Public Viewing: Einmaliges Ereignis oder Trend?
Identifikation von Erfolgsfaktoren und Risiken zur Entwicklung eines Konzepts für zukünftige Veranstaltungen
					
	
		©2006
		Diplomarbeit
		
			
				143 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Was in der Antike zum Beispiel schon in Form eines Gauklers auf dem Marktplatz die Menge begeistert hat, die anlässlich dieses Ereignisses zusammenkam, hat heutzutage ganz andere Dimensionen angenommen. Nicht jedes öffentliche Ereignis erweckt automatisch Massenbegeisterung. Ganz im Gegenteil: Durch Angebotsvielfalt und Marktsättigung in vielen Bereichen sowie die weiterentwickelten technischen Möglichkeiten sind die Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen und auch Veranstaltungen gewachsen.
Etwas besonderes nicht alltägliches mit Erinnerungswert zu sein  diese Erwartung hatten Zuschauer in der Antike bereits an Veranstaltungen. Doch die Wahrnehmung von besonders und nicht alltäglich ist in der heutigen Erlebnisgesellschaft eine andere. Eine Produktdifferenzierung  Produkte, Dienstleistungen und Veranstaltungen gleichermaßen betreffend  erfolgt zunehmend auf psychologischer Ebene. An dieser Stelle setzen Event- und Erlebnismarketing an, die an die emotionale Ebene des Konsumenten appellieren.
Problemstellung:
Etwas besonderes, nicht alltägliches mit Erinnerungswert gewesen zu sein  diese Aussage kann für die Fußball-WM 2006 in Deutschland und die die Fußballspiele begleitenden Veranstaltungen zu Recht getroffen werden. Und bei Betrachtung der Rahmenbedingungen hierzu ist nachvollziehbar, dass sich das gemeinschaftliche und öffentliche Mitverfolgen der Spiele während der WM deutschlandweit großer Beliebtheit erfreute  die Fußball-WM ist das Sportereignis mit dem größten Fankreis und das Mega-Ereignis schlechthin. Zudem hatte Deutschland als Gastgeberland eine ganz besondere Rolle und die Bevölkerung war schon vorab von einer Welle der Euphorie erfasst worden. Hinzu kamen optimale Wetterbedingungen während der Weltmeisterschaftswochen, so dass viele die Fußballspiele lieber draußen und in entsprechender Atmosphäre anstatt auf dem heimischen Sofa mitverfolgen wollten.
Seither ist Public Viewing in aller Munde und Public Viewing-Angebote können zu den unterschiedlichsten Anlässen in den verschiedensten Bereichen entdeckt werden, nicht nur zur Übertragung vieler Sport-Ereignisse, sondern auch z.B. zum Finale einer Telenovela, zur Papstmesse, zu Musikereignissen. So wurde sogar das Angebot des neuen Pay-TV-Anbieters Arena zur öffentlichen Übertragung von Sportereignissen aus gegebenem aktuellen Anlass Public Viewing Offensive getauft.
Doch was genau beinhaltet der Begriff Public Viewing und […]
	Was in der Antike zum Beispiel schon in Form eines Gauklers auf dem Marktplatz die Menge begeistert hat, die anlässlich dieses Ereignisses zusammenkam, hat heutzutage ganz andere Dimensionen angenommen. Nicht jedes öffentliche Ereignis erweckt automatisch Massenbegeisterung. Ganz im Gegenteil: Durch Angebotsvielfalt und Marktsättigung in vielen Bereichen sowie die weiterentwickelten technischen Möglichkeiten sind die Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen und auch Veranstaltungen gewachsen.
Etwas besonderes nicht alltägliches mit Erinnerungswert zu sein  diese Erwartung hatten Zuschauer in der Antike bereits an Veranstaltungen. Doch die Wahrnehmung von besonders und nicht alltäglich ist in der heutigen Erlebnisgesellschaft eine andere. Eine Produktdifferenzierung  Produkte, Dienstleistungen und Veranstaltungen gleichermaßen betreffend  erfolgt zunehmend auf psychologischer Ebene. An dieser Stelle setzen Event- und Erlebnismarketing an, die an die emotionale Ebene des Konsumenten appellieren.
Problemstellung:
Etwas besonderes, nicht alltägliches mit Erinnerungswert gewesen zu sein  diese Aussage kann für die Fußball-WM 2006 in Deutschland und die die Fußballspiele begleitenden Veranstaltungen zu Recht getroffen werden. Und bei Betrachtung der Rahmenbedingungen hierzu ist nachvollziehbar, dass sich das gemeinschaftliche und öffentliche Mitverfolgen der Spiele während der WM deutschlandweit großer Beliebtheit erfreute  die Fußball-WM ist das Sportereignis mit dem größten Fankreis und das Mega-Ereignis schlechthin. Zudem hatte Deutschland als Gastgeberland eine ganz besondere Rolle und die Bevölkerung war schon vorab von einer Welle der Euphorie erfasst worden. Hinzu kamen optimale Wetterbedingungen während der Weltmeisterschaftswochen, so dass viele die Fußballspiele lieber draußen und in entsprechender Atmosphäre anstatt auf dem heimischen Sofa mitverfolgen wollten.
Seither ist Public Viewing in aller Munde und Public Viewing-Angebote können zu den unterschiedlichsten Anlässen in den verschiedensten Bereichen entdeckt werden, nicht nur zur Übertragung vieler Sport-Ereignisse, sondern auch z.B. zum Finale einer Telenovela, zur Papstmesse, zu Musikereignissen. So wurde sogar das Angebot des neuen Pay-TV-Anbieters Arena zur öffentlichen Übertragung von Sportereignissen aus gegebenem aktuellen Anlass Public Viewing Offensive getauft.
Doch was genau beinhaltet der Begriff Public Viewing und […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Ramona Maiberger 
Public Viewing: Einmaliges Ereignis oder Trend? 
Identifikation von Erfolgsfaktoren und Risiken zur Entwicklung eines Konzepts für 
zukünftige Veranstaltungen 
ISBN: 978-3-8366-4216-3 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010 
Zugl. Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland, Diplomarbeit, 2006 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 201 
I 
Inhalt 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
... IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
... VI
1
EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
...1
1.1 
EINFÜHRUNG ...1 
1.2 
PROBLEMSTELLUNG UND ZIELSETZUNG...1 
1.3 
VORGEHENSWEISE ...3 
2
,PUBLIC VIEWING'
...5
2.1 
BEGRIFFLICHKEIT UND HINTERGRUND...5 
2.2 
DAS PHÄNOMEN DER WM 2006? ...6 
2.2.1
Zahlen und Fakten
...6 
2.2.2
Rahmenbedingungen des ,Public Viewing' zur Fußball-WM
...7 
2.3 
,PUBLIC VIEWEING' VOR DER WM 2006 ...9 
2.3.1
Von der Antike zur Neuzeit
...9 
2.3.2
,Public Viewing' zur Fußball-WM 2002
...10 
2.3.3
,Public Viewing' zum `Grand Prix d'Eurovision de la Chanson' /  
`Eurovision Song Contest'
...11 
2.4 
ZUSAMMENFASSUNG...12 
3
ERLEBNISORIENTIERUNG ALS GESAMTGESELLSCHAFTLICHER 
TREND
...13
3.1 
WERTEWANDEL UND FREIZEITVERHALTEN ...13 
3.2 
ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG ...15 
3.3 
SCHLUSSFOLGERUNG...16 
4
DIMENSIONEN DES ERLEBNISMARKETING 
...17
4.1 
DEFINITION UND BEGRIFFSABGRENZUNG ...17 
4.1.1
Erlebnisse
...17 
4.1.2
Events
...18 
4.1.3
Eventmarketing
...19 
4.1.4
Erlebnismarketing
...19 
II 
4.1.5
Abgrenzung
...21 
4.2 
EVENTS ALS DIENSTLEISTUNG ZUR ERLEBNISVERMITTLUNG.21 
4.3 
ERLEBNISMANAGEMENT ...23 
4.4 
DIE ÖKONOMISCHE DIMENSION VON ERLEBNISMARKETING ...25 
4.4.1
Erlebnismarketing als strategischer Wettbewerbsvorteil
...25 
4.4.2
Erlebnisse: Reiner Zusatznutzen versus eigenständiges  
Wirtschaftsgut
...26 
4.5 
BEDEUTUNG FÜR ,PUBLIC VIEWING'...28 
4.5.1
Anforderung an ,Public Viewing' im Rahmen des  
Erlebnismarketing
...28 
4.5.2
Chancen durch die Einbeziehung der Erlebnisdimension
...28 
5
BETRACHTUNG UND ANALYSE DURCHGEFÜEHRTER  
,PUBLIC VIEWING'-EVENTS
...30
5.1 
,PUBLIC VIEWING' WÄHREND DER WM 2006 ...30 
5.1.1
Offizielle Fanfeste
...30 
5.1.1.1   Das Konzept
...30 
5.1.1.2   Erfolgsanalyse
...31 
5.1.2
,Public Viewing' in der ,Alando Arena'
...32 
5.1.2.1   Das Konzept und die Erwartungen
...32 
5.1.2.2   Rückblick
...33 
5.1.2.3   Erfolgsanalyse
...34 
5.1.3
,Public Viewing' in der ,Südkurve Deutschland'
...36 
5.1.3.1   Das Konzept und die Erwartungen
...36 
5.1.3.2   Rückblick
...37 
5.1.3.3   Erfolgsanalyse
...38 
5.1.4
,Public Viewing' im Biergarten
...39 
5.1.5
Zusammenfassende Betrachtung
...41 
5.2 
,PUBLIC VIEWING NACH DER WM 2006 ...42 
5.2.1
,Public Viewing' zur Pferdesport-WM
...42 
5.2.1.1   In Aachen
...43 
5.2.1.2   In Osnabrück
...45 
5.2.1.3   Erfolgsanalyse und Vergleich
...46 
III 
5.2.2
Überall ,Public Viewing'?!
