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Implementierung und Evaluation einer Krebsnachsorge-Sportgruppe für Leukämie-, Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten

©2009 Diplomarbeit 89 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‚Es gibt kein Medikament und keine Maßnahme, die einen vergleichbaren Effekt hat wie das körperliche Training. Gäbe es ein solches Medikament mit solch hervorragenden Wirkungen und quasi ohne Nebenwirkungen, wäre jeder Arzt gehalten, es zu verschreiben’, Zitat von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wildor Hollmann.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 25.000 Erwachsene neu an einer Leukämie oder an einem malignen Lymphom. Diese Krankheiten sind im Allgemeinen bekannt unter den Namen Blut- bzw. Lymphdrüsenkrebs.
Derzeit liegen nur wenige wissenschaftliche Erfahrungen bewegungstherapeutischer Maßnahmen mit dieser Patientengruppe, sowie Patienten bei einer Knochenmarktransplantation vor. Diese beschränken sich fast ausschließlich auf den klinischen Bereich. Daten zur Umsetzung der dort gewonnenen Erfahrungen vom stationären in den anschließenden ambulanten Bereich sowie in den Alltagsbereich fehlen.
In den bisher bestehenden ambulanten Krebsnachorge-Sportgruppen sind 90% aller Teilnehmer Brustkrebspatientinnen. Gemischte Krebssportgruppen existieren nur wenige.
Für Leukämie- und Lymphompatienten ist deutschlandweit derzeit keine Reha-Sportgruppe bekannt. Es besteht demnach wahrscheinlich ein enormer Bedarf an Nachsorgegruppen, um den Krebspatienten durch ein Netz von Angeboten aufzufangen, wie es heute schon im Bereich der Herzsportgruppen üblich ist. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Krebsnachsorge-Sportgruppe für Leukämie-, Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten gegründet, um auf diese Weise die sporttherapeutischen Möglichkeiten zu untersuchen sowie erste praktische Erfahrungen auf diesem Gebiet zu erhalten. In der vorliegenden Arbeit sollen die Einflüsse von Bewegung und Sport auf die physische, psychische und psychosoziale Verfassung des Krebspatienten wissenschaftlich evaluiert werden. Die Gründung dieser Gruppe und die wissenschaftliche Untersuchung der Auswirkungen wurden finanziell unterstützt von der Stefan-Morsch-Stiftung. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Widmung3
InhaltsverzeichnisI
AbbildungsverzeichnisIII
TabellenverzeichnisIV
AbkürzungsverzeichnisV
1.Einleitung1
2.Medizinische Grundlagen2
2.1Hämatopoese2
2.2Leukämie3
2.3Maligne Lymphome8
2.4Knochenmark-/ Stammzelltransplantation10
3.Problembesprechung12
3.1Körperliche Beschwerden bei Leukämie- und Lymphom- und knochenmarktransplantierten Patienten12
3.2Lebensqualität bei Leukämie- und Lymphom- und knochenmarktransplantierten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Constanze Handmann
Implementierung und Evaluation einer Krebsnachsorge-Sportgruppe für Leukämie-,
Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten
ISBN: 978-3-8366-3542-4
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Widmung
Widmung
Diese Arbeit ist meiner geliebten Mutter gewidmet.
...du hast den Raum mit Sonne geflutet,
hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt.
Nordisch nobel,
deine sanftmütige Güte,
dein unbändiger Stolz,
das Leben ist nicht fair...
Du fehlst.

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Versicherung ... 2
Widmung ... 3
Inhaltsverzeichnis ...I
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis ... IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1
Einleitung ... 1
2
Medizinische Grundlagen ... 2
2.1
Hämatopoese ... 2
2.2
Leukämie... 3
2.3
Maligne Lymphome ... 8
2.4
Knochenmark-/ Stammzelltransplantation... 10
3
Problembesprechung... 12
3.1
Körperliche Beschwerden bei Leukämie- und Lymphom- und
knochenmarktransplantierten Patienten... 12
3.2
Lebensqualität bei Leukämie- und Lymphom- und
knochenmarktransplantierten Patienten... 14
3.3
Fatigue bei Leukämie- und Lymphom- und knochenmarktransplantierten
Patienten ... 17
3.4
Bewegung und Sport in der Onkologische Rehabilitation... 20
3.4.1 Onkologische Rehabilitation ... 20
3.4.2 Bewegung und Sport in der onkologischen Rehabilitation ... 21
3.4.3 Rehabilitationssportgruppen am Wohnort: ... 23
3.5
Bewegung und Sport bei Leukämie-, Lymphom- und
knochenmarktransplantierten Patienten... 24
3.5.1 Auswirkungen von Bewegung auf die körperliche Leistungsfähigkeit... 25
3.5.2 Auswirkungen von Bewegung auf die Lebensqualität ... 26
3.5.3 Auswirkungen von Bewegung auf das Fatigue-Syndrom ... 27
3.6
Fragestellung... 28
4
Methodik... 29
4.1
Projektbeschreibung ... 30
4.2
Nordic-Walking ... 32
4.3
Bewegungstherapeutisches Angebot... 33

