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Prozess und Instrumente zur Steuerung und Reduktion operationeller Risiken im Bankensektor

©2009 Masterarbeit 84 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die operationellen Risiken gehören zu den ältesten Risiken, welche das Bankgeschäft seit seiner Gründung begleiten, obwohl ihnen keine ausreichende Aufmerksamkeit bisher gewidmet wurde. Die erheblichen Verlustfälle der letzten Jahrzehnten, deren Ursachen auf operationelle Risiken zurückzuführen sind, haben diese Kategorie ins Zentrum des Interesses verschoben. Das geeignete praktische Beispiel dafür ist der Fall Barings Bank. Das ist einer der Gründe, warum sich der Fokus der Banken als auch der Aufsichtsbehörden von anderen Risikoarten bis zu operationellen erweitert hat. Nach der bevorzugten langjährigen Beschäftigung mit Markt- und Kreditrisiken, sind diese auch ein wichtiger Bestandteil für den wirtschaftlichen Erfolg der Bank geworden.
Der Autor zeigt diverse Möglichkeiten, wie die Banken operationelle Risiken identifizieren, quantifizieren und steuern können. Er erklärt die einzelnen Stufen des operationellen Risikomanagementprozesses und möchte darauf aufmerksam machen, dass der Anteil operationeller Risiken am Gesamtrisiko kontinuierlich steigt und deswegen ist derzeit ein unternehmensweit und proaktiv funktionierendes Risikomanagement mit entsprechenden Instrumenten sogar unerlässlich. Das hilft genauere zukunftsorientierte Prognosen ausarbeiten, die Risiken bewusst ohne überflüssige Verluste eingehen und den Unternehmenserfolg langfristig sichern. Der Leser erfährt die Möglichkeiten zur Identifizierung und Steurung (je nach der gewählten Strategie – Akzeptanz, Verringerung, Transfer) der operationellen Risiken und gleichzeitig sollte es ihm klar sein, wie umfassend das verfügbare Instrumentarium ist. Das Ziel ist es, die steigende Wichtigkeit und Dominanz dieser Risikokategorie im Bankensektor zu betonen.
Gang der Untersuchung:
Die Arbeit umfasst neben der Einleitung und der Zusammenfassung vier Kapitel. Im ersten Kapitel wird mit der Definition und Systematisierung der wichtigsten bankbetrieblichen Risiken angefangen. Nachdem die Grundlagen gelegt werden, wird anschließend die Risikokategorie ‘operationelle Risiken’ ausführlicher erläutert. Nach uneinheitlichen Gliederungen und Definitionen werden die operationellen Ursachen ‘Menschen’, ‘Systeme’, ‘Prozesse’ und ‘externe Ereignisse’ sowie die Abgrenzungen zu anderen Risiken beschrieben. Das Kapitel schließt mit der Darstellung mehrerer Fallbeispielen aus der Praxis, in denen das operationelle Risiko erhebliche Verluste verursacht hat.
Im zweiten Kapitel […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Martin Maslen
Prozess und Instrumente zur Steuerung und Reduktion operationeller Risiken im
Bankensektor
ISBN: 978-3-8366-3914-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland, MA-Thesis /
Master, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

II
ABSTRAKT
Hlavným cieom mojej práce prezentova
prehad nielen o problematike
manazmentu operacných rizík, ale aj o nástrojoch a jednotlivých krokoch tohto procesu,
pouzívaných v bankovom sektore. Úvod práce sa zameriava na popis a definíciu
operacných rizík a hlavných faktorov, ktoré ich vyvolávajú. alsia cas práce je venovaná
regulacnému rámcu z pohadu Bazileja, ako aj nemeckých kontrolných orgánov, ktoré sú
pre oblas operacných rizík relevantné. Nasledujúce kapitoly analyzujú metódy
manazmentu operacných rizík, t.j. spôsoby ich identifikácie, merania, usmerovania a
kontroly v závislosti od stratégie (akceptovanie, redukcia alebo transfer rizika) zvolenej na
ich úcinnú elimináciu. Stúpajúce tendencie a dôlezitos tejto najnovsej rizikovej kategórie,
na ktoré záverecná práca obzvlás upozoruje, sú podrobne analyzované v praktickej casti
na príklade Deutsche Bank AG, ktorá patrí k vedúcim financným institúciám v európskom i
v celosvetovom meradle. Autor prácu zostavil v nemeckom jazyku.

