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Das Drei-Säulen-System im deutschen Bankenmarkt - ein zukunftsfähiges Modell?

©2008 Diplomarbeit 53 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Problemaufriss
Das deutsche Bankensystem ist in die drei Säulen der privaten, genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute eingeteilt.
Die damit einhergehende strikte Trennung zwischen den Säulen ist seit Langem Grund für heftig geführte Diskussionen. Darüber hinaus heizt die seit Mitte des Jahres 2007 die Schlagzeilen beherrschende Finanzmarktkrise (‘Subprime-Krise’) diese Debatten erneut an.
‘Wenn die Banken wie die IKB oder die SachsenLB im Kerngeschäft augenscheinlich nicht mehr genug Marge erwirtschaften und deshalb hochspekulative Geschäfte eingehen, muss man nach der Existenzberechtigung des Drei-Säulen-Systems fragen’.
Für ein florierendes Wirtschaftssystem - ob auf nationaler, europäischer oder globaler Ebene - ist als Grundlage ein funktionierendes und stabiles Bankwesen unerlässlich. Dies wiederum bedingt eine Struktur, die dementsprechende Voraussetzungen hierfür schafft bzw. nachhaltig gewährleistet. Insbesondere gilt dies für das hiesige Bankensystem, welches aufgrund Deutschlands Stellung als eine der weltweit führenden Wirtschaftsnationen umso mehr globalen Einflüssen ausgesetzt ist.
Wie das angeführte Zitat des Bundesfinanzministers deutlich macht, erschüttert die von den USA ausgehende Subprimekrise das Vertrauen in den gesamten Finanzsektor und ist darüber hinaus geeignet, auch die bestehende heimische Bankenordnung infrage zu stellen.
Da eine etwaige Änderung am Drei-Säulen-System tief greifende Auswirkungen auf jedes hier tätige Kreditinstitut haben kann, erscheint es sinnvoll, sich über die möglichen Entwicklungsprozesse und ihre Tragweite bewusst zu werden. Nur dann besteht die Chance, vom Betroffenen zum Beteiligten zu werden und somit an der Weiterentwicklung des Bankensystems aktiv mitwirken zu können.
Demzufolge birgt die künftige Entwicklung des Bankensystems eine hohe Brisanz für sämtliche deutsche Kreditinstitute und hat weiterhin nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
Zielsetzung:
Ziel dieser Studienarbeit ist es, die Existenzberechtigung bzw. Zukunftsfähigkeit des bestehenden Systems zu untersuchen. Zum Vergleich werden weitere in der öffentlichen Diskussion stehende Szenarien untersucht. Darüber hinaus ist es Ziel der Ausarbeitung, drei nachfolgend beschriebene Modelle auf die Erfüllung der in Kapitel 4.2 erläuterten Kriterien hin zu überprüfen. Es soll schließlich jenes Modell identifiziert werden, welches die gewählten Kriterien am besten erfüllt.
Der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

I Abbildungsverzeichnis

II Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemaufriss
1.2 Zielsetzung
1.3 Überblick

2 Ausgangssituation am deutschen Bankenmarkt
2.1 Historie und Prägung des Drei-Säulen-Systems
2.1.1 Privater Sektor
2.1.2 Öffentlich-rechtlicher Sektor
2.1.3 Genossenschaftlicher Sektor
2.2 Kritikpunkte am deutschen Bankensystem
2.2.1 Fragmentierung des Marktes
2.2.2 Hohe Staatsquote
2.2.3 Fehlende säulenübergreifende Konsolidierungsmöglichkeiten
2.2.4 Wettbewerbsintensität / Ertragsschwäche
2.2.5 Fehlen eines nationalen Bankenchampions
2.3 Öffnungsversuche der Säulenstruktur
2.3.1 Sparkasse Stralsund
2.3.2 Bankgesellschaft Berlin
2.3.3 HSH Nordbank AG
2.3.4 Einschätzung der Öffnungsversuche
2.4 Finanzmarktkrise
2.4.1 Ursachen und Verlauf
2.4.2 Auswirkungen der Subprime-Krise auf die weltweite Finanzwirtschaft
2.4.3 Einfluss auf das Bankensystem in Deutschland
2.4.4 Aktuelle Stimmen zu den Auswirkungen der Finanzmarktkrise

3 Empirie
3.1 Einführung
3.2 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse

4 Gestaltungsempfehlungen
4.1 Einführung
4.2 Maßgebliche Kriterien für ein zukunftsfähiges Bankenmodell
4.2.1 Rentabilität
4.2.2 Stabilität
4.2.3 Innovationsfähigkeit
4.2.4 Wechselwirkung zwischen den Kriterien
4.3 Mögliche Zukunftsszenarien
4.3.1 Weitere Konsolidierung innerhalb der Säulen unter Beibehaltung der Säulenstruktur
4.3.2 Öffnung der Sektoren für eine säulenübergreifende Konsolidierung
4.3.3 Säulenübergreifende Kooperationen in diversen Geschäftsbereichen unter Beibehaltung der Säulenstruktur
4.4 Fazit

5 Ausblick

III Literaturverzeichnis
III.I Bücher
III.II Sammelwerke
III.III Zeitschriften
III.IV Gesetzestexte
III.V Internetquellen

Eidesstattliche Erklärung

I Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Dreigliederung im deutschen Bankensystem

