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Analyse und Entwicklung des E-Book-Marktes im deutschprachigen Raum

©2009 Diplomarbeit 144 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Johannes Gutenberg erfand bereits Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck. Der Buchdruck ermöglichte erstmals die maschinelle Produktion von Büchern. So war das Kulturgut Buch nicht mehr nur wenigen Gelehrten, Geistlichen und Mönchen vorbehalten, die die Bücher bisher zur Vervielfältigung in mühevoller Handarbeit abschrieben. Immer mehr Menschen wurden im Zuge der Verbreitung des Buches alphabetisiert.
Heute schränken die Verlage durch ihre ökonomischen Ziele die Publikation der unterschiedlichen Titel ein. Es ist ihre Aufgabe die Titel zu selektieren und so eine qualitative Überprüfung zu übernehmen. Nicht jeder Titel von jedem Autor kann auch gedruckt und publiziert werden. Der Markt muss bereit sein, von den Titeln auch eine bestimmte Mindestmenge aufzunehmen. Das Ziel der Verlage ist es, ihren Break-Even-Point sowie darüber hinaus Gewinne zu erzielen. Diese ökonomischen Ziele können jedoch nicht im vollen Maße der eigentlichen Vielfalt des kulturellen Angebotes gerecht werden. Die Kultur lebt von dem Individualismus einer jeden Person. Die Buchpreisbindung gibt lediglich die richtigen Impulse.
Dank des Internets und dem WWW wird seit Anfang der 90er Jahre der sogenannte Long Tail immer länger. Nischenmärkte werden immer attraktiver und können besser bedient werden. Die Wertschöpfungsketten lösen sich dadurch aus den alteingesessenen Modellen. eBay und Amazon haben schon früh erkannt, dass auch für die individuellsten Stücke eine Nachfrage bestehen kann. Vor dem WWW war es schwer bis unmöglich, auch für Produkte mit geringer Nachfrage einen Markt zu bilden. Das Internet bietet nun die ideale Plattform für die Funktion dieser Nischenmärkte.
Das WWW birgt auch speziell für den Bereich der E-Books große Chancen. Nicht nur der Leser erfährt durch das E-Book Vorteile, sondern auch die Autoren. Die Vielfalt an kulturellen Beiträgen, die es dank der Vielzahl von Autoren bereits schon gibt, kann nun auch verbreitet und zugänglich gemacht werden. Titel unterliegen nun nicht länger der strengen Prüfung der Verlage. Ihre Selektionsfunktion entfällt. Autoren und Leser finden nun zusammen, ohne dass die Hürde der Produktionskosten und die Höhe der zu verkaufenden Auflage zwischen ihnen stehen. In Anbetracht dieser Tatsachen kommt die Frage auf, ob das Internet nicht all das kann, was die Buchpreisbindung nicht schon ewig erreichen wollte: kulturelle Vielfalt ermöglichen und sichern.
Problemstellung:
Im Zuge der Digitalisierung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Sara Schneider
Analyse und Entwicklung des E-Book-Marktes im deutschprachigen Raum
ISBN: 978-3-8366-4182-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Rheinische Fachhochschule Köln, Köln, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ... 1
1.1
Problemstellung ... 2
1.2
Aufbau der Arbeit ... 4
1.3
Ziel der Arbeit ... 5
1.4
Definition des Begriffs ,,E-Book" ... 6
2
Technische Aspekte ... 7
2.1
Formate ... 9
2.2
Produktion des E-Books ... 12
2.3
E Ink
®
Technologie ... 15
2.4
Zusätzliche Nutzungsfunktionen und eventuelle Einschränkungen ... 17
2.5
E-Book-Reader und Software-Reader ... 18
3
Die Entwicklung des E-Book-Marktes ... 24
3.1
Geschichte des E-Books... 25
3.2
Das Projekt Gutenberg ... 27
3.3
Die Tendenz zur Diversifikation von Medienunternehmen ... 28
3.4
Prognosen über die künftige Entwicklung des Angebots und der
Nachfrage mithilfe der Szenario-Methode... 31
4
Der E-Book-Markt im deutschsprachigen Raum ... 35
4.1
Marktüberblick ... 36
4.2
Vertriebsarten und die Bedeutung des E-Business ... 42
4.3
Zielgruppen ... 46
4.4
Geschäfts- und Erlösmodelle ... 54
4.5
Rechtliche Aspekte ... 63
4.5.1
Buchpreisbindung im deutschsprachigen Raum... 63
4.5.2
Einschränkungen bei der internationalen Verwertung ... 69
4.5.3
Kopierschutz und Lizenzen ... 71
5
Die Rolle von Google auf dem E-Book-Markt ... 76
6
Analyse des E-Book-Marktes ... 79
6.1
Branchenstrukturanalyse ... 79

6.2
SWOT-Analyse ... 86
6.3
Etablierungsmöglichkeiten des E-Books ... 89
7
Fazit ... 92
Anhangsverzeichnis ... 95
Tabellenverzeichnis ... 127
Abkürzungsverzeichnis ... 129
Literaturverzeichnis ... 130

1
1
Einleitung
Johannes Gutenberg erfand bereits Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck.
Der Buchdruck ermöglichte erstmals die maschinelle Produktion von Büchern.
So war das Kulturgut Buch nicht mehr nur wenigen Gelehrten, Geistlichen und
Mönchen vorbehalten, die die Bücher bisher zur Vervielfältigung in mühevoller
Handarbeit abschrieben. Immer mehr Menschen wurden im Zuge der Verbrei-
tung des Buches alphabetisiert.
Heute schränken die Verlage durch ihre ökonomischen Ziele die Publikation der
unterschiedlichen Titel ein. Es ist ihre Aufgabe die Titel zu selektieren und so
eine qualitative Überprüfung zu übernehmen. Nicht jeder Titel von jedem Autor
kann auch gedruckt und publiziert werden. Der Markt muss bereit sein, von den
Titeln auch eine bestimmte Mindestmenge aufzunehmen. Das Ziel der Verlage
ist es, ihren Break-Even-Point
1
sowie darüber hinaus Gewinne zu erzielen. Die-
se ökonomischen Ziele können jedoch nicht im vollen Maße der eigentlichen
Vielfalt des kulturellen Angebotes gerecht werden. Die Kultur lebt von dem Indi-
vidualismus einer jeden Person. Die Buchpreisbindung gibt lediglich die richti-
gen Impulse.
Dank des Internets und dem WWW wird seit Anfang der 90er Jahre der soge-
nannte Long Tail
2
immer länger. Nischenmärkte werden immer attraktiver und
können besser bedient werden. Die Wertschöpfungsketten lösen sich dadurch
aus den alteingesessenen Modellen. eBay und Amazon haben schon früh er-
kannt, dass auch für die individuellsten Stücke eine Nachfrage bestehen kann.
Vor dem WWW war es schwer bis unmöglich, auch für Produkte mit geringer
1
Punkt, an dem sich die Kosten- und die Absatzkurve treffen. BEP = Kf/p-kv, gibt die benötigte
Verkaufszahl an, um die entstehenden fixen und variablen Kosten zu decken. Wenn ein Stück
mehr verkauft wird, gelangt man in die Gewinnzone.
2
Der Long Tail entsteht durch drei Wirkmechanismen: 1. Demokratisierung der Produktionsmit-
tel, 2. Demokratisierung der Vertriebsmittel, 3. Verbindung von Angebot und Nachfrage