III
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...V
TABELLENVERZEICHNIS ...V
EINLEITUNG ...1
1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND DEFINITION DER OPERATIONELLEN RISIKEN IN
BANKEN...3
1.1
DEFINITION
DES
RISIKOS ...3
1.1.1 WESENTLICHE RISIKOARTEN ...3
1.1.2 DAS REPUTATIONSRISIKO ...5
1.1.3 DEFINITION DER OPERATIONELLEN RISIKEN ...6
1.2
ENTWICKLUNG
VON
OPERATIONELLEN
RISIKEN ...8
1.3
DIE
URSACHEN
VON
OPERATIONELLEN
RISIKEN...11
1.4
ABRENZUNG
DES
OPERATIONELLEN
RISIKOS
VON
ANDEREN
RISIKOKLASSEN ...13
1.5
DIE
FALLBEISPIELE
AUS
DER
PRAXIS ...15
1.5.1 DIE BARINGS BANK ...15
1.5.2 DIE BANK OF NEW YORK...16
1.5.3 DER JÜRGEN SCHNEIDER´S FALL IN DEUTSCHLAND ...17
1.5.4 DIE BANK PARIBAS ...17
2. GESETZLICHE UND RECHTLICHE REGELUNGEN VON OPERATIONELLEN RISIKEN ...19
2.1
KAPITALANFORDERUNGEN
NACH
BASEL
I ...20
2.2
BASEL
II
­
NEUE
KAPITALANFORDERUNGEN...20
2.2.1 ERSTE SÄULE : MINDESTANFORDERUNGEN...21
2.2.2 ZWEITE SÄULE : BANKENAUFSICHTLICHE ÜBERPRÜFUNG ...21
2.2.3 DRITTE SÄULE : DIE MARKTDISZIPLIN...21
2.3
QUANTITATIVE
BEMESSUNGSANSÄTZE
VON
BASEL
II ...22
2.4
NATIONALE
UMSETZUNG...24
3. PROZESS DES MANAGEMENTS OPERATIONELLER RISIKEN UND INSTRUMENTE
(MAßNAHMEN) ZU DEREN STEUERUNG ...27
3.1
RISIKOIDENTIFIKATION
UND
BEURTEILUNG
(MESSUNG) ...29
3.1.1 SELF ASSESMENT (RISIKOINVENTUR)...29
3.1.2 SZENARIOANALYSE ...30
3.1.3 RISIKOINDIKATOREN UND SCORECARDANSATZ...31
3.1.4 GEWINNVOLATILITÄT ...32
3.1.5 BENCHMARKMETHODE ...33
3.1.6 KAUSALDIAGRAMME UND BAYESIANISCHE NETZWERKE ...33
3.2.
RISIKOSTEUERUNG
(RISIKOBEWÄLTIGUNG) ...34
3.2.1 RISIKOVERMINDERUNG ...34
3.2.1.1 TOTAL QUALITY MANAGEMENT ... 35
3.2.1.2 SIX SIGMA... 35
3.2.1.3 EXTERNE QUALITÄTSSTANDARD... 36
3.2.2 RISIKOVERMEIDUNG ...36
3.2.3 RISIKOAKZEPTANZ ...37
3.2.4 RISIKOTRANSFER...37
3.2.4.1 OUTSOURCING ... 38
3.2.4.2 VERSICHERUNG... 40
3.2.5 MAßNAHMEN UND INSTRUMENTE AUS DER SICHT VON BASEL II ...43
3.2.5.1 SYSTEME ­ INFRASTRUKTUR DER BANK UND IT TECHNOLOGIE... 43
3.2.5.2 INTERNE PROZESSE... 45
3.2.5.3 MITARBEITERRISIKO ... 46
3.2.5.4 EXTERNE EREIGNISSEN ... 46
3.3
RISIKOÜBERWACHUNG
UND
BERICHTSWESEN ...48

IV
4. OPERATIONELLE RISIKEN UND DEREN STEUERUNG IM RAHMEN DES KONZERNS
DEUTSCHE BANK ...50
4.1
ARTEN
VON
RISIKEN
IM
KONZERN...50
4.2
ORGANISATION
UND
STRUKTUR
DES
RISIKOMANAGEMENTS
BEI
DER
DEUTSCHEN
BANK...51
4.3
INSTRUMENTE
UND
OR-STEUERUNG
IM
DB
KONZERN...52
4.3.1 OR-PROZESS UND OR-INSTRUMENTE DER DEUTSCHEN BANK ...52
4.3.2 ALLGEMEINE STEUERUNGSINSTRUMENTE DES KONZERNS...54
4.3.2.1 ÖKONOMISCHES VERSUS REGULATORISCHES KAPITAL ... 56
4.3.2.2 KAPITALBERECHNUNG FÜR OPERATIONELLE RISIKEN IM KONZERN ... 59
4.4
CORPORATE
INSURANCE
/
DEUKONA...60
4.5
OUTSOURCING
DER
DEUTSCHEN
BANK
AG ...61
FAZIT UND AUSBLICK ...63
LITERATURVERZEICHNIS ... VI
ANHANG ... XI

V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1: DIE RISIKOKATEGORIEN ...4
ABBILDUNG 2: EINFLUSS VON DEN RISIKEN AUF DEN RUF UND DIE REPUTATION DER
BANKEN ...5
ABBILDUNG 3: OPERATIONELLE RISIKEN ALS KOMPLEMENTÄRRISIKO ...9
ABBILDUNG 4: DAS OPERATIONELLE RISIKO SEPARAT AUSGEWIESEN ...10
ABBILDUNG 5 : URSACHEN DES OPERATIONELLES RISISKO NACH BASEL II ...12
ABBILDUNG 6 : ÜBERBLICK DER OPERATIONELLEN RISIKEN IM BANKBETRIEB ...12
ABBILDUNG 7: OPERATIONELLE RISIKEN KÖNNEN DIREKT ODER ÜBER EIN KREDIT- ODER
MARKTRISIKO SCHLAGEND WERDEN ...14
ABBILDUNG 8 : DIE STRUKTUR VON BASEL II...21
ABBILDUNG 9 : ÜBERGANG VON EINFACHEREN ZU RISIKOSENSITIVEREN ANSÄTZEN VON
BASEL II ...24
ABBILDUNG 10: DIE PHASEN DES RISIKOMANAGEMENTS ...28
ABBILDUNG 11: OPERATIONAL RISK MANAGEMENT IN DER DEUTSCHEN BANK...51
ABBILDUNG 12: OR PROZESS UND OR INTRUMENTE IN DER DEUTSCHEN BANK...53
ABBILDUNG 13: RISK-ASSESSMENT-PROZESS IN DER DEUTSCHEN BANK ...53
ABBILDUNG 14: HAUPTUNTERSCHIEDE ZWISCHEN REGULATORISCHEM UND ÖKOMISCHEM
KAPITAL...56
ABBILDUNG 15: AUFSICHTRECHTLICHES UND ÖKONOMISCHES KAPITAL DER DEUTSCHEN
BANK ...57
ABBILDUNG 16: AUSICHTRECHTLICHES (REGULATORISCHES) KAPITAL DER DEUTSCHEN
BANK ...58
ABBILDUNG 17: EIGENKAPITALQUOTE DER DEUTSCHEN BANK NACH BASEL II...58
ABBILDUNG 18: GLIEDERUNG DES ÖKONOMISCHEN KAPITALS NACH RISIKOKATEGORIEN.59
TABELLENVERZEICHNIS
TABELLE 1: METHODEN ZUR MESSUNG OPERATIONELLER RISIKEN ...29
TABELLE 2: MÖGLICHE VERSICHERUNGSLÖSUNGEN...41

