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School Shootings

Ursachen und Prävention

©2009 Diplomarbeit 171 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Freitag, der 26. April 2002, Erfurt: Der 19jährige Robert Steinhäuser betritt um etwa 10:46 Uhr sein ehemaliges Schulgebäude mit einem Rucksack und einer grünen Sporttasche. Im Schulflur trifft er auf den Hausmeister der Schule. Robert ist auf der Suche nach der Schulleiterin, während in der Aula zeitgleich die schriftlichen Abiturprüfungen stattfinden. Nach dem kurzen Gespräch mit dem Hausmeister betritt er die Herrentoilette im Erdgeschoss des Gutenberg-Gymnasiums. In seiner Sporttasche befinden sich hunderte Schuss Munition für seine Glock 17 Pistole und einige Patronen für die Pumpgun Mossberg 590, die er sich gleich auf den Rücken schnallen wird. Er streift die Jacke ab, zieht die Sturmmaske über, legt die schwarzen Handschuhe und das Oberschenkelholster an, packt vier der gefüllten sieben Magazine, sowie zehn Patronen für die Pumpgun in seine Hosentaschen und verlässt die Herrentoilette.
Etwa 20 – 25 Minuten später sind 17 Menschen tot. Die Schulsekretärin, 13 Lehrkräfte, zwei Schüler und ein Polizist wurden durch Robert Steinhäuser getötet, ehe er sich in einem Fachraum für Kunsterziehung selbst das Leben nahm.
Mit dem 26. April 2002 ist das bis dahin allenfalls aus dem Fernsehen bekannte Phänomen der School Shootings in unbegreiflicher Brutalität auch in Deutschland angekommen. Robert Steinhäuser verübt in der letzten halben Stunde seines Lebens das bis dahin blutigste School Shooting weltweit. Hilflos stand die Gesellschaft dem blutigen Handeln des jungen Täters gegenüber und niemand konnte sich zum damaligen Zeitpunkt die Ursachen einer derart grausamen Tat erklären – Fassungslosigkeit herrschte im ganzen Land.
Am 03. Mai 2002 sagte Bundespräsident Johannes Rau auf der offiziellen Trauerfeier: ‘Wir sind ratlos. Wir haben nicht für möglich gehalten, dass so etwas bei uns geschieht.’ Auf die Frage nach den Ursachen der erschütternden Tat weiß auch das Staatsoberhaupt keine Antworten zu geben: ‘Gewiss, wir möchten verstehen, was den Täter angetrieben, was ihn verführt, was ihn jeden menschlichen Maßstab hat verlieren lassen. Wir suchen nach Ursachen und nach Verantwortung’.
Seit Erfurt hat es weitere tödliche Attacken durch Schüler an deutschen Schulen gegeben. Immer wieder fragte sich die geschockte Öffentlichkeit danach, was die Ursachen solcher Taten sind. Nachdem der 17jährige Tim Kretschmer im baden-württembergischen Winnenden am 11. März 2009 ein School Shooting mit anschließender Flucht quer durch die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Benny Blatz
School Shootings
Ursachen und Prävention
ISBN: 978-3-8366-4211-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule Lausitz, Lausitz, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Abstract
I
Abstract
Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Phänomen zielgerichteter Gewalt in Form von
School Shootings an Schulen. Dieses international bekannte Phänomen tritt seit unge-
fähr 30 Jahren auf, in Deutschland insbesondere in den vergangenen zehn Jahren. Ein-
führend wird das Phänomen des School Shooting dargestellt und im Kontext amerikani-
scher und deutscher Studien bedeutende Faktoren beleuchtet. Dabei finden auch neuere
deutsche Fälle aus dem Jahr 2009 Berücksichtigung.
Neben der ausführlichen Darstellung von ausgewählten School Shootings, mit Konzen-
tration auf die Täterentwicklung, werden verschiedene Faktoren, die zur Genese einer
zielgerichteten Gewalttat beitragen, aufgezeigt. Anhand eines theoretischen Phasenmo-
dells werden die Entwicklung von der Tatidee hin zur Tatausführung erläutert und
Rahmenbedingungen skizziert. Anschließend folgt die Betrachtung spezifischer deut-
scher Forschungsergebnisse zu School Shootings.
Im Rahmen der Ursachenbetrachtung erfolgt eine Darstellung möglicher Risikofakto-
ren. Die von Peter Langman aufgestellten Täterkategorien aus psychologischer Betrach-
tung werden anhand von ausgewählten Fallbeispielen dargestellt. Im Anschluss widmet
sich die Arbeit der sozialen Kontrolltheorie nach Hirschi und der Kontrollbalancetheo-
rie von Tittle im Kontext von School Shootings. Die Relevanz der Phantasie bei School
Shootings, verschiedene schulische Aspekte, die eine solche Tat begünstigen und das
Risiko von Nachahmungstaten durch Medieneinfluss leiten zur Prävention über.
Im letzen Komplex geht es um mögliche Ansätze der Prävention. Neben der Darstellung
von Leaking, bei dem der Täter seine Tatabsicht vorab anderen mitteilt, widmet sich der
Kern des Kapitels der Bedrohungs- bzw. Risikoanalyse. Fortführend werden einige
Aspekte schulischer Prävention dargestellt und gesellschaftliche Präventionsdiskurse
kurz aufgegriffen.

Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Abstract... I
Inhaltsverzeichnis ...II
Abbildungsverzeichnis...IV
Tabellenverzeichnis...IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1. Einleitung... 1
2. Begriffsbestimmung ... 4
2.1. Der Begriff des School Shootings... 6
2.2. Abgrenzung zum Begriff des Amoklaufs ... 9
3. Aspekte des Phänomens School Shooting ... 15
3.1. Darstellung ausgewählter School Shootings... 17
3.1.1. Eric Harris und Dylan Klebold ­ Littleton (USA) 1999... 18
3.1.2. Robert Steinhäuser ­ Erfurt 2002... 28
3.1.3. Bastian Bosse ­ Emsdetten 2006 ... 36
3.1.4. Seung-Hui Cho ­ Blacksburg (USA) 2007... 42
3.1.5. Ausgewählte Aspekte des School Shootings in Jonsboro... 52
3.2. Theoretische Phasenmodelle von School Shootings... 54
3.3. Spezifische Erkenntnisse zu School Shootings in Deutschland... 61
4. Betrachtung der möglichen Ursachen für School Shootings ... 67
4.1. Ausgewählte Aspekte der Ursachenbetrachtung... 69
4.2. Psychologische Täterbetrachtung ­ Tätertypen nach Langman ... 82
4.2.1. Psychopathische Täter... 83
4.2.2. Psychotische Täter ... 89
4.2.3. Traumatisierte Täter... 97
4.3. Soziologisch-kriminologische Kontrolltheorien ... 100
4.4. Bedeutung der Täterphantasie... 105
4.5. Ursachenhyothesen im System Schule ... 111
4.6. Aspekte der Mediendiskussion ­ Nachahmungstaten... 115

Inhaltsverzeichnis
III
5. Präventionsaspekte zur Vermeidung von School Shootings ... 119
5.1. Leaking ­ Täterkommunikation im Vorfeld der Tat... 121
5.2. Bedrohungsanalyse ­ Threat Assessment ... 123
5.3. DyRiAS ­ System zur Früherkennung von möglichen Tätern ... 128
5.4. Schulische Aspekte der Prävention bei School Shootings... 131
5.5. Gesellschaftliche Präventionsdiskussionen... 134
6. Zusammenfassung... 137
Literaturverzeichnis ... 143
Beitrag in... 143
Gesetze / Verordnung... 144
Graue Literatur / Bericht / Report ... 144
Hochschulschrift ... 146
Internetdokument ... 146
Monographie ... 154
Pressemitteilungen ... 157
Sammelwerk... 158
Spielfilm... 158
Ton- oder Filmdokument ... 158
Zeitschriftenaufsatz... 159
Zeitungsartikel ... 160
Anhang ... 161
Anhang 1 ­ Martialische Zeichnungen Eric Harris ... 161
Anhang 2 ­ Tatvorbereitende Zeichnungen von Eric Harris ... 162
Anhang 3 ­ Ausschnitte einer DyRiAS Beispiel-Auswertung ... 163

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Phasen eines School Shootings (Quelle: Heubrock et al., 2005, S.22 letzte
Ansicht: 01.11.2009)... 56
Abbildung 2: Entwicklungsverlauf eines School Shooting (Quelle: Scheithauer, Bondü,
2008, S.84; erweitert nach Heubrock et al., 2005, S.22) ... 68
Abbildung 3: Beispiel einer DyRiAS Auswertung - Risikoeinstufung (Quelle: IPBm,
2009, letzte Ansicht: 02.12.2009) ... 129
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: deutsche School Shooting 09.09.1999 ­ 17.10.2009 (Quelle: vgl. Elstermann,
Buchwald, 2009, letzte Ansicht: 25.10.2009; vgl. Hoffmann et al., 2009, S.198; vgl.
DPA, 2009, letzte Ansicht:18.10.2009; vgl. Robertz, 2004, S.70-75)... 62
Tabelle 2: Gegenüberstellung Aufzeichnung Harris vs. Bosse »gottgleich« (Quelle:
JCSO, 2006, S.26005; Szumelda, Behling, 2007, S.107,72) ... 86
Tabelle 3: Gegenüberstellung Aufzeichnung Harris vs. Bosse »innere Schwäche«
(Quelle: JCSO, 2006, S.26014; Szumelda, Behling, 2007, S.119,67,123,95)... 86
Tabelle 4: Gegenüberstellung Aufzeichnung Harris vs. Bosse »letzte Tagbucheinträge«
(Quelle: JCSO, 2006, S.26018; Szumelda, Behling, 2007, S.123-124) ... 87
Tabelle 5: Gegenüberstellung Aufzeichnung Harris vs. Bosse »Sadismusphantasien«
(Quelle: JCSO, 2006, S.26016; Szumelda, Behling, 2007, S.112)... 88
Tabelle 6: Beispiele für direktes & indirektes Leaking (Quelle: vgl. Scheithauer, Bondü,
2008, S.68) ... 121

Abkürzungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
bspw.
beispielsweise
BMW
Bayerische Motoren Werke (Automarke)
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
DSM IV
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders 4. Revision
DyRiAS
Dynamisches Risiko Analyse System ®
et al.
et alia
etc.
et cetera
FBI
Federal Bureau of Investigation
ggf.
gegebenenfalls
Hrsg.
Herausgeber
ICD 10
International Statistical Classification of Diseases and Related
Health Problems10. Revision
inkl.
inklusive
JCSO
Jefferson County Sheriffs Office
NBK
Natural Born Killers
o.J.
ohne Jahresangabe
Pkt.
Punkt
S.
Seite(n)
s.o.
siehe oben
US
United Staates
USA
United Staates of America
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel

Einleitung
1
1. Einleitung
Freitag, der 26. April 2002, Erfurt: Der 19jährige Robert Steinhäuser betritt um etwa
10:46 Uhr sein ehemaliges Schulgebäude mit einem Rucksack und einer grünen Sport-
tasche.
1
Im Schulflur trifft er auf den Hausmeister der Schule. Robert ist auf der Suche
nach der Schulleiterin, während in der Aula zeitgleich die schriftlichen Abiturprüfungen
stattfinden.
2
Nach dem kurzen Gespräch mit dem Hausmeister betritt er die Herrentoi-
lette im Erdgeschoss des Gutenberg-Gymnasiums.
3
In seiner Sporttasche befinden sich
hunderte Schuss Munition für seine Glock17 Pistole und einige Patronen für die Pump-
gun Mossberg 590, die er sich gleich auf den Rücken schnallen wird.
4
Er streift die Jac-
ke ab, zieht die Sturmmaske über, legt die schwarzen Handschuhe und das Oberschen-
kelholster an, packt vier der gefüllten sieben Magazine, sowie zehn Patronen für die
Pumpgun in seine Hosentaschen und verlässt die Herrentoilette.
5
Etwa 20 ­ 25 Minuten später sind 17 Menschen tot. Die Schulsekretärin, 13 Lehrkräfte,
zwei Schüler und ein Polizist wurden durch Robert Steinhäuser getötet, ehe er sich in
einem Fachraum für Kunsterziehung selbst das Leben nahm.
6
Mit dem 26. April 2002 ist das bis dahin allenfalls aus dem Fernsehen bekannte Phäno-
men der School Shootings in unbegreiflicher Brutalität auch in Deutschland angekom-
men. Robert Steinhäuser verübte in der letzten halben Stunde seines Lebens das bis da-
hin blutigste School Shooting weltweit.
7
Hilflos stand die Gesellschaft dem blutigen
Handeln des jungen Täters gegenüber und niemand konnte sich zum damaligen Zeit-
punkt die Ursachen einer derart grausamen Tat erklären ­ Fassungslosigkeit herrschte
im ganzen Land.
8
Am 03. Mai 2002 sagte Bundespräsident Johannes Rau auf der offiziellen Trauerfeier:
,,Wir sind ratlos. Wir haben nicht für möglich gehalten, dass so etwas bei uns ge-
1
vgl. Gasser et al., 2004, S.57
2
vgl. Gasser et al., 2004, S.59
3
vgl. Gasser et al., 2004, S.55, S.59
4
vgl. Gasser et al., 2004, S.59-60
5
vgl. Gasser et al., 2004, S.60
6
vgl. Gasser et al., 2004, S.50
7
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.196
8
vgl. Robertz, 2004, S.11

Einleitung
2
schieht."
9
Auf die Frage nach den Ursachen der erschütternden Tat weiß auch das
Staatsoberhaupt keine Antworten zu geben: ,,Gewiss, wir möchten verstehen, was den
Täter angetrieben, was ihn verführt, was ihn jeden menschlichen Maßstab hat verlieren
lassen. Wir suchen nach Ursachen und nach Verantwortung."
10
Seit Erfurt hat es weitere tödliche Attacken durch Schüler an deutschen Schulen gege-
ben.
11
Immer wieder fragte sich die geschockte Öffentlichkeit danach, was die Ursachen
solcher Taten sind. Nachdem der 17jährige Tim Kretschmer im baden-
württembergischen Winnenden am 11. März 2009 ein School Shooting mit anschlie-
ßender Flucht quer durch die Region verübte, befragte das Meinungsforschungsinstitut
TNS Emnid 1.000 Bundesbürger nach der größten Schuld an einer solchen Tat. Dabei
wurden von den Befragten zu 34% gewaltverherrlichende Computerspiele, zu 30% die
Eltern, zu 18% Filme, Medien und Internet und zu 4% die Schule verantwortlich ge-
macht.
12
Diese öffentliche Meinung ist bei tiefgreifender Betrachtung der Fakten nur eine vorei-
lige und scheinbar emotionale Schuldzuweisung, blendet sie doch vorhandene wissen-
schaftliche Erkenntnisse aus. Was treibt also insbesondere junge Männer zu solchen
unfassbaren Gewalttaten. Wo liegen die möglichen Ursachen für so kaltblütig erschei-
nende Massenmorde? Was sind die Risikofaktoren, die einen Jugendlichen zum School
Shooter werden lassen?
In einer Untersuchung von Robertz, in der 99 internationale School Shootings analysiert
wurden zeigte sich, dass nur vier der 99 bis zum Jahresende 2006 bekannten Taten von
Mädchen begangen wurden. School Shootings sind also ein besonders männlich domi-
niertes Phänomen schulischer Gewalt.
13
Generell nahmen die vorher vorrangig in den
USA aufgetretenen und daher auch als »Target School Violence« (d.h. zielgerichtete
Gewalt an Schulen) bezeichneten Attacken an europäischen und hier insbesondere an
deutschen Bildungseinrichtungen in den letzten 10 Jahren zu.
14
In den Jahren 1964 und
1983 fanden in Deutschland zwei als Amoklauf bezeichnete Gewaltakte in Bildungsein-
9
Rau, 2004, S.260
10
Rau, 2004, S.260
11
vgl. Lutteroth, 2009, letzte Ansicht 12.10.2009
12
vgl. TNS Emnid, 2009, letzte Ansicht 20.10.2009
13
vgl. Robertz, 2007, S.20
14
vgl. Pawlik, 2008, S.27; vgl. Robertz, 2007, S.22

Einleitung
3
richtungen statt, die jeweiligen Täter waren aber bereits dem Jugendalter entwachsen.
15
Nach dem School Shooting an der Columbine Highschool am 20. April 1999 traten
erstmals vergleichbare Vorfälle auch an deutschen Schulen auf. Bis zum Jahresende
2006 gab es sieben Fälle unterschiedlichen Ausmaßes wobei das Alter der Täter zwi-
schen 15 und 22 Jahren variierte.
16
Durch die aktuellen Fälle in Winnenden, Sankt Au-
gustin und Ansbach führt die deutsche School Shooting Statistik nun mehr mindestens
zehn Fälle mit insgesamt 41 Toten innerhalb der letzen zehn Jahre.
17
Somit ist Deutsch-
land nach den USA das Land mit den zweithäufigsten derartigen Vorkommnissen.
18
Einführend soll der Begriff des School Shootings als zielgerichtete Gewalt an Schulen
dargestellt und von dem des klassischen Amoklaufes im Spektrum der Mehrfachtötun-
gen abgegrenzt werden. Zur späteren Betrachtung der Täter und Taten wird im An-
schluss eine Auswahl an School Shootings in Deutschland und den USA mit besonde-
rem Augenmerk auf die persönliche Entwicklung der Täter bis zum Tatzeitpunkt darge-
stellt. Meines Erachtens verdeutlicht dieses Vorgehen ­ trotz des damit verbundenen
Umfanges - im besonderen Maße mögliche Faktoren der Entwicklung hin zu einer sol-
chen Tat. In Kapitel 4 sollen die möglichen Ursachen und Erkenntnisse zu Tätertypen
dargestellt werden. Im Anschluss sollen verschiedene Instrumente der Prävention kurz
vorgestellt werden.
Im Interesse der Lesbarkeit wird im Allgemeinen auf geschlechtsspezifische Formulie-
rungen verzichtet. Der ursprünglich englische Begriff School Shooting wird in dieser
Arbeit als deutsches Nomen gemäß der neuen deutschen Rechtschreibung verwendet.
15
vgl. Lutteroth, 2009, letzte Ansicht: 12.10.2009
16
DPA, 2009, letzte Ansicht: 18.10.2009.
17
vgl. N24, 2009, letzte Ansicht: 10.11.2009; vgl. Mitic, 2009, letzte Ansicht: 10.11.2009
18
vgl. Hoffman et al., 2009, S.196

Begriffsbestimmung
4
2. Begriffsbestimmung
Den meisten Menschen sind Taten zielgerichteter Gewalt an Schulen bisher vor allem
unter dem Begriff »Amoklauf« oder dem martialischem Boulevardmedien-Synonym
»Schulmassaker« bekannt. Dies liegt meines Erachtens vor allem an der häufigen Ver-
wendung des Terminus »Amoklauf« in der Berichterstattung. Generell wird der Begriff
Amoklauf dabei als Tat- bzw. Handlungsbeschreibung verwendet, wenn Jugendliche an
Schulen unvermittelt blutige Gewaltakte mit Waffen verüben. Teilweise wird »Amok-
lauf« sogar undifferenziert in verschiedenster Fachliteratur angewendet.
19
Wozu braucht es einer begrifflichen Präzisierung der Taten auf den Begriff School
Shootings? Grundsätzlich gehören alle bisher erwähnten Begrifflichkeiten wie Amok-
lauf, Massenmord, Massaker oder School Shooting in den Bereich der Mehrfachtötun-
gen. Insbesondere der Kriminologe und Sozialpädagoge Frank Robertz drängt im
deutschsprachigen Raum auf die »richtige« Bezeichnung der von Jugendlichen an Schu-
len begangenen multiplen Tötungshandlungen.
20
Die korrekte Verwendung der Begriff-
lichkeiten ist nötig für die Unterscheidung der unterschiedlichen Gewalttaten, denn
nicht alle Fälle von Gewalt an Schule sind als School Shooting zu definieren.
Dazu empfiehlt sich beginnend die Betrachtung der Unterscheidungsmöglichkeiten von
Tötungshandlungen. Anfangs wurden nur verschiedene Typen von Mördern die vorran-
gig aus Lust heraus töteten unterschieden. Später führten Kriminologen mit der Klassi-
fizierung nach Stil, Typus und Opferanzahl ein präzises Klassifikationsschema für di-
vergente Tötungshandlungen ein.
21
Nahezu alle bekannten Tötungsformen können so
klassifiziert und durch spezifische Merkmale voneinander abgegrenzt werden. Ein klas-
sischer Mord ist somit durch nur ein Opfer zu einem Tatzeitpunkt an nur einem Tatort
klassifiziert. Doppelmord beinhaltet ausschließlich die Tötung von zwei Personen in-
nerhalb einer Tathandlung an einem Tatort.
22
Definitionen wurden so auch für verschie-
dene Formen der Mehrfachtötungen aufgestellt.
23
19
vgl. Robertz, 2004, S.19; vgl. Dossow, 2008, S. 7-8
20
vgl. Robertz, 2004. S.17
21
vgl. Holmes, Holmes, 1998, S.114
22
vgl. Fox, Levin, 2005, S.17
23
vgl. Douglas et al., 2006, S.95-96

