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Transaktionskostentheorie und Global Sourcing - eine ökonomische Analyse

©2009 Diplomarbeit 78 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Funktion Beschaffung und damit das Global Sourcing steht täglich vor der Notwendigkeit, Entscheidungen treffen zu müssen, die teilweise nachhaltige Auswirkungen auf das Unternehmen haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit ein Unternehmen alle relevanten Kosten, so auch Transaktionskosten, bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Die Transaktionskostentheorie, die Verhaltensannahmen wie die eingeschränkte Rationalität des handelnden Menschen oder das opportunistische Verhalten seitens des Lieferanten mit einbezieht, wird bei einer traditionellen Kostenbetrachtung weitgehend nicht berücksichtigt. Mit diesem Schwerpunkt, der Annahmen der Transaktionskostentheorie, wird die Beschaffungsstrategie Global Sourcing analysiert.
Durch die Öffnung neuer Märkte wie Indien, China und den ehemaligen Ostblockstaaten ist der relative Preis für Arbeit gefallen. Der Wettbewerbsvorsprung hoch entwickelter Volkswirtschaften, wie beispielsweise Deutschland verringert sich. In Zeiten zusammenwachsender Märkte ist es für viele Unternehmen wichtig, sich klare Wettbewerbsvorteile zu sichern. Viele Unternehmen haben erkannt, dass im globalen Wettbewerb bei sinkenden Margen und immer härter werdender Konkurrenz Erfolgspotenziale nicht ausschließlich bei den Funktionen Vertrieb und Produktion zu suchen sind, sondern auch im Bereich der Beschaffung viele Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind. Vor diesem Hintergrund hat das Strategiekonzept des Global Sourcing in den letzten Jahren stark an Dynamik zugenommen. Laut einer Studie von Prof. Bogaschewski wird der Anteil an Global Sourcing in den nächsten fünf Jahren bei deutschen Unternehmen, je nach Branchenzugehörigkeit, um 40 bis 50% ausgebaut werden. Bedingt ist dies durch vordergründig günstige Einstandpreise, die Zunahme von Outsourcingstrategien, verstärkte Buy-Entscheidungen und die damit abnehmende Fertigungstiefe in Unternehmen. Somit wächst die Beschaffungstiefe und die Bedeutung des Global Sourcing. Jedoch stellt dies das Global Sourcing vor eine Vielzahl komplexer Problemfelder.
Eines dieser Problemfelder ist die Einbeziehung der Transaktionskosten bei Global Sourcing. Die Transaktionskosten sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen und haben einen Anteil von durchschnittlich 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. Hinzu kommt, dass die Komplexität und Unsicherheit des Global Sourcing gegenüber lokaler Beschaffung deutlich höher ist. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Alexandra Schmidt
Transaktionskostentheorie und Global Sourcing - eine ökonomische Analyse
ISBN: 978-3-8366-4205-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Private Fachhochschule Göttingen, Göttingen, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...1
I. Zusammenfassung, Abstract ...I
II Abkürzungsverzeichnis ...II
1. Einleitung ...1
1.1 Einführung in die Thematik...1
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit...2
2. Transaktionskostentheorie ...4
2.1 Arten von Transaktionskosten ...5
2.2 Einordnung und Abgrenzung der Begriffe ...8
2.2.1 Transaktion ...8
2.2.2 Institution...9
2.3 Einflussfaktoren von Transaktionskosten ...10
2.3.1 Menschliche Faktoren...10
2.3.2 Umweltfaktoren ...12
2.3.3 Transaktionsdimensionen ...13
3. Global Sourcing...16
3.1 Beweggründe für die Strategie Global Sourcing ...16
3.1.1 Wandel von lokaler Beschaffung zu Global Sourcing ...17
3.1.2 Globalisiertes Global Sourcing...19
3.2 Tätigkeits- und Objektumfang...20
3.2.1 Risiken ...24
3.2.2 Erfolgspotenziale ...27
3.3 Vertragsprobleme bei Global Sourcing...29
3.4 Operationalisierung der Transaktionskosten bei Global Sourcing...31
3.5 Ableitungen (möglicher) Hypothesen ...35
4. Mögliche Hypothesengenerierung ...38
4.1 Wissenschaftliche Einordnung von Hypothesen ...38
4.2 Beschreibung der möglichen Hypothesen...39
4.2.1. Distanz ...40
4.2.2. Rationalitätsdefizit im Unternehmen ...44
4.2.3 Opportunistisches Verhalten des Lieferanten ...47
5. Fazit ...50

Anhang 1 Literaturverzeichnis...52
Anhang 2 Abbildungsverzeichnis ...60
Anhang 3 Fragenkatalog...61
Anhang 4 Empirische Studie...68

