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Politiker im Web 2.0

Eine empirische Untersuchung zur Internet und Web 2.0 Nutzung von Politikern

©2009 Diplomarbeit 150 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
In den letzten elf Jahren hat sich der Anteil der Internet-Benutzer, gemessen an der österreichischen Gesamtbevölkerung, mehr als verdreifacht. Während die Anzahl der Personen, die das World-Wide-Web vom Arbeits- oder Ausbildungsplatz nutzen, stetig stieg, hat sich auch die Personengruppe, die Internet von zu Hause benutzen um 60% gesteigert.
Für den Nutzer wurde das Internet fixer Bestandteil seines Lebens. Vor allem bei ‘Onlinebanking, bei Behördenwegen, bei der gezielten Informationssuche und der Pflege sozialer Kontakte ist das Internet unverzichtbar geworden’, so Maria Kostner, Online Expertin bei der GFK Austria dazu in der Presseaussendung zum Online Monitor 2009.
Das liegt zum Einen an der technologischen und preislichen Entwicklung (Breitband Ausbau, Wlan), zum Anderen auch an einem gesellschaftlichen Wandel der Wahrnehmung und somit Nutzung des Internet. Galt es vor 15 Jahren noch als Zeitvertreib für junge Techniker, ist es heute ein akzeptiertes Medium, dessen Potential in vielen Bereichen erkannt wird. Da Medien unverzichtbare Funktionen für die politische Willensbildung ausüben, haben natürlich auch politische Kampagnenplaner das Potential erkannt und nutzen das Internet verstärkt im Wahlkampf. Trotz der oben genannten Steigerungsraten und einer überdurchschnittlichen Bedeutung unter Meinungsführern versteht nur ein geringer Teil der Internet-Nutzer das Netz als politische Informationsquelle. Doch das Internet hat ‘unmittelbaren Einfluss auf die Praxis der Politikvermittlung’. Auf der Online-Plattform der österreichischen Tageszeitung Der Standard findet sich mittlerweile ein eigenes Ressort, das sich ausschließlich mit dem Thema Politik und Internet beschäftigt.
Der Trend das WorldWideWeb in politischen Kampagnen einzusetzen, ist über die Jahre mit der Internetnutzung immer stärker gewachsen, und hat seinen Höhepunkt im Jahr 2008 mit dem Wahlkampf des derzeitigen amerikanischen Präsidenten Barack Obama gefunden. Der Präsidentschaftswahlkampf von Obama, gilt nach derzeitigem Stand, als das Vorzeigebeispiel für den aktiven, kreativen und vor allem effizienten Umgang der politischen Kampagnenplanern mit neuen Medien und insbesonders dem Web 2.0. Millionen von Amerikaner waren für einige Wochen Teil eines Obama Netzwerkes. Dabei waren weniger die Inhalte von Bedeutung (diese gab es auch schon bei klassischen Kampagnen), sondern ihre Individualisierung. Jeder konnte mitmachen und Obama unterstützen. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christoph Truppe
Politiker im Web 2.0
Eine empirische Untersuchung zur Internet und Web 2.0 Nutzung von Politikern
ISBN: 978-3-8366-4105-0
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Fachhochschule St. Pölten, St. Pölten, Österreich, Diplomarbeit, 2009
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Danksagung
Ich danke meiner Familie, meinen Freunden und meiner Freundin, die mich
alle bei dieser Arbeit sehr unterstützt haben. Meiner Familie besonders für die
Unterstützung während des Studiums. Danke in sieben Sprachen:
· Thanks
· Gracias
· Hvala
· Tak
· Merci
· Dekuji
· Xièxie
Diese Arbeit ist Cindy gewidmet.

Anmerkung
In der vorliegenden Arbeit sind alle Formulierungen zur Bezeichnung von
Personen in einem allgemeinen Kontext geschlechtsneutral zu verstehen, wo-
bei zur Vereinfachung und für gute Lesbarkeit die männliche Form gewählt
wurde. Diese schließt jedoch ausdrücklich die weibliche Form mit ein.

INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
V
Abstract
VI
Abkürzungsverzeichnis
VII
Abbildungsverzeichnis
VIII
Tabellenverzeichnis
IX
1
Einleitung
1
1.1
Problemdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.2
Forschungsstand
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
1.3
Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
1.4
Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2
Begriffsbestimmungen
11
2.1
Web 2.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.2
Soziale Netzwerke
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.3
Tagging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.4
Social Bookmarking
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.5
Blog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.6
Plattformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.6.1
Youtube
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
I

INHALTSVERZEICHNIS
2.6.2
Myspace . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.6.3
Facebook . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.6.4
StudiVZ / SchülerVZ / MeinVZ . . . . . . . . . . . . 19
2.6.5
Xing
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.6.6
Netlog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.6.7
Twitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.6.8
Wikis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.6.9
Flickr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.6.10 Delicious . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.7
Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
3
Theoretische Grundlagen
24
3.1
Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.2
Bedeutung von Öffentlichkeit nach Peters . . . . . . . . . . . 25
3.3
Merkmale von Öffentlichkeit nach Peters
. . . . . . . . . . . 27
3.4
Netzöffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.5
Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.6
Public Relations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.7
Politische Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.8
Die vier PR Modelle nach Grunig und Hunt . . . . . . . . . . 35
3.8.1
Publicity . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.8.2
Informationstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.8.3
Asymmetrische Kommunikation . . . . . . . . . . . . 36
3.8.4
Symmetrische Kommunikation . . . . . . . . . . . . . 37
3.9
Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
II

