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Die Kosten mangelnder Finanzbildung am Beispiel deutscher Bundesschatzbriefe

©2009 Bachelorarbeit 60 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In der vorliegenden Thesis soll der Frage nachgegangen werden, welche Kosten für Investoren aufgrund mangelnder Finanzbildung entstehen können und dabei erläutert werden, worin die Ursachen dafür liegen. Der Begriff der ‘mangelnden Finanzbildung’ ist im Folgenden so zu verstehen, dass Investoren aufgrund unzureichenden Wissens, inflexiblen Verhaltens oder aus anderen ähnlichen Gründen nicht in der Lage sind, die optimal erzielbare Rendite aus, wie in dieser Untersuchung dargestellt, einem öffentlichen Schuldtitel zu erwirtschaften und in Folge dessen ein Minimum an Ertrag generieren. Als empirische Grundlage für diese Analyse soll der deutsche Bundesschatzbrief dienen: Dieser staatliche Schuldtitel ist ein weithin beliebtes Anlageprodukt, das in erster Linie zur Finanzbildung in der breiten Bevölkerungsschicht dienen soll.
Der Bundesschatzbrief ist dabei mit einigen Ausstattungsmerkmalen versehen, die es uns ermöglichen zu zeigen, dass flexibel und clever agierende Anleger im Vergleich zu unerfahrenen Marktteilnehmern die besonderen Eigenschaften des betrachteten Schuldtitels zu ihrem Vorteil ausnutzen können und dementsprechend eine höhere Rendite erzielen können als ihre Mitstreiter. Ein weiterer Punkt, warum der Bundesschatzbrief sich für diese Analyse besonders gut eignet, ist die Tatsache, dass er nicht börsengehandelt ist und somit frei von externen Einflüssen, wie z.B. Kursänderungsrisiken ist. Zusätzlich bieten die charakteristischen Ausstattungsmerkmale dieses Schuldtitels einen Raum, der bei einem entsprechenden Zeithorizont für die möglichen Entwicklungen der jeweiligen Anlagestrategien eine signifikante Größe annimmt, um ein valides und aussagekräftiges Ergebnis zu liefern. Die nachfolgende Arbeit ist dabei so gestaltet, dass zunächst in Kapitel 2 ein genauerer Blick auf den deutschen Bundesschatzbrief geworfen werden soll. Dabei soll ein allgemeines, grundlegendes Bild vermittelt werden, dass uns Informationen zu der Historie, zu den geschäftlichen Konditionen und zu den besonderen Ausstattungsmerkmalen dieses Anlageprodukts liefert. In Kapitel 3 soll dann zunächst ein theoretisches Fundament gebildet werden, welches die eigentlichen Grundzüge der mangelnden Finanzbildung aufgreifen wird.
Dabei soll auf einige wichtige wissenschaftliche Monographien eingegangen werden, die sich mit diesem Thema auf den unterschiedlichsten wirtschaftswissenschaftlichen Gebieten auseinandersetzen. Aus diesen Thesen soll […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Johannes Jasper
Die Kosten mangelnder Finanzbildung am Beispiel deutscher Bundesschatzbriefe
ISBN: 978-3-8366-4386-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main,
Deutschland, Bachelorarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

II
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis ... IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1
Einleitung ... - 1 -
2
Der Bundesschatzbrief ... - 3 -
3
Definition einer mangelnden Finanzbildung ... - 7 -
4
Empirische Betrachtung von Bundesschatzbriefen ... - 12 -
4.1
