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Aktienkursprognose: Fundamentalanalyse versus Technische Analyse

Eine praxisorientierte Untersuchung

©2008 Bachelorarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Thematik der Aktienanalyse und Börsenkursprognose beschäftigt nicht nur professionelle Analysten, Investmentbanken und Rating-Agenturen, sondern zunehmend auch private Investoren.
Informationen werden mit Hilfe neuer Medien, vor allem des Internets, einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und damit nutzbar gemacht. Diese Art der weltweiten Informationsverpflechtung ermöglicht es nahezu allen Investoren, am Kapitalmarkt zu partizipieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Eine Auswahl von Gründen für die Teilnahme am Kapitalmarktgeschehen soll nun kurz umrissen werden.
Eine Untersuchung des Magazins Börse Online kam zu dem Ergebnis, dass ein Investment in Aktien des Deutschen Aktien Indexes (DAX) in einem Zeithorizont von zwanzig Jahren eine durchschnittliche Rendite von 11 % erbrachte. Bemerkenswert hierbei ist, dass diese Analyse den Zeitraum der Jahre 1987 bis einschließlich 2006 umfasst und somit den Börsencrash der New Economy im Jahr 2000 sowie den 11. September 2001 und dessen einschneidende Folgen für die Weltwirtschaft beinhaltet. Vergleichbare Spar- und Tagesgeldkonten, in der die Mehrheit (75 %) der deutschen Bevölkerung investiert, erbringen eine durchschnittliche Rendite von rund 1,4 % (Sparbuch) beziehungsweise 3,0 % (Tagesgeld).
Somit wurden aus 1000 EUR, die in 1987 in den DAX investiert wurden, im Jahre 2007 4670 EUR, während ein vergleichbares Tagesgeldkonto bei gleicher Investition nur 2594 EUR erreichte.
Ein zweiter Grund für die Teilnahme am Kapitalmarktgeschehen sind die schwachen zukünftigen Aussichten junger Arbeitnehmer auf eine vom Staat vollständig getragene und finanzierte Altersvorsorge in Deutschland. Die Entscheidung der Bundesregierung, die private Vorsorge mittels Riesterrente und anderer geförderter Maßnahmen zu subventionieren, geht mit dieser Entwicklung einher.
Im Hinblick auf die aktuellen wirtschaftspolitischen Ereignisse sollten sich also auch Privatanleger mit dem Aktienmarkt und dessen Funktionsweise vertraut machen.
Dies wirft die Frage auf, wie Anleger ihre Investmententscheidungen am Aktienmarkt fällen und begründen können, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Sind Aktienkurse also vorhersagbar? Und, wenn ja, wie sollten Prognosen getroffen werden?
Aktien können an Hand von vier unterschiedlichen Verfahren analysiert werden. In dieser Arbeit soll die Börsenkursprognose mit Hilfe der Fundamentalanalyse als auch der Technischen Analyse dargestellt […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

2. Grundlagen
2.1. Aktienanalyse
2.2. Informationseffizienter Kapitalmarkt

3. Fundamentalanalyse
3.1. Innerer Wert
3.2. Top-Down Approach
3.2.1. Globalanalyse
3.2.2. Branchenanalyse
3.2.3. Unternehmensanalyse
3.2.3.1. Analyseprozess: Schritt 1: Informationsbeschaffung
3.2.3.2. Analyseprozess: Schritt 2: Kennzahlenanalyse
3.2.3.3. Analyseprozess: Schritt 3: Berechnung des fairen Werts
3.2.3.3.1. Überschlagsrechnungen.
3.3.3.3.2. Gesamtbewertungsverfahren
3.3.3.3.2.1 Discounted-Cash-Flow-Verfahren
3.3.3.3.2.2. Ertragswertmethode
3.4. Beurteilung der Fundamentalanalyse

