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Die Relevanz des Klimawandels für die Versicherungswirtschaft

Betrachtung ausgewählter Elementarrisiken sowie potenzieller Handlungsoptionen für Erstversicherungsunternehmen

©2008 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Der Klimawandel findet statt und kann nicht mehr gestoppt werden’. Die Versicherungswirtschaft macht sich seit etwa zwei Jahrzehnten verstärkt Sorgen, angesichts der Erderwärmung und der folgenden signifikant zunehmenden Schadensbelastung aus Naturkatastrophen. Eine Vielzahl von Versicherungsunternehmen warnt seit Jahren vor den unterschätzten Folgen des Klimawandels, da dieser mit seinen Auswirkungen für die Versicherungswirtschaft eines der eklatantesten Risiken darstellt.
Ein Großteil der Schäden wird von Extremereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen sowie Hagelunwettern verursacht. Solche Elementarrisiken können, mit lediglich einem Schadenereignis, gleichzeitig bei sämtlichen Versicherungsnehmern Schäden verursachen. Dieses so genannte Kumulrisiko stellt die Versicherer folglich vor schwierige Aufgaben.
Schäden, welche infolge von Elementarrisiken entstehen, dominieren zunehmend die Katastrophenstatistiken der Versicherungsunternehmen. Die erste Jahreshälfte 2008 war, ebenso wie die Vorjahre, von einer enormen Zahl von Naturkatastrophen geprägt. ‘Damit passt das Jahr bislang zu dem langfristigen Trend einer steigenden Zahl von Wetterkatastrophen, der durch den Klimawandel beeinflusst wird.’ Bis Ende Juni 2008 ereigneten sich bereits weltweit 400 Naturkatastrophen. Im Rekordjahr 2007 waren es insgesamt 960 Ereignisse.
Anlässlich dieser ungünstigen Schadentrends müssen sich die Versicherer anpassen und verändern, um langfristig erfolgreich zu sein. ‘Durch Anpassung an die Folgen des Klimawandels lassen sich viele Schäden begrenzen.’ Versicherungsgesellschaften sollten sich auf die wachsenden Herausforderungen einstellen sowie bereits heute richtig positionieren. Der Klimawandel muss demnach adäquat in die Geschäftsstrategie integriert werden.
Gang der Untersuchung:
Im Vordergrund der Betrachtung dieser Arbeit stehen Handlungsoptionen der Versicherer (VR), die ergriffen werden können, um auf steigende Schäden, infolge von Elementarrisiken, zu reagieren. Sind diese Schäden künftig versicherbar oder stellt der Klimawandel für die Versicherungswirtschaft eine Existenzbedrohung dar? Zudem stellt sich die Frage, ob die Versicherungsunternehmen (VU) mittels Strategien den Klimawandel zukünftig sinnvoll in den Entscheidungsprozessen berücksichtigen können. Zur Erarbeitung dieser Fragestellungen werden einerseits Anpassungsstrategien, mit welchen den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels sinnvoll und effektiv […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Grundlagen
2.1 Begriffsabgrenzung der Elementarrisiken
2.1.1 Das Elementarrisiko Sturm
2.1.2 Das Elementarrisiko Überschwemmung
2.1.3 Weitere Elementarrisiken
2.2 Abgrenzung des Begriffs Katastrophe

3 Auswirkungen der Klimaänderungen auf die Versicherungs- wirtschaft
3.1 Die Risikoursache Klimawandel
3.2 Ursachen des Klimawandels
3.3 Schäden aus klimaabhängigen Elementarrisiken
3.3.1 Weltweite Schäden
3.3.2 Schäden in Deutschland
3.4 Risikowirkungen des Klimawandels auf Erstversicherungsunternehmen

4 Risikohandhabung: Handlungsoptionen für Erstversicherungs- Unternehmen
4.1 Passive Handlungsoptionen
4.1.1 Staatliche Risikoübernahme
4.1.2 Elementarschadenpflichtversicherung
4.2 Aktive Handlungsoptionen
4.2.1 Risikoabwehr in der internen Sphäre
4.2.1.1 Bestandspolitische Maßnahmen
4.2.1.2 Produktpolitische Maßnahmen
4.2.1.3 Prämienpolitische Maßnahmen
4.2.1.4 Schadenpolitische Maßnahmen
4.2.1.5 Produktinnovationen
4.2.2 Risikoabwehr in der externen Sphäre
4.2.2.1 Öffentlichkeitsarbeit
4.2.2.2 Betriebsökologie
4.2.2.3 Produktökologie
4.2.3 Alternative Risikotransfersysteme
4.2.3.1 Rückversicherung
4.2.3.2 Katastrophenanleihen
4.2.3.3 Versicherungsderivate
4.2.3.4 Die CATEX

5 Kritische Würdigung
5.1 Bewertung der internen und externen Risikohandhabung
5.2 Bewertung der alternativen Risikohandhabung

6 Zusammenfassung und Ausblick

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Anhang

Eidesstattliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Auftreten großer Naturkatastrophen von 1950-2007

Abbildung 2: Versicherte Schäden 26 Mrd. USD, Stand: April 2008

Abbildung 3: Große Überschwemmungskatastrophen 1950 - 2007 Gesamt- und versicherte Schäden

Abbildung 4: Rückversicherungsformen

Tabelle 1: Sturm- und Überschwemmungsschäden

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

„Der Klimawandel findet statt und kann nicht mehr gestoppt werden“.[1] Die Versicherungswirtschaft macht sich seit etwa zwei Jahrzehnten verstärkt Sorgen, angesichts der Erderwärmung und der folgenden signifikant zunehmenden Schadensbelastung aus Naturkatastrophen.[2] Eine Vielzahl von Versicherungsunternehmen warnt seit Jahren vor den unterschätzten Folgen des Klimawandels,[3] da dieser mit seinen Auswirkungen für die Versicherungswirtschaft eines der eklatantesten Risiken darstellt.[4]

Ein Großteil der Schäden wird von Extremereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen sowie Hagelunwettern verursacht.[5] Solche Elementarrisiken können, mit lediglich einem Schadenereignis, gleichzeitig bei sämtlichen Versicherungsnehmern Schäden verursachen.[6] Dieses so genannte Kumulrisiko stellt die Versicherer folglich vor schwierige Aufgaben.[7]

