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Attraktivitätssteigerung der deutschen Seehäfen durch Verbesserung der Hinterlandanbindung, Stärken - Schwächen der intermodalen Verkehre

©2009 Bachelorarbeit 66 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Zu über 90 Prozent transportieren Schiffe die Güter des Welthandels. Der weltweite Containerverkehr nimmt seit Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten zu und stellt die Transportwirtschaft vor immer neue Herausforderungen. Besonders in Seehäfen spiegelt sich diese Entwicklung wider.
Seehäfen müssen den enormen Flächenbedarf für die Gütermassen decken und immer größere Schiffer schneller abfertigen. Quellen und Ziele des Seeverkehrs sind dabei zwar die Seehäfen, können jedoch nicht ohne leistungsstarke Anbindungen zu den eigentlichen Quellen oder Zielen des Transportvorgangs im Hinterland funktionieren.
Der scharfe Wettbewerb und die sich ständig verändernden Prozesse zwingen Transportanbieter und auch die Seehäfen zu umfangreichen Veränderungen des Transportangebotes und zur Optimierung von Infrastrukturmaßnahmen. Die angelandeten Güter in den Seehäfen müssen landseitig schnell und vor allem kostengünstig den Empfänger erreichen. Eine natürlich ebenso wichtige Rolle nimmt der Vorlauf vom Verlader zum Seehafen in der Gesamt-Transportkette analog dazu ein.
Von den Gesamtkosten eines Transports entstehen in etwa 75 % an Land, lediglich 25 % durch den reinen Seetransport. Daraus ist deutlich zu erkennen, welche überproportional hohe Bedeutung die Prozesse im Seehafenhinterlandverkehr für den Gesamttransport haben. Da in der Regel unterschiedliche Verkehrsträger miteinander reibungslos und kostengünstig verknüpft werden müssen, stellen die Hinterlandverkehre ein komplexes Handlungsfeld dar.
Die Kapazitätsausweitungen in den Seehäfen kann nur dann ohne Einschränkungen verwirklicht werden, wenn gleichzeitig die Verkehrsnetze im Hinterland entsprechend ausgebaut und vor allem die Prozessketten in ihren Abläufen optimiert werden.
Die in dieser Forschungsarbeit betrachteten deutschen Häfen Hamburg, Lübeck und Rostock weisen dabei unterschiedliche Vorgehensweisen in der Bewältigung der Umschlagmengen auf. Es ist nicht davon auszugehen, dass ein einheitliches Konzept in den einzelnen deutschen Seehäfen vorherrscht, hervorgerufen zum einen durch historische Hintergründe und zum anderen durch wettbewerbs- und konkurrenzpolitische Beweggründen.
In der vorliegenden Arbeit werden dabei Studien unter anderem des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des Bundesamtes für Güterverkehr zu Rate gezogen und die Aussagen von Expertengesprächen in den einzelnen Seehäfen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung

Zu über 90 Prozent transportieren Schiffe die Güter des Welthandels. Der weltweite Containerverkehr nimmt seit Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten zu und stellt die Transportwirtschaft vor immer neue Herausforderungen. Besonders in Seehäfen spiegelt sich diese Entwicklung wider.

Seehäfen müssen den enormen Flächenbedarf für die Gütermassen decken und immer größere Schiffer schneller abfertigen. Quellen und Ziele des Seeverkehrs sind dabei zwar die Seehäfen, können jedoch nicht ohne leistungsstarke Anbindungen zu den eigentlichen Quellen oder Zielen des Transportvorgangs im Hinterland funktionieren.

Der scharfe Wettbewerb und die sich ständig verändernden Prozesse zwingen Transportanbieter und auch die Seehäfen zu umfangreichen Veränderungen des Transportangebotes und zur Optimierung von Infrastrukturmaßnahmen. Die angelandeten Güter in den Seehäfen müssen landseitig schnell und vor allem kostengünstig den Empfänger erreichen. Eine natürlich ebenso wichtige Rolle nimmt der Vorlauf vom Verlader zum Seehafen in der Gesamt-Transportkette analog dazu ein.

Von den Gesamtkosten eines Transports entstehen in etwa 75 % an Land, lediglich 25 % durch den reinen Seetransport. Daraus ist deutlich zu erkennen, welche überproportional hohe Bedeutung die Prozesse im Seehafenhinterlandverkehr für den Gesamttransport haben. Da in der Regel unterschiedliche Verkehrsträger miteinander reibungslos und kostengünstig verknüpft werden müssen, stellen die Hinterlandverkehre ein komplexes Handlungsfeld dar.