Inhaltsverzeichnis
II
4.4
Fahrradspiroergometrie ... 35
4.5
Die Fragebögen... 36
4.5.1 EORTC QLQ-C30... 36
4.5.2 FACIT-Fatigue ... 38
4.6
Messgrößen... 38
4.7
Statistik... 39
5
Ergebnisse ... 40
5.1
Körperliche Leistungsfähigkeit ... 40
5.2
EORTC QLQ-C30... 44
5.2.1 Subjektive Lebensqualität: ... 44
5.2.2 Funktionsskalen... 44
5.2.3 Symptomskalen: ... 47
5.2.4 Einzelitems ... 48
5.3
FACT- Fatigue ... 49
6
Diskussion ... 50
6.1
Methodenkritik ... 50
6.1.1 Nordic Walking ... 50
6.1.2 Bewegungstherapeutisches Angebot... 51
6.1.3 Spiroergometrie ... 52
6.1.4 Fragebögen ... 53
6.2
Diskussion der Ergebnisse ... 55
6.2.1 Körperliche Leistungsfähigkeit ... 55
6.2.2 Lebensqualität und Fatigue... 57
6.3
Zusammenhängende Diskussion... 59
7
Zusammenfassung und Ausblick... 61
8
Literaturverzeichnis... 63
9
Anhang A ... 73
10
Anhang B ... 76

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1 Stadieneinteilung der CLL nach Binet ... 7
Abbildung 3-1 Lebensqualitätsmodell nach Küchler & Schreiber ... 15
Abbildung 3-2 Ursachen der tumorbedingten Fatigue- Belastung ... 18
Abbildung 3-3 Institutionelle Einordnung von Bewegungstherapie und Sport... 23
Abbildung 4-1 Broschüre, Titelseite und projektbeschreibende Seite... 30
Abbildung 4-2: Projektschema... 32
Abbildung 5-1 Prä-/Post Vergleich Maximale Belastbarkeit (Watt)
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,310, n=7) ... 41
Abbildung 5-2 Prä-/Post Vergleich Herzfrequenz bei Ausbelastung
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,462, n=7) ... 41
Abbildung 5-3 Prä-/Postvergleich der maximalen Sauerstoffaufnahme VO2max
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,169, n=7) ... 42
Abbildung 5-4 Prä-/Post Vergleich Relative Maximale Sauerstoffaufnahme
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,139, n=7) ... 42
Abbildung 5-5 Prä-/Post-Vergleich der Herzfrequenz zum Messzeitpunkt von
2mmol Laktatkonzentration (Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,513,
n=7) (Mittelwerte, Irrtumswahrscheinlichkeit (p), n=7)... 43
Abbildung 5-6 Prä-/Post Vergleich Watt zum Messzeitpunkt von 2mmol
Laktatkonzentration (Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,665, n=7) ... 43
Abbildung 5-7 EORTC QLQ C-30 Lebensqualität im Untersuchungszeitraum
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,149, n=8) ... 44
Abbildung 5-8 EORTC QLQ-C-30: Emotionale Funktion im Untersuchungszeitraum
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,044, n=8) ... 45
Abbildung 5-9 EORTC QLQ C-30 Soziale Funktion im Untersuchungszeitraum
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,384, n=8) ... 46
Abbildung 5-10 EORTC QLQ C-30; Fatigue im Untersuchungszeitraum
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,324, n=8) ... 47
Abbildung 5-11 FACT-Fatigue; Lebensqualität im Untersuchungszeitraum
(Mittelwerte+SD, Irrtumswahrscheinlichkeit (p)=0,140, n=8) ... 49
Abbildung 10-1 EORTC QLQ-C30 (Version 3.0), Seite 1... 78
Abbildung 10-2 EORTC QLQ-C30 (Version 3.0), Seite 2... 79
Abbildung 10-3 FACT-F (Version 4)... 80
Abbildung 10-4 Flyer der Pilotstudie, Faltblatt Vorderseite... 77
Abbildung 10-5 Flyer der Pilostudie, Faltblatt Rückseite ... 77

Tabellenverzeichnis
IV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 4-1 Probandenbeschreibung... 29
Tabelle 4-2 Beispielhafter Stundenaufbau der bewegungstherapeutischen Einheit ... 34
Tabelle 4-3 Skalenbeschreibung des EORTC QLQ-C30 (Version 3) ... 37
Tabelle 5-1 Prä-/Post Vergleich: Entwicklung der Ausdauerleistungsfähigkeit der
Patienten ... 40
Tabelle 9-1 Ergebnisse EORTC QLQ-C30 ... 74
Tabelle 9-2 Ergebnisse des FACT-F Fragebogens... 75

Abkürzungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
Übersicht der wichtigsten verwendeten Abkürzungen und Symbole in alphabetischer
Ordnung:
¾ ALL- Akute lymphatische Leukämie
¾ AML- Akute myeloische Leukämie
¾ CLL- Chronische lymphatische Leuämie
¾ CML- Chronische myeloische Leukämie
¾ Gy ­ Gray (1Gy = 1 J/kg )
¾ HF ­ Herzfrequenz
¾ HL ­ Hodgkin Lymphom
¾ L ­ Laktatkonzentration
¾ Max ­ Maximum
¾ Min ­ Minimum
¾ mmol ­ Millimol pro Liter
¾ NHL ­ Non-Hodgkin-Lymphom
¾ p ­ Irrtumswahrscheinlichkeit
¾ S/min ­ Schläge pro Minute
¾ SD ­ Standardabweichung
¾ SZT- Stammzelltransplantation
¾ T1 ­ Testzeitpunkt 1
¾ T2 ­ Testzeitpunkt 2
¾ Vo2max ­ Maximale Stauerstoffaufnahme
¾ W ­ Watt

1 Einleitung
1
1 Einleitung
,,Es gibt kein Medikament und keine Maßnahme, die einen vergleichbaren
Effekt hat wie das körperliche Training.
Gäbe es ein solches Medikament mit solch hervorragenden Wirkungen und
quasi ohne Nebenwirkungen, wäre jeder Arzt gehalten, es zu verschreiben."
(Zitat von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wildor Hollmann)
Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 25.000 Erwachsene neu an einer
Leukämie oder an einem malignen Lymphom. Diese Krankheiten sind im
Allgemeinen bekannt unter den Namen Blut- bzw. Lymphdrüsenkrebs [GEKID
2008].
Derzeit
liegen
nur
wenige
wissenschaftliche
Erfahrungen
bewegungstherapeutischer
Maßnahmen
mit
dieser
Patientengruppe,
sowie
Patienten bei einer Knochenmarktransplantation vor. Diese beschränken sich fast
ausschließlich auf den klinischen Bereich. Daten zur Umsetzung der dort
gewonnenen Erfahrungen vom stationären in den anschließenden ambulanten
Bereich sowie in den Alltagsbereich fehlen.
In den bisher bestehenden ambulanten Krebsnachorge-Sportgruppen sind 90% aller
Teilnehmer Brustkrebspatientinnen. Gemischte Krebssportgruppen existieren nur
wenige.
Für Leukämie- und Lymphompatienten ist deutschlandweit derzeit keine Reha-
Sportgruppe bekannt. Es besteht demnach wahrscheinlich ein enormer Bedarf an
Nachsorgegruppen, um den Krebspatienten durch ein Netz von Angeboten
aufzufangen, wie es heute schon im Bereich der Herzsportgruppen üblich ist.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Krebsnachsorge-Sportgruppe für Leukämie-,
Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten gegründet, um auf diese
Weise die sporttherapeutischen Möglichkeiten zu untersuchen sowie erste
praktische Erfahrungen auf diesem Gebiet zu erhalten. In der vorliegenden Arbeit
sollen die Einflüsse von Bewegung und Sport auf die physische, psychische und
psychosoziale Verfassung des Krebspatienten wissenschaftlich evaluiert werden.
Die Gründung dieser Gruppe und die wissenschaftliche Untersuchung der
Auswirkungen wurden finanziell unterstützt von der Stefan-Morsch-Stiftung.

2 Medizinische Grundlagen
2
2 Medizinische Grundlagen
Im vorliegenden Kapitel sollen die für diese Studie relevanten hämato-
onkologischen
Erkrankungen
näher
erläutert
werden.
Die
medizinischen
Grundlagen beziehen sich auf die Entstehungsprozesse und Verbreitung sowie die
Therapie und Prognose von Leukämien und Lymphomen.
Da bei den Krankheitsbildern der akuten Leukämien eine Störung des blutbildenden
Systems zugrunde liegt, soll hier zunächst eine kurze Erläuterung dieser Thematik
folgen.
2.1 Hämatopoese
Das Blut setzt sich etwa zur Hälfte aus Blutplasma (Wasser, Eiweiße, andere
gelöste Stoffe) und aus Blutzellen (Blutkörperchen) zusammen. Es gibt drei
Gruppen von Blutzellen:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
- Blutplättchen (Thrombozyten).
Normalerweise wird ein Großteil der Blutkörperchen im Knochenmark gebildet. Das
Knochenmark selbst ist ein schwammartiges Gewebe, das sich in den großen
Knochen des Körpers befindet. Die Blutbildung findet im Erwachsenenalter vor
allem in den Knochen der Wirbelsäule, der Hüfte, der Schulter, der Rippen, im
Brustbein und in den Schädelknochen statt. Durch die begrenzte Lebensdauer der
Blutkörperchen müssen ständig neue Blutzellen gebildet werden. Beim gesunden
Menschen ist die Bildung des Blutes so harmonisch gesteuert, dass nur die Zahl
von Zellen neu gebildet wird, die tatsächlich ersetzt werden muss. Bei einer
Infektion kann der Körper außerdem reagieren und die Zahl der benötigten Zellen,
z.B. weiße Blutkörperchen erhöhen. Die so genannten Stammzellen sind der
Ausgangspunkt aller Blutzellen und befinden sich im Knochenmark. Sie teilen sich
und entwickeln sich zu Stammzellen für die drei Formen der Blutzellen. Diese
weiterentwickelten Stammzellen teilen sich und reifen über verschiedene
Zwischenstufen aus. Schließlich entstehen reife Blutzellen, die aus dem
Knochenmark freigesetzt werden und ihre Funktion im Körper übernehmen können
[MICHL 2005, S.2f, DE MARÉES 2002, S.323ff].

