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Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum?

©2006 Diplomarbeit 193 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Problemstellung:
Durch die Einführung des EURO zum 01.01.1999 in 11 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verwirklichte sich in dem durch zwei Weltkriege zerrüttetem Kontinent nach über 50jährigen (politischen) Einigungsbestrebungen der Europäer das ‘kühne Experiment’ einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt 8 der insgesamt 11 EURO-Länder die im Vertrag von Maastricht ausgehandelten Budgetdefizitgrenze von 60% des BIP überschritten, hielten es die politischen Entscheidungsträger für angemessen, die Verwirklichung nicht zu gefährden, worin die primär politische Zielsetzung der europäischen Einheitswährung deutlich wird. Durch den Beitritt Griechenlands zur EWU, das den EURO zum 01.01.2001 einführte, umfasst die Europäische Währungsunion heute bereits 12 Mitglieder und bildet damit einen Währungsraum, der mit über 300 Mio. Verbrauchern die Bevölkerungszahl der USA um über 10% übertrifft. In ihrer bisher größten Erweiterungsrunde traten zum 01. Mai 2004 die acht mittel- und osteuropäischen Staaten Lettland, Estland, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien und die Slowakei sowie die zwei südeuropäischen (Insel-)Staaten Zypern und Malta der Europäischen Union bei, so dass die ‘Eurozone’ in Zukunft bis zu 25 Mitglieder umfassen könnte. Durch den Beitritt der 10 neuen Mitgliedsländer zur EU erhöhte sich die Einwohnerzahl um rund 20% auf heute 450 Mio. Menschen.
Im Vorfeld zur Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, insbesondere in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, kam es zu einer ‘Renaissance’ der durch Mundell (1961), McKinnon (1963) und Kenen (1969) entwickelten Theorie optimaler Währungsräume, ‘[.] die vor allem in den 60er und 70er Jahren vor dem Hintergrund der Kontroverse um feste und flexible Wechselkurse im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion stand.’ Während die Theorie optimaler Währungsräume in den 1970ern und frühen 1980er Jahren wieder in eine Phase relativer Vergessenheit geriet, führten neuere Erkenntnisse auf dem Gebiet der makroökonomischen Theorie und bedeutende weltwirtschaftliche Ereignisse wie der Zusammenbruch der Sowjetunion zu einem ‘Wiederaufleben’. Die Theorie optimaler Währungsräume entwickelt insbesondere in ihren ursprünglichen Ansätzen Kriterien, unter welchen es für Staaten als sinnvoll erachtet wird, auf das Wechselkursinstrument (d.h. eine autonome Geldpolitik) im Falle exogener Störungen zu verzichten. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Tobias Kahler
Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum?
ISBN: 978-3-8366-3416-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Fachhochschule Ulm, Ulm, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

II
INHALTSVERZEICHNIS:
Verzeichnis der Abbildungen ... IX
Verzeichnis der Tabellen ...X
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis... XI
Abstract...XV
1. EINLEITUNG ... 1
1.1. Problemstellung ...1
1.2. Abgrenzung des Themas ...2
1.3. Gang der Untersuchung ...3
2. KLASSISCHE ANSÄTZE ZUR ABGRENZUNG DES OPTIMA-
LEN WÄHRUNGRAUMES BEI MIKROÖKONOMISCHEN
STÖRUNGEN ... 4
2.1. Zum Begriff und Umfang des optimalen Währungsraumes...4
2.2. Zur Definition asymmetrischer Schocks ...6
2.3. Das Kriterium von Mundell: Faktormobilität...7
2.3.1.
Vorbemerkungen...7
2.3.2. Darstellung des Mundell´schen Kriteriums ...8
2.3.3. Kritische Würdigung des Mundell´schen Ansatzes...10
2.4. Der Ansatz von McKinnon: Offenheit der Volkswirtschaft...12
2.4.1. Der Fall der kleinen, offenen Volkswirtschaft...12
2.4.2. Anpassung in der großen, geschlossenen Volkswirtschaft ...14
2.4.3. Kritische Würdigung des McKinnon´schen Ansatzes ...14

III
2.5. Der Ansatz von Kenen: Diversifikation ...16
2.5.1.
Darstellung
des
Konzeptes...16
2.5.2. Kritische Würdigung des Kenen´schen Ansatzes ...17
2.6. Der Ansatz von Vaubel: Variabilität des realen Wechselkurses ...18
3. MAKROÖKONOMISCHE ASPEKTE DER THEORIE
OPTIMALER WÄHRUNGRÄUME ... 19
3.1. Vorbemerkungen ...19
3.2. Kapitalmobilität ...21
3.2.1.
Darstellung
des
Konzeptes...21
3.2.2.
Kritische
Anmerkungen ...22
3.3. Die Ähnlichkeit der Inflationsraten ...23
3.3.1.
Darstellung
des
Konzeptes...23
3.3.2.
Kritische
Anmerkungen ...24
3.4. Koordination der Fiskal-, Steuer- und Wirtschaftspolitik ...25
3.5. Gleichgerichtete
konjunkturelle Entwicklung und Schocksymmetrie ...26
4. KOSTEN UND NUTZEN DER EUROPÄISCHEN WÄH-
RUNGSUNION ... 28
4.1. Vorbemerkungen ...28
4.2. Wesentliche Kostenaspekte der EWU...29
4.2.1. Kosten auf der Mikroebene...29
4.2.1.1. Kosten der Währungsumstellung...29
4.2.2. Kosten auf der Makroebene ...29
4.2.2.1.Verlust
des
Wechselkurses als Anpassungsinstrument

IV
nach exogenen Schocks...29
4.2.2.2. Verzicht auf autonome Geldpolitik ...30
4.2.2.3. Verzicht auf Philipps-Kurven trade-off...30
4.2.2.4.
Verzicht
auf
Seignorageeinnahmen...31
4.2.2.5. Verringerung der finanzpolitischen Autonomie ...32
4.2.2.6. Kosten in Zusammenhang mit dem Balassa-Samuelson-Effekt...33
4.3. Wesentliche Nutzenaspekte der EWU...33
4.3.1. Nutzen auf der Mikroebene ...33
4.3.1.1. Reduktion von Transaktions- und Informationskosten ...33
4.3.1.2. Positive Handels- und Wachstumseffekte durch Verringerung der
Unsicherheit ...35
4.3.2. Nutzen auf der Makroebene...36
4.3.2.1. Erhöhung der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik...36
4.3.2.2. Verbesserung der Effizienz der Geldpolitik ...36
4.3.2.3. Verbesserung der Kapitalallokation und der verschiedenen
Funktionen des Geldes ...37
4.3.2.4.
Erhöhte
Transparenz...38
4.3.2.5. Senkung des Bedarfes an Devisenreserven ...38
4.4. Kosten und Nutzen im Vergleich ...39
4.4.1. Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse ...39
4.4.2. Kosten und Nutzen aus nationaler Sicht ...40
4.4.3. Kosten und Nutzen aus gesamteuropäischer Sicht ...41
4.5. Endogenität
oder
Spezialisierung? ...41
4.5.1.
Die
Endogenitätshypothese...41
4.5.2. Die Krugman´sche Spezialisierungshypothese...42

V
5. DIE EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION IM LICHTE DER
THEORIE OPTIMALER WÄHRUNGSRÄUME
...43
5.1. Marktbasierte
Absorptionsmechanismen ...43
5.1.1.
Analyse
der
Arbeitsmobilität ...43
5.1.2. Kapitalmobilität in der Eurozone...46
5.1.2.1. Wie mobil ist das Kapital in der EU? ...46
5.1.2.2.
Einige
stilisierte
Fakten
zum Kapitalverkehr der Eurozone ...47
5.1.3.
Faktorpreisflexibilität...48
5.1.3.1.
Lohnflexibilität ...48
5.1.3.2.
Preisflexibilität...50
5.1.3.3. Flexibilität der Arbeits- und Produktmärkte...51
5.2. ,,Größe", ,,Offenheit" und Handelsverflechtung ...51
5.3. Diversifikation in der Eurozone ...54
5.3.1. Diversifikation der Produktionsstruktur ...54
5.3.2. Diversifikation der Exportstruktur...56
5.4. Die EWU bezüglich makroökonomischer Variablen ...57
5.4.1. Gleichheit der Inflationsraten ...57
5.4.2. Gleichgerichtete konjunkturelle Entwicklung ...59
5.4.2.1.
Statische
Analyse...59
5.4.2.2.
Dynamische
Betrachtung...60
5.5. Institutionelle
Absorptionsmechanismen ...64
5.5.1. Instrumente der nationalen Fiskalpolitik ...64
5.5.2. Automatische Stabilisatoren...64
5.5.3. Transfers aus dem EU Budget ...65

VI
5.6. Die Eurozone im Licht der ,,neuen" Theorie...66
5.6.1. Ein optimaler DM-Währungsraum? ...66
5.6.2. Ein zweistufiger Optimierungsprozess zur Bestimmung eines
optimalen
Währungsraumes
in
der
EWU ...67
5.6.3. Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks ...69
5.7. Weitere Problemfelder einer optimalen europäischen Geldpolitik ...74
5.7.1. Inhomogenitäten in Bezug auf BIP-Verteilung und Wohlstand ...74
5.7.2.
Öffentliche
Verschuldung...74
5.7.3. Unterschiede in den Transmissionsmechanismen ...75
6. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT ... 76
6.1. Zusammenfassung ...76
6.2. Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum (oder wird sie einer?)...79
7. ANHANG ... 82
7.1. Entwicklungslinien
der
europäischen monetären Integration...82
7.1.1. Von der Europäschen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zum
Werner
Plan ...82
7.1.2. Von der Währungsschlage zum EWS...83
7.1.3. Die Einheitliche Europäische Akte und der Delors-Bericht ...97
7.1.4. Der Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht, EU
Vertrag ...88
7.1.4.1. Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht) ...88
7.1.4.2. Die Konvergenzkriterien von Maastricht in einer kritischen
Betrachtung ...89
7.1.4.3.
Institutionelle
Voraussetzungen eines Beitritts zur EWU und

VII
jüngste Entwicklungen in der EWU...91
7.2. Heterogenität
Europas ...95
7.3. Faktormobilität in der Eurozone...97
7.3.1. Arbeitslosenraten und durchschnittliche Abweichung EU 15/EU 25...97
7.3.2. Kapitalmobilität in Europa...98
7.3.3.
Reallohnflexibilität ...106
7.3.3.1. Elastizität des Reallohns...106
7.3.3.2. Organisationsgrad der Arbeitnehmer...107
7.4. Offenheit
in
Europa ...108
7.4.1. Export- und Importquoten in der EU ...108
7.4.2. Exportquoten im EU Vergleich ...109
7.4.3. Summe der Export- und Importquoten ...110
7.4.4. Handel der EU 10 mit der EU 15...111
7.4.5. Intra-EU-Handel der EU 15 ...112
7.5. Produktdiversifikation in Europa...114
7.5.1. Diversifikation der Produktionsstruktur: Anteil der Sektoren an der
Wertschöpfung
(2004) ...114
7.5.2.
Exportdiversifikation
(2004)...118
7.6. Inflation
im
Euroraum ...119
7.6.1. Inflationsraten 1999 ­ 2005 ...119
7.6.2. Streuung der Inflationsraten...121
7.7. Bruttoinlandsprodukt der EU 15 und der EU 25 (in KKP) ...122
7.8. Einkommensumlaufgeschwindigkeit
von
M3 ...123
7.9. Empirische Bestimmung der Integrationskosten eines optimalen DM-
Währungsraumes ...124

VIII
7.10. Synchronisierung der Konjunkturzyklen...125
7.10.1. Korrelation
der
Konjunkturzyklen ...126
7.10.2. Leads und Lags ...128
7.10.3. Volatilität der Konjunkturzyklen ...130
7.10.4. "Persistence" ...131
7.10.5. Die Schockverarbeitung (impulse-response) ...132
7.10.6. Ergebnisse
und
Zusammenfassung ...133
7.11. Preisdifferenzen in der EWU...137
7.12.
Problemfeld
Öffentliche
Verschuldung...138
7.13. Reale Wachstumsrate des BIP in der Eurozone ...139
7.14. Strukturmittel aus dem Kohäsionsfonds...141
7.15. Korrelationsmatrizen der gesamtwirschaftlichen Angebots- und
Nachfrageschocks
(Bayoumi/Eichengreen (1996))...142
8. LITERATURVERZEICHNIS... 144

IX
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN:
Abb. 1: Wirkung eines Angebots- bzw. Nachfrageschocks auf Preise und Output ..27
Abb. 2: Gewinn und Verlust einer Währungsunion in Abh. vom wirtschaftlichen
Integrationsgrad ...40
Abb. 3: Kosten und Nutzen aus gesamteuropäischer Sicht ...41
Abb. 4: Die OCA-Linie ...42
Abb. 5: Streuung der Arbeitslosenquoten...43
Abb. 6: Entwicklung der nominalen und realen Wechselkurse...50
Abb. 7: Arbeits- und Produktmarktregulierungen (2003) ...51
Abb. 8: Intra-EU Handel 1993 ­ 2000 ...52
Abb. 9: Offenheitsgrad der neuen EU Mitgliedsländer...53
Abb. 10: Inflationskonvergenz in den EWU Teilnahmeländern ...57
Abb. 11: Korrelation des BIP-Wachstums und der Inflationsraten zwischen
ausgewählten Ländern und der Eurozone...63
Abb. 12: Kosten-Nutzen-Analyse für den gesamten europäischen Währungsraum ..67
Abb. 13: Wunschpartner des optimalen europaweiten Währungsraumes nach Neu-
bert ...68
Abb. 14: Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks zwischen ausgewähl-
ten Ländern und der Eurozone...71
Abb. 15: Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks zwischen ausgewähl-
ten Ländern und Deutschland ...72
Abb. 16: Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks zwischen MOE-Staa-
ten mit der Eurozone...73
Abb. 17: Veränderung der Schockkorrelation in Westeuropa...73
Abb. 18: Verteilung der BIP-Anteile auf die FED-Distrikte und die EWU-Mit-
gliedsstaaten...74
Abb. 19: Theoretisches Konzept optimaler Währungsräume...76

