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Beurteilung ausgewählter Anlageformen zur privaten Alterssicherung

©2009 Bachelorarbeit 52 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den letzten Jahren war die gesetzliche Rente sehr häufig Gegenstand der Medien. Das Rentenniveau wird in den kommenden Jahren, aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland, drastisch sinken. Ursachen hierfür sind die niedrige Geburtenrate und die steigende Lebenserwartung. Folglich wird die deutsche Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten stark altern. Doch dieses Problem existiert nicht nur in Deutschland, auch in den meisten anderen europäischen Staaten wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung ansteigen.
Die Veränderung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland hat weitreichende Folgen. Der Rückgang des Rentenniveaus muss verstärkt durch private Altersvorsorge ausgeglichen werden. Die deutsche Regierung hat mit zahlreichen Rentenreformen seit dem Jahr 2000 einen Umbruch in der Altersvorsorge eingeleitet. Jahrzehntelang konnten sich die Rentner auf ausreichende Rentenzahlungen verlassen. Das Umlageverfahren stößt in den nächsten Jahren jedoch an seine Grenzen. Das System wäre nur mit unvorstellbar hohen Beitragssätzen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufrecht zu erhalten. Diese extrem hohe Belastung würde eine Benachteiligung der jungen Generation darstellen. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden, welches sowohl die Interessen der Rentner, als auch die der arbeitenden Gesellschaft berücksichtigt.
Für die junge Generation wurde mit diversen Rentenreformen die Möglichkeit geschaffen eine zusätzliche, kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen. In Kombination mit der gesetzlichen Rente soll es gelingen, in Zukunft den gewohnten Lebensstandard im Rentenalter beibehalten zu können. Hierfür muss die staatliche Förderung im Bereich der privaten Altersvorsorge angenommen und genutzt werden. Der Staat hat mit der Rürup-Rente und der Riester-Rente zwei sehr attraktive Altersvorsorgemöglichkeiten geschaffen. Zusätzlich wurde der Bereich der betrieblichen Altersvorsorge gestärkt. Mittlerweile besteht für jeden Arbeitnehmer ein Rechtsanspruch auf betriebliche Altersvorsorge in Form der Entgeltumwandlung. Durch eine Entgeltumwandlung spart der Arbeitnehmer Steuern und Sozialabgaben und profitiert von einer hohen staatlichen Förderung. Das Problem der Übertragbarkeit bei einem Arbeitgeberwechsel wurde durch einen Mitnahme- beziehungsweise Übertragungsanspruch verringert.
Häufig fällt die Entscheidung bei der Altersvorsorge jedoch nicht nur auf den Bereich der staatlich geförderten Vorsorge. Nicht geförderte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Roth
Beurteilung ausgewählter Anlageformen zur privaten Alterssicherung
ISBN: 978-3-8366-4261-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe, Bonn, Deutschland, Bachelorarbeit,
2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

I
Kurzfassung
Die demographische Entwicklung stellt die gesetzliche Rentenversicherung vor große Heraus-
forderungen. Bereits heute reicht die gesetzliche Rente nicht mehr aus, um den Lebensstan-
dard im Alter zu erhalten. Bei anhaltend niedriger Geburtenrate und weiter steigender Le-
benserwartung wird das Niveau der gesetzlichen Rente noch weiter sinken.
1
Durch die sich
verändernde Altersstruktur der Bevölkerung kann das umlagefinanzierte System der Renten-
versicherung die Belastungen zukünftig nicht mehr tragen und die gesetzliche Rente wird nur
noch eine Grundsicherung darstellen. Der Rückgang des Rentenniveaus kann nur durch priva-
te Altersvorsorge ausgeglichen werden.
Für die Altersvorsorge stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Es lässt sich zunächst eine
Unterteilung in staatlich geförderte und in staatlich nicht geförderte Vorsorge vornehmen.
Besonders die geförderten Möglichkeiten, wie die Rürup- und Riester-Rente, aber auch die
betriebliche Altersvorsorge, sind geeignet große Teile der entstehenden Versorgungslücke zu
schließen. Vor einer Entscheidung für eines dieser Produkte, sollten die Vor- und Nachteile,
die mit Abschluss eines Vertrages verbunden sind, genau betrachtet werden. Auch staatlich
nicht geförderte Produkte sind zur Altersvorsorge geeignet. Sie bieten andere Vorzüge als die
geförderten Vorsorgevarianten und haben ebenfalls einen hohen Stellenwert. Die Altersvor-
sorge sollte immer aus einer Kombination staatlich geförderter Produkte und nicht geförderter
Produkte bestehen. Diversifikation ist auch bei der Altersvorsorge die richtige Entscheidung.
1
Vgl. Bundesministerium für Finanzen (2005), S. 5.