Annahmen und Restriktionen der Untersuchung ... - 12 -
4.2
Gewinnung und Ausarbeitung des Datensatzes ... - 15 -
4.3
Auswertung und Analyse der gewonnenen Ergebnisse ... - 22 -
4.3.1
Renditeentwicklung des unerfahrenen Anlegers ... - 22 -
4.3.2
Renditeentwicklung des erfahrenen Anlegers ... - 24 -
4.4
Gegenüberstellung der Renditeentwicklungen ... - 28 -
4.4.1
Ergebnis der Typ B-Simulation ... - 28 -
4.4.2
Ergebnis der Typ A-Simulation ... - 31 -
5
Vergleich zur Zinsstrukturkurve ... - 33 -
6
Gegenüberstellung der Marktteilnehmer ... - 37 -
7
Abschlussbetrachtung / Fazit ... - 41 -
Literaturverzeichnis ... - 44 -
Anhang ... - 46 -
Bundesschatzbriefemissionen seit 1988 ... - 46 -
Zinsstrukturkurvenberechnung nach Svensson ... - 52 -

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: BSB-Handelstage / Verlauf des 1-Jahres BSB-Zins ... - 4 -
Abbildung 2: Valutastruktur bei der act/act-Methode ... - 17 -
Abbildung 3: Ertragsentwicklungen der Anlagen in den BSB Typ B ... - 28 -
Abbildung 4: BSB-Einjahreszins vs. einjährige Staatsanleihe im Zeitverlauf ... - 30 -
Abbildung 5: BSB-Zinsverlauf Typ B ,,Myope" gegen die Zinsstrukturkurven ... - 35 -
Abbildung 6: BSB-Zinsverlauf Typ B ,,Sophisticate" gegen die Zinsstrukturkurven ... - 35 -
Abbildung 7: BSB-Zinsverlauf Typ A ,,Myope" gegen die Zinsstrukturkurven ... - 36 -
Abbildung 8: BSB-Zinsverlauf Typ A ,,Sophisticate" gegen die Zinsstrukturkurven ... - 36 -
Abbildung 9: Ertragsentwicklung bei unterschiedlichen Anlagebeträgen ... - 42 -

IV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vergleich von Ertragsentwicklungen ... - 19 -
Tabelle 2: Jährliche Ausschüttungen BSB Typ A ... - 31 -
Tabelle 3: Empirischer Zinsstrukturvergleich ... - 34 -
Tabelle 4: BSB Absatz- und Umlaufzahlen ... - 38 -
Tabelle 5: BSB-Emissionen von 02/1988 bis 12/2007 ... - 51 -

V
Abkürzungsverzeichnis
BMF: Bundesministerium für Finanzen
Bps: Basispunkte
BSB: Bundesschatzbrief
DFA: Deutsche Finanzagentur GmbH
DSGV: Deutscher Sparkassen- und Giroverband
EZB: Europäische Zentralbank
FB: Finanz Betrieb (Journal)
JoF: The Journal of Finance
JRU: Journal of Risk and Uncertainty
MIT: Massachusetts Institute of Technology
NBER: National Bureau of Economic Research
OTC: Over The Counter (Außerbörslicher Direkthandel)
Rlz: Restlaufzeit
ZfB: Zeitschrift für Betriebswirtschaft

- 1 -
1
Einleitung
In der vorliegenden Thesis soll der Frage nachgegangen werden, welche Kosten für
Investoren aufgrund mangelnder Finanzbildung entstehen können und dabei erläutert
werden, worin die Ursachen dafür liegen. Der Begriff der ,,mangelnden Finanzbildung"
ist im Folgenden so zu verstehen, dass Investoren aufgrund unzureichenden Wissens,
inflexiblen Verhaltens oder aus anderen ähnlichen Gründen nicht in der Lage sind, die
optimal erzielbare Rendite aus, wie in dieser Untersuchung dargestellt, einem öffentli-
chen Schuldtitel zu erwirtschaften und in Folge dessen ein Minimum an Ertrag generie-
ren. Als empirische Grundlage für diese Analyse soll der deutsche Bundesschatzbrief
dienen: Dieser staatliche Schuldtitel ist ein weithin beliebtes Anlageprodukt, das in ers-
ter Linie zur Finanzbildung in der breiten Bevölkerungsschicht dienen soll. Der Bundes-
schatzbrief ist dabei mit einigen Ausstattungsmerkmalen versehen, die es uns ermögli-