Begriffsbestimmung
5
Aus diesen Erkenntnissen resultierend wurde eine mittlerweile weitgehend gebräuchli-
che Unterteilung von Mehrfachtötungen in drei spezifische Kategorien formuliert: den
Serienmord, Spree killing und den Massenmord.
24
Ein Serienmord ist nach Holmes und Holmes demnach die multiple Tötungshandlung
mit drei oder mehr Opfern, die sich über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen er-
streckt, an unterschiedlichen Tatorten stattfindet und in der eine emotionale Abküh-
lungsphase zwischen den Tötungen auftritt.
25
Spree killing bezeichnet nach Holmes und Holmes jene Tötungshandlungen mit drei
oder mehr Opfern die an unterschiedlichen Tatorten in einem Zeitraum von bis zu 30
Tagen und in der Regel durch andere Straftaten begleitet durchgeführt werden. Spree
killer verüben jedoch trotz des möglichen Zeitraumes von bis zu 30 Tagen meistens ihre
Tathandlungen innerhalb einer kurzen Zeit, in dem es generell keine Phasen der emo-
tionalen Abkühlung gibt, es finden aber Ortswechsel während der Tat statt.
26
Der Massenmord hingegen ist die Tötungshandlung an drei oder mehr Personen an ei-
nem Ort in einem einzigen Zeitraum der meist wenige Minuten bis einige Stunden um-
fasst.
27
Abweichend davon finden sich in einigen (vorrangig älteren amerikanischen)
Quellen auch Angaben von mindestens vier Tötungen um eine entsprechende Klassifi-
zierung als Massenmord anwenden zu können. Dabei wird aber der Tötungsquantität
unnötig Gewicht beigemessen, obwohl die Unterscheidungsmerkmale Tatzeitraum, Tat-
orte und emotionale Abkühlungsphase eine Abgrenzung zueinander auch mit drei Op-
fern zulässt.
28
Der insbesondere von TV-Medien gern genutzte Begriff des »Schulmassakers« hinge-
gen ist absolut ungeeignet zur Umschreibung der Taten. Weder ist der Begriff wissen-
schaftlich hinreichend gestützt, noch trägt die martialische Aussagekraft zur notwendi-
gen Sachlichkeit bei. Der Begriff Massaker ist eher durch Handlungen im Sinne von
Kriegsverbrechen und Völkermord besetzt.
29
Als Unterkategorie der Massenmorde sind
zivile Massaker und Genozide nach Scheithauer und Bondü subsumiert zu betrachten.
30
24
vgl. Robertz, 2004, S.17; vgl. Holmes, Holmes, 2009, S.15; vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.21
25
vgl. Holmes, Holmes, 2009, S.39
26
vgl. Holmes, Holmes, 2009, S.35; vgl. Brookman, 2004, S.211
27
vgl. Holmes, Holmes, 2009, S.17
28
vgl. Fox, Levin, 2005, S.17
29
vgl. Robertz, 2004, S.19
30
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.21

Begriffsbestimmung
6
2.1.
Der Begriff des School Shootings
Deduzierend aus der von Holmes und Holmes aufgestellten Klassifizierung ist eine Zu-
ordnung der als School Shootings bezeichneten Taten zur Untergruppe der Serienmorde
ausgeschlossen.
31
Robertz schließt auch Spree killings als übergeordnete Begrifflichkeit
aufgrund des dafür möglichen mehrtägigen Tatzeitraumes aus, denn nahezu alle Taten
fanden bisher in einem einzigen zeitlichen Zusammenhang binnen weniger Minuten
oder Stunden statt.
32
Dem widerspräche jedoch die Klassifizierung von Douglas et al.:
,,A spree murder is defined as a single event with two or more locations and no emo-
tional cooling-off period between murders. The single event in a spree murder can be of
short or long duration."
33
Insbesondere bei den School Shootings in Blacksburg und
Winnenden ist dieser Widerspruch deutlich belegbar, denn hier wechselte der Täter
während der Tatausübung den Tatort. Dass dabei eine emotionale Abkühlung im Sinne
der Klassifikationen eintrat darf aufgrund des unmittelbar fortgesetzten Tötens ausge-
schlossen werden.
Als Hyperonym erscheint trotzdem einzig die Kategorie Massenmord diese Tötungs-
handlungen von Jugendlichen an Schulen im Allgemeinen zu erfassen, geht es doch bei
diesen Taten in der überwiegenden Zahl von Fällen um die Tötung von mehreren Per-
sonen an einem Ort, innerhalb eines Zeitraumes und ohne emotionale Abkühlung zwi-
schen den Tötungshandlungen. In zahlreichen Fällen kam es dabei zwar nicht zur Tö-
tung von drei oder noch mehr Personen, aber dies lässt sich nicht zwingend auf die be-
schränkten Absichten des Täters zurückführen. Vielmehr beeinflussten Handlungen
Dritter (Lehrer, Polizei, etc.) oder tatrelevante Faktoren wie bspw. die nicht für eine
derart schwere Tat ausreichende Bewaffnung die Opferzahl. Zudem darf davon ausge-
gangen werden, dass in den meisten Fällen eine höhere Opferzahl vom Täter zumindest
geplant war. Daher ist der Begriff des Massenmordes zwar der objektiv bestmögliche
Oberbegriff, aber als unmittelbare Kategorie noch nicht ausreichend präzise.
34
Scheit-
hauer und Bondü ordnen School Shootings deshalb als Subkategorie von Amoktaten
ein, wobei die Amoktat eine Subkategorie des Massenmordes ist.
35
31
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.21
32
vgl. Robertz, 2004, S.18
33
Douglas et al., 2006, S.96
34
vgl. Robertz, 2004, S.18; vgl. Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.10
35
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.21

Begriffsbestimmung
7
Um die hier als School Shooting bezeichneten Fälle von (schwerer) zielgerichteter Ge-
walt an Schulen von den übrigen möglichen Gewalttaten an Schulen abzugrenzen, muss
der Begriff School Shooting dahingehend genauer bestimmt werden, dass andere schuli-
sche Gewaltereignisse ausgeschlossen werden. Allein die Übersetzung aus dem Engli-
schen trägt nicht zur Präzisierung der Begrifflichkeit bei ­ wäre doch unter einer
»Schulschießerei« auch jedwede Form von sonstigem Schusswaffengebrauch an Schu-
len zu verstehen.
36
Bei der Definition von School Shooting müssen demnach alle Taten,
die von Personen nur zufällig an einer Schule begangen werden oder jene die aus wech-
selseitigen Streitigkeiten zwischen zwei einzelnen Personen oder Gruppierungen im
Sinne von Gang-related Incidents / Gang Shootings, gewaltsamem Drogenhandel, Be-
ziehungskonflikten oder ähnlichen gewaltindizierten Handlungen resultieren, abge-
grenzt werden.
37
Bei einem School Shooting sucht sich der Täter die Bildungseinrichtung zielgerichtet
als Tatort aus, es besteht ein unmittelbarer Bezug zum Tatort, den der Täter durch die
Auswahl seiner Opfer noch zusätzlich verdeutlicht.
38
Vossekuil et al. definierten School
Shooting ,,...
as any incident where (i) a current student or recent former student attacked so-
meone at his or her school with lethal means (e.g., a gun or knife); and, (ii) where the student
attacker purposefully chose his or her school as the location of the attack."
39
Ebenso führten
Vossekuil et al. in dieser Studie den Begriff ,,Targeted School Violence" ein, der in der
deutschen Übersetzung als »zielgerichtete Gewalt an Schulen« verwendet wird.
40
Der
Begriff der »schweren zielgerichteten Gewalt an Schulen« ist eine nach Robertz und
Wickenhäuser gängige Umschreibungen von School Shooting, gleiches formulieren die
Autoren für »Amokläufe bzw. Massenmorde durch Jugendliche an Schulen«.
41
Ich halte
die Verwendung des Begriffes »Amoklauf« für diese Taten hingegen als nicht ausrei-
chend trennscharf (siehe Pkt. 2.2).
Als explizites Merkmal von School Shootings hat der Täter in den meisten Fällen so-
wohl den Tatort, die Tatzeit als auch die potenziellen Opfer bereits in der Phase der
36
vgl. Robertz, 2004. S.18
37
vgl. Vossekuil et al., 2002, S.7; vgl. Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.9-10
38
vgl. Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.10; vgl. Pollmann, 2008, S.56
39
Vossekuil et al., 2002, S.7
40
vgl. Vossekuil et al. 2002, S.15
41
vgl. Robertz, Wickenhäuser 2007, S.10

Begriffsbestimmung
8
Tatvorbereitung unmittelbar bestimmt und eher zweitrangig kommt es bei der Tataus-
führung zu zufälligen Opfern.
42
School Shootings sind entgegen der direkten Überset-
zung nicht nur Taten die mit Schusswaffen durchgeführt werden, sondern auch der Ein-
satz von Hieb- und Stichwaffen, sowie (selbstgebaute) Bomben, Brandsätze oder als
Waffe umfunktionierte Gegenstände können bei einem School Shooting in das Tatwaf-
fenspektrum fallen.
43
Am bisher präzisesten definieren Robertz und Wickenhäuser
School Shootings als:
,,Tötungen oder Tötungsversuche durch Jugendliche an Schulen, die mit einem
direkten und zielgerichteten Bezug zu der jeweiligen Schule begangen werden.
Dieser Bezug wird entweder in der Wahl mehrerer Opfer deutlich, oder in dem
demonstrativen Tötungsversuch einer einzelnen Person, insofern sie aufgrund
ihrer Funktion an der Schule als potenzielles Opfer ausgewählt wurde."
44
Robertz stellt als Definition von School Shooting zudem folgende Variablen auf:
45
- Jugendliche(r) Täter
- Handlungen, die Tötungen zur Folge hatten oder nur zufällig nicht in solchen
resultierten
- Nutzung von zur Tötung geeigneten Waffen
- Direkter Bezug der Tötung zur Schule in Abgrenzung von einfachen interperso-
nellen Konflikten zwischen zwei Schülern und gangbezogenen Tötungen.
Damit hat Robertz zugleich einige Bedingungen von School Shootings definiert um
zahlreiche Merkmale der Taten auswerten zu können. So fand Robertz heraus, dass bei
75 Taten diese zu 88 Prozent mit Schusswaffen begangen wurden, trotzdem nutzten die
Täter aber auch in Einzelfällen Hieb- und Stichwaffen oder setzten zusätzlich Spreng-
/Brandsätze ein.
46
Auch ein kurzer Blick auf die deutschen Taten bestätigt diese Ten-
denz. Hoffmann et al. wiesen bei 85,7 Prozent der sieben untersuchten Fälle die Benut-
zung von Schusswaffen nach.
47
Berücksichtigt man die drei neueren in der Studie noch
nicht berücksichtigten deutschen Fälle, so lässt sich feststellen, dass sieben Täter
Schusswaffen verwendeten, drei Täter Hieb- und Stichwaffen und drei Täter zudem
Spreng- und/oder Brandsätze verwendeten.
48
42
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.22
43
vgl. Scheithauer et al. 2008, zitiert nach Scheithauer, Bondü, 2008, S.21-22
44
Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.10; vgl. McGee, DeBernardo, 2002, S.235-236
45
Robertz, 2004, S.61
46
vgl. Robertz, 2004, S.76
47
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.201
48
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.201