...47 
5.2.2.1   ,Public Viewing' zu Fernsehereignissen
...48 
5.2.2.2   Pay-TV-Anbieter ,Arena'
...49 
5.2.2.3   ,Public Viewing' von Possmann
...50 
6
 ,PUBLIC VIEWING'
 EINSATZMÖGLICHKEITEN UND     
  ERFOLGSFAKTOREN
...51
6.1 
EINSATZMÖGLICHKEITEN...51 
6.1.1
,Public Viewing' im Rahmen der Unternehmenskommunikation
...51 
6.1.2
,Public Viewing' im Rahmen des Stadtmarketings
...53 
6.1.3
,Public Viewing' zur Gewinnerzielung
...54 
6.1.4
,Public Viewing' im Rahmen der Veranstaltungskommunikation  
bzw. zur Unterstützung des Hauptereignisses
...55 
6.1.5
,Public Viewing' als ertragreiches Zusatzangebot
...57 
6.1.6
Zusammenfassung: Einsatzmöglichkeiten
...58 
6.1.7
Zusammenfassung: Erfolgsbeurteilung
...59 
6.2 
ERFOLGSFAKTOREN...60 
6.2.1
Besucheranzahl
...60 
6.2.2
Rahmenbedingungen des Ereignisses
...61 
6.2.3
Externe Faktoren
...64 
6.2.4
Event-Konzeption
...65 
6.3 
AUSBLICK...68 
6.3.1
Zukunftspläne
...68 
6.3.2
,Public Viewing' als Trend  Mögliche Implikationen für  
verschiedene Interessengruppen
...69
7
SCHLUSSBETRACHTUNG
...72
8
LITERATURVERZEICHNIS
...74
9
ANHANG
...82
IV 
Abkürzungsverzeichnis 
a.a.O.   
an angegebenem Ort 
Abb.   
Abbildung 
Abo 
Abonnement 
ARD   
Anstalt der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der  
Bundesrepublik Deutschland 
bspw.   
beispielsweise 
bzgl.    
bezüglich 
bzw.   
beziehungsweise 
ca. 
circa 
DFB   
Deutscher Fußball Bund 
DFL   
Deutsche Fußball Liga GmbH 
ebda   
ebenda 
etc. 
et cetera 
EM 
Europameisterschaft 
evtl.   
eventuell 
f. 
folgende 
ff. 
fortfolgende 
FIFA   
Fédération Internationale de Football Association 
(Internationale Förderation des Verbandsfußballs) 
GmbH  
Gesellschaft mit beschränkter Haftung 
GEMA 
Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und  
mechanische Vervielfältigungsrechte 
GVL 
Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten  
Hrsg.   
Herausgeber 
i.d.R.   
in der Regel 
V 
inkl.    
inklusive 
NDR   
Norddeutscher Rundfunk 
OB 
Oberbürgermeister 
OK 
Organisationskomitee  
OMT   
Osnabrücker Marketing und Tourismus GmbH 
o.V. 
ohne Verfasser 
s. 
siehe 
S. 
Seite 
Sat.1   
SatellitenFernsehen GmbH 
sog.   
so genannte, so genannter, so genanntes  
u.a. 
unter anderem (im Text) 
u.a. 
und andere (in den Fußnoten) 
VG 
Verwertungsgesellschaft 
Vgl. 
vergleiche 
WM 
Weltmeisterschaft 
z.B. 
zum Beispiel 
ZDF   
Zweites Deutsches Fernsehen 
FIFA Fußball-WM 2006 : 
Im  Rahmen  dieser  Arbeit  werden  die  Begriffe  Fußball-WM,  WM  2006,  FIFA  Fußball-
WM,  Fußball-Weltmeisterschaft  etc.  synonym  verwendet  und  sind  in  jedem  Falle 
bezeichnend für den offiziellen Begriff ,FIFA Fußball-WM 2006 '.  
VI 
Abbildungsverzeichnis 
Abb. 1:  Fanfest Dortmund...6 
Abb. 2:  ,Public Viewing' im Sony Center Berlin zur WM 2002...10 
Abb. 3:  Maslow's Bedürfnishierarchie...14 
Abb. 4:  Nutzengebundener Tauschprozess auf Erlebnismärkten...25 
Abb. 5:  Fanfest Berlin...31 
Abb. 6:  ,Public Viewing' in der ,Alando Arena'...34 
Einleitung und Problemstellung 
1 
1  Einleitung und Problemstellung 
1.1  Einführung 
Was in der Antike zum Beispiel schon in Form eines Gauklers auf dem Marktplatz die 
Menge  begeistert  hat,  die  anlässlich  dieses  Ereignisses  zusammenkam,  hat 
heutzutage  ganz  andere  Dimensionen  angenommen.  Nicht  jedes  öffentliche  Ereignis 
erweckt automatisch Massenbegeisterung. Ganz im Gegenteil: Durch Angebotsvielfalt 
und  Marktsättigung  in  vielen  Bereichen  sowie  die  weiterentwickelten  technischen 
Möglichkeiten  sind  die  Anforderungen  an  Produkte,  Dienstleistungen  und  auch 
Veranstaltungen gewachsen.  
Etwas ,besonderes' ,nicht alltägliches' mit Erinnerungswert zu sein  diese Erwartung 
hatten  Zuschauer  in  der  Antike  bereits  an  Veranstaltungen
1
.  Doch  die Wahrnehmung 
von  ,besonders'  und  ,nicht  alltäglich'  ist  in  der  heutigen  ,Erlebnisgesellschaft'  eine 
andere. Eine Produktdifferenzierung  Produkte, Dienstleistungen und Veranstaltungen 
gleichermaßen betreffend  erfolgt zunehmend auf psychologischer Ebene. An dieser 
Stelle  setzen  Event-  und  Erlebnismarketing  an,  die  an  die  emotionale  Ebene  des 
Konsumenten appellieren. 
1.2  Problemstellung und Zielsetzung 
Etwas  ,besonderes',  ,nicht  alltägliches'  mit  Erinnerungswert  gewesen  zu  sein    diese 
Aussage  kann  für  die  Fußball-WM  2006  in  Deutschland  und  die  die  Fußballspiele 
begleitenden  Veranstaltungen  zu  Recht  getroffen  werden.  Und  bei  Betrachtung  der 
Rahmenbedingungen hierzu ist nachvollziehbar, dass sich das gemeinschaftliche und 
öffentliche Mitverfolgen der Spiele während der WM deutschlandweit großer Beliebtheit 
erfreute    die  Fußball-WM  ist  das  Sportereignis  mit  dem  größten  Fankreis  und  das 
Mega-Ereignis  schlechthin
2
.  Zudem  hatte  Deutschland  als  Gastgeberland  eine  ganz 
besondere Rolle und die Bevölkerung war schon vorab von einer Welle der Euphorie 
erfasst  worden.  Hinzu  kamen  optimale  Wetterbedingungen  während  der 
1                                                
1 Vgl. Gebhardt, W.: Feste, Feiern und Events. Zur Soziologie des Außergewöhnlichen. In: Gebhardt, W. (Hrsg.) u.a.: 
Events. Soziologie des Außergewöhnlichen. Opladen. Leske + Budrich, 2000. S.24. 
2
 Vgl. Rauscheder, W. (Hrsg.): Chancen für den Mittelstand bei der WM 2006. München. Süddeutscher Verlag, 2005. 
S.107. 
Einleitung und Problemstellung 
2 
Weltmeisterschaftswochen,  so  dass  viele  die  Fußballspiele  lieber  draußen  und  in 
entsprechender Atmosphäre anstatt auf dem heimischen Sofa mitverfolgen wollten. 
Seither  ist  ,Public  Viewing'  in  aller  Munde  und  ,Public  Viewing'-Angebote  können  zu 
den unterschiedlichsten Anlässen in den verschiedensten Bereichen entdeckt werden, 
nicht nur zur Übertragung vieler Sport-Ereignisse, sondern auch z.B. zum Finale einer 
Telenovela, zur Papstmesse, zu  Musikereignissen. So wurde sogar das Angebot des 
neuen Pay-TV-Anbieters Arena zur öffentlichen Übertragung von Sportereignissen aus 
gegebenem aktuellen Anlass ,Public Viewing Offensive' getauft
3
. 
Doch was genau beinhaltet der Begriff ,Public Viewing' und was versprechen sich die 
jeweiligen Anbieter davon?  
Während sich ,Public Viewing' deutlich als Trend erkennen lässt, stellt sich die Frage, 
wie  dieser  Trend  zu  beurteilen  ist,  und  ob  ,Public  Viewing'  auch  als  Instrumentarium 
gezielt  und  erfolgreich  genutzt  werden  kann.  Im  Rahmen  dieser  Arbeit  sollen
verschiedene  Interessengruppen  und  deren  mögliche  Ziele  vorgestellt  werden,  sowie 
Möglichkeiten  und  Risiken,  die  sich  durch  ,Public  Viewing'  für  den  jeweiligen 
Veranstalter  bzw.  Involvierten  ergeben.  Es  soll  aufgezeigt  werden,  ob  bzw.  welche 
Unternehmensziele  mithilfe  von  ,Public  Viewing'  unter  welchen  Voraussetzungen 
erreichbar sind. 
Folgende Thesen werden hierbei zugrunde gelegt und auf Beständigkeit überprüft: 
  ,Public Viewing' war keine sog. ,Eintagsfliege' zur Fußball-WM, sondern ist ein sich 
fortsetzender Trend. 
  ,Public  Viewing'  kann  auch  in  Zukunft  anlässlich  anderer  Ereignisse  erfolgreich 
durchgeführt werden. 
  ,Public Viewing' ist kein automatisches Erfolgsrezept, kann aber unter bestimmten 
Voraussetzungen gezielt als Instrumentarium eingesetzt werden. 
  ,Public Viewing' ist für viele unterschiedliche Interessengruppen relevant. 
  Ein  ,Public  Viewing'  kann  nur  erfolgreich  sein,  wenn  es  den  Besuchern  ein 
,Erlebnis'  bietet  und  der  gesamten  Veranstaltung  ein  gewisser  ,Erlebnischarakter' 
verliehen wird. 
2                                                
3
 Vgl. o.V.: Arena will Premiere bei Public Viewing überholen (16.08.2006). Online: http://www.manager-
magazin.de/unternehmen/vwdnews/0,2828,ticker-26326124,00.html (22.08.2006). 
Einleitung und Problemstellung 
3 
1.3  Vorgehensweise 
Zur Einführung in das Thema ,Public Viewing' erfolgt zu Beginn eine Begriffsdefinition 
und  es  wird  der  aktuelle  Bezug  von  ,Public  Viewing'  im  Kontext  der  Fußball-
Weltmeisterschaft 2006 dargestellt. Während der Begriff ,Public Viewing' erst seit der 
Fußball-WM in aller Munde ist und es zunächst den Eindruck erweckt, es handele sich 
um  ein  plötzlich  aufgetretenes  Phänomen,  wird  gezeigt,  dass  vergleichbare 
Veranstaltungen  unter  anderem  Namen  durchaus  auch  vor  der  WM  2006  statt-
gefunden  haben.  Im  Kontext  der  gesellschaftlichen  Erlebnisorientierung  soll 
verdeutlicht werden, dass es sich bei ,Public Viewing'-Events in der heutigen Form um 
die Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung handelt und ,Public Viewing' daher 
als  Trend  zu  bewerten  ist. Im  darauf folgenden Kapitel  wird  auf  diesen  Ansatz  näher 
eingegangen:  Es  werden  die  Rahmenbedingungen  der  Erlebnisorientierung  in  der 
heutigen  Gesellschaft  und  daraus  resultierende  Implikationen  für  Anbieter  von 
Produkten und Dienstleistungen erläutert.   