Abbildung 2: Marktanteile im deutschen Bankgewerbe

Abbildung 3: Landesbanken in Deutschland (Konzernsicht)

Abbildung 4: Zinserträge, -aufwendungen und -spanne im Zeitverlauf

Abbildung 5: Ausfallraten im US-amerikanischen Subprime-Segment

Abbildung 6: Wertberichtigungsbedarf deutscher Kreditinstitute infolge der US-Subprime-Krise

Abbildung 7: Zusammensetzung der Stichprobe

Abbildung 8: Merkmale des deutschen Bankensystems

Abbildung 9: Problemfelder des deutschen Bankensystems

Abbildung 10: Vergleich europäischer Kreditinstitute mit deutschen Banken

Abbildung 11: Meinungsbild zur Zukunftsfähigkeit des deutschen Bankenmodells

Abbildung 12: Bewertung Szenario 1 „Konsolidierung innerhalb der Säulen“

Abbildung 13: Bewertung Szenario 2 „Öffnung der Sektoren für eine säulenübergreifende Konsolidierung“

Abbildung 14: Bewertung Szenario 3 „Säulenübergreifende Kooperationen unter Beibehaltung der Säulenstruktur“

Abbildung 15: Wechselwirkung zwischen den Kriterien

Abbildung 16: Mögliche Zukunft des Drei-Säulen-Systems

II Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemaufriss

Das deutsche Bankensystem ist in die drei Säulen der privaten, genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute eingeteilt (Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Dreigliederung im deutschen Bankensystem eigene Darstellung

Die damit einhergehende strikte Trennung zwischen den Säulen ist seit Langem Grund für heftig geführte Diskussionen. Darüber hinaus heizt die seit Mitte des Jahres 2007 die Schlagzeilen beherrschende Finanzmarktkrise („Subprime-Krise“) diese Debatten erneut an.

„Wenn die Banken wie die IKB oder die SachsenLB im Kerngeschäft augenscheinlich nicht mehr genug Marge erwirtschaften und deshalb hochspekulative Geschäfte eingehen, muss man nach der Existenzberechtigung des Drei-Säulen-Systems fragen.“

Peer Steinbrück, Bundesfinanzminister, im Rahmen eines Vortrages bei der American Chamber of Commerce (Amcham) in Deutschland am 29.08.2007

Für ein florierendes Wirtschaftssystem - ob auf nationaler, europäischer oder globaler Ebene - ist als Grundlage ein funktionierendes und stabiles Bankwesen unerlässlich. Dies wiederum bedingt eine Struktur, die dementsprechende Voraussetzungen hierfür schafft bzw. nachhaltig gewährleistet. Insbesondere gilt dies für das hiesige Bankensystem, welches aufgrund Deutschlands Stellung als eine der weltweit führenden Wirtschaftsnationen umso mehr globalen Einflüssen ausgesetzt ist.

Wie das angeführte Zitat des Bundesfinanzministers deutlich macht, erschüttert die von den USA ausgehende Subprimekrise das Vertrauen in den gesamten Finanzsektor und ist darüber hinaus geeignet, auch die bestehende heimische Bankenordnung infrage zu stellen.

Da eine etwaige Änderung am Drei-Säulen-System tief greifende Auswirkungen auf jedes hier tätige Kreditinstitut haben kann, erscheint es sinnvoll, sich über die möglichen Entwicklungsprozesse und ihre Tragweite bewusst zu werden. Nur dann besteht die Chance, vom Betroffenen zum Beteiligten zu werden und somit an der Weiterentwicklung des Bankensystems aktiv mitwirken zu können.

Demzufolge birgt die künftige Entwicklung des Bankensystems eine hohe Brisanz für sämtliche deutsche Kreditinstitute und hat weiterhin nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

1.2 Zielsetzung

Ziel dieser Studienarbeit ist es, die Existenzberechtigung bzw. Zukunftsfähigkeit des bestehenden Systems zu untersuchen. Zum Vergleich werden weitere in der öffentlichen Diskussion stehende Szenarien untersucht. Darüber hinaus ist es Ziel der Ausarbeitung, drei nachfolgend beschriebene Modelle auf die Erfüllung der in Kapitel 4.2 erläuterten Kriterien hin zu überprüfen. Es soll schließlich jenes Modell identifiziert werden, welches die gewählten Kriterien am besten erfüllt.

Der Einfluss sich wandelnder rechtlicher Rahmenbedingungen sowie das detaillierte Eingehen auf konkrete Fusionspläne einzelner Institute kann aufgrund der offenen Entwicklung nicht berücksichtigt werden.

1.3 Überblick

Ausgehend von der Skizzierung historischer Ursachen der Säulenstruktur werden im Kapitel 2.2 häufig diskutierte Kritikpunkte am System dargestellt. Die aktuelle Finanzmarktkrise führt mitunter zu einer Verstärkung der Kritikpunkte. Insofern werden die Ursachen dieser Subprime-Krise und ihre Auswirkungen für den deutschen Bankenmarkt ebenfalls beleuchtet.

Teilweise wurden von Kritikern bereits Angriffsversuche auf das bestehende System zur Durchbrechung seiner strikten Trennung durchgeführt. Die bekanntesten Fälle werden zur Veranschaulichung im Kapitel 2.3 kurz dargelegt.