II
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... III
1
Einleitung ... 1
2
Die aktuelle Situation in Deutschland ... 3
2.1
Die demographische Entwicklung Deutschlands ... 3
2.2
Das System der gesetzlichen Rentenversicherung ... 5
2.2.1
Allgemeines zur gesetzlichen Rentenversicherung... 5
2.2.2
Herausforderungen für aktuelle und künftige Generationen ... 7
2.3
Das Problem der Versorgungslücke bei Renteneintritt ... 10
3
Das Altersvorsorgesystem in Deutschland ... 14
3.1
Das Drei-Schichtenmodell im Überblick ... 14
3.2
Staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte und ihre Vor- und Nachteile ... 14
3.2.1
Die Rürup-Rente als zusätzliche Basisversorgung ... 14
3.2.2
Die Riester-Rente zum Aufbau einer kapitalgedeckten Altersvorsorge ... 16
3.2.3
Betriebliche Altersvorsorge ­ die Möglichkeit für Arbeitnehmer ... 20
3.3
Private Altersvorsorge ohne staatliche Förderung ­ konkurrenzfähig? ... 25
3.3.1
Immobilien als Möglichkeit der Altersvorsorge ... 25
3.3.2
Fondssparpläne ­ eine interessante Möglichkeit für junge Menschen ... 28
3.3.3
Der Klassiker der Altersvorsorge ­ die private Rentenversicherung ... 32
4
Private Altersvorsorge ist für den Erhalt des Lebensstandards unverzichtbar ... 36
4.1
Berücksichtigung der persönlichen Situation als Entscheidungsgrundlage ... 36
4.2
Für wen ist welche Altersvorsorgemöglichkeit am geeignetsten? ... 36
4.3
Die optimale Altersvorsorge ­ eine Kombination verschiedener Bausteine ... 37
5
Fazit ... 40
Anhang ... 42
Literaturverzeichnis... 45

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellung des Bevölkerungsaufbaus ... 4
Abbildung 2: Höhe des Altersquotienten ... 8
Abbildung 3: Entwicklung des Sonderausgabenabzugs ... 11
Abbildung 4: Besteuerung der Rentenbezüge ... 12
Abbildung 5: Drei-Schichtenmodell ... 14
Abbildung 6: Daten und Fakten zur Riester-Rente ... 17
Abbildung 7: Steuer- und Sozialversicherungsregelungen ... 23
Abbildung 8: Förderfähige Höchstbeträge ... 24
Abbildung 9: Entwicklung Anteilspreis ... 30