INHALTSVERZEICHNIS
4
Theoretischer Teil
40
4.1
Politische Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.1.1
Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.1.2
Modelle des politischen Kommunikationsprozesses . . 41
4.2
Mediengesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.2.1
Mediendemokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
4.2.2
Politkvermittlung via Massenmedien
. . . . . . . . . 45
4.3
Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
4.4
Internet und politische Kommunikation
. . . . . . . . . . . . 50
4.5
Politische Potentiale von Web 2.0
. . . . . . . . . . . . . . . 52
4.5.1
Die Social Technographics Leiter . . . . . . . . . . . 54
4.5.2
Zwischenfazit
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
5
Empirischer Teil
59
5.1
Forschungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
5.1.1
Aufbau des Fragebogens . . . . . . . . . . . . . . . . 60
5.1.2
Die politischen Ebenen
. . . . . . . . . . . . . . . . 61
5.1.3
Datenerhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
5.2
Methode im Detail
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
5.3
Detailergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
5.3.1
Teilnahmen nach Parteizugehörigkeit . . . . . . . . . 66
5.3.2
Politische Ebene der Teilnehmer . . . . . . . . . . . . 67
5.3.3
Teilnahme der Abgeordneten aus dem Nationalrat nach
Parteizugehörigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
5.3.4
Teilnahme der Landtagsabgeordneten nach Bundes-
ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
5.3.5
Alter und Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
5.4
Inhaltliche Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
5.4.1
Übersicht der Web 2.0 Plattformen . . . . . . . . . . . 71
5.4.2
Nutzung der Plattformen . . . . . . . . . . . . . . . . 72
5.4.3
Tätigkeiten im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
5.4.4
Medien der politischen Informationsvermittlung
. . . 74
5.5
Prüfung der Hypothesen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
5.6
Einstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
III

ZUSAMMENFASSUNG
6
Schlusskapitel
81
6.1
Fazit & Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
6.2
Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Anhang
94
Anhang A Fragebogen
94
Anhang B Presseausendungen
94
Anhang C SPSS Auswertung
94
Anhang D CD ROM Inhaltsverzeichnis
94
IV

ZUSAMMENFASSUNG
Zusammenfassung
Politiker im Web 2.0
Politik braucht Öffentlichkeit, um von den Bürgern wahrgenommen und durch
Wahlen legitimiert zu werden. Es ist die Aufgabe jedes Politikers, diese Öf-
fentlichkeit zu schaffen und mit Bürgern in Kontakt zu treten. Neben per-
sönlichen Gesprächen und den Massenmedien Fernsehen, Print und Radio
spielt das Internet eine immer größere Rolle. Seit zwei Jahren, ist eindeutig
Web 2.0 der Trend im Internet. Benutzer erstellen jeglichen Inhalt einer Seite
selbst, vernetzen sich mit anderen Benutzern und diskutieren über Banales,
aber auch über gesellschaftliche Themen, die sie bewegen. Besonders stark
sind die Vernetzung und der Austausch der Benutzer, auf sozialen Netzwerk-
seiten wie z.B. Facebook. Da sehr viele Menschen immer mehr Zeit in diesen
Netzwerken verbringen, ist es für Politiker wichtig sich Gehör in den Web 2.0
Plattformen zu verschaffen, oder zumindest zu wissen, was die Öffentlichkeit
in solchen Netzwerken gerade bewegt. Kommunikation über Web 2.0 Platt-
formen folgt eigenen Regeln und bringt Gefahren mit sich.
Die vorliegende Arbeit untersucht Kenntnis und Nutzung, der österreichi-
schen Politiker von Web 2.0.
V

ABSTRACT
Abstract
Politicans and Web 2.0
To pursue an independent policy, politicians need the general public to gain le-
gitimacy. It's up to every single politician to be available to the public and try
to reach every single citizen. In addition to personal discussions and traditio-
nal mass media (TV, newspaper and radio) coverage, the Internet is becoming
more and more instrumental in communication. The last two years experi-
enced one big trend in the world - web 2.0. User's generate their own content
and communicate with others about it or rather communicate with each other.
Especially the trendy and aptly named social networks like Facebook gained
attention. More people spend their time there, set up profiles, upload videos
and discuss with each other about social topics and current events. Therefore,
it's important for politicians to know about this new way of communication
and try to reach the users there.However, simultaneously show a real added
value for the users. Because communication on the web 2.0 follows its own
rules. This diploma thesis deals how politicians utilize and understand the
web 2.0
VI

ABSTRACT
Abkürzungsverzeichnis
bzw.
beziehungsweise
etc.
et cetera
d.h.
das heißt
f
Folgeseite
ff
Folgeseiten
Hrsg.
Herausgeber
o.J.
ohne Jahr
o.V.
ohne Verfasser
vgl.
vergleiche
usw.
und so weiter
PR
Public Relations
API
Application Programming Interface
ID
Identification
z.B.
zum Beispiel
NR
Nationalrat
o.ä.
oder ähnliche
e.V.
eingetragener Verein
VII

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
1.1
Internetnutzung in Österreich 1996 - 2009
. . . . . . . . . . . . .
1
1.2
Anzahl der Mitglieder in sozialen Netzwerken auf Basis der Intern-
etnutzer weltweit
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
2.1
Gestützte Bekanntheit sozialer Netzwerke Mai 2009
. . . . . . . . 11
2.2
Schlagwortwolke
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3
Nutzung sozialer Netzwerke in Österreich
. . . . . . . . . . . . . 18
2.4
Web 2.0 - Grundsätze, Werkzeuge, Auswirkungen
. . . . . . . . . 23
4.1
TV Tagesreichweite 1996 - 2008
. . . . . . . . . . . . . . . . . 47
4.2
Die Social-Technographics-Leiter
. . . . . . . . . . . . . . . . . 54
4.3
Social-Technographics-Profile der erwachsenen US-Amerikaner mit
Internetzugang
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
4.4
Das Internet wird wahlentscheidend
. . . . . . . . . . . . . . . . 57
5.1
Aufteilung der Teilnehmer nach Parteizugehörigkeit
. . . . . . . . 67
5.2
Teilnehmer im Nationalrat nach Parteizugehörigkeit
. . . . . . . . 69
5.3
Nutzung von Web 2.0 Plattformen
. . . . . . . . . . . . . . . . . 73
VIII

