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Neue Energien für Indonesien?

Die Rolle des Palmöls für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes

©2008 Diplomarbeit 71 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser’.
Die Frage nach der Bedeutung des Palmölsektors für Indonesien blieb bis Ende letzten Jahres für die breite Öffentlichkeit von einem geringen Interesse, lediglich Politikerherzen ließ die Debatte über die großen Potentiale der nachwachsenden Rohstoffe in Bezug auf die Energieversorgung – im Besonderen die Treibstoffe - höher schlagen, da ein ‘sauberer’ Ausweg aus der sich anbahnenden Versorgungskrise samt Klimadebatte möglich schien. Noch im Mai 2007 titelte Das Parlament ‘Äcker werden Allround-Zulieferer’ und im Oktober brachte die Süddeutsche Zeitung eine Sonderbeilage zu alternativen Energien mit der These, dass die Nutzung sogenannter Energiepflanzen, zu der die Ölpalme zählt, eine große Zukunft vor sich hätte. Seit Beginn dieses Jahres jedoch hat sich die anfängliche Euphorie in das Gegenteil verwandelt: Durch die gewaltige öffentliche Aufmerksamkeit, die den Agrartreibstoffen nun zuteil wurde, kamen auch die Kehrseiten dieser mit Vorschlusslorbeeren bedachten Energiealternative ans Licht. Am Ende dieser Arbeit wird daher in einem separaten Kapitel auf das Thema Palmöl als Agrartreibstoff eingegangen.
Eingeteilt ist die Arbeit in einen deskriptiven und analytischen Teil. In ersterem wird zunächst in einem Überblick der gesamte Weltmarkt der pflanzlichen Öle und Fette präsentiert, um dann den Fokus auf das Palmöl zu richten, das zu den wichtigsten Einzelmärkten mit Indonesien als Globalplayer zählt. Anschließend werden die Voraussetzungen für den Anbau der Ölpalme, deren Produktionsbedingungen und Wertschöpfungskette mit Palmöl in seinen unterschiedlichen Anwendungsgebieten erläutert, dabei wird die besondere Position Indonesiens herausgestellt. Den Abschluss dieses Teils bildet ein Überblick der Historie der Ölpalmenkultivierung in Indonesien.
Der zweite, analytische Teil beginnt mit der Frage, ob Landwirtschaft normativ zur Entwicklung eines Landes beitragen kann und wendet sich daraufhin dem indonesischen Palmölsektor zu. Untersucht werden die Veränderungen dieses Sektors anhand verschiedener politischer - direkter wie indirekter - Maßnahmen seitens des indonesischen Staates und deren Auswirkungen hinsichtlich der erwünschten Ziele. Es werden die Folgen der massiven Expansionsstrategie für Mensch und Natur aufgezeigt, die neben den Problemen der Nachhaltigkeit auch Menschenrechtsverletzungen und die unwiderrufliche Zerstörungen der einzigartigen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungen und Tabellen

1. Einleitung

Deskriptiver Teil

2. Die Welt der Öle und Fette
2.1. Weltmarkt
2.1.1. Handel
2.1.2. Der Konsum
2.1.3. Das Angebot auf dem Palmölmarkt
2.1.4. Der Handel und Konsum auf dem Palmölmarkt
2.1.5. Die Wettbewerbsfähigkeit des Palmölmarktes
2.1.6. Indonesien – der Weltmarktführer

3. Eine Einführung zum Palmöl
3.1. Anbaubedingungen
3.1.1. Anbaugebiete: Weltweit
3.1.2. Anbaugebiete: Indonesien
3.2. Produktionssysteme
3.3. Produktionsphasen und –aktivitäten
3.4. Ertrag
3.5. Wertschöpfungskette
3.5.1. Palmöl als Lebensmittel
3.5.2. Palmöl als Nicht-Lebensmittel
3.5.3. Palmöl als Treibstoff
3.6. Die Anfänge der Palmölproduktion in Indonesien
3.7. Die Zeit der „New Order“
3.8. Nach „New Order“ bis heute

Analytischer Teil:

4. Ist die Landwirtschaft ein geeigneter Motor für die Entwicklung eines Landes?
4.1. Effektivität der Landwirtschaftspolitik
4.1.1. Ausgangslage
4.1.2. Ziel
4.2. Indonesien im Spannungsfeld von Fortschritt und Entwicklung

5. Erfüllt die Palmölwirtschaft die Hoffnungen der indonesischen Regierung?
5.1. Direkte Instrumente der Förderung
5.1.1. Kleinbäuerliche Strukturen
5.1.1.1. Das Modell der sogenannten Nucleus Estates
5.1.1.2. Die KKPA-Programme
5.1.1.3. Joint Venture Modelle
5.1.2. Ergebnisse der staatlichen Programme zwischen 1978 und 2001
5.1.3. Unabhängige, nicht unterstützte Kleinbauern
5.1.4. Vergleich der Vor- und Nachteile unterstützter sowie individueller Kleinbauern
5.1.4.1. Staatsbetriebe
5.1.4.2. Privatunternehmen
5.1.5. Indirekte Instrumente der Förderung
5.1.5.1. Exportsteuern
5.1.5.2. Direktverkauf
5.1.5.3. BULOG Operationen
5.1.5.4. Subventionen
5.1.5.4.1. Marktkonzentration in der Raffinationsindustrie als ungelöstes Problem
5.2. Stand der Dinge
5.2.1. Palmölwirtschaft