1
1
Einleitung
In den letzten Jahren war die gesetzliche Rente sehr häufig Gegenstand der Medien. Das Ren-
tenniveau wird in den kommenden Jahren, aufgrund der demographischen Entwicklung in
Deutschland, drastisch sinken. Ursachen hierfür sind die niedrige Geburtenrate und die stei-
gende Lebenserwartung. Folglich wird die deutsche Bevölkerung in den kommenden Jahr-
zehnten stark altern. Doch dieses Problem existiert nicht nur in Deutschland, auch in den
meisten anderen europäischen Staaten, wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung anstei-
gen.
2
Die Veränderung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland hat weitreichende Folgen. Der
Rückgang des Rentenniveaus muss verstärkt durch private Altersvorsorge ausgeglichen wer-
den. Die deutsche Regierung hat mit zahlreichen Rentenreformen seit dem Jahr 2000 einen
Umbruch in der Altersvorsorge eingeleitet. Jahrzehntelang konnten sich die Rentner auf aus-
reichende Rentenzahlungen verlassen. Das Umlageverfahren stößt in den nächsten Jahren
jedoch an seine Grenzen. Das System wäre nur mit unvorstellbar hohen Beitragssätzen für
Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufrecht zu erhalten. Diese extrem hohe Belastung würde eine
Benachteiligung der jungen Generation darstellen. Es muss ein Gleichgewicht gefunden wer-
den, welches sowohl die Interessen der Rentner, als auch die der arbeitenden Gesellschaft
berücksichtigt.
3
Für die junge Generation wurde mit diversen Rentenreformen die Möglichkeit geschaffen
eine zusätzliche, kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen. In Kombination mit der gesetz-
lichen Rente soll es gelingen, in Zukunft den gewohnten Lebensstandard im Rentenalter bei-
behalten zu können. Hierfür muss die staatliche Förderung im Bereich der privaten Altersvor-
sorge angenommen und genutzt werden. Der Staat hat mit der Rürup-Rente und der Riester-
Rente zwei sehr attraktive Altersvorsorgemöglichkeiten geschaffen. Zusätzlich wurde der
Bereich der betrieblichen Altersvorsorge gestärkt. Mittlerweile besteht für jeden Arbeitneh-
mer ein Rechtsanspruch auf betriebliche Altersvorsorge in Form der Entgeltumwandlung.
Durch eine Entgeltumwandlung spart der Arbeitnehmer Steuern und Sozialabgaben und profi-
tiert von einer hohen staatlichen Förderung. Das Problem der Übertragbarkeit bei einem Ar-
beitgeberwechsel wurde durch einen Mitnahme- beziehungsweise Übertragungsanspruch ver-
ringert.
2
Vgl. Börsch-Supan, A. / Essig, L. / Wilke, C. B. (2005), S. 1.
3
Vgl. Heuchert, O. (2008), S. 10 - 11.

2
Häufig fällt die Entscheidung bei der Altersvorsorge jedoch nicht nur auf den Bereich der
staatlich geförderten Vorsorge. Nicht geförderte Produkte stellen mir ihren Eigenschaften eine
gute Ergänzung dar, da sie andere Vor- und Nachteile aufweisen. Vor einer Entscheidung für
oder gegen eine Vorsorgemöglichkeit müssen die jeweiligen Bedingungen geprüft und die
persönliche Lebenssituation in die Entscheidung einbezogen werden. Sowohl bei der staatlich
geförderten, als auch bei der nicht geförderten Vorsorge, sind nicht alle Produkte für jeden
geeignet. Zudem stehen manche staatlich geförderte Varianten nicht allen Bürgern zur Verfü-
gung. Dieser Aspekt hat Auswirkungen auf den individuellen Aufbau der Altersvorsorge. Im
Verlauf der Arbeit werden ausgewählte Altersvorsorgemöglichkeiten mit Vor- und Nachteilen
vorgestellt und eine Beurteilung abgegeben.
Unabhängig von den Beurteilungen, ist private Altersvorsorge für junge Menschen heutzutage
unverzichtbar, wenn sie im Alter nicht mit einer Grundsicherung auf Sozialhilfeniveau leben
möchten. Je früher der erste Schritt der eigenen Vorsorge erfolgt, umso besser, denn die Zeit
spielt beim Vermögensaufbau eine entscheidende Rolle.