KAPITEL 0 ­ TABELLENVERZEICHNIS
Tabellenverzeichnis
3.1
Die vier PR Modelle
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
4.1
Bedeutung und subjektive Glaubwürdigkeit politischer Informati-
onsquellen in Österreich
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.1
Anzahl der Mitglieder in den österreichischen Landtagen
. . . . . . 63
5.2
Recherche der E-Mail Adressen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5.3
Politische Ebene der Teilnehmer
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
5.4
Verhältnis zu Nationalrats-Mandaten
. . . . . . . . . . . . . . . . 69
5.5
Teilnahme der Landtagsabgeordneten nach Bundesländern
. . . . . 70
5.6
Alter der Teilnehmer
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
5.7
Geschlecht der Teilnehmer
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
5.8
Bekanntheit der Web 2.0 Plattformen
. . . . . . . . . . . . . . . 72
5.9
Gründe für die Registrierung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
5.10
Rangliste der politischen Informationsvermittlung
. . . . . . . . . 75
5.11
Häufigkeit der Nutzung von Web 2.
0
. . . . . . . . . . . . . . . 77
5.12
Web 2.0 Aktivitäten als Kontaktmöglichkeit mit Bürgern
. . . . . . 78
5.13
Zukünftige Aktivitäten im Internet
. . . . . . . . . . . . . . . . . 79
IX

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
Kapitel 1
Einleitung
1.1
Problemdarstellung
In den letzten elf Jahren hat sich der Anteil der Internetbenutzer, gemessen
an der österreichischen Gesamtbevölkerung, mehr als verdreifacht. Während
die Anzahl der Personen, die das World-Wide-Web vom Arbeits- oder Ausbil-
dungsplatz nutzen, stetig stieg, hat sich auch die Personengruppe, die Internet
von zu Hause benutzt um 60% gesteigert (siehe Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Internetnutzung in Österreich 1996 - 2009
1

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
Für den Nutzer wurde das Internet fixer Bestandteil seines Lebens. Vor allem
bei ,,Onlinebanking, bei Behördenwegen, bei der gezielten Informationssuche
und der Pflege sozialer Kontakte ist das Internet unverzichtbar geworden", so
Maria Kostner, Online Expertin bei der GFK Austria dazu in der Presseaus-
sendung zum ,,Online Monitor" 2009 (vgl.
Das liegt zum Einen an der technologischen und preislichen Entwicklung
(Breitband Ausbau, Wlan), zum Anderen auch an einem gesellschaftlichen
Wandel der Wahrnehmung und somit Nutzung des Internet. Galt es vor 15
Jahren noch als Zeitvertreib für junge Techniker, ist es heute ein akzeptier-
tes Medium, dessen Potential in vielen Bereichen erkannt wird. Da Medien
unverzichtbare Funktionen für die politische Willensbildung ausüben, haben
natürlich auch politische Kampagnenplaner das Potential erkannt und nutzen
das Internet verstärkt im Wahlkampf. Trotz der oben genannten Steigerungs-
raten und einer überdurchschnittlichen Bedeutung unter Meinungsführern
1
versteht nur ein geringe Teil der Internetnutzer das Netz als politische In-
formationsquelle. Doch das Internet hat ,,unmittelbaren Einfluss auf die Pra-
xis der Politikvermittlung" (vgl. Filzmaier / Plaiker 2006, S. 294). Auf der
Online-Plattform der österreichischen Tageszeitung Der Standard findet sich
mittlerweile ein eigenes Ressort, das sich ausschließlich mit dem Thema Po-
litik und Internet beschäftigt
2
.
Der Trend das WorldWideWeb in politischen Kampagnen einzusetzen, ist
über die Jahre mit der Internetnutzung immer stärker gewachsen, und hat
seinen Höhepunkt im Jahr 2008 mit dem Wahlkampf des derzeitigen ame-
rikanischen Präsidenten Barack Obama gefunden. Der Präsidentschaftswahl-
kampf von Obama, gilt nach derzeitigem Stand, als das Vorzeigebeispiel für
den aktiven, kreativen und vor allem effizienten Umgang der politischen Kam-
1
Meinungsführer (Opinion Leader) Personen, die innerhalb relevanter sozialer Gruppen
über eine entsprechende Meinungsautorität verfügen. Andere Personen orientieren sich an
den Meinungsführern durch Übernahme deren Meinungsbilder und Verhaltensweisen (http://
www.sdi-research.at)
2
http://derstandard.at/url=/?ressort=iponetz
2

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
pagnenplanern mit neuen Medien und insbesondere dem Web 2.0. Millionen
von Amerikaner waren für einige Wochen Teil eines Obama Netzwerkes. Da-
bei waren weniger die Inhalte von Bedeutung (diese gab es auch schon bei
klassischen Kampagnen), sondern ihre Individualisierung (vgl. Zeger 2009,
S. 91). Jeder konnte mitmachen und Obama unterstützen. Sehr viele nah-
men das Angebot an und spendeten an die Demokratische Partei. Freiwillige
Helfer erhielten über das Internet, Telefonnummern unentschlossener Wäh-
ler, inklusive Leitfaden für das Gespräch, um mit den Leuten über Obama zu
sprechen (vgl. Moorstedt 2008, S. 64). Markus Beckedahl, Betreiber des in
Deutschland einflussreichen Politik-Blogs ,,netzpolitik.org", dazu: ,,Obama
hat seinen Wahlkampf systematisch ausgelagert und in die Hände von An-
hängern gelegt, die wiederum neue Sympathisanten angeworben haben" (vgl.
Heinz 25.09.2009). Der Erfolg der Kampagne hat auch damit zu tun, dass zu
diesem Zeitpunkt, bereits sehr viele Amerikaner in den sozialen Netzwerken
vertreten waren.
Weltweit gesehen, haben bereits 62% aller Internetnutzer ein Profil in einem
der sozialen Netzwerke. Wie in Abbildung 1.2 zu sehen, ist mehr als jeder
zweite Internetnutzer weltweit bereits Mitglied in einem sozialen Netzwerk
wie ,,Facebook" oder ,,MySpace". Das bedeutet eine Steigerung von 130%
innerhalb von drei Jahren.
3

