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Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913

©2010 Bachelorarbeit 56 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Durch Backtesting der Momentum-Handelsstrategie auf einen historischen Datensatz soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob sich hieraus in der Vergangenheit Überrenditen hätten erzielen lassen können. Die Auswertung erstreckt sich hierbei über den Zeitraum von 1880 bis 1913, wobei aus dem Jahr 1913 nur die Folgerenditen für die Vervollständigung der Datenbasis des Jahres 1912 herangezogen wurden. Mithilfe der erzielten Ergebnisse der Studie soll kritisch hinterfragt werden, ob die Markteffizienztheorie weiterhin Bestand hat oder ob diese falsifiziert werden kann. Thematisch verwandte Studien zeigten, dass durch den Kauf bzw. Verkauf vergangener Gewinner bzw. Verlierer zukünftige Überrenditen erzielbar gewesen sind. Da sich diese Untersuchungen auf einen jüngeren Datensatz mit internationalen Wertpapieren bezogen haben, wird für diese Studie bewusst eine ältere Zeitreihe nur mit deutschen Aktien gewählt, um festzustellen, ob die Bedeutsamkeit auch in einer länger zurückliegenden Ära auf nationaler Ebene bestand hat. Desweiteren wird in dieser Ausarbeitung ein risikoloser Ansatz über eine Long-Short-Positionierung verfolgt, wobei immer ein gleich bleibender Betrag in die bis zu 12 Monaten parallel laufenden und sich überschneidenden Portfolios investiert wird und diese eine identische Laufzeit vorweisen. Somit soll gewährleistet werden, dass durch diese Herangehensweise kein Kapitaleinsatz benötigt wird, da sich die Investitionen und Erträge aus dem Long- und dem Short-Portfolio gegenseitig egalisieren. Im Rahmen der Studie wird auf die Berücksichtigung der Transaktionskosten und die Angleichung des Risikos verzichtet, da zum Einen keine verslässlichen Daten aus dieser Zeit vorliegen und nicht in dem Datensatz enthalten sind oder daraus hervorgehen und zum anderen aufgrund der zeitlichen Einschränkung zur Fertigstellung der Bachelorarbeit.
Zunächst wird in Kapitel zwei vorab eine Einführung in die Kapitalmarkttheorie angeführt, da diese ein Grundbaustein für die darauf folgenden Ansätze darstellt. Daraus hervorgehend wird in diesem Abschnitt auch besonderer Wert auf die Markteffizienztheorie und die sich hieraus ergebenden Folgerungen gelegt, sowie Begründungen erörtert, warum diese das Ergebnis rational handelnder Marktteilnehmer sein sollte. Für ein besseres Verständnis wird im zweiten Kapitel ebenso beschrieben, durch welche Eigenschaften und Handlungen ein Mensch als rational zu bezeichnen ist. Die von Harry […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Frank Pfeiffer
Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern am deutschen
Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
ISBN: 978-3-8366-4565-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main,
Deutschland, Bachelorarbeit, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- II -
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... IV
Tabellenverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
Symbolverzeichnis ... VII
1
Einleitung ... 1
2
Einführung in die Kapitalmarkttheorie ... 2
2.1
Markteffizienzhypothese (EMH) ... 2
2.1.1
Arten der Markteffizienz... 5
2.1.1.1
Schwache Markteffizienz ... 5
2.1.1.2
Mittelstarke Markteffizienz ... 5
2.1.1.3
Strenge Markteffizienz ... 6
2.2
Hypothese rationaler Erwartungen ... 6
2.2.1 Homo Oeconomicus ... 6
2.3
Moderne Kapitalmarkttheorie ... 7
2.3.1
Portfoliotheorie ... 7
2.3.2
Capital Asset Pricing Model (CAPM) ... 8
2.3.3
Arbitrage Pricing Theory (APT) ... 10
2.4
Kapitalmarktanomalien ... 12
2.4.1
Definition und empirische Beobachtungen ... 12
2.4.2
Über- und Unterreaktion von Börsenkursen ... 13
2.4.3
Erklärungsansätze ... 15
3
Handelsstrategien ... 16
3.1
Momentum-Strategie ... 16
3.2
Momentum-Oszillator ... 17
3.3
Relative Stärke ... 18
3.3.1
Relative Stärke nach Levy ... 18
3.3.2
Relative-Stärke-Index nach Wilder ... 19
3.4
Contrarian-Strategie ... 20
4
Empirische Untersuchung ... 21
4.1
Vorstellung des Datensatzes ... 21
4.1.1
Anpassungen ... 21
4.2
Grundsätzliche Vorgehensweise der Auswertung ... 22
5
Präsentation der empirischen Ergebnisse... 24
5.1
Allgemeine Untersuchung der gemessenen Renditen ... 24
5.2
Betrachtung der einzelnen Dekaden ... 26
5.3
Argumentation anhand der historischen Entwicklung ... 28
5.4
Signifikanztest ... 29