2
Nachfrage einen Markt zu bilden. Das Internet bietet nun die ideale Plattform für
die Funktion dieser Nischenmärkte.
Abbildung 1: Long Tail im E-Book-Markt
Quelle: Vorlesung: Entwicklung auf den Medienmärkten,
eigene Notizen
Das WWW birgt auch speziell für den Bereich der E-Books große Chancen.
Nicht nur der Leser erfährt durch das E-Book Vorteile, sondern auch die Auto-
ren. Die Vielfalt an kulturellen Beiträgen, die es dank der Vielzahl von Autoren
bereits schon gibt, kann nun auch verbreitet und zugänglich gemacht werden.
Titel unterliegen nun nicht länger der strengen Prüfung der Verlage. Ihre Selek-
tionsfunktion entfällt. Autoren und Leser finden nun zusammen, ohne dass die
Hürde der Produktionskosten und die Höhe der zu verkaufenden Auflage zwi-
schen ihnen stehen. In Anbetracht dieser Tatsachen kommt die Frage auf, ob
das Internet nicht all das kann, was die Buchpreisbindung nicht schon ewig er-
reichen wollte: kulturelle Vielfalt ermöglichen und sichern.
1.1
Problemstellung
Im Zuge der Digitalisierung Anfang des 21. Jahrhundert wurde die Trennung
von Inhalt und Medium schon in der Musikindustrie praktiziert. Musik war nun
nicht länger an ein physisches Trägermedium wie die CD, das Tape oder die
Schallplatte gebunden. Es wurde möglich, ein Musikstück nur noch in Form von
Bits und Bytes digital vom PC aus zu nutzen. Für die Unternehmen hatte das
1
2
3
Bestseller/Backliststeigerung
Verlagerung von Bestsellern hin zur
Backlist (immer Verfügbar bleiben)
Nischensteigerung, mehr Nischen z.B.
durch E-Books, der Long Tail wird dicker
Angebotssteigerung, mehr E-Book-
Titel, der Long Tail wird länger
M
e
n
g
e
Angebotsvielfalt

3
eine radikale Veränderung der traditionellen Wertschöpfungskette zur Folge.
Händeringend wird noch immer nach neuen Geschäfts- und Erlösmodellen ge-
sucht, um der sogenannten Internetpiraterie die Stirn zu bieten. Marktbeobach-
ter erwarten das gleiche Szenario, welches bereits die Musikindustrie erfasste,
in abgeschwächter Form auch für die Buchbranche. Die Information, der Inhalt
des Buches, ist durch das E-Book nicht länger an Papier gebunden. Das Gut In-
formation besitzt im digitalen Zustand die Besonderheit, durch das Internet ein
öffentliches und unbegrenztes Gut zu sein. Jeder kann beliebig oft darauf zu-
greifen, ohne dass es sich verbraucht. Mehr Kopien bedeuten zwangsläufig
weniger verkaufte Dateien bzw. Lizenzen für die Verlage und damit weniger
Umsatz, denn eine Kopie wird ohne neue Kosten erzeugt. Die Autoren unterlie-
gen nicht länger kalkulierbaren Honorarbasen.
Die Internetnutzer besitzen zudem eine eher geringe Aufmerksamkeitsspanne.
Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit beim Überfliegen visuell monotoner Zeilen,
während der Leser selbst passiv bleibt und zudem seine Umwelt ausschalten
muss, aufrecht zu erhalten, nimmt im digitalen Zeitalter stetig ab. Diese Fähig-
keit wird heute eher als Zwang empfunden. Darüber hinaus hat sich die Erwar-
tung bei den Internetnutzern ausgebildet, dass alles, was im Internet zu finden
ist, auch kostenlos sein müsste. Bücher würden von diesen Internetnutzern
nicht mehr als Bücher angesehen werden. Manche vergleichen eine Online-
Publikation lediglich mit einem Vorabdruck eines Buches in der Presse.
3
Um diesem Trend entgegenzuwirken, werden diverse digitale Zugriffsbeschrän-
kungen beispielsweise in Form von Kopierschutz oder Digital Rights Manage-
ment (DRM) entwickelt. Das Verwenden dieser Schutzmechanismen geht zu
Lasten der Verbraucher. Nach dem Erwerb einer geschützten Datei hat der
3
Vgl. Eberspächer: Die Zukunft der Printmedien, 2002, S. 208 - 209

4
Nutzer lediglich die Chance Besitzer der Datei zu werden, und nicht wie nach
dem Kauf eines klassischen Buches, auch Eigentümer.
Die Buchbranche könnte durch die Kombination Internet und E-Book dem Phä-
nomen der Disintermediation zum Opfer fallen. Das würde bedeuten, dass der
Verlag oder die Zwischenbuchhändler und Buchhändler als Vertreiber der Lite-
ratur gänzlich überflüssig werden. Die Autoren können ihre Titel künftig selbst
über das Internet verlegen.
Zudem wird der Fall der Buchpreisbindung diskutiert. In der Schweiz wurde sie
bereits als unzulässige Wettbewerbseinschränkung identifiziert.
4
Fraglich ist,
wie die Buchpreisbindung für die digitalen Buchversionen in Zukunft gestaltet
werden kann, da das Internet global ist und kaum Grenzen kennt. Es bleibt ab-
zuwarten, ob die Buchpreisbindung in der digitalen Welt überleben kann oder
ob sie im Gegenzug auch für das traditionelle Buch in den restlichen deutsch-
sprachigen Ländern fällt.
1.2
Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in sieben Oberpunkte gegliedert. Die Einleitung und die Definition
des Begriffes ,,E-Book" in Abschnitt 1 sollen einen ersten Eindruck von dem
neuen Medium vermitteln. Das Medium soll transparent und in seinem Wesen
erklärt werden. Im Folgenden werden unter Abschnitt 2 die technischen Aspek-
te dargestellt und erläutert. Dieser Bereich soll aufbauend auf dem Wissen da-
rüber, was ein E-Book ist, darstellen, wie ein E-Book erstellt wird und welche
Anwendungsmöglichkeiten es bietet. Abschnitt 3 soll daraufhin einen Überblick
über die Entwicklung und der Motive des E-Book-Marktes geben. Die Entwick-
lungsphasen beginnen mit der Entstehung der Digitalisierung im weitesten Sin-
ne und führen bis hin zu Zukunftsprognosen. Erst jetzt wird unter Abschnitt 4
4
Vgl. Beck: Medienökonomie: Print, Fernsehen und Multimedia, 2002, S. 153

5
eine Bestandsaufnahme des aktuellen E-Book-Marktes im deutschsprachigen
Raum vorgenommen. Es wird erläutert, in welchem Entwicklungsstadium sich
der Markt derzeit befindet und was seine Marktteilnehmer unternehmen, um ihn
zu entwickeln. Anschließend wird unter dem separaten Abschnitt 5 das US-
Unternehmen Google, auch abfällig ,,die Krake" genannt, und sein Einfluss auf
die Buchbranche beleuchtet. Dem Unternehmen Google wird in dieser Arbeit
gesonderte Aufmerksamkeit geschenkt, da das Unternehmen bereits seit 2002
die Branche nachhaltig beeinflusst und verändert. Dem Titel dieser Arbeit fol-
gend, stellt der Abschnitt 6 die eigens durchgeführten Analysen des E-Book-
Marktes und ihre Ergebnisse vor. Abschließend folgt das Fazit, welches sich
aus eigener Sicht auf Basis der eigenen Recherchen ergibt.
1.3
Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist, dieses neu aufkeimende Medium E-Book und seinen Markt
kennenzulernen und zu analysieren. Diskussionen und Fragen, die die Branche
speziell im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) aktuell
bewegen, sollen aufgegriffen und beleuchtet werden. Im Fokus dieser Arbeit
steht der Publikumsmarkt. Den universitären Einrichtungen, Hochschulen und
Bibliotheken sowie den Library Suppliers wird lediglich marginale Beachtung
geschenkt und nur vollständigkeitshalber erwähnt
Die Global Player Google und Amazon (Kindle) sind bereits dabei, den in den
USA überproportional schnell wachsenden E-Book-Markt für sich zu entschei-
den. Sie haben die Erfahrungen und die finanzielle Macht, die den Verlagen im
deutschsprachigen Raum noch fehlen. Der Druck aktiv zu werden, bevor sie
auch den derzeitig noch sehr kleinen deutschsprachigen Markt für sich ent-
scheiden, wächst enorm. Mit dieser Arbeit soll der derzeitige Markt sowie not-
wendige Veränderungen der Buchbranche verdeutlicht werden. Verschiedene
Prognosen und mögliche Zukunftsszenarien sollen vorgestellt werden, um auf
ihrer Basis individuelle Handlungsempfehlungen ableiten zu können.