Die Kapazitätsausweitungen in den Seehäfen kann nur dann ohne Einschränkungen verwirklicht werden, wenn gleichzeitig die Verkehrsnetze im Hinterland entsprechend ausgebaut und vor allem die Prozessketten in ihren Abläufen optimiert werden.

Die in dieser Forschungsarbeit betrachteten deutschen Häfen Hamburg, Lübeck und Rostock weisen dabei unterschiedliche Vorgehensweisen in der Bewältigung der Umschlagmengen auf. Es ist nicht davon auszugehen, dass ein einheitliches Konzept in den einzelnen deutschen Seehäfen vorherrscht, hervorgerufen zum einen durch historische Hintergründe und zum anderen durch wettbewerbs- und konkurrenzpolitische Beweggründen.

In der vorliegenden Arbeit werden dabei Studien unter anderem des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des Bundesamtes für Güterverkehr zu Rate gezogen und die Aussagen von Expertengesprächen in den einzelnen Seehäfen analysiert.

2. Methodologie

Mit Methodologie werden Theorie und Lehre wissenschaftlichen theoretischen wie empirischen Vorgehens zur Lösung von Fragen und Problemen bezeichnet. Die Methodologie einer Forschungsarbeit bildet das Grundgerüst für die Ausarbeitung des Themas. Daher wird sie als sehr wichtiger Teil des Projekts angesehen, sie bildet die Basis für den späteren Erfolg. Durch die Beschreibung der Forschungsansätze und Methoden will der Autor erreichen, dass die Entscheidungen nachvollzogen werden können.

Die Methodologie wurde auf Basis der Bücher „Research Methods for Business Students 2007, fourth Edition“ von Saunders, Lewis und Thornhill, sowie aus „Methoden der empirischen Humangeographie 2005“, von Reuber und Pfaffenbach, erstellt.

2.1 Grund der Forschung und Ausgangslage

Grund der Forschung ist die Erstellung einer Bachelorarbeit des Autors an der Hanze University Groningen. Zum Abschluss des Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft befasst sich der Student in einer Zeitspanne von acht Wochen mit einem vorher festgelegten Thema und erlangt nach erfolgreichem Abschluss den Bachelortitel.

Der Student ist dabei aufgefordert sich ein Unternehmen zu suchen, dass ihn bei der Umsetzung des Forschungsvorhabens unterstützt und für das er eine ihm anvertraute Arbeit erledigt und zum Abschluss eine Empfehlung ausspricht.

Im Folgenden wird die Ausgangslage beschrieben, welche für den Autor gegeben sind, um eine Bachelorarbeit zu erstellen. Hierbei werden die drei Säulen der Kriterien angesprochen, die involviert sind. Die erste Säule ist wie vorab beschrieben die Hanze University Groningen. Die andere Partei die Ostseereederei Scandlines Deutschland GmbH in Rostock und als letzte Säule wird der Autor gesehen, der seine eigenen Ansprüche und Kriterien mit sich bringt.

Hanze University Groningen

Die Hanze University hat ihre Kriterien einer Bachelorarbeit in dem Skript „Graduation Project Handbook“ beschrieben. Demnach muss die Aufgabe für den Studenten sein, dass er fähig ist, sein Wissen und seine Fähigkeiten die er während seines Studiums erworben hat, auf eine wirtschaftliche Situation oder Problem umzusetzen.[1] Dabei soll der Student eine Ausarbeitung verfassen, welche Primäre und Sekundäre Forschung, das Ausmaß der Untersuchung, die Quellen, die Entscheidungen, eine Zusammenfassung sowie eine Empfehlung beinhaltet.[2]

Autor

Der Autor hat seine eigenen Ansprüche und Erwartungen an die Abschlussarbeit die er erfüllen möchte. Dabei muss er im Einklang mit den anderen Kriterien stehen. Für ihn ist es eine besondere Herausforderung eine Verbindung seiner theoretischen und praktischen Erfahrungen durchführen zu können.

