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ETFs (Exchange Traded Funds) - Darstellung, Analyse und Bewertung eines innovativen Finanzprodukts

©2009 Magisterarbeit 109 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Bezeichnung ‘Exchange Traded Funds’ (kurz: ETFs) steht für ein aufstrebendes Finanzprodukt, das in den letzten Jahren sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Kapitalanlegern großen Anklang gefunden hat und aus der Vielfalt des heutigen Kapitalmarkts nicht mehr wegzudenken ist. Es handelt sich dabei um börsengehandelte Indexfonds, die genauso wie traditionelle Investmentfonds auch dem Investmentfondsgesetz unterliegen. Das investierte Geld hat den rechtlichen Status eines Sondervermögens, was bedeutet, dass das Geld bei einer Insolvenz des Emittenten geschützt ist. Das Ziel des Fondsmanagements hinter einem ETF ist die möglichst exakte Nachbildung eines Index (einer Benchmark). Mit ETFs erhält der Anleger die Möglichkeit, mit einer einzigen Transaktion einen gesamten Index - sei es ein Aktien-, Rohstoff- oder Anleihen-Index - zu kaufen. Mit dem Kauf eines solchen Indexfonds-Anteils erwirbt man einen ganzen Markt und kann damit im Zielsegment ein Maximum an Diversifikation erzielen.
Trotz bzw. aufgrund der Finanzmarktkrise schaffte dieses Finanzprodukt spätestens im Jahr 2008 den Durchbruch am europäischen Kapitalmarkt. Der Grund dafür ist, dass Investoren ihr Geld wieder zunehmend konservativer veranlagen. Sie gehen wieder zurück zu leicht verständlichen, flexiblen und kosteneffizienten Anlageformen. Exchange Traded Funds vereinen all diese Vorteile. Das ist die Antwort auf die in den letzten Jahren modern gewesenen, schwer durchschaubaren strukturierten Finanzvehikeln. Die im Frühsommer 2007 begonnene Immobilienkrise, die sich später in Wellen zu einer globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ausweitete, setzte den Bereich der strukturierten Produkte (zB Zertifikate, Derivat-Produkte) stark zu. Das dürfte dem globalen ETF-Markt zukünftig weiteren Auftrieb geben.
Die Anlageklasse der Exchange Traded Funds konnte zum Stichtag 31. Dezember 2008 ihr Vermögens-Wachstum (Assets under Management, kurz AuM) in Europa mit plus 11,2 % beibehalten, wenngleich das weltweite ETF-Vermögen gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt um 10,8 % von 796 Milliarden US-Dollar auf 711 Milliarden US-Dollar gesunken ist. Laut einer Studie von Barclays Global Investors (BGI) wird noch im Jahr 2009 das weltweite ETF-Vermögen die 1 Billion-US-Dollar-Grenze überschreiten.
Als die Exchange Traded Funds ab dem Jahr 2000 ihren Siegeszug in Europa ansetzten - sie entstanden ursprünglich in Nordamerika - steht den Anlegern heute ein riesiger […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christoph Lamprecht
ETFs (Exchange Traded Funds) - Darstellung, Analyse und Bewertung eines innovativen
Finanzprodukts
ISBN: 978-3-8366-4328-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Karl-Franzens-Universität Graz, Graz, Österreich, Magisterarbeit, 2009
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

DANKSAGUNG
Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die direkt oder indirekt zur Entstehung
dieser Magisterarbeit in Form fachlicher oder anderweitiger Unterstützung beige-
tragen haben.
Ich widme diese Arbeit meiner Mutter Ingrid Johanna Lamprecht, die mich immer
in jeder Hinsicht unterstützt hat, und ohne die ich nicht dort wäre, wo ich jetzt bin.
Ohne ihre unentwegte Förderung wäre es mir vermutlich nicht möglich gewesen
eine akademische Ausbildung zu genießen.
Mein weiterer Dank gilt meinem Vater Christoph Edmund Lamprecht, der mir vor
allem durch seine finanzielle Unterstützung dieses Studium ermöglicht hat.
Weiters bedanke ich mich recht herzlich bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Edwin O. Fischer
für die Betreuung meiner Arbeit.

I
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... III
TABELLENVERZEICHNIS ... IV
1.
EINLEITUNG ... 1
1.1.
Problemstellung ... 3
1.2.
Vorgehensweise ... 3
2.
GRUNDLAGEN ZUM FINANZPRODUKT ... 5
2.1.
Definition und Funktionsweise ... 5
2.2.
Handel von ETFs ... 6
2.3.
Aktiv versus passiv gemanagte Portfolios ... 8
2.4.
Performance-Vergleich zwischen aktiv gemanagten Europa-Fonds
und ihrer Benchmark ... 11
2.5.
Alternativinvestments zu ETFs ... 15
2.5.1.
Indexfonds... 17
2.5.2.
Indexzertifikate ... 18
2.5.3.
Indexfutures ... 19
2.5.4.
ETF-Derivate (Futures und Optionen auf ETFs) ... 20
3.
EXCHANGE TRADED FUNDS ... 22
3.1.
Historie - Entstehung von ETFs ... 22
3.2.
ETF-Produktarten ... 24
3.2.1.
Aktien-ETFs ... 24
3.2.2.
Anleihen-ETFs ... 25
3.2.3.
Geldmarkt-ETFs ... 26
3.2.4.
Rohstoff-ETFs ... 27
3.2.5.
Strategie-ETFs ... 29
3.3.
Märkte und Volumen von ETFs ... 39
3.3.1.
Global ... 39
3.3.2.
Europa ... 40
3.3.3.
ETFs an der Börse Frankfurt ... 43
3.3.4.
ETFs an der Börse Wien ... 45
3.4.
Anbieter in Europa ... 47

II
4.
ANALYSE VON ETFS ... 50
4.1.
Kosten ... 50
4.1.1.
Transaktionskosten ... 51
4.1.2.
Spread ... 52
4.1.3.
Managementfee (jährliche Verwaltungsgebühr) ... 52
4.1.4.
Kein Ausgabeaufschlag und keine Rücknahmegebühren ... 53
4.1.5.
Gebührenvergleich mit klassischen Indexfonds ... 55
4.2.
Transparenz ... 56
4.3.
Flexibilität ... 57
4.4.
Liquidität ... 58
4.5.
Risikostreuung ... 60
4.6.
Leerverkäufe ... 61
4.7.
Möglichkeit der Hebelwirkung ... 63
4.8.
Emittentenrisiko ... 64
4.9.
Zielgruppe ... 65
5.
ANLAGESTRATEGIEN MIT ETFS ... 66
5.1.
Cash-Management mit ETFs ... 66
5.2.
Core-Satellite-Strategie ... 67
5.3.
Asset Allocation ... 69
5.4.
Benchmarking-Strategie ... 72
5.5.
Absicherung von Markt- oder Sektor-Risiken ... 72
5.6.
Investments in fremde Märkte ... 73
6.
ETF-INNOVATIONEN ... 74
6.1.
Exchange Traded Commodities (ETCs) ... 74
6.2.
Swapbasierte Exchange Traded Funds ... 75
6.3.
Enhanced Index Funds (,,Aktiver" gemanagte ETFs) ... 78
6.4.
Sparpläne auf ETFs ... 85
6.5.
ETF-Dachfonds ... 87
7.
RESÜMEE UND MARKTAUSBLICK ... 91
LITERATURVERZEICHNIS ... 95