6
1.4
Definition des Begriffs ,,E-Book"
Eine klare und eindeutige Definition des Begriffs ,,E-Book" hat sich bis heute
nicht endgültig herauskristallisiert und verbreitet. Schon die Schreibweise des
Wortes E-Book variiert ohne erkennbares Muster zwischen ,,ebook", ,,e-book",
,,e-Book", ,,eBook" und die in dieser Arbeit verwendete Weise ,,E-Book".
Ende der neunziger Jahre, als die ersten, eigens für die Wiedergabe elektroni-
scher Bücher konzipierten Lesegeräte auf den Markt kamen, beschrieb der Be-
griff ,,E-Book" noch eine Kombination aus Hard- und Software. Er stand für ein
mit Akku betriebenes, Taschenbuch großes, mit einem Bildschirm und einer
Software versehenes Gerät. Ihr Erfolg blieb jedoch zur damaligen Zeit aus. So
wurde sich auf die kommerzielle Verfügbarmachung der digitalen Bücher kon-
zentriert, sprich der Inhalte. So wird heutzutage unter dem Begriff ,,E-Book" zu-
meist die digitale Version eines Buches an sich verstanden.
5
Digitalisierte Nachschlagewerke, wie Enzyklopädien und Wörterbücher, zählen
aufgrund der vorrangingen Nutzung durch Nachschlage- und Suchfunktionen
nicht eindeutig zu den E-Books. Diese Werke werden der Definition nach eher
den Datenbanken zugeordnet. Eine weitere Sonderform des E-Books sind die
Audio-E-Books, die sogenannten Hörbücher. Sie liegen zumeist im MP3- oder
Windows Media Audio-Format vor und beschränken sich auf die Tonspur. Diese
Formate sind unter anderem auf PCs, Laptops, Handys, Smartphones, E-Book-
Readern und MP3-Playern abspielbar.
Für die technische Wiedergabe der E-Books wird der Begriff E-Book-Reader
(E-Book-Lesegerät) verwendet. Der Begriff E-Book wird derzeit oft noch dilet-
tantisch sowohl für die Hard- und Software verwendet. Er kann derzeit ein spe-
ziell auf die Ausgabe von digitalen Büchern konzipiertes Lesegerät, zum ande-
5
Oelker: B.I.T.online, 2007, S. 14 - 20

7
ren jedoch auch die für die Ausgabe benötigte Software beschreiben. In dieser
Arbeit werden die Begrifflichkeiten wie folgt festgelegt:
Ein E-Book ist die digitale Version eines Buches in Form einer Datei, welche mit
Hilfe einer Software auf einem beliebigen Ausgabegerät gelesen werden kann.
Die Charakteristiken eines Buches müssen auch bei E-Books vorhanden sein.
Dazu zählen die Zitierfähigkeit, ein Inhaltsverzeichnis und der Aufbau in Seiten.
Eine detailliertere Betrachtung wird unter Abschnitt 2.2 vorgenommen.
Ein E-Book-Reader ist das eigens zur Wiedergabe eines E-Books konzipierte,
tragbare, elektronische Wiedergabegerät. Geräte wie PDAs, Laptops, Smart-
phones oder PCs können zwar E-Books wiedergeben, wurden aber nicht ei-
gens für diesen Zweck geschaffen. Deshalb fallen diese hier nicht unter den
Begriff des E-Book-Readers.
Die Software zum Darstellen und Öffnen der E-Book-Dateien wird in Fachkrei-
sen auch Software-Reader genannt. Software-Reader sind die Anwendungs-
programme, mit denen die E-Books auf beispielsweise einem E-Book-
Lesegerät, einem Laptop, einem PDA oder einem Smartphone wiedergegeben
werden können.
2
Technische Aspekte
Das E-Book lässt sich in den Bereich der Offline-Medien einordnen, ebenso wie
Datenbanken und Musikdateien. Offline-Medien sind digitale Datenträger, die
Inhalte wie Texte, Audiodaten, Bilder und Videosequenzen in einem interaktiven
Medium vereinen. Offline-Medien unterliegen keiner stetigen Aktualisierung, wie
dies bei Online-Medien der Fall ist, und bieten damit eine schnelle Zugriffsge-
schwindigkeit. Zu den Online-Medien zählen im Gegenzug beispielsweise der

8
Videotext und Netzwerke im Internet. Für das E-Book eignet sich in erster Linie,
neben USB-Sticks und externen Festplatten, die CD-ROM zur Speicherung und
Archivierung. Die CD-ROM bietet eine große Datensicherheit, kompakte Größe,
einfache Anwendung und zudem geringe Fertigungskosten.
6
Das E-Book zeigt seine Stärken bei seiner Verarbeitung und Verwertung. Es
entstehen Synergien, die vorteilig durch die Verlage genutzt werden können.
Grundlage für die nachfolgend geschilderten Synergien ist die scharfe Tren-
nung von Inhalt, Struktur und Layout einer E-Book-Datei. Sie bildet die Grund-
lage für eine spätere, automatisierte Konvertierung. Ein Nachteil der Konvertie-
rungsroutine besteht darin, dass das Layout darunter leiden kann. Sogenannte
Hurenkinder
7
und Schusterjungen
8
können vermehrt auftreten.
Synergien im Content ermöglichen die Mehrfachverwertung der Inhalte. Der in
digitaler Form vorliegende Roman ist sowohl als E-Book, als auch als klassi-
sches Taschenbuch oder Hardcover zu vermarkten.
Synergien im Format ermöglichen die Zusammenfassung unterschiedlicher
medialer Inhalte auf einer kompatiblen Basis. Durch welches Medienformat die
Inhalte später vermarktet werden, ist erst einmal zweitrangig. Die Inhalte wer-
den zentral verwaltet und die Produktion wird zentralisiert. Die Inhalte müssen
dann nur noch für die jeweiligen Ausgabegeräte konfiguriert werden. So werden
Produktionen on demand
9
möglich, was zu einer geringen Remissionsquote
und erheblichen Kosteneinsparungen führt.
6
Vgl. Vizjak/Ringlstätter: Medienmanagement, 2001, S. 125 - 127
7
Hurenkinder sind Absätze, die einzeilig am Fuß der vorherigen Seite beginnen.
8
Schusterjungen sind Absätze, dessen letzte Zeile auf einer neuen Seite steht.
9
Produktion on demand = Es wird nur so viel produziert, wie konkret nachgefragt wird.

9
Synergien im Trade (Handel) ergeben sich durch die gebündelte Vermarktung
der Inhalte. Der direkte Verkauf und Vertrieb der digitalen Produkte an den Re-
zipienten durch M- oder E-Commerce schöpft neue Umsatzpotenziale ab.
10
Abbildung 2: Nutzung von XML als Dateiformat für die
Mehrfachverwertung von Inhalten
Quelle: Vgl. Zerdick u.a.: E-Merging-Media, 2004, S. 63, eigene Abwandlung
2.1
Formate
Die meisten auf dem Markt erhältlichen E-Book-Reader sind fähig, verschiede-
ne Dateiformate zu interpretieren und darzustellen. Hierzu gehören Formate wie
Microsoft Word (.doc), Textdateien (.txt), PDF (.pdf), HTML (.html), JPEG (.jpg),
Rich Text Format (.rtf), EPUB (.epub), MP3 (.mp3), Power Point (.ppt), Bitmap
(.bmp), Portable Network Graphics (.png), Graphic Image Format (.gif), Tagged
Image Format (.tif) und komprimierte Formate wie RAR (.rar) und ZIP (.zip). Die
Vielzahl der möglichen E-Book-Formate birgt den großen Nachteil der Unüber-
sichtlichkeit in sich. Für die Verlage bedeutet das, dass für jedes E-Book-
Format eine eigene ISBN angemeldet werden muss.
Die Zahl der proprietären
11
Formate ist groß. Hierbei ist das gekaufte Format
zur Wiedergabe an einen ganz speziellen E-Book-Reader geknüpft. Als Beispiel
ist Amazon aufzuführen. Das Unternehmen Mobipocket gehört zu Amazon,
10
Vgl. Vizjak/Ringlstätter: Medienmanagement, 2001, S. 125 - 127
11
Proprietär (lat.) steht für Eigentum, in der Technologie auch mit ,,unfrei" übersetzt. Der Aus-
druck wird für herstellerdefinierte und geräteabhängige Dateiformate verwendet
Inhalte
(unter-
schiedliche
Formate)
Verwendungsneutrale
Speicherung mit XML
StyleSheet für Medium A
StyleSheet für Medium B
StyleSheet für Medium C
trad. Buch
Smartphone
E-Book-Reader