Begriffsbestimmung
9
2.2.
Abgrenzung zum Begriff des Amoklaufs
Besonders inflationär wird der Begriff »Amoklauf« für die Beschreibung von School
Shooting benutzt. Der Terminus Amoklauf wird zugleich für die unterschiedlichsten
Situationen im Alltag verwendet und bezieht sich dabei nicht immer ausschließlich auf
Tötungshandlungen. Damit eine Tat jedoch als Amoklauf, für den es weder eine gesetz-
liche, noch eine soziologisch oder kriminologisch eindeutige Definition gibt, bezeichnet
werden kann, muss diese von hoher Impulsivität, dem plötzlichen Kontrollverlust, irra-
tionaler Interaktion und enormen Stress seitens des Täters geprägt sein.
49
Scheithauer
und Bondü bestimmten als Definitionskriterien für einen Amoklauf den Versuch bzw.
die Durchführung der mehrfachen direkten Tötung von zufällig ausgewählten und un-
bekannten Personen durch einen einzelnen körperlich präsenten Täter am zumindest
teilweise öffentlichen Tatort, wobei die einzelnen Tötungshandlung nacheinander und
innerhalb eines in sich abgeschlossenen Zeitraumes (Tatzeit) und unter Verwendung
objektiv tödlicher Waffen geschehen muss.
50
Somit sind Selbstmordattentäter, Terroran-
schlage und Kriegshandlungen vom klassischen Amoklauf abzugrenzen.
51
Hoffmann definiert einen Amoklauf hingegen etwas unspezifischer als ,,... intentionale
und nach außen hin überraschende Tötung und/oder Verletzung mehrerer Personen bei
einem Tatereignis ohne Abkühlungsperiode, wobei einzelne Tatsequenzen im öffentli-
chen Raum stattfinden."
52
Damit ist Hoffmann bei der Berücksichtigung von Taten mit
mehr als einem Täter oder einem tateinheitlichen Wechsel von Tatorten flexibler, als
Scheithauer und Bondü.
53
Da Amok nach allgemeiner Auffassung seinen Ursprung im malaiischen Kulturraum in
der Zeit um das 14./15. Jahrhundert hat, soll dieser Hintergrund kurz betrachtet werden.
Der kriegerische Ausruf »amuck« leitete demnach einen Angriff der malaiischen Krie-
ger ein, bei dem die Aussicht auf das eigene Überleben nachrangig war. Im heutigen
Verständnis würde man diese Taten insbesondere mit den Kamikaze-Angriffen im
zweiten Weltkrieg vergleichen, obgleich man hier eben nicht den Begriff Amok ver-
wendete, sondern einen eigenen definierte. Diese Form des kriegerischen Amoklaufs
49
vgl. Scheithauer, Bondü 2008, S.8
50
vgl. Scheithauer, Bondü, S.9-12
51
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.8-12
52
Hoffmann, 2003, S.399
53
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.12

Begriffsbestimmung
10
von Gruppen als Kriegswaffe im Einsatz gegen teilweise deutlich überlegende Heere
oder die zielgerichtete Attacke von prominenten Kolonialherren im 15 Jahrhundert war
teilweise im malaiischen Kulturraum institutionalisiert.
54
Amok stellte dort lange Zeit
auch ein sozial akzeptiertes Verhalten dar, mit dem neben den kriegerischen, später
auch Handlungen einzelner Personen zur Wiederherstellung von familiärem Status und
gesellschaftlicher Reputation akzeptiert wurden. Als eine Art des »Gesichtswahren«
konnte somit ein heldenhafter Status erlangt werden, der mit einem Suizid nicht er-
reichbar gewesen wäre.
Adler unterscheidet dabei 4 Phasen des Ablaufs: 1. Nach einer Kränkung oder einem
Objektverlust folgte eine Zeit des Grübelns mit sozialem und depressivem Rückzug. 2.
folgte unvermittelt eine Gewalthandlung mit rücksichtloser Tötung, wobei nicht selten
Familie, Angehörige, Bekannte oder die gegnerische Partei attackiert wurden, bevor im
»Rausch« auch unbeteiligte Dritte getötet wurden. 3. folgte eine unkontrollierbare
Handlungsperiode in der wahllos getötet wurde bis der Amoktäter selbst getötet oder
überwältigt wurde und als letzte bzw. 4. Phase beschreibt Adler dann eine Art Dämmer-
zustand in dem ein Täter stunden- bis tagelang verweilen konnte und danach weder Er-
innerungen noch Motive der Tat benennen konnte.
55
Noch heute wird Amok im diagnostischen und statistischen Manual psychischer Stö-
rungen (DSM IV) und der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) als
kulturabhängiges Syndrom und als Störung geführt.
56
Nach Huber und Gross wird
Amok im DSM IV als dissoziative Störung und intermittierende explosive Störung und
unter den kulturabhängigen Syndromen geführt, in der ICD-10 ist eine Einordnung un-
ter F68.8 als »sonstige näher bezeichnete Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung« vor-
gesehen.
57
Dabei wird Amok in ICD-10 ,,als willkürliche, anscheinend nicht provozier-
te, häufig in Suizid gipfelnde Episode mörderischen oder erheblich destruktiven Verhal-
tens, gefolgt von Amnesie oder Erschöpfung"
58
beschrieben, im DSM IV ist Amok ,,als
eine dissoziative, durch eine Periode des Grübelns charakterisierte Periode, auf die ein
Ausbruch gewalttätigen, aggressiven und/oder Menschen gefährdenden Verhaltens
54
vgl. Adler, 2000, S.11-13
55
vgl. Adler, 2000, S. 13-14
56
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.16
57
vgl. Huber, Gross, 2005, S,509
58
Huber, Gross, 2005, S.509

Begriffsbestimmung
11
folgt, die durch eine wahrgenommene Herabsetzung [...] ausgelöst zu werden scheine
und nur bei Männern vorkomme"
59
definiert. Damit wird Amok nicht nur als kulturspe-
zifisches Phänomen betrachtet, sondern auch den psychischen Störungen zugeordnet.
Wie lässt sich also die Unterscheidung von Amoklauf und School Shooting darstellen?
Zum einen unterscheiden einzelne Autoren bereits verschiedene Unterformen von
Amoktaten. Scheithauer und Bondü stellen neben den School Shootings auch den klas-
sischen Amoklauf und »workplace violence« als eigene Subkategorien von Amoktaten
dar. Der klassische Amoklauf ist demnach durch den überwiegend erwachsenen Täter,
der unvermittelt unbeteiligte Dritte, an einem zumindest teilweise öffentlichen Ort at-
tackiert, gekennzeichnet. Die Amoktat der »workplace violence« hingegen ähnelt dem
School Shooting insofern dass abweichend lediglich als Tatort der Arbeitsplatz statt die
Schule definiert wird und der Täter durch seine Berufstätigkeit deutlich älter als der
School Shooter ist. School Shootings separieren sich demnach durch die Besonderheiten
des Täteralters und des fixierten Tatortes Schule bzw. mit Schule verbundener Plätze
und Einrichtungen.
60
Mir erscheint die Subkategorisierung als Amoktat insofern nicht optimal, als dass sich
Amokläufe und School Shootings in einzelnen Aspekten zunehmend deutlicher unter-
scheiden und somit School Shootings den Anspruch als eigenständige Subkategorie des
Massenmordes, sozusagen gleichrangig neben den Amoktaten erfüllen könnten. Ver-
schiedene Aspekte diesbezüglich sollen hier kurz dargestellt werden.
So hat Adler in seiner Studie mit 196 ausgewerteten klassischen Amoktaten im Grund-
satz festgestellt dass 113 der 196 Taten ausschließlich dem Täter fremde Personen zum
Opfer hatten.
61
Bei den School Shootern ist dies vorherrschend nicht so, die Jugendli-
chen attackieren nahezu immer ihre eigene bzw. ehemalige Schule, wählen fast immer
ihnen zumindest augenscheinlich bekannte Mitschüler, Lehrer und Schulpersonal als
Ziel ihrer Gewalthandlung. Wie Scheithauer und Bondü feststellten sind die Opfer nur
zum Teil zufällig und meistens schon vor der Tat explizit ausgewählt worden.
62
Ein weiteres problematisches Faktum im Vergleich zu klassischen Amokläufen ist die
59
Huber, Gross, 2005, S.509; vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.49
60
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S,20-21
61
vgl. Adler, 2000, S.70
62
vgl. Scheithauer, Bondü, 2008, S.22

Begriffsbestimmung
12
zunehmende Selbsttötung im Zusammenhang mit der Tatbegehung in den letzten Jah-
ren. Überdurchschnittlich viele der Täter töten sich zum Ende ihrer Tathandlung oder
unternehmen zumindest den entsprechenden Versuch dazu. Adler stellte in seiner Studie
klassischer Amokläufe für 167 diesbezüglich auswertbare Fälle eine Suizidquote von
33,5 Prozent fest, 6,6 Prozent der Täter starben durch Fremdeinwirkung.
63
Robertz fi-
xierte in der Analyse von 75 international begangenen School Shootings zwischen 1974
bis 2002 eine Suizidrate von 15 Fällen, also 20 Prozent.
64
Basierend auf der Studie von
Hoffmann et al. deutscher School Shootings ergibt sich eine Selbsttötung in vier von
sieben Taten, also 57,1 Prozent, in einem weiteren Fall überlebte der Täter den Suizid-
versuch schwer verletzt und in einem anderen Fall konnte der unmittelbare Versuch
verhindert werden.
65
Berücksichtigt man die nach der Studie stattgefundenen deutschen
Taten in Winnenden, Sankt Augustin und Ansbach noch, so ergibt sich ein weiterer Sui-
zid (Winnenden) und mindestens ein weiterer Versuch der Selbsttötung durch Dritte
Hand.
66
In letzterem Fall wurde der Täter durch die Polizei unter Anwendung von Waf-
fengewalt gestoppt und dabei schwer verletzt, ein bereits vorab von ihm angefertigtes
Testament und die unmittelbar gesuchte Konfrontation mit der Polizei kann aber als
Beleg gewertet werden, dass der Täter die Tötung durch Dritte als Finale seiner Tat er-
zwingen wollte.
67
Robertz fasst diese Entwicklung wie folgt zusammen: ,,Es gehört
mittlerweile, zynisch gesagt, zum guten Ton, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen und
sich nicht der Strafverfolgung auszusetzen. Denn dadurch würde die finale Symbolik
geschwächt."
68
Ein weiterer bedeutender Unterschied zwischen Amoklauf und School Shooting ist die
Alterstruktur der Täter. Als Schüler sind die Täter per se jünger als die von Adler unter-
suchten 196 Fälle in deren Mittel ein Alter von 34,8 Jahren festgestellt werden konnte.
69
Hoffmann et al gab bei den sieben untersuchten School Shootings an deutschen Schulen
eine Alterspanne von 14 bis 22 Jahren an, was einem Mittel von 17 Jahren entspricht.
70
63
vgl. Adler, 2000, S.81
64
vgl. Robertz, 2004, S.77
65
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.198,
66
vgl. Dreyer, 2009, letzte Ansicht: 08.11.2009
67
vgl. ZEIT ONLINE, 2009, letzte Ansicht: 02.11.2009
68
Robertz, 2009, letzte Ansicht: 02.10.2009
69
vgl. Adler, 2000, S.94
70
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.198