III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Der Creation/Redemption-Prozess an der Börse ... 7
Abbildung 2: Das Portfoliorisiko mit den Komponenten systematisches und unsystem-
atisches Risiko ... 10
Abbildung 3: Die Gegenüberstellung von marktkapitalisierungsgewichteten und funda-
mentaldatengewichteten Indizes ... 32
Abbildung 4: Das Auswahlverfahren der Werte für die FTSE RAFI-Indizes nach funda-
mentalen Unternehmensdaten ... 33
Abbildung 5: Das Auszahlungsprofil eines Protective-Put-ETFs ... 35
Abbildung 6: Das Produktangebot an ETFs ... 38
Abbildung 7: Das ETF-Fondsvolumen weltweit und in Europa ... 40
Abbildung 8: Die Assets under Management am europäischen ETF-Markt in Mrd. Euro ... 42
Abbildung 9: Die Marktanteile der ETF-Emittenten am europäischen Markt ... 43
Abbildung 10: Die Marktanteile der europäischen Börsen gemessen am ETF-Handels-
volumen ... 44
Abbildung 11: Die Zusammensetzung des New Europe Blue Chip Index (NTX) (Stand:
13. Februar 2009) ... 46
Abbildung 12: Die Höhe der Fonds-Managementgebühren nach Assetklassen im Zeitablauf .. 53
Abbildung 13: Die Höhe der Fonds-Ausgabeaufschläge nach Assetklassen im Zeitablauf ... 55
Abbildung 14: Die einzelnen Kostenbestandteile sowie die Gesamtkostenquote von
klassischen Indexfonds ... 55
Abbildung 15: Der Short-ETF im Performancevergleich mit dem Short-Dax-Index und
dem Dax ... 63
Abbildung 16: Die schematische Darstellung einer Core-Satellite-Strategie ... 69
Abbildung 17: Die Performance-Beiträge zur Entwicklung eines Portfolios ... 70
Abbildung 18: Die Produktübersicht der ,,verbesserten" ETFs (Enhanced Index Funds) von
Invesco PowerShares ... 79
Abbildung 19: Die Fonds-Daten und Performance des PowerShares Global Clean Energy
Fund ETF ... 80
Abbildung 20: Die Fondsgewichtungen nach Ländern und die größten Positionen des
PowerShares Global Clean Energy Fund ETF ... 81
Abbildung 21: Die Bewertungskriterien für die Aufnahme in einen ,,verbesserten" Index ... 82
Abbildung 22: Die Fonds-Daten sowie größten Positionen des PowerShares Dynamic
Europe Fund ETF ... 83
Abbildung 23: Die Entwicklung des PowerShares Dynamic Europe Fund ETF im Vergleich
zur Benchmark MSCI Europe ... 84
Abbildung 24: Eine kleine Auswahl an ETF-Dachfonds und ETF-Vermögensverwaltungen... 87
Abbildung 25: Die Stammdaten des Veritas ETF-Dachfonds ... 89
Abbildung 26: Die Fondsstruktur sowie die 10 größten Positionen des Veritas ETF-
Dachfonds ... 89
Abbildung 27: Die Performanceentwicklung des Veritas ETF-Dachfonds seit seiner Auflage .. 90

IV
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Performance-Vergleich über einen Zeitraum von 11 Jahren zwischen aktiv
gemanagten Europafonds und den entsprechenden Benchmarks ... 12
Tabelle 2: Lang- und kurzfristiger Performance-Vergleich zwischen aktiven Europafonds
und ihrer Benchmark ... 13
Tabelle 3: Einteilung von ETFs und Alternativinvestments nach Managementstil und
Börsenhandel ... 15
Tabelle 4: Abgrenzung zu anderen Produkten: ETFs im Vergleich mit Indexfonds und
Zertifikaten ... 16
Tabelle 5: Daten zum ersten von einer österreichischen KAG emittierten ETF (ESPA
Stock NTX) ... 47

1
1. EINLEITUNG
Die Bezeichnung ,,Exchange Traded Funds" (kurz: ETFs) steht für ein aufstrebendes
Finanzprodukt, das in den letzten Jahren sowohl bei institutionellen als auch bei pri-
vaten Kapitalanlegern großen Anklang gefunden hat und aus der Vielfalt des heuti-
gen Kapitalmarkts nicht mehr wegzudenken ist. Es handelt sich dabei um börsenge-
handelte Indexfonds, die genauso wie traditionelle Investmentfonds auch dem In-
vestmentfondsgesetz unterliegen. Das investierte Geld hat den rechtlichen Status
eines Sondervermögens, was bedeutet, dass das Geld bei einer Insolvenz des Emit-
tenten geschützt ist. Das Ziel des Fondsmanagements hinter einem ETF ist die mög-
lichst exakte Nachbildung eines Index (einer Benchmark). Mit ETFs erhält der Anle-
ger die Möglichkeit, mit einer einzigen Transaktion einen gesamten Index - sei es ein
Aktien-, Rohstoff- oder Anleihen-Index - zu kaufen. Mit dem Kauf eines solchen In-
dexfonds-Anteils erwirbt man einen ganzen Markt und kann damit im Zielsegment ein
Maximum an Diversifikation erzielen.
Trotz bzw. aufgrund der Finanzmarktkrise schaffte dieses Finanzprodukt spätestens
im Jahr 2008 den Durchbruch am europäischen Kapitalmarkt. Der Grund dafür ist,
dass Investoren ihr Geld wieder zunehmend konservativer veranlagen. Sie gehen
wieder zurück zu leicht verständlichen, flexiblen und kosteneffizienten Anlageformen.
Exchange Traded Funds vereinen all diese Vorteile. Das ist die Antwort auf die in
den letzten Jahren modern gewesenen, schwer durchschaubaren strukturierten Fi-
nanzvehikeln. Die im Frühsommer 2007 begonnene Immobilienkrise, die sich später
in Wellen zu einer globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ausweitete, setzte den
Bereich der strukturierten Produkte (zB Zertifikate, Derivat-Produkte) stark zu. Das
dürfte dem globalen ETF-Markt zukünftig weiteren Auftrieb geben.
1
Die Anlageklasse der Exchange Traded Funds konnte zum Stichtag 31. Dezember
2008 ihr Vermögens-Wachstum (Assets under Management, kurz AuM) in Europa
mit plus 11,2 % beibehalten, wenngleich das weltweite ETF-Vermögen gegenüber
dem Vorjahreszeitpunkt um 10,8 % von 796 Milliarden US-Dollar auf 711 Milliarden
US-Dollar gesunken ist. Laut einer Studie von Barclays Global Investors (BGI) wird
1
Vgl. Borini, http://www.axessa.ch/img/kunden/dokumente/Neue_Anlagen_FuW_14_01_2009.pdf
?PHPSESSID=73971905c13d0f9efc4ab0b54eef8e4d, 3. März 2009.