Aus  der gesellschaftlichen  Erlebnisorientierung  resultierend  ergibt  sich  der  Ansatz für 
Event-  und  Erlebnismarketing.  Nach  einer  Begriffsabgrenzung    werden  zunächst  die 
Bedeutung und die möglichen Ziele des Einsatzes von Event- bzw. Erlebnismarketing 
für  Unternehmen  erläutert.  Mit  der  Einordnung  von  ,Public  Viewing'  in  den  Erlebnis-
Bereich  wird  der  Fokus  auf  die  Betrachtung  von  Erlebnismarketing  gerichtet.  Ob  als 
Zusatznutzen  oder  als  eigenständiges  Wirtschaftsgut  angesehen      um  ein  ,Public 
Viewing'  zu  einem  Erlebnis  zu  machen,  müssen  nicht  nur  die  Besonderheiten  des 
Erlebnismanagements,  sondern  auch  die  jeweiligen  Rahmenbedingungen  berück-
sichtigt werden. Nach Vorstellung des theoretischen Ansatzes zum Erlebnismarketing 
und der Herausarbeitung der generellen Anforderungen an ,Public Viewing'-Events im 
Rahmen  des  Erlebnismarketing,  werden  im  Folgenden  einige  ausgewählte  durch-
geführte  ,Public  Viewing'-Events  auf  Zielsetzung,  Rahmenbedingungen  und  Erfüllung 
der Anforderungen an ein erfolgreiches Erlebnismanagement untersucht. 
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Analyse dieser ,Public Viewing'-Events nach 
den in Kapitel 4 angeführten Kriterien. Bei der Betrachtung erfolgt eine Unterteilung in 
,Public  Viewing'-Events  zu  bzw.  während  der  Fußball-WM  und  in  ,Public  Viewing'-
Events  nach  der  WM.  Eine  Unterteilung  in  dieser  Form  erscheint  sinnvoll,  da  ,Public 
Viewing'  zur  WM  unter  ganz  besonderen  Rahmenbedingungen  und  in  dieser  Form 
erstmalig  stattgefunden  hat  und  die  Begeisterung  hierfür  wiederum  den  Anstoß  zu 
vielen  nachfolgenden  Nachahm-Veranstaltungen  gab. In  Kapitel  5.1  wird  kurz  auf  die 
Einleitung und Problemstellung 
4 
offiziellen Fanfeste eingegangen, der Schwerpunkt liegt allerdings auf der Betrachtung 
der  ,Public  Viewing'-Konzepte  ,Alando  Arena'  und  ,Südkurve  Deutschland',  die  beide 
stark auf die Erlebnisorientierung der Zuschauer ausgerichtet waren. 
Bei  Betrachtung  der  Bedeutung  von  ,Public  Viewing'  nach  der  WM  werden 
ausgewählte  Beispiele  aufgeführt,  in  welcher  Form  verschiedene  Veranstalter  bzw. 
Interessengruppen  mit  teilweise  verschiedenen  Zielsetzungen  versuchten,  sich  die 
Begeisterung  für  ,Public  Viewing'  zu  Nutze  zu  machen.  Um  zu  demonstrieren, 
inwieweit die Rahmenbedingungen und die jeweilige Zielsetzung des Veranstalters den 
Erfolg  eines  ,Public  Viewing'  determinieren,  werden  zwei  ,Public  Viewing'-
Veranstaltungen zur Pferdesport-Weltmeisterschaft gegenübergestellt: In Aachen, dem 
Austragungsort  der  WM,  fand  ,Public  Viewing'  im  Rahmen  einer  groß  angelegten 
Kulturwoche  statt,  welche  im  Rahmen  des  Stadtmarketings  zu  Imagezwecken 
durchgeführt  wurde.  In  Osnabrück  hingegen  wurde  der  privat  organisierte  ,Public 
Viewing'-Event  rein  zur  Gewinnerzielung  veranstaltet  und  auf  ,Public  Viewing'  als 
allgemeingültiges Erfolgsrezept gesetzt.  
Aus  den  in  Kapitel  5  gewonnen  Erkenntnissen  wird  auf  allgemeingültige  Aussagen 
geschlossen,  unter  welchen  Voraussetzungen  ,Public  Viewing'  zur  Erreichung 
bestimmter  Ziele  eingesetzt  werden  kann.  Es  wird  versucht,  Erfolgsfaktoren  zu 
identifizieren und Handlungsempfehlungen zusammenzustellen. Abschließend wird ein 
Ausblick  auf  zukünftige  ,Public  Viewing'-Events  und  auf  Auswirkungen  eines  sich 
fortsetzenden ,Public Viewing'-Trends für mögliche Interessengruppen gegeben. 
,Public Viewing' 
5 
2  ,Public Viewing' 
2.1  Begrifflichkeit und Hintergrund 
Begrifflichkeit: 
Aus  dem  Englischen  kann  der  Begriff  ,Public  Viewing'  zunächst  ganz  allgemein  mit 
,öffentliches  Anschauen'  übersetzt  werden,  findet  allerdings  eine  viel  spezifischere 
Verwendung als Bezeichnung für die Live-Übertragung eines Ereignisses auf Großbild-
leinwand,  zu  der  viele  Zuschauer  zusammenkommen
4
.  Seit  der  Fußball-WM  2006  ist 
eine  geradezu  inflationäre  Verwendung  des  Begriffs  in  der  deutschen  Sprache  zu 
beobachten. 
Hintergrund: 
Die zu geringe Anzahl an zur Verfügung stehenden Eintrittskarten und den erwarteten 
Ansturm auf die Tickets hatte die FIFA zum Anlass genommen, erstmalig für die WM 
2006  in  Deutschland  ein  übergeordnetes  ,Public  Viewing'-Konzept  zu  entwickeln
5
.  In 
den zwölf WM-Städten (,Host Cities') fanden vom FIFA-Organisationskommitee (,OK') 
und  den  Städten  gemeinsam  ausgerichtete  offizielle  Fanfeste  statt,  zu  welchen  alle 
Besucher  freien  Eintritt  hatten.  Die  Fanfeste  boten  über  31  Tage  hinweg  neben  den 
Live-Übertragungen  der  Spiele  auf  Videoleinwänden,  dem  eigentlichen  ,Public 
Viewing', ein vielfältiges und regional unterschiedliches Rahmenprogramm
6
. Aber auch 
in  Nicht-WM-Städten  fanden  ,Public  Viewing'-.Events  statt.  Diese  FIFA-unabhängig 
organisierten  Veranstaltungen  waren  zwar  ganz  unterschiedlich  gestaltet,  doch  auch 
ihnen war ein umfangreiches Rahmen- und Unterhaltungsprogramm zugrunde gelegt, 
so dass der ,Public Viewing'-Begriff seither von diesem Erlebnischarakter geprägt ist. 
5                                                
4
 Vgl. Sandrock, M.: Public Viewing Events 2006. Gezielte Konzepte schaffen Gemeinschaftserlebnisse. In: 
TelematicsPRO e.V. (Hrsg.): Berlin. 2005. S.4. 
5
 Vgl. o.V.: Public Viewing ein voller Erfolg (17.07.2006). Online: http://www.ifm-
sports.de/content.php?pageID=77&languageID=1&n=3&m=-1&o=-1&hc=692826 (22.08.2006). 
6
 Siehe Anhang 4. 
,Public Viewing' 
6 
2.2  Das Phänomen der WM 2006? 
2.2.1  Zahlen und Fakten 
Im Vorfeld der WM war mit einer Gesamtzahl von sieben bis acht Millionen Besuchern 
zum ,Public Viewing' auf den offiziellen Fanfesten gerechnet worden
7
. Der Ansturm war 
überraschenderweise  jedoch  so  hoch,  dass  die  ,Public  Viewing'-Örtlichkeiten  sowohl 
auf  den  Fanfesten  als  auch  in  anderen  Städten  schon  nach  kurzer  Zeit  ausgebaut 
werden  mussten  um  mehr  Besuchern  Platz  zu  bieten.  Beispielsweise  wurden  die 
Kapazitäten in Dortmund um über 25.000 Plätze, und in Gelsenkirchen sogar um über 
100.000  erweitert
8
.  Nach  Schätzungen  kamen  insgesamt  über  zehn  Millionen 
Besucher  zu  den  Fanfesten.  Neben  den  offiziellen  Fanfesten  in  den  WM-Städten 
wurden  deutschlandweit  auch  FIFA-unabhängige  ,Public  Viewing'-Events  organisiert, 
die ebenfalls großen Zuspruch fanden
9
.  
Abb 1.: Fanfest Dortmund.    Quelle: Fotoarchiv Stadionwelt.de. Online: 
http://www.stadionwelt.de/wmspecial/index.php?template=wm_tagebuch&lang=&fotos=
3&id=336&page=1 (10.08.2006). 
6                                                
7
 Vgl. o.V.: Fanfeste  die grösste Fußballparty aller Zeiten ist ein voller Erfolg. (27.06.2006): Online: 
http://fifaworldcup.yahoo.com/06/de/060627/1/5bgs.html (07.09.2006). 
8
 Vgl. o.V.: Besucher-Rekorde vor Großleinwänden. Hunderttausende Fans erwartet. (29.06.2006). Online: 
http://www.stadionwelt.de/wmspecial/index.php?template=news_detail&news_id=337&stadion=Allgemein 
(07.09.2006). 
9
 Vgl. o.V.: Public Viewing ein voller Erfolg (17.07.2006). Online. 
,Public Viewing' 
7 
Laut  einer  Forsa-Umfrage  schauten  neben  den  ausgewiesenen  20  Millionen 
Zuschauern  (gemäß  der  Einschaltquoten)  zusätzlich  ca.  12  Millionen  Zuschauer 
(=60%!)  das  Eröffnungsspiel  Deutschland    Costa  Rica  bei  öffentlichen  Über-
tragungen,  inkl.  der  Übertragungen  in  Gaststätten,  Kinos,  etc.
10
.  Selbst  bei  Spielen 
ohne  deutsche  Beteiligung  wurde  ein  Zuschauerplus  von  40-50%  geschätzt
11
. 
Mindestens ein Spiel der Finalrunden an einem anderen Ort als zuhause mitverfolgt zu 
haben,  gaben  34%  der  befragten  Erwachsenen  an,  was  einer  Gesamtzahl  von  22,6 
Millionen  entspricht
12
.  Ein  Großteil  der  Zuschauer  nahm  an  mindestens  einer  öffent-
lichen  Übertragung  teil.  Eine  besonders  hohe  Affinität  zum  ,Public  Viewing'  wurde 
insbesondere  bei  den  jungen  Erwachsenen  festgestellt.  Ca.  37%  der  14-29jährigen 
sahen mindestens ein Spiel an öffentlichen Plätzen, und rund 30% in Gaststätten
13
.  