Weiterhin wurden mithilfe einer empirischen Studie neben Fragen zur Leistungsfähigkeit des aktuellen Bankenmarktes auch seine in der öffentlichen Diskussion stehenden Kritikpunkte hinterfragt. Außerdem wurden die Zukunftsszenarien zur Diskussion und Bewertung gestellt. Kapitel 3.2 enthält eine Interpretation der erzielten Ergebnisse.

Diese bilden neben weiteren Quellen die Grundlage für unsere in Kapitel 4 dargestellten Gestaltungsempfehlungen. Hier werden die aus unserer Sicht für eine Bewertung der Zukunftsfähigkeit entscheidenden Kriterien benannt. Dieser Teil endet mit einer Überprüfung der Systementwürfe auf die Erfüllung der gewählten Kriterien. Im Fazit wird seitens der Verfasser das favorisierte Modell benannt.

Abschließend werden im Ausblick mögliche Widerstände bei einer Umsetzung und weitere Umweltfaktoren benannt, welche maßgeblichen Einfluss auf zukünftige Entwicklungen im Finanzsektor haben können.

2 Ausgangssituation am deutschen Bankenmarkt

2.1 Historie und Prägung des Drei-Säulen-Systems

Die Struktur der drei Säulen im deutschen Bankensektor bestehend aus den privaten Banken, öffentlich-rechtlichen sowie genossenschaftlichen Instituten ist historisch gewachsen und wird noch heute von ihren ursprünglichen Aufgaben geprägt.

Die Grafiken in Abbildung 2 zeigen zur Veranschaulichung die prozentualen Marktanteile der einzelnen Bankengruppen bezogen auf ihre Bilanzsumme, den Anteil am Kreditgeschäft sowie an den Einlagen. Hierbei wurde die Einteilung der Kreditinstitute in die einzelnen Bankengruppen nach der Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank übernommen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Marktanteile im deutschen Bankgewerbe

Quelle : Monatsbericht der Deutschen Bundesbank Ausgabe Dezember 2006[1]

An dieser Stelle soll ein Überblick über die Institutsgruppen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Entstehung und der daraus abgeleiteten wirtschaftlichen Handlungsprinzipien gegeben werden. Dies soll als Grundlage für das Verständnis der in den weiteren Kapiteln thematisierten Problemfelder des Drei-Säulen-Systems dienen.

Der überwiegende Teil der deutschen Kreditinstitute fungiert als Universalbank nach § 1 KWG. Dies bedeutet: Sie bieten allen Kundengruppen eine umfangreiche Dienstleistungspalette vom Einlagen- / Kreditgeschäft über Zahlungsverkehr bis hin zum Versicherungs-, Bauspar- und Investmentgeschäft (vgl. Schmidt/Tyrell 2003, S. 31). Darüber hinaus existieren so genannte Spezialbanken, die ihre Aktivitäten auf bestimmte Geschäftsfelder konzentrieren. Im Folgenden werden Spezialbanken aus der Betrachtung ausgeblendet, da sich der Begriff „Drei-Säulen-System“ typischerweise nur auf die eigentumsrechtliche Zuordnung der Universalbanken bezieht.

2.1.1 Privater Sektor

Die Säule der so genannten Privat- oder auch Kreditbanken wird ebenso laut Bundesbankstatistik in die drei Untergruppen Großbanken, Regionalinstitute und sonstige Kreditinstitute sowie Zweigstellen ausländischer Banken eingeteilt. Als privatwirtschaftliche, heutzutage maßgeblich in der Rechtsform der Aktiengesellschaft organisierte Unternehmen betreiben sie die Gewinnmaximierung als ihr Hauptziel.

Die Großbanken stellen bezogen auf den Marktanteil die größte Gruppe in diesem Sektor. Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung sollten die in den Jahren 1870 und 1872 als große Aktienbanken gegründete Deutsche Bank, die Commerz- und Disconto-Bank (die spätere Commerzbank) sowie die Dresdner Bank der notwendigen Kapitalbeschaffung zur Finanzierung größerer Bau- und Industrieprojekte dienen (vgl. Büschgen/Börner 2003, S. 61). Hierfür wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein flächendeckendes Filial- und Zweigstellennetz in ganz Deutschland aufgebaut und unterhalten. Mittlerweile zählen zu dieser Gruppe seit 1999 auch die HVB Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG sowie seit 2004 die Deutsche Postbank AG.

Unter dem Begriff Regionalinstitute und sonstige Kreditinstitute werden seit 1999 unter anderem die Regionalbanken, die Privatbankiers als auch die Haus- und Konzernbanken wie z. B. die VW-Bank geführt. Letztere sind anfangs hauptsächlich als Finanzierungs- und Leasingtöchter zur Forcierung des Kerngeschäfts großer Automobil- oder Industriekonzerne gegründet worden. Vielfach haben sie bis dato, ebenso wie die filiallosen Direktbanken, bereits ihr Produktangebot erweitert und Vollbanklizenzen erworben (vgl. Franke 2002, S. 109).

Die Privatbankiers befinden sich als älteste Banken bereits seit dem Mittelalter in Deutschland und haben seitdem ihren Kundenkreis fast ausschließlich auf ihrem lokalen Markt. Diese in den Rechtsformen der Personengesellschaften (KG oder OHG) tätigen Institute werden noch direkt von den Eigenkapitalgebern geführt.

Daneben werden in dieser Gruppe die traditionsreichen Regionalbanken geführt. Sie wurden mehrheitlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Aktiengesellschaften gegründet, sind aber im Gegensatz zu den Großbanken hauptsächlich in ihren regionalen Geschäftsgebieten tätig (z.B. Oldenburgische Landesbank).