Schäden, welche infolge von Elementarrisiken entstehen, dominieren zunehmend die Katastrophenstatistiken der Versicherungsunternehmen.[8] Die erste Jahreshälfte 2008 war, ebenso wie die Vorjahre, von einer enormen Zahl von Naturkatastrophen geprägt.[9] „Damit passt das Jahr bislang zu dem langfristigen Trend einer steigenden Zahl von Wetterkatastrophen, der durch den Klimawandel beeinflusst wird.“[10] Bis Ende Juni 2008 ereigneten sich bereits weltweit 400 Naturkatastrophen. Im Rekordjahr 2007 waren es insgesamt 960 Ereignisse.[11]

Anlässlich dieser ungünstigen Schadentrends müssen sich die Versicherer anpassen und verändern, um langfristig erfolgreich zu sein.[12] „Durch Anpassung an die Folgen des Klimawandels lassen sich viele Schäden begrenzen.“[13] Versicherungsgesellschaften sollten sich auf die wachsenden Herausforderungen einstellen sowie bereits heute richtig positionieren.[14] Der Klimawandel muss demnach adäquat in die Geschäftsstrategie integriert werden.[15]

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Im Vordergrund der Betrachtung dieser Arbeit stehen Handlungsoptionen der Ver- sicherer (VR), die ergriffen werden können, um auf steigende Schäden, infolge von Elementarrisiken, zu reagieren. Sind diese Schäden künftig versicherbar oder stellt der Klimawandel für die Versicherungswirtschaft eine Existenzbedrohung dar? Zudem stellt sich die Frage, ob die Versicherungsunternehmen (VU) mittels Strategien den Klimawandel zukünftig sinnvoll in den Entscheidungsprozessen berücksichtigen können. Zur Erarbeitung dieser Fragestellungen werden einerseits Anpassungsstrategien, mit welchen den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels sinnvoll und effektiv entgegnet werden sollen, dargestellt, andererseits existieren Vorsorgestrategien, welche die Ausmaße des Klimawandels einschränken.

Eine weitere Möglichkeit sind Maßnahmen der alternativen Risikotransfersysteme, um steigende Schadensbelastungen zu minimieren. Zu klären ist, ob die unterschiedlichen Formen die Folgen eklatanter Schäden effizient verteilen können. Besteht ferner die Aussicht, dass die innovativen Kapitalmarktinstrumente die traditionelle Rückver- sicherung ersetzen?

Ziel dieser Arbeit ist, die zuvor erwähnten Fragen aufzugreifen, diese zu erarbeiten und abschließend zu erläutern.

Nach der Definition der Ziele wird im folgenden der Gang der Untersuchung dargestellt. Die vorliegende Arbeit ist in sechs Kapitel unterteilt.

Das Kapitel 2.1 beschreibt die Elementarrisiken und grenzt die klimaabhängigen von den klimaunabhängigen Ereignissen ab. Im Anschluss hieran werden die beiden Elementargefahren Sturm und Überschwemmung intensiver betrachtet. Weitere Elementarrisiken werden im Kapitel 2.1.3 kurz dargestellt und erläutert. Im darauf folgenden Kapitel erfolgt eine Definition des Katastrophenbegriffs.

Anschließend werden der Klimawandel und seine Folgen dargestellt. Daraufhin erfolgt im nächsten Kapitel eine Erklärung der potenziellen Ursachen des Klimawandels, wobei die menschlichen Aktivitäten, wie z.B. der Ausstoß von CO2, näher betrachtet werden. Das Kapitel 3.3 stellt zunächst die Schäden aus klimaabhängigen Elementarrisiken dar, um im Anschluss die Risikowirkung des Klimawandels auf die Erstversicherungsunternehmen vorzunehmen.

Dass Kapitel 4.1 erläutert die passiven Handlungsoptionen der Versicherungsgesellschaften, welche aus der staatlichen Risikoübernahme sowie der Elementarschadenpflichtversicherung bestehen. Die aktiven Handlungsoptionen werden anschließend dargestellt. Diese setzten sich zum einen aus der Risikoabwehr der internen Sphäre und zum anderen aus der Risikoabwehr der externen Sphäre zusammen. Bestandspolitische, produktpolitische, prämienpolitische und schadenpolitische Maßnahmen sowie die Produktinnovationen zählen zur internen Sphäre, welche im Kapitel 4.2.1 analysiert werden. Anschließend untersucht das Kapitel 4.2.2 die Risikoabwehr der externen Sphäre. Hierzu offerieren sich die Öffentlichkeitsarbeit, die Betriebsökologie und die Produktökologie. Alternative Risikotransfersysteme bilden das Kapitel 4.2.3. In diesem Rahmen werden zunächst die traditionelle Rückversicherung sowie die unterschiedlichen Rückversicherungsformen behandelt. Daraufhin werden die wichtigsten Finanzmarktinstrumente analysiert. Diese setzen sich aus den Katastrophenanleihen und den Versicherungsderivaten zusammen. Die CATEX bildet den Abschluss dieses Kapitels.

Im Kapitel 5 erfolgt eine kritische Würdigung der aktiven Handlungsoptionen. Abschließend werden eine Zusammenfassung und der Ausblick dieser Arbeit dargestellt.

2 Grundlagen

2.1 Begriffsabgrenzung der Elementarrisiken

Bevor in diesem Kapitel die Begriffsexplikation der Elementarrisiken erfolgt, wird zunächst der Risikobegriff kurz erläutert, da dieser konstanter Bestandteil der vorliegenden Diplomarbeit ist.

Brühwiler bezeichnet den Risikobegriff generell als die Möglichkeit eines Schadeneintritts.[16] Im Vergleich zu dieser allgemein formulierten Definition wird der Risikobegriff von Albrecht und Schräder ferner als Einheit einer ursachenbezogenen sowie einer wirkenden Komponente verstanden. Der ursachenbezogene Bestandteil stellt die Unsicherheit über zukünftige Entwicklungen dar. Hingegen besteht die Wirkung darin, dass ein in der Zukunft gesetztes Ziel, infolge dieser Unsicherheit, evtl. nicht erreicht werden kann. Folglich entsteht ein Risiko erst dadurch, dass zukünftige Ziele gesetzt werden, deren Eintrittswahrscheinlichkeit aufgrund der allgemeinen Unsicherheit lediglich vermutet wird.[17]

Die Versicherungslehre versteht unter einem Risiko die Möglichkeit des Schadeneintritts, anlässlich der Verwirklichung einer versicherten Gefahr.[18] Als synonyme Bezeichnung für die Gefahr wird ebenso der Begriff Risiko verwendet. Das von einer versicherten Gefahr bedrohte versicherte Objekt wird insofern auch als versichertes Risiko bezeichnet.[19]

Elementargefahren werden zu Risiken, sofern die Realisierung der Gefahren nicht im menschenleeren Raum ohne Werte stattfindet, sondern den Lebensraum des Menschen durch reale und wirtschaftliche Schäden[20] beeinträchtigt.[21]

Nachdem der Risikobegriff erklärt wurde, stehen nachfolgend die Elementarrisiken im Mittelpunkt der Betrachtung.