2 Medizinische Grundlagen
3
2.2 Leukämie
Leukämien werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft als Blutkrebs bezeichnet.
Dies ist nur bedingt richtig, denn Leukämien haben ihren Ursprung im
Knochenmark. Leukämien sind Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, also
der im Knochenmark befindlichen Stammzellen. In der Regel ist eine Leukämie
durch eine stark erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen im Blut gekennzeichnet.
Darauf weist auch der Begriff ,,Leukämie" hin: Er bedeutet übersetzt ,,weißes Blut"
[AULITZKY ET AL. 2007, S.231ff].
Leukämien werden zunächst nach ihrem klinischem Verlauf eingeteilt: Es wird
zwischen akuten und chronischen Leukämien unterschieden. Akute Leukämien
kennzeichnen sich durch den raschen und aggressiven Verlauf der Erkrankung.
Chronische Leukämien haben einen schleichenden und langsamen Verlauf und es
kann Monate bis Jahre dauern, bis sich die Erkrankung manifestiert. Unbehandelt
führen sie relativ rasch infolge von Infektionen und Blutungen zum Tode. Dennoch
sind akute Leukämien effektiver heilbar als chronische Leukämien [HAFERLACH &
SCHOCH 2002, ADAMIETZ ET AL. 2009].
Weitere Einteilungen beziehen sich auf den Reifegrad (unreifzellig und reifzellig)
und die Abstammung der vermehrt gebildeten Leukozyten: Myeloische gehen vom
Knochenmark aus, lymphatische von den lymphatischen Organen.
Die Hauptgruppen
-
akute lymphatische Leukämie (ALL)
-
akute myeloische Leukämie (AML)
-
chronische myeloische Leukämie (CML)
-
chronische lymphatische Leukämie (CLL)
weisen
wesentliche
Unterschiede
im
Hinblick
auf
Epidemiologie,
Erkrankungsbiologie und Prognose auf [HAFERLACH & SCHOCH 2002].
Zudem ergibt sich aufgrund von molekular biologischen Erkenntnissen die
Besonderheit, dass chronisch lymphatische Leukämien auch als niedrig maligne,
leukämisch verlaufende Lymphome klassifiziert werden können. Daraus ergibt sich
eine Schwierigkeit in der deutlichen Abgrenzung der Leukämien zu den Non-
Hodgkin-Lymphomen [ADAMIETZ ET AL. 2009].

2 Medizinische Grundlagen
4
EPIDEMIOLOGIE:
Laut aktuellen Schätzungen der Dachdokumentation Krebs im Robert-Koch-Institut
(RKI) erkranken jährlich etwa 9.100 Menschen in Deutschland (zirka 4.800 Männer
und 4.300 Frauen) an einer Leukämie. Dies entspricht einem Anteil von 2,1% aller
Krebsneuerkrankungen für beide Geschlechter. Den Statistiken ist zudem zu
entnehmen, dass das mittlere Erkrankungsalter bei 67 Jahren für Männer und 70
Jahren für Frauen liegt. Des Weiteren wird die Angabe gemacht, dass die
chronischen Formen der Leukämie nur im Erwachsenenalter vorkommen, während
die ALL die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter ist. Die AML erreicht zwar
ihren Häufigkeitsgipfel erst bei älteren Menschen, kommt aber trotzdem in jedem
Lebensalter vor [GEKID 2008, S.98].
SYMPTOMATIK:
Die Symptomatik variiert je nach Form der Erkrankung [AULITZKY ET AL.2007,
S.236f]:
-
Störungen der Blutbildung aufgrund einer gestörten Knochenmarksfunktion:
o
Blässe, Müdigkeit und Abgeschlagenheit durch verminderte Anzahl
roter Blutkörperchen (Anämie)
o
Blutungen wie Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Spontanhämatome
(Thrombozytopenie)
o
Häufung von Infektionen, Fieber (Granulozytopenie)
-
Symptome aufgrund stark vergrößerter Lymphknoten:
o
Tastbare Lymphknotenschwellungen
o
Druckgefühl in Bauch und Brustkorb
-
B-Symptomatik:
o
Beeinträchtigung
des
Allgemeinbefindens,
Müdigkeit,
Abgeschlagenheit,
Appetitlosigkeit,
Gewichtsverlust,
Fieber,
Nachtschweiß
-
weitere seltene Symptome wie schmerzende Knochen und Gelenk,
anhaltende Kopfschmerzen, Gelbfärbung von Augenweiß und Haut (bei
CLL).

