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Geschwisterkonstellationen im Kontext systemischer Beratung

©2009 Diplomarbeit 76 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Geschwisterbeziehungen wurden als Thema in der Familientherapie bisher stark vernachlässigt. Sie sind jedoch von enormer Bedeutung’.
Diese These von Carole Gammer war unter anderem Anlass dazu, vorliegende Diplomarbeit zum Themenkomplex Geschwister und systemische Beratung zu verfassen. Die Geschwisterthematik erfährt schon lange mein Interesse. Zum einen persönlich – als Erstgeborene in einer Geschwisterreihe von drei Kindern – und zum anderen fachlich. In den unterschiedlichen studienbegleitenden Praxiserfahrungen waren Geschwisterkonstellationen und Geschwisterbeziehungen immer wieder Thema, zum Beispiel bei der Tätigkeit im Ronald McDonald Haus, wo Eltern und Geschwister kranker Kinder begleitet werden oder während des Praxissemesters im Frauenhaus, in dem sich Geschwister gegenseitig nach dem Verlassen des Elternhauses mit der Mutter eine Stütze sein können, wo es aber auch zu einem inzestuösen Übergriff zwischen zwei Geschwistern kam.
Die Ansätze des systemisch–konstruktivistischen Paradigmas faszinieren durch ihre hohe Wirksamkeit und ihre Eignung in einer postmodernen Gesellschaft. Der Konstruktivismus hilft in einer von Pluralität geprägten Gesellschaft die Vorstellung zu bewältigen, dass nicht alle Menschen eine Sicht auf die Dinge teilen. Beim Durcharbeiten von Fachliteratur stieß ich auf Carole Gammers oben zitierte These, die beide Interessensgebiete miteinander verbinden ließ. Da ich die systemische Beratung als eine sehr wirksame und brauchbare Hilfeform in unserer Gesellschaft erachte, hielt ich es für sehr spannend, diese beiden Themen – Geschwisterkonstellationen und systemische Beratung – miteinander zu verbinden. Alle Abbildungen sowie das Zitat von Kurt Tucholsky über dem ersten Kapitel unterstützen und verdeutlichen den Inhalt der Arbeit.
Zugunsten des Leseflusses verzichte ich auf gleichzeitige Angaben des weiblichen und männlichen Geschlechts von Substantiven, zum Beispiel SozialarbeiterIn. Ich möchte prinzipiell beide Geschlechter eingeschlossen wissen – es sei denn, es folgt eine explizite Hervorhebung.
Das gewählte Thema erfordert aufgrund eigener Geschwistererfahrungen, also persönlicher Betroffenheit, an mancher Stelle die Verwendung der ersten Person des Personalpronomens (‘ich’). So gut es möglich war, wurde es zugunsten des wissenschaftlichen Anspruchs vermieden. In Abschnitten, in denen die, für das professionelle Handeln Sozialer Arbeit, so wichtige Reflexion angebracht war, konnte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christine Adler
Geschwisterkonstellationen im Kontext systemischer Beratung
ISBN: 978-3-8366-4177-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010
Zugl. Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abt. Aachen, Aachen,
Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2010

Inhaltsverzeichnis
0
Einleitung ... 2
1
Die Geschwisterforschung ... 5
1.1
Definition der relevanten Begriffe ... 5
1.2
Theorien zu Geschwisterbeziehungen ... 11
1.3 Ausgewählte Geschwisterkonstellationen und -beziehungen... 16
1.3.1 Die Dreikind- Familie ... 16
1.3.1.1 Das erstgeborene Kind ... 17
1.3.1.2 Das mittlere Kind... 20
1.3.1.3 Das jüngste Kind... 22
1.3.2
Die Einkind- Familie... 26
1.3.3
Bedeutung der Geschwisterkonstellation für die Persönlichkeit .. 31
1.4
Geschwisterinzest... 35
1.4.1
Einführung und Definitionen... 35
1.4.2
Formen und Häufigkeit von geschwisterlichem Inzest ... 37
1.4.3
Aktueller Forschungsstand... 38
2
Systemische Beratung ... 39
2.1
Grundzüge der Systemtheorie... 39
2.2
Was ist systemische Beratung? ... 42
3
Geschwisterkonstellationen in systemischer Beratung... 48
3.1
Auswertung der Befragungen... 48
3.2
Geschwisterbeziehungen ­ (k)eine Ressource in der Beratung?... 52
3.3
Thematisch brauchbare systemische Methoden und Techniken... 57
4
Fazit ... 62
Anhangsverzeichnis... 66
Literaturverzeichnis... 67