chen zu zeigen, dass flexibel und clever agierende Anleger im Vergleich zu unerfahre-
nen Marktteilnehmern die besonderen Eigenschaften des betrachteten Schuldtitels zu
ihrem Vorteil ausnutzen können und dementsprechend eine höhere Rendite erzielen
können als ihre Mitstreiter. Ein weiterer Punkt, warum der Bundesschatzbrief sich für
diese Analyse besonders gut eignet, ist die Tatsache, dass er nicht börsengehandelt ist
und somit frei von externen Einflüssen, wie z.B. Kursänderungsrisiken ist. Zusätzlich
bieten die charakteristischen Ausstattungsmerkmale dieses Schuldtitels einen Raum, der
bei einem entsprechenden Zeithorizont für die möglichen Entwicklungen der jeweiligen
Anlagestrategien eine signifikante Größe annimmt, um ein valides und aussagekräftiges
Ergebnis zu liefern. Die nachfolgende Arbeit ist dabei so gestaltet, dass zunächst in Ka-
pitel 2 ein genauerer Blick auf den deutschen Bundesschatzbrief geworfen werden soll.
Dabei soll ein allgemeines, grundlegendes Bild vermittelt werden, dass uns Informatio-
nen zu der Historie, zu den geschäftlichen Konditionen und zu den besonderen Ausstat-
tungsmerkmalen dieses Anlageprodukts liefert. In Kapitel 3 soll dann zunächst ein theo-
retisches Fundament gebildet werden, welches die eigentlichen Grundzüge der man-
gelnden Finanzbildung aufgreifen wird. Dabei soll auf einige wichtige wissenschaftliche
Monographien eingegangen werden, die sich mit diesem Thema auf den unterschied-
lichsten wirtschaftswissenschaftlichen Gebieten auseinandersetzen. Aus diesen Thesen
soll anschließend ein Konstrukt erstellt werden, dass dabei helfen wird, die nachfolgen-
de empirische Untersuchung der Bundesschatzbriefe hinsichtlich der Investitionsent-

- 2 -
scheidungen der Anleger genauer zu analysieren und zu verstehen. Zuvor werden aber
in dem Unterkapitel 4.1 einige allgemeine und spezielle Restriktionen aufgestellt, die
dazu dienen sollen, die nachfolgende Simulation in einem wohldefinierten Rahmen
durchlaufen zu lassen. Dabei sollen zunächst Annahmen getroffen werden, die das all-
gemeine Umfeld der Untersuchung und die speziellen Entscheidungsprozesse der zu
vergleichenden Akteure festlegen. Kapitel 4.2 erläutert, aufbauend auf den zuvor festge-
legten Restriktionen, den Werdegang der Simulation. Dabei wird zuerst der Anlagepro-
zess des unerfahrenen Akteurs anhand des Bundesschatzbriefes Typ B und dann des
Typ A simuliert. Da der Anlageprozess des Bundesschatzbriefes vom Typ A komplexer
verläuft, wird daher zuerst mit dem Typ B begonnen, um so einen leichteren Einstieg in
die Simulationen zu finden. Nach Abschluss der beiden Simulationen werden diese
dann in dem Unterkapitel 4.3.2 auf entsprechende Art und Weise für den erfahrenen
Anleger durchgeführt und analysiert. Aus den Erkenntnissen der vier durchgeführten
Simulationen sollen diese dann im Unterkapitel 4.4 miteinander verglichen werden, um
erste Ergebnisse festhalten zu können. Dabei erfolgt die Gegenüberstellung nach den
Bundesschatzbrieftypen, so dass die Ergebnisse der beiden Anleger getrennt nach den
Anlageklassen miteinander verglichen werden können. Anschließend erfolgt in Kapitel
5 ein Vergleich der Bundesschatzbriefe zu den vorliegenden Zinsstrukturkurven, um die