2 Medizinische Grundlagen
5
THERAPIE UND PROGNOSE BEI AML:
Die
AML
stellt
die
häufigste
Form
(80%)
aller
akuten
Leukämien
im
Erwachsenenalter dar. Der Altersgipfel liegt in der 7. Lebensdekade [MICHL 2005,
S.66].
In speziellen Zentren mit ausreichender Behandlungserfahrung werden im Rahmen
von Therapiestudien intensive Chemotherapien durchgeführt.
Die Chemotherapie gliedert sich in drei Schritte:
-
Induktionstherapie (1-2 Zyklen einer Polychemotherapie) mit dem Ziel einer
kompletten Remission, also einer Normalisierung von Blutbild und einer
Reduktion der Blasten im Knochenmark.
-
Konsolidierungstherapie (meist Wiederholung der Induktionstherapie) um die
Remission zu stabilisieren und vorhandene Blasten zu zerstören. Bei
kurativem Ansatz stellt die allogene Stammzelltransplantation (SZT) die
einzige Therapieoption dar. Eine autologe SZT kommt in der Therapie der
AML nicht in Frage.
-
Erhaltungstherapie (wenn keine allogene SZT durchgeführt wird) über den
Verlauf von zwei bis drei Jahren um die Remission zu erhalten.
Im
Falle
einer
Beteiligung
des
Zentralen
Nervensystems
kommt
eine
Strahlentherapie zum Einsatz. Des Weiteren werden supportive Maßnahmen
eingesetzt, falls eine therapieinduzierte Knochenmarkinsuffizienz besteht. Diese
Maßnahmen
beinhalten
die
Verabreichung
von
Erythrozyten-
und
Thrombozytenkonzentraten und hämatopoetischen Wachstumsfaktoren, sowie
infektprophylaktischen Medikamenten wie Antibiotika und Antimyotika [HEIL &
GANSER 1998; HAFERLACH & SCHOCH 2002].
Die AML-Subtypen variieren stark in der Form ihres Therapieansprechens und ihrer
jeweiligen Prognose. Allgemein kann festgestellt werden, dass die Diagnose AML
heute nicht mehr als unheilbare Erkrankung gilt, sondern bei günstiger Kombination
aus Therapieansprechen und eventueller allogener SZT, 40-70% der Patienten
langfristig geheilt werden können [MICHL 2005, S.67].

2 Medizinische Grundlagen
6
THERAPIE UND PROGNOSE BEI ALL:
Die ALL ist eine seltene Leukämieform mit einer Inzidenz von 1/100.000 Einwohner.
Sie stellt die häufigste Form der Leukämien bei Kindern dar, bei Erwachsenen
hingegen macht sie nur etwa 20% aller Leukämien aus. Das Haupterkrankungsalter
liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr [MICHL 2005, S.68].
Die Induktions- und Konsolidierungstherapie werden ähnlich, wie bei der Therapie
der AML, in speziellen Behandlungszentren durchgeführt [HOELZER & GÖKBUGET
2006]. Darauf folgt eine erste Stratifikation. Von dem so erstellten Risikoprofil ist
dann die weitere Therapieplanung abhängig, gegebenenfalls folgen konventionelle
oder intensivierte Chemotherapie sowie allogene oder autologe
Stammzelltransplantation (SZT). Im weiteren Verlauf wird auch hier, ähnlich der
supportiven Therapien bei AML verfahren. Zu den weiteren viel versprechenden
Therapieansätzen zählen neuere Medikamente wie beispielsweise der
Tyrosinkinaseinhibitor IMATINIB und der monoklonale Antikörper RITUXIMAB
[ADAMIETZ ET AL. 2009].
Zirka ein Drittel der ALL-Patienten können heutzutage geheilt werden. Dank der
verbesserten Therapieschemata ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die
Remissionsrate der ALL bei Erwachsenen auf 65-85% zu erhöhen. Vor allem in den
ersten drei Jahren treten Rezidive auf. Bei einem Rückfall der Leukämie wird,
ähnlich wie bei der AML, zunächst erneut eine Chemotherapie durchgeführt und
anschließend eine SZT [MICHL 2005, S.69].
THERAPIE UND PROGNOSE BEI CML:
Bei der CML handelt es sich um eine eher seltene Form der Leukämie mit einer
Inzidenz von 1/100.000 Einwohner pro Jahr. Im Mittel erkranken die Patienten am
häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, die Männer geringfügig häufiger
als die Frauen [MICHL 2005, S.70].
Bei der CML bestehen zwei Behandlungsmöglichkeiten mit kurativem Ansatz: Die
primäre allogene SZT, sowie die medikamentöse Behandlung mit dem
Tyrosinkinaseinhibitor IMATINIB. Die allogene SZT ist jedoch mit einer hohen
Mortalität von 20-30% verbunden. Neben IMATINIB stehen noch mehrere andere
Medikamente zur Verfügung, die jedoch nur in Kombination mit einer allogenen SZT
kurativ wirksam sind. Zu diesen Medikamenten zählen beispielsweise Alpha-
Interferon und Hydroxy- Harnstoff [HOCHHAUS ET AL. 2002].