Einleitung
2
0 Einleitung
,,Geschwisterbeziehungen wurden als Thema in der Familientherapie bis-
her stark vernachlässigt. Sie sind jedoch von enormer Bedeutung."
1
Diese These von Carole Gammer war unter anderem Anlass dazu, vorlie-
gende Diplomarbeit zum Themenkomplex Geschwister und systemische
Beratung zu verfassen. Die Geschwisterthematik erfährt schon lange mein
Interesse. Zum einen persönlich - als Erstgeborene in einer Geschwister-
reihe von drei Kindern - und zum anderen fachlich. In den unterschiedli-
chen studienbegleitenden Praxiserfahrungen waren Geschwisterkonstella-
tionen und Geschwisterbeziehungen immer wieder Thema, zum Beispiel
bei der Tätigkeit im Ronald McDonald Haus, wo Eltern und Geschwister
kranker Kinder begleitet werden oder während des Praxissemesters im
Frauenhaus, in dem sich Geschwister gegenseitig nach dem Verlassen
des Elternhauses mit der Mutter eine Stütze sein können, wo es aber auch
zu einem inzestuösen Übergriff zwischen zwei Geschwistern kam.
Die Ansätze des systemisch- konstruktivistischen Paradigmas faszinieren
durch ihre hohe Wirksamkeit und ihre Eignung in einer postmodernen Ge-
sellschaft. Der Konstruktivismus hilft in einer von Pluralität geprägten Ge-
sellschaft die Vorstellung zu bewältigen, dass nicht alle Menschen eine
Sicht auf die Dinge teilen. Beim Durcharbeiten von Fachliteratur stieß ich
auf Carole Gammers oben zitierte These, die beide Interessensgebiete
miteinander verbinden ließ. Da ich die systemische Beratung als eine sehr
wirksame und brauchbare Hilfeform in unserer Gesellschaft erachte, hielt
ich es für sehr spannend, diese beiden Themen ­ Geschwisterkonstella-
tionen und systemische Beratung ­ miteinander zu verbinden.
Alle Abbildungen sowie das Zitat von Kurt Tucholsky über dem ersten Ka-
pitel unterstützen und verdeutlichen den Inhalt der Arbeit.
Zugunsten des Leseflusses verzichte ich auf gleichzeitige Angaben des
weiblichen und männlichen Geschlechts von Substantiven, zum Beispiel
1
Gammer 2007, S.252

Einleitung
3
SozialarbeiterIn. Ich möchte prinzipiell beide Geschlechter eingeschlossen
wissen ­ es sei denn, es folgt eine explizite Hervorhebung.
Das gewählte Thema erfordert aufgrund eigener Geschwistererfahrungen,
also persönlicher Betroffenheit, an mancher Stelle die Verwendung der
ersten Person des Personalpronomens (,,ich"). So gut es möglich war,
wurde es zugunsten des wissenschaftlichen Anspruchs vermieden. In Ab-
schnitten, in denen die, für das professionelle Handeln Sozialer Arbeit, so
wichtige Reflexion angebracht war, konnte jedoch auf die Anwendung der
ersten Person nicht gänzlich verzichtet werden.
Die zentralen Fragen, welche die Grundlage vorliegender Arbeit sind, lau-
ten: Inwieweit berücksichtigt systemische Beratung die Geschwisterbezie-
hungen und Geschwisterkonstellationen von ratsuchenden Menschen?
Falls dies unzureichend geschieht, wird dann nicht etwa eine Ressource
vergeudet? Wenn sie ausreichend thematisiert werden, wie gelingt dies ­
mit welchen Methoden und Techniken? Ich stelle die Hypothese auf, dass
Geschwister eher weniger Beachtung in der systemischen Beratung finden
als zum Beispiel die Paarbeziehung der Eltern oder die Eltern- Kind- Be-
ziehung(en).
Um diese Fragen annähernd beantworten und die Hypothese verifizieren
oder falsifizieren zu können, gehe ich folgendermaßen vor: Zunächst wird
der aktuelle Forschungsstand des Teils der Geschwisterforschung in den
Blick genommen, der für die Hypothese und die Fragestellung relevant ist.
Dieses erste Kapitel enthält Begriffsdefinitionen, die Vorstellung zentraler
Theorien und die Beschreibung und Auswertung ausgewählter Geschwis-
terkonstellationen. Die Fülle möglicher Beziehungen ist unermesslich:
Angefangen bei Halb-, Stief- und Pflegegeschwistern über Geschwister
kranker oder behinderter Kinder bis hin zur Zwillingsforschung. Diese alle
zu thematisieren, würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Daher wurde
aus persönlichem Grund die Vorstellung der Dreikind- Familie sowie aus
gesellschaftsaktuellem Anlass die Einzelkind- Thematik gewählt.
Anschließend soll die Frage diskutiert werden, ob Geschwisterkonstella-
tionen und Beziehungen zwischen Geschwistern Einfluss auf die Persön-
lichkeitsentwicklung eines Menschen haben. Um der Tabuisierung des