6. Was sind die Folgen der massiven Expansionsstrategien?
6.1. Soziale Auswirkungen
6.2. Ökologische Auswirkungen
6.3. Wirtschaftliche Auswirkungen

7. Agrarsprit - das grüne Gold ?

8. Ausblick

9. Fazit

10. Literaturverzeichnis

Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1: Prozentuale Zusammensetzung des Handels pflanzlicher Öle

Abbildung 2: Palmölproduktion in den Jahren 1967 bis 2006

Abbildung 3: Prozentuale Exportstruktur indonesischer Palmölerzeugnisse im Jahre 2006

Abbildung 4: Weltweite Anbaugebiete von Ölpalmen

Abbildung 5: Indonesien eingeteilt in seine Provinzen

Abbildung 6: Anbauflächen nach Provinzen im Jahr 1998

Abbildung 7: Wertschöpfungskette der Ölpalme

Abbildung 8: Anbaufläche der Ölpalmenplantagen nach Besitzstruktur von 1967 bis 2006

Abbildung 9: Anbauflächen in Anteilen der Besitzstruktur des Jahres 2006

Abbildung 10: Struktur der Produktionskosten in Prozent ab Plantage

Tabelle 1: Weltverbrauch als Nahrungsmittel pro Kopf

Tabelle 2: Verbrauch als Nahrungsmittel nach Kontinenten

Tabelle 3: Übersicht der Förderprogramm für Kleinbauern

Tabelle 4: Unterschiede zwischen unterstützten und unabhängigen Kleinbauern

Tabelle 5: Vergleich der Vor- und Nachteile programmgestützter und unabhängiger Kleinbauern

Tabelle 6: Politische Maßnahmen zur Preisgestaltung und ihre Auswirkungen

Tabelle 7: Struktur der Exportsteuer auf Rohpalmöl

Tabelle 8: Ausgewählte Agrartreibstoffprogramme

1. Einleitung

„Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser“ (Helmut Qualtinger[1] )

Die Frage nach der Bedeutung des Palmölsektors für Indonesien blieb bis Ende letzten Jahres für die breite Öffentlichkeit von einem geringen Interesse, lediglich Politikerherzen ließ die Debatte über die großen Potentiale der nachwachsenden Rohstoffe in Bezug auf die Energieversorgung – im Besonderen die Treibstoffe - höher schlagen, da ein „sauberer“ Ausweg aus der sich anbahnenden Versorgungskrise samt Klimadebatte möglich schien. Noch im Mai 2007 titelte Das Parlament „Äcker werden Allround-Zulieferer“ (Bein 2007: 9) und im Oktober brachte die Süddeutsche Zeitung eine Sonderbeilage zu alternativen Energien mit der These, dass die Nutzung sogenannter Energiepflanzen, zu der die Ölpalme zählt, eine große Zukunft vor sich hätte (Thierbach 2007: 31 Süddeutsche Zeitung). Seit Beginn dieses Jahres jedoch hat sich die anfängliche Euphorie in das Gegenteil verwandelt: Durch die gewaltige öffentliche Aufmerksamkeit, die den Agrartreibstoffen nun zuteil wurde, kamen auch die Kehrseiten dieser mit Vorschlusslorbeeren bedachten Energiealternative ans Licht. Am Ende dieser Arbeit wird daher in einem separaten Kapitel auf das Thema Palmöl als Agrartreibstoff eingegangen.

Eingeteilt ist die Arbeit in einen deskriptiven und analytischen Teil. In ersterem wird zunächst in einem Überblick der gesamte Weltmarkt der pflanzlichen Öle und Fette präsentiert, um dann den Fokus auf das Palmöl zu richten, das zu den wichtigsten Einzelmärkten mit Indonesien als Globalplayer zählt. Anschließend werden die Voraussetzungen für den Anbau der Ölpalme, deren Produktionsbedingungen und Wertschöpfungskette mit Palmöl in seinen unterschiedlichen Anwendungsgebieten erläutert, dabei wird die besondere Position Indonesiens herausgestellt. Den Abschluss dieses Teils bildet ein Überblick der Historie der Ölpalmenkultivierung in Indonesien.

Der zweite, analytische Teil beginnt mit der Frage, ob Landwirtschaft normativ zur Entwicklung eines Landes beitragen kann und wendet sich daraufhin dem indonesischen Palmölsektor zu. Untersucht werden die Veränderungen dieses Sektors anhand verschiedener politischer - direkter wie indirekter - Maßnahmen seitens des indonesischen Staates und deren Auswirkungen hinsichtlich der erwünschten Ziele. Es werden die Folgen der massiven Expansionsstrategie für Mensch und Natur aufgezeigt, die neben den Problemen der Nachhaltigkeit auch Menschenrechtsverletzungen und die unwiderrufliche Zerstörungen der einzigartigen Biodiversität der Regenwälder beinhaltet. An dieser Stelle fügt sich das Kapitel über Palmöl als Agrartreibstoff in die Problematik ein. Abschließend wird ein Ausblick zu den selbst gesetzten Zielen Indonesiens gegeben und in einem Fazit die Fragen dieser Arbeit beantwortet werden, welche Bedeutung das Palmöl für Indonesien momentan spielt und wie es in der Zukunft aussehen könnte.