1
EINLEITUNG
Die operationellen Risiken gehören zu den ältesten Risiken, welche das
Bankgeschäft seit seiner Gründung begleiten, obwohl ihnen keine ausreichende
Aufmerksamkeit bisher gewidmet wurde. Die erheblichen Verlustfälle der letzten
Jahrzehnten, deren Ursachen auf operationelle Risiken zurückzuführen sind, haben diese
Kategorie ins Zentrum des Interesses verschoben. Das geeignete praktische Beispiel dafür
ist der Fall Barings Bank. Das ist einer der Gründe, warum sich der Fokus der Banken als
auch der Aufsichtsbehörden von anderen Risikoarten bis zu operationellen erweitert hat.
Nach der bevorzugten langjährigen Beschäftigung mit Markt- und Kreditrisiken, sind diese
auch ein wichtiger Bestandteil für den wirtschaftlichen Erfolg der Bank geworden.
Der Autor zeigt diverse Möglichkeiten, wie die Banken operationelle Risiken
identifizieren, quantifizieren und steuern können. Er erklärt die einzelnen Stufen des
operationellen Risikomanagementprozesses und möchte darauf aufmerksam machen, dass
der Anteil operationeller Risiken am Gesamtrisiko kontinuierlich steigt und deswegen ist
derzeit ein unternehmensweit und proaktiv funktionierendes Risikomanagement mit
entsprechenden Instrumenten sogar unerlässlich. Das hilft genauere zukunftsorientierte
Prognosen ausarbeiten, die Risiken bewusst ohne überflüssige Verluste eingehen und den
Unternehmenserfolg langfristig sichern. Der Leser erfährt die Möglichkeiten zur
Identifizierung und Steurung (je nach der gewählten Strategie ­ Akzeptanz, Verringerung,
Transfer) der operationellen Risiken und gleichzeitig sollte es ihm klar sein, wie umfassend
das verfügbare Instrumentarium ist. Das Ziel ist es, die steigende Wichtigkeit und
Dominanz dieser Risikokategorie im Bankensektor zu betonen.
Die Arbeit umfasst neben der Einleitung und der Zusammenfassung vier Kapitel. Im
ersten Kapitel wird mit der Definition und Systematisierung der wichtigsten
bankbetrieblichen Risiken angefangen. Nachdem die Grundlagen gelegt werden, wird
anschließend die Risikokategorie "operationelle Risiken" ausführlicher erläutert. Nach
uneinheitlichen Gliederungen und Definitionen werden die operationellen Ursachen
"Menschen", "Systeme", "Prozesse" und "externe Ereignisse" sowie die Abgrenzungen zu
anderen Risiken beschrieben. Das Kapitel schließt mit der Darstellung mehrerer

2
Fallbeispielen aus der Praxis, in denen das operationelle Risiko erhebliche Verluste
verursacht hat.
Im zweiten Kapitel werden die rechtlichen Rahmenbedingungen behandelt.
Insbesondere alte und neue Basler Eigenkapitalverordnung mit ihren Schwächen sind
Gegenstand dieser Ausführungen, wobei die aufsichtrechtliche Entwicklung der Kategorie
,,operationelle Risiken" den Schwerpunkt dieses Kapitels darstellt. Den Wert wird auf die
erste baslere Säule "Mindestkapitalanforderungen" und die regulatorischen Verfahren zur
Berechnung der notwendigen Deckungsmittel gelegt. Zum Schluß werden die deutschen
rechtlichen Grundlagen, die die operationellen Risiken angehen, kurz vorgestellt.
Nach der Bekanntmachung mit den aufsichtsrechtlichen Anforderungen im
vorherigen Kapitel stellt der dritte Teil die einzelnen Stufen des Risikomanagement-
prozesses mit zuständigen Instrumenten dar. Insbesondere die Risikoidentifikation, -
messung und -steuerung werden detailiert beschrieben. Auf die Überwachungsphase wird
nur am Rande eingegangen. Danach werden die praktisch gängigsten Tools zur
operationellen Risikosteuerung aus der Sicht der basleren Risikoursachen erwähnt.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verlauf und den Instrumenten des
Risikomanagementprozesses im Rahmen des Konzerns Deutsche Bank. Es werden konkrete
Schritte zur Identifikation von Verlustereignissen in Praxis veranschaulicht und es wird auf
übliche Maßnahmen zur Risikoverringerung und -transferierung eingegangen. Zum Inhalt
des vierten Kapitels gehört auch der Teil, der sich mit der Eigenkapitalunterlegung von
operationellen Risiken befasst und somit ihre steigende und realistische Bedeutung auf der
praktischen Ebene bildet. Zu Unterlagen für das Praxisbeispiel zählen die Geschäftsberichte
der Deutschen Bank, die veröffentlichten Präsentationen sowie Interviews mit Mitarbeitern
der Bank. Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse und ein Ausblick über mögliche
weitere Entwicklungen bezüglich der operationellen Risiken schließen die Masterarbeit ab.