Die Zweigstellen ausländischer Banken haben im Rahmen der Globalisierung auf dem deutschen Bankensektor in ihrer Bedeutung stark zugenommen. Entweder wurden bestehende Institute übernommen (z. B. HVB von der italienischen UniCredit-Gruppe im Jahre 2005) oder neue Filialen in Deutschland eröffnet, um sich einen Marktzugang zu hier ansässigen Kundengruppen bzw. Marktsegmenten zu verschaffen (z. B. Santander Consumer Bank AG).

2.1.2 Öffentlich-rechtlicher Sektor

Der öffentlich-rechtliche Sektor umfasst die Sparkassen und Landesbanken. Die ersten Sparkassen entstanden bereits Ende des 18. Jahrhunderts als Anstalten öffentlichen Rechts mit der Zielsetzung, auch ärmeren Gesellschaftsschichten den Zugang zu Bankdienstleistungen und die Gelegenheit des verzinslichen Sparens zu ermöglichen (vgl. Priewasser 2001, S. 4). Hinzu kam im Laufe der Zeit die Förderung des Mittelstandes. Hieraus entwickelte sich der so genannte „öffentliche Auftrag“. Zielsetzung der Sparkassen ist die Erfüllung dieses in den Sparkassengesetzen der Länder verankerten Auftrages, nicht die Gewinnmaximierung. Träger der Sparkassen sind Kommunen, Städte oder daraus gebildete Zweckverbände, für die sie heute noch häufig die Hausbankfunktion übernehmen. Aus dieser Trägerschaft entstand auch das ebenfalls gesetzlich fixierte Regionalprinzip, welches die Geschäftstätigkeit der jeweiligen Sparkasse auf das Gebiet ihres Trägers begrenzt. Im Niedersächsischen Sparkassengesetz heißt es hierzu beispielsweise: „Sparkassen dürfen nur in ihrem Geschäftsgebiet Zweigstellen errichten und werbend tätig werden,[…]“ (§ 4 Abs. 2 (1) NSpG). Hieraus wiederum entstand eine große Anzahl eigenständiger, lokaler Sparkassen. Zwischenzeitlich haben bereits viele Institute auf Beschluss ihrer Träger fusioniert. So verringerte sich die Zahl der Sparkassen seit 1995 um rund 160 Institute[2].

Der öffentlich-rechtliche Sektor ist ein auf Arbeitsteilung ausgerichtetes Verbundsystem (vgl. Süchting 1982, S. 147). Aktuell bestehen elf Landesbanken, die inzwischen über gegenseitige Beteiligungen zu sieben Konzernen zusammengefasst sind (Abb. 3)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Landesbanken in Deutschland (Konzernsicht)

Quelle: Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands[3]

Sie unterstützen die Sparkassen unter anderem in den Geschäftsbereichen Zahlungsverkehr, Konsortialkredite, Wertpapierhandel und Auslandsgeschäft. Selten haben sie bisher über eigene Tochterinstitute oder Beteiligungen an Sparkassen (Vertikalisierung) unmittelbaren Zugang zum Retailgeschäft. Ein Beispiel für eine Ausnahme stellt hier die Braunschweigische Landessparkasse als neuerdings teilrechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts im NordLB-Konzern dar (vgl. Drost 2008, S. 25).

Die Landesbanken stehen überwiegend im Eigentum der jeweiligen Bundesländer sowie der jeweils regional zuständigen Sparkassen- und Giroverbände, die aus den Sparkassen der jeweiligen Verbandsgebiete gebildet werden (vgl. Brunner/ Decressin/Hardy/Kudela 2004, S. 4). Diese Verbände sind im Deutschen Sparkassen und Giroverband e.V. (DSGV) organisiert, welcher die grobe Strategie der S-Finanzgruppe vorgibt und für eine einheitliche Außendarstellung sorgt.

Als zentrales Spitzeninstitut fungiert die DekaBank. Sie ist im Wholesale Banking und im Investmentbankgeschäft aktiv und gehört je zur Hälfte den Landesbanken und dem DSGV.

2.1.3 Genossenschaftlicher Sektor

Am Anfang des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation vieler Handwerker, Gewerbetreibender und Bauern im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung massiv. Aus dieser Notsituation heraus entstand der genossenschaftliche Sektor in der Mitte des 19. Jahrhunderts als eine Selbsthilfeeinrichtung vor allem für die ländliche Bevölkerung (Raiffeisenbanken) und für die kleinen, handel- und gewerbetreibenden Betriebe (Volksbanken). Die beiden bedeutenden Gründer der deutschen Kreditgenossenschaften waren Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Herrmann Schulze-Delitzsch. Sie entwickelten die ersten Ideen zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Zur Erzielung günstigerer Einkaufskonditionen durch größere Bestellmengen wurden eine Vielzahl örtlicher Einkaufsvereine und Warengenossenschaften gegründet. Hieraus resultierte eine große Anzahl kleiner Institute. Die darin organisierten Mitglieder wurden durch das Bereitstellen ihres Geldes Eigentümer und bestimmten demzufolge die Unternehmenspolitik. Um auch dem „wucherischen Treiben“[4] der damaligen Geldverleiher entgegenzutreten, verliehen sie später auch gegen niedrig verzinste Schuldscheine Geld an ihre Mitglieder bzw. Genossen.

