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Untersuchung des Nachhaltigkeits-Konzepts bei deutschen Unternehmen

©2009 Diplomarbeit 113 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Wer sich heutzutage der Öffentlichkeit gegenüber gut präsentieren möchte, spricht über Nachhaltigkeit. Politiker sondieren die Ursachen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise auf fehlende Unternehmensverantwortung. Stars äußern sich besorgt über die drohende Klimakatastrophe. Wissenschaftler überbringen fortlaufend neue Hiobsbotschaften und Lösungsvorschläge. Auch die Wirtschaft hat das Thema Nachhaltigkeit entdeckt. Handelskonzerne überprüfen ihr Sortiment. Investmentbanken loten mit ‘Grünen-Anlagen’ ihre Möglichkeiten aus, Energiekonzerne ihre Zukunft.
Der Arzt und Philosoph Albert Schweitzer sagte seinerzeit: ‘Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.’
Wer in Kattowitz (Oberschlesien) in den sechziger Jahren geboren wurde, ist früh mit den Wirkungen der menschlichen Ignoranz und skrupellosen Ausbeutung konfrontiert worden. In Folge der großen Schwerindustrie-Konzentration, gehörte Oberschlesien zu den Gebieten Zentraleuropas mit der stärksten Umweltverschmutzung. Die laryngologischen Stationen der städtischen Kliniken waren chronisch überfüllt mit Patienten bei denen massive Gesundheitsschädigungen festgestellt wurden, verursacht durch Schwermetalle in der Luft; Sehr hohe Sterbezahlen bei Geburten und eine viel kürzere Lebensdauer, als im restlichen Europa. ‘Nachhaltigkeit’ bedeutet jedoch nicht nur Umwelt- und Ressourcenschonung, sondern ist ein Gesamtkonzept mit sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Die persönliche Konfrontation mit der Missachtung aller drei Prinzipien und die Überlegung ob nachhaltiges Handeln zu einer Win-Win-Situation für Gesellschaft, als auch für Unternehmen führen kann, gaben den Anstoß zu dieser Arbeit. Denn: ‘Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben’ (Albert Einstein).
Gang der Untersuchung:
Ein solch komplexes Thema wie die ‘Untersuchung des Nachhaltigkeits-Konzepts bei deutschen Unternehmen’ braucht anfänglich eine klare Skizze des Aufbaus und des Ziels der Arbeit. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass es bei der Suche nach dem Ergebnis so ergeht wie jener Zivilisation im Kultbuch ‘Per Anhalter durch die Galaxis’. Um die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest zu finden, wurde ein Super-Computer befragt. Nach 7,5 Millionen Jahren Rechenzeit lautete die korrekte Antwort ‘42’. Damit konnte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Joanna Ludwikowski
Untersuchung des Nachhaltigkeits-Konzepts bei deutschen Unternehmen
ISBN: 978-3-8366-4605-5
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule Frankfurt am Main - University of Applied Sciences, Frankfurt am
Main, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

I
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis ... I
Abkürzungsverzeichnis ... III
Abbildungsverzeichnis ... V
Tabellenverzeichnis ...VII
1. Einleitung ... 1
1.1
Problemstellung und Motivation ... 1
1.2
Aufbau und Ziel der Arbeit ... 2
2. Entwicklung des Nachhaltigkeits-Konzepts ... 4
2.1
Historischer Ursprung und rechtliche Verankerung ... 4
2.2
Aktuelle Situation ­ Herausforderung Nachhaltigkeit ... 7
3. Grundlagen und Handlungsansätze unternehmerischer Nachhaltigkeit ...12
3.1 Definition
angrenzender Begriffe ...12
3.2 ,,Drei-Säulen-Modell" ...13
3.3 Nachhaltigkeits-Herausforderungen ...15
3.4
Management-Systeme, -Konzepte und -Instrumente ...18
4. Umsetzung des Nachhaltigkeits-Konzepts am Beispiel BASF und BMW ...20
4.1
Erläuterungen zur Auswahl der Unternehmen ...20
4.2 Management
von
Nachhaltigkeit
...21
4.3 Stakeholderdialog
...22
4.4 Ökonomische
Leistungsindikatoren
...25
4.5 Ökologische
Leistungsindikatoren
...27
4.5.1 Materialien,
Energie
und
Wasser
...27
4.5.2
Emissionen, Abwässer und Abfälle ...29
4.5.3 Produkte
und
Dienstleistungen
...31
4.6 Gesellschaftliche
Leistungsindikatoren ...32
4.6.1
Arbeitspraxis und Arbeitsqualität ...32
4.6.2 Menschenrechte
und Gleichbehandlung ...36
4.6.3 Gesellschaft ...39
4.7 Zwischenfazit ...40
5. Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg...42
5.1
Interne Messung des Nachhaltigkeitsbeitrages ...42
5.1.1 Erläuterung
...42
5.1.2
Ein wertorientierter Ansatz - Sustainable Value Added ...43

II
5.1.3
IZT Studie - Sustainable Value Added ...47
5.1.4 Ein
effizienzorientierter Ansatz - Seebalance ...48
5.1.5
Wert des Human Capital - Saarbrücker Formel ...53
5.2
Externe Bewertung des Nachhaltigkeits-Beitrages ...58
5.2.1 Erläuterung
...58
5.2.2 Dialoginstrument
Berichterstattung
...58
5.2.3 Nachhaltigkeitsratings / -indizes ...61
5.3 Chancen
und
Risiken
...71
5.3.1 Erläuterung
...71
5.3.2
Nachhaltigkeit und finanzielle Performance, Ergebnisse- Metastudien ...72
5.3.3 Nachhaltige
Investments (SRI) ...74
5.3.4
,,LOHAS" (Lifestyles of Health & Sustainability) ...77
5.3.5 Emissionszertifikate
...79
6. Resümee ...81
Anhang ...83
Literaturverzeichnis ...91

III
Abkürzungsverzeichnis
ABIS Abfallinformationssystem
AGG Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz
ASPI
Advance Sustainable Performance Index
Baum Bundesdeutschen
Arbeitskreis für Umweltbewusstes Manage-
ment
BKK Betriebskrankenkasse
CAPs
Community Advisory Panels
CC
CO
2
Corporate Citizenship
Kohlenstoffdioxid
CSR
Corporate Social Responsibility
DIHK Deutsche
Industrie- und Handelskammer
DIW
Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
DJSI
Dow Jones Sustainability Index
DVP
Deutsche Verband Papierfabriken
ECX
European Climate Exchange
EEX
European Energy Exchange
EKV Ertrags-Kosten-Verhältnis
ESI
Ethibel Sustainability Index
FHL
Frankfurt-Hohenheimer-Leitfaden
GCX
Global Challenges Index
GRI Global
Reporting Initiative
HWWI Hamburgischen
WeltWirtschaftsInstituts
IFRS International
Financial Reporting Standards
ILO
International Labour Organisation
Imk
Institut für Managementkompetenz
IÖW
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

