Kritische Analyse motivationsbedingter Fehlzeiten
					
	
		©2009
		Diplomarbeit
		
			
				103 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Bereits Anfang 1980 erschien ein anarchistisches Buch mit dem Titel Wege zu Wissen und Wohlstand oder lieber krankfeiern als gesund schuften!, welchem schnell die Beinamen Krankfeierbroschüre und Untergrundfibel anhafteten. Darin wurden detailliert Methoden beschrieben, wie ein arbeitsunwilliger Arbeitnehmer einem Arzt unwiderlegbar Arbeitsunfähigkeit vortäuschen könnte, um in den Besitz einer Krankschreibung zu kommen. Das Buch wurde in Deutschland, nach Feststellung der Verfassungswidrigkeit der beschriebenen Methoden und der damit verbundenen Aufforderung zum Betrug, Ende 1980 verboten. Es hielt sich jedoch noch lange in zensierter Form in den Buchläden und war noch viele Jahre später ein Verkaufsschlager.
Furore machte das Buch aber auch aus folgendem Grund. Durch die Herausgabe wurde in Deutschland der Terminus Krankfeiern etabliert. Dieser dominierte auch etliche Jahre später noch die Diskussion des betrieblichen Krankenstandes. Eine noch größere Dimension erreichte der Diskurs durch eine Titelgeschichte des Magazins Der Spiegel aus dem Jahre 1991. Darin wurde ergänzend der neue Begriff Volkssport Krankfeiern geprägt, in welchem deutlich die vermutete Tragweite des Problems steckt.
Die Aktualität dieses Themas reißt nicht ab. Genauso wenig lässt die Polemik und Provokanz nach, mit der verschiedene Experten das Thema diskutieren. So macht der in vielen Unternehmen bekannte Fehlzeitenberater Michael Schmilinsky vor allem die deutsche Ärzteschaft, welche sich durch leichtfertiges Krankschreiben ihren Kundenstamm sichern will, für die Problematik des Krankfeierns verantwortlich. Ferner identifiziert er das weitmaschige Sozialnetz, das geradezu zum Blaumachen einlädt, und Führungskräfte in Unternehmen, die sich nicht gegen Betriebsräte durchsetzen können, als Problemfelder. Natürlich muss das Thema viel differenzierter diskutiert werden. Es muss den Sichtweisen unterschiedlicher Interessengruppen, sowohl Arbeitnehmern als auch Unternehmen, Rechnung getragen werden.
Gerade in Zeiten der Globalisierung, in denen Deutschland darum kämpft, sich als Wirtschaftstandort zu behaupten, spielt dieses Thema eine entscheidende Rolle. Hohe Lohn- und Lohnnebenkosten belasten schon lange die Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte auf den internationalen Märkten. Zunehmend ins Bewusstsein der Menschen rückt aber auch das Problem, dass Deutschland Statistiken zufolge die höchsten Fehlzeitenquoten im europäischen […]
	Bereits Anfang 1980 erschien ein anarchistisches Buch mit dem Titel Wege zu Wissen und Wohlstand oder lieber krankfeiern als gesund schuften!, welchem schnell die Beinamen Krankfeierbroschüre und Untergrundfibel anhafteten. Darin wurden detailliert Methoden beschrieben, wie ein arbeitsunwilliger Arbeitnehmer einem Arzt unwiderlegbar Arbeitsunfähigkeit vortäuschen könnte, um in den Besitz einer Krankschreibung zu kommen. Das Buch wurde in Deutschland, nach Feststellung der Verfassungswidrigkeit der beschriebenen Methoden und der damit verbundenen Aufforderung zum Betrug, Ende 1980 verboten. Es hielt sich jedoch noch lange in zensierter Form in den Buchläden und war noch viele Jahre später ein Verkaufsschlager.
Furore machte das Buch aber auch aus folgendem Grund. Durch die Herausgabe wurde in Deutschland der Terminus Krankfeiern etabliert. Dieser dominierte auch etliche Jahre später noch die Diskussion des betrieblichen Krankenstandes. Eine noch größere Dimension erreichte der Diskurs durch eine Titelgeschichte des Magazins Der Spiegel aus dem Jahre 1991. Darin wurde ergänzend der neue Begriff Volkssport Krankfeiern geprägt, in welchem deutlich die vermutete Tragweite des Problems steckt.
Die Aktualität dieses Themas reißt nicht ab. Genauso wenig lässt die Polemik und Provokanz nach, mit der verschiedene Experten das Thema diskutieren. So macht der in vielen Unternehmen bekannte Fehlzeitenberater Michael Schmilinsky vor allem die deutsche Ärzteschaft, welche sich durch leichtfertiges Krankschreiben ihren Kundenstamm sichern will, für die Problematik des Krankfeierns verantwortlich. Ferner identifiziert er das weitmaschige Sozialnetz, das geradezu zum Blaumachen einlädt, und Führungskräfte in Unternehmen, die sich nicht gegen Betriebsräte durchsetzen können, als Problemfelder. Natürlich muss das Thema viel differenzierter diskutiert werden. Es muss den Sichtweisen unterschiedlicher Interessengruppen, sowohl Arbeitnehmern als auch Unternehmen, Rechnung getragen werden.
Gerade in Zeiten der Globalisierung, in denen Deutschland darum kämpft, sich als Wirtschaftstandort zu behaupten, spielt dieses Thema eine entscheidende Rolle. Hohe Lohn- und Lohnnebenkosten belasten schon lange die Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte auf den internationalen Märkten. Zunehmend ins Bewusstsein der Menschen rückt aber auch das Problem, dass Deutschland Statistiken zufolge die höchsten Fehlzeitenquoten im europäischen […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Martin Hülsmann 
Kritische Analyse motivationsbedingter Fehlzeiten 
ISBN: 978-3-8366-4443-3 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010 
Zugl. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland, Diplomarbeit, 
2009 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010 
- II - 
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis...IV 
1. 
Einleitung...1
1.1. 
Problemstellung und Aktualität des Themas... 1 
1.2. 
Ziel der Arbeit... 2 
1.3. 
Aufbau der Arbeit ... 3 
2. 
Terminologische und systematische Grundlagen ...5
2.1. 
Organisation... 5 
2.2.   Motivation ... 6 
2.2.1. 
Motiv und Motivation... 6 
2.2.2. 
Intrinsische vs. extrinsische Motivation ... 8 
2.2.3. 
Das Handlungsphasenmodell der Motivation... 9 
2.3. 
Fehlzeit... 11 
2.3.1. 
Abgrenzung zwischen verschiedenen Fehlzeiten ... 11 
2.3.2. 
Absentismus ... 14 
3.
Theoretische Ansätze zur Arbeitsmotivation...17
3.1. 
Inhaltstheorien der Arbeitsmotivation ... 17 
3.1.1. 
Die Zwei- Faktoren- Theorie von Herzberg ... 17 
3.1.2. 
Das Modell der Arbeitscharakteristika von Hackman & Oldham. 19 
3.2. 
Prozesstheorien der Arbeitsmotivation ... 20 
3.2.1. 
Die Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie von Vroom ... 20 
3.2.2.  
Die Equity-Theorie von Adams... 22 
- III - 
4. 
Die Genese motivationsbedingter Fehlzeiten ...24
4.1. 
Das Anwesenheitsverhalten ... 24 
4.2. 
Erklärungsmodelle für Absentismus ... 38  
4.2.1. 
Aversion gegen das Arbeitsverhältnis ... 38 
4.2.2. 
Neuverhandlung des psychologischen Vertrages ... 43 
4.2.3. 
Gruppenpression... 46 
4.2.4. 
Ökonomisch rationales Verhalten ... 48 
5.
Betriebswirtschaftliche Bedeutung von Fehlzeiten ...51
5.1. 
Fehlzeiten als Kostenfaktor ... 51 
5.2. 
Fehlzeiten als Störfaktor... 53 
5.3. 
Fehlzeiten als Signal ... 54 
6.
Maßnahmen zum Abbau motivationsbedingter Fehlzeiten57
6.1. 
Grundlagen...57 
6.2. 
Präventive Maßnahmen... 58
6.3. 
Kurative Maßnahmen ... 64 
6.4. 
Motivationstheoretische Analyse... 70 
6.5. 