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- III -
5.5
Beobachtete Saisonalitäten ... 30
6
Abschlussbetrachtung / Fazit ... 31
Literaturverzeichnis ... 34
Anhang ... 37

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- IV -
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Struktur der Markteffizienzen (Quelle: Wilhelm 1996, S. 40) ... 6
Abbildung 2: Effizienzkurve des Anlegers (Quelle: Schmidt und Terberger 1996, S. 328) ... 8
Abbildung 3: Ableitung des Tangentialportfolios
(Quelle: Bodie, Kane und Marcus 2008, S. 296) ... 10
Abbildung 4: Über- und Unterreaktion von Börsenkursen
(Quelle: Jaunich und von Nitzsch 2009, S. 3) ... 14
Abbildung 5:
Daimler AG Tageschart (Quelle: www.Tradesignalonline.com) ... 17
Abbildung 6: Renditeentwicklung von 1880-1912 (Quelle: Eigene Darstellung) ... 25

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- V -
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Renditeentwicklung von 1880-1912 (Quelle: Eigene Darstellung) ... 25
Tabelle 2: Statistische Kennzahlen über den gesamten Zeitraum
(Quelle: Eigene Darstellung) ... 26
Tabelle 3: Renditeentwicklung der jeweiligen Dekaden (Quelle: Eigene Darstellung) ... 26
Tabelle 4: Statistische Kennzahlen der jeweiligen Dekaden (Quelle: Eigene Darstellung) ... 27
Tabelle 5: Ergebnisse des T-Tests über alle Anlageperioden (Quelle: Eigene Darstellung) ... 30
Tabelle 6: T-Test des Januar-Effektes (Quelle: Eigene Darstellung) ... 30

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- VI -
Abkürzungsverzeichnis
APT:
Arbitrage Pricing Theory
CAPM:
Capital Asset Pricing Model
CML:
Capital Market Line
EMH:
Efficient Market Hypothesis
ESRP
Earnings Surprise
KGV:
Kurs / Gewinn-Verhältnis
LTRV
Long Term Reversal
MOM
Momentum
NYSE
New York Stock Exchange
RS
Relative Stärke
RSI
Relativer Stärke Index
STRV
Short Term Reversal

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- VII -
Symbolverzeichnis
CF
t
:
Cash Flow der jeweiligen Periode
E(R
i
)
erwartete Rendite einer Aktie
F
t
:
Faktor zur Erklärung des systematischen Risikos
H
0
:
Nullhypothese
H
1
:
Gegenhypothese
PV
0
aktueller Unternehmenswert
r
risikoloser Zins
R
i
CAPM-Rendite
R
m
erwartete Marktrendite
(R
m
- R
f
) Risikoprämie für die Investition in Aktien
R
jt
Rendite einer Aktie über den Zeitraum t
i
aktienspezifisches Risiko
j
Faktorsensitivität einer Aktie auf Änderungen dieses Faktors
j
unternehmensspezifischer Störterm
monatliche Überrendite
Volatilität