I
I. Zusammenfassung, Abstract
Durch die zunehmende Bedeutung der Globalisierung und der sich daraus ergebenen
Veränderung der Wettbewerbssituation sind immer mehr Unternehmen mit der
Fragestellung konfrontiert, ob Global Sourcing eine optimale Beschaffungsstrategie
darstellt. Mit der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, die
Transaktionskostentheorie in Bezug auf Global Sourcing zu analysieren, um daraus
Handlungsempfehlungen für die Vorteilhaftigkeitsbeurteilung des Global Sourcing zu
erkennen. Dies erfolgt unter dem Aspekt, dass nicht nur der Einstandspreis betrachtet
wird, sondern alle Kostenbestandteile des Global Sourcing. Aufgrund der hohen
Komplexität der Transaktionskosten sind Kostenrechnungssysteme in ihrer jeweiligen
Ursprungsform hierfür ungeeignet. Vielmehr gilt es durch die Analyse innovative
Lösungsinstrumentarien zu erarbeiten. Hierzu werden mögliche Lösungswege
aufgezeigt. Durch die entstehenden Potenziale sind Unternehmen in der Lage, ihre
Transaktionskosten senken zu können.
Because of the increasing importance of globalisisation and the resulting change of
competition more and more companies are confronted by the question whether global
sourcing is the best possible means of procurement. This thesis tries to analyse the
theories of transaction cost in regard to global sourcing; in order to find procedure
recommendations by which to judge the advantages of global sourcing. Not only the
acquisition price is taken into account but also all the elements of the costs of global
sourcing. Cost calculation systems in their traditional form are inoperative because of
the extremely high complexity of transaction costs. Instead of that I tried to develop
innovative solutions by this analysis. Possible approaches are presented. Companies
are enabled to reduce their transaction costs due to the potentials suggested in this
analysis.

II
II Abkürzungsverzeichnis
Aufl.
Auflage
Bd.
Band
ca.
circa
d.h.
dass
heißt
erg.
ergänzte
erw.
erweiterte
etc.
etcetera
Hrsg.
Herausgegeben
Jg.
Jahrgang
o.A
ohne
Autor
PIMS
Profit Impact of Market Strategies
S. Seite
SCM
Supply Chain Management
u.a.
unter
anderem
überarb. überarbeitet
Univ.
Universität
vgl.
Vergleichen
z.B.
zum
Beispiel

1
1. Einleitung
Die Funktion Beschaffung und damit das Global Sourcing steht täglich vor der
Notwendigkeit, Entscheidungen treffen zu müssen, die teilweise nachhaltige
Auswirkungen auf das Unternehmen haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich die
Frage, inwieweit ein Unternehmen alle relevanten Kosten, so auch Transaktionskosten,
bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Die Transaktionskostentheorie, die
Verhaltensannahmen wie die eingeschränkte Rationalität des handelnden Menschen
oder das opportunistische Verhalten seitens des Lieferanten mit einbezieht, wird bei
einer traditionellen Kostenbetrachtung weitgehend nicht berücksichtigt. Mit diesem
Schwerpunkt, der Annahmen der Transaktionskostentheorie, wird die Beschaffungs-
strategie Global Sourcing analysiert.
1.1 Einführung in die Thematik
Durch die Öffnung neuer Märkte wie Indien, China und den ehemaligen Ost-
blockstaaten ist der relative Preis für Arbeit gefallen. Der Wettbewerbsvorsprung hoch
entwickelter Volkswirtschaften, wie beispielsweise Deutschland verringert sich. In
Zeiten zusammenwachsender Märkte ist es für viele Unternehmen wichtig, sich klare
Wettbewerbsvorteile zu sichern. Viele Unternehmen haben erkannt, dass im globalen
Wettbewerb bei sinkenden Margen und immer härter werdender Konkurrenz
Erfolgspotenziale nicht ausschließlich bei den Funktionen Vertrieb und Produktion zu
suchen sind, sondern auch im Bereich der Beschaffung viele Möglichkeiten noch nicht
ausgeschöpft sind. Vor diesem Hintergrund hat das Strategiekonzept des Global
Sourcing in den letzten Jahren stark an Dynamik zugenommen. Laut einer Studie von
Prof. Bogaschewski
1
wird der Anteil an Global Sourcing in den nächsten fünf Jahren
bei deutschen Unternehmen, je nach Branchenzugehörigkeit, um 40 bis 50% aus-
gebaut werden. Bedingt ist dies durch vordergründig günstige Einstandpreise, die
Zunahme von Outsourcingstrategien, verstärkte Buy-Entscheidungen und die damit
abnehmende Fertigungstiefe in Unternehmen. Somit wächst die Beschaffungstiefe und
die Bedeutung des Global Sourcing. Jedoch stellt dies das Global Sourcing vor eine
Vielzahl komplexer Problemfelder.
Eines dieser Problemfelder ist die Einbeziehung der Transaktionskosten bei Global
Sourcing. Die Transaktionskosten sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
gestiegen und haben einen Anteil von durchschnittlich 60 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts erreicht. Hinzu kommt, dass die Komplexität und Unsicherheit
des Global Sourcing gegenüber lokaler Beschaffung deutlich höher ist. Setzt man
diese Faktoren in Bezug zueinander, stellt sich nicht mehr die Frage, ob
Transaktionskosten in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden sollten,
sondern auf welchem Wege sie berücksichtigt werden müssen. In der Praxis werden
1 Vgl. Bogaschewsky, R., International Sourcing 2007.