Auf der einen Seite existieren Ereignisse, die im Zusammenhang mit der belebten Natur stehen, wie beispielsweise der Befall einer Pflanze mit Schädlingen. Auf der anderen Seite bestehen Ereignisse der unbelebten Natur. Diese implizieren die Elementarrisiken.[22]

Die Elementarrisiken lassen sich nach ihrem Ursprung in atmosphärische, hydrosphärische, geologische sowie kosmische Gefahren klassifizieren.[23]

Atmosphärische Gefahren:

Atmosphärische Gefahren entstammen aus Prozessen über der Erdoberfläche. Zu ihnen zählen Stürme, Hitzewellen, Frost, Schneedruck, Gewitter, Blitze und Hagel.

Hydrosphärische Gefahren:

Hydrosphärische Gefahren entstehen auf der Erdoberfläche. Folgende Gefahren werden ihnen zugeordnet: Überschwemmungen, Niederschlag und Schneelawinen.

Geologische Gefahren:

Geologische Gefahren lassen sich in Gefahren auf sowie unter der Erdoberfläche gruppieren.[24] Zu ihnen zählen Erdbeben, Gebirgsschlag, Erdsenkung, Erdrutsch und Vulkanausbruch.[25]

Kosmische Gefahren:

Kosmische Gefahren finden über der Erdatmosphäre statt[26] und setzen sich aus Meteoritenabsturz sowie Kollisionen von Himmelskörpern zusammen.[27]

In zahlreichen Beiträgen der versicherungswissenschaftlichen Literatur wird diese Form der Kategorisierung von Elementargefahren verwendet. In der Praxis ist dies jedoch aufgrund von Wechselwirkungen zwischen den zuvor erwähnten Gefahren häufig nicht durchführbar.[28] Die Einordnung der Ereignisse in die atmosphärischen Gefahren ist beispielsweise vielfach nicht eindeutig. Infolge von enormen Stürmen kommt es z. B. ebenso zu Überschwemmungen. Dies geschieht einerseits aufgrund eklatanter Niederschläge, andererseits in Form von Sturmfluten. Somit ist eine Zuordnung der Schäden zu den Gefahren mit Schwierigkeiten verbunden.[29] In der vorliegenden Diplomarbeit zählen die Sturmfluten mit zu den Überschwemmungen (s. Kapitel 2.1.2).

Der Klimawandel besitzt keinen Einfluss auf die geologischen und kosmischen Gefahren,[30] welche aufgrund dessen nicht thematisiert werden. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf den Elementarrisiken Sturm und Überschwemmung, welche nachfolgend intensiv erläutert werden. Weitere atmosphärische sowie hydrosphärische Gefahren werden der Vollständigkeit halber kurz dargestellt.

2.1.1 Das Elementarrisiko Sturm

Sturm ist eine wetterbedingte Luftbewegung mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 62 km pro Stunde bzw. Beaufortstärke[31] acht.[32]

Gemessen an der Häufigkeit von Schadenereignissen, an der Gesamtfläche der betroffenen Gebiete sowie insbesondere am Schadenausmaß, stellen Stürme für die Versicherungswirtschaft die signifikanteste Elementargefahr der letzten Jahrzehnte dar. Im Zeitraum von 1950 bis 2007 entfielen 79 Prozent der Schadenszahlungen der VR auf diese Gefahr (s. Abb. 1).[33] Daher steht das Elementarrisiko Sturm im Mittelpunkt der Betrachtung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Auftreten großer Naturkatastrophen 1950-2007

Quelle: Rauch, E., (2008), S. 19.

Meteorologisch werden Stürme in die vier folgenden Klassen unterteilt: tropische Wirbelstürme, außertropische Stürme, regionale Stürme sowie lokale Stürme.

Tropische Wirbelstürme:

Tropische Wirbelstürme erreichen Orkanstärke mit Windgeschwindigkeiten ab 118 km pro Stunde bzw. Beaufortstärke zwölf. Im Atlantik und Nordostpazifik werden diese Stürme als „Hurrikane“, im Indischen Ozean, im Seegebiet vor Australien oder im Südpazifik als „Zyklone“ sowie im Nordwestpazifik als „Taifune“ bezeichnet. Im Bereich von 62 bis 117 km pro Stunde bzw. Beaufort acht bis elf, folglich unterhalb der Orkanstärke, werden sie „tropische Stürme“ genannt.

Tropische Wirbelstürme erstrecken sich über enorme Gebiete und erreichen Höchstwindgeschwindigkeiten von mehr als 300 km pro Stunde. Hauptsächlich sind Küstengebiete und Inseln betroffen, die gekennzeichnet sind von einer hohen Wertedichte und einem erheblichen Freizeitbedarf sowie der damit verbundenen Zuwanderung.

Tropische Wirbelstürme können daher in vielen Küstengebieten eklatante Schäden zur Folge haben.[34]

Außertropische Stürme:

Die Sturmintensität ist im Spätherbst und im Winter am größten. Aus diesem Grund werden außertropische Stürme ferner als „Winterstürme“ bezeichnet. Die maximalen Windgeschwindigkeiten liegen zwischen 140 bis 250 km pro Stunde.[35]

In Mitteleuropa gehören die Winterstürme zu den herausragenden Naturereignissen. Zum einen überstreichen sie enorme Gebiete und stellen daher ein erhebliches Kumulrisiko[36] dar, zum anderen treten die Winterstürme relativ häufig auf. Infolgedessen besteht für die Versicherungswirtschaft ein signifikantes Gefährdungsrisiko.[37]

Eis- und Schneestürme, welche ebenso als Blizzards bezeichnet werden, sind weitere Varianten der außertropischen Stürme.

Regionale Stürme:

Diese Stürme sind meteorologisch überwiegend der Gruppe der orografischen Stürme, der Fallwinde, zuzuordnen und treten in allen Gebirgsregionen weltweit auf. Hierbei sind Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km pro Stunde möglich.

