoren ... 10
2.3.1.1 Erstes praktisches Beispiel: Die Arbeitslosenquote und die Entwicklung der
Migration in den baltischen Staaten ... 12
2.3.1.2 Zweites praktisches Beispiel: Die Arbeitslosenquote und die Entwicklung
der Migration in Tschechien und Malta ... 13
2.3.2 Die Auswirkungen von Arbeitsmigration ... 14
3. Die EU-Osterweiterung ... 17
3.1 Die Entstehung und Entwicklung der EU-Osterweiterung ... 17
3.1.1 Die Kopenhagener Kriterien ... 18
3.1.2 Wohlstandsunterschiede ... 18
3.1.3 Die Migrationstrends der MOEL ... 19
3.2 Das Konzept der Freizügigkeit ... 20
3.2.1 Personenfreizügigkeit ... 21
3.2.1.1 Freizügigkeit von Arbeitskräften ... 21
3.2.2 Niederlassungsfreiheit ... 22
3.2.3 Freier Dienstleistungsverkehr ... 22
4. Erfahrungen mit Migration in Deutschland ... 24
4.1 Aktuelle Zahlen ... 24
4.2 Aspekt der Integration ... 25

Inhaltsverzeichnis
ii
4.3 Gesellschaftliche Konflikte ... 25
5. Darstellung des bisherigen Migrationsgeschehen zwischen Polen und
Deutschland ... 28
5.1 Bisherige Entwicklung ... 28
5.2 Prognosen über die erwartete Migration ... 30
5.2.1 Befragungen ... 31
5.2.2 Ökonometrische Analyse ... 32
6. Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den deutschen Arbeitsmarkt ... 35
6.1 Positive Auswirkungen ... 35
6.2 Negative Auswirkungen ... 36
6.3 Die Vor- und Nachteile der EU-Osterweiterung aus Sicht der deutschen Unter-
nehmen ... 38
7. Erfahrungen und Vorstellungen von gesellschaftlichen Akteuren ... 40
7.1 Position von Parteien in Deutschland ... 40
7.2 Position von Gewerkschaften ... 41
7.3 Position von Arbeitgeberverbänden ... 42
7.3.1 Position der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) ... 42
7.3.2 Position des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ... 43
8. Zusammenfassung ... 45
Literaturverzeichnis ... 47

Abkürzungsverzeichnis
iii
Abkürzungsverzeichnis
BAMF = Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
BDA = Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
CDU = Christlich Demokratische Union
DGB = Deutsche Gewerkschaftsbund
DIHK = Deutsche Industrie und Handelskammertag
EGV = Europäischen Gemeinschaft Vertrag
EIC = European Integration Consortium
EU = Die Europäische Union
Ifo = Information und Forschung
IOM= International Organization for Migration
MOEL = Mittel- und osteuropäische Länder
SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands
UNHCR = United Nations High Commissioner for Refugees
ZDF = Zweites Deutsches Fernsehen

Darstellungsverzeichnis
iv
Darstellungsverzeichnis
Darst. 1: Die 10 häufigsten Herkunftsländer ausländischer Forscher in Deutschland im
Jahr 2004 ... S. 7
Darst. 2: Vermittlungen von Saisonarbeitern und Schaustellergehilfen von 1994 bis
2007 ... S. 8
Darst. 3: Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen, Ende 2008 ... S. 9
Darst. 4: Harmonisierte Arbeitslosenquote - Insgesamt - % (saisonbereinigt) in den
baltischen Staaten im Jahr 2009 ... S. 12
Darst. 5: Die Wanderungsrate in den baltischen Staaten in den Jahren 2008 und 2009 .. S. 12
Darst. 6: Harmonisierte Arbeitslosenquote - Insgesamt - % (saisonbereinigt) in der
Tschechischen Republik und auf Malta im Jahr 2009 ... S. 13
Darst. 7: Die Wanderungsrate in der Tschechischen Republik und auf Malta in den
Jahren 2008 und 2009 ... S. 14
Darst. 8: Top 10 Remittance-Receiving Countries, 2007 ... S. 16
Darst. 9: Osterweiterung der EU im Jahr 2004 ... S. 17
Darst. 10: Ausländer in Deutschland nach den häufigsten Staatsangehörigen am
31.12.2008 ... S. 24
Darst. 11: Schulabgänger ohne Abschluss ... S. 26
Darst. 12: Immigration, Emigration and Net Migration between Poland and Germany
1974-2002 ... S. 29
Darst. 13: Zuzüge von Unionsbürgern aus den neuen EU-Staaten (EU-12) im Jahr
2007 ... S. 30
Darst. 14: Wanderungspotenzial von ausgewählten Beitrittsländern nach Deutschland
bei AK-Freizügigkeit (Schätzergebnisse EIC und Ifo) (in Tausend) ... S. 33