2.2. Ziele der Forschungsarbeit und Formulierung der Forschungsfragen

Ziel der Arbeit ist es zu untersuchen, ob es generell möglich ist durch eine Verbesserung der Hafenhinterlandverkehre, die Attraktivität eines Seehafens zu steigern, um damit einen Vorteil gegenüber anderen Wettbewerbern zu erreichen. Dabei wurde versucht mit Hilfe von Expertengesprächen, Schwachstellen aufzuzeigen und zu bewerten.

Dabei fokussiert die Forschungsarbeit folgende zentrale Fragestellungen:

- Situation bzw. Entwicklung der Hafenhinterlandverkehre der ausgewählten Standorte
- Schwachstellenanalyse
- Verbesserungsmöglichkeiten der Intermodalen Verkehre
- Potenziale von IT gestützten Anwendungen

2.3. Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Kapiteln.

Auf einen kurzen einleitenden Abschnitt folgt das Kapitel 2, in dem das methodische Vorgehen, das verwendete Material sowie Datenaufbereitung und -auswertung dargestellt werden.

Das dritte Kapitel befasst sich mit dem theoretischen Hintergrund und vermittelt verkehrliche und infrastrukturelle Informationen. Außerdem werden im vierten Kapitel die Häfen der drei Hansestädte Hamburg, Lübeck und Rostock vorgestellt.

Das Kapitel 5 bildet den Hauptteil der vorliegenden Arbeit, der die Ergebnisse der Untersuchung darstellt und diese gleichzeitig diskutiert und bewertet.

Die Arbeit schließt mit eine Schlussfolgerung und Handlungsempfehlungen.

2.4. Vorgehen und verwendetes Material

Methodisches Vorgehen

Generell lassen sich nach Saunders zwei Kategorien wirtschaftwissenschaftlicher Arbeitsweisen unterscheiden: quantitative und qualitative Methoden.

Quantitativ ausgerichtete Forschung versteht sich dabei als Verfahren, welches mithilfe harter Daten und mathematisch-statistische Analyseinstrumente Hypothesen und Theorien zu überprüfen versucht. Während mit der qualitativen Forschung und einer offenen Fragestellung versucht wird, Phänomene tiefgründiger zu erforschen und Sinnesstrukturen erkennbar zu machen.[3]

Nachfolgend sind Merkmale und Charakteristika der Methoden tabellarisch aufgeführt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: stark verändert nach Reuber & Pfaffenbach (2005), S. 35

Neben einer Internet- und Fachliteraturrecherche, um die Hafenhinterlandverkehre in Hamburg, Lübeck und Rostock zu erfassen, wurden einige qualitative Interviews

geführt, um ausführlichere Informationen über Stärken und Schwächen der Hinterlandverkehre und ihre intermodalen Verkehre zu erhalten.

2.5. Qualitative Datenerhebung

Mit der qualitativen Datenerhebung sollen Expertenmeinungen zum Thema eingeholt werden. Es geht nach Saunders in einer qualitativen Fallstudie besonders darum, ein ganzheitliches und damit realistisches Bild zu zeichnen und möglichst alle für das Untersuchungsobjekt relevanten Dimensionen in die Analyse einzubeziehen.[4] Die Rahmenbedingungen, in den en Wahrnehmungen, Meinungen und Handlungen von Menschen entstehen und geäußert werden, stehen hier im Vordergrund. Während quantitative Untersuchungen eine Objektivität der Ereignisse anstreben, gelten bei qualitativen Verfahren nach Reuber & Pfaffenbach dezidierte Aspekte wie Kontextualität, Subjektivität der befragten Menschen und auch Subjektivität des Forschers als integrativer Bestandteil des Forschungsprozesses und seiner Ergebnisse.[5]

Abb.1: Phasen des Forschungsprozesses nach Reuber & Pfaffenbach[6]

2.5.1. Restriktion der Arbeit

Der Autor hat folgende Abgrenzungen zu seiner Forschungsarbeit zu nennen. Bezüglich der Zeit von 8 Wochen, die von der International Business School Groningen (Hanze University) zur Verfügung gestellt wurden, muss man erwähnen, dass es eine wirklich sehr komprimierte Zeit ist. In Deutschland und auch bei der Scandlines GmbH stehen einem Diplomanden normalerweise bis zu sechs Monate für eine Bearbeitung zur Verfügung.

Aus diesem Grund war es zwingend notwendig, dass im Vornherein eine genaue Aktivitätenliste der Wochen geplant und aufgelistet wurde.