Generell kann zusammengefasst werden, dass sich ,Public Viewing' während der WM 
großer  Beliebtheit  erfreute,  wozu  viele  verschiedene  Faktoren  beigetragen  haben. 
Daher ist eine Betrachtung der ,Public Viewing'-Entwicklung nur unter Berücksichtigung 
der Rahmenbedingungen möglich. 
2.2.2  Rahmenbedingungen des ,Public Viewing' zur Fußball-WM 
Zunächst  einmal  müssen  die  außergewöhnlichen  Merkmale  des  Ereignisses  der 
Fußball-WM an sich erwähnt werden: 
Die  FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft  ist  mithin  das  einzige  Mega-Ereignis,  das 
über das ganze Land verteilt an mehreren Standorten durchgeführt wird und somit von 
der gesamten Nation ausgerichtet wird
14
. 
Das  Interesse  am  Fußballsport  übersteigt  in  Deutschland  und  weltweit  alle 
anderen  Sportarten  sowie  viele  weitere  Freizeitaktivitäten.  Bei  den  FIFA-Fußball-
7                                                
10
 Vgl. Mantel, U.: Public Viewing. Rund 12 Millionen schauen außer Haus (21.06.2006). Online: 
http://dwdl.de/article/news_7116,00.html (10.08.2006). 
11
 Vgl. ebda. 
12
 Vgl. o.V.: Carat Expert veröffentlicht Studie zum Public Viewing (17.07.2006). Online: http://www.media-
daten.com/index.php;do=view/site=m/lng=de/alloc=100/id=1009 (22.08.2006). 
Anmerkung: Die Online-Befragung im Auftrag von Carat Expert ermittelte bei 1.085 Befragten das Sehverhalten bei 
den Viertelfinal-, Halbfinal- und Endspielen der FIFA WM 2006. Siehe Anhang 1. 
13
 Vgl. o.V.: Carat Expert veröffentlicht Studie zum Public Viewing. A.a.O., Online. Siehe Anhang 1. 
14
 Vgl. Rauscheder, W. (Hrsg.) : a.a.O., S.107. 
,Public Viewing' 
8 
Weltmeisterschaften handelt es sich daher um das populärste Groß- und TV-Ereignis 
überhaupt, welches demzufolge auch einen einmalig großen Fankreis anspricht
15
.   
Abgesehen  von  den  generellen  Merkmalen,  die  das  Ereignis  Fußball-WM 
kennzeichnen,  spielen  zur  Erklärung  der  Begeisterung  zur  WM  2006  und  zu  den 
begleitenden  ,Public Viewing'-Events auch die speziellen Rahmenbedingungen dieser 
WM in Deutschland eine wesentliche Rolle: 
Schon  mehrere  Monate  vor  Beginn  der  Fußball-WM  liefen  vom  OK  geförderte 
überregionale  Kampagnen  zur  WM,  welche  auch  für  die  Fanfeste  warben
16
.  Ziel  der 
Kampagnen  war  es  gewesen,  deutschlandweit  eine  positive  Grundstimmung 
aufzubauen um das Konzept ,Die Welt zu Gast bei Freunden' optimal zu realisieren. 
Während  der  vier  Wochen  der  Fußball-WM  herrschte  gutes  Wetter,  was  viele 
Zuschauer dazu animierte, die Fußballspiele draußen mitzuverfolgen. 
Die  deutsche  Mannschaft  war  bis  zum  Halbfinale  an  der  Weltmeisterschaft 
beteiligt,  so  dass  fast  über  den  kompletten  Zeitraum  deutschlandweit  ein  großes 
(Eigen-) Interesse am Mitverfolgen der Wettkämpfe bestand. 
Erwähnt  werden  soll  außerdem,  dass  es  für  Veranstalter  hinsichtlich  der 
Übertragungslizenzen Sonderregelungen zur Fußball-WM gab, auf die an dieser Stelle 
allerdings nicht näher eingegangen werden soll
17
. 
Die aufgeführten Rahmenbedingungen legen die Annahme nahe, bei ,Public Viewing' 
handele  es  sich  um  ein  einmaliges  Phänomen,  welches  in  dieser  Form  nicht  zu 
wiederholen  sei  bzw.  höchstens  zur  nächsten  Fußball-Europameisterschaft  und 
Fußball-Weltmeisterschaft wieder auftauchen könne. Dass es sich bei ,Public Viewing' 
jedoch  um  kein  neues,  anlässlich  der  WM  2006  entstandenes  Phänomen,  sondern 
vielmehr eine lange Entwicklung handelt, soll im Folgenden aufgezeigt werden. Denn 
unterzieht  man  das  Interesse  der  Menschen  am  gemeinsamen  und  öffentlichen 
Mitverfolgen von Ereignissen einer genaueren Betrachtung, so lässt sich die Tendenz 
zum ,Public Viewing' schon wesentlich früher als Juni 2006 ausmachen. 
8                                                
15
 Vgl. Rauscheder, W. (Hrsg.) : a.a.O., S.107. Anmerkung: In Deutschland gibt es ca. 40 Millionen bzw. über 60% 
Fußballinteressierte in der Alterklasse über 14 Jahre. 
16
 Vgl. ebda, S.114. 
17
 Siehe Anhang 2. 
,Public Viewing' 
9 
2.3  ,Public Viewing' vor der WM 2006 
Nach  Auffassung  vieler  Sozialwissenschaftler  liegt  der  Anreiz  des  ,Public  Viewing', 
sprich  des  ,öffentlichen  Anschauens',  im  Teilen  von  gemeinsam  und  simultan 
entstehenden Emotionen
18
. Dieser Anreiz besteht nicht erst seit der Fußball-WM 2006, 
vielmehr  ist  ein  entsprechendes  Verhalten  der  Menschen  schon  seit  jeher  zu 
beobachten.  
2.3.1  Von der Antike zur Neuzeit 
Bereits  in  der  Antike  waren  die  Menschen  auf  der  Suche  nach  Unterhaltung, 
Abwechslung und besonderen Ereignissen, die ihnen ein Erlebnis bieten konnten. So 
kamen  im  antiken  Griechenland  bspw.  viele  Zuschauer  um  die  Wettkämpfe  der 
Olympischen Spiele mitzuverfolgen, wobei hier allerdings das sportliche Geschehen im 
Vordergrund  stand  und  die  sportlichen  Wettkämpfe  alleiniger  Anlass  und  Zweck  der 
Veranstaltung gewesen waren. Auch im alten Rom war dieses Zuschauerverhalten zu 
beobachten.  So  traf  man  sich  regelmäßig  in  der  Arena  zu  Gladiatorenkämpfen,  die 
alleinig zu dem Zweck veranstalteten wurden, den Menschen Abwechslung zu bieten 
und  das  Volk  bei  Laune  zu  halten:  ,,Die  Gladiatoren  wurden  darin  ausgebildet,  den 
Gegner möglichst spektakulär umzubringen, um die Menge zum Johlen zu bringen. Sie 
waren die Medienstars der römischen Erlebnisgesellschaft."
19
So  ist  seit  jeher  das  Verhalten  der  Menschen  dadurch  gekennzeichnet,  dass  das 
öffentliche  Zusammenkommen  und  gemeinschaftliche  Mitverfolgen  eines  Ereignisses 
für  sie  von  großem  Interesse  ist.  Neu  ist  jedoch  der  zum  Teil  kommerzielle 
Zusammenhang,  in  den  das  Ereignis  eingebettet  ist
20
.  Außerdem  haben  diese 
Verhaltensausprägung  und  auch  die  ,Public  Viewing'-Angebote  durch  die  modernen 
technischen Möglichkeiten andere Dimensionen angenommen
21
. 
9                                                
18
 Vgl. o.V.: Public Viewing ein voller Erfolg (17.07.2006). Online. 
19
 Müller, W.: Eventmarketing. 2. überarbeitete Auflage. Düsseldorf. VDM-Verlag Dr. Müller, 2003. S.10. 
20
 Vgl. Schulze; G.: Vier Faktoren für wirkungsvolle Events. In: Dinkel, M. u. Trosien, G. (Hrsg.): Ökonomische 
Dimensionen von Sport-Events. Faktoren  Fallbeispiele  Folgerungen. 2. Auflage. Butzbach-Griedel. Afra-Verlag, 
2003a. S.24. 
21
 Vgl. Habbel, F.R.: Public Viewing fördert das Gemeinschaftserlebnis in Städten und Gemeinden. In: TelematicsPRO 
e.V. (Hrsg.): a.a.O., S.8. 
,Public Viewing' 
10 
2.3.2  ,Public Viewing' zur Fußball-WM 2002 
Betrachtet man z.B. in der kürzeren Vergangenheit durchgeführte ,Fanveranstaltungen' 
oder  ,öffentliche  Live-Übertragungen',  so  entsprechen  viele  den  wesentlichen 
Merkmalen eines als solchen bezeichneten ,Public Viewing'-Events. 
Nennenswert  ist  insbesondere  der  Event  im  Sony  Center  in  Berlin  während  der 
Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan. In dem 4000m² großen Forum fanden vom 
31.Mai bis zum 30.Juni 2002 täglich Live-Übertragungen der WM-Spiele statt, die von 
einem  umfangreichen  Rahmenprogramm  sowie  vielen  Aktionen  im  und  rund  um  das 
Sony  Center  begleitet  wurden
22
.  Die  Veranstaltung  war  von  ZDF  und  Sony  Center  in 
Kooperation initiiert worden und erwies sich als großer Erfolg: Insgesamt hatten rund 
130.000 Fans das WM-Geschehen am Potsdamer Platz mitverfolgt und aufgrund des 
Erfolgs  wurde  es  zwei  Jahre  später  zur  Europameisterschaft  wiederholt
23
.  Das  ZDF 
hält sich sogar zugute, ,Public Viewing' erfunden zu haben. Zur WM 2006 verlegte das 
ZDF schließlich sogar die komplette Fußball-Berichterstattung in das Sony Center
24
.  
Abb. 2: ,Public Viewing' im Sony Center Berlin zur WM 2002. 
Online-Quelle: http://www.cinestar-imax.de/veranstaltungen.php (22.08.2006). 
10                                                
22
 Siehe Anhang 5.  
23
 Vgl. Zimmermann, F.: Finale für die Fankurve Sony Center. In: Berliner Zeitung (01.07.2002). Online: 
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2002/0701/lokales/0060/index.html (17.11.2006). 
24
 Vgl. Möller, B.: Von Mainz nach Berlin. WM: Das ZDF berichtet aus der Hauptstadt. In: Hamburger Abendblatt 
(07.06.2006). Online: http://www.abendblatt.de/daten/2006/06/07/570572.htm
l
 (17.11.2006). 