Hieraus leitet sich bis heute als Hauptprinzip anstatt der Gewinnmaximierung die Mitgliederförderung ab. Heutzutage ist eine Mitgliedschaft für Kunden nicht mehr zwingend erforderlich. Als eingetragene Genossenschaften haben sie eine unbegrenzte Mitgliederzahl. Im Gegensatz zu den Aktiengesellschaften hat jedoch jeder Genosse, unabhängig von der Anzahl seiner erworbenen Geschäftsanteile, nur eine Stimme (§ 43 Abs. 3 GenG). Die ursprünglich beabsichtigte Förderung der Mitglieder bzw. Genossen ist im Genossenschaftsgesetz bis heute verankert.

Als Spitzenverband der genossenschaftlichen Kreditwirtschaft in Deutschland fungiert der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Seine Mitglieder sind alle Genossenschaftsbanken (Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD-Banken, Kirchenbanken und Sonderinstitute), die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken (DZ Bank und WGZ Bank) und weitere Unternehmen des Finanzverbundes.

In den letzten Jahren ist für diese Säule der stärkste Konsolidierungsprozess zu verzeichnen. So hat sich die Anzahl der Kreditgenossenschaften seit 1995 um ca. 1.300 Institute reduziert[5].

2.2 Kritikpunkte am deutschen Bankensystem

Die historisch gewachsene Bankenstruktur Deutschlands bringt kritisch zu hinterfragende Probleme mit sich. Diese bedingen sich teilweise, wie in den nächsten Kapiteln ersichtlich wird.

2.2.1 Fragmentierung des Marktes

Ausgehend von der Historie und dem verstärkten Markteintritt von „non- und near-banks“[6] (z.B. Warenhausketten, Finanzdienstleister) in die deutsche Finanzwirtschaft resultiert eine Vielzahl von Instituten aus den unterschiedlichen Sektoren und ihren dazugehörigen Filialen. Der deutsche Bankenmarkt wird von Kritikern regelmäßig durch die beiden Begriffe „overbanked“ und „overbranched“ charakterisiert. Overbanked bedeutet eine im Vergleich mit anderen Ländern zu hohe Anzahl an Bankstellen bzw. Filialen. Overbranched beschreibt die Tatsache, dass es eine im Vergleich zu anderen Ländern zu hohe Anzahl eigenständiger Institute gibt.

Die durch die Kleinteiligkeit des Bankenmarktes bedingte Wettbewerbsintensität aufgrund der Präsenz in der Fläche hat einen hohen Personal- und Sachaufwand zur Folge. Vor diesem Hintergrund ist in den letzten Jahren die Anzahl der Bankstellen und die der monetären Finanzinstitute (MFI) in Deutschland teils deutlich zurückgegangen. Die abnehmende Tendenz ist im Wesentlichen auf den genossenschaftlichen Sektor zurückzuführen. Hier wurden in der Vergangenheit oftmals kleine, eigenständige Einheiten betrieben, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen eine Konsolidierung erforderlich machten.

Zu Beginn des Jahres 2007 existierten sektorübergreifend 2.300 Kreditinstitute mit 42.632 Bankstellen[7]. Damit ist die nominelle Anzahl der Bankstellen und Institute nach wie vor die höchste innerhalb der EU-25[8]. Eine Vergleichsgröße zur Ermittlung der Bankstellendichte stellt das Verhältnis Filialen je Einwohner dar. Während in der EU-25 im Durchschnitt 2.306 Einwohner je Filiale betreut werden, sind es in Deutschland 1.813. Das stellt aus Kostengesichtspunkten einen Wettbewerbsnachteil für den Bankenmarkt dar.

2.2.2 Hohe Staatsquote

Das deutsche Bankensystem ist in hohem Maße staatlich geprägt. So beträgt der Anteil der sich in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft befindenden Institute inkl. der Banken mit Sonderaufgaben (z.B. KfW sowie Bürgschaftsbanken) 45 %[9]. Vielfach wird von Kritikern der Vorwurf erhoben, dass diese Institute aufgrund ihrer bereits geschilderten Handlungsmaximen nicht oder nicht in dem Maße wie Privatbanken gewinnorientiert arbeiten. In dieser Ausgestaltung würden Marktmechanismen außer Kraft gesetzt, da sich insbesondere die ertragswirtschaftlich orientierten Kreditbanken der weltweiten Konkurrenz stellen und zugleich ihre Position auf dem stark umkämpften, staatlich geprägten Heimatmarkt verteidigen müssten (vgl. Weber 2004, S. 12). Die Sparkassen und Landesbanken unterliegen aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen nur begrenzten Ausschüttungserfordernissen. Dies hat einen geringeren Margendruck zur Folge (vgl. o. V. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 2006, S. 488-491). Sie können daher Angebote in der Nähe der banküblichen Refinanzierungskosten vergeben, wodurch eine Verzerrung des Marktes unterstellt wird (vgl. Müller 2003, S. 228-233).

2.2.3 Fehlende säulenübergreifende Konsolidierungsmöglichkeiten

Der Anteil von öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlich organisierten Instituten sowie Banken mit Sonderaufgaben an der Gesamtbilanzsumme im deutschen Bankensektor beträgt etwa 53 %[10]. Damit steht mehr als die Hälfte des Finanzmarktes aufgrund gesetzlicher bzw. eigentumsrechtlicher Restriktionen für eine säulenübergreifende Konsolidierung nicht zur Verfügung.