4. Technische Analyse
4.1. Dow-Theorie
4.2. Trendkonzept
4.3. Widerstand und Unterstützung
4.4. Lücken
4.5. Charttypisierung
4.6. Chartformationen
4.6.1. Trendbestätigungsformationen
4.6.2. Trendumkehrformationen
4.7. Kurszielbestimmung
4.8. Konzepte und Indikatoren
4.8.1. Trendfolgende Indikatoren
4.8.1.1. Gleitende Durchschnitte (moving average)
4.8.1.2. Moving Average Covergence Divergence (MACD)
4.8.2. Oszillatoren
4.8.2.1. Momentum
4.8.2.2. Relative Stärke Index (RSI)
4.9. Beurteilung der Technischen Analyse

5. Praktischer Vergleich von Fundamentaler und Technischer Analyse
5.1. Ergebnisse vorangegangener empirischer Untersuchungen
5.2. Probleme der Vergleichbarkeit der Analysemethoden
5.3. Vorgehensweise beim Vergleich von Technischer und Fundamentaler Analyse
5.3.1. Methodik der Fundamentalanalyse
5.3.2. Methodik der Technischen Analyse
5.4. Ergebnisse der Fundamentalanalyse
5.5. Ergebnisse der Technischen Analyse
5.6. Vergleich der Ergebnisse von Fundamentaler und Technischer Analyse
5.7. Kritik an den Ergebnissen

6. Schlussteil und Ausblick

Anhangverzeichnis

Anhang

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ansätze der Aktienkursprognose

Abbildung 2: Top-Down-Approach Abbildung

Abbildung 3: Analyseprozess

Abbildung 4: Verfahren zur Unternehmensbewertung

Abbildung 5: Die Chartanalyse

Abbildung 6: Primär- und Sekundärtrend im DAX

Abbildung 7: Tertiärtrend im DAX

Abbildung 8: Linienchart

Abbildung 9: Balkenchart

Abbildung 10: Point & Figure-Chart

Abbildung 11: Japanischer Kerzenchart

Abbildung 12: Kopf-Schulter-Formation

Abbildung 13: V-Formation

Abbildung 14: Ansätze der Indikatorenanalyse

Tabellenverzeichnis:

Tabelle 1: Aktienorientierte Kennzahlen

Tabelle 2: Ertragswertmethode

Tabelle 3: Methodik des DCF

Tabelle 4: Performance der Fundamentalanalyse

Tabelle 5: Ergebnisse der Verfahren der gleitenden Durchschnitte

Tabelle 6: Performance der Technischen Analyse

1. Einführung

Die Thematik der Aktienanalyse und Börsenkursprognose beschäftigt nicht nur professionelle Analysten, Investmentbanken und Rating-Agenturen, sondern zunehmend auch private Investoren.

Informationen werden mit Hilfe neuer Medien, vor allem des Internets, einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und damit nutzbar gemacht. Diese Art der weltweiten Informationsverpflechtung ermöglicht es nahezu allen Investoren, am Kapitalmarkt zu partizipieren und fundierte Entscheidungen zu treffen[1].

Eine Auswahl von Gründen für die Teilnahme am Kapitalmarktgeschehen soll nun kurz umrissen werden.

Eine Untersuchung des Magazins Börse Online[2] kam zu dem Ergebnis, dass ein Investment in Aktien des Deutschen Aktien Indexes (DAX) in einem Zeithorizont von zwanzig Jahren eine durchschnittliche Rendite von 11 % erbrachte. Bemerkenswert hierbei ist, dass diese Analyse den Zeitraum der Jahre 1987 bis einschließlich 2006 umfasst und somit den Börsencrash der New Economy im Jahr 2000 sowie den 11. September 2001 und dessen einschneidende Folgen für die Weltwirtschaft beinhaltet. Vergleichbare Spar- und Tagesgeldkonten, in der die Mehrheit (75 %) der deutschen Bevölkerung investiert, erbringen eine durchschnittliche Rendite von rund 1,4 % (Sparbuch) beziehungsweise 3,0 % (Tagesgeld)[3].

Somit wurden aus 1000 €, die in 1987 in den DAX investiert wurden, im Jahre 2007 4670 €, während ein vergleichbares Tagesgeldkonto bei gleicher Investition nur 2594 € erreichte[4].