3
2
Die aktuelle Situation in Deutschland
2.1
Die demographische Entwicklung Deutschlands
Deutschland ist mit circa 82,2 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten Länder
der Welt und die größte Nation in Europa. Das wird sich jedoch in den nächsten Jahren än-
dern, denn bereits seit dem Jahr 2003 nimmt die Bevölkerung in Deutschland ab.
4
Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung wird die Bevölkerung bis
zum Jahr 2020 um circa ein bis zwei Millionen schrumpfen. Bis zum Jahr 2050 wird Deutsch-
land voraussichtlich nur noch 69 bis 74 Millionen Einwohner haben. Für den Bevölkerungs-
rückgang ist vor allem die sinkende Geburtenrate verantwortlich. Im Jahr 2007 ist die durch-
schnittliche Kinderzahl je Frau zwar erstmals seit 2004 wieder leicht gestiegen. Sie liegt mit
1,37 Kindern pro Frau jedoch deutlich unter der benötigten Zahl von 2,1, mit der die Größe
der Bevölkerung konstant gehalten werden kann. Seit 1970 wurden damit mehr als 10 Millio-
nen Kinder zu wenig geboren und die nachwachsende Generation ist jeweils um ein Drittel
kleiner als die Elterngeneration.
5
Damit die Bevölkerungszahl nicht noch schneller abnimmt, hat die Regierung in den letzten
Jahren verstärkt auf eine positive Wanderungsbilanz gesetzt, das heißt es wandern mehr Leute
aus anderen Ländern nach Deutschland ein als Deutsche auswandern. Die Rückkehr von Gas-
tarbeitern in ihr Heimatland wird ebenfalls wie eine Auswanderung gezählt. Doch auch die
Zuwanderung reicht nicht aus, um den Trend des Bevölkerungsrückgangs zu stoppen. Bei
einer zu schnellen und zu starken Einwanderungspolitik besteht zudem die Gefahr von politi-
schen Unruhen. Für die Sozialsysteme in Deutschland besteht aber neben dem Problem des
Bevölkerungsrückgangs ein weiteres Problem. Die deutsche Bevölkerung altert bereits seit
Ende des 20. Jahrhunderts
6
und wird bis zum Jahr 2050 voraussichtlich ein Durchschnittsalter
von 50 Jahren haben.
7
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts lag der Anteil der
unter 20-Jährigen im Jahr 2006 bei 20% und wird bis zum Jahr 2050 auf 15% fallen. In der
gleichen Zeit wird der Anteil der über 65-Jährigen von 20% auf 33% steigen. Besonders stark
wird der Anteil der über 80-Jährigen von 5% auf über 15% ansteigen. Während im Jahr 1871
der Bevölkerungsaufbau einer Pyramide entsprach, die optimal für die Finanzierung des Um-
4
Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2007), S. 6.
5
Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2008), S. 17.
6
Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2008), S. 29.
7
Vgl. Statistisches Bundesamt (2006), S. 17.

4
lageverfahrens ist, hat seitdem eine Verschiebung zur Urnenform stattgefunden.
8
Die folgende
Abbildung zeigt die Veränderung des Bevölkerungsaufbaus.
Abbildung 1: Darstellung des Bevölkerungsaufbaus
9
Für das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung ist, neben der zu geringen Zahl an Neu-
geborenen, auch die steigende Lebenserwartung der Menschen verantwortlich. Dies ist vor
allem auf den medizinischen Fortschritt zurückzuführen. Die heutige Lebenserwartung für
einen 60-jährigen Mann liegt bei weiteren 21 Jahren. Neugeborene Jungen und Mädchen wer-
den nach Berechnungen voraussichtlich 77 Jahre beziehungsweise 82 Jahre alt.
10
Die demog-
raphische Entwicklung stellt die sozialen Sicherungssysteme, vor allem die Renten- und Pfle-
geversicherung, vor große Herausforderungen. Die Bezugsdauer von Renten- und Pflegeleis-
tungen wird erheblich ansteigen und die Sozialsysteme belasten.
11
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Finanzierung der Sozialsysteme ist die Arbeitslosenquo-
te. Durch hohe Arbeitslosigkeit in Wirtschaftskrisen, werden die Sozialsysteme doppelt belas-
tet. Arbeitslose Personen erhalten Unterstützungsleistungen durch den Staat und fehlen zu-
gleich als Beitragszahler.
8
Vgl. Statistisches Bundesamt (2006), S. 34.
9
Abbildung übernommen aus Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2008), S. 9.
10
Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2008), S. 47.
11
Vgl. Statistisches Bundesamt (2006), S. 14.