Lokale Stürme:

Zu den lokalen Stürmen gehören u. a. Tornados. Generell besitzen Tornados eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von ca. 100 km pro Stunde. Maximal mögliche Geschwindigkeiten werden auf über 500 km pro Stunde geschätzt. Somit erreichen Tornados die höchsten Geschwindigkeiten aller existierenden Sturmarten.[38]

Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass i. d. R. in den Versicherungsbedingungen eine meteorologisch einwandfreie Definition des Risikos Sturm fehlt. Somit gelten alle zuvor beschriebenen Erscheinungsformen als Sturm. Die Dauer der Windeinwirkung ist unerheblich. Daher werden ebenfalls kurzzeitige Windstöße sowie Windböen als Sturm angesehen.[39]

2.1.2 Das Elementarrisiko Überschwemmung

Überschwemmungen sind temporäre Wasserbedeckungen von Landflächen, aufgrund der Ausuferung von oberirdischen (stehenden oder fließenden) Gewässern oder von Starkniederschlägen.[40]

Überschwemmungen zählen zu den am häufigsten auftretenden Elementarschadenereignissen. In Deutschland stehen diese, hinter dem Risiko Sturm, an zweiter Stelle der bedeutendsten Elementargefahren.[41] Die versicherten Schäden sind jedoch anlässlich der niedrigen Versicherungsdichte in Deutschland derzeit relativ gering.[42] Im Jahre 2007 entfielen 26 Prozent der Entschädigungszahlungen auf Überschwemmungen. Wohingegen 59 Prozent der Leistungen für das Risiko Sturm aufgewendet wurden (s. Abb. 2). Somit ist die Versicherungswirtschaft eklatant von diesen klimaabhängigen Gefahren betroffen. Anlässlich der beschriebenen Tatsachen setzt sich die vorliegende Arbeit mit diesen Risiken auseinander.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Versicherte Schäden 26 Mrd. US-Dollar, Stand: April 2008

Quelle: Münchener Rück, http://www.munichre.com/app_resources/pdf/ts/geo_risks/natcatservice/annual_statistics/

2007/mrnatcatservice_natural_disasters_perc_distrib_event_type_de.pdf, Abruf: 08.09.2008.

Neben sämtlichen Sonderfällen wie u. a. Dammbruch, Rückstau, und Grundwasseranstieg existieren drei Typen von Überschwemmungen, welche am häufigsten auftreten. Im Weiteren werden demzufolge die Sturmfluten, Sturzfluten und Flussüberschwemmungen näher erläutert.

Sturmfluten:

Sturmfluten sind Folgen eines Wasserspiegelanstiegs, der dadurch entsteht, dass die Schubkraft des Windes Wasser in Richtung Küste drängt. Demgemäß treten sie an den Küsten der Meere sowie großer Seen auf.[43] Konsequenzen sind beispielsweise Überflutungen, Deichbrüche, Landverluste, Stranderosionen sowie Schäden durch aggressives Salzwasser.[44] Sturmfluten besitzen ein enormes Schadenpotenzial und sind angesichts des hohen Kumulrisikos i. d. R. nicht versicherbar.

Sturzfluten:
Sturzfluten entstehen mittels heftiger, lokaler (Gewitter-)Niederschläge.[45] Sofern die Böden den Niederschlag nicht weiter aufnehmen, kann das Wasser nur oberirdisch abfließen und es entstehen Wasserströme mit hoher Fließgeschwindigkeit. Dies tritt besonders bei entsprechendem Gefälle auf.[46] In geneigtem Gelände führt eine hohe Niederschlagsintensität zu einer schwallartigen Hochwasserwelle, welche rasch ansteigt und ebenso schnell wieder abfällt. In ebenem Gelände hingegen kann das Wasser nicht schnell genug abfließen. Daher staut es sich auf der Erdoberfläche oder sammelt sich in tiefer gelegenen Bereichen wie z.B. Kellern oder Tiefgaragen.

Sturzfluten treten praktisch überall auf, treffen jedoch nicht regelmäßig einen bestimmten Ort. Dies sind ideale Voraussetzungen für eine Versicherbarkeit.

Flussüberschwemmungen:

Flussüberschwemmungen resultieren aus intensiven und/oder tagelang anhaltenden

Niederschlägen auf ein weitläufiges Gebiet. Der Boden wird gesättigt und kann folglich kein Wasser mehr aufnehmen. Daher fließt der Niederschlag direkt in die Gewässer. Flussüberschwemmungen erfolgen sukzessiv, wenn auch manchmal in relativ kurzer Zeit. Häufig ist das gesamte Einzugsgebiet eines großen Flusses (z.B. Rhein) betroffen. Dies kann Flächen von 1.000 oder 10.000 Quadratkilometern treffen. Ebenso sind die tatsächlich überschwemmten Gebiete häufig großflächig, da die anfallenden Wassermengen eklatantes Volumen annehmen.[47]

2.1.3 Weitere Elementarrisiken

In diesem Kapitel werden weitere atmosphärische sowie hydrosphärische Elementarrisiken kurz erklärt.

Hitzewellen treten im Gegensatz zu Stürmen und Überschwemmungen schleichend auf.[48] Niederschlagsdefizite im Sommer führen zu ausgeprägten Temperaturanstiegen.[49] Heiße Tage, Tropennächte sowie Hitzewellen verzeichnen enorme Zuwächse.[50] Stark betroffen von dieser Zunahme sind insbesondere städtische Ballungszentren, in welchen sich Wärmeinseln bilden. Zudem verringert sich die nächtliche Abkühlung anlässlich des prognostizierten überdurchschnittlichen starken Anstiegs der Temperatur.[51]

Frost und Schneedruck werden aufgrund ansteigender Temperaturen seltener.[52] Frost bedeutet ein Absinken der Temperatur unter Null Grad Celsius.[53] Schneedruck ist die Auswirkung des Gewichts von Schnee- und Eismassen, wobei es sich sowohl um unbewegte als auch um bewegte Schneemassen handeln kann. Der Nordosten Deutschlands ist stärker von Schäden aus der Gefahr des Schneedrucks betroffen, als der südliche und nordwestliche Raum.[54] Schneelawinen werden infolge eines schnellen Absturzes kinetischer Energien erzeugt.[55] Hierbei entstehen enorme Schneemen-

gen, welche plötzlich und mit hoher Geschwindigkeit niedergehen. In Deutschland sind unmittelbare Schäden von Lawinen selten, da exponierte Regionen i. d. R. nicht bebaut werden.[56]

Gewitter sind das Ergebnis vertikaler Umwälzungen in der Atmosphäre[57].[58] Bei Gewittern, welche in nahezu allen Regionen der Erde beobachtet werden,[59] können anlässlich natürlicher Elektrizität Blitze, auftreten. Blitze entstehen, wenn Wolken durch aufwärts strömende Luftmassen elektrisch aufgeladen werden und sich anschließend entladen. Hierbei fließt elektrischer Strom durch die Atmosphäre.[60]

