Schnelligkeitstraining im Fußball
Untersuchungen zur motorischen und kognitiven Komponente der Handlungsschnelligkeit im Training der individuellen und kollektiven Angriffstaktik
					
	
		©2009
		Bachelorarbeit
		
			
				80 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Problem- und Zielstellung:
Der moderne und professionelle Fußball zeichnet sich durch ein hohes Spieltempo aus. Die Anforderungen an den Fußballer, Bewegungen mit und ohne Ball schnellstmöglich und kontrolliert auszuführen, sind erheblich gewachsen. Insbesondere im Angriffsspiel stellt ein schnelles Handeln eine Grundvoraussetzung dar, sich gegen zunehmend aktivere Deckungsarbeit und Unterzahlspiel erfolgreich durchzusetzen. Auch bei der Weltmeisterschaft 2006 und der Europameisterschaft 2008 formten neben taktischer Disziplin, blitzschnelles Umschalten nach Ballbesitz sowie ein schnelles, direktes Spiel in die Angriffszone den Fußball. Der Geschwindigkeitsfußball wird auch das künftige Turnier in Afrika prägen. Diese Entwicklung lässt sich auch an den Spitzenmannschaften im nationalen und internationalen Fußball belegen. So kamen in der Champions League genau diese beiden Mannschaften ins Finale, welche sich durch einen temporeichen, handlungsschnellen Fußball auszeichneten. Nicht ohne Grund spricht der neue Cheftrainer des FC Bayern München, Louis van Gaal, davon, dass Barcelona als das Vorbild gelten müsse. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Teamleistung, sondern eben auch auf ihr präzises, schnelles und daher erfolgreiches Spiel im Angriff. Der FC Barcelona ist sozusagen ein Beweis dafür, dass Spiele auf höchstem Niveau zwar von Taktik bestimmt, aber eben nicht in der Abwehr, sondern im Angriff entschieden werden. Nun kann der VfL Wolfsburg nicht unbedingt mit dem FC Barcelona und Manchester United verglichen werden, aber dennoch dominierte dieser Verein in der vergangenen Saison, besonders in der Rückserie, unsere Bundesliga wie kein Zweiter. Es waren vor allen die beiden Stürmer, welche durch eine schnelle Annahme und Mitnahme des Balls, technische Präzision im Torschuss und einen ausgeprägten Torriecher maßgeblich den Erfolg des Teams bestimmten.
Unter den konditionellen Leistungsvoraussetzungen kommt der Fähigkeit schnell zu sein und schnell zu handeln kontinuierlich größere Bedeutung bei. Nach den Angaben von Verheijen, der Schnelligkeitsstatistiken von niederländischen Profis und A-Junioren erstellte, ist das Spieltempo umso schneller, je höher die Spielklasse im Fußball ist. Dies erfordert eine höhere Handlungsschnelligkeit jedes einzelnen Fußballspielers. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Tempo der Spielhandlung, sondern um das Erkennen des geeigneten Momentes dafür. Darüber hinaus muss die […]
	Problem- und Zielstellung:
Der moderne und professionelle Fußball zeichnet sich durch ein hohes Spieltempo aus. Die Anforderungen an den Fußballer, Bewegungen mit und ohne Ball schnellstmöglich und kontrolliert auszuführen, sind erheblich gewachsen. Insbesondere im Angriffsspiel stellt ein schnelles Handeln eine Grundvoraussetzung dar, sich gegen zunehmend aktivere Deckungsarbeit und Unterzahlspiel erfolgreich durchzusetzen. Auch bei der Weltmeisterschaft 2006 und der Europameisterschaft 2008 formten neben taktischer Disziplin, blitzschnelles Umschalten nach Ballbesitz sowie ein schnelles, direktes Spiel in die Angriffszone den Fußball. Der Geschwindigkeitsfußball wird auch das künftige Turnier in Afrika prägen. Diese Entwicklung lässt sich auch an den Spitzenmannschaften im nationalen und internationalen Fußball belegen. So kamen in der Champions League genau diese beiden Mannschaften ins Finale, welche sich durch einen temporeichen, handlungsschnellen Fußball auszeichneten. Nicht ohne Grund spricht der neue Cheftrainer des FC Bayern München, Louis van Gaal, davon, dass Barcelona als das Vorbild gelten müsse. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Teamleistung, sondern eben auch auf ihr präzises, schnelles und daher erfolgreiches Spiel im Angriff. Der FC Barcelona ist sozusagen ein Beweis dafür, dass Spiele auf höchstem Niveau zwar von Taktik bestimmt, aber eben nicht in der Abwehr, sondern im Angriff entschieden werden. Nun kann der VfL Wolfsburg nicht unbedingt mit dem FC Barcelona und Manchester United verglichen werden, aber dennoch dominierte dieser Verein in der vergangenen Saison, besonders in der Rückserie, unsere Bundesliga wie kein Zweiter. Es waren vor allen die beiden Stürmer, welche durch eine schnelle Annahme und Mitnahme des Balls, technische Präzision im Torschuss und einen ausgeprägten Torriecher maßgeblich den Erfolg des Teams bestimmten.