,Public Viewing' 
11 
Dass  das  ZDF  seit  2002  das  ,Public  Viewing'-Konzept  zwei  Mal  testen  konnte,  hatte 
den  Vorteil,  dass  zur  WM  2006  ein  weitgehend  ausgereiftes  Konzept  umgesetzt 
werden  konnte.  Die  Veranstaltung  stellte  sich  außerdem  als  erfolgreiche 
Werbemaßnahme für das Sony Center als Eventlocation heraus: ,,Vor der WM (2002) 
war es nur ein Treffpunkt für Touristen, ein Punkt auf der Liste der Sehenswürdigkeiten 
(...) Ein Ort zum Bleiben war es nicht (...)"
25
. 
Abgesehen  vom  ,Public  Viewing'  im  Sony  Center  in  Deutschland  war  der  Trend  zum 
,Public Viewing' auch in Korea und Japan, den Austragungsländern der WM 2002, zu 
beobachten gewesen. Hunderttausende Interessierte hatten dort keine Tickets für die 
Stadien bekommen und verfolgten stattdessen die Spiele auf öffentlichen Plätzen vor 
Großbildleinwänden
26
. 
2.3.3  ,Public Viewing' zum `Grand Prix d'Eurovision de la Chanson' / 
`Eurovision Song Contest' 
Auch  zu  einem  nicht-sportlichen  Ereignis  hatte  sich  die  Durchführung  eines  ,Public 
Viewing'  zum damaligen Zeitpunkt ,Fanveranstaltung' genannt  etabliert: Von 2001 
bis  2005  fand  jährlich  zum  Finale  des  ,Grand  Prix  d'Eurovision  de  la  Chanson',  oder 
neudeutsch ,Eurovision Song Contest', eine große Grand Prix-Party in Hamburg statt
27
. 
In  Zusammenarbeit  mit  dem  NDR  wurde  vom  Veranstalter  Schmidts  Tivoli  GmbH 
(Hamburg)  der  Event  auf  dem  Spielbudenplatz  (St.Pauli)  mit  Gewinnerzielungs-
absichten  durchgeführt
28
.  Neben  der  Live-Übertragung  auf  Großbildleinwand  fand  ein 
umfangreiches  Show-Programm  mit  bekannten  Stars  und  Bands  statt,  das  als  Vor-
programm  zum  Grand  Prix  live  von  NDR  und  ARD  übertragen  wurde
29
.  2005  kamen 
über 15.000 Besucher zu diesem Event. Der Höhepunkt sei allerdings 2004 gewesen, 
als der Sänger ,Max' Deutschland vertreten hat: ,,Das Public Viewing steht und fällt .. 
mit  einem  guten  Künstler  aus  Deutschland.  Das  Beispiel  ,Max'  hat  gezeigt,  dass  die 
11                                                
25
  Zimermann, F.: a.a.O., Online. 
26
 Vgl. Habbel, F.R.: a.a.O., S.8. 
27
 Vgl. Bleyer, J: Kiez im Grand-Prix-Fieber. St. Pauli: Mehr als 15 000 sahen Eurovision-Song-Contest-Übertragung auf 
Spielbudenplatz. In: Hamburger Abendblatt (23.05.2006). Online: 
http://www.abendblatt.de/daten/2005/05/23/436491.html (17.11.2006). 
28
 Vgl. Interview mit Rüdenhausen, s. Anhang 14. 
29
 Vgl. Hasse, E.S.: Grand Prix. Hamburg fiebert mit Max. 2004. Online: 
http://www.welt.de/data/2004/05/14/277714.html (17.11.2006). 
,Public Viewing' 
12 
Massen  bewegt  werden,  wenn  der  Künstler  gut  ist  und  die  Masse  ...  sich  mit  ihm 
identifizieren kann."
30
2.4  Zusammenfassung 
Aus  den  bisher  genannten  Ausführungen  lassen  sich  folgende  Einschränkungen  und 
Voraussetzungen für ,Public Viewing' definieren, auf denen auch die Verwendung des 
Begriffs im weiteren Verlauf der Arbeit basiert. 
Es  handelt  sich  um  die  Live-Übertragung  eines  (besonderen)  Ereignisses  auf 
Großbildleinwand. 
Die  Veranstaltung  ist  konzipiert  für  einen  großen  Zuschauer-  und 
Interessentenkreis.  Sie  findet  öffentlich  (,public')  statt,  und  nicht  nur  für  einen  kleinen 
exklusiven Kreis
31
. 
Kennzeichnend  ist  das  Zusammentreffen  vieler  Zuschauer  mit  dem  Ziel,  dieses 
Ereignis gemeinschaftlich mitzuverfolgen.  
Motivationskriterium  für  den  Besuch  eines  ,Public  Viewing'-Events  ist  nicht 
ausschließlich, nur das Ereignis an sich sehen zu können  dazu gäbe es i.d.R. auch 
andere Möglichkeiten  sondern, es in diesem speziellen Umfeld mitzuverfolgen. 
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, auch wenn der Begriff ,Public Viewing' erst 
seit der WM 2006 Verwendung findet, das Zuschauerverhalten schon immer durch das 
Interesse  am  öffentlichen  und  gemeinschaftlichen  Mitverfolgen  von  Ereignissen 
geprägt  war.  Erst  durch  den  technischen  Fortschritt  ist  es  allerdings  möglich,  ,Public 
Viewing'  in  der  heutigen  Form  und  Größenordnung  durchzuführen.  Insbesondere 
während  der  WM  2006  nahm  das  Interesse  der  Zuschauer,  bei    ,Public  Viewing'-
Events  die  Übertragung  der  Spiele  in  einem  besonderen  Umfeld  mitzuerleben, 
bemerkenswerte  Ausmaße  an.  Sicherlich  sind  hierbei  die  besonderen  Rahmen-
bedingungen  der  Fußball-WM  wichtige  Faktoren  für  den  Erfolg  von  ,Public  Viewing'. 
Aber auch die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Entwicklung und 
Ausprägung  der  Erlebnisorientierung  stellen  die  Grundlage  dar,  auf  welcher  der 
Zuspruch zu ,Public Viewing' basiert. 
12                                                
30
 Castell-Rüdenhausen, M. Graf zu: s. Interview im Anhang 14. 
Anmerkung: 2006 gab es keinen vergleichbaren ,Public Viewing'-Event, da der Spielbudenplatz aufgrund baulicher 
Maßnahmen nicht nutzbar war. 
31
 Anmerkung: Die Bezeichnung ,öffentlich' schließt nicht aus, dass für den Besuch der Veranstaltung ein Eintrittspreis 
anfallen kann. 
Erlebnisorientierung als gesamtgesellschaftlicher Trend 
13 
3  Erlebnisorientierung als gesamtgesellschaftlicher 
Trend 
3.1  Wertewandel und Freizeitverhalten 
Viele  Werteforscher  konstatieren  einen  grundlegenden  Wertewandel  in  der  heutigen 
Gesellschaft, der in einer zunehmenden Erlebnis- und Genussorientierung sowie in der 
Betonung  der  Freizeit  Ausdruck  findet
32
.  Mit  gestiegenem  Einkommen  und  der 
Befriedigung  der  materialistischen  Grundbedürfnisse  werden  Kaufentscheidungen 
meist  nicht  aufgrund  der  eigentlichen  Funktionalität  eines  Produktes  bzw.  einer 
Dienstleistung getroffen
33
. Vielmehr soll der Konsum einen emotionalen Zusatznutzen 
vermitteln
34
.  
Es  hat  in  den  letzten  fünfzig  Jahren  ein  Wandel  vom  Versorgungs-  zum 
Erlebniskonsum  stattgefunden,  wobei  die  gesamtwirtschaftlichen  Rahmen-
bedingungen,  wie  u.a.  Marktsättigung,  Produktausreifung  und  Produktvielfalt,  eine 
zentrale Rolle spielen
35
. In der sog. Überflussgesellschaft oder Wohlstandsgesellschaft 
ist  der  Wunsch  nach  ,sich  verwöhnen  wollen'  die  entscheidende  Motivation
36
.  Ein 
deutlicher Trend zum erlebnisbetonten Konsum und somit auch zur erlebnisorientierten 
Freizeitgestaltung  ist  auszumachen
37
.  Opaschowski  erläutert,  dass  keine  Generation 
zuvor so viel Freizeit hatte wie es heutzutage der Fall ist, entgegen dieser Tatsache die 
Freizeit  aber  subjektiv  als  besonders  knapp  empfunden  wird
38
.  Der  heutzutage  stark 
freizeitorientierte  Lebensstil,  mit  ausgeprägtem  Hang  zu  Eigenaktivität,  Unter-
nehmungslust  und  Erlebnisorientierung,  und  die  subjektiv  empfundene  Knappheit  an 
Freizeit führen u.a. zu dem Trend, dass Freizeit nur dann als solche empfunden wird, 
wenn sie erlebnisorientiert ist
39
.  
13                                                
32
 Diller, H. (Hrsg.): Vahlens Großes Marketing Lexikon. München. Verlag Vahlen, 1998. S.278. 
33
 Vgl. Pfaff, S.M.: Erlebnismarketing für die Besucher von Sportveranstaltungen. Erlebnisstrategien und -instrumente 
am Beispiel der Fußballbundesliga. Göttingen. Business Village, 2003. S. 29. 
34
 Vgl. Kroeber-Riel, W. u. Weinberg, P.: Konsumentenverhalten. 8. aktualisierte und ergänzte Auflage. München. 
Verlag Vahlen, 2003. S.115. 
35
 Vgl. Müller, W.: a.a.O., S.41ff. 
36
 Vgl. Opaschowski, H.: Deutschland 2020. Wie wir morgen leben  Prognosen der Wissenschaft. Wiesbaden. VS 
Verlag, 2004a. S.134. 
37
 Vgl. Kroeber-Riel, W. u. Weinberg, P.: a.a.O., S. 124. 
38
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.29. Hieraus: Der Anteil der für den Beruf aufgewendeten Zeit an der Gesamtlebenszeit lag 
2001 bei nur 14%. Deutschland liegt somit im Trend der Gesamtheit der westlichen Industrienationen. 
39
 Vgl. Opaschowski, H.: a.a.O., 2004a. S.14ff. 
Erlebnisorientierung als gesamtgesellschaftlicher Trend 
14 
Maslows  Modell  der  Bedürfnishierarchie  bietet  einen  Ansatz,  den  Trend  zum 
erlebnisbetonten  Konsumenten  und  zur  erlebnisorientierten  Freizeitgestaltung  zu 
erklären: 
Abb.3: Maslow's Bedürfnishierarchie 
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bruhn, M. u. Meffert, H.:  
a.a.O., S.76f. 