2 Medizinische Grundlagen
7
Vor der Einführung von IMATINIB überlebten im Mittel die Patienten in der
Blastenkrise vier bis fünf Monate, Langzeitprognosen können laut MICHL [2005]
unter einer Imatinibtherapie noch nicht abgegeben werden.
HOCHHAUS ET AL. [2002] beschreiben, dass in Abhängigkeit vom Prognoseprofil
bei Diagnose eine mediane Überlebenszeit der CML unter Standardtherapie meist
4­7 Jahre beträgt. Die Überlebenszeiten können in Einzelfällen von Monaten bis
Jahrzehnten variieren.
THERAPIE UND PROGNOSE BEI CLL:
Die CLL ist die häufigste Leukämieform der westlich Welt mit 30%. Die Inzidenz
dieser Erkrankung liegt im Mittel bei 3/100.000 Einwohner pro Jahr. Das mittlere
Erkrankungsalter liegt zwischen der 6. und 8. Lebensdekade. Die Inzidenz steigt
jedoch im Alter auf bis zu 30/100.000 pro Jahr an. Männer erkranken doppelt so
häufig an einer CLL wie Frauen [MICHL 2005, S.70].
Da eine Heilung der CLL heutzutage nicht möglich ist, erfolgt die Therapie unter
palliativen Aspekten. Bei asymptomatischen Patienten ist oft über viele Jahre keine
Therapie nötig.
Da die Prognose der CLL sowohl von Patientenalter und Symptomatik als auch von
dem vorliegenden Binet-Stadium abhängen, soll diese Einteilung, zum besseren
Verständnis der Prognose und Therapie bei CLL, hier kurz aufgeführt werden
[
Hallek ET AL. 2002
]
:
Abbildung 2-1 Stadieneinteilung der CLL nach Binet

2 Medizinische Grundlagen
8
Im Allgemeinen besteht eine Indikation zur zytostatischen Therapie im Stadium
Binet C sowie Binet B. Therapieziel bei älteren, komorbiden Patienten ist
vornehmlich die Verbesserung der Lebensqualität. Bei jüngeren Patienten besteht
trotz geringer Heilungschancen die Möglichkeit einer allogenen SZT. Beschwerden
durch eine vergrößerte Milz oder große Lymphome können durch eine
Strahlentherapie reduziert werden.
Trotz der nicht bestehenden Heilungsmöglichkeit hat die CLL den günstigsten
Verlauf aller Leukämien.
2.3 Maligne Lymphome
Die malignen Neoplasien des lymphatischen Systems lassen sich nach
histologischen Kriterien in zwei große Gruppen einteilen: die Hodgkin (HL)- und
Non- Hodgkin-Lymphome (NHL) [GOLDSCHMIDT ET AL. 1997]. Charakteristisch
für die HL ist die Präsenz der Hodgkin/Reed-Sternberg-Zellen, die bei den NHL
fehlen. Die morphologische und biologische Vielfalt maligner Lymphome bedingt ein
sehr differentes klinisches Erscheinungsbild, das eine unterschiedliche Prognose für
die verschiedenen (Sub-)Entitäten zur Folge hat und speziell zugeschnittene
Therapieansätze notwendig macht. Primär sind die lymphatischen Organe
(Lymphknoten, Milz) betroffen. Die Ausbreitung erfolgt sowohl lymphogen als auch
hämatogen [MICHL 2005, S.76ff; KRONER & GAISSER 2006, S.688ff].
Extralymphatische Organe haben entweder eine autochthone Tumorentstehung
oder sie werden durch direkte Tumorinfiltration von einem benachbarten
Lymphknoten befallen (E-Befall), beziehungsweise durch eine lymphogene/
hämatogene Verschleppung von Lymphomzellen [STEIN 2000].
HODGKIN-LYMPHOME:
Der Morbus Hodgkin ist eine seltene Erkrankung mit ca. 2.000 Neuerkrankungen
pro Jahr in Deutschland. Die Inzidenzraten liegen nach Daten des saarländischen
Krebsregisters bei 2/100.000 pro Jahr. Das Erkrankungsalter liegt im Mittel bei rund
43 Jahren für Männer und 37 Jahren für Frauen [GEKID 2008, S.90]. Die Prävalenz
liegt bei 2-4/ 100.000 pro Jahr. Ein Häufigkeitsgipfel findet sich hier um das dritte
und einer um das sechste Lebensjahrzehnt, wobei Frauen weniger häufig betroffen
sind als Männer. Die Ätiologie des HL ist bisher unbekannt. Viele klinische und
zytopathologische Merkmale sprechen für eine infektiöse Genese. Als eventuelle
Ursache für eine Virusgenese wird das Epstein-Barr-Virus diskutiert [MICHL 2005,
S.76ff].