IV
IZT
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
KMU
Kleiner und mittlerer Unternehmen
LOHAS
Lifestyles of Health & Sustainability
MSCI
Morgan Stanley Capital International
NAI Natur-Aktien-Index
NSF
National Sanitation Foundation
OECD
Organisation for Economic Co-Operation and Development
PK Pensionskassen
PF
Pensionen Fonds
PWC PricewaterhouseCoopers
SAM
Sustainable Asset Management Group
SIRi Sustainable
Investment
Research International Company
NSF
National Sanitation Foundation
SRI Socially
Responsible
Investment bezeichnet
TÜV Technischer
Überwachungs-Verein
VES Verkehrswirtschaftliche
Energiestrategie
WBSCD
World Business Council on Sustainable Development

V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kostenpyramide anhand eines realen Korruptionsprozesses. ... 11
Abbildung 2: 3 Säulen der Nachhaltigkeit. ... 13
Abbildung 3: Stakeholderuniversum. ... 22
Abbildung 4: BMW Group Wertschöpfung 2006 in %. ... 26
Abbildung 5: BASF Wertschöpfung 2008. ... 26
Abbildung 6: Spenden, Sponsoring und Projekte der BASF Gruppe 2008. ... 39
Abbildung 7: Vorgehen zur Ermittlung des Sustainable Value. ... 43
Abbildung 8: Berechnung des Wertbeitrags des Wassereinsatzes bei der
BMW Group im Jahr 2005. ... 45
Abbildung 9: Sustainable Value der BMW Group im Jahr 2005. ... 46
Abbildung 10: Berechnung des Ertrags-Kosten-Verhältnisses. ... 46
Abbildung 11: Ertrags-Kosten-Verhältnis der betrachteten Firmen mit dem
Benchmark deutsche Volkswirtschaft 2000 bis 2004. ... 47
Abbildung 12: Verteilung der Ergebnisse zum Ertrags-Kosten-Verhältnis
aus dem Jahr 2004 überverschiedene Branchen mit
volkswirtschaftlichem Benchmark. ... 48
Abbildung 13: Darstellung der Seebalance mit den Teil-Analysen. ... 49
Abbildung 14: Darstellung des ökologischen Fingerabdrucks von
Mineralwasser-Verpackungen. ... 50
Abbildung 15: Darstellung des Ökoeffizienz Portfolio von Mineralwasser-
Verpackungen. ... 51
Abbildung 16: Einbeziehung der 3 Nachhaltigkeitssäulen in das Seebalance-
Konzept. ... 51
Abbildung 17: Sozialer Fingerabdruck und Seecube. ... 52
Abbildung 18: Saarbrücker Formel. ... 54
Abbildung 19: Veränderungen Mitarbeiteranzahl, Humankapital und
Humankapital pro Kopf der DAX30-Unternehmen im
Vergleich der Jahre 2005 und 2006. ... 56
Abbildung 20: Studie zur Transparenz der Personalpolitik von DAX-
Unternehmen 2008. ... 57
Abbildung 21: Ranking Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland
(IÖW), 2007. ... 60
Abbildung 22: Durchschnittliche Bewertung der Qualität der
Berichterstattung auf einer ... 60
Abbildung 23: SAM Rating, Deutsche Unternehmen im internationalen
Vergleich 2009. ... 65
Abbildung 24: Öko-Rangliste der DAX-30-Konzerne 2007 (1=sehr gut bis
5=mangelhaft). ... 69

VI
Abbildung 25: Vergleich nachhaltiges- und konventionelles Portfolio. ... 73
Abbildung 26: Nachhaltige Investments beim deutschen
Finanzdienstleistern 2005-2007. ... 74
Abbildung 27: Nachhaltiges Investment im europäischen Vergleich, 2007. ... 75
Abbildung 28: Struktur der Pensionseinkommen in Europa und den USA, in
%, 2005. ... 76
Abbildung 29: Darstellung des CO
2
Zertifikate Handelsverfahren. ... 79

VII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Systeme, Konzepte und Instrumente zur Begegnung der vier
Nachhaltigkeits-Herausforderungen. ... 19
Tabelle 2: Wertbeitrag von BASF-Produkten. ... 31
Tabelle 3: Ausgewählte Indizes mit globaler Portfoliostruktur und
Ratingagenturen als Kooperationspartner. ... 63
Tabelle 4: SAM Rating, gelistete deutsche Unternehmen im DJSI-World
2009. ... 65
Tabelle 5 Oekom Rating, gelistete deutsche Unternehmen im GCX-Index. ... 67
Tabelle 6: DAX-30 Werte in dem betreffenden Index, Stand 06.11.2008
(schraffiert=gelistet). ... 70

1
1.
Einleitung
1.1
Problemstellung und Motivation
Wer sich heutzutage der Öffentlichkeit gegenüber gut präsentieren möchte, spricht
über Nachhaltigkeit.
Politiker sondieren die Ursachen der aktuellen Finanz- und
Wirtschaftskrise auf fehlende Unternehmensverantwortung. Stars äußern sich be-
sorgt über die drohende Klimakatastrophe.
Wissenschaftler überbringen fortlau-
fend neue Hiobsbotschaften und Lösungsvorschläge.
Auch die Wirtschaft hat das
Thema Nachhaltigkeit entdeckt. Handelskonzerne überprüfen ihr Sortiment. In-
vestmentbanken loten mit ,,Grünen-Anlagen" ihre Möglichkeiten aus, Energie-
konzerne ihre Zukunft.
Der Arzt und Philosoph Albert Schweitzer sagte seinerzeit: ,,Wir leben in einem
gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich
selbst zu beherrschen."
1
Wer in Kattowitz (Oberschlesien) in den sechziger Jahren geboren wurde, ist früh
mit den Wirkungen der menschlichen Ignoranz und skrupellosen Ausbeutung
konfrontiert worden. In Folge der großen Schwerindustrie-Konzentration, gehörte
Oberschlesien zu den Gebieten Zentraleuropas mit der stärksten Umweltver-
schmutzung.
2
Die laryngologischen Stationen der städtischen Kliniken waren
chronisch überfüllt mit Patienten bei denen massive Gesundheitsschädigungen
festgestellt wurden, verursacht durch Schwermetalle in der Luft; Sehr hohe Ster-
bezahlen bei Geburten und eine viel kürzere Lebensdauer, als im restlichen Euro-
pa
3
. ,,Nachhaltigkeit" bedeutet jedoch nicht nur Umwelt- und Ressourcenscho-
nung, sondern ist ein Gesamtkonzept mit sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftli-
cher Leistungsfähigkeit. Die persönliche Konfrontation mit der Missachtung aller
drei Prinzipien und die Überlegung ob nachhaltiges Handeln zu einer Win-Win-
Situation für Gesellschaft, als auch für Unternehmen führen kann, gaben den Ans-
toß zu dieser Arbeit. Denn: ,,Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zu-
kunft, denn in ihr gedenke ich zu leben."(Albert Einstein)
4
1
Schmidt / Langner (1994), S. 56.
2
Vgl. Wilson / Parkinson / Watkins (2006), S. 319.
3
Vgl. Glorius (2007), S. 92.
4
Mörtenhummer / Mörtenhummer (2008), S. 211.