Seitens der Privatbanken besteht ein hohes Interesse zum Eintritt in das von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominierte Retailgeschäft, welches im Gegensatz zum Investmentbanking stetige Erträge liefert. Ein Zugang zu diesem Marktsegment in Form von Fusionen und Übernahmen bleibt ihnen verwehrt. Stattdessen müssten sie unter hohem Mitteleinsatz ein eigenes Filialnetz in direkter Konkurrenz aufbauen. Erste Tendenzen in diese Richtung zeigt eine aktuelle Strategie der Dresdner Bank (Allianz-Konzern). Diese möchte ihre Präsenz in der Fläche durch den Ausbau von Versicherungsagenturen zu Bankfilialen erweitern. Eine Fragmentierung würde in diesem Fall weiter verstärkt werden.

2.2.4 Wettbewerbsintensität / Ertragsschwäche

Die in Deutschland vorherrschende Anbietervielfalt führte in der Vergangenheit vor allem im Privatkundengeschäft zu einem sehr intensiv geführten Wettbewerb. Als Folge der hohen Konditionentransparenz durch die - insbesondere bei den so genannten Commodity-Produkten (vgl. Duttenhöfer/Keller 2003, S. 40) - verstärkte Nutzung des Mediums Internet ist ein erhöhter Margendruck festzustellen. Commodities sind Standardprodukte, weisen gleiche Merkmale auf und können häufig nur über die Kondition differenziert werden. Als Beispiel sei hier das Tagesgeldkonto angeführt.

Zudem gestaltet sich eine Neukundengewinnung und Kundenbindung grundsätzlich schwieriger, da die Loyalität zu einem bestimmten Anbieter weiter abnimmt. Ein mit hohem Aufwand gewonnener Neukunde ist häufig nach Ablauf der ihm gewährten Sonderkonditionen abwanderungsgefährdet. Die klassische Hausbankverbindung verliert zunehmend an Bedeutung (vgl. Duttenhöfer/Keller 2003, S. 243).

Darüber hinaus führt der Eintritt von non und near-banks zu einer Verschärfung der Wettbewerbsintensität. Hier wird oft mit aggressiven Einstiegskonditionen geworben, um überhaupt erste Marktanteile zu gewinnen.

Insgesamt führen diese Punkte zu einem sich verstärkenden Margendruck, welcher besonders an abnehmenden Zinsmargen zu beobachten ist (Abb. 4). Dies hat die Notwendigkeit zur Folge, die wegfallenden Zinserträge möglichst durch Provisionserträge zu kompensieren. Wenngleich die Anstrengungen in dieser Hinsicht zu erkennen sind, so ist das den Banken bislang nicht vollumfänglich gelungen. Im Jahre 1995 betrug der Provisionsüberschuss, bezogen auf die Bilanzsumme, 0,35% und konnte bis 2005 lediglich auf 0,42% gesteigert werden[11].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Zinserträge, -aufwendungen und -spanne im Zeitverlauf

Quelle: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, Ausgabe: September 2007[12]

2.2.5 Fehlen eines nationalen Bankenchampions

Unter einem nationalen Bankenchampion wird ein Institut verstanden, das eine im internationalen Vergleich ausreichende Finanzkraft aufweist, um deutsche Unternehmen bei internationalen Großprojekten begleiten zu können. Dies bedeutet, dass nicht jeder nationale Branchenprimus zwangsläufig solch ein Bankenchampion ist. Bis in die achtziger Jahre hinein war die Deutsche Bank AG, gemessen an der Marktkapitalisierung, das größte Kreditinstitut der Welt. Durch die insbesondere nach Fusionen stark gewachsenen ausländischen Banken (vgl. Fuchs 2005, S.14-18) befindet sich jedoch kein deutsches Unternehmen mehr unter den Top 10 der Kreditinstitute. Aktuell befindet sich die Deutsche Bank AG in diesem Ranking auf Platz 23 (vgl. Franke 2007, S. 32-38).

Es wird vielfach von Kritikern bemängelt, dass Deutschland als führende Wirtschaftsnation und derzeitiger Exportweltmeister auf dem internationalen Banken- und Finanzmarkt nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Demnach fehlen „Global-Player“ auf dem Finanzmarkt, die in der Lage sind, exportorientierte deutsche Unternehmen mit dem angemessenen Einfluss bei internationalen Geschäften zu vertreten.

2.3 Öffnungsversuche der Säulenstruktur

Über die Diskussion der dargestellten Kritikpunkte hinaus wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach Versuche unternommen, die vorhandene Drei-Säulen-Struktur aufzubrechen. Zumeist gingen diese Versuche vom privaten Bankensektor aus. Einige konkrete Beispiele werden nachfolgend dargestellt.

2.3.1 Sparkasse Stralsund

Der Bürgermeister der Stadt Stralsund plante Ende 2003 / Anfang 2004 den Verkauf der angeschlagenen Sparkasse Stralsund, um den Haushalt der Stadt zu sanieren. Bereits Ende Februar 2004 wurde ein öffentliches Bieterverfahren angekündigt. Damit wäre ein Verkauf dieses öffentlich-rechtlichen Institutes auch säulenübergreifend möglich gewesen. Ein Verkauf wurde mithilfe einer durch das Landesparlament beschlossenen Änderung des Sparkassengesetzes verhindert. Seitdem hat vor jedem Verkaufsversuch einer Sparkasse in Mecklenburg-Vorpommern die Fusion mit einer anderen Sparkasse Vorrang.