Darstellungsverzeichnis
v
Darst. 15: Waren- und Dienstleistungshandel Deutschlands mit den MOEL (in Mio.
DM) ... S. 36
Darst. 16: Die wichtigsten Vor- und Nachteile der EU-Erweiterung aus Sicht sächsi-
scher Unternehmen (in Prozent der Antwortenden) ... S. 39

1. Einleitung
1
1. Einleitung
Am 1. Mai 2004 traten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, die Slowakei,
Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Diese Erweite-
rungsrunde war seit der Geschichte der EU die größte und schwierigste Erweiterung.
Sie hat europaweit zu Diskussionen geführt. Mit dem Wegfall der Grenzen sowie den
großen Einkommensunterschieden zwischen den neuen Beitrittsländern und den bis-
herigen EU-Mitgliedstaaten werden in Deutschland vor allem die möglichen negativen
Effekte auf den Arbeitsmarkt diskutiert. In der vorliegenden Arbeit sollen anhand des
Beispiellandes Polen die Migrationsbewegungen der Beschäftigten nach Deutschland
und die aus der EU-Osterweiterung resultierenden Auswirkungen auf den deutschen
Arbeitsmarkt dargestellt werden. Die meisten Diskussionen der letzten Jahre beschäf-
tigen sich mit der Veränderung, die die EU-Osterweiterung mit sich bringt und noch
bringen wird. Die deutsche Bevölkerung befürchtet wirtschaftliche und soziale Folgen
der Massenwanderung von osteuropäischen Arbeitskräften. Trotz der vereinbarten
verschiedenen Ausnahme- und Übergangsregelungen existieren diese Befürchtungen
weiter. Es wird viel antizipiert und nach der Situation nach dem Ablauf der Übergangs-
frist und der vollständigen Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes gefragt.
Im Rahmen
dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern die Befürchtungen der deutschen
Bevölkerung zutreffend sind und in welchem Umfang die EU-Osterweiterung den deut-
schen Arbeitsmarkt beeinflussen kann. Gibt es mehr Vorteile als Nachteile, sodass
Ziele wie Sicherheit, Freiheit und Wohlstand in ganz Europa geschaffen werden kön-
nen? Oder ist es doch besser, den Markt erst mal durch Beschränkungen zu schützen,
um die negativen Auswirkungen zu minimieren? Das sind Fragen, die entlang der vor-
liegenden Arbeit anhand von Statistiken und Vorstellungen von gesellschaftlichen Ak-
teuren beantwortet werden sollen.
Zunächst wird im zweiten Kapitel mit dem theoretischen Teil begonnen, um vor allem
einen kurzen Überblick über die Migration, ihre Formen, Motive und die Auswirkungen
zu geben. Anschließend wird kurz auf die meisten Ost-Länder eingegangen, um ein
Beispiel für die dargestellten Analysen und Ideen zu geben. Da insgesamt zehn MOEL
der EU beigetreten sind, würde es den Rahmen dieser Arbeit sprengen, wenn auf die
jeweiligen Besonderheiten eines jeden Landes eingegangen werden würde. Deshalb
konzentriert sich das fünfte Kapitel insbesondere auf die Beziehung zwischen Deutsch-
land und Polen, dem größten Land unter den Beitrittsländern.
Das dritte Kapitel bezieht sich auf die Entstehung und Entwicklung der EU-
Osterweiterung. Dazu
werden die Bedingungen erörtert, die diese Staaten erfüllen
müssen, um den Beitritt gewährleisten zu können, sowie die Wohlstandsunterschiede