Deskriptiver Teil

2. Die Welt der Öle und Fette

In diesem Abschnitt soll zuerst der Weltmarkt für Öle und Fette betrachtet werden und anschließend der Markt für pflanzliche Öle mit Blick auf das Palmöl, d.h. ausgehend vom Ist-Zustand wird sich das besondere Augenmerk auf die zukünftigen Entwicklungen richten. Was beeinflusst Angebot und Nachfrage?

Agrarerzeugnisse, die nicht unter künstlichen Bedingungen angebaut werden, sind stark vom Wetter abhängig, was man besonders deutlich am El Nino-Phänomen im Jahr 1997 ablesen konnte, das die Ernten weltweit beeinflusst hat. Aber auch politische, z.B. Prinzip der Selbstversorgung, wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen, z.B. Asienkrise, Handelsliberalisierungen, und zusätzliche übergeordnete Ziele (wie aktuell der Klimaschutz), können große Auswirkungen auf das Angebot haben.

Auch die Nachfrage kann saisonabhängig sein: So ist z.B. der Verbrauch von Speiseöl in Indonesien signifikant höher in den Monaten von Dezember bis März aufgrund des Neujahrs und der Idul Fitri - Ferien (Larson 1996: 17). Allerdings sind hier die wichtigen Bestimmungsfaktoren die wachsende Weltbevölkerung einerseits und die sich verändernden Lebensbedingungen andererseits. So empfiehlt die WHO einen Pro-Kopf-Verbrauch von 22 Kilogramm von Ölen bzw. Fetten im Jahr, wovon besonders die meisten Entwicklungsländer deutlich entfernt sind. Einen weiteren aktuellen Einfluss hat die sogenannte Bioenergiedebatte und die damit verbundene Diskussion über die sogenannten Agrarkraftstoffe. Dieser Themenkomplex wird jedoch wegen seiner enormen aktuellen Relevanz im Kapitel sieben eigens behandelt werden.

2.1. Weltmarkt

Der Weltmarkt für pflanzliche Öle und Fette hat sich in den letzten 40 Jahren stark gewandelt: Die pflanzlichen Öle haben die tierischen Fette als Hauptquelle abgelöst und das Palmöl hat sich seit dem Jahr 2002 an der Spitze der Öle etabliert vor dem Sojabohnenöl an zweiter, dem Rapsöl an dritter und dem Sonnenblumenöl an vierter Stelle (Basiron 2001: 1-2; LEL 2007: 44-51). Der Anteil der tierischen Fette hat sich von 37 Prozent der Gesamtproduktion auf unter 19 Prozent im Jahre 2000 verringert. Die weltweite Öl- und Fettproduktion ist in der Periode zwischen 1980 und 2000 um jährlich 3,4 Prozent gewachsen bzw. zwischen den Jahren 1991 und 2000 um 3,6 Prozent. Die Zunahme der Produktion beruht in dieser Periode hauptsächlich auf dem Wachstum des Palmölsektors und der Ölsaaten. Die weltweite Palmölproduktion wuchs zwischen den Jahren 1991 und 2000 um 7,2 Prozent jährlich auf eine Gesamtproduktion von 21,7 Mio. Tonnen, während die Sojabohnenölproduktion im selben Zeitraum um 4,8 Prozent auf 25,5 Mio. Tonnen anstieg. Das gestiegene verfügbare Angebot ist eine logische Konsequenz des zunehmenden Welthandels mit Ölen und Fetten. Die Weltproduktion wird bis zum Jahre 2020 um geschätzte 2,7 Prozent jährlich wachsen auf 194,4 Mio. Tonnen. Ausgehend davon wird das Palmöl einen Anteil von 25,4 Prozent, Sojabohnenöl von 21,3 und Rapsöl von 12,9 Prozent ausmachen.

2.1.1. Handel

Palmöl ist das am meisten gehandelte Pflanzenöl mit einem Anteil von 42 Prozent am Welthandel 2000, gefolgt von Sojabohnenöl mit einem Anteil von 18,9 Prozent, Sonnenblumenöl mit einem Anteil von 8,1 Prozent und Rapsöl mit einem Anteil von 5,2 Prozent. Der Export von Palmöl wuchs zwischen 1980 und 1990 jährlich um 6,5 Prozent und um 6,8 Prozent zwischen 1991 und 2000 (zu Einbrüchen kam es lediglich während des El Nino Phänomens und der Asienkrise). Im Vergleich dazu wuchs der Export von Sojabohnenöl in der Periode zwischen 1980 und 1990 um 3 Prozent und zwischen 1991 und 2000 um 9,3 Prozent im Jahr. Der Weltmarktanteil erhöhte sich von 17,6 Prozent 1980 auf 18,9 Prozent im Jahre 2000. Das Wachstum des Exportes von Sonnenblumenöl sank von 9,9 Prozent im Zeitraum zwischen 1980 und 1990 auf 4,8 Prozent zwischen 1991 und 2000. Bei dem gehandelten Rapsöl ging das Wachstum des Exportes von 14 auf 2,9 Prozent in denselben Zeiträumen zurück.