Kosten und Erlöse... 81 
7. 
Abschließende Beurteilung ...86
Literaturverzeichnis... V
Bücherquellen ... V 
Internetquellen... XII 
- IV - 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1: Das Handlungsphasenmodell der Motivation von Heckhausen  ... 9 
Abbildung 2: Klassifizierung von Fehlzeiten  ... 12 
Abbildung 3: Krankenstand in der GKV in Deutschland 2000-2007  ... 14 
Abbildung 4: Zwei Faktoren-Theorie der Arbeitszufriedenheit  ... 18 
Abbildung 5: Das Modell der Arbeitscharakteristika von Hackman  Oldham  19 
Abbildung 6: Die VIE-Theorie nach Vroom  ... 22 
Abbildung 7: Das Modell des Anwesenheitsverhaltens von  Steers  Rhodes... 24 
Abbildung 8: Anwesenheit via VIE-Theorie von Vroom  ... 34 
Abbildung 9: Abwesenheit via VIE-Theorie von Vroom  ... 36 
Abbildung 10: Absentismus durch Unzufriedenheit... 38 
Abbildung 11: Formen der Arbeitszufriedenheit nach Bruggemann et al.  ... 39 
Abbildung 12: Absentismus bei den Zufriedenheitsformen  ... 41 
Abbildung 13: Austauschprozess zwischen Organisation und Mitarbeiter  ... 44 
Abbildung 14: Absentismus durch unzulänglichen Anwesenheitsdruck  ... 47 
Abbildung 15: Absentismus im neoklassischen Arbeitsangebotsmodell ... 48 
Abbildung 16: Stufenplanvorschlag  für Rückkehr- und Fehlzeitengespräche... 66 
Abbildung 17: Das Kontrollparadoxon... 79 
Abbildung 18: Die Umkehrung des Kontrollparadoxons  ... 80 
Abbildung 19: Transaktionskosten von Gruppenarbeit ... 83 
- 1 - 
1.  
Einleitung 
1.1. 
Problemstellung und Aktualität des Themas 
Bereits Anfang 1980  erschien ein anarchistisches Buch mit dem Titel ,,Wege zu 
Wissen  und  Wohlstand  oder  lieber  krankfeiern  als  gesund  schuften!",  welchem 
schnell  die  Beinamen  ,,Krankfeierbroschüre"  und  ,,Untergrundfibel"  anhafteten. 
Darin  wurden  detailliert  Methoden  beschrieben,  wie  ein  arbeitsunwilliger 
Arbeitnehmer  einem  Arzt  unwiderlegbar  Arbeitsunfähigkeit  vortäuschen  könnte, 
um  in  den  Besitz  einer  Krankschreibung  zu  kommen.  Das  Buch  wurde  in 
Deutschland,  nach  Feststellung  der  Verfassungswidrigkeit  der  beschriebenen 
Methoden  und  der  damit  verbundenen  Aufforderung  zum  Betrug,  Ende  1980 
verboten. Es hielt sich jedoch noch lange in zensierter Form in den Buchläden und 
war noch viele Jahre später ein Verkaufsschlager.
1
Furore machte das Buch aber auch aus folgendem Grund. Durch die Herausgabe 
wurde  in  Deutschland  der  Terminus  ,,Krankfeiern"  etabliert.  Dieser  dominierte 
auch  etliche  Jahre  später  noch  die  Diskussion  des  betrieblichen  Krankenstandes. 
Eine noch größere Dimension erreichte der Diskurs durch eine Titelgeschichte des 
Magazins  ,,Der  Spiegel"  aus  dem  Jahre  1991.  Darin  wurde  ergänzend  der  neue 
Begriff  ,,Volkssport  Krankfeiern"  geprägt,  in  welchem  deutlich  die  vermutete 
Tragweite des Problems steckt.
 2
Die Aktualität dieses Themas reißt nicht ab. Genauso wenig lässt die Polemik und 
Provokanz nach, mit der verschiedene Experten das Thema diskutieren. So macht 
der  in  vielen  Unternehmen  bekannte  Fehlzeitenberater  Michael  Schmilinsky  vor 
allem  die  deutsche  Ärzteschaft,  welche  sich  durch  leichtfertiges  Krankschreiben 
ihren  Kundenstamm  sichern  will,  für  die  Problematik  des  ,,Krankfeierns" 
verantwortlich. Ferner identifiziert er das weitmaschige Sozialnetz, das geradezu 
zum  ,,Blaumachen"  einlädt,  und  Führungskräfte  in  Unternehmen,  die  sich  nicht 
gegen  Betriebsräte  durchsetzen  können,  als  Problemfelder.
3
 Natürlich  muss  das 
Thema  viel  differenzierter  diskutiert  werden.  Es  muss  den  Sichtweisen 
unterschiedlicher  Interessengruppen,  sowohl  Arbeitnehmern  als  auch  Unter- 
nehmen, Rechnung getragen werden.  
Gerade in Zeiten der Globalisierung, in denen Deutschland darum kämpft, sich als 
Wirtschaftstandort  zu  behaupten,  spielt  dieses  Thema  eine  entscheidende  Rolle. 
1
 Vgl. Mende (1994), S. 21. 
2
 Vgl. Marr (1996), S. 12. 
3
 Vgl. Bueren (2001), S. 57. 
- 2 - 
Hohe Lohn- und Lohnnebenkosten belasten schon lange die Konkurrenzfähigkeit 
deutscher Produkte auf den internationalen Märkten. Zunehmend ins Bewusstsein 
der Menschen rückt aber auch das Problem, dass Deutschland Statistiken zufolge 
die höchsten Fehlzeitenquoten im europäischen Vergleich aufweist.
4
Dabei  stellen  insbesondere  Fehlzeiten  betriebswirtschaftlich  gesehen  eine 
erhebliche  Beeinträchtigung  der  Rentabilität  eines  Unternehmens  dar.  Einerseits 
wirken sie sich katastrophal auf den betrieblichen Ablauf aus. Andererseits haben 
Fehlzeiten aber auch vielschichtige Kosten zur Folge, z.B. durch die Einarbeitung 
zusätzlich beschäftigter  Arbeitskräfte oder durch ungenügende Auslastungen des 
Produktionsapparates.
5
In  Deutschland  macht  der  betriebliche  Krankenstand  etwa  die  Hälfte  aller 
Fehlzeiten  aus.  Allein  dieser  verursachte  im  Jahr  2007  geschätzte  65  Mrd.  Euro 
Kosten für die deutsche Volkswirtschaft.
6
 Leider ist es nahezu unmöglich, Zahlen 
über  den  Anteil  der  motivationsbedingt  Abwesenden  am  Krankenstand  zu 
ermitteln. Trotzdem ist sich jeder darüber bewusst, dass dieser nicht unbedeutend 
ist.  Man  muss  sich  nur  vergegenwärtigen,  dass  diese  Abwesenheiten  für 
Unternehmen, im Kontrast zu echten krankheitsbedingten Fehlzeiten, in der Regel 
vermeidbar bzw. steuerbar sind. Grundlage dafür ist, dass sie nicht ausschließlich 
von außerbetrieblichen Faktoren erzeugt werden. Die Tatsache, dass eine negativ 
erlebte  Arbeitssituation  ursächlich  für  das  Fehlen  sein  könnte,  ist  Legitimation 
genug  für  eine  profunde  Untersuchung  der  Problematik.  Die  Daueraktualität  des 
Themas ist unverkennbar. 
1.2. 
Ziel der Arbeit 
,,Fehlzeiten  sollten  nicht  ausschließlich  negativ  gesehen  werden.  Fehlzeiten  sind 
Symptom  und  Signal  dafür,  dass  von  betrieblicher  Seite  irgendwas  nicht  stimmt 
und verändert werden sollte. Fehlzeiten sind eine Chance, um durch eine intensive 
Ursachenforschung  auf  für  Unternehmen  wahrscheinlich  völlig  neuen  Wegen  zu 
neuen  Einsichten  zu  gelangen.  Fehlzeiten  führen  nicht  selten  zu  einem  neuen 
Denken."
7
Von  diesem Standpunkt ausgehend, ist es das Ziel dieser Arbeit, zum 
einen die Entstehung motivationsbedingter Fehlzeiten zu ergründen, zum anderen 
4
 Vgl. Brandenburg / Nieder (2003), S.13. 