Die Experteninterviews konnten jedoch nicht schon vor Beginn der Forschungsarbeit geplant werden, da noch nicht klar war, dass sich das Untersuchungsgebiet über drei verschiedene Häfen beziehen würde. Terminabsprachen gestalteten sich zum Teil schwierig bzw. wurden erst später beantwortet als das sie noch Berücksichtigung in der Forschungsarbeit finden konnten.

2.5.2. Teilstandardisierte Interviews

Nach Saunders werden teilstandardisierte Interviews häufig auch als teilstrukturierte, semi-strukturierte oder auch als Leitfaden-Interviews bezeichnet. Diese Interviews können im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Sie können sich über mehrere Termine hinziehen, in ihren Fragen- oder Themenvorgaben - dem Gesprächsleitfaden - sehr ausführlich oder sehr knapp sein, den Befragenden weitgehende Freiheiten in der Gestaltung der Frageformulierungen, der Frageabfolge oder Streichung von Fragen zugestehen oder nicht.[7]

Entscheidend für die Abgrenzung zu standardisierten Interviews ist nach Reuber & Pfaffenbach, dass es im Interview keine Antwortvorgaben gibt und dass die Befragten ihre Ansichten und Erfahrungen frei artikulieren können. In der Regel werden die Interviewer bei teilstandardisierten - auch bei relativ stark strukturierten - Interviews zugleich dazu aufgefordert, die im Leitfaden vorgegebenen Fragen nach eigenem Ermessen und nach Einschätzung des theoretischen Anliegens der jeweiligen Studie durch klärende Nachfragen zu ergänzen und Gesichtspunkte aufzugreifen, die von den Befragten unabhängig vom Gesprächsleitfaden in die Interviewsituation eingebracht werden, sofern diese im Fragekontext der Untersuchung als bedeutsam erscheinen.[8]

2.5.3. Forschungsansatz

Saunders kennt folgende zwei möglichen Ansätze, welche in Betracht gezogen werden können: Den deduktiven Ansatz und den induktiven Ansatz. Beim deduktiven Ansatz wird eine Theorie, oder eine These entwickelt, welche mit einer Research-Strategie getestet wird. Bei dem induktiven Ansatz werden Daten gesammelt, wobei aus den gesammelten Daten eine Theorie entwickelt wird.[9]

Die Daten in dieser Arbeit werden durch teilstandardisierte Interviews erhoben, dieses lässt auf einen induktiven Ansatz schließen. Ergänzt wird er dadurch, dass der Autor selber Teil des Forschungsprozesses ist. Weiterhin kann von dem induktiven Ansatz ausgegangen werden, weil von dem Besonderen auf das Allgemeine geschlossen werden kann. Es wird dadurch deutlich, dass die Anwendungsbereiche in einem Seehafenhinterland, auch auf andere Häfen anwendbar sein könnten.

2.5.4. Datenquellen

Es werden generell zwei Arten von Datenquellen genannt, die Primärliteratur und die Sekundärliteratur. In dieser Forschungsarbeit wird auf beide Daten zurückgegriffen, um eine höhere Qualität der Arbeit zu erzielen.

Die Primärquellen generieren sich durch teilstandardisierte und problemzentrierte Interviews durch Experten in den drei ausgewählten Hansestädten.

Die Sekundärliteratur wurde vorwiegend aus Büchern, Fachzeitschriften und dem Internet als Quellen gewonnen. Es wurden außerdem Studienarbeiten, die im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des Bundesamtes für Güterverkehr arbeitet worden sind, als hilfreiche Quellen verwendet. Alle Ressourcen werden im Literaturverzeichnis detailliert aufgelistet.

2.5.5. Objektivität, Reliabilität und Validität

Objektivität bedeutet, dass die Messung unabhängig ist. Vom Forscher, Interviewer oder Auswertenden. Die Untersuchung ist umso objektiver, je weniger der Interviewer (durch Erscheinungsbild, Verhalten u. a.) die Situation beeinflusst (Durchführungsobjektivität). Sie ist außerdem objektiver je weniger Freiheiten der Forscher bei der Auswertung hat, d.h. die Befragung weitestgehend standardisiert ist (Auswertungsobjektivität), sowie weniger Interpretationsspielraum hat (Interpretationsobjektivität).[10]

Die Zuverlässigkeit (Reliabilität) gibt an, inwieweit das Untersuchungsergebnis bei erneuter Messung unter gleichen Bedinigungen auch die gleichen Ergebnisse herauskommen. Eine Befragung ist umso zuverlässiger, je verständlicher und eindeutiger die Fragen formuliert sind.