X
VERZEICHNIS DER TABELLEN:
Tab. 1: Streuung der nationalen Arbeitslosenquoten in Europa und den USA ...43
Tab. 2: Produktdiversifikation in der EU und den USA...54

XI
ABKÜRZUNGS- UND SYMBOLVERZEICHNIS:
Abb.:
Abbildung
Abs.:
Absatz
Abw.:
Abweichung
ALQ:
Arbeitslosenquote
Art.:
Artikel
Aufl.:
Auflage
Bd.:
Band
BIP:
Bruttoinlandsprodukt
BRD:
Bundesrepublik Deutschland
BSP:
Bruttosozialprodukt
bzw.:
beziehungsweise
ca.:
circa
CD:
Compact
Disc
CEPR:
Center for Economic Policy Research
d.h.:
das
heißt
Dän.:
Dänemark
Diss.:
Dissertation
D-Mark:
Deutsch-Mark
D: Deutschland
dtv:
Deutscher
Taschenbuch
Verlag
durchschn.: durchschnittlich
EAG:
Europäische Atomgemeinschaft

XII
EURATOM: Europäische
Atomgemeinschaft
EC:
European
Community
ECU:
European Currency Unit
Eds.:
Herausgeber
(Editors)
EDV:
Elektronische
Datenverarbeitung
EEA:
Einheitliche
Europäische
Akte
EFTA:
European Free Trade Area
EFWZ:
Europäischer Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit
EG:
Europäische
Gemeinschaft
EGKS:
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
EGV:
Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft
EMS:
European Monetary System
EMU:
European Monetary Union
EMU-Outs:
Großbritannien, Schweden, Dänemark
ESZB:
Europäisches System der Zentralbanken
Et al.:
et alii (und andere)
EU 12:
Die 12 Mitgliedsländer der europäischen Einheitswährung Euro
EU 15:
Die 12 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union + Dänemark,
Schweden und Großbritannien
EU 25:
Die EU 15 + die 10 neuen Mitgliedsstaaten
EU Vertrag:
Vertrag über die Europäische Union
EU:
Europäische
Union
EWG:
Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft
EWI:
Europäisches
Währungsinstitut
EWS:
Europäisches
Währungssystem

XIII
EWWU:
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
EZB:
Europäische
Zentralbank
Habil.:
Habilitation
HdWW:
Handbuch der Wirtschaftswissenschaften
Hrsg.:
Herausgeber
hrsg.:
herausgegeben
IMF:
International Monetary Fund
Jg.:
Jahrgang
kurzfr.:
kurzfristig
langfr.:
langfristig
Mio.:
Millionen
Mrd.:
Milliarden
N.Y.:
New
York
NBER:
National Bureau of Economic Research
No.:
Number, Numero, Nummer
Nr.:
Nummer
OCA:
Optimum Currency Area (Optimaler Währungsraum)
OECD:
Organization for Economic Coordination
Opt.:
Optimum
PR:
Public
Relations
S.: Seite
SZ:
Süddeutsche
Zeitung
Tab.:
Tabelle
u.: und
u.a.:
und
andere

XIV
überarb.: überarbeitete
Univ.:
Universität
USA:
Vereinigte Staaten von Amerika
VAR:
Vektor-Auto-Regression
Vgl.:
Vergleiche
Vol.:
Volume
WKM II:
Wechselkursmechanismus II
z.B.:
zum
Beispiel

XV
ABSTRACT:
With the adoption of the EURO among some of the new countries in the European
Union during the next few years, heterogenity of the European market will increase
endangering economic stability. Most authors expect a decrease in optimality conditions
of the eurozone referring to the theory of optimum currency areas. This diploma thesis
tries to answer the question, whether the eurozone (EU 12), or the eurozone including
Denmark, Sweden and the United Kingdom (EU 15), or, with respect to the future, an
eurozone including the 10 new members of the European Union (EU 25) can be seen as
an "optimum currency area" (OCA). In Part 1, the Theory of Optimum Currency Areas
(OCA-theory), starting with the "founding-father" Robert Mundell in the early 1960ies
is discussed critically, in part 2 macroeconomic aspects of the theory of optimum
currency areas are presented and in part 3 costs and benefits of European Monetary
Unification are discussed. In the main part, 4, the theory of optimum currency areas is
applied on the eurozone, focussing on alternative absorptions-mechanisms after
asymmetric shocks, macroeconomic structures of the current (and new) members and
the level of correlation of business-cycles between the cycles of EMU-12 and those of
each acceding country. With positive, high correlations standing for evidence of low
risk of shock asymmetry and therefore optimality conditions, the economies of the
European Union are analysed. The results show, that some of the new members share
similar structures with some "old" EMU-members, and are therefore "good" candidates,
some other results are less encouraging.

1
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
,,If there was ever a bad idea, EMU is it."
Rudi Dornbusch, Foreign Affairs (1996, S. 124)
1
Durch die Einführung des EURO zum 01.01.1999 in 11 Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union verwirklichte sich in dem durch zwei Weltkriege zerrüttetem Kontinent nach über
50jährigen (politischen) Einigungsbestrebungen der Europäer das ,,kühne Experiment"
2
einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt 8
der insgesamt 11 EURO-Länder die im Vertrag von Maastricht ausgehandelten
Budgetdefizitgrenze von 60% des BIP überschritten, hielten es die politischen
Entscheidungsträger für angemessen, die Verwirklichung nicht zu gefährden, worin die
primär politische Zielsetzung der europäischen Einheitswährung deutlich wird.
3
Durch den
Beitritt Griechenlands zur EWU, das den EURO zum 01.01.2001 einführte, umfasst die
Europäische Währungsunion heute bereits 12 Mitglieder und bildet damit einen
Währungsraum, der mit über 300 Mio. Verbrauchern die Bevölkerungszahl der USA um
über 10% übertrifft.
4
In ihrer bisher größten Erweiterungsrunde traten zum 01. Mai 2004 die
acht mittel- und osteuropäischen Staaten Lettland, Estland, Litauen, Polen, Ungarn,
Tschechien, Slowenien und die Slowakei sowie die zwei südeuropäischen (Insel-)Staaten
Zypern und Malta der Europäischen Union bei, so dass die ,,Eurozone" in Zukunft bis zu 25
Mitglieder umfassen könnte. Durch den Beitritt der 10 neuen Mitgliedsländer zur EU
erhöhte sich die Einwohnerzahl um rund 20% auf heute 450 Mio. Menschen.
5
Im Vorfeld zur Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion,
insbesondere in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, kam es zu einer
,,Renaissance" der durch Mundell (1961), McKinnon (1963) und Kenen (1969) entwickelten
Theorie optimaler Währungsräume, ,,[...] die vor allem in den 60er und 70er Jahren vor dem
Hintergrund der Kontroverse um feste und flexible Wechselkurse im Mittelpunkt der
wissenschaftlichen Diskussion stand."
6
Während die Theorie optimaler Währungsräume in
1
Zitiert nach Rahmeyer (2000), S. 1
2
Krugman/Obstfeld (2004), S. 773
3
Neubert (2000), S. 1.
Trotz des Aufrufs zahlreicher Wirtschaftswissenschaftler und renommierter Professoren (vgl. Kösters
(2000) u. Hankel (2000)) gegen die ökonomisch begründete Einführung des EURO begann die
Europäische Währungsunion zum 01.01.1999 (Neubert (2000), S. 1)
4
Krugman/Obstfeld (2004), S. 773
5
Zu einer ausführlicheren Darstellung der bisherigen Entwicklungslinien der monetären Integration Europas
seit ihren Anfängen in den 50er Jahren des 20. Jahrhundert, institutionellen Aspekten eines Beitritts zur
EWU und aktuellen Entwicklungen siehe Anhang 7.1.
6
Rübel (1998), S. 387.

2
den 1970ern und frühen 1980er Jahren wieder in eine Phase relativer Vergessenheit geriet
7
führten neuere Erkenntnisse auf dem Gebiet der makroökonomischen Theorie und
bedeutende weltwirtschaftliche Ereignisse wie der Zusammenbruch der Sowjetunion zu
einem ,,Wiederaufleben".
8
Die Theorie optimaler Währungsräume entwickelt insbesondere
in ihren ursprünglichen Ansätzen Kriterien, unter welchen es für Staaten als sinnvoll
erachtet wird, auf das Wechselkursinstrument (d.h. eine autonome Geldpolitik) im Falle
exogener Störungen zu verzichten. Jüngere Ansätze der Theorie optimaler Währungsräume
arbeiten insbesondere an der empirischen Umsetzung der Theorie und versuchen in Kosten-
Nutzen-Analysen eine Aussage über die Optimalität eines Währungsgebietes zu treffen.
Auch kann sich nach jüngsten empirischen Untersuchungen einiger Autoren die Optimalität
eines Währungsraumes ex post einstellen, sofern ex ante keine Optimalität gegeben war ­
auch eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung erscheint einigen Autoren als
möglich.
9
Während insbesondere die Debatte über die Schaffung der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion teils in Form populistisch gesellschaftspolitischer
Meinungen geführt wurde, mangelte es doch an fundierten ökonomischen Analysen, ob die
Geldpolitik der Europäischen Zentralbank einem solch heterogenen Währungsraum wie der
Eurozone überhaupt gerecht werden kann und eine objektiv geführte Debatte fand nicht
statt.
10
Die Optimalität der Eurozone (EU 12) wurde in vielen Studien diskutiert und meist
ablehnend beurteilt ­ inwieweit eine mögliche EU 25 jedoch als ,,optimal" im Sinne der
Theorie angesehen werden kann, ist noch nicht geklärt.
1.2. Abgrenzung des Themas
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit einer kritischen
Diskussion der Theorie optimaler Währungsräume und versucht in einer Übertragung der
Theorie auf die EWU eine Antwort auf die Fragestellung zu finden, ob das ,,jetzige" Europa
der EU 12 (die ,,Eurozone") bzw. die EU 15 (die EU 12 incl. der 3 sog. ,,EMU-Outs"
Dänemark, Schweden und Großbritannien) oder ein Teil des durch die Erweiterung auf 25
Mitgliedsstaaten größer gewordenen EU 25 als ,,optimal" im Sinne der Theorie angesehen
werden kann, oder ob die EWU auf dem Wege ist, sich zu einem ,,Mundellianischen
Albtraum"
11
zu entwickeln.
12
Der Begriff ,,Europa" bezeichnet in folgender Arbeit stets den
ganzen Kontinent und bezieht sich (sofern nicht anders erwähnt) stets auf das gesamte
Gebiet der neu geschaffenen EU 25. Werden die neuen mittel-, ost- bzw. südeuropäischen
Staaten separat untersucht, gebraucht diese Arbeit auch den Begriff MOE-Staaten (mittel-
7
,,The Theory of optimum currency areas is primarily a scholastic discussion which contributes little to
practical problems of exchange rate policy and monetary reform." (Ishiyama (1975), S. 378)
8
Tavlas (1993a), S. 32
9
Vgl. Frankel/Rose (1998)
10
Scheckmann, (2005), S. 4
11
Burda (2001), S. 257
12
So sagte auch der 94jährige Ökonom Milton Friedman der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
ein baldiges Ende voraus: ,,Euro-Land bricht in 5 bis 15 Jahren auseinander." (in: Capital, Ausgabe
15/2002, zitiert nach Belke/Baumgärtner (2002), S. 384)

3
und osteuropäische Länder bzw. MOEL) oder EU 8 (bzw. EU 10 incl. Zypern und Malta).
Aus währungspolitischer Sicht mag es sinnvoll erscheinen, bestehende Nationalstaaten in
immer kleinere Einheiten aufzuteilen ­ allerdings bildet, wie in den meisten Ansätzen die
sich auf die Operationalisierung der Theorie beziehen, im empirischen Teil dieser Arbeit
stets die jeweilige Volkswirtschaft die Untergrenze eines Währungsgebietes.
13
Auch
vernachlässigt diese Arbeit politökonomische bzw. politische Aspekte der Einführung des
EURO und beschränkt sich auf eine rein ökonomische Analyse.
14
Werden Abgrenzungen
und Zusammenschlüsse von Volkswirtschaften vorgenommen und diskutiert, so ist dies
nicht politisch, sondern ökonomisch im Sinne eines ,,optimalen Währungsraumes" zu
verstehen.
15
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, zu einer Aussage über die Optimalität
gemäß der ökonomischen Theorie der EU 12/15 bzw. der EU 25 zu gelangen.
1.3. Gang
der
Untersuchung
In Kapitel 2 erfolgt die Darstellung der klassischen Theorie optimaler Währungsräume, wie
sie insbesondere durch die Ansätze von Robert Mundell, Ronald McKinnon und Peter
Kenen entwickelt wurde, die partialanalytisch bei mikroökonomischen Störungen Kriterien
entwickelt, unter denen es für Staaten von Vorteil sein kann, die Kontrolle über eine
autonome Geldpolitik aufzugeben.
Kapitel 3 widmet sich makroökonomischen Aspekten der Theorie optimaler
Währungsräume, die in Vielzahl nach oben genannten 3 ,,klassischen" Ansätzen mit in die
Diskussion eingebracht wurden: Hier werden makroökonomische Abgrenzungsaspekte
veranschaulicht, unter denen ein Zusammenschluss der betrachteten Volkswirtschaften von
Vorteil sein könnte.
In Kapitel 4 erfolgt die Darstellung des integrativen Ansatzes zur Bestimmung eines
optimalen Währungsraumes in Europa: In Form eines Kosten-Nutzen-Kalküls werden hier
vielschichtige Vor- und Nachteile der gemeinsamen europäischen Währung aufgezeigt und
analysiert. Anschließend wird der Unterschied zwischen nationalem und
gesamteuropäischem Kosten-Nutzen-Ansatz aufgezeigt, bevor sich eine kurze Darstellung
der beiden sich konträren Hypothesen in Bezug auf die Entwicklung eines
Währungssystems nach Einführung einer gemeinsamen Währung anschließt: der
Endogenitätshypothese und der Krugman´schen Spezialisierungshypothese.
Im Hauptteil der Arbeit in Kapitel 5 wird die EU 25 im Licht der Theorie optimaler
Währungsräume analysiert und in einer, teils empirischen Analyse ausgewählter Kriterien
eine Aussage über die Optimalität Europas getroffen.
13
Neubert (2000), S. 3
14
Zum Kriterium der ,,politischen Reformfähigkeit" siehe beispielsweise Heinemann (1998)
15
Neubert (2000), S. 3