10
Amazon hat den Kindle auf den Markt gebracht und somit ist dem Kindle das
Mobipocket-Format nahezu ,,angeboren". Amazon hat an das Mobipocket-
Format noch eine spezifische Erweiterung in Form eines DRM
12
-Moduls ange-
hängt. Amazon baut so Log-In-Effekte und damit hohe Wechselkosten für die
Nutzer auf. Das Ausgabegerät, der Online-Shop und die E-Book-Formate Ama-
zons sind aufeinander abgestimmt und in sich geschlossen. Das Mobipocket-
Format wird von anderen Unternehmen wie Sony und Ectaco nicht unterstützt.
Sony und Ectaco wollen sich beispielsweise auf das EPUB-Format verständi-
gen, d.h. die E-Book-Reader werden in erster Linie EPUB-fähig.
Das EPUB
13
(.epub) ist ein XML- bzw. HTML-basiertes Open-Source
14
-Format
und setzt sich aus drei offenen Standards zusammen. Die Open Publication
Structure (OPS) beschreibt den Inhalt, das Open Packaging Format (OPF) be-
schreibt die Struktur des Inhaltes und das Open Container Format (OCF) defi-
niert die Verpackung des Inhaltes in einem Ordner. Das EPUB wurde vom In-
ternational Digital Publishing Forum (IDPF) speziell für E-Book-Reader entwi-
ckelt und wird als mögliches Standardformat diskutiert. Ende 2008 waren mehr
als 110 Verlagsgruppen wie Random House, Hard- und Software-Produzenten,
Online-Händler, Universitäten und Organisationen aus aller Welt Mitglied der
IDPF. Auch Amazon (!) und Google zählen zu den Mitgliedern.
Bei der Erstellung kann das EPUB mit oder ohne einen DRM-Schutz versehen
werden. Das EPUB-Format passt den Inhalt dynamisch an die verschiedenen
Bildschirmgrößen und die individuell einstellbaren Schriftgrößen an. Damit ist
dieses Format besonders für die Ausgabe auf mobilen Endgeräten geeignet.
12
Digital Rights Management = Kopierschutz, Anbieter digitaler Inhalte können die Nutzugs-
möglichkeiten der Dateien mithilfe des DRM festlegen und einschränken.
13
EPUB = Electronic Publication
14
Open-Source-Produkte sind nicht urheberrechtlich geschützt. Sie sind ein Produkt der virtuel-
len Welt, werden von und für Jedermann programmiert und sind kostenfrei erhältlich.

11
Leider ist es in der Herstellung noch sehr aufwendig und kostspielig. PDF-
Dateien werden im Vergleich zum EPUB-Format oft nicht optimal angezeigt.
Möchte der Leser die Ansicht eines Textes vergrößern, so brechen die Zeilen
des Textes nicht um, was ein horizontales Scrolling erforderlich macht. Das
schränkt Lese- und Bedienfreundlichkeit erheblich ein.
15
Bisher gibt es in der Branche keinen anerkannten Standard für das Format des
E-Books. Es soll ein nicht-proprietäres und nicht-kommerzielles Format etabliert
werden. Libreka setzt beispielsweise auf das PDF-Format, der Kindle ist wiede-
rum nicht vollständig EPUB-fähig und Mobipocket, sowie auch Microsoft, unter-
stützen das EPUB-Format zwar, schränken die Nutzungsmöglichkeiten jedoch
entscheidend ein, was zu Lasten des Lesevergnügens geschieht.
Nicht jeder E-Book-Reader ist somit in der Lage, jedes der genannten Formate
zu interpretieren. Ist ein Reader in der Lage beispielsweise das Mobipocket-
Format darzustellen, sowie das CyBook und der iLiad, ist dies jedoch nur mit
eingeschränkter Funktionsfähigkeit der Nutzungsmöglichkeiten der Formate
möglich. Verlage aus Deutschland sind bereits Verträge mit Amazon eingegan-
gen und werden künftig ihre E-Books ebenfalls im AZW-Format anbieten.
Der Nutzer steht also schon vor dem Kauf vor der Wahl, welches Format für ihn
das passende ist. Hat sich der Nutzer bereits einen bestimmten E-Book-Reader
zugelegt, könnte er künftig vor dem Problem stehen, dass der neuerschienene
Roman nicht in einem Format, welches sein Gerät interpretieren und anzeigen
kann, angeboten wird.
16
15
http://www.zentrale-medien.de/php/ebooks.php?sub=2, Zugriff: 23.08.2009, 09:18 Uhr
16
Vgl. Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0: Die Zukunft des Buches, 2008, S. 29 - 36

12
Die derzeit meistverwendeten Formate für E-Books im deutschsprachigen
Raum sind das PDF und XML bzw. HTML.
17
Diese Formate werden überwie-
gend für Lehrbücher, wissenschaftliche Publikationen oder technische Doku-
mentationen verwendet. Das EPUB und das Mobipocket werden derzeit ver-
stärkt eingesetzt.
Letztendlich werden sich die Verlage darauf einstellen müssen, dass sie mehre-
re Formate bedienen müssen, bis sich ein anerkannter offener Standard auf
dem Markt etabliert hat.
18
Die Formatfrage ist eng mit dem Durchbruch des
E-Books im deutschsprachigen Raum in den kommenden Jahren verknüpft,
denn wenn das Handling mit den E-Book-Dateien zu unübersichtlich ist, wird
der Nutzer kein Geld für diese Technologie ausgeben.
2.2
Produktion des E-Books
Die bisherige Wertschöpfungskette gestaltet sich bei der Betrachtung der Pro-
duktion von E-Books im Teilbereich Herstellung gänzlich neu. Der Bereich Ver-
trieb und seine Veränderungen, die eine Intermediation nach sich ziehen kön-
nen, werden in Abschnitt 4.2 genauer betrachtet.
Abbildung 3: Wertschöpfungskette herstellender Buchhandel
Quelle: Schellmann u.a.: Medien, 2008, S. 648
17
Vgl. Giebenhain/Mundt: Vier Jahre E-Books und kein bisschen weise?, 2007, S. 18
18
http://www.buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/2009/02/03/die-e-book-
angebote-kommen-fuer-viele-verlage-einige-monate-zu-frueh.htm, Zugriff: 02.10.2009, 11:16
Uhr
Herstellender Buchhandel (Verlag)
Autor
(Agentur)
Verlag
-Verträge, Lizenzen,
Rechte, Honorare
Lektorat
- Inhalt
- Redaktion
Herstellung
-Gestaltung, Druck,
Kalkulation
Vertrieb
- Marketing
- Werbung