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- 1 -
1
Einleitung
Durch Backtesting der Momentum-Handelsstrategie auf einen historischen Datensatz
soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob sich hieraus in der Vergangen-
heit Überrenditen hätten erzielen lassen können. Die Auswertung erstreckt sich hier-
bei über den Zeitraum von 1880 bis 1913, wobei aus dem Jahr 1913 nur die Folge-
renditen für die Vervollständigung der Datenbasis des Jahres 1912 herangezogen
wurden. Mithilfe der erzielten Ergebnisse der Studie soll kritisch hinterfragt werden,
ob die Markteffizienztheorie weiterhin Bestand hat oder ob diese falsifiziert werden
kann. Thematisch verwandte Studien zeigten, dass durch den Kauf bzw. Verkauf
vergangener Gewinner bzw. Verlierer zukünftige Überrenditen erzielbar gewesen
sind. Da sich diese Untersuchungen auf einen jüngeren Datensatz mit internationalen
Wertpapieren bezogen haben (Jegadeesh und Titman von 1965 bis 1989), wird für
diese Studie bewusst eine ältere Zeitreihe nur mit deutschen Aktien gewählt, um
festzustellen, ob die Bedeutsamkeit auch in einer länger zurückliegenden Ära auf
nationaler Ebene bestand hat. Desweiteren wird in dieser Ausarbeitung ein risikolo-
ser Ansatz über eine Long-Short-Positionierung verfolgt, wobei immer ein gleich
bleibender Betrag in die bis zu 12 Monaten parallel laufenden und sich überschnei-
denden Portfolios investiert wird und diese eine identische Laufzeit vorweisen. Somit
soll gewährleistet werden, dass durch diese Herangehensweise kein Kapitaleinsatz
benötigt wird, da sich die Investitionen und Erträge aus dem Long- und dem Short-
Portfolio gegenseitig egalisieren. Im Rahmen der Studie wird auf die Berücksichti-
gung der Transaktionskosten und die Angleichung des Risikos verzichtet, da zum
Einen keine verslässlichen Daten aus dieser Zeit vorliegen und nicht in dem Daten-
satz enthalten sind oder daraus hervorgehen und zum anderen aufgrund der zeitlichen
Einschränkung zur Fertigstellung der Bachelorarbeit.
Zunächst wird in Kapitel zwei vorab eine Einführung in die Kapitalmarkttheorie an-
geführt, da diese ein Grundbaustein für die darauf folgenden Ansätze darstellt. Da-
raus hervorgehend wird in diesem Abschnitt auch besonderer Wert auf die Marktef-
fizienztheorie und die sich hieraus ergebenden Folgerungen gelegt, sowie Begrün-
dungen erörtert, warum diese das Ergebnis rational handelnder Marktteilnehmer sein
sollte. Für ein besseres Verständnis wird im zweiten Kapitel ebenso beschrieben,
durch welche Eigenschaften und Handlungen ein Mensch als rational zu bezeichnen
ist. Die von Harry M. Markowitz entwickelte Portfoliotheorie wird anschließend in

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- 2 -
ihren Grundzügen erklärt und auf die darauf aufbauenden Fortführungen wie etwa
das Capital Asset Pricing Model und auf die Arbitrage Pricing Theorie eingegangen,
da beide Ansätze zur Verinnerlichung der Thematik entscheidend beitragen und für
eine ernsthafte Abhandlung in diesem Zusammenhang unumgänglich sind. In Ver-
bindung mit diesem Sachbezug ist eine Erörterung von historisch nachgewiesenen
Kapitalmarktanomalien und die damit einhergehenden möglichen Erklärungsansätze,
sowie einige Beispiele zur besseren Veranschaulichung essentiell und rundet damit
dieses Kapitel ab.
Im dritten Kapitel werden die Methodik des Momentum-Ansatzes und die diametrale
Handlungsweise der Contrarian-Strategie dem Leser näher gebracht, um ein fundier-
tes Verständnis für die daraus abzuleitenden Handelsstrategien zu schaffen. Weitere
Thematisierungen finden die Darstellung des Momentums mittels eines Oszillators
sowie ein kurzer Anriss der Relativen Stärke und deren Verknüpfung in den Momen-
tum-Kontext.
Bevor die empirischen Ergebnisse im fünften Kapitel präsentiert werden, erfolgt
vorweg eine umfassende Vorstellung der Details und der Charakteristika des histori-
schen Datensatzes. Ein Fokus wird an dieser Stelle auch auf die Schilderung der
durchgeführten Anpassungen gelegt, welche für eine effiziente Auswertung als uner-
lässlich erachtet werden. Nachdem diese Grundlage der Untersuchung näher erläutert
wurde, erfolgt eine allumfassende Analyse der erlangten Resultate. In die Gesamtbe-
trachtung fließen jedoch nicht nur die statistisch ermittelten Kennzahlen ein, viel-
mehr wird auch die damalige politische Situation mit in Betracht gezogen, um eine
möglichst vielschichtige Argumentation für die Beobachtungen anzubieten.
2
Einführung in die Kapitalmarkttheorie
2.1
Markteffizienzhypothese (EMH)
In den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wollten Roberts, Jensen, Muth
und Fama beweisen, dass die Märkte eine gewisse Effizienz vorweisen und sich nicht
nur zufällig bewegen. Das Verhalten der Anleger ist ihrer Ansicht nach der Grund,
warum die Märkte sogenannte ,,faire Preise" bilden. 1970 veröffentlichte Eugene
Fama die von ihm entwickelte ,,Efficient Market Hypothesis"
(EMH)
. Die Grundaus-
sage der Hypothese lautet, dass zum aktuellen Zeitpunkt alle am Markt verfügbaren
Informationen bereits in den Börsenkursen eingepreist sind (vgl. Fama 1970 S. 383).