Gültigkeit (Validität) ist das Maß für die Brauchbarkeit der Methode. Wird das gemessen was gemessen werden soll? Kommen gewünschte Ergebnisse heraus?[11]

Es hat sich als hilfreich erwiesen, dass die qualitative Vorgehensweise gewählt worden ist, weil mit ihrer Hilfe eine ganzheitliche Situationsanalyse gemacht werden konnte. Außerdem birgt ein relativ kurzer Bearbeitungszeitraum die Gefahr, dass nicht ausreichend harte quantitative Daten gesammelt werden können.

2.5.6. Auswahl der Gesprächspartner

Da nach Reuber & Pfaffenbach mit der qualitativen-methodischen Vorgehensweise generell keine Repräsentativität der Untersuchungsergebnisse angestrebt werden kann, sondern Plausibilität, muss die Auswahl der Gesprächspartner nicht wie bei der quantitativen Methode einem Zufallsprinzip folgen, sondern kann bewusster erfolgen. Ein „guter“ Interviewpartner verfügt über „das notwendige Wissen, die Fähigkeit zur Reflexion und Artikulation, über Zeit, um interviewt zu werden und die Bereitschaft, sich an der Untersuchung zu beteiligen.“[12]

Aufgrund der begrenzten Bearbeitungszeit von nur acht Wochen war bei der vorliegenden Arbeit der Zeitfaktor von entscheidender Bedeutung.

Es wurden demnach vier Experteninterviews in den ausgewählten Hansestädten Hamburg, Lübeck und Rostock geführt. Dabei handelte es sich um problemzentrierten Interviews die sich nach Reuber & Pfaffenbach dadurch auszeichnen, dass sie offen und halbstrukturiert sind, da dem Befragten keine Antwortmöglichkeit vorgegeben werden und der Interviewer flexibel auf dem Gesprächsverlauf reagieren kann. Diese problemzentrierten Interviews werden zu den Leitfaden-Interviews gezählt, da ein großer Teil des Gesprächs einem groben Leitfaden folgt, der wiederum die Überlegungen des Forschers zu einer spezifischen Problemstellung widerspiegelt. Das problemzentrierte Interview ist überall dort einsetzbar, wo schon einiges über den interessierenden Forschungsgegenstand bekannt ist und spezifischere Fragestellungen im Vordergrund stehen.[13]

Die Gesprächspartner wurden persönlich oder per Telefax/E-mail nach der Zustimmung zu der Befragung in einem persönlichen Anschreiben über die Grundfragen informiert.

Ziel der Interviews war es, Einblicke in den Ablauf und in das Verfahren der Seehafenhinterlandverkehre aus Sicht von beteiligten Akteuren zu bekommen, die unter Umständen von den offiziellen Studien und Darstellungen der Bundesämter und Wirtschaftsinstituten abweichen würden. Aufgrund äußerer Umstände war es bei einem Interview nicht möglich, das Gespräch mit Hilfe eines Tonbandgerätes aufzunehmen. Statt dessen würde ein Gesprächsprotokoll geführt und nach dem Gespräch ein umfassendes Gedächtprotokoll durchgeführt.

Die Ergebnisse der qualitativen Interviews können im Anhang nachgeschlagen werden.

Nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Gesprächspartner mit deren Expertise und des Unternehmens.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung des Autors

2.6. Datenaufbereitung und Datenauswertung

Qualitative Daten müssen ebenso wie quantitative Daten vor einer Auswertung aufbereitet werden. Diese Aufbereitung beinhaltet zumeist bereits eine erste Interpretation, denn das gesprochene Wort wird so schriftlich wiedergegeben, wie es der Interviewer sinngemäß verstanden hat.