2
1.2
Aufbau und Ziel der Arbeit
Ein solch komplexes Thema wie die ,,Untersuchung des Nachhaltigkeits-Konzepts
bei deutschen Unternehmen" braucht anfänglich eine klare Skizze des Aufbaus
und des Ziels der Arbeit. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass es bei der Suche
nach dem Ergebnis so ergeht wie jener Zivilisation im Kultbuch ,,Per Anhalter
durch die Galaxis". Um die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Univer-
sum und dem ganzen Rest zu finden, wurde ein Super-Computer befragt. Nach
7,5 Millionen Jahren Rechenzeit lautete die korrekte Antwort ,,42". Damit konnte
keiner der Anwesenden etwas anfangen, weil niemand wusste, wie die Frage ei-
gentlich genau lautet. Der Computer weist darauf hin, dass die Frage niemals prä-
zise gestellt wurde.
Somit stellen sich folgende zielweisende Fragen, die es zu untersuchen gilt:
·
WAS ist ein Nachhaltigkeits-Konzept?
Ist das Thema Nachhaltigkeit nur ein Modetrend oder eine lohnende Not-
wendigkeit?
·
WIE wird das Konzept bei deutschen Unternehmen umgesetzt und mit
WELCHEN Instrumenten?
·
WIE kann der Erfolg der Realisation des Konzepts gemessen und bewertet
werden, WIE erfolgreich sind deutsche Unternehmen?
·
WELCHE Chancen und Risiken bringt das Nachhaltigkeits-Konzept für
Unternehmen?
Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel der Arbeit das Thema Nachhaltig-
keit vom historischen Ursprung, über die Entwicklung zu einem umfassenden
Konzept, bis zur heutigen Zeit beleuchtet. Ein Überblick der aktuellen Diskussio-
nen in Politik und Gesellschaft sowie gesetzliche Vorgaben unterstützen partiell
bei der Antwortfindung, ob das Thema Nachhaltigkeit mehr als ein Modetrend ist.
Nach dem Rückblick auf die Historie und die Definition des Nachhaltigkeitsbe-
griffs werden im dritten Kapitel die angrenzenden, synonym verwendeten Be-
griffe definiert. Dies dient um Klarheit über die in der Literatur und Praxis herr-
schende Begriffsvielfalt zu erlangen. Im Weiteren wird in Übereinstimmung mit
der Literatur das Dreisäulenmodell mit der ökonomischen, ökologischen und so-

3
zialen Dimension vorgestellt.
Die genannten Definitionen sowie Management-
Instrumente und Leitlinien, bilden die Grundlage für die Herleitung von Heraus-
forderungen im Hinblick auf die Umsetzung von Nachhaltigkeit.
Im vierten Kapitel wird die Umsetzung des Nachhaltigkeits-Konzepts am Bei-
spiel zweier deutscher Großunternehmen BASF und BMW Group dargestellt.
Dabei beschränkt sich die Untersuchung auf veröffentlichte Auskünfte der Unter-
nehmen in Berichterstattungen und im Internet. Dieser Teil widmet sich der Fra-
ge, wie das Leitbild des Nachhaltigkeits-Konzepts im Unternehmensbereich inter-
pretiert, umgesetzt und kommuniziert wird.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Thematik des Erfolges bei der Umsetzung
des Konzepts. Dabei stehen drei Kernthemen im Fokus: Interne Messung, externe
Bewertung sowie Chancen und Risiken.
Im ersten Teil des Kapitels geht es um das Thema der internen Messbarkeit. Es
werden drei verschiedene Messkonzepte mit unterschiedlichen Ansätzen an konk-
reten Beispielen und Studien vorgestellt. Dabei handelt es sich um die Konzepte
Sustainable Value Added, Seebalance und Saarbrücker Formel. Entscheidend bei
der Auswahl war die Partizipation der beiden untersuchten Unternehmen entwe-
der bei der Entwicklung oder bei der Anwendung.
Die externe Bewertung des Nachhaltigkeits-Beitrages wird im zweiten Teil des
Kapitels betrachtet. Zuerst wird die Kommunikation der Nachhaltigkeit anhand
von Studien untersucht.
Danach folgt die Beurteilung der Nachhaltigkeistleistung
der Unternehmen durch die bekanntesten Ratingagenturen und Indizes.
Dabei
wird auch kurz die Art und Weise der Beurteilungsmethoden vorgestellt.
Im letzten Teil des Kapitels wird versucht zu erörtern, welche Chancen und Risi-
ken für Unternehmen durch die Umsetzung des Konzepts bestehen und in Zukunft
entstehen können. Primär wird auf den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und
finanzieller Leistungsfähigkeit mittels Studien und Beispielen eingegangen.
Abschließend werden die gewonnen Erkenntnisse zusammengefasst und mit ei-
nem kurzen Ausblick in die Zukunft wird die Arbeit abgerundet.