2
noch im Jahr 2009 das weltweite ETF-Vermögen die 1 Billion-US-Dollar-Grenze
überschreiten.
2
Als die Exchange Traded Funds ab dem Jahr 2000 ihren Siegeszug in Europa an-
setzten - sie entstanden ursprünglich in Nordamerika - steht den Anlegern heute ein
riesiger Fundus an unterschiedlichen ETF-Produkten zur Verfügung. Der Investor
kann heute mit Hilfe von ETFs nicht nur in alle Vermögensklassen investieren, son-
dern er kann darüber hinaus entscheiden, ob er etwa auf Kursgewinne (long position)
oder auf Kursverluste (short position) setzt, mit einem Hebel (leveraged ETFs) arbei-
ten möchte oder einfach einen ETF zur Beimischung oder Absicherung eines Portfo-
lios kauft, um damit eine bestimmte Anlagestrategie optimal realisieren zu können.
Mittlerweile gibt es sogar schon ,,aktiver" gemanagte, sogenannte ,,enhanced" (,,ver-
besserte") ETFs auf dem Markt, deren Anlageziel es ist, den Vergleichsindex in der
Rendite um ein paar Prozente zu übertreffen.
Ein weiterer Grund, warum der Markt der Exchange Traded Funds derart boomt, liegt
darin, dass sich immer mehr Kapitalanleger von einem aktiven Fondsmanagement
abwenden, da sie in zunehmendem Maße nicht an eine langfristige systematische
Outperformance der Marktrendite glauben. Die Annahme, dass Fondsmanager den
Markt dauerhaft durch Stock-Picking oder Time-Management schlagen können, wur-
de in zahlreichen empirischen Studien nahezu einhellig widerlegt. Desweiteren fallen
bei aktiv gemanagten Fonds gegenüber börsennotierten Indexfonds deutlich höhere
Kosten an (Ausgabeaufschlag, Verwaltungs-, Research-, Transaktionskosten), was
insgesamt zu Lasten der Rendite geht. Die deutlich niedrigeren Kosten bei Exchange
Traded Funds hingegen führen dazu, dass sie nach Abzug aller Kosten, in der Per-
formance weit besser abschneiden - vor allem über längere Zeithorizonte - als die
meisten traditionellen aktiven Fonds.
3
In diesem Kontext erhält die von Seiten der passiven Index-Investoren oftmals getä-
tigte Redewendung
"If you can't beat the market, join it!"
2
Vgl. Fuhr, http://www.axessa.ch/img/kunden/dokumente/ETF_FuW_04_02_2009.pdf?PHPSESSID
=371e43ab18758cac5dbcf5503a886aaf, 3. März 2009.
3
Vgl. Budinsky (2002), S. 1f.

3
immer größere Legitimation.
1.1.
PROBLEMSTELLUNG
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel einen umfassenden Überblick über dieses in Eu-
ropa erst seit dem Jahr 2000 existierende Finanzprodukt zu geben. Besondere Au-
genmerke sollen hierbei der Analyse der Produktmerkmale, den Vor- und Nachteilen,
den verschiedenen ETF-Anlagestrategien sowie den Produktinnovationen zukom-
men. Fragen, die in diesem Zusammenhang untersucht werden, lauten:
·
Was macht ein Investment in Exchange Traded Funds bei institutionellen, in
zunehmenden Umfang aber auch bei privaten Investoren so attraktiv?
·
Was sind die Konkurrenzprodukte bzw. was sind die Alternativinvestments zu
den Exchange Traded Funds? (Abgrenzung)
·
Wie hat sich der ETF-Markt in den letzten Jahren entwickelt und welche Be-
deutung kommt dieser Anlageklasse am Kapitalmarkt heute zu?
·
Welche Arten von Exchange Traded Funds gibt es und in welche Assets
(Vermögensklassen) kann man damit investieren?
·
Welche sind im Zusammenhang mit Exchange Traded Funds die bedeutends-
ten Anlagestrategien?
·
Was sind die neuesten Innovationen und wie wird sich der ETF-Markt in Zu-
kunft weiterentwickeln?
1.2.
VORGEHENSWEISE
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Im ersten Kapitel wird das Ver-
anlagungsinstrument und dessen Funktionsweise erklärt. Es wird weiters auf die
grundsätzliche Gegenüberstellung der beiden Managementansätze - aktiv und pas-
siv verwaltete Fonds - eingegangen. Weiters sollen in diesem Kapitel kompakt die
Alternativinvestments zu den ETFs, insbesondere klassische Indexfonds, Indexzerti-
fikate und Indexfutures beschrieben und miteinander verglichen werden.
Die Grundlagen über Exchange Traded Funds werden im zweiten Kapitel näher ge-
bracht. Darin wird zunächst definiert was ETFs sind, bevor die Funktionsweise des

4
börslichen Handels (Ausgabe und Rücknahme) erklärt wird. Danach erfolgt eine
grundsätzliche Gegenüberstellung zwischen aktiv und passiv gemanagten Portfolios.
Daran angeknüpft wird eine Studie vorgestellt, die die Rendite-Performance zwi-
schen aktiv verwalteten Europa-Fonds und ihrer Benchmark vergleicht. Schließlich
werden noch einige Alternativprodukte zu den ETFs vorgestellt.
Im dritten Kapitel wird zunächst die Historie dieses neuen Finanzprodukts beschrie-
ben, bevor die breite ETF-Produktpalette näher vorgestellt wird. Danach erfolgt ein
Überblick über den wachsenden ETF-Markt weltweit und in Europa. Schließlich sol-
len in diesem Kapitel noch die führenden europäischen Emittenten angeführt werden.
Der vierte Abschnitt beschäftigt sich sodann mit einer umfangreichen Analyse der
ETFs. Darin werden ihre charakteristischen Merkmale herausgearbeitet, sowie deren
Vorzüge als auch potentielle Nachteile, insbesondere gegenüber vergleichbaren An-
lageprodukten präsentiert.
Die wichtigsten Anlagestrategien für Portfolios vorgestellt, für deren Umsetzung Ex-
change Traded Funds eine besondere Rolle einnehmen, sind im fünften Kapitel zu
erfahren.
Im sechsten und letzten Kapitel werden letztlich die bedeutsamsten Innovationen und
Trends im ETF-Segment vorgestellt.
Im abschließenden Resümee werden nochmals die fundamentalsten Erkenntnisse
dieser Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick in die Zukunft dieses innovativen
Finanzprodukts unternommen.