1. Einleitung
2
zwischen den EU-Ländern und den neuen Beitrittsländern dargestellt. Zunächst wird
ein Überblick über die daraus resultierenden Migrationstrends der MOEL gegeben.
Anschließend wird auf diejenigen Bereiche eingegangen, in denen mit den Beitrittslän-
dern Übergangsfristen vereinbart wurden. Denn im Zuge der EU-Osterweiterung erhal-
ten die Beitrittsländer normalerweise uneingeschränkt die vier Grundfreiheiten der Uni-
on. Jedoch haben einige EU-Länder wie Deutschland, verschiedene Ausnahme- und
Übergangsregelungen vereinbart, vor allem um den befürchteten negativen Folgen der
Immigration auf die Arbeitsmärkte entgegen zu wirken.
Im vierten Kapitel erfolgt ein kurzer Überblick über das Thema Migration in Deutsch-
land. Dazu gehört eine Darstellung über die in Deutschland lebenden Ausländer und
zwar nach den häufigsten Herkunftsländern. Das Thema ,,Ausländer in Deutschland" ist
in der Diskussion fast immer mit Integration und gesellschaftlichen Konflikten verbun-
den. Daher wird auf die möglichen Konflikte eingegangen, um die Situation der Migran-
ten in Deutschland näher zu beleuchten.
Die Frage, wie viele Zuwanderer aus den mittel- und osteuropäischen Ländern in den
EU-Ländern bzw. in Deutschland nach der Erweiterung zu erwarten sind, beschäftigt
die Öffentlichkeit. Es wird sogar vor Zustrom in großem Ausmaß gewarnt. In diesem
Zusammenhang beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit diesem Thema und haben
versucht mittels verschiedener Methoden das zukünftige Migrationspotential im Zuge
der EU-Osterweiterung zu schätzen. Da es zwischen Polen und Deutschland unter
anderem viele historische und geographische Verbindungen gibt, die aus Deutschland
ein wichtiges Zielland für polnische Migranten machen, wird Polen in der vorliegenden
Arbeit (Kapitel 5) als ausgewähltes Beitrittsland für die Darstellung des Migrationspo-
tenzials bevorzugt. Dabei wird anhand zweier ausgewählter Schätzungsmethoden das
Migrationspotential abgeschätzt und anschließend auf die möglichen Probleme bei der
Anwendung dieser Methoden eingegangen.
Danach erfolgt im sechsten Kapitel eine Darstellung über die möglichen Auswirkungen
der EU-Osterweiterung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Wirtschaftsinstitute legen Stu-
dien darüber vor. Einerseits befürchtet die Mehrheit der Deutschen negative Auswir-
kungen auf die deutsche Wirtschaft und den heimischen Arbeitsmarkt. Anderseits war-
nen Experten vor übertriebenen Ängsten, denn viele sind der Meinung, dass insgesamt
positive Effekte durch die EU-Osterweiterung zu erwarten sind.
Die Erfahrungen und Vorstellungen von gesellschaftlichen Akteuren werden im siebten
Kapitel behandelt. Dazu gehören vor allem die Positionen von Parteien, Gewerkschaf-
ten und Arbeitgeberverbänden in Deutschland.
Anschließend werden die Ergebnisse in einem Fazit zusammenfasst und einige Per-
spektiven vorgeschlagen (Kapitel 8).

1. Einleitung
3
Die Quellen für die vorliegende Forschungsarbeit sind sehr reich und unterschiedlich.
Da dieses Thema aktuell ist, gibt es viel Literatur, die sich damit beschäftigt, sowohl
deutsche als auch französische und englische Quellen. Im Internet gibt es ausreichen-
de Quellen, welche dieses Thema behandeln, jedoch sollte man bei diesen Quellen
vorsichtig sein, besonders bei Statistiken. Deshalb wurden für diese Arbeit Bücher so-
wie bekannte Internetquellen, die miteinander verglichen wurden, bevorzugt, um mög-
lichst genaue Informationen zu erhalten.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde auch Kontakt mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund
und einigen Arbeitgeberverbänden wie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-
geberverbände (BDA) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
aufgenommen, die hilfreiche Informationen zur Verfügung gestellt haben.