3
1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND DEFINITION DER
OPERATIONELLEN RISIKEN IN BANKEN
1.1 DEFINITION DES RISIKOS
1.1.1 WESENTLICHE RISIKOARTEN
Es ist das tägliche Geschäft der Banken, die Risiken einzugehen. Allerdings werden
die Risiken nur dann eingegangen, wenn das Geschäft angemessen entgolten
wird und
wenn das Risiko durch die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts und die
Schadenshöhe bestimmt ist
. Das
Kreditinstitut entscheidet, ob es diese Risikoposition
eingehen will oder nicht.
Generell ist unter dem Begriff "Risiko" eine Möglichkeit
entweder eines Verlustes oder eines Ertrags ­ positiver oder negativer Abweichung - zu
verstehen, wobei beide sich im Wert der Bank widerspiegeln. In Folgendem wird nur die
negative Bedeutung dieses Begriffes - die Verluste - betrachtet.
Die Risiken selber gibt es
schon, seit es die Banken gibt und sind nicht nur auf das Finanzwesen zu applizieren. Die
Tätigkeiten von Finanzinstituten sind mit vielen potentiellen Verlustmöglichkeiten
verbunden, deren wichtigste Quellen vor allem als das Markt- und Kreditrisiko gesehen
werden.
Außerdem gibt es noch die Liquiditäts-, Geschäfts- oder operationellen Risiken.
Das Marktrisiko, bzw. das Preisrisiko bezeichnet die potentiellen Verluste, die aus
der Gefahr sich negativ entwickelnder Märkte enstehen. Sie umfassen das Zinsänderungs-,
Aktienkurs-, Währungs- und Rohwarenrisiko
1
. Die Preise von Aktiva reagieren auf die
Marktwandlung und weisen häufig extreme Schwankungen auf. Die sich daraus
ergebenden Verlustmöglichkeiten werden als Marktrisiko genannt. Für Aktiva, die zur
Unternehmenstätigkeit gehalten werden und nicht veräußert werden sollen, sind die
Änderungen unbedeutsam. Die Aktiva, deren spätere Veräußerung geplant ist, bergen die
erwarteten oder unerwarteten Verlusten in sich.
Das Kreditrisiko hängt mit der Tatsache zusammen, dass die Kreditnehmer, mit
denen die Verträge abgeschlossen wurden, nicht in der Lage sind, aus verschiedenen
Gründen ihren Verpflichtungen nachzukommen
2
.
1
Vgl. Schierenbeck, H. (1997) ,S.5f.; zum Rohwarenrisiko Hartmann -Wendels,T. A. Pfingsten und M.
Weber (2000), S.411
2
Vgl. Schierenbeck,H. (1997),S.5f.

4
Die Liquiditätsrisiken enstehen aus der Gefahr, dass die Bank ihre Pflichtzahlungen
nich zeitgerecht vornehmen kann. Sie können auch als direkte Folgen von einem der
vorherigen Risiken auftreten und umfassen das Refinanzierung- und Abrufrisiko
3
.
Die Geschäftsrisiken sind ebenfalls nicht nur für die Banken spezifisch. Sie werden
aber häufig nicht berücksichtigt. Sie umfassen die Risiken, die aufgrund veränderter
Rahmenbedingungen entstehen
4
.
Abbildung 1: Die Risikokategorien
5
Quelle:Vgl. Lammers F.( 2005),S.9
Jedes Finanzinstitut verfügt meistens über eigene Risikokategorien und -gliederung,
aber die Grundzüge der Einteilungen sind ähnlich. Trotzdem ist es möglich, dass die
gleichen Risikokategorien bei einzelnen Banken verschiedene Unterarten beinhalten, was in
dieser Arbeit keine wichtige Rolle spielt. Das Auftreten jedes Risikos kann in Abhängigkeit
von der Art und Größe potentiell folgenschwere Konsequenzen haben wie z.B. die
Reputationeinbußen oder in einem Extremfall den Bankrott.
3
Vgl. Süchting, J., Paul,S. (1998) S. 474f.; Hartmann-Wendels,T.,Pfingsten,A.,Weber,M. (2000), S.6f.
4
Dazu zählen beispielweise Veränderungen im Marktumfeld, im Kundenverhalten oder in der
Konkurrenzsituation. Z.B. bei Schierenbeck ,H. (1997) fehlen diese Risiken und bei Hartmann-Wendels
(2000) sind als ,,normale" Risiken bezeichnet.
5
Außerhalb von Liquiditätsrisiken gehören alle anderen zu den Erfolgsrisiken, die in der Praxis über die
Zuordnung von ökonomischem Kapital gesteuert werden. Das ökonomische Kapital gibt an, wie viel Mittel
benötigt wird, um die Verluste abzudecken. Die Steuerung von Liquiditätsrisiken erfolgt über die Bildung von
Liquiditätsreserven, das Setzen von Limiten oder über Verbriefungen am Kapitalmarkt
.
Risikokategorien
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Erfolgsfaktoren