2.3.2 Bankgesellschaft Berlin

Die Bankgesellschaft Berlin entstand 1994 als Holding-Gesellschaft für die Landesbank Berlin, die Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank (Weberbank) sowie die Berliner Bank. Diese Konstruktion war schon zu Beginn stark umstritten, da die Landesbank eine öffentlich-rechtliche Anstalt ist, während die anderen beiden Unternehmen privatwirtschaftlich betrieben werden. Fehlspekulationen im Immobiliengeschäft und betrügerisches Geschäftsgebaren bedrohten in den Jahren 2000 / 2001 die Existenz der Bankgesellschaft Berlin. Das überschuldete Land Berlin hatte aufgrund der Gewährträgerhaftung keine andere Wahl, als die Bankgesellschaft mit einer Kapitalspritze von 1,75 Mrd. Euro zu retten. Der Anteil des Landes am Unternehmen erhöhte sich durch diese Maßnahme von 56,6 % auf 81 %. Zudem war das Land Berlin gezwungen die Risiken aus den Immobiliengeschäften mit einer Bürgschaft über 21,6 Mrd. Euro abzusichern. Die EU-Kommission genehmigte diese Subventionen im Jahr 2004, allerdings nur unter der Bedingung, dass das Land Berlin sich bis Ende 2007 von seinem Anteil an der Bankgesellschaft trennt. Der Versuch des Landes, den Anteil bereits 2003 an den US-Investor J.C. Flowers abzugeben, scheiterte jedoch an der geringen Offerte von 10 Mio. Euro. Außerdem ordnete Brüssel den separaten Verkauf der zur Bankgesellschaft gehörenden Weberbank und der Berliner Bank an. Die Institute sind inzwischen im Besitz der WestLB bzw. der Deutschen Bank. Um auch nach außen den Abschluss der Restrukturierung zu verdeutlichen, wurde die Bankgesellschaft im Juli 2006 in die Landesbank Berlin Holding umbenannt und der geforderte Verkauf eingeleitet. Es gab mehrere nationale wie auch internationale Interessenten für den Kauf der Holding. Da der Verkauf eines öffentlich-rechtlichen Instituts an einen Privatinvestor einen Präzedenzfall für den Aufbruch der Säulenstruktur dargestellt hätte, erhielt der DSGV im Juni 2007 in einem einmaligen Kraftakt aller Mitglieder den Zuschlag zum Kauf. Inzwischen wurde der 81 %ige Landesanteil an der Landesbank Berlin Holding von einer eigens gegründeten Sparkassen-Erwerbsgesellschaft übernommen.

2.3.3 HSH Nordbank AG

Anders als bei den bisher angeführten Beispielen ging es bei der HSH Nordbank, die aus den Landesbanken der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein hervorging, nicht um einen vollständigen Verkauf, sondern um eine Minderheitenbeteiligung. Auslöser war der Wunsch der WestLB, ihre etwa 27 %ige Beteiligung zu verkaufen. Neben einigen Finanzinvestoren hatten auch die Alteigentümer die Möglichkeit, den Anteil im Rahmen ihres Vorkaufsrechts zu gleichen Konditionen zu übernehmen. Da sie diese Möglichkeit nicht ausübten, ging der Anteil an eine private Investorengruppe um J.C. Flowers (vgl. o.V. Börsen-Zeitung vom 21.10.2006). Der Einstieg eines stärker gewinnorientierten Investors wurde durch Ratingagenturen positiv bewertet. Da hier von privaten Banken keine Kapitalmehrheit erworben wurde, war der Widerstand des öffentlich-rechtlichen Sektors in diesem Fall geringer als in den zuvor geschilderten Beispielen.

2.3.4 Einschätzung der Öffnungsversuche

Bisher blieben alle Versuche anderer Banken, öffentlich-rechtliche Institute mehrheitlich zu übernehmen, erfolglos. Zumeist scheiterten die Versuche an den in dieser Hinsicht einschränkenden Sparkassengesetzen und / oder an dem heftigen Widerstand der Sparkassenverbände. Außerdem wird die Sparkassenorganisation in der Beibehaltung der Drei-Säulen-Struktur weitestgehend von der Politik unterstützt.

2.4 Finanzmarktkrise

Seit Mitte des Jahres 2007 beherrschen Meldungen über eine Finanzmarktkrise die Medien, welche weltweite Auswirkungen im Bankensektor nach sich zieht. Nachfolgend werden die Auslöser dieser Subprime-Krise und ihre Folgen skizziert.

2.4.1 Ursachen und Verlauf

Als Reaktion auf den Börseneinbruch 2000 / 2001 und die Terrorangriffe vom 11. September 2001[13] wurden die Leitzinsen von der amerikanischen Notenbank (FED) gesenkt, um hierdurch die Konjunktur zu stützen. Dies führte zu einer Liquiditätsschwemme und ließ insbesondere die Nachfrage nach Immobilien laufend steigen, was deren Preise kontinuierlich nach oben trieb. So betrugen die realen Preissteigerungen zwischen 1996 und 2006 rund 86 % (vgl. o. V. Handelsblatt vom 21.12.2007). Der Beginn eines Immobilienbooms war die Folge. Viele US-Amerikaner setzten einen ähnlichen Immobilienpreisanstieg für die kommenden Jahre voraus und wollten hieran partizipieren. Sie nahmen daher entsprechende Kredite zum Immobilienerwerb auf.