Das Elementarrisiko Hagel zählt zu den atmosphärischen Gefahren. Hagelkörner bestehen aus gefrorenen Eismassen von ca. fünf bis 50 mm Durchmesser. In seltenen Fällen treten Hagelkörner mit über 10 cm Durchmesser[61] und einem Gewicht von etwa 1 kg auf.[62] Hagel entsteht in Gewitterwolken, in denen Aufwinde schwere Niederschlagspartikel erfassen und in große Höhen transportieren, wo sie unterkühltes Wasser einfangen, gefrieren sowie beim Fallen wieder teilweise schmelzen. Das wiederholte Steigen und Fallen der Körner führt zum Anwachsen infolge Schichtweiser Anlagerung von Eis.[63] Die unterkühlten Wassertröpfchen lagern sich so lange an Eis- und Schneekristallen an, bis diese nach mehrmaligem Auf- und Absteigen in der kräftigen Vertikalströmung, aufgrund ihres Gewichts, ausfallen.[64] Von der Hagelgefahr sind alle Regionen Deutschlands betroffen. Jedoch existieren, anlässlich der geographischen Bedingungen, regionalen Schwerpunkte im Süden Deutschlands.[65]

2.2 Abgrenzung des Begriffs Katastrophe

Elementarrisiken generieren des Öfteren signifikante Katastrophen. Aufgrund dessen wird in diesem Kapitel der „Katastrophenbegriff“ dargestellt. In der Literatur besteht allerdings keine einheitliche Begriffsdefinition. Anlässlich der Existenz unterschiedlicher Definitionen werden jene herangezogen, welche im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Elementargefahren stehen. Somit wird eine klare Verbindung ersichtlich. Darüber hinaus existieren in der Versicherungswirtschaft verschiedene Kategorien von Katastrophen: „Man-made“-Katastrophen, die anlässlich menschlicher Aktivitäten entstehen, Katastrophen infolge terroristischer Großanschläge sowie Naturkatastrophen.[66] In dieser Arbeit stehen die Gefahren Sturm und Überschwemmung im Vordergrund, somit finden die „Man-made“-Katastrophen und die terroristischen Großanschläge keine Beachtung.

Das Wort „Katastrophe“ bedeutet sinngemäß Umkehr oder Wendung und hat somit eine Umkehrung der gewohnten Verhältnisse zur Folge.[67]

Eine Katastrophe ist „ein außergewöhnlich schwerwiegendes und/oder umfangreiches, meist überraschend eintretendes Ereignis, das … erhebliche Sachwerte und/oder die Lebensgrundlagen einer großen Bevölkerungsgruppe für einen längeren Zeitraum in so erheblichem Maße schädigt oder gefährdet, dass es mit den örtlichen oder regional verfügbaren Kräften und Mitteln alleine nicht zu bewältigen ist“.[68]

Des Weiteren lassen sich aus versicherungswirtschaftlicher Betrachtung die drei folgenden Merkmale für Katastrophenrisiken charakterisieren:

1. unregelmäßiges Erscheinen,
2. unvorhersehbarer Eintritt sowie
3. außerordentlich hohe Schadenpotenziale.[69]

Katastrophenrisiken resultieren aus Naturkatastrophen.[70] Naturkatastrophen sind Ereignisse, welche mittels Naturgewalten, wie zum Beispiel Stürmen oder Überschwemmungen, ausgelöst werden.[71] Insofern sind Elementargefahren als Gefahren definiert, deren Ursache in der Natur liegt.[72]

3 Auswirkungen der Klimaänderungen auf die Versicherungswirtschaft

3.1 Die Risikoursache Klimawandel

Der Terminus Klima stammt vom griechischen Begriff klίma, welcher „Neigung, geographische Lage“ bedeutet.[73] Klima ist der Durchschnitt oder die Gesamtheit des Wetters.[74] Das Wetter besteht aus realen Phänomenen, welche sinnlich wahrgenommen werden und messbar sind. Hierzu zählen beispielsweise Hitze, Nebel, Wolken und Hagel. Das Klima hingegen ist weder sinnlich wahrnehmbar, noch messbar. Es besteht aus Zahlen und ist ein mathematisches Artefakt.[75] Zudem wird das Klima als der charakteristische Verlauf des Wetters an einem Ort oder in einem bestimmten Raum, über einen längeren Zeitraum[76] hinweg, bezeichnet. Klima ist demgemäß eine Statistik des Wetters, bei welcher kurzfristige Schwankungen relativ wenig Gewicht besitzen.[77]

Neben dieser eher deskriptiven Definition folgt eine inhaltsreichere Begriffsexplikation: Klima ist das Ergebnis von Interaktionen zwischen einer Vielzahl physikalischer und chemischer Prozesse, insbesondere vertikaler und horizontaler Energietransporte, welche sich in den Subsystemen des Klimasystems vollziehen, wobei das Klimasystem Wechselwirkungen in der Atmosphäre, Hydrosphäre, Geosphäre sowie der Biosphäre[78] umfasst.[79] Diese Systeme[80] sind dynamisch miteinander verbunden. Eine marginale Änderung in einem Untersystem kann enorme Auswirkungen in einem anderen oder dem Gesamtsystem haben.[81]

Im folgenden werden einige Fakten, welche die Änderung des Klimas darstellen, aufgezeigt.

Der Weltklimabericht des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC[82] ), hat die

Eindeutigkeit und das Ausmaß der Erderwärmung dargelegt.[83] Dem Bericht zufolge hat sich die Erde in den vergangenen 100 Jahren im Durchschnitt um 0,74 Grad erwärmt. Zudem sei der Temperaturanstieg der letzten 50 Jahre „sehr wahrscheinlich“ höher als jemals zuvor in den vergangenen 1.300 Jahren.[84]

Infolge der Erwärmung haben die Gebirgsgletscher sowie die schneebedeckten Flächen insgesamt abgenommen. Das Meereis der Arktis verzeichnet seit 1978 einen Rückgang im Jahresmittel um ca. acht Prozent, im Sommer sogar um die 22 Prozent. Ferner ist im 20. Jahrhundert der Meeresspiegel um 17 Zentimeter angestiegen, mit wachsender Tendenz. Ca. die Hälfte des Anstiegs wurde mittels thermischer Ausdehnungen der an Wärme zugenommenen Ozeane verursacht. Abschmelzende Gebirgsgletscher stellen etwa 25 Prozent des steigenden Meeresspiegels dar und ca. 15 Prozent beziehen sich auf abtauende Eisschilde von Arktis und Antarktis.[85] Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs sind dauerhafte Landverluste sowie temporäre Überflutungen von Küstenregionen.[86]