Dem  Modell  liegt  die  Annahme  zugrunde,  dass  das  menschliche  Verhalten  von 
bestimmten Motiven und Bedürfnissen ausgelöst wird, die einander hierarchisch über- 
bzw.  untergeordnet  sind.  Alle  übergeordneten  Motive  werden  erst  dann  als  Ziele 
aktiviert,  wenn  die  jeweils  untergeordneten  Bedürfnisse  befriedigt  wurden.  Mit 
wachsendem  Wohlstand  und  der  zunehmenden  Befriedigung  der  (materialistischen) 
Grundbedürfnisse,  wie  dies  in  den  westlichen  Industrienationen  festzustellen  ist, 
werden die oberen Bedürfnisebenen besonders verhaltensrelevant, bspw. die Freizeit-
gestaltung als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung
40
. Nufer fasst zusammen, dass sich 
durch  die  Suche  nach  Lebensfreude  und  Lebenserfüllung  in  der  Freizeit  der  freizeit-
kulturelle  Lebensstil  immer  weiter  entwickeln  wird  und  somit  auch  ,Erleben'  und 
,Erlebnisse' in den Mittelpunkt rücken
41
. 
14                                                
40
 Vgl. Bruhn. M. u. Meffert, H.: Dienstleistungsmarketing. Grundlagen  Konzepte  Methoden. 2. überarbeitete und 
erweiterte Auflage. Wiesbaden. Gabler, 1997. S.76f. 
41
 Vgl. Nufer, G.: a.a.O., S.11. 
1. Physiologische Bedürfnisse 
 2. Sicherheitsbedürfnisse 
3. Soziale 
 Bedürfnisse 
4. 
 5.  
5. Streben nach Selbstverwirklichung 
    (z.B. durch individuelle   
     Entwicklungsbedürfnisse)
4. Streben nach Selbstachtung sowie   
    Anerkennung durch andere  
    (z.B. durch Kauf von Prestigeprodukten) 
3. (z.B. Pflege von Freundschaften) 
2. (z.B. Alterssicherung, Unfallschutz) 
1. (z.B. Nahrung, Schlaf) 
Erlebnisorientierung als gesamtgesellschaftlicher Trend 
15 
3.2  Zukünftige Entwicklung 
Rund die Hälfte der Bevölkerung gehört bereits zur Gruppe der Erlebniskonsumenten
42
und  Opaschowski  prognostiziert  eine  weitere  Steigerung,  wenn  er  als  neues 
ökonomisches  Gesetz  formuliert:  ,,Der  Erlebniskonsum  wächst  schneller  als  der 
Versorgungskonsum."
43
Das 
zunehmend 
erlebnisorientierte 
Verhalten 
der 
Konsumenten  begründet  die  steigende  Nachfrage  nach  Erlebnissen  und  die  Entwick-
lung  einer  Industrie,  die  auf  die  Generierung  und  Inszenierung  von  Erlebnissen 
ausgerichtet ist
44
. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch der ,Eventboom' der letzten 
Jahre  erklären:  Events  befriedigen  in  besonderem  Maße  das  wachsende  Bedürfnis 
nach Erlebnissen
45
.  
Opaschowski  kündigt  eine  zunehmend  wachsende  gesamtgesellschaftliche 
Begeisterung für Veranstaltungen und Feste jeder Art an, insbesondere für öffentliche 
Großveranstaltungen,  bei  denen  die  entsprechende  Erlebnisatmosphäre  durch  die 
Masse der Besucher kreiert wird
46
. Zentrales Handlungsmotiv sei die Orientierung der 
Besucher,  an  dem  Ereignis  in  Gesellschaft  in  einem  entsprechenden  Erlebnisrahmen 
teilzunehmen
47
.  In  diesem  Sinne  sei  abzusehen,  dass  diese  Konzentration  auf  das 
Erlebnis  auch  weiterhin  wesentlich  das  Verhalten  und  die  Handlungsentscheidungen 
determinieren  wird,  und  die  Bedeutung  des  eigentlichen  Ereignisses  (bzw.  Produkts) 
hinter die Erlebnisqualität zurücktritt
48
.  
15                                                
42
 Vgl. Neumann, D.: Erlebnismarketing. Eventmarketing. Grundlagen und Erfolgsfaktoren. Düsseldorf. VDM Verlag Dr. 
Müller, 2003. S.43. 
43
 Opaschoswki, H.: a.a.O., 2004a. S.140. 
44
 Vgl. Hermanns, A. und Marwitz, C.: Sport und Sportveranstaltungen als Erlebniswelten für die 
Marketingkommunikation. In: Wiedmann, K.P. (Hrsg.): Fundierung des Marketing. Verhaltenswissenschaftliche 
Erkenntnisse als Grundlage einer angewandten Marketingforschung. Wiesbaden. Gabler, 2004. S. 266. 
45
 Vgl. Bauer, H.H. u.a.: Event-Marketing. Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen Gestaltung von Events auf Basis 
der Werthaltungen von Eventbesuchern. In: Management Arbeitspapiere. Nr. M 79. Mannheim. 2003. S.5. 
46
 Vg. Opaschowski, H.: a.a.O., 2004a. S.145f. 
47
 Vgl. ebda.  S.278. Vergleiche außerdem: Zanger, C.: Eventmarketing. In: Helmig, B. u. Tscheulin, D.K. (Hrsg.): 
Branchenspezifisches Marketing. Grundlagen  Besonderheiten  Gemeinsamkeiten. Wiesbaden. Gabler, 2001. 
S.845f. 
48
 Vgl. Opaschowski, H.: Deutschland 2010. Wie wir morgen arbeiten und leben- Voraussagen der Wissenschaft zur 
Zukunft unserer Gesellschaft. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Hamburg. Germa Press, 2001b. S.167ff. 
Erlebnisorientierung als gesamtgesellschaftlicher Trend 
16 
3.3  Schlussfolgerung 
Es  lässt  sich  zusammenfassend  sagen,  dass  bei  den  heutigen  Konsumenten  eine 
zunehmende  Freizeit-,  Genuss-  und  Erlebnisorientierung  festzustellen  ist,  die  als 
Ausdruck  der  Suche  nach  Selbstverwirklichung  interpretiert  werden  kann. 
Insbesondere  bei  Betrachtung  der  Entwicklung  des  Erlebniskonsums  in  den  letzten 
Jahren  lässt  sich  schließen,  dass  es  sich  bei  dieser  Erlebnisorientierung  um  einen 
langfristigen,  gesamtgesellschaftlichen  Trend  handelt,  der  sich  fortsetzen  und  noch 
verstärken  wird.  Insofern  lässt  sich  auch  die  Begeisterung  für  ,Public  Viewing',  das 
einen großen Erlebniswert vermittelt, als die Suche nach einem Erlebnis und somit als 
langfristige  und  andauernde  zukünftige  Entwicklung  beurteilen    und  eben  nicht  als 
einmaliges Phänomen. 
In diesem Kontext der langfristigen gesellschaftlichen Erlebnisorientierung lässt sich für 
die  Zukunft  auch  die  Vermutung  anstellen,  dass  die  Erlebnisqualität  zum  wichtigsten 
Kaufkriterium  wird,  was  impliziert,  dass  Produkte  und  Veranstaltungen  ohne 
Erlebniswert  an  Attraktivität  verlieren
49
.  Die  Erlebnisorientierung  der  Konsumenten 
verlangt  also  eine  entsprechende  Orientierung  auf  Anbieterseite  und  lässt  darauf 
schließen,  dass  die  Marktkommunikation  der  Zukunft  in  jeglicher  Form  davon 
beeinflusst wird
50
.  
Inwiefern vor diesem Hintergrund der Einsatz von Erlebnisstrategien eine Rolle spielt, 
welche  Möglichkeiten  es  bietet  und  welche  Anforderungen  insbesondere  bei  ,Public 
Viewing'-Events erfüllt werden müssen, soll im folgenden Kapitel dargelegt werden. 
16                                                
49
 Vgl. Opaschowski, H.: a.a.O., 2001b. S.99. 
50
 Vgl. Boltz, D.M.: Konstruktion von Erlebniswelten. Kommunikations- und Marketing-Strategien bei Camel und 
Greenpeace. Berlin. Vistas, 1994. S.129. Ähnlich äußert sich: Neumann, D.: a.a.O., S.43. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
17 
4  Dimensionen des Erlebnismarketing und seine 
Bedeutung für ,Public Viewing'  
Aus  dem  im  vorangegangenen  Kapitel  beschriebenen  Wertewandel  und  der 
Erlebnisorientierung  der  Gesellschaft  bezieht  auch  das  Erlebnismarketing  die 
Legitimation,  kein  kurzfristiger  Trend  zu  sein,  sondern  ein  (neuer)  Ansatz  im 
Marketing
51
.  Um  eben  dieser  Erlebnisorientierung  Rechnung  tragen  zu  können, 
müssen insbesondere bei der Gestaltung von Events die Besonderheiten des Erlebnis-
managements  einbezogen  und  somit  anderen  bzw.  höheren  Anforderungen  ent-
sprochen werden als dies bei ,einfachen' Dienstleistungen der Fall ist. 
Die Verwendung des Begriffs ,Erlebnismarketing' geht in der Literatur häufig einher mit 
den  Begriffen  ,Event'  und  ,Eventmarketing'.  Eventmarketing  und  Erlebnismarketing 
sind eng miteinander verknüpft
52
. Es können ihnen viele Gemeinsamkeiten, aber auch 
grundlegende Unterschiede zugesprochen werden, wobei in der Literatur nicht immer 
Konsens  hinsichtlich  Abgrenzung  und  Definitionen  besteht.  Aus  diesem  Grund  soll 
zunächst  eine  Begriffsabgrenzung  erfolgen,  um  eine  Zuordnung  von  ,Public  Viewing' 
zu  ermöglichen  und  hieraus  Implikationen  für  die  Gestaltung  dieser  Veranstaltung 
abzuleiten. 
4.1  Definition und Begriffsabgrenzung 
4.1.1  Erlebnisse 
Erlebnisse können als gesteigertes Erleben beschrieben werden
53
. Das Ereignis bzw. 
Erleben  wird  zu  einem  Erlebnis  durch  einen  besonders  affektiven  Nachdruck,  also 
wenn  dadurch  geistige  bzw.  emotionale  Anregungen  hervorgerufen  werden
54
.  Ein 
Erlebnis  impliziert  eine  als  Gegenpol  zum  Alltag  empfundene  Abwechslung,  die  als 
solche  sowohl  im  positiven  Sinne  Bedürfnisse  befriedigen  kann,  als  auch  negatives 
Empfinden  hervorrufen  kann
55
.  Weinberg  definiert  Erlebnisse  als  ,,...  subjektiv 
17                                                
51
 Vgl. Neumann, D.: a.a.O., S.79. 