2
jedoch häufig nur traditionelle Instrumente eines Kostenvergleichs, ohne Einbeziehung
der Transaktionskosten, angewendet. Diese standardmäßigen Kostenvergleiche
können zu Fehlentscheidungen führen, da Verhaltensannahmen wie Opportunismus
eines Lieferanten oder die begrenzte Rationalität des Käufers sowie der Einfluss
kultureller und rechtlicher Unterschiede in den Entscheidungsprozess nicht mit
einbezogen werden.
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit
Die Diplomarbeit baut auf einer Literaturrecherche auf und zeigt mögliche Wege, die
Transaktionskosten in den Entscheidungsprozess des Global Sourcing mit einzu-
beziehen. Dabei stehen die Einflussfaktoren Opportunismus, Rationalitätsdefizit und
Distanz im Mittelpunkt der Betrachtung. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lassen
sich zum Abschluss drei Hypothesen ableiten.
Der Aufbau dieser Arbeit wird, ausgehend von der obigen Zielsetzung, in fünf
unterschiedlich gewichtete Hauptteile gegliedert. Im Anschluss an das einführende
Kapitel, welches die Einführung in die Thematik, das Ziel und die Vorgehensweise zum
Inhalt erklärt, baut das zweite Kapitel darauf auf. Hier erfolgt eine Auseinandersetzung
mit den theoretischen Grundlagen der Transaktionskostentheorie. Unter Bezugnahme
darauf erfolgt die Beschreibung der Transaktionskostenarten mit einigen Beispielen.
Die Begriffe Transaktionen und Institutionen werden im Anschluss beschrieben, da
diese Begriffe in der Literatur nicht eindeutig definiert sind. Mit dem Fokus des Global
Sourcing werden zum Abschluss des Kapitels die Einflussfaktoren der Transaktions-
kostentheorie ausführlich betrachtet. Das Hauptaugenmerk liegt hier bei den
menschlichen Faktoren mit begrenzter Rationalität und Opportunismus sowie der
Distanz.
Das dritte Kapitel widmet sich schwerpunktmäßig Global Sourcing. Die verschiedenen
Beweggründe für die Entscheidung Global Sourcing zu betreiben, werden zu Beginn
beschrieben. Im Anschluss daran wird der Wandel von lokaler Beschaffung zu
globalem Souricng aufgeführt, um danach Bezug auf die Globalisierung zu nehmen. Es
erfolgt die Beschreibung des Tätigkeits- und Objektumfangs, bei dem verschiedene
Aspekte definiert werden. Aus diesen lassen sich die Risiken und Erfolgspotenziale
ableiten, die aufzeigen, inwieweit sich die Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens
nachhaltig sichern lässt. Aufgrund der enormen Bedeutung der Transaktionskosten bei
Global Sourcing wird versucht, die qualitativen Faktoren in den Entscheidungsprozess
mit einzubeziehen und mögliche Wege zur Operationalisierung aufzuzeigen. Dazu
werden mögliche Lösungsinstrumentarien vorgestellt. Aus diesen Erkenntnissen lassen
sich drei mögliche Hypothesen ableiten.

3
In Kapitel vier steht die potenzielle Hypothesengenerierung im Mittelpunkt. Zu Beginn
erfolgt die wissenschaftliche Einordnung der Hypothesen. Die in Kapitel drei gebildeten
Hypothesen werden ausführlich beschrieben. Auf diesen Grundlagen wurde der
Entwurf eines Fragebogens erarbeitet, um die Hypothesen in einer darauf
aufbauenden Arbeit empirisch zu verifizieren oder zu falsifizieren. Das abschließende
Kapitel bietet eine Zusammenfassung der Analyse sowie einen Ausblick auf mögliche
Vertiefungen. Im Anhang ist ein Beispiel einer bereits durchgeführten empirischen
Studie über Transaktionskosten in der Automobilindustrie zwischen Hersteller und
Händler aufgeführt sowie der Entwurf des Fragebogens für einen empirischen Beleg
der Hypothesen.
Abbildung 1: Eigene Darstellung ­ Aufbau der Arbeit