gewonnenen Erkenntnisse aus den Simulationen in einen direkten Bezug zum Markt
setzen zu können. Dabei erfolgt neben der speziellen Betrachtung der Simulationen im
Bezug zur Zinsstrukturkurve auch ein allgemeiner Vergleich aller Bundesschatzbriefe
zum Markt, die in dem gewählten Betrachtungszeitraum von 1988 bis 2008 vom Bund
ausgegeben worden sind. Dabei lassen sich schon erste Rückschlüsse in Bezug auf die
Aussagen aus Kapitel 2 und 4 ziehen, die dann zusätzlich in Kapitel 6 unter Berücksich-
tigung der theoretischen Modelle aus Kapitel 3 weiter ausgearbeitet werden sollen. Ka-
pitel 6 untersucht dabei zunächst die Rolle des Bunds als Emittenten, um dann aus die-
sen Erkenntnissen die in Kapitel 3 aufgestellten Thesen hinsichtlich ihres Aussagege-
halts zu bestätigen bzw. zu verwerfen. Zum Ende sollen dann in einem Fazit nochmal
alle gewonnenen Ergebnisse in einen direkten Bezug zueinander gesetzt werden, um
abschließend eine Aussage darüber treffen zu können, ob es in einem Markt für Bundes-
schatzbriefe möglich ist, Kosten einer mangelnden Finanzbildung zu definieren und
wenn ja, wie diese ausfallen, welche Vorteile der erfahrene Anleger gegenüber seinem
unerfahrenen Mitstreiter erwirtschaften kann und welche Strategien im Hinblick auf die

- 3 -
Zinsstruktur eines Bundesschatzbriefes zu welchem Zeitpunkt sich als die beste heraus-
stellt um mögliche Kosten bei der Finanzbildung zu vermeiden.
2
Der Bundesschatzbrief
Der deutsche Bundesschatzbrief wurde vor 40 Jahren, im Jahre 1969
1
, von der Bundes-
republik Deutschland im Rahmen der staatlichen Kreditaufnahme in Form einer Dauer-
emission emittiert. Der allgemeine Grundgedanke, der auch heute noch hinter der Emis-
sion des Bundesschatzbriefes steht ist es, eine Anlageform anzubieten, die der Vermö-
gensbildung der allgemeinen breiten Bevölkerungsschicht dienen soll
2
und dabei auch
zeitweilen ein nicht unbedeutendes Instrument zur Finanzierung des Bundeshaushaltes
darstellt
3
. Demzufolge dürfen auch nur natürliche Personen und gebietsansässige Orga-
nisationen mit gemeinnützigem, mildtätigem und/oder kirchlichem Hintergrund dieses
Anlageprodukt erwerben. Die Stückelung beträgt seit dem Jahre 2002 0,01 Euro bei
einem Mindestanlagebetrag von 50,00 Euro pro Person
4
. Zuvor lag die Stückelung bei
0,01 DM bei einem Mindestanlagebetrag von 100 DM
5
. Der Bundesschatzbrief wird in
zwei Formen angeboten: Dem sogenannten Typ A- und dem Typ B-Bundesschatzbrief.
Der Typ A hat eine Laufzeit von sechs Jahren, wobei die Ausschüttung zum jeweiligen
Zinssatz nachschüssig am Ende eines Jahres an den Gläubiger erfolgt. Der Typ B besitzt
eine Laufzeit von sieben Jahren und ist thesaurierend, so dass die anfallenden Zinszah-
lungen nicht ausgeschüttet sondern wieder angelegt werden und somit einen zusätzli-
chen Zinseszinseffekt bei Rückzahlung auf den Nennwert bewirken
6
. Die dabei seit Ja-
nuar 1999 angewandte Zinsberechnung für den Bundesschatzbrief erfolgt nach der ta-
gesgenauen Zinsberechnungsmethode (act/ act)
7
. Hierbei ist zu beachten, dass die zug-
rungegelegten Tage im Jahr den maximalen Stückzinstagen entsprechen müssen
8
. Eine
der besonderen Merkmale ist die Zinsstruktur des Bundesschatzbriefes: Sie ist gestaf-
1
Wilkens, Baule und Entrop 2003, S. 906
2
BMF 2006, S. 1
3
Dickertmann 1980, S.147 f.