13
Die Erstellung der E-Book-Datei kann auf zwei unterschiedlichen Wegen erfol-
gen. Welcher Weg gewählt wird, ist maßgeblich von der Quelle, der Vorlage,
abhängig. Entweder steht eine digitale Quelldatei in einem beliebigen Format
zur Verfügung oder es dient ein bereits gedrucktes Buch als Vorlage. Letzteres
ist die wesentlich aufwendigere Methode. Beide Möglichkeiten werden im Fol-
genden ausführlicher erläutert.
Konvertierung im digitalen Workflow: Die Quelldatei liegt hier digital vor, wo-
bei das Ausgangsformat nicht von Bedeutung ist. Es wäre denkbar mit einer
Datei aus InDesign, Word, XML oder einer PDF-Datei zu arbeiten. Diese Quell-
datei wird in einem weiteren Schritt in die Zieldatei konvertiert. Die vorherige
Formatierung der Datei sowie der zeitliche Rechenaufwand können sehr unter-
schiedlich sein. Die Zieldatei kann beispielsweise eine PDF-, EBUP- oder eine
Mobipocket-Datei sein. Das E-Book ist nach der Konvertierung an dieser Stelle
bereits als solches fertiggestellt.
19
Abbildung 4: Konvertierung im digitalen Workflow
Quelle: Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0, 2008, S. 21
Retrodigitalisierung: Bei dieser Methode geht es um das scannen einer be-
reits gedruckten Quelle. Hierbei sind nochmals zwei Varianten zu unterschei-
den, die anhand des Beispiels Buch erklärt werden.
19
Vgl. Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0: Die Zukunft des Buches, 2008, S. 26
Quelldatei in unterschiedlichen Formaten,
z.B. InDesign, Word, XML oder eine PDF-Datei
wird in die Zieldatei konvertiert,
z.B. eine PDF-, EBUP- oder eine Mobipocket-Datei

14
Alte, empfindliche Bücher werden durch das Aufsichts-Scannen digitalisiert.
Dabei wird das Buch Seite für Seite sorgfältig per Hand auf den Scanner aufge-
legt, mit einer Glasscheibe zur Minimierung der Buchkrümmung glatt gedrückt
und eingelesen.
Bei neueren, mehrfach vorhandenen Büchern wird der Rücken samt der Bin-
dung abgeschnitten, sodass die Seiten als Einzelseiten vorliegen. Diese werden
beim Durchzug-Scannen nacheinander eingezogen und Seite für Seite einge-
scannt. Ein moderner, manuell bedienbarer Durchzug-Scanner liest innerhalb
von fünf Minuten bis zu 200 Seiten beidseitig ein. Diese Geschwindigkeit birgt
Risiken. Die eingescannten Seiten sind anschließend auf Vollständigkeit zu
überprüfen, denn es kann zu maschinenbedingten Unregelmäßigkeiten kom-
men. Als Beispiel ist hier der Einzug zweier Seiten gleichzeitig zu nennen.
20
Nach dem Scannen der Seiten müssen Schriftenerkennungsprogramme, wie
die OCR-Software
21
, die eingelesenen Zeichen interpretieren. Dies gilt für den
Aufsicht-, wie für den Durchzug-Scan. Besonders bei aufwändigen Schriften,
wie der Frakturschrift, müssen Interpretationsfehler nachträglich manuell korri-
giert werden. Diese Aufgabe ist sehr aufwendig, da sie zeit- und kostenintensiv
ist. Lesefehler können jederzeit und nicht allzu selten auftreten, was erhebliche
Qualitätseinbußen zur Folge haben kann. Anschließend wird jeder Textzeile
zugeschrieben, in welcher Funktion sie auf dem Bildschirm erscheint, z.B. als
Überschrift, Rand- oder als Fußnote.
22
Die digitalisierten Inhalte müssen
zitierfähig sein. Dazu gehören Tabellen, Grafiken, Bildunterschriften und Margi-
nalien. Die Texte müssen eins zu eins in ihrer Mehrspaltigkeit in das Format
übertragen werden, es werden Hyperlinks gesetzt und die Bilder der Display-
größe angepasst. Letztendlich erfolgt auch hier die Konvertierung der Datei in
20
Vgl. Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0: Die Zukunft des Buches, 2008, S. 26
21
OCR = Optical Character Recognition, Überbegriff für Schriftenerkennungsprogramme
22
Vgl. Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0: Die Zukunft des Buches, 2008, S. 26

15
die Zieldatei, welche eine PDF-, EBUP- oder eine Mobipocket-Datei sein kann.
Das E-Book ist somit fertiggestellt.
Abbildung 5: Retrodigitalisierung
Quelle: Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0, 2008, S. 21
2.3
E Ink
®
Technologie
Die E Ink
®
Technologie wurde im Jahre 2004 erstmalig in Form eines EPD
23
im
Sony LIBRIé verwendet. Sony war der erste Hersteller, welcher diese Techno-
logie in seinen E-Book-Readern verwendete und kommerziell vertrieb.
24
Mit der E Ink
®
Technologie ist es möglich, das Lesen für das Auge so ange-
nehm wie auf Papier zu gestalten. Diese Technologie kommt völlig ohne Hin-
tergrundbeleuchtung aus. Zudem wird beim Lesen auf diesen Displays nur
dann Strom verbraucht, wenn eine neue Bild- oder Textseite aufgebaut wird
und sich die Pigmente neu anordnen müssen, so wie es beim Umblättern der
Fall ist. Beim Lesen einer Seite selbst wird kein Strom verbraucht. Es ist mög-
23
EPD = Electronic Paper Display
24
http://www.eink.com/technology/howitworks.html, Zugriff: 13.08.2009, 17:15 Uhr
Scannen einer gedruckten Quelle (Buch);
Aufsichts- bzw. Durchzug-Scannen
Gescannte Datei mit Schrifterkennungs-Software bearbeiten (OCR)
und in Textdatei umwandeln
Nachbearbeitung von Lesefehlern am Bildschirm
Konvertierung in E-Book-Format (PDF, EPUB, Mobipocket)

16
lich, den Text aus jedem Blickwinkel und bei jeder Beleuchtung (z.B. Sonnen-
einstrahlung), ohne großen Kontrastverlust oder Spiegelungen zu lesen.
Zwischen zwei Kunststoffschichten ist eine Schicht mit Pigmentpartikeln einge-
schweißt. Die positiv geladenen weißen und die negativ geladenen schwarzen
Pigmentpartikel werden, je nach Spannung, die an der Leiterbahn anliegt, an
die Oberfläche gezogen. So ordnen sich, je nach Spannungspotenzial, die wei-
ßen und schwarzen Pigmente so an, dass entweder Schwarz, Weiß oder ver-
schiedene Grautöne erzeugt werden. Pigmente zur farblichen Darstellung von
z.B. Fotos oder Grafiken wurden bisher nicht in Readern, die im deutschspra-
chigen Raum verfügbar sind, verarbeitet. Im April 2009 ist der erste E-Book-
Reader mit Farbdisplay auf dem japanischen Markt erschienen.
Abbildung 6: Funktionsweise elektronischer Tinte
Quelle: Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0, 2008, S. 13

17
Ob die E Ink
®
Technologie auch für die Zukunft gerüstet ist, wird sich zeigen.
Einer der großen Vorteile dieser Technologie, der niedrige Energieverbrauch,
könnte durch einen beschleunigten Seitenaufbau und durch eingefügte Anima-
tionen konterkariert werden. Lediglich die augenfreundliche Textdarstellung
dürfte sich als Wettbewerbsvorteil durchsetzen.
25
2.4
Zusätzliche Nutzungsfunktionen und eventuelle Einschränkungen
Die verfügbaren zusätzlichen Nutzungsfunktionen von E-Books und E-Book-
Readern gegenüber dem klassischen Buch sind nicht zu verallgemeinern. Sie
sind stark abhängig von dem produzierten E-Book-Format, dem Software- und
E-Book-Reader und dem jeweiligen Geschäftsmodell des Anbieters. Die im
Folgenden geschilderten zusätzlichen Nutzungsfunktionen der E-Books be-
schreiben den großen Vorteil gegenüber dem gedruckten Buch.
Als E-Book vorliegend muss der Text nicht länger linear rezipiert werden, son-
dern kann mit Hilfe der Suchfunktion effektiv und gezielt gefiltert werden. Es ist
möglich, nach Kapiteln und Textpassagen zu suchen. Mit der Volltextsuche
können einzelne Begriffe gesucht und gefunden werden, doch gerade diese
Recherchetiefe hängt maßgeblich von dem verwendeten Format und den Funk-
tionen des Readers ab. Wenn fachliterarische E-Books auf den Plattformen der
Verlage oder auf den Plattformen der Datenbankanbieter angeboten werden, so
besteht oftmals die Möglichkeit einer Cross-Search. Die Cross-Search ermög-
licht es, über Links innerhalb mehrerer Titel gleichzeitig zu suchen. Steht sei-
tens des E-Book-Readers eine Personalisierungsfunktion zur Verfügung, ist es
dem Nutzer möglich, Notizen an den Texten anzubringen und diese gegebe-
nenfalls als separate Datei zu speichern. Weitere beliebte Funktionen stellen
25
Vgl. o. V.: Die Evolution der Lesegeräte, in: Börsenblatt, 176. Jg., 2009, H. 42, S. 16 - 18