4
2. Transaktionskostentheorie
Die Charakterisierung des theoretischen Grundgerüstes der Transaktionskostentheorie
steht im Zentrum der folgenden Ausführungen. Es soll eine Basis für die Übertragung
ihrer Aussagen auf Anwendungen im Rahmen einer Analyse der Transaktionskosten in
Bezug zum Global Sourcing geschaffen werden.
Das zentrale Anliegen der Neuen Institutionenökonomik ist die Erklärung und
Gestaltung der Organisationseffizienz von Institutionen unter der Annahme begrenzt
rational und opportunistisch handelnder Individuen.
2
Die Null-Transaktionskosten-Welt
der Neoklassik durch die Annahme des vollkommenen Marktes hört damit auf zu
existieren. Coase
3
beschrieb dies u. a. mit den Worten: ,,Einzuwenden ist im
Wesentlichen, dass die Theorie der Neoklassik in der Luft schwebt. Es ist so, als ob
man den Blutkreislauf ohne einen dazugehörigen Körper erforscht; Märkte bestehen
ohne Gesetze, Regeln und Verträge."
Basierend auf den Annahmen der Neuen Institutionenökonomik entwickelten sich
mehrere methodisch verwandte Ansätze. Die drei Hauptströme darunter bilden die
Property-Rights-Theorie, die Principal-Agent-Theorie und die Transaktionskosten-
theorie. Im Mittelpunkt der Property-Rights-Theorie stehen Verfügungs- und
Handlungsrechte sowie deren Wirkungen auf das Verhalten von ökonomischen
Akteuren.
4
Property Rights legen für den Inhaber von Rechten an einem Gut fest, wie
und in welchem Maße er über dieses Gut verfügen kann. Ausgangspunkt der Principal-
Agent-Theorie sind die Informationsasymmetrien zwischen Auftraggeber(Principal) und
Ausführendem (Agent) in arbeitsteiligen Prozessen.
5
Derartige Beziehungen bestehen
z.B. zwischen Abnehmer und Lieferanten oder Eigentümer und Manager. Die Agenten
müssen veranlasst werden sich im Sinne des Auftrages des Principals zu verhalten.
Die beiden Theoriestränge werden bei dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Der Fokus
liegt ausschließlich auf den Transaktionskosten.
Die Transaktionskostentheorie beschäftigt sich mit den vielfältigen Austausch-
beziehungen, die zwischen spezialisierten Akteuren arbeitsteiliger Wirtschaftssysteme
bestehen. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die Allokation der Ressourcen über
den Preismechanismus des Marktes mit spezifischen Kosten verbunden ist.
6
Institutionen stellen den Rahmen für die Abwicklung von Transaktionen dar und
konstituieren sich aus diesen. Die Transaktionskostentheorie ist als Versuch zu werten,
die Probleme, die durch begrenzte Rationalität, Opportunismus und Distanz entstehen,
zu systematisieren. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Transaktionen und
2 Vgl. Richter, R./ Furubotn, E. G., Institutionenökonomik 2003, S. 49 ff.; Feldmann, H., Revolution 1995,
S. 10.
3 Vgl. Coase, R. H., Institutional Economics 1984, S. 230.
4 Vgl. Alchian, A./ Demsetz, H., Production 1972, S. 777 ff..
5 Vgl. Wolf, B./ Neuburger, R., Netzwerke 1995, S. 81.
6 Vgl. Coase, R. H., Institutional Economics 1984, S. 230 ff..

5
Institutionen, deren Auswirkung auf das Verhalten der Wirtschaftobjekte betrachtet
wird. Die Einbeziehung von menschlichem Verhalten in die theoretischen Prämissen
stellt eine gravierende Neuerung dar. Als grundlegende menschliche Verhaltensweisen
sind u. a. die eingeschränkte Rationalität des handelnden Menschen oder zum
anderen die Möglichkeit opportunistisches Verhalten zu verstehen. Dies steht in
direkter Tradition einer verhaltensorientierten und angewandten Betriebswirtschafts-
lehre. In diesem Zusammenhang wird meist die institutionelle Extremform Eigen-
fertigung (hierarchische Koordination) oder Fremdbezug (marktliche Form) betrachtet.
Dieser Sichtweise wird hier jedoch nicht gefolgt. Es erfolgt ausschließlich eine Analyse
externer Transaktionskosten durch Fremdbezug in Verbindung mit Global Sourcing.
Die Transaktionskosten durch Eigenfertigung bleiben bei dieser Arbeit
unberücksichtigt.
Abbildung 1: Eigene Darstellung - Transaktionsformen
Ein weiteres Element der Transaktionskostentheorie stellen die Einflussfaktoren auf die
Transaktionskostenhöhe dar. Die Höhe der Transaktionskosten stehen in einer
bestimmten institutionellen Koordinationsbeziehung zueinander.
7
Das von Williamson
entwickelte Transaktionskostenmodell zur Systematisierung hat inzwischen sechs
Faktoren im Rahmen von drei Kategorien eingeführt. Die drei Kategorien sind
menschliche Faktoren (begrenzte Rationalität und Opportunismus), Umweltfaktoren
(Transaktionsatmosphäre) und transaktionsbezogene Dimensionen (Unsicherheit,
Komplexität, Spezifität), welche in Kapitel 2.2 ausführlicher beschrieben werden.
2.1 Arten von Transaktionskosten
Coase hat schon früh die Frage aufgeworfen: "why is not all production carried out by
one big firm?"
8
Dies führt uns auf die Abgrenzung der Transaktionskosten nach ihrem
Entstehungsort hin. Beispielhaft lässt sich dies beschreiben als Analogie zu einer
Maschine. Hier kommt es bei der Übertragung von Kräften über eine Schnittstelle
hinweg zu Reibungsverlusten. So gibt es auch bei der Übertragung wirtschaftlicher
7 Vgl. Picot, A. / Schuller, S., Corporate Governance 2001, S. 51.
8 Vgl. Coase, R. H., Nature of the Firm 1937, S. 394.