Begriffsbestimmung
13
Robertz gibt das international durchschnittliche Alter von School Shootern bei 99 Taten
mit 16 Jahren
71
an, in einer früheren Studie von 75 Fällen lag das Durchschnittsalter
noch bei 15,5 Jahren, wobei hier auch der bisher jüngste Täter mit elf Jahren berück-
sichtig wurde.
72
Zwei Drittel aller Täter sind jedoch Jungen zwischen 14 und 17 Jahren,
während nur vier Prozent der Taten insgesamt von Mädchen begangen wurden.
73
Adler
spricht von ,,Geschlechterrelationen bis 1:20".
74
Es gibt also bedeutende Unterschiede zwischen klassischen Amokläufen und School
Shootings, in deren Konsequenz bereits Scheithauer und Bondü eine Subkategorie der
Amoktaten dafür einrichteten.
75
Durch die Subkategorisierung der Amoktaten werden
diese insgesamt zunehmend komplexer und teilweise auch sehr unscharf. Denn nicht
jede als School Shooting eingestufte Tat erfüllt die Grundbedingungen einer Amoktat.
In einigen Beiträgen über Forschungsarbeiten gibt es deshalb immer wieder Diskussio-
nen, welche der angeführten Taten denn tatsächlich School Shootings, Amokläufe oder
zielgerichtete Gewalt an Schulen seien. So bemängelt Adler mit Blick auf die Ergebnis-
se von Hoffmann et al. ,,[so] sind beispielsweise zwei bis drei [der Taten] nicht dem
Amok zuzurechnen, weil es um Angriffe auf Einzelpersonen ging, bei einem weiteren
kam niemand ­ auch nicht der Täter ­ zu Schaden."
76
Adler betont also, dass einige der
Taten einer definierten Amoktat nicht entsprechen und regt trotzdem eine gleichlauten-
de Definition von Amokläufern und School Shootern an um zu verhindert, dass ge-
wöhnliche Tötungshandlungen oder ­versuche fälschlich als School Shootings erfasst
werden.
77
Damit würden dann jene Taten wie die in Meißen, (als der 15jährige Andreas
S. mit zwei Küchenmessern auf seine Lehrerin einstach und danach flüchtete)
78
, nicht
mehr zu den School Shootings gezählt werden können. Genau diesem Ansatz würde ich
jedoch unbedingt widersprechen wollen, handelt es sich doch bei dieser Form von Ge-
walt an Schulen um ein besonderes und spezielles Phänomen von jugendlicher Gewalt,
das besonderer Aufmerksamkeit und intensiver Forschung bedarf.
71
vgl. Robertz, 2009, letzte Ansicht: 02.10.2009
72
vgl. Robertz, 2004, S.81
73
vgl. Robertz, 2007, S.13;
74
Adler, 2009, S.20
75
vgl. Scheihauer, Bondü, 2008, S.21
76
Adler, 2009, S.18
77
vgl. Adler, 2009, S.22
78
vgl. Robertz 2004, S.70

Begriffsbestimmung
14
Als unbestreitbare Merkmale der Taten kann festgehalten werden, dass diese Jugendli-
chen zielgerichtet (zurück) in die Schule kommen um zu töten, sie haben sich Tatort
und Opfer(-gruppe) aufgrund der symbolischen Bedeutung für ihre Tat ausgesucht. Die-
ser Auffassung folgen auch andere Autoren, Pollmann plädiert für die Verwendung des
Begriffes School Shootings als Bezeichnung ,,amokartiger Handlungen Jugendlicher"
79
und betont die präzise Vorbereitung und die in der Phantasie vorbereiteten Tatabläufe
solcher Taten als Unterschied zu klassischen Amokläufen.
80
Es ist ein aufgrund der feh-
lenden Einheitlichkeit im Umgang mit den verschiedenen Begrifflichkeiten ein gravie-
rendes Problem der aktuellen Forschung, dass Studien sich teilweise nur bedingt ver-
gleichen lassen, weil es keine explizite Definition und darauf basierend statistische Er-
fassungen der Taten bspw. seitens der ermittelnden Behörden gibt.
81
In der Studie von Hoffmann et al. stellen die Autoren folglich fest, dass nur ,,.zwei der
sieben Vorfälle als schulischer Amoklauf klassifiziert werden [können], da neben dem
Täter mindestens drei weitere Menschen starben", zugleich aber alle sieben Taten als
School Shooting innerhalb der Studie ausgewertet wurden.
82
Damit verdeutlichen
Hoffmann et al., dass es die von mir dargestellten Probleme in der Bewertung gibt und
dies nicht nur zur Verwirrung, sondern auch zur Unvergleichbarkeit von wissenschaftli-
chen Ergebnissen beitragen kann. Würde man unter einer möglichst präzisen Definition
von School Shootings alle entsprechenden Taten klassifizieren, wären (internationale)
Vergleiche zukünftig transparent nachzuvollziehen und trotz der punktuell möglichen
Ähnlichkeit zu klassischen Amokläufen eine formale Abgrenzung zu diesen und zur
übrigen Tötungsdelinquenz durch Jugendliche möglich.
79
Pollmann, 2008, S.57
80
vgl. Pollmann, 2008, S.56
81
vgl. Adler, 2000, S. 50; Robertz, 2004, S. 59
82
Hoffmann et al. 2009, S.197

Aspekte des Phänomens School Shooting
15
3. Aspekte des Phänomens School Shooting
Bisher sind weder School Shootings als jugendliche Gewalthandlung noch deren Ursa-
chen abschließend erforscht. Ein Großteil der bisherigen Forschung stammt bisher aus
dem amerikanischen Forschungsraum.
83
Erst mit Auftreten und zunehmender Häufung
der Taten in den letzten Jahren in Deutschland, wurden auch hier Forschungsbemühun-
gen mit der Zielstellung der Präventionsentwicklung betrieben.
84
Dabei wurde der von
Vossekuil et al. aufgezeigte Paradigmenwechsel bestätigt, wonach die Taten eher ein
von Warnsignalen begleitetes Prozessergebnis sind und es kein typisches Täterprofil als
Mittel der Prävention gibt.
85
Die Untersuchungsergebnisse aus den USA lassen sich darauf konzentrieren, dass sich
ein Täterschema abbildet das die Täter als ,,introvertierte junge Männer mit sehr
schwachen sozialen Beziehungen"
86
darstellt, von Hoffmann et al. als Einzelgänger
87
bezeichnet, ,,die oftmals eine depressive Symptomatik zeigen"
88
. Die Täter erleben sich
selbst als hoffnungslos und machen in zeitlicher Nähe zur Tat eine subjektiv negativ
empfundene persönliche Erfahrung.
89
Die Taten sind sorgsam und langfristig geplant
und die im Schnitt 15,5 Jahre alten Täter verfügen in der Regel über Erfahrung im Um-
gang mit Schusswaffen, die sie meistens auch zur Tat verwenden.
90
Als besonders gewagtes, aber im Ergebnis für einige Fälle durchaus beeindruckend prä-
zises Täterprofil erweist sich die Studie von McGee und DeBernardo zum »classroom
avanger«. Der von den Autoren festgestellte Typus ist demnach männlich, im Schnitt 16
Jahre alt, psychisch gesund und unauffällig, er lebt in ländlicher oder kleinstädtischer
Umgebung, hat gute bis sehr gute schulische Leistungen, neigt aber zu depressivem und
suizidalen Verhalten. Er verfügt über äußerlich normal erscheinende soziale Beziehun-
gen die aber eher disfunktionaler Qualität sind. Er verfügt selten über enge Freundschaf-
ten, er wird als introvertiert, unreif und wenig einfühlsam wahrgenommen. Wenn er
83
vgl. Robertz, 2004, S. 89-103
84
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.196-197
85
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.197
86
Robertz, 2004, S.119
87
vgl. Hoffmann et al., 2009, S.197
88
Robertz, 2004, S.119
89
vgl. Robertz, 2004, S. 119
90
vgl. Robertz, 2004, S. 119-120

Aspekte des Phänomens School Shooting
16
über enge Freundschaften verfügt, gehören seine Freunde ebenfalls zu einem von ande-
ren als Außenseiter wahrgenommenen Typus. Sich selbst hält der Täter für unattraktiv,
fühlt sich von anderen gehänselt und schikaniert, ihn langweilen »normale« Gleichaltri-
ge und deren Interessen, er beschäftigt sich statt dessen lieber mit gewalthaltigen Medi-
eninhalten. In seiner Phantasie hat der Täter die Tat bereits mehrfach durchlebt und sich
reproduzierbarer Handlungsmuster früherer Täter bedient. Die Tat selbst ist detailliert
und umfassend geplant, er benutzt zur Tatausführung vorrangig ihm bereits bekannte
Schusswaffen die er aus dem eigenen Elternhaus entwendet.
91
Primär geht es dem Täter
bei seiner Attacke um Rache. Aber auch der sekundäre Wunsch nach Berühmtheit ist
handlungsmotivierend.
92
Viele der in der Studie von McGee und DeBernardo charakterisierten Merkmale sind,
wie sich später zeigen wird, auch bei einigen deutschen Tätern zu finden. Als Blaupause
für die Erkennung eines gefährlichen Schülertypus sind die auf Basis von zwölf Tätern
gewonnen Erkenntnisse aber nicht anwendbar, viele der aufgeführten Kriterien gelten
auf eine Vielzahl an Schülern von denen keine Gefahr ausgeht. Das Risiko einer Stig-
matisierung von Unschuldigen ist bei so allgemeingültigen Profilen sehr hoch.
Auch die von Meloy et al. durchgeführte Studie welche sich mit jugendlichen Massen-
mördern in fünf verschiedenen Kategorien, darunter auch »classroom avengers«, befass-
te, konnte einzelne Annahmen der vorausgegangenen Studien bestätigen. Insbesondere
konnten Meloy et al. die langfristig angelegten Planungen der Taten belegen.
93
Meloy et
al. stellten ebenfalls depressive Symptome der School Shooter (»classroom avengers«)
fest.
94
Ebenso konnten in zwei Dritteln der Fälle destabilisierende bzw. negative Erleb-
nisse in der Schule oder Partnerschaft im unmittelbaren Vorfeld der Tat festgestellt
werden.
95
Meloy et al. stellten zudem fest, dass die Täter sich vor der Tat fast immer
anderen Personen bezüglich der Tatabsicht mitteilten.
96
91
vgl. McGee, DeBernardo, 2002, S.230-249; vgl. Robertz, 2004, S.92-93
92
vgl. McGee, DeBernardo, 2002, S.240; vgl. Robertz, 2004, S.93
93
vgl. Robertz, 2004, S.94
94
vgl. Meloy et al., 2001, S.725-726
95
vgl. Meloy et al., 2001, S.726
96
vgl. Meloy et al., 2001, S.722

Aspekte des Phänomens School Shooting
17
3.1.
Darstellung ausgewählter School Shootings
Um sich dem Phänomen des School Shooting weiter zu nähern, sollen einige Fälle von
School Shootings ausführlicher dargestellt werden. Dabei wurden umfangreich unter-
suchte Taten mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit wie das School Shooting an der
Columbine High School vom 20. April 1999 und am Erfurter Gutenberg-Gymnasium
am 26. April 2002 berücksichtigt. Zur Betrachtung von Nachahmungsverhalten bietet
sich hingegen die Tat von Bastian Bosse in Emsdetten an. Seung-Hui Chos Tat an der
Virginia Tech in Blacksburg gibt Einblick in eine möglicherweise pathologische Psyche
eines Täters.
Die Tatvorzeit und Tatentwicklung des Columbine School Shootings werden weitestge-
hend umfänglich dargestellt. Dies ist anhand des umfangreichen Untersuchungsberich-
tes inkl. tausender öffentlich zugänglicher Unterlagen des Jefferson County Sheriffs
Office (JCSO)
97
und zahlreicher Bücher zu diesem School Shooting möglich. Insgesamt
kann dieses School Shooting als eines der am besten dokumentierten bewertet werden.
Dadurch sind in diesem Fall bereits sehr zuverlässige Prognosen über Ursachenentwick-
lung und Risikomarker möglich. Basis der Darstellung des Erfurter School Shootings ist
der Untersuchungsbericht des Landes Thüringen, der sogenannte ,,Bericht der Kommis-
sion Gutenberg-Gymnasium"
98
. Die übrigen Fälle sind insbesondere aufgrund wieder-
kehrender Verhaltensweisen und Handlungsabläufe von Bedeutung und durch eine
Vielzahl unterschiedlicher Quellen recherchiert, wobei insbesondere Pressequellen kri-
tisch geprüft wurden, ehe sie in die Darstellungen einflossen. Sprachliche und orthogra-
fische Fehler in Zitaten der Täter wurden übernommen.
97
vgl. JCSO, 2000
98
vgl. Gasser et al., 2004