2. Migration von Beschäftigten
4
2. Migration von Beschäftigten
2.1 Definitionen
2.1.1 Wanderung, Internationale Migration
Unter Wanderung versteht man einen dauerhaften Wechsel des Wohnsitzes. Zusam-
men mit Verkehr oder Tourismus wie Pendeln und Urlaubsreisen (Freizeitreisen), wird
Wanderung unter dem Oberbegriff räumliche Mobilität eingeordnet.
1
Die Wanderungs-
bewegungen beeinflussen seit Jahrzehnten die Bevölkerungsstruktur und sind, da sie
oft durch politische Impulse sprunghaft ansteigen können, schwer kalkulierbar.
Die verschiedenen Definitionen von Migration unterscheiden sich nach der zurückge-
legten Entfernung und der Dauerhaftigkeit. ,,Migration bezeichnet demnach eine Ort
s-
veränderung von Menschen, die an die zwei Kriterien ,Distanz,, und ,Dauer,, gebunden
ist"
2
. Jedoch gibt es keine klare international und allgemein geltende Bestimmung, ab
welcher Aufenthaltsdauer jemand als Migrant gilt. Dieses Phänomen unterscheidet sich
von Land zu Land. Zum Beispiel wird in Deutschland ein Ausländer mit lediglich drei-
monatigem Aufenthalt als Migrant gezählt und von den offiziellen Migrationsstatistiken
erfasst. In der Schweiz muss die Aufenthaltsdauer etwas länger sein, das heißt nach
mindestens zwölfmonatigem Aufenthalt gilt er offiziell als Zuwanderer. Manche Länder
der ,,Dritten Welt" verfügen über gar keine amtl
iche Statistik. Aus diesem Grund ist es
schwierig die Anzahl der internationalen Migranten weltweit zu erfassen. Die Vereinten
Nationen schätzten die Zahl der internationalen Migranten für das Jahr 2005 auf 191
Millionen. Das entspricht ungefähr drei Prozent der Weltbevölkerung
3
. Mit der Migration
schafft sich das Individuum eine neue Heimat also Neuorientierung und Neubeginn.
Die absolute Zahl der Migranten ist in den vergangenen Jahren weltweit angestiegen.
Vor allem aus Entwicklungsländern wandern viele Personen in Industrieländer ein.
Zwischen den Industrieländern gibt es jedoch nur stagnierende Wanderungsströme.
Der Unterschied zwischen Migranten und Pendlern wird von Schätzl wie folgt definiert:
Arbeitsmigration ist eine ,,räumliche Arbeitskräftebewegungen mit gleichzeitigem
Wechsel des Wohnortes"; ,,ist die räumliche Arbeitskräftebewegung nicht mit einer Ve
r-
lagerung des Wohnsitzes verbunden, wird von Berufspendlern gesprochen"
4
.
1
Wikipedia. Die freie
Enzyklopädie: Stichwort ,,Migration (Soziologie)". Stand: 2010. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Migration_(Soziologie), Zugriff: 01.01.2010.
2
Möller, Dirk: ,,Migration und ihre Arbeitsma
rkteffekte in Deutschland: Analyse für Wanderung aus Polen
nach der EU-
Osterweiterung". Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag 2002, S. 17 (im Folgenden: Möller
2002).
3
Vgl. Münz, Rainer: ,,Internationale Migration". Stand: April 2009. URL:
http://www.berlin-institut.org/online-
handbuchdemografie/bevoelkerungsdynamik/faktoren/migration/internationalemigration.html?type=98,
Zugriff: 01.01.2010 (im Folgenden: Münz 2009).
4
Zitiert in Möller 2002, S. 20.