Unter den konditionellen Leistungsvoraussetzungen kommt der Fähigkeit schnell zu sein und schnell zu handeln kontinuierlich größere Bedeutung bei. Nach den Angaben von Verheijen, der Schnelligkeitsstatistiken von niederländischen Profis und A-Junioren erstellte, ist das Spieltempo umso schneller, je höher die Spielklasse im Fußball ist. Dies erfordert eine höhere Handlungsschnelligkeit jedes einzelnen Fußballspielers. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Tempo der Spielhandlung, sondern um das Erkennen des geeigneten Momentes dafür. Darüber hinaus muss die […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Christian Mosebach 
Schnelligkeitstraining im Fußball 
Untersuchungen zur motorischen und kognitiven Komponente der 
Handlungsschnelligkeit im Training der individuellen und kollektiven Angriffstaktik 
ISBN: 978-3-8366-3753-4 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010 
Zugl. Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland, Bachelorarbeit, 2009 
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© Diplomica Verlag GmbH 
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Inhaltsverzeichnis 
III 
Inhaltsverzeichnis 
Abbildungsverzeichnis 
1 Einleitung
 ······································································································································ 
1 
1.1 Problem- und Zielstellung
 ·································································································· 
1 
1.2 Anliegen der Arbeit
 ············································································································· 
3 
1.3 Aufbau der Arbeit
 ················································································································ 
4 
2 Leistungsvoraussetzungen im Fußball
 ················································································· 
5 
2.1 Der konditionelle Leitungsfaktor
 ······················································································ 
5 
2.2 Der koordinative Leitungsfaktor
 ······················································································· 
5 
2.3 Der konstitutionelle Leitungsfaktor
 ················································································· 
5 
2.4 Der technisch-taktische Leistungsfaktor
 ········································································· 
6 
2.5 Der psychisch-kognitive Leitungsfaktor
 ········································································· 
6 
3 Individuelle und kollektive Angriffstaktik
 ········································································· 
7 
3.1 Individualtaktik Angriff
 ······································································································ 
7 
3.2 Kollektivtaktik Angriff
 ······································································································· 
8 
4 Schnelligkeit
 ······························································································································· 
10 
4.1 Begriffsbestimmung
 ·········································································································· 
10 
4.2 Formen der Schnelligkeit
 ································································································· 
10 
4.3 Einflussgrößen und Leistungskomponenten
 ································································ 
12 
4.4 Schnelligkeitstraining im Fußball
 ··················································································· 
13 
4.4.1 Allgemeine Grundlagen des Schnelligkeitstrainings
 ······································ 
13 
4.4.2 Prinzipien
 ················································································································· 
13 
4.4.3 Ziele
 ··························································································································· 
14 
4.4.4 Methoden
 ·················································································································· 
14 
4.4.5 Trainingsmethodische Orientierungen
 ······························································· 
15 
4.5 Konsequenzen für die Trainingspraxis
 ·········································································· 
16 
5 Handlungsschnelligkeit
 ··········································································································· 
18 
5.1 Definition und Bedeutung
 ································································································ 
18 
5.2 Zusammenhang von Handlungsregulation und Handlungsschnelligkeit
 ··············· 
20 
Inhaltsverzeichnis 
IV 
5.3 Komponenten der Handlungsschnelligkeit
 ··································································· 
23 
5.3.1 Motorische Komponenten
 ···················································································· 
24 
5.3.1.1 Kondition
 ··································································································· 
24 
5.3.1.2 Koordination
 ······························································································ 
25 
5.3.2 Kognitive Komponenten
 ······················································································· 
26 
5.3.2.1 Wahrnehmung
 ··························································································· 
26 
5.3.2.2 Antizipation
 ······························································································· 
27 
5.3.2.3 Entscheidung
 ····························································································· 
28 
5.3.2.4 Aufmerksamkeit und Konzentration
 ···················································· 
30 
5.3.2.5 Motivation und Willenskraft
 ·································································· 
30 
5.3.2.6 Reaktion
 ····································································································· 
31 
5.3.2.7 Belastungswirkungen auf kognitive Leistungsvoraussetzungen
 ···· 
32 
5.3.3 Schlussfolgerungen zu den kognitiven Komponenten
···································· 
33 
5.3.4 Zusammenspiel der beiden Komponenten
 ························································ 
35 
5.4 Lernphasen
 ·························································································································· 
36 
5.5 Steuerungs- und Regelprozesse
 ······················································································ 
36 
6 Praktische Ableitungen für ein fußballspezifisches Training der Handlungs-
schnelligkeit
 ······························································································································ 
38 
6.1 Methoden
 ····························································································································· 
38 
6.2 Methodische Hinweise zur Entwicklung der Handlungsschnelligkeit
 ··················· 
39 
7 Zusammenfassung und Ausblick
 ························································································· 
43 
8 Literaturverzeichnis
 ················································································································ 
44 
9 Eigenständigkeitserklärung
 ·································································································· 
50 
10 Anhang (Trainingsmittelkatalog)
 ······················································································ 
51 
10.1 Anmerkungen und Aufbau des Trainingsmittelkatalogs
 ········································· 
51 
10.2 Zeichenerklärung
 ············································································································· 
53 
10.3 Wettkampfübungen zur individuellen Angriffstaktik
 ·············································· 
54 
10.4 Spielformen zur kollektiven Angriffstaktik
 ······························································· 
63
Abbildungsverzeichnis 
V 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1 
Mittel der individuellen Angriffstaktik 
Abbildung 2 
Mittel der kollektiven Angriffstaktik 
Abbildung 3 
Einflussgrößen und Leistungskomponenten der Schnellig-
keit 
Abbildung 4 
Trainingsprinzipien  und  ihre  Einteilung  anhand  biologi-
scher Adaptationsprozesse 
Abbildung 5 
Verhältnis  von  Schnelligkeit  und  Genauigkeit  sportlicher 
Handlungen 
Abbildung 6 
Komponenten der Handlungsschnelligkeit 
Abbildung 7 
Komponenten der Schnelligkeit 
1 Einleitung 
1.1 Problem- und Zielstellung 
1 
1 
Einleitung 
1.1   Problem- und Zielstellung 
Der moderne und professionelle Fußball zeichnet sich durch ein hohes Spieltempo aus. 