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
Abbildung 1.2: Anzahl der Mitglieder in sozialen Netzwerken auf Basis der Internet-
nutzer weltweit
Auch in den letzten österreichischen Wahlkämpfen wurde von den Parteien
immer mehr Geld in das Internet investiert. Vieles wurde erreicht, aber noch
mehr wurde nur halbherzig umgesetzt. Vor allem das aktuelle Aushängeschild
des Web 2.0, der Mirco-Blogging-Dienst ,,Twitter"
3
wurde eher getestet als
richtig eingesetzt. So war beispielsweise Wilhelm Molterer im Wahlkampf
2008 laut seinem Twitter-Account auf zwei Veranstaltungen gleichzeitig. ,,Je-
mand hat für Molterer eingetippt. Wir hatten einen eigenen Mitarbeiter, der
fast durchgehend bei ihm war" gibt Gerhard Lob, Leiter der Webredaktion der
ÖVP, zu (Mark 2008).
Zumindest wird von Parteien bzw. von den Kampagnenleitern der Schritt ins
Internet gewagt. Vor allem während Wahlkämpfen wird auch auf die dialo-
gorientierten sozialen Netzwerke
4
gesetzt. Wie sieht es mit den Politikern
selbst aus? Die Partei ist im Internet präsent, aber hat der einzelne Politi-
ker Interesse am Medium Internet? Und nutzen Politiker überhaupt soziale
Netzwerke? Was denken Österreichs Politiker über die Kommunikation im
3
siehe Kapitel 2 auf Seite 21
4
siehe Kapitel 2 auf Seite 19
4

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
WorldWideWeb? In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen
wie Politiker das Internet und insbesondere das Web 2.0 nutzen.
1.2
Forschungsstand
Die beiden größten Themenbereiche, die in diese Arbeit Eingang finden, sind
das Thema der Schaffung von Öffentlichkeit durch politische Öffentlichkeits-
arbeit und das Forschungsfeld der politischen Kommunikation. Wobei beson-
ders auf die Rolle der Massenmedien in der politischen Kommunikation ein-
gegangen wird.
Es gibt verschiedene Forschungstraditionen im Bereich der politischen Kom-
munikation, trotzdem (oder eher deswegen) keine Einigung auf eine einheit-
liche Einordnung in welchem Bereich der Forschungsschwerpunkt liegt. In
der vorliegenden Arbeit wird vor allem auf die publizistischen und kommu-
nikationswissenschaftlichen Forschungstheorien eingegangen. Man kann da-
von ausgehen, dass diese Forschungstheorien im ersten Drittel des 19. Jahr-
hunderts in Europa und den USA entstand (vgl. Schoenbach 2002, S. 114).
Dabei ging es meistens um zwei unterschiedliche Blickwinkel: ,,einmal Me-
dienpolitik und die Versuche von Politikern und Parteien, Massenmedien zu
instrumentalisieren, und viel mehr noch um die Auswirkungen von Presse
und Rundfunk auf den politischen Prozess sowie die Frage, wie diese zustan-
de kommen" (ebd. 2002, S. 114).
Am Anfang standen die in den 20er Jahren entwickelten Modelle der Propa-
ganda, als das Radio zum Schlüsselmedium wurde und später von totalitären
Systemen verwendet wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg ging der Glaube an
das Potential einer direkten Beeinflussung von Bürgern zurück. Stattdessen
wurden Modelle der begrenzten Effekte massenmedialer Kampagnen entwor-
fen. Ihr Ziel war die Verstärkung und Mobilisierung bestehender Präferenzen
5

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
(vgl. Filzmaier 2006, S. 15).
Ab den 50er und 60er Jahren galt die Herbeiführung eines Einstellungswech-
sels, durch Massenmedien, zunehmend als unrealistisch. Ab den 80er Jahren
dominierten Agenda-Setting-Modelle
5
, die in der Gegenwart zu verschiede-
nen Modellen einer prime-time-politics, als Konvergenz medialer Arbeit und
politischer Kampagnen wurden. (Pseudo-)Ereignisse mediengerecht vorzube-
reiten, ist das Credo dieser Modelle. (vgl. Filzmaier 2006, S. 15).
Mitte der 90er Jahre, begann die Kommunikationswissenschaft, sich mit dem
Internet wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Auch die politische Kommu-
nikation wurde unter Berücksichtigung des neuen Mediums erforscht. Dabei
ging es vordergründig darum, ob das Internet der Demokratie zu neuer Quali-
tät verhelfen kann, bzw. wie sich die Demokratie verändert. So fragt Winfried
Gellner in Demokratie und Internet, ob sich durch die technischen Eigen-
schaften des Internet, der Traum von der Wiederbelebung der antiken Agora
6
verwirklicht oder ob die Bürger in einer "Internetrepublik,, einer neuen Vari-
ante von Totalitarismus entgegensehen. (vgl. Gellner 1998, S.8)
Die Forschung zum Thema Politiker im Web 2.0, ist nicht sehr weit fort-
geschritten in Österreich. In Deutschland gibt es regelmäßige Studien die alle
Web 2.0 Aktivitäten der Parteien und Politiker in monatlichen Abständen ver-
gleichen
7
, oder Webseiten, welche die Twitter-Accounts der großen Parteien
5
Definition: Agenda Setting
Die Agenda Setting-Theorie wurde 1968 von Prof. Maxwell McCombs und Prof. Donald
Shaw in ihrer Chapel Hill-Studie entwickelt. Sie besagt, dass die Massenmedien die Agenda
der öffentlichen Meinung bestimmen, indem sie bestimmte Themen besonders hervorheben.
Shaw und McCombs untersuchten die Art und Weise, wie in den Medien über Wahlkam-
pagnen berichtet wurde. Sie fanden heraus, dass die Hauptwirkung der Nachrichtenmedien
nicht darin bestand, den Menschen zu sagen was sie denken, sondern worüber sie nachden-
ken sollten ­ im Gegensatz zu Überzeugung oder Einstellungsveränderungen. Agenda Set-
ting wird gewöhnlich als Funktion der Massenmedien beschrieben, und nicht als Theorie
(www.mediatenor.de/smi_AS_approach.php).
6
Begriff aus dem Altgriechischen für Marktplatz, der für verschiedene Aktivitäten aller
Bürger offen war (übersetzt von www.britannica.com)
7
www.netzpolitik.org
6