Einleitung
4
Geschwisterinzests entgegenzuwirken, soll auch dieser Themenbereich
als Abschluss des ersten Kapitels dargestellt werden.
In einem nächsten Schritt werden Grundzüge der Systemtheorie, vor allem
Ansätze des Soziologen Niklas Luhmann sowie die systemische Beratung
vorgestellt, um dann im dritten Kapitel eine Theorie- Praxis- Verknüpfung
herzustellen: Geschwisterbeziehungen und Geschwisterkonstellationen in
der Praxis systemischer Beratung. Dort werden die Ergebnisse der Ge-
spräche mit den Praxisvertretern systemischer Beratung
2
präsentiert und
die Frage danach, ob und wie Geschwister als Ressource in der Beratung
genutzt werden, beantwortet.
Schließlich sollen ­ konzeptionell vordenkend ­ systemische Methoden
und Techniken herausgestellt werden, die sich besonders eignen, Ge-
schwisterbeziehungen in Beratungssettings zu berücksichtigen und res-
sourcenorientiert anzugehen.
Bedanken möchte ich mich zum einen bei den beiden Korrektoren der Ar-
beit ­ bei Herrn Prof. Dr. Krapohl und bei Frau Kleiber ­ für die professio-
nelle Betreuung. Zum anderen danke ich allen, die durch ihre Hilfe zum
Gelingen der Arbeit beigetragen haben ­ nämlich den systemischen Bera-
tern und Probanden, die mir für das Interview und den Fragebogen zur
Verfügung gestanden haben sowie meiner Familie und Freundinnen, die
die Arbeit Korrektur gelesen haben.
2
Siehe Interviewleitfaden im Anhang

Die Geschwisterforschung
5
1 Die Geschwisterforschung
,,,,,,,,
Was unterscheidet Geschwister von Indianerstämmen?
Was unterscheidet Geschwister von Indianerstämmen?
Was unterscheidet Geschwister von Indianerstämmen?
Was unterscheidet Geschwister von Indianerstämmen?
Wilde Indianerstämme sind entweder auf dem Kriegspfad oder
Wilde Indianerstämme sind entweder auf dem Kriegspfad oder
Wilde Indianerstämme sind entweder auf dem Kriegspfad oder
Wilde Indianerstämme sind entweder auf dem Kriegspfad oder
rauchen Fri
rauchen Fri
rauchen Fri
rauchen Frieeeedenspfeife.
denspfeife.
denspfeife.
denspfeife.
Geschwister kö
Geschwister kö
Geschwister kö
Geschwister können gleichzeitig beides!"
nnen gleichzeitig beides!"
nnen gleichzeitig beides!"
nnen gleichzeitig beides!"
(Kurt Tucholsky)
(Kurt Tucholsky)
(Kurt Tucholsky)
(Kurt Tucholsky)
1.1 Definition der relevanten Begriffe
a) Geschwister
Zunächst werden alle Kinder des gleichen Elternpaares Geschwister
genannt. Zentrale Merkmale von biologischen Geschwistern sind also
die Blutsverwandtschaft und durchschnittlich circa fünfzig Prozent glei-
che Gene. In dieser horizontalen Linie verwandt sind im rechtlichen
Sinne nach § 1589 Satz 2 BGB ,,Personen, die (...) von derselben drit-
ten Person abstammen"
3
.
Dieses Geschwisterverständnis ist eher europäisch geprägt, denn in
vielen anderen Kulturen werden beispielsweise auch Cousinen und
Cousins der Geschwistergruppe zugeordnet. ,,Erstaunlicherweise ver-
wenden nicht einmal 20% der Weltbevölkerung die Verwandtschafts-
begriffe Bruder und Schwester; in ungefähr 10% der Gesellschaften
auf der Erde gibt es bei Geschwistern keine Unterscheidung des Ge-
schlechtes."
4
In vielen Sprachen existiert kein zusammenfassendes
Substantiv für ,,Geschwister", sondern es gibt zum Beispiel im Lateini-
schen nur Nomen für Schwester und Bruder (lat. ,,soror et frater"). Es
erfolgt also nur eine bezeichnende Trennung nach Geschlecht oder in
anderen Kulturen auch nach Alter der Kinder.
Durch die Pluralität der Lebenswelten, zum Beispiel durch Scheidung,
Wiederverheiratung und den daraus resultierenden sogenannten
3
Bürgerliches Gesetzbuch
4
Kasten 1998, S. 22