6
Güter oder Leistungen Verluste, da bei jeder Transaktion auf dem Markt Kosten
anfallen, die so genannten Transaktionskosten.
In der Literatur wird der Begriff der Transaktionskosten sehr unterschiedlich
abgegrenzt, da er sich aus der Begriffsbestimmung der Transaktion ableitet, bei der die
Autoren unterschiedliche Definitionen vertreten. Bisher gibt es weder eine
allgemeingültige noch eindeutige Definition für Transaktionskosten ­ ein zentrales
Problem der Transaktionskostentheorie. In der Literatur herrscht einzig und allein
Einigkeit darüber, dass Transaktionskosten durch Transaktionen verursacht werden ­
die Diskrepanzen beginnen bei den Transaktionskostenarten,
9
da die Begrifflichkeiten
äußerst vielschichtig sind. Es werden allgemein Markttransaktionskosten und
Unternehmenstransaktionskosten unterschieden ­ eine Einteilung, die auch Jost
vertritt. Des Weiteren sind noch politische Transaktionskosten zu nennen, auf die in
dieser Arbeit jedoch nicht weiter eingegangen wird. Zu den Unternehmenstransaktions-
kosten zählen Kosten für die Nutzung von Dienstleistungsverträgen zwischen
Unternehmen und den Beschäftigten.
Bei den Markttransaktionskosten, welche im Anschluss weiter aufgeschlüsselt werden,
sind nicht nur monetär erfassbare Größen mit einbezogen, sondern auch schwer
quantifizierbare Komponenten wie Mühe, Zeit oder Ärger.
10
Eine klare Trennung der
Transaktionskosten ist jedoch nicht möglich. Denn jede externe Transaktion lässt sich
auf eine interne Transaktion zurückführen. Beispielsweise erteilt die Funktion
Produktion der Funktion Beschaffung die Anweisung, Betriebsstoffe zu ordern. Die
Beschaffungsabteilung sucht nach geeigneten Lieferanten, vergleicht Preise, überprüft
die Qualität und wählt einen Lieferanten aus. Es folgen die Vertragsverhandlungen, bei
denen die Bedingungen spezifiziert werden und letztendlich wird der Vertrag
geschlossen. Nach dem Vertragsschluss findet eine Lieferterminüberwachung und eine
Qualitätsmessung statt. Die Anweisung Betriebsstoffe zu ordern, setzt eine Reihe von
Transaktionen in Gang. Diese werden in der folgenden Abbildung dargestellt und im
Anschluss aufgeschlüsselt:
9 Vgl. Picot, A./ Schuller, S., Corporate Governance 2001, S. 79 ff..
10 Vgl. Löchel, H., Institutionen 1995, S. 22.

7
Abbildung 2: Eigene Darstellung - Transaktionskostenarten
Vertragsanbahnungsphase
Die Suche nach geeigneten Geschäftspartnern ist für das Unternehmen mit Kosten
verbunden. Auf der Verkäuferseite entstehen unmittelbar Kosten für Werbung,
Anzeigen, Beratung, Besuche potenzieller Kunden etc. Auf der Käuferseite sind hier
die Suchkosten des Beschaffungsmarketing, Vorbereitung für Ausschreibungs-
unterlagen zu nennen. Zu den Anbahnungskosten zählen ebenso die Kosten für Porto,
Telefon, Internet. Auch der Preisvergleich verschiedener Anbieter ist Kostenfaktor in
dieser Phase.
Vertragsabschlusskosten
Verhandlungs- und Entscheidungskosten stehen in direktem Zusammenhang mit dem
Vertrag. Verhandlungskosten umfassen die Spezifikation der Rahmenbedingungen der
Transaktion, Einigungskosten, die Festlegung von Preisen und anderen Details.
Ebenso zählen die Kosten für ineffiziente Vertragsergebnisse zu den Vertragskosten.
Weitere zusätzliche Kosten entstehen oft durch kostenintensive Rechtsberatungen.
11
Überwachungs- und Durchsetzungskosten
Zu den Überwachungs- und Durchsetzungskosten zählen Kosten der
Qualitätsmessung, Qualitätsprüfung, der Überwachung der vereinbarten Lieferfristen
und Vertragsbedingungen. Hierzu zählen auch Verhaltenskontrollen zur Antikorruption.
Oft werden diese Kostenarten auch als Kontrollkosten bezeichnet.
Somit ist festzuhalten, dass die Marktnutzung generell mit Transaktionskosten
verbunden ist und einen allgemeinen theoretischen Ansatz zur individuellen
Anpassung unterschiedlicher Situationen bei Global Sourcing bietet.
11 Vgl. Jost, P.-J., Transaktionskostenansatz 2001, S. 38 ff..