4
Kapitel 6 schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einem
kurzen Fazit.
2.
Klassische Ansätze zur Abgrenzung des optimalen
Währungsraumes bei mikroökonomischen
Störungen
2.1. Zum Begriff und Umfang des optimalen Währungsraumes
Eine Beantwortung der Frage, ob die Eurozone ein optimaler Währungsraum ist, bedarf
zuerst einer genaueren Klärung der Begriffe ,,Währungsraum" sowie ,,Optimalität".
Neubert, der die Begriffe ,,Währungsblock"
16
, ,,Währungsgebiet" oder auch
,,Währungsraum" synonym gebraucht, versteht darunter ,,[...] ein geographisches Gebiet,
das entweder durch eine einheitliche Währung gekennzeichnet ist oder in dem verschiedene
Währungen zirkulieren, die jedoch durch feste Wechselkurse unwiderruflich miteinander
verbunden sind."
17
Gegenüber dem Ausland herrschen flexible Wechselkurse.
18
Der
optimale Währungsraum stellt somit ,,[...] eine Festkursinsel in einem Meer flexibler
Wechselkurse [...]"
19
dar. Schließen sich mehrere vormals souveräne Staaten zu einem
gemeinsamen Währungsraum zusammen, zwischen denen entweder eine Einheitswährung
existiert oder deren Wechselkurse unwiderruflich fixiert sind, so spricht man, wie im Falle
der EWU, von einer ,,Währungsunion", einem ,,Währungszusammenschluss" oder einer
,,Währungsvereinheitlichung".
20
Dessen Gebiet kann aus einem Staat mit einheitlicher
Währung bestehen, oder mehrere Staatsgebiete mit nationalen Währungen umfassen, wobei
im zweiten Fall der Währungsraum durch folgende Merkmale charakterisiert ist: ,,Erstens
muss die unwiderrufliche und dauerhafte Fixierung der Paritätskurse gegeben sein, zweitens
ist eine irreversible Konvertierbarkeit der Währungen zu gewährleisten und schließlich
muss eine vollkommene Liberalisierung des Handels- und Kapitalverkehrs vorliegen."
21
Die Bestimmung eines ,,optimalen" Währungsraumes bezieht sich im Wesentlichen auf die
Festlegung des optimalen Geltungsbereiches einer Währung, ,,[...] d.h. die regionale
Ausdehnung bzw. Abgrenzung der Währungsunion."
22
Herrmann definiert den Begriff
16
Rübel (1996), S. 348-349 gebraucht den Begriff ,,Währungsblock".
17
Neubert (2000), S. 8
18
Neubert (2000), S. 8. Vgl. dazu Gandolfo (1986), S. 372
19
Altmann (1994), S. 312
20
Neubert (2000), S. 8. Vgl. Feldsieper (1980), S. 546.
21
Neubert (2000), S. 8. Vgl. Tavlas (1993a), S. 32.
Auria (1997) schreibt zur Definition einer Währungsunion: ,,Die höchste Stufe der Integration im
Währungsbereich ist die Währungsunion. Nach der Definition von Willms (1995) und Tavlas (1993a)
erfordert diese zusätzlich eine gemeinsame Zentralbank und die Einführung einer einheitlichen Währung.
Während in der Wechselkursunion Paritätsänderungen grundsätzlich noch möglich sind, ist dies in der
Währunsunion ausgeschlossen. Ein Währungsraum ist in der Literatur des OWR ein Währungsgebiet mit
den Merkmalen einer Währungsunion." (Auria (1997), S. 22)
22
Altmann (1994), S. 312

5
,,optimal" als ,,[...] die Fähigkeit der Volkswirtschaft, innerhalb einer Währungsunion unter
Aufrechterhaltung von Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung ein
außenwirtschaftliches Gleichgewicht zu realisieren."
23
Die klassischen Ansätze der Theorie
optimaler Währungsräume definieren die Optimalität hinsichtlich einzelner Kriterien,
anhand derer die Zielerreichung bestimmt wird.
24
Wohlfahrtsökonomische Aspekte
veranlassten Grubel zu folgender Definition eines optimalen Währungsraumes: ,,[...] The
term optimum currency area is used in a more restricted sense to describe the union between
a number of regions or countries, which improves the welfare of the population resident
within these territories above the level enjoyed when each was a separate currency area."
25
Ishijyma entwickelte zur Bestimmung des optimalen Währungsraumes ein totalanalytisches
Konzept (,,alternative approach"), den Kosten-Nutzen-Ansatz, der vermehrt dynamische
Elemente in die Diskussion miteinbringt ­ nach ihm liegt ein optimales Währungsgebiet
dann vor, wenn sich Kosten und Nutzen einer gemeinsamen Währung gerade ausgleichen.
26
Willms kennzeichnet den optimalen Währungsraum als einen Raum, ,,[...] innerhalb dessen
der Nettonutzen einer Einheitswährung größer ist als der Nettonutzen einer Vielzahl von
Währungen."
27
Diese Maxime erscheint einleuchtend ­ in der Praxis gestaltet sich die
Ermittlung eines derartigen ,,Nettonutzens" als schwierige, da sehr komplexe
Angelegenheit.
28
Mundell, der Pionier auf dem Gebiet der Theorie der optimalen Währungsräume, definiert
den optimalen Währungsraum
29
wie folgt: ,,[...] the optimum currency area is the region ­
defined in terms of internal factor mobility and external factor immobility."
30
Nach Mundell
liegt somit ein optimales Währungsgebiet vor, ,,[...] wenn sich Preise und
Beschäftigungsniveau im Falle von asymmetrischen Nachfrageschocks nur gering vom
Gleichgewichtsniveau entfernen."
31
Der Begriff ,,asymmetrischer Schock" nimmt in der
23
Hermann (2001), S. 22
24
Die klassische Theorie wurde v.a. durch die Artikel von Mundell (1961), McKinnon (1963) und Kenen
(1969) geprägt.
25
Grubel (1970), S. 319.
Kenen (1969) definiert den optimalen Währungraum wie folgt: ,,If the prevailing exchange-rate regime,
fixed or flexible, can maintain external balance without causing unemployment (or, on the other side,
demand-induced wage inflation), that regime is optimal." (Kenen (1969), S. 41).
26
Ishiyama (1975), S. 344-383.
Allen und Kenen ((1980), S. 381 ­ 396) bemerken dazu, dass ,,[...] "optimal" in OCA theory indicates a
minimization of the costs of balance-of-payments adjustment" (zitiert nach Horvath (2003), S. 8)
27
Willms (1998), S. 41.
Nach Mélitz ((1995), S. 496) macht es Sinn über den Begriff ,,Optimalität" zu sprechen, ,,[...] when the
question is, what the optimum enlargement of the currency area would be from the standpoint of the
individual country or region in question." (zitiert nach Horvath (2003), S. 8)
28
Duwendag, et. al. (1999)., S. 12. Vgl. dazu Kap. 4.1.
29
Während Mundell lediglich die Faktormobilität als Anpassungsmechanismus anführt, findet sich eine
etwas weitergefasste Definition bei Snider (1967): ,,Ein optimales Währungsgebiet ist ein Gebiet, innerhalb
dessen die optimale Anpassung mit festen Wechselkursen erfolgt, während die optimale Anpassung in
Hinblick auf die Beziehungen dieses Gebietes zu anderen eine Entscheidung für variable Kurse erfordert.
Der Begriff des optimalen Währungsgebietes kann also nicht von dem optimalen Anpassungsmechanismus
getrennt werden." (Snider, (1967), S. 13)
30
Mundell (1961), S. 661
31
Neubert (2000), S. 10.

6
Literatur der Optimalen Währungsräume einen zentralen Stellenwert ein, weshalb im
Folgenden eine etwas genauere Erläuterung erfolgen soll.
2.2. Zur Definition asymmetrischer Schocks
32
,,Unter Schocks werden im Allgemeinen relative starke oder auch rasche Änderungen des
Güterangebots oder der Güternachfrage verstanden, die für die Marktteilnehmer
überraschend kommen und somit nicht antizipierbar sind."
33
Beispiele für solch exogenen
Störungen/Schocks sind neue Produktionstechnologien (Produktivitätsschocks),
Änderungen von Verbraucherpräferenzen, durch Streiks entstandene Lieferengpässe bei
wichtigen Rohstoffen, Verschiebungen der relativen Preise (z.B. Ölpreisschocks) oder auch
Kurswechsel in den Wirtschafts- und Lohnpolitiken der Europäischen Währungsunion.
34
Schocks können symmetrisch sein, d.h. eine Gruppe von Ländern gleichermaßen treffen
(wie z.B. die Ölpreiskrise), oder auch einzelne Länder oder Regionen treffen
(asymmetrischer Schock) ­ mitunter verlaufen die Grenzen auch fließend, da asymmetrische
Schocks sich auf andere Länder (negativ) auswirken können.
35
Auch bestehen Unterschiede
in der Art der Schocks: transitorische Schocks (die durch gegenzyklische steuer- und/oder
geldpolitische Maßnahmen abgefedert werden können) führen zur (zeitweiligen)
Abweichung der Produktion von ihrem langfristigen Trend, permanente Schocks hingegen
führen zu dauerhaften Abweichungen vom Trend ­ auch hier können in der Praxis in einem
Schock sowohl permanente als auch transitorische Elemente vereint sein.
36
Zur Beseitigung
der Störungen im zweiten Fall kann beispielsweise eine Senkung der relativen
Realeinkommen und Preise, langfristige Umstrukturierungen oder aber eine Abwanderung
der Arbeitskräfte beitragen.
37
Letztere Möglichkeit der Schockabsorption sah Robert
Mundell, dessen klassischer Ansatz im Folgenden dargestellt werden soll.
Auch Mundell ist sich der Problematik der ,,Optimalität" bewusst und schreibt dazu auf S. 717: ,,The idea
of optimality [...] is complex and difficult to quantify precisely." (Mundell (1961), S. 717)
32
Im Laufe der Theorieentwicklung setzte sich die Bezeichnung ,,asymmetrischer Schock" gegen die von
Mundell verwendete Bezeichnung ,,asymmetrischer Nachfrageschock" durch. (Vgl. Mundell (1961), S.
658)
33
Schrade (2004), S. 3
34
Schrade (2004), S. 3. Vgl. Wohlers (1997), S. 79 ff.
35
Schrade (2004), S. 3
Auch nehmen einige Autoren eine Trennung in binnen- (interne) und außenwirtschaftliche (externe)
Störungen vor: Externe Schocks resultieren beispielsweise aus Veränderungen der Exportnachfrage oder
der Weltmarktpreise (z.B. Ölpreisschock). Interne Schocks können z.B. auf divergenten
Konjunkturverläufen, abweichenden Wachstumsraten oder unterschiedlichen Wirtschaftspolitiken beruhen.
(Duwendag et al. (1999), S. 13)
36
Schrade (2004), S. 3. Vgl. Europaparlament (1998), Kap. 1, S. 13
37
Schrade (2004), S. 3

7
2.3. Das Kriterium von Mundell: Faktormobilität
2.3.1. Vorbemerkungen
Die traditionellen Ansätze zur Bestimmung optimaler Währungsräume begann mit dem
grundlegenden
38
Beitrag Robert Mundells ,,A Theory of Optimum Currency Areas" aus
dem Jahre 1961
39
, der dafür 1999 den Nobelpreis für Ökonomie erhielt.
40
Im Gegensatz zur
Theorie des Wechselkurssystems, die keine Unterscheidung zwischen den einzelnen
Volkswirtschaften trifft, sucht die Theorie der optimalen Währungsräume nach
ökonomischen Kriterien zur Abgrenzung des Umfangs eines optimalen Währungsgebietes
und analysiert, ,,[...] ob alternative Anpassungsmechanismen, die zur Wiederherstellung des
Zahlungsbilanzungleichgewichtes unter Aufrechterhaltung von Preisniveaustabilität und
Vollbeschäftigung bei fixiertem nominalen Wechselkurs und starren Nominallöhnen [...]"
41
vorhanden sind. Die Frage, wie eine Volkswirtschaft aus einem ,,international
disequilibrium system"
42
zu führen sei, war schon vor Mundell Gegenstand der monetären
Ökonomie.
43
Der wohl wichtigste analytische Schritt Mundell´s in seinen Arbeiten bestand
nun darin, dass er zum ersten Mal die Frage, wann ein fester Wechselkurs für ein
Währungsgebiet geeignet wäre, stellte, und dadurch den Begriff einer ,,regionalen
Währung" prägte, ,,[...] wobei er Regionen als Gebiete definiert, die durch ein hohes
Ausmaß an Arbeitsmobilität im Inneren gekennzeichnet sind und zwischen denen (extern)
Arbeitsimmobilität besteht."
44
Die Abgrenzung eines Währungsraumes erfolgt damit
unabhängig vom Bestehen eines Nationalstaates, ,,[...] was zum damaligen Zeitpunkt als
revolutionär angesehen werden muss."
45
Den traditionellen Ansätzen zur Bestimmung optimaler Währungsräume ist
gemeinsam, dass sie alle aus dem keynesianischen Modellrahmen abgeleitet wurden,
weshalb die klassischen Ansätze nur Aussagen bei gradueller oder vollständiger Lohn- und
eventuell auch Preisinflexibilität treffen können.
46
Schwankungen der Gesamtnachfrage
äußern sich dann nicht allein in Veränderungen des Preisniveaus sondern auch in
Fluktuationen der Produktion.
47
Die keynesianische Theorie geht zudem von Wirkungen der
Geld- und Fiskalpolitik sowie einer Form der Erwartungshaltung aus, die nicht mehr der
38
Abhandlungen über die monetäre Integration begannen schon früher von Maede (1957) und Scitovsky
(1957), insbesondere sei jedoch an dieser Stelle auf die Arbeiten über die Problematik ,,fixe oder flexible
Wechselkurse" auf Friedman (1953) verwiesen, der als Bedingung eines funktionsfähigen
Währungsraumes Preis- und Lohnflexibilität nennt. (Mongelli (2002), S. 8). Falls Lohn- und
Preisflexibilität eines Landes hoch sind, ist die Schwankung des (realen) Wechselkurses gering und die
Kosten eines Beitritts in eine Währungsunion fallen ebenfalls gering aus. (Nickel (2002), S. 114)
39
Mundell (1961), S. 661 ff.
40
Vgl. McKinnon (2000), S. 1
41
Hermann (2001), S. 23
42
Mundell (1961), S. 657
43
Vgl. Zotter (1995), S. 408
44
Neubert (2000), S. 68 und Mundell (1961), S. 663
45
Herrmann (2000), S. 21
46
Vgl. Juchems (1994), S. 9-12.
47
Hermann (2001), S. 34