Aspekte des Phänomens School Shooting
18
3.1.1.
Eric Harris und Dylan Klebold ­ Littleton (USA) 1999
,,NBK. I love it! sometime in april me and V will get revenge and will kick natural
selection up a few notches[...]We will be in all black. [...] We will have knifes and
blades and backup weaponry all over our bodies, I will have a tattoo of REB on
my right arm. [...] Then I open fire and V starts lobin more crickets. Then if we
can we go upstairs and go to each classroom we can and pick off fuckers at our
will. If we still can we will hijack some awesome car, ... and start torching houses
with molotov cocktails. by that time cops will be alI over us and we start to kill
them to! [...] if we have figured out the art of time bombs before hand, we will set
hundreds of them around houses, roads, bridges, buildings and gas stations. any-
thing that will cause damage and chaos. [...] itll be like the LA riots, the Okla-
homa bombing, WWII, vietnam, duke and doom all mixed together. maybe we will
even start a little rebelion or revolution to fuck things up as much as we can. i
want to leave a lasting impression on the world. [...]then we will hijack a hell of a
lot of bombs and crash a plane into NYC with us inside iring away as we go down.
just something to cause more devistation."
99
geschrieben von Eric Harris, 1999
Das bis dahin blutigste School Shooting weltweit ereignete sich am 20. April 1999 an
der Columbine Highschool in Columbine im US-Bundesstaat Colorado. Columbine ist
eine gebietskörperschaftsfreie Siedlung, die teilweise auf den verwaltungsrechtlich
übergeordneten Countys Jefferson und Arapahoe liegt. Im Osten grenzt Columbine an
die Stadt Littleton weshalb auch vom School Shooting in Littleton gesprochen wird.
Bevor der 18jährige Eric Harris und sein Freund der 17jährige Dylan Klebold 24 Men-
schen teils schwer verletzten, insgesamt 12 Schüler, einen Lehrer und zuletzt sich selbst
töteten, ging nach heutigem Kenntnistand eine mindestens einjährige Planungsphase
voraus. Die nach dem Ereignis durchgeführten Ermittlungen geben umfangreiche Ein-
blicke in die Lebenswelt der beiden Täter, zeigen aber auch dass es bis heute keine all-
umfassende Antwort auf das »Warum?« gibt.
Eric David Harris wurde als zweites Kind der Eheleute Katherine Ann und Wayne Har-
ris am 09. April 19981 in Wichita, Kansas geboren.
100
Der Vater war Beschäftigter der
US Air Force, weshalb Eric und sein drei Jahre älterer Bruder Kevin bis zu Erics zwölf-
ten Lebensjahr insgesamt fünfmal umzogen. Fünfmal inkl. der Vorschule hieß es für
99
JCSO, 2006, S.427-428 (Rechtschreibfehler entsprechen dem Original)
100
vgl. Fast, 2008, S.178

Aspekte des Phänomens School Shooting
19
Eric in den ersten Jahren seiner Schullaufbahn neue Mitschüler, neue Peergroup, neue
Lehrer, neue Nachbarn, neues Lebensumfeld.
101
Nachbarn beschrieben die beiden Har-
ris-Brüder als besonders hervorragende Jungs, die höflich, gut erzogen und respektvoll
auffielen.
102
Erics Bruder galt als besonders sportlich, während Eric sich neben Fußball
insbesondere für Computer interessierte. Baseball hingegen spielte er nur auf Wunsch
seines Vaters.
103
Im Grundsatz war Familie Harris eine intakte Familie mit guten Jobs
sowie sicherem Einkommen und einem eigenen Haus in Vorortlage. Eine ganz normale
Familie in der amerikanischen Mittelschicht.
104
Innerhalb der Familie lagen zudem weder Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit, kei-
ne häusliche Gewalt, noch Kindesmissbrauch oder psychische Erkrankungen vor.
105
Eric
wurde aber mit zwei körperlichen Missbildungen geboren. Wegen Problemen mit sei-
nen Beinen musste er im Kleinkindalter mehrfach in ärztliche Behandlung und zudem
wurde er mit einer »Trichterbrust« (Pectus excavatum sive infundibulum) geboren, we-
gen der er sich im Dezember 1993 und September 1994 zweier operativer Eingriffe un-
terziehen musste.
106
Die Trichterbrust sollte später auch zur Ablehnung der Aufnahme in
das US Marine Corps der Armee beitragen.
107
Im Herbst 1993 wurde Eric Harris in die Ken Caryl Middle School in Columbi-
ne/Littleton eingeschult auf der er seinen späteren Mittäter Dylan Klebold kennenlern-
te.
108
Eric ist innerhalb der Schule als guter Schüler mit guten bis sehr guten Leistungen
in Erscheinung getreten. Eric verfügt über mehrere Freundschaften in unterschiedlichen
Cliquen innerhalb und außerhalb der Schule. Er hat das alterstypische Interesse am an-
deren Geschlecht und mit Hilfe seines damaligen Freundes Brooks Brown »rächte« er
sich an einem Mädchen das kurz zuvor eine Beziehung mit Eric beendet hatte. Von ei-
nem Adoleszenten in der 9. Klasse erwartet man vielleicht den sogenannten »Liebes-
kummer« und gelegentlich auch mal situativ unangemessenes Verhalten, wenn dieser
101
vgl. Fast, 2008, S.178-180
102
vgl. Fast, 2008. S.180
103
vgl. Johnson, Wilgoren, 1999,
104
vgl. Langman, 2009, S.64
105
vgl. Langman, 2009, S.64
106
vgl. JCSO, 2000, S.10094-10095
107
vgl. Erickson, 2001, S.18
108
vgl. Erickson, 2001, S.17

Aspekte des Phänomens School Shooting
20
seinen Gefühlen Ausdruck verleihen möchte. Eric hingegen stellte mit Kunstblut und
einem blutbeschmierten Stein, den er sich vermeintlich gegen seinen Kopf geschlagen
habe, einen Selbstmord dar, der nach Aussage von Brooks Brown zwar nur ein Spaß
gewesen sei, das Mädchen aber gehörig irritierte.
109
Langman geht bei der Beschreibung des Verhältnisses zu Mitschülern und Peergroup,
entgegen des öffentlichen Mythos, nicht davon aus, dass Eric Harris innerhalb der Schu-
le Opfer ständigen Bullyings
110
­ also andauernden Mobbings in der Schule ­ gewesen
ist, hierfür findet er auch nur einen einzigen Beleg in den offiziellen Vernehmungspro-
tokollen.
111
Vielmehr glaubt Langman, dass es sich um das übliche Maß an Hänselei
unter Teenager handelte.
112
Brooks Brown hingegen berichtet von zahlreichen Fällen
des Bullying, wobei allerdings nicht nur Eric (und Dylan) Ziel dieser Attacken gewesen
seien.
113
Eric erschien insgesamt bis auf die körperlichen Einschränkungen seiner »Trichter-
brust« bis Anfang1996 als normaler Jugendlicher aufzuwachsen. Er hatte sein eigenes
Zimmer und einen Computer auf dem er insbesondere sein Lieblingsspiel »Doom«
spielte. Dabei handelt es sich um einen sogenannten First-Person-Shooter, allerdings
gilt es hierbei nicht Personen sondern Monster zu bekämpfen. Eric verfügte auch über
einen eigenen Internetzugang und betrieb eine Internetseite auf der er zahlreiche seiner
späteren Hasstiraden und ein Logbuch über Anschläge, sogenannte »Rebell Missions«,
veröffentlichte.
114
Im Internet trat er unter dem Namen »REB« ­ für Rebell mit anderen
in Kontakt.
Dylan Bennet Klebold wurde am 11. September 1981 in Lakewood/Denver geboren
und wuchs als zweitgeborener Sohn der Eheleute Susan Klebold und Thomas Klebold
auf.
115
Auch hier lag eine typische amerikanische Mittelklassefamilie vor, der Vater war
Berater in Geophysik, die Mutter als Tutorin an einer Art staatlichem Schulamt tätig,
109
vgl. Brown, Merritt, 2002, S.56-57; vgl. JCSO, S. 19.017; vgl. Gaertner, 2009, S.109
110
vgl. Elliott, 2002 S.1-2
111
vgl. Langman, 2009, S.68; vgl. JCSO, 2000, S.1290
112
vgl. Langman, 2009, S.68;
113
vgl. Brown, Merritt, 2002, S.50; vgl. Fast, 2008, S.814
114
vgl. Fast, 2008, S.188
115
vgl. JCSO, 2000, S. 10507-10515

Aspekte des Phänomens School Shooting
21
die Familie wohnte gemeinsam in einem neu errichtetem modernen Haus, der Vater
sammelte alte BMW-Modelle.
116
Da die Mutter jüdischen Glaubens war, gehörte dieser
Glaube mit zum Familienalltag. Noch wenige Tage vor der Tat nahm Dylan gemeinsam
mit der Familie an einem Sederabend zum Auftakt es Pessachfestes teil. Die Familie
lehnte jegliche Form von Gewalt in ihrem Haus ab und unterstützte strengere Waffen-
gesetze.
117
Mit 10 oder 11 Jahren bekam Dylan eine Luftdruckwaffe geschenkt und er
besaß als Kind einige Wurfsterne, sowie ein Jagdmesser.
118
Direkt nach der Tat bestätig-
te die Mutter Dylans Faszination für Waffen und explosive Stoffe, später dagegen ver-
neinten die Eltern eine Waffenfaszination ihres Sohnes.
119
Dylan spielte wie auch Eric das Computerspiel »Doom« sowie einige andere Spiele
über das Internet und konsumierte nach Auffassung der Eltern teenagertypische Filme
des Action- und Comedygenres. Nach der Tat sagte der langjährige Freund Brooks
Brown: ,,As we got older, his mom worried about the level of violence in the video ga-
mes we were playing".
120
Der ältere Bruder Dylans - Byron - war ein guter Footballspie-
ler und spielte im Schulteam der Columbine Highschool.
121
Auch in Dylans Familie gab
es keinen Missbrauch. Er wurde als schüchtern und unsicher, aber friedliebend und still
beschrieben.
122
Mit seinem Vater spielte er gemeinsam Schach oder baute später mit
diesem Lautsprecher für sein Auto.
123
Innerhalb der gemeinsamen Schulzeit beschreibt
der damalige Schulfreund Brooks Brown einen schüchternen Jungen der unter Bullying
zu leiden hatte.
124
Der Mythos des einsamen und gemobbten Einzelgängers muss bei
Dylan jedoch kritisch betrachtet werden, war er doch in zahlreichen Cliquen, hatte
Freunde, ging regelmäßig mit diesen zum Bowling oder engagierte sich vielfältig in der
Schule.
125
Beschreibungen von Bullying tauchen weder in Dylans Tagebüchern auf, noch gibt es ­
116
vgl. JCSO, 2000, S.10507-10525; vgl. Erickson, 2001, S.17; vgl. Fast, 2008, S.172-173
117
vgl. Brown, Merritt, 2000, S.29; vgl. Fast, 2008, S.173-175; vgl. Langman, 2009, S.98-99
118
vgl. JCSO, 2000, S.10512
119
vgl. JCSO, 2000, S. 10512, 10523
120
Brown, Merritt, 2000, S.29
121
vgl. Fast, 2008, S.173
122
vgl. Langman, 2009, S.98-99
123
vg. Klebold, 2009, S.166
124
vgl. Fast, 2008, S.177;
125
vgl. JCSO, 2000, S.10507