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
übersichtlich darstellen und miteinander vergleichen
8
. In Österreich gibt es
eine Reihe von Diplomarbeiten, deren Autoren sich mit dem Thema beschäf-
tigten. So schrieb Tina Brunauer 2007 ihre Diplomarbeit zum Thema ,,Social
Software in politischen Kampagnen".
Der zweite theoretische Schwerpunkt ist Öffentlichkeit. Trotz der zentralen
Bedeutung von Öffentlichkeit in der politischen Kommunikation erfuhr der
Begriff in den Sozialwissenschaften lange keine Ausarbeitung. Der Begriff
Öffentlichkeit entstand im 18. Jahrhundert als Folge der politischen Forde-
rung nach mehr Öffentlichkeit, zur vermehrten Durchsetzung von Bürgerfrei-
heiten (vgl. Schulz 1997, S. 88). ,,Öffentlichkeit leitet sich etymologisch aus
der Eigenschaft, ,Offenheit' im Sinne von ,für jedermann zugänglich' ab.
Als zentrale Stellung in der Theorie der Demokratie verleiht Öffentlichkeit
den politischen Entscheidungen die demokratische Legitimation" (ebd 1997,
S.88).
In den Klassikern der Soziologie (Karl Marx, Max Weber, Georg Simmel)
spielt Öffentlichkeit keine oder nur eine sehr kleine Rolle (vgl. Gerhards 2002,
S. 268). Es dauerte bis Jürgen Habermas und seinem Strukturwandel der Öf-
fentlichkeit
von 1962, bis der Begriff Eingang fand in die Sozialwissenschaf-
ten. Darauf aufbauend entstanden kritische Gegentheorien und weiterführen-
de Theorien. Habermas bezeichnete ,,Öffentlichkeit als kommunikativen Be-
reich, in dem alle Bürger mit Argumenten öffentliche Belange diskutieren,
an deren Ende eine vernünftige öffentliche Meinung steht, die die Grundla-
ge politischer Entscheidungen bildet" (Gerhards 2002, S. 268, 1990 zit. nach
Habermas 1990).
Ralf Dahrendorf betonte 1969, dass eine dauerhafte Beteiligung aller Bürger
nicht nur utopisch, sondern auch nicht wünschenswert sei. Stattdessen kommt
es auf die Möglichkeit der Teilnahme und die damit verbundene Verwandlung
einer an sich passiven, in eine aktive Öffentlichkeit an (vgl. Gerhards 2002,
8
www.parteigefluester.de
7

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
S.269).
Friedhelm Neidhardt definierte moderne Öffentlichkeit als relativ frei zugäng-
liches Kommunikationsfeld, in dem ,,Sprecher" mit bestimmten Thematisierungs-
und Überzeugungstechniken versuchen, über die Vermittlung von ,,Kommu-
nikateuren" bei einem ,,Publikum" Aufmerksamkeit und Zustimmung für be-
stimmte Themen und Meinungen zu finden (vgl. Neidhardt 1994, S.7).
1.3
Forschungsfragen
In den Forschungsfragen wird der Thematik nachgegangen, ob und wie Po-
litiker in Österreich das Web 2.0 nutzen. Wie definieren sie den Begriff Web
2.0? Auf welchen Plattformen haben Politiker ein Profil angelegt? Nutzen sie
ihre Profile um mit Bürgern in einen Dialog zu kommen?
Dazu wurden drei Hypothesen aufgestellt:
· Wenn Politiker auf Web 2.0 Plattformen ein eigenes Profil besitzen,
dann tritt nur eine Minderheit davon regelmäßig
9
in Dialog
10
mit an-
deren Benutzern.
· Wenn Politiker im Nationalrat vertreten sind, benutzen sie Facebook,
Myspace und Youtube intensiver, als Politiker auf Landesebene.
· Politiker, die mehrere Profile in verschiedenen Web 2.0 Plattformen ha-
ben, sehen ihre Aktivitäten vordergründig als Kontaktmöglichkeit mit
Bürgern an, hingegen sehen Politiker mit nur einem Profil, ihre Aktivi-
täten nicht vordergründig als Kontaktmöglichkeit mit Bürgern.
9
mindestens einmal im Monat
10
Zur Definition damit ein Dialog gegeben ist: Statusmeldungen kommentieren; innerhalb
einer Gruppe kommunizieren; sich mit Bürgern auszutauschen
8

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
1.4
Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit setzt sich im Wesentlichen aus sechs Teilen zusammen: Ein
einleitendes Kapitel in welchem die Problemdarstellung, der Erkenntnisstand
und die Forschungsfragen dargestellt sind. Anschließend der theoretische Haupt-
teil, in dem das Grundgerüst behandelt wird, auf dem die vorliegende Arbeit
aufbaut. Der Verfasser beginnt mit einer Begriffsbestimmung von Web 2.0
und weiteren, für die Arbeit relevanten, Web 2.0 Begriffen. Anschließend wer-
den die bekanntesten Web 2.0 Plattformen, die in der vorliegenden Arbeit von
Bedeutung sind, erklärt.
Der grundlegende theoretische Teil beginnt mit der Definition des Begriffs
Öffentlichkeit nach Bernhard Peters. Mit den definierten Peter'schen Kriteri-
en des idealen Modells von Öffentlichkeit wird festgestellt, ob es im Internet
bzw. den Web 2.0 Plattformen ein Modell der Öffentlichkeit gibt.
Ausgehend von einer Netzöffentlichkeit im Internet, ist Kommunikation von
Politikern im Internet als Öffentlichkeitsarbeit zu beschreiben. Aus diesem
Grund wird Public Relations und insbesondere politische Öffentlichkeitsar-
beit in diesem Kapitel erläutert. Im weiteren Verlauf wird der Frage nach-
gegangen, ob Kommunikation in sozialen Netzwerken dialogorientiert ist.
Zu diesem Zweck werden die vier PR-Modelle von Grunig und Hunt be-
schrieben. Ziel der vorliegenden Arbeit ist auch herauszufinden, welches PR-
Modell Politiker im Internet anwenden.
Nach einem Zwischenfazit des grundlegenden theoretischen Teils, folgt zur
besseren Abgrenzung und Übersicht, ein zweiter theoretischer Basisteil. Dar-
in findet sich die Definition des Forschungsfeldes der politischen Kommu-
nikation. Darauf aufbauend wird der Begriff Mediengesellschaft diskutiert.
Es wird auf die Wechselbeziehung von Medien und Politik eingegangen und
es werden die erforschten Modelle erwähnt. Anschließend wird politische
9