5
2. GRUNDLAGEN ZUM FINANZPRODUKT
2.1.
DEFINITION UND FUNKTIONSWEISE
Der Name ,,Exchange Traded Fund", abgekürzt ,,ETF", wird übersetzt mit ,,börslich
gehandelte Fonds". Das bedeutet, dass es sich hierbei im Gegensatz zu klassischen
Investmentfonds um eine Fondsklasse handelt, die wie börsennotierte Aktien rund
um die Uhr während der Börsenöffnungszeit gehandelt werden kann. Bei klassischen
Fonds hingegen wird nur einmal täglich ein Kurs von der Kapitalanlagegesellschaft
errechnet (sog. Net Asset Value, kurz NAV) zu dem man dann Fondsanteile kaufen
oder verkaufen kann.
4
Mit dem Kauf eines Exchange Traded Funds ist es dem Anleger aber nun möglich
mit nur einer einzigen Transaktion einen gesamten Index, das heißt einen ganzen
Korb an Wertpapieren zu erwerben. Das Anlageziel von ETFs besteht in der Repro-
duktion der Rendite-Performance des als Underlying gewählten Index. Man erwirbt
nicht nur ein breit diversifiziertes Portfolio, sondern man erspart sich beim Kauf eines
Index (zB Branchen oder Länderindex) auch jede Menge Transaktionskosten, die
ansonsten beim Kauf eines jeden einzelnen im Index befindlichen Wertes anfallen
würden. Mit dem Kauf eines ETF auf den Deutschen Aktienindex (DAX) beispiels-
weise, würde man mit einem Schlag die 30 größten deutschen börsennotierten Un-
ternehmen, gewichtet nach Börsenumsatz und streubesitzgewichteter Marktkapitali-
sierung im eigenen Portfolio halten.
ETFs sind passiv gemanagte Finanzprodukte, die verschiedenste Vermögensklassen
auf Basis deren Indizes (Aktien, Renten, Geldmarkt, Rohstoffe, Immobilien) nach-
und abbilden. Seit dem Einzug der Exchange Traded Funds auf den europäischen
Markt im Jahr 2000 haben Fondsgesellschaften immer wieder innovative ETF-
Produkte hervorgebracht, so dass man heute sogar schon über rein passiv gema-
nagte ETFs hinausgehende ,,enhanced" (,,verbesserte") ETFs erwerben kann. Die
starke Nachfrage sowie das stetige Wachstum des ETF-Marktes lassen auch für die
Zukunft weitere Produktinnovationen erwarten. Damit verschwimmen zunehmend die
4
Vgl. Etterer (2004), S. 34.

6
Grenzen zwischen den anfänglich rein passiven ETFs auf der einen und den innova-
tiven, teilweise bereits aktiver ausgerichteten ETFs auf der anderen Seite.
Das Anlageziel passiver ETFs besteht schlicht und einfach darin, einen bestimmten
Index möglichst exakt ab- bzw. nachzubilden. Damit wird die Portfoliozusammenset-
zung nicht durch ein Fondsmanagement bestimmt, sondern ist durch die Werte im
abzubildenden Index vorgegeben. Der Markt übernimmt somit die Verantwortung für
die Performance des Fonds. Bei aktiv gemangten ETFs hingegen steht es dem
Fondmanagement frei, im Rahmen der (rechtlichen) Gestaltungsfreiheit, die ,,richti-
gen" Wertpapiere auszuwählen, damit es gelingt, den Vergleichsindex zu übertreffen
(Outperformance der Benchmark).
5
Zuletzt soll noch darauf hingewiesen werden, dass im allgemeinen Sprachgebrauch
viele Begriffe auftreten, die als Synonyme für Exchange Traded Funds verwendet
werden. Das sind etwa Bezeichnungen wie:
·
Fondsaktien
·
Börsennotierte Indexfonds
·
Indexaktien
·
Index-Tracker
·
Passiv verwaltete Fonds
2.2.
HANDEL VON ETFS
Der Börsenhandel von ETFs funktioniert mit Hilfe des sogenannten Creati-
on/Redemption-Prozesses. Darunter versteht man das Verfahren der Ausgabe und
Rücknahme von ETF-Anteilen auf dem Primärmarkt. Er beinhaltet somit den Tausch
von Wertpapierkörben gegen ETF-Anteilen und umgekehrt.
Dabei übernehmen autorisierte Market Maker (sogenannte Designated Sponsors)
oder Approved Participants (institutionelle Anleger bzw. Broker mit entsprechender
Vertragsgestaltung mit der Fondsgesellschaft) eine wichtige Rolle. Im Primärmarkt
liefern die autorisierten Marktteilnehmer bzw. Market Maker einen Wertpapierkorb mit
5
Vgl. Eibl 2008), S. 11.

7
derselben Gewichtung von Wertpapieren wie der ETF oder Geld an den ETF-
Anbieter. Im Gegensatz erhalten sie ETF-Anteile (für gewöhnlich werden Blöcke von
50.000 Anteilen geschaffen) im Wert des Wertpapierkorbs oder der Barmittel, die sie
geliefert haben. Dieser Tausch eines Wertpapierkorbes gegen entsprechende ETF-
Anteile wird Creation-Prozess (Creation = Schaffung, Ausgabe) bezeichnet. Durch
den Creation-Prozess wird der Index handelbar gemacht, da der Market Maker nun
die von der Fondsgesellschaft erworbenen ETF-Anteile an der Börse zum Kauf an-
bieten kann. Alternativ kann er sie auch in seinem eigenen Portfolio halten. Anderer-
seits können die autorisierten Marktteilnehmer bzw. Market-Maker ETF-Anteile an
den ETF-Anbieter zurückgeben und erhalten dafür als Gegenleistung den adäquaten
Wertpapierkorb oder die Barmittel zurück. Dieses Verfahren nennt man demnach
Redemption-Prozess.
6
Der Creation/Redemption-Prozess bringt eine optimale Situation für alle Teilnehmer.
Der ETF-Anbieter überträgt das Risiko auf den Designated Sponsor, dieser kann den
Index durch den Börsenhandel fortlaufend abbilden und der Anleger bekommt jeder-
zeit einen fairen Preis gestellt.
7
Abbildung 1: Der Creation/Redemption-Prozess an der Börse
Quelle:
Deutsche
Bank
Research,
http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-
PROD/PROD0000000000224386.pdf, S. 8, 4. März 2009.
6
Vgl.
Dieckmann,
http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD
0000000000224386.pdf, S. 8, 4. März 2009.
7
Vgl. Etterer (2004), S. 117.