18
der Download bzw. das Ausdrucken von Textpassagen und die Copy & Paste-
Funktion zur Übernahme von Textelementen in ein Arbeitsdokument dar.
26
Die E Ink
®
Technologie ermöglicht es, den E-Book-Reader im Sonnenlicht nut-
zen zu können. Diese Nutzungsmöglichkeit obliegt bislang unter den Ausgabe-
geräten nur dem E-Book-Reader. Die Bildschirme anderer Technologien wie
das Handy oder der Laptop sind bisher nicht mit der E Ink
®
Technologie ausge-
stattet, was dessen Nutzung bei Sonnenlicht vor Probleme stellt. Da die E Ink
®
Technologie ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt, ist beim Lesen im Dun-
keln oder in Dämmerlicht, ähnlich wie beim physischen Buch, eine externe
Lichtquelle notwendig. Es gibt speziell für E-Book-Reader periphere Leuchten,
die direkt an dem Gerät befestigt werden. Nachteil ist allerdings, dass auch die-
se kleine Lampe Energie verbraucht und damit die Akkulaufzeit des Readers
verringert.
Einschränkungen in der Nutzung können die hohen Anschaffungskosten der
Reader darstellen. Es entsteht die fehlende Bereitschaft, das Gerät ähnlichen
physischen Herausforderungen wie es Büchern zugemutet wird, auszusetzen.
Extreme Bedingungen können beispielsweise am Strand herrschen. Salzige
Seeluft und feiner Sand dringen in die kleinsten Ritzen des Gerätes ein und
können eventuelle Schäden verursachen. Der Griff zum altbewährten gedruck-
ten Buch ist in solchen Situationen naheliegend, um das Gerät zu schonen.
2.5
E-Book-Reader und Software-Reader
In diesem Kapitel werden alle Arten von E-Book-Ausgabegeräten sowie
E-Book-Reader im Speziellen betrachtet. Zudem wird eine Auswahl an ver-
schiedenen Software-Readern und ihre Möglichkeiten vorgestellt. Software-
26
Vgl. Giebenhain/Mundt: Vier Jahre E-Books und kein bisschen weise?, 2007, S. 19

19
Reader werden in dieser Arbeit nicht detaillierter vorgestellt, da sie auf den
E-Book-Readern bereits vorinstalliert sind.
Personal Computer: Hierzu zählen, unabhängig von dem Betriebssystem
(Apple, Windows oder Linux), sowohl stationäre Desktop-PCs, als auch tragba-
re Laptops. Ein Windows-Rechner ist jedoch kompatibler mit den meisten gän-
gigen und erhältlichen Software-Readern als Macintosh-Rechner von Apple.
Personal Computer wurden nicht speziell für die Wiedergabe von E-Books kon-
zipiert und bieten aus diesem Grund in erster Linie eine Vielzahl von weiteren
verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten.
Handheld-Computer: Hiermit ist der Personal Digital Assistant (PDA) gemeint,
welcher besonders unter Geschäftsleuten verbreitet ist. Dieser kleine portable
Taschencomputer hat in erster Linie die Aufgabe der persönlichen Aufgaben-,
Kalender- und Adressverwaltung. Durch das Aufspielen einer Erweiterungs-
software auf das Gerät ist es möglich, das handflächengroße Gerät als E-Book-
Reader zu nutzen. Die Betriebssysteme dieser PDAs, die mit einer Erweite-
rungssoftware kompatibel sind, sind PalmOS und Windows Mobile (ehemals
Pocket PC).
Smartphone: Das Smartphone ist eine Sonderform der PDAs. Es handelt sich
hierbei um Handys, welche zugleich die Funktionen eines PDAs bereitstellen.
Auch sie sind mit Software erweiterbar. Die Smartphones können ebenfalls mit
den Betriebssystemen PalmOS und Windows Mobile ausgestattet werden. Je-
doch besitzen die Smartphones in aller Regel kleinere Bildschirme als die
PDAs, was den Lesekomfort erheblich einschränkt. Als Beispiel kann hier das
I-Phone von Apple genannt werden.
27
27
Vgl. Oelker: B.I.T.online, 2007, S. 20 - 23

20
E-Book-Reader: E-Book-Reader sind die einzigen, speziell zur Wiedergabe
und zum Lesen von E-Books konzipierten Geräte. Sie sind in der Regel etwa
DIN A5 groß. Der iLiad von iRex ist als Beispiel mit den meisten gängigen For-
maten kompatibel. Die Dateiformate PDF, XHTML, TXT und MP3 lassen sich
ohne vorherige Konvertierung öffnen. Das Gerät unterstützt desweiteren alle
gängigen DRM-Technologien. Der Reader von Sony konzentriert sich auf das
EPUB-Format und unterstützt lediglich das Sony-eigene DRM-System.
28
Der-
zeit sind 39 E-Book-Reader unterschiedlicher Anbieter auf dem deutschspra-
chigen Markt verfügbar bzw. zum baldigen Markteintritt angekündigt. Im März
2009 waren es 20 E-Book-Reader.
29
Eine Schnellübersicht der aktuell auf dem
Markt erhältlichen E-Book-Reader sowie die detaillierte Vorstellung einiger aus-
gewählter Reader anhand der technischen Details befinden sich im Anhang G.
Seit dem 19. Oktober 2009 ist der Kindle 2 in Deutschland und rund 100 weite-
ren Ländern neben den USA für 259 Dollar (173 Euro) über Amazon.com er-
hältlich. Dieser Reader ist mit der 3-G-Wireless-Technologie ausgestattet, mit
der auch Handys und Smartphones arbeiten. Der neue Kindle 2 unterstützt un-
eingeschränkt eine Reihe anderer Textformate, außer dem EPUB-Format. Über
den Kindle-Shop können nur E-Books im geschützten Mobipocket-Format AZW
erworben und auf das Gerät heruntergeladen werden. Beim Vertrieb übergeht
der Kindle-Shop den Sortimentsbuchhandel. Nachteile ergeben sich für den
Nutzer bei der Titelauswahl. Von den 350.000 Titeln, die der Kindle-Shop bietet,
stehen den deutschen Kindle-Besitzern lediglich 250.000 Titel in ausschließlich
englischer Sprache zur Verfügung.
30
Über den Kindle sind auch Zeitungen und
Zeitschriften abonnierbar. In diesem Segment sind bereits internationale Zei-
tungen wie LeMonde, Les Echos, NRC Handelsblad und die deutschsprachige
28
http://www.digital-readers.de/EBook-Reader/, Zugriff: 12.08.2009, 18:15 Uhr
29
Vgl. Kirchner + Robrecht, Marktübersicht eReader, 2. aktualisierte Aufl., 2009
30
Vgl. o. V.: Die Evolution der Lesegeräte, in: Börsenblatt, 176. Jg., 2009, H. 42, S. 16 - 18