Die Geschwisterforschung
6
,,Patchworkfamilien" hervorgerufen, gibt es immer mehr Alternativge-
schwister, wie beispielsweise Halb-, Adoptiv- oder Stiefgeschwister
und weniger biologische Geschwister. Das ursprüngliche Begriffsver-
ständnis muss erweitert werden, denn auch zwischen nicht- blutsver-
wandten Geschwistern können sich intensive Beziehungen durch das
gemeinsame Aufwachsen entwickeln. Zur Komplexitätsreduktion und
gemäß des Rahmens der Arbeit beschränke ich mich im Folgenden vor
allem auf die Situation biologischer Geschwister, verweise aber im Ka-
pitel 3.2 auch auf andere Geschwisterformen.
b) Geschwisterkonstellation
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Relevanz der Geschwisterkon-
stellation stark verändert. Familienplanung ist möglich geworden, Wer-
te und Normen für die Kindererziehung haben sich gewandelt und die
Frauenerwerbstätigkeit lässt neue Strukturen innerhalb der Familien
zu.
5
Unter Geschwisterkonstellation wird die Position, die ein Kind durch
seinen Geburtszeitpunkt in der Familie erhält, verstanden. Die Gebur-
tenreihenfolge, das Geschlecht der Kinder, der Altersabstand und die
Anzahl sind entscheidende Faktoren, die nicht zwingend endgültig
sind, denn die Konstellation ändert sich jeweils bei der Geburt eines
weiteren Kindes. Von der Position kann nicht automatisch auf vorher-
sagbare Persönlichkeitsanteile geschlossen werden, aber ,,mit jeder
Geschwisterposition sind spezifische Sozialisationsbedingungen ver-
knüpft, die das Kind zwar nicht im kausalen Sinne zu bestimmten Ver-
haltensweisen determinieren, die jedoch zu wahrscheinlichen oder ty-
pischen Stellungnahmen anregen."
6
Diese Konstellationseffekte ma-
chen den Einfluss der Stellung in der Geschwisterfolge auf die Entwick-
lung von sozialen Persönlichkeitseigenschaften und daraus resultie-
render Bedürfnisse deutlich, sind aber vor allem Orientierungshilfen
und Tendenzen, um das geschwisterliche Verhalten besser nachvoll-
5
Vgl. Goldrick; Gerson;Petry 2008, S. 124
6
Ansbacher 1982, S. 339

Die Geschwisterforschung
7
ziehen zu können. Denn ,,die moderne Forschung ist sich darüber ei-
nig, dass es zweifellos Konstellationseffekte gibt, deren Aussagewert
aber durch eine mechanistische Sichtweise stark eingeschränkt wird,
da sie das komplexe Geflecht und die Dynamik familiärer Beziehungen
zu wenig berücksichtigt."
7
c) Geschwisterbeziehung
,,Wenn wir die Idee ernst nehmen, Beziehungen an Stelle von Individu-
en verändern zu wollen, müssen wir uns darin kompetent erweisen,
menschliches Dilemma in Begriffen von Beziehungen zu beschreiben.
Es genügt nicht länger, eine Familie anhand der individuellen Charak-
termerkmale ihrer Mitglieder einzuschätzen. (...) Die Beziehung muss
die gemeinsame Basis der Analyse, der Beschreibung und der daraus
folgenden Interventionen werden."
8
Aus diesem Grund gebrauche ich
den Begriff der Geschwisterkonstellation meist in Zusammenhang mit
dem der Geschwisterbeziehung. Denn der Geburtenrangplatz eines
Kindes an erster Stelle von zum Beispiel drei folgenden Geschwistern
sagt nichts aus über deren Beziehung, die zentraler Ausgangspunkt
der systemischen Beratung ist. Die Frage nach der Konstellation kann
mit Zahlen und Fakten rasch beantwortet werden, die nach der Bezie-
hung bedarf jedoch einer qualitativen Auswertung.
Die Beziehung zwischen Geschwistern weist einige Merkmale auf, die
in deren Kombination einmalig für zwischenmenschliche Beziehungen
sind. Erfahrungen und Erlebnisse mit Geschwistern sind oft die Erinne-
rungen, die die Kindheit eines Menschen prägen. ,,Diese Erfahrungen
beeinflussen das, was man auch das Familiengefühl nennen kann."
9
Werden Menschen nach ihrer Kindheit gefragt, kommen ihnen meist
automatisch Bilder der Geschwister, Eltern und Freunde aus Kinderta-
gen ins Gedächtnis. Vor allem mit den Geschwistern wurden fröhliche
und traurige Momente geteilt, da sie unmittelbar anwesend waren und
7
Petri 1994, S. 11
8
Burnham 1995, S. 29 f.
9
Cierpka 2001, S. 442