2. Migration von Beschäftigten
5
Daher definiert Rainer Münz die i
nternationale Migration wie folgt: ,,Internationale Mi
g-
ration ist eine spezifische Form räumlicher Mobilität. Herkunft und Ziel der Migranten
liegen in verschiedenen Ländern. Dabei gelten nur jene Personen als internationale
Migranten, die ihren Wohnsitz für eine bestimmte Mindestdauer oder für unbestimmte
Zeit - eventuell für immer - ins Ausland verlegen. Touristen, Tages- oder Wochenpend-
ler mit Arbeitsplatz im benachbarten Ausland und kurzfristig in einem andern Land be-
schäftigte Personen sind nach dieser UN-Definition keine internationalen Mig
ranten".
5
2.1.1 Arbeitskräftemigration
Unter Arbeitsmigration versteht man ,,eine freiwillige, ökonomisch motivierte, gren
z-
überschreitende Verlagerung des Wohn- und Arbeitsortes von mindestens einem
Jahr"
6
. Dabei ging und geht es auch heute noch um die Wanderung vor allem aus in-
dustriell weniger entwickelten Ländern in ökonomisch weiter entwickelte bzw. aus vor-
industriellen Gesellschaften in die Industrienationen.
Im weiteren Sinn subsumiert Arbeitsmigration Wanderungen der Arbeitsnehmerange-
hörigen, Rentner- und Elitenwanderung wie beispielsweise Wissenschaftler, Künstler,
Diplomaten etc. Arbeitsmigranten sind Erwerbspersonen, die freiwillig aus ökonomi-
schen Motiven mindestens ein Jahr den Wechsel ihres Wohn- und Arbeitsortes in ein
anderes Land durchführen.
7
2.2 Formen der Migration
Die Migrationsformen sind in zwei Kategorie zu teilen: Es gibt die sogenannte freiwillige
Migration, die für familiäre Bindungen oder bessere Lebensbedingungen, wie z.B. hö-
heres Einkommen, stattfinden kann. Beispiele sind unter anderem Arbeitsmigration,
Familienmigration, Migration für Ausbildung, zeitlich begrenzte Zuwanderungen etc. Im
Gegenteil dazu steht die erzwungene Migration, die in Folge von politischer Flucht,
Vertreibung, Kriege, Zerstörung der Umwelt etc. entstehen kann.
Der Anteil der weltweiten verschiedenen Migrationsformen kann auf Grund der
schlechten Datenlage nur geschätzt werden. Familiennachzug von legal im Aufnahme-
land lebenden Migranten oder Flüchtlingen macht den größten Teil der Wanderungs-
5
Münz 2009.
6
Möller 2002, S. 20.
7
Vgl. Möller 2002, S. 20.

2. Migration von Beschäftigten
6
bewegungen aus.
8
Die nächsten Zeilen sollen einen Überblick über die wichtigsten
Formen der Migration geben:
Familienzusammenführung:
,,Die
Familienzusammenführung (Familiennachzug) ist
ein Zuzug von Familienangehörigen eines Inländers oder eines Ausländers mit Aufent-
haltserlaubnis, zum Zwecke der Herstellung oder Aufrechterhaltung der Familienein-
heit, gleichzeitig oder nachträglich, auch nach Geburt eines ausländischen Kindes im
Inland"
9
.
Die rechtlichen Bestimmungen des Familiennachzugs sind in den einzelnen Ländern
unterschiedlich gewährt. In den meisten Staaten ist der Familiennachzug auf Ehegat-
ten und Kinder beschränkt. Im Gegensatz dazu verweigern einige Länder, wie bei-
spielweise in Ost- und Südostasien, den Nachzug von Angehörigen grundsätzlich, was
in humanitärer Hinsicht problematisch ist. In anderen Staaten ist hingegen sogar der
Zuzug von Verwandten erlaubt, die nicht zur Kernfamilie gehören. Ziel hierbei ist die
Erleichterung der Integration im Aufnahmeland. Grundsätzlich kann man behaupten,
dass der Familiennachzug der wichtigste Baustein und Multiplikator internationaler
Wanderungsbewegungen ist.
10
Arbeitsmigration: Die Erscheinungsformen der Arbeitsmigration sind vielfältig. Es gibt
einerseits die ungelernten Arbeitskräfte. Sie sind in Arbeitsplätzen beschäftigt, die von
den Einheimischen meist aufgrund der schlechten Bezahlung oder der Schwierigkeit
der Arbeit an sich abgelehnt werden, zum Beispiel in der Landwirtschaft, Produktion,
etc. Solche Arbeitsmigranten spielen eine wichtige Rolle für die Konkurrenzfähigkeit
von bestimmten Wirtschaftszweigen in vielen Ländern. Andererseits gibt es auch die
Migration von hochqualifizierten Arbeitskräften wie Wissenschaftler, Techniker, etc. In
den meisten Ländern erhalten Arbeitsmigranten lediglich eine befristete Aufenthalts-
und Arbeitsgenehmigung, die oft an ein bestimmtes Arbeitsverhältnis gebunden ist,
jedoch haben einige EU-Länder in den vergangenen Jahren angefangen über dauer-
hafte arbeitsmarktbezogene Einwanderung nachzudenken, um strukturelle Lücken des
Arbeitskräfteangebotes zu füllen.
11
Hochqualifizierte und Wissenschaftler mit besonderen fachlichen Kenntnissen sind
sehr wichtig für jedes Land. Die Greencard ist eine der Möglichkeiten für den Erwerb
von ausländischen Fachkräften. In Deutschland war die Greencard eine Kurzbezeich-
nung für ,,S
ofortprogramm zur Deckung des Informationstechnik-
Fachkräftebedarfs",
8
Vgl. Angenendt, Steffen: ,,Formen der Migration".
Stand: 01.06.2009. URL:
http://www1.bpb.de/themen/1AW5S0,0,0,Formen_der_Migration.html, Zugriff: 01.01.2010 (im Folgenden:
Angenendt 2009).
9
Wikipedia. Die freie Enzyklopädie: Stichwort ,,Familienzusammenführung". Stand: 2010.
URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Familienzusammenf%C3%BChrung, Zugriff: 02.01.2010.
10
Vgl. Angenendt 2009.
11
Vgl. Angenendt 2009.