21
FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) erhältlich. Ein Kindle-Zeitungsabonne-
ment kostet zwischen 5.99 USD und 14.99 USD. Blogs werden ebenfalls kos-
tenpflichtig für den Kindle angeboten.
Aufgrund fehlender Angaben aller Hersteller zu den Absatzzahlen und fehlen-
der Marktforschungsdaten können über den Erfolg der am Markt befindlichen
Geräte derzeit keine genauen Angaben gemacht werden. Kein Gerät arbeitet
bisher mit allen Formaten. Da macht sich erneut der fehlende Format-Standard
bemerkbar. Mittlerweile ist jedoch eine Koexistenz der Formate EPUB, PDF und
Mobipocket denkbar und wahrscheinlich. Das Preisniveau für E-Book-Reader
bewegt sich in den USA zwischen 249 und 780 USD. Die Europreise liegen
zwischen 199 und 599 Euro. Der Ausstattungstrend der neuen Modelle geht in
Richtung Touchscreen, Farbdisplays, Drahtlosschnittstelle und großer Spei-
cherkapazität, wodurch die nächste Modellreihe auch deutlich teurer werden
wird (im Schnitt um ca. 100 Euro).
31
Da diese technischen Neuerungen ange-
kündigt wurden, wird erwartet, dass sich potenzielle E-Book-Reader-Käufer
derzeit noch in Warteposition befinden. Der Nachteil der zu kleinen Displaygrö-
ße wird zum Teil versucht über ausziehbare Displays auszumerzen. Beliebte
Funktionen bei den Nutzern sind zudem die Veränderbarkeit der Schriftart und -
größe, die Art der Navigation, die Möglichkeit der Personalisierung (persönliche
Randnotizen), die Koordination von Arbeitsabläufen, die Zoom-Funktion und
Bookmarks setzen (digitales Lesezeichen).
Die entscheidendsten Unterschiede zwischen E-Book-Readern untereinander
sind die Ausstattung mit technischen Funktionen, der Preis und die Kompatibili-
tät mit den verschiedenen Formaten. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll,
die gängigsten E-Book-Reader in einer Matrix einzuordnen, um so ihre Position
31
http://www.buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/2009/10/13/-
ad5fe6faf0.htm, Zugriff: 26.10.2009, 16:33 Uhr

22
innerhalb der Kriterien Preis und Kompatibilität zu identifizieren. Obwohl bei-
spielsweise der Kindle 2 von Amazon preislich im Mittelfeld liegt, wird in der
Matrix sehr deutlich, wie proprietär dieser Reader arbeitet. Er ist lediglich fähig,
das eigene Mobipocket-Format problemlos darzustellen. Der Hanlin V3 hinge-
gen liegt in einem niedrigeren Preissegment, bietet aber trotzdem ein höchst
breites Spektrum an darstellbaren Formaten an.
Abbildung 7: Preis-Format-Matrix E-Book-Reader
Quelle: Kirchner + Robrecht, Marktübersicht eReader, 2. Aufl., 2009
Demnächst planen Vodafone, Samsung, Apple und Barnes & Nobles den Ein-
stieg in den E-Book-Reader-Markt. Ein Termin für die Produktreleases wurde
von den Unternehmen noch nicht bekannt gegeben. Da sich immer mehr Anbie-
ter positionieren und die Wettbewerbssituation verschärft wird, können die Kon-
sumenten fallende Preise und eine bessere technische Ausstattung der Geräte
erwarten. Auf Seiten der Nachfrager ist noch starke Zurückhaltung zu spüren.
32
32
Vgl. Kirchner + Robrecht, Marktübersicht eReader, 2. aktualisierte Aufl., 2009
Preis
F
o
rm
a
te
gering
hoch
Baugleiche Modelle
·
Hanlin V3 mit BeBook
·
iLiad / HIXReader
·
CyBook / StareBook / EB 600
/ NUUT / HIXReader Ultra
·
ECTACO JetBook
Bisher keine Preisangaben
vorhanden
·
Mentor
·
Readius
·
Plastic Logic Reader
·
Txtr
universell
proprietär
Sony
Reader
CyBook
Hanlin
V3
BeBook
iLiad
FLEPia
GeR2
iRex
Kindle2
JetBook

23
Im Folgenden werden drei exemplarische Software-Reader vorgestellt. Das An-
gebot im Internet an Open-Source-Software ist unübersichtlich und sehr vielfäl-
tig. Was die jedoch Software-Reader gemeinsam haben, ist der Umgang mit
Rechten. Nachdem sich der Nutzer zum Lesen des E-Books eine spezielle
Software heruntergeladen hat, wird er aufgefordert, diese auf seinen Namen
registrieren zu lassen. Die Registrierung stellt technisch sicher, dass der Nutzer
das bestellte E-Book nur einmalig herunterladen kann. Sie regelt entsprechend
der Vertragsbedingungen die Zulässigkeit von Ausdrucken und verhindert das
Kopieren und die Weitergabe von E-Books an Dritte, insofern das erworbene
E-Book nur mit der registrierten Lesesoftware geöffnet werden kann.
33
Der Mobipocket Reader ist eine Software zur Darstellung von Büchern, Tex-
ten, E-News und anderen Publikationen auf vorwiegend kleineren elektroni-
schen Geräten, wozu die Smartphones, PDAs, Laptops und E-Book-Reader wie
der Kindle gehören. Der Mobipocket Reader ist seit 1999 auf dem Markt und
wurde einst speziell für PDAs entwickelt. Die Software ist proprietär. Der Soft-
ware-Reader hieß bis vor kurzem PalmReader. Amazon verwandelt dank des
Stanza Reader von Lxcycle das iPhone in einen Kindle-Reader. Die Applikation
ist kostenlos für Apple-Geräte erhältlich.
34
Der Adobe Reader ist kostenlos im Internet als Download erhältlich und ist ein
mittlerweile weltweiter Standard für den Austausch elektronischer Dokumente.
Mit dem Adobe Reader lassen sich E-Books im Adobe PDF-Format anzeigen,
durchsuchen, digital unterzeichnen, überprüfen, drucken und abstimmen. Der
Reader kann auf Laptops, PCs oder E-Book-Readern heruntergeladen werden.
Der Microsoft Reader ist bislang nur in einer englischsprachigen Version er-
schienen. Der Microsoft Reader lockt mit dem Angebot, dass 150 Bücher der
33
Vgl. Callies: Grenzüberschreitende Verbraucherverträge, 2006, S. 21
34
http://www.lexcycle.com/, Zugriff: 23.08.2009, 10:37 Uhr

24
Ebook Library der University of Virginia gratis heruntergeladen werden können.
Diese E-Books liegen jedoch nur in englischer Fassung vor. Microsoft bietet ein
Tool zum Download an, mit dem sich Word-Dokumente in E-Books umwandeln
lassen. Auch dieses Programm existiert nur in englischer Fassung.
35
3
Die Entwicklung des E-Book-Marktes
In alten Märkten mit gefestigten Strukturen finden lediglich noch Verteilungs-
wettkämpfe der Marktanteile unter den Teilnehmern statt. Märkte der neuen
Technologien und multimedialen Angebote müssen hingegen erst durch aktives
Agieren der Anbieter aufgebaut und entwickelt werden. Die Entwicklungsstadi-
en sind dynamisch. Diese ständige Veränderung der neuen Märkte, die entwe-
der schneller oder langsamer vonstattengehen kann, stellt ihre Marktteilnehmer
vor sich ständig verändernde Herausforderungen.
Neue Technologien brauchen Zeit, um sich nach und nach im Massenmarkt zu
diffundieren. So war es seinerzeit beispielsweise schon mit dem Mobiltelefon.
Das erste Massenmarkt taugliche Gerät wurde 1992 für einen Preis von 3.000
DM (Deutsche Mark) eingeführt und erzielte nach 6,5 Jahren gerade mal einen
Marktanteil von 16%.
36
Die Konsumgewohnheiten der Menschen ändern sich
nur langsam. Der Nutzen der neuen Technologie muss erst erkannt und als po-
sitiv empfunden werden. Der Preis ist aufgrund von Forschungs- und Entwick-
lungskosten beim Markteintritt für den Autonormalverbraucher oft noch unbe-
zahlbar. Sobald Wettbewerber in den Markt eintreten, wird das Geschäft belebt
und die Preise sinken aufgrund der neuen Konkurrenzsituation.
35
http://www.pcwelt.de/start/gaming_fun/archiv/11197/gratis_ms_reader_und_150_ebooks/,
Zugriff: 10.10.2009, 22:32 Uhr
36
Vgl. Kirchner + Robrecht: eBooks und eReader, 2009