Ein zweiter Grund für die Teilnahme am Kapitalmarktgeschehen sind die schwachen zukünftigen Aussichten junger Arbeitnehmer auf eine vom Staat vollständig getragene und finanzierte Altersvorsorge in Deutschland. Die Entscheidung der Bundesregierung, die private Vorsorge mittels Riesterrente und anderer geförderter Maßnahmen zu subventionieren, geht mit dieser Entwicklung einher[5].

Im Hinblick auf die aktuellen wirtschaftspolitischen Ereignisse sollten sich also auch Privatanleger mit dem Aktienmarkt und dessen Funktionsweise vertraut machen.

Dies wirft die Frage auf, wie Anleger ihre Investmententscheidungen am Aktienmarkt fällen und begründen können, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Sind Aktienkurse also vorhersagbar[6] ? Und, wenn ja, wie sollten Prognosen getroffen werden?

Aktien können an Hand von vier unterschiedlichen Verfahren analysiert werden (Vergleiche Abbildung 1). In dieser Arbeit soll die Börsenkursprognose mit Hilfe der Fundamentalanalyse als auch der Technischen Analyse dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ansätze der Aktienkursprognose[7]

Behavioral Finance, ein Ansatz der verhaltensgesteuerten Geldanlage, wobei Börsenpsychologie die Kauf- als auch die Verkaufszeitpunkte bestimmt, wird aus Platz- und Zeitgründen nicht behandelt[8].

Ebenso wenig kann auf den Random Walk Ansatz im Rahmen dieser Bachelorarbeit eingegangen werden, der auf der Hypothese des effizienten Kapitalmarkts aufbaut und aussagt, dass Kursbewegungen nicht prognostizierbar und damit zufällig sind[9].

Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Effizienz von Fundamentaler und Technischer Analyse für einen Zeithorizont von fünf Jahren aufzuzeigen.

Im theoretischen Teil der Arbeit wird ein Überblick zu den Thematiken Börsenkursprognose, Technische Analyse und Fundamentalanalyse skizziert. Anschließend findet die eigentliche Untersuchung statt, wobei zum Einen die Methode der gleitenden Durchschnitte und zum Anderen moderne Bewertungsverfahren kontrastiert werden.

Abschließend wird ein kurzer Ausblick über die zukünftigen Möglichkeiten der Aktienanalyse und der Börsenkursprognose umrissen.

2. Grundlagen

Dieser Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Aktienanalyse. Ausgehend von einer allgemeinen Definition der Aktienanalyse werden nachfolgend der informationseffiziente Kapitalmarkt beschrieben sowie Fachwissen bezüglich Fundamentaler und Technischer Analyse erläutert.

2.1 Aktienanalyse

Unter Aktienanalyse versteht man die „methodische Erfassung aktueller und historischer Daten der durch die Aktie repräsentierten Unternehmung sowie der Entwicklungstendenz des Marktes. Grundlage der Aktienanalyse bilden die in die marktmäßige Bewertung (Aktienkurse) einfließenden Faktoren. Die Schwerpunkte bestehen aus dem Selektions- (Aktienauswahls)-problem, dem Timingproblem (Kauf-/Verkaufszeitpunkt) sowie der Entscheidung der Portfolio-Zusammensetzung“[10].

Mit Hilfe der Aktienanalayse sollen alle Informationen gesammelt und ausgewertet werden, um die Anlageentscheidung des Investors einschätzen und überprüfen zu können. Kurzfristige Kauf- und Verkaufsentscheidungen sind genauso von Bedeutung wie der langfristige Anlagehorizont und der Anteil am Gesamtportfolio des Investors. Sowohl Risiko als auch Rendite nehmen eine zentrale Funktion bei der Aktienanalyse ein[11].

Die Maximierung der Rendite bei simultaner Minimierung des Risikos ist das Ziel eines rational handelnden Anlegers. Voraussetzung für diese Prämisse ist ein aktiv betriebenes Aktienresearch zur Auswahl der für eine Investition in Frage kommenden Aktien[12].