52
 Vgl. Erber, S.: Eventmarketing. Erlebnisstrategien für Marken. Landsberg am Lech. Redline, 2005. S.44. 
53
 Vgl. Hartmann, H.A. u. Haubl, R.: ,,Erlebe Dein Leben!" Eine Einführung. In: Hartmann, H.A. u. Haubl, R. (Hrsg.): 
Freizeit in der Erlebnisgesellschaft. Amüsement zwischen Selbstverwirklichung und Kommerz. 2. Auflage. Opladen. 
Westdeutscher Verlag, 1998. S.12. 
54
 Vgl. Neumann, D.: a.a.O., S.37. 
55
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.13. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
18 
wahrgenommenen  Beitrag  zur  Lebensqualität  des  Konsumenten"
56
,  der  durch 
marketingpolitische  Maßnahmen  vermittelt  werden  kann.  Müller  betont  in  diesem 
Kontext,  dass  sich  das  Empfinden  von  Erlebnissen  allerdings  jeglicher  Selbst-  und 
Fremdsteuerung entzieht und lediglich die Rahmenbedingungen ,Phänomen fördernd' 
gestaltet werden können  und als ,Phänomen fördernde' Rahmenbedingung gewinnen 
in zunehmenden Maße Events an Bedeutung
57
. 
4.1.2  Events 
Prägnant  zusammengefasst,  sind  Events:  ,,...  in  der  Regel  aus  kommerziellen 
Interessen organisierte Veranstaltungen, deren primäres Ziel die Herstellung eines alle 
Teilnehmer  umfassenden  ,Wir-Gefühls'  ist.  Dieses  Ziel  soll  erreicht  werden  durch  die 
Vernetzung  unterschiedlichster  interaktiver  Unterhaltungsangebote...,  so  dass  der 
Eindruck  des  ,totalen'  Erlebens  entsteht."
58
  Es  handelt  sich  also  um  planmäßig 
erzeugte, zielorientierte Ereignisse, welche die Teilnehmer emotional ansprechen, aktiv 
ins  Geschehen  einbinden  und  ein  Gefühl  der  exklusiven  Gemeinschaft  und  Zusam-
mengehörigkeit vermitteln
59
. Aufgrund des Spaßversprechens sind sie durch eine hohe 
Anziehungskraft für relativ viele Menschen gekennzeichnet
60
. Um dem Erlebnisaspekt 
gerecht zu werden, muss ein  Event sich deutlich vom Alltag der Zielgruppe abheben, 
neugierig machen und immer etwas Besonderes, Einmaliges bieten
61
.  
In  der  Literatur  wird  häufig  auf  die  synonyme  Verwendung  der  Begriffe  Event  und 
Marketingevent  verwiesen
62
.  Für  den  weiteren  Verlauf  und  für  die  weitere 
Argumentation  in  dieser  Arbeit  soll  jedoch  eine  Unterscheidung  erfolgen.  Müllers 
Definition soll in dieser Form nur für Marketingevents bestehen bleiben: ,,... inszenierte, 
erlebnisorientierte 
Veranstaltung 
als 
spezifische 
Maßnahmenform 
des 
Eventmarketing"
63
.  Die  Verwendung  des  Begriffs  Event  soll  allerdings  weitergefasst 
18                                                
56
 Diehl, S. u. Weinberg, P.: Erlebniswelten für Marken. In: Esch, F.-R. (Hrsg.): Moderne Markenführung. Grundlagen. 
Innovative Ansätze. Praktische Umsetzungen. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden. 
Gabler, 2005. S.267. 
57
 Vgl. Müller, W.: a.a.O., S.39. 
58
 Willems, H.: Events: Kultur  Identität  Marketing. In: Gebhardt, W. (Hrsg.)u.a.: a.a.O., S.53. 
59
 Vgl. Drengner, J.: Imagewirkungen von Eventmarketing. Entwicklung eines ganzheitlichen Messansatzes. 
Wiesbaden. Deutscher Universitäts-Verlag, 2003. S.21f. Ähnlich äußert sich: Gebhardt, W.: a.a.O., S.19ff. 
60
 Vgl. Hepp,A. u. Vogelsang, W.: Ansätze eine Theorie populärer Events. In: Hepp, A. u. Vogelsang, W. (Hrsg.): 
Populäre Events. Medienevents, Spielevents, Spaßevents. Opladen. Leske + Budrich, 2003. S.16. 
61
 Vgl. Zanger, C.: a.a.O., S.850f. 
62
 Vgl. ebda. S.833. 
63
 Vgl. Müller, W.: a.a.O., S.65f. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
19 
werden:  Es  soll  dann  von  einem  Event  die  Rede  sein,  wenn  die  oben  angeführten 
Merkmale gegeben sind. Hierzu muss die Veranstaltung nicht gezwungenermaßen als 
eventmarketing-spezifisches  Instrument  eingesetzt  werden  oder  der  Zielsetzung  des 
Eventmarketings (gemäß der folgenden Definition) entsprechen. 
4.1.3  Eventmarketing 
Eventmarketing  ist  bezeichnend  für  den  systematischen,  also  zielgerichteten  und 
geplanten  Einsatz  von  Marketingevents  im  Rahmen  der  externen  sowie  internen 
Unternehmenskommunikation
64
. Es beinhaltet die Planung, Organisation, Realisierung 
und  Kontrolle  von  Events,  bei  denen  das  Erleben  einer  Marke  oder  eines 
Unternehmens  in  den  Mittelpunkt  gestellt  wird
65
.  Als  Bestandteil  des  ganzheitlichen 
Marketingkonzepts des Unternehmens werden strategische Ziele verfolgt, die letztlich 
der  Beeinflussung  von  Kaufinteresse  und  Kaufbereitschaft  des  Konsumenten  und 
somit  langfristigen  ökonomischen  Zielen  dienen:  Durch  den  Einsatz  von  Events  wird 
ein  Transfer  der  während  des  Events  empfundenen  positiven  Emotionen  auf  die 
Leistungsbeurteilung des Unternehmens angestrebt, was die dauerhafte Verankerung 
sowie  emotionale  Positionierung  eines  Unternehmens  bzw.  einer  Marke  beim 
Rezipienten ermöglichen soll
66
.  
4.1.4  Erlebnismarketing 
Erlebnismarketing  bezeichnet  eine  ,,...  spezifische  Präferenzstrategie,  bei  der 
Erlebniswerte in den Mittelpunkt des Leistungsprogramms gerückt und das Marketing-
Mix entsprechend erlebnisorientiert ausgestaltet wird."
67
 Inhalt sind also Strategien zur 
Vermittlung  von  Erlebnissen.  Der  Konsument  soll  dahingehend  beeinflusst  werden, 
dass er den Konsum eines Produktes oder einer Dienstleistung mit einem Erlebnis und 
dadurch  mit  einem  realen  Beitrag  zur  Lebensqualität  verbindet
68
.  Die  Gemeinsamkeit 
mit dem Eventmarketing wird in diesem Punkt sehr deutlich: In beiden Ansätzen wird 
19                                                
64
 Vgl. Schwägermann, H.: Marketing-Events. In: Der Veranstaltungsmarkt: Strukturen und Entscheidungsgrundlagen. 
Skript zur Vorlesung Veranstaltungsmanagement. Sommersemester 2005a. Fachhochschule Osnabrück. S.9. 
65
 Vgl. Zanger, C.: a.a.O., S.833ff. Vergleiche außerdem Pfaff, S.M.: a.a.O., S.48. Ähnlich äußert sich Erber, S.: a.a.O., 
S.28. 
66
 Vgl. Bruhn, M. u. Meffert, H.: a.a.O., S.394. Vergleiche außerdem: Erber, S.: a.a.O., S.57ff. 
67
 Diller, H. (Hrsg.): a.a.O., S.278. 
68
 Vgl. Weinberg, P.: a.a.O., S.3. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
20 
der  Erlebnisdimension  zur  Einflussnahme  auf  den  Konsumenten  hohe  Bedeutung 
beigemessen.  Allerdings  gehen  die  Meinungen  hinsichtlich  der  Einsatzmöglichkeiten 
von Erlebnismarketing und dessen Abgrenzung zum Eventmarketing auseinander. 
Für Nufer stellt Erlebnismarketing eine Form des Value-Added-Service dar
69
. Erlebnis-
marketing  wird  auf  die  Funktion  eines  Zusatznutzens  beschränkt,  um  Gütern  und 
Dienstleistungen einen erlebnishaften Charakter zu verleihen
 70
. 
In  einer  relativ  neuen  Betrachtungsweise  ist  Erlebnismarketing  bezeichnend  für  die 
,Vermarktung von Erlebnissen'. Hierbei wird das Erlebnis selbst als Kernprodukt in den 
Mittelpunkt gestellt und soll somit mehr als einen Zusatznutzen vermitteln
71
. In seinen 
Ausführungen  zur  Erlebnisgesellschaft  beschreibt  Schulze  den  gesellschaftlichen 
Wandel,  auf  dem  sich  dieser  Ansatz  begründet:  Er  spricht  Erlebnissen  ab,  bloße 
Begleiterscheinung des Handelns zu sein, und erklärt diese vielmehr zur eigentlichen 
Handlungsmotivation:  ,,..Erleben  wird  vom  Nebeneffekt  zur  Lebensaufgabe."
72
  Dieses 
Erlebnismarketingverständnis grenzt sich ganz deutlich in der Zielsetzung von der des 
Eventmarketings  ab:  Während  im  Rahmen  des  Eventmarketing  ein  Event  und  das 
hiermit  verbundene  Erlebnis  ausschließlich  zum  Zwecke  der  Unternehmens-  oder 
Produktpräsentation veranstaltet wird  das Erlebnis also Mittel zum Zweck ist, wird im 
Rahmen  des  Erlebnismarketings  das  Erlebnis  selbst  zum  Haupthandlungsobjekt  und 
erfüllt damit einen gewissen Selbstzweck.  
Auf  die  Diskussion,  ob  Erlebnismarketing  oder  Eventmarketing  den  neueren  Ansatz 
darstellen,  soll  im  Rahmen  dieser  Arbeit  nicht  weiter  eingegangen  werden
73
. 
Festzuhalten ist, dass beide Ansätze sich auf der Erlebnisorientierung der Gesellschaft 
begründen  und  die  erlebnisorientierte  Ausrichtung  des  Marketings  zur  Grund-
voraussetzung erklären. Event- und Erlebnismarketing schließen sich nicht gegenseitig 
aus, sondern sind eng miteinander verknüpft und die Übergänge fließend. Der Einsatz 
von  Events  spielt  in  beiden  Fällen  eine  bedeutende  Rolle.  Auch  die  grundlegenden 
Anforderungen an die Gestaltung des Events im Rahmen des Erlebnismanagements, 
die im Folgenden erläutert werden, unterscheiden sich nicht. 