Klimadaten und -modelle deuten auf einen signifikanten Trend zu wärmeren und feuchteren Wintern sowie heißeren und trockeneren Sommern hin. Beides kann sich ungünstig auf die Versicherungswirtschaft auswirken. Die Überschwemmungsgefahr kann, aufgrund stärkerer Niederschläge im Winter, zunehmen. Des Weiteren erhöht sich, anlässlich der milderen Winter die Sturmgefahr in Küstenregionen. Steigende Temperaturen verhindern großflächige Schneedecken. Daher können die Sturmtiefs häufiger und intensiver auf das Festland vorstoßen. Im Sommer führen Niederschlagsdefiziten zu außerordentlichen Hitzewellen. Ebenso sind heißere Sommer unwetterträchtiger, da bei Überhitzung vermehrt Gewitter, insbesondere Blitz- und Überspannungsschäden, Hagel, Starkwinde sowie Sturzfluten, auftreten. Trotz tendenziell geringerer Sommerniederschläge können kurzzeitig eklatante Regenmengen auftreten.[87]

Folglich wird anlässlich des Klimawandels die Häufigkeit und Intensität extremer Naturereignisse zunehmen.[88] Die Anzahl von Naturkatastrophen steigt voraussichtlich jährlich um fünf Prozent. Ferner wird die Häufigkeit und Intensität von Winterstürmen in Europa bis 2100 die versicherten Schäden um 16 bis 68 Prozent erhöhen.[89]

3.2 Ursachen des Klimawandels

Die potenziellen Ursachen für einen Klimawandel lassen sich in drei Gruppen klassifizieren:

1. Natürliche interne Ursachen, insbesondere Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean.
2. Natürliche externe Einflüsse, wie zum Beispiel Sonnenaktivität und Vulkanismus.
3. Anthropogene externe Faktoren, welche durch den Menschen verursacht werden.

Da weder natürliche interne Ursachen, noch natürliche externe Einflüsse die Erwärmung vollständig erklären und lediglich eine marginale Ursache für den Klimawandel darstellen,[90] werden diese Einflüsse nicht näher betrachtet. Nachfolgend wird der „Klimafaktor Mensch“ als anthropogene externe Ursache dargestellt.

Wahrscheinlich beeinflusste der Mensch den Klimawandel bereits in früheren Zeiten, wie beispielsweise anlässlich der Abholzung der Wälder des Mittelmeerraumes, durch die Griechen, Phönizier und später durch die Römer, welche das Holz hauptsächlich für den Schiffbau benötigten. Zu der Zeit war der Einfluss auf das Klima global begrenzt. Die Entwicklungen, im Zuge der Industriellen Revolution, führten zu signifikan-

teren Veränderungen. Ein wachsender Energiebedarf entstand, da herkömmliche Methoden, wie die Handarbeit, durch industrielle, energieintensive Techniken verdrängt wurden. Hierfür wurden primär fossile Energieträger, wie Kohle oder Gas, eingesetzt, die gegenwärtig als besonders klimaschädlich gelten. Ferner ließ, seit Beginn des 20. Jahrhunderts, neben der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung, die stetig steigende Bevölkerungszunahme den weltweiten fossilen Energieverbrauch enorm ansteigen.[91] Die zunehmende Verstädterung, Landnutzung, Entwaldung sowie der Verbrauch von fossilen Energien führen zu einem vermehrten Ausstoß verschiedener, den Treibhauseffekt[92] fördernden, Gasen in der Atmosphäre.[93] Diese schädlichen Gase sind beispielsweise Kohlendioxid (CO2),[94] Wasserdampf (H2O) und Methan (CH4).[95]

Das IPCC bestätigt, dass klimawirksame Gase, welche durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre abgegeben werden, mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 Prozent der Hauptgrund dafür sind, dass die Temperatur global zunimmt.[96] „There is new and stronger evidence that most of the warming observed over the last 50 years is attributable to human activities.”[97]

Der Treibhauseffekt geht zum größten Teil auf CO2 zurück.[98] Die Kohlendioxid-Konzentration ist seit 1750 um 35 Prozent gestiegen und damit so hoch, wie seit 650.000 Jahren nicht mehr.[99] CO2 ist ein klimawirksames Gas,[100] welches eine Erwärmung der Erdatmosphäre zur Folge hat. Dies kann eine Häufung von Extremereignissen durch die Gefahren Sturm und Niederschlag auslösen.[101]

3.3 Schäden aus klimaabhängigen Elementarrisiken

3.3.1 Weltweite Schäden

Die Schadenzahlen aus dem Jahre 2008 liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor. Die erste Jahreshälfte war jedoch bereits durch eine enorme Anzahl von Naturkatastrophen geprägt.

Die Versicherungswirtschaft musste 2007 höhere Schäden aus Naturkatastrophen verkraften, als im schadenarmen Vorjahr. Die versicherten Schäden betrugen bis Ende Dezember 2007 26 Mrd. US-Dollar.[102] Zudem dominierten Naturkatastrophen aus Sturm- und Überschwemmungsschäden.[103] Im Jahre 2006 entfielen 15 Mrd. US-Dollar auf versicherte Schäden. Das Jahr 2005 war bisher das schadenträchtigste Jahr, in welchem versicherte Schäden in Höhe von 99 Mrd. US-Dollar entstanden.[104]

Der Trend zu steigenden Katastrophen hat sich fortgesetzt. Dies verdeutlichen ferner die folgenden Mittelwerte: Der Mittelwert der 80er Jahre liegt bei rund 400 Ereignissen, in den 90er Jahren liegt dieser bei 630 und in den letzten zehn Jahren belegt dieser 730 Naturkatastrophen.[105]

Tabelle 1 stellt die Anzahl der Stürme sowie die versicherten Schäden der letzten Jahre dar. Das Jahr 2007 weist mit 57 Stürmen zwar die größte Häufigkeit auf, jedoch stellt es im Bezug auf die versicherten Schäden nicht das teuerste Jahr für die VR dar. Des Weiteren hat eine Analyse der Münchener Rück des Jahres 2007 erneut den langfristigen Trend der enormen Sturmschadenpotenziale bestätigt. Die Gesamtanalyse seit 1950 zeigt zum einen, dass die schadenträchtigsten Ereignisse Stürme sind, zum anderen, dass Nordamerika[106] über den Gesamtzeitraum die meisten Ereignisse sowie die höchsten Schäden zu verzeichnen hatte. Einzelne Jahre weichen allerdings von diesen Mustern ab.[107]