5
 Vgl. Bitzer (1999b), S.1.  
6
 Vgl. AOK Gesundheitsbericht 2008, S. 4. 
7
 Bitzer (1999b), Vorwort. 
- 3 - 
aber  auch  Ansätze  für  die  betriebliche  Praxis  aufzuzeigen,  die  eine  Reduzierung 
dieser Abwesenheiten ermöglichen.  
Dabei gilt es, zwischen verschieden Einflussfaktoren zu differenzieren, welche auf 
die Arbeitseinstellung, -zufriedenheit und -motivation der Mitarbeiter wirken. So 
können  zum  Beispiel  persönliche  bzw.  familiäre  Gründe  für  die  Abwesenheit 
eines  Mitarbeiters  vorliegen.  In  diesem  Fall  benötigt  der  Mitarbeiter  zusätzliche 
Freizeit.  Der  private  Lebensbereich  rückt  in  den  Vordergrund.  Anlässlich  dafür 
können  selbst  bestimmte  Umstände,  beispielsweise  eine  Wohnungsrenovierung, 
oder  Situationen,  denen  man  sich  nicht  entziehen  kann,  sein.  Beispiele  dafür 
wären Erkrankungen von Angehörigen oder Ehekrisen.
8
Im  Rahmen  dieser  Arbeit  sind  die  privaten  Faktoren  unrelevant,  da  sie  von 
betrieblicher  Seite  schlecht  zu  beeinflussen  sind.  Hier  soll  es  um  Gründe  gehen, 
die  sich  auf  die  Arbeitssituation  eines  fehlenden  Mitarbeiters  beziehen.  Extreme 
Unter oder Überforderung, als stressig empfundene Tätigkeiten oder persönliche 
Konflikte am Arbeitsplatz zählen zu solchen betrieblichen Ursachen motivations-
bedingter  Fehlzeiten.  Oftmals  liegt  dem  Fehlen  eines  Mitarbeiters  keine  grund-
sätzlich mangelhafte Einstellung zur Arbeit zugrunde, sondern unzumutbare oder 
gar gesundheitsschädliche Arbeitsumstände oder Perspektivlosigkeit drängen ihm 
die Abwesenheitsentscheidung geradezu auf. Die hier diskutierten Wege zur Fehl-
zeitenreduzierung erfolgen demzufolge hauptsächlich über eine Verbesserung der 
Arbeitssituation.  Diese  zielt  jedoch  nicht  auf  die  Prävention  von  wirklichen 
Krankheiten  ab,  wie  etwa  bei  Maßnahmen  betrieblicher  Gesundheitsförderung, 
sondern  auf  die  Determinanten  der  Arbeitszufriedenheit  und  -motivation  der 
Mitarbeiter. 
Auf  der  Basis  logischer  Schlussfolgerungen  soll  die  Kausalbeziehung  stringent 
erörtert  werden,  dass  bei  abnehmender  Arbeitszufriedenheit  die  Fehlzeiten 
zunehmen.  Es  soll  ebenso  herausgestellt  werden,  dass  Fehlzeiten  das  Produkt 
eines rationalen Entscheidungsprozesses sind. 
1.3. 
Aufbau der Arbeit 
Die  vorliegende  Arbeit  ist  in  drei  Hauptbestandteile  gegliedert.  Der  erste  Teil, 
bestehend aus den Kapiteln zwei bis vier, ist der Entstehung motivationsbedingter 
Abwesenheit  vom  Arbeitsplatz  gewidmet.  Zunächst  werden  im  zweiten  Kapitel 
die für diese Arbeit fundamentalen Begriffe Organisation, Motiv und Motivation, 
8
 Vgl. Bueren (2001), S. 95. 
- 4 - 
Fehlzeit und Absentismus erklärt bzw. voneinander abgegrenzt. Es werden sodann 
im dritten Kapitel beutende theoretische Ansätze zur Arbeitsmotivation erläutert, 
welche  im  vierten  Kapitel  basal  für  die  Genese  von  Arbeitszufriedenheit  und 
Anwesenheitsmotivation  sind.  Auf  Seiten  der  Inhaltstheorien  der  Arbeits-
motivation ist der Überblick auf das Zwei-Faktoren-Modell von Herzberg und auf 
das Modell der Arbeitscharakteristika von Hackman und Oldham beschränkt. Die 
Prozesstheorien der Arbeitsmotivation werden in dieser Arbeit durch die Valenz-
Instrumentalitäts-Erwartungstheorie  von  Vroom  und  die  Equity-Theorie  von 
Adams vertreten. Im Anschluss wird im vierten Kapitel die Genese motivations-
bedingter Fehlzeiten erörtert. Dafür wird zuallererst das renommierte Modell des 
Anwesenheitsverhaltens von Rhodes und Steers erklärt, da es relativ überschaubar 
den  Zusammenhang  zwischen  Anwesenheitsmotivation,  deren  Voraussetzungen 
und Anwesenheit am Arbeitsplatz illustriert. Daraufhin werden im vierten Kapitel 
vier alternative Erklärungsmodelle für Absentismus untersucht.  
Das  fünfte  Kapitel  stellt  den  zweiten  Teil  der  Arbeit  dar.  In  diesem  wird  die 
betriebswirtschaftliche Bedeutung von Fehlzeiten thematisiert. Dabei werden drei 
Sichtweisen beleuchtet. Zunächst werden Fehlzeiten als Kostenfaktor ausgemacht. 
Dabei wird sowohl auf direkte als auch auf indirekte Kosten eingegangen. Danach 
werden Fehlzeiten als Störfaktor beschrieben. Hierfür werden die Belastungen für 
den  fehlenden  Mitarbeiter  selbst,  für  Vorgesetzte,  für  Kollegen  und  für  die 
gesamte Organisation herangezogen. Zuletzt wird noch auf die besonders wichtige 
dritte  Sichtweise,  Fehlzeiten  als  Signal,  eingegangen.  Nicht  selten  können 
Abwesenheiten als Frühwarnsystem für grundlegend unbefriedigende Zustände in 
der Arbeitssituation der Mitarbeiter interpretiert werden. 
Der  dritte  Teil  der  Arbeit  beginnt  mit  dem  sechsten  Kapitel.  Hier  werden 
betriebliche  Instrumente  zur  Reduzierung  motivationsbedingter  Fehlzeiten 
aufgezeigt. Zuerst werden Grundlagen für ein derartiges Instrumentarium erörtert. 
Danach geht es um präventive Maßnahmen, welche die Anwesenheitsmotivation 
der Mitarbeiter erhöhen sollen. Daraufhin werden kurative Maßnahmen erläutert, 
welche  sich  zur  Reduzierung  dieser  Abwesenheiten  anbieten.  Nachdem  diverse 
Maßnahmen auf ihre motivationstheoretische Eignung überprüft wurden, werden 
sodann  Überlegungen  zur  Wirtschaftlichkeit  einiger  Maßnahmen  angestellt.  Den 
Abschluss  der  Arbeit  bildet  das  siebte  Kapitel.  In  der  hier  vorgenommenen 
Beurteilung  wird  ein  Fazit  gezogen  und  auf  verschiedene  Aspekte  hingewiesen, 
welche nicht ausführlicher thematisiert worden sind. 
- 5 - 
2.  
Terminologische und systematische Grundlagen 
2.1. 
Organisation
Da  im  weiteren  Verlauf  dieser  Arbeit  der  Begriff  der  Organisation  von  außer-
ordentlicher  Bedeutung  ist,  soll  er  hier  zu  Beginn  kurz  erläutert  werden.  Der 
Gebrauch  des  Wortes  Organisation  kann  in  zwei  unterschiedlichen  Absichten 
erfolgen.  Zum  einen  gibt  es  die  instrumentelle  Sichtweise  dieses  Begriffs.  In 
dieser spricht man bei der Durchführung bestimmter Maßnahmen von tätigkeits-
bezogener Organisation. Die Schaffung von Strukturen und Regelungen wird als 
ergebnisbezogene Organisation verstanden. Zum anderen wird Organisation aber 
auch als Synonym für Betrieb oder Unternehmen verwendet. Diese zweite Sicht-
weise  wird  als  institutionell  bezeichnet.