8
2.2 Einordnung und Abgrenzung der Begriffe
2.2.1 Transaktion
Den Begriff der Transaktion in die ökonomische Analyse einzuführen, ist der Verdienst
von Commons.
12
Nach seinem Verständnis besteht eine Transaktion nicht in dem
physischen Austausch von Waren oder Dienstleistungen, sondern in der Vereinbarung
und der Regelung eines Tausches. Mit dieser Definition macht Commons auf zwei
unterschiedliche Ebenen des ökonomischen Handels aufmerksam. Er trennt zwischen
einer physischen Tauschebene und einer Transaktionsebene. Mit dieser
Begriffsbestimmung unterstreicht er die für die Analyse wichtige Trennung zwischen
der Ebene der Vereinbarung und der Ebene der tatsächlichen (physischen-
technischen) Ausführung.
13
Diese Unterscheidung wird bei vielen Transaktionskostentheoretikern nicht
vorgenommen, was sicherlich ein Grund für die bis heute unpräzise und zum Teil
widersprüchliche Bestimmung des Begriffs ,,Transaktion" ist. So beschreibt Williamson
die Transaktion als ,,basic unit of analysis"
14
nur vage. Auch in anderen
Definitionsversuchen entsteht der Eindruck der Gleichsetzung von Transaktion und
physischem Austausch. Dieser Sichtweise wird hier nicht gefolgt. Der Rahmen des
Transaktionskostenansatzes für die Beurteilung des Global Sourcing zur Abwicklung
ökonomischer Aktivitäten soll bei dieser Arbeit Anwendung finden. Daher hat der
eigentliche physische Tausch von Gütern und Dienstleistungen eine untergeordnete
Bedeutung.
15
So stellt die Aktivität selbst nicht das ökonomische Problem dar, sondern
die (meist vertragliche) Form ihrer Abwicklung.
16
Die Akteure einer Transaktion werden als Transaktionspartner bezeichnet. Sie sind
nicht notwendigerweise Individuen, sondern können auch andere ökonomische
Akteure sein. So sind beispielsweise Transaktionen zwischen größeren
organisatorischen Einheiten oder ganzen Organisationen möglich. Transaktionen sind
also im Prinzip die expliziten und impliziten (Vertrags-)Verhandlungen über Güter und
(Dienst-)Leistungen zwischen mindestens zwei Akteuren.
17
Erfolgt die Abwicklung
innerhalb der Unternehmung, z. B. zwischen zwei Geschäftsbereichen, so liegt eine
interne Transaktion vor. Erfolgt diese zwischen Unternehmen und dem (globalen)
Beschaffungsmarkt, dann liegt eine externe Transaktion vor.
12 Vgl. Commons, J. R., Institutional Economics 1931, S. 652.
13 Vgl. Commons, J. R., Institutional Economics 1961, S. 58.
14 Vgl. Williamson, O. E., Economic Institutions 1985, S. 41.
15 Vgl. Williamson, O. E., Markets and Hierarchies 1975, S. 2.
16 Vgl. Michaelis, E., Organisation 1985, S. 77.
17 Vgl. Williamson, O. E., Economic Institutions 1985, S. 41.

9
Nachdem die Transaktion charakterisiert worden ist, erscheint es nun einfach,
Transaktionskosten als diejenigen Kosten zu definieren, die durch den
Transaktionsprozess entstehen.
2.2.2 Institution
In der wissenschaftlichen Literatur gibt es eine Vielzahl von Definitionen für den Begriff
Institution. Zwei dieser Definitionen sollen hier kurz zitiert werden und für diese Arbeit
maßgeblich sein. North beschreibt Institutionen als: "Institutions are the rules of the
game in a society or, more formally, are the humanly devised constrains that shape
human interaction. In consequence they structure incentives in human exchange,
whether political, social, or economic."
18
Ähnlich wie bei North ist der Begriff
,,Institutionen" auch bei Erlei et. al. weit gefasst. Erlei et. al. verstehen unter
Institutionen: ,,Ein System von Regeln und Normen, inklusive ihrer Durchsetzungs-
mechanismen, durch das oder die das Verhalten von Individuen kanalisiert wird."
19
Institutionen verschiedener Art bilden somit den Rahmen individuellen Handelns.
Änderungen des Rahmens, d. h. der Institutionen, ziehen im Allgemeinen
Verhaltensänderungen nach sich, die ökonomisch analysiert werden können.
20
Des
Weiteren umfasst eine Institution die vertragliche Zusammenarbeit, in der
unterschiedliche Akteure in Bezug zueinander stehen. Dabei ist es irrelevant, ob es
sich um einen formalen Vertrag oder um eine informelle Vereinbarung, wie z. B. eine
mündliche Absprache, handelt.
Versucht man nun die Definition anzuwenden, lassen sich eine Vielzahl von
Institutionen unterscheiden. Die Unterscheidung lässt sich in eine hierarchische
Gliederung in dem Sinne einordnen, dass die Institutionen der jeweils äußeren Ebene
die nächste, weiter innen liegende Ebene von Institutionen begründet.
21
Die erste
Ebene stellt hierbei die soziale Verankerung dar. In dieser Ebene sind insbesondere
informelle Institutionen wie Tradition, Wertanschauung und Kultur von Bedeutung. Die
zweite Ebene wird durch grundsätzliche formelle Spielregeln eingegrenzt, etwa einer
Verfassung und Regeln des Rechts. Die dritte Ebene ist das Steuerungs- und
Anreizsystem. Grundlage hierfür sind private Verträge. Die theoretische Basis wird
durch die Transaktionskostenökonomik gegeben. Die vierte Ebene betrifft schließlich
die Ressourcenallokation.
18 Vgl. North, D. C., Institutions 1990, S. 3.
19 Vgl. Erlei, M./ Leschke, M./ Sauerland, D., Institutionenökonomik 2007, S. 65.; Richter, R.,
Furubotn, E. G., Institutionenökonomik 2003, S. 7.
20 Vgl. Erlei, M./ Jost, P.-J., Transaktionskostenansatz 2001, S. 35-75.
21 Vgl. Erlei, M./ Jost, P.-J., Transaktionskostenansatz 2001, S. 35-75.