Abbildung 1: Prozentuale Zusammensetzung des Handels pflanzlicher Öle

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Eigene Darstellung aus LEL 2007: 50)

Die neuesten Zahlen zeigen noch einmal eine rapide Zunahme des Handels pflanzlicher Öle parallel zur Zunahme der Produktion und des Verbrauchs: Der Handel 2007/08 wird voraussichtlich bei 48,5 Mio. Tonnen liegen, wovon mit 27,9 Mio. Tonnen fast 58 Prozent auf das Palmöl entfallen. Auf den weiteren Plätzen folgen mit jeweils großem Abstand der Handel mit Sojabohnenöl und Sonnenblumenöl mit einem Volumen von 10,6 Mio. Tonnen und 3,3 Mio. Tonnen (siehe Abbildung 1). Insgesamt werden 39 Prozent der Weltproduktion gehandelt (LEL 2007: 50). Es gibt nur sieben Länder auf der Welt, die als Hauptnettoexporteure von Ölen und Fetten bezeichnet werden können: Kanada, USA, Brasilien, Argentinien, Malaysia, Indonesien und die Philippinen (Basiron 2001: 2-4). Insgesamt lassen sich 17 Länder als Selbstversorger bezeichnen, darunter sind neben den Nettoexporteuren Kamerun, Elfenbeinküste, Costa Rica, Bolivien, Peru, Uruguay, Paraguay, Australien und Neuseeland. Der Rest der Welt lässt sich anhand seines Selbstversorgungsanteils kategorisieren, beginnend bei einem Anteil von Null - z.B. Saudi Arabien, El Salvador, Jamaika, Kuba, Libyen - bis hin zu hohen Anteilen wie Russland mit 94,4 Prozent, Honduras mit 91,9 Prozent und Ecuador mit 98,6 Prozent (Basiron 2002: 5-6).

2.1.2. Der Konsum

Von den 17 Ölen und Fetten ist Sojabohnenöl nach dem Stand des Jahres 2000 das meistkonsumierte mit einem Anteil von 22 Prozent, gefolgt von Palmöl mit einem Anteil von 19,3 Prozent und Rapsöl mit 12,5 Prozent. Der Weltverbrauch der Öle und Fette ist seit 1962 jährlich um 3,5 Prozent von 30,4 Mio. Tonnen auf 121,6 Mio. Tonnen 2002 gestiegen aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und des gestiegenen Pro-Kopf-Einkommens vor allem in den Entwicklungsländern. Die Weltnachfrage ist korreliert mit dem Wachstums des Welt-BIPs: Das durchschnittliche BIP ausgewählter, großer Entwicklungsländer wie China, Indien oder Pakistan wuchs mit 9,5 Prozent, 5,2 Prozent und 4,2 Prozent schneller als beispielsweise den USA mit 2,9 Prozent oder der EU mit 1,9 Prozent (Basiron, Y.; Balu, N. 2004: 4). Im Wirtschaftsjahr 2007/08 wird sich der Verbrauch der neun wichtigsten pflanzlichen Öle auf 126,5 Mio. Tonnen belaufen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Konsum damit um 31 Mio. Tonnen oder 32,4 Prozent erhöht. Die größten Mengen an pflanzlichen Ölen verbraucht China mit voraussichtlich 23,8 Mio. Tonnen, wobei der Verbrauchsanstieg mit jährlich 6,5 Prozent in den letzten fünf Jahren der höchste war. Die EU steht an zweiter Stelle mit einem Verbrauch von geschätzten 22,7 Mio. Tonnen, die Zuwachsraten der letzen Jahre waren zweistellig. An dritter bzw. vierter Stelle stehen die USA und Indien (LEL 2007: 48).

Außerdem lässt sich zeigen, dass die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen hoch korreliert ist mit dem Konsum von Nahrung. Von Beginn der 1960er bis zum Ende der 1990er stieg der Verbrauch um 59 Prozent von 7,8 Kilo pro Jahr pro Person auf 12,4 Kilo pro Jahr pro Person. Zur gleichen Zeit fiel das Verhältnis von tierischem Fett zu pflanzlichen Ölen von 0.62 auf 0.24 (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Weltverbrauch als Nahrungsmittel pro Kopf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Baskett, J.P.C.; Jacquemard, J-C. H. 2006: 9)

Die Entwicklung der Nachfrage verläuft unterschiedlich je nach Ländern und Kontinenten. So stieg Ende der 1990er der Verbrauch der Fette und Öle in Nordamerika und Europa auf die von der WHO anvisierten 22 Kilo pro Jahr pro Person. In Südamerika belief sich der Konsum auf 14,7 Kilo pro Jahr pro Person und in den Entwicklungsländern zwischen 8,0 Kilo pro Jahr pro Person und 9,5 Kilo pro Jahr pro Person. In den Jahren 1999/2000 belief sich das Weltangebot pro Person auf 18,8 Kilo, was bedeutet, dass nicht für alle Menschen ausreichend Fett und Öl vorhanden war (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2: Verbrauch als Nahrungsmittel nach Kontinenten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Baskett, J.P.C.; Jacquemard, J-C. H. 2006: 9)