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- 3 -
Eine Erklärung dafür ist, dass die besser informierten Marktteilnehmer in der Regel
institutionelle Investoren sind, die mit großem Kapitaleinsatz diese Diskrepanzen,
gemeint sind hierbei die kurzfristigen Abweichungen von dem gerechtfertigten Preis
einer Aktie, unmittelbar ausnutzen und sich der Kurs dadurch in kürzester Zeit auf
einem gerechtfertigten Niveau einpendelt (vgl. Spremann 2006, S. 154-155). Die
Anleger agieren in diesem Bild entsprechend schnell und rational (vgl. Muth 1961, S.
315-317). Folglich kann daraus abgeleitet werden dass alle Unternehmen, welche am
Kapitalmarkt gehandelt werden, dort zu einem Preis notieren, der sich aus der Dis-
kontierung der zukünftigen Erträge des Unternehmens errechnen lässt.
1
0
=
0
+
1
1 +
+
2
1 +
2
+ +
1 +
wobei:
PV
0
= aktueller Unternehmenswert
CF
t
= Cash Flow der jeweiligen Periode
r = risikoloser Zins
(Trautmann 2007, S. 17)
Informationen, welche die künftige Ertragssituation beeinflussen könnten, sind des-
halb für die aktuelle Preisfindung und die weitere Prognose ein entscheidender Fak-
tor. Sollte es zu einer asymmetrischen Informationsverteilung kommen, bestünde
keine faire Preisbildung mehr, wie sie von der Effizienzmarkthypothese postuliert
wird. Auf die Markteffizienztheorie stützte sich bereits schon Markovitz in der von
ihm aufgestellten Portfoliotheorie, wobei hierauf im Kapitel 2.3.1 präziser eingegan-
gen wird. Auch Modigliani und Miller greifen diese Theorie im Hinblick auf die von
ihnen dargestellte Irrelevanz der Unternehmensführung auf und ähnlich bedient sich
Ross bei dieser Hypothese bei der von ihm aufgestellten Arbitrage Pricing Theory
(APT). Es zeigt sich folglich, dass als theoretische Annahme und Grundlage die
EMH für die genannten Thesen unabdingbar ist. Ende der 70er Jahre untermauerte
Michael C. Jensen die Tragweite und Bedeutung der vorangeführten Arbeit von Eu-
gene Fama nochmals mit folgendem Zitat:
"That hypothesis has been tested and, with very few exceptions, found consistent
with the data in a wide variety of markets: the New York and American Stock Ex-
changes, the Australian, English, and German stock markets, various commodity

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- 4 -
futures markets, the Over-the-Counter markets, the corporate and government bond
markets, the option market, and the market for seats on the New York Stock Ex-
change."
(Jensen 1978, S. 1)
Die Voraussetzung für die Richtigkeit dieser These ist allerdings, dass die Daten,
ohne das Verursachen von Kosten, von jedem Bürger zeitgleich einsehbar sind und
dass aus diesen Daten exakte Preise fixiert werden können (vgl. Burda und Wyplosz
1994, S. 590). Der Investor braucht sich zudem nicht zu bemühen die Bekanntgaben
zu erlangen, sondern der Markt verarbeitet und veröffentlicht die Daten in Form des
angebotenen Preises. Demzufolge bildet sich durch den Marktmechanismus das
Marktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage (vgl. Pindyck und Rubinfeld 2003,
S. 52-53).
Zweifel an der Effizienz sollten nicht mit jeder festgestellten Anomalie angestellt
werden. Es kann durchaus vorkommen, dass die Renditen eine Abnormität vorwei-
sen können. Skepsis ist jedoch angebracht, wenn Beweise vorliegen, dass diese re-
gelmäßig und vorhersehbar auftreten und dadurch ein dauerhaftes Abschöpfen einer
risikoadjustierten Überrendite möglich ist. Sollte es einem Investor tatsächlich gelin-
gen über einen längeren Zeitraum eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt
zu erzielen, ist eine berechtigte Besorgnis an der Korrektheit der Theorie angebracht
und es bedarf einer genaueren Inspektion der beweisführenden Fakten. Zur kurzen
Erläuterung; als eine Überrendite wird in den Wirtschaftswissenschaften jener Ertrag
bezeichnet, der nach Anpassung des Risikos und unter Berücksichtigung von Trans-
aktionskosten eine bessere Performance als der durchschnittliche Markt erwirtschaf-
tet. Sie wird gemeinhin auch als ,,ökonomische Rendite" bezeichnet.
Durch das Technologiezeitalter und die damit einhergehende Verbreitung des Inter-
nets wurde die Effizienz der Märkte, im Vergleich zum Beginn des letzten Jahrhun-
derts, entscheidend verbessert. Dem Ideal des vollkommenen Marktes, welcher die
Grundlage für die Markteffizienz bildet, konnte sich dadurch weiter angenähert wer-
den. Sämtliche relevanten Daten werden in Millisekunden über den gesamten Globus
verbreitet und erschweren dadurch das Ausnutzen von temporären Informations-
asymmetrien. Dennoch hat sich in diversen statistischen Ausarbeitungen ergeben,
dass die dem Markt zur Verfügung stehenden Informationen nicht immer exakt ta-
xiert werden. In vergangenen Erhebungen wurde eine signifikante Anomalie festge-

Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern
am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
- 5 -
stellt und vielfach diskutiert, welche als Beweis dienen könnte, weshalb die Märkte
nicht immer 100% effizient funktionieren.
2.1.1
Arten der Markteffizienz
2.1.1.1
Schwache Markteffizienz
Nach Eugene Fama fand eine Kategorisierung der Markteffizienzen in drei Rubriken
statt, wobei die Unterscheidung abhängig von den für Investoren verfügbaren Infor-
mationen durchgeführt wurde. Die ,,schwache Effizienz" besagt, dass die aktuellen
Preise alle vergangenen Informationen beinhalten und die zurückliegende Kursper-
formance nicht auf die Zukunft fortgeschrieben werden kann. Dadurch ist es nicht
möglich verlässliche Prognosen anzustellen (vgl. Weber 2007, S. 33). Daraus erge-
bend, besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen vergangenen und zu-
künftigen Renditen. An dieser Stelle setzt auch das Random-Walk-Modell (vgl. Mal-
kiel 1999) an, welches aussagt, dass alle Aktienkurse wahllos und ohne erkennbare
Systematik schwanken und eine kurzzeitig Outperformance gegenüber dem Markt
nur zufällig bestehen kann. Weiterhin können auch technische Indikatoren, wie sie
oft von Analysten eingesetzt werden, keine vorausschauende Prognose erstellen, da
die Aktienkurse nur auf Basis fundamentaler Gesichtspunkte gebildet werden.
2.1.1.2
Mittelstarke Markteffizienz
Die ,,mittelstarke Effizienz", hat alle öffentlich bereitgestellten Daten, wie zum Bei-
spiel Unternehmenszahlen, Konjunkturdaten oder Ankündigungen von Unterneh-
men, in die Preisbildung eingeschlossen. Demzufolge reagieren Preise sofort auf die
bereitgestellten Informationen und verarbeiten diese auf entsprechende Weise. Es ist
allerdings auch möglich, dass die Kurse in der kurzen Frist um den gleichgewichti-
gen Preis schwanken, welcher sich nach der neuen Informationslage einstellen wür-
de. Solange dies jedoch nicht regelmäßig und in einem vorhersehbaren Rahmen ge-
schieht und dadurch die Möglichkeit zur Erzielung von Überrenditen eröffnet wird,
besteht kein Grund die Informationseffizienz des Marktes anzuzweifeln. Obwohl
dies ein realistischerer Ansatz als die der ,,schwachen Effizienz" ist, würde dies die
Anstrengungen der fundamentalen Analyse egalisieren, da hierdurch auch die Erwar-
tungen aller Marktteilnehmer in die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens
identisch wären.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783836645652
DOI
10.3239/9783836645652
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Wirtschaftswissenschaften, Finance and Accounting
Erscheinungsdatum
2010 (April)
Note
1,7
Schlagworte
momentum-strategie markteffizienz kapitalmarkttheorie kapitalmarktanomalien handelsstrategien
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Titel: Erträge aus dem Kauf von Gewinnern und dem Verkauf von Verlierern am deutschen Aktienmarkt zwischen 1880 und 1913
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