5
1.1.2 DAS REPUTATIONSRISIKO
Im Bereich Bankwesen ist es typisch, dass die Betonung und der Wert vor allem
auf guten Ruf und die Reputation der Banken gelegt wird.
Aus der Nachfragesicht sind für
die meisten Bankprodukte zwei Merkmale wichtig: sie sind erklärungsbedürftig und
vertrauensempfindlich. Diese beiden Aspekte können durch ein Eintreten der
verchiedensten Risiken angegriffen werden, was die
Abbildung 2
bildlich dastellt.
Das
Reputationsrisiko ist eine Aggregation von Risiken und anderen internen und externen
Faktoren. Es gehört zu den schlimmsten Wirkungen aus der Sicht der Banken ­ wer würde
doch die Gelder in einer Bank mit schlechtem Ruf anlegen?
Abbildung 2: Einfluss von den Risiken auf den Ruf und die Reputation der Banken
Risikoform
Schadensform
Quelle: Vgl. Einhaus,Ch. (2002), S. 489 in:Zeitschrift Sparkasse
Einige Risiken kann die Bank kaum beeinflussen, weil sie vom Umfeld, in dem sich
sie befindet, vorgegeben sind. Zu solchen Typen gehören z.B. das Markt-, Kredit- oder
Liquiditätsrisiko. Bei anderen handelt es sich um diejenige, die durch die Bank gesteuert
werden können. Das geeignete Beispiel sind die operationellen Risiken
6
, die u.a. durch die
Personalschulungen, korrektes Arbeiten oder ständige Information an die Mitarbeiter über
mögliche Gefahren minimalisiert werden können. Die erstgenannten Beispiele resultieren
bei jeder Bank aus gleichen Gründen, deshalb sind sie bekannter und können im Vergleich
6
Diese Risiken sind in den Quellen unter verschiedenen Begriffen zu finden. Sie werden oft als
Betriebsrisiken oder operative Risiken genannt. Da es sich um die Synonymen handelt, wird in dieser Arbeit
ausschliesslich den Begriff "operationelles Risiko",bzw. "operationelle Risiken" benutzt.
Kreditrisiko
Marktrisiko
Operationelles Risiko
Liquiditätsrisiko
Strategisches Risiko
Kreditausfall
Handelsverlust
Operationeller Schadensfall
Verlust von Kreditlinien
Verlust von Kunden
Reputations
verlust

6
mit nicht beeinflussbaren Risiken besser einkalkuliert werden. Das Management sollte auf
jeden Fall alle Risikoklasse genau analysieren und einen Weg zu finden, wie man das
Risiko umgehen kann.Unter dem Umgang vesteht man die Vermeidung, Verminderung,
Überwälzung oder Selbsttragung von Risiken. Diese Strategien werden später ausführlich
beschrieben und analysiert.
1.1.3 DEFINITION DER OPERATIONELLEN RISIKEN
Auch wenn es den Kreditnehmer und dem Markt gut geht, d.h. die Markt- und
Kreditrisiken bedrohen die Bank nicht, können die Verluste selber entstehen. Diese
Verlustmöglichkeit, die eine ganze Reihe von Risikounterarten enthält, wurde als
operationalles Risiko bezeichnet. Es nimmt eine Sonderstellung ein und im Vergleich mit
den Kredit- und Marktrisiken existiert unabhängig von den konkreten Geschäften einer
Bank. Sein Schadenspotenzial ist nicht abhängig von der Höhe eines eingegangenen
Geschäfts, sondern hängt hauptsächlich von der Größe der Gesamtbank ab, auf die es
zurückfallen kann. Die operationellen Risiken bestehen im Moment, wenn ein
Unternehmen die Mitarbeiter und Systeme in die Prozessen einsetzt oder externen
Einflüssen unterliegt, meistens bevor das erste Kredit- oder Marktrisiko eingegangen wird.
Sie gehören zu den ältesten Risiken überhaupt, betreffen potenziell jede Aktivität,
existieren in jedem Unternehmen und
begleiten zwangsläufig jede wirtschaftliche Aktivität
des Unternehmens von dessen Gründung an
7
.
In der Hinsicht auf hohe Verlustfälle in der
Vergangenheit sind die Interessen bezüglich dieser Risiken erheblich gestiegen.
Wie die
letzten Jahren zeigen, stellen operationelle Risiken eine wichtige Quelle finanzieller
Verluste im Banksektor
dar.
Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht
8
entwickelte
folgende Definition, die dieses Risiko aus seinen Ursachen ableitet:
7
Vgl. Jovic,D./Piaz,J-M. (2001), S.923-930. in: Der Schweizer Treuhänder
8
Vgl. www.bis.org: Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (engl. Basel Committee on Banking
Supervision) hat das Ziel, einheitliche Wettbewerbs-bedingungen im Rahmen des internationalen
Bankensystems zu erreichen und die mögliche Insolvenz der Finanzinstitute zu reduzieren. Der Ausschuss
wurde im Jahr 1974 von den G-10 Staaten gegründet. Er setzt sich aus Vertretern der nationalen
Bankenaufsichtsbehörden oder der Zentralbanken der führenden Industrienationen zusammen. Der Ausschuss
ist ein reines Beratungsgremium und hat keine gesetzgeberischen Kompetenzen. Er kann nur Empfehlungen
aussprechen, die vor allem als Basis für die Gesetzgebung der EU dienen. Erhältlich unter
http://www.bis.org/bcbs/history.htm , besucht am 21.04.2009