4
2.
Entwicklung des Nachhaltigkeits-Konzepts
2.1
Historischer Ursprung und rechtliche Verankerung
Die "Genesis" des Nachhaltigkeits-Konzepts kann den Deutschen zugeschrieben
werden. Der Beweis dafür sind immer noch unzählige Wälder in Deutschland, in
welchen man ausgedehnte Spaziergänge unternehmen kann, anders als etwa in
weiten Teilen Großbritanniens oder Frankreichs. Das liegt daran, dass sich in der
deutschen Forstwirtschaft eine nachhaltige Wirtschaftsweise durchgesetzt hat.
5
Anders gesagt: Es dürfen nicht mehr Bäume geschlagen werden als nachwach-
sen.
6
Im 18. Jahrhunderts, war der sächsische Silberbergbau als ökonomisches Rück-
grat der Region in seiner Existenz bedroht. Ganze Wälder verschwanden aufgrund
übermäßiger Abholzung, zurückzuführen war dies auf den Grubenausbau. Zu-
ständig für den Silberbau war Oberberghauptmann von Carlowitz. Er kritisierte
bereits zur damaligen Zeit das auf den kurzfristigen Gewinn ausgerichtete Den-
ken.
7
Im Jahr 1713 schrieb er im Buch ,,Sylvicultura oeconomica": "bethete er
das idolum nicht an, welches Machiavellus auffgerichtet hat ... und welches will,
daß man ein eingebildetes Interesse Principis auch mit dem ruin des Landes su-
chen soll"
8
. Damit wollte Carlowitz darauf hinweisen, dass der schnelle Profit den
Wohlstand eines Landes zerstöre. In diesem Buch beschrieb er auch den ,,pflegli-
chen" Umgang mit Holz und die ,,nachhaltende Nutzung", so dass für nachfol-
gende Generationen stets ein ausreichender Holzbestand gesichert wird.
9
Die erste
rechtliche Verankerung der Nachhaltigkeit wurde im Jahr 1852 in den §§9,10 des
Kaiserlichen Patents von Franz Joseph vorgenommen.
10
Bis weit in das 20. Jahrhundert bestand für den Nachhaltigkeits-Begriff eine rein
ressourcenökonomische Interpretation. In den letzten Jahrzehnten hat sich der
Begriff zunehmend von seiner ursprünglichen Bedeutung gelöst und in der heuti-
gen Zeit eine neue Bedeutung gewonnen. Nachhaltig handeln heißt: Die Lebenssi-
5
Vgl. Küster (2003), S.196-197.
6
Vgl. Kasthofer (1818), S. 71.
7
Vgl. Grober (1999), S.98.
8
von Carlowitz (1713), S. 72.
9
Vgl. Grober (1999), S.98.
10
Vgl. Paulesich / Bruckner / von Pföstl / Beinstein (2006), S. 5.

5
tuation der heutigen Generationen zu verbessern, ohne die Zukunftsperspektiven
der kommenden Generationen zu verschlechtern.
11
In den 1970er-Jahren veröffentlichten Wissenschaftler die ersten Umweltberichte,
was mehrere Industrieländer zu einem neuen Problembewusstsein für Umwelt-
schutz bewegte.
12
Deutschland wurde lange Zeit als Vorreiter im Umweltschutz
angesehen und ist auch heute noch als führend einzustufen. Der Grund für diese
Entwicklung war die enorme Luftverschmutzung im Ruhrgebiet, die heute kaum
mehr vorstellbar ist. Im Jahre1969 machte Willi Brandt den blauen Himmel über
der Ruhr zu einer politischen Forderung im Wahlkampf. Nach seiner Wahl gab er
in seiner Regierungserklärung dem Umweltschutz eine hohe Priorität.
13
Im Okto-
ber 1971 wurde das erste Umweltprogramm der Bundesregierung beschlossen,
auf das in den folgenden fünf Jahren 18 Umweltgesetze folgten, z.B. das Abfall-
beseitigungsgesetz, Waschmittelgesetz oder Bundesnaturschutzgesetz.
14
Der Himmel wurde nicht nur über der Ruhr, sondern auch über anderen Industrie-
gebieten wieder klar, die Schaumberge auf den Flüssen verschwanden und die
schwelenden Müllkippen gehörten der Vergangenheit an. Auch die Statistik inter-
essiert sich seit dieser Zeit für den Umweltschutz. Bereits 1974 wurde das
deutsche Umweltstatistikgesetz eingeführt.
15
Wie damals im 18. Jahrhundert, ist auch in den 70er und 80er die Nachhaltigkeits-
idee ein Kind der Krise. Dabei wurde der Begriff, durch den Bericht des Club of
Rome, die globalen ,,Grenzen des Wachstums",
16
prominent. Der begrenzte
Handlungsspielraum der damaligen Umweltpolitik wurde durch den Chemieunfall
1976 in Seveso/Italien deutlich und löste eine Umweltdebatte aus.
17
Die notwendige Konsequenz war eine Stärkung des Vorsorgeprinzips im Umwelt-
schutz. 1983 gründeten die Vereinten Nationen die ,,Weltkommission für Um-
welt und Entwicklung". Durch den im Jahr 1987 veröffentlichten Bericht der
Brundtland-Kommission ,,Unsere gemeinsame Zukunft" fand das Konzept der
Nachhaltigkeit eine weltweite Beachtung. Die unter Vorsitz der norwegischen
11
Vgl. Tremmel (2003), S. 6-7.
12
Vgl. Hess (2009), S. 11.
13
Vgl. von Weizsäcker (1990), S.24.
14
Vgl. Jänicke (2009).
15
Vgl. Schildt (2003), S. 22.
16
Meadows, Dennis et al., The Limits To Growth, New York 1972; In deutscher Sprache
noch im selben Jahr erschienen: Dies., Die Grenzen des Wachstums. Bericht des
Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972.
17
Vgl. o.V. (1976), S. 120-124.