KAPITEL 1 ­ EINLEITUNG
Kommunikation mittels traditionellen Massenmedien im Vergleich zum Inter-
net untersucht. Dazu werden die Merkmale von politischer Berichterstattung
im Fernsehen, Radio und Print-Medien verglichen. Die politischen Potentiale
vom Web 2.0 werden anhand der Social-Technographis-Leiter untersucht.
Im fünften Kapitel wird die gewählte Forschungsmethode beschrieben und
die ausgewerteten Ergebnisse werden überprüft. Zu jeder aufgestellten Hy-
pothese wird Stellung genommen. Neben der quantitativ-empirischen For-
schungsmethode, besteht eine weitere Methodik dieser Arbeit aus der Lite-
raturanalyse diverser Fachbücher, Zeitschriften und Online-Medien, die den
theoretischen Teil der Arbeit bildet.
Im sechsten und letzten Kapitel fasst der Verfasser die Ergebnisse der Arbeit
zusammen und zieht ein Fazit, um festzustellen, inwieweit die Forschungsfra-
gen beantwortet werden konnten. Weiters wird ein Ausblick auf zukünftige
Entwicklungen gegeben.
10

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
Kapitel 2
Begriffsbestimmungen
Um die weitere Arbeit und besonders die Theorien zu verstehen, beginnt der
Autor mit den Definitionen von Web 2.0, sozialen Netzwerken und gibt an-
schließend einen Überblick über die ,,wichtigsten" Plattformen. Wichtig, be-
deutet in diesem Zusammenhang, die bekanntesten in Österreich (siehe Ab-
bildung 2.1) nach dem Stand von Mai 2009.
Abbildung 2.1: Gestützte Bekanntheit sozialer Netzwerke Mai 2009
11

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
2.1
Web 2.0
,,Web 2.0 ist ... ein Medium, das durch mehr Nutzerbeteili-
gung, Offenheit und Vernetzungseffekte gekennzeichnet ist" (Tim
O'Reilly).
Der Begriff wurde 2005 durch Tim O'Reilly einer großen Medienöffentlich-
keit bekannt
1
(vgl. O'Reilly 2005). Web 2.0 (auch als Social Media bezeich-
net) ermöglicht die selbst organisierte Interaktion und Kommunikation der
Nutzer, durch Herstellung, Tausch und Weiterverarbeitung von nutzerbasier-
ten Inhalten über Webblogs, Wikis und sozialen Netzwerken. Laut O'Reilly
(ebd. 2005) fungiert nicht mehr der lokale Rechner, sondern das Web als Platt-
form. Auf den Plattformen wird durch das Mitwirken der Nutzer die Vernet-
zung verstärkt. Es geht um Partizipation, Vernetzung und Austausch, und vor
allem darum, sich auf Profilen aktiv einzubringen und eigenen Inhalt beizu-
steuern. Dieser Inhalt wird im Web 2.0 als ,,user generated content" (vom
Benutzer erzeugter Inhalt) bezeichnet.
Wie bereits erwähnt erstellen die Nutzer den Inhalt vorwiegend selbst, das un-
terscheidet Web 2.0 grundlegend von allen anderen Massenmedien der Neu-
zeit, deren Inhalt von Redakteuren oder Unternehmen kreiert und kontrolliert
wird. Besonders beliebt sind sogenannte ,,Mash Technologien" oder ,,Mas-
hups"
2
. Dabei werden schon bestehende ,,Rich-Media-Inhalte"
3
von verschie-
denen Webseiten miteinander kombiniert. Mashups nutzen die offenen ,,API's"
4
,
die andere Web-Anwendungen zur Verfügung stellen. Durch die Möglichkeit
der Kombination, können neue Medieninhalte durch die Benutzer entstehen.
So können z.B. Anbieter von Webseiten, über die API des Google-Dienstes
1
2005 fand auch die erste von Tim O'Reilly in Leben gerufene Web 2.0 Konferenz statt,
siehe http://www.web2summit.com
2
vom englischen ,,to mash" für vermischen
3
Rich Media bezeichnet Inhalte, die optisch und akustisch, durch beispielsweise Video,
Audio und Animation angereichert werden (http://www.mellawebdesign.de/GlossarR.html).
4
Application Programming Interface; Bezeichnung für Schnittstellen zwischen zwei Pro-
grammen (Richter 2007, S. 5)
12

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
,,Maps", Landkarten und Satellitenfotos auf der eigenen Webseite einbinden
und zusätzlich mit individuellen Markierungen versehen. Auch die API von
,,FlickR" wird oft genutzt, um Fotos in andere Anwendungen einzubinden.
(vgl. Richter 2007, S. 34).
Weitere praktische Beispiele zum Web 2.0 hat Helge Fahrnberger in seinem
,,Blog"
5
. Der Paradigmenwechsel des Web 2.0 betrifft fast alle Branchen ­
auch und besonders jene, die mit dem Begriff Web 2.0 wenig anzufangen
wissen. ,,Sei es die seit 200 Jahren bestehende Brockhaus-Enzyklopädie, die
2008 zum letzten Mal in gedruckter Form erschienen ist, da ihr mit ,,Wiki-
pedia" eine Web-2.0-Plattform in nur sieben Jahren den Rang abgelaufen hat
­ oder die kleine Pension im Wintersportort, deren Gäste ihre Buchungsent-
scheidung nicht mehr auf Empfehlung des Reisebüros, sondern auf Basis von
Online-Berichten und Bewertungen anderer Kunden treffen" (vgl. Fahrnber-
ger 2008).
Kritik am Web 2.0
Von Kritikern wird entgegengehalten, dass der Begriff eine reine Marketing-
blase ist, die nur die logische Weiterentwicklung des Internet verkaufsför-
dernd beschreibt. Tim Berners Lee, einer der Entwickler des World-Wide-
Web, vertritt die Ansicht, dass das angeblich neue Netzverständnis in Wahr-
heit nichts anders sei, als das ursprüngliche Netzverständnis, das bereits dem
Web 1.0 zugrunde liegt. (Tim Berner-Lee, Interview bei IBM). ,,Web 2.0 ist in
erster Linie ein Ausdruck für die Weiterentwicklung des Internet und seiner
Nutzer, ein Schlagwort für Veränderungen, für interaktive Trends, technische
Dienste und eine veränderte Wahrnehmung" (Ruisinger 2007, S. 193).
Streng genommen setzen etablierte Suchmaschinen im Internet schon lange
5
Erklärung siehe auf Seite 16
13