5
2.2
Das System der gesetzlichen Rentenversicherung
2.2.1
Allgemeines zur gesetzlichen Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung ist das wichtigste und größte Einzelsystem der sozialen
Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland. Eingeführt wurde sie im Jahr 1889 von
Reichskanzler Otto von Bismarck mit der Unterstützung von Kaiser Wilhelm I.
12
Die gesetz-
liche Rentenversicherung ist eine Pflichtversicherung für alle Arbeiter, Angestellten und ein-
zelne Gruppen von Selbstständigen. Bis Ende 2004 gab es für Arbeiter und Angestellte unter-
schiedliche Rentenversicherungsträger. Diese Unterscheidung ist mit Gründung der Deut-
schen Rentenversicherung im Jahr 2005 aufgehoben worden.
13
Die gesetzliche Rentenversicherung übernimmt, neben der Zahlung von Altersrenten, noch
weitere Funktionen. Sie leistet auch Rentenzahlungen an Personen die nicht oder nur noch
teilweise erwerbsfähig sind. Im Todesfall werden Ehepartner und Kinder in Form einer Hin-
terbliebenenrente abgesichert. Für den weiteren Verlauf der Arbeit ist jedoch nur die Alters-
rente von Bedeutung.
14
In Deutschland basiert das System der gesetzlichen Rentenversicherung auf dem Generatio-
nenvertrag. Die Rentenzahlungen an die heutigen Rentner werden durch Beitragszahlungen
der heutigen Beschäftigten finanziert. Diese Vorgehensweise wird als Umlageverfahren be-
zeichnet. Die Rentenversicherung verfügt, bis auf eine geringe Schwankungsreserve, über
keinen Kapitalbestand, da die kompletten Beitragseinnahmen sofort als Rentenzahlung wei-
tergeleitet werden.
15
Durch die Beitragszahlungen erwirbt die Generation der Leistungserbringer Ansprüche auf
Rentenzahlungen gegenüber den nachwachsenden Generationen.
16
Die Mitgliedschaft in der
gesetzlichen Rentenversicherung entsteht bei Arbeitnehmern automatisch. Die anfallenden
Beiträge werden, je zur Hälfte, vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer bezahlt. Die Höhe
der Beitragseinnahmen hängt zum einen vom sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkom-
men der Arbeitnehmer, zum anderen vom Beitragssatz der gesetzlichen Rentenversicherung
12
Vgl. Heuchert, O. (2008), S. 11.
13
Vgl. Schaub, G. / Matthießen, V. / Polster, A. (2006), S. 214 - 217.
14
Vgl. Datz, N. (2003), S. 23.
15
Vgl. Datz, N. (2003), S. 14 - 15.
16
Vgl. Datz, N. (2003), S. 24 - 25.

6
ab. Im Jahr 2009 liegt der Beitragssatz bei 19,9%. Die Beitragsabführung wird durch die Bei-
tragsbemessungsgrenze nach oben begrenzt. Für das Jahr 2009 wurde sie in den alten Bundes-
ländern auf 64.800,00 Euro festgelegt. Liegt das Jahreseinkommen über dem Grenzbetrag,
werden für den übersteigenden Teil keine Beiträge an die Rentenversicherung abgeführt.
Die später zu erwartende Rente hängt von der Höhe der Beitragszahlungen im Laufe des Ar-
beitslebens ab und wird anhand folgender Rentenformel errechnet:
Summe der Entgeltpunkte Zugangsfaktor Rentenfaktor Rentenwert
(1)
Einen Entgeltpunkt erhält, wer in einem Jahr genauso viel wie der Durchschnitt aller Versi-
cherten verdient. Wer nur die Hälfte verdient, erhält folglich nur einen halben Entgeltpunkt
auf seinem Rentenkonto gutgeschrieben. Für Gutverdienende gibt es allerdings eine Grenze
von maximal zwei Entgeltpunkten pro Jahr aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze. Die Ent-
geltpunkte werden jedes Jahr gesammelt und addieren sich im Laufe des Arbeitslebens. Kin-
dererziehungs- und Ausbildungszeiten werden bei Festlegung der Entgeltpunkte gesondert
berücksichtigt.
17
Der Zugangsfaktor beträgt bei Eintritt ins Rentnerleben, mit dem gesetzlich
vorgesehenen Rentenalter, 1,0. Entscheiden sich Arbeitnehmer vor dem gesetzlich vorgesehe-
nen Rentenalter in Rente zu gehen, wird ein Abschlag von 0,3% pro Monat, insgesamt jedoch
höchstens 18,0% vorgenommen. Gehen Arbeitnehmer erst später als vorgesehen in Rente,
erhalten sie für jeden länger gearbeiteten Monat eine Erhöhung von 0,5%.
18
Der aktuelle Rentenwert passt die Veränderung der Renten an die Gehälter der Arbeitnehmer
an. Aber auch die Quote zwischen Rentnern und Beschäftigten wird bei Festlegung des Ren-
tenwerts jeweils zum 1. Juli berücksichtigt. Im Jahr 2008 wurde der Rentenwert auf 26,56
Euro festgelegt.
19
In den Medien und in Berechnungsbeispielen wird häufig der Eckrentner herangezogen. Ein
Eckrentner hat 45 Jahre lang gearbeitet und immer genauso viel verdient, wie der Durch-
schnitt aller Beschäftigten. Zudem tritt er mit dem gesetzlich vorgesehenen Rentenalter in die
Rente ein. Die folgende Berechnung zeigt, welche Rente ein Eckrentner im Jahr 2009 erhält.
20
Summe der Entgeltpunkte Zugangsfaktor Rentenfaktor Rentenwert
1,0 45 1,0 26,56 1.195,20
(2)
17
Vgl. Deutsche Rentenversicherung (2009), S. 5.
18
Vgl. hrm4you.de (2009), S. 12.
19
Vgl. Deutsche Rentenversicherung (2008), S. 11.
20
Vgl. Börsch-Supan, A. / Essig, L. / Wilke, C. B. (2005), S. 21.