Die Geschwisterforschung
8
die Familiensituation miterlebten. Diese Teilnahme am Familienleben
unterscheidet Geschwisterbeziehungen von anderen sozialen Bezie-
hungen. Zwar können Freunde auch Ansprechpartner in familiären
Konfliktsituationen sein, aber das Maß an Intimität, was ,,von Natur
aus" auf der horizontalen Ebene zwischen Geschwistern besteht, ist
einmalig. Aus rein zeitlicher Sicht betrachtet, ist die Geschwisterbezie-
hung die längste zwischenmenschliche Beziehung in einem menschli-
chen Leben.
10
Vom Kindesalter an wachsen Geschwister in der Regel
bis zum frühen Erwachsenenalter in einem Elternhaus auf und haben,
da sie (in der Regel) der gleichen Generation angehören, eine ähnliche
Lebenserwartung. Sie erleben nach Kasten im Alter von drei bis fünf
Jahren zweimal so viel Zeit zusammen als mit ihren Eltern.
11
Ge-
schwister bieten als lebenslange Begleiter eine wesentliche Ressource
für das Grundbedürfnis nach menschlicher Nähe und Verbundenheit.
Außerdem haben Geschwisterbeziehungen etwas Schicksalhaftes ­
Geschwister können nicht ausgewählt werden. Der Mensch wird in ei-
ne bestehende Familie hineingeboren. Diese Beziehung kann weder
geschieden noch anderweitig im rechtlichen Sinne beendet werden.
Ambivalente Gefühle Schwestern und Brüdern gegenüber sind eben-
falls typisch. Wie das Zitat von Tucholsky über diesem Kapitel schon
verdeutlicht, liegen Nähe und Rivalität in der Geschwisterbeziehung so
nahe beieinander wie in keiner anderen Beziehung. So deuten auch
mehrere Buchtitel die Zwiespältigkeit der Geschwistergefühle an:
Hartmut Kasten wählt beispielsweise für seine Veröffentlichung ,,Ge-
schwister" den Untertitel ,,Vorbilder, Rivalen und Vertraute" und Horst
Petri für sein Buch ,,Geschwister" den Zusatz ,,Liebe und Rivalität. Die
längste Beziehung unseres Lebens". Arnhild Kantelhardt beschreibt die
Ambivalenz der Gefühle in ihrem Buch ,,Komm, hau ab" sehr treffend
und die einzelnen Geschwistergeschichten verdeutlichen Kindern ab
neun Jahren, dass die Zwiespältigkeit geschwisterlicher Gefühle weit
verbreitet ist, das Resultat aber doch trotz aller Streitereien und negati-
10
Vgl. Petri 1994, Buchtitel
11
Vgl. Kasten 1998, S. 95

Die Geschwisterforschung
9
ver Gefühle ein ,,Eigentlich ist es schön, dass du da bist"
12
sein kann
und darf.
Wie unterschiedlich Beziehungen unter Geschwistern auf qualitativer
Ebene ausgeprägt sein können, zeigt ergänzend die folgende Über-
sicht, in der Stephen Bank und Michael Kahn typische Muster von Ge-
schwisterbeziehungen zusammengestellt haben. Sie haben Unter-
schiede und Ähnlichkeiten zwischen Geschwistern in acht verschiede-
nen Hauptidentifikationsmustern herausgearbeitet.
13
Abbildung 1
Die Beziehungen zwischen Geschwistern sind nicht statisch, sondern
dynamisch, das heißt, sie verändern sich im Laufe des Lebens. Wäh-
rend sie in der Kindheit vor allem von Streit, Konkurrenz und Rivalität
um die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern geprägt sind, bieten sie
im Alter eine kostbare Möglichkeit, gemeinsam Vergangenes zu the-
matisieren und zu bewältigen. Geschwisterbeziehungen entwickeln
sich, wie Katharina Ley formuliert, ,,analog zur eigenen Entwicklung."
14
,,Die schwankende Beziehung zwischen Geschwistern hat ihren Höhe-
punkt in Zeiten von Stress und Veränderung. Es gibt Perioden der Ru-
12
Kantelhardt 1998, S. 158
13
Bank; Kahn 1990, S. 86
14
Ley 2001, S. 24