8
2.3.
AKTIV VERSUS PASSIV GEMANAGTE PORTFOLIOS
Von einem passiven Anlagestil spricht man, wenn weder börsentägliche Kursbewe-
gungen noch neu veröffentlichte Informationen Käufe oder Verkäufe von Wertpapie-
ren auslösen. Ausprägungsformen, die unter diesem Anlagestil fallen, sind bei-
spielsweise die Buy-and-Hold-Strategie oder die Indexierungsstrategie. Im Fall der
Buy-and-Hold-Strategie werden Wertpapiere gekauft und meist für längere Zeit im
Portfolio gehalten, ohne dabei ständig Anpassungen vorzunehmen. Bei der Indexie-
rungsstrategie hingegen wird nur ein Wertpapier gekauft, das allerdings einen kom-
pletten Index abbildet, wie im Fall von Exchange Traded Funds. Für viele Investoren
kann es bei diesem Investmentstil aus börsenpsychologischer Sicht schwierig sein
die Wertentwicklung des Portfolios mehr oder weniger tatenlos zuzuschauen, anstatt
aktiv einzugreifen. Passives Portfoliomanagement folgt in diesem Sinne einer Politik
der ,,ruhigen Hand".
8
Der Grundgedanke des passiven Anlagestils besteht kurzum darin, die Wertentwick-
lung eines ganzen Marktes abzubilden. Bei Investments in passive Finanzprodukte
wird bewusst auf die Selektion aussichtsreicher bzw. nach bestimmten Kennzahlen
unterbewerteter Einzeltitel verzichtet, die möglicherweise kurzfristige Renditepoten-
ziale generieren würden.
Der Grundgedanke des passiven Portfoliomanagements liegt darin, dass man auf
hinreichend effizienten Kapitalmärkten keine risikoadjustierte Überrendite erzielen
kann. Die passive Anlagestrategie unterstellt die vollständige Informationseffizienz an
den Kapitalmärkten. Das bedeutet, in den Marktpreisen sind bereits alle verfügbaren
Informationen enthalten. Es wird unterstellt, dass es an etablierten Finanzmärkten
langfristig nicht möglich ist, zB durch Einzelauswahl von Wertpapieren gegenüber
dem Markt einen Renditevorteil zu erzielen. Es sei also aussichtslos nach über- oder
unterbewerteten Wertpapieren zu suchen.
9
8
Vgl. Spremann (2008), S. 43.
9
Vgl. Köffler (2004), S. 15.

9
Daher kauft man gleich mit Hilfe eines Exchange Traded Funds, eines Indexfonds,
eines Indexzertifikates oder eines Indexfutures einen ganzen Index und erhält damit
eine sehr gute Diversifikation in der jeweiligen investierten Asset-Klasse.
10
Dieser Investmentstil des passiven Portfoliomanagements wird aufgrund einiger
Merkmale folgendermaßen charakterisiert:
11
·
Auf eine langfristige Vermögensaufbaustrategie ausgelegt
·
Ergänzung von Handelsstrategien zur Nutzung kurzfristiger Marktchancen (zB
als Beimischung zum Portfolio, als Satellite-Anteil)
·
Systematische Diversifikation der Anlageklassen (Asset-Klassen)
·
Starke Kostenminimierung durch Verzicht von laufenden Umschichtungen,
Research-Maßnahmen oder Suche nach günstigen Wertpapieren
Harry Markowitz hat mit seinen Ausführungen zur modernen Portfoliotheorie Anfang
der 1950er Jahre wichtige Erkenntnisse gebracht. In seinem 1952 veröffentlichten
Aufsatzes ,,Portfolio Selection" postulierte er den Grundsatz, dass Rendite und Risiko
eines Investments untrennbar miteinander verbunden sind. Er fand heraus, dass ein
effizientes Portfolio nur durch Diversifikation zu erreichen ist. Für eine jede Rendite-
erwartung besteht die Möglichkeit das Risiko durch Streuung auf ein bestimmtes Mi-
nimalniveau zu senken.
12
Eine weitere Haupaussage besteht darin, dass zwischen dem Risiko einer Einzelan-
lage und dem eines ganzen Portfolios unterschieden werden muss. Das Portfoliorisi-
ko ist nicht gleich dem durchschnittlichen Risiko der Einzelwerte, sondern ist wesent-
lich von den Kovarianzen der Einzelrenditen abhängig (Ermittlung der Korrelations-
koeffizienten untereinander).
13
Die Portfoliodiversifikation nach Markowitz hat das Ziel das Risiko des Investments
risikoadäquat zu reduzieren. Das Gesamtrisiko eines Investments wird grundsätzlich
10
Vgl. Etterer (2007), S. 4.
11
Vgl. Etterer (2007), S. 4.
12
Vgl. Ruh (2002), S. 134f.
13
Vgl. Spremann (2008), S. 60.

10
in zwei Risikokomponenten unterteilt: In das systematische und das unsystematische
Risiko (firmenspezifische Risiko). Im Unterschied zum Einzelinvestment kann der
Investor durch Diversifikation das unsystematische Risiko stark verringern respektive
sogar ausschließen. Wie man in Abbildung zwei sehr schön sieht, hängt die Höhe
des unsystematischen Risikos mit der Anzahl der Werte im Portfolio zusammen. Je
mehr Titel im Portfolio sind, desto größer wird dadurch der Effekt der Risikostreuung
und desto geringer wird das unsystematische Risiko. Im Unterschied dazu ist das
systematische Risiko jedoch nicht diversifizierbar und muss jedenfalls getragen wer-
den. Es wird auch als Marktrisiko bezeichnet.
14
Abbildung 2: Das Portfoliorisiko mit den Komponenten systematisches und unsystematisches
Risiko
Quelle: Welp, Norbert, http://www.lazardnet.com/lam/de/pdfs/Inv_Perspective_%20001.pdf, S. 5,
30. März 2009.
Im Unterschied zu passiven Anlagestrategien, zielen aktive Anlageinvestments da-
rauf ab, unter Beschaffung und Auswertung von Informationen die Wertentwicklung
des Marktes - also den vergleichbaren Marktindex - zu übertreffen. Diese Strategie
setzt allerdings Informations- und Bewertungsineffizienzen an den Finanzmärkten
voraus, die sich allerdings nur bei einer überdurchschnittlichen Prognosefähigkeit
oder durch Informationsvorteile (möglicherweise Insider-Wissen) des Investors in
14
Vgl.
Welp,
http://www.lazardnet.com/lam/de/pdfs/Inv_Perspective_%20001.pdf,
S.
5,
30. März 2009.