  9
 In  dieser  Arbeit  wird  der  Terminus 
Organisation, falls nicht explizit etwas anderes beschrieben wird,  ausschließlich 
in der institutionellen Bedeutung  gebraucht, d.h.  als Synonym  für  Unternehmen. 
Dabei  erweist  er  sich  als  besonders  adäquat,  weil  er  neben  Unternehmen  auch 
noch  etliche  weitere  Gebilde,  beispielsweise  Vereine,  Behörden  oder  Parteien, 
einschließt.  Unbestritten  gibt  es  eine  Vielzahl  tauglicher  Erklärungen  für  den 
Begriff  der  institutionellen  Organisation,  jedoch  erscheint  die  Definition  von 
Rosenstiel (1992) von besonderer Prägnanz:   
,,Eine Organisation ist 
·  ein gegenüber ihrer Umwelt offenes System, 
·  das zeitlich überdauernd existiert, 
·  spezifische Ziele verfolgt, 
·  sich  aus  Individuen  bzw.  Gruppen  zusammensetzt,  also  ein  soziales 
Gebilde
 ist, und 
·  eine bestimmte Struktur aufweist, die meist durch Arbeitsteilung und eine 
Hierarchie von Verantwortung gekennzeichnet ist."
10
Eine  solche  Organisation  ist  ein  fragiles  Gebilde,  das  sich  in  einer  sich  ständig 
ändernden Umwelt tagtäglich gegenüber anderen Organisationen behaupten muss,  
mit internen Widersprüchen kämpft und stets vom Zerfall bedroht ist.
11
9
  Vgl. Kleinbeck (1996), S. 103. 
10
 Ebenda, S. 107. 
11
 Vgl. Neuberger (1997), S. 118-119. 
- 6 - 
Zu den angesprochenen spezifischen Zielen gehört im Wesentlichen die Verbesse-
rung  der  Produktivität  von  Arbeitsvorgängen.  Ferner  ist  die  Weiterentwicklung 
der Organisationsmitglieder ein Ziel, was sich sowohl auf deren wirtschaftlichen 
Wohlstand als auch auf Verbesserung der persönlichen Leistungsvoraussetzungen 
und Entfaltung der Persönlichkeit bezieht. Zwei Motivationsprobleme erschweren 
jedoch den reibungslosen Ablauf in einer Organisation. Einerseits muss man die 
Mitglieder  motivieren  Leistung  zu  erbringen.  Andererseits  muss  man  sie  auch 
schon zur bloßen Teilnahme an der Organisation, zur Anwesenheit,  motivieren.
12
2.2.   Motivation 
2.2.1.  Motiv und Motivation 
Schon  zu  Beginn  dieser  Arbeit  ist  es  erforderlich,  die  für  das  weitere  Vorgehen 
basalen Begriffe Motiv und Motivation zu erklären. Sie bilden gewissermaßen das 
Fundament für die spätere Diskussion der motivationsbedingten Fehlzeiten. 
Zuallererst  soll  der  Begriff  Motiv  eingeführt  werden.  Termini,  welche  oftmals 
synonym zu Motiv verwendet werden, sind Bedürfnis, Leitgedanke, Beweggrund 
oder  Antrieb.
13
 Nach  Heckhausen  sind  Motive  zeitlich  überdauernde  und  relativ 
konstante Wertungsdispositionen in Individuen. Diese umfassen jeweils definierte 
Inhaltsklassen von Handlungszielen, welche den angestrebten Folgen des eigenen 
Handelns  entsprechen.  Konstante  Wertungsdisposition  bedeutet,  dass  sich  ein 
Individuum in verschiedenen, wiederkehren Situationen und zu unterschiedlichen 
Zeitpunkten  ähnlich  verhält.  Zusammenfassend  erklären  Motive  demnach  die 
Konsistenz, bzw. die Regelhaftigkeit, individuellen Verhaltens. Diese Wertungs-
dispositionen  sind  nicht  angeboren.  Sie  entwickeln  sich  erst  durch  Sozialisation 
und  durch  den  Druck  sozialer  Normen.  Sie  beziehen  sich  daher  auch  nur  auf 
solche  Inhaltsklassen  von  Handlungszielen,  die  nicht  für  das  reine  Überleben 
eines Individuums von Bedeutung sind. Überlebenswichtig wären in diesem Sinne 
Hunger,  Durst  oder  Schlaf.  Diese  Bedürfnisse  müssen  also  von  den  Motiven 
abgegrenzt werden. Bei  der Mannigfaltigkeit menschlicher Handlungsziele ist es 
nicht verwunderlich, dass es auch eine Vielzahl von Motiven gibt, welche schwer 
definierbar sind. In der Regel wird daher eine Inhaltsklasse von Handlungszielen 
mit  unverwechselbaren  Besonderheiten  als  Motiv  bezeichnet.  Es  bleibt  jedoch 
12
 Vgl. Steers / Black (1994), S. 189. 
13
 Vgl. Albs (2005), S. 15. 
- 7 - 
festzuhalten,  dass  ein  Motiv  in  seiner  Abstraktheit  immer  ein  ,,hypothetisches 
Konstrukt" ist. Es kann nicht unmittelbar beobachtet werden, erklärt sich jedoch 
durch  die  Interpretation  von  Befunden,  bei  welchen  unter  zuvor  definierten 
Situationsbedingungen  ein  spezifisches  Verhalten  auf  dispositionsanzeigende 
Indikatoren folgt. Das bedeutet, dass die Erklärung eines bestimmten Verhaltens 
über ein Motiv schlüssig sein kann. Prinzipiell sind aber auch andere Erklärungen 
denkbar.
 14
Motivation  hingegen  ist  in  der  Psychologie  ein  Sammelbegriff  für  eine  Vielzahl 
von Prozessen, in denen ein Individuum sein Verhalten mit bestimmter Intensität, 
Richtung und Ausdauer energetisiert, um die dadurch erwarteten Handlungsfolgen 
zu erreichen.
15
 Allgemein beschreibt Motivation daher die Abweichung zwischen 
einem angestrebten Soll-Zustand und dem aktuellen Ist-Zustand, welche durch ein 
Verhalten ausgeräumt werden soll.
16
Damit  fällt  ihr  auch  eine  Schutzfunktion  zu.  Sie  schützt  das  Verhalten  eines 
Individuums  gegen  äußere  Einflüsse  und  hält  es  stabil.  Abgesehen  von  kurz-
fristigen Verhaltensanpassungen in andere Richtungen, legen Individuen zumeist 
gleiche  Motivationsmuster  an  den  Tag.  Trotzdem  ist  Motivation  keineswegs 
statisch, sondern peu a peu veränderbar. Sie bezieht sich aber immer auf die Ziele 
und  Nutzenerwartungen  des  Individuums,  dem  sie  innewohnt.  Deshalb  ist 
Motivation  individuell  und  nicht  normierbar.  Bei  Maßnahmen  zur  nachhaltigen 
Beeinflussung  der  Motivation  muss  daher  den  spezifischen  Bedürfnissen  jedes 
Individuums  Rechnung  getragen  werden.
17
 Wichtig  ist  dabei,  dass  durch  ein 
Verhalten  bestimmte  Motive  des  Individuums  befriedigt  werden.  Das  Verhalten 
kann  sodann  als  ein  Gradmesser  für  die  Motivation  verstanden  werden.  Bei 
Motivbefriedigung spricht man von Zielerreichung, bei Nichtbefriedigung entsteht 
ein Mangelempfinden.
18
Im  Kontext  der  motivationsbedingten  Fehlzeiten  entspricht  die  Anwesenheit  am 
Arbeitsplatz dem beobachtbaren Verhalten und die dafür relevante Motivation ist 
die Anwesenheitsmotivation.  Im Kontrast dazu kann auch die Abwesenheit vom 
Arbeitsplatz  das  Verhalten  darstellen.  Die  hierzu  korrespondierende  Motivation 
ist die Abwesenheitsmotivation. 
14
 Vgl. Heckhausen (1989), S. 9-10. 
15
 Vgl. ebenda, S. 10. 
16
 Vgl. Scheffer / Kuhl (2006), S. 9. 
17
 Vgl. Albs (2005), S. 12. 