Der Wintersturm Kyrill war beispielsweise die kostenintensivste Naturkatastrophe für die Versicherungswirtschaft 2007. Am 17. Januar 2007 verursachte Kyrill europaweit Versicherungsschäden in Höhe von 5,8 Mrd. US-Dollar.[108]

Wie bereits zuvor erwähnt, entfielen auf das Jahr 2005 enorme Entschädigungsleistungen der VR. Dies ist ebenso in der Tabelle 1 ersichtlich, wonach dieses Jahr im Bereich der Sturmschäden das derzeit teuerste für die VU darstellt. Ca. 73 Mrd. US-Dollar mussten die VU an die Versicherungsnehmer (VN[109] ) entrichten. Ursache hierfür war der Hurrikane Katrina, welcher im August 2005 Teile der US-Golfküste und insbesondere die Stadt New Orleans verwüstete. Hierdurch entstand mit 125 Mrd. US-Dollar einer der höchsten Gesamtschäden weltweit. Auch der versicherte Schaden in Höhe von 62 Mrd. US-Dollar setzte eine neue Rekordmarke. Für die Assekuranz wurde Katrina zum bislang teuersten Sturm.[110]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Sturm- und Überschwemmungsschäden

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Swiss Re, Sigma

Die steigenden Temperaturen, anlässlich des Klimawandels, führen zu einer Vielzahl enormer Hochwasserereignisse.[111] Überschwemmungsschäden werden demgemäß stark vom Klimawandel beeinflusst. Die Einflüsse des Klimawandels bei Überschwemmungen sind zudem eklatanter als bei dem Elementarrisiko Sturm.[112]

[...]


[1] Höppe, P., (2008), S. 27.

[2] Vgl. Hlatky, T.; Stoblmair, J.; Tusini, E., (2005), S. 167.

[3] Vgl. Lansch, R., (2008), S. 26.

[4] Vgl. Booth, C., http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,464060,00.html, Abruf: 15.09.2008.

[5] Vgl. Hlatky, T.; Stoblmair, J.; Tusini, E., (2005), S. 167.

[6] Vgl. Farny, D., (2006), S. 85.

[7] Vgl. Berz, G., (2005a), S. 218.

[8] Vgl. Berz, G., (2005a), S. 217f..

[9] Vgl. o.V., http://www.munichre.com/de/press/press_releases/2008/2008_07_09_press_ release.aspx, Abruf: 28.07.2008.

[10] Jaworrek, T., http://www.munichre.com/de/press/press_releases/2008/2008_07_09_press_ release.aspx, Abruf: 28.07.2008.

[11] Vgl. o.V., http://www.munichre.com/de/press/press_releases/2008/2008_07_09_press_ release.aspx, Abruf: 28.07.2008.

[12] Vgl. Schmitt, T., (2008), S. 27.

[13] Höppe, P., http://www.munichre.com/de/press/press_releases/2008/2008_07_09_ press_release.aspx, Abruf: 28.07.2008.

[14] Vgl. Loster, T., (2005), S. 236.

[15] Vgl. Loster, T., (2005), S. 240.

[16] Vgl. Brühwiler, B., (2003), S. 79.

[17] Vgl. Albrecht, P.; Schräder, T., (2000), S. 168.

[18] In der verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung bestehen die versicherten Ge- fahren u. a. aus Brand, Blitzschlag, Sturm und Hagel. Ein versicherter Schaden tritt ein, wenn versicherte Sachen durch eine versicherte Gefahr zerstört oder beschädigt werden. Vgl. Ei- chenhauer, H.; Köster, P.; Lüpertz, V.; Schmalohr, R., (2004), S. 28 f..

[19] Vgl. Schmalohr, R.; Köster, P., (2004), S. 9.

[20] Reale Schäden führen zu Verlusten an Sachwerten (z.B. Beschädigung eines Gebäudes infolge des Aufschlags von Hagelkörnern). Darüber hinaus führen reale Schäden zu Schäden in der wirtschaftlichen Sphäre von Wirtschaftsobjekten, beispielsweise in Form von Ausgaben für die Reparatur der realen Schäden. Vgl. Graff, A., (2001), S. 14.

[21] Vgl. Graff, A., (2001), S. 14 f..

[22] Vgl. Graff, A., (2001), S. 15.

[23] Vgl. König, R., (2006), S. 33 f..

[24] Vgl. Lamby, C., (1993), S. 52.

[25] Vgl. König, R., (2006), S. 34.

[26] Vgl. Lamby, C., (1993), S. 52.

[27] Vgl. König, R., (2006), S. 34.

[28] Vgl. Graff, A., (2001), S. 16.

[29] Vgl. Jahn, A., (2001), S. 116.

[30] Vgl. Schmitz, K., (1998), S. 35 ff..

[31] Die 13stellige Beaufort-Skala, welche die Windgeschwindigkeiten darstellt, befindet

sich im Anhang 1.

[32] Eichenauer,H.; Köster, P.; Lüpertz, V.; Schmalohr, R., (2004), S. 37.

[33] Vgl. Rauch, E., (2008), S. 19.

[34] Vgl. Rauch, E., (2008), S. 19 ff..

[35] Vgl. Rauch, E., (2008), S. 21 f..

[36] Wie bereits erwähnt, erleiden bei einem Kumulrisiko sämtliche versicherungstechnische Ein-

heiten durch das Eintreten eines Ereignisses einen Schaden.

[37] Vgl. Pinto, J.G.; Freund, E.; Axer, T., (2008), S. 106.

[38] Vgl. Rauch, E., (2008), S. 22 f..

[39] Vgl. o.V., (1990), S. 12 f..

[40] Vgl. GDV, § 3 BWE 2008, http://www.gdv.de/Downloads/Bedingungen/SU_210_BWE08.pdf,

Abruf: 18.08.2008.

[41] Vgl. Graff, A., (2001), S. 28.

[42] Vgl. Jahn, A., (2001), S. 118 f..

[43] Vgl. Kron, W.; Thumerer, T., (2001), S. 1370.

[44] Vgl. Sündermann J., (1993), S. 494.

[45] Vgl. Kron, W.; Thumerer, T., (2001), S. 1370.

[46] Vgl. Jahn, A., (2001), S. 88.

[47] Vgl. Kron, W.; Thumerer, T., (2001), S. 1370.