Aspekte des Phänomens School Shooting
22
abgesehen von Brooks Browns Aussagen ­ eindeutige Belege für derartige Handlungen
von Mitschülern gegenüber Dylan.
126
Dylans schulische Leistungen waren gut, in der
Junior-High (vergleichbar mit deutscher Grundschule) nahm er am CHIPS-Programm
teil, einer speziellen Form der Begabtenförderung.
127
Für die Zeit nach der Highschool
hatte Dylan bereits eine Zusage der University of Arizona, wo er sich wenige Tage vor
der Tat mit seinem Eltern schon nach einem Zimmer umgesehen hatte, Dylan wollte
nach eigener Aussage immer Computerspezialist werden.
128
Im Herbst 1995 kamen Eric und Dylan gemeinsam mit 500 anderen Schülern auf die
Columbine High School. Hier zeigte sich bald ihre gemeinsame Leidenschaft für Com-
puter, zusammen mit Freunden nutzten sie öfter die Computer der Schule um im Inter-
net zu surfen. Im zweiten Jahr beteiligte sich Dylan an der Theatergruppe als Techniker
und engagierte sich in der Videogruppe der Schule. Außerdem betreute er den Schulser-
ver und gab Hilfestellung bei technischen Problemen.
129
Zu dieser Zeit legte er sich auch den Spitznamen »VoDKa« zu, der einerseits sein alko-
holisches Lieblingsgetränk und seine Initialen miteinander verbinden sollte.
130
Ebenfalls in diese Zeit fällt Dylans Bekanntschaft zu Robyn Anderson, die später eine
seiner engsten Freundinnen werden sollte und noch drei Tage vor dem School Shooting
gemeinsam mit ihm zum Abschlussball ging.
131
Ganz anders hingegen verlief der Start
an der High School für Eric. Er beteiligte sich nicht sonderlich an den außerschulischen
Aktivitäten. Neben dem Computer interessierte er sich vor allem für die Zeit des deut-
schen Nationalsozialismus, sowie die beiden Philosophen Nietzsche und Hobbes.
132
Eric
besuchte einen Deutschkurs und verwendete auch in seinen Aufzeichnungen immer
wieder deutsche Begriffe. Beim Bowling rief er nach jedem Strike »Heil Hitler« und
trotz des jüdischen Familienglaubens beteiligte sich Dylan immer wieder an diesem
Ritual.
133
126
vgl. Langman, 2009, S.103
127
vgl. JCSO, 2000, S. 10529
128
vgl. JCSO, 2000, S.10511
129
vgl. JCSO, 2000, S.10508
130
vgl. Fast, 2008, 183-188
131
vgl. Bartels, Crowder, 1999, letzte Ansicht: 30.09.2009
132
vgl. JCSO, 2000, S.420, 10827; vgl. JCSO, 2006, S.349, 26265
133
vgl. Bartels, Crowder, 1999, letzte Ansicht: 30.09.2009; vgl. JCSO, 2000, S. 988, 2150, 5404, 5946

Aspekte des Phänomens School Shooting
23
Zahlreiche Mitglieder der Schulgemeinschaft und Freunde bemerkten in den Monaten
vor der Tat einen Rückzug der beiden, einigen erschienen die beiden seltsam, auf andere
wirkten sie aggressiv.
134
Die beiden trugen häufig wie einige ihrer Freunde schwarze
Trenchcoats, was andere Mitschüler veranlasste die beiden irrtümlich als Mitglieder
einer Außenseitergruppe namens Trenchcoat-Mafia zu bezeichnen.
135
Neben der Schule gingen beide einem Job in einer Pizzeria nach, bei dem sie auch mit
anderen Freunden zusammenarbeiteten.
136
Im Winter 1997 beschrieb Eric auf seiner
Internetseite sechs nächtliche gemeinsame Vandalismusaktionen mit Dylan und seinen
Freunden als »Rebel Missions«.
137
Dabei waren Nachbarn und insbesondere den Jungen
unliebsame Mitschüler und deren Familien immer wieder das Ziel perfider Streiche,
ohne dabei jedoch ernsthaft Menschenleben zu gefährden. Erste Erfahrungen im Bau
kleiner Sprengsätze aus Feuerwerkskörpern begeisterten die beiden Jungen. Eric wie
auch Dylan begannen ab etwa Frühjahr 1997 Tagebücher zu schreiben, bzw. machten
allgemeine Aufzeichnungen in Schulheften, Notizblöcken und Planern. Diese Auf-
zeichnungen ergeben heute ein ungefähres Bild, wie der Entschluss zur Tat gereift ist
und wie die Tat von beiden akribisch vorbereitet wurde.
Es fällt vor allem auf, dass die Aufzeichnungen von Eric sehr von Hass auf seine Mit-
menschen und die Menschheit insgesamt, sowie der Begeisterung für Waffen, Nazis
und von gewalthaltiger Phantasie geprägt sind, während Dylan in seinen persönlichen
Tagebuchaufzeichnungen sich eher mit sich selbst beschäftigt.
138
Dylan malt in seinem
Tagbuch Herzen während Eric vor allem Krieger, Waffen und Symbole von Gewalt und
Tod skizziert.
139
Langman beschreibt den Unterschied:
,,Während Erics Aufzeichnungen voller narzisstischer Herablassung und blutrün-
stiger Wut sind, schreibt Dylan von Einsamkeit, Depression, Grübeleien und Ver-
liebtheit. [...] Erik artikuliert Wut, Hass, Verachtung, Fanatismus und den
Wunsch, die Menschheit zu zerstören. [...] Der Unterschied zwischen beiden liegt
darin, was Eric denkt und wie Dylan denkt."
140
134
vgl. JCSO, 2000, S.10039, 10835, 6281, 1450
135
vgl. Cullen, 2009, S. 147-148
136
vgl. Erickson, 2001, S.19;
137
vgl. Fast, 2008, S. 188-189
138
vgl. JCSO, 2006, S.582, 26496, 492, 26407, 496-510, 26411-26425
139
vgl. JCSO, 2006; vgl. Langman, 2009, S.100-101
140
Langman, 2009, S.101

Aspekte des Phänomens School Shooting
24
Im Oktober 1997 hackten sich die beiden Jungs in das Computersystem der Schule und
stahlen eine Kopie der Nummern für die Schülerschließfächer. Daraufhin wurden sie
drei Tage von der Schule suspendiert.
141
Am 10. Dezember 1997, also knapp 16 Monate vor der Tat, verfasste Eric Harris einen
Schulaufsatz zum Thema School Shootings.
142
Kurz darauf kam es zu einem Streit zwischen Eric Harris und Brooks Brown, weil die-
ser Eric nicht pünktlich von zu Hause abgeholt hatte. Im Verlauf dieses Konfliktes prü-
gelte Eric auf Brooks ein, woraufhin Brooks sich von Eric abwandte. Wenige Tage spä-
ter erfuhren Brooks Eltern über die Eltern eines anderen Schülers, dass Eric behauptet
hatte Brooks wäre der Unruhestifter der Nachbarschaftsstreiche gewesen. Ein paar Tage
später warf Eric dann einen Eisklumpen auf die Windschutzscheibe von Brooks Wagen
so dass diese zerbrach ­ daraufhin wandte sich Brooks an Erics Mutter und offenbarte
die nächtlichen Aktionen, den Vandalismus und verriet auch dass Eric Alkohol und
Spraydosen in seinem Zimmer versteckte.
143
Zur gleichen Zeit hatte ein anderer Schüler,
dessen Auto ebenfalls mit einem Eisklumpen beworfen worden war, im Gegenzug den
Rucksack von Eric entwendet. Brooks Mutter entschied deswegen, dass es an der Zeit
wäre Eric mit seinem Verhalten zu konfrontieren. Doch der Wutausbruch den Eric bei
dieser Konfrontation präsentierte verschlimmerte die Situation noch mehr. Auch Vater
Harris erkannte die Situation nicht richtig und nahm seinen Sohn Eric gegenüber der
Familie Brown in Schutz. Nachdem Brooks am nächsten Tag in der Schule erfuhr dass
Eric sich immer noch rächen wolle informierten Brooks Eltern die Polizei. Am Abend
musste Eric sich auf Drängen seines Vaters bei der Familie Brown entschuldigen was er
dann auf seine eigene unehrliche Art auch tat.
144
Im darauf folgenden Schuljahr gab es für Eric und Dylan jede Menge Ärger. Beide bra-
chen gemeinsam in einen Van ein und stahlen Computerzubehör. Die beiden wurden
unmittelbar verhaftet und zu gemeinnütziger Arbeit, einer Geldstrafe sowie zur Teil-
nahme am »Diversion Juvenile Program« verurteilt.
145
An diesem Programm, vergleich-
141
vgl. JCSO, 2006, S.420
142
vgl. JCSO, 2006, S.232-236
143
vgl. Brown, Merritt, 2002, S.78
144
vgl. Fast, 2008, S.189-190
145
vgl. Erickson, 2001, S.20

Aspekte des Phänomens School Shooting
25
bar mit einer Mischung aus Jugendgerichtshilfe und Täter-Opfer-Ausgleich, nahmen die
beiden auch erfolgreich teil und konnten sogar vorzeitig entlassen werden.
Durch die kriminelle Entwicklung Erics und die zunehmenden Verhaltensprobleme ge-
warnt konsultierte Erics Mutter einen Psychologen. Demgegenüber offenbarte Eric die
innere Wut, seine depressiven und suizidalen Gedanken und bekam dagegen das Anti-
depressivum Zoloft verschrieben. Später wechselte er das Medikament, er nahm fortan
bis zu seinem Tod das Antidepressivum Luvox.
146
Dylans Eltern hingegen versuchten
ihren Sohn für eine Weile von Eric fernzuhalten.
147
Im März 1998 bekam Brooks Brown dann von Dylan einen Zettel mit der Adresse von
Erics Webseite zugesteckt. Auf dieser konnte Brooks dann lesen, dass Eric Bomben
baute und beabsichtigte Brooks Brown zu töten. Brooks Eltern informierten daraufhin
die Polizei und regten eine Ermittlung an, aus bis heute ungeklärten Gründen ist die
Anzeige der Familie Brown damals abhanden gekommen und der Fall seitens der Be-
hörden nie weiter verfolgt wurden.
148
Wenige Monate vor dem School Shooting produzieren die beiden mit einem weiteren
Mitglied des Videokurses der Schule das Video »Hitmen for Hire«. In dem Film geht es
um zwei Auftragskiller die von Außenseitern und Bullyingopfern engagiert werden um
diese zu beschützen. In schwarzen Trenchcoats treten Dylan und Eric dabei als Be-
schützer und Killer für kleine Leute auf. Dabei töten sie mit Spielzeugwaffen sportliche
Mitschüler ­ sogenannte Jocks.
149
In den »Basement-Tapes« welche die Täter in den
letzten Wochen vor dem School Shooting vorrangig in den Kellerräumen der Familie
Harris aufzeichneten, sinnieren die beiden über ihre Hoffnungen dass zukünftig viele
Fans dieses Video als Vorlage für ihre eigenen Interpretationen nutzen könnten.
150
Insbesondere in den letzten Monaten wurde das Bild, dass die beiden in ihrer Phantasie
für die Tat detailliert zusammengebaut hatten, immer deutlicher in ihren Aufzeichnun-
gen erkennbar. Die Tat erhielt von den beiden das Synonym »NBK« ­ die Abkürzung
146
vgl. Fast, 2008, S. 192
147
vgl. Klebold, 2009
148
vgl. Fast, 2008, S. 193
149
vgl. Fast, 2008, S.191
150
vgl. Fast, 2008, S.191