7
"Operational Risk is the risk of loss resulting from inadequate or failed internal
processes, people and systems or from external events. "
9
Abgesehen davon, gibt es in der Literatur verschiedene Auffassungen über die
Risikoarten und ihre Kategorisierung. Hohe Vielfalt der Risikosituationen macht es ganz
schwierig, klare oder eindeutige Gliederung und Struktur vorzunehmen.
Buhr versteht unter den Betriebsrisiken das Risiko, dass die Mängel an
Informationssysteme oder interne Kontrollen zu unerwarteten Verlusten führen. Das steht
in enger Verbindung mit menschlichen Fehlern, dem Versagen von Systemen und
unzureichenden Prozeduren und Kontrollen. Ausgeklammert werden die Bereiche
Organisation, Geschäftspolitik, rechtliche und politische Rahmenbedingungen sowie
Katastrophen und Terror
10
.
Die Ökonomen Schulte und Horsch unterteilen die operativen Risiken in Risiken im
Finanzbereich und Risiken im Betriebsbereich. Das Finanzbereich beinhaltet alle
finanziellen Beziehungen einer Bank. Unter den Risiken im Betriebsbereich fassen sie die
operationellen Risiken und die Abwicklungs- bzw. Betriebsrisiken zusammen, die aus den
Fehlern und Defiziten im technischorganisatorischen und personellen Bereich ausgehen
11
.
Schierenbeck fasst operative und strategische Risiken zusammen. Die operativen
Risiken lassen sich in technische und verhaltensbedingte Ursachen unterteilen, wobei auch
externe Ereignisse zu berücksichtigen sind, da sie technische Probleme auslösen können.
Strategische Risiken bestehen aus dem Risiko fehlerhafter Management-entscheidungen
und aus rechtlichen Risiken
12
.
Innerhalb der operationellen Risiken ist es zwischen ,,high-frequency ­low-
severity" Risiken und ,,low-frequency ­ high-severity" Risiken zu unterscheiden. Zur
erstgenannten Kategorie zählen die Schäden, die durch die Fehler beispielweise bei der
9
Basel Committee on Banking Supervision (2001A):,,Regulatory Treatment of Operational. Risk", Working
Paper No.8,S.2. Erhältlich unter http://www.bis.org/publ/bcbs_wp8.pdf?noframes=1, besucht am 22.04.2009
10
Vgl. Buhr,R. (2000),S.202 - 206
11
Vgl. Schulte,M./Horsch,A. (2004), S.26f.
12
Vgl. Schierenbeck,H. (2003), S.4

8
Ausführung von Überweisungsaufträgen entstehen. Sie treten in einer relativ hohen
Frequenz auf, stellen aber in der Regel keine Existenzbedrohung für die Bank dar. Bei den
,,low-frequency - high-severity" Risiken geht es um die Fälle, die einerseits relativ selten
schlagend werden, andererseits ein hohes Schadenspotential haben. Aufgrund der
Seltenheit ist es schwer, mögliche Folgen zu quantifizieren, was große Gefahr für die Bank
darstellt
13
.
Im Zusammenhang mit dieser Gliederung ist darauf hinzuweisen, dass im
Prinzip die häufigen, schweren und katastrophalen Verluste unterschieden werden.
14
Wie oben bereits erwähnt, gibt es mehrere verschiedene Definitionen dieser
Risikokategorie. Um die Unklarheiten zu beseitigen, wurde eine Definition vorgestellt,
welche sich in der Vergangenheit wachsender Popularität erfreut hat. Diese ist das Ergebnis
einer Studie des britischen Bankenverbandes, der International Swap Dealers Association,
Robert Morris Associates und Pricewaterhouse Coopers: ,,Operational is the risk of direct
or indirect loss resulting from inadequate or failing internal processes, people or systems
or from external events."
15
Dieser Interpretationsansatz wurde später vom Basler Ausschuss übernommen und
um folgenden Satz erweitert: ,,...This definition includes legal risk, but excludes strategic
and reputational risk."
16
1.2 ENTWICKLUNG VON OPERATIONELLEN RISIKEN
Der wichtige Zeitpunkt in der Hinsicht auf die Entwicklung von operationellen
Risiken war der Zusammenbruch des Brettonwoodssystems, der in 70-er Jahren zur
Deregulation der Weltmärkten und zur Einführung neuer Finanzinstrumenten geführt hat.
So sind neue, noch unbekannte Risiken enstanden und aufgrund dessen konnten nicht
gesteuert werden. Der bedeutende Faktor ist auch die Globalisation, die praktisch welweite
Vernetzung von den Märkten bedeutet. Hiermit hatten die Finanzinstituten viele
13
Vgl. Hartmann-Wendels,T./Pfingsten,A./Weber,M. (2004), S.668
14
Vgl.Lammers,F. (2005), S.17f: Die häufigen Verluste werden meistens in Umfragen nicht umgefasst,bzw.
in Umfragen und Untersuchungen des Basler Ausschusses sind diese erfasst, wenn sie die Untergrenze von
10.000 Dollars übersteigen. Die katastrophalen Verluste stellen die Extremsituation dar.
15
ISDA(2000): Operational Risk Regulatory Approach Discussion Paper, S.7. Erhältlich unter
http://www.isda.org/press/pdf/orradp900.pdf, besucht am 23.04.2009.
16
Basel Committee on Banking Supervision : Consultative document: OperationalRisk (2001), S.2. Erhältlich
unter http://www.bis.org/publ/bcbsca07.pdf , besucht am 25.04.2009