4
DFA März 2009, S. 4
5
Wilkens, Baule und Entrop 2003, S. 926
6
BMF 2006, S.3
7
DFA März 2009, S.6
8
Hamke 2006, S. 46

- 4 -
0%
1%
2%
3%
4%
5%
6%
7%
8%
9%
10%
0
25
50
75
100
125
Feb. 88
Feb. 93
Feb. 98
Feb. 03
Feb. 08
Erstjahreszins Handelstage BSB
Tage
felt, was bedeutet, dass der zugrundeliegende Nominalzinssatz jährlich steigt und somit
der Anleger mit fortlaufender Haltedauer eine höhere Rendite erwarten kann. Dieses
charakteristische Ausstattungsmerkmal soll dazu dienen, dem Anleger einen Anreiz zu
bieten, die gekaufte Emission möglichst lange zu halten um somit eine vergleichsweise
hohe Endrendite zu erhalten
9
. Hinzu kommt, dass der Spread des Erstjahreszinses bei
einem Bundesschatzbrief in der Regel zunächst unter und in den folgenden Jahren im
Mittel über dem durchschnittlichen, risikofreien Marktzins liegt
10
, wie wir im Folgenden
aber noch genauer betrachten werden. Der Grund für den Erstjahreszins unter Marktni-
veau liegt besonders darin, dass der Bundesschatzbrief nicht wie etwa eine Bundesan-
leihe, am freien Markt gehandelt wird, sondern nur im Direkthandel bei der Deutschen
Finanzagentur GmbH (DFA), als stellvertretender Emittent für den Bund, erworben
werden kann
11
. Um trotzdem ein adäquates Zinsniveau bieten zu können, gibt die Deut-
sche Finanzagentur GmbH in unregelmäßigen Abständen neue Ausgaben des Bundes-
schatzbriefes heraus. Wie in Abbildung 1 dargestellt, beläuft sich dabei die durch-
schnittliche Verkaufsdauer auf ca. 55 Tage
12
. Dabei ist auffällig, dass besonders in den
vergangenen fünf Jahren die Zeitabstände zwischen den jeweiligen Handelstagen sehr
viel geringer geworden sind als z.B. am Ende der achtziger Jahre. Der zusätzlich abge-
bildete Verlauf des Einjahreszinses der Bundesschatzbriefe verdeutlicht zudem, dass in
9
Dickertmann 1980, S.147
10
Wilkens, Baule und Entrop 2003, S. 907
11
BMF 2006, S.1
12
Eigene Berechnung anhand von Emissionsdaten, zur Verfügung gestellt von der DFA
Abbildung 1: BSB-Handelstage / Verlauf des 1-Jahres BSB-Zins
Quelle: Eigene Berechnung anhand von Emissionsdaten der DFA

- 5 -
Zeiten, in denen das Zinsniveau sehr hoch war, die Abstände zwischen den Verkaufsta-
gen ebenfalls sehr groß waren. Folglich wird hier ersichtlich, dass die Emissionen neuer
Bundesschatzbriefe keinem festen Schema folgen, sondern diese folglich
je nach Bedarf
ausgegeben werden. Für den Gläubiger besteht dabei grundsätzlich immer die Möglich-
keit, nach einer vorgeschriebenen Mindesthaltedauer von einem Jahr, innerhalb von 30
Zinstagen den Bundesschatzbrief bis zu einem Betrag von maximal 5.000 Euro pro Per-
son zu pari vorzeitig zurückzugeben
13
. Bei Emissionen bis zum 31.12.2001 beläuft sich
entsprechend der Rückgabebetrag auf höchstens 10.000 DM pro Person