2.1.3. Das Angebot auf dem Palmölmarkt

Die Weltpalmölproduktion hat sich in der Zeit von 1962 bis 2002 von 1,2 Mio. Tonnen auf 25 Mio. Tonnen verzwanzigfacht. In diesen vierzig Jahren war die Wachstumsrate mit 7,8 Prozent jährlich mehr als doppelt so hoch wie die der gesamten weltweiten Öl- und Fettproduktion mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3,5 Prozent. Obwohl sich das Produktionswachstum der Ölsaaten mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3,7 Prozent weit unterhalb dem des Palmöls befindet, hat sich im Vergleich dazu die Anbaufläche gegenüber der für den Palmölsektor versechsundzwanzigfacht. Im Jahr 2007/08 wird die Produktion von Palmöl auf 39 Mio. Tonnen steigen. Der Anstieg der Palmölproduktion lässt sich mit der weltweiten Ausweitung der Anbauflächen erklären. Malaysia und Indonesien sind mit einer prognostizierten Erzeugung von 16,6 Mio. Tonnen und 17,1 Mio. Tonnen die weltweit größten Produzenten von Palmöl mit einem gemeinsamen Anteil von 86 Prozent der Weltproduktion im Jahre 2007 (LEL 2007: 48). Weitere Produzenten, die im Verhältnis zu den beiden Hauptproduzenten eher marginale Mengen herstellen, sind Nigeria, Thailand, Kolumbien, Papua Neuguinea, die Elfenbeinküste, Ecuador, Kamerun und die Demokratische Republik Kongo (Mattson, J.W.; Sun, C.; Koo, W. W. 2004: 22).

Die Ölpalme ist die ertragreichste aller wichtigen Ölpflanzen mit einem durchschnittlichen Ertrag von 3,34 Tonnen Öl pro Hektar im Jahr 2002 im Vergleich zu Raps mit einem Durchschnitt von 0,60 Tonnen Öl je Hektar, der Sonnenblume mit einem Ertrag von 0,48 Tonnen Öl je Hektar und dem Sojabohnenöl mit 0,43 Tonnen Öl je Hektar. Dieser enorme Vorteil spiegelt sich auch im Flächenverbrauch wider: Im Jahr 2002 wurde der Ertrag von 25 Millionen Tonnen Palmöl auf einer Fläche von lediglich 7,5 Mio. Hektar erwirtschaftet, während zur Herstellung von 13,3 Mio. Tonnen Rapssamenöl 23,9 Mio. Hektar, von 7,6 Mio. Tonnen Sonnenblumenöl 18,4 Mio. Hektar und für 29,7 Mio. Tonnen Sojabohnenöl 79,8 Mio. Hektar benötigt wurden. Die malaysische Palmölindustrie geht davon aus, dass sich bei konsequenter Nutzung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch den kommerziellen Anbau besonders ertragreicher Ölpalmen der Ertrag auf bis zu acht Tonnen je Hektar erhöhen lässt. Oil World[2] schätzt, dass die weltweite Produktion von Palmöl auf 51 Mio. Tonnen im Jahre 2020 steigen wird, dabei wird der Großteil des Wachstums auf das Konto Indonesiens gehen, das aufgrund seiner Größe und damit der potentiellen Anbaufläche und der Kostenvorteile beim Faktor Arbeit Malaysia langfristig abhängen wird (Basiron, Y.; Balu, N.; Chandramohan, D. 2004: 1-3).

2.1.4. Der Handel und Konsum auf dem Palmölmarkt

Das Wachstum des Palmölhandels im 40-Jahresdurchschnitt beträgt 9,3 Prozent verglichen mit jährlichen 5,0 Prozent des gesamten weltweiten Öl –und Fetthandels in derselben Periode. Im Kampf um Marktanteile muss Palmöl mit Ölsamenimporten konkurrieren, welche z.T. starke politische Protektionen genießen. Auf diese Weise dominiert das Sojabohnenöl mit einem Weltmarktanteil von 80 Prozent den Markt der Ölsamen. Trotz der Handelsflexibilität der Sojabohnenproduzenten betrug das durchschnittliche Wachstum des Exportes von Sojabohnenöl sowie der Öläquivalente von Sojabohnenöl lediglich 6,2 Prozent jährlich, was den Schluss nahe legt, dass das Palmöl eine zusätzliche Nachfrage in den importierenden Ländern stimuliert hat trotz des Wachstums im Ölsaatenhandels. Das Handelsvolumen hat sich seit 1962 von 0,55 Mio. Tonnen auf 19,2 Mio. Tonnen im Jahr 2002 verfünfundreißigfacht.

Palmöl hat sich nicht nur auf den existierenden Märkten einen steigenden Anteil erkämpft, sondern dringt auch auf viele neue Märkte vor durch die Verdrängung anderer importierter Öle und Fette oder als Ergänzung lokal produzierter Öle für die verschiedensten Anwendungen. Festzuhalten bleibt aber, dass lediglich eine Hand voll Palmöl produzierender Länder auch solches exportieren: Dazu gehören nach Stand 2003 neben Indonesien und Malaysia noch Papua Neuguinea, Thailand, die Elfenbeinküste und Kolumbien (Mattson, J. W.; Sun, C.; Koo, W. W. 2004: 22). Die traditionellen Märkte bleiben die EU, USA und Japan, aber die rasche ökonomische Entwicklung in anderen Teilen der Welt hat einzelne Entwicklungsländer an die Spitze der Hauptimporteure gebracht. Entwicklungsländer importierten im Jahr 2004 bereits 80 Prozent des gehandelten Palmöls im Vergleich zu lediglich 30 Prozent in den 1960ern. Von den 17 Ölen und Fetten erreicht der Verbrauch von Palmöl die höchsten Wachstumsraten von 7,9 Prozent jährlich in den letzten 40 Jahren (Stand 2004), was bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 3,5 Prozent auf dem Gesamtmarkt als eine wachsende Akzeptanz des Palmöls seitens der Verbraucher angesehen werden darf.