7
2.2.2
Herausforderungen für aktuelle und künftige Generationen
Die gesetzliche Rente war für die Mehrheit der Bevölkerung jahrzehntelang die tragende Säu-
le der Altersvorsorge.
21
Sie sicherte nach Ausscheiden aus dem Berufsleben und dem Eintritt
in die Rente genug Einkommen, um den Lebensstandard beibehalten zu können. Die heutigen
Rentner beziehen noch relativ hohe gesetzliche Renten, allerdings finden Rentenerhöhungen
immer seltener statt. Im Jahr 2009 wurde erstmals über Rentenkürzungen diskutiert. Früher
waren die Renten an die Entwicklung der Löhne gekoppelt. Da im Zuge der Weltwirtschafts-
krise die Löhne deutschlandweit sinken, fehlen der gesetzlichen Rentenversicherung Einnah-
men. Die Beibehaltung der Rentenzahlungen in ihrer bisherigen Höhe führt zu einem Defizit
in der Rentenkasse. Eine Kürzung der Renten wurde jedoch, unter anderem auch aus wahlpo-
litischen Gründen, von den Parteien am 6. Mai 2009 ausgeschlossen. Dafür soll es in Zukunft
niedrigere oder teilweise keine Rentenerhöhungen geben.
22
Für diese Entwicklung ist aber
nicht nur die Weltwirtschaftskrise verantwortlich, sondern auch die demographische Entwick-
lung Deutschlands. Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs bis zum Jahr 2050 wird es immer
weniger Beitragszahler geben und die Einnahmen der gesetzlichen Rentenkasse werden sin-
ken. Gleichzeitig wird durch die Alterung der Bevölkerung und der steigenden Lebenserwar-
tung die Rentenbezugsdauer steigen und damit für höhere Belastungen der Rentenkasse sor-
gen.
Wie sich das Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern verändern wird,
kann anhand des Altersquotienten gezeigt werden. Er setzt die Zahl der über 65-Jährigen, die
nicht mehr erwerbstätig sind, ins Verhältnis zu 100 erwerbsfähigen Personen im Alter von 15
bis 64 Jahren.
ö
ö
(3)
Im Jahr 2007 lag der Altersquotient bei 29,9 und wird bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf
55,5 steigen.
21
Vgl. Heuchert, O. (2008), S. 9.
22
Vgl. www.bundeskanzlerin.de

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836642613
DOI
10.3239/9783836642613
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe Bonn – Studiengang Bachelor of Finance, Bachelor of Finance
Erscheinungsdatum
2010 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
altersvorsorge riester rente anlageform fonds versorgungslücke
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