Drei Gespräche wurden mit Hilfe eines Tonbandgerätes aufgenommen und nach den Gesprächen vollständig in normales Schriftdeutsch transkribiert, d.h. die Charakteristik der gesprochenen Sprache bleibt erhalten, die Lesbarkeit ist jedoch erheblich verbessert. Ziel einer Transkription ist nach Reuber & Pfaffenbach ein Interview „für wissenschaftliche Analysen auf dem Papier dauerhaft verfügbar zu machen.“[14]

Ein Interview konnte durch äußere Umstände nicht mit dem Tonbandgerät aufgenommen werden, deshalb wurde während der Gespräche stichpunktartige Aufzeichnungen gemacht und nach dem Gespräch ein Protokoll angefertigt, um wichtige Details möglichst wenig in Vergessenheit geraten zu lassen. Nach Reuber & Pfaffenbach gilt es bei den Aufzeichnungen möglichst viele Details festzuhalten, da sich oft erst im Forschungsverlauf abzeichnet welche Aspekte des Interviews besonders bedeutsam sind, ohne jedoch den Gesprächsfluss zu beeinträchtigen.[15]

Anders als bei wortwörtlichen Transkriptionen birgt ein Protokoll oder Postskriptum immer die Gefahr der Selektivität des Wahrnehmens durch den Interviewer, denn bei der Protokollierung fließt zwangsläufig wie oben erwähnt eine erste Interpretation mit ein.

2.7. Beurteilung und Reflexion der Forschungsmethode

Da zum Zeitpunkt der Forschungsarbeit schon einige Studien von der Bundesrepublik Deutschland über Hafenhinterlandverkehre in Auftrag gegeben worden waren, konnten diese als Grundgerüst der Arbeit verwendet werden.

Die qualitative Befragung von Experten auf diesem Gebiet ist daher für die Vertiefung in dieses Thema als sehr sinnvoll zu erachten.

Eine quantitative Berfragung mit Hilfe von Fragebögen, hätte in dieser kurzen Bearbeitungszeit zu erheblichen Engpässen geführt. Da zum einen nur Experten für dieses spezielle Thema hätten befragt werden können und zum anderen, weil sich das Forschungsgebiet auf drei, recht von auseinander liegende, ausgewählte Standorte erstreckt hat. Außerdem ist es fraglich, ob harte, quantitative Daten für die Forschungsfragen und die Bearbeitung des Themas von Nutzen gewesen wären.

Nach Ansicht des Autors war die Terminfindung mit den Experten der größte limitierende Faktor der Forschungsarbeit, der mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine längere Bearbeitungszeit vermindert werden könnte.

Zahlreiche Zusagen von Experten zu konkreten Interviewterminen kamen so zeitverzögernd, dass sie nicht mehr in die Bearbeitung mit einfließen konnten.

[...]


[1] Vgl. Contents of the graduation project modul, Graduation Project Handbook, Kapitel 3

[2] Vgl. Graduation Project Handbook, Kapitel 5

[3] Vgl. Saunders, M.,Lewis, P., Thornhil, A., (2007) Research Methods for Business Students, fourth edition, Pearson Education, S. 472 ff.

[4] Vgl. Saunders, M.,Lewis, P., Thornhil, A., (2007) Research Methods for Business Students, fourth edition, Pearson Education, S. 478 ff.

[5] Vgl. Reuber & Pfaffenbach (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung, S. 107 f.

[6] Vgl. Reuber & Pfaffenbach (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung, S. 10

[7] Vgl. Saunders, M.,Lewis, P., Thornhil, A., (2007) Research Methods for Business Students, fourth edition, Pearson Education, S. 339 ff.

[8] Vgl. Reuber, P., Pfaffenheim, C. (2005), Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung, S. 94 ff.

[9] Vgl. Saunders, M.,Lewis, P., Thornhil, A., (2007) Research Methods for Business Students, fourth edition, Pearson Education, S. 57 ff.

[10] Vgl. Reuber & Pfaffenbach (2005): Methoden der empirischen Humangeogrphie: Beobachtung und Befragung, S. 134 ff.

[11] Vgl. Saunders, M.,Lewis, P., Thornhil, A., (2007) Research Methods for Business Students, fourth edition, Pearson Education, S. 137, S. 150

[12] Vgl. Reuber, P., Pfaffenheim, C. (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung, S. 150 ff.

[13] Vgl. Reuber, P., Pfaffenheim, C. (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung, S. 131 ff.

[14] Vgl. Reuber, P., Pfaffenbach C. (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung S. 154 ff.

[15] Vgl. Reuber, P., Pfaffenbach, C. (2005): Methoden der empirischen Humangeographie: Beobachtung und Befragung S. 160 ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836639248
DOI
10.3239/9783836639248
Dateigröße
3.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hanzehogeschool Groningen – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2010 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
schifffahrt hafen logistik containerschiff transport
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