Die Geschwisterforschung
10
he und der intensiven Aktivitäten, je nach dem jeweiligen Entwick-
lungsstand der Geschwister. Am deutlichsten sind Geschwisterbezie-
hungen in Kindheit und Jugend, danach ,ruhen' sie, wenn neue Fami-
lien gegründet werden und eigene Kinder dazukommen. Sind jedoch
die eigenen Kinder erwachsen, wird der Geschwisterprozess wieder
aktiviert, vor allem, wenn die alt gewordenen Eltern versorgt werden
müssen."
15
Angemerkt sei dem Versuch nach Vollständigkeit halber, dass haupt-
sächlich in Leistungs- und Industriegesellschaften das Hauptmerkmal
der Geschwisterbeziehung die Konkurrenz untereinander ist. In
Schwellenländern und Stammesgesellschaften ist diese tabuisiert und
verpöhnt, stattdessen ist die Beziehung von der gesellschaftlichen For-
derung nach geschwisterlicher Solidarität bestimmt.
16
Inwieweit diese
tatsächlich zu einer solidarischen Verbindung der Geschwister beiträgt,
muss gesondert untersucht werden.
15
Bank; Kahn 1990, S. 22
16
Vgl. Kasten 2008 (Radiointerview)

Die Geschwisterforschung
11
1.2 Theorien zu Geschwisterbeziehungen
Unsere Gesellschaft ist gekennzeichnet durch Hierarchien. Dies erklärt,
dass die Eltern- Kind- Beziehung als vertikale Verbindung mehr Aufmerk-
samkeit erhält als horizontale Beziehungen, wie zum Beispiel Geschwis-
terbeziehungen.
17
Studien über Geschwisterbeziehungen existieren seit
ungefähr drei Jahrzehnten. Furman wies 1995 auf etwa 1.500 Untersu-
chungen hin. Aber diese machen nur sieben Prozent von Veröffentlichun-
gen aus, die in der gleichen Zeitspanne zu den Themenkomplexen Fami-
lien und Jugendlichen entstanden sind.
18
Es gibt keine einheitlichen Theo-
rien über Geschwisterbeziehungen, daher werden nachfolgend einige
wichtige Ansätze dargestellt.
Alfred Adler (1870-1937) hat um 1920 als einer der ersten Forscher mit
seiner Individualpsychologie die Aufmerksamkeit auf eine Verknüpfung
von Geburtenrangplatz und persönlichen Charaktereigenschaften gelegt.
19
Auf eine umfassende Darstellung aller Theoretiker, die sich mit Geschwis-
terbeziehungen beschäftigt haben beziehungsweise aktuell befassen, wird
hier verzichtet. Stattdessen richtet sich die Konzentration vor allem auf die
Theorie Adlers als einer der Pioniere, zumal er ,,durchweg nicht nur auf
einen starken Praxisbezug seiner Theorie geachtet, sondern persönlich an
der Ausbildung in sozialen Berufen mitgearbeitet hat."
20
Alfred Adler hat
demnach auch eine Bedeutung für die heutige Soziale Arbeit, vor allem
hat er beim Aufbau von Erziehungsberatungsstellen entscheidend mitge-
wirkt.
Da sich die Geschwisterforschung jedoch nach Adler weiterentwickelt hat,
sollen auch einige andere bedeutende Theoretiker kurz vorgestellt werden
­ jedoch, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, ohne An-
spruch auf Vollständigkeit.
Seine Theorie der Individualpsychologie, die der Tiefenpsychologie zuzu-
ordnen ist, hat Alfred Adler in Abgrenzung zur Theorie Sigmund Freuds
17
Vgl. Ley 2001, S. 26
18
Vgl. Seiffge- Krenke 2001, S. 422
19
Vgl. Kasten 1998, S. 13
20
Engelke 2002, S. 183