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
auf kollektive Intelligenz mit ihren Suchalgorithmen. Der Nutzer einer Such-
maschine findet die Informationen besonders weit oben in der Liste, auf die
sich anderswo im Internet die meisten Querverweise finden. Ähnlich hängt
auch die Aussagekraft von Bewertungen bei Online-Kaufhäusern oder Han-
delsplattformen maßgeblich vom Netzwerkeffekt, also der Zahl von Feed-
backs auf Produkte oder Händler, ab. Aber neu ist der Umstand, dass nicht
eine automatisierte Weiterempfehlung geschieht
6
, sondern Nutzer ihre Be-
wertungen gegenseitig vergleichen und wiederum bewerten oder kommentie-
ren können. Web 2.0 war und ist zwar ein Thema das im Trend liegt, das
bedeutet aber nicht, dass nach der übertriebenen Berichterstattung darüber,
die Bedeutungslosigkeit wartet. ,,Vieles spricht dafür, dass sich daraus Basis-
technologien entwickeln werden, die unsere Zukunft maßgeblich bestimmen
könnten" (Mentzinis 2008, S.6)
Der Begriff Social Media bedeutet - wie bereits erwähnt - das gleiche wie
Web 2.0, doch da Web 2.0 der erste war, der die Weiterentwicklung des Inter-
net beschrieb, wird er auch in dieser Arbeit verwendet.
2.2
Soziale Netzwerke
Benutzer haben die Möglichkeit, auf diesen Webseiten ein Profil anzulegen.
Darin können sie ihre Interessen, Lebenslauf, Beruf, Bilder, Videos oder auch
die persönlichen Kontaktdaten veröffentlichen. Der Benutzer selbst entschei-
det welche Daten er angeben möchte. Zusätzlich verbinden sich die Mitglie-
der über die Funktion des ,,Freunde-Werdens" und interagieren miteinander
(vgl. Li/Bernoff 2008, S. 28). So werden Kontakte mit Freunden, Bekannten,
Verwandten gepflegt oder neue Leute kennen gelernt.
Dabei gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen, wie z.B. das im
6
Zum Beispiel: ,,Sie interessieren sich für Produkt X, also auch für Produkt Y"
14

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
nächsten Abschnitt erklärte Tagging (z.B.: suche Leute, die sich auch mit
Briefmarken beschäftigen), oder die ,,Kontakte meiner Kontakte" Funktion.
Damit lässt sich feststellen, über wie viel Ecken bzw. Kontakte man andere
Mitglieder kennt. ,,Zusätzlich kann in der Regel in Foren oder Gruppen aktiv
mit anderen Experten Wissen ausgetauscht werden um so den ,Community'-
Gedanken aktiv zu leben" (Richter / Koch 2007, S. 28).
Es gibt unzählige soziale Netzwerke für fast jedes Publikum. So gibt es ,,Ca-
fe Mom" für Mütter und werdende Mütter, ,,Piczo" ist bei heranwachsenden
Mädchen beliebt, oder Netzwerke mit spezifischen Erfolgen in bestimmten
Ländern. So ist ,,Orkut" in Brasilien sehr beliebt, ,,Odnoklassniki" in Russ-
land oder ,,Mixi" in Japan
7
.
2.3
Tagging
Beim Tagging ordnet der Nutzer einem bestimmten Thema
8
einen ,,Tag"
9
zu,
um ein späteres Wiederfinden zu erleichtern. Das Objekt kann mit beliebig
vielen, vom Benutzer frei gewählten Schlagwörtern markiert werden. Da-
durch kann der Benutzer sein eigenes Begriffesystem aufbauen. Oft werden
häufig markierte Wörter in einer ,,Tag Cloud"
10
zusätzlich optisch dargestellt
(vgl. Richter 2007, S. 23). Die am öftesten gesuchten Begriffe werden dabei
durch größere Schrift hervorgehoben. Auf Abbildung 2.2 sieht man eine Tag
Cloud auf der Web 2.0 Plattform ,,delicious"
11
.
7
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_social_networking_websites
8
Artikel, Video, Foto usw.
9
deutsch: Schlagwort, Schlüsselwort
10
deutsch: Schlagwortwolke
11
siehe auf Seite 22
15

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
Abbildung 2.2: Schlagwortwolke
2.4
Social Bookmarking
Oft besuchte Seiten lassen sich im Internet-Browser
12
unter den Lesezeichen
abspeichern. Werden die Lesezeichen auf speziellen Internet Seiten gespei-
chert und nicht im Browser, nennt man das ,,social bookmarking". Für den
Benutzer bieten sich im Vergleich zu im Browser gespeicherten Lesezeichen
mehrere Vorteile: Zunächst kann er von jedem internetfähigen PC auf seine
Bookmarks zugreifen und neue hinzufügen. Durch den Login beim Betreiber
des jeweiligen Bookmarkingdienstes hat der Benutzer außerdem die Möglich-
keit, neue ,,Links"
13
zu speichern und diesen eigene Tags zuzuordnen (vgl.
Richter / Koch 2007, S.24).
2.5
Blog
Blog ist eine Art persönliches Tagebuch und wird auch Weblog genannt, ein
aus Web und Log (Logbuch) gebildetes Kunstwort. Die meisten Blogs sind
12
,,Internet-Explorer", ,,Firefox" usw.
13
Verknüpfung zu einer anderen Website (http://www.administrator.de/index.php?faq=15)
16