11
profitable Transaktionen umsetzen lassen. Unter aktive Anlagestile fallen Strategien
wie beispielsweise das Market-Timing oder das Stock-Picking.
15
Beim Market-Timing achtet der aktive Manager auf die richtigen Ein- und Ausstiegs-
zeitpunkte der jeweiligen Asset-Klasse. Das Stock-Picking hingegen greift auf spezi-
elle Methoden (zB Unternehmensanalysen, Auswertung von Kennzahlen) zurück, mit
denen erfolgsversprechende Aktien oder Aktiengruppen (zB Sektoren, Länder,
Growth, Value, Dividenden) ausgewählt, gekauft und allenfalls im Portfolio überge-
wichtet werden. Diese Strategie basiert auf der Identifikation von Wertpapieren, die
auf eine Unter- oder Überbewertung gegenüber ihrem inneren Wert (Buchwert) hin-
deuten.
16
2.4.
PERFORMANCE-VERGLEICH ZWISCHEN AKTIV GEMANAGTEN EURO-
PA-FONDS UND IHRER BENCHMARK
In der Vergangenheit haben zahlreiche Studien ergeben, dass es die meisten aktiven
Portfoliomanager nicht schaffen, innerhalb langfristiger Zeiträume die Rendite des
entsprechenden Vergleichsindex (Benchmark) zu schlagen. In einer Studie mit einem
Untersuchungszeitraum von elf Jahren hat die Steuerberatungs- und Consultingfirma
Rödl & Partner festgestellt, dass 93 % der europäischen Aktienfonds den DJ STOXX
50 Performanceindex (PI) nicht schlagen konnten. In dieser Untersuchung aus dem
Jahr 2004 wurden die Renditen von europäischen Publikumsfonds zwischen 31. De-
zember 1992 und 31. Dezember 2003 beobachtet. Als Benchmark dieser Europa-
Fonds wurde der DJ STOXX 50 PI herangezogen. Wenn man nun - gemäß der un-
ten angeführten Tabelle 1 - die Fonds-Renditen mit dem DJ-STOXX-50-Index ver-
gleicht, dann erkennt man, dass es lediglich fünf Europa-Fonds schafften - das sind
umgerechnet 7 % aller einbezogenen Fonds - die Benchmark outzuperformen. Die-
ses Ergebnis unterlegt die in sehr vielen Untersuchungen aufgestellte These, dass
langfristig der Index nur von sehr wenigen Fonds geschlagen wird. Weiters ist fest-
zuhalten, dass je länger der Beobachtungszeitraum ist, desto weniger aktive Fonds
liegen bei der Rendite vor der Benchmark.
17
15
Vgl. Budinsky (2002), S. 9f.
16
Vgl. Spremann (2008), S. 46f.
17
Vgl. Wambach/Etterer (2004), S. 23.

12
Bemerkenswert sind die Performance-Zahlen dieser Untersuchung: Der beste aktiv
gemanagte Fonds brachte es auf eine Performance von 506 %, der Schlechteste im
Vergleich bloß auf 54 % Rendite. Der Benchmark-Index DJ STOXX 50 (PI) erreichte
230 % Rendite und der Durchschnitt aller in die Studie einbezogenen Europa-Fonds
lag bei einer Rendite von nur 149 %. Mehr als ein Drittel aller Fonds konnten nicht
einmal die Hälfte der Rendite des DJ STOXX 50 PI erzielen.
18
Fondsbezeichnung
WKN
Performance
in %
Fondsbezeichnung
WKN
Performance
in %
31.12.92-
30.12.03
31.12.92-
30.12.03
Fidelity European Growth
973270
506,18
INVESCO GT Con European A
986660
131,91
HSBC GIF Euroland Eq Opp A
987890
313,49
ESPA STOCK EUROPE A
989666
131,82
Principal GIF Europn Eq Inc
986040
271,08
Julius Baer Europe Stock B
971984
130,90
DJ Euro Stoxx50 Performanceinex
(PI)
965815
242,40
DWS Eurovesta
849084
129,64
MS SICAV European Value Eq I
973398
234,49
UBS(Lux) EF-Europe
971566
129,31
Comgest Europa
972343
230,80
BL Equities Europe B
989879
128,10
DJ Stoxx50 Performanceindex (PI)
965817
230,00
UBAM Europe Equity AC
921803
125,91
DWS Provesta
847415
222,54
State Street Act. Euroland C
974469
122,12
Barclays (Lux) European Equity
A0BL1R
216,29
Parvest Europe C
972535
119,68
ING (L) Inv European Equity PC
989478
203,41
Credit Suisse Aktien Zukunft
847799
116,56
MEAG EuroKapital
975746
195,50
Berliner Bankg. Europa Invest
847924
115,10
JP Morgan European Equity
971605
194,04
KBC Equity Fd Europe C
974351
113,63
Templeton European A
971659
185,98
Spängler European Growth Trust
973098
112,77
JP Morgan Euroland Equity A-EUR
971604
184,77
Frankfurt Trust Europa Dynamik
847818
112,60
Nordea 1 European Value
973347
174,80
Union UniEuropa
972121
110,50
State Street Actions Europe
974471
173,68
SEB Invest Europafonds
847438
110,34
Robeco European Equities D
971651
173,17
Invesco Europa Core Aktienfonds
847033
108,32
Volksbank Europa Invest
988681
171,65
DVG Merkur Fonds 1
849337
108,26
Lion Fortune Eurp Equities D
791969
169,09
Sogelux Eq Europe AC
986943
107,32
Aviva European Equity
973939
167,58
Swiss Life IRL Eq Europe
988230
100,96
DJ EURO STOXX 50 Preisindex (PI)
965814
166,10
Credit Suisse EF Euro Blue Chips B
974272
99,07
Lazard Pan European Equity
986153
165,40
KB Lux Equity Noveurope
590289
98,59
CitiEqty Pan-Europe A Ord USD
930850
164,09
Baring IUF Europe
972868
98,21
Activest Lux GP European Eq C
971588
162,64
Adig Fondiropa
847120
97,23
DEKA Eufinvest Cap
971622
161,66
Activest Lux TopEuropa
971346
96,70
GAM Star Europa
988538
160,82
Vontobel European Equity A2
972049
95,33
CA Fds Eurostock Classik C
972096
153,90
Berliner VB Aktien Union
975760
94,90
Swissca Europe
971315
152,36
Pictet F-Europe Eq Select-P
694213
93,47
DJ STOXX 50 Preisindex (PI)
965816
151,60
JPM Europe Select Large Cap A
987586
93,34
AXA WF Euro Equities
988173
149,77
LIP Europe Equity
987586
91,05
AriDeka
847451
140,83
Santander Europäische Aktien OP
976551
89,57
Atlas Valeurope C
988635
138,46
Hauck Main I Universal Fonds
849134
87,80
DEKA Köln Aktienfonds
848067
138,16
Metzler Aktien Europa
975222
82,96
Dexia Eq L Europe C
989646
135,78
Oppenheim European Equities
848623
73,80
DIT Vermögens Aufbau Fonds
847950
132,50
MK Euroaktiv
848802
65,35
DIT Industria
847502
132,35
DWA European-Aktien
976131
54,38
Durchschnitt aller aktiven Europa-Fonds
149
Tabelle 1: Performance-Vergleich über einen Zeitraum von 11 Jahren zwischen aktiv gemanag-
ten Europafonds und den entsprechenden Benchmarks
Quelle: Wambach/Etterer, Exchange Traded Funds (2004), S. 24.
18
Vgl. Wambach/Etterer (2004), S. 25.