14
. Dabei bezie-
hen sich die 30 Zinstage lediglich auf den Rückgabetrag, so dass der Gläubiger bei einer
Anlagesumme von über 5.000 Euro diese nicht gleichzeitig umtauschen oder zurückfor-
dern kann, sondern dies in Intervallen von 30 Zinstagen schrittweise erfolgt
15
. Bei einer
vorzeitigen Rückgabe wird dem Gläubiger bei einem Bundeschatzbrief vom Typ A der
Nennwert unter Zurechnung der angefallenen Stückzinsen auf den zu dem Zeitpunkt
geltenden Zinssatz zurückgezahlt. Bei einer Rücknahme eines Bundesschatzbriefes vom
Typ B erhält der Gläubiger den angesammelten Rückzahlungsbetrag, welcher sich aus
gesonderten Tabellen ergibt
16
. Wie schon erläutert, ist es für den Anleger unter norma-
len Umständen nicht möglich, eine Ausgabe vor Ablauf der einjährigen Frist zurückzu-
geben, jedoch besteht für ihn die Möglichkeit, vorzeitig ohne Berücksichtigung der
Sperrfrist seine Ausgabe an Dritte zu übertragen, die zum Erwerb berechtigt sind. Eine
Übertragung an das Kreditinstitut des Gläubigers ist ausnahmsweise möglich, wenn sich
der Gläubiger in einer finanziellen Notlage befindet. Das Kreditinstitut darf jedoch in
diesem Falle nicht als Zwischenhändler fungieren und dementsprechend die Bundes-
schatzbriefausgabe nicht an Dritte weiterveräußern
17
. Eine vorzeitige Kündigung seitens
des Schuldners ist ausgeschlossen. Dieses sog. Gläubigerkündigungsrecht des Anlegers
gegenüber dem Schuldner und der ausschließliche außerbörsliche Handel von Bundes-
schatzbriefen sind zwei wesentliche Charakteristika, die sich auch in dem Zinssatz nie-
derschlagen
18
: Wie schon bereits angesprochen, liegt in der Regel der Erstjahreszins
13
Wilkens, Baule und Entrop 2003, S. 905
14
Dickertmann 1980, S.147
15
Diese Aussage wurde auf telefonischer Nachfrage von der DFA bestätigt.
16
BMF 2006, S.4
17
DFA Oktober 2009 b, Seite 1
18
Dickertmann 1980, S.148

- 6 -
unter dem risikofreien Marktzins, was sich damit begründen lässt, dass eine Risikoprä-
mie für etwaige Kursverluste für den Gläubiger entfällt
19
. Alternativ
zu einer vorzeitigen
Rückgabe besteht für den Gläubiger aber auch die Möglichkeit, kostenfrei in eine ande-
re gehandelte Ausgabe des Bundesschatzbriefes oder in eine andere Anlageklasse des
Bundes, wie z.B. in Finanzierungsschätze, Bundesobligationen
20
oder auch seit kurzem
in Tagesanleihen des Bundes etc. zu wechseln. Für den Wechsel oder eine Wiederanla-
ge in eines der genannten Anlageprodukte gelten die gleichen Emissionsbedingungen
wie bei einem Neuerwerb. Erfolgt dabei der Wechsel aus einem vom Anleger gehalte-
nen Bundesschatzbrief in eine neu gehandelte Ausgabe, so geschieht dies unter der Be-
rücksichtigung der jeweils angefallenen Stückzinsen. Da der Bundesschatzbrief nicht an