18
 Vgl. ebenda, S. 13. 
- 8 - 
2.2.2.  Intrinsische vs. extrinsische Motivation 
In der Psychologie wird Motivation in zwei Formen des Auftretens unterteilt. Die 
erste  Form  wird  als  intrinsische  Motivation  bezeichnet.  Sie  schreibt  die 
Beweggründe  des  Handelns  dem  eigenen  Antrieb  eines  Individuums  zu. 
Intrinsisch  motivierte  Handlungen  erfolgen  somit  von  innen  her,  durch  Anreize, 
die  von  einer  Aufgabe  ausgehen.
19
 Intrinsisch  motivierte  Handlungen  sind  also 
eher  hedonistischer  Natur.  Sie  bieten  positive  Empfindungen,  wie  bspw.  Spaß, 
Interesse  oder  Zufriedenheit  durch  die  Tätigkeit.  Die  Sicherung  biologischer 
Grundbedürfnisse  des  Individuums  oder  die  Furcht  vor  Bestrafung,  welche 
eigentlich  wichtige  Determinanten  motivierten  Handelns  sind,  spielen  bei 
intrinsischer Motivation keine Rolle.
20
 Die Handlung selbst stellt eine Belohnung 
für  das  Individuum  dar.  Beispielhaft  hierfür  wäre  die  Ausübung  eines  Hobbies, 
welches man nur zum Spaß betreibt.
21
Kontrastiert wird die intrinsische- durch die extrinsische Motivation, bei welcher 
Handlungen  eben  nicht  aus  eigenem  Antrieb  heraus  erfolgen.  Sie  müssen  von 
außen her angeregt werden. Es bedarf es also äußerer Anlässe, wie beispielsweise 
Anerkennungen,  Belohnungen,  Strafen  oder  Zwänge.
22
 Die  Befriedigung  ergibt 
sich  sodann  aus  den  Folgen  der  Handlung.  Die  Handlung  ist  nur  das  Mittel  für 
einen anderen Zweck. Als Beispiel wäre eine Tätigkeit anzuführen, die nur für die 
Einkommenserzielung  ausgeübt  wird.  Die  Einkommenserzielung  wäre  somit  die 
angestrebte Folge des Handelns.
 23
Man kann Handlungen in endogene-, bei denen intrinsische Anreizwerte höheres 
Gewicht  haben,  sowie  exogene  Handlungen,  bei  denen  extrinsische  Anreize 
dominieren,  unterscheiden.  Eine  interessante  Randnotiz  ist,  dass  in  Studien  eine 
Korrumpierung  intrinsischer  Motivation  durch  Zugabe  extrinsischer  Bekräfti-
gungen festgestellt werden konnte. Demnach sank bei Testpersonen kontinuierlich 
ihre  ursprünglich  ausschlaggebende  intrinsische  Motivation  für  eine  Aufgabe, 
wenn  sie  für  die  Aufgabenerfüllung  auch  extrinsische,  insbesondere  materielle, 
Belohnungen  erhielten.  Sie  erledigten  dann  die  Aufgabe  nur  noch  um  der 
Belohnung  willen,  wobei  erwartete  Belohnungen  stärker  korrumpierten  als 
unerwartete.
24
19
 Vgl. Albs (2005), S. 15. 
20
 Vgl. Sansone / Harackiewicz (2000), S. 1-2. 
21
 Vgl. Mook (1996), S. 574-575. 
22
 Vgl. Albs (2005), S. 15. 
23
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 51. 
24
 Vgl. Heckhausen (1989), S. 461. 
- 9 - 
2.2.3.  Das Handlungsphasenmodell der Motivation 
Abbildung 1: Das Handlungsphasenmodell der Motivation von Heckhausen 
25
Wie durch Motivation im Individuum Handeln erzeugt wird, und wie das Handeln 
abschließend  bewertet  wird,  soll  an  dieser  Stelle  kurz  erklärt  werden.  Die 
Erklärung folgt dabei dem auf Abbildung 1 dargestellten Handlungsphasenmodell 
der Motivation von Heckhausen, auch bekannt als das Rubikon-Modell.  
Dem Modell nach lässt sich der Handlungsprozess in vier Phasen unterteilen. Die 
erste  Phase  ist  die  Intentionsbildung,  in  welcher  zwei  Faktoren  unmittelbar 
wechselseitig  auf  die  Motivation  zur  Handlung  einwirken.  Diese  Faktoren  sind 
zum  Ersten  individuelle  Merkmale  einer  Person,  die  Motive,  und  zum  Zweiten 
Merkmale  der  aktuell  wirksamen  Situation,  in  welcher  die  individuellen  Motive 
durch bestimmte Anreize aktiviert werden.
26
Es  entsteht  sodann  eine  motivationale  Tendenz  im  Individuum,  ein  bestimmtes 
Ziel  erreichen  zu  wollen.  Die  Stärke  der  dieser  Tendenz  drückt  gewissermaßen 
den Nutzen der präferierten Handlungsalternative aus. Werden in einer Situation 
mehrere  Motive  aktiviert,  so  können  auch  unterschiedliche  motivationale 
Tendenzen
  parallel  wirksam  sein.  In  der  Regel  wählt  das  Individuum  dann  jene 
Handlungsalternative,  die  mit  der  stärksten  Tendenz  verbunden  ist.  Bei  dieser 
harmonieren seine persönlichen Motive und die Anreize der Situation am besten. 
Dadurch  können  im  Umkehrschluss  auch  unerledigte-  oder  unterbrochene 
Motivationstendenzen im Individuum vorliegen. Besteht aber für eine schwächere 
Tendenz  eine  besonders  günstige  Gelegenheit  oder  ein  bestimmter  Zwang,  so 
kann  sie  auch  einer  dominanten  Tendenz  vorgezogen  werden.  Im  Grunde 
entscheidet  das  Individuum  immer  selbst,  welche  Motivationstendenz  es 
realisieren möchte.
 27
25
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 75. 
26
 Vgl. ebenda, S. 12. 
27
 Vgl. Heckhausen (1989), S. 11-12. 
1.Phase 
Motivation 
Wählen 
(prädezisional) 
2.Phase 
Volition 
Zielsetzung 
(präaktional) 
3.Phase 
Volition 
Handeln 
(aktional) 
4.Phase 
Motivation 
Bewerten 
(postaktional) 
- 10 - 
Um  sein  Handlungsziel  zu  erreichen,  wählt  das  Individuum  eine  Handlungs-
alternative.  Die  Bewertung  der  Alternativen,  und  die  letztendliche  Entscheidung 
für  eine  derselben,  lassen  sich  beispielsweise  über  die  VIE-Theorie  von  Vroom 
erklären.
28
 Auf  diese  Theorie  wird  im  dritten  Kapitel  genauer  eingegangen.  Mit 
der Bildung der  Intention, d.h. der Handlungsabsicht, und dem Bereitstellen von 
Energie  für  die  gewählte  Handlungsalternative  ist  sodann  die  erste  Phase  der 
Motivation abgeschlossen.  
Der Name Rubikon bezieht sich auf die Annahme, dass mit der Entscheidung für 
eine  Handlungsalternative,  dem  Übergang  zwischen  Phase  eins  und  Phase  zwei, 
der Rubikon überschritten wird. Die Metapher führt zurück auf Julius Caesar, der 
einst  den  Fluss  Rubikon  überquerte  und  dann  jeden  Blick  zurück  vermied.  Das 
bedeutet, dass die getroffene Entscheidung nicht angezweifelt wird. Alle Energie 
wird fortan in die Realisierung der Intention investiert.
29
Die Umsetzung der Intention, d.h. die Erklärung des Handelns, ist Gegenstand der 
zweiten und der dritten Phase des Motivationsprozesses. Hier spielen Volitionen 
eine  Rolle.  Das  Handeln  wird  durch  Willensprozesse  und  Gefühle  gesteuert.  Es 
kann nicht durch rationale Erwartungs-mal-Wert-Theorien erklärt werden.