13
Bei der Frage, ob Investoren in schwachen Börsenphasen eher aktiv gemanagte
Fonds oder Indexfonds bzw. ETFs kaufen sollen, werden sehr oft aktiv gemanagte
Fonds empfohlen. Die Annahme, aktive Fonds seien in Bärenphasen generell bes-
ser, stimmt wie eine weitere Studie, die Rödl & Partner durchgeführt hat nicht. Dabei
wurde die Kursentwicklung von aktiven Europa-Fonds in der Baisse-Phase zwischen
31. März 2000 und 31. März 2003 beobachtet und mit der Performance des DJ
STOXX 50 PI verglichen.
19
Das wesentlichste Ergebnis dieser Untersuchung, das man in Tabelle zwei findet, ist,
dass sich der Prozentsatz der Europa-Fonds, die den DJ STOXX-Index geschlagen
haben, von 7 % auf 36 % erhöht hat. Dennoch haben es 64 % trotz der Möglichkeit
der Kassenhaltung und erlaubtem Gegensteuern durch Portfolio-Umschichtungen
nicht geschafft, die Benchmark in diesem Zeitraum von drei Jahren zu schlagen.
Zeitraum
31.12.1992 bis
31.12.2003
31.03.2000 bis
31.03.2003
Performance-Messung
11 Jahre
3 Jahre
DJ STOXX 50 PI
230 %
- 56 %
Bester Fonds
506 %
- 7 %
Schlechtester Fonds
54 %
-83 %
Wieviele Fonds waren besser als der DJ Stoxx 50 PI?
7 %
36 %
Wieviele Fonds waren schlechter als der DJ Stoxx 50 PI?
93 %
64 %
Tabelle 2: Lang- und kurzfristiger Performance-Vergleich zwischen aktiven Europafonds und
ihrer Benchmark
Quelle: Wambach/Etterer (2004), S. 26.
Aus diesen Untersuchungen können nun folgende Erkenntnisse gezogen werden:
20
·
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Performance vieler aktiv gema-
nagter Fonds sehr deutlich hinter dem Vergleichsindex liegt. Man kann davon
ausgehen, dass lediglich 5-10 % der aktiven Fonds über einen Zeitraum von zehn
Jahren, den ihrer Anlage zugrunde liegenden Index übertreffen.
·
Nachdem in dieser Studie Fonds von renommierten Banken und Fondsgesell-
schaften vertreten sind, lässt dies auch den Schluss zu, dass dabei die Fondsma-
19
Vgl. Wambach/Etterer (2004), S. 25f.
20
Vgl. Wambach/Etterer (2004), S. 26f; Rödl & Partner, http://www.softwareload.de/c/13/53/85/
1353856.html, 02. April 2009.

14
nager, bei deren Anlageentscheidungen alle erdenklichen Erkenntnisse der tech-
nischen und fundamentalen Analyse miteinbezogen haben, um gegenüber dem
Markt einen Mehrertrag zu generieren. Trotz umfassendem Know-how und pro-
fessionellem Fondsmanagement waren die Performance-Ergebnisse der aktiven
Europa-Aktienfonds eher enttäuschend.
·
Hinzu kommt auch, dass die hohen Kosten aktiv ausgerichteter Fonds stark zu
Lasten der Performance gehen. Aktive Fonds betreiben einen hohen Progno-
seaufwand und es fallen hohe Transaktions-, Research-, Beobachtungs- und Ver-
waltungskosten an. Außerdem fällt bei einem Kauf eines klassischen Fonds re-
gelmäßig ein Ausgabeaufschlag von bis zu 5 % der investierten Summe an. Die-
ser fällt bei Exchange Traded Funds gänzlich weg.
·
Bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass auch in der dreijährigen Baisse-Phase
(31. März 2000 bis 31. März 2003) beinahe zwei Drittel der aktiven Fonds hinter
der Benchmark gelegen sind, obwohl die Indexanlage immer zu 100 % investiert
war und man keine Möglichkeit hatte, um gegenzusteuern. Zudem haben die
Fonds die Möglichkeit bis zu 50 Prozent Liquidität (Barreserve) zu halten und the-
oretisch die Hälfte der Verluste in solchen Abwärtsphasen zu vermeiden.
·
Hinsichtlich der Rendite-Zahlen ist festzustellen, dass bei jenen Fonds, die über
die Benchmark performt haben von einem sehr guten Fondsmanagement ausge-
gangen werden kann. Die Fonds mit Renditen, die etwas unter dem Index liegen,
dürfen als normal bezeichnet werden. Wenngleich ein solches Resultat für den
Anleger eines aktiv gemanagten Aktienfonds nicht zufriedenstellend sein kann. Bei
denjenigen Fonds, die über den Zeitraum von elf Jahren deutlich hinter der Per-
formance des DJ-STOXX-Index liegen, muss kritisch hinterfragt werden, was das
Fondsmanagement-Team falsch gemacht hat.
·
Für Investoren ist es schwer, jene Fonds zu identifizieren, die auf lange Sicht eine
Outperformance schaffen, da vergangene Renditen keine sichere Vorhersage
über künftige Renditen erlauben.
·
Bei einer Indexanlage kauft man den Markt. Daher besteht keine Gefahr, dass
man stark hinter einer Benchmark performt. Der Anleger bekommt die jeweilige