Perridon/ Steiner unterscheiden hinsichtlich der Analyse von Aktien zwei Methoden, die auch im Folgenden weiter betrachtet werden: zum Einen die Fundamentalanalyse und zum Anderen die Technische Analyse[13].

Es sei darauf hingewiesen, dass es keine „richtige“ Methode zur Aktienanalyse gibt. Eine einmal gewähltes Handeln sollte jedoch auf lange Sicht fortgeführt werden[14]. Diesem Prinzip wird auch in dieser Arbeit gefolgt.

2.2 Informationseffizienter Kapitalmarkt

Beide Analyseverfahren, die Fundamentale wie auch die Technische Analyse, bedienen sich der Informationen aus Gegenwart und Vergangenheit.

Die Effizienzthese als Lehrsatz vom informationseffizienten Kapitalmarkt gibt an, dass Aktienkurse jederzeit alle zugänglichen und für die Unternehmung bedeutsamen Informationen beinhalten. Somit können Investoren keine Informationsvorsprünge besitzen und Outperformances erzielen[15].

Folglich würde ein informationseffizienter Kapitalmarkt bereits alle relevanten Informationen beinhalten und eine Prognose zukünftiger Kurse wäre unnötig[16].

Neuere Untersuchungen weisen erste Widersprüche zur Theorie der Informationseffizienz auf. Sogenannte „event studies“, wobei Reaktionen auf die Veröffentlichung unternehmenscharakteristischer Vorfälle ausgewertet werden, bestätigen diese Resultate[17]. Analysen bezüglich der Ausnutzung von Insider-Kenntnissen unterstützen diese Ergebnisse ebenfalls[18].

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Effizienzthese weder vollkommen entkräftet noch eindeutig bestätigt werden kann[19].

Somit lässt sich die Aktienkursprognose mittels Fundamentaler und Technischer Analyse im Folgenden beschreiben und empirisch untersuchen.

3. Fundamentale Analyse

Die US-Amerikaner Benjamin Graham und David Dodd sind die Begründer der „klassischen“ Fundamentalanalyse. In ihrem Buch „Security Analysis“[20] beschreiben sie die Werkzeuge, Hilfsmittel und Grundlagen ihrer Theorie[21].

Das Hauptziel der Fundamentalanalyse, ist es, eine hohe Gesamtrendite des Portfolios zu erzielen[22] und langfristige Erträge sicher zu stellen[23]. Wichtige Einflüsse müssen erkannt werden, um an Hand dieser die künftige Entwicklung einer Aktie vorhersagen zu können[24]. Die Fundamentale Analyse basiert auf einer Einzelbetrachtung der Faktoren, die für das Unternehmen von Bedeutung sind[25].

Hierbei wird zwischen internen und externen Faktoren unterschieden.

Externe Faktoren können von einem Unternehmen nicht aktiv gesteuert werden[26]. Diese Kriterien stehen in engem Zusammenhang mit der Umweltentwicklung. Zu diesen Faktoren gehören politische, volkswirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Einflüsse. Eine Identifikation und Analyse dieser Kennzeichen ist somit unausweichlich. Mit Hilfe der Fundamentalanalyse sollen Dependenzen dieser Faktoren untersucht und quantifizierbar gemacht werden[27].

Zu den internen Faktoren zählen solche Kriterien, die ein Unternehmen selbst beeinflussen kann[28]. Quantitative Faktoren, wie z.B. Dividenden und Gewinne, haben eine höhere Bedeutung als qualitative Größen (unter anderem Ansehen des Unternehmens, Beurteilung des Managements), die nur schwer messbar sind[29].

Schließlich spielen zwei entscheidende Determinanten für den Anlageerfolg mit Hilfe der Fundamentalanalyse eine wichtige Rolle[30]:

Die Qualität der Analyse und mit ihr die Anforderungen an die Investoren, Datenmaterial auszuwerten und einen möglichst objektiven Wert bestimmen zu können, sowie die Fähigkeit des Investors, auf Veränderungen reagieren und Entscheidungen anpassen zu können[31].