6
Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland arbeitende Kommission entwickelte
die heute allgemein akzeptierte Definition des Nachhaltigkeitsbegriffs:
18
,,Humanity has the ability to make development sustainable to ensure that it meets
the needs of the present without comprising the ability of future generations to
meet their own needs. "
19
In den
80er-Jahren ist der Klimaschutz zu einem zentralen Teilbereich der natio-
nalen und auch internationalen Umweltpolitik geworden. Ausgangspunkt der
Klimapolitik ist die gravierende Erwärmung der Erdatmosphäre.
20
In der Folge
trafen sich Experten auf Klimakonferenzen um Auswege aus diesem Dilemma zu
finden. Am bekanntesten ist die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt
und Entwicklung in Rio de Janeiro von 1992. Aus der Diskussion über Umwelt-
und Entwicklungspolitik entstanden Rahmenkonventionen und Aktionsprogram-
me die in der Agenda 21 beschlossen wurden. Die Agenda 21 machte aus dem
Nachhaltigkeits-Konzept ein Leitprinzip der Politik.
21
Die breite Themenpalette
der Agenda umfasst sozioökonomische Fragen (Armut, Gesundheit, Demographie
oder Konsumverhalten), Ökologische Aspekte (Klima, Wald, Wüsten, Meere,
Artenvielfalt), Perspektiven von Zielgruppen und Akteuren (Frauen, Kinder,
Nichtregierungsorganisationen, lokale Initiativen, Industrie) sowie konkretere
Ebenen der Umsetzung (internationale Kooperation, Bildung und Wissenschaft,
Technologietransfer, Institutionen etc.).
22
Darauf aufbauend wurde das Kyoto
Protokoll im Jahr 1997 beschlossen, in dem erstmals völkerrechtlich verbindliche
Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern festgelegt
wurden.
23
Die Enquete Kommission des 13. Deutschen Bundestages prägte 1998
schließlich das heute gebräuchliche Drei-Säulen-Modell, das von einem komple-
xen Wirkungsgeflecht der drei gleichberechtigten Dimensionen Ökonomie, Öko-
logie und Soziales ausgeht.
24
Seit dem Amsterdamer Vertrag und dem Gipfel von Nizza im Jahr 2000 ist die
Wahrung und Förderung von Vielfalt der Kulturen von Wichtigkeit und endete in
einer Antirassismus-Richtlinie.
25
Die soziale Verantwortung in Deutschland ist bis
18
Vgl. Hauff (1987), S.46.
19
World Commission on Environment and Development (1987), S. 24.
20
Vgl. Rahmeyer (2008), S.50-51.
21
Vgl. Burschel / Losen / Wiendl (2004), S. 22.
22
Vgl. Kopfmüller / Brandl / J. / Paetau / Banse / Coenen / Grunwald (2001), S.27.
23
Vgl. Hess (2009), S.11.
24
Vgl. Renner (2002), S.32-34, Kleine (2009), S. 8.
25
Vgl. Odendahl (2005), S. 225-227.

7
hier immer noch ein Nischenthema.
26
Erst seit 2006 hat Deutschland ein Antidisk-
riminierungsgesetz. Nach jahrelangem politischem Streit wurde am 29. Juni 2006
mit großer Mehrheit das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) beschlos-
sen. Als einer der letzten EU-Mitgliedstaaten setzte Deutschland damit die vier
EU-Antidiskriminierungs-Richtlinien in nationales Recht um. Ein Schwerpunkt
des Gesetzes liegt dabei im Arbeitsrecht. Das AGG wird deutliche Auswirkungen
auf sämtliche Personalprozesse von Unternehmen und Organisationen haben.
Nichtakzeptanz des AGG führt zur Schadensersatz und Strafsanktionen.
27
Auch wenn die Diskussion um Nachhaltigkeit meist von politischer Seite ausgeht,
ist Nachhaltigkeit kein Thema, das ausschließlich die Politik betrifft. Vielmehr
sind zur Realisierung einer Nachhaltigen Entwicklung gleichermaßen Gesellschaft
und Wirtschaft gefragt.
28
2.2
Aktuelle Situation ­ Herausforderung Nachhaltigkeit
Kaum ein anderer Begriff hat in den vergangenen Jahren und aktuell eine solche
Dominanz in der nationalen und internationalen Diskussion erlangt wie der Be-
griff der Nachhaltigkeit.
Die Diskussion in Deutschland, um die gesellschaftliche Verantwortung von Un-
ternehmen, hat mit der sogenannten Kapitalismusdebatte angefangen, die seit Ap-
ril 2005 in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geführt wird.
29
SPD-Parteichef
Franz Müntefering hatte die Debatte ausgelöst, als er internationale Finanzinves-
toren, die Firmen übernehmen, um sie zu zerlegen und wieder abzustoßen, mit
"Heuschrecken" verglich.
30
Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützte die Kritik an man-
gelnder sozialer Verantwortung vieler deutscher Firmen.
31
Zugleich verwies er
aber auf positive Gegenbeispiele in der deutschen Unternehmenslandschaft, die
ihre soziale Verantwortung erfüllten.
Er sprach über ,,hidden champions: ,,Diese
Firmen hätten begriffen, dass man dann, wenn man nicht bei der ersten Krise
gleich Mitarbeiter entließe, von ihnen auch in guten Zeiten mehr verlangen könn-
26
Vgl. Hansen / Schrader (2005), S. 374.
27
Vgl. Schmidt (2007), S. 6.
28
Vgl. Das BMU Ministerium (2002).
29
Vgl. Fabisch (2006), S. 75.
30
Vgl. Thielemann (2005), S. 8.
31
Vgl. o.V. (2005), S. 2.

8
te." Weitsichtige Firmenchefs dürften nicht nur an ,,kurzfristiger Gewinnmaximie-
rung" interessiert sein.
32
Angesichts der aktuellen Finanz-/Wirtschaftskrise hat das Thema wieder an Be-
deutung gewonnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte im November 2008:
,,Die internationale Finanzmarktkrise ist ein klassisches Beispiel für nicht nach-
haltiges Handeln. Sie ist ein Beispiel dafür, dass augenblickliche Gewinnmaxi-
mierung genau das Gegenteil von nachhaltigem Handeln ist."
33
Franz Müntefering
bringt die Debatte durch seine Aussagen im Mai 2009 auf den Punkt
:
,,Diese
Form des Kapitalismus, die sich den Menschen und der Gesellschaft nicht ver-
pflichtet fühlt, gehört in die Mülltonne", ,,Manager die gerne mit diesem Feuer
spielen, sind Pyromanen, und Leute, die rücksichtslos mit der Welt umgehen, sind
Gangster."
34
Ein weiterer integraler Teil der gesellschaftlichen Verantwortung, der ebenfalls zu
heftigen Diskussionen führte, ist der Klimaschutz. Jeder Deutsche emittiert durch
seinen Lebensstil jährlich 42 Tonnen problematische Substanzen. Ist es beruhi-
gend, dass es halb so viel ist wie bei US-Amerikanern? Oder ernüchternd, dass es
das Doppelte eines Japaners bedeutet und das Zehn- bis Hundertfache dessen was
Menschen in Entwicklungsländern produzieren.
Wenn China und Indien mit ihren 2,5
35
Milliarden Menschen den gleichen Le-
bensstil erreichen wie wir, dann sind die elementaren Bedürfnisse für die künfti-
gen Generationen menschlichen Daseins fundamental gefährdet.
36
Durch umweltschonendes produzieren können auch Kosten eingespart werden.
Das Ökologie und Ökonomie nicht unbedingt miteinander im Konflikt stehen hat
der Geschäftsführer Alfred Ritter bei Ritter Sport seit längerem erkannt. Viele
Unternehmen streben nach einer Verbesserung ihrer CO
2
-Bilanzen und überprü-
fen ihre gesamte Produktionskette einschließlich der Zulieferer. So stellt sich auch
bei Ritter Sport die Frage: ,,Was belastet die Umwelt mehr? Der Biss in eine Al-
penmilch- oder eine Rum-Trauben-Nuss-Schokolade?".
37
Ebenso herausfordernd wie der Klimawandel wird das Thema des demografischen
Wandels diskutiert. "Stell dir vor, es gibt Arbeit, und keiner geht hin." Dieses düs-
tere Szenario für die Zukunft stellen Demographen dar. Experten warnen, ange-
32
Vgl. FAZ.NETZ (2005).
33
Vgl. Merkel (2008), S.4.
34
Vgl.
Germis / Hank (2009), S.37.
35
Vgl. Schnaas (2009), S. 19.
36
Vgl. Eckard (2007), S. 14.
37
Vgl. Löwer (2009), 2.