Aspekte des Phänomens School Shooting
26
für den Oliver Stone Film »Natural Born Killers«, in dem die zwei Massenmörder Mi-
ckey und Mallory Knox zahlreiche Menschen hinrichten und dabei zu Medienhelden
werden.
151
Es ging nicht mehr nur um die Tötung von ein paar ausgewählten Schülern,
nicht um das Abarbeiten der erstellten ,,(S)Hitlist"
152
sondern um die Tötung Hunderter.
So planten die beiden mit selbstgebauten Sprengsätzen die ganze Schule zu zerstören
und dann auf die Flüchtenden zu schießen.
153
In akribischer Vorbereitung ermittelten die
beiden beispielsweise den optimalen Zeitpunkt für die Explosion der Propangasbomben
indem sie die anwesenden Schüler in der Cafeteria zählten um festzustellen wann die
meisten Schüler sich gleichzeitig in diesem Bereich aufhalten würden.
Mit Hilfe der besten Freundin von Dylan, Robyn Anderson, kauften die beiden zu die-
sem Zeitpunkt noch 17jährigen Jungen illegal Waffen auf einer Waffenmesse. Von ei-
nem Kollegen in der Pizzeria erstanden die beiden später ebenfalls illegal eine weitere
halbautomatische Waffe.
154
Am Tattag selbst verlief das so präzise vorbereitete
155
und von den beiden mit Hoch-
spannung erwartete Ereignis jedoch ganz anders als geplant. Die beiden in der Cafeteria
deponierten Bomben zündeten aufgrund kleinerer handwerklicher Fehler nicht, die Er-
mittler schätzten später ein, dass die Bomben ausgereicht hätten um den Gebäudeteil
einstürzen zu lassen und potenziell Hunderte zu töten.
156
Nachdem die Zündung der
Bomben ausblieb, improvisierten die beiden und wollten in das Gebäude eindringen.
Bereits außerhalb des Gebäudes richteten sie eine erste Mitschülerin hin und verletzten
einen weiteren der Schüler schwer. Ein aus der Cafeteria flüchtenden Schüler wurde
kaltblütig hingerichtet und lag dann im Außenbereich der Schule unmittelbar im
Fluchtweg hunderter anderer Schüler. Zeugen berichteten später dass einer der beiden
Täter rief: ,,This is what we always wanted to do. This is awesome!"
157
Im Gebäude
selbst schossen die Täter wahllos auf Schüler und Lehrkräfte. Dabei trafen sie einen
Lehrer so schwer dass dieser später auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Den blutig-
151
vgl. JCSO, 2006, S.26343, vgl. Stone, 1994
152
vgl. JCSO, 2006, S.26341, 26370
153
vgl. Erickson 2001, S. -i-
154
vgl. Fast, 2008, S.198;
155
vgl. JCSO, 2006; S. 25994, 26023, 26307, 26309, 26313, 26339
156
vgl. Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.73
157
Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.73; Larkin, 2007, S.3

Aspekte des Phänomens School Shooting
27
sten Teil ihres School Shootings richteten die beiden jedoch in nur siebeneinhalb Minu-
ten in der Bibliothek der Schule direkt über der Cafeteria an. Hier töteten sie weitere
zehn Schüler, die sie zuvor auf unterschiedlichste Weise demütigten oder verspotteten.
Einen befreundeten Mitschüler hingegen ließen die beiden unverletzt laufen und einen
der verhassten Sportler tötete Dylan nicht, obwohl er ihm eine Waffe direkt ins Gesicht
gehalten hatte. Aufgrund eines Notrufes einer Lehrerin, die den Hörer während des ge-
samten Ereignisses nicht auflegte, ist das Morden in der Bibliothek akustisch aufge-
zeichnet worden und somit weitestgehend lückenlos rekonstruierbar.
158
Als vorletzte
rekonstruierbare Handlung innerhalb des knapp 47minütigen School Shootings versuch-
ten die beiden die Propangasbomben in der Cafeteria durch Schüsse und kleinere Rohr-
bomben zur Explosion zu bringen. In scheinbar aller Seelenruhe tranken sie aus den
Bechern der geflüchteten Schüler, ehe sie dann zurück in die Bibliothek gingen.
159
Nach
mehreren Schüssen durch die Fenster der Bibliothek in Richtung der Rettungs- und Si-
cherheitskräfte, töteten sich die beiden Täter in unmittelbarer Nähe zu ihren Opfern
durch Kopfschüsse selbst.
160
Insbesondere die Rolle der Polizei vor und während des School Shootings führte im
Anschluss zu erheblichen öffentlichen Diskussionen. Diese sollen hier aber vernachläs-
sigt werden.
Aufgrund des Umfanges der veröffentlichten Ermittlungsunterlagen, kann das vorste-
hende zudem nur als ein für diese Arbeit relevanter Ausschnitt des gesamten derzeitigen
Erkenntnisstandes über diese Tat verstanden werden.
158
vgl. JCSO, 2000, S. 15912-15916, vgl. Jefferson County 911, 1999, letzte Ansicht: 30.09.2009
159
vgl. JCSO, 2000a, letzte Ansicht: 30.09.2009
160
vgl. Erickson, 2001, S. IV; vgl. Robertz, Wickenhäuser 2007, S.73

Aspekte des Phänomens School Shooting
28
3.1.2.
Robert Steinhäuser ­ Erfurt 2002
"Ich komm noch mal ganz groß raus ... Alle werden über mich reden ... Ich werde
mal Politiker"
161
Robert Steinhäuser
Das School Shooting am Erfurter Gutenberg-Gymnasium ­ formal als Staatliches Gym-
nasium 3 »Johann Gutenberg« bezeichnet ­ wurde am 26. April 2002 mit 17 Toten der
traurige Nachfolger des bis dahin blutigsten School Shootings an der Columbine High-
school von 1999.
162
Der damals 19jährige Täter und Ex-Schüler des Gymnasiums Robert Steinhäuser wurde
als zweites Kind der Eheleute Steinhäuser am 22. Januar 1983 in Erfurt geboren. Über
seine Kindheit gibt es kaum offizielle Aussagen, so dass einzig eine Reportage des Ma-
gazins »Der Spiegel« Aufschluss über die Kindheit des Robert Steinhäuser geben
kann.
163
Roberts Mutter beschreibt ihn in der frühkindlichen Phase als ,,ein ganz anhängliches
Kind"
164
, welches sich gegen den sechs Jahre älteren Bruder kaum durchsetzen konnte.
Robert begeisterte sich als Kind nicht für jungentypische Ballsportarten wie sein Bru-
der, sondern baute Modelle der Fernsehserie Raumschiff Enterprise nach. Die Nacht
schlief er öfters bei den Eltern mit im Ehebett. Erst mit 12 Jahren überredete ihn die
Mutter mit dem Bruder zum Handball zu gehen. Im Alter von 14 Jahren bekam Robert
eine Katze als eigenes Haustier um die er sich fortan sorgsam kümmerte. Mit 16 Jahren
begann sich Robert der Mutter zufolge auffallend zurückzuziehen, sie vermutete jedoch
pubertäre Normalität und ließ Robert in Ruhe.
165
Das Familienleben ist ein äußerlich gesehen absolut intaktes, beide Eltern sind seit vie-
len Jahren glücklich verheiratet. Beide sind berufstätig, die Mutter als Krankenschwe-
ster, der Vater als Ingenieur. Die Eltern interessierten sich für die Aktivitäten der Söhne
161
Gasser et al., 2004, S.297
162
vgl. Hoffmann et al. 2009, S.196;
163
vgl. Brinkbäumer et al., 2002 S.118-144
164
vgl. Brinkbäumer et al., 2002, S.121
165
vgl. Brinkbäumer et al., 2002, S.121

Aspekte des Phänomens School Shooting
29
in der Schule, begleiten diese auf Klassenfahrten, der Vater engagierte sich als Eltern-
sprecher. Roberts Bruder war der schulisch erfolgreichere der beiden Jungen, zum Tat-
zeitpunkt hat er bereits an einer Fachhochschule studiert während Robert vor den
Trümmern seiner schulischen Karriere stand.
166
Nach der Grundschule besuchte Robert eine Regelschule, als die Eltern jedoch merkten
dass sie ihren Sohn offensichtlich an einer Schule mit Gewaltproblemen angemeldet
hatten entschieden sie ihn aufgrund der eigentlich guten Leistungen am Gutenberg-
Gymnasium anzumelden. Doch Robert war dem Leistungsdruck dort jedoch nicht ge-
wachsen ,,Robert darf die Freude an der Schule nicht verlieren. Er muss eine richtige
Arbeitstechnik finden"
167
lautete der Hinweis nach zahlreichen schlechten Noten im
Zeugnis der neunten Klasse. Robert, nach heutiger Ansicht offenbar völlig überfordert,
kapitulierte vor dem Leistungsdruck und konzentrierte sich auf außerschulische Unter-
nehmungen. Von seinem Jugendweihegeld kaufte er sich einen eigenen Computer ­ der
bald zu seiner allabendlichen Hauptbeschäftigung wurde.
168
Entgegen der aus meiner Sicht voreingenommen Pressedarstellung in diesem Punkt,
will ich hier anmerken, dass die überwiegende Zahl Jugendlicher am Abend den eige-
nen Computer benutzt und mir zumindest dies im grundsätzlich als völlig normales
Verhalten erscheint. Robert spielte mehrere gewalthaltige First-Person-Shooter. Einige
der bei Robert gefundenen Spiele waren zwar indiziert, es ist jedoch kaum belegbar
nachzuvollziehen in welchem Alter Robert die indizierten Spiele anfing zu konsumie-
ren. Insgesamt war sein Medienbestand sehr vielschichtig, neben jenen gewalthaltigen
Computerspielen besaß er auch reine Strategiespiele, er hatte Aufzeichnungen der Lin-
denstraße, ebenso wie im Fernsehen ausgestrahlte gewalthaltige Filme.
169
Auch die bei
ihm gefundene Musikauswahl, die von Charts, Pop und Rock bis hin zu einzelnen »dü-
steren« Hardrock- und Metalbands reichte, findet sich nach meiner Auffassung in vielen
Kinderzimmern Jugendlicher die zwischen dem Mainstream und der sich langsam aus-
prägenden Persönlichkeit ihre eigene musikalische Identität suchen.
166
vgl. Brinkbäumer et al., 2002, S.122
167
Brinkbäumer et al., 2002, S.122
168
vgl. Brinkbäumer et al., 2002, S.122
169
vgl. Robertz, Wickenhäuser, 2007, S.51

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836642118
Dateigröße
6.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Lausitz – Sozialwesen, Sozialpädagogik
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,0
Schlagworte
amoklauf gewalt schule prävention täter
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Titel: School Shootings
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