3.1 Innerer Wert

Die Fundamentalanalyse basiert auf dem Prinzip, dass „ […] der Kurs einer Aktie durch interne und externe Unternehmensdaten und damit durch den inneren Wert (Intrinsic value) des Unternehmens bestimmt wird, das sie repäsentiert“[32].

Der Zweck der Fundamentalanalyse ist es, diesen inneren Wert zu bestimmen und ihn mit dem aktuellen Aktienkurs zu vergleichen. Sofern sich der Aktienkurs unterhalb des inneren Wertes befindet, wird eine Aktie als „unterbewertet“ und kaufenswert eingestuft. Die Aktie sollte erst dann veräußert werden, wenn der Aktienkurs den inneren Wert überstiegen hat. Umgekehrt handelt es sich um eine fundamentale Überbewertung einer Aktie, wenn der innere Wert den aktuellen Kurs überschritten hat. In diesem Fall sollte die Aktie verkauft werden, um Kursverlusten zu entgehen. Wenn der Kurs der Aktie den inneren Wert wiederum unterschreitet, gilt die Aktie als kaufenswert[33]. Es wird davon ausgegangen, dass der Wert eines Unternehmens nie höher oder niedriger als die gegenwärtigen und zukünftigen Gewinne sein kann[34]. Der im Folgenden beschriebene Top-Down-Approach gilt als eine Methode, den inneren Wert einer Aktie zu ermitteln.

3.2 Top-Down-Approach

Die Fundamentalanalyse basiert auf einem Top-Down-Approach. Hierbei werden drei unterschiedliche Analyseebenen betrachtet[35], die stufenweise von oben nach unten abgearbeitet werden[36]. Jedes Level wird aus Sicht der Einflussfaktoren des Unternehmensgewinns der künftigen Jahre betrachtet[37].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Top-Down-Approach[38]

3.2.1. Globalanalyse

Die Globalanalyse ist die Grundlage für die Fundamentalanalyse. Dazu werden die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven einer Volkswirtschaft untersucht[39]. Das Ziel der Globalanalyse besteht in einer systematischen Evaluation der zukünftigen gesamtwirtschaftlichen Faktoren auf die Unternehmung und deren Gewinne.[40]

In Europa nimmt Eurostat, das statistische Amt der EU, das Daten über die Gesamtwirtschaft im Euroraum sammelt und auswertet, eine bedeutende Stellung ein. Eurostat sammelt Informationen bezüglich Arbeitsmarktdaten, BIP, Handelsbilanz und Verbraucherpreisen[41]. In Deutschland gibt es zwei Kennziffern, die die hiesigen Konjunkturaussichten darstellen. Zum Einen ist dies der Ifo-Geschäftsklimaindex, der als Frühindikator die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland vorwegnimmt. Er beinhaltet Informationen über das Geschäftsklima, die Geschäftserwartungen sowie die Geschäftsbeurteilungen. Einmal im Monat werden rund 7000 Unternehmer um eine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage gebeten. Steigt dieser Index über mehrer Monate, so ist dies ein Zeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Sofern der Index über mehrere Monate in Folge sinkt, deutet dies auf eine konjunkturelle Verschlechterung hin. Mittelfristig führt ein steigender Ifo-Index auch zu steigenden Aktienkursen, während ein sinkender Ifo-Index zu fallenden Kursen führt[42].

Zum Anderen gibt es den ZEW-Index, den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgibt. Hierbei werden Einschätzungen und Meinungen von rund 400 Analysten bezüglich der mittelfristigen Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung eingeholt[43].

Des Weiteren veröffentlichen das Statistische Bundesamt, die Europäische Zentralbank sowie die Deutsche Bundesbank verschiedene volkswirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Daten auf ihren Internetseiten, die zur Globalanalyse genutzt werden können[44].