Die Anforderungen an den Fußballer, Bewegungen mit und ohne Ball schnellstmöglich 
und kontrolliert auszuführen, sind erheblich gewachsen. Insbesondere im Angriffsspiel 
stellt  ein  schnelles  Handeln  eine  Grundvoraussetzung  dar,  sich  gegen  zunehmend 
aktivere  Deckungsarbeit  und  Unterzahlspiel  erfolgreich  durchzusetzen.  Auch  bei  der 
Weltmeisterschaft  2006  und  der  Europameisterschaft  2008  formten  neben  taktischer 
Disziplin, blitzschnelles Umschalten nach Ballbesitz sowie ein schnelles, direktes Spiel 
in  die Angriffszone den  Fußball. Der  Geschwindigkeitsfußball wird auch das künftige 
Turnier  in  Afrika  prägen.  Diese  Entwicklung  lässt  sich  auch  an  den 
Spitzenmannschaften im nationalen und internationalen Fußball belegen.  So kamen in 
der Champions League genau diese beiden Mannschaften ins Finale, welche sich durch 
einen  temporeichen,  handlungsschnellen  Fußball  auszeichneten.  Nicht  ohne  Grund 
spricht  der  neue  Cheftrainer  des  FC  Bayern  München,  Louis  van  Gaal,  davon,  dass 
,,Barcelona  als  das  Vorbild"  gelten  müsse.  Dies  gilt  nicht  nur  im  Hinblick  auf  die 
Teamleistung,  sondern  eben  auch  auf  ihr  präzises,  schnelles  und  daher  erfolgreiches 
Spiel  im  Angriff.  Der  FC  Barcelona  ist  sozusagen  ein  Beweis  dafür,  dass  Spiele  auf 
höchstem Niveau zwar von Taktik bestimmt, aber eben nicht in der Abwehr, sondern im 
Angriff entschieden werden. Nun kann der VfL Wolfsburg nicht unbedingt mit dem FC 
Barcelona und Manchester United verglichen werden, aber dennoch dominierte dieser 
Verein in der vergangenen Saison, besonders in der Rückserie, unsere Bundesliga wie 
kein  Zweiter.  Es  waren  vor  allen  die  beiden  Stürmer,  welche  durch  eine  schnelle 
Annahme  und  Mitnahme  des  Balls,  technische  Präzision  im  Torschuss  und  einen 
ausgeprägten Torriecher maßgeblich den Erfolg des Teams bestimmten.  
Unter  den  konditionellen  Leistungsvoraussetzungen  kommt  der  Fähigkeit  schnell  zu 
sein und schnell zu handeln kontinuierlich größere Bedeutung bei. Nach den Angaben 
von Verheijen (2000), der Schnelligkeitsstatistiken von niederländischen Profis und A-
Junioren  erstellte,  ist  das  Spieltempo  umso  schneller,  je  höher  die  Spielklasse  im 
Fußball  ist.  Dies  erfordert  eine  höhere  Handlungsschnelligkeit  jedes  einzelnen 
Fußballspielers.  Dabei  geht  es  nicht  ausschließlich  um  das  Tempo  der  Spielhandlung, 
1 Einleitung 
1.1 Problem- und Zielstellung 
2 
sondern  um  das  Erkennen  des  geeigneten  Momentes  dafür.  Darüberhinaus  muss  die 
Bewegungsausführung  zum  Zwecke  des  Spiels  präzise  und  effektiv  erfolgen.  Die 
Anforderungen  an  die  Schnelligkeit  der  Spieler  nahmen  auch  im  Laufe  der 
Fußballgeschichte  zu.  So  erhöhte  sich  unter  anderen  die  Anzahl  der  kurzen
Sprints über eine Distanz bis zu zehn Metern stetig. Während eines Fußballspiels stellen 
Sprintdistanzen  von  ein  bis  fünf  Meter  die  häufigsten  Spielaktionen  dar,  gefolgt  von 
sechs  bis  zehn  Meter  Sprints.  Zusammen  bestimmen  sie  rund  siebzig  Prozent  der 
Sprintdistanzen.  Die  Anzahl  der  Strecken  über  zehn  Meter  stellen  dagegen  nur  einen 
Bruchteil  dar.  Auch  wenn  die  Ergebnisse  von  Verheijen  schon  einige  Jahre 
zurückliegen, reichen sie aus, um die tendenzielle Entwicklung und die Bedeutung der 
Schnelligkeit im Fußball auszudrücken. Aus seinen Analysen wird deutlich, dass gerade 
bei den Angriffsspielern
1
, auf die sich die Arbeit beziehen soll, die Anzahl der Sprints 
im Gegensatz zu Abwehr- und Mittelfeldspielern  wesentlich höher ist. Nach Angaben 
von  Gerisch  und  Bisanz  (2008),  welche  die  Untersuchungsergebnisse  von  Verheijen 
fortführten  und  erweiterten
2
,  nehmen  Sprintdistanzen  bis  zwanzig  Meter  im 
Spitzenfußball einen Anteil bis zu neunzig Prozent ein. Dabei wird der Sprint mit circa 
sechzig  Prozent  meist  aus  der  Bewegung  (Gehen,  Trab,  Lauf,  nach  kurzer  Drehung) 
eingeleitet.  
Ausgehend von Statistiken der Welt- und Europameisterschaft werden in etwa neunzig 
Prozent  der  Tore  im  Strafraum  erzielt.  Da  hier  die  Abwehrspieler  oft  sehr  nah  am 
Angreifer  stehen  (mit  Körperkontakt),  ist  schnelles  Handeln  erforderlich.  Insgesamt 
fallen die meisten Tore mit nur einem, maximal zwei Ballkontakten (Bisanz & Gerisch, 
2008).  Neben  der  technischen  Präzision  des  Torschusses  ist  folglich  die 
schnellstmögliche Ballverarbeitung im Strafraum zu trainieren.  
Obwohl die konditionellen Anforderungen zunehmen (seit den 60er Jahren hat sich laut 
Weineck  (2004)  die  durchschnittliche  Laufleistung  pro  Spiel  mehr  als  verdreifacht), 
wächst die Nachfrage nach schnellen und beweglichen Spielern (Renner, 1996). Auch 
international  steigen  die  Anforderungen  an  eine  ,,hohe  Spielhandlungsschnelligkeit" 
(Stiehler, Konzag & Döbler, 1988, S. 47). Das höhere Spieltempo und die intensivere 
1
 Als Angriffsspieler gilt jeder Spieler, dessen Mannschaft sich im Ballbesitz befindet. In meiner Arbeit 
möchte ich ausschließlich auf den Fußball in der Offensive eingehen. Diesbezüglich soll in der Arbeit der 
Begriff Angriffsspieler als Synonym für Stürmer verwendet werden. 