8
gängigen Auffassung der makroökonomischen Theorie entsprechen ­ im Mittelpunkt steht
hierbei die Theorie der adaptiven Erwartungen.
48
Die moderne Makroökonomie hingegen
vertritt, vor allem mit Bezug auf Lucas,
49
die Theorie rationaler Erwartungen, d.h. ,,[...] die
Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen verhalten sich so, als ob sie das wahre Modell der
Volkswirtschaft kennen würden, d.h. sie formulieren ihre Erwartungen nicht adaptiv oder
aufgrund anderer mechanischer Prozesse."
50
Die Wechselkurspolitik kann zur Beseitigung
allokativer Ungleichgewichte auf Arbeits- und Gütermärkten, die durch Nominallohn- und
Preisinflexibilitäten entstehen, beitragen und wird als ein Instrument gesehen, das ,,externe
Gleichgewicht", d.h. die Beseitigung von Leistungsbilanzungleichgewichten (nach einem
exogenen Schock), wiederherzustellen. Mundell beginnt seinen Aufsatz mit obiger
Problematik: ,,It is patiently obvious that periodic balance-of-payment crisis will remain an
integral feature of the international economic system as long as fixed exchange rates and
rigid wage and price levels prevent the terms of trade from fulfilling a natural role in the
adjustment process."
51
Im Folgenden werden die klassischen Ansätze von Mundell (1961),
McKinnon (1963), Kenen (1969) und Vaubel (1976/1978) vorgestellt, die nach
Bedingungen suchen, die den Ausgleich bzw. die Anpassung einer Volkswirtschaft nach
einer Störung untersuchen ­ das optimale Währungsgebiet liegt vor, falls das jeweilige
Kriterium erfüllt ist.
52
2.3.2. Darstellung des Mundellschen Kriteriums
53
Mundell ging von zwei homogenen Gebieten
54
, Ost und West aus, die sich jeweils über die
Grenzen der Staaten, USA und Kanada, erstrecken.
55
Zwischen den Staaten USA und
Kanada bestehen flexible Wechselkurse und jedes Land verfolgt eine eigenständige,
souveräne Geldpolitik. Jede Region, Ost und West, produziert ein homogenes Gut, welches
sowohl konsumiert als auch exportiert wird. Zwischen den Regionen herrscht
Faktorimmobilität. In der Ausgangslage herrschen in beiden Staaten Vollbeschäftigung und
ein Zahlungsbilanzgleichgewicht.
56
Dieses Gleichgewicht wird nun gestört (z.B. aufgrund
von Präferenzverschiebungen der Konsumenten), da die Nachfrage nach Produkten der
Ostregion zu Lasten von Produkten der Westregion (im gemeinsamen Gebiet) steigt. Unter
48
Hermann (2001), S. 34.
,,Keynes selbst beschrieb die Unbeständigkeit der Erwartungen mit dem ,,animal spirit" der Unternehmer,
die darin ihren Optimismus bzw. Pessimismus im Hinblick auf die Zukunft ausdrückten. Genauer konnte er
die Erwartungsbildung nicht konkretisieren." (Hermann (2001), S. 34. Vgl. Sachs/Larrain (1995), S. 47 ff.)
49
Vgl. Lucas (1972)
50
Hermann (2001), S. 34
51
Mundell (1961), S. 657
52
Bokr (1995), S. 54
53
Vereinfachte Darstellung in Anlehnung an Bokr (1995), S. 54-56
54
Der Ausdruck ,,Gebiet" ist ein Oberbegriff, der sowohl für Länder als auch für Regionen stehen kann.
55
Vgl. Mundell (1961), S. 659 ff.
56
Da sich die Mundell´sche Analyse auf Güterströme beschränkt, ist die Zahlungsbilanz mit der
Leistungsbilanz gleichzusetzen.

9
obigen Voraussetzungen
57
kommt es durch diesen asymmetrischen Schock zu einem
Preisanstieg bei Produkten der Ostregion und Preissenkungen bei Produkten der
Westregion. Gleichzeitig führt der Kapazitätsabbau im Westen zu Unterbeschäftigung und
in der Folge zu Leistungsbilanzdefiziten, wohingegen die Ostregion durch tendenziell
steigende Preise, Beschäftigungsanstieg und Leistungsbilanzüberschuss gekennzeichnet ist.
Aus dieser Konstellation ergibt sich nun die Fragestellung, unter welchen Bedingungen die
Staaten bei unterschiedlichen Währungsregimes zu einem neuen Gleichgewicht
zurückkehren können. Wirtschaftspolitische Maßnahmen beider Länder führen in diesem
Fall zu keiner Beseitigung des Ungleichgewichts. Versuchen die USA (bzw. Kanada)
beispielsweise durch expansive Geld- oder Fiskalpolitik die Arbeitslosigkeit im Westen zu
senken, werden die Inflationstendenzen in der Ostregion verschärft. Umgekehrt verschärft
sich bei Maßnahmen der Inflationsbekämpfung der Ostregion die
Unterbeschäftigungssituation im Westen.
58
,,Thus, unemployment can be prevented in both
countries, but only at the expense of unemployment; [...] both unemployment and inflation
cannot be escaped."
59
Postuliert man also für beide Länder eine eigene Währungspolitik mit
unabhängigen Notenbanken, so führen flexible Wechselkurse zwischen den USA und
Kanada in dieser Situation zu keinem Ausgleich, da die Nachfrageverschiebung nicht
automatisch die Zahlungsbilanzen beider Länder betreffen würde und somit kein Anlass zu
Wechselkursänderungen bestünde:
60
,,Offenbar lassen sich die regionalen Ungleichgewichte
in beiden Ländern auch unter flexiblen Wechselkursen nicht simultan beseitigen."
61
Eine
Lösung dieses wirtschaftspolitischen Dilemmas könnte nun darin bestehen, flexible
Wechselkurse zwischen den Regionen einzuführen
62
: Hätten die Regionen Ost und West
eigene Währungen mit flexiblen Wechselkursen, würde die Währung des Ostens (durch die
Nachfrageverlagerung zugunsten der Produkte des Ostens) eine Aufwertung erfahren und
die inflationäre Entwicklung dämpfen, die Währung des Westens würde abgewertet werden
und dadurch eine Exportsteigerung und in der Folge eine Ausweitung der Beschäftigung
erlauben. Im Falle fixer Wechselkurse zwischen den Regionen entfällt obiger
Anpassungsmechanismus. Mundell hat nun erkannt, dass die Mobilität der
Produktionsfaktoren, insbesondere der Arbeitskräfte
63
, bei Beibehaltung einer einheitlichen
Währung die stabilisierende Funktion des Wechselkurses im Falle eines exogenen Schocks
übernehmen kann.
64
Durch Abwanderung der Arbeitskräfte (bei genügend hoher Elastizität
des Arbeitsangebotes) wird die Unterbeschäftigung im Westen beseitigt, wohingegen in der
57
d.h. es herrschen nach unten Lohninflexibilität, völlig unelastisches Arbeitsangebot und beide Länder
verfolgen eine auf Preisniveaustabilität ausgerichtete Wirtschaftspolitik (vgl. Mundell (1961), S. 658)
58
Bokr (1995), S. 55
59
Mundell (1961), S. 659
60
Bokr (1995), S. 55
61
Aschinger (1993), S. 11
62
Mundell (1961), S. 660
63
Er differenziert nicht ausdrücklich zwischen Arbeit und Kapital, allerdings deuten seine Ausführungen
darauf hin, dass er sich ausdrücklich auf die Mobilität der Arbeitskräfte beruft (Vgl. Fischer (1973), S. 14
ff.)
64
Mundell (1961), S. 657-658, S. 661

10
Ostregion den inflationären Tendenzen entgegengewirkt wird.
65
Die Einkommenssteigerung
im Westen (und ein entsprechender Einkommensrückgang im Osten) und die daraus
resultierenden Nachfrage- und Importeffekte führen in der Folge zu einem Ausgleich der
Leistungsbilanz zwischen den jeweiligen Regionen.
66
Wählt man also Regionen statt
Ländern, dann führt die Abwanderung der Arbeitskräfte von Ost nach West zu einem
internen und externen Gleichgewicht für jede Region ­ der optimale Währungsraum ist nach
Mundell auf Gebiete mit interner Arbeitsmobilität und externer Arbeitsimmobilität
festgelegt: ,, Today, if the case for flexible exchange rates is a strong one, it is, in logic, a
case for flexible exchange rates based on regional currencies, not on national currencies.
The optimum currency area is a region."
67
Alternativ könnte die Anpassung auch über
flexible Löhne und Preise erfolgen: Eine Senkung von Löhnen und Preisen im Osten würde
(durch eine erhöhte Nachfrage nach Ostprodukten und die damit verbundene Senkung der
Arbeitslosigkeit) die Wettbewerbsposition verbessern und zu einem Ausgleich der
Leistungsbilanzen führen.
68
Neben ökonomischen Aspekten war sich Mundell jedoch auch
der Bedeutung der Berücksichtigung politischer und nationaler Interessen bei der
Ausgestaltung eines Währungsraumes bewusst: ,,A region is an economic unit while a
currency domain is partly an expression of national sovereignty. Except in areas, where
national sovereignty is being given up it is not feasible to suggest, that currencies should be
reorganized; the validity of the argument for flexible exchange rates therefore hinges on the
closeness with which nations correspond to regions."
69
2.3.3. Kritische Würdigung des Mundell´schen Ansatzes
Mundell´s Kriterium zur Abgrenzung optimaler Währungsräume erfuhr in der Literatur
häufige Kritik: Skitovsky (1967) und Corden (1972) führen die Kosten auf, die mit der
Wanderung des Faktors Arbeit auftreten: Sie seien zu hoch, als dass eine Wanderung in dem
Maße stattfinden wird, die nötig wäre, um Leistungsbilanzdefizite zu beseitigen.
70
So
spricht sich Maede (1957) bereits in den 50er Jahren gegen eine einheitliche europäische
Währung aus.
71
Außerdem sind die Arbeitskräfte nicht notwendigerweise homogen
72
,
sondern weisen unterschiedliche Ausbildungsstandards, Altersstruktur und individuelle
Fähigkeiten auf: Aufgrund unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Mentalitäten kann die
Arbeitsmobilität nicht notwendigerweise den Wechselkurs substituieren
73
, obwohl sich
65
,,Dies setzt jedoch voraus, dass der Faktor Arbeit nicht nur interregional und intraindustriell, sondern
zudem auch interindustriell mobil ist." (Wolfrum (1998), S. 60). Nach Kenen (1969), S. 43 kann bei
unterschiedlich hoher Arbeitsintensität ein Residualbetrag an Arbeitskräftemangel bzw. Arbeitslosigkeit
bestehenbleiben.
66
Elborgh-Woytek (1998), S. 25
67
Mundell (1961), S. 660
68
Auria (1997), S. 31. Dies ist jedoch nur möglich, falls die keynesianische Prämisse inflexibler Löhne und
Preise nicht aufrechterhalten wird.
69
Mundell (1961), S. 664
70
Skitovsky (1967), Corden (1972)
71
Maede (1957), S. 385
72
Vgl. Kenen (1969), S. 44ff.
73
Altmann (1994), S. 313 und Corden (1972), S. 16