2. Migration von Beschäftigten
7
welches zwischen 2000 und 2004 stattgefunden hat.
12
Folgende Tabelle zeigt die zehn
quantitativ wichtigsten Herkunftsländer ausländischer Forscher in Deutschland im Jahr
2004. Diese Zahlen können jedoch nur einen groben Überblick geben und sollten mit
Vorsicht betrachtet werden, da sie nur diejenigen Akademiker aufführen, die eine Ein-
zelförderung einer deutschen Förderinstitution erhalten haben. Andere wissenschaftli-
che Mitarbeiter der Universitäten oder diejenigen, die durch Organisationen im Ausland
Unterstützung erhalten, werden nicht zwangsläufig erfasst. An erster Stelle steht die
Russische Föderation mit 2.221 Hochqualifizierten. China, die USA und Indien zählen
auch zu den wichtigsten Herkunftsländer für Deutschland.
13
Die 10 häufigsten Herkunftsländer ausländischer Forscher in Deutschland im
Jahr 2004
Darst. 1: Quelle: DAAD 2006. Entnommen aus Guth 2007, S. 3.
Wie oben erwähnt, werden viele Arbeitsmigranten insbesondere als Saisonarbeitneh-
mer beschäftigt. Saisonarbeit ist eine Arbeit, die einen bestimmten Zeitraum andau-
ert.
14
Zu der Saisonarbeit zählen vor allem die Landwirtschaftsarbeit wie Ernte, die Be-
schäftigung im Tourismusbereich und die Arbeit als Schaustellergehilfen. Häufig sind
diese Beschäftigungen mit schlechten Arbeitsbedingungen hinsichtlich Entlohnung
oder Unterkunft gekennzeichnet.
12
Wikipedia. Die freie Enzyklopädie: Stichwort ,,Greencard". Stand: 2010. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Greencard_(Deutschland), Zugriff: 03.01.2010.
13
Vgl.
Guth, Jessica: ,,Mobilität von Hochqualifizierten: Einflussfaktoren für die Zu
wanderung von Nach-
wuchswis
senschaftlern nach Deutschland." Focus MIGRATION Kurzdossier Nr. 6, Februar 2007, S. 2f..
URL: http://www.focus-migration.de/uploads/tx_wilpubdb/KD06_Hochqual.pdf, Zugriff: 03.01.2010.
14
Vgl. Wirtschaftslexikon24.net: Stichwort:
,,
Saisonarbeit
"
. Stand: 2010. URL:
http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/saisonarbeit/saisonarbeit.htm, Zugriff: 03.01.2010.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783836646222
Dateigröße
856 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Bremen – Wirtschaftswissenschaften, Angewandte Wirtschaftssprachen und Internationale Unternehmensführung
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,8
Schlagworte
osterweiterung migration polen europäische union arbeitsmarkt
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Titel: Migration von Beschäftigten aus Osteuropa nach Deutschland und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
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