2.1.5. Die Wettbewerbsfähigkeit des Palmölmarktes

Der Handel des Palmöls findet im Wettbewerb mit anderen Ölen statt: Auch wenn die Preise für pflanzliche Öle täglich an den entsprechenden Börsen ermittelt werden, lässt sich allgemein eine Preisrelation der beiden wichtigsten konkurrierenden Öle (CPO: Crude Palm Oil und SBO: Soyabean Oil) auf dem Weltmarkt erkennen: In den Jahren zwischen 1962 und 2002 war das Rohpalmöl 32-mal im Jahresdurchschnitt zwischen 2US$ und 157 US$ je Tonne günstiger. In den anderen Jahren waren zum einen die Erhöhung der Lagerbestände aus politischen Gründen für die Verteuerung verantwortlich aufgrund der künstlichen Verknappung des Angebotes (1980er), und zum anderen wuchs in den 1990ern zeitweise die Nachfrage nach Palmöl stärker als das Angebot, was mit dem Ausbruch der Asienkrise jedoch ein jähes Ende fand.

Die Wettbewerbsfähigkeit des Palmöls beruht vor allem auf der massiven Ausweitung des Angebotes durch die Entwicklungsländer, die ihren Bedarf zu den höheren Preisen der konkurrierenden Öle und Fette nicht decken konnten. Diese Ausweitung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die für Indonesien später diskutiert werden.

Der günstigere Preis für das Palmöl basiert jedoch nicht allein auf den Kräften des Marktes, da in vielen importierenden Ländern enorme diskriminierende Importtarife erhoben werden, um den eigenen, ineffizienten und hochgeschützten Öl- und Fettsektor abzuschirmen. Der Marktpreis ist dann weniger kommod für die Politiker eines Landes, weil sich bereits teureres, lokal produziertes Öl auf dem Markt befindet. Um zu gleichen Wettbewerbsbedingungen mit den importierenden Ländern zu gelangen gibt es daher (noch) keine Alternative als Preisabschläge zu gewähren (Basiron, Y.; Baul, N.; Chandramohan, D. 2004: 5-6).

2.1.6. Indonesien – der Weltmarktführer

Jahrzehntelang war Malaysia unangefochten mit großem Abstand die Nummer Eins der Produzenten und Exporteure von Palmölerzeugnissen begünstigt durch die historische Entwicklung des Landes. Malaysia hatte als erstes Land das Palmöl direkt vor allem an asiatische Importeure verkauft und eigene Raffineriekapazitäten aufgebaut (Martin 2006: 216). Indonesien war in dieser Beziehung ein Nachzügler, was durch die Produktionsgeschichte des Palmöls jedoch verständlich wird. Dafür war der Aufholprozess um so beeindruckender: Bis auf wenige Unterbrechungen, z.B. während der Asienkrise, stieg die Palmölproduktion Jahr für Jahr (siehe Abbildung 2), bis im Jahr 2006 der ärgste Konkurrent zum ersten Mal überholt werden konnte. Malaysia wird jedoch auf absehbare Zeit der größte Exporteur von Palmöl bleiben, da der Eigenbedarf im Gegensatz zu Indonesien sehr gering ausfällt (IPOB 2007a: 7).

Abbildung 2: Palmölproduktion in den Jahren 1967 bis 2006

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Eigene Darstellung nach Casson 1999: 64 und IPOB 2007a: 7)

Im Jahr 2006 erreichten die Exporterlöse für Palmölprodukte die Höhe von 5, 8 Mrd. US$ für 12,1 Mio. Tonnen, im vorangegangen waren es 4,7 Mrd. US$. Die verschiedenen Erzeugnisse wurden in mehr als 150 Länder exportiert, wobei die größten Einzelimporteure von Rohpalmölerzeugnissen Indien (38 Prozent), die Niederlande (17 Prozent), Singapur (10 Prozent), Malaysia (9 Prozent), China (6 Prozent) und Andere (20 Prozent) waren. Bei dem Import verarbeiteten Palmöls lag wiederum China (22 Prozent) vor Indien (14 Prozent), Pakistan (9 Prozent), den Niederlanden (9 Prozent) und Andere (41 Prozent).

Abbildung 3: Prozentuale Exportstruktur indonesischer Palmölerzeugnisse im Jahre 2006

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Darstellung nach IPOB 2007b: 8)

Anhand der Exportstruktur (siehe Abbildung 3) erkennt man, dass neben Rohpalmöl anderes Palmöl, d.h. veredeltes Palmöl für die Nahrungsmittelindustrie, die wichtigste Rolle spielt, und Palmöl als Agrartreibstoff noch gar keine Erwähnung findet.

3. Eine Einführung zum Palmöl

In diesem Kapitel werden alle relevanten Zusammenhänge über die Ölpalme kurz erläutert, und ein Überblick über ihre Anbauhistorie in Indonesien gegeben. Inhaltlich werden die hier erwähnten einzelnen Bausteine dieses Kapitels in der späteren Argumentation zur Anwendung kommen und weisen auf mögliche Konflikte hin.

3.1. Anbaubedingungen

Die Ölpalme bevorzugt ein humid tropisches Tieflandklima, d.h.

- Regen: ein durchschnittlicher jährlicher Niederschlag von mindestens 2000mm verteilt über das gesamte Jahr mit maximal drei zusammenhängenden Monaten mit weniger als 100mm Niederschlag - das natürliche Wasserdargebot ist derzeit der wichtigste Aspekt;
- Temperatur: der maximale Temperaturkorridor liegt zwischen 29-33°C und der minimale zwischen 22-24°C;
- Sonne: mindestens fünf Stunden Sonnenschein am Tag.