11
Mundell dieser Problematik durchaus bewusst war: ,,[...] so that actual currency
reorganization would be feasible only if it were accompanied by profound political
changes"
74
. Selbst wenn von ausreichender Mobilität der Arbeitskräfte ausgegangen werden
kann, müssen Kosten der Migration, psychische Kosten der Anpassung an die neue
Umgebung berücksichtigt werden.
75
Besteht zwischen dem Faktor Arbeit eine endogene
Abhängigkeit vom Wechselkursregime, könnte man kritisch sagen, dass keine logische
Aussage nach Mundell´s Kriterium möglich ist, wenn ein solcher Zusammenhang besteht:
76
Die Faktormobilität wäre somit erst ex post zu bestimmen
77
, ,,[...] wobei in der Praxis die ex
ante Mobilität als adäquater Proxy für die ex post Mobilität gewertet wird."
78
Ferner weisen
insbesondere die EU-Länder eine hohe Produktdiversifikation auf, so dass sie sich nur
bedingt durch das Mundell´sche ,,one country ­ one sector" Modell abbilden lassen.
79
Auch
kann Migration, die zu kurzfristigen Stabilisierungseffekten führt, langfristig zu
ungleichgewichtigen Agglomerations- und Deindustrialisierungswirkungen führen:
80
Wird
die Annahme homogener Produktionsfaktoren aufgegeben, ist von einem ,,brain train", einer
Abwanderung hochqualifizierter Arbeitnehmer aus der Defizitregion auszugehen, was
langfristig negativ auf die Faktorausstattung wirkt.
81
Desweiteren ist zu klären, ob
Nachfrageverschiebungen von Produkten eines Landes zu Erzeugnissen eines anderen
Landes überhaupt von Bedeutung sind. So schreibt De Grauwe für die europäische Union,
dass asymmetrische Störungen aufgrund des starken intraindustriellen Handels zwischen
den europäischen Volkswirtschaften eher unwahrscheinlich sind, da die Länder gleiche
Produktkategorien im- bzw. exportieren: ,, [...] thus, France sells cars to and buys cars from
Germany. And so does Germany. This structure of trade leads to a situation, where most
demand shocks will affect these countries in a similar way."
82
Weiterhin ist die Prämisse,
dass die Arbeitnehmer der Geldillusion
83
unterliegen, von zentraler Bedeutung in Mundell´s
Modell: Je weniger die Arbeitnehmer dieser unterliegen, umso schneller werden sie höhere
Löhne fordern, um den konkurrenzsteigernden Effekt der Abwertung abzuschwächen ­ der
Wechselkurs würde also im Falle einer fehlenden Geldillusion und sofortigen
Tarifverhandlungen als Anpassungsinstrument wirkungslos werden.
84
All diese
Kritikpunkte führen zu einer sehr vorsichtigen Einschätzung des Mundell´schen Kriteriums:
,,Thus, it seems plain, without a length discussion, that labor mobility is an inadequate
74
Mundell (1961), S. 661
75
Hermann (2001), S. 24
76
Es soll eine Aussage des optimalen Währungsregimes in Abhängigkeit von der Arbeitsmobilität getroffen
werden, also: f(AM)=WKR. Hängt die Arbeitsmobilität vom Wechselkursregime ab, ist eine solche
Aussage logisch nicht möglich, denn: f(WKR)=AM. (Juchems (1994), S. 26)
77
McKinnon (1963), S. 714. Vgl. Willgerodt (1965), S. 358
78
Elborgh-Woytek (1998), S. 33/34. Vgl. dazu Selm (1995), S. 110 ff.
79
Bofinger (1994), S. 128
80
Giersch (1971), S. 192
81
Elborgh-Woytek (1998), S. 33
82
De Grauwe (1992), S. 30-31
83
Die Arbeitnehmer erkennen nicht, dass die Währungsabwertung die Importpreise steigen lässt, somit ihren
Nominallohn real entwertet.
84
Bofinger (1994), S. 128. Vgl. Mundell (1961), S. 663

12
substitute for more conventional payments adjustment instruments ­ demand management
and exchange rate variation."
85
2.4. Der Ansatz von McKinnon: Offenheit der Volkswirtschaft
86
McKinnon (1963) legt in einem weiteren frühen Beitrag zur Theorie optimaler
Währungsräume seinen Analyseschwerpunkt auf die Gütermärkte.
87
Er analysiert den
Einfluss der ,,Offenheit" einer Volkswirtschaft, definiert als Quotient zwischen handelbaren
Gütern und den dort produzierten nicht-handelbaren Gütern.
88
McKinnon unterscheidet
handelbare (,,tradables") und nicht-handelbare (,,non-tradables") Güter: ,,Exportgüter
werden dementsprechend im Inland produziert und zumindest teilweise exportiert, während
Importgüter sowohl importiert als auch im Inland hergestellt werden."
89
McKinnon
unterscheidet in seiner Analyse zwei Fälle: Im ersten Fall steht dem ,,kleinen Inland" ein
,,sehr großes Ausland" gegenüber
90
­ das kleine Land verhält sich als Mengenanpasser
91
.
Im zweiten Fall betrachtet McKinnon eine relativ geschlossene Volkswirtschaft, in der das
Verhältnis von ,,tradables" zu ,,non-tradables" sehr gering ist.
92
2.4.1. Der Fall der kleinen, offenen Volkswirtschaft
93
Im Ausgangspunkt der Analyse im ersten Fall herrscht wiederum ein
Zahlungsbilanzgleichgewicht, das durch einen exogenen Schock gestört wird: Die Inländer
fragen vermehrt handelsfähige Güter nach.
94
Das dadurch entstehende
Zahlungsbilanzdefizit soll durch Abwertung der Inlandswährung beseitigt werden, was die
Preise der handelbaren Güter im Inland (die mit dem Wechselkurs steigen und fallen)
steigen lässt ­ die Preise der nicht-handelbaren Güter bleiben konstant.
95
Ausschlaggebend
für das Ausmaß der Preiserhöhungen sind, entsprechend der Amoroso-Robinson-
Bedingung, die gegebenen Elastizitäten der Export- und Importnachfrage bzw. des Export-
85
Ishiyama (1975), S. 349
86
Die Übersetzung des englischen Originaltextes im Deutschen findet sich in Luckenbach (1979), S. 260-
273.
87
Vgl. zu den folgenden Ausführungen McKinnon (1963), S. 717-725
88
Wie bei vielen anderen Kriterien zur Theorie der optimalen Währungsräume mangelt es auch beim
McKinnon´schen Kriterium an charakteristischen Grenzwerten, ab wann eine Volkswirtschaft als ,,offen"
zu bezeichnen ist. (Kocher (1991), S. 629-630)
89
Elborgh-Woytek (1998), S. 26
90
Die Größe eines Landes kann etwa durch sein reales BIP, ausgedrückt in einer Referenzwährung,
gemessen werden.
91
Die bedeutet, dass Politikänderungen im Inland die Auslands-(Weltmarkt)preise und das
Auslandseinkommen unbeeinflusst lassen (Aschinger (1993), S. 13). (Vgl. auch Menkhoff/Sell (1991), S.
578)
92
Ab welchem Grenzwert das Kriterium "Offenheit" erfüllt ist, lässt sich bei McKinnon nicht exakt
bestimmen. Vgl. dazu Kocher (1991), S. 629-630.
93
Vereinfachte Darstellung in Anlehnung an Elborgh-Woytek (1998), S. 27
94
Zur Vereinfachung wird der Rest der Welt als ein Ausland mit einer Währung angesehen.
95
Fraglich ist, inwiefern die Abwertung der heimischen Währung dazu beiträgt, das externe Gleichgewicht
wiederherzustellen, ohne die Ziele der Wirtschaftspolitik (Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung) zu
verletzen (vgl. Revelas (1980), S. 41)

13
und Importangebots. Im Falle des kleinen, offenen Landes ist von hohen Elastizitäten der
ausländischen Exportnachfrage und des ausländischen Importangebots auszugehen sowie
von niedrigen Elastizitäten der inländischen Importnachfrage und des inländischen
Exportangebots.
96
Durch den Preisanstieg der handelbaren Güter (proportional zur
Abwertung) erfolgen Anreize zum ,,expenditure-switching" bei den inländischen
Konsumenten:
97
Auf der Angebotsseite hin zu handelbaren Gütern, während die Nachfrage
nach nicht-handelbaren Gütern (aufgrund des relativ geringeren Preises) steigt. Gleichzeitig
erfolgen Anreize zum ,,production-switching" bei den Produzenten hin zu handelbaren
Gütern. Im Ergebnis kommt es durch obige Substitutionseffekte zu einer Verbesserung der
Leistungsbilanz
98
, wohingegen eventuelle Sekundäreffekte (wie z.B. preisinduzierte
Kostensteigerungen bei Vorprodukten) wieder zu einer Verschlechterung führen können.
99
Allerdings steigen aufgrund der erhöhten Nachfrage auch die Preise der nicht-handelbaren
Güter und das Ziel der Preisniveaustabilität wird verletzt: ,,From Case 1, it is clear that
external exchange-rate fluctuations, [...] are not compatible with internal price-level-stability
for a highly open economy."
100
Auch in McKinnon´s Modell ist die Annahme der bei den
Inländern herrschenden Geldillusion gegenüber Importpreissteigerungen von zentraler
Bedeutung:
101
Die Orientierung der Konsumenten an realen statt nominalen Größen
verhindert eine nachhaltige Verringerung der inländischen Absorption
102
, da mit
zunehmendem Öffnungsgrad der Grad der Geldillusion sinkt.
103
Die preisnehmende, kleine,
offene Volkswirtschaft kann somit, wenn sie bei Vollbeschäftigung produziert, nur über
eine verringerte Absorption, unterstützt durch restriktive Geld- und Fiskalpolitik
Preisniveaustabilität erreichen:
104
,,[...] Eine restriktive Wirtschaftspolitik kann direkt die
reale Absorption im Inland beschneiden, wodurch einmal die Importnachfrage zurückgeht
und andererseits ein Teil der heimischen Produktionskapazitäten für den Export freigesetzt
wird."
105
Zusammenfassend beeinflusst ein System flexibler Wechselkurse bei
zunehmendem Öffnungsgrad der Volkswirtschaft sowohl das externe Gleichgewicht als
auch das Ziel der internen Preisniveaustabilität. In kleinen, offenen Volkswirtschaften
können Wechselkursänderungen langfristig keine Wettbewerbsvorteile generieren, so dass
96
McKinnon (1963) geht in seiner Analyse von einer unendlichen Elastizität der ausländischen
Importnachfrage sowie des ausländischen Exportangebots aus.
97
Vgl. Juchems (1994), S. 28
98
Entscheidend für den Umfang des Ausgleichs der Leistungs- bzw. Handelsbilanz ist die Situation am
Arbeitsmarkt (vgl. Revelas (1980), S. 42-43): produziert die Volkswirtschaft bei Vollbeschäftigung, tritt
eine Verbesserung nur bei einer Verringerung der inländischen Absorption (d.h. einer Kürzung der realen
Ausgaben) ein. Gemäß McKinnon soll lediglich der Fall der Vollbeschäftigung analysiert werden.
99
Vgl. Menkhoff/Sell (1991), S. 578
100
McKinnon (1963), S. 719
101
McKinnon (1963), S. 723 ff. bzw. in expliziter Form Ishiyama (1975), S. 350
102
McKinnon (1963), S. 719.
103
Neubert (2000), S. 110.
Je größer der Anteil der handelbaren Güter an der Gesamtproduktion, desto stärker wird die
Preissteigerung im Inland ausfallen, so dass Preisniveaustabilität nicht mehr gewährleistet werden kann.
104
Aschinger (1993), S. 13. Elborgh-Woytek bemerkt dazu auf S. 28: ,,Im theoretischen Extremfall einer
Volkswirtschaft mit ausschließlich handelbaren Gütern ist das einheimische Preisniveau vollständig durch
das ausländische bestimmt." (vgl. Presley/Dennis (1976), S. 18)
105
Revelas (1980), S. 44 ff.

14
feste Wechselkurse in dieser Situation vorzuziehen wären, ,, [...] denn eine
Nachfrageverlagerung könnte dann mit Hilfe einer restriktiven Geld- und Fiskalpolitik ohne
Auswirkung auf das Inlandspreisniveau eine Verbesserung der Handelsbilanz etablieren."
106
2.4.2. Anpassung in der großen, geschlossenen Volkswirtschaft
107
Im zweiten Teil seiner Analyse untersucht McKinnon eine große, geschlossene
Volkswirtschaft, wobei er ,,Größe" definiert durch einen geringen Anteil handelbarer Güter
an der Gesamtproduktion. Nun hat (z.B. infolge von Präferenzverschiebungen der
Konsumenten in Richtung von ,,Weltprodukten") eine Abwertung der Währung geringere
Einflüsse auf das heimische Preisniveau. Der Preisanstieg der Welthandelsgüter bewirkt
eine Nachfrageerhöhung der inländischen Konsumenten nach Binnengütern, andererseits
wird die Produktion von Exportgütern angeregt. Dies führt wiederum zu einer Verbesserung
der Handelsbilanzsaldos. Restriktive geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zur
Verringerung der inländischen Absorption würden nicht nur einen vergleichsweise großen
Rückgang des Einkommens im Inland erfordern, sondern auch das Ziel der
Vollbeschäftigung negativ (bei Annahme rigider Löhne und aufgrund des dominierenden
Sektors der nicht-handelbaren Güter) beeinflussen: ,,Effectively, we would have permitted
the tail (tradable goods) to wag the dog (non-tradable goods) in pursuing restrictive
monetary and fiscal policies, with fixed echange rates to improve the trade balance, for a
small proportion of tradable goods."
108
Mit zunehmendem Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft sinkt somit die Fähigkeit flexibler
Wechselkurse, ein internes und außenwirtschaftliches Gleichgewicht wiederherzustellen.
Geht man von einem zunehmendenden Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft mit ihrer
Größe aus, so erscheint für kleine Volkswirtschaften eine Währungsunion mit dem ,,großen"
Ausland sinnvoll.
109
2.4.3. Kritische Würdigung des McKinnon´schen Ansatzes
McKinnon geht in seinem Modell von Prämissen aus, die fragwürdig erscheinen ­ gelten
diese nicht, sind Schlussfolgerungen aus seinem Modellrahmen nicht mehr möglich. So
berücksichtigt er, wie Mundell, in seiner Analyse lediglich mikroökonomische Störungen.
Nach Corden sind bei makroökonomischen Störungen auf jeden Fall flexible Wechselkurse
zur Beseitigung von Ungleichgewichten nötig.
110
Ein weiterer Kritikpunkt an McKinnon´s
Kriterium zur Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes richtet sich an die
Anfälligkeiten kleiner, offener Volkswirtschaften mit flexiblen Wechselkursen, bei externen
106
Neubert (2000), S. 111
107
Absatz 2.4.2 orientiert sich, sofern nicht anders vermerkt, weitestgehend an Elborgh-Woytek (1998), S. 28
108
McKinnon (1963), S. 720
109
Vgl. Feldsieper (1980), S. 549; Altmann (1994), S. 314
110
Corden (1972), S. 20