30
 Diese 
Willenshandlungen  entstehen  dadurch,  dass  sich  ein  Individuum  ein  bestimmtes 
Ziel  vorstellt,  es  diesem  Ziel  in  einem  bewussten  Urteilsprozess  gedanklich 
zustimmt  und  dann  der  Handlung  zur  Herbeiführung  des  Ziels  seine  Energie 
verleiht.  Wichtig  ist  bei  der  Volitionstheorie,  dass  sich  das  Individuum  selbst, 
durch  seine  bewusste  Zustimmung,  als  Ursache  der  zielgerichteten  Handlung 
erkennt.
31
Die  präaktionale  Volitionsphase  verkörpert  dabei  die  Wartezeit  zwischen  der 
Intentionsbildung  und  der  Handlungsausführung.  Zudem  werden  in  dieser  Phase 
die Handlungsziele konkretisiert. Es findet immer nur eine Intention zur gleichen 
Zeit Zugang zum Handeln. Daher muss die Frage, welche Intention die Richtige 
ist, entschieden werden. Zumeist determiniert eine besondere Gelegenheit, welche 
Intention initiiert wird, d.h. welche Intention zuerst zum Zuge kommt.
32
Ist  diese  Gelegenheit  zur  Realisierung  der  Intention  gekommen,  beginnt  sodann 
die  aktionale  Volitionsphase.  Hier  werden  durch  Kontrolle  und  Regulierung  die 
Intensität und die Ausdauer des Handelns festgelegt. Handlungskontrolle bezieht 
28
 Vgl. Dingler (1997), S. 26. 
29
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 77. 
30
 Vgl. ebenda, S. 105. 
31
 Vgl. ebenda, S. 12-15. 
32
 Vgl. Heckhausen (1989), S. 12. 
- 11 - 
sich  auf  die  persistente  Verfolgung  der  Intention  bis  zur  Erfüllung,  auch  wenn 
andere,  konkurrierende  Intentionen  auf  Erfüllung  drängen.  Regulierung  bedeutet 
dagegen,  dass  das  Individuum  seine  Ziele  auch  in  unterschiedlichen  Situationen 
und Kontexten verfolgt.
33
In der vierten Phase des Motivationsprozesses, der postaktionalen Phase, bewertet 
das  Individuum  die  erzielten  Handlungsergebnisse.  Diese  Bewertung  kann 
Zufriedenheit oder Unzufriedenheit herbeiführen. Zufriedenheit entsteht durch die 
Erfüllung oder die Antizipation der Erfüllung von Bedürfnissen. Sie ist demnach 
das Resultat der Befriedigung aktivierter Motive. Daher kann man Zufriedenheit 
als eine Funktion der Motivation ansehen.
34
Entscheidend für die Zufriedenheit ist auch, inwiefern das Individuum die Erfolge 
internalisiert,  also  auf  eigenes  Können  und  Anstrengungen  zurückführt,  oder 
externalisiert,  d.h.  Erfolge  den  Leistungen  anderer  Personen  zuschreibt.  Diese 
Bewertung  kann  sich  daraufhin  auch  auf  das  künftige  Aktivitätsniveau  des 
Individuums auswirken. Erfolge bzw. Misserfolge verändern nämlich in der Regel 
die Erwartungen und Bewertungen künftiger Handlungsergebnisse. 
Es sind sodann sämtliche Handlungsphasen des Rubikon-Modells abgeschlossen. 
An dieser Stelle setzt direkt der nächste Handlungsprozess an, welcher wiederum 
mit der Intentionsbildung beginnt.
35
2.3. 
Fehlzeit 
2.3.1.  Abgrenzung zwischen verschiedenen Fehlzeiten 
Die  einschlägige  Literatur  lässt  weitgehend  Konkordanz  bei  der  Definition  des 
Terminus  Fehlzeiten  vermissen.
 36
Aus  diesem  Grund  soll  der  Begriff  an  dieser 
Stelle  so  beschrieben  werden,  wie  er  im  weiteren  Verlauf  der  Arbeit  gebraucht 
wird. Nach Bitzer (1999) sind Fehlzeiten ,,[...] diejenigen Arbeitszeiten, die dem 
Unternehmen  fehlen,  auf  die  das  Unternehmen  aber  einen  Anspruch  hat."
37
Schläfli (1997) bezeichnet Fehlzeiten als jene Ausfallzeiten, in denen ein Arbeit-
nehmer seinen Verpflichtungen aus persönlichen Gründen nicht nachkommt.  Sie 
treten zumeist unvermittelt, also ohne Vorankündigung, auf. Ferner sind sie nicht 
33
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 81-82. 
34
 Vgl. Dingler (1997), S. 29. 
35
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 85-86. 
36
 Vgl. Brandenburg / Nieder (2003), S. 15. 
37
 Bitzer (1999b), S. 1. 
- 12 - 
durch  gesetzliche,  tarifliche,  individuelle  oder  betriebliche  Vereinbarungen 
festgeschrieben.
38
Diese Arbeit schließt sich der Definition von Marr (1996) an, wonach Fehlzeit ein 
ursachenneutraler  Begriff  ist,  der  lediglich  den  in  Tagen  gemessenen  Anteil  der 
Abwesenheit eines Arbeitnehmers an seiner Sollarbeitszeit widerspiegelt.
 39
Abbildung 2: Klassifizierung von Fehlzeiten 
40
Abbildung  2  illustriert  die  zu  dieser  Definition  passende  Zusammensetzung  des 
Gebildes Fehlzeiten. Wie ersichtlich, fallen unter diese Definition auch gesetzlich 
geregelte  Abwesenheiten.  Diese  umfassen  vor  allem  tarifliche-  und  gesetzliche 
Freistellungen  von  Mitarbeitern,  beispielsweise  bei  Schwangerschaftsfristen, 
Hochzeitstagen, Wehrübungen oder für den Beisitz in Gerichtsverhandlungen. Die 
Befreiung  für  Kuren  und  Rehabilitationsmaßnahmen  nach  Krankheiten  erklärt 
sich  selbst.  Eine  entschuldigte  Fehlzeit  liegt  beispielsweise  vor,  wenn  ein 
Mitarbeiter  mit  Einverständnis  des  Arbeitgebers,  innerhalb  der  Arbeitszeit  einen 
Arzt  aufsucht.  Von  unentschuldigten  Fehlzeiten  spricht  man  immer  dann,  wenn 
keine Begründung des Fehlens vorliegt. Daher sollen an dieser Stelle auch keine 
Beispiele  angeführt  werden.  Unentschuldigte  Fehlzeiten  machen  in  der  Praxis 
auch  lediglich  einen  vernachlässigbar  geringen  Anteil  der  Gesamtfehlzeiten  aus. 
Die  bedeutendste  Größe  unter  diesen  Gesamtfehlzeiten  ist  mit  knapp  50  %  der 
Krankenstand.
41
38
 Vgl. Schlaefli (1997), S. 18. 
39
 Vgl. Marr (1996), S. 16. 
40
 Vgl. Brandenburg / Nieder (2003), S. 17. 
41
 Vgl. Marr (1996), S. 18-19. 
Fehlzeiten 
Kuren, 
Rehabili-
tation 
Kranken- 
stand 
Entschul- 
digte 
Fehlzeiten 
Unent- 
schuldigte 
Fehlzeiten 
medizinische 
Notwendigkeit 
motivations- 
bedingte 
Abwesenheit 
Gesetzliche 
Regelungen 
- 13 - 
Zum Krankenstand zählen alle Fehlzeiten, bei denen Arbeitnehmer ihre Abwesen-
heit mit Arbeitsunfähigkeit (AU) begründen und  gegebenenfalls durch ärztliches 
Attest legitimieren.
42
 Ein Arbeitnehmer ist nämlich an den ersten drei Krankheits-
tagen  gesetzlich  nicht  zur  Vorlage  einer  AU-Bescheinigung  verpflichtet.
43
 Auch 
Krankheit,  welche  allein  auf  Aussage  des  Arbeitnehmers  beruht,  wird  in  den 
Krankenstand  eingerechnet.  Insgesamt  ist  der  Begriff  Krankenstand  ursachen-
bezogen.  Er  lässt  sich  in  medizinisch  notwendige  Abwesenheit  (echte  Arbeits-
unfähigkeit)  und  motivationsbedingte  Abwesenheit  unterteilen.  Der  medizinisch 
notwendige  Krankenstand  setzt  sich  aus  Verletzungen  sowie  organischen-  und 
psychischen Krankheiten zusammen. 