Ölpalmen gedeihen auf einem breiten Spektrum von Böden: Wichtiger als das Nährstoffangebot ist jedoch der Wasserhaushalt der Böden, d.h. die Aufnahme – und Speicherkapazität.

3.1.1. Anbaugebiete: Weltweit

Auf der Basis einer Klassifikation für Wachstumsbedingungen entwickelt von der Welternährungsorganisation Food an Agriculture Organization of the United Nations (FAO) gedeihen Ölpalmen in warmen Tropen, d.h. einer Region, in der den ganzen Tag Temperaturen über 24° C herrschen und eine Wachstumsperiode von mindestens 270 Tagen im Jahr gegeben ist. Es kommen vier Regionen auf der gesamten Welt in Frage, eine davon ist Süd-Ost-Asien, d.h. u.a. Malaysia und Indonesien (Moll 1987: 24-29).

Abbildung 4: Weltweite Anbaugebiete von Ölpalmen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(FAOSTAT 2008)

Es werden derzeit in 43 Ländern der Welt Ölpalmen kultiviert (siehe Abbildung 4), wobei man mit dem Begriff der Kultivierung und den daraus hervorgegangenen Daten vorsichtig sein muss. So stammen z.B. die Bestände in Nigeria vorwiegend aus der Kolonialzeit und werden von manchen Experten aufgrund dessen als unproduktiv eingeschätzt.

3.1.2. Anbaugebiete: Indonesien

Indonesien besteht derzeit aus 33 Provinzen (siehe Abbildung 5). Begonnen hat der Anbau der Ölpalme auf Sumatra vor gut einhundert Jahren durch die niederländischen Kolonialherren. Nach der Unabhängigkeit des Landes wurde die Kultivierung der Ölpalme als entwicklungspolitisches Instrument angesehen, um auch entferntere Provinzen zu Wohlstand kommen zu lassen.

Abbildung 5: Indonesien eingeteilt in seine Provinzen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Indonesian Matters 2006)

Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf Borneo (indonesischer Teil: Kalimantan), Maluku, Irian Jaya und Sumatra Selantan gelegt. Im Jahre 1998 sah die Verteilung der Anbauflächen folgendermaßen aus:

Abbildung 6: Anbauflächen nach Provinzen im Jahr 1998

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Eigene Darstellung nach Casson 1999: 13)

Fast 79 Prozent der Anbaufläche lag im Jahr 1998 auf der Insel Java, 14 Prozent auf dem indonesischen Teil Borneos in Kalimantan, und die restlichen Prozente verteilten sich auf Sulawesi und Irian Java (siehe Abbildung 6).

3.2. Produktionssysteme

Man kann grundsätzlich drei Produktionsarten voneinander unterscheiden:

- Den Anbau durch Kleinbauern, die von semiwilden Ölpalmen ernten, d.h. Ölpalmenhaine, die als Ergebnis wechselnder Kultivierung von Regenwaldgebieten entstanden sind, werden in extensiver Weise vor allem zum Zwecke der Selbstversorgung genutzt. Diese Anbauweise ist in West Afrika sehr verbreitet.
- Die Produktion durch Kleinbauern, die Ölpalmen kultivieren: Diese Art auf Entwicklungsprogrammen basierenden Anbaus hilft die Einkommenssituation der Bevölkerung zu verbessern. Die Anbaumethoden sind modern und die Kultivierung wird durch umfassende Serviceleistungen - vor allem dem Transport und die Weiterverarbeitung unterstützt.
- Die Produktion durch Unternehmen, welche sich im Vergleich zu den Kleinbauern durch die Eigentumsverhältnisse, die durchschnittlichen Betriebsgröße, die effektiveren Managementfertigkeiten und Forschungsbemühungen unterscheiden.

3.3. Produktionsphasen und –aktivitäten

Es lassen sich zwei Produktions-/Anbauphasen von einander unterscheiden: Zum einen der Anbau- und die Wachstumsphase mit einer Dauer von drei bis vier Jahren und zum anderen die Nutz- bzw. Erntephase ab dem vierten und fünften Jahr bis maximal zum 30. Jahr. In der Anbau- bzw. Wachstumsphase werden folgende Aktivitäten notwendig:

- Begutachtung von Land und Boden: Feststellung der Gegebenheiten, um über die Anordnung der Plantage, notwendige Straßen, sowie Bewässerungs-– und Düngemitteleinsatz entscheiden zu können;
- Einrichtung einer Pflanzenschule, um die Samen zu ziehen und die jungen Pflanzen in Polyäthylenfolien großzuziehen;
- Anlegen von Terrassen, falls das Terrain dies erfordert;
- Urbarmachung der Anbaufläche, d.h. Brandrodung von bestehenden Wäldern oder anderen Nutzpflanzen, die vorher angepflanzt worden sind;
- Bepflanzung: Anlegen der erforderlichen Felder mit durchschnittlich 143 Palmen je Hektar (im Vergleich dazu, befinden sich bei extensivem Anbau maximal 75 Palmen auf einem Hektar);
- Installation eines Drainagesystems;
- Straßensystem: Etablierung einer geeigneten Infrastruktur, um die Felder für die Arbeiter zu Fuß erreichbar zu machen und für den einfachen Abtransport der Ernte;
- Pflege und Versorgung/Wartung: Austausch von Pflanzen, düngen sowie jäten.