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
von Privatpersonen betrieben und beinhalten keine objektive Berichterstat-
tung, sondern der Verfasser gibt persönliche Überzeugungen wieder. Viele
Blogs legen sich nicht auf ein Thema fest. Es handelt sich oft nur um Bilder,
Podcasts
14
, Videos oder Links die in dem Blog veröffentlicht werden. Die
meisten Blogs erlauben es Besuchern, ein Kommentar zu einem Beitrag zu
verfassen
15
. ,,Blogs werden nicht zwangsläufig von einem Subjekt betrieben,
es kann auch ein Autorenkollektiv sein, unter Umständen ein professionelles
Redaktionsteam. Beliebt sind Kampagnen-Blogs, die für ein bestimmen Zeit-
raum und zu einem bestimmten Thema den Informationsfluss fokussieren"
(Zeger 2009, S. 25). Auf der Webseite http://www.technorati.com kann man
mit Hilfe eines Suchfeldes (ähnlich der Suchmaschine ,,Google") nach Blogs
zu bestimmten Themen, oder nach Autoren suchen.
2.6
Plattformen
Im nächsten Abschnitt werden die bekanntesten Web 2.0 Plattformen in Ös-
terreich vorgestellt. ,,Flickr" und ,,Delicious" zählen nicht zu den absoluten
Spitzenreitern in Österreich, sind aber aufgrund ihrer besonderen Funktionen
auch in der Auflistung angeführt. In Abbildung 2.3, sind die am häufigst ge-
nutzten Web 2.0 Plattformen dargestellt.
14
Eine Art ,,Radio-Programm", das meistens in Form des MP3 Formats im Internet ver-
breitet wird. Es kann in Webseiten eingebunden werden, und von andern Benutzern ange-
hört werden. Der Name ist eine Kombination von ,,iPod" und ,,broadcast". (übersetzt von
http://www.britannica.com/EBchecked/topic/1090452/podcast)
15
meistens direkt unter dem Artikel
17

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
Abbildung 2.3: Nutzung sozialer Netzwerke in Österreich
2.6.1
Youtube
Die heutige ,,Google"-Tochter YouTube
16
ist der reichweitenstärkste Anbie-
ter für Videoinhalte im Internet. Nutzer können dort eigene Profile erstel-
len, eine Vielzahl von Videos ansehen, eigene Videos einstellen sowie von
Community-Funktionalitäten (Kommentare, Bewertungen, Video-Antworten)
Gebrauch machen.
2.6.2
Myspace
International eines der größten sozialen Netzwerke
17
, ist MySpace
18
in Ös-
terreich nach wie vor, hauptsächlich auf die junge Zielgruppe rund um die
Themen Musik und Unterhaltung begrenzt. Die Nutzer können eigene Pro-
file und Webseiten anlegen und (in begrenzten Rahmen) gestalten. Darüber
hinaus können sie ihr Freundesnetzwerk pflegen, bloggen, Fotos, Videos und
Audiodateien über MySpace zur Verfügung stellen.
16
http://www.youtube.de
17
im angloamerikanischen Raum sollen 260 Millionen Benutzer registriert sein (Stand Au-
gust 2009, Eigenangabe)
18
http://www.myspace.com
18

KAPITEL 2 ­ BEGRIFFSBESTIMMUNGEN
2.6.3
Facebook
Als lokales Studentennetzwerk gegründet, ist Facebook
19
inzwischen das be-
kannteste soziale Netzwerk weltweit. Durch seine Vielzahl an Funktionen,
immer basierend auf Freundes-, Netzwerk- und Gruppenfunktionen und sei-
ne Öffnung für externe Anwendungen, ist Facebook die momentan größ-
te Web 2.0 Plattform. Es zählt 300 Millionen Mitglieder (Stand September
2009, Eigenangabe), und verzeichnet im Jahr 2009 erstmals einen Gewinn
(http://futurezone.orf.at/stories/1627476/). Davon sind 712.200 Mitglieder aus
Österreich (mithilfe der Zielgruppenansprache
20
auf Facebook ermittelt). In
den Profilen können eine Vielzahl von Informationen über die eigene Person
angegeben werden, darunter auch die politische Einstellung. Durch den Vor-
reiter der sozialen Netzwerke werden auch immer wieder Innovationen vor-
angetrieben. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Minianwendungen, mit
diesen können Benutzer noch stärker interagieren, von Einladungen zu Ver-
anstaltungen über selbst generierte Quizzes, bis hin zu gemeinsamen Spielen.
2.6.4
StudiVZ / SchülerVZ / MeinVZ
Das 2006 nach Facebook-Vorbild gegründete sozialen Netzwerk StudiVZ bzw.
die später gegründeten VZnet Netzwerke
21
sind nur im deutschsprachigen
Raum aktiv und haben über 14 Millionen Nutzer (Stand September 2009, Ei-
genangabe) laut eigenen Angaben. StudiVZ ist vordergründig für Studenten,
SchülerVZ für Schüler zwischen 12 und 18 Jahren und MeinVZ für Berufs-
tätige konzipiert. Die drei Netzwerke sind ähnlich gestaltet und miteinander
vernetzt. Im Dezember 2006 wurde StudiVZ für 85 Millionen Euro von der
Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gekauft. In ihren Profilen können die
StudiVZ-Nutzer unter anderem ihre politische Einstellung bekannt geben, sie
19
http://www.facebook.at/
20
Facebook bieten den Benutzern die Möglichkeit selbst Werbung zu gestalten. Als Hilfs-
werkzeug dafür findet sich dort, das für jeden (ohne Registrierung) zugängliche Zielgruppen-
ansprache Werkzeug zur Erstellung von Nutzerstatistiken.
21
http://www.studivz.net http://www.schuelervz.net http://www.meinvz.net
19

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2009
ISBN (eBook)
9783836641050
Dateigröße
2.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule St. Pölten – Medienmanagement
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
3,0
Schlagworte
partei netzwerk öffentlichkeit mediendemokratie
Produktsicherheit
Diplom.de
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Titel: Politiker im Web 2.0
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