Der  Gesundheitszustand  ist  jedoch  nicht  objektiv  bestimmbar.  Das  Kontinuum 
zwischen Gesundheit und Krankheit ist eine extrem subjektive Grauzone. Manche 
Experten behaupten plakativ, dass fast der gesamte Krankenstand als motivations-
bedingt angesehen werden könnte. Eine subjektiv empfundene Arbeitsunfähigkeit 
könnte  nahezu  immer  als  Entscheidung  des  Mitarbeiters,  bzw.  als  Ausdruck 
mangelnder  Motivation,  interpretiert  werden.
44
 Diese  Einschätzung  erscheint 
allerdings  äußerst  polemisch.  Man  bedenke  dazu  lediglich  Arbeitsunfähigkeiten, 
welche auf objektiv schwerwiegende Verletzungen zurückzuführen sind. 
In dieser Arbeit soll auch das subjektive Unwohlsein, d.h. ein ,,sich krank fühlen" 
ohne  objektiv  vorliegende  Krankheitssymptome,  zum  medizinisch  notwendigen 
Krankenstand  zählen.  Dadurch  wird  die  Abgrenzung  zum  motivationsbedingten 
Fehlen  erleichtert.  Dieses  lässt  sich  dann  ausschließlich  durch  eine  bewusste 
Entscheidung zum Fehlen, ohne gesundheitliche Einflüsse, charakterisieren. 
Allein der mit Attest legitimierte betriebliche Krankenstand macht in Deutschland 
durchschnittlich  etwa  3,5  %    der  Sollarbeitszeit  aus.  Dabei  ist  er,  gemäß  einer 
Studie  des  Bundesministeriums  für  Gesundheit,  zwischen  den  Jahren  2000  und 
2007 von 4,18 % auf 3,16 % gesunken (Siehe Abbildung 3).
Dabei muss beachtet werden, dass jene Fehltage in dieser Krankenstandsstatistik 
der Krankenkassen unberücksichtigt sind, für welche die Arbeitnehmer keine AU-
Bescheinigung vorgelegt haben. Problematisch ist auch, dass nur ganze Fehltage 
als  Fehlzeiten  erfasst  werden.  Fehlen  am  Arbeitsplatz  kann  sich  aber  auch  darin 
äußern,  dass  Mitarbeiter  notorisch  zu  spät  zur  Arbeit  erscheinen,  zu  früh  den 
Arbeitsplatz  verlassen  oder  die  Länge  ihrer  Pausen  überstrapazieren.  Auch  in 
42
 Vgl. Bitzer (1999b), S. 1. 
43
 Vgl. Bährle (1998), S. 113. 
44
 Vgl. Bueren (2001), S. 70-71. 
- 14 - 
diesen Fällen geht natürlich Arbeitszeit verloren. Diese Minderleistung wird aber 
oftmals  nicht  statistisch  erfasst,  obwohl  Organisationen  durch  sie  ein  größerer 
Schaden  entstehen  kann,  als  durch  die  ganztägige  Abwesenheit  vereinzelter 
Mitarbeiter.
 45
Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung
0
1
2
3
4
5
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
%
Krankenstand
Abbildung 3: Krankenstand in der GKV in Deutschland 2000-2007 
46
2.3.2.  Absentismus 
Motivationsbedingte  Fehlzeiten  sind  nur  eine  Teilmenge  des  Krankenstandes. 
Somit  dürfen  sie  nicht  mit  den  Termini  Fehlzeiten  bzw.  Krankenstand  gleich-
gesetzt werden. Nieder (2003) spekuliert, dass motivationale Abwesenheiten etwa 
40% des gesamten Krankenstandes ausmachen.
47
In  dieser  Arbeit  soll  für  motivationsbedingte  Fehlzeiten  synonym  der  Begriff 
Absentismus  gebraucht  werden.  Dieser  beschreibt  das  Phänomen  der  Arbeits-
unwilligkeit, ,,[...] die reichen kann von einer von Krankheit kaum abgrenzbaren 
psychologischen ,,Flucht aus dem Felde" bis zum willentlichen verdeckten Bruch 
des Arbeitsvertrages [...]."
48
 Besonders treffend bezeichnen dies Brinkmann und 
Stapf  durch  ihre  Formulierung  ,,Bruch  des  psychologischen  Arbeitsvertrages" 
durch den Mitarbeiter. Als Begründung führen sie eine Reaktion des Mitarbeiters 
auf die Nichterfüllung mannigfaltigster unausgesprochener- oder ausgesprochener 
Erwartungen an die Organisation an.
49
45
 Vgl. Marr (1996), S. 8. 
46
 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2008), S. 2. 
47
 Vgl. Brandenburg / Nieder (2003), S. 16. 
48
 Marr (1996), S. 8. 
49
 Vgl. Brinkmann / Stapf (2005), S. 9-10. 
- 15 - 
Marr (1996) hingegen definiert Absentismus als ,,(...) der gewollte Verzicht oder 
die  ungewollte  Unmöglichkeit  der  Erbringung  einer  der  Rollenerwartung  ent-
sprechenden  Leistung  aufgrund  physischer  oder  psychischer  Abwesenheit."
50
 Er 
möchte  sich  damit  von  der  herkömmlichen  Definition  distanzieren,  in  welcher 
,,objektiv  krankheitsbedingte"  und  ,,Krankheit  vortäuschende"  Fehlzeiten 
voneinander abgegrenzt werden. Ferner möchte er ein Problemfeld beschreiben, in 
das  auch  psychische  Abwesenheit  einbezogen  wird.  Dies  bedeutet,  dass  der 
Mitarbeiter zwar anwesend ist. Dennoch ist er nicht gewillt, die von ihm erwartete 
Leistung zu erbringen.
51
Zweifelsohne ist  das Problem der psychischen  Abwesenheit von nicht  unerheb-
licher  Bedeutung.  Gleichwohl  beschränkt  sich  diese  Arbeit  auf  die  Analyse  der 
körperlichen  Abwesenheit.  Eine  Diskussion  beider  Abwesenheitsformen  würde 
die  Komplexität  signifikant  erhöhen.  Im  Rahmen  dieser  Arbeit  wäre  sodann  nur 
eine oberflächliche Darstellung der Problematik möglich.  
Auch  die  bewussten  Verspätungen,  das  zu  frühe  Verlassen  des  Arbeitsplatzes, 
Pausenverlängerungen,  etc.  gehören  zum  Problembereich  motivationsbedingten 
Fehlens. Diese werden jedoch definitorisch ausgeklammert. Absentismus soll sich 
in  dieser  Arbeit  ausschließlich  auf  ganze  Fehltage  beziehen,  die  mit  Krankheit 
begründet werden.  
Durch  die  Subjektivität  des  Wohlbefindens  der  Mitarbeiter,  kann  man  lediglich 
Vermutungen  über  den  Missbrauch  einer  Arbeitsunfähigkeit  anstellen.  Als 
verdächtig werden vor allem solche Fehlzeiten erachtet, die in der Form von sich 
häufig  wiederholenden  Kurzerkrankungen  von  maximal  3  Tagen,  also  ohne  die 
Notwendigkeit  eines  ärztlichen  Attests,  auftreten.
52
 ,,Für  statistische  Vergleiche 
wäre  daher  nicht  nur  die  Gesamtheit  der  Fehlzeitentage  heranzuziehen,  sondern 
auch die Anzahl der Fehlzeitenfälle und ihre jeweilige Dauer."
53
Im  Bemühen  um  eine  einheitliche  Diskussionsgrundlage  hat  die  Bundes-
vereinigung  Deutscher  Arbeitgeberverbände  nach  der  Auswertung  einer 
repräsentativen  Studie  neben  häufig  auftretenden  Kurzerkrankungen  diverse 
weitere  Orientierungshinweise  ausgestaltet,  welche  auf  einen  Missbrauch  von 
Arbeitsunfähigkeit hindeuten.
54
50
 Marr (1996), S. 16. 
51
 Vgl. ebenda, S. 17. 
52
 Vgl. Bitzer (1999b), S. 55. 
53
 Vgl. Marr (1996), S. 16. 
54
 Vgl. Bueren (2001), S. 12. 