Die Nutz- bzw. Erntephase lässt sich wiederum in zwei große Tätigkeiten unterteilen: Zum einen in die Pflege und Versorgung und zum anderen in das Ernten:

a) Pflege und Versorgung

- Freihalten der Anbauflächen und Zufahrtswege von Unkraut,
- Beschneiden der Palmen, um die Früchte kontrollieren zu können,
- Düngen,
- Bestäubung,
- Kontrolle von Krankheiten und Schädlingen und gegebenenfalls deren Bekämpfung.

b) Ernten

- Auslese der geeigneten Fruchtbündel und Ernte,
- Sammeln der Fruchtbündel und losen Früchte, um sie zur Weiterverarbeitung auf Straßen oder Schienen zu transportieren und
- Verladung auf geeignete Transportvehikel, um sie zur Weiterverarbeitung zu den Mühlen zu bringen (Moll 1987: 24-32).

3.4. Ertrag

Die Erträge unterscheiden sich natürlich durch die klimatischen Voraussetzungen, die Bodenqualität, das Produktionssystem und die Produktionsaktivitäten. Erwähnenswert ist allerdings, dass die Ölpalme im Gegensatz zu den gesamten Ölsaaten eine mehrjährige Pflanze ist, die erst ab dem vierten Jahr erntereife Früchte trägt. Ihr Produktionsmaximum erreicht sie im neunten und zehnten Jahr. Im 25. erreicht sie immer noch 60 bis 80 Prozent des Maximums, bis sie letztendlich im 30. Jahr ersetzt wird.

3.5. Wertschöpfungskette

Palmöl und Palmkernöl sind weitestgehend austauschbar mit anderen Fetten und Ölen verschiedenen Ursprungs. Palmöl enthält zu 53% gesättigte Fettsäuren und zu 47% ungesättigte Fettsäuren und unterscheidet sich damit von allen anderen genießbaren pflanzlichen Ölen, die einen höheren Anteil ungesättigter Fettsäuren besitzen.

Palmkernöl hingegen besteht aus 85% ungesättigten Fettsäuren und ist vergleichbar mit Kokosnussöl. Der Abbildung 7 kann man entnehmen, dass im Grunde genommen alles an der Ölpalme verwendet werden kann.

3.5.1. Palmöl als Lebensmittel

Die vier traditionellen Hauptnutzungszwecke von Palmöl als Produkt sind Speiseöl /Frittierfett, Butter, Margarine und Süßwarenfett. Palmöl bietet viele wünschenswerte Eigenschaften wie eine Resistenz gegen Oxidation, was die Haltbarkeit von Produkten verlängert. Bei der Herstellung von Butter oder Margarine sorgt die Eigenschaft der Kristallisierung für die gewünschte Formbarkeit und Festigkeit. Bei einer Kombination mit den festeren Bestandteilen wie dem Palmstearin können Produkte ohne den Prozess der Hydrierung erzeugt werden. Letzten Endes kann das Palmöl und Palmkernöl mit allen anderen pflanzlichen Ölen kombiniert und gemischt werden und somit für eine Vielzahl von Produkten verwendet werden, wie z.B. Mayonnaise oder Käseimitate (Basiron 2002: 7).

3.5.2. Palmöl als Nicht-Lebensmittel

Für Palmöl gibt es außerhalb des Lebensmittelbereiches weitere Anwendungsbereiche: die Herstellung von Seife und Reinigungsmitteln, pharmazeutischen Produkten, Kosmetik und oleochemischen Erzeugnissen. Obwohl Talg und Kokosnussöl die traditionellen Rohmaterialien für die Herstellung von Seife darstellen, ist das Palmöl und das Palmkernöl aufgrund der identischen Fettsäurenkomposition eine wettbewerbsfähige Alternative. Die Fettsäuren, die beim Aufspaltungsprozess entstehen, können direkt für die Herstellung von Kerzen, Kosmetika und Gummi verwendet werden, und Derivate der Fettsäure sogenannte Ester werden in der Textil- und kosmetischen Industrie, bei pharmazeutischen Anwendungen sowie der Kunststoffverarbeitung eingesetzt. Die Verwendung speziellerer Derivate wie dem Fettalkohol findet bei der Produktion von Reinigungs- –und Waschmitteln statt, und Fettamine werden in der Waschmittelindustrie als Weichmacher eingesetzt, in der Bergbauindustrie als Trennmittel und als Pestizid beim Straßenbau (Basiron 2002: 7-8).

3.5.3. Palmöl als Treibstoff

Um Palmöl als Kraftstoff verwenden zu können, kann es durch zwei unterschiedliche chemische Prozesse aufgewertet werden. Entweder wird die Umesterung genutzt, wodurch Fettsäuremethylester (FAME) entsteht oder das Palmöl wird dem Rohöl noch vor der Aufarbeitung zu Dieselkraftstoff beigemischt und durch Hydrierungsprozesse (VEBA oder NExBTL) angeglichen (WWF 2007a: 1).

[...]


[1] Österreichischer Kabarettist (1928 – 1986)

[2] Oil World ist die Referenz für weltweite, vorurteilslose Öl- und Fettprognosen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836632805
DOI
10.3239/9783836632805
Dateigröße
891 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg – Wirtschaftswissenschaften, Entwicklungspolitik
Erscheinungsdatum
2009 (Juli)
Note
2,7
Schlagworte
indonesien palmöl agrartreibstoff biodiesel kleinbauern
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Titel: Neue Energien für Indonesien?
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