2
 Da es sich bei den Schnelligkeitsuntersuchungen von Bisanz und Gerisch überwiegend um Stichproben 
handelt, beziehe ich mich fast ausschließlich auf die repräsentativen Werte Verheijens. 
1 Einleitung 
1.2 Anliegen der Arbeit 
3 
Abwehrarbeit (frühes Stören, Gegenspieler doppeln, geschicktes Zustellen) erhöhen den 
Zeitdruck  des  Angriffsspielers  für  Spielaktionen  und  verlangen  eine  zunehmende 
Ausprägung der Handlungsschnelligkeit (Bisanz & Vieth, 2000; Weineck, 2004). 
1.2  Anliegen der Arbeit 
Die  auf  Literaturstudium  beruhende  Arbeit  soll  einen  Beitrag  zur  Effektivierung  des 
Schnelligkeitstrainings  leisten.  Sie  beschäftigt  sich  besonders  mit  den  Komponenten, 
welche  die  Spieler  erst  in  die  Lage  versetzen,  schnell  und  effektiv  zu  Handeln. 
Maßgeblich möchte ich  dabei  auf die komplexeste Form  der Schnelligkeit eingehen   
die  Handlungsschnelligkeit.  Diese  drückt  sich  sowohl  in  einer  schnellen,  zielgenauen 
und sinnvollen Bewegungshandlung aus. Genau dieser allbekannte eine Schritt zu spät, 
die oft zitierte und ausschlaggebende Fußspitze, die eine Idee zu langsam am Ball, eine 
Sekunde der Unentschlossenheit oder schlicht das Fehlen von Alternativmöglichkeiten 
sind  oft  das  Zünglein  an  der  Waage,  um  ein  Spiel  zu  seinen  Gunsten  zu  entscheiden, 
oder es verloren geben zu müssen. Auch im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen und 
Anforderungen  im  Fußball,  muss  dem  Training  der  Handlungsschnelligkeit  besondere 
Aufmerksamkeit  zukommen.  Dabei  sollen  neben  den  motorischen,  insbesondere  die 
Bedeutung der oft unterschätzten und im Trainingsprozess vernachlässigten kognitiven 
Komponenten  der  Handlungsschnelligkeit  erläutert  und  diskutiert  werden.  Aus  diesen 
Erkenntnissen  möchte  ich  Spiel-  und  Wettkampfformen  entwickeln,  um  ein 
bestmögliches  und  effektives  Training  der  Handlungsschnelligkeit  in  hohen 
Spielklassen zu optimieren. 
Wie  und  in  welchem  Maße  sollte  aber  eine  Schulung  der  Handlungsschnelligkeit  im 
Schnelligkeitstraining  erfolgen?  Welche  Rolle  spielt  dabei  der  Zusammenhang 
zwischen den Faktoren Schnelligkeit und Genauigkeit im fußballspezifischen Handeln? 
Wodurch  werden  diese  Faktoren  begünstigt  und  inwiefern  müssen  sie  für  einen 
förderlichen Trainingsprozess aufgearbeitet werden? Diese Problemstellungen sollen im 
weiteren Verlauf beatwortet werden.  
Einige Autoren wie G. und I. Konzag, O. Berthold sowie H. Schellenberger befassten 
sich bereits sehr früh und intensiv mit der Fähigkeit, schnell und effektiv in Sportspielen 
zu  handeln.  Auch  in  jüngster  Zeit  besteht  die  Auseinandersetzung  mit  dieser 
Schnelligkeitsform. 
1 Einleitung 
1.3 Aufbau der Arbeit 
4 
Mit  der  vorliegenden  Literaturarbeit  soll  der  aktuelle  Wissensstand  zur 
fußballspezifischen  Handlungsschnelligkeit  zusammengetragen  und  aufgearbeitet 
werden, um einen derzeitigen Überbrick zur angesprochenen Thematik zu erhalten. Da 
solche  Arbeiten  bisher  fehlen,  soll  nun  eine  Verknüpfung  von  älteren  und  neueren 
Untersuchungen  aufgezeigt  werden,  um  daraus  methodische  Ableitungen  für  ein 
Training der Handlungsschnelligkeit im Fußball zusammenzufassen. 
1.3  Aufbau der Arbeit 
Die  vorliegend  Arbeit  ist  in  neun  Punkte  aufgliedert.  Zu  Beginn  wird  in  das  Thema 
eingeleitet.  Dabei  soll  insbesondere  die  Problem-  und  Zielstellung  der  Arbeit 
verdeutlicht  werden  (vgl.  Gliederungspunkt  1).  Im  zweiten  Punkt  sollen  die 
verschiedenen  Leistungsvoraussetzungen  im  Fußball  kurz  gekennzeichnet  werden. 
Anschließend  erfolgt  in  Punkt  3  eine  Vorstellung  der  Mittel  zur  individuellen  und 
kollektiven 
Angriffstaktik. 
Diese 
bilden 
den 
Ausgangspunkt 
für 
den 
Trainingsmittelkatalog.  Im  Gliederungspunkt  4  soll  auf  einige  grundlegende  Aspekte 
der Schnelligkeit und deren Training im Fußball eingegangen werden, um im Anschluss 
daran die Handlungsschnelligkeit zu charakterisieren (vgl. Gliederungspunkt 5). Dabei 
sollen  sowohl  die  motorischen,  als  auch  die  kognitiven  Komponenten  sowie  deren 
Bedeutung  für  die  Handlungsschnelligkeit  beschrieben  werden.  Darauf  aufbauend 
werden  im  sechsten  Punkt  praktische  Ableitungen  für  das  Training  der 
Handlungsschnelligkeit 
getroffen. 
Im 
Gliederungspunkt 
7 
erfolgen 
eine 
Zusammenfassung  und  ein  Ausblick.  Am  Schluss  meiner  Arbeit  stehen  das 
Literaturverzeichnis  (vgl.  Gliederungspunkt  8),  die  Eigenständigkeitserklärung  (vgl. 