9
Angelegenheiten
neue
Geschäfte
abzuwickeln,
wodurch
der
Konkurenzwettbewerbsfähigkeit verschärft wurde. Aus diesen Gründen mussten die
Institute immer elastischer auf die Änderungen reagieren. Die härtere Konkurrenz und
anspruchsvolle Kunden haben die Kreditinstituten immer mehr zu Produktinnovationen
gezwungen. Dadurch wurden die Anforderungen an Angestellten, Informationstechnologie
und Geschäftsprozesse strenger, wobei das Versagensrisiko zugleich gewachsen ist. Zu
anderen Konsequenzen der wachsenden Konkurrenz gehören die komplexere Produkte und
Angebote, die die Aufdeckung und die Übersicht der Risiken schwerer machen; die
Bemühung die Kosten zu minimalisieren
17
; der technische Fortschritt, der vor allem durch
die Benutzung von Internet charakterisiert wird; oder die politische, ökologische oder
ethnische Faktoren, die mit teroristichen Anschlägen und Naturkatastrophen zu verknüpfen
sind. Operationelle Risiken lassen sich zwar an den Beispielen verdeutlichen, aber es ist
keine leichte Aufgabe, eine umfassende und praktikable Definition zu finden. Diese
Risikoart wurde von Anfang an nicht explizit, sondern als der Bestandteil der restlichen
Risiken definiert (Abbildung 3).
Abbildung 3: Operationelle Risiken als Komplementärrisiko
Operationale Risiken
Quelle: Vgl. Österreichische Nationalbank:Leitfaden zum Management des operationellen Risiko (2005), S.8.
Erhältlich
unter
http://www.oenb.at/de/img/lf_operationelles_risiko_tcm14-36314.pdf,
besucht
am
27.04.2009
Bisher basierte das Risikomanagement der Banken auf den Markt- und
Kreditrisiken, da angenommen wurde, dass daraus das größte Schadenspotential ausgeht.
Den Verlust verursachende Ereignisse, die auf menschliches Fehlverhalten bzw. Versagen
oder unangemessenes internes Kontrollsystem zurückzuführen sind, haben die
Notwendigkeit eines operationellen Risikomanagements getrieben. Aufgrund dieser
Entwicklung hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im Jahr 1999 den ersten
17
Manche Aktivitäten in Form nicht geeigneter Rationalisierungsprozessen können operationelle Risiken und
Fehler bewirken, z.B. die Entlassung von Mitarbeiter (d.h.Kostensenkung), die mit Arbeitszeit-erhöhung
begleitet wird, kann zur schlechteren Konzentration und höheren Fehlerquote von Mitarbeitern führen.
Geschäftsrisiken
einer Bank
Kredit
risiko
Kredit
risiko
Markt
risiko

10
Entwurf für neue Rahmenbedingungen ,,Basel II" vorgelegt, der neben der
Eigenkapitalunterlegung für die Markt- und Kreditrisiken auch die Unterlegung
operationeller Risiken mit dem Eigenkapital verlangt.
Im Januar 2001 hat der Ausschuss
diese restlichen Risiken eingegrenzt, wobei zum ersten Mal eine Definition des
operationellen Risiko eingeführt wurde
(Abbildung 4).
Das operationelle Risiko war als
Gefahr von Verlusten infolge unzulänglicher oder fehlgeschlagener interner Prozesse,
Systeme oder Menschen sowie von externen Ereignissen definiert. Die Definition beinhaltet
das Rechtsrisiko, schliesst aber strategisches -und Reputationsrisiko aus. Der Basler
Ausschuss orientiert sich auf die Ursache eines Schadensereignisses, um so die Verluste
von Ereignissen, die anderen Risikokategorien zuzurechnen sind, abzugrenzen.
Abbildung 4: Das operationelle Risiko separat ausgewiesen
Restrisiken, z.B. strategisches oder Reputationsrisiko
Quelle: Vgl. Österreichische Nationalbank:Leitfaden zum Management des operationellen Risiko (2005), S.9.
Erhältlich
unter
http://www.oenb.at/de/img/lf_operationelles_risiko_tcm14-36314.pdf,
besucht
am
27.04.2009
Neben der Ermittlung des regulatorischen Eigenkapitals und dessen Einhaltung
müssen die Kreditinstitute weitere Voraussetzungen erfüllen. Es werden nicht nur
quantitative Anforderungen an die Umsetzung der Eigenkapitalunterlegungsansätze für
operationelle
Risiken
18
,
sondern
auch
einige
qualitativer
Natur
an
den
Risikomanagementprozess gestellt. Dazu gehören die sogenannten ,,Sound Practices for
the Management and Supervision of Operational Risk"
19
, die von der Risk Management
Group des Basler Ausschusses erstellt wurden.
18
Es geht um Basisindikator-, Standard- und ambitionierte Ansätze, die im zweiten Teil definiert werden.
19
Unter denen versteht man 10 Grundsätze, die Umgang mit operationellen Risiken durch Empfehlungen
regeln
.
Sie sind im Anhang 1 zu finden.
Kredit
risiko
Markt
risiko
Kredit
risiko
Markt
risiko
Operat.
Risiko

11
1.3 DIE URSACHEN VON OPERATIONELLEN RISIKEN
Der
Begriff
,,operationelles
Risiko"
hat
innerhalb
des
Bankensektors
unterschiedliche Bedeutungen und die Banken verwenden eigene Definitionen für interne
Zwecke. Das wichtigste ist, dass jede Definition das gesamte Spektrum operationeller
Risiken berücksichtigt und die wichtigsten Ursachen großer operationell bedingten Verluste
erfasst. Zu solchen Risikoereignissen, die der Basler Ausschuss in der Zusammenarbeit mit
dem Bankensektor als mögliche Ursachen großer Verluste identifiziert hat, zählen
beispielweise:
·
interne betrügerische Handlungen, z.B. absichtliche falsche Angabe von
Positionen, Diebstahl durch Mitarbeiter und Insidergeschäfte;
·
externe betrügerische Handlungen, z.B. Raub, Fälschung, Scheckbetrug und
Schäden durch Computerhacker;
·
Einstellungspraktiken und Sicherheit am Arbeitsplatz, z.B. Verstoß gegen
Vorschriften der Sicherheit, Diskriminierungsklagen
·
Kunden,
Produkte
und
Geschäftspraxis,
z.B.
Missbrauch
vertraulicher
Kundeninformationen, Verkauf nicht genehmigter Produkte
·
Schäden am Sachvermögen, z.B. Terrorismus, Vandalismus, Erdbeben, Brände
·
Geschäftsunterbrechungen
und
Systemausfälle,
z.B.
Hardware-
und
Softwarepannen, Telekommunikationsprobleme, Stromausfälle
·
Ausführung, Lieferung und Prozessmanagement, z.B. fehlerhafte Dateneingabe,
unvollständige Dokumentation, unzulässiger Zugang zu Kundenkonten
Der Basler Ausschuss unterscheidet gemäß seiner Definition über vier Ursachen -
"internal processes, people, systems or external events". Die ersten Drei sind interne
Parameter, die das Unternehmen beeinflussen kann, wobei externe Ereignisse sich
außerhalb der Unternehmeneinflüssen befinden. Diese Einsicht entspricht der Abbildung 5.
Aus anderer Sicht sind unter operationellen Risiken und deren Ursachen alle
Gefahren zu verstehen, die entweder intern oder extern verursacht sind. Diese Risiken
können in die intern verursachten Faktor- oder Abwicklungsrisiken und durch externe
Erreignisse verursachten Risiken unterteilt werden (Abbildung 6).