15
Schocks.
111
Flexible Wechselkurse können als ,,shock-absorber" dienen.
112
Flassbeck
kritisiert die Fähigkeit des Wechselkursinstrumentes Leistungsbilanzdefizite in großen
Ländern zu beseitigen.
113
Desweiteren vernachlässigt McKinnon, dass ein System fester
Wechselkurse nur vorteilhaft ist, wenn im Partnerwährungsland Preisniveaustabilität
herrscht ­ herrschen im Leitwährungsland Inflationstendenzen, so könnten sich McKinnon´s
Schlussfolgerungen völlig umdrehen: ,,Vorteile, die fixierte Wechselkurse im Rahmen einer
Währungsunion für ein sehr kleines, offenes Wirtschaftsgebiet bei der Absorption
mikroökonomischer Störungen bieten können, verwandeln sich dann in Nachteile, wenn die
übrigen mit ihm verbundenen Wirtschaftsgebiete im makroökonomischen Bereich weniger
stabil sind."
114
Auch die Trennung der Güter in handelsfähige und nicht-handelsfähige ist
fragwürdig,
115
wobei schon McKinnon auf diese Ungenauigkeit hinweist: ,,The sharp
distinction between tradable and non-tradable goods makes the above model analytically
much easier to work with; but in practice there is a continuum of goods between the tradable
and non-tradable extremes."
116
Werden Güter temporär nicht gehandelt, weist dies nach
Salin nicht automatisch darauf hin, dass ein Binnengut vorliegt:
117
,,Selbst im Falle eines
Gebäudes sind die einzelnen Bestandteile handelbar, so dass es falsch wäre die Baubranche
insgesamt als Binnengut zu klassifizieren."
118
Bei einer Währungsabwertung würden die
zunächst nicht-handelbaren Güter wieder exportierfähig, woraus wiederum eine
Verbesserung der Handelsbilanz resultieren würde. Komplikationen können sich ergeben,
wenn man die Prämisse konstanter Weltmarktpreise nicht aufrechterhält ­ hierzu McKinnon
in einem späteren Beitrag selbstkritisch: ,,In addition, the idea of openless would have to be
modified when the area was large enough to affect external prices."
119
Wegen der rigorosen
Annahmen erweist sich die Operationalisierbarkeit des McKinnon´schen Kriteriums als
schwierig, da es an Grenzwerten fehlt, ab welchem Öffnungsgrad sich ein Land einer
Währungsunion anschließen sollte.
120
Aus seinen Überlegungen geht jedoch die Bedeutung
der Wechselkursanbindung für die Haushaltsdisziplin einer kleinen, offenen Volkswirtschaft
111
Corden (1972), S. 17-21 und Giersch (1973)
112
Ishiyama (1975), S. 352 ff. und Presley/Dennis (1976), S. 27ff.
Allerdings entfalten flexible Wechselkurse ihre ,,shock-absorber" Funktion nur unter der Prämisse, ,,[...]
dass die Leistungsbilanz infolge einer Wechselkursvariation normal reagiert. Ist die Nachfrage des Inlandes
nach Importen unelastisch, so ist die außenwirtschaftliche Absicherung durch flexible Wechselkurse nicht
sichergestellt [...]." (Neubert (2000), S. 115.) Vgl. Siebert (1992), S. 266-269
113
Flassbeck (1988), S. 79 ff.
114
Feldsieper (1980), S. 550
115
Neumann-Whitman (1967) definieren den Öffnungsgrad einer Volkswirtschaft daher mittels marginaler
Importneigung.
116
McKinnon (1963), S. 721
117
Salin (1977), S. 186
118
Neubert (2000), S. 116
119
McKinnon (1963), S. 721
120
Kocher (1991), S. 629-630.
Auch die Definition des Begriffes ,,Offenheit" ist als kritisch einzuschätzen: ,,Misst man beispielsweise ein
großes Land wie die USA am Quotienten der handelsfähigen zu den nicht-handelsfähigen Gütern, so kann
man sie als relativ offen bezeichnen, weil der Anteil der produzierten Welthandelsgüter an der
Gesamtproduktion ein hohes Ausmaß einnimmt. Beurteilt man hingegen die Offenheit der USA durch das
Verhältnis des Außenhandelssektors am inländischen Sozialprodukt, so läge eine relativ geschlossene
Volkswirtschaft vor." (Neubert (2000), S. 113)

16
hervor: ,,The case for the openness criterion may be strengthened if small open countries
tend to be financially ,,undisciplined", in which case the self-imposition of fixed exchange
rates is supposed to lead to sounder economic management."
121
2.5. Der Ansatz von Kenen: Diversifikation
2.5.1. Darstellung des Konzeptes
Aufbauend auf den Ansätzen von Mundell und McKinnon legte Kenen ein weiteres
Konzept zur Abgrenzung optimaler Währungsräume vor.
122
Er definiert den
Diversifikationsgrad von Produktions- bzw. Exportstruktur einer Volkswirtschaft als
Abgrenzungskriterium. Nach Kenen reagieren breit diversifizierte Länder unempfindlicher
auf mikroökonomische Störungen als weniger diversifizierte Regionen.
123
So illustrieren
z.B. erdölexportierende Staaten oder Entwicklungsländer, die überwiegend agrarische
Produkte exportieren
124
, deren Produktionsstruktur i.A. weniger diversifiziert ist und die
somit zur Kompensation externer Schocks auf das Wechselkursinstrument eher angewiesen
sind als breit diversifizierte Industriestaaten, seine These.
125
Kenen stützt seine These durch
die Analyse der Auswirkungen des unterstellten Nachfragerückgangs auf die Beschäftigung,
was Parallelen zur Mundell´schen Argumentation aufweist:
126
Länder, deren Produktpalette
breiter diversifiziert ist als bei anderen, unterliegen bei Nachfrageschocks geringeren
Terms-of-Trade-Veränderungen.
127
Eine diversifizierte Volkswirtschaft verfügt über einen
besseren Absorptionsmechanismus, da die in einem Sektor freigesetzten Arbeitskräfte von
anderen Sektoren eher absorbiert werden können, als dies in einer gering diversifizierten
Volkswirtschaft der Fall wäre.
128
Tritt beispielsweise
129
in einer stark diversifizierten
Volkswirtschaft eine Nachfrageänderung von Chemikalien hin zu Maschinenbauteilen ein,
so werden ausländische Wirtschaftssubjekte mehr Maschinenbauteile nachfragen, was den
Inflationsdruck im Inland erhöht, wohingegen es im Chemiesektor zu einem
Beschäftigungseinbruch kommt. Allerdings sollte die Arbeitslosigkeit im Chemiesektor die
wirtschaftspolitischen Akteure vor keine allzu großen Herausforderungen stellen, denn:
,,Bei genügend hoher intersektoraler Arbeitsmobilität kann ein baldiger Abbau der
Arbeitslosigkeit erwartet werden, so dass im Extremfall als Folge der exogenen Störungen
121
Ishiyama (1975), S. 35
122
Kenen (1969), S. 41-60, insb. S. 49-54
123
Neubert (2000), S. 142.
Zotter (1995) spricht in diesem Zusammenhang von einer impliziten Anwendung der Markowitzschen
Portfolioselektion auf die Risikominimierung des Exportertrages einer Volkswirtschaft.
124
Menkhoff/Sell (1992) verwenden im Extremfall, dass eine Volkswirtschaft nur ein Gut
produziert/exportiert, den Ausdruck ,,Monoproduktland".
125
Elborgh-Woytek (1998), S. 30
126
Elborgh-Woytek (1998), S. 30
127
Kenen schließt von der Diversifikation der Produktionsstruktur auf die Diversifikation der Exportstruktur:
,,A country that engages a number of activities is also apt to export a wide range of products." Kenen
(1969), S. 49
128
Elborgh-Woytek (1998), S. 30
129
Das Beispiel ist Szumilas (2004), S. 8 entnommen.

17
alleine eine ­ zeitlich begrenzte ­ friktionelle Arbeitslosigkeit auftreten wird."
130
Die hoch
diversifizierte Volkswirtschaft kann also eher auf das Anpassungsinstrument Wechselkurs
verzichten, in der gering diversifizierten Ökonomie ist ,,[...] ein flexibler Wechselkurs die
bessere währungspolitische Lösung, um Stabilität und einen hohen Beschäftigungsstand zu
sichern."
131
Kenen fasst seine Überlegungen wie folgt zusammen:
,,1. [...] a well-diversified national economy will not have to undergo changes in its terms of
trade as often as a single-product national economy.
2. [...] when, in fact, it does confront a drop in the demand for its principal exports,
unemployment will not rise as sharply as it would in a less-diversified national economy.
3. [...] the links between external and domestic demand, especially the link between exports
and investment, will be weaker in diversified national economies, so that variations in
domestic employment "imported" from abroad will not be greatly aggravated by
corresponding variations in capital formation."
132
2.5.2. Kritische Würdigung des Kenen´schen Ansatzes
Kritikpunkte an Kenen´s Ansatz zur Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes richten
sich in der Literatur v.a. auf folgende Aspekte: Zum einen geht er von einer unendlich
hohen Elastizität des Arbeitsangebots hinsichtlich des Nominallohnes aus, andererseits
unterstellt er einen Anstieg des internationalen Preises der Importgüter und des
Nominallohnes im selben Ausmaß.
133
Bei Aufgabe der einschränkenden Prämissen sind
somit formale Beweise seiner Analyse nicht mehr möglich. Berücksichtigt man die Größe
der betrachteten Volkswirtschaft, stehen Kenen´s Schlussfolgerungen im Widerspruch zu
McKinnons Ergebnissen: Nach Kenen ist die Voraussetzung für feste Wechselkurse
gegeben, wenn man davon ausgeht, dass ,,große" Länder einen höheren Diversifikationsgrad
aufweisen als ,,kleine" Volkswirtschaften; unterstellt man, dass ,,große" Volkswirtschaften
einen geringeren Offenheitsgrad als kleine aufweisen, sind beide Ansätze nicht
kompatibel.
134
Elborgh-Woytek (1998) kritisiert, dass sich Kenen´s Kriterium bei
Berücksichtigung des sektoralen Aspekts der Mobilität von Arbeitskräften als Spezialfall
des Mundell´schen Kriteriums herausstellt: So können ,,[...] im Extremfall einer perfekten
intersektoralen Immobilität [...] Regionen mit nicht-diversifizierten Produktions- und
Exportstrukturen entstehen."
135
Zum einen wird bei Kenen die Besonderheit des Kriteriums
,,Diversifikation" gegenüber der Mobilität hervorgehoben, zum anderen betont Kenen
130
Revelas (1980), S. 53
131
Feldsieper (1980), S. 550
132
Kenen (1969), S. 49
133
Hermann (2001), S. 26
134
Elborgh-Woytek (1998), S. 36
135
Elborgh-Woytek (1998), S. 36

18
explizit die Bedeutung der Diversifikation für die Faktormobilität.
136
Auch in der weiteren
Diskussion über Kenen´s Kriterium wird auf die Interdependenz der Faktormobilität und der
Diversifikation hingewiesen.
137
Berücksichtigt man, dass normalerweise die intrasektorale
Mobilität über der intersektoralen Mobilität der Arbeitskräfte liegt, bleibt die Synthese
zwischen Faktormobilität und Diversifikation widersprüchlich. Nach Rühl ist eine hohe
intersektorale Mobilität v.a. zwischen branchenverwandten Produktionseinheiten zu
vermuten, so dass von ähnlichen Anfälligkeiten gegenüber externen Schocks auszugehen
ist.
138
Somit ist davon auszugehen, dass sich Nachfrageschocks innerhalb eines Sektors auf
den gesamten Sektor auswirken, wohingegen die Anbieter anderer Güter nicht tangiert
werden: ,,Kenen setzt implizit voraus, dass der von ihm postulierte Nachfragerückgang nicht
konjunkturell bedingt ist."
139
2.6. Der Ansatz von Vaubel: Variabilität der realen Wechselkurse
Aufgrund der Vielzahl der Kriterien zur Theorie optimaler Währungsräume, die im
Zeitablauf entwickelt wurden, ergab sich das Problem einer geeigneten Gewichtung, um zu
einer Aussage über die Optimalität zu gelangen.
140
Dies erscheint einigen Autoren nicht
möglich. So schreiben Tower und Willett: ,,[...] there is no general agreement on the
importance of these factors (which influence the ease of adjusting to imbalances), nor is the
list considered here necessarily exhaustive. It cannot be said, that we have a unified theory
of optimum currency areas. [...] the goal of such a unified theory is probably illusionary."
141
Auch Pelkmans schließt sich dieser Sichtweise an: ,,Economists have come to realise, that it
is rather fruitless to lump a large variety of often conflicting arguments together in a super-
theory of currency areas."
142
Für Vaubel ist die Volatilität des realen Wechselkurses ein
umfassendes Kriterium zur Abgrenzung von optimalen Währungsräumen, welches
sämtliche traditionellen Kriterien ,,automatisch" erfasst: Mit steigender Diversifikation des
Außenhandels (Kenen-Kriterium) sowie steigender Faktormobilität (Mundell-Kriterium)
nehmen reale Wechselkursschwankungen ab, wohingegen mit zunehmendem Öffnungsgrad
136
Kenen (1969), S. 54
137
Aliber (1972), S. 436; De Cecco (1974), S. 467
138
Rühl (1975), S. 133 ff.
139
Elborgh-Woytek (1998), S. 36
140
Vgl. Juchems (1994), S. 55-56.
So schlug Kenen (1969) das Ausmaß der fiskalischen Integration (Kenen (1969), S. 46/47) als
Abgrenzungskriterium optimaler Währungsräume vor, Haberler (1970) betonte, dass letzten Endes der
politische Wille (Haberler (1970), S. 121 ff.. So zeigt in jüngerer Zeit z.B. Cohen (1993), dass i.d.R. der
politische Wille ökonomische Argumente dominiert) ausschlaggebend für eine Währungsunion ist,
Fleming (1971) betont die Konvergenz der Inflationsraten als Bedingung für eine tragfähige
Währungsunion (vgl. Kap. 4.3.), Ingram (1973) schlägt den Grad der Kapitalmarktintegration als
Abgrenzungskriterium vor (vgl. Kap. 4.2.) und Vaubel (1978) versucht schließlich in der Variabilität der
realen Wechselkurse ein ,,Superkriterium" zu definieren: ,,Allein diese (unvollständige) Aufzählung
unterschiedlicher Kriterien zeigt den Dissens in der Ökonomie, auf welcher Basis die Entscheidung für ein
bestimmtes Wechselkurssystem und damit für oder gegen eine Währungsunion fallen sollte." (Beckmann
et al. (2000), S. 32).
141
Tower/Willett (1970), S. 61
142
Pelkmans (1975), S. 98