Gliederungspunkt  9)  und  der  Anhang  mit  Spiel-  und  Wettkampfformen  (vgl. 
Gliederungspunkt 10). 
Die  nun  folgenden  Ausführungen  beziehen  sich  auf  ein  Fußballtraining  im 
Erwachsenenbereich,  wobei  der  Fußballer  bereits  über  gute  technisch-taktische  und 
konditionelle Leistungsvoraussetzungen verfügen soll. 
2 Leistungsvoraussetzungen im Fußball 
2.1 Der konditionelle Leistungsfaktor 
5 
2 
Leistungsvoraussetzungen im Fußball 
2.1  Der konditionelle Leitungsfaktor 
Hierzu  zählen  energetisch  bestimmte  Fähigkeiten  wie  Ausdauer,  Kraft  und 
Schnelligkeit. Ihre Entwicklung sollte fortlaufendes Ziel im Übungsprozess sein, da sie 
die Grundlage der Fußballleistung bilden. Während ein Training der Ausdauerfähigkeit 
für die Handlungsschnelligkeit eher eine untergeordnete Rolle einnimmt, ist neben dem 
Schnelligkeitstraining  eine  Verbesserung  der  Kraftqualitäten  für  schnelles  Handeln 
(Antrittsschnelligkeit und Sprungkraft) unverzichtbar (Stiehler et al., 1988). 
2.2  Der koordinative Leitungsfaktor 
Im  Fußball  dreht  sich  alles  um  die  Koordination.  Sie  ist  Grundlage  für  Ballkontrolle. 
Nur  durch  den  sicheren  Umgang  mit  dem  Ball  kann  dieser  in  den  eigenen  Reihen 
gehalten  und  so  ein  Torabschluss  vorbereitet  werden.  Der  genannte  Leistungsfaktor 
stellt  den  Ausgangspunkt  für  das  Erlernen  und  schnelle  Ausführen  von  technischen 
Ansprüchen dar und ermöglicht einen effizienten Energieeinsatz. Sowohl das inter- als 
auch  intramuskuläres  Zusammenspiel  muss  aufeinander  abgestimmt  sein,  um 
Handlungen  effizient,  zweckmäßig  und  erfolgreich  steuern  zu  können.  Dieser 
Leistungsfaktor  stellt  somit  eine  wesentliche  Voraussetzung  für  das  Lösen  einer 
spieltechnischen Aufgabe dar (Stiehler et al., 1988; Bisanz & Gerisch, 2008). 
2.3  Der konstitutionelle Leitungsfaktor 
Diesem Leistungsfaktor, speziell der Körperhöhe, kommt im Fußballspiel eine wichtige 
und spielentscheidende  Rolle zu, besonders wenn es um  das  Zweikampfverhalten, die 
Defensivarbeit  oder  um  das  Verteilen  von  Bällen  für  die  Angriffsspieler  geht.  Wird 
dieser Leistungsfaktor allerdings auf die Fähigkeit, schnell zu Handeln, reduziert, ist er 
eher von untergeordneter Bedeutung. Da sich die Arbeit im  weiteren Verlauf mit dem 
Schwerpunkt  Handlungsschnelligkeit  auseinandersetzt,  soll  die  konstitutionelle 
Leistungskomponente  an  dieser  Stelle  nicht  weiter  charakterisiert  werden.  Zumal  die 
Konstitution  eines  jeden  Spielers  in  erster  Linie  genetisch-  und  entwicklungsbedingt 
festgelegt ist und durch den Trainingsprozess nicht weiter beeinflusst werden kann. 
2 Leistungsvoraussetzungen im Fußball 
2.4 Der technisch-taktische Leistungsfaktor 
6 
2.4  Der technisch-taktische Leistungsfaktor 
Für schnell durchgeführte Bewegungen ist die Güte ihrer Technik wichtig. Je intensiver 
ein Bewegungsablauf verinnerlicht und automatisiert wurde, desto stärker kann sich der 
Fußballer auf das Spiel  konzentrieren. Da eine  gute Bewegungstechnik,  vor allem  die 
Qualität  der  technischen  Handlung,  ein  zweckmäßiges  und  erfolgreiches 
Lösungsverfahren der Spielaktion darstellt, ist sie sozusagen die Voraussetzung für eine 
hohe  Bewegungsgeschwindigkeit.  Das  Techniktraining  im  Fußball  ist  bei  der 
Ausbildung  der  Schnelligkeit  unabdingbar  (Geese  &  Hillebrecht,  2006).  Der 
Ausbildung von technischen Fähigkeiten liegen wiederum Lernvorgänge zu Grunde, auf 
welche im weiteren Verlauf meiner Arbeit noch näher eingehen wird. 
Da  für  die  Lösung  taktischer  Aufgaben  im  Spiel  immer  technische  und  konditionelle 
Voraussetzungen  gegeben sein  müssen, hat  eine  Schulung der Technik  und Taktik im 
praktischen Bereich stets als Komplex zu erfolgen (Herzog & Müller, 1982). 
2.5  Der psychisch-kognitive Leitungsfaktor 
Auf  diese,  für  den  Fußball  notwendige  und  sehr  einflussreiche  Leistungskomponente, 
soll ausführlich im Gliederungspunkt 5.3.2 eingegangen werden. 
3 Individuelle und kollektive Angriffstaktik 
3.1 Individualtaktik Angriff 
7 
3 
Individuelle und kollektive Angriffstaktik 
Neben  der  Handlungsschnelligkeit  und  Handlungskreativität  (koordinativ-technische 
Leistungsvoraussetzungen),  ist  es  die  taktische  Handlungsfähigkeit,  durch  die  eine 
Spielhandlung  erst  optimal  ausgeführt  wird  (Lottermann,  2005).  Aus  diesem  Grund 
sollen die taktischen Aspekte für den Angriff kurz erläutert werden. 
Die  folgenden  Ausführungen  unter  den  Gliederungspunkten  3.1  und  3.2  gehen  auf 
Stiehler et al. (1988) zurück, welche sich frühzeitig und ausführlich mit den taktischen 
Aspekten im Fußball auseinandersetzten.  