9
sichts geburtenschwacher Jahrgänge und Alterung der Bevölkerung, drohe schon
in zehn Jahren ein Arbeitskräftemangel und zwar von der Chefetage bis zur
Werkbank.
38
Die Tendenz zur Alterung der Bevölkerung wird auch durch das
Statistische Bundesamt bestätigt. Dort heißt es in einer Pressemitteilung, dass im
Jahr 2050 die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre, ein Drittel sogar 60 Jahre
oder älter sein werde.
39
Dies bedeutet für Unternehmen, dass sie alle Mitarbeiter
durch intensive (interne) Weiterbildung ,,bis ins hohe Alter" voll am betrieblichen
Prozess beteiligen müssen.
Verstärkt wird das Szenario dadurch, dass immer mehr junge Leute Deutschland
den Rücken kehren. Mit 175 000 Emigrationen wurde im Jahr 2008 die höchste
Abwanderung seit Kriegsende in Deutschland registriert. Die Hälfte der deutschen
Emigranten ist zwischen 18 und 40 Jahren alt.
40
,,Darunter sind viele qualifizierte
und hoch motivierte Köpfe", sagte DIHK Präsident Braun. ,,Das ist ein Alarmzei-
chen
."
41
Oft sind die Gründe plausibel wie unattraktive Arbeitsbedingungen, Be-
fristeten Arbeitsstellen, höhere Gehälter z.B. in den USA.
42
Zugleich ist in
Deutschland die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, der
Grund ist wiederum Immigration. 15,3 Mio. Menschen in Deutschland haben
einen Immigrationshintergrund, das sind 18,6 % der Bevölkerung. Mehr als ein
Viertel der jungen Menschen im bildungsrelevanten Alter (bis 25 Jahre) und sogar
rund ein Drittel der Kinder unter sechs Jahren haben einen Immigrationshinter-
grund. Migration ist somit längst kein Rand und Nischenthema mehr.
43
Dies erfordert ein konsequentes Vorantreiben der optimalen Zusammenarbeit der
unterschiedlichen Altersstufen, Geschlechter und Nationalitäten und stellt eine
Herausforderung sowie Chance für die Unternehmenspolitik in Deutschland dar.
Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts
(HWWI) bestätigt: ,,Das Deutschland schrumpft und altert, ist gar nicht so
schlimm, wenn künftig die Erwerbsquoten von Frauen, Älteren und Migranten
steigen."
44
Ebenso herausfordernd aber auch chanceneröffnend für Unternehmen ist die In-
tegration behinderter Menschen. Das Jahr 2003 wurde zum europäischen Jahr der
38
Vgl. Müller (2007).
39
Vgl. Statistisches Bundesamt (2006).
40
Vgl. Bunzenthal (2009), Grosse-Halbuer (2009), S. 13.
41
Focus Online (2006).
42
Vgl. Jung (2004).
43
Vgl. Rauschenbach (2006), S. 4.
44
Straubhaar (2009), S.33.

10
Menschen mit Behinderung ernannt.
45
Bis zum Jahresende 2007 lebten rund 6,9
Mio. Menschen mit einer Schwerbehinderung in Deutschland.
46
Die gesetzlich
vorgeschriebene Beschäftigungsquote von Schwerbehinderten liegt bei 5% bzw.
6%, tatsächlich liegt sie bei 3,8%. Die Zahl der unbesetzten Pflichtplätze deutet
auf die Vermutung hin, dass die damit verbundene Ausgleichabgabe für Unter-
nehmen ökonomisch vertretbar ist. Dabei zeichnen sich viele Beschäftigte mit
einer Behinderung durch besondere Loyalität, hohen Einsatz und, je nach Art der
Behinderung, besondere Fähigkeiten aus (z.B. feines Gehör vieler Sehbehinder-
ter).
47
Die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter tragen zu einem nicht uner-
heblichen Anteil von 30 % zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei.
Die Wichtigkeit des Humankapitals wird daher auch vom Arbeitsminister André
Große-Jäger bestätigt. Bilanzkennzahlen können täuschen, selbst renommierte
Ratinginstitute wie Standard & Poors oder Moody´s sind zu diesem Erkenntnis
gekommen. In der jüngsten Vergangenheit mussten sie ihre Bewertungen sogar
widerrufen und nachbessern. Daher werden Finanzinstitute zukünftig auch auf die
weichen Faktoren wie Humankapital zurückgreifen um die Bonität der Kredit-
nehmer zu prüfen.
48
Ein anderer wichtiger Punkt der Nachhaltigkeit ist der Umgang und die Bekämp-
fung der Korruption. In der aktuellen Transparency-Studie 2008 zu Korruption
steht Deutschland auf Platz 14.
49
,,Die Korruptionsaffäre beim Fahrzeugkonzern MAN kostet den ersten Top-
Manager seinem Job. ... Der Konzern soll zwei Schmiergeldsysteme im In- und
Ausland betrieben haben, um den Absatz der Fahrzeuge anzukurbeln. ... Die
Strafverfolger untersuchten verdächtige Zahlungen in Höhe von 16 Mio. Euro."
50
Dieser Fall zeigt, dass bereits vor endgültiger Aufklärung, erste Schäden für das
Unternehmen entstanden sind. Zusätzlich ist mit finanziellen Einbußen als auch
mit Reputationsschäden zu rechnen. Abbildung 1 zeigt anhand eines realen Kor-
ruptionsprozesses eines Schweizer Anlagenbauers, dass die legale Strafe nur einen
Bruchteil der Gesamtkosten ausmacht.
51
45
Vgl. Tolliner (2007), S. 80-85.
46
Vgl. Deutschland (2008).
47
Vgl. Stuber (2004), S. 51-53.
48
Vgl. Kemper (2009), S.29.
49
Vgl. Shinde (2008).
50
Ott (2009), S.19.
51
Vgl. Vogel (2009), S.86.