3.2.2. Branchenanalyse

Im zweiten Schritt des Top-Down-Ansatzes wird eine Branchenanalyse durchgeführt, um aus allgemeinen Einflüssen für einen Industriezweig konkrete Auswirkungen für einzelne Unternehmen abzuleiten[45]. Das Ziel dieser Analyseebene besteht in der Untersuchung einzelner Sektoren bezüglich Chancen und Risiken sowie in der Determinierung von erfolgsversprechenden Branchen[46].

Bei der Branchenauswahl sollten die Börsensituation, die Branchenaussichten sowie Anlegerthemen in Betracht gezogen werden. Dem Investor bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder er sucht einen Einzelwert aus und analysiert anschließend die Branche oder er wählt eine Branche mit guten Erfolgsaussichten und wählt danach einen Aktienwert[47].

Zur Bewertung eines Unternehmens innerhalb einer Branche lässt sich das jeweilige Branchen-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bestimmen. Es gehört zu den relativen Bewertungsverfahren und stellt somit den Vergleich eines Unternehmens mit der zugehörigen Branche dar[48].

Abschließend bleibt festzuhalten, dass sowohl mit der Global- als auch mit der Branchenanalyse Segmente betrachtet werden, die das Unternehmen in der Regel nicht selbst beeinflussen kann[49].

3.2.3. Unternehmensanalyse

Schließlich erfolgt eine Bewertung des einzelnen Unternehmens, die sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren umfassen kann[50]. Da sich qualitative Einflüsse auf Grund ihrer Subjektivität nur schwer abschätzen und analysieren lassen, sollen im Folgenden ausschließlich quantitative Faktoren betrachtet werden.

Die Mikroanalyse, also die Betrachtung der Faktoren, die für das Unternehmen selbst von Bedeutung sind, bildet den Schwerpunkt der Fundamentalanalyse. Um das Gewinnpotential einer Aktiengesellschaft prognostizieren zu können, werden Zahlen aus der Unternehmensbilanz untersucht. Da diese Daten zumeist erst circa 4-6 Monate nach dem letzten Geschäftsjahresabschluss publiziert werden, wird bei der Unternehmensanalyse von relativ altem Zahlenmaterial ausgegangen. Dennoch lassen sich zukünftige Entwicklungen recht zuverlässig anhand vergangener und aktueller Vermögens- und Ertragsdaten eines Unternehmens ableiten[51].

Um einen effizienten Analyseprozess zu gewährleisten und ausschließlich relevante Faktoren einzubeziehen, sollte eine bestimmte Rangfolge bei der Untersuchung angewandt und beibehalten werden[52].

Im Folgenden soll der Analyseprozess dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Analyseprozess[53]

3.2.3.1 Schritt 1: Informationsbeschaffung

Der erste Schritt des Analyseprozesses ist die Informationsbeschaffung. Eine Vielzahl von Quellen steht hierbei zur Verfügung. Investoren sollten sich auf Börsenfachzeitschriften, Jahresberichte und das Research der Banken konzentrieren. Elektronische Medien, wie beispielsweise Finanzprovider, erleichtern den Zugang zu Informationen und bieten aktuelle Übersichten. Das Ziel der Informationsbeschaffung ist das Erlangen von Kenntnissen für die Kennzahlenanalyse und die Bestimmung des inneren Wertes[54].

3.2.3.2. Schritt 2: Kennzahlenanalyse

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Bilanzen und Kursen vergangener Jahre. Das Ziel ist es, Klarheit über die Ertragsaussichten und die Qualität des Unternehmens zu erhalten[55]. Zuerst werden Auswertungen von Unternehmensbilanzen und GuV-Rechnungen durchgeführt. Anschließend müssen bilanztechnische Spielräume eliminiert werden, um ein objektives Bild der Ertragslage präsentieren zu können[56].

Aktienkurse bilden die Einschätzungen der Anleger bezüglich des Aktienwerts ab. Mit aktienbezogenen Kennzahlen lässt sich der Wert eines Unternehmens quantitativ messen[57].