der Börse, sondern nur über den Direkthandel (OTC) erworben werden kann, gibt es
folglich auch keinen Sekundärmarkt für diesen Schuldtitel, und es können stets nur ak-
tuell laufende Ausgaben zum Nennwert erworben werden, wobei anfallende Stückzin-
sen entsprechend verrechnet werden. Über den Direkthandel kann der Anleger den
Bundesschatzbrief entweder über Banken, Sparkassen oder Kreditgenossenschaften
erwerben
21
. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, direkt bei der Bundesrepublik
Deutschland, stellvertretend durch die Deutsche Finanzagentur GmbH, den Bundes-
schatzbrief zu kaufen. Die zulässigen Zahlungsverfahren sind das Lastschrift-, das
Überweisungsverfahren und der Kaufauftrag via Internetbanking: Im Überweisungsver-
fahren überweist der Anleger eine Betrag auf ein Konto bei der Deutschen Bundesbank,
aus dem dann der maximal mögliche Nennwert bei entsprechender Stückzinsberück-
sichtigung erworben wird. Bei dem Lastschriftverfahren gibt der Anleger den ge-
wünschten Nennwert an, der dann, wieder unter Berücksichtigung von Stückzinsen, von
der Deutschen Finanzagentur von dem zu belastenden Konto eingezogen wird. Bei einer
Direktanlage bei der Deutschen Finanzagentur beträgt der Mindestanlagebetrag 52,00
Euro bei einer Stückelung von 0,01 Euro
22
. Zusätzlich ist der Besitz eines Schuldbuch-
kontos voraussetzend erforderlich, um die erworbenen Bundesschatzbriefe darin zu do-
kumentieren
23
. Ein interessanter Aspekt ist, dass der Erwerb und die Veräußerung bzw.
19
Dickertmann 1980, S.148
20
DFA März 2009, S.13
21
DFA März 2009, S.6
22
BMF 2006, S.2
23
BMF 2006, S.2

- 7 -
die Rückgabe prinzipiell gebühren- und spesenfrei sind, was den Bundesschatzbrief
neben den oben genannten Eigenschaften wie den Gläubigerkündigungsschutz und den
Schutz vor Kursrisiken hinsichtlich der Nebenkosten für kostenbewusste und risikoa-
verse Gläubiger zu einem interessanten Anlageprodukt macht. Auch die Verwaltung
durch die Deutsche Finanzagentur ist kostenfrei, wobei bei einer Depotführung der
Vermögenswerte durch ein nichtstaatliches Kreditinstitut entsprechende Gebühren an-
fallen können, falls der Anleger bei Erwerb der Bundesschatzbriefe keinen Auftrag zur
Eintragung in das Bundesschuldbuch bei seinem depotführenden Kreditinstitut erteilt
24
.
Unter rechtlichen Gesichtspunkten erhält der Gläubiger für den Erwerb von Bundes-
schatzbriefen keine Wettpapierurkunde o.ä., sondern kann sich wahlweise als Miteigen-
tümer in einer Sammelbuchforderung oder in einer Einzelbuchforderung gegenüber der
Bundesrepublik Deutschland eintragen lassen. Die Sammelbuchforderung für die Bun-
desschatzbriefe im Bundesschuldbuch wird dabei bei der Clearstream Banking AG
Frankfurt geführt
25
.