11
Abbildung 1: Kostenpyramide anhand eines realen Korruptionsprozesses.
52
Mit der aktuellen Finanzkrise geht auch eine Glaubwürdigkeits- und Vertrauens-
krise einher. Der neue amerikanische Präsident Barack Obama wies in seiner Ant-
rittsrede auf die Rückgewinnung von Vertrauen hin. Beim Wirtschaftsforum in
Davos wurden ebenfalls Themen wie Langfristigkeit und Nachhaltigkeit deutlich
zum Ausdruck gebracht. Die Finanzmarktkrise kann aber auch als Chance genutzt
werden, um systematische Veränderungen zu mehr Nachhaltigkeit zu implemen-
tieren und damit zugleich auf die langfristigen gesellschaftlichen und ökologi-
schen Probleme zu antworten.
53
Die im Kapitel 2.1 genannten Konferenzen sowie die zuvor wiedergegebenen
Diskussionen und Debatten zeigen, dass Nachhaltigkeit anfänglich ein politisches
Leitbild darstellte, welches nicht nur auf internationaler, sondern auch auf natio-
naler Ebene zu vielfältigen Abkommen und Programmen geführt hat. In den letz-
ten Jahren lässt sich feststellen, dass aus dem rein ,,politischem Projekt", vielmehr
ein ,,wirtschaftliches Projekt" geworden ist, welches Unternehmen und Märkte
unter Anpassungsdruck setzt.
54
Hieraus ergeben sich für Unternehmen einerseits
Risiken, andererseits Chancen. Um diese bestimmen zu können, bedarf es zuerst
einer Erläuterung des Nachhaltigkeits-Konzepts, vor allem die inhaltliche Inter-
pretation des Drei-Säulen-Modells sollte als Grundlage dienen.
Die Basis, die dem Nachhaltigkeits-Konzept zugrunde liegt, ist auch unumgäng-
lich, um im anschließenden Kapitel auf die Umsetzung dieses Konzepts eingehen
zu können.
52
Vogel (2009), S. 86.
53
Vgl. Sahr (2009).
54
Vgl. Bieker (2001), S.17.
1
Mio. $
Schmiergeld
16 Mio. $ Geldstrafe
76 Mio.$ Kosten für
Prozessunterstützung/
Wirtschaftsprüfung
200 Mio. $ weniger Auftragsvolumen
Nicht quantifizeirbar: Rufschädigung, Abgelenktheit der
Unternehmensführung

12
3.
Grundlagen und Handlungsansätze unternehmerischer
Nachhaltigkeit
3.1
Definition angrenzender Begriffe
Vor dem Hintergrund der vorherrschenden Begriffsvielfalt wird im Folgenden
eine Abgrenzung der synonym verwendeten Termini vorgenommen.
In engem Zusammenhang mit dem Begriff der Nachhaltigkeit, der bereits im Vor-
kapitel erläutert wurde, stehen im wirtschaftlichen Kontext die Begriffe CSR
(Corporate Social Responsibility) gesellschaftliche Verantwortung und Corporate
Citizenship (CC) Unternehmensbürgerschaft.
Die Begriffe ,,Nachhaltigkeit", ,,nachhaltige Entwicklung/Unternehmensführung"
und "Corporate Social Responsibility" werden meistens synonym verwendet.
55
Bei der Verfolgung dieser Entwicklung sowohl in der Literatur und im Internet
löst sich der Begriff CSR scheinbar innerhalb des Begriffes der Nachhaltigkeit
auf. Einerseits wird CSR als Beitrag zur Nachhaltigkeit und somit nur als Teilas-
pekt von Nachhaltigkeit gesehen.
56
Anderseits werden die beiden Konzepte als
identisch, mit dem einzigen Unterschied in der Begrifflichkeit wahrgenommen.
57
Die EU-Kommission definiert in ihren Grünbuch CSR als ein ,,Konzept, das den
Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und
Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen
mit den Stakeholdern zu integrieren."
58
Corporate Citizenship ist Bestandteil einer umfassenden Strategie zur Übernahme
gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen. CSR bezieht sich in erster
Linie auf das Kerngeschäft eines Unternehmens, welche Prozesse, Produkte und
Dienstleistungen, Standortwahl und Geschäftsfelder umfasst. CC bezeichnet nun
das weitere gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens jenseits des Kern-
geschäfts und kann mit den Konzepten Corporate Volunteering (Freistellung von
Mitarbeiter/-innen für gesellschaftliches Engagement), Corporate Giving (Spen-
55
Vgl. Loew / Ankele / Braun / Clausen (2004), S. 8-13.
56
Vgl. Kommission der europäischen Gemeinschaften (2002), Deckblatt.
57
Vgl. Kanatschnig / Resel / Strigl (2003), S. 51.
58
Kommission der europäischen Gemeinschaften (2001), S.7.

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3.2
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14
Im Abschlussbericht der Enquete-Kommission ,,Schutz des Menschen und der
Umwelt" von 1998, werden die drei Dimensionen und die Integration wie folgt
definiert:
Ökonomische Dimension: ,,Wirtschaften hat die übergeordnete Funktion, knappe
Güter mit möglichst geringen Kosten der Verwendung mit der höchsten Wert-
schätzung zukommen zu lassen: So sollen die verfügbaren Ressourcen an Ar-
beitskraft und natürlicher Produktivität so eingesetzt werden, dass eine bestmögli-
che Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen erreicht
wird."
64
Ökologische Dimension: Es gilt, die Belastbarkeit der Ökosysteme nicht zu über-
schreiten, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und die Gesundheit des
Menschen zu schützen. Damit ist der schonende Umgang mit Ressourcen ebenso
erfasst, wie der verantwortliche Umgang mit globalen und lokalen Senken
65
, die
räumliche Verteilung von Stoffen in der Umwelt und die möglichen humantoxi-
schen und ökotoxischen Folgen."
66
Soziale Dimension: ,,Für eine nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung ist die
Schaffung einer solidarischen Gesellschaft, die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit,
Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und ökologische Verantwortung ge-
währleistet, unerlässliche Voraussetzung. Zu den unverrückbaren Fundamenten
dieses Prozesses gehören ... die Tarifautonomie sowie Koalitionsfreiheit, Chan-
cengleichheit der Geschlechter und benachteiligter Menschen" sowie ,,gerechte
Verteilung von Einkommen und Lebenschancen und die Erhaltung und Weiter-
entwicklung sozialer Sicherungssysteme."
67
Integration der drei Dimensionen: ,,Eine Politik der Nachhaltigkeit wird als
strategische Herausforderung begriffen ... Sie soll sicherstellen, dass die traditio-
nelle, partielle Optimierung von Teilbereichen in ein Verfahren integriert wird,
64
Deutscher Bundestag (1998), S.25-29.
65
Im Artikel 3 des Kyoto-Protokolls ist vorgesehen, dass sogenannte "Senken" als Reduktionsme-
chanismus genutzt werden können. Das heißt, dass beispielsweise die CO2-Bindung durch eine
Neubewaldung als Emissionsreduktion angerechnet werden kann. Bäume nehmen durch die Pho-
tosynthese CO2 auf und gelten daher als Senken.
66
Deutscher Bundestag (1998), S.25-29.
67
Deutscher Bundestag (1998), S.25-29.