Kennzahlen treffen eine Aussage darüber, ob eine Aktie im Vergleich zu ihren zukünftigen Wachstumsaussichten günstig oder teuer bewertet ist[58].

Im Folgenden sollen die wichtigsten, ausschließlich aktienbezogenen Kennzahlen tabellarisch erfasst und anschließend kritisch hinterfragt werden[59].

Tabelle 1: Aktienorientierte Kennzahlen[60]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nun folgt eine kritische Betrachtung der aktienbezogenen Kennzahlen:

Die Höhe der Dividende wird auf der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft bestimmt und muss nicht immer identisch sein mit dem Wert aus den Vorjahren. Somit ist auch diese Kennzahl einer subjektiven Betrachtung ausgesetzt. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), relativem KGV und dem Ergebnis je Aktie ist es zwingend notwendig, Unternehmensgewinne über Zeiträume von mehreren Jahren zu betrachten. Des Weiteren sind Unternehmensgewinne kritisch zu hinterfragen, da steuerliche und bilanzpolitische Maßnahmen den Gewinn verzerren können[61].

[...]


[1] Vgl. Cocca, Teodoro (2002): Die Rolle von Finanzintermediären im Internet, in: Bank- und finanzwirtschaftliche Forschung, Band 334, S. 14.

[2] Vgl. Burgmaier, Stefanie (Oktober 2007): Basiswissen Börse Online, Sonderausgabe Nr. 5, Strategien mit Fonds und Zertifikaten, München, S. 26.

[3] Vgl. Scheerer, Johannes (September 2005): Basiswissen Börse Online, Sonderausgabe Nr. 1, Geldanlage, München, S.18

[4] Vgl. Burgmaier, S. (2007), S. 9.

[5] Vgl. Website des Bundeministeriums für Arbeit und Soziales der Bundesrepublik Deutschland
http://www.bmas.de/coremedia/generator/21692/03__fragen__antworten__betriebliche__u__zus_C3_A4tzli
che__Altersvors__1teil.html#frage_12, letzter Aufruf: 01.12.2007.

[6] Vgl. Bernstein, Peter L. (1992): Capital Ideas, The Improbable Origins of Modern Wall Street, New York, 1992, S. 17-20.

[7] Quelle: Eigene Darstellung.

[8] Zu weiteren Informationen bezüglich Behavioral Finance vgl. z.B. Kieling, Hartmut (2001): Börsenpsychologie und Behavioral Finance, 1. Auflage, oder Montier, James (2002): Behavioral Finance. Insights into Irrational Minds and Markets, 1. Auflage.

[9] Vgl. Murphy, John J.(2006): Technische Analyse der Finanzmärkte, 3. Aktualisierte Auflage, München, S.37.

[10] Siehe Gabler Wirtschaftslexikon, 15. Auflage, Wiesbaden 2000, CD-ROM Version.

[11] Vgl. Perridon, Louis und Steiner, Manfred (2003): Finanzwirtschaft der Unternehmung, 12. Auflage, München, S. 218.

[12] Vgl. Obst/ Hintner (2000): Geld, Bank-, und Börsenwesen, 40., völlig überarbeitete Auflage, Stuttgart, S. 907.

[13] Vgl. Perridon, L. und Steiner, M. (2003), S. 218-259.

[14] Vgl. Layr, Wolfgang (1993): Handbuch Aktienanalyse, S.4.

[15] Vgl. Schiller/ Tytko/ Marek (2001): Börsenkursbildung und Börsenkursprognose, in: Das Wirtschaftsstudium, Heft 4, S. 511.

[16] Fama, Eugene F. (1970): Efficient Capital Markets: A review of Theory and Empirical Finance, in: Journal of Finance, Vol. 25,S. 383.

[17] Fama, Eugene F.(1991): Efficient Capital Markets: II, in: Journal of Finance, Vol. 46, S. 1602.

[18] Vgl. Fama (1991), S. 1603-1604.