3
Definition einer mangelnden Finanzbildung
Um das Ziel der nachfolgenden empirischen Untersuchung, nämlich die Bestimmung
der Kosten einer mangelnden Finanzbildung für einen Investor genauer verstehen zu
können, muss zunächst einmal ein theoretisches Fundament geschaffen werden, dass die
charakteristischen Ausprägungen der Marktteilnehmer festlegt. Allgemein gesprochen
bezieht sich diese Analyse auf das Zusammenspiel zweier Marktteilnehmer, die sich
unterschiedlich schlau, flexibel und /oder ambitioniert in verschiedenen Situationen
verhalten und letztendlich aufgrund ihrer angelernten oder gesellschaftlich geprägten
Fertigkeiten unterschiedlich hohe Kosten tragen bzw. Erträge generieren können. Dieses
Verhaltensanalyse soll zeigen, dass z.B. ,,gut informierte und flexibel reagierende Anle-
ger"
26
gegenüber unerfahrenen Marktteilnehmern in einer gleichen Ausgangssituation in
der Lage sind, ein besseres Ergebnis zu erzielen als ihre kurzsichtigen Mitstreiter und
sich dadurch einen gewissen Vorteil erarbeiten können. Wie wir im Folgenden anhand
verschiedener wissenschaftlicher Monographien feststellen werden, ist der Anwen-
24
DFA März 2009, S.6
25
DFA März 2009, S.5
26
Dickertmann 1980, S.149

- 8 -
dungsbereich dieses Themas sehr weit gefächert, wobei jedoch das Ergebnis bei einer
allgemeinen Betrachtung immer auf ein ähnliches Resümee hinauslaufen wird. Daher ist
es für unsere Ausarbeitung in der Hinsicht interessant, ob sich die nachfolgend darge-
stellten wissenschaftlichen Monographien auch auf die Analyse der Finanzbildung mit-
hilfe von Bundesschatzbriefen transferieren lassen und dabei helfen werden, die Ergeb-
nisse der Auswertung in einen plausiblen Zusammenhang zu setzen. Eine wichtige Mo-
nographie in diesem Zusammenhang ist z.B. John Campbells Aufsatz ,,Household Fi-
nance" (August 2006): Er untersucht darin das Anlageverhalten im Bereich der Haus-
kreditfinanzierung von verschiedenen privaten Haushalten hinsichtlich ihrer Effizienz
und versucht dabei die Fehlerquellen zu bestimmen, die die Ursachen für einen ineffek-
tiven und fehlerhaften Entscheidungsprozess bezüglich der Finanzierungen darstellen.
Er differenziert die Anleger dabei nicht unbedingt nur nach dem Bildungsstand des Ein-
zelnen, sondern sieht die Diskrepanzen zwischen den Subjekten neben dem Wissen an
sich, in weiteren Kriterien wie Einkommen, Alter, ethnischen Abstammung, gesell-
schaftliches Umfeld und das eigene Risikobewusstsein
27
. Dies bedeutet z.B., dass jünge-
re Anleger aus einer wohlhabenden, gebildeten Gesellschaftsschicht tendenziell erfolg-
reichere Anlageentscheidungen treffen als Menschen, die nicht aus diesen Kreisen
stammen. Der Aspekt des Risikobewusstseins und des Verständnisses über die zugrun-
deliegenden Entscheidungssituationen wird dabei auch speziell von Heath und Tversky
(1991) aufgegriffen: In ihrem Aufsatz untersuchen sie die Beziehung zwischen der Häu-
figkeit von Wetten und dem subjektiven Wissen der einzelnen Akteure im Zusammen-
hang mit der Bereitschaft, auf bestimmte Wettmodelle aufgrund ihrer Selbstsicherheit
einzugehen oder es andernfalls zu unterlassen. Nach der Untersuchung von Wetten in
verschiedenen Umweltsituationen halten sie als Ergebnis fest, dass Akteure, die sich
ihrer Sache sicher sind, eine höhere Handlungs- bzw. Wettfrequenz aufweisen als unsi-
chere Teilnehmer
28
. John Graham greift diese Beobachtung von Heath und Tversky in
seinem Aufsatz ,,Investors Competence, Trading Frequency, and Home Bias" (2005)
auf, transferiert diese auf den Anlagemarkt und erweitert sie noch um die Feststellung,
dass neben der höheren Zahl an Handlungen auch das Umfeld der Anlagemöglichkeiten,
sprich internationale versus nationale Märkte zunimmt, je sicherer und erfahrener die
27
Campbell 2006, S.1566
28
Heath und Tversky 1991, S.7

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836643863
DOI
10.3239/9783836643863
Dateigröße
917 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2010 (März)
Note
1,0
Schlagworte
bundesschatzbriefe behavioral finance zinsstrukturkurve svensson-methode valuta-bestimmung
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Titel: Die Kosten mangelnder Finanzbildung am Beispiel deutscher Bundesschatzbriefe
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