15
das zu einer integrativen Bearbeitung der in einem konkreten Erkenntniszusam-
menhang identifizierten ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele führt."
68
,,Gemäß dem Verantwortungsprinzip ist jede Einzelne und jede Gesellschaftliche
Gruppe, jede Organisation und damit auch jedes Unternehmen für die Folgen des
eigenen Handelns verantwortlich. Nach diesem Leitprinzip tragen alle Menschen
in allen Ländern Verantwortung für den Erhalt und die Sicherung natürlichen und
sozialen Lebensgrundlagen der Menschen."
69
3.3
Nachhaltigkeits-Herausforderungen
Bei der Umsetzung des Nachhaltigkeits-Konzeptes, bedarf es zuerst
einer adäquaten Anpassung und Neuorientierung der Unternehmenskultur, -stra-
tegie und ­struktur für eine erfolgreiche Operationalisierung und Implementierung
nachhaltiger Aspekte.
70
Danach folgen der Aufbau des unternehmensspezifischen
Nachhaltigkeitsmanagements und die Integration in das herkömmliche Manage-
ment.
Aufbauend auf diesen Forderungen können aus dem Nachhaltigkeits-
Konzepte konkrete sogenannte Nachhaltigkeits-Herausforderungen für Unterneh-
mungen hergeleitet werden.
71
Die im Folgenden in Klammer gesetzten Begriffe
bezeichnen entsprechende Managementinstrumente/Konzepte.(Vgl.3.4, Tabelle 1)
·
Ökologische Herausforderung Steigerung der Öko-Effektivität
·
Soziale Herausforderung Steigerung der Sozio-Effektivität
·
Ökonomische Herausforderung an das Umwelt- und Sozialmanagement
Verbesserung der Öko-Effizienz und/oder der Sozio-Effizienz
·
Integrationsherausforderung Zusammenführung der drei vorgenannten
Herausforderungen sowie Integration des Umwelt- und Sozialmanage-
ments ins konventionelle ökonomisch ausgerichtete Management.
72
68
Deutscher Bundestag (1998), S.25-29.
69
Meffert / Kirchgeorg (1993), S.34.
70
Vgl. Meffert / Kirchgeorg (1998), S. 451-454.
71
Vgl. Schaltegger (2002), S. 6; Schaltegger / Dyllick (2002), S. 32-39.
72
Vgl. Schaltegger / Herzig / Kleiber / Klinke / Müller (2007), S. 14.

16
Ökologische Herausforderung
Umweltbelastungen können meist nicht vollständig vermieden werden, es ist je-
doch möglich eine Reduktion der Umwelteinwirkungen wie z.B. CO
2
-
Emissionen, Toxische Substanzen, Abfälle usw. von Produktionsprozessen, Pro-
dukten, Dienstleistungen, Investitionen usw. zu erzielen. Wie gut ein Unterneh-
men der ökologischen Herausforderung begegnet, wird mit der Öko-Effektivität
beurteilt. Die Öko-Effektivität misst, in welchem Maße das angestrebte Ziel der
Minimierung von Umwelteinwirkungen erreicht wurde.
73
Die Öko-Effektivität wird heute auch in (Nachhaltigkeits-)Ratings anhand von
Indikatoren beurteilt.
74
Soziale Herausforderung
Unternehmen sind keine isolierten Gebilde sondern in die Gesellschaft eingebettet
und werden von vielen Stakeholder getragen und beeinflusst. Die soziale Heraus-
forderung besteht darin, die Vielfalt an gesellschaftlichen, kulturellen und indivi-
duellen sozialen Ansprüchen zu berücksichtigen, bei gleichzeitiger Gewährleis-
tung von Erfolg und Existenz des Unternehmens. Zu den wichtigsten Ansprüchen
zählen: Gleichberechtigung (bzgl. Frauenförderung, ethnischer Minderheiten, aus-
ländischer Mitarbeiter, Behinderter, älterer Mitarbeiter usw.), Kinderarbeitsverbot
(Label), Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsbedingungen (Checkliste, ABC-Analyse),
Gesetzestreue, Betriebsklima, Führungsstil im Unternehmen, Gehaltsstruktur und
Sozialleistungen für Angestellte (Nachhaltigkeitsmanagementsysteme), Gesund-
heits- und Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz (Audit, Risikoanalyse), Aus- und
Weiterbildung, Sozialstandards für Lieferanten (Supply Chain Management), So-
zialleitbild und -politik (Leitbild/-linie), kulturelles Engagement, Korruptionsbe-
kämpfung, Mäzenatentum usw.
Als sozial effektiv kann ein Unternehmen bezeichnet werden, das sozial uner-
wünschte Wirkungen reduziert und sozial erwünschte Wirkungen fördert. Die
Sozio-Effektivität zeigt den Grad der wirksamen Erfüllung sozialer Anliegen.
75
Ökonomische Herausforderung
Im Vordergrund steht die Steigerung des Unternehmenswertes (Shareholder Va-
lue), d.h. einen Beitrag zur Rentabilität zu leisten oder zumindest möglichst kos-
73
Vgl. Bieker (2001), S. 20.
74
Vgl. Schaltegger / Herzig / Kleiber / Klinke / Müller (2007), S. 15.
75
Vgl. Schaltegger (2002), S. 8; Schaltegger / Herzig / Kleiber / Klinke / Müller (2007), S. 15-16.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836646055
DOI
10.3239/9783836646055
Dateigröße
3.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (Mai)
Note
1,7
Schlagworte
sustainability unternehmenserfolg drei-säulen-modell
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Titel: Untersuchung des Nachhaltigkeits-Konzepts bei deutschen Unternehmen
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