Die Geschwisterforschung
12
entwickelt. Im Jahre 1911 kam es nämlich zu einer unversöhnlichen Aus-
einandersetzung der beiden Forscher. Adler ging im Gegensatz zu Freud
davon aus, ,,dass der Mensch eine unteilbare Einheit ist, ein Individuum."
21
Er betonte die Ganzheit des Menschen. Der Begriff ,,Individualpsychologie"
soll dies zum Ausdruck bringen, wenn er auch zunächst glauben lässt,
dass seine Theorie Gegenteil der ,,Sozialpsychologie oder Kollektivpsy-
chologie" ist. Doch ,,Adlers Theorie ist der Sache nach eine Sozialpsycho-
logie, die der Frage nachgeht, wie die Integration von Menschen in Ge-
meinschaften erfolgt und wie es sich verhindern lässt, dass sie in Isolation
geraten."
22
Er sieht den Einzelnen als Teil eines größeren Ganzen, das
durch die Zugehörigkeit zu Gruppen gebildet wird. Diese Gruppenkonstel-
lationen gibt es vom Mikro- bis zum Makrokosmos, also ,,beginnend bei
den kleinsten Gruppenbildungen (Paar, Familie) bis hin zur Gesamt-
menschheit."
23
Adlers Forschungsinteresse gilt auch der Kindererziehung. Als Erzie-
hungsziel und -aufgabe sieht er die Entwicklung der Gemeinschaftsfähig-
keit. Dabei berücksichtigt er neben den Eltern und Lehrern als Verantwort-
liche die Geschwister eines Kindes.
24
Für die Thematik dieser Arbeit ist
vor allem der Grundbegriff der Individualpsychologie ,,Familienkonstella-
tion" relevant. Adler betrieb aus heutiger Sicht vor allem Geburtsrangplatz-
forschung und versuchte anhand der Geburtenreihenfolge Rückschlüsse
auf die Persönlichkeitseigenschaften zu ziehen. Methodisch wurden vor
allem Fragebögen eingesetzt, was den komplexen Beziehungen allein a-
ber keineswegs gerecht wurde. Trotzdem hat Adler einige Erkenntnisse
gewinnen können, die auch heute noch wichtig sind. So ist er der Mei-
nung, ,,dass das Verhalten eines jeden Kindes mit dem seiner Geschwister
koordiniert ist."
25
Jedes Kind einer Geschwisterreihe lebt nämlich in einer
anderen Familie, denn es ,,trifft bei seiner Geburt auf eine veränderte Fa-
milienkonstellation, nimmt in der Familie eine einzigartige Stellung ein,
bewegt sich in wechselnden Dyaden und Triaden und wächst in einem
21
Ebd. S. 177
22
Ebd. S. 176
23
Ebd. S. 178
24
Vgl. ebd. S. 182
25
Dreikurs 1981, S. 88

Die Geschwisterforschung
13
eigenen psychischen Universum auf."
26
Die Familienkonstellation erklärt
jedoch nur, wie der Einzelne zu seiner persönlichen Einstellung der Fami-
lie gegenüber gekommen ist. Rudolf Dreikurs formuliert dies folgenderma-
ßen: ,,Entscheidend für die Entwicklung des Charakters ist nicht der direkte
Einfluss der Umgebung, sondern die Stellungnahme zu dieser Umge-
bung."
27
. Und an anderer Stelle: ,,Wir müssen erkennen, dass jeder
Mensch an den Verhältnissen, unter denen er aufwuchs, aktiv teilgenom-
men hat."
28
Diese Einstellung ist sehr aktuell, daher soll hier eine erste
Verbindung zum Konstruktivismus gezogen werden. Gerhard Portele be-
schreibt die persönliche Verantwortung eines jeden Menschen für seine
Weltsicht ähnlich wie Dreikurs in der dritten These seines Dialogs zum
Konstruktivismus. Er geht davon aus, dass es immer Alternativen des
Handelns gibt und dass der Mensch frei, verantwortlich und nicht- deter-
miniert handelt.
29
,,Meistens gibt es viele Alternativen, Spielräume. (...)
Wogegen ich mich wende, ist die Weltauffassung: ich muss y tun, weil x
so ist."
30
Um 1960 veröffentlicht Walter Toman seine Geschwister- Replikations-
Hypothese, die auf einen Zusammenhang zwischen der Familienkonstella-
tion und extrafamiliären sozialen Beziehungen verweist. Beispielsweise
sieht Toman einen Zusammenhang zwischen der Geschwisterkonstella-
tion und der Partnerwahl, den er mit der Komplementaritätstheorie zu be-
legen versucht.
31
Ernst und Angst thematisieren um 1970 erneut die Ge-
burtsrangplatzforschung in ihrem Buch ,,Birth Order". Mit ihrer De- Identi-
fikationstheorie schafft Frances F. Schachter Klarheit über die unter-
schiedliche Entwicklung von Geschwistern. Die amerikanische Psycholo-
gin geht davon aus, dass Kinder der gleichen Familie jeweils den anderen
Elternteil zum Identifikationsobjekt (,,split- parent") machen, um sich durch
einen ständigen Vergleich mit dem Geschwisterkind in diesem Abgren-
26
Ley 2001, S. 39
27
Dreikurs 1981, S. 21
28
Ebd. S. 86
29
Vgl. Portele 1989, S. 11
30
Ebd. S. 11
31
Vgl. Toman 2005