2 Medizinische Grundlagen
9
THERAPIE UND PROGNOSE DER HODGKIN-LYMPHOME:
Die Therapieentscheidung bei den HL richtet sich im Wesentlichen nach dem
klinischen Stadium und der B-Symptomatik (hohes Fieber, Nachtschweiß oder
Gewichtsverlust) sowie nach bestimmten klinischen Risikofaktoren, wie z.B. großer
Mediastinaltumor oder extranodale Tumorausbreitung. Die Intensität der Therapie
wird bestimmt durch das anatomische Ausbreitungsstadium der Erkrankung bei
Diagnose [MICHL 2005, S.77]:
-
Stadien I-II: 2­4 Zyklen Chemotherapie gefolgt von einer ,,Involved-field"-
Bestrahlung mit 30 Gy.
-
Fortgeschrittene Stadien III-IV: 8 Zyklen einer intensiven Chemotherapie und
nur in etwa 20% der Fälle eine komplettierende lokale Bestrahlung mit 30
Gy.
Für den Morbus Hodgkin ist die Prognose sehr günstig: die relativen 5-Jahres-
Überlebensraten liegen bei Männern und Frauen zwischen 87%und 97% [GEKID
2008].
NON-HODGKIN-LYMPHOME
Die NHL umfassen eine heterogene Gruppe lymphatischer Neoplasien, deren
gemeinsames Merkmal die Abstammung von den Zellen des lymphatischen
Systems ist. Sie repräsentieren zirka 2,9% aller Malignomerkrankungen. Jährlich
sind zirka 6.800 Neuerkrankungen bei Männern und 6.100 bei Frauen in
Deutschland zu verzeichnen, mit einem mittleren Erkrankungsalter zwischen 65 und
70 Jahren. Die Prävalenz liegt bei 5-10/ 100.000 pro Jahr. In den westlichen
Ländern ist eine signifikante Zunahme der Inzidenz zu verzeichnen [GEKID 2008].
Auf Basis der WHO-Klassifikation für Lymphome und Leukämien lassen sich die
NHL klinisch in drei Kategorien aufteilen [MICHL 2005, S.78ff; KRONER &
GAISSER 2006, S.691ff]:
-
I. indolente Lymphome (niedriges Risiko, low risk),
-
II. aggressive Lymphome (aggressiv, intermediate risk),
-
III. sehr aggressive Lymphome (sehr aggressiv, high risk).
Eine Ausnahme bildet die chronische lymphatische Leukämie, die ein leukämisches
B-Zell-Lymphom darstellt. Die CLL entsteht als einzige Leukämie nicht im
Knochenmark, deshalb wird sie als niedrigmalignes NHL klassifiziert. Das mediane
Erkrankungsalter beträgt 65 bis 70 Jahre. Die Ätiologie der NHL ist noch weitgehend
ungeklärt. Sowohl genetische als auch Umweltfaktoren werden diskutiert. Ähnlich

2 Medizinische Grundlagen
10
wie bei dem Hodgkin-Lymphom könnten virale Infektionen bei der Auslösung von
NHL beteiligt sein [MICHL 2005, S.72ff].
THERAPIE UND PROGNOSE DER NON-HODGKIN-LYMPHOME:
Bei den NHL richtet sich die Entscheidung der Therapie nach dem histologisch
zugrunde
liegendem
Zelltyp
und
dem
Grad
der
Aggressivität
der
Tumorprogression[MICHL 2005, S.80ff; KRONER & GAISSER 2006, S.693ff]:
-
Indolente NHL: Bei ca. 85% der Patienten wird die Erkrankung in einem
fortgeschrittenen
Stadium
diagnostiziert
und
mit
Ausnahme
der
Mantelzelllymphome nur behandelt, wenn sie auch therapiebedürftig ist.
o
Stadien I-II: ,,watch and wait" oder Radiotherapie mit/ ohne milde
Chemotherapie (oder Chemotherapie und ,,watch and wait", falls eine
Bestrahlung nicht möglich ist).
o
Stadien II-IV: ,,watch and wait" oder Chemotherapie mit/ ohne
Immuntherapie mit dem Anti- CD20-Antikörper Rituximab. In
klinischen
Studien
wird
zurzeit
eine
kurative
Hochdosischemotherapie
mit
nachfolgender
autologer
Stammzelltransplantation geprüft.
-
Aggressive NHL: Sie sind gekennzeichnet durch ein aggressives und
rasches Wachstum. Unbehandelt führen sie innerhalb weniger Wochen oder
Monate zum Tod. Sie können allerdings auch in fortgeschrittenen Stadien
durch eine Chemotherapie geheilt werden, weil die schnell wachsenden
Lymphomzellen gegenüber Zytostatika sehr empfindlich sind. Sowohl die
frühen als auch die fortgeschrittenen Stadien werden immer mit einer
Kombinationschemotherapie behandelt: 6­8 Zyklen Chemotherapie in 2-
wöchigem Abstand mit/ ohne Immuntherapie mit Rituximab.
Die 5-Jahres-Überlebensrate innerhalb aller Erkrankungsstadien beträgt bei den
Non-Hodgkin-Lymphomen für Männer 62% und für Frauen 66% [GEKID 2008].
2.4 Knochenmark-/ Stammzelltransplantation
Stammzelltransplantation ist der Oberbegriff für Knochenmarktransplantation sowie
für Transplantation von peripheren Blutstammzellen und Nabelschnurvenenblut.
Dieser ersetzt zunehmend den Begriff der Knochenmarktransplantation. Hierbei
werden Stammzellen mittels eines zentralen Venenkatheters in die Blutbahnen des
Patienten übertragen, bei dem durch eine intensive Vorbehandlung die eigene
Blutbildung völlig zerstört wurde. Die Stammzellen suchen sich von selbst ihren