- 16 - 
Einige ausgewählte Anhaltspunkte dieser Studie sind: 
-
  Mitarbeiter wechseln für Krankschreibungen häufig ihren Arzt 
-
  Erkrankung tritt auf, wenn für den Zeitraum Urlaub verwehrt wurde 
-
  Erkrankungen treten gehäuft an Montagen oder Freitagen auf 
-
  Krankheit tritt bei vorher angedeuteten familiären Problemen auf 
-
  Mitarbeiter  bekommen  Krankschreibungen  von  Ärzten,  denen  der  Ruf 
eines ,,Doc Holiday", d.h. ein Arzt der leichtfertig krankschreibt, anhaftet 
-
  Konkrete Hinweise von Kollegen des Fehlenden 
-
  Periodisches Auftreten von Erkrankungen, bspw. einmal pro Monat 
-
  Krankheit an Brückentagen 
-
  Erkrankung vor Kündigung oder Trennung 
-
  Erkrankung nach ausgesprochener Kündigung 
Darüber  hinaus  wird  heutzutage  in  der  Wirtschaft  Benchmarking  zwischen 
Organisationen gleicher Branchen betrieben. Das bedeutet, dass man sich mit den 
Organisationen  vergleicht,  welche  den  geringsten  Krankenstand  der  Branche 
aufweisen.  Man  nimmt  an,  dass  dieser  minimale  Krankenstand  medizinisch 
notwendig  ist.  Abweichungen  nach  oben  sind  sodann  hauptsächlich 
motivationsbedingtem  Fehlen  zuzuschreiben.  Dieses  Benchmarking  impliziert 
jedoch,  dass  sämtliche  zum  Vergleich  herangezogenen  Organisationen  gleiche 
gesundheitliche- und soziale Ausgangsbedingungen haben. In der Praxis sind die 
Belegschaften  in  Organisationen  aber  derart  heterogen  und  unvergleichbar,  dass 
Benchmarking als äußerst fragwürdig erscheint.
55
Man  kann  also  zusammenfassend  konstatieren,  dass  man  auf  Organisationsseite 
lediglich  Vermutungen  über  die  Ursache  der  krankheitsbedingten  Fehlzeit  eines 
Mitarbeiters,  bzw.  über  die  Glaubwürdigkeit  seiner  Arbeitsunfähigkeit,  anstellen 
kann.  Deshalb  ist  der  Anteil  der  motivationsbedingten  Fehlzeiten  am  Kranken-
stand nur eine spekulative Größe. 
55
 Vgl. Bueren (2001), S. 28-29. 
- 17 - 
3. 
Theoretische Ansätze zur Arbeitsmotivation 
3.1. 
Inhaltstheorien der Arbeitsmotivation 
Inhaltstheorien  der  Motivation  bedienen  die  Fragestellung:  Was  erzeugt  im 
Individuum  ein  Verhalten?  Inhaltstheorien  der  Arbeitsmotivation  beziehen  sich 
demzufolge auf die Faktoren, welche Arbeitsmotivation hervorrufen.
56
3.1.1.  Die Zwei- Faktoren- Theorie von Herzberg 
Im  Jahre  1959  führte  der  Amerikaner  Frederick  Herzberg  eine  Untersuchung 
durch,  mit  welcher  er  die  Wirkungsweise  betrieblicher  Leistungsanreize  auf  die 
Mitarbeiter  erforschte.  Seiner  Meinung  nach  lassen  sich  alle  Leistungsanreize  in 
zwei  Gruppen  unterteilen.  Bei  der  ersten  Gruppe  spricht  er  von  Motivatoren, 
welche  zu  Leistung  und  Leistungssteigerung  motivieren.  Sie  tragen  aktiv  zur 
Zufriedenheit  eines  Mitarbeiters  bei.  Beispielhaft  dafür  sind  Verantwortung, 
Beförderung,  Anerkennung  und  die  Tätigkeit  selbst.
Somit  ist  Zufriedenheit 
weitgehend durch intrinsische Motivation herstellbar. Die zweite Faktorengruppe 
bezeichnet  Herzberg  als  Hygienefaktoren.  Diese  können  zwar  nicht  direkt 
Zufriedenheit erzeugen, helfen aber Unzufriedenheit zu vermeiden. Sie motivieren 
einen Mitarbeiter bestenfalls, die von ihm erwartete Normalleistung zu erbringen. 
Entsprechen  die  Hygienefaktoren  nicht  den  subjektiven  Erwartungen  des  Mit-
arbeiters,  sinkt  seine  Leistungsbereitschaft  sogar  unter  das  Normalniveau.  Den 
Hygienefaktoren  zuzurechnen  sind  beispielsweise  Kontakt  zu  Kollegen,  der 
Führungsstil des Vorgesetzten, Arbeitsplatzsicherheit und die Bezahlung.
 57
Hygienefaktoren  stellen  gewissermaßen  ein  notwendiges  Gerüst  dar.  Es  sind 
äußere  Bedingungen,  die  eine  Organisation  erzeugen  muss,  damit  es  den 
Mitarbeitern  möglich  wird,  sich  selbst  zu  motivieren.  Falls  es  der  Organisation 
nicht  gelingt,  ein  von  den  Mitarbeitern  erwartetes  Mindestmaß  bezüglich  der 
Hygienenefaktoren  bereitzustellen,  reagieren  diese  mit  ansteigender  Arbeitsun-
zufriedenheit.  Selbst  wenn  alle  Erwartungen  der  Mitarbeiter  bezüglich  der 
Hygienefaktoren  erfüllt  sind,  beginnen  sie  erst  Arbeitszufriedenheit  aufzubauen 
und Engagement zu zeigen, wenn sie die positiven Motivatoren vorfinden.
58
 Die 
56
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 28. 
57
 Vgl. Herzberg / Mausner / Snydermann (1967), S. 113-114. 
58
 Vgl. Jost (2000), S. 31-32. 
- 18 - 
Messlatte  für  Zufriedenheit  und  Unzufriedenheit  ist  aber  in  jedem  Fall  die 
Erwartungshaltung der Mitarbeiter.
59
Abbildung  4  veranschaulicht  die  Zweidimensionalität  von  Arbeitszufriedenheit 
bzw. Arbeitsunzufriedenheit nach Herzberg. Die Motivatoren werden als Kontent-
faktoren
 (engl. content = Inhalt) bezeichnet, weil sie sich schwerpunktmäßig auf 
den  Arbeitsinhalt  beziehen.  Die  Hygienefaktoren  sind  Kontextfaktoren  (engl. 
context = Zusammenhang), da sie eher das Arbeitsumfeld betreffen.
60
bessere Kontextfaktoren: 
keine Unzufriedenheit 
bessere Kontent- 
schlechtere Kontent- 
faktoren:    
Faktoren: 
Zufriedenheit 
keine Zufriedenheit
schlechtere Kontextfaktoren: 
Unzufriedenheit 
Abbildung 4: Zwei Faktoren-Theorie der Arbeitszufriedenheit 
61
Herzbergs  Theorie  ist  häufig  kritisiert  worden,  vor  allem  weil  die  Zuordnung 
bestimmter  Faktoren  zu  den  Motivatoren  oder  Hygienefaktoren  nicht  in  allen 
Untersuchungen  eindeutig  war.  So  könnte  man  das  Gehalt,  nach  Herzberg  ein 
Hygienefaktor, auch als Anerkennung, ein Motivator, interpretieren.
62
Dennoch  stellt  die  Theorie  einen  Meilenstein  dar,  weil  sie  den  Fokus  auf  die 
Gestaltung  der  Arbeitsinhalte  lenkt.  Eine  alleinige  Betrachtung  des  Arbeits-
umfeldes wäre demnach defizitär.
63
59
 Vgl. Albs (2005), S. 47. 
60
 Vgl. Fischer (1991), S. 9. 
61
 Vgl. Nerdinger (1995), S. 44. 
62
 Vgl. ebenda, S. 45. 
63
 Vgl. Dingler (1997), S. 27-28. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2009
- ISBN (eBook)
- 9783836644433
- DOI
- 10.3239/9783836644433
- Dateigröße
- 872 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg – Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Studiengang Betriebswirtschaftslehre
- Erscheinungsdatum
- 2010 (März)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- fehlzeiten absentismus arbeitsmotivation arbeitszufriedenheit krankenstand
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					