Das Fußballspiel wird von technischen und taktischen Anforderungen geprägt, welche 
vom Fußballer spielgemäß umzusetzen sind.  
3.1  Individualtaktik Angriff 
Sie ,,umfaßt  die zielorientierten,  zweckmäßigen  Aktionen eines einzelnen Spielers zur 
Lösung  von  Spielsituationen"  (Bisanz  &  Vieth,  2000,  S.  48).  Zweckmäßige 
Einzelhandlungen  und  zielorientiertes  Verhalten  des  Angreifers  bilden  nicht  nur  die 
Grundlage  für  den  Spielerfolg,  sondern  sind  Voraussetzung  für  eine  erfolgreiche 
Gruppen-  und  Mannschaftsarbeit.  Einen  Überblick  zur  Individualtaktik  des 
Angriffsspielers gibt die nachfolgende Tabelle (Abb. 3). 
Individuelle Angriffstaktik 
Individuelle taktische Mittel: 
Dribbling 
Torschuss 
Finte 
Standardaktionen: 
Durchbruch 
1 gegen 1              
Abb. 1: Mittel der individuellen Angriffstaktik (mod. nach Stiehler et al., 1988) 
Beim  Dribbling  wird  der  Ball  vom  Angriffsspieler  in  der  Bewegung  gehalten.  Dabei 
kann  ein  Gegner  umspielt  oder  auf  sich  gezogen  werden.  Mit  einem  erfolgreichen 
Dribbling bleibt der Spieler und folglich seine Mannschaft im Ballbesitz. Voraussetzung 
hierfür ist eine gute Technik (Ballführung, Täuschungshandlung). ,,Eine Finte und die 
3 Individuelle und kollektive Angriffstaktik 
3.1 Individualtaktik Angriff 
8 
Folgehandlung bilden die Bewegungskombination einer Täuschungshandlung" (Stiehler 
et  al.,  1988,  S.  275).  Der  Gegner  soll  über  die  eigentliche  Idee  der  Handlung  im 
Unklaren bleiben. Die Finte dient zur Ballbehauptung im Zweikampf und soll günstige 
Positionen für Folgehandlungen schaffen. Dribbling und Finte sind im Fußballspiel eng 
miteinander verknüpft.  
,,Der Torschuß ist eine spielentscheidende individuelle taktische Handlung" (Stiehler et 
al.,  1988,  S.  277).  Er  stellt  ein  ausschlaggebendes  Mittel  im  Training  der 
Handlungsschnelligkeit dar. 
3.2  Kollektivtaktik Angriff 
Eine 
kollektive 
Angriffstaktik 
setzt 
sich 
aus 
einer 
Gruppen- 
und 
Mannschaftsangriffstaktik  zusammen,  welche  einzelne  Mittel  beinhalten  (Abb.  4).  Sie 
,,umfaßt alle aufeinander abgestimmten Angriffs- [...] konzepte, an denen alle Spieler 
einer Mannschaft beteiligt sind" (Bisanz & Vieth, 2000, S. 48) 
Kollektive Angriffstaktik 
Mannschaftsangriffstaktik 
Gruppenangriffstaktik 
Schneller 
Angriff 
(Konter-
angriff) 
Positionsangriff 
(Flügel- und 
Zentralangriff) 
Standard- 
aktionen 
- Doppelpass 
- Grundlinienspiel 
- Spielverlagerung 
Nichtstandardisierte 
Aktionen 
- Zuspiel 
- Freilaufen 
- Positionswechsel 
Standard- 
situationen 
- An/Abstoß 
- Frei/Eckstoß 
- Einwurf 
Abb. 2: Mittel der kollektiven Angriffstaktik (mod. nach Stiehler et al., 1988) 
Innerhalb der Gruppentaktik befinden sich die Spieler räumlich eng beieinander.  
Beim  Zusammenspiel  können  noch  verschiedene  Zuspielarten  unterschieden  werden 
(Kurz-,  Lang-,  Steil-,  Quer-,  Diagonal-  und  Rückpass).  Aber  auch  beim  Freilaufen, 
wenn  sich  der  Angriffsspieler  der  gegnerischen  Abwehrbereitschaft  entzieht  um 
Folgehandlungen  besser  umzusetzen,  gibt  es  unterschiedliche  Formen  (Anbieten, 
Weglaufen, Zurückspringen, Überlaufen, Mitlaufen). Für den Positionswechsel wird die 
Grundposition  zeitweilig  verlassen  und  mit  einem  Mitspieler  getauscht.  Bei  den 
standardisierten  Aktionen  lassen  sich  drei  Mittel  feststellen,  welche  stets  nach 
3 Individuelle und kollektive Angriffstaktik 
3.2 Kollektivtaktik Angriff 
9 
verwandten  taktischen  Gesichtspunkten  ablaufen.  Mit  einem  Doppelpass  wird  ein 
Abwehrspiel  von  zwei  Angreifern  ausgespielt.  Beim  Grundlinienspiel  versucht  der 
Angriffsspieler  die  verlängerte  Torlinie  zu  erreichen,  um  beispielsweise  das  Abseits 
aufzuheben  oder  in  den  Strafraum  einzudringen.  Mit  der  Spielverlagerung  kann  die 
Spielsituation  mit  einem  weiten  Pass  gewechselt  werden.  Die  in  der  Tabelle 
aufgeführten Standardsituationen ergeben sich aus den Spielregeln.  
Ziel  der  Mannschaftstaktik  ist  der  Torerfolg.  Für  die  Umsetzung  lassen  sich  zwei 
Angriffsformen  unterscheiden.  Beim  Schnellen  Angriff  erfolgt  das  unverzügliche 
Umschalten  nach  Ballbesitz  von  Abwehr  auf  Angriff.  Beim  Positionsangriff  wird  das 
Spiel aus einer sicheren Abwehr über mehrere Stationen aufgebaut.  