2 Medizinische Grundlagen
11
Weg in die Knochenhohlräume des Patienten und nehmen hier, wenn keine
Komplikationen eintreten, ihre Produktion von neuen gesunden Blutzellen auf
[STACHEL 1999].
Bei der Transplantation hämatopoetischer Stammzellen (HSZT) werden
Blutstammzellen von einem Spender auf einen Empfänger übertragen. Sie sollen im
Empfängermechanismus dauerhaft biologische Funktionen ausführen. Sind
Spender und Empfänger identisch, spricht man von einer autologen HSZT. Wenn
Spender und Empfänger (derselben Spezies) hingegen genetisch verschieden sind,
wie es zum Beispiel bei Geschwistern oder Nichtverwandten der Fall ist, spricht man
von einer allogenen HSZT [OTTINGER ET AL. 2006].

3 Problembesprechung
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3 Problembesprechung
Nach den aktuellen Schätzungen des Robert-Koch-Institutes wurden im Jahr 2004
insgesamt 436.500 neue Krebserkrankungen registriert. Davon erkrankten etwa
9.100 Patienten an Leukämien, 2.000 am Morbus Hodgkin und 12.900 am Non-
Hodgkin-Lymphom. Ein Großteil dieser Patienten muss sich im Verlauf ihrer
Erkrankung sehr aggressiven Therapien unterziehen [GEKID 2008].
Entsprechend gravierend sind auch die dadurch entstehenden Nebenwirkungen und
Komplikationen.
Im
Folgenden soll
zunächst
näher
auf
drei
besondere Themenkomplexe
eingegangen werden. Einerseits die körperlichen Beschwerden, die durch die
Erkrankung selbst und ihre Therapie entstehen. Andererseits sollen die krankheits-
und therapiebedingten psychischen und psychosozialen Auswirkungen auf den
Patienten erläutert werden.
In der vorliegenden Arbeit soll gezielt auf die Thematik der verminderten
gesundheitsbezogenen Lebensqualität, sowie das oft eintretende Fatigue-Syndrom
eingegangen werden.
Nachfolgend soll die Rolle von Bewegung und Sport in der onkologischen
Rehabilitation beschrieben werden, um so die Problematik aufzuzeigen, aus der die
Idee zur Gründung einer eigenständigen Krebsnachsorgesportgruppe für Leukämie-
, Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten entstanden und gewachsen
ist.
3.1 Körperliche Beschwerden bei Leukämie- und Lymphom-
und knochenmarktransplantierten Patienten
Bei einer Leukämie- oder Lymphomerkrankung leiden viele der Patienten vor der
Behandlung, wie unter Kapitel 2.2 näher erläutert, an den verschiedensten
Symptomen. Hierzu zählen beispielsweise Anämie, Blutungen, Infektionen und
Schmerzen. Die meisten der Patienten fühlen sich schon zu diesem Zeitpunkt müde
und erschöpft und leiden oft unter Gewichtsverlust [SCHMIDT & BUHRMANN 1998,
KRONER & GAISSER 2006, 683ff].
Im
Laufe
ihrer
Therapie
müssen
sich
sehr
viele
der
Leukämie-
und
Lymphompatienten aggressiven Behandlungen unterziehen. Hämato-onkologische

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836635424
DOI
10.3239/9783836635424
Dateigröße
3.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Institut für Rehabilitation und Prävention
Erscheinungsdatum
2009 (September)
Note
2,0
Schlagworte
krebs sport bewegungstherapie hämatopoese leistungsfähigkeit
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Titel: Implementierung und Evaluation einer Krebsnachsorge-Sportgruppe für Leukämie-, Lymphom- und knochenmarktransplantierte Patienten
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