19
(McKinnon-Kriterium) abnehmende Schwankungen des realen Wechselkurses zu erwarten
sind.
143
Demzufolge bedeuten stabile reale Wechselkurse, dass in der Vergangenheit
zwischen den betrachteten Volkswirtschaften keine längerfristigen Über- oder
Unterbewertungen vorgelegen haben, woraus auf relativ homogene ökonomische
Fundamentalfaktoren in den Volkswirtschaften geschlossen werden kann, was die
Voraussetzungen für eine Währungsunion begünstigt
144
- nach Vaubel ist der optimale
Währungsraum durch stabile reale Wechselkurse gekennzeichnet.
145
Nach Bofinger ist die
Instabilität realer Wechselkurse allerdings kein geeigneter Indikator für eine Analyse der
Optimalität der Europäischen Währungsunion, so dass im empirischen Teil dieser Arbeit
von einer Analyse der realen Wechselkursschwankungen abgesehen wird, da diese für die
Europäische Währungsunion als nicht aussagekräftig genug eingeschätzt werden:
146
,,Ein
ganz offensichtliches Defizit besteht allerdings darin, dass eine Währung mit starken realen
Wechselkursveränderungen in der Vergangenheit nicht notwendigerweise ähnlich großen
Schwankungen in der Zukunft ausgesetzt sein muss ­ und vice versa. [...] Aus den
genannten Gründen ist es also nicht angemessen, die Entscheidung über eine Europäische
Währungsunion vom Indikator der realen Wechselkurse abhängig zu machen."
147
Auch
Bayoumi/Eichengreen unterstützen Bofingers Argumentation: Die Autoren zeigen in einer
Regressionsanalyse, dass hohe reale Wechselkursschwankungen zwischen den europäischen
Ländern nicht ausschließlich auf obige Anpassungsmechanismen zurückzuführen sind,
sondern auch durch z.B. politische Faktoren mitbeeinflusst werden.
148
3.
Makroökonomische Aspekte der Theorie optimaler
Währungsräume
3.1. Vorbemerkungen
Die traditionellen mikroökonomischen Ansätze zur optimalen Abgrenzung eines
Währungsgebiets fokussieren vor allem auf die Kosten der Zahlungsbilanzanpassung bei
fixierten Wechselkursen, stellen jedoch kein geschlossenes, theoretisches Modell dar.
149
Die
143
Vgl. Elborgh-Woytek (1998), S. 41
144
Duwendag, et al., (1999), S. 15
145
Mit Hilfe des Kriteriums der ,,Minimalen Varianz realer Wechselkurse" kam Vaubel (1978) im Zeitraum
1971 ­ 1976 zu dem Entschluss, dass die sechs besten Kandidaten für eine Währungsunion Deutschland,
die Niederlande, Dänemark, Belgien, Frankreich und Luxemburg gewesen wären. (Vaubel (1978), S. 325
ff.)
146
Bofinger (1994), S. 135 ff.
Auch andere Autoren schätzen dieses Kriterium eher vorsichtig ein: Nach Duwendag et al. (1999) führen
verschiedene Einzelfaktoren wie unterschiedliches reales Wachstum, Realzinsunterschiede oder ein
divergierendes Auslandsvermögen zu Schwankungen der realen Wechselkurse, so dass erst eine genaue
Kenntnis dieser Faktoren notwendig wäre, um überhaupt die EWU in Bezug auf dieses Kriterium
aussagekräftig bewerten zu können. (Duwendag et. al. (1999), S. 15)
147
Bofinger (1994), S. 135/136
148
Bayoumi/Eichengreen (1997), S. 209 ff.
149
Hermann (2001), S. 33

20
Einzelkriterien stehen isoliert voneinander, sind untereinander teils widersprüchlich und nur
wenig operational; als problematisch anzusehen ist auch, dass die Vorzüge einer
gemeinsamen Währung zu wenig Beachtung finden ­ es werden nur diejenigen Kosten
quantifiziert, die im Rahmen des Verlusts des Wechselkurses als Stabilisierungsinstrument
anfallen.
150
Im Gegensatz zu den klassischen Ansätzen werden in den ,,neueren" Ansätzen
151
, die vor
allem in den 80er und 90er Jahren vor dem Hintergrund der Vorbereitung zur EWU
entwickelt wurden
152
, makroökonomische und monetäre Erklärungsgrößen sowie Kosten-
Nutzen-Analysen verwendet, die vermehrt dynamische Elemente in die Diskussion
miteinbringen.
153
Jüngste Ansätze in der Theorie optimaler Währungsräume beziehen sich
auf die Endogenität einer Währungsunion, nachdem sich die Entwicklung der OCA-
Kriterien ex-post einstellen kann, selbst wenn ex-ante keine Optimalität vorlag. Nach der
,,neuen" Theorie werden nicht nur die Kosten der Aufgabe des Wechselkursinstrumentes
betrachtet, vielmehr muss jedes potentielle Beitrittsland einer Währungsunion die Kosten
und Nutzen seines Beitritts selbst abwägen, so für die betrachtete Volkswirtschaft daraus ein
Nettonutzen resultiert.
154
Nicht in jedem Fall verläuft die Trennung zwischen ,,Klassik" und
150
Hermann (2001), S. 33
So wurde die Theorie optimaler Währungsräume schon als ,,dead-end-problem" (Johnson (1969), S. 395)
bezeichnet. Ingram (1969) merkte Ende der 60er Jahre an: ,,I confess, that I do not think the question of an
optimum currency area is any longer a very interesting one." (Ingram (1969), S. 96) und Niehans ((1984),
S. 291) beschreibt das Problem der Theorie optimaler Währungsräume wie folgt: ,,[...] the problem is
logically similar to the problem of how a country should be devided into voting districts in such a way that
the parliamentary seats for a given party are maximized. In its full generality, it is obvious a prohibitively
difficult problem, so it is hardly surprising that twenty years of academic efforts have brought little
progress toward its solution. What we have is a variety of suggestions about certain elements that may play
a role in the solution." Krugman (1994) hingegen sieht in der Theorie optimaler Währungsräume Mitte der
90er Jahre die ,,[...] central intellectual question of international monetary economies." (zitiert nach Tavlas
(1993b), S. 663)
151
Vgl. Tavlas (1993a), S. 34
152
,,Nach Tavlas (1993b) ist das Wiederaufleben der Theorie, nach gewissem Stillstand Mitte der 70er Jahre,
auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Einerseits ergaben sich diverse Einflüsse im
weltwirtschaftlichen Umfeld, wie z.B. die Spannungen im EWS. Andererseits ergaben sich in der
Makroökonomie neue Erkenntnisse: So hat sich die Tatsache einer fallenden Philippskurve durchsetzen
können, was impliziert, dass die Arbeitslosigkeit nicht über eine Inflationserhöhung gesenkt werden kann.
Veränderungen des Geldangebots haben somit keine langfristigen realen Folgen. Flexible Wechselkurse
haben dann den Vorteil, dass zwischen verschiedenen Inflationsraten beschäftigungsneutral gewählt
werden kann. In den 80er Jahren rückt unter dem Begriff ,,Glaubwürdigkeit" ein weiterer Begriff ins
Zentrum der wissenschaftlichen Diskussion. Bei Senkung der Inflation ist die Glaubwürdigkeit
verantwortlicher Institutionen relevant, da sie die Kosten der Volkswirtschaft wesentlich beeinflusst. Auch
der Aspekt der ,,Zeitinkonsistenz" ist in diesem Zusammenhang relevant ­ Modelle zeigen die Gefahr, die
von Politikern ausgeht, die eigene Interessen verfolgen und über den Wechselkurs ,,bestimmen" können."
(Hermann (2001), S. 34/35)
153
Mittendorfer (1994), S. 67 ff.) bemerkt zu den makroökonomischen Aspekten der Theorie optimaler
Währungsräume, dass diese weniger einen Grund, als vielmehr einen Indikator für den Erfolg einer
Währungsunion darstellen.
154
Die Ermittlung eines solchen ,,Nettonutzens" stellt eine empirisch nur schwer lösbare Aufgabe dar. (Vgl.
dazu Kap. 4.1. und 4.4.)

21
,,Moderne" eindeutig, was eine Kategorisierung der Kriterien erschwert und wodurch das
Konzept Teile seiner ursprünglichen Prägnanz verliert.
155
3.2. Kapitalmobilität
Das von Scitovsky (1967)
156
zur Abgrenzung optimaler Währungsräume entwickelte
Kriterium der Kapitalmobilität steht in engem Zusammenhang zum Mundell´schen
Kriterium der Arbeitsmobilität.
157
An die Stelle der Mobilität der Arbeitskräfte, die für
einen Leistungsbilanzausgleich sorgen (könnten), tritt in diesem Ansatz das Kapital, so dass
der Leistungsbilanzausgleich über die Kapitalbilanz kompensiert wird. Wählt man als
Abgrenzungskriterium die Faktorbezogenheit, so müsste dieser Ansatz eigentlich (auch
wegen der frühen Veröffentlichung 1967) unter die klassischen Theorien einzuordnen sein,
üblicherweise wird er jedoch der moderneren Theorie zugeordnet.
158
3.2.1. Darstellung des Konzeptes
159
Auch Scitovsky analysiert, wie die klassischen Autoren, Anpassungsmechanismen zum
Ausgleich von Leistungsbilanzunterschieden zwischen Regionen.
160
Er erkennt die
ausgleichende Funktion der Arbeitsmobilität nach einem exogenen Schock an, hält den
Ausgleichsmechanismus jedoch besonders in der kurzen Frist für überschätzt.
161
Um nach
einer exogenen Störung (unter der Voraussetzung eines uneingeschränkten internationalen
Kapitalverkehrs) für einen Ausgleich sorgen zu können, könnte in Mundells 2-Regionen-
Modell beispielsweise die Defizitregion des Westens an den Osten Wertpapiere emittieren,
was zu einer Erhöhung des Realzinsniveaus (aufgrund der kurzfristig das
Wertpapierangebot die Nachfrage übersteigt, woraus geringere Kurse resultieren) im Osten
führen würde.
162
Die Wirtschaftssubjekte sehen sich nun aufgrund der entstandenen
Zinsdifferenz veranlasst, Kapital im Osten (zu höheren Zinsen) anzulegen, was zu einem
Ausgleich der Zahlungsbilanz führt.
163
Somit können sich die Wirtschaftspolitiken der
Regionen auf Erreichung ihrer internen Ziele konzentrieren und es bedarf bei hoher
internationaler Kapitalmobilität (kurzfristig) keiner flexiblen Wechselkurse, um
Leistungsbilanzsalden zu korrigieren, da kleine Zinsdifferenzen zwischen Ländern (im
155
Elborgh-Woytek (1998), S. 43
156
Vgl. Scitovsky (1967), S. 524-525. Auch Ingram untersuchte die Kapitalmobilität als Kriterium zur
Abgrenzung von optimalen Währungsräumen. Vgl. Ingram (1969), S. 98-100 sowie Fischer (1973), S. 184-
189
157
Vgl. McKinnon/Oates (1966)
158
Elborgh-Woytek (1998), S. 43
159
Die Darstellung orientiert sich, soweit nicht anders vermerkt, an Elborgh-Woytek (1998), S. 43/44
160
Die Kapitaltransfers resultieren in einer Kompensation des Leistungsbilanzsaldos über die Kapitalbilanz.
Vgl. auch Magnifico (1971), S. 9 ff.
161
Scitcovsky (1967), S. 523
162
Scitovsky (1967), S. 524-525; Ingram (1969), S. 98-100 und Fischer (1973), S. 184-189
163
Der zum Leistungsbilanzsaldo entgegengesetzte Saldo der kurzfristigen Kapitalbilanz kompensiert diesen.
Allerdings kommt es zum vollständigen Ausgleich nur unter der Prämisse, dass das Leistungsbilanzdefizit
der Ostregion und der Leistungsbilanzüberschuss des Westens äquivalent sind. (Fischer (1973), S. 184)

22
Unterschied zu fehlenden Zinsdifferenzen zwischen Regionen eines Landes) ausländisches
Kapital anziehen:
164
,,The much greater proportion of assets transferable and usable as
reserves in interregional than in international economic relations explains much of the
contrast between the painless ease of the one and the painful difficulty of the other. [...]
Equilibrating capital flows among regions of the same country are probable the main reason
why one never hears of balance-of-payments difficulties in interregional relations."
165
Demnach wird eine hohe Integration der Finanzmärkte bzw. eine hohe Kapitalmobilität als
Optimalitätskriterium erwogen.
166
3.2.2. Kritische Anmerkungen
Gegen die Abgrenzung von optimalen Währungsräumen bezüglich der Mobilität des
Portfoliokapitals wenden Tower/Willett ein, ,,[...] this mechanism serves primarily to
finance rather than to correct or adjust a payment imbalance."
167
Demnach dient der
Mechanismus lediglich der Finanzierung, nicht der Korrektur der Zahlungsbilanz, so dass
ungewiss bleibt, ob ,,[...] insgesamt die anfallenden Kosten der Zahlungsbilanzkorrektur auf
diese Weise vermindert werden können."
168
Ingram bemerkt, dass durch kurzfristige
Kreditfinanzierung eine Vergrößerung des Produktionspotentials in der Defizitregion zur
Folge haben kann (wodurch z.B. Investitionen getätigt werden können),
169
wodurch eine
Konvergenz von Ausgaben und Einnahmen der Defizitregion über eine Erhöhung des
Volkseinkommens und nicht durch Verringerung der Ausgaben erfolgt.
170
Auch haben
internationale Zahlungsströme nur dann eine kompensierende Wirkung, ,,[...] wenn sie
durch Preissignale oder individuelle Vermögenskalküle ausgelöst werden."
171
Eine
Verstärkung des Ungleichgewichts ist jedoch zu erwarten, wenn die Kapitalströme vor dem
Hintergrund erwarteter bzw. tatsächlicher Änderungen der makroökonomischen (oder
politischen) Rahmenbedingungen stattfinden,
172
weswegen das Konzept der
Kapitalmobilität als Abgrenzungskriterium als ,,janusköpfig"
173
zu bezeichnen ist, da es je
nach Konstellation zu gegenläufigen Effekten führt.
174
Die potentiell negativen Effekte
164
Vgl. Neubert (2000), S. 93
165
Scitovsky (1967), S. 527 und auch Kenen (1967), S. 537/538
166
Vgl. Revelas (1980), S. 30 ff.
Plasaj (2004) bemerkt dazu auf S. 18: ,,Mit seinen Ansätzen führte er die Diskussion über optimale
Währungsräume von der Vorstellung weg, mit Geld- oder Wechselkurspolitik allokative Probleme auf den
Arbeits- und Gütermärkten lösen zu können. Zudem relativierte er das Ziel des externen Gleichgewichts
mit seiner Feststellung, dass Leistungsbilanzungleichgewichte bei perfekten Kapitalmärkten auch bei fixen
Wechselkursen nur eine freiwillige, vorübergehende Umverteilung des Konsums in jeweils beiden Ländern
darstellen."
167
Tower/Willett (1970), S. 51
168
Hermann (2001), S. 26
169
Ingram (1973), S. 23
170
Auch Neumann-Whitmann (1967) und Corden (1972) unterstützen Ingrams Ansicht.
171
Elborgh-Woytek (1998), S. 44
172
Scitovsky (1967), S. 530 und Cooper (1967)
173
Elborgh-Woytek (1998), S. 45
174
Rühl (1975) S. 141 und Fleming (1971), S. 473