25
3.1
Geschichte des E-Books
Die Ursprünge des E-Books reichen mittlerweile 30 Jahre in die Vergangenheit
zurück. Im weitesten Sinne ist der Vorfahre des E-Books die bereits 1979 erst-
mals vorgestellte Text-CD-Rom. Sie war der erste portable, digitalisierte Text.
37
Ein weiterer Meilenstein hin zum E-Book wie es heute bekannt ist, erfolgte im
Jahr 1978, als der Personal Computer, kurz der PC, auf den Markt kam. Durch
die PCs sind die User von den Rechnern der Universitäten und Unternehmen
unabhängig geworden und kommerzielle Subnetze
38
sind entstanden. 1991
veröffentlichte Berners Lee das auf dem Hypertext-Prinzip basierende World
Wide Web, der heute populärste Teil des Internets. Durch den einfach zu be-
dienenden Browser wurde das Internet für die breite Masse zugänglich.
39
Schon 1990 gab es die ersten mobilen elektronischen Lesegeräte. Sie wurden
nach nur wenigen Jahren wieder vom Markt genommen. Grund hierfür war die
unzureichende Technologie, sowie das mehr als beschränkte Content-
Angebot
40
.
Der erste E-Book-Reader der zweiten Generation kam im Jahre 1998 auf den
US-Markt und 1999 auf den europäischen Markt. Das Rocket E-Book (kurz:
Rocketbook) von Nuvo Media hat jedoch keinen spürbaren Effekt im Markt aus-
gelöst. Es bot Speicherplatz für rund 18.000 E-Books und wies eine Akkulauf-
zeit von 20 - 40 Stunden auf. Der Text ließ sich um 90 oder 180 Grad drehen,
somit war das Gerät auch für Linkshänder zu bedienen. Die Auflösung des Dis-
plays war mit 106 dpi höher als die der damaligen PC-Monitore. Die Auflösung
war für eine saubere Darstellung der Texte jedoch noch immer zu niedrig. Der
37
Vgl. Roesler-Graichen/Schild: Gutenberg 2.0, 2008, S. 9 - 11
38
AOL oder T-Online stellten ein solches kommerzielles Subnetz dar.
39
Vgl. Gaede, Peter-Matthias: GEO Themenlexikon: Naturwissenschaften und Technik, 2007,
S. 1420 - 1431
40
Content = Inhalt

26
Kontrast war so gering, dass das Lesen bei Sonnenlicht kaum möglich war. Die
E Ink
®
Technologie wurde für dieses Gerät noch nicht verwendet. Auf dem Ge-
rät konnten nur herstellereigene .rb-Formate wiedergegeben werden. Die Gerä-
te waren mit 675 DM (Deutsche Mark) sehr kostspielig. Dieser hohe Preis
schreckte derart ab, dass nur wenige Early Adopter
41
sich den neuen Reader
kauften. Beispielsweise wurden das zu hohe Gewicht, die zu kleinen Bildschir-
me und die zu langen Ladezeiten bemängelt. Es wurden von Oktober 2000 bis
November 2001 weniger als 10.000 Stück in Deutschland verkauft.
42
Das Angebot an E-Books war damals sehr überschaubar. Im Jahr 2000 boten
50 Verlage aus Deutschland gerade mal rund 500 Titel an.
43
2002 boten 500
Verlage zusammen rund 1.000 Titel in Deutschland an.
44
Die ersten E-Books
wurden online bei bol.de und dibi.de angeboten. Die wenigen E-Book-Reader-
User mussten sich zudem anfangs auf die Netzeffekte der Hersteller einstellen.
Jeder Hersteller bot seine E-Books in eigenen Formaten an. Diese Formate
konnten nur auf den vom Hersteller angebotenen E-Book-Readern problemlos
dargestellt werden. Diese Netzeffekte werden auch heute noch zum Teil von
den Herstellern und den Verlagen genutzt.
Im Jahr 2004 erschien der erste E-Book-Reader von Sony mit E Ink
®
Technolo-
gie auf dem japanischen Markt. Der LIBRIé war für einen Preis von 40.000 Yen
= ca. 300 Euro (damaliger Kurs) erhältlich.
45
41
Ein Mensch, der die neuesten technischen Errungenschaften oder die neuesten Varianten
von Produkten oft unmittelbar nach ihrem Release erwirbt, obwohl diese teuer und oftmals
unausgereift sind. Sie werden dabei ihrem Wunsch nach Respekt durch andere geleitet.
42
http://www.internetworld.de/old/article/Preisgruppe2/01-11-040eBook.pdf, Zugriff:
05.10.2009, 12:35 Uhr
43
http://www.dsl-magazin.de/news/nuvomedia-und-bol-starten-rocket-ebook-in-
deutschland_2389.html, Zugriff: 05.10.2009, 12:17 Uhr
44
Vgl. Beck: Medienökonomie: Print, Fernsehen und Multimedia, 2002, S. 320
45
Vgl. Oelker: B.I.T.online, 2007, S. 22 - 23

27
Im Jahr 2006 stellte Google seine neu entwickelte Volltextsuche ,,Search inside
the Book" vor und im November 2007 stellte Amazon seinen ersten E-Book-
Reader, den Kindle, vor. Mit diesen technologischen Entwicklungen wurde das
Thema Digitalisierung innerhalb der Buchbranche neu diskutiert. Die dritte Ge-
neration der E-Book-Reader war auf dem Weg, die von dem Kindle, der Ankün-
digung des Sony PRS 505 und den Geräten von iRex Technologies angeführt
wurde. Der Markt blieb verhalten.
Anfang 2009 wurde die Diskussion über die Digitalisierung des Buchmarktes
erneut entfacht. Wieder ging diese Belebung mit neuen Technologien von Ama-
zon und neuen Plänen von Google einher. Amazon brachte den Kindle 2 und
Google seinen neuentwickelten Zugang zu digitalisierten Büchern ,,Google
Books", der auch über mobile Endgeräte nutzbar ist, auf den Markt.
Seit April 2009 ist der erste E-Book-Reader mit Farbdisplay von Fujitsu auf dem
japanischen Markt erhältlich. Auch dieses Farbdisplay bedient sich der E Ink
®
Technologie. Der Reader nennt sich FLEPia und kostet umgerechnet 775 Euro.
Ein Starttermin für den europäischen Markt ist bisher noch nicht bekannt.
46
3.2
Das Projekt Gutenberg
Das Projekt Gutenberg ist eine im Internet beheimatete Bibliothek freier elektro-
nischer Versionen physisch existierender Bücher (Retrodigitalisate). Michael
Hart startete 1971 das Projekt Gutenberg. Das Projekt Gutenberg bietet eng-
lisch- und deutschsprachige Texte zum kostenlosen Download an. Es handelt
sich bei den Texten um Weltliteratur, die nicht mehr dem Urheberschutz unter-
liegen oder nie unterlagen und somit gemeinfrei sind. Aufgrund des Themenge-
bietes stellt das Projekt keine Konkurrenz für beispielsweise Verlage oder aktu-
46
http://derstandard.at/fs/o1237227576403/Farbige-Tinte-Erster-eBookReader-mit-Farbdisplay,
Zugriff: 07.10.2009, 19:23 Uhr

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836641821
DOI
10.3239/9783836641821
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinische Fachhochschule Köln – Wirtschaft und Recht, Studiengang Medienwirtschaft
Erscheinungsdatum
2010 (Februar)
Note
1,8
Schlagworte
erlösmodell buchpreisbindung reader
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Titel: Analyse und Entwicklung des E-Book-Marktes im deutschprachigen Raum
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