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Irland - Eine Volkswirtschaft im Wandel

©2006 Diplomarbeit 85 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Schlagwort der Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert ist nicht nur für viele Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch für Medien und Konsumenten, Produzenten und Politiker gleichermaßen die Globalisierung. Von Kritikern verteufelt, von Befürwortern als die Heil bringende Lösung für marode Wirtschaftsysteme gepriesen, ist der Begriff in aller Munde. Es stellt sich die Frage, was ist Globalisierung und was bringt sie eigentlich mit sich?
Kurz gefasst lässt sich Globalisierung als ‘ein Veränderungsprozess [erläutern], der auf die Kombination von zunehmender grenzüberschreitender Aktivität und Informationstechnologie zurück zu führen ist.’ Sie ist gekennzeichnet durch die Mobilität des Kapitals möglicher Investoren, die globale Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen und der allgemeinen Öffnung von Märkten.
Dass dieser Prozess nicht gänzlich unkritisch zu betrachten bleibt, steht außer Frage, soll aber hier nicht weiter diskutiert werden. Umfassende Informationen zur Globalisierungskritik, die sich in den letzten Jahren immer stärker manifestiert, findet man u.a. bei Chossudovsky, der vor allem die Verlagerung von Betriebstätten industrieller Produktion aus den Industrieländern in die Entwicklungs- und Schwellenländer betrachtet und den Einfluss internationaler Finanz- und Bankunternehmen kritisiert.
An dieser Stelle soll vielmehr die Globalisierung als grundsätzlicher Ausgangspunkt für die Betrachtung der Wirtschaftsentwicklung der Republik Irland als gegeben angenommen werden. Da Irlands Entwicklung abhängig ist von der globalisierten Weltwirtschaft, ist es in diesem Zusammenhang besonders interessant.
Die Entwicklung dieser Volkswirtschaft, die innerhalb der Europäischen Union in ihrer Art zugleich ein einzigartiger Erfolg ist und unter Umständen ein exemplarisches Vorbild für andere Nationen in ihrer Wirtschaftspolitik sein kann, soll an dieser Stelle untersucht werden. Gründe und Wege der Entwicklung sollen analysiert werden, um herauszuarbeiten, inwiefern es Möglichkeiten gibt, den irischen Weg auf andere Wirtschaftssysteme und Volkswirtschaften zu übertragen. Dabei sollen diese Entwicklung nicht unkritisch betrachtet, sondern auch Grenzen und Probleme des irischen Weges aufgezeigt werden und ein Ausblick gegeben werden, ob das irische Wirtschaftwunder zukunftsfähig ist und bleiben wird.
Einen theoretischen Rahmen, in dem die irische Volkswirtschaft untersucht werden soll, bilden neben den bekannten Tendenzen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Heike Klix
Irland - Eine Volkswirtschaft im Wandel
ISBN: 978-3-8366-4358-0
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

2
Inhalt
2. Vorbetrachtungen... 4
3. Irland vor dem Beitritt zur EU ... 9
3.1. Überblickinformationen ... 9
3.2 Geschichte Irlands auf dem Weg in die EU ... 10
3.3. Wirtschaftsrückblick und ­entwicklung... 12
3.4. Überblick über Wirtschaft, Branchen und Sektoren ... 15
4. Wirtschaftspolitik in Irland nach dem EU-Beitritt von 1973 ... 17
4.1. Überblick über die Entwicklung wichtiger wirtschaftlicher Indikatoren... 17
4.1.1. Arbeitslosigkeit ... 19
4.1.2. Wirtschaftswachstum ... 25
4.2. Irlands gegenwärtige Finanzpolitik... 28
4.3. Irlands gegenwärtige Steuerpolitik in ausgewählten Bereichen ... 32
4.3.1. Körperschaftssteuer ... 33
4.3.2. Umsatzsteuer ... 37
4.3.3. Der IFSC, mehr als nur ein Gebiet mit verringerter Körperschaftssteuer
... 38
4.4. Ausblick für die irische Wirtschaft ... 40
5. Strukturpolitik der EU und in Irland... 42
5.1. Strukturpolitik der EU ­ ein Überblick ... 42
5.2. Irland und die Strukturpolitik ... 47
5.2.1. Irland als Ziel 1 Region... 49
5.2.2. Irland und INTERREG... 54
5.2.3. Irland und LEADER ... 57
5.2.4. Irland und URBAN... 59
5.2.5. Irland und EQUAL ... 60
5.3. Aktuelle Entwicklung durch die EU Osterweiterung ... 61
5.4. Ergebnisse der EU Strukturpolitik ... 63
6. Abschließende Betrachtungen ... 65
7. Literaturverzeichnis ... 69
8.Anhang ...76

3

4
2. Vorbetrachtungen
Das Schlagwort der Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert ist nicht nur für viele
Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch für Medien und Konsumenten,
Produzenten und Politiker gleichermaßen die Globalisierung. Von Kritikern
verteufelt, von Befürwortern als die Heil bringende Lösung für marode
Wirtschaftsysteme gepriesen, ist der Begriff in aller Munde. Es stellt sich die
Frage, was ist Globalisierung und was bringt sie eigentlich mit sich?
Kurz gefasst lässt sich Globalisierung, als ,,ein Veränderungsprozess [erläutern],
der auf die Kombination von zunehmender grenzüberschreitender Aktivität und
Informationstechnologie zurück zu führen ist."
1
Sie ist gekennzeichnet durch die
Mobilität des Kapitals möglicher Investoren, die globale Verfügbarkeit von Gütern
und Dienstleistungen und der allgemeinen Öffnung von Märkten.
2
Dass dieser Prozess nicht gänzlich unkritisch zu betrachten bleibt, steht außer
Frage, soll aber hier nicht weiter diskutiert werden. Umfassende Informationen zur
Globalisierungskritik, die sich in den letzten Jahren immer stärker manifestiert,
findet man u.a. bei Chossudovsky, der vor allem die Verlagerung von
Betriebstätten industrieller Produktion aus den Industrieländern in die
Entwicklungs- und Schwellenländer betrachtet und den Einfluss internationaler
Finanz- und Bankunternehmen kritisiert.
3
An dieser Stelle soll vielmehr die Globalisierung als grundsätzlicher
Ausgangspunkt für die Betrachtung der Wirtschaftsentwicklung der Republik Irland
als gegeben angenommen werden. Da Irlands Entwicklung abhängig ist von der
globalisierten Weltwirtschaft, ist es in diesem Zusammenhang besonders
interessant.
Die Entwicklung dieser Volkswirtschaft, die innerhalb der Europäischen Union in
ihrer Art zugleich ein einzigartiger Erfolg ist und unter Umständen ein
exemplarisches Vorbild für andere Nationen in ihrer Wirtschaftspolitik sein kann,
soll an dieser Stelle untersucht werden. Gründe und Wege der Entwicklung sollen
analysiert werden, um herauszuarbeiten, inwiefern es Möglichkeiten gibt, den
irischen Weg auf andere Wirtschaftssysteme und Volkswirtschaften zu übertragen.
Dabei sollen diese Entwicklung nicht unkritisch betrachtet, sondern auch Grenzen
1
Moss Kanter (1996), S. 44
2
Vgl. Moss Kanter (1996), S. 45ff
3
Vgl. Chossudovsky (2003), S. 303ff

5
und Probleme des irischen Weges aufgezeigt werden und ein Ausblick gegeben
werden, ob das irische Wirtschaftwunder zukunftsfähig ist und bleiben wird.
Einen theoretischen Rahmen, in dem die irische Volkswirtschaft untersucht
werden soll, bilden neben den bekannten Tendenzen der Globalisierung die
Modelle des Systemwettbewerbs und im speziellen das Modell des
Standortwettbewerbs.
In der Literatur versteht man unter Systemwettbewerb die Konkurrenz
verschiedener institutioneller Systeme auf internationaler Ebene
4
. So können zum
Beispiel verschiedene Krankenversicherungs-, Steuer- oder Gesellschaftssysteme
auf ihre Vor­ und Nachteile im Wettbewerb der immobilen Produktionsfaktoren
(Arbeit) um die mobilen Produktionsfaktoren (Kapital) untersucht werden. Dieser
Prozess umfasst sowohl ökonomische als auch politische Elemente
5
.
Seliger erläutert den Systemwettbewerb als Möglichkeit der am
Wirtschaftsgeschehen teilnehmenden Unternehmen ,,ihren Standort [zu] wechseln,
um institutionellen Rigiditäten zu entgehen." Zudem geht er davon aus, dass ,,die
Nachfrager von Institutionen (Investoren, Konsumenten, Steuerzahler, Importeure)
die Arbitrage aus deren unterschiedlichen Design [nutzen], um ökonomische
Vorteile zu erzielen."
6
Die Funktionsweise dieser Konkurrenz wird erläutert durch das Prinzip des
Standortwettbewerbs. Zwar werden mitunter die Begriffe Systemwettbewerb und
Standortwettbewerb
7
synonym verwendet, wie beispielsweise von Holger Dümler
8
,
hier wird aber prinzipiell vom Standortwettbewerb gesprochen.
In der Literatur wird Standortwettbewerb gekennzeichnet, als ein internationaler
Wettbewerb um Produktionsfaktoren, der auf drei verschiedenen Ebenen abläuft.
Zum einen konkurrieren Unternehmer mit ihren Produkten auf den Güter- und
Dienstleistungsmärkten der Welt um Marktanteile und Absatzchancen. Auf einer
zweiten Ebene stehen Staaten miteinander im Wettbewerb, auf den
Faktormärkten wetteifern sie um mobile Produktionsfaktoren wie Kapital und
technisches Wissen. Die dritte Ebene stellt eher einen indirekten Wettbewerb dar.
4
Vgl. Kösters et al (2003), S.7ff
5
Vgl. Apolte et al (1999), S.7
6
Seliger (1998), S.263
7
Vgl. Kösters et al (2003) S.7
8
Vgl: Dümler (2000), S.12

6
Es wird impliziert, dass immobile Arbeitskräfte über komplexe Zusammenhänge
9
im internationalen Wettbewerb miteinander stehen.
Der Erfolg eines Staates im internationalen Standortwettbewerb ist abhängig von
zahlreichen Einflussgrößen, z.B. von staatlich fixierten Standortfaktoren. Zu diesen
gehören u.a. die Infrastruktur und die Steuer- und Abgabenlast im jeweiligen Land.
Diese Größen sind es auch, durch deren Gestaltung manche Staaten (wie das
hier gewählte Beispielland Irland) erfolgreicher agieren als andere.
Ein wichtiger Faktor in der Betrachtung des Standortwettbewerbs ist die
unterschiedliche Ausgestaltung der Unternehmensbesteuerung. Die zunehmende
internationale Integration und Kapitalmobilität verlangt nach einer Neuorientierung
in der Steuerpolitik, vor allem im Bereich der Unternehmensbesteuerung. Es wird
hier von einem Unternehmenssteuerwettbewerb zwischen einzelnen Nationen
gesprochen, der in zwei verschiedene Richtungen gehen kann. Es wird
angenommen, dass dieser Wettbewerb entweder in Richtung der
Steuerharmonisierung oder in Richtung eines Steuerwettbewerbs ohne Grenzen
tendieren wird. Beide Modelle basieren auf der Annahme, dass Kapital dahin
wandert, wo der Gewinn nach Steuern in Relation zum Vorsteuergewinn am
höchsten ist. Der direkte Vergleich ist im bereich der Unternehmenssteuern am
ehesten möglich durch die Analyse der Körperschaftssteuersätze in
verschiedenen Ländern. Gerade die enormen Unterschiede in diesen
Steuersätzen innerhalb der EU (und nicht nur da) forciert die Debatte über die
Wege, die die Steuerpolitik noch gehen kann.
Die zunehmende internationale Integration und Kapitalmobilität verlangt nach
Ansicht vieler traditionell denkender Volkwirtschaftler (nach Heckscher ­ Ohlin ­
Theorie, die hier nicht näher betrachtet werden soll) nach einer
Steuerharmonisierung auf internationaler Ebene.
10
In dieser traditionellen
Weltsicht geht man davon aus, dass die Globalisierung und Mobilität, vor allem
des Kapitals, zu einer immer schwächeren Besteuerung des Faktors Kapital führt.
Es könnte sich zu einem riskanten Steuerwettbewerb zwischen einzelnen Staaten
mit einer Tendenz eines ,,race to the bottom", das im Extremfall zu einer
Nullbesteuerung des Kapitals führt. Traditionalisten sehen daher die
9
Vor allem gering qualifizierte Arbeitskräfte gelten als immobil, aber auch bei hoch qualifizierten
Arbeitskräften ist die Mobilität eher als gering einzuschätzen. Die globale Konkurrenz zwischen immobilen
Arbeitskräften entsteht durch die jeweils vorherrschenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und den für
Unternehmer anfallenden Kosten für den Produktionsfaktor Arbeit.
10
Vgl. Breuss et al (2004), S. 645

7
Notwendigkeit einer Mindestbesteuerung, um dieser ruinösen Tendenz entgegen
zu wirken. Ihre Meinung fußt auf der Ansicht, dass Kapital (in Form von
Direktinvestitionen multinationaler Unternehmen) dahin wandert, wo die höchste
Rendite nach Steuern zu erwarten sei. Vor allem bei offenen Volkswirtschaften
(wie Irland) mit stark mobilem Kapital sei diese Kapitalbesteuerung anzutreffen,
die im Gegenzug sehr hohe Steuern für immobile Faktoren (z.B. durch indirekte
Steuern) aufweist. Insbesondere durch die Vergrößerung des EU-Binnenmarktes
sehen Traditionalisten die Gefahr eines solchen Steuerwettbewerbs und fordern
Steuerharmonisierung auf EU-Ebene. Dieser Prozess, der eher Staaten auf der
gleichen oder ähnlichen Entwicklungsstufe betrifft, wäre demnach nicht für die
gesamte EU so anwendbar.
Untersucht man die Entwicklung in den Kernländern der EU und den so
genannten ärmeren Peripherieländern (neue EU Staaten und Kohäsionsstaaten:
Griechenland, Portugal, Irland) so lässt sich die steuerpolitische Entwicklung
besser mit der Theorie der Neuen Ökonomischen Geographie
11
erklären. Diese
besagt, dass es sich beim Steuerwettbewerb um ein relativ junges Phänomen
handelt, da es bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts keine bedeutenden
Integrationseffekte innerhalb der europäischen Staaten gab. Dies festigte die
Agglomerationseffekte in den EU-Kernländern. Seit Einführung des europäischen
Binnenmarktes und der WWU schwanden die Vorteile der Kernländer gegenüber
der Peripherie. Vor allem durch die Umsetzung der vier Grundfreiheiten, nämlich
der Waren- und Dienstleistungsfreiheit, der Niederlassungs- und
Kapitalverkehrsfreiheit sowie dem Verbot privater und staatlicher
Wettbewerbsbeschränkungen.
12
Durch die Kapitalfreiheit wird das Kapital mobiler, die Senkung der Kapitalsteuern
in den Peripheriestaaten verstärkt den Effekt. Ein weiterer Vorteil für die
Peripheriestaaten ergiebt sich durch die Binnenmarktliberalisierung, die in
Verbindung mit einer konzentrierten Strukturpolitik der EU in den
Kohäsionsstaaten für steigende Einkommen in diesen Staaten sorgt. Dies führt zu
steigender Kaufkraft und einer größeren Bereitschaft, für eine Verbesserung des
Angebots an öffentlichen Gütern höhere Steuern zu zahlen.
Wie diese Entwicklungen des Standortwettbewerbs und der Kapitalmobilität in
Irland, vor allem in den vergangenen 15 bis 20 Jahren, abgelaufen ist und welche
11
Vgl Breuss et al (2004), S. 646
12
Vgl. Kösters et al (2003), S. 19

8
Bedeutung dabei die Strukturförderung der EU hatte, soll Gegenstand der
folgenden Betrachtungen sein.

9
3. Irland vor dem Beitritt zur EU
Einleitend zur Untersuchung der irischen Wirtschaft und ihrer Entwicklung in der
jüngeren Vergangenheit soll an dieser Stelle ein kurzer Überblick über das zu
untersuchende Land, seine Geschichte und ökonomische Entwicklung bis zum EU
Beitritt gegeben werden.
3.1. Überblickinformationen
13
Die Republik Irland ist auf der westlichen der beiden Britischen Inseln
14
gelegen
und umfasst 26 der 32 auf der Insel gelegenen Grafschaften (engl.: counties). Die
übrigen 6 counties gehören zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und
Nordirland. Die Landesfläche umfasst 70.182km
2
, was ca. zwei Drittel der
gesamten Inselfläche ausmacht. Die größte Nord-Südausdehnung beträgt rund
490km, die Ost-Westausdehnung liegt bei maximal 275km.
Irlands Bevölkerung beträgt rund 4 Millionen Einwohner, wobei die größte
Bevölkerungsdichte (max. 1219 E/ km
2
) in der Hauptstadt Dublin (496.000
Einwohner) vorzufinden ist. Die irische Hauptstadt ist zugleich auch die größte und
am stärksten wachsende Stadt des Landes. Weitere wichtige und größere Städte
sind das an der Südküste gelegene Cork (123.000 Einwohner) und das im
bevölkerungsärmeren Westen gelegene Galway (66.000 Einwohner).
15
Die Staatsform des westeuropäischen Inselstaats ist die parlamentarisch-
demokratische Republik, die mit dem Verfassungsabschluss von 1937 gegründet
wurde. Die Regierung beruht auf einem Zweikammersystem, das sich aus dem
Senat (ir.: Seanad) mit 60 Senatoren und dem Repräsentantenhaus (ir.: Dáil
Eireann) mit derzeit 166 Abgeordneten zusammensetzt. Staatsoberhaupt ist ein
auf sieben Jahre gewählter Staatspräsident (seit 1997 Mary McAleese), die
Regierung wird von einem Premierminister, genannt Taoiseach, geführt. Seit 1997
übt Bartholemew Ahern dieses Amt aus.
Die beiden großen Volksparteien sind die im Unabhängigkeitskampf gegen
Großbritannien gegründeten Fianna Fáil (kurz FF, dt.: Schicksalskämpfer)) und
13
Vgl. Eurostat B: ,,Portrait of the regions ­ Ireland" und Anhang A
14
Geographisch gesehen die Westeuropäischen Inseln, allgemein aber als Britische Inseln bekannt.
15
Vgl. B im Anhang

10
Fine Gael (kurz FG, dt.: Stamm der Gälen)
16
. Zudem von Bedeutung, vor allem im
Zusammenhang mit dem Nordirlandkonflikt, ist die traditionelle und
geschichtsträchtige Sinn Feín, die für ein vereintes Irland eintritt. In der irischen
Politik gibt es noch zahlreiche weitere, kleinere Parteien. Derzeit sind Abgeordnete
von 8 Parteien im Parlament vertreten
17
.
Irlands Landessprachen sind Irisch
18
und Englisch.
3.2 Geschichte Irlands auf dem Weg in die EU
Um die außergewöhnliche wirtschaftliche Entwicklung Irlands gegen Ende des 20.
Jahrhunderts zu verstehen, ist es notwendig zu beleuchten, warum Irland zuvor
eher rückständig war. Da diese Entwicklung zu einem großen Teil politische
Gründe hat, soll an dieser Stelle ein grober Überblick über die irische Geschichte
gegeben werden. Die vor allem für die wirtschaftliche Entwicklung wichtige Phase
nach 1949 bis zum EG-Beitritt der Republik Irland im Jahre 1973 wird in einem
gesonderten Punkt betrachtet.
Bereits um ca. 400 n. Chr. beginnt die Christianisierung der irischen Insel, die zu
jener Zeit vorwiegend von Kelten bewohnt ist. Zahlreiche Religionskonflikte in
Kontinentaleuropa und vor allem die relative Eigenständigkeit der irischen Kirche
in den folgenden Jahrhunderten veranlassen den Papst in Rom dem englischen
König Heinrich II. den Auftrag zur Reformierung der irischen Kirche zu erteilen. Zu
diesem Zwecke werden mehrere Eroberungsfeldzüge gestartet, jener von 1171
endet für die Invasoren erfolgreich
19
. Im darauf folgenden Jahr wird der englische
König auf der Synode von Cashel als Herrscher von Irland anerkannt. Für über
700 Jahre sollte Irland seine Unabhängigkeit von diesem Tage an verloren haben.
Im 12. bis 14. Jahrhundert wird ein Großteil der englischen Adligen in Irland von
der Kultur und den Gebräuchen der einheimischen Oberschicht assimiliert, eine
anglo-irische Kultur bildet sich heraus
20
. Da durch diese Tendenz der direkte
Einfluss der englischen Herrschaft zurückgeht, beschließen die Tudors
21
eine
16
Vgl. Witz et al (1996), S. 194
17
Vgl. AA A: ,,Länder- und Reiseinformationen: Irland"
18
Das seit 01.01.2006 auch die 21. offizielle Sprache der EU ist
19
Vgl. Witz et al (1996), S. 184
20
Vgl. Witz et al (1996), S. 187ff
21
Englisches Herrschergeschlecht im 15.-17. Jhd. Unter anderem gehörten die bekannten englischen
Herrscher Heinrich VIII. und Elisabeth I. diesem Geschlecht an

11
erneute systematische Eroberung Irlands, um ihre Stellung auf der Insel zu
sichern. Markante Eckdaten dieser Epoche sind u.a. die Jahre 1541, in dem
Heinrich VIII. von England vom irischen Parlament auch als König von Irland
ausgerufen wird
22
und 1556, als Elisabeth I. eine konsequente Zwangsbesiedlung
(plantations) der irischen Insel durch königstreue englische Bauern beginnt. Diese
Maßnahme sollte der Befriedung der Insel dienen, was jedoch weitestgehend
fehlschlägt. Vielmehr bildet das den Nährboden für die zahlreichen Aufstände (und
deren meist blutige Niederschlagung durch die Engländer) in der Folgezeit, die die
irische Geschichte bis ins 20. Jahrhundert hinein prägen.
Auch dieses Jahrhundert beginnt unter den Vorzeichen schwelender und
ungelöster Konflikte. Das seit den 1880er Jahren angestrebte Gesetz zur
Selbstregierung (home rule)
23
wird zwar 1914 vom britischen Unterhaus
angenommen, im Angesicht eines drohenden Bürgerkriegs durch die junge
radikale Sinn Fein Bewegung und der pro-britischen Ulster Bewegung jedoch nicht
in Kraft gesetzt. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs legt die britische Regierung die
Problematik einfach auf Eis. Der Einfluss von Sinn Fein ist jedoch so groß, dass
diese am 24.4.1916 im Rahmen des Osteraufstandes (Easter Rising) in Dublin die
Irische Republik ausruft
24
. Zwar wird auch dieser Aufstand niedergeschlagen, er
findet jedoch aufgrund des harschen Vorgehens des britischen Militärs (unter
Kriegsrecht werden die 16 führenden Rebellen hingerichtet) nicht nur in Irland
Zuspruch.
Nach Ende des ersten Weltkrieges finden im Vereinigten Königreich
25
erstmals
Freie Wahlen statt. In Irland siegt Sinn Fein klar, jedoch nehmen die
Abgeordneten nicht ihre Sitze im Parlament in England ein. Stattdessen gründen
sie in Dublin ein eigenes revolutionäres Parlament (Dáil Éireann), das die
Unabhängigkeitserklärung von 1916 bestätigt. Im darauf folgenden Jahr setzt eine
Art Guerilla-Krieg ein, der von der IRA
26
gegen die britischen Ordnungskräfte
geführt wird. Die Kampfhandlungen, die heute als Anglo-Irish War
27
bekannt sind,
erfahren mit der Gründung des Irish Free State (Irischer Freistaat) am 6.12.1922
eine Wendung, da der Dáil Éireann den Verfassungsentwurf mit Mehrheit
22
Da in den folgenden Jahrhunderten die englischen Könige eher selten in Irland zugegen sind, wird später
der Posten des Vizekönigs geschaffen, der stellvertretend Irland von Dublin aus regiert.
23
Vgl. Breuer (2003), S. 142
24
Vgl. Breuer (2003), S. 145
25
Mit dem Act of Union von 1801 bestand das Vereinigte Königreich aus Großbritannien und Irland
26
Irish Republican Army, eine militante und radikale Gruppe
27
Vgl. Breuer (2003), S. 147ff

12
annimmt, obwohl er die Abtrennung von 6 der 9 Bezirke in der Provinz Ulster
vorsieht und damit die Trennung in Nord- und Süd-Irland vollzieht. Die IRA
akzeptierte diese Trennung nicht, der Irische Bürgerkrieg beginnt. Die
zahlenmäßig unterlegenen Gegner des Irischen Freistaates wenden erneut
Guerilla-Taktiken und Attentate an (denen u.a. auch einer ihrer einstigen
Anhänger Michael Collins zum Opfer fiel). Die neue Regierung greift jedoch mit
großer Härte gegen die Paramilitärs durch, was zu deren Kapitulation im August
1923 führt.
Einer der ursprünglichen Verfassungsgegner, Eamon de Valera, wird 1932 zum
Ministerpräsidenten des Irischen Freistaates gewählt. Dieser ebnet den Weg zur
endgültigen Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien, auch wenn er zu diesem
Zeitpunkt nach 16jähriger Amtszeit nicht mehr in der Regierung sitzt. Zuvor jedoch
ist er an entscheidenden Veränderungen in der Verfassung, wie der Streichung
der Oberhoheit der britischen Krone über Irland (verbunden mit der Umbenennung
des Irischen Freistaats in Éire) 1937, beteiligt, was de facto der Unabhängigkeit
gleichkommt, jedoch nicht explizit in der Verfassung erwähnt wird. Erst 12 Jahre
später gelingt dieser Schritt und die (nun offiziell als solche bezeichnete) Republik
Irland tritt am 18.4.1949 (einem Ostermontag) aus dem Commonwealth of States
aus
28
.
Schon wenige Jahre später (1955) tritt Irland der UNO bei, 1957 folgten IWF,
wohingegen der Beitritt zur EWG 1967 noch abgelehnt wird. Erst 1973 tritt Irland
der EG (vormals EWG, später EU) gemeinsam mit Großbritannien und Dänemark
bei. Obwohl Politik und Wirtschaft schwer voneinander zu trennen sind, da sie
einander beeinflussen, erfolgt im nächsten Teil zur besseren Übersicht eine
gesonderte Betrachtung der wirtschaftlichen Entwicklung in Irland.
3.3. Wirtschaftsrückblick und ­entwicklung
Zu Zeiten des irischen Bürgerkrieges ist die irische Wirtschaft bestenfalls als
rückständig zu bezeichnen. Durch den quasi-kolonialen Status, den Irland
gegenüber Großbritannien einnimmt, liegt es den britischen Fremdherrschern fern,
die irische Wirtschaft zu modernisieren und so das Land ökonomisch erstarken
und unabhängig werden zu lassen. Über Jahrhunderte hinweg war Irland
28
Vgl. Witz et al (1996), S. 194ff

13
agrarwirtschaftlich geprägt gewesen, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden
überwiegend nach Großbritannien exportiert
29
. Industrieansiedlungen waren fast
ausschließlich auf den Norden Irlands konzentriert, was die Wirtschaft nach Ende
des Bürgerkriegs und der erfolgten Teilung in Nordirland und den Irischen
Freistaat zusätzlich verkomplizierte, da folglich alle Industriegebiete auf britischem
Territorium verblieben.
Die erste Regierung des Irischen Freistaates (Fine Gael)
30
versucht, aus dem
bereits Vorhandenen, der Landwirtschaft, eine funktionierende Wirtschaft zu
entwickeln. Sie konzentriert sich auf die Stärkung der Effizienz der
landwirtschaftlichen Produktion, um den Export ankurbeln zu können und die
Einkommenssituation der Bauern zu verbessern. Es wird jedoch versäumt, die
kaum vorhandene Industrie zu unterstützen oder Industrieansiedlungen zu
forcieren. Weder Schutzzölle zur Stärkung der Binnenwirtschaft noch andere nicht
tarifäre Maßnahmen werden veranlasst. Generell kann gesagt werden, dass die
damalige Regierung sich kaum ins wirtschaftliche Geschehen einmischt, sich
stattdessen lediglich darauf konzentriert, Staatsausgaben zu reduzieren und
gleichzeitig die Steuerlast zu verringern.
Zwar ist diese Politik auch dadurch motiviert, die Bevölkerung von der vormals
hohen Abgabenlast zu befreien, doch die eher geringe Einflussnahme auf das
Wirtschaftgeschehen resultiert vornehmlich aus der ,,britischen Schule". ,,While
the primary motivation for such policies were political, it is also important to
acknowledge that the British laissez-faire tradition was dominant among Irish
economists and civil servants, many of whom had been educated at British
Universities"
31
Diese Vorgehensweise ist also nicht zwangsläufig als Versäumnis
anzusehen, sondern eine Folge dessen, dass die wirtschaftlichen Lehren an
britischen Universitäten eher weniger auf unterentwickelte Agrarwirtschaften wie
Irland anwendbar waren als auf das Mutterland der Industrialisierung (GB).
Eine Wende in der Wirtschaftspolitik erfolgt, als 1932 ein Regierungswechsel (zu
Fianna Fail unter Eamon de Valera) stattfindet. Erstmals in der irischen
Geschichte strebt man auch in der Wirtschaft eine wirksame Trennung von
Großbritannien an. Zu diesem Zwecke werden protektionistische Schritte
29
Dieser profitorientierte Export seitens der überwiegend englischen Grundbesitzer führte auch zu den
katastrophalen Entwicklungen während der großen Hungersnot von 1845-1848, da die Nahrungsmittel, die
trotz der Ernteausfälle noch vorhanden waren, zu großen Teilen exportiert wurden.
30
Vgl. Witz et al (1996), S. 191
31
Michie et al (1998), S. 246

14
eingeleitet, die de Valera den Ansichten Arthur Griffiths
32
und Friedrich Lists
33
entnimmt. Beide vertreten die Ansicht, dass eine Industrie im Frühstadium ihrer
Entwicklung (infant industry) sich am ehesten entfalten kann, wenn sie
unanhängig von anderen Staaten ist (in diesem Falle sollte Irlands wirtschaftliche
Unabhängigkeit von Großbritannien erreicht werden). Folglich sollte ein gewisses
Autarkiestreben der irischen Wirtschaft absolute Priorität haben.
34
Das Autarkiestreben schlägt jedoch fehl, ebenso wie der angestrebte
wirtschaftliche Aufschwung. Vielmehr stagniert die irische Wirtschaft über einen
ungewöhnlich langen Zeitraum hinweg, von den 30er bis in die Mitte der 50er
Jahre, da die nach innen gerichtete Wirtschaftspolitik kaum Früchte trägt.
Erschwerend kommt ein fünf Jahre währender Wirtschaftskrieg mit Großbritannien
hinzu, der sich vor allem in einer starren Zoll- und Tarifpolitik beider Seiten
niederschlägt. Ein weiterer Rückschlag für die stark außenabhängige irische
Wirtschaft, die viele Charakteristika einer Regionalwirtschaft trägt
35
, wie an
späterer Stelle noch zu Tage treten wird, sind die Rahmenbedingungen, unter
denen Irland trotz Neutralität im 2. Weltkrieg zu bestehen hat. Irland ist in dieser
Zeit von der Rohstoffversorgung weitestgehend abgeschnitten und die
Industrieproduktion erfährt in der Folge einen starken Rückgang. Dies führt zur
verstärkten Emigration, vor allem nach Großbritannien, wo Arbeitsplätze in der
Rüstung zur Verfügung stehen. Auch bleibt ein Boom im Agrarexport, wie es ihn
im 1. Weltkrieg gegeben hat, aus.
Erst ab zirka 1958 ändert die Regierung den Kurs der Wirtschaftspolitik
36
, eine
generelle Orientierung hin zu einer offeneren Volkswirtschaft mit freier
Marktwirtschaft setzt sich durch. Ausländische Investoren sollen gewonnen und
protektionistische Maßnahmen reduziert werden. Dieses Programm erwies sich
als erfolgreich, kann doch ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung bis zirka
1963 erzielt werden.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg der offenen Volkswirtschaft ist die
Unterzeichnung des Anglo-Irish-Free-Trade-Agreements (AIFTA) 1965, welches
freien Handel zwischen Großbritannien und Irland binnen 10 Jahre vorsieht. Das
bedeutet quasi eine komplette Öffnung der irischen Wirtschaft gegenüber dem
32
irischer Politiker, erster Präsident des Irischen Freistaats
33
deutscher Wirtschaftswissenschaftler des 19.Jhd,
34
Vgl. Michie et al (1998), S.246
35
Vgl. Walsh (2000), S. 119
36
Vgl. Breuer (2003), S. 157ff

15
alten Feind, von dem man sich zusätzliche Impulse für die eigene Ökonomie
erhofft.
Ein weiterer Meilenstein für die irische Wirtschaft ist schließlich der Beitritt zur EG
im Jahre 1973. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Schrittes sind ein
Kernpunkt dieser Arbeit, da Irlands Mitgliedschaft in der EG langfristige Folgen für
die Entwicklung Irlands hat und eine entscheidende Wende in der Geschichte des
Landes einläutet.
3.4. Überblick über Wirtschaft, Branchen und Sektoren
Einleitend zu den folgenden Betrachtungen der irischen Wirtschaftspolitik soll an
dieser Stelle ein kurzer Überblick über die derzeitige Wirtschaftsstruktur des
westeuropäischen Landes gegeben werden.
Die irische Volkswirtschaft gilt als besonders stark globalisiert und
außenabhängig, d.h. exportabhängig.
37
In der untenstehenden Übersicht sind die
wichtigsten Branchen und Sektoren der irischen Wirtschaft in ihren jeweiligen
Größenordnungen dargestellt. Wie dort zu erkennen ist, sind die wichtigsten
Wirtschaftszweige in Irland die Industrie und Dienstleistungen. Aber auch im
Bereich des Handels, des Transports und der Kommunikation werden große Teile
des irischen BIP erwirtschaftet. Wie in Industriestaaten generell erkennbar, so
nimmt auch in Irland die Landwirtschaft einen eher untergeordneten Rang in der
Wertschöpfung ein.
38
Zu bemerken sei hier das stark ausgeprägte
Wirtschaftswachstum in dem Inselstaat, das sich vor allem in den späten 90er
Jahren des 20.Jhds. manifestierte. Eine deutliche, negative Trendwende ist derzeit
nicht abzusehen, was Irland momentan zu einer der am stabilsten wachsenden
und erfolgreichsten Volkswirtschaften in der EU macht.
37
Vgl. Ruane et al (2004), S. 54
38
Vgl. AA A: ,,Länder- und Reiseinformationen: Irland"

16
Sektoren der irischen Wirtschaft
Industrie/Bauwirtschaft 38,9%
Dienstleistungen 38,3%
Transport/Handel/Kommunikation 16%
Öffentlicher Dienst 4%
Land-/Forst-/Fischereiwirtschaft 2,5%
sonstige 0,3%
Abbildung 1 Quelle: Auswärtiges Amt, eigene Darstellung

17
4. Wirtschaftspolitik in Irland nach dem EU-Beitritt von 1973
Der EU Beitritt der Republik Irland erweißt sich nicht unmittelbar als Allheilmittel
für die kränkelnde Wirtschaft des westeuropäischen Staats. Die Mitgliedschaft in
der EWG
39
erscheint der irischen Politik als lukrativ und verspricht Unterstützung
für die Wirtschaft, versprach daneben auch eine bessere Zusammenarbeit
zwischen Nordirland und der Republik Irland.
40
Trotz dessen macht die irische
Wirtschaft erst zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jhds. auf sich aufmerksam, die
Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd verbessert sich erst deutlich zur
Jahrtausendwende
41
.
Im Folgenden soll betrachtet werden, zunächst anhand der Entwicklung der
wichtigsten wirtschaftlichen Indikatoren, danach anhand der Finanz- und
Steuerpolitik, wie sich die irische Wirtschaft nach 1973 und im speziellen in den
90er Jahren des 20. Jhds. entwickelt hat und wie es zum Phänomen des ,,Celtic
Tigers" kommt. Des Weiteren soll ein erster Ausblick auf die Zukunft des ,,Celtic
Tigers" gegeben werden.
4.1. Überblick über die Entwicklung wichtiger wirtschaftlicher Indikatoren
Um zu beurteilen, wie sich das wirtschaftliche Leben in einer Volkswirtschaft
entwickelt, ist es notwendig ihre wichtigsten Kennziffern, d.h. Beschäftigung bzw.
Arbeitslosigkeit und Wirtschaftswachstum zu untersuchen (hier am Beispiel
Irlands). Im Anschluss daran werden Ursachen für diese Entwicklungen in der
Steuer- und Finanzpolitik der Republik Irland gesucht. Neben allgemeinen
Rahmenbedingungen nicht-ökonomischer Natur (z.B. allgemeine weltpolitische
Situation, im Falle Irlands auch der Peace Process in Nordirland, gesellschaftliche
Rahmensituationen usw.) spielen vor allem wirtschaftliche Rahmenbedingungen
eine wichtige Rolle in der Erlangung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums.
Wie in unten stehender Grafik zu erkennen ist, spielen im qualitativen Bereich, der
hier im Mittelpunkt stehen soll, vor allem die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation
(Arbeitsmengenwachstum) und die Attrahierung von ADI (Kapitalstockwachstum)
eine entscheidende Rolle. So ist z.B. in der keynesianischen
39
1973 gab es die EU in ihrer heutigen Form noch nicht, daher wird an dieser Stelle EWG verwendet.
40
Vgl. Sheehan et al (1998), S. 247ff
41
Z.B. durch das Karfreitagabkommen vom 10. April 1998, das ein friedliches und gemeinschaftliches Leben
in Nord und Süd anstrebte

18
Wachstumskonzeption die Bedeutung des Kapitalstocks besonders hervor
gehoben.
42
Hier geht man davon aus, dass eine hohe Investitionsquote (im Falle
Irlands bedeutet das vor allem ausländische Investoren) langfristig betrachtet zu
einem Anstieg der Produktionsmöglichkeiten führt. Das hat wiederum auch
positive Folgen für die Beschäftigungszahlen.
Abbildung 2 Schema zur Systematisierung wachstumspolitischer Instrumente (Bode, O. 2000, S. 124)
Warum sollen gerade die Zahlen der Beschäftigung untersucht werden?
Wie man in oben stehendem Diagramm erkennen kann, ist der Faktor Arbeit eine
wichtige Kenngröße für das Wirtschaftswachstum. Wie mit diesem Faktor
umgegangen wird und in welchem Maße die arbeitende und arbeitswillige
Bevölkerung unterstützt wird, ist ein Kernthema jeder Wirtschaftspolitik. Daher soll
die Entwicklung der Beschäftigung in Irland Gegenstand dieser folgenden
Untersuchung sein.
Eine wachsende Wirtschaft deutet meist auf generell positive Bedingungen für
Unternehmer hin, deren Ursachen u.a. in der Gestaltung der nationalen und
gegebenenfalls regionalen Wirtschaftspolitik zu suchen sind. Um
herauszuarbeiten, welche Faktoren es sind, die sich positiv auf eine
Volkswirtschaft auswirken, sollte zunächst einmal festgestellt werden, ob eine
solche positive Entwicklung vorliegt und zu welchen Zeitpunkten es entscheidende
Veränderungen gab bzw. immer noch gibt. Da in der Theorie auch davon
42
Vgl. Bode (2000), S. 125

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836643580
DOI
10.3239/9783836643580
Dateigröße
4.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Westsächsische Hochschule Zwickau, Standort Zwickau – Sprachen, Studiengang Languages and Business Administration
Erscheinungsdatum
2010 (März)
Note
1,7
Schlagworte
wirtschaftsentwicklung irland wirtschaftspolitik strukturpolitik europäische union globalisierung
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Titel: Irland - Eine Volkswirtschaft im Wandel
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