10
2.3 Einflussfaktoren von Transaktionskosten
Die Höhe der Transaktionskosten stehen in einer bestimmten institutionellen
Koordinationsbeziehung zueinander.
22
Das von Williamson entwickelte
Transaktionskostenmodell mit seinen Einflussgrößen welches bereits erwähnt worden
ist, wird im Folgenden ausführlich beschrieben.
Abbildung 3: Eigene Darstellung ­ Einflussfaktoren auf die Transaktionskosten
2.3.1 Menschliche Faktoren
Bei der Durchführung von Transaktionen sind zwei grundlegende Aspekte zu
beachten: zum einen die eingeschränkte Rationalität des handelnden Menschen und
zum anderen die Möglichkeit opportunistischen Verhaltens.
23
Mit dem Begriff der begrenzten Rationalität verbindet man die Vorstellung, dass
Individuen immer nur über ein beschränktes Ausmaß an Können, Wissen, Zeit und
Möglichkeiten der Informationsverarbeitung verfügen.
24
Der Mensch beabsichtigt zwar
rational zu handeln, dies gelingt ihm jedoch nur in begrenztem Maße.
25
Gründe hierfür
sieht Simon in der limitierten Informationsaufnahme- und Informationsverarbeitungs-
22 Vgl. Picot, A./ Schuller, S., Corporate Governance 2001, S. 51.
23 Vgl. Hildebrandt, K., Transaktionskostenansatz 1990, S. 153 ff.; Williamson, O.E., Organization 1991,
S. 16.
24 Vgl. Kaas, K. P./ Fischer, M., Transaktionskostenansatz 1993, S. 687.; Williamson, O. E., Economic
Institutions 1985, S. 45 ff..
25 Vgl. Simon, H. A., Administrative Behavior 1961, S. XXIV.

11
kapazität des menschlichen Gehirns und im Vorhandensein sprachlicher Grenzen. Die
Fähigkeit des Menschen Probleme zu formulieren und zu lösen, ist eingeschränkt.
26
Werden in Entscheidungssituationen (z. B. lokale oder globale Beschaffung) die
Transaktionskosten miteinander verglichen, um die kostenminimale Alternative zu
finden, so wird nicht von vollständiger Rationalität des Individuums ausgegangen.
27
Ein
Individuum kann nicht alle zukünftigen Ereignisse, Zustände und Handlungs-
alternativen mit einbeziehen. Es wird jedoch der Versuch rationalen Verhaltens
unterstellt, indem man aus den bekannten Handlungsmöglichkeiten die kostenminimale
auswählt, unter Berücksichtigung subjektiver Erwartungen, die eine bedeutende Rolle
bei der Entscheidungsfindung spielen.
Als Opportunismus bezeichnet Williamson ,,self-interest seeking with guile".
28
Die
Transaktionspartner versuchen die jeweiligen Situationen oder Positionen, in denen sie
sich befinden, bestmöglich auszunutzen.
29
Das kann zum einen durch Einsatz von
bewusstem ,,Lügen" und ,,Betrügen" geschehen, zum anderen durch das Zurückhalten
oder die unvollständige Weitergabe wichtiger Informationen. Alle Individuen versuchen
also immer und überall, ihre subjektive Zielfunktion zu maximieren.
30
Derartiges
Verhalten beeinflusst die Unsicherheit von Transaktionen wesentlich, da die Beteiligten
nie wissen, ob der Transaktionspartner opportunistisch handelt oder nicht und dies
aufgedeckt bzw. verhindert werden muss.
31
Transaktionskosten durch Opportunismus
können sowohl vor (ex ante) als auch nach (ex post) Vertragsabschluss durch
Opportunismus entstehen.
32
Die ex ante Transaktionskosten bestehen in erster Linie
aus dem Mitteleinsatz, der für das frühzeitige Erkennen opportunistischen Handelns
bei den möglichen späteren Vertragspartnern aufgewendet werden muss. Da
Opportunismus nach Vertragsschluss nicht sicher ausgeschlossen werden kann,
ergeben sich ex post Transaktionskosten. Diese Schäden durch eigennützig handelnde
Transaktionspartner können durch den Einsatz von Kontrollinstrumenten begrenzt oder
ganz vermieden werden. Auch wenn grundsätzlich Opportunismus unterstellt wird, darf
nicht übersehen werden, dass nicht alle Wirtschaftssubjekte so agieren würden.
33
Neben der Anwendung eines Kontrollinstrumentariums können auch Anreize
geschaffen werden, so dass es nicht zu opportunistischem Verhalten kommt.
Zusätzlich zu den beschriebenen menschlichen Faktoren aus dem Transaktions-
kostenmodell von Williamson sollte in diesem Zusammenhang kurz die Spieltheorie
und der Rational-Choice-Ansatz erwähnt werden. Die Spieltheorie ist eine
multidisziplinäre Forschungsrichtung, die aus der angewandten Mathematik entstanden
26 Vgl. Simon, H. A., Models of man 1957, S. 198.
27 Vgl. Vogt, J., Transaktionen 1997, S. 26; Williamson, O. E., Economic Institutions 1985, S. 45 ff..
28 Vgl. Williamson, O. E., Markets and Hierarchies 1975, S. 26.
29 Vgl. Kaas, K. P./ Fischer, M., Transaktionskostenansatz 1993, S. 687.; Vogt, J., Transaktionen 1997,
S. 27.; Williamson, O. E., Economic Institutions 1985, S. 47 ff..
30 Vgl. Michaelis, E., Organisation 1985, S. 106.
31 Vgl. Föhr, S., Ökonomische Analyse 1991, S. 63.
32 Vgl. Mandewirth, S. O., Transaktionskosten 1997, S. 86.; Michaelis, E., Organisation 1985, S. 120.
33 Vgl. Föhr, S., Ökonomische Analyse 1991, S. 63.; Picot, A., Theorien 1991, S. 147.