12
Abbildung 5 : Ursachen des operationelles Risisko nach Basel II
Quelle: Vgl.Einhaus,Ch. (2002), S. 488 in:Zeitschrift Sparkasse
Abbildung 6 : Überblick der operationellen Risiken im Bankbetrieb
Quelle: Vgl.
Brösel,G., Rothe,C. (2003), S.378-379
Die Faktorrisiken, die sich aus den Risiken personeller Art - den sogenannten
Mitarbeiterrisiken und aus den Risiken sachlich-technischer Art - den Betriebsmittelrisiken
- zusammensetzen, wirken sich im Sinne von Kostenrisiken erfolgsmindernd aus und
stellen somit hauptsächlich Erfolgsrisiken dar. Die Abwicklungsrisiken oder Risiken
ablaufstruktureller Art, die sich aus den Produktionsfaktoren Betriebsmittel und Arbeit
ergeben, wirken sich in der Regel nicht direkt kostenwirksam aus, sondern werden meistens
Operationelle Risiken
Intern verursachte Risiken
Extern verursachte Risiken
Faktorrisiken
Abwicklungsrisiken
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Verfahren
(Processes)z.B
.
Menschen
( People)z.B.
Systeme
(Systems)z.B.
Externe
Einflüsse
(external
events)z.B.
Management
Controlling
Workflows
Betrug
Fehler
Humankapital
Infrastruktur
Anwendungen
Veralterung
Katastrophen
Kriminalitä
Outsourcing
Kreditrisiko
Weitere
Risikoarten
Operationelles
Risiko
Marktrisiko
Risiko
Interne Beeinflussbarkeit
Keine interne Beeinflussbarkeit

13
in Verbindung mit einzelnen Bankgeschäften liquiditäts- bzw. ertragswirksam. Die Risiken
dieser Kategorie lassen sich hauptsächlich in die Organisations-, Haftungs- und in die
Vertragsrisiken unterscheiden.
Die Bedrohungen, die auf externe Ereignisse zurückzuführen sind, können in die
Risiken doloser, rechtlicher sowie übriger Art gegliedert werden. Die Risiken doloser Art
umfassen die Risiken infolge krimineller Handlungen. Dazu gehören beispielsweise
Banküberfä1le oder zunehmende Computer- und Internetkriminalität. Rechtliche Risiken
betreffen die Veränderungen des Rechtsrahmens. Diese können einerseits aus der
Gesetzgebung und andererseits aus der Rechtsprechung resultieren. Die Risiken übriger Art
stellen hauptsächlich jene Gefahren dar, die durch physische Einflüsse oder höhere Gewalt
bedingt sind. Unter höherer Gewalt werden beispielsweise Kriegsereignisse jeder Art,
Epidemien, innere Unruhen oder Erdbeben verstanden. Bis auf die Risiken rechtlicher Art
wirken sich die Gefahren dieser Kategorie im allgemeinen direkt liquiditäts- und/oder
ertragswirksam aus.
1.4 ABRENZUNG DES OPERATIONELLEN RISIKOS VON ANDEREN
RISIKOKLASSEN
Bei genauerer Betrachtung steht ein erheblicher Anteil der Schadensfälle, die in
Banken auftreten und dem Markt- oder Kreditrisiko zugerechnet werden, mit dem
operationellen Risiko im engen Zusammenhang. Ob ein Verlustereignis einer
operationellen Art ist, entscheidet sich definitionsgemäß nicht durch seine Konsequenzen,
sondern durch seine Ursachen. So können sie mittelbar und unmittelbar schlagend werden,
wobei indirekte Realisierung über ein Markt- oder Kreditrisiko erfolgt.
Das bestätigen auch
die Studien der Basler Bankenaufsicht, da etwa 60 % aller operationellen Schäden eines
Kreditinstituts treten im Privatkunden- oder Firmengeschäft auf
20
.
Hiefür sind die im Kapitel 1.5 beschriebenen Fälle geeignet, wo ein Marktrisiko den
Verlust in Form von Kursverlusten generiert hat, dieser aber durch operationelles Risiko
verursacht wurde. Die Verluste in der Affäre "Schneider" in Deutschland wurden durch den
20
Vgl. Basel Committee on Banking Supervision (2003): The 2002 Loss Data Collection; Exercise for
Operational Risk, S.14f. Erhältlich unter http://www.bis.org/bcbs/qis/ldce2002.pdf?noframes=1, besucht am
29.04.2009

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836639149
DOI
10.3239/9783836639149
Dateigröße
938 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Studiengang Internationales Finanzmanagement
Erscheinungsdatum
2009 (November)
Note
1,0
Schlagworte
operationelle risiken basel deutsche bank bankensektor steuerungsinstrumente
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Titel: Prozess und Instrumente zur Steuerung und Reduktion operationeller Risiken im Bankensektor
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