[48] Vgl. König, R., (2001), S. 41.

[49] Vgl. Berz, G., (2005b), S. 102.

[50] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 68.

[51] Vgl. Hupfer, P.; Kuttler, W., (2006), S. 106.

[52] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 68.

[53] Vgl. Hupfer, P.; Kuttler, W., (2006), S. 172.

[54] Vgl. Graff, A., (2001), S. 26 f..

[55] Vgl. König, R., (2001), S. 40.

[56] Vgl. Graff, A., (2001), S. 26.

[57] Die Atmosphäre ist die Lufthülle der Erde und spielt für das Erdklima eine bedeutende

Rolle. Sie schützt vor der energiereichen Sonneneinstrahlung, sorgt für eine

ausgeglichene Temperatur auf der Erdoberfläche, enthält die Luft zum Atmen und

ermöglicht so das Leben auf der Erde. Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 13.

[58] Vgl. Rauch, E., (2008), S. 23.

[59] Vgl. König, R., (2001), S. 41.

[60] Vgl. Graff, A., (2001), S. 22.

[61] Vgl. Binder, C.; Steinreiber C., (2005), S. 16.

[62] Vgl. Hupfer, P.; Kuttler, W., (2006), S. 106.

[63] Vgl. Binder, C.; Steinreiber C., (2005), S. 16.

[64] Vgl. Hupfer, P.; Kuttler, W., (2006), S. 105.

[65] Vgl. Graff A., (2001), S. 25.

[66] Vgl. Swiss Re, (2001), S. 3 f..

[67] Vgl. Nguyen, T., (2007a), S. 5.

[68] Hanke, S., (2002), S. 3 f..

[69] Vg. Dong, W.; Shah, H.; Wong, F., (1996), S. 201.

[70] Vgl. Weistroffer, C., http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-

PROD/PROD0000000000215909.pdf, S. 9, Abruf: 29.08.2008.

[71] Vgl. Pfister, G., (2003), S. 8.

[72] Vgl. Surminski, S., (2002), S. 65 f..

[73] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 5.

[74] Vgl. Jahn. A., (2001), S. 9.

[75] Vgl. Brauner, C., (2002), S. 5 f..

[76] Als Zeitraum gelten 30 Jahre. Vgl. Hupfer, P.; Kuttler, W., (2006), S. 5.

[77] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 5.

[78] Die Biosphäre zählt zu der belebten Natur, welche nicht weiter betrachtet wird.

[79] Vgl. Schönwiese, C., (1979), S. 42 ff..

[80] Eine Abbildung der Untersysteme befindet sich im Anhang 2.

[81] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 24.

[82] Das IPCC hat seinen Sitz in Genf und fasst mittels Berichten von Wissenschaftlern

verschiedener Disziplinen den aktuellen Wissensstand der gesamten Klima- und Klimafol-

genforschung zusammen. Darüber hinaus trifft das IPCC Aussagen über zukünftige Entwick-

lungen. Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 73 f..

[83] Entgegen zahlreicher Erkenntnisse existieren die so genannten „Klimaskeptiker“, welche u. a.

behaupten, dass der Klimawandel nicht stattfindet. Seit Vorliegen des IPCC-Berichts ist es

unbestritten, das sich das Klima ändert und das der Mensch hierzu enorm beiträgt. Folglich

wird den „Klimaskeptikern“ in dieser Arbeit keine Bedeutung beigemessen. Vgl.

Weistroffer, C., http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD

0000000000215909.pdf, S. 3, Abruf: 29.08.2008.

[84] Vgl. Schneider, C., http://www.umweltschutz-news.de/302artikel1622.html, Abruf: 03.08.2008.

[85] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 67 f..

[86] Vgl. Jahn, A., (2001), S. 329.

[87] Vgl. Berz, G., (2005b), S. 101 ff..

[88] Vgl. Weistroffer, C., http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-

PROD/PROD0000000000215909.pdf, S. 3, Abruf: 20.08.2008.

[89] Vgl. Martens, H., http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,464060,00.html, Abruf: 15.09.2008.

[90] Vgl. Jahn, A., (2001), S. 26 f.; o.V., http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site

=themen.klima, Abruf: 05.08.2008.

[91] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 63 f..

[92] Als Treibhauseffekt wird der Ausstoß von Treibhausgasen, insbesondere von CO2 verstan-

den, welcher durch den Menschen verursacht wird. Vgl. Surminski, S., (2002), S. 2.

[93] Vgl. o.V., http://www.ikzm-d.de/inhalt.php?page=45,2794, Abruf: 06.08.2008.

[94] Vgl. o.V., http://www.ikzm-d.de/inhalt.php?page=45,2794, Abruf: 06.08.2008.

[95] Vgl. Schönwiese, C.D., (2005), S. 36.

[96] Vgl. o.V., http://www.munichre.com/de/ts/geo_risks/climate_change_and_insurance/climate_

in_central_europe/default.aspx, Abruf: 06.08.2008.

[97] IPCC Working Group I, http://www.grida.no/climate/ipcc_tar/wg1/007.htm, Abruf: 18.08.2008.

[98] Vgl. Schönwiese, C.D., (2005), S. 36.

[99] Vgl. Spandau, L.; Wilde, P., (2008), S. 65 ff..

[100] Vgl. Rahmstorf, S., (2006), S. 77.

[101] Vgl. Graf, A., (2001), S. 19.

[102] Vgl. o.V., (2008b), S. 104.

[103] Vgl. Swiss Re, (2008), S. 3.

[104] Vgl. o.V., (2008b), S. 104.

[105] Vgl. Münchener Rück, (2008), S. 45.

[106] Eine Darstellung über die prozentuale Verteilung befindet sich im Anhang 3.

[107] Vgl. Münchener Rück, (2008), S. 50.

[108] Vgl. Münchener Rück, (2008), S. 17 f..

[109] Die maskuline Bezeichnung repräsentiert in der vorliegenden Arbeit beide Formen („Femi-

nin“ und „Maskulin“).

[110] Vgl. Münchener Rück, (2008), S. 48.

[111] Vgl. Swiss Re, (2008), S. 9.

[112] Vgl. Swiss Re, (2008), S. 12.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836638418
DOI
10.3239/9783836638418
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Private Fachhochschule für Wirtschaft und Technik Vechta-Diepholz-Oldenburg; Abt. Vechta – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2009 (November)
Note
2,0
Schlagworte
klimawandel versicherungswirtschaft risikohandhabung elementarrisiken risikotransfersysteme
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Titel: Die Relevanz des Klimawandels für die Versicherungswirtschaft
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