Zwischen  der  individuellen  und  kollektiven  Angriffstaktik  bestehen  enge 
Zusammenhänge  und  Wechselwirkungen.  Mit  geeigneten  Mitteln  werden  die 
Spielaufgaben durch den Einzelnen und das Kollektiv gelöst. 
4 Schnelligkeit 
4.1 Begriffsbestimmung 
10 
4 
Schnelligkeit  
4.1  Begriffsbestimmung 
Nach  aktuellen  Wissensstand  sehen  Grosser  und  Renner  (2007)  die  Schnelligkeit 
einerseits  als  elementare  Fähigkeit  (neuro-biologisch,  inter-  und  intramuskulär-
koordinativ  und  tendo-muskulär  erklärbar),  andererseits  als  einen  Fähigkeitskomplex, 
welcher  sich  aus  der  elementaren  Schnelligkeit,  diversen  Kraftfähigkeiten  sowie 
mechanischen und energetischen Komponenten ergibt. Schnelligkeit bezeichnen sie als  
,,die  Fähigkeit,  aufgrund  kognitiver  Prozesse,  maximaler  Willenskraft  und 
der Funktionalität des Nerv-Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und 
Bewegungsgeschwindigkeiten zu erzielen" (Grosser & Renner, 2007, S. 14).  
Dabei tritt die Schnelligkeit als isolierte Fähigkeit nahezu nicht auf, sondern muss stets 
als  ein  Kriterium einer sportlichen  Leistung  gesehen werden. Speziell  für den Fußball 
wird die Komplexität der Schnelligkeit durch folgende Definition ausgedrückt:  
,,Die  Schnelligkeit  des  Fußballspielers  ist  eine  recht  vielseitige  Fähigkeit. 
Dazu gehören nicht nur das schnelle Reagieren und Handeln, der schnelle 
Start  und  Lauf,  die  Schnelligkeit  der  Ballbehandlung,  das  Sprinten  und 
Stoppen,  sondern  auch  das  schnelle  Erkennen  und  Ausnutzen  der  jeweils 
gegebenen Situation." (Benedek & Palfai, 1980, zitiert nach Weineck, 2007, 
S. 609-610). 
Werden die Spielsituationen im Fußball schneller wahrgenommen, eigene Handlungen 
schneller ausgeführt und auf die Gegner- und Ballbewegungen schneller reagiert, wird 
die Erfolgswahrscheinlichkeit des Fußballers steigen (Bauersfeld & Voß, 1992). 
4.2  Formen der Schnelligkeit 
Allgemein können Bewegungen reaktiv, zyklisch und azyklisch realisiert werden. Dabei 
treten  sie  allerdings  oft  in  kombinierter  Weise  auf.  In  der  Literatur  lässt  sich 
diesbezüglich  eine  Fülle  von  Schnelligkeitsarten  unterschiedlicher  Einordnung  finden. 
Bezogen auf die Spielsportart Fußball lässt sich ihre Einteilung auf sieben Bewegungs- 
und Schnelligkeitsformen reduzieren: 
4 Schnelligkeit 
4.2 Formen der Schnelligkeit 
11 
1.
Sequenzschnelligkeit 
2.
Frequenzschnelligkeit 
3.
Kraftschnelligkeit 
4.
Beschleunigungsvermögen 
5.
Sprintvermögen in kurzen Intervallen  
6.
Maximale Schnelligkeitsausdauer  
7.
Reaktionsschnelligkeit 
Die Fähigkeit des Fußballers, schnellstmögliche zyklische und azyklische Bewegungen 
(gegen 
geringe 
Widerstände) 
auszuüben, 
wird 
als 
Frequenz- 
und 
Sequenzschnelligkeit bezeichnet.  Ihr Training führt zu einer gesamten Steigerung der 
Geschwindigkeit des Fußballers. Die Grundlage sich vom Gegner zu lösen ergibt sich 
aus  einer  hohen  Kraftschnelligkeit.  Innerhalb  der  Literatur  wird  sie  auch  oft  als 
Antrittsschnelligkeit  oder  Sprintkraft  betitelt.  Sie  kommt  vor  allem  bei  Antritten, 
Sprüngen und Stößen zum  Tragen und ist vom  Training der psychischen, neuronalen, 
tendo-muskulären  Komponenten  sowie  der  intermuskulären  Koordination  abhängig. 
Falls neben den kurzen, nun längere Distanzen (20 bis 40 Meter) zurückgelegt werden 
müssen, gewinnt das Beschleunigungsvermögen des Fußballers an Bedeutung. Ziel ist 
das  schnellstmögliche  Erreichen  der  maximalen  Geschwindigkeit.  Die  Fähigkeit  zu 
beschleunigen ist abhängig von der Kraftentwicklung des Sportlers. Da es im Spiel auch 
zu  Situationen  kommen  kann,  in  denen  die  Fußballer  mehrere  Sprints  hintereinander 
durchführen  müssen  ohne  sich  vollständig  zu  erholen,  muss  der  Spieler  ein  gutes 
Sprintvermögen  in  kurzen  Intervallen  besitzen.  Dieses  Sprintvermögen  stellt  die 
Regenerationsfähigkeit  des  Fußballers  dar,  sich  zwischen  den  Sprints  zu  erholen,  so 
dass seine Antrittsschnelligkeit nicht merklich abnimmt. Bei größeren Laufstrecken, wie 
beispielsweise  beim  Konterspiel,  ist  wiederum  die  maximale  Schnelligkeitsausdauer 
entscheidend.  Sie  kommt  bei  einer  Sprintdauer  zwischen  6  und  20  Sekunden  zum 
Tragen. Im Fußballspiel ist sie eher von untergeordneter Bedeutung, da Sprints über 30 
Meter  eher  die  Ausnahme  darstellen.  Ausgangspunkt  der  Fußballaktion  stellt  aber  ein 
schnelles  situatives  Reagieren  dar  (Reaktionsschnelligkeit),  was  ein  anschließendes 
schnelles und präzises Handeln erforderlich macht.  