[19] Vgl. Dornbusch, Daniel (1998): Untersuchung von Modellen der Fundamentalen und Technischen Aktienanalyse, Frankfurt, S. 28.

[20] Vgl. Graham, Benjamin und Dodd, David (1934): Security Analysis, New York.

[21] Vgl. Faschang, Günter (2001): Fundamentalanalyse, Wien, S. 19.

[22] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 9.

[23] Vgl. Hampel, Björn (1986): Integrierte Aktienanalysesysteme -Eine Methode zum Zweck zielorientierter Anlagepolitik auf dem deutschen Aktienmarkt, Frankfurt am Main, S. 47.

[24] Vgl. Faschang,G. (2001), S. 13.

[25] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 9.

[26] Vgl. Schultz, Hans-Dieter (1972): Analyse zyklischer Aktien-Kursbewegungen, in: Siebert, Georg: Aktienanalyse – Beiträge zur Aktienanalyse, Frankfurt/Main, S. 142-153.

[27] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 9.

[28] Vgl. Schulz, Hans-Dieter (1972), S. 144.

[29] Vgl. Dornbusch, D. (1998), S. 33.

[30] Vgl. Layr, W. (1993), S. 55.

[31] Vgl. Layr, W. (1993), S. 55-56.

[32] Vgl. Perridon, L. und Steiner, L. (2003), S. 219.

[33] Vgl. Faschang, G.(2001), S. 10.

[34] Vgl. Götte, Rüdiger (2004): Das 1x1 der fundamentalen Aktienanalyse, Stuttgart, S. 1.

[35] Obst/Hintner (2002), S. 861.

[36] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 19.

[37] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 22.

[38] Darstellung in Anlehnung an Obst/Hintner (2002), S. 862 und Faschang, G. (2001), S. 20.

[39] Vgl. Obst/ Hintner (2002), S. 861.

[40] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 20.

[41] Vgl. Mattern, Conrad (2005): Fundamentalanalyse im Portfoliomanagement, Stuttgart, S. 25-26.

[42] Vgl. Götte, R. (2004), S. 78.

[43] Vgl. Mattern, C. (2005), S. 26.

[44] Vgl. Götte, R. (2004), S. 79.

[45] Vgl. Obst/ Hintner (2002), S. 862.

[46] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 20.

[47] Vgl. Layr, W. (2001), S .92.

[48] Vgl. Götte, R. (2004) S. 159.

[49] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 21.

[50] Vgl. Obst/ Hintner (2002), S. 863.

[51] Vgl. Beike, Rolf und Schlütz, Johannes (2005): Finanznachrichten lesen-verstehen-nutzen, 4. Auflage, Stuttgart, S. 77-78.

[52] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 77.

[53] Quelle: Eigene Darstellung.

[54] Vgl. Faschang, G.(2001), S. 78.

[55] Vgl. Faschang, G. (2001), S. 79.

[56] Vgl. Layr, W. (1993), S. 83.

[57] Vgl. Götte, R. (2004) S. 139.

[58] Vgl. Frank Mars (1998): „Wir sind alle Seher“ Die Praxis der Aktienanalyse, Bielefeld, S. 277.

[59] Für eine detaillierte Übersicht der Kennzahlen vergleiche Priermeier, Thomas (2002): Geld verdienen mit fundamentaler Aktienanalyse, München.

[60] Vgl. Priermeier, T. (2002), S. 40, S. 43, S. 47-52, S. 60; Faschang, G. (2001), S. 117-118, S. 121; Layr, W. (1993), S. 57, S. 70, S. 78-79; Götte, R. (2004), S. 145-148, S. 151.

[61] Vgl. Priermeier, T. (2002), S. 38, 43, 48-49.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836637770
DOI
10.3239/9783836637770
Dateigröße
2.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Paderborn – Wirtschaftswissenschaften, Studiengang International Business Studies
Erscheinungsdatum
2009 (November)
Schlagworte
aktienanalyse aktienkurs fundamentalanalyse technische analyse
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Titel: Aktienkursprognose: Fundamentalanalyse versus Technische Analyse
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