20                                                
69
 Anmerkung: ,Value Added Service' ist bezeichnend für das Angebot produktbegleitender Dienstleistungen, das 
Möglichkeiten zur Produktdifferenzierung bietet. Vgl. hierzu auch: Homburg, K. u. Krohmer, H.: 
Marketingmanagement. Strategie  Instrumente  Umsetzung  Unternehmensführung. Wiesbaden. Gabler, 2003. 
S.510. 
70
 Vgl. Nufer, G.: a.a.O., S.26. 
71
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.50. 
72
 Vgl. Schulze; G.: a.a.O., 2003a. S.55. 
73
 Vgl. Nufer, G.: a.a.O., S.28. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
21 
4.1.5  Abgrenzung  
Für  den  weiteren  Verlauf  soll  nun  folgende  begriffliche  sowie  inhaltliche  Abgrenzung 
gelten: 
Erlebnismarketing ist in jedem Falle bezeichnend für erlebnisorientiertes Marketing und 
erklärt  die  Vermittlung  von  Erlebnissen  zum  Hauptziel.  Ob  nun  in  Form  eines  Events 
oder  bspw.  der  erlebnisorientierten  Einkaufsstättengestaltung,  Erlebnismarketing 
erkennt  die  Dimension  von  Erlebnissen  an,  Wertschöpfungsmöglichkeiten  zu  bieten. 
Hierauf wird in Kapitel 4.4 näher eingegangen.
Eventmarketing wird im Rahmen des erlebnisorientierten Marketings als Instrument zur 
Unternehmenskommunikation  eingesetzt.  Als  solches  impliziert  es  den  Einsatz  von 
Marketingevents,  wodurch  wiederum  die  Kreierung  eines  Erlebnisses  für  die  Event-
besucher zur Hauptaufgabe wird.  
Auf die verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten und Implikationen, die sich  hieraus 
für ,Public Viewing' ergeben, wird in Kapitel 4.5 näher eingegangen. 
4.2  Events als Dienstleistung zur Erlebnisvermittlung 
Vor  dem  Hintergrund  der  Erlebnisvermittlung  kommt  insbesondere  dem  Einsatz  von 
Events  eine  große  Bedeutung  zu.  Veranstaltungen  und  Events  können  als 
Dienstleistungen  der  besonderen  Art  bezeichnet  werden.
Sie  weisen  alle  dienst-
leistungsspezifischen  Merkmale  auf  bzw.  gehen  sogar  darüber  hinaus:  Wichtigstes 
Merkmal ist die Immaterialität, aus der Nichtlagerfähigkeit und Nichttransportierbarkeit 
resultieren.  Dienstleistungen    und  eben  auch  Veranstaltungen    unterliegen  somit 
dem  Uno-Actu-Prinzip,  d.h.,  Leistungserstellung  und  Leistungsinanspruchnahme 
erfolgen  simultan.  Hieraus  resultiert  ein  durch  den  Konsumenten  wahrgenommenes 
Kaufrisiko,  da  er  erst  während  bzw.  nach  Leistungsinanspruchnahme  die  Qualität 
beurteilen kann
74
.  Ein  weiteres konstitutives  Merkmal  ist  die  Bedeutung  des  externen 
Faktors,  also  all  jener  Rahmenbedingungen,  die  nicht  durch  den  Veranstalter  beein-
flussbar sind und immer ein schwer kalkulierbares Risiko darstellen. Zum einen ist es 
der  Besucher  selbst,  den  es  gilt  in  die  Veranstaltung  mit  einzubinden;  zum  anderen 
21                                                
74
 Vgl. Homburg, K. u. Krohmer, H.: a.a.O., S.809ff. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
22 
können  zeitliche,  räumliche  und  situative  Rahmenbedingungen  externe  Faktoren 
darstellen
75
.  Somit  sind  auch  bei  Veranstaltungen  die  Potentialorientierung,  die 
Prozessorientierung  und  die  Ergebnisorientierung  als  wesentliche  Merkmale  zu 
nennen.  
Die Potentialorientierung oder qualität besteht in der Bereitschaft und Fähigkeit eines 
Anbieters,  die  Leistung  zu  erbringen.  Mit  dem  Besuch  der  Veranstaltung  wird  dieses 
Potential in Anspruch genommen. Der Besucher wird zum Konsument des Events und 
befindet sich damit in der Prozessphase
76
. Leistungserstellung, also die Durchführung 
des Events, und Leistungsinanspruchnahme, sprich die Teilnahme des Besuchers am 
Event, erfolgen zeitgleich.  
Die Wahrnehmung und Beurteilung der Prozessqualität durch den Eventteilnehmer ist 
ausschlaggebend  für  die  Gesamtbeurteilung  des  Events  und  somit  maßgebliches 
Kriterium für die Ergebnisqualität. Zentrales Merkmal der Prozessqualität ist daher die 
Integration des externen Faktors, sprich der Umfang der Integrierung des Besuchers
77
. 
Insbesondere  unter  dem  Aspekt  der  Erlebnisvermittlung  kommt  dem  Besucher  als 
externer Faktor die entscheidende Rolle zu: Er ist nicht nur Nachfrager eines potentiel-
len  Erlebnisses,  sondern  ist  zugleich  unverzichtbarer  Bestandteil  des  Erlebnisses 
selbst  und  für  die  entstehende  Atmosphäre  mitverantwortlich
78
.  Aus  der  Eigenschaft 
von Erlebnissen, als subjektiver Gefühlszustand nicht von außen generiert werden zu 
können, resultiert, dass das Erlebnispotential nur dann genutzt werden kann, wenn der 
Eventteilnehmer  es  aktiv  will
79
.  Bei  der  Prozessqualität  geht  es  dementsprechend 
vornehmlich darum, die Rahmenbedingungen, u.a. die Intensität der Integrierung und 
Aktivierung  der  Teilnehmer,  zu  optimieren,  um  in  der  subjektiven  Wahrnehmung  des 
Teilnehmers den Event zu einem Erlebnis werden zu lassen.  
Die  Ergebnisqualität  ist  bezeichnend  für  den  Nutzen,  der  sich  am  Ende  des 
Dienstleistungsprozesses für  den  Nachfrager  ergibt
80
.  Für  den  Eventteilnehmer mani-
festiert  sie  sich  darin,  ob  seiner  individuellen  Erwartungshaltung  entsprochen  wurde 
bzw. das Erlebnisversprechen erfüllt werden konnte. 
22                                                
75
 Vgl. Schwägermann, H.: Management von Veranstaltungen und Veranstaltungs-Dienstleistungen. Skript zur 
Vorlesung Veranstaltungsmanagement. Sommersemester 2005b. Fachhochschule Osnabrück. S.8f. 
76
 Vgl. Wochnowski, H.: a.a.O., S.23f. 
77
 Vgl. ebda. S.24ff. 
78
 Vgl. Hermanns, A. und Marwitz, C.: a.a.O., S.264. 
79
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.42ff. 
80
 Vgl. Wochnowski, H.: a.a.O., S.25. 
Dimensionen des Erlebnismarketing und seine Bedeutung für ,Public Viewing' 
23 
Mit dem Besuch eines Events will der Besucher das angebotene potentielle Erlebnis in 
Anspruch  nehmen.  Zu  betonen  ist,  dass  es  sich  bei  einem  Erlebnis  selbst  nicht  um 
eine  Dienstleistung  handelt.  Aber  erlebnisorientierte,  Erlebnis  fördernde  Dienst-
leistungsprozesse und eine entsprechende Dienstleistungsqualität sind notwendig um 
beim Teilnehmer ein subjektives Erlebnisempfinden auszulösen. Ein zu vermarktendes 
Erlebnis  unterliegt  daher  bedingt  den  Abläufen  eines  klassischen  Dienstleistungs-
Erstellungsprozesses,  wobei  im  Rahmen  des  Erlebnismanagements  darüber  hinaus 
Inszenierungsaspekte mit einbezogen werden müssen
81
. 
4.3  Erlebnismanagement 
Emotionen  und  Empfindungen  sind  die  wesentlichen  Einflussgrößen  der 
Erlebnisbildung
82
.  Daher  kommt  dem  Emotionsmanagement  im  Rahmen  des 
Erlebnismanagements  eine  besondere  Bedeutung  zu:  Die  Emotionen  des 
Eventteilnehmers  können  und  müssen  vor,  während  und  nach  dem  Event  gezielt 
gesteuert  werden
83
.  Vor  dem  Event  können  entsprechende  Kommunikations-
maßnahmen zur Einstimmung der Besucher auf den Event eingesetzt werden. Durch 
das Stimulieren von Erwartungen kann dies auch als Teil der Vorarbeit zur Schaffung 
eines  Erlebnisses  gesehen  werden
84
.  Während  des  Events  ist  die  Prozessqualität 
ausschlaggebend für das Entstehen von Erlebnissen, da im und durch den Prozess der 
Eventteilnahme positive Emotionen hervorgerufen werden sollen. Daher sollte sich im 
Rahmen der Prozessorientierung vornehmlich darauf konzentriert werden, Störpunkte 
zu  vermeiden. Viele Faktoren tragen zur Wahrnehmung und Bewertung der Prozess-
qualität bei, immer auch abhängig von der individuellen Wahrnehmung des Besuchers. 
Als  besonders  wichtiger  Aspekt  ist  die  (Gesamt-)  Atmosphäre  anzuführen,  die 
wiederum von vielen weiteren Faktoren beeinflusst wird. Ein wichtiger Ansatzpunkt zur 
Gestaltung der Atmosphäre ist die Zusammensetzung der Besuchergruppen, denn ein 
Erlebnis  ist  oftmals  von  den  sozialen  Gegebenheiten  und  vom  Grad  der 
Gruppenidentifikation  bedingt
85
.  In  diesem  Zusammenhang  kommt  der  kunden-  bzw. 
besucherorientierten  Personalpolitik  ebenfalls  eine  wichtige  Rolle  zu,  da  der  Kontakt 
23                                                
81
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.5. 
82
 Vgl. Ebda.  S.24. 
83
 Vgl. Diehl, S. u. Weinberg, P.: a.a.O., S.268. 
84
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.161. Vgl. auch Wochnowski, H.: a.a.O., S.340. 
85
 Vgl. Pfaff, S.M.: a.a.O., S.77. 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2006
 - ISBN (eBook)
 - 9783836642163
 - DOI
 - 10.3239/9783836642163
 - Dateigröße
 - 5.5 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Katholische Fachhochschule Norddeutschland Osnabrück – Wirtschaftswissenschaften
 - Erscheinungsdatum
 - 2010 (Februar)
 - Note
 - 1,5
 - Schlagworte
 - eventmarketing erlebnismarketing erlebnismanagement fanfest
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de