Solch  ein  Handeln  unter  höchstmöglicher  Geschwindigkeit  ist  die  komplexeste  Form 
der  Schnelligkeit.  Sie  wird  als  Handlungsschnelligkeit  bezeichnet  und  durch  die  oben 
genannten 
Komponenten 
geprägt 
(Verheijen, 
2000; 
Weineck, 
2004; 
4 Schnelligkeit 
4.3 Einflussgrößen und Leistungskomponenten 
12 
Geese & Hillebrecht, 2006; Grosser & Renner, 2007). Auf diese Schnelligkeitsform soll 
im Gliederungspunkt 5 noch detailiert eingegangen werden. 
4.3  Einflussgrößen und Leistungskomponenten  
Abb.  3:  Einflussgrößen und Leistungskomponenten der Schnelligkeit  (mod. nach Geese  & Hillebrecht, 
2006; Grosser & Renner, 2007) 
In welchem Umfang nun die einzelnen Größen die Schnelligkeit genau beeinflussen ist 
wissenschaftlich  nicht  zu  bestimmen.  Da  aber  insbesondere  die  sensorisch-kognitiven 
und  psychischen  Einflussfaktoren  die  Handlungsschnelligkeit  prägen,  soll  auf  diese 
Größen  im  Gliederungspunkt  5.3.2  noch  näher  eingegangen  werden.  Weitere 
leistungsbestimmende  Komponenten  der  Schnelligkeit  sind  das  Aufwärmen, 
Regenerationsmaßnahmen  zur  Unterstützung  der  Adaptationsprozesse  und  zum 
Ausgleich zeitlich nicht zu realisierender Erholungsphasen sowie das Abwärmen bzw. 
Auslaufen  zur  Stabilisierung  der  Homöostase,  für  Lockerung  und  Entspannung  der 
Muskulatur und zur beschleunigten Senkung des Blutlaktatspiegels (Grosser& Renner, 
2007).
Motorisch- 
sensorische  
Einflussgrößen 
Bewegungstechnik 
Motorische  
Lernfähigkeit 
Koordination 
Antizipation 
Steuerung  
und Regelung 
Wahrnehmung 
Informations- 
verarbeitung 
Wissen, Erfahrung 
Psychische  
Einflussgrößen 
Konzentration 
Aufmerksamkeit 
Motivation 
Willenskraft 
Anstrengungs- 
bereitschaft 
Psychische  
Regulations- 
fahigkeit 
Anlage-, 
entwicklungs- 
und 
lernbedingte 
Einflussgrößen 
Geschlecht 
Talent 
Konstitution 
 Alter 
Sozialisierung 
Lernfähigkeit 
Sportliche 
Technik 
(Qualitätsgrad) 
Neuro- 
physiologische 
Einflussgrößen 
Reizverarbeitungs- 
geschwindigkeit 
Intramuskuläre 
Koordination 
Intermuskuläre 
Koordination 
Reflexaktivität 
Stoffwechsel 
Energieflussrate 
Vorinnervation 
Anatomisch/ 
biomechanische 
Einflussgrößen 
Muskelkraft 
Muskelquerschnitt 
Muskel- 
kontraktions- 
geschwindigkeit 
Muskelfasertypen- 
verteilung 
Gewebeeigenschaften 
(Viskosität) 
Muskellänge  
(Hebeverhältnisse) 
Energiebereitstellung 
Muskeltemperatur 
Muskuläre Balence 
4. Schnelligkeit 
4.4 Schnelligkeitstraining im Fußball 
13 
4.4  Schnelligkeitstraining im Fußball 
4.4.1  Allgemeine Grundlagen des Schnelligkeitstrainings 
Als Basis für  das Ausführen von Bewegungen dient eine koordinierte Muskeltätigkeit 
des  Sportlers.  Die  Aktivierung  der  Muskeln  wird  dabei  vom  zentralen  Nervensystem 
übernommen (Nerv-Muskel-System). Desweiteren muss ein Schnelligkeitstraining unter 
Beachtung 
biologischer 
Grundlagen 
(Reflexzeiten, 
Muskelfaserverteilung, 
Nervenleitgeschwindigkeit) stattfinden (Bauersfeld & Voß, 1992). 
Das Training sollte nach Weineck (2004) auf folgenden Ebenen ablaufen: 
1.
Allgemeines Koordinationstraining durch Laufschulung 
2.
Verbesserung  des  Start-  und  Reaktionsvermögens  durch  disziplinnahe 
Trainingsformen 
3.
Schnelligkeitsschulung durch fußballballspezifische Trainingsformen mit Ball 
4.
Krafttraining 
4.4.2  Prinzipien 
In  Anlehnung  an  Grosser  und  Renner  (2007)  lassen  sich  die  Trainingsprinzipien 
hinsichtlich ihrer Adaptation wie folgt einteilen: 
Bedeutung für das Geschehen 
Trainingsprinzip (P) 
Auslösung der  
Anpassung 
P. des wirksamen Belastungsreizes 
P. der progressiven Belastungssteigerung 
P. der Variation der Trainingsbelastung 
(Optimale) Sicherung  
der Anpassung 
P. der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung 
P. der Wiederholung und Kontinuität 
P. der Periodisierung und Zyklisierung 
Spezifische und individuelle 
Steuerung der Anpassung 
P. der Individualität und Altersgemäßheit 
P. der zunehmenden Spezialisierung 
P. der regulierenden Wechselwirkung einzelner Trainingselemente 
Abb. 4: Trainingsprinzipien und ihre Einteilung anhand biologischer Adaptationsprozesse 
Diese Trainingsprinzipien bedingen sich stets gegenseitig und treten nie allein für sich 
auf.  
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2009
 - ISBN (eBook)
 - 9783836637534
 - Dateigröße
 - 1.4 MB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Universität Leipzig – Sportwissenschaftliche Fakultät, Sportwissenschaft
 - Erscheinungsdatum
 - 2014 (April)
 - Note
 - 1,3
 - Schlagworte
 - schnelligkeit schnelligkeitstraining handlungsschnelligkeit fußball taktik
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de