Die Geschwisterforschung
14
zungsprozess ihrer Individualität bewusst zu werden.
32
Die Theorie der
Nischenbildung versucht ergänzend zu erklären, warum Geschwister an-
dere Talente und Fähigkeiten haben und ausbilden. Dieser Ansatz, der
von Jürg Willi
33
aus der Ökologie abgeleitet wurde und sich deren Fach-
begriffen bedient, besagt, dass sich Geschwister, wenn auch nicht be-
wusst, eigene Nischen zur Unterscheidung von den Geschwistern kreie-
ren. Dieses Verhalten zielt auf die Ausbildung einer eigenen Identität und
Persönlichkeit.
34
Es geht um den ,,Kampf" um die elterliche Aufmerksamkeit, Liebe und An-
erkennung. ,,In der Verhaltensbiologie wird die Nischenspezialisierung als
eine Strategie der koexistierenden Konkurrenz beschrieben: In einem ge-
meinsamen Wirkraum beschränkt sich jeder Organismus auf eine enge
Nische. Je schmaler die Nische und je höher die Spezialisierung, desto
geringer sind die Überschneidungen mit jenen der Konkurrenten."
35
Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass Geschwister in gleichen Ver-
hältnissen aufwachsen und von den Eltern in gleicher Weise erzogen wer-
den, stellen sich Dunn und Plomin mit ihrem Modell der geteilten und
nicht- geteilten Umwelt.
36
Sie sind der Auffassung, dass Kinder in einer
Familie mehr Differenzen (nicht- geteilte Umwelt) als Übereinstimmungen
(geteilte Umwelt) ausgesetzt sind und somit in anderen sozialen Umwelten
groß werden. So ist zum Beispiel die Paarsituation der Eltern bei jeder
Geburt eine andere, es ändert sich auch der finanzielle Spielraum einer
Familie im Laufe der Jahre und jedes Geschwisterkind macht andere ex-
trafamiliäre Erfahrungen. Schon Alfred Adler benennt den weit verbreiteten
Irrtum, dass Geschwister den gleichen Umständen ausgesetzt sind und
ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen, weil sie in der gleichen Fa-
milie aufwachsen: ,,Es lässt sich schlechterdings nicht vorhersagen, dass
zwei Kinder genau gleich sein werden, nur weil sie unter den gleichen Be-
dingungen aufgewachsen sind. Denn keine zwei Kinder wachsen unter
32
Vgl. Schachter 1982
33
In: ,,Koevolution. Die Kunst des gemeinsamen Wachsens", 1985
34
Vgl. Cierpka 2001, S. 445
35
Ebd. S. 451
36
Vgl. Dunn; Plomin 1996

Die Geschwisterforschung
15
genau den gleichen Bedingungen auf. Der Charakter eines Kindes mit gu-
tem Benehmen ist weitgehend durch die Gegenwart eines unartigen Kin-
des beeinflusst."
37
In der Vergangenheit mangelte es an repräsentativen Langzeitstudien zur
Geschwisterbeziehung. Daher können kausale Theorien wie zum Beispiel
darüber, dass eine bestimmte Geschwisterposition zwangsläufig eindeuti-
ge Persönlichkeitsmerkmale hervorruft, nicht modernen Forschungsme-
thoden genügen. Frank Sulloway hingegen präsentiert in seinem Buch
,,Born to Rebel" eine Studie, die den Forschungsansprüchen gerecht wird
und er weist nach, ,,dass Geschwister um familiäre Nischen rangeln und
wetteifern, auch um die des ,Radikalen der Familie'. [Dies] folgt aus der
Wechselwirkung zwischen Geburtsrang, Geschwisteranzahl und radikalen
Einstellungen. Erstgeborene neigen dazu, den Status quo zu respektieren.
(...) Wenn weitere Geschwister vorhanden sind, dann sind es die Letztge-
borenen, die zu den radikalsten Mitgliedern der Familie werden."
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Auffallend bei der Recherche zur Geschwisterforschung ist, dass sich vor
allem angloamerikanische Forscher mit der Geschwisterthematik beschäf-
tigen.
Aktuell ist Geschwisterforscher Professor Hartmut Kasten einer der weni-
gen deutschen Forscher, der sich unter qualitativen Gesichtspunkten mit
der Geschwisterthematik befasst und sich nicht voreilig auf bestimmte Ge-
setzmäßigkeiten in der Geschwisterbeziehung festlegt. Er geht dabei pro-
zessorientiert vor, das heißt, er beschäftigt sich nicht mit einzelnen Krite-
rien der Geschwisterkonstellation, wie beispielsweise Geschlecht, Gebur-
tenfolge und Altersabstand, sondern er sieht das Kind in dynamischen in-
ner- und extrafamiliären Systemen und befasst sich mit familienstruktur-
verändernden Lebensereignissen.
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Adler 1976, S. 80
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Sulloway 1997, S. 114 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836641777
DOI
10.3239/9783836641777
Dateigröße
691 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Katholische Hochschule NRW; ehem. Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Aachen – Sozialwissenschaften, Studiengang Soziale Arbeit
Erscheinungsdatum
2010 (Februar)
Note
1,0
Schlagworte
geschwister systemtheorie inzest bruder schwester
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Titel: Geschwisterkonstellationen im Kontext systemischer Beratung
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