23
völliger Kapitalmobilität auf die Autonomie der Geldpolitik werden völlig vernachlässigt.
175
Masson und Taylor fordern eine Differenzierung zwischen Finanzkapital und Anlagegütern:
,,Mobility of physical capital is typically higher within than between countries, for a number
of reasons: absence of exchange-rate risk, uniformity of tax codes, similarity of regulations,
common national characteristics (language, political goals, etc.)."
176
Langfristige
Kapitalbewegungen in Form von Direktinvestitionen erhöhen demnach das zukünftige
Produktionspotential und beseitigen die Ursachen des Ungleichgewichts.
177
Nach Neubert
stellt das Kriterium der Kapitalmobilität zwar eine notwendige, jedoch keine hinreichende
Bedingung für die Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes dar.
178
In der folgenden
Diskussion wurde das Kriterium der Kapitalmobilität zur Abgrenzung von optimalen
Währungsräumen erweitert und auf die Bedeutung der Integration von Finanz- und
Gütermärkten verwiesen
179
, da diese ,,[...] wesentlichen Einfluss auf die
Investitionsbereitschaft nehmen und erst deren günstige Konstellation internationalen
Kapitalbewegungen den Weg ebnet und somit zum Ausgleich der Zahlungsbilanz
beiträgt."
180
3.3. Die Ähnlichkeit der Inflationsraten
3.3.1. Darstellung des Konzeptes
Der Grundgedanke des Konzepts der Gleichheit der Inflationsraten zur Abgrenzung von
optimalen Währungsräumen, das von Fleming
181
, Haberler und Magnifico entwickelt
wurde
182
, besteht in der Überlegung, dass sich einerseits bei Ländern mit
übereinstimmenden Präferenzen bezüglich der Inflationsrate
183
das Preisniveau im
175
Elborgh-Woytek (1998), S. 44. Vgl. dazu Kenen (1995), S. 181 ff. und Bini Smaghi/Micossi (1990), S. 145
176
Masson/Taylor (1993), S. 10
177
Nickel (2002), S. 115.
Die Autorin bemerkt dazu ,,Allerdings haben die Währungskrisen der Vergangenheit gezeigt, dass gerade
kurzfristig sehr mobile Kapitalströme eher destabilisierend wirken. Wenn es aufgrund der [in Mundell´s
Beispiel angenommenen, Anm.] Nachfrageverlagerung zu einem Rentabilitätsgefälle zwischen den
Regionen kommt, dann kommt es in dem Land mit dem Leistungsbilanzdefizit zu Kapitalexporten, die das
Ungleichgewicht in der Leistungsbilanz durch die Kapitalbilanzen noch verstärken." (Nickel (2002), S.
115. Vgl. dazu Fleming (1971), S. 472 ­ 475)
178
Neubert (2000), S. 98
179
Kawai (1987), S. 532
180
Bokr (1995), S. 65
181
Flemings Ansatz beruht auf detaillierten, empirischen Untersuchungen im Europäischen Währungssystem.
182
Fleming (1971), S. 468-483; Magnifico (1973), S. 61-72 und Haberler (1971), S. 276. Vgl. dazu auch
Krämer (1970) und Kasper/Stahl (1971).
183
In der Literatur wird auch das Kriterium ,,homogener Präferenzen" als ,,Überkriterium" der Ähnlichkeit der
Inflationsraten diskutiert. Homogene Präferenzen in Bezug auf Preisniveaustabilität, hohen
Beschäftigungsgrad, Wirtschaftswachstum und externes Gleichgewicht erleichtern die Koordination der
Wirtschaftspolitiken der betrachteten Volkswirtschaften, so dass die Bereitschaft zur Abgabe der
Geldpolitik an eine supranationale Instanz bei homogenen Präferenzen bezüglich der Preisniveaustabilität
als relativ hoch einzuschätzen ist. (Traud (1996), S. 103). Menkhoff/Sell reduzieren das Kriterium
,,homogener Präferenzen" auf das Kriterium ähnlicher Inflationsraten, da ,,[...] der entscheidende
wirtschaftspolitische Maßstab aus währungspolitischer Sicht in der Ausgestaltung der Geldpolitik liegt, die
sich letzten Endes in der Inflationsrate niederschlägt." (Menkhoff/Sell (1991), S. 578). Diese Arbeit
schließt sich der Sichtweise Menkhoffs und Sells an.

24
Zeitablauf angleicht, was die Durchführung der Geldpolitik im einheitlichen
Währungsgebiet erleichtert.
184
Demnach können feste Wechselkurse zwischen Gebieten auf
Dauer nur bestehen, wenn ähnliche Inflationsraten bzw. -tendenzen vorliegen. Länder mit
überdurchschnittlichen Inflationsraten in einer Währungsunion müssen bei flexiblen
Wechselkursen eine (entsprechend der Kaufkraftparitäten- und Zinsparitätentheorie) nicht
hinnehmbare Abwertung vornehmen, die den Bestand der Währungsunion gefährden
könnte.
185
Bei festen Wechselkursen bedingt die Abwertung ein Leistungsbilanzdefizit, das
über Reduzierung von Devisenreserven ausgeglichen werden muss, was langfristig nicht
tragbar erscheint.
186
Umgekehrt stellt sich im Falle einer im Inland geringen Inflationsrate
das Problem eines Inflationsimportes (durch die Übertragung inflationärer Tendenzen der
Partnerländer im einheitlichen Währungsraum), was das inländische Preisniveau gefährden
kann.
187
Als ,,optimal" wäre demnach eine Währungsunion einzustufen, deren Mitglieder
eine ähnliche bzw. gleichgerichtete Inflationsentwicklung aufweisen, wohingegen den
Ursachen der Inflationsdifferenzen in diesem Konzept keine Bedeutung zugemessen
wird.
188
3.3.2. Kritische Anmerkungen
Presley und Dennis führen kritisch an, dass gleiche bzw. ähnliche Inflationsraten nicht
notwendigerweise ausgeglichene Leistungsbilanzen nach sich ziehen: So beeinflusst nicht
nur die Preisentwicklung den Ex- bzw. Importwert, sondern auch die nachgefragte
Menge.
189
Im Falle einer Währungsunion wirken sowohl Preisunterschiede als auch
abweichende Elastizitäten auf die Leistungsbilanzentwicklung,
190
was zu
Leistungsbilanzsalden führen kann, die Wechselkursänderungen erforderlich lassen werden,
was wiederum eine Währungsvereinheitlichung erschwert.
191
Weiterhin wendet Willms
bezüglich der Problematik divergierender Inflationsraten anhand des Philipps-Kurven-trade-
offs unter der Prämisse der relativen Kaufkraftparität ein, dass ,,[...] die Auswirkung
abweichender Inflationserwartungen und die daraus resultierenden internationalen
Kapitalströme auf die Veränderung des Wechselkurses unberücksichtigt bleibt."
192
Daraus
können sich Abweichungen zwischen tatsächlichem Wechselkurs und dem Wechselkurs
gemäß der Kaufkraftparität ergeben, weshalb es selbst bei gleichen Inflationsraten zu
Wechselkursänderungen kommt.
193
Da bereits in diesem frühen Ansatz Kosten und Nutzen
184
Neubert (2000), S. 178. Insbesondere ist dieses Kriterium in die Konvergenzkriterien von Maastricht
eingegangen.
185
Bofinger (1986), S. 187 ff. und Dornbusch (1983)
186
Elborgh-Woytek (1998), S. 49
187
Elborgh-Woytek (1998), S. 48
188
Auf Unterscheidungen zwischen Cost-push-, Wage-push-, Demand-pull-, Demand-shift-Inflation oder
monetaristische Modelle soll hier nicht näher eingegangen werden, da diese für die Analyse eines
optimalen Währungsraumes von nachrangiger Bedeutung sind. (Elborgh-Woytek (1998), S. 49)
189
Presley/Dennis (1976), S. 39-43
190
Presley/Dennis (1976), S. 39 und Neubert (2000), S. 183
191
Vgl. Tower/Willett (1970), S. 56-57
192
Neubert (2000), S. 184. Vgl. dazu Willms (1977), S. 466
193
Neubert (2000), S. 184

25
einer Währungsunion thematisiert wurden, war das Konzept der Ähnlichkeit der
Inflationsraten insbesondere beim Aspekt der Erwartungsbildung zukunftsweisend: So
wurden daraus Aspekte der Seignorage sowie die Glaubwürdigkeit
194
von
Währungsunionen und die damit verbundene Problematik der potentiellen Zeitinkonsistenz
in die Debatte miteingebracht.
195
So sind nach De Grauwe niedrige Inflationsraten in der
Vergangenheit nicht Voraussetzung, sondern vielmehr das Ergebnis einer glaubwürdigen
und stabilen Geldpolitik.
196
Auch Mongelli schließt sich dieser Sichtweise an: ,,In summary,
similarities of inflation rates could be a feasible outcome from participating in a monetary
union but is not a necessary precondition."
197
3.4. Koordination der Fiskal-, Steuer- und Wirtschaftspolitik
Die Diskussion über die Ähnlichkeit der Inflationsraten steht in engem Zusammenhang mit
der Konvergenz wirtschaftspolitischer Strategien, insbesondere der Fiskal- und
Steuerpolitik.
198
Bereits Haberler betont, dass eine Koordination der Geld-, Fiskal- und
Einkommenspolitik Ungleichgewichte reduzieren kann und bemerkt ,,[...] dass zwischen
zwei Regionen eines Landes seltener Zahlungsbilanzungleichgewichte auftreten, als dies
zwischen zwei Ländern der Fall ist."
199
Haberler sieht den Grund in der vereinheitlichten
Geld- und Fiskalpolitik der Regionen einer Volkswirtschaft, wohingegen diese zwischen
zwei Ländern oft divergiert.
200
Auch andere Verfasser betonen die Koordination der
Fiskalpolitik als Bedingung für die Tragfähigkeit einer Währungsunion: ,,Some collective
control or influence over the rate of creation of government debt [...] would be a necessary
postrequisite for the maintenance of a currency area."
201
Gegenüber der ursprünglichen
Situation unabhängiger Nationalstaaten kann sich in einer Währungsunion die Bereitschaft
zu höheren fiskalischen Defiziten ergeben, ,,[...] die durch ein potentielles "bail-out" durch
194
Zur Definition und Implikation von Glaubwürdigkeit siehe Barro/Gordon (1983): ,,[...] Der Argumentation
zufolge werden die positiven (Beschäftigungs-)Effekte einer Überraschungsinflation von langfristig
höheren Inflationserwartungen konterkariert, wobei das Ausmaß der gegensätzlichen Tendenzen in
Abhängigkeit von Erwartungsbildungsmechanismen, Zeitpräferenz und institutionellem Kontext zu
analysieren ist: Die Glaubwürdigkeit steigt mit den Kosten der Abweichung von den definierten
wirtschaftspolitischen Zielen. Entsprechend dem Prinzip des ,,tying one´s hands" ergibt sich hieraus die
Option, die Anbindung an eine stabile Währung als ,,committment technology" zu nutzen und eine
institutionell bedingte Erhöhung der Glaubwürdigkeit zu erreichen [...]" (Elborgh-Woytek (1998), S. 52)
195
Elborgh-Woytek (1998), S. 51/52
196
DeGrauwe (1992), S. 16. Vgl. dazu auch Gandolfo (1992), S. 765 - 767
197
Mongelli (2002), S. 16.
198
Traud (1996), S. 103 ff.
199
Neubert (2000), S. 190. Vgl. dazu Haberler (1970), S. 121
200
Haberler (1970), S. 121 und Haberler (1967), S. 532
201
Tower/Willett (1976), S. 24. Vgl. auch Huber (1995), Wyplosz (1991, S. 182); Bredenkamp/Deppler
(1990); van der Ploeg (1989).
Beetsma/Bovenberg (1995, S. 8) betonen die Konvergenz der Fiskal- und Strukturpolitik sowie
arbeitsmarktpolitischer Institutionen als Bedingung für die Errichtung einer Währungsunion.. Snider (1967,
S. 15) misst der gleichwertigen Ressourcenausstattung sowie Mindestanforderungen an Größe und Grad
der Selbstversorgung eines Währungsgebietes große Bedeutung bei. Emminger (1971, S. 69) schlägt die
Angleichung des Einkommensniveaus als Voraussetzung für eine Währungsunion vor.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836634168
Dateigröße
10.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Ulm – Wirtschaftspolitik
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,7
Schlagworte
europäische integration kapitalmobilität wechselkurs wirtschaftspolitik geldpolitik
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Titel: Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum?
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