12
ist. Sie untersucht das Entscheidungsverhalten von rational agierenden Akteuren in
Konfliktsituationen unter der Annahme der Unsicherheit.
34
Ziel dabei ist es, das
Ergebnis für jeden Akteur zu maximieren. Die Spieltheorie bildet Konfliktsituationen
modellhaft ab und schlägt daraufhin Strategien zur Konfliktbewältigung vor. Die
Spielsituationen, die dadurch entstehen, charakterisieren sich durch die Anzahl und Art
der beteiligten Akteure, die Handlungsoptionen, die den Akteuren zur Verfügung
stehen sowie die Spielregeln (z.B. Anzahl der Spielzüge oder Auszahlungs- bzw.
Ertragsmodalitäten). Kennzeichnend für die Spieltheorie ist zudem, dass die einzelnen
Akteure das Verhalten der anderen Akteure nicht kennen.
35
Diese Situation entsteht
ebenfalls bei der Anbahnung neuer Geschäftsbeziehungen.
Bei der Rational-Choice-Theorie ist insbesondere der Aspekt des methodologischen
Individualismus hervorzuheben. Dieser besagt, dass die Funktionsweisen von sozialen
Systemen nicht auf der Systemebene selbst, sondern durch individuelles Handeln auf
einer tieferen Ebene, der Mikroebene, analysiert werden müssen. ,,Ziel der Rational-
Choice-Theorie ist die Erklärung kollektiver Effekte aus Annahmen über individuelles
Handeln, etc."
36
Kurz zusammengefasst geht die Rational-Choice-Theorie davon aus,
dass soziale Phänomene auf einer niedrigeren Ebene durch individuelles Handeln zu
erklären sind.
2
Dieses Handeln verläuft dabei nach ,,dem Prinzip der
Nutzenmaximierung", welches durch gegebene Randbedingungen bestimmt wird.
37
Somit gibt es neben dem Ansatz von Williamson noch weitere, die auf die Auswirkung
menschlicher Verhaltensweisen eingehen.
2.3.2 Umweltfaktoren
Die Umwelt ist ständigen Veränderungen unterworfen.
38
Der Wandel von politischen
und kulturellen Rahmenbedingungen, die Zunahme der Komplexität sowie immer
größere geographische Distanzen sorgen für Unsicherheit bei
Entscheidungssituationen. Auch die Wettbewerbssituation, in der sich die
Vertragspartner befinden, bestimmt die Transaktionskosten. Unter diesen Faktoren
versteht Williamson das allgemeine Maß der Umweltunsicherheit sowie die Anzahl der
Marktteilnehmer.
39
Bei sogenannten ,,small numbers" Situationen stehen nur wenige Transaktionspartner
­ im Extremfall existiert sogar nur einer ­ zur Verfügung.
40
Nach dem Zeitpunkt ihres
Auftretens lassen sich zwei ,,small numbers" Situationen unterscheiden.
41
Die erste
34 Vgl. Axelrod, R., Evolution 1987, S. 43-48.
35 Vgl. Axelrod, R., Evolution 1987, S. 43-48.
36 Vgl. Coleman, Sozialtheorie 1991, S. 19.
37 Vgl. Coleman, Sozialtheorie 1991, S. 19.
38 Vgl. Hildebrandt, K., Transaktionskostenansatz 1990, S. 154.
39 Vgl. Williamson, O. E., Markets and Hierarchies 1975, S. 9.
40 Vgl. Michaelis, E., Organisation 1985, S. 146.
41 Vgl. Williamson, O. E., Economic Institutions 1985, S. 61.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836642057
DOI
10.3239/9783836642057
Dateigröße
951 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen – Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2010 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
global sourcing transaktionskosten globalisierung wettbewerb unternehmen
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Titel: Transaktionskostentheorie und Global Sourcing - eine ökonomische Analyse
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