Darüber hinaus ließen die steigenden Immobilienpreise die Vermögensverhältnisse vieler Hausbesitzer deutlich besser erscheinen. Finanzierungen wurden aufgrund des hohen Preisniveaus und somit überschätzter Sicherungswerte oft problemlos bewilligt, ohne eine Prüfung der nachhaltigen Kapitaldienstfähigkeit vorzunehmen. Zudem ist häufig eine höhere Beleihung der Immobilien zur Finanzierung weiterer Konsumausgaben[14] in den USA eine gängige Praxis, was die Verschuldung und die Kapitaldienstlast zusätzlich verschärfte. Hauptsächlich Kunden, die von ihrer Bank mit einer geringen Kreditwürdigkeit eingestuft wurden, bot man Verträge mit variabler Zinsgestaltung an. Die Zinsen blieben in den ersten Jahren niedrig, wurden jedoch nach wenigen Jahren der aktuellen Situation am Kapitalmarkt angepasst. Diese „Lockvogelkredite“ (vgl. o. V. Die Immobilie 2007, S. 2) für Immobilienkäufer mit geringer Bonität werden als Kredite zweiter Klasse, so genannte „Subprime Loans“, bezeichnet. Mit steigenden Zinsen wurde es für viele dieser Schuldner unmöglich, die steigenden Kreditraten zu bedienen.

[...]


[1] vgl. o. V.: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank Ausgabe 12/2006, Homepage des Bundesverbandes deutscher Banken http://www.bankenverband.de/index. asp?channel=168247& art=793; zuletzt abgerufen am 06.01.2008

[2] vgl. o. V.: Weiter rückläufige Zahl von Banken und Bankstellen in Deutschland, Homepage des Bundesverbandes deutscher Banken http://www.bankenverband.de/bankenverband/pressezentrum/channel/12121010/art/1943/index.html zuletzt abgerufen am 10.01.2008

[3] vgl. o. V..: Konzernstruktur der Landesbanken, Homepage des Bundesverbandes öffentlicher Banken Deutschlands http://www.voeb.de/download/grafik_landesbanken_deutschland_ 2006 .pdf; zuletzt abgerufen am 02.01.2008

[4] vgl. o. V.: Geschichte der Genossenschaftsbanken; Homepage des BVR http://www.bvr.de/public.nsf/index.html!ReadForm &main=3& sub=40 zuletzt abgerufen am 12.12.2007

[5] vgl. o. V.: Weiter rückläufige Zahl von Banken und Bankstellen in Deutschland http://www.bankenverband.de/bankenverband/ pressezentrum/channel/12121010/art/1943/index.html zuletzt abgerufen am 10.01.07

[6] vgl. Stobbe, Antje: e-Banking: Konkurrenz durch Non- und Near-Banks http://www.dbresearch.com/PROD/DBR_INTERNET_EN-PROD/PROD0000000000031596.pdf zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[7] vgl. o. V.: Bankenstatistik 08/2007 der deutschen Bundesbank, Homepage der Deutschen Bundesbank, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/bankenstatistik/2007/bankenstatistik082007.pdf zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[8] vgl. o. V.: Überblick über das Bankgewerbe in der Europäischen Union, Homepage der Deutschen Bundesbank http://www.bdb.de/pic/artikelpic/022007/EU-2006-07-mengengeruest.pdf zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[9] vgl. o. V.: Markanteile der Bankengruppen nach Prozentanteil an der Gesamtbilanzsumme, Homepage des Bundesverbandes deutscher Banken http://www.bankenverband.de/tableprint.asp?id=4068 zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[10] vgl. o. V.: Markanteile der Bankengruppen nach Prozentanteil an der Gesamtbilanzsumme, Homepage des Bundesverbandes deutscher Banken http://www.bankenverband.de/tableprint.asp?id=4068 zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[11] vgl. o. V.: Tabelle zur Aufwand- und Ertragsstruktur 1995-2005, Homepage des Bundesverbandes deutscher Banken http://www.bankenverband.de/pic/artikelpic/112007/ta0711_vw_796ertrag_bgw.pdf zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[12] vgl. o. V.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht September 2007, Homepage der Deutschen Bundesbank http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/monatsberichte/2007/200709mb_bbk.pdf zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[13] vgl. Bechtold, Dr. Hartmut / Renner, Matthias: Der ABS-Markt zwischen Aufschwung und Krise, Homepage der True Sale International http://www.true-sale-international.de/index.php?id=444 zuletzt abgerufen am 29.12.2007

[14] vgl. o. V.: Weltweite Finanzkrise: Ursachen und Konsequenzen beschäftigen die EU-Parlamentarier, Homepage des Europäischen Parlaments http://www.europarl.europa.eu/news/public/story_page/042-9824-239-08-35-907-20070823STO09819-2007-27-08-2007/default_de.htm zuletzt abgerufen am 17.01.2008

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836633109
DOI
10.3239/9783836633109
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt School of Finance & Management – Bankakademie
Erscheinungsdatum
2009 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
bankensystem bankenmodell drei-säulen-system bankenmarkt finanzmarkt
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Titel: Das Drei-Säulen-System im deutschen Bankenmarkt - ein zukunftsfähiges Modell?
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