15
Indexrendite abzüglich der Managementgebühr, die sich bei den wichtigsten ETF-
Europa-Indizes zwischen 0,1 % und 0,5 % einpendelt.
·
Es ist in conclusio eindeutig festzustellen, dass je länger der Investitionszeitraum
gewählt wird, desto weniger Fonds liegen in der Rendite vor dem Vergleichsindex.
2.5.
ALTERNATIVINVESTMENTS ZU ETFS
Die Gründe, warum Exchange Traded Funds als die Königsklasse des Indexing be-
zeichnet wird, sollen die nachfolgenden Vergleiche mit den wichtigsten Merkmalen
der alternativen passiven Anlageprodukte, wie beispielsweise Indexfonds, Indexzerti-
fikate, oder Indexfutures zeigen.
In der nachfolgenden Tabelle werden die ETFs sowie deren Alternativprodukte so-
wohl nach dem Managementstil (aktiv/passiv) als auch nach Börsennotierung einge-
teilt (ja/nein).
Managementstil
aktiv
passiv
Börsenhandel
ja
ETF-Dachfonds
Indexzertifikate
ETFs
Indexfutures
nein
aktive Fonds
Indexfonds
Tabelle 3: Einteilung von ETFs und Alternativinvestments nach Managementstil und Börsen-
handel
Quelle: Modifiziert aus: Etterer (2004), S. 36.
Exchange Traded Funds stellen nur ein Finanzprodukt von mehreren dar, welche die
Indexierungsstrategie (passives Portfoliomanagement) verfolgen. Das Spektrum der
Alternativprodukte, die zu den ETFs in einer direkten Konkurrenz- bzw. Substituti-
Enhanced ETFs

16
onsbeziehung stehen sind vor allem klassische Indexfonds, Indexzertifikate sowie
Indexfutures.
In Tabelle vier sollen zunächst die Merkmale indexbezogener Produkte mit denen
der ETFs gegenübergestellt werden, bevor sie im Anschluss daran näher beschrie-
ben werden.
Merkmal
Exchange Traded Fund
Indexzertifikat
Investmentfonds
(Indexfonds)
Anbieter
Kapitalanlagegesellschaf-
ten
Banken
Kapitalanlagegesellschaf-
ten
Emittentenrisiko
Nein, da Sondervermögen
Ja, da Inhaberschuldver-
schreibung
Nein, da Sondervermö-
gen
Handel
Börsenhandel, fortlaufend
während der Handelszei-
ten
Börsenhandel, fortlaufend
während der Handelszei-
ten
Kursfeststellung einmal
am Tag, Ausgabe und
Rücknahme über KAG
Anlegergruppe
vorwiegend institutionelle
Anleger
fast ausschließlich private
Anleger
private und institutionelle
Anleger
Liquidität
sehr hoch (abhängig v.
Produkt)
eher gering
kein Börsenhandel, nur
über KAG
Abbildung des
Index
1:1
1:1
indexnah
Dividenden
ausgeschüttet
Kurszertifikat: keine Divi-
dende
Performancezertifikat:
Dividende wird reinvestiert
ausgeschüttet oder the-
sauriert
Kosten für Kauf
bzw. Verkauf
wie bei Aktien
wie bei Aktien
0 % bis 6 %
Allerdings sind Rabatte
von 50-75 % und mehr
möglich, bei Erwerb des
Fonds über eine Direkt-
bank, Fondsbörse oder
Fondssupermarkt über
das Internet
Jährliche Gebüh-
ren
0,10 % bis 1,00 %
gewöhnlich keine
0,55 % bis 2,10 %
Short-Strategie
möglich
nicht möglich
nicht möglich
Veröffentlichung
der Portfoliozu-
sammensetzung
börsentäglich
börsentäglich
halbjährlich
Tabelle 4: Abgrenzung zu anderen Produkten: ETFs im Vergleich mit Indexfonds und Zertifika-
ten
Quellen: Modifiziert aus: Eibl (2008) S. 27; Budinsky (2004), S. 26; FWW Research Services,
http://fww.de/documents/fww_fonds-factbook_2007_2008.pdf, S. 44, 5. Februar 2009; Hannemann,
http://www.derivate-mag.de/online/archiv/dm_q1_2007_etfs.pdf, S. 3, 21. April 2009.
Zusammenfassend kann zu dieser Gegenüberstellung von Finanzprodukten des
passiven Portfoliomanagements konstatiert werden, dass Exchange Traded Funds
die Vorteile der beiden anderen Anlageprodukte (Indexzertifikate sowie klassische

17
Indexfonds) in sich vereinen, während die negativen Elemente weitestgehend elimi-
niert werden.
2.5.1. Indexfonds
Indexfonds gehören wie eben auch Exchange Traded Funds in die Gruppe der In-
vestmentfonds. Das vom Anleger investierte Vermögen unterliegt demnach nicht
dem Emittentenrisiko, sondern es gilt als Sondervermögen (Treuhandvermögen).
Die Fondsgesellschaft muss das ihr anvertraute Geld aus gesetzlichen Gründen ge-
sondert vom Vermögen des Unternehmens gehalten werden. Ein Konkurs der
Fondsgesellschaft hat somit keine negativen Auswirkungen auf den Eigentümer des
Fonds.
Die größten Unterschiede zwischen klassischen Indexfonds und ETFs bestehen in
der Handelbarkeit der Fondsanteile und in der Gesamtkostenbelastung. Indexfonds
können nicht wie ETFs jederzeit über die Börse gehandelt werden, sondern müssen
unmittelbar von der Fondsgesellschaft gekauft und an sie zurückverkauft werden
(als Vertriebseinheiten fungieren etwa Banken oder Finanzdienstleister). Weiters
wird bei Indexfonds der Nettoinventarwert - der Wert des Fondsanteils - nur einmal
täglich berechnet und festgestellt. Zum Vergleich: Die Preise der ETFs werden mi-
nütlich oder sogar alle 15 Sekunden neu berechnet.
21
Konventionelle Indexfonds haben zwar gegenüber aktiven Investmentfonds Kosten-
vorteile, doch ETFs weisen nochmals deutlich niedrigere Kosten auf. Anders als
beim Erwerb über eine Investmentgesellschaft fällt beim Kauf an der Börse kein
Ausgabeaufschlag an. Bei Kauf eines Indexfonds können daher einmalige Kaufge-
bühren von bis zu 6% anfallen, wobei die tatsächliche Höhe auch davon abhängig
ist, über welchen Vertriebsweg man den Investmentfonds erwirbt. Darüber hinaus
sind auch die jährlichen Managementgebühren der Indexfonds deutlich höher als die
von ETFs. So kommt beispielsweise ein ETF auf den deutschen Leitindex DAX auf
eine jährliche Verwaltungsgebühr von etwa 0,15 %. Der billigste Indexfonds, der
über eine Investmentfonds-Gesellschaft bezogen werden kann, kommt hingegen auf
eine jährliche Gebühr von etwa 0,50 %.
21
Vgl. Kommer (2007), S. 178.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836643283
DOI
10.3239/9783836643283
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Studiengang Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (März)
Note
1,0
Schlagworte
exchange traded funds anlagestrategie innovation portfoliomanagement finanzprodukt
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Titel: ETFs (Exchange Traded Funds) - Darstellung, Analyse und